So, hab den Film jetzt endlich auch mal gesehen. Mein Fazit: naaajaaa. Star Wars is eben immer toll. Das ist aber auch fast das einzige das ich zur Verteidigung des Films sagen kann.
Yoda der ein Haus abfackelt? Leia die durch All fliegt wie eine Hexe? Admiral Ackbar stirbt?
Der Film hatte leider wesentlich mehr schlechte Momente als gute. Optisch wie immer klasse, aber das hilft eben nicht über alle schwächen hinweg.
Ich habe eine ähnliche Gefühlslage wie Du, was TLJ angeht. Über die eindrucksvollen Bilder muss man nicht diskutieren, da ist "high end" bei Star Wars ja immer der Standard.
Was TLJ im speziellen betrifft, so erscheint es mir zu einfach, alles auf die Regieführung von Johnson zu schieben. Die Story schreibt der Drehbuchautor und den Film insgesamt lenken die Produzenten. Den ersten negativen Eindruck hinterließ direkt der 'Opener', in dem die Rolle von General Hux der Lächerlichkeit preis gegeben wurde und die eine unangenehme Ansammlung von vollkommen deplatzierten "Witzen" bereithielt. Ich habe mich gefragt: Wo ist die Ernsthaftigkeit bei Star Wars geblieben, insbesondere bei Szenen, die das Imperium bzw. die Erste Ordnung betrafen? Selbst in den wenig geliebten Prequels war dies eingehalten worden, der so wichtige rote Faden, der ein gewisses Maß an Seriosität in der Geschichte hält. Analog dazu - nämlich schlecht verwitzelt - auch die Fortsetzungsszene des "Cliffhangers" aus TFA, als Rey das Laserschwert an Luke übergibt. Welch schlechter Slapstick-Stil, mit dem diese gehaltvolle Szene weitergeführt wird! Und Yodas Auftritt am Baum der Jedi, als er sich regelrecht kaputtlacht, dass Luke es nicht über sich bringt, eben diesen Baum anzuzünden - mit solchen Szenen hat TLJ definitiv verloren und nur noch sehr, sehr wenig mit dem zu tun, was Star Wars seit 30 Jahren verkörpert.
Die weiteren Shortfalls kurz und knapp im Überblick:
- Der vernichtende Schlag der Ersten Ordnung gegen die Widerstandsflotte kam plötzlich, war aber ineffektiv. Warum? Weshalb kann ein einzelner X-Wing das Schlachtschiff der ersten Ordnung im Alleingang vernichten? Ineffektive Geschütze ("Der Jäger ist zu klein für unsere Geschütze") - Echt? Wofür sind denn solche Geschütze auf großen Schlachtschiffen installiert, wenn nicht zum Eigenschutz gegen feindliche Schiffe? Ach, stimmt, war ja nur eine flache Parallele zu ANH und den Geschützen des ersten Todessterns.
- Leia stirbt früher als erwartet. Überraschung! Ach nein, doch nicht, es gibt eine neu erfundene Fähigkeit der Jedi (Anmerkung: Leia war kein Jedi, lediglich mit der Macht geboren), mit deren Hilfe sie hexen- (oder zauberer-) mäßig durch das Vakuum des Weltraums schweben und dabei ohne Hilfsmittel überleben können! Oh je!
- Mit Hilfe der Macht können zwei weit von einander entfernte Personen (Mächtige?!) mental in Verbindung gebracht werden bzw. in Verbindung treten, sie können sich u.U. sogar sehen. Dumm, ein solches "Feature" in Teil 8 von 9 plötzlich neu zu erfinden (siehe auch Leias Weltraumflug).
- Miese Entwicklung der Charaktere: Poe wird zum Hauptdarsteller, obwohl er eigentlich nur fliegt und schießt, nichts zum Universum beiträgt (aber immerhin zum Ende eine gewisse Lernkurve zeigt). Ex-Sturmtruppler Finn wird in TLJ komplett überflüssig gemacht, seine grosse Szene ist das Aufeinandertreffen mit Phasma, in dem sie ihn als beliebige Nummer in der niedersten Rangstufe der Kampftruppen der Ersten Ordnung aber persönlich kennen soll? Wow!
- Was ich bei Finn nicht für zwingend wichtig erachtet habe, wäre beim machtvollen Anführer der Ersten Ordnung ein absolutes Muss gewesen: die Entwicklung bzw. die Erklärung des Charakters "Snoke". Wer ist Snoke? Woher kommt er? Wie wurde er nach dem Ende des Imperiums zum Anführer der neuen dunklen Macht im Universum?
- Die Ermordung Snokes durch seinen Schüler ist ein sehr guter Ansatz gewesen: Kylo Ren tut das, was Anakin Skywalker alias Darth Vader tun wollte, aber nicht geschafft hat. Leider ist die Umsetzung im Kontext zur Story schwach und komplett misslungen.
- Die Widerstandsflotte fliegt mit leeren Tanks, trotzdem schaffen es die Schlachtschiffe der Ersten Ordnung nicht, sie einzuholen und die Schilde herunter zu schießen. Es bleibt ihnen nur eine Verfolgungsjagd auf Distanz. Wie bitte?
Im Gegenzug versucht Johnson - und es wirkt fast schon krampfhaft - seine schlechte inhaltliche Darbietung mit gezwungenen Parallelen zur Originaltrilogie wett zu machen - dies allerdings vergebens. Es wird nichts Neues erfunden, TLJ kann keine Entwicklung anbieten. Dazu gehören:
- Der einsame Kampf von Poe gegen das Schlachtschiff = Luke gegen den Todesstern in ANH
- Die abweisende Haltung von Luke gegen Ray = Lukes erstes Aufeinandertreffen mit Yoda in ESB
- Finns und Roses Suche nach dem Codeknacker auf Canto Bight = Lukes und Obi-Wans Suche nach einem Schiff in Mos Eisley in ANH
- Die Flucht der Widerstandsreste nach Crayt und der anschießende Kampf = Schlacht auf Hoth in ESB
Die Auflistung ist vom Gefühl her noch unvollständig, macht die Sache für TLJ aber nicht besser.
SIm Prinzip ist es die Fortsetzung der Enttäuschung von TFA, die ich schon erwartet habe weil ich auch damals kein besonderer Freund des Films war. Die neue Trilogie ist einfach ein großer Fehlgang gewesen. Hängt vermutlich alles mit Disneys neuem Kurs und der Säuberung(lies Hinrichtung) des gesamten Universums damit sie beim drehen freie Hand haben und sich möglichst wenig Mühe geben müssen und die Zeit für Recherche skippen können.
Meine Hoffnungen bleiben auf Dezember 2018 gerichtet und darauf das Han Solo genauso Klasse wird wie R1.
Hier bin ich komplett anderer Meinung. TFA war m.E. ein sehr guter Fortsetzungsfilm, der für mich jederzeit Star Wars-Feeling hatte. Einzig unglückliche Erzählung in TFA: Kylo Ren ist im Laserschwertkampf schwächer als die untrainierte Rey - und noch schlimmer, sogar nicht deutlich stärker als Sturmtruppler Finn. Das passte gar nicht!