Umeas
Abtrünniger Sith Darth Hybris, Twink von Vorn Meri
[Weltraum "F5" - Sternzerstörer aus der Zeit des Sith Imperiums - Cantine - Hybris und Duh(NPC)]
Dass das Thema wieder Mola sein würde, war eigentlich ein willkommener Zufall. Nur Hybris Instinkte wollten sich nicht mit ihm beschäftigen und das ließen sie ihn auch wissen. Er ignorierte jedoch den nervigen Stachel im Gehirn.
„Du musst dich viel mit ihm beschäftigt haben, wenn du sogar eine seiner Rüstungen trägst.“
„Ich? Seine? Anders herum. Er trägt inzwischen meine. Ich hab ein Fabel für … na sagen wir primitive Kleidung. Wie gesagt: Mauern aufbauen. Die Rüstung gibt mir das Gefühl von … kA, fragt mein Unterbewusstsein. Ich mag sie auf jeden Fall und nach einer Weile wollte Mola sie auch. Wir haben getauscht. Ich durfte mich hier nieder lassen und bekam Essen und Trinken, er bekam meine Ersatzrüstung.“
„Wann bist du ihm wie begegnet?“ hakte Hybris sofort nach, kaum war die letzte Silbe über die Lippen des anderen Mannes geflossen.
„Gleich am Anfang. Er war quasi mein Empfangskomitee.“
Der Sith nickte hier und da und machte sich gleichzeitig gedankliche Notizen. Nicht aber zu dem, was er ihm gerade sagte, sondern zu den Verhaltensweisen des gerüsteten Mannes. Über allem hing ein Schleier der Gleichgültigkeit und Sinnlosigkeit. Doch durch diese Wolken stachen hier und da Bergspitzen aus Neugier und dem Willen, sich irgendwem mitzuteilen. Dafür sprach auch die Art wie der Mann redete. Nie stockte er. Jedes Wort und damit jeder Satz war inklusive Betonungen, so Hybris Vermutung, unzählige Male aufgesagt worden, als hätte Duh sich schon vor langer Zeit auf dieses Gespräch vorbereitet. Er empfand beim Erzählen keine Freude in dem Sinne, doch gelangweilt war er dabei auch nicht. Hybris konnte die von Duh ausgehenden Emotionen nicht recht deuten, doch er vermutete einen Mix aus „sekundären Gefühlen“. Wenn Wut und Liebe „primär“ waren, dann war „Sarkasmus“ und „Langeweile“ sekundär und aus letzteren bestand seine Gefühlswelt gerade. Und so wie man die Farbe Rot leicht von Grün unterscheiden konnte und man schon länger überlegen musste, wollte man Karmesinrot nicht mit Weinrot verwechseln, so war es auch schwierig die sekundären Gefühle richtig zu interpretieren. Für den Moment wollte Duh wohl einfach nur seinen einstudierten Monolog abspulen und Hybris würde es zulassen, darauf hoffend irgendetwas nützliches zu erfahren. Aber er bedachte dabei auch, dass diese Erzählung von vorn bis hinten durchstrukturiert war und konstruiertes vermitteltes Wissen war immer mit Vorsicht zu genießen.
„Dann hat er dir sicherlich gleich ein Ohr abgekaut oder?“
„Ihr kennt ihn ja scheinbar. Ja, hat er. Wollte am Anfang noch höflich sein und zuhören, doch irgendwann habe ich den Faden verloren und es aufgegeben.“
„Und dann bist du wo aufgewacht?“
„Aufgewacht? Wie? Na ja nein, so langweilig war es nun auch nicht, dass ich davon einschlafe. Hab halt nur weg gehört.“
„Mola hat die Fähigkeit seine Zuhörer mit seinem Gequatsche zu hypnotisieren.“
„Ah … ich habe schon vermutet, dass er einer von euch ist. So wie er aussieht.“
„Er ist kein Sith oder überhaupt Machtnutzer. Der Executor, der Typ der auf dem Wagen liegt, der hat mit der Truppe dort unten herumexperimentiert. Vielleicht...“
„...hat er dadurch die Fähigkeit erhalten. Ja, hm, okay. Na wie dem auch sei. Hat bei mir nicht funktioniert.“
„Dann scheinst du wirklich sehr gut im nicht zuhören zu sein.“
„Uuuuuh, das tat weh. Jaja, ich bin selbst Schuld an meiner Einsamkeit.“
„Darauf-“
„...kleiner Spaß. Also. Wo ihr es gerade erwähnt: Dieser sogenannte Executor. Der sah bzw. sieht ziemlich tot aus. Der bewegt sich aber. Haben die ihn zu so ne Art Droide mit Fleischpanzer gemacht? Hab gefragt, aber selbst Mola wollte mir nix erzählen.“
„Er ist ein Sith Spawn. Noch nie davon gehört? Ich dachte du kennst dich so gut mit Sith aus.“
„Äh … ne. Mein Interesse hat sich verabschiedet, als ich den Entschluss gefasst habe diese Galaxis zu verlassen. Da ich auch selber keine Macht nutzen kann … wozu der Aufwand auch noch das letzte eurer Geheimnisse aufzudecken... dann … lebt der also?“
„Nein. Er ist tot bzw. untot. Durch Sith Alchemie beweglich gehalten, obwohl kein wacher Geist mehr in ihm steckt. Er tut, was auch immer ihm befohlen worden ist und die Truppe dort unten hält ihn zusammen.“
„Sith Alchemie … was für ein Teufelszeug. Untote … ja … davon habe ich auch schon gelesen. Das gibt es echt? Dachte es wären immer nur Holonet-Fälschungen gewesen. Ihr wisst schon … gibt ja nichts, was es im Holonet nicht gibt und dreiviertel davon ist gefaket.“
„Diese Geschichte ist aber wahr.“
Duh nickte und senkte den Blick, wobei er leicht die Stirn runzelte und offenbar nachdachte. Hybris nutzte die Stille ebenfalls um nachzudenken, sah dabei aber an seinem Gesprächspartner vorbei. Direkt hinter diesem stand eine niedrige Kiste am Ende des langen Tisches und davor Konservendosen und Flaschen. Das Licht des Korridors reichte gerade so aus, um eine durchsichtige Flüssigkeit erkennen zu lassen, die wohl Wasser war. Als er dies sah, fragte Hybris sich kurz, woher die hier eigentlich ihr Wasser herbekamen. Gab es auf solchen Schiffen Aufbereitungsanlagen?
„Tja. Gut. Ihr wisst nun also was ich hier tue … und was tut ihr hier? Urlaub?“
Ein kurzes wie schwaches Lächeln zupfte an den Mundwinkeln des Lords, der daraufhin den Kopf schüttelte.
„Nein. Mein Eigentum zurück holen. Das Schiff, die Besatzung und sonst alles was zu dem Executor und dieser Truppe dort unten gehört. Auf dieses Szenario war ich jedoch nicht vorbereitet. Ich muss noch all die Puzzleteile zusammenfügen.“
„Puzzleteile?“
„Du warst bei ihnen. Hast gesehen was sie machen?!“
„Ja. War wochenlang bei ihnen und hab mir alles angeschaut.“
„Und WAS machen sie dort WIESO?“
„Keine Ahnung. Deshalb habe ich ja aufgehört. Hat sich mir nicht erschlossen.“
„Exakt.“
„Ach das soll ein Puzzleteil sein?“
„Auch.“
„Was denn noch? Ich habe mich auf dem Schiff umgesehen. Na ja … in letzter Zeit nicht mehr, aber da gab es nicht viel. Also bis auf diesen ganzen gesperrten Bereiche.“
„Gibt genug, was ich so in den letzten Stunden gesehen habe.“
„Aha?“
Hybris hatte nicht vor dem Typen alles zu erzählen. Noch war er kein Diener. Da sie das Thema „Psychische Verfassung von Duh“ überraschend schnell hatten wechseln können, hatte auch Hybris Gift keine Chance mehr gehabt den Mann umzuwandeln. Es wirkte noch, doch ohne neuen Input von Außen und in Bewegung gebrachte Gedanken von Innen würde es noch ewig brauchen. Ewig im Sinne von Tage und Wochen. Hybris wollte aber JETZT einen neuen Diener haben.
„So wenig wie du mir alles sagen wirst, so wenig werde ich dir alles erzählen. Du bist schließlich nur irgend so ein Typ mit einer Rüstung, der genau so gut eine Puppe von Mola sein könnte.“
„Tja … kann schon sein. Dann eben nicht und da ich vielleicht für Mola arbeite, solltet ihr mir vielleicht gar nichts mehr erzählen.“
Er arbeitete zwar nicht für den Umbaraner, doch brachte er dem schwatzhaften Mann auch nicht genug Misstrauen entgegen. Im Prinzip löste das Thema Mola überhaupt keine Reaktion in ihm aus, während Hybris dabei ganz unruhig wurde. War es einfach nur Ignoranz oder nur ein Resultat der Depression? Würde er auf einen Rancor ähnlich reagieren?
„Nein, tust du nicht. Themawechsel. Gehen wir davon aus, du kommst von hier runter. Geht es dann weiter Richtung Rand der Galaxis?“
„Tue ich nicht?“ fragte Duh sarkastisch und lächelte auch entsprechend, schüttelte den aufgesetzten Witz dann jedoch ab, um daraufhin ernst zu antworten:
„Ja, dann geht es weiter.“
„Du weißt schon, was das bedeutet?“
„Äh … ja … na ja … unerforschtes Gebiet? Neue, noch nie gesehene Welten und so?“
„Du brauchst im besten Falle Monate um unsere Galaxis zu durchqueren und das auch nur, weil wir Hyperraumrouten benutzen können, die IRGENDWER erst entdecken und eintragen musste. Um zur nächsten Galaxis zu kommen musst du erst einmal... Jahre, vielleicht Jahrzehnte durch das leere All reisen und wenn du dann angekommen bist...“
Da sich beide Männer direkt in die Augen sahen, konnte Hybris die unerwartete Erkenntnis in ihm aufleuchten sehen. Als Duh dann schließlich nach einiger Verzögerung sprach, hatte sich das neue Wissen bereits in seine Worte eingenistet.
„So betrachtet … könnte ich vielleicht doch ein bisschen mehr Lesestoff gebrauchen... ihr habt nicht zufällig die Bibliothek von Coruscant auf eurem Bordcomputer?“
„Zufällig nicht.“
Hybris hob seine rechte Hand und hielt seinen Daumen so, als würde er ein Pad halten. Dieses imaginäre Teil legte er daraufhin auf das echte von Duh und lehnte sich danach wieder zurück.
„Stattdessen habe ich einen Kontrakt, einen Job zu vergeben.“
Duh starrte erst das nicht existierende Pad an, dann Hybris Hand, die immer noch erhoben war, als hielte sie den Arbeitsvertrag. Der gerüstete Mann runzelte erneut die Stirn und man konnte den gerade stattfindenden Denkprozess regelrecht in seinem glatten Gesicht ablesen. Schlussendlich nickte er langsam. So langsam, dass die noch vorherrschenden Zweifel darin sichtbar wurden.
„Gut … gehen wir davon aus, dass ich vielleicht, möglicherweise interessiert wäre. Was könnt ihr mir besseres anbieten...“
„... als Jahrzehnte zwischen den Galaxien umherzufliegen? Nur mit sich selbst und vielleicht einem Droiden als Gesprächspartner?“
„So wie ihr das ausdrückt... ja, was?“
„Du arbeitest für mich. Als eine Art Mädchen für alles. Ich werde in naher Zukunft eine alte Basis von mir reaktivieren. Die muss erst einmal neu aufgebaut, ausgestattet und dann mit Personal besetzt werden. Viel Arbeit und kaum ein Handgriff ähnelt einem anderen. Du musst Leute ausbilden, einweisen und überwachen bzw. überwachen lassen.“
„Ich bin kein Anführer.“
„Ich suche einen Analytiker und Befehlsgeber, keinen heldenhaften Anführer. Du sollst alles kalt berechnend anpacken. Egal mit wie vielen Menschen und Nicht-Menschen du zu tun haben wirst, die im Übrigen alle Verbrecher und Illegale sein werden, du wirst sie wie Objekte behandeln. Du arbeitest für einen Sith. Den emotionalen Teil überlässt du mir.“
„Tja, dumm. Ich habe aber Moralvorstellungen. Ich werde keine Unschuldigen ermorden oder dabei helfen und falls ihr Massenmörder und Vergewaltiger einstellt, dann mache ich da nicht mit.“
„Du würdest die Leute einstellen. Man kann auch ein Massenmörder sein und trotzdem im Recht sein, trotzdem gerecht gehandelt haben.“
„Das wiederum stimmt. Gut. Damit könnte ich mich arrangieren. Dann gelten aber meine Moralvorstellungen. Nicht eure, auch wenn ihr der Boss seid. Ihr wisst wie sehr ihr mich am Arsch lecken könnt. Bin ich erst einmal drin, habe ich überall meine Pfoten im System, dann würde es euch äußerst viel kosten, würdet ihr mich doch absetzen wollen. Also überlegt es euch gut.“
„Mir das jetzt so zu sagen...“
„Ist unklug? Ach was. Ich sehe mich bereits als eingestellt und es ist doch wohl mein Job euch die Wahrheit zu sagen. Oder wollt ihr lieber Dinge hören, die euch gefallen? Also in der Hinsicht kann ich mich anpassen und euch in euren Sitharsch kriechen.“
Hybris grunzte, dann grinste er.
„Gefällt euch, was? Gut. Ich glaube wir kommen miteinander aus. Aber wehe ihr langweilt mich auf dieser Basis zu Tode. Dann sorge ich selber für Spaß und Spannung und jage alles hoch.“
„Das kriegen wir hin. Wie sehr muss ich mich davor fürchten, dass ihr eure Furcht entdeckt?“
Diese Frage ließ Duh zögern, dann eine Augenbraue heben und schließlich sarkastisch grinsen.
„Furcht entdeckt? Komische Wortwahl. Ich fürchte nur, dass ich kurz vor meinem Tod, also eine Sekunde davor, doch noch meinen Lebenswillen finde und zu überleben versuche, während es schon zu spät ist. Alles andere ist mir egal. Hatte ich schon die Giftkapsel erwähnt, die ich immer mit mir herumtrage? Fehlender Lebenswille heißt ja nicht, dass ich zwangsläufig langsam sterben muss.“
Hybris Augen verengten sich kurz, weil er die letzte Enthüllung als eine Art Eingeständnis interpretierte, dass Duh doch noch am Leben hing. Doch die Macht offenbarte die übliche Gleichgültigkeit. Der Mann würde lieber schnell und schmerzlos als langsam und qualvoll sterben, doch am fehlenden Willen hatte sich nichts geändert. In der Hinsicht war Duh absolut konsequent.
„Dann wirst du kein Problem mit dem Arbeitsplatz haben. Er befindet sich auf der Oberfläche des Kerns eines Gasriesen, der fern jedes Sternensystems durch die Leere fliegt. Sollten die Antischwerkraftprojektoren ausfallen, ihr würdet in weniger als einer Minute nicht viel mehr als Biomasse zwischen Gesteinsschichten sein.“
„Das ist mal unkonventionell. Eine Geheimbasis, wie? Damit euch eure Sith Freunde nicht finden können, was? Gut, meinetwegen. Passt irgendwie zu meinem Leben und außerdem reizt mich dieses der Gravitation trotzen. Hah, fick dich Gravitation!“
„Gut gut … da all das hier viel zu schnell geht, müssen wir aber noch was machen. Etwas, damit ich sicher sein kann.“
„Hm? Ahh. Ihr sprecht von eurer … na … dieses Machtding. Ihr wisst wann jemand lügt oder?“
„Exakt. Ich stelle Fragen, du antwortest und wenn alles der Wahrheit entspricht, dann bist du eingestellt.“
„Eine Bedingung. Wenn ich den Test bestehe, dann will ich auch noch ein paar Fragen stellen. Ich kann zwar keine Gedanken lesen, aber trotzdem.“
„Einverstanden.“
„Dann los.“
Duh entknotete seine Beine und richtete sich vollständig auf Hybris aus, die Hände im Schoß gefaltet, der Gesichtsausdruck übertrieben ernst und sein Blick an die Lippen des Lords geheftet. Der lehnte sich ein Stück weit zurück und nutzte diese zwei Sekunden um seine Fragen zu ordnen.
„Erstens: Wie wichtig ist dir Loyalität?“
„Bisher habe ich noch jede Vereinbarung eingehalten und jedes Versprechen gehalten. Sofern ich mich erinnert habe. Bin auch bei meinen Arbeitgebern geblieben, selbst wenn man mich abwerben wollte und mit mehr Geld gelockt hat. Denke also … Loyalität ist mir sehr wichtig.“
„Du hast noch nie irgendwen verraten?“
„Verrat … hartes Wort. Hm … na ja, ich habe mich wie glaube ich jeder Bürger der Republik für ne gewisse Zeit verpflichten lassen. Hab also im Militär gedient. Irgendwann hat man mir dann Befehle erteilt, die gegen meine Moral waren und da habe ich dann eben nicht mitgezogen. Hab mich verweigert. Falls das als Verrat gilt, dann ja, dann habe ich den verübt. Bin aber halt kein Freund davon unbeteiligte Unschuldige abzuknallen.“
Duh zuckte mit den Schultern. Hybris gefiel die Antwort natürlich nicht, wollte aber auch noch nicht aufgeben.
„Wenn du also GLAUBST, dass etwas falsch ist, dann tust du es nicht? Es zu glauben reicht? Du erkennst die Weisheit und das Wissen anderer dann nicht an? Deine Sichtweise ist die Absolute?“
„Hehe... ja, die Frage musste ja kommen. Nein, so ist es auch wieder nicht. Ich weiß, dass ich nicht alles weiß. Ich respektiere Wissen und auch Ränge. Dieser Wichser von Kommandant hat aber blinde Loyalität erwartet. Ich sollte handeln und nicht nachdenken.“
„Man hat nicht immer Zeit für Diskussionen.“
„Das erkenne ich auch an. Deshalb bin ich ausgetreten, nachdem der Einsatz vorbei war. Hab nicht auf die Zivilisten gefeuert, sondern absichtlich daneben. Hat keiner gemerkt.“
„Dann bist du der Konfrontation aus dem Weg gegangen?!“
„Lord … äh … habt ihr euch eigentlich vorgestellt? Ich hab euren Namen vergessen.“
„Darth Hybris.“
„Äh … ernsthaft? So viel Selbstironie und Kritik hätte ich euch, also euch Sith, gar nicht zugetraut.“
„Das ist ein anderes Thema.“
„Oh, richtig. Okay. Lord Hybris. Ich bin der SINNLOSEN Konfrontation aus dem Weg gegangen. Was hätte ich tun sollen? Mich offen weigern? Dann wäre ich in den Arrest gekommen. Den Typen abknallen? Selbes Ergebnis, nur für längere Zeit. Diskutieren? Dito. Ich kann die Sichtweise der Armee nicht ändern und habe nicht die Energie um es als Zivilist zu tun, weil das dann ja ewig dauert und wahrscheinlich nie funktioniert hätte. Also bin ich gegangen. Falls ihr das als feige oder dämlich anseht, dann sollten wir doch nicht zusammen arbeiten.“
„Die Antwort reicht mir.“
Das tat sie tatsächlich. Als Sith wünschte er sich natürlich jemanden, der amoralisch war und ohne zu zögern Kinder und schwangere Frauen nieder schoss. Doch war Duh scheinbar loyal genug, um diesen Missstand ausgleichen zu können und sein Sinn für Gerechtigkeit schien … formbar zu sein. Dank seiner psychischen Probleme und selbstgeschaffenen Isolation würde Hybris diese Manipulation höchstwahrscheinlich auch gelingen. Deshalb reichte die Antwort.
„Zweitens: Ich ermorde vor deinen Augen einen Unschuldigen. Du weißt mit absoluter Sicherheit, dass er oder sie unschuldig ist und das dieser Mord keinerlei Zweck erfüllt. Er war willkürlich, völlig sinnlos und es würde sich wiederholen. Hast du ein Problem damit?“
„Ihr ermordet einfach so irgendwen? Grundlos?“
„Gehe davon aus, dass es so ist.“
„Eine nicht zweckgebundene Ermordung? Tut mir leid, aber so irrational kann nicht einmal ein Sith sein.“
„Und wenn es mich nur belustigt? Wenn es Spaß macht?“
„Das lehne ich ab. Ein Leben ist mehr wert als es nur für den Spaß zu opfern.“
„Inwiefern mehr?“
„Ihr könntet diesen Unschuldigen für euch arbeiten lassen und womöglich gar seinen Wert erhöhen. Aber zumindest mehr raus holen, als würdet ihr ihn töten. Falls ihr nicht so rational denken könnt, dann haben wir keine Zukunft.“
„Und du würdest mich sogar zu töten versuchen?!“
„Ja. Das wäre dann wieder dieser Teil mit dem Selbsterhaltungstrieb. Wenn ihr schon irgendwen Bedeutungslosen willkürlich tötet, wie viele Chancen habe dann ich, der euch gefährlich werden kann? Nene. Das fangen wir gar nicht erst an.“
„Reicht. Drittens: Hast du noch irgendwelche Verwandten oder Bekannten mit denen dich so starke Bande verbinden, dass du sie höher stellen würdest als die Loyalität zu mir?“
„Ob ich mich also für sie und gegen euch entscheiden würde, wenn es dazu kommt?“
„Ja.“
„Hm. Darüber muss ich erst nachdenken.“
Das tat er und er war dabei ziemlich ehrlich, denn er brauchte mehrere Minuten. Währenddessen spielte sich auf seinem Gesicht kaum was ab, wenn man mal von den Augen absaß, die imaginären Bildern zu folgen schienen. Irgendwann war die Stille dann so langanhaltend, dass Hybris an Duh vorbei griff und sich das Pad nahm. Sein Gegenüber sah das, sagte aber nichts dazu. Das was er sich da gerade durchlas war in der Tat das, was Duh zuvor behauptet hatte. Es ging um den Reaktor des Schiffes und wie man ihn zusammenbauen musste. Die gezeigte Abbildung verspottete all jene, die sich für witzig hielten, wenn sie behaupteten nur Bücher mit vielen Bildern lesen zu wollen. Denn es als einfach und verständlich zu bezeichnen … nun, nichts könnte weiter davon entfernt sein. Hybris musste sich gerade eingestehen, dass er davon gar nichts verstand und das Duh deutlich mehr Geduld besaß, als er jemals haben könnte, da antwortete der Gerüstete.
„Nein, gibt es nicht. Meine Mutter ist tot, mein Vater so gut wie und ein Wichser, der es nicht wert ist, dass ich auch nur an ihn denke. Meine Geschwister sind genau so kaputt wie ich und unsere Beziehung deshalb entsprechend nicht existent. Sogenannte Freunde habe zwar sogar ich, doch ich bezeichne sie aus gutem Grund als „sogenannte“. Scheiß auf sie. Nein, keine Bande und mein letzter Boss ist so tot wie seine Firma. Also keine offengebliebenen Bande und Versprechungen.“
„Praktisch. Gut. Letzte Frage: Du hast keinen Lebenswillen und doch willst doch wohl selbst du etwas haben und sei es nur einen Teleport in die andere Galaxis oder wer weiß wohin. Irgendetwas, egal wie lange es dich am Ende beschäftigt halten kann. Was wäre das? Denn neben deiner Bezahlung in Credits gewähre ich meinen Untergebenen besondere Boni, um sie daran zu erinnern, dass es gute Gründe gibt für mich zu arbeiten.“
„Gute Gründe... hah... ihr meint neben „überleben zu wollen?“
„Die gibt es bei mir nicht. Entweder sie versprechen sich etwas davon oder sie sind schlichtweg loyal. Ach, oder sie sind seelenlos. Droiden und dergleichen. Die drei Typen gibt es.“
„Keine Sklaven? Ein Sith ohne Sklaven? Wo gibt es denn so was?“
„Die Fragestunde kommt hier nach. Deine Antwort?“
„Ja, schon gut. Ach … weiß nicht. Ich habe mich zwar in meiner Situation eingerichtet, aber einen Sinn im Leben hätte ich schon gerne. Kennt ihr das? Ihr schaut auf etwas oder denkt an etwas und wollt es um alles in der Welt besitzen?“
„Kenne ich.“
„Eben. Ich aber nicht. Geht mir nicht darum, dass ich deshalb morden will, aber … na ja … ein bisschen Feuer im Herzen kann doch wohl nicht schaden.“
„Damit nicht mehr allein Neugier dein Antrieb ist.“
„Genau. Scheiße, ich habe genug Geduld für ein gesamtes Schiff, aber selbst ich zerbreche an diesen verfickten Reperaturkram. Jedes mal wenn ich mir das wieder antue und weiter lese, wächst in mir das Bedürfnis die Giftkapsel zu nehmen. Wenn ich aber Leidenschaft habe, dann kann ich das ertragen.“
„Leidenschaft … in einem Menschen, der kein Psychopath ist. Das kriege ich hin.“
„Aber ohne mich zu verkrüppeln, wenn ich bitten darf.“
„Ohne das. Ja, gut, akzeptiert.“
„Ach ja? Wars das dann? Darf ich jetzt fragen oder habe ich irgendwo gelogen?“
Auf die letzte Frage hin lehnte sich Hybris, der sich zwischenzeitlich doch wieder vorgebeugt hatte, erneut zurück und mimte den Emotionslosen. Duh hatte nicht gelogen. An keiner Stelle. Doch was dies für Konsequenzen hatte, darauf musste der Lord jetzt erst kommen...
[Weltraum "F5" - Sternzerstörer aus der Zeit des Sith Imperiums - Cantine - Hybris und Duh(NPC)]
Dass das Thema wieder Mola sein würde, war eigentlich ein willkommener Zufall. Nur Hybris Instinkte wollten sich nicht mit ihm beschäftigen und das ließen sie ihn auch wissen. Er ignorierte jedoch den nervigen Stachel im Gehirn.
„Du musst dich viel mit ihm beschäftigt haben, wenn du sogar eine seiner Rüstungen trägst.“
„Ich? Seine? Anders herum. Er trägt inzwischen meine. Ich hab ein Fabel für … na sagen wir primitive Kleidung. Wie gesagt: Mauern aufbauen. Die Rüstung gibt mir das Gefühl von … kA, fragt mein Unterbewusstsein. Ich mag sie auf jeden Fall und nach einer Weile wollte Mola sie auch. Wir haben getauscht. Ich durfte mich hier nieder lassen und bekam Essen und Trinken, er bekam meine Ersatzrüstung.“
„Wann bist du ihm wie begegnet?“ hakte Hybris sofort nach, kaum war die letzte Silbe über die Lippen des anderen Mannes geflossen.
„Gleich am Anfang. Er war quasi mein Empfangskomitee.“
Der Sith nickte hier und da und machte sich gleichzeitig gedankliche Notizen. Nicht aber zu dem, was er ihm gerade sagte, sondern zu den Verhaltensweisen des gerüsteten Mannes. Über allem hing ein Schleier der Gleichgültigkeit und Sinnlosigkeit. Doch durch diese Wolken stachen hier und da Bergspitzen aus Neugier und dem Willen, sich irgendwem mitzuteilen. Dafür sprach auch die Art wie der Mann redete. Nie stockte er. Jedes Wort und damit jeder Satz war inklusive Betonungen, so Hybris Vermutung, unzählige Male aufgesagt worden, als hätte Duh sich schon vor langer Zeit auf dieses Gespräch vorbereitet. Er empfand beim Erzählen keine Freude in dem Sinne, doch gelangweilt war er dabei auch nicht. Hybris konnte die von Duh ausgehenden Emotionen nicht recht deuten, doch er vermutete einen Mix aus „sekundären Gefühlen“. Wenn Wut und Liebe „primär“ waren, dann war „Sarkasmus“ und „Langeweile“ sekundär und aus letzteren bestand seine Gefühlswelt gerade. Und so wie man die Farbe Rot leicht von Grün unterscheiden konnte und man schon länger überlegen musste, wollte man Karmesinrot nicht mit Weinrot verwechseln, so war es auch schwierig die sekundären Gefühle richtig zu interpretieren. Für den Moment wollte Duh wohl einfach nur seinen einstudierten Monolog abspulen und Hybris würde es zulassen, darauf hoffend irgendetwas nützliches zu erfahren. Aber er bedachte dabei auch, dass diese Erzählung von vorn bis hinten durchstrukturiert war und konstruiertes vermitteltes Wissen war immer mit Vorsicht zu genießen.
„Dann hat er dir sicherlich gleich ein Ohr abgekaut oder?“
„Ihr kennt ihn ja scheinbar. Ja, hat er. Wollte am Anfang noch höflich sein und zuhören, doch irgendwann habe ich den Faden verloren und es aufgegeben.“
„Und dann bist du wo aufgewacht?“
„Aufgewacht? Wie? Na ja nein, so langweilig war es nun auch nicht, dass ich davon einschlafe. Hab halt nur weg gehört.“
„Mola hat die Fähigkeit seine Zuhörer mit seinem Gequatsche zu hypnotisieren.“
„Ah … ich habe schon vermutet, dass er einer von euch ist. So wie er aussieht.“
„Er ist kein Sith oder überhaupt Machtnutzer. Der Executor, der Typ der auf dem Wagen liegt, der hat mit der Truppe dort unten herumexperimentiert. Vielleicht...“
„...hat er dadurch die Fähigkeit erhalten. Ja, hm, okay. Na wie dem auch sei. Hat bei mir nicht funktioniert.“
„Dann scheinst du wirklich sehr gut im nicht zuhören zu sein.“
„Uuuuuh, das tat weh. Jaja, ich bin selbst Schuld an meiner Einsamkeit.“
„Darauf-“
„...kleiner Spaß. Also. Wo ihr es gerade erwähnt: Dieser sogenannte Executor. Der sah bzw. sieht ziemlich tot aus. Der bewegt sich aber. Haben die ihn zu so ne Art Droide mit Fleischpanzer gemacht? Hab gefragt, aber selbst Mola wollte mir nix erzählen.“
„Er ist ein Sith Spawn. Noch nie davon gehört? Ich dachte du kennst dich so gut mit Sith aus.“
„Äh … ne. Mein Interesse hat sich verabschiedet, als ich den Entschluss gefasst habe diese Galaxis zu verlassen. Da ich auch selber keine Macht nutzen kann … wozu der Aufwand auch noch das letzte eurer Geheimnisse aufzudecken... dann … lebt der also?“
„Nein. Er ist tot bzw. untot. Durch Sith Alchemie beweglich gehalten, obwohl kein wacher Geist mehr in ihm steckt. Er tut, was auch immer ihm befohlen worden ist und die Truppe dort unten hält ihn zusammen.“
„Sith Alchemie … was für ein Teufelszeug. Untote … ja … davon habe ich auch schon gelesen. Das gibt es echt? Dachte es wären immer nur Holonet-Fälschungen gewesen. Ihr wisst schon … gibt ja nichts, was es im Holonet nicht gibt und dreiviertel davon ist gefaket.“
„Diese Geschichte ist aber wahr.“
Duh nickte und senkte den Blick, wobei er leicht die Stirn runzelte und offenbar nachdachte. Hybris nutzte die Stille ebenfalls um nachzudenken, sah dabei aber an seinem Gesprächspartner vorbei. Direkt hinter diesem stand eine niedrige Kiste am Ende des langen Tisches und davor Konservendosen und Flaschen. Das Licht des Korridors reichte gerade so aus, um eine durchsichtige Flüssigkeit erkennen zu lassen, die wohl Wasser war. Als er dies sah, fragte Hybris sich kurz, woher die hier eigentlich ihr Wasser herbekamen. Gab es auf solchen Schiffen Aufbereitungsanlagen?
„Tja. Gut. Ihr wisst nun also was ich hier tue … und was tut ihr hier? Urlaub?“
Ein kurzes wie schwaches Lächeln zupfte an den Mundwinkeln des Lords, der daraufhin den Kopf schüttelte.
„Nein. Mein Eigentum zurück holen. Das Schiff, die Besatzung und sonst alles was zu dem Executor und dieser Truppe dort unten gehört. Auf dieses Szenario war ich jedoch nicht vorbereitet. Ich muss noch all die Puzzleteile zusammenfügen.“
„Puzzleteile?“
„Du warst bei ihnen. Hast gesehen was sie machen?!“
„Ja. War wochenlang bei ihnen und hab mir alles angeschaut.“
„Und WAS machen sie dort WIESO?“
„Keine Ahnung. Deshalb habe ich ja aufgehört. Hat sich mir nicht erschlossen.“
„Exakt.“
„Ach das soll ein Puzzleteil sein?“
„Auch.“
„Was denn noch? Ich habe mich auf dem Schiff umgesehen. Na ja … in letzter Zeit nicht mehr, aber da gab es nicht viel. Also bis auf diesen ganzen gesperrten Bereiche.“
„Gibt genug, was ich so in den letzten Stunden gesehen habe.“
„Aha?“
Hybris hatte nicht vor dem Typen alles zu erzählen. Noch war er kein Diener. Da sie das Thema „Psychische Verfassung von Duh“ überraschend schnell hatten wechseln können, hatte auch Hybris Gift keine Chance mehr gehabt den Mann umzuwandeln. Es wirkte noch, doch ohne neuen Input von Außen und in Bewegung gebrachte Gedanken von Innen würde es noch ewig brauchen. Ewig im Sinne von Tage und Wochen. Hybris wollte aber JETZT einen neuen Diener haben.
„So wenig wie du mir alles sagen wirst, so wenig werde ich dir alles erzählen. Du bist schließlich nur irgend so ein Typ mit einer Rüstung, der genau so gut eine Puppe von Mola sein könnte.“
„Tja … kann schon sein. Dann eben nicht und da ich vielleicht für Mola arbeite, solltet ihr mir vielleicht gar nichts mehr erzählen.“
Er arbeitete zwar nicht für den Umbaraner, doch brachte er dem schwatzhaften Mann auch nicht genug Misstrauen entgegen. Im Prinzip löste das Thema Mola überhaupt keine Reaktion in ihm aus, während Hybris dabei ganz unruhig wurde. War es einfach nur Ignoranz oder nur ein Resultat der Depression? Würde er auf einen Rancor ähnlich reagieren?
„Nein, tust du nicht. Themawechsel. Gehen wir davon aus, du kommst von hier runter. Geht es dann weiter Richtung Rand der Galaxis?“
„Tue ich nicht?“ fragte Duh sarkastisch und lächelte auch entsprechend, schüttelte den aufgesetzten Witz dann jedoch ab, um daraufhin ernst zu antworten:
„Ja, dann geht es weiter.“
„Du weißt schon, was das bedeutet?“
„Äh … ja … na ja … unerforschtes Gebiet? Neue, noch nie gesehene Welten und so?“
„Du brauchst im besten Falle Monate um unsere Galaxis zu durchqueren und das auch nur, weil wir Hyperraumrouten benutzen können, die IRGENDWER erst entdecken und eintragen musste. Um zur nächsten Galaxis zu kommen musst du erst einmal... Jahre, vielleicht Jahrzehnte durch das leere All reisen und wenn du dann angekommen bist...“
Da sich beide Männer direkt in die Augen sahen, konnte Hybris die unerwartete Erkenntnis in ihm aufleuchten sehen. Als Duh dann schließlich nach einiger Verzögerung sprach, hatte sich das neue Wissen bereits in seine Worte eingenistet.
„So betrachtet … könnte ich vielleicht doch ein bisschen mehr Lesestoff gebrauchen... ihr habt nicht zufällig die Bibliothek von Coruscant auf eurem Bordcomputer?“
„Zufällig nicht.“
Hybris hob seine rechte Hand und hielt seinen Daumen so, als würde er ein Pad halten. Dieses imaginäre Teil legte er daraufhin auf das echte von Duh und lehnte sich danach wieder zurück.
„Stattdessen habe ich einen Kontrakt, einen Job zu vergeben.“
Duh starrte erst das nicht existierende Pad an, dann Hybris Hand, die immer noch erhoben war, als hielte sie den Arbeitsvertrag. Der gerüstete Mann runzelte erneut die Stirn und man konnte den gerade stattfindenden Denkprozess regelrecht in seinem glatten Gesicht ablesen. Schlussendlich nickte er langsam. So langsam, dass die noch vorherrschenden Zweifel darin sichtbar wurden.
„Gut … gehen wir davon aus, dass ich vielleicht, möglicherweise interessiert wäre. Was könnt ihr mir besseres anbieten...“
„... als Jahrzehnte zwischen den Galaxien umherzufliegen? Nur mit sich selbst und vielleicht einem Droiden als Gesprächspartner?“
„So wie ihr das ausdrückt... ja, was?“
„Du arbeitest für mich. Als eine Art Mädchen für alles. Ich werde in naher Zukunft eine alte Basis von mir reaktivieren. Die muss erst einmal neu aufgebaut, ausgestattet und dann mit Personal besetzt werden. Viel Arbeit und kaum ein Handgriff ähnelt einem anderen. Du musst Leute ausbilden, einweisen und überwachen bzw. überwachen lassen.“
„Ich bin kein Anführer.“
„Ich suche einen Analytiker und Befehlsgeber, keinen heldenhaften Anführer. Du sollst alles kalt berechnend anpacken. Egal mit wie vielen Menschen und Nicht-Menschen du zu tun haben wirst, die im Übrigen alle Verbrecher und Illegale sein werden, du wirst sie wie Objekte behandeln. Du arbeitest für einen Sith. Den emotionalen Teil überlässt du mir.“
„Tja, dumm. Ich habe aber Moralvorstellungen. Ich werde keine Unschuldigen ermorden oder dabei helfen und falls ihr Massenmörder und Vergewaltiger einstellt, dann mache ich da nicht mit.“
„Du würdest die Leute einstellen. Man kann auch ein Massenmörder sein und trotzdem im Recht sein, trotzdem gerecht gehandelt haben.“
„Das wiederum stimmt. Gut. Damit könnte ich mich arrangieren. Dann gelten aber meine Moralvorstellungen. Nicht eure, auch wenn ihr der Boss seid. Ihr wisst wie sehr ihr mich am Arsch lecken könnt. Bin ich erst einmal drin, habe ich überall meine Pfoten im System, dann würde es euch äußerst viel kosten, würdet ihr mich doch absetzen wollen. Also überlegt es euch gut.“
„Mir das jetzt so zu sagen...“
„Ist unklug? Ach was. Ich sehe mich bereits als eingestellt und es ist doch wohl mein Job euch die Wahrheit zu sagen. Oder wollt ihr lieber Dinge hören, die euch gefallen? Also in der Hinsicht kann ich mich anpassen und euch in euren Sitharsch kriechen.“
Hybris grunzte, dann grinste er.
„Gefällt euch, was? Gut. Ich glaube wir kommen miteinander aus. Aber wehe ihr langweilt mich auf dieser Basis zu Tode. Dann sorge ich selber für Spaß und Spannung und jage alles hoch.“
„Das kriegen wir hin. Wie sehr muss ich mich davor fürchten, dass ihr eure Furcht entdeckt?“
Diese Frage ließ Duh zögern, dann eine Augenbraue heben und schließlich sarkastisch grinsen.
„Furcht entdeckt? Komische Wortwahl. Ich fürchte nur, dass ich kurz vor meinem Tod, also eine Sekunde davor, doch noch meinen Lebenswillen finde und zu überleben versuche, während es schon zu spät ist. Alles andere ist mir egal. Hatte ich schon die Giftkapsel erwähnt, die ich immer mit mir herumtrage? Fehlender Lebenswille heißt ja nicht, dass ich zwangsläufig langsam sterben muss.“
Hybris Augen verengten sich kurz, weil er die letzte Enthüllung als eine Art Eingeständnis interpretierte, dass Duh doch noch am Leben hing. Doch die Macht offenbarte die übliche Gleichgültigkeit. Der Mann würde lieber schnell und schmerzlos als langsam und qualvoll sterben, doch am fehlenden Willen hatte sich nichts geändert. In der Hinsicht war Duh absolut konsequent.
„Dann wirst du kein Problem mit dem Arbeitsplatz haben. Er befindet sich auf der Oberfläche des Kerns eines Gasriesen, der fern jedes Sternensystems durch die Leere fliegt. Sollten die Antischwerkraftprojektoren ausfallen, ihr würdet in weniger als einer Minute nicht viel mehr als Biomasse zwischen Gesteinsschichten sein.“
„Das ist mal unkonventionell. Eine Geheimbasis, wie? Damit euch eure Sith Freunde nicht finden können, was? Gut, meinetwegen. Passt irgendwie zu meinem Leben und außerdem reizt mich dieses der Gravitation trotzen. Hah, fick dich Gravitation!“
„Gut gut … da all das hier viel zu schnell geht, müssen wir aber noch was machen. Etwas, damit ich sicher sein kann.“
„Hm? Ahh. Ihr sprecht von eurer … na … dieses Machtding. Ihr wisst wann jemand lügt oder?“
„Exakt. Ich stelle Fragen, du antwortest und wenn alles der Wahrheit entspricht, dann bist du eingestellt.“
„Eine Bedingung. Wenn ich den Test bestehe, dann will ich auch noch ein paar Fragen stellen. Ich kann zwar keine Gedanken lesen, aber trotzdem.“
„Einverstanden.“
„Dann los.“
Duh entknotete seine Beine und richtete sich vollständig auf Hybris aus, die Hände im Schoß gefaltet, der Gesichtsausdruck übertrieben ernst und sein Blick an die Lippen des Lords geheftet. Der lehnte sich ein Stück weit zurück und nutzte diese zwei Sekunden um seine Fragen zu ordnen.
„Erstens: Wie wichtig ist dir Loyalität?“
„Bisher habe ich noch jede Vereinbarung eingehalten und jedes Versprechen gehalten. Sofern ich mich erinnert habe. Bin auch bei meinen Arbeitgebern geblieben, selbst wenn man mich abwerben wollte und mit mehr Geld gelockt hat. Denke also … Loyalität ist mir sehr wichtig.“
„Du hast noch nie irgendwen verraten?“
„Verrat … hartes Wort. Hm … na ja, ich habe mich wie glaube ich jeder Bürger der Republik für ne gewisse Zeit verpflichten lassen. Hab also im Militär gedient. Irgendwann hat man mir dann Befehle erteilt, die gegen meine Moral waren und da habe ich dann eben nicht mitgezogen. Hab mich verweigert. Falls das als Verrat gilt, dann ja, dann habe ich den verübt. Bin aber halt kein Freund davon unbeteiligte Unschuldige abzuknallen.“
Duh zuckte mit den Schultern. Hybris gefiel die Antwort natürlich nicht, wollte aber auch noch nicht aufgeben.
„Wenn du also GLAUBST, dass etwas falsch ist, dann tust du es nicht? Es zu glauben reicht? Du erkennst die Weisheit und das Wissen anderer dann nicht an? Deine Sichtweise ist die Absolute?“
„Hehe... ja, die Frage musste ja kommen. Nein, so ist es auch wieder nicht. Ich weiß, dass ich nicht alles weiß. Ich respektiere Wissen und auch Ränge. Dieser Wichser von Kommandant hat aber blinde Loyalität erwartet. Ich sollte handeln und nicht nachdenken.“
„Man hat nicht immer Zeit für Diskussionen.“
„Das erkenne ich auch an. Deshalb bin ich ausgetreten, nachdem der Einsatz vorbei war. Hab nicht auf die Zivilisten gefeuert, sondern absichtlich daneben. Hat keiner gemerkt.“
„Dann bist du der Konfrontation aus dem Weg gegangen?!“
„Lord … äh … habt ihr euch eigentlich vorgestellt? Ich hab euren Namen vergessen.“
„Darth Hybris.“
„Äh … ernsthaft? So viel Selbstironie und Kritik hätte ich euch, also euch Sith, gar nicht zugetraut.“
„Das ist ein anderes Thema.“
„Oh, richtig. Okay. Lord Hybris. Ich bin der SINNLOSEN Konfrontation aus dem Weg gegangen. Was hätte ich tun sollen? Mich offen weigern? Dann wäre ich in den Arrest gekommen. Den Typen abknallen? Selbes Ergebnis, nur für längere Zeit. Diskutieren? Dito. Ich kann die Sichtweise der Armee nicht ändern und habe nicht die Energie um es als Zivilist zu tun, weil das dann ja ewig dauert und wahrscheinlich nie funktioniert hätte. Also bin ich gegangen. Falls ihr das als feige oder dämlich anseht, dann sollten wir doch nicht zusammen arbeiten.“
„Die Antwort reicht mir.“
Das tat sie tatsächlich. Als Sith wünschte er sich natürlich jemanden, der amoralisch war und ohne zu zögern Kinder und schwangere Frauen nieder schoss. Doch war Duh scheinbar loyal genug, um diesen Missstand ausgleichen zu können und sein Sinn für Gerechtigkeit schien … formbar zu sein. Dank seiner psychischen Probleme und selbstgeschaffenen Isolation würde Hybris diese Manipulation höchstwahrscheinlich auch gelingen. Deshalb reichte die Antwort.
„Zweitens: Ich ermorde vor deinen Augen einen Unschuldigen. Du weißt mit absoluter Sicherheit, dass er oder sie unschuldig ist und das dieser Mord keinerlei Zweck erfüllt. Er war willkürlich, völlig sinnlos und es würde sich wiederholen. Hast du ein Problem damit?“
„Ihr ermordet einfach so irgendwen? Grundlos?“
„Gehe davon aus, dass es so ist.“
„Eine nicht zweckgebundene Ermordung? Tut mir leid, aber so irrational kann nicht einmal ein Sith sein.“
„Und wenn es mich nur belustigt? Wenn es Spaß macht?“
„Das lehne ich ab. Ein Leben ist mehr wert als es nur für den Spaß zu opfern.“
„Inwiefern mehr?“
„Ihr könntet diesen Unschuldigen für euch arbeiten lassen und womöglich gar seinen Wert erhöhen. Aber zumindest mehr raus holen, als würdet ihr ihn töten. Falls ihr nicht so rational denken könnt, dann haben wir keine Zukunft.“
„Und du würdest mich sogar zu töten versuchen?!“
„Ja. Das wäre dann wieder dieser Teil mit dem Selbsterhaltungstrieb. Wenn ihr schon irgendwen Bedeutungslosen willkürlich tötet, wie viele Chancen habe dann ich, der euch gefährlich werden kann? Nene. Das fangen wir gar nicht erst an.“
„Reicht. Drittens: Hast du noch irgendwelche Verwandten oder Bekannten mit denen dich so starke Bande verbinden, dass du sie höher stellen würdest als die Loyalität zu mir?“
„Ob ich mich also für sie und gegen euch entscheiden würde, wenn es dazu kommt?“
„Ja.“
„Hm. Darüber muss ich erst nachdenken.“
Das tat er und er war dabei ziemlich ehrlich, denn er brauchte mehrere Minuten. Währenddessen spielte sich auf seinem Gesicht kaum was ab, wenn man mal von den Augen absaß, die imaginären Bildern zu folgen schienen. Irgendwann war die Stille dann so langanhaltend, dass Hybris an Duh vorbei griff und sich das Pad nahm. Sein Gegenüber sah das, sagte aber nichts dazu. Das was er sich da gerade durchlas war in der Tat das, was Duh zuvor behauptet hatte. Es ging um den Reaktor des Schiffes und wie man ihn zusammenbauen musste. Die gezeigte Abbildung verspottete all jene, die sich für witzig hielten, wenn sie behaupteten nur Bücher mit vielen Bildern lesen zu wollen. Denn es als einfach und verständlich zu bezeichnen … nun, nichts könnte weiter davon entfernt sein. Hybris musste sich gerade eingestehen, dass er davon gar nichts verstand und das Duh deutlich mehr Geduld besaß, als er jemals haben könnte, da antwortete der Gerüstete.
„Nein, gibt es nicht. Meine Mutter ist tot, mein Vater so gut wie und ein Wichser, der es nicht wert ist, dass ich auch nur an ihn denke. Meine Geschwister sind genau so kaputt wie ich und unsere Beziehung deshalb entsprechend nicht existent. Sogenannte Freunde habe zwar sogar ich, doch ich bezeichne sie aus gutem Grund als „sogenannte“. Scheiß auf sie. Nein, keine Bande und mein letzter Boss ist so tot wie seine Firma. Also keine offengebliebenen Bande und Versprechungen.“
„Praktisch. Gut. Letzte Frage: Du hast keinen Lebenswillen und doch willst doch wohl selbst du etwas haben und sei es nur einen Teleport in die andere Galaxis oder wer weiß wohin. Irgendetwas, egal wie lange es dich am Ende beschäftigt halten kann. Was wäre das? Denn neben deiner Bezahlung in Credits gewähre ich meinen Untergebenen besondere Boni, um sie daran zu erinnern, dass es gute Gründe gibt für mich zu arbeiten.“
„Gute Gründe... hah... ihr meint neben „überleben zu wollen?“
„Die gibt es bei mir nicht. Entweder sie versprechen sich etwas davon oder sie sind schlichtweg loyal. Ach, oder sie sind seelenlos. Droiden und dergleichen. Die drei Typen gibt es.“
„Keine Sklaven? Ein Sith ohne Sklaven? Wo gibt es denn so was?“
„Die Fragestunde kommt hier nach. Deine Antwort?“
„Ja, schon gut. Ach … weiß nicht. Ich habe mich zwar in meiner Situation eingerichtet, aber einen Sinn im Leben hätte ich schon gerne. Kennt ihr das? Ihr schaut auf etwas oder denkt an etwas und wollt es um alles in der Welt besitzen?“
„Kenne ich.“
„Eben. Ich aber nicht. Geht mir nicht darum, dass ich deshalb morden will, aber … na ja … ein bisschen Feuer im Herzen kann doch wohl nicht schaden.“
„Damit nicht mehr allein Neugier dein Antrieb ist.“
„Genau. Scheiße, ich habe genug Geduld für ein gesamtes Schiff, aber selbst ich zerbreche an diesen verfickten Reperaturkram. Jedes mal wenn ich mir das wieder antue und weiter lese, wächst in mir das Bedürfnis die Giftkapsel zu nehmen. Wenn ich aber Leidenschaft habe, dann kann ich das ertragen.“
„Leidenschaft … in einem Menschen, der kein Psychopath ist. Das kriege ich hin.“
„Aber ohne mich zu verkrüppeln, wenn ich bitten darf.“
„Ohne das. Ja, gut, akzeptiert.“
„Ach ja? Wars das dann? Darf ich jetzt fragen oder habe ich irgendwo gelogen?“
Auf die letzte Frage hin lehnte sich Hybris, der sich zwischenzeitlich doch wieder vorgebeugt hatte, erneut zurück und mimte den Emotionslosen. Duh hatte nicht gelogen. An keiner Stelle. Doch was dies für Konsequenzen hatte, darauf musste der Lord jetzt erst kommen...
[Weltraum "F5" - Sternzerstörer aus der Zeit des Sith Imperiums - Cantine - Hybris und Duh(NPC)]