[Outer Rim - Zuma-Sektor - Annaj-System - Annaj - Landeplatz der Dragoner, 20km östlich der Hauptstadt] Söldnerregiment "Marzoons Dragoner"
Rauchende Trümmer, Tod und Zerstörung war alles, was vom ehemalig so stolzen Regiment der Dragoner übrig geblieben war. Das und der klägliche Rest, den Tolor in scheinbare Sicherheit geführt hatte. Neben ihm lagen zwei der verbleibenden fünf Scouts und sahen ebenso wie Tolor durch Ferngläser auf den doch so sicheren Lagerplatz des Regiments. Tolor hörte von den beiden gemurmelte Flüche, die gleichen, die Tolor auch durch den Kopf gingen. Einzig den Ruf nach Rache unterdrückte er anders als seine beiden Begleiter. Tolor konnte sich dies nicht leisten, derzeit, musste er sich doch Gedanken um den Rest der Einheit machen. Und Rache würde nur zur Auslöschung seiner Leute führen.
Sie konnten mittlerweile keine Bewegung oder andere Lebenszeichen auf dem Schlachtfeld sehen, die Feinde hatten ganze Arbeit geleistet und waren abgerückt. Die beiden Frachter des Regiments waren ebenso zerstört wie die meisten Fahrzeuge, auch alle Abwehrsysteme waren ausgeschaltet. Die Feinde, imperiale Sturmtruppen, leicht erkennbar durch ihre weißen Rüstungen waren so schnell und gezielt über die Truppe gekommen, dass jede Gegenwehr von vornherein sinnlos gewesen war. Früher hielt er die Sturmtruppen für arrogant und dachte, dass ihre Fähigkeiten durch die Propaganda aufgebläht war. Doch jetzt wusste er es besser. Die Dragoner waren eine eine sehr erfahrenes Regiment gewesen, kampferprobt in vielen Konflikten, keiner der Söldner war ein Anfänger gewesen, doch trotz ihrer Erfahrung, trotz aller Defensivmaßnahmen, aller Sensoren, war die imperiale Elitetruppe so schnell über sie gekommen, dass fast das ganze Regiment ausgelöscht wurde, bevor sie auch nur an eine effektive Verteidigung nachdenken konnten. Tolor war zu dem Zeitpunkt im Lager gewesen und hatte an einer Strategiebesprechung teilgenommen. Als der Angriff begann, wurde er zur Verteidigung des nördlichen Parameters geschickt, dort wurde die Verteidigung größtenteils durch automatische Selbstschussanlagen erledigt. Welche allerdings kaum den ersten Feindkontakt überlebten. Erst ein Artillerieschlag, danach der Einsatz von EMP um den Rest der Anlagen auszuschalten. Und um nebenbei noch die paar noch vorhandenen, fleischlichen Wachen zu grillen. Wäre Tolor nicht erst auf dem Weg zur Verteidigungslinie gewesen und somit etwas weiter weg als der Rest, wäre er ebenso zerfetzt oder verbrannt worden. So lag er, mehr oder weniger gelähmt, zwischen den Überresten seiner Kameraden als die Sturmtruppen die ehemalige Verteidigung überrannten und jeden niedermachten, der sich bewegte. Als der letzte an ihm vorbei war, drehte Tolor unter Schmerzen den Kopf und sah ihnen bei ihrem Zerstörungswerk zu. Präzise Vorgehensweise, effizientes Töten, keine Energieverschwendung. Der feuchte Traum eines jeden Kommandeurs. Die Sturmtruppen waren alles, was einen Soldaten zu einer wahren Tötungsmaschine machte. Die ersten zerschossen mit ihren E-11ern jedweden Anflug einer Verteidigung, die nachfolgenden Soldaten töten alle, die per Zufall dem ersten Blastergewitter entkommen konnten. Tolor versuchte abzuschätzen, wieviele Trooper am Einsatz teilnahmen, doch seine Schätzungen konnten nicht stimmen, kam er doch gerade mal auf eine Kompanie. Eine Kompanie, die ein ganzes Regiment töteten, nein, abschlachteten. Nach kurzer Zeit war der Angriff beendet. Die Sturmtruppen teilten sich auf und suchten mit Sensoren nach Überlebenden, vereinzelt wurden Schüsse abgegeben. Gefangene waren nicht erwünscht.
Als ein Trupp in Tolors Nähe kam, blieb ihm nicht viel übrig als sich tot zu stellen und das Beste zu hoffen. Dank einer der Eigenschaften seiner Spezies hatten es Biosensoren schwer damit ihn aufzufinden. Und auch diesmal "übersah" die Sensorik Tolor und die Sturmtruppen gingen vorbei und keine 10 Minuten später verließ der Angreifer den Lagerplatz, nachdem sie die beiden Frachter und alles sonstige Gerät gesprengt hatten. Alles in allem hatte die Vernichtung der Dragoner keine 25 Standardminuten gedauert. Weitere 30 benötigte Tolors Körper um sich so weit zu erholen, dass er sich bewegen konnte.
Langsam erhob er sich und bewegte sich unter Schmerzen über das Schlachtfeld. Wo er auch hinsah, Tod und Zerstörung. Es dauerte eine Weile, dann kam er zum ehemaligen Fuhrpark, wo er einen kleinen Speeder fand, der noch funktionierte, ein rein ziviles Gerät, weswegen dieser die allgemeine Zerstörung überlebt hatte. Tolor machte sich auf den Weg zu seiner Truppe.
Tolors Kompanie und die Zivilisten hatten nur überlebt, weil sie zum Zeitpunkt des Angriffs nicht im Lager waren. Die Zivilisten waren wie immer, wenn das Regiment ohne Auftrag Zwischenstation auf einem Planeten machte, in einer nahe gelegenen Stadt untergebracht, bewacht von einer Kompanie, bestimmt durch das Los. Diesmal war es Tolors Kompanie, die diesen Auftrag hatte. Eigentlich war das restliche Regiment nie weit weg, doch wollten die Stadtherren nicht so viele bewaffnete in ihrer Nähe haben, also blieb dem Regiment nichts anderes übrig als einige Kilometer entfernt das Lager aufzuschlagen. Scheinbar war der Angriff nicht mit den Sicherheitskräften koordiniert gewesen, denn die Zivilisten waren nicht angegriffen oder verhaftet worden, doch zur Sicherheit hatte Tolor sie evakuiert und in einem Höhlenversteck außerhalb der Stadt untergebracht, bewacht von seinen Leuten.
Er selbst war mit den Spähern seiner Truppe und den Transportern zum Landeplatz der Frachter gefahren, hatte die Transporter in sicherer Entfernung zurückgelassen und war dann mit den Spähern weiter vorgerückt. Man musste versuchen zu retten, was zu retten war. Tolor wollte grade das Signal zum Vorrücken geben, als er über Funk von einem der anderen drei Scouts gewarnt wurde. Es schien, als wären sie nicht die einzigen "Leichenfledderer". Tolor nahm sich wieder sein Fernglas, die Scouts legten ihre Scharfschützengewehre an. Sie bemerkten drei Gestalten, die sich vorsichtig durch das Trümmerfeld bewegten. Doch konnte Entwarnung gegeben werden. Es waren drei Mann des 7. Kommandos, der kleinen Teileinheit des Regiments, die für geheime Einsätze eingesetzte wurde. Sie waren anscheinend unterwegs gewesen, als der Angriff stattfand, mit welchen Auftrag auch immer. Tolor gab sich zu erkennen und zusammen mit den Spähern begab er sich zu den Kommandosoldaten ins Lager. Gemeinsam untersuchte man das Schlachtfeld auf Überlebende und noch funktionsfähige oder wenigstens reparabele Ausrüstung. Überlebende konnten nicht mehr gefunden werden und auch nicht mehr viel Ausrüstung, einige Speeder waren noch intakt und auch ein großer Teil der Ausrüstung wie Waffen und Munition ließ sich noch verwenden, ebenso die Truhe mit allen Unterlagen und Genehmigungen, die eine Söldnertruppe im imperialen Raum benötigte, doch alles größere war zerstört. Was allerdings am schwersten wog, war dass beide Frachter gesprengt waren. Es gab also keine Möglichkeit die Leute und Ausrüstung vom Planten zu schaffen. Vielleicht bedeutete dies das Ende der Gemeinschaft. Im schlimmsten Fall hätte man alles verkaufen und die Credits aufteilen müssen. Danach hätte jeder seinen eigenen Weg vom Planeten und in ein neues Leben suchen müssen. Doch erstmal holten sie die Transporter und schafften die Ausrüstung weg. Danach kehrten sie mit Offiziellen aus der nahegelegenen Stadt zurück und man arrangierte Begräbnisse für die gefallenen Kameraden, was einen Großteil der noch vorhandenen Credits aufbrauchte und die Situation nicht grade verbesserte. Doch was waren Credits, wenn es um Mitglieder der Familie ging?
Man hatte nicht viel Zeit zum trauern. Die Behörden hatten nichts mit dem Angriff zu tun, wollten und konnten aber nicht weiterhelfen. Auch private Frachterpiloten ließen sich nicht erweichen und die Truppe hatte nicht genügend Geld um sie regulär bezahlen zu können. Also machten sich Tolor und die Mitglieder des 7. auf um an anderer Stelle Hilfe zu holen. Doch sollten sie kein Glück haben, niemand auf diesem Planeten war bereit sie in ihre Dienste zu nehmen oder ihnen wenigstens Ausrüstung abzukaufen. Scheinbar gab es auch kein organisiertes Verbrechen, jedenfalls konnten sie keine Kontakte zu einer Bande knüpfen, die die Mittel hatte, sie alle vom Planeten zu holen. Und ohne Entkommen vom Planeten gab es keine Möglichkeit die Familie zusammen zu halten.
Wochen vergingen, alles wurde knapp und noch immer gab es keinen Ausweg aus der Misere. Der mittlerweile aus Vertretern der Zivilisten gegründete Rat saß mal wieder mit Tolor als Vertreter der Söldner zusammen, um alle noch verbliebenden Möglichkeiten durchzusprechen, so wenige es auch nur noch waren. Letztendlich war jedoch nur eine Auflösung der Söldnergemeinschaft die einzig sinnvolle Lösung. Tolor wollte den Rat grade auflösen und alle zusammenrufen um die endgültige Auflösung zu verkünden, als einer der Ratsmitglieder aufstand. Es war einer der Gefangenen, die auf Questal befreit worden waren. Anders als die politischen Gefangenen war er bei den Dragoner geblieben. Scheinbar war ihm dies lieber als es erneut mit den imperialen Behörden auf Questal aufzunehmen. Anfangs eher gemieden und mit Sicherheit unter falschem Namen unterwegs hatte er es mit der Zeit geschafft durch seine ruhige und besonnene Art sich schier unentberlich zu machen. Er hatte sich mit den Resten der Verwaltung um die Rationierung der Vorräte zu kümmern, hatte als Schlichter in Streitfällen gedient und sich mit der Zeit zu einer Art Großvater der Überreste der Dragoner gemacht. Als es dann um die Bildung des Rats ging, Tolor war zwar als letzter Offizier der ranghöchste Söldner und hatte somit den Befehl über die Drangoner, wollte sich aber nicht anmaßen auch über die Zivilisten und das Zivilpersonal den Befehlshaber zu mimen, wurde der ehemalige Gefangene, bei den Dragonern bekannt als Dakn Norezsh als einer der ersten in den 7 Köpfe umfassenden Rat gewählt. Die anderen 5 neben Tolor und Dakn waren die Ärztin, der Hacker und 3 der Zivilisten. Nun also trat Dakn vor.
"Ich hoffte dies hier nicht tun zu müssen, hoffte, dass ihr einen anderen Weg findet, aber anscheinend nimmt eure Pechsträhne kein Ende, wenn ich nicht eingreife. Es hat etwas gedauert, doch ich konnte letztendlich Kontakt zu Freunden aufnehmen, die eigentlich mir helfen sollten. Doch jetzt denke ich, ich kann auch euch helfen. Ich arbeite für eine, na sagen wir mal, große Firma. So groß, dass sie über Kapazitäten verfügt uns alle von diesem Planeten zu bringen. Allerdings ist so etwas natürlich nicht umsonst. Wenn wir uns einig werden, dann ist allerdings für alles gesorgt. Ihr kommt hier weg, für die Zivilisten wird gesorgt und die Söldner haben Arbeit. Einen Exklusivvertrag mit mir sozusagen. Dieser Vertrag wird sehr gut bezahlt werden, besser als alle anderen, die eure Einheit vorher hatte. Ich bin ja für meine Rettung dankbar. Doch wird sie Klauseln enthalten, die eure bisherige Arbeit nicht beinhalteten. Was genau, dass können wir dann später noch genauer bereden, erst einmal muss ich wissen, ob ihr interessiert seid."
Er blickte in die Runde und mna konnte in den Gesichtern der anderen alles sehen, von aufkeimender Hoffnung bis hin zu Wut. Letztere brandete in Tolor auf, er sprang aus seinem Sitz auf und zog seinen Dienstblaster. Vor Anspannung zitternd richtete er diesen auf Dakn, kurz davor abzudrücken, doch dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Sie gehörte zu Zaria Risik, auch Teil des Rats und Witwe des Oberst. Sie blickte Tolor an und schüttelte nur den Kopf.
"Welche Wahl haben wir denn? Du weisst ebenso wie ich, dass wir uns trennen müssten. Und das dies für viele das Ende bedeuten würde. Keiner hat die MIttel um noch einmal neu anzufangen. Die meisten würden über kurz oder lang als Verbrecher enden. Und ich gehe mal davon aus, dass Dakn, oder wie auch immer er heißen mag, mit seiner Firma kein legales Unternehmen meint." Sie drehte sich zu Dakn um. "Welche Sicherheit können sie uns geben für unsere Leute?"
"Nun, Madam Risik, ich kann ihnen für alle Zivilisten soviel Sicherheit anbieten, wie es in dieser Galaxis gibt. Sie können neu anfangen, allein oder als Gruppe. Sie werden von uns auf einen netten, vom Krieg unberührten Planeten gebracht werden. Sollte gewünscht werden, dass ihre Gruppe zusammenbleiben soll, so werden wir sie als Ganzes unterbringen. Sie werden alle ein normales Leben führen können. Doch dafür müssen ihre Söldner halt Dienste leisten. Was genau, dass regeln wir noch, wenn wir hier weg sind. Für den Abtransport sorge ich und dafür schuldet ihr mir einen Dienst, mehr erst einmal nicht. Den Vertrag handeln wir dann unterwegs aus."
Tolor sah "Dakn" in die Augen. Er wusste, sie hatten keine Wahl. Doch ebenso wusste er, dass sie sich damit in eine Situation begeben würden, aus der sie nur schwer wieder herauskommen würden. Allerdings konnten sie, wenn der Dienstvertrag gut ausgehandelt würde, sehr viel gewinnen. Keine Gefahr für die Familien, beständige Arbeit und Arbeitgeber, das waren Punkte, die alles bedeuten, was sich Söldner auch nur wünschen konnten. WENN der Vertrag gut war. Doch jetzt.....? Er sah sich jeden einzelnen der Ratsmitglieder an, bis er von jedem die Antwort auf die stumm gestellte Frage bekam.
"Gut, Dakn, einen Dienst für unseren Abtransport nach....?" Er sah Dakn an. "Ord Mantell", war dessen kurze Antwort. "Ord Mantell, also. Der Deal steht. Alles weitere dann an Bord. Ich nehme an, der Aufbruch soll so schnell als möglich ablaufen? Dann lasst uns alle zusammenrufen und ihnen mitteilen, dass wir hier wegkommen und Arbeit haben, die Dragoner sind wieder unterwegs."
"Die Dragoner gibt es nicht mehr, die sind auf diesem Planeten ausgelöscht worden, die müssen hier ALLE gestorben sein", stellte Dakn fest.
Zaria sah ihn an, danach Tolor. "Wir haben alle bei diesem Angriff jemanden verloren, alle haben großes Leid ertragen müssen. Und wir werden noch mehr Leid ertragen müssen. Für mich klingt es, als wären wir verflucht, verdammt dazu zu leiden und zu leben. Warum also nicht unser Schicksal auf die Fahne schreiben? Die Dragoner sind untergegangen, außer in unseren Herzen, die Verfluchten werden Annej verlassen."
"Also die Verfluchten. Wir fliegen nach Ord Mantell und arbeiten für...?"
Dakn stand auf und neigte leicht den Kopf. "Für die Black Sun, meine Freunde. Ich, Count Ar'aru Ruc, heiße euch in der Familie der schwarzen Sonne willkommen."
[Outer Rim - Zuma-Sektor - Annaj-System - Annaj - Höhlensystem 50km westlich der Hauptstadt] Überreste der Dragoner