[Worldbuilding] Emmergens

Ich habe mich auch mal an ein paar PCs aus "Die Schatten Emeralds versucht; Guntram (hab ich schon mal in meinem Zeichnungen-Thread gepostet) und Kaica


Woohoo! Mit Bratengabel und Poncho! Da hoffe ich mal, dass Kaica auch mal bald wieder in der Gruppe mitläuft :kaw:


Und ich hab wieder zwei neue Zeichnungen für mein Büchlein fertig (und eigentlich Lust, eine dritte anzufangen, aber da wären üble Spoiler drinnen... wooooobeeeeiiiii...):

090 - Wechselgupling.jpg

Der Wechselgupling... wurde nur in zwei Sätzen in einem "Historischen Manuskript" erwähnt, aber ich wollte mal wieder was kleines, seltsames zeichnen..

...und meine Freunde wollen sich nicht mehr vor mir ausziehen :kaw:

Äh ja...

091 - Kadaverblumen.jpg

Kadaverblumen... kamen nun schon in einigen "Die Schatten Emeralds" vor und werden am Sonntag auch in meiner prähistorischen Kampagne "Die Reisenden" ihren Einzug halten. Noch waren sie nicht gefährlich, sondern nur ein Grund des Unbehagens. Mal schauen, ob sich mal ne Gelegenheit ergibt, da mehr draus zu machen ^^


EDIT: drei Zeichnungen :D

092 - Schwarzschnabel.jpg

Schwarzschnabel... der dunkle Rächer von Emerald. Im Krieg hat er noch gegen die Spinnenhexen gekämpft, nun aber knöpft er sich immer wieder die Klingen des Bundes vor und macht sich somit unbeliebt ^^
Bin echt gespannt, ob meine Spieler da je hinter die Identität dieses Rabenmannes kommen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
In einer Woche dürfte ich das erste Hardcover in den Händen halten: Von Helden und Schurken - Buch I - Schattenseide...

Bin mal gespannt, was da alles schief geht, aber vielleicht stell ich das doch mal mit ISBN ins Netz. Gibt ja doch einige Gamer, die ihren Spaß an sowas haben.
Und wenn das alles geklappt hat, kommt entweder Buch II oder gleich die Kurzgeschichte "Grenzland". Alles in einem Stil und dass es auch im Bücherregal gut aussieht :kaw:

Cover_HuS_I_Schattenseide_flach.jpg
 
Das erste Buch meines sieben Bücher umfassenden Experiments ist vollendet... eine Kampagne, die mehrere tausend Jahre umfasst und immer wieder andere Abschnitte im Leben der orkischen Ureinwohner in meiner Welt beschriebt. Bis jetzt hat alles super geklappt und heute möchte ich meine Aufzeichnungen bis dahin mit Euch teilen:

Die Reisenden

Meine Geschichte beginnt..

SO LASST MICH berichten vom Alten Volk und der Freiheit der Goldenen Jahre. Von der Weltenseele und unseren Gesängen, mit denen wir den Frühling begrüßten. Lasst mich berichten von unserer Wanderung durch die Zeit und von den Reisenden, die unsere Realität für immer verändern sollten...

Die Welt lag im Licht der Sonne, um die sie kreiste, und in den dichten Wäldern, den weiten Steppen, den vereisten Bergen und sogar den tiefen Meeresgräben pulsierte der Hauch der Seele von Emmergens. Verschiedenste Völker durchstreiften die Länder, erschufen Lieder und saßen an den Lagerfeuern und magischen Leuchtorben ihrer Siedlungen, während die Sterne über ihnen funkelten und ihre Bahnen zogen.
Die Orks hatten vor langer Zeit die anderen Rassen vereint und trotz einiger finsteren Taten und Stammeskriegen lag ein beinahe alles umfassendes Gleichgewicht über dem Land, während die Weltenseele ihre Kinder mütterlich lächelnd behütete.

Doch sollte diese Ruhe nicht ewig halten. Meine Geschichte beginnt...

Buch I - Die Ankunft der Reisenden

...DER ORKWELPE ZAPPELTE aufgeregt auf seinem Sitzplatz hin und her. Sein Blick war auf die Dunkelheit außerhalb des kleinen Lagerfeuers gerichtet, wo man in der Ferne die Lichter des Megaplexes sehen konnte. Die anderen Welpen sahen ihm angespannt zu, warteten, dass der alte Geschichtenerzähler ihn schollt. Ihn zur Ruhe aufforderte.

Doch der Alte beobachtete den Kleinen nur lächelnd und hob dann seine buschigen Augenbrauen, als er die anderen ansprach: "Hier ist einer, der nicht genug in das Hier und Jetzt zurück kehren kann. Hier ist einer, der dem Ruf der Reisenden vollends erlegen ist."

Der Welpe bekam dies nicht einmal mit und seine Kameraden fingen an zu tuscheln und zu kichern.

"Macht Euch nicht über Euren Freund lustig," warnte der Geschichtenerzähler. "Er wird es sein, der eines Tages an Eurer Seite steht. Als Gefährte oder als Mitstreiter. Er ist Teil des Stammes."

"Aber..."

Der Geschichtenerzähler schüttelte langsam den Kopf. "Vielleicht hat er die Lehre aus den letzten zehn mal tausend Jahren gezogen, während wir in den alten Wegen festhingen."

"Nein!"

"Das ist nicht wahr!"

"Aber Geschichtenerzähler..."

Der Protest in der kleinen Gruppe, die sich um das Feuer versammelt hatte, war groß und der Geschichtenerzähler lächelte gutmütig, als die aufgebrachten Stimmen der Welpen auf ihn einprasselten. Er hob seinen Blick und sah den Funken zu, die zu den Sternen tanzten, um sich mit ihnen zu vereinen.

"Vielleicht," flüsterte er und die Welpen verstummten: "hat er das geschafft, was so viele von uns niemals schaffen werden. Schenkt ihm lieber Euren Neid, als Euren Hohn."

SO HÖRT DIE Geschichte von Sku, Haruuk, Jel'sha und Chirkee... dem Bären, Marder, Schwarztanne und Pferdchen... und ihrem Gnollgefährten Gnarek Bärentöter. Wie sie den ersten Reisenden begegneten und ihre Tränen und ihr Blut die Welt neu formten. Lauscht der Geschichte um den Stamm am Hohen Stein und vergesst nicht die Namen derjenigen, die für Euch starben.



Der Schamane des Stammes hieß Küken dessen Haupt immer noch geschützt unter einem Stück Schale sitzt - Chit'por'neyabusht'tag'zavash'cour in der alten Sprache unseres Volkes – und er hatte die besten Jäger des Stammes losgeschickt, um Fleisch für sein Volk zu erbeuten. Der Winter hatte an den Vorräten des Stammes genagt und der nun aufblühende Frühling bot den Orks dieser Region neue Möglichkeiten, die Lagerhütten zu füllen.

Marder und Schwarztanne waren erfahren genug, um Beute zu finden, doch waren sie dankbar, dass Gnarek sie begleitete.

Mit den Jägern liefen Bärenwelpe des guten Schicksals, der schon lange der starken Schwarztanne schöne Augen machte, und dessen kleiner Bruder Pferdchen, beide Schüler des Schamanen und während der tagelangen Wanderung durch die erwachende Heide saugten die beiden Brüder das pulsierende Leben wie Atemluft in ihre Körper auf. Doch Pferdchen sehnte sich nach dem Schatten der großen Klippe, die hoch über die Hütten des Stammes ragt und kühlen Schatten in der Wärme des Frühlings versprach. Bär machte sich sorgen um den kleinen Bruder, der erst vierzehn Sommer erlebt hatte und der jedem Männchen des Dorfes hinterher blickte. Bär hoffte, dass dies nur eine Phase war und versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass sein Meister sie mit auf die Jagd geschickt hatte, damit Bär sich in Geduld üben konnte.



Bär, wie alle den Bärenwelpen nannten, folgte dem Tiergeist, dessen Namen er übernommen hatte. Das Fell eines großen Braunbären umhüllte seinen großen, muskulösen Körper und das traditionelle Werkzeug eines Schamanen hing am breiten Gürtel, der seinen Fellrock festhielt. Die Hummeln sangen ihm ein Lied und bei jedem Schritt auf den pulsierenden Boden drang der Herzschlag der Muttergöttin Seli durch seine Sohlen in den starken Körper und beschwingt vom Atem der Welt schritt er neben seinem kleinen Bruder.

Pferdchen war jung und oft musste Bär ihm beschwichtigend die breite Hand auf die verhältnismäßig schmale Schulter legen, denn Pferdchen war schmächtig gebaut für einen Ork und sein Bruder schüttelte nur den Kopf, wenn er wieder einmal rückwärts ging und nicht auf den Weg vor sich achtete. Sein Haupt war kurz rasiert wie der Rest seines Fells und nur ein dicker, dunkelgrauer Zopf hang ihm vom Hinterkopf. Viele Muster hatte er mit Farben in seine Haut gestochen, doch wurde er von den Frauen des Stammes am Hohen Stein belächelt, wanderten seine Blicke doch lediglich den Männern hinterher und teilte er oft das Lager mit ihnen und auch jetzt sah er verliebt Marder an und interessiert den Gnoll, der mit ihnen schritt.

Marder war einer der besten Krieger, mit einem dichtem, schwarzen Schopf und großen Hauern. Sein Bart umrandete seinen kräftigen Kiefer und die Zeichen von Krallen und Speeren zierten seinen Körper. Viele Jagden und auch Kämpfe in kleinen Konflikten hatte er miterlebt und auch wenn er erst sechzehn Winter durchstanden hatte, wussten die Alten des Stammes, das aus ihm ein kostbarer Beschützer seines Volkes werden würde. Eine schwere Keule mit einem scharfen Ende am Griff lag auf seiner Schulter, während seine Augen immer wieder zu Pferdchen huschten, seine Aufmerksamkeit aber hauptsächlich auf der Umgebung lag.

Schwarztanne war die beste Jägerin der kleinen Gruppe, mit langem, schwarzen Haar, in das Perlen und Federn geflochten waren. An ihrer Seite stolzierte lautlos Luchs, mit der sie einen heiligen Bund geschlossen hatte und die Augen des Tieres waren wachsam wie die ihren. Groß war ihr Ruf in den umliegenden Stämmen, war ihr Ruf doch weit zu hören und durchschlugen die Steine ihrer Schleuder jedes Lederschild, aber konnte sie auch die warme Seite der Muttergöttin zeigen, wenn sie mit den Welpen spielte und lachend am Lagerfeuer saß. Viele sahen zu ihr auf und sie auf niemanden herunter.

Der letzte, von dem ich Euch erzähle, war Gnarek, ein Gnoll Steppenläufer und sein Fell war struppig und gefleckt, sein Haarkamm fest und lang. Sein leises Keckern drang wie ein Versprechen auf Beute an die Ohren seiner orkischen Gefährten und in seinen Pranken hielt er Speere. Der Gnoll lebte in einer benachbarten Familie des hyänenartigen Volkes und seine treue Krähe K'ura flog hoch über dem erblühenden Heideland, das im im Norden und Osten an großen Wälder grenzte, im Süden an eine große Wüste und im Westen an ein tiefes Meer. Heute nennt man dieses Gebiet Corossus, doch damals hatte es keinen einfachen Namen und war in seiner Ungezähmtheit wunderschön.



So liefen sie über die Heide, vorbei an kleinen Teichen und gerade ergrünenden Bäumen, beschnupperten Vogelnester und fragten die Bienen, ob sie ihnen den ersten Honig dieses Frühlings schenken würden.

Schon zwei Tage waren sie so unterwegs, als sie einen dichten Wald vor sich sahen und sie wussten, dass die Grenze zum Gebiet der Ibixian nicht weit war. Dieses Ziegenvolk war stolz und eigenständig und hatte einen frostigen Frieden mit den anderen Stämmen. Die Orks ließen sie in Ruhe, wussten sie doch, dass die Ibixian tollwütige Kämpfer sein konnten.

Schwarztanne und Gnarek waren die ersten, die die tiefen Abdrücke im zertretenen Gras entdeckten. Ein schwerer, großer Elch hatte hier geruht und als der Gnoll schon seine Schnauze in die warme, ruhige Luft reckte, krächzte ihm K'ura zu: die Beute war am Waldrand. Gnarek pfiff in der Sprache der Heidevögel und schnell flog seine Krähe heran und landete auf seinem Oberarm, legte den Kopf schief und krächzte ihm lange und leise ins lange Ohr. Wahrhaftig war dies ein gewaltiger Elch, seine Schulter höher als Marder und sein Geweih beinahe so breit wie er selber lang war. Doch hatte er Gefahr gewittert und war trotz jeder Vernunft in den dichten Wald geflohen, wo ihn sein Geweih behinderte.



Marder sah seine Gefährten verwirrt an, wusste er nicht, wie der Elch sie hatte wittern können, wenn doch kein Wind die Luft bewegte und die lästigen Fliegen im Gras verscheuchte, und auch Schwarztanne schüttelte nur fragend den Kopf. Bär wurde hellhörig, hatte er doch in der Lehre unter Küken viele Geschichten gehört und so kniete er sich ins hohe Gras und warf die geschnitzten Knochenrunen, die er stets bei sich trug.

Wie eine Höhle aus Dunkelheit und Bewegung schoss die Vision in den Geist des Schamanenschülers und er sah das Auge des riesigen Elches, wie es voller Angst weit aufgerissen zitterte. Dies war ein normaler Bewohner dieses Landes, kein Geist, wie er befürchtet hatte und so stand er auf und nickte den Jägern zu. Sie sollten ihn jagen und erlegen und er würde die beiden Stämme ernähren. Gnareks Vorfreude war als leiser, gackernder Laut zu hören.

Doch warnte Bär die anderen nun auch: hier gab es eine weitere Gefahr und sie sollten vorsichtig sein. Schwarztanne rief über ihr geistiges Band Luchs herbei und nach wenigen Atemzügen stand sie mit einem toten Hermelin im Mund neben ihr, legte ihre Beute stolz vor die Füße der Jägerin und schmiegte sich an sie, während Schwarztanne sie lobte und streichelte.

Dann kurze Blicke, ein leiser Austausch aus nur wenigen Worten. Gnarek und Schwarztanne, begleitet von Luchs und K'ura, bewegten sich wie ein einziger Körper durchs Gras, gabelten sich und fächerten auf.

Marder blieb wachsam mit Bär und Pferdchen zurück, wusste er doch, dass die beiden Jäger den Elch zu ihm treiben würden und er die Ehre haben sollte, das große Tier zu erlegen.



Nach einigen stillen Momenten kamen sie an den kleinen, dünnen Bäumen und Sträuchern des Waldrandes an und Gnarek studierte die Spuren vor sich. Verbiss und abgewetzte Rinde zeugte vom Elch, der sich hier gesättigt hatte und ohne einen Laut tun, gaben sich die beiden Jäger kurze, deutliche Zeichen. Dann eilten sie mit leisen Schritten ins Unterholz. Nur Gnarek folgte den Hufabdrücken und niedergedrückten Pflanzen bis zu einem steinigen Bachlauf, wo er Schwarztanne erneut mit Handzeichen auf den Laufenden hielt, dann hob er seine kurze, breite Schnauze und saugte den Geruch des Waldes ein.

Der Duft des Elches war definitiv zu vernehmen, doch Gnarek vernahm auch noch einen anderen, beunruhigenden Gestank, der sich wie Schimmel in den Schatten hielt. Er sah nach oben, doch konnte er durch die frischen Blätter K'ura nicht entdecken. Er hob seine Hand und gab Schwarztanne das Zeichen für bevorstehende Gefahr. Sie nickte.

Luchs, die immer noch ihren geschlagenen Hermelin im Maul trug, reagierte sofort, als Schwarztanne ihr den leisen Befehl gab, weiter in den Wald vorzudringen. Das drahtige Tier ließ seine Beute fallen und verschwand zwischen einigen Büschen. Nur kurz sah ihre Jägerin noch, wie sie auf einem toten Baumstumpf in eine Richtung sah, dann war sie wieder in den dunkelgrünen Schatten untergetaucht.



Auf der Heide wurden die Fliegen von einer leichten Brise verscheucht und kurz atmeten Marder und Bär erleichtert auf. Die Blutsauger setzten ihnen ziemlich zu und nur Pferdchen sprach flüsternd mit dem Inhalt seiner Hände, die er wie ein Gefäß schützend vor seinen Mund hielt. Dort war das Seelentier des jungen Schamanen verborgen und Spinne hörte den Worten von Pferdchen aufmerksam zu. Sie waren alte Kameraden, die oft gemeinsame Wege beschritten und auf die höchsten Bäume kletterten und während der große Bruder von Pferdchen dem Bären folgte, nannte der junge Ork seit Jahren Spinne seinen Freund.

Marder grinste dem Jungen zu, den er gerne um sich hatte, dann aber trug die Brise einen üblen Gestank mit, den auch Bär bemerkte. Die beiden erfahrenen Männer sahen sich vielsagend an: etwas großes verweste unter der heißen Frühlingssonne. Doch was hatte so viel Fleisch gerissen und dann zurück gelassen...?



Dann brach die Stille im Wald, als Bäume knackten und Äste barsten. Angstgetrieben sprang der große Elch aus dem Dickicht, eine Schaufel des Geweihs bereits blutig abgerissen, rannte an den beiden Jägern vorbei und preschte aus dem Wald hinein in das hohe Gras der Heide. Dann bebte die Erde und zuerst kam nur Luchs panisch an Schwarztanne und Gnarek vorbei gesprungen, während sich die beiden zwischen Wurzeln und Zweigen versteckten. Schwarztanne spürte die Angst ihres tierischen Vertrauten.

Der Donner von schweren Hufen schleuderte Kiesel und Schlamm in alle Richtungen und tiefer duckten sich die beiden Jäger ins Moos, als ein gigantischer Düstereber, so hoch wie ein aufrecht stehender Düsterbär und zweimal so hoch wie ein großer Orkmann, durch das Holz jagte. Scharfe Knochenstacheln bohrten sich durch seinen Fettbuckel und schwarzes Blut quoll ihm aus Rissen im borstigen Fell und einem wunden Maul, das genauso vereitert wie seine Augen waren. Es stank nach Dunkelheit und Schmerz.

War dies ein Wächter des Waldes? Oder war das Tier von einem bösen Geist beseelt? Die beiden Jäger sahen sich kurz an, dann eilten sie dem Keiler so schnell wie möglich nach.



Bär starrte in die Richtung des panischen Elches und erkannte diesen Moment als den in seiner Vision. Schon wollte er etwas sagen, als der Düstereber hinter dem fliehenden Tier aus dem Wald brach, den Elch im Rausch überrannte und im Staub der aufgewühlten Heide zum Stehen kam. Einige Bäume knickten ächzend zur Seite. Hinter dem seltsam mit dem Kopf zuckenden Riesenschwein rappelte sich der Elch wieder auf und rannte hinkend am Waldrand entlang, weg vom Ibixiangebiet und vom schwer atmenden Keiler, dessen Bewegungen verdreht und falsch wirkten.

Mit der mächtigen Keule in beiden Fäusten stellte sich Marder breitbeinig vor Bär und Pferdchen und der große Bruder legte dem schmächtigeren Ork beruhigend seine Hand auf den Rücken. Sie sollten dies zusammen bestehen, hatten sie doch schon viele Geschichten über solche Untiere gehört. Doch Pferdchen ächzte, dass er nie geglaubt hätte, dass solche Dunkelheit wirklich in der Welt existieren würde und leise raunte ihm Bär zu, dass alle Sagen einen wahren Kern hatten und sie den dunklen Keiler erlösen mussten, um das Gleichgewicht zurück in den Wald zu bringen.

Er wusste, dass es in diesen Geschichten immer einen Helden gab, der sich gegen die Dunkelheit stellte, doch ließ auch erst meist sein Leben im Kampf gegen das Unheil und kurz überlegte er, ob er seinem Meister berichten sollte. Doch nein: Küken hatte ihm schon oft lächelnd zugeredet, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen, seinen eigenen Weg gehen sollte. Er holte tief Luft und flüsterte Marder zu, dass sie der Mutter der Welt einen Dienst tun würden, könnten sie das Schwein erschlagen.



Schwarzer Schleim lief aus dem Maul der Bestie, als es zuckend da stand und sich mit jedem zischenden Atem hob. Es hob seinen Rüssel und schnupperte lautstark. Dann begann es, von einer Seite zur anderen zu wandern, die verklebten Augen schwarz wie Teerlöcher und die schweren Tritte den Boden erschütternd. Suchend bewegte er sich so durch das Gras, das ihm gerade mal bis zum Bauch ging und als er einen Schwarm Rebhühner aufscheuchte, schnappte er sich einen der wild davon flatternden Vögel und verschluckte es mit einem knackend feuchten Laut.

Marder sah dem Riesen mit aufgerissenen Augen zu, doch seine Stimme war ruhig, als er Bär zuflüsterte, dass sie ein solches Ungetüm nicht besiegen konnten. Doch Bär wollte nicht so schnell aufgeben: es würde Leid und Verderben über das Land der Mutter bringen und sie waren vom Schicksal hier her geführt worden, um die Welt zu heilen.

Marder atmete lange aus, dann nickte er. Bär legte ihm stolz die Hand auf die nackte Schulter und die Magie seiner Zunft durchfloss die Muskeln des jungen Kriegers. Sie brannte wie Feuer und pulsierte wie das Meer.



In diesem Moment rannten Schwarztanne und Gnarek aus dem Unterholz und versuchten, den Keiler lautlos zu umrunden. Gnarek sah gen Himmel, wo K'ura seine Runden drehte und mit einem einfachen Gedanken versetzte der grinsende Gnoll seinen Vogel in Aktion.

Schon wollte der Keiler zurück in Richtung des Waldes, als die Krähe heran geschossen kam und über dem Haupt des Keilers wieder an Höhe gewann. Ein kleiner Stock löste sich aus seinen Krallen und traf das dunkle Biest zwischen den Ohren, während ein leise kichernder Gnarek der Orkin hinterher lief. Der Düstereber machte neugierig Kehrt und trabte der fliegenden Krähe hinterher, die laut krächzend weiter die Aufmerksamkeit des großen Tieres auf sich zog.

Sofort schlugen beide Jäger einen Haken und eilten dem Keiler hinterher. Doch hörte die Bestie den Schritt der Jägerin und mit einem Ruck löste er seinen Blick von K'ura und richtete seine schwarzen Augen auf das sich bewegende Gras.



Marder rannte los, Bär und Pferdchen zuerst dicht hinter ihm, dann immer weiter hinter den langen Schritten des Kriegers zurückfallend. Der Düstereber erkannte einen neuen Feind und drehte ab, donnerte nun auf Marder zu und mit einem wilden Schrei begrüßte der junge Krieger seinen Gegner.

Hinter Marder wuchs Bär im Laufen in Größe und Masse und im nächsten Herzschlag ließ sein Seelentier den Körper sich weiter verzerren, bis ein wütender, zotteliger Bär hinter Marder herlief und sein Gebrüll ebenfalls den Düsterbären entgegen schlug.

Schwarztanne sprang zwischen den Halmen hervor und ließ ihre Schleuder singen. Ein Stein löste sich aus der Schlinge und traf den wütenden Keiler am Auge. Eiter spritzte und quiekend schüttelte er sein massiges Haupt. Geblendet schoss er weiter nach vorne und konnte so nicht dem Speer ausweichen, den Gnarek schleuderte. Die Waffe traf zielsicher den Hinterlauf der Bestie, doch war die Haut zu dick und die Borsten hart wie Schuppen. Nur die Spitze blieb im Muskel hängen und wütend zog der Keiler den Speer an seinem Körper weiter, während schwarzes Blut den Schaft hinunter lief.



Dann erreichte das wilde Tier Marder und mit einem brutalen Stoß warf er den Krieger zur Seite, riss ihm mit einem zackigen Hauer das weiche Fleisch unter der Achsel auf und trotz des Schmerzes kam Marder auf den Beinen auf und schlug mit voller Wucht nach seinem Widersacher. Knochen brachen, als die Keule den Kiefer des Keilers traf und mit einem immer stärker werdenden Hang zur Seite stürmte er weiter auf den großen Bären zu, in dem der Verstand des Schamanenschülers wohnte.

Der aber sprang zurück und der Keiler stolperte im aufgewühlten Erdreich, rammte zuerst mit den Läufen, dann mit dem Kopf in den Boden. Sofort sprang Bär auf ihn und vergrub seine Zähne im Nacken der Bestie, während nun auch Marder herbei eilte und mit seiner Waffe gegen zwischen die Augen des Düsterebers hieb. Knochen splitterten. Muskeln zuckten im Krampf. Dann nur noch unruhiges, langsamer werdendes Atmen.

Schwarztanne kam neben dem sterbenden Tier zum Stehen und auch Gnarek schälte sich aus dem Gras. Der Gnoll sprang auf den Körper, der wie ein Hügel aus der Heide ragte, und begann ihn mit seinen Krallen auszuweiden, während K'ura neben seinem Gefährten landete und triumphierend krächzend ihren Sieg verkündete.

Das gackernde Lachen des Gnolls vermischte sich mit dem Ruf der Krähe.



Nun kam auch Pferdchen atemlos angelaufen, beugte sich vorne über und stützte sich mit seinen Händen auf den Knien ab, während er nach Atem rang. Sein Bruder hielt den Griff am Düstereber noch einige Augenblicke, dann ließ er den toten Riesen los und verwandelte sich in einen Ork zurück, wischte sich das dunkle Blut vom Mund und spuckte den bitteren Geschmack aus. Dieses Tier war wahrhaftig korrumpiert. Man schmeckte und roch es deutlich.

Prüfend stand Schwarztanne neben dem erschlagenen Biest und schüttelte traurig den Kopf. Was konnte ein altes, majestätisches Lebewesen wie einen Düstereber derart in den Schatten treiben und ohne Verstand alles angreifen lassen? Als sich Luchs neben sie setzte und ihr erneut den Hermelin zu Füßen legte, streichelte sie den Kopf des schnurrenden Kameraden.

Gnarek grollte. Er hatte die Innereien unter der aufgerissenen Bauchdecke und den stacheligen Borsten frei gelegt und nun sahen sie, dass sich durch das verfärbte Gewebe Knochenstücke und Geweihe gebohrt hatten. Zuviel Fleisch war unverdaut hier angestaut und sie schätzten, dass das Tier unvorstellbare Schmerzen erlitten hatte.



Der Düstereber war krank gewesen, erklärte Bär, doch war der Elch noch in der Nähe und sollte den Stämmen seinen Dienst erweisen. Sein Fleisch würde sie lange nähren. Respektvoll duckte sich Gnarek vor dem Schamanen und grollte in seiner würgenden Sprache, dass das verwundete Tier bald in sein Wundbett gehen würde. Sie sollten warten, bis es zur Ruhe kam, damit die Jagd schnell und erfolgreich wäre.

Bär nickte und richtete seine singenden Gebete an die Geister des Landes und an die Mutter der Welt, dann ließ er die tiefe Wunde an Marders Seite mit seiner Magie beinahe vollends verheilen. Nur eine leicht gerötete Stelle blieb bestehen.

Gnarek hatte derzeit einen der Hauer des Keilers aus dem fauligen Fleisch gerissen und hielt ihn nun ehrfürchtig Bär hin, der ihn mit einem tiefen Nicken an sich nahm. Sollte er ihn seinem Meister Küken präsentieren? Oder ihn umarbeiten und als Amulett Schwarztanne schenken? Er wollte darüber nachdenken...

Auch Marder arbeitete einen der Hauer aus dem zerbrochenem Unterkiefer und steckte ihn sich unter den Gürtel, während sich Pferdchen auf die aufgerissene Flanke des Keilers setzte und zu meditieren begann und auch Bär anfing, mit den Geistern zu sprechen. Nach einigen tiefen Atemzügen flüsterten sie ihm zu, dass der Düstereber zu mächtig geworden war. Gefräßiger und gefräßiger war er geworden und immer mehr hatte er verschlungen, bis die Schmerzen in seinen reißenden Gedärmen zu stark geworden waren. Diese Agonie hatte ihn dazu getrieben, mehr und mehr Tiere zu töten und sich weiter voll zu schlingen und letztendlich war das Gleichgewicht gekippt: er war ein Knotenpunkt der Dunkelheit geworden, ein Zentrum dunkler Energien, die nun endlich ihren Frieden gefunden hatten.



Gnarek keckerte leise. Er roch den Gestank von Aas und auch Schwarztanne und Marder witterten es. Der Krieger erklärte, dass sie den Geruch schon zuvor auf der Heide wahrgenommen hatten. Ein kurzer Blickaustausch, dann liefen Marder und Gnarek Seite an Seite los. Nach kurzer Zeit kamen sie an eine Stelle im hohen Gras, die niedergetrampelt worden war. Blut hatte den Boden aufgeweicht und die Sonne den Schlamm wieder erstarren lassen und im rissigen Boden lagen nun halb versunken zwei Düsterbachen, deren Körper aufgerissen und stark verwest waren. Es sah so aus, als hätte sich der Keiler hier vor vielen Tagen seinen Bauch vollgeschlagen.

Mit einem wilden Knurren und Tritten vertrieb Gnarek kleinere Aasfresser, die sich an den Bachen labten, verschlang dann selber zusammen mit K'ura einige Fetzen Fleisch, die schon lose vom Gerippe der Riesenschweine hingen. Ob sie einige Stücke mitnehmen sollten, wollte Marder wissen, doch schüttelte Gnarek sein struppiges Haupt: frisches Fleisch war für die Orks vom Hohen Stein viel besser. Der Elch sollte sie nähren.



Zurück bei den anderen sahen sie, dass Bär und Pferdchen aus ihrer Meditation erwacht waren. Während sich Gnarek die letzten Reste Aas am Gras abwischte, bereitete sich die kleine Gruppe vor. Dann gab der Gnoll das Signal zur Jagd. Sie setzten sich wieder in Bewegung.

Den Wald entlang liefen sie und vorbei am Bach, der sich zwischen den Bäumen hinaus ins Freie schlängelte. Vorbei an großen Steinen, die in der Sonne lagen und einem weiten Moorgebiet, in dem langbeinige Vögel nach Molchen jagten.

Schließlich standen sie vor dem toten Elch. Das durch den Düstereber stark verletzte Tier war in der Wärme des Frühlingstages zusammen gebrochen und hier verendet, hatte aber noch eine erstaunliche Strecke zurücklegen können.

Schnell zogen sie es in den Schatten der hohen Bäume und fingen an, den Elch aufzubrechen. Marders Steinmesser häutete die Beute in nur wenigen, gekonnten Schnitten und mit seiner Ritualaxt im Schoß dankte Bär die Mutter und dem Elch für das Opfer, das so viele Orks und Gnolle nähren würde. Er bat, dass die Seele des Elches seinen Platz im Geisterreich finden würde.

Sie verspeisten die besten Organe gleich hier am Waldrand und zogen dann die kleineren Fleischteile auf Knochenhaken auf, die Marder mit sich führte. Den Rest zogen sie auf der Geweihschaufel hinter sich her, die sie extra für diesen Zweck bearbeitet hatten.

Nachdem die Sonne ihren Zenit erreicht hatte, machten sie sich in Richtung des Hohen Steines auf.



Am Abend rasteten sie an einem kleinen Teich. Pferdchen entzündete ein kleines Lagerfeuer und gemeinsam saßen sie an den wärmenden Flammen, während die Frösche im Schachtelhalm quakten. Mit verschiedenen Pulvern, die er ins Feuer streute und die wundersame Bilder mit glitzernden Funken in die Luft malten, erzählte Pferdchen die Geschichte vom Krieger Gon und seinem Kampf gegen den Feuergeist. Wie Gon ihn zähmte und die Stämme seither die Flammen nutzten und stolz lobte Bär seinen Bruder, auch wenn er hier und da ins Stocken gekommen war.

Über ihnen funkelten die Sterne und der Duft des Lebens umspielte sie.



Als der nächste Morgen anbrach, meditierte Bär bereits im vom Morgentau benetzten Gras und Pferdchen saß abseits auf einem Stein und kicherte mit Spinne, die er auf seiner Hand trug. Abwechselnd hatten sie alle Wache geschoben und Gnarek hatte nach einigen kecken Blicken Pferdchens den Schamanenschüler bei Seite genommen und seine überschüssige Kraft an ihm abgebaut. Danach hatte der junge Ork die weitere Nacht friedlich schlafend in den Armen Marders verbracht und nun waren alle mehr oder weniger gestärkt für den Tagesmarsch.

Während sie über die Heide liefen, bemerkten sie aber, dass der junge Pferdchen nicht für solche Strecken und diese Geschwindigkeit gemacht war. Immer wieder fiel er zurück und so passten sie ihren Schritt an und erreichten auch am nächsten Abend nicht ihr Ziel. Stattdessen schickte Gnarek K'ura los, damit der Küken über ihr Kommen informieren konnte und an einem geeigneten Rastplatz suchten Bär und Pferdchen im Schatten der untergehenden Sonne Kräuter für ihren Meister, um der Verzögerung wenigstens so einen Sinn zu verleihen.

Mit sich selbst unzufrieden und von Gnarek mit dunklen Blicken bedacht, kämpfte der jüngere Schamanenschüler erneut mit dem Entzünden eines Feuers, dann aber zogen schon wirbelnde Sturmwolken am Horizont auf. Blitze zuckten zwischen den schwarzen Türmen aus Regen und Donner und schnell löschten sie das Feuer wieder, um sich in der Nähe einen Unterschlupf zu suchen.



Schon kämpften sie mit dem Wind und dem Wasser, das auf sie einprasselte, als Gnarek eine kleine Senke neben einer Gruppe toter Bäume fand. Er machte sich Sorgen um seine Krähe, die er losgeschickt hatte, doch spürte er noch keine Gefahr für den vertrauten Freund und so zog er Pferdchen, der mit den Böen zu kämpfen hatte, zwischen die großen Steine und in ein Nest aus Gestrüpp, das in dem ausgetrocknetem Teich gewachsen war. Er rief die anderen Gefährten zu sich und so kauerten sie dort, während um sie herum die Äste brachen und ein Blitz kurz einen Baum entzündete. Funken stoben in ihre Richtung, wurden aber sofort vom Regen gelöscht und schlackige Asche sammelte sich in der Senke um ihre Beine.

Eine Stunde später war alles vorbei. Bis zu den Knöcheln hockten sie im trüben Wasser, als der Sturm endlich nachließ und sie zurück auf die Heide stiegen. Die Wolken waren weiter gereist, doch der Wald in ihrer Nähe stand noch immer weit hinter den ersten Baumlinien feuerrot und leuchtend in Flammen.

Wie konnte ein Waldbrand gerade jetzt entstehen? Die Bäume waren voller frischem Saft und der Regen hatte das Übrige getan... sie sahen sich fragend an, entschieden aber, dass sie diesem Rätsel nicht auf den Grund gehen wollten. Die Heimreise mit dem erbeuteten Fleisch war wichtiger.



Nun war es Bär, der nicht mehr laufen konnte. Die Reise und der Kampf gegen den Düstereber vor einem Tag hatten ihn ausgelaugt und der Sturm seine letzten Reserven verschlungen. Immer unsicherer wurden seine Schritte und schon bald musste er sich auf Pferdchen stützen, um mit den anderen mithalten zu können. Schließlich hielten sie an und Pferdchen gab seinem großen Bruder unter der Anleitung dessen eigener Anleitung eine Mischung aus Kräutern, die er in einem Beutel aus einer Ochsenblase mit sich führte. Die Vereinigung mit seinem Totem war immer ein Kraft raubendes Unterfangen, das wusste er. Was der Bär des Waldes ihm kurzzeitig gab, nahm er sich auch wieder. Dies war der Weg der Weltenseele, der Mutter allen Lebens.

Schwarztanne sah den beiden besorgt zu und machte sich ihre eigenen Gedanken über Bär, als plötzlich Luchs neben ihr in Stellung ging. Sie hatte etwas gewittert und starrte in Richtung des Waldes, der immer noch in einen roten Schein gehüllt war.



Dann sahen sie alle, wie sechs Goblins aus dem Dickicht gerannt kamen. Klein wie junge Orkwelpen, die erst zwei oder drei Winter erlebt hatten, und mit großen, runden Köpfen, langen Ohren und dünnen und drahtigen Gliedmaßen, kamen sie auf die Jagdgruppe zu. Einer blutete stark aus einer Wunde, wo vor kurzem noch drei seiner Finger gewesen waren. Die anderen hatten flache Schnittwunden und leichte Brandspuren an der einfachen Lederkleidung.

Gnarek knurrte die Goblins bedrohlich an und nur kurz wichen sie zurück. Er hasste dieses Volk zu tiefst und jagte diese mooshäutigen Wichte nur nicht, weil die Orks alle Rassen dieses Landes befriedet hatten. Schon wollte der Gnoll das Fleisch weiter in Richtung des Hohen Steines ziehen, als Pferdchen an die Goblins herantrat und auch die anderen keine Anstalten machten, sich erneut in Bewegung zu setzen. Er fletschte seine Zähne.

Bär bat seinen kleinen Bruder, die Goblins zu befragen, wusste er doch, dass Pferdchen die Sprache des kleinen Volkes sprach, und nach einer kurzen Unterhaltung berichtete der junge Ork, dass eine Meute Kobolde sie während des Sturmes angegriffen hatten.

Kobolde waren ein ebenfalls kleinwüchsiges Volk echsenhafter Wesen, die in den nahen Mooren ihre Nester gegründet hatten und mit den anderen Stämmen seit Ur-Gedenken im Einklang lebten. Doch schien dieser Einklang gerade ein jähes Ende gefunden zu haben...



Schwarztanne überlegte kurz, dann nickte sie entschlossen. Sie wollte den Goblins helfen und Marder schloss sich ohne zu zögern ihrer Sache an. Gnarek sprach grollend dagegen, doch als Schwarztanne meinte, dass auf die Länge ihres Speeres wenigstens fünf Kobolde passten, keckerte er lautstark. Er hasste Kobolde beinahe so leidenschaftlich wie Goblins.

Schnell legte Pferdchen dem verletzten Goblin noch heilendes Moos auf die verstümmelte Hand und während Gnarek und Luchs auf der Heide blieben, das Fleisch bewachten und auf die Ankunft der erbetenen Unterstützung aus dem Dorf warteten, eilten die anderen mitsamt ihrer kleinen Begleiter in den Wald hinein.

Bär flüsterte seinem Bruder während des Laufens zu, dass er eine Belohnung für die plötzliche Hilfe aushandeln sollte. Pferdchen grinste und schüttelte amüsiert seinen Kopf.



Einige Zeit liefen sie durch den dichten Wald und der rote Schimmer des Feuers wurde immer heller. Als sie auf einer großen Lichtung ankamen, sahen sie dreißig Hütten zum Teil in Flammen stehen und etwa viermal so viele Goblins, die panisch umher liefen wie Ameisen. Einige waren bereits tot und von mehreren Speeren gespickt, andere versuchten beherzt, die Feuerherde zu löschen, doch wurde dies immer wieder von zischend lachenden Kobolden verhindert, die mit langen Lederschilden und Speeren am Rand des Tumultes standen. Blau waren ihre Schuppen bemalt und einer mit einer Krone aus den Überresten eines Rehschädels schrie abgehackte Befehle in die Menge.

Erst, als sie die ankommenden Jäger erspähten, quiekten sie erschrocken auf und stellten sich um ihren Anführer, der wie ein Perlhuhn seinen Kopf ruckartig drehte, um abwechselnd mit einem seiner Echsenaugen die Neuankömmlinge zu betrachten.

Bedrohlich knurrte Schwarztanne sie an und schon waren einige Goblin in den Schutz hinter der großen Orkin gelaufen, während andere die Gelegenheit nutzten, die Flammen nun wirklich zu bekämpfen.



Marder trat zur zusammengeballte Gruppe und schrie ihnen zu, dass die Kobolde Frieden mit den Orks und Kobolden hatten und dass sie ihn auch halten sollten. Verängstigt wichen die kleinen Echsenwesen noch weiter zurück.

Doch dann fauchte ihm der Anführer in gebrochenem Orkisch zu, dass er Schlangenauge vom Stamm der Blauschuppen war und dass er und seine Krieger hier waren, um den Goblins zu helfen. Das Gewitter hatte ihr Dorf in Brand gesteckt und er ließe sich von niemandem etwas sagen. Wenn die Orks so großartig und allmächtig waren, dann konnten die Blauschuppen gehen... sie würden nicht mehr helfen!

Mit einem Satz war Marder bei ihm und packte ihm im Genick und laut schreiend liefen die anderen Kobolde auseinander und hinein in den Wald. Marder holte aus und schleuderte Schlangenauge seinen Gefolgsleuten nach und mit einem gellendem Schrei verschwand er im Unterholz. Marder brüllte ihm wütend hinterher.



Pferdchen eilte zu den Goblins, die sich weinend und jammernd vor ihnen versammelten, während einige von ihnen immer noch die Flammen auszuschlagen versuchten. Die Feuer starben langsam. Nach einigen ausgetauschten Sätzen beschrieb Pferdchen, dass die Kobolde den Anführer des Goblinstammes, Rattensack, getötet hatten und deutete auf ein totes Männchen, in dessen Rücken fünf Speere steckten. Weibchen trauerten lautstark an seiner Seite.

Schließlich halfen Bär und Pferdchen so gut sie konnten bei der Versorgung der Wunden, die die Goblins erlitten hatten und während die beiden Schüler Kräuter in Schnitte rieben und Moospolster auflegten, stapfte Marder zum Unterholz, in das er Schlangenauge geschleudert hatte. Doch dort sah er nur die kleinen Fußspuren von dutzenden Kobolden und ein wenig Gehirnmasse, welches an der rauen Rinde eines Baumes klebte. Hatte er den Anführer des Stammes der Blauschuppen umgebracht? Der Krieger grunzte...

Als die schlimmsten Verletzungen behandelt waren, redeten einige Goblins weiter mit Pferdchen, dann machten sich die Orks auf, um wieder durch den Wald zum Treffpunkt mit Gnarek zu ziehen.

Zuerst druckste Pferdchen etwas herum, dann erklärte er den anderen, dass er dem geschundenen Stamm etwas von ihrer Beute versprochen hatte. Skeptisch sah Marder ihn an und wollte wissen, ob sie etwas im Gegenzug bekommen würden, doch der junge Schamane schüttelte seinen Kopf. Der Goblinstamm würde nur so überleben und ihr Überleben alleine wäre der Vorteil für alle umliegenden Völker. Bär nickte zustimmend, doch die anderen sahen sich kurz mit erhobenen Augenbrauen an.

Schwarztanne meinte lediglich, dass Pferdchen wohl den nächsten Elch erlegen müsste, wenn er das Fleisch des Stammes so bereitwillig verschenken würde. Der junge Ork errötete.



Nach Mitternacht kamen sie bei Gnarek und Luchs an, die immer noch über dem Fleisch wachten. Gnarek war wütend, als er von Pferdchens Versprechen hörte und schrie sein Missfallen so laut hinaus in die Nacht, dass sich Luchs hinter Schwarztanne versteckte. Doch Bär baute sich neben seinem Bruder auf und erklärte ruhig, dass die Goblins noch nützlich sein würden, sollte der Stamm überleben.

Gnarek wollte davon nichts wissen, war es doch auch das Fleisch seiner Familie, das hier verschenkt worden war und wieder umspielten ihn die gemäßigten Worte des Bärenschamanen: die Goblins waren ein Teil des Gleichgewichts zwischen den Völkern. Ohne sie würden die Kobolde ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken, eventuell sogar auf die Orkstämme selber. So aber wetzten die Kobolde ihre Klauen gegen die kleinen Stämme ab und der Friede konnte gehalten werden, ohne eines der Völker aus den Wäldern der Mutter zu jagen.

Gnarek knurrte leise und forderte ein gutes Stück des erlegten Elches für sein Rudel, wollte er es doch dem stärksten Weibchen präsentieren. Bär erklärte sich einverstanden und schnaubend stapfte Gnarek zum Fleisch.



Er warf dem jungen Pferdchen das schlechteste Stück der Beute zu und mit Mühe blieb der Ork auf seinen Beinen, als ihn der rohe Hals des Elches traf. Dann eilte er los. Marder murmelte seinen Gefährten zu, dass er Pferdchen begleiten würde und als Gnarek verächtlich fragte, warum das so sei, lächelte Marder. Er wollte nicht, dass dem Jungen etwas passierte. Der Gnoll öffnete seine Augen, als er den Zusammenhang begriff und sah dann Marder nach, wie er schnell im Wald verschwand, Pferdchen dicht auf der Spur.

Immer noch stand Gnarek schnaufend da, als Bär sich einen gemütlichen Sitzplatz suchte, ein Stück Holz und sein Schnitzmesser aus dem Beutel zog und begann, einen kleinen Bären aus dem alten Stück Baum heraus zu arbeiten. Wie konnte der Bruder eine solche Ruhe an den Tag legen? Er blickte zu Schwarztanne, doch die spielte seelenruhig mit Luchs. Er schnaubte verächtlich und wartete, dass die beiden Orks zurück kehrten...



Marder hatte Pferdchen das Halsstück abgenommen und trug es durchs Unterholz, während sich der Schamanenschüler immer wieder von der Seite an ihn drückte. Es war ersichtlich, dass Pferdchen gerade die intime Nähe des Kriegers suchte, doch wollte Marder gerade nur die ganze Geschichte mit den Goblins hinter sich bringen. Er verschärfte seinen Schritt und Pferdchen eilte ihm nach.

Im Goblindorf übergaben sie die Beute den dankbaren Einwohnern und auch einige Heilkräuter wurden in die kleinen Hände der Goblins gelegt. Pferdchen wünschte ihnen alles Gute und wurde von Marder schließlich hochgehoben. Den schmächtigen Ork auf dem Rücken tragend, lief er durch den heller werdenden Wald zurück. Das erste Licht der aufgehende Sonne ließ die Stämme grau und unwirklich erscheinen.



Blitze zuckten durch den Wald. Kaltblaues, gleißendes Licht durchdrang Blatt und Strauch und ein seltsames Zischen war zu hören. Vögel stoben aufgeschreckt aus den Baumkronen und dem Unterholz in den morgendlichen Himmel, ließen ihre erschreckten Schreie über das Land wehen.

Alarmiert standen die Jäger am Rastplatz auf und sahen dem Lichtspiel zu, dann keuchte Bär, dass sie Marder und Pferdchen entgegen laufen mussten. Gefahr war im Verzug und sofort setzten sie sich in Bewegung, Luchs vorauseilend und als Kundschafter für Schwarztanne dienend. Ein solches Phänomen hatte noch keiner von ihnen gesehen... wie ein Stein legte sich die Vorahnung in ihre Mägen und schnürte ihre Kehlen zu.



Gerade hatte Pferdchen noch am spitzen und samtig befellten Ohr von Marder gespielt, während dieser die Beine des Jungen an seiner Seite hielt und ihn an den Stämmen vorbei trug. Marder genoss die Nähe des Schamanenschülers, doch wollte er sich nicht hier und jetzt zu einem Spiel im Wald verlocken lassen; dies hatte für den Abend Zeit, wenn sie zurück im Dorf am Hohen Stein waren.

Dann blendeten sie die Lichtblitze, die neben ihnen aufflammten und den Wald in eine Welt aus bläulichem Weiß und Schatten verwandelten. Mit einem Schrei ließ Pferdchen den Nacken des Kriegers los und schrie, dass er erblindet sei, und sofort ging Marder in eine Kampfhaltung, die ihm ermöglichte, auf einen Angriff zu reagieren. Er wusste von Zaubern, die einen solchen Hinterhalt ermöglichten und von Wesen, die es in ihrer Natur hatten, so zu jagen.

Doch kamen keine Kobolde und keine Raubtiere aus dem Unterholz... das Knacken von eher ungeschickten Bewegungen war zu hören. Gedämpfte Stimmen in einer seltsamen, brabbelnden Sprache. Mehrere im Schein schattenhafte Personen schritten durch das Licht und sie kamen näher, während das Weiß durch den Wald waberte, als wäre es Luft gewordenes Wasser.



Durch die Augen von Luchs sah auch Schwarztanne das blendende Licht und die Gestalten, die sich aus aufrecht in der Luft schwebenden Teichen aus silbernen Wellen schälten. Die größten waren kleiner als Orks und die kleinsten in der Höhe von Kobolden. Einige waren gedrungen und hatten muskulöse Gliedmaßen, dichte Haare, die ihnen von Haupt und Kinn hingen und alle wirkten fremd und abgehoben von dieser Welt. Sie hatten allesamt seltsame Gegenstände in ihren Händen, einige klar als Waffen zu erkennen aber kantig und mit seltsamen, glühenden Schneiden.

Mit einem leisen Fauchen duckte sich Luchs in den Farn und Schwarztanne, die mit ihren Begleitern noch nicht so tief in den Wald vorgedrungen war, warnte die Jagdgruppe mit einem kurzen Handzeichen. Sie raunte ihnen zu, dass Luchs mindestens zwei mal sechs Personen würde, die sich aus dem Licht lösten. Wie sie aussehen würden, wollte Gnarek aufgeregt schnüffelnd wissen und Schwarztanne beschrieb sie seltsame Mischung verschiedener Körper.

Bär atmete mit geschlossenen Augen tief ein, dann meinte er ruhig, dass sie Pferdchen und Marder aus dieser unerwarteten Bedrängnis herausholen mussten. Sofort gab Gnarek einen heulenden Kriegsruf von sich und Schwarztanne schickte eine gedankliche Botschaft an Luchs: die Raubkatze sollte zum Fleisch zurück kehren, um dort auf die Jäger zu warten.



Bevor sie zusammen los rennen konnten, warf Bär abermals seine Knochenrunen ins feuchte Moos. Als er sie ansah und mit tanzenden Fingern aufhob, formte sich ein Tunnel aus Schwärze vor seinen Augen und sein Geist öffnete sich für eine Vision: eine riesige, schwarze Schlange zog sich aus den wabernden Teichen im Wald, quetschte sich durch die Baumstämme und richtete sich vor ihm drohend auf. Als sie zuschnappte, riss Bär seine Augen auf und ein entsetztes Stöhnen entfuhr seiner Kehle.

Er hatte diesen Traum schon etliche male gehabt und immer war er schweißgebadet aufgewacht. Weder er noch sein Meister Küken hatten diesen Traum abschwächen oder genauer deuten können, doch nun war ihm klar, dass der unruhige Schlaf der letzten Jahre ihn auf diesen Moment vorbereitet hatte. Bleich im vor Angst verzerrten Gesicht keuchte er seinen Gefährten entgegen, dass sie sich beeilen mussten. Wenn sie nicht schnell handeln würden, wäre dies ein schreckliches Unheil.

Gnarek sah ihn entsetzt an und fragte winselnd, was ihm die Geister gezeigt hatten. Das Ende einer Welt, erklärte Bär einsilbig. Dann rannten sie los.



Marder blinzelte und sah zwischen den seltsam beleuchteten Stämmen einen schmalen Schatten einer Person, neben der ein weiterer, kürzerer Schatten stand. Die zweite Gestalt wirkte untersetzt aber muskulös. Sie näherten sich ihm, erkannten anscheinend nicht, dass Marder dort stand. Der Krieger breitete seine Arme aus, um zu zeigen, dass er keine Waffen in den Fäusten trug und trat auf die beiden zu, den Kopf stolz erhoben und seinen ganzen Körper zeigend. Sollten sie doch wissen, dass er einem Kampf aus dem Weg gehen wollte, ihm war dies nur Recht.

Doch waren die Gestalten verwirrt und gehetzt von ihrer langen Reise und trieb ihnen der massige Körper des Orks die Angst in die Knochen. Viele Welten hatten sie bereits besucht, doch woher sie ursprünglich kamen und warum sie auf ihrer Reise waren, weiß niemand mehr. Und nun sahen sie Marder im unbekannten Wald auf sie zu schreiten, seine Muskeln von der Jagd aufgepumpt und seine Hauer im Schein der Portale aufblitzend.

Einer der Reisenden spannte etwas in seinen Händen, dann surrte ein kleiner Speer an Marders Gesicht vorbei, zog eine blutige Wunde an seiner Wange entlang. Hätte er seinen Kopf nicht instinktiv zur Seite geworfen, hätte die Waffe ihn getroffen. Doch gab es ein zweites Surren und der Schaft eines zweiten kleinen Speers grub sich in seinen Oberschenkel. Er grunzte schmerzerfüllt auf und sah nach unten. Sein Blut floss das seltsame Material entlang und nun hörte er alarmierte Rufe aus dem Licht dringen. Die Unbekannten hatten ihren Vorstoß begonnen.



Kehlig schrie Marder in den Morgen hinein, dass Eindringlinge die Wälder der Götter betreten hatten, dann krampfte er und katapultierte sich mit dem Ausruf "Tod für's Leben" in einen Kampfrausch. Bevor die Gestalten vor ihm reagieren konnten, sprang er zwischen sie, zog seine Keule vom Rücken und erschlug den großen Angreifer, der die Speere geschleudert hatte.

Der kleinere Gegner griff mit dicken, in Leder gebundenen Händen eine dicke, ungewöhnlich geformte Axt, deren Ränder in einem blauen Licht glühten und ein eisiger Schmerz breitete sich in Marders Seite aus, als er getroffen wurde.

Die Keule des Kriegers traf den Kopf seinen Opponenten und mit einem seltsamen Klang fiel eine harte Haube von seinem Schopf, entblößte wilde, zottelige Haare.

Aus dem Licht kamen nun andere Schatten herbei geeilt und wütend brüllte Marder sie an...



Dann brachen Marders Gefährten aus dem Unterholz und allen voran lief Bär in der Form seines Totems. Schwere Pranken wühlten den moosigen Boden auf und sein massiger Körper ließ das Holz bersten. Die meisten Reisenden sahen in seine Richtung und dies nutzte Schwarztanne, die einen der kleineren Unbekannten von hinten packte und ihm ihr Messer in die Seite rammte. Er drehte sich kurz in ihrem Griff zu ihr, die großen Augen unter dem blauen Schopf fragend und anklagend, lautlose Worte mit den zitternden Lippen formend. Dann kippte er zur Seite und hing schlaff in ihren Händen. Wie ein nackter Welpe wirkte das Wesen, doch Schwarztanne sah ihn nur kalt an.

Gnarek sprang eine schlanke Gestalt an, die seine Höhe und zwei lange Messer auf den Rücken gebunden hatte und seine Tatzen bedeckten den um Luft und Laute kämpfenden Mund, als das starke Gebiss Muskeln und Wirbel ohne Probleme durchbiss. Er leckte sich übers verschmierte Fell und bemerkte, dass diese Wesen besser schmeckten, als sie rochen. Leise keckernd begann er zu fressen...



Marder sah, wie sich seine Gegner dem Chaos zuwendeten, das der plötzliche Angriff der Jäger ausgelöst hatte. Und sogar die wild behaarte Gestalt vor ihm hatte sich dem neuen Lärm zugedreht, also nahm er die Keule in beide Hände und schwang sie gegen die Schläfe des kleineren Mannes. Er ging zuckend und blutend zu Boden und neugierig griff Marder nach unten und hob die Axt aus dem Farn. Sie fühlte sich zu leicht an und es war weder Holz noch Stein. Doch spürte er die Kraft, die in dieser Waffe schlief. Aufmerksam lief er in den mit Licht gefluteten Wald, um seinen Kameraden zu helfen.

Bär wütete immer noch durch die aufgebrachte Menge, die zur Seite springend vor ihm Schutz suchte, doch eines der Wesen, das nicht größer als ein schmächtiger Kobold war, trat ihm schwitzend entgegen. Es zog etwas unter seinem kurzen Mantel hervor und zielte auf den Bären, der brüllend auf ihn zulief und der Tier gewordene Schamane wich mit einem Sprung aus. Der Baum hinter ihm explodierte, als zwei Blitze das Holz trafen und Splitter regneten auf die beiden Kämpfenden. Dann ließ sich der Kleine in einen Strauch fallen, als Bär an ihm vorbei zog und auch andere nahmen schreiend Reißaus.



Einen anderen der größeren Reisenden hatte sich Schwarztanne gegriffen und rang nun mit ihm, versuchte ihm die Gurgel zu durchtrennen. Doch er wehrte sich mit allen Mitteln und frustriert drückte die Jägerin ihn nach unten, während sich ihr laut schreiende Angreifer näherten.

Gnarek sah von seiner Beute auf und griff zu seinem Speer. Mit einem gekonnten Wurf traf er einen der Fremden, die sich Schwarztanne genähert hatten, im Rücken und um sich schlagend ging die schlanke Gestalt zu Boden. Der Verwundete versuchte klagend, den Schaft aus seinem Fleisch zu ziehen, während die meisten nun zwischen die Bäume flohen. Kriechend und den Speer hinter sich her schleifend begann auch Gnareks letztes Opfer seine Flucht.



Um sie herum erhellten neue Blitze den eh schon grellen Wald und das Zischen der Teiche wurde lauter. Portal um Portal öffnete sich und aus ihnen traten weitere Schatten, die sich ins Unterholz mischten.

Frustriert schrie Schwarztanne dem Gegner in ihrem Griff die Frage zu, was die Eindringlinge hier wollten, doch verstand er die Orkin nicht und wehrte sich weiter mit all seiner Kraft. Mit einem entrüsteten, flehenden Laut durchschnitt Schwarztanne seine Kehle.

Wieder brüllte sie die Frage, doch diesmal den Teichen zugewandt, den anderen Fremden entgegen. Wieder kam keine Antwort.

Noch mehr Tore öffneten sich...



Ein kleiner Speer traf mit erstaunlicher Gewalt Marders Brustbein und einige Schritte taumelte der starke Krieger nach hinten. Schmerzerfüllt heulte er auf und Blut spuckend sammelte er die letzte Energie seines Kampfrausches, um dem Kämpfer entgegen zu treten, der ihn fast tödlich verwundet hatte.

Es war eine dürre Gestalt mit langen, spitzen Ohren und keinerlei Fell im Gesicht. Zitternd wich sie zurück und taumelte rückwärts gegen die massige Form von Bär, der sich hinter ihr aufbaute. Erstarrt sah sie über ihre Schulter und in das geifernde Maul des Raubtieres.

Marder brüllte in den Wald, dass sie den Rückzug antreten sollten. Sie konnten nicht mehr ausrichten und sollten die Stämme warnen und schon rannten Schwarztanne und Gnarek los, der Gnoll mit der zum Teil gefressenen Leiche seines ersten Opfers in den Tatzen.



Schon wollte Marder ebenfalls los sprinten, als sein Blick auf den Farn fiel, in dem ein stiller Körper lag. Es war Pferdchen, mit einem der kleinen Speere durch den Hals getrieben, die leeren Augen in den geliebten Wald starrend. Spinne krabbelte aus den Falten seines Umhangs und suchte Schutz zwischen den Blättern des Waldbodens und als Marder den gefallenen Schamanenschüler hoch hob, sah auch Bär, was geschehen war.

Ein ohrenbetäubendes Brüllen entfuhr seiner Kehle und mit einem lauten Knacken und Glitschen biss er dem Unbekannten vor sich in den Kopf. Der gurgelnde Schrei verstummte abrupt.

Dann lief er auf seinen kräftigen Pranken los, holte den schwer verwundeten Marder ein und ließ den Krieger auf seinen felligen Rücken klettern. Er spürte die Leiche seines kleinen Bruders auf ihm liegen, als er los eilte, durch den dichten Baum und vorbei an neuen Gestalten, die alarmiert aufschrien.

Überall waren kleine Gruppen der kleineren, schwer gebauten Fremden, und die großen, schlanken eilten ihnen hinterher.

Gemeinsam flohen sie in Richtung der Heide, als ein kleiner Speer die Schulter von Schwarztanne durchschlug und die Spitze blutig aus ihrer Brust ragte. Sie strauchelte und fiel ins Unterholz, zog pfeifend Luft ein und versuchte sich mit aller Kraft nach auf ihre Beine zu ziehen. Dann war Bär in der Gestalt seines Seelentieres über ihr, nahm sie vorsichtig zwischen die Reißzähne und trug sie davon.



Gnarek war der erste, der die Heide erreichte. Er sah Luchs, die ihnen aufgeregt und die Verletzung ihrer orkischen Vertrauten spürend entgegen kam, und mit kurzen, harten Lauten befahl er ihr, in Richtung des Hohen Steins zu fliehen. Die Dörfer mussten wissen, was hier geschehen war. Die Weibchen mussten die Verteidigung in Gang setzen. Die Männchen auf die neue Gefahr vorbereiten! Seine langen Sprünge trugen ihn schnell durch das hohe Gras.

Luchs wartete am Waldrand, bis Bär mit seiner Last in die Morgensonne sprang und gemeinsam liefen sie Gnarek nach, die Reisenden weit hinter sich lassend.



Nach einem langen Ritt verließ Bär die letzte Kraft und sich in seine natürliche Form zurück verwandelnd, sackte er zusammen. Schwarztanne, die die Zeit im Griff des Bären zur Erholung genutzt hatte, ließ heilende Magie durch ihren eigenen Körper fließen und wendete sich dann schon Bär zu. Der aber hielt nur Pferdchen in seinem Arm und wiegte den kleinen Bruder weinend. Kein Zauber, den er kannte, konnte ihn zurück in diese Welt holen und so schloss er ihm die starrenden Augen und drückte den toten Körper fest an sich.

Marder sah den Jungen lange an, dann wanderte sein wütender Blick zurück zum Wald, in dem das Leuchten der Teiche nicht nachgelassen hatte. Hass brannte in seinem Herzen und er versprach der Mutter, diesen Mord zu rächen.

Eine tröstende Hand legte sich auf seine Schulter und er sah zu Bär, der ihn vorsichtig in die Hocke drückte und dann mit gekonnten Griffen den kleinen Speer in seiner Brust lockerte. Die Magie der Welt durchflutete seine Wunde, als sie unter den Künsten von Bär verwuchs. Dann eilten sie weiter Gnarek hinterher.



Eine Stunde später sahen sie im Licht des neuen Tages ihren Kameraden vor einer Gruppe Orks und Gnollen stehen. Gnarek präsentierte die Leiche des Reisenden und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren und als sie näher kamen, sahen sie, dass es tatsächlich Krieger aus den Dörfern am Hohen Stein waren.

Voller Trauer und Angst zogen sie über die Heide, Pferdchens Körper in den Armen von Marder ruhend. Die schwarze Schlange aus dem Traum von Bär hatte zugebissen und das erste Opfer gefordert. Und sie ahnten, dass die Schlange noch längst nicht gesättigt war...

STUMM BLICKTEN DIE Welpen auf die Flammen des Feuers. Die Worte des Geschichtenerzählers hatten sie bewegt und jeder einzelne stellte sich den Tag vor so vielen tausenden von Jahren vor, als Pferdchen sein Leben im Wald der Mutter ließ.
Das Geräusch eines hoch über ihnen vorbei fliegenden Gleiters drang leise zu ihnen.

"Geschichtenerzähler...?"

"Sprich, Kind."

"Wäre Haruuk nicht auf die neuen Völker zugegangen... hätten sie dann nicht angegriffen?"

Ein murmelndes Hin und Her entbrannte zwischen den Welpen.

"Ich weiß es nicht," gab der alte Ork zu. "Der Elf, der den Pfeil geschossen und Chirkee getroffen hatte, war voller Angst. Genauso wie die Zwerge, Halblinge und Gnome, die mit den Elfen die Welt betraten."

"Jeder hatte Angst in diesem Moment..." Die Stimme des Mädchens war klar und kräftig.

"Das denke ich auch." Der Geschichtenerzähler lächelte ihr zu. "Und auch wenn in dieser Nacht die Grundsteine für den andauernden Kampf unserer Völker gelegt wurde, waren es die nächsten Jahre, die unseren Weg bestimmten."

Immer noch saß der Junge, der mit seinen Gedanken bei den hellen Lichtern des Megaplexes war, der Nacht zugewandt, doch drang nun seine Stimme in das Prasseln des Feuers: "Warum wollten wir nicht den Schein des Neuen sehen?"

Das Gemurmel der Welpen brach wie die Brandung über den Lagerplatz herein. Erst, als der Geschichtenerzähler seine ledrige Hand hob, verstummten sie.

"Sie sahen das Neue und nutzen es auch, Gurosh. Aber selbst dabei hatten sie Angst davor..."
 
FÜNF JAHRE WAREN seit der verhängnisvollen Nacht ins Land gegangen und immer wieder hatte es blutige Zusammenstöße zwischen den Stämmen und den Reisenden gegeben. Es hatten sich mehr Fremde durch die leuchtenden Teiche in die Welt ergossen, als die Jäger es vermutet hatten und auf beiden Seiten hatte es Opfer gegeben. Immer wieder stießen die nach Rache dürstenden Kämpfer in den Wäldern der Mutter und auf den weiten Ebenen zusammen und hinterließen Leid und Tod.

Die Steinäxte der Orks hieben immer noch tiefe Wunden, doch die Pfeile der Reisenden flogen weit und zielsicher und schon bald hüteten sich Ork und Gnoll, Goblin und Kobold vor den kleinen Stäben, die sich weit in die Körper bohren konnten.

Das Dorf am Hohen Stein hatte bis jetzt sein Territorium vor den Invasoren verteidigen können und Gnarek Bärentöter war zum Kriegsherren der Gnolle aufgestiegen. Unter ihm hatten die Hyänenkrieger gelernt, aus dem Hinterhalt heraus zu kämpfen, endeten direkte Angriffe doch meist tödlich und lernten die alten Stämme erst langsam, die Waffen der Reisenden zu nutzen und nachzubauen.

Die Lage war angespannt... die Stämme wurden mit dem Wechsel der Jahreszeiten nervöser...



Ein kleiner Spähtrupp war losgeschickt, um die nördlichen Grenzen des Stammes zu überprüfen. Gnarek und Marder wateten nun durch das klamme Moor, nicht einmal einen Mond, bevor der erste Schnee fallen würde. Hinter ihnen Bär und Schwarztanne, deren Hochzeit sich nun zum fünften male gejährt hatte. Zu viert waren sie unterwegs, durchstreiften doch andere Gruppen in anderen Richtungen auch das Land, immer auf der Hut vor den Völkern, die nun die Wälder und Wiesen für sich beanspruchten.

Schon seit einiger Zeit hatte der Stamm keine Reisenden mehr gesehen und auch jetzt hatten die Kameraden keine Spur der Fremden erkennen können. Waren sie weiter gezogen? Weiter in den Norden oder weiter durch ihre blauen Teiche aus Licht und Magie?



K'ura flog hoch über dem Nebel des Moores, das kalt und brackig jeden Schritt in eine Kraftprobe verwandelten und kalt war Schwarztanne und ihrem Mann, die sich - wenige Armlängen hinter Luchs watend - an ein prasselndes Feuer wünschten. Fest waren sie in eigentlich wärmende Felle gewickelt, doch waren auch sie klamm und mit der Erde des Moores verschmiert.

Plötzlich blieb Gnarek stehen und schnupperte in der trüben Luft. Er deutete nach vorne und dort sahen sie einen alten Menhir, der auf festem Boden aus hartem Torf und Gräsern stand. In seiner mit Moosen und Flechten übersäten Oberfläche waren Kreise und andere Muster geritzt. Doch sollte ein so schwerer Stein, höher als der nun vollends erwachsene Marder, auf einem solchen Boden stehen können, ohne ins Brackwasser zu stürzen? Bär trat näher und flüsterte allen zu, dass dies ein heiliger Ort war und die Macht der Mutter den Stein selbst vor dem Versinken schützte.



Langsam traten sie näher und durch den Nebel sahen sie, dass der Menhir Teil eines alten Kreises war, der dort im Moor stand und in seiner Mitte stand ein besonders hoher Stein, dessen eingehauenes Muster leicht grünlich glimmte. Nur Bär trat zwischen die Steine und Luchs, die sich schüttelnd vom Wasser befreite.

Eine Zuflucht war der Kreis, ein gesegneter Ort. Dies sagte Bär seinen Begleitern und als er den großen Menhir in der Mitte berührte, leuchteten die Muster hell wie Flammen auf. Der Schamane zog seine Hand schnell zurück und hauchte seinen Freunden eine Warnung zu, spürte er doch Korruption und die Umkehr ins Dunkle. Dies war kein Ort des Schutzes mehr, dies war ein Ort des Todes.

Luchs fauchte und schon rief Bär, dass Gefahr drohte, als hinter dem Mittelstein ein verfaulter Kadaver hervor kroch. Ein Gnoll, am Becken auseinander gerissen und seine Eingeweide hinter sich herziehend, das Fell nass und das Fleisch weich und von den Knochen fallend.

Dieser Ort war der Dunkelheit verschrieben, mahnte Bär eingeschüchtert, und sie sollten fliehen, doch schon sprang Gnarek um den Kreis herum und wollte hinter den untoten Artgenossen kommen, als sich neben ihm ein längst gefallener Ork aus dem kalten Wasser erhob. Der Wiedergänger griff nach Gnarek, doch dieser wich aus, packte das unheilige Wesen an Kopf und Genick und durchtrennte die über die Jahre weich und glitschig gewordene Verbindung mit einem kraftvollen Ruck. Der Körper glitt zurück ins Wasser, während Gnarek triumphierend keckerte.

Schwarztanne war nun neben Bär und rammte den Speer, den sie vor Jahren einem toten Reisenden aus den kalten Händen gezogen hatte, in den Oberkörper des untoten Gnolls. Kurz konnte der Wiedergänger so nicht weiter auf sie zukommen, dann aber riss Haut und Fleisch um den Schaft herum und immer näher kroch der stinkende Kadaver. Marder hatte seine Waffe in den Händen und mit der schweren, keulenartigen Seite seiner orkischen Axt zertrümmerte er zuerst einen der fauligen Arme, dann den Schädel des Untoten.



K'ura setzte sich auf den Mittelstein und ließ ihr Krächzen durch den Nebel hallen, doch wollte Gnarek seinen Vertrauten nicht so nah am Steinkreis wissen und wieder flog der Vogel hoch über das Moor, immer auf der Suche nach neuen Gefahren. Luchs schnupperte an dem fauligen Fleisch des längst toten Gnolls und schüttelte sich, während Gnarek prüfend am schlickigen Fleisch des Orkkopfes leckte. Doch selbst für einen Gnoll war dies kein gutes Mahl mehr und so ließ er den weich gewordenen Kopf an einem der Steine zerspringen.

Aallarven regneten mit Knochensplittern in das braune Gras des Steinkreises und während die kleinen Fische zuckend den Schutz des Wassers suchten, entschieden die Kameraden, zu ihren Dörfern zurück zu kehren, um den Stamm vor der Korruption dieses Platzes zu warnen.



Acht Tage dauerte die Reise gen Süden und als sie an der hohen Klippe ankamen, die über den beiden Dörfern aufragte, füllten sich ihre Herzen wieder mit Hoffnung und Freude. Der Stamm der Gnolle war in den letzten Jahren näher an den Orkstamm gerückt und nun standen die Hütten und Zelten in Rufreichweite voneinander im Schatten des Hohen Steines, auf dessen Gipfel einige alte Bäume im Herbstwind tanzten. Die Stämme waren fast vollends vereint und stolz sah Marder auf die Macht, die hier zu sehen war: Schamanen der Mutter und Krieger beider Völker... er sah lächelnd zu, wie die Bewohner des Landes ihrer Arbeit nachgingen und Orkwelpen mit jungen Wölfen spielten, während die älteren Tiere mit Gnollen und Orks in den Wald zogen oder in der schwachen Sonne des Herbstes lagen.

Dann bemerkte er die Blicke der Frauen, die ihn finster anfunkelten und die Felle vor den Hütteneingängen zuzogen. Er wusste von vier Welpen, die er in den vergangenen Jahren gezeugt hatte, doch fühlte er sich keinem verantwortlich. Die Frauen des Dorfes verachteten ihn für diesen Umstand, doch wusste er nicht, warum er es anders handhaben sollte, als sein Vater vor all den Jahren. Er war frei und suchte sich aus, wer in seiner Familie war.



Fünf Orkwelpen rannte auf Schwarztanne und Bär zu und ein breites Lächeln kehrte auf Marders Gesicht zurück. Seit ihrer Heirat hatte die Jägerin drei Mädchen und zwei Jungen zur Welt gebracht: die vierjährige Silberweide und die dreijährige Schwarzpappel waren die vernünftigen Kinder, während sich der zweijährige Pferdchen gegenüber seinem Vater beinahe alles erlauben konnte. Die jüngsten der kleinen Bande, die einjährigen Zwillinge Weißbirke und Sommernacht, waren weit für ihr Alter, doch kannte die kleine Weißbirke keine Grenzen und heckte der gerissene Sommernacht immer wieder neuen Unfug aus.

Schwarztanne schloss ihre Kinder in die Arme und saugte den Duft ihrer Familie tief in die Nüstern. Die Kleinen hatten bei den Nachbarn gut zu essen bekommen und es hatte ihnen an nichts gefehlt, das wusste sie. Aber nun waren sie wieder bei ihr... wie es sein sollte.



Marder verabschiedete sich bei seinen Freunden und eilte zur Hütte von Rot, der seit einigen Jahren das Schicksal des Dorfes bestimmte. Mit seiner Lebensgefährtin Herbst saß er auf weichen Fellen in der Wärme seines Behausung, sein wilder Schopf rot gefärbt, auf seinen Schultern die harten Rüstungsplatten eines erschlagenen Reisenden. Herbst stand wachsam hinter Rot und vor Rot saßen drei wichtige Orkkrieger und berieten sich mit dem Führer des Stammes. Ohne eine Einladung setzte sich Marder zu ihnen und sie nickten ihm nur respektvoll zu.

Marder nickte zu Herbst und sie grüßte ihn zurück, was Rot nicht zu gefallen schien, doch war dies Marder gleich. Er wusste, dass Herbst ihn attraktiv fand, doch war es ihm wichtiger, die alten Traditionen aufrecht zu erhalten, in denen die Orkweibchen die wichtigsten Mitgleider der Stämme waren. Sollte sie einen Welpen von ihm wollen, musste sie es nur sagen. Mit einem nicht erfreuten Rot würde er schon fertig werden... der sah Herbst nur warnend an und hörte dann aufmerksam Marder zu, als der von der der fruchtlosen Suche nach den Reisenden und dem korrumpierten Steinkreis im Moor erzählte.



Die Krieger stellten Fragen zum entdeckten Ort und einer meinte, dass dies eine natürliche Grenze zwischen dem Land der Reisenden und den Stämmen im Süden sein sollte, während die anderen nichts natürliches an der Sache sahen. Sie diskutierten einige Zeit lang, bis Rot ihnen mitteilte, dass es nicht um die Steine gehen würde. Benachbarte Stämme hatten Reisende im Osten gesehen und sie wollten nun besprechen, was sie reagieren sollten.

Doch Marder meinte stur, dass der Steinkreis ein ernstes Problem darstellen würde. Bär hatte dies gesagt und er würde dem Schamanen vertrauen. Herbst lachte gehässig auf und äußerte sich abfällig über den heiligen Mann. Dann erklärte Rot ruhig, dass sie keine Zeit für heilige Stätten im Nebel hatten, die für schlechte Träume sorgen würden. Die Verteidigung des Landes war wichtiger als alles andere.

Als Marder darauf bestand, dass es keine Träume waren, sondern eine reale Gefahr, wollten die anderen Männer wissen, ob er überhaupt Beweise für das Aufeinandertreffen mit den Untoten hatte. Der erfahrene Krieger ignorierte diese Provokation und fragte nun, wann Rot einen Trupp gegen die Reisenden im Osten schicken wollte. Dass er gerade eine Mannschaft zusammenstellen wollte, fing Rot an zu erklären, als ihm Herbst ins Wort fiel. Auch sie wollte wissen, ob Marder Beweise für den Kampf am Steinkreis hatte.



Einer der anderen Krieger nahm dies als Zeichen, seinen Status im Dorf erhöhen zu können. Als Marder wütend schwieg, baute sich der Mann vor ihm auf und als sich auch Marder erhob und ihn um einen halben Kopf überragte, seine Muskeln anspannte und mit einem kehligen Knurren herausforderte, verließ der andere schnell die Hütte.

Kurz war ein Grinsen im Gesicht von Herbst zu sehen, dann grollte Marder, dass er die Untoten selber bekämpft hatte. Herbst setzte sich nur schweigend hinter Rot, umschlang ihn mit Armen und Beinen und lächelte Marder frech an. Der schloss die Augen und seufzte tief...



Schwarztanne saß vor ihrer Hütte und sprach mit ihren Welpen. Silberweide erzählte ihrer Mutter, dass die Zwillinge in den vergangenen Tagen eine Grube im Gestrüpp hinter der Hütte gegraben und sie als Platz für ihre Notdurft verwendet hatten und glücklich sah sie die Welpen an. Sie umarmte ihre kleine Bande und blickte wehmütig Bär nach, der gerade aufgebrochen war, um seinen alten Meister zu treffen. Küken musste vom Steinkreis erfahren und entscheiden, wie sie weiter vorgehen sollten.

Vor der Hütte des alten Orks blieb Bär stehen. Küken saß eingehüllt in einen Berg aus Fellen vor dem Eingang, einen kleinen Topf mit Buttertee über einem brennenden Ast köcheln. Apfel, die jüngste Tochter des greisen Schamanen begrüßte Bär und ging dann zurück in die Hütte, um die beiden Männern in Ruhe reden zu lassen.

Bär erzählte von der alten Stätte und den Untoten und Küken hörte schweigend zu. Als Bär nichts mehr zu sagen wusste, erklärte Küken, dass auch er als junger Welpe einmal etwas ähnliches gesehen hatte und er verfluchte den Umstand, dass wieder ein solcher Ort auf ihrem Land entstanden war.

Der alte Schamane murmelte, dass er mit Bär und anderen Schamanen der Stämme diesen Ort reinigen wollte und beinahe hatte er Pferdchen, den kleinen Bruder von Bär erwähnt, der als erster Ork dem Ansturm der Reisenden zum Opfer gefallen war. Gerade noch konnte er seine Zunge bändigen, doch Bär erahnte, was Küken sagen wollte, war doch auch Pferdchen ein Schüler des alten Orks gewesen und traurig blickte er auf den Boden. Der Tod des kleinen Bruders schmerzte immer noch und nur mit der Namensgebung seines Sohnes Pferdchen hatte Bär den Verlust halbwegs verschmerzen können. Er liebte jeden Tag, an dem er den Welpen über die Wiesen laufen sah.

Die Tochter von Küken trat mit zwei frischen Schalen hervor und sie schenkte beiden Männern Buttertee ein und zusammen saßen sie da und atmeten die kalte Luft des kommenden Winters.



Gnarek Bärentöter marschierte durch das Zeltdorf der Gnolle. Überall gingen die Vorbereitungen für den Winter von Statten und junge Gnolle richteten Wolfsjunge ab, indem sie sie an Fleischfetzen in die Luft hoben und keckernd dem Knurren der Tiere lauschten. Einige neugierige Orkwelpen begleiteten ihn, blieben dann aber respektvoll stehen, als der zentrale Platz des Stammes in Sicht kam. Dort lag die Königin Sihark mit ihren vielen Töchtern und einigen Männchen, genossen den faulen Tag und warteten auf Berichte ihrer Jäger. Stolz erkannte Gnarek einige seiner Töchter zwischen den Prinzessinnen und fragte sich, wann er sich erneut mit der Königin oder sogar den jüngeren Weibchen paaren könnte. Es war gut, ein Kriegsherr in diesen Zeiten zu sein. Es war gut, seine Brut im Stamm zu sichern.

Eine von Gnareks Töchtern knurrte einen zu nahe liegenden Krieger an und Sihark öffnete verschlafen ihre Augen. Sie nickte Gnarek zu, warf ihm ein Stück Knochen hin, das dankbar und gierig vom Kriegsherren verschlungen wurde. Als er näher kam, schnappte eine der Prinzessinnen nach ihm, doch trat ihr die Königin in die Seite und wimmernd gab das junge Weibchen Ruhe.

Mit knurrenden Lauten berichtete nun Gnarek dem mächtigen Weibchen von den Untoten und beschrieb gehässig seinen Plan, einen Reisenden zu fangen und ihn im Steinkreis zu töten. Sollten sie so eine Waffe gegen die Invasoren kreieren, wäre die Sache ideal. Grübelnd entließ Königin Sihark Gnarek aus ihrer Anwesenheit und müde von der langen Reise zog er sich in sein Zelt zurück. Als er sich schon hinlegen wollte, um längst überfälligen Schlaf nachzuholen, öffneten sich die Zeltfelle und Sihark schob sich ins Innere seiner Behausung. Gnarek senkte grinsend sein Haupt und ließ es geschehen...



Schwarztanne und Bär saßen vor ihrer Hütte und sahen den Welpen beim Spielen zu. Wildkind war bei ihnen und er hatte seinen jungen Wolf mitgebracht, der die Gesichter der Zwillinge ableckte und verspielt in Arme und Beine biss. Wildkind war ein Goblinwaise aus dem Stamm von Rattensack und seine Eltern waren vor fünf Jahren bei dem Kämpfen mit den Kobolden getötet worden. Kurz bevor die Reisenden diese Welt betreten hatten. Der kleine Goblin, der seinen siebten Winter erleben würde, hatte sich nach den ersten Scharmützeln mit den neuen Völkern den Orks vom Hohen Stein angeschlossen und wurde nun von allen durchgefüttert. Er genoss den Schutz des Stammes und sprach nur in kurzen, gebrummten Halbsätzen.

Als Marder an der Hütte ankam, sahen ihn Schwarztanne und Bär hoffnungsvoll an, während sich Wildkind nur schnurrend an sein Bein drückte. Der Goblin war mehr Sohn für ihn, als die Bastarde, die er mit den nun wütenden Weibchen des Stammes gezeugt hatte.

Marder hatte keine guten Nachrichten: Rot wollte keine Krieger für die Säuberung des Kreises verwenden. Dafür hatte der Anführer des Dorfes erlaubt, dass sich Marder mit einem ausgesuchten Trupp in Richtung Osten aufmachen würde, um die dort vermuteten Reisenden zu jagen.



Silberweide rief den Erwachsenen zu, dass ihre jüngeren Geschwister wieder ein Loch hinter der Hütte graben würden und Sommernacht rief hinterher, dass das Loch auch noch funktioniere, und Schwarztanne lachte kurz laut auf, dann hörte sie wieder Marder und Bär zu, die leise und ernst miteinander sprachen. Die Korruption am Steinkreis sollte nicht unbeobachtet bleiben und Bär war sich sicherer als je zuvor, dass dies alles die Aufgabe der Schamanen war. Zusammen machten sich die beiden Freunde auf, um Gnarek im Dorf der Gnolle aufzusuchen und ihn nach seiner Meinung zu fragen.

Zwischen den Zelten war Unruhe ausgebrochen. Bär und Marder sahen einige Gnollkrieger, die den Nachbau der tödlichen Bögen versuchten, die die Reisenden mit sich führten, doch die meisten Gnolle waren mit den Wölfen an den Rand des Zeltdorfes gelaufen und heulten nun in Richtung einer zurückkehrenden Jagdtruppe, die ein zerlegtes Wisent trugen. Schon liefen Orks hebei, um sich ebenfalls ein Stück der Beute zu holen, teilten die beiden Stämme doch alles, was sie erlegen konnten.

Gnarek trat vor sein Zelt und stolzierte dann zu den Jägern, die ihm ein schönes Stück des erlegten Tieres gaben, und einige Orks reichten Bär einen gesplitterten Beckenknochen des großen Rindes, das als Schale für mehrere Stücke schönstes Fleisch diente. Er bedankte sich und sah überrascht, dass Königin Sihark an ihnen vorbei marschierte und ihnen grüßend zunickte.



Die beiden Orks traten an Gnareks Seite und erkundigten sich darüber, was die Gnolle zu den Steinen sagten, doch Gnarek meinte nur, dass für sie kein Handlungsbedarf bestand. Er sollte machen, was er für richtig hielt, ihm würden aber keine Krieger zur Seite gestellt werden. Als Marder ihm von den Berichten über die Reisenden erzählte, grinste der Gnoll ihn und Bär sardonisch an. Wohin wollten sie zuerst gehen? Zurück zum Moor im Norden oder in den Osten, wo sie Reisende töten konnten?

Gnarek lachte leise und erklärte dann, was er für mit einem lebenden Reisenden im Steinkreis vorhatte. Doch Bär war vorsichtig und er mahnte, dass die Dunkelheit auf sie zurückfallen könnte. Er wollte keine Untoten in den Stammesländern, doch Gnarek argumentierte, dass die Wiedergänger nur schwer Waffen führen konnten und so leichte Beute für die Krieger der Dörfer wären. Bär aber blieb wachsam und schüttelte nur nachdenklich den Kopf. Die ganze Welt wäre in Gefahr und wenn der Wald der Mutter voller Untoter wimmelte, könnte niemand mehr dem Schrecken Einhalt gebieten.

Als Gnarek nur nervös keckerte, nahm Bär das frisch erhaltene Wisentfleisch und machte sich auf den Weg zurück zu seiner Familie, während Gnarek und Marder zusammen am Zelt des Kriegsherren zurückblieben und Fruchtschnaps tranken. Den vergorenen Fleischsaft der Gnolle rührte Marder jedoch nicht an.



Schwarztanne lehrte den Welpen gerade den Umgang mit der Schleuder, als Bär dort ankam. Weißbirke weinte, hatte sie doch gerade Luchs absichtlich beim Schlaf gestört und Schwarztanne meinte nur nüchtern, dass die kleinen Kratzwunden bald zu bluten aufhören würden. Als Bär ihr alles schilderte, was er in Erfahrung gebracht hatte, entschied sich seine Frau, dass sie Gnarek nicht alleine zu den alten Menhiren gehen lassen konnten. Natürlich würden sie ihn begleiten.

Die Sonne senkte sich schon hinter die Klippe, als Bär schweren Herzens zum nahen Wald und zur Lichtung schritt, auf der er Schwarztanne geheiratet hatte. Auf der er mit der weisen Eule sprach. Er setzte sich ins feuchte Gras und schloss die Augen, atmete tief ein und aus. Doch in dieser Nacht sprach die Mutter nicht zu ihm, gab ihm Eule keine Ratschläge.

Am Morgen sammelte er sich, den Frost der Nacht noch tief in den Knochen spürend, und ging zurück über die golden gefärbte Heide.

An seiner Hütte warteten schon Marder und Gnarek und Schwarztanne hatte die Welpen erneut mit einem Teil des Fleisches vom Vortag bei den Nachbarn abgegeben. Es war kalt an diesem Morgen und Bär verbot dem winselnden Wildkind mit ihnen zu kommen. Schnell packten sie alles nötige zusammen und sagten kurz Rot Bescheid, der nur stolz nickte und sie dann ziehen ließ.



Zehn Tage liefen sie nach Osten, während der Winter seinen ersten leichten Schnee schickte. Bär fror genauso wie Schwarztanne, doch wussten sie, dass sie diese Bürde für ihre Welpen auf sich nehmen mussten und diese Gewissheit trieb sie weiter, während sich die Ebene in eine kahle Steppe und dann eine sanfte, rollende Hügellandschaft wandelte. Keine Dörfer hatten sie gesehen und kein Zeichen der Reisenden, bis sie eines Tages dünnen Rauch entdeckten, der hinter einer mit hohen Gras bewachsenen Hügelkette aufstieg.

Vorsichtig schickte Gnarek seine Krähe K'ura vor und zum Glück flog der Vogel hoch genug, als ein Pfeil auf ihn zuschoss und das alarmiert krächzende Tier verfehlte. Schnell flog K'ura zurück und landete neben Gnarek im Gras, während der kleine Trupp schon leise den Hügel erklomm. Auf der Hälfte des Weges drehte Luchs ihre Ohren und blieb wie angewurzelt stehen. Ihre Begleiter hielten sofort inne. Sie duckten sich tief zwischen die hohen Halme und sahen, wie zwei Gestalten auf dem Grat des Hügels erschienen. Einer der hochgewachsenen Reisenden mit ihren schmalen Gesichtern und einer der stämmigen, kurzen Reisenden mit ihren dichten Bärten und klobigen Waffen und Rüstungen. Sie blickten in den Himmel und suchten nach K'ura, die ihnen entkommen war. Der hohe Reisende hatten bereits einen weiteren Pfeil auf seinen Bogen gelegt.



Schon wollte Gnarek K'ura erneut in die Luft schicken, um die beiden Feinde abzulenken, als das Gras zu ihrer Seite zu rascheln begann. Ein Pfeil wurde abgeschossen und das kurze Quieken eines sterbenden Hasen erklang. Doch die beiden Reisenden hatten nicht vor, ihre Beute zu suchen. Sie standen lachend auf dem Hügel und hielten nach weiteren Tieren Ausschau. Gnarek begann wütend seine Zähne aufeinander zu reiben. Töten des Töten willens war eine Sache, die er nicht verstehen wollte... seine Gefährten sahen ebenfalls düster drein.

Wieder flog ein Pfeil ins hohe Gras und wieder lachten die beiden ungleichen Jäger, dann kam ein weiterer der hochgewachsenen Invasoren auf den Hügel geeilt. Kurz sprachen sie in ihrer Sprache miteinander, dann verschwanden sie auf der anderen Seite und entfernten sich rasch.



Schwarztanne und die anderen schlichen den Reisenden nach und sie sahen, dass sie ein kleines Lager neben einem Bach aufgeschlagen hatten. Dort brannte ein Lagerfeuer und drei der erstaunlich kleinen Fremden packten Felle und andere Dinge auf einen großen Schlitten, wie ihn die Stämme für längere Reisen verwendeten, doch balancierte dieser Schlitten auf runden Baumscheiben und vor ihm war kein Wolf, sondern eine seltsame Variante der bekannten Wildpferde angespannt. Mit grauem Fell und langen Ohren graste es friedlich am Boden.

Die drei kleinen Reisenden gehörten zwei unterschiedlichen Völkern an: zwei mit größeren Köpfen und großen, runden Augen und einer mit dünnen Armen und noch kleinerer Gestalt, beinahe wie ein hungernder Welpe. Sie arbeiteten zusammen, während die größeren Reisenden ohne Hektik in ihre Richtung gingen.

Gnarek wollte sie nicht abziehen lassen. Er ahmte den Ruf eines Raubvogels nach, dessen schöne Federn seinen eigenen Haarkamm zierten und mit einem Funkeln in den Augen drehte sich einer der Hohen um. Nach einer kurzen Diskussion stapfte er in Richtung des Hügelgrates zurück, während ihm die anderen abfällige Gesten hinterher schickten.

Die Orks warteten im Gras, während Gnarek dorthin schlich, wo der hochgewachsene Reisende den Hügel überqueren würde, dann griff er sich den kurz um sich schlagenden Mann und zog ihn mit einer starken Pranke über dem Gesicht zwischen die goldenen Halme. Nach einiger Zeit glitt der Hohe in eine Ohnmacht und schnell plünderte Gnarek seine Taschen. Neben einigen Waffen fand er einige eingepackte Blätter und ein geschnitztes Holztäfelchen, das eine weibliche Hohe zeigte.



Die anderen Reisenden riefen nun nach Aton und während Gnarek seinen Gefangenen fesselte und knebelte, fingen die Fremden wieder einen Streit an, der damit endete, dass der Bärtige den Schlitten bestieg und die drei kleinen Reisenden auf die Ladefläche kletterten. Nur der zweite Hohe blieb zurück, als der Schlitten mit lautem Gepolter an Fahrt gewann und fasziniert erkannten die Orks die Vorteile der Holzscheiben, über die sie sich schon gewundert hatten.

Der Hohe begann, den Hügel hinauf zu steigen und wieder griff Gnarek zu. Doch ihm riss der Gnoll die Kehle heraus und fraß sich an ihm satt, während sich die Orks näherten. Sie entschieden, den Schlitten abzufangen und den Rest der Fremden zu töten. Doch sollten sie vorsichtig sein, warnte Gnarek, erinnerte er sich doch genau an die schrecklichen Waffen, die die Kleinen in der Nacht der Ankunft verwendet hatten.

Sie liefen los und holten den Schlitten ein und während Marder sich von hinten näherte, lagen die anderen schon weiter vorne auf der Lauer.



Dann stürmte Marder mit der erbeuteten Axt aus der Nacht der Ankunft auf die Reisenden zu und panisch riefen die nach Aton und Keris, wussten sie doch nichts von Atons Gefangennahme und Keris Tod, und mit einem mutigen Schrei gab der Bärtige dem großäugigen Kleinen die Kontrolle über den rollenden Schlitten und ließ sich auf die Erde fallen, wo er mit einer Rolle und einem seltsam vibrierenden Hammer in den Händen wieder auf die Beine kam. Der Schlitten rollte weiter. Dann traf der Wurfspeer von Gnarek den Fuß des Bärtigen und mit einem Schrei stabilisierte er sich, wartete weiter auf den heranstürmenden Ork.

Als Marder und der Bärtige schon ihre Waffen aufeinander prallen ließen, sprang Gnarek vor das Zugtier. Bär hatte die Göttin angebetet und lief nun ebenfalls auf den Schlitten zu, veränderte sich mit jeden Schritt weiter in die Form eines übergroßen Braunbären.

Schwarztanne warf einen Speer, den sie ebenfalls vor Jahren von den Reisenden erbeutet hatte, und die Waffe traf den Schlittenführer in die Brust. Blutend und hustend kippte er zur Seite und wurde von einem seiner kleinen Gefährten geschüttelt, während der Schlitten zu einem Halt kam.

Der Bär hatte die Seite des Schlittens erreicht und mit einer mächtigen Pranke fegte er den verwundeten Winzling und dessen Helfer davon. Blut blieb zurück.



Mit geflüsterten Worten rief Schwarztanne die Weltenseele an und diese antwortete sofort: drei Wölfe schälten sich aus dem Gras neben ihr und sprangen in Richtung des Kampfes, während der letzte überlebende Winzling auf dem Schlitten panisch in seinem Gepäck kramte. Dann zog er ein Objekt hervor, groß wie ein Apfel, und schon wollte er ihn werfen, als etwas an Gnareks Ohr vorbei schnellte. Es traf das Handgelenk des Winzlings und das ging in einer Wolke aus Blut und Knochen auf, das Objekt fiel zurück in den Schlitten.

Dann ging der Schlitten in einem Feuerball auf und während das Zugtier gegen Gnarek geschleudert wurde und er schwer zu Boden ging, fegte die Druckwelle durch den Bärtigen und Marder. Beide fielen, der Bärtige in Stücke gerissen.

Bär hatte sich rechtzeitig so drehen können, dass nur kleine Stellen seines Fells brannten und während die Magie der Mutter seinen Körper verließ, schlug er die restlichen Flammen aus. Nackt stand er da und untersuchte die wenigen Wunden, die er durch die Explosion davon getragen hatte, während Schwarztanne mit ihren Wölfen und Luchs auf sie zueilte.

Die Tiere der Göttin schauten auf, als sich ein weiterer Wolf aus dem Gras schälte, auf ihm reitend die schmale Gestalt von Wildkind, der eine weitere Wurfspitze zwischen den kleinen Krallen hielt. Marder stand schnaufend auf und brüllte ihren Sieg heraus, während sich die drei Wölfe zurück in die Heide schlichen. Sie hatten hier keine Aufgabe mehr...



K'ura landete auf dem toten Zugtier und krächzte Gnarek amüsiert entgegen, der sich schwer unter dem zuckenden und langsam verendenden Tier heraus zog, während Bär Wildkind mit einem breiten Grinsen umarmte. Auch Schwarztanne kam nun bei ihnen an, reichte ihrem Gatten einen Mantel und streichelte Wildkind dann den Kopf. Ihn konnte man brauchen, meinte sie stolz.

Schnell versorgten alle ihre Wunden und Gnarek speiste am verendeten Zugtier, während Marder aus den Trümmern des Schlittens Pfähle für die abgetrennten Köpfe der besiegten Feinde fertigte. Als Warnung wurden sie auf die umliegenden Hügelkuppen gesteckt und das mit Blut verklebte Haar schaukelte im kalten Wind.

Den Hammer des Bärtigen nahm Marder mit und die Unterarm lange Klinge aus dem selben seltsamen Material, aus denen die meisten Waffen der Reisenden bestanden. Messer und weitere Klingen wurden verteilt und mütterlich fragte Schwarztanne Wildkind, was er hier machen würde. Aufpassen, war die einzige, gegrunzte Antwort des Goblins.

Dann hatten sie sich ausgerüstet und machten sich auf ihren Weg zurück zum Hügel, wo der Gefangene immer noch lag. Auf seinem Wolf reitend begleitete sie Wildkind und kaute auf einem Stück getrocknetem Fleisch herum...



Lange starrte Bär in das Gesicht des zu sich kommenden Reisenden, das so fremd und gleichzeitig doch so ähnlich war. Augen, Mund und Ohren. Eine Nase und einen Schopf voller Haare. Und doch so nackt und blass und dünn und hässlich. Wie ein Geist wirkte der Fremde, leer und ausgezehrt. Voller Angst vor seinen Jägern... und doch hatte Bär genauso viel Angst vor ihm.

Schwarztanne band derweil eine der erbeuteten Klingen an eine lange Stange und testete kurz den neuen Speer, lächelte dann zufrieden den anderen zu, die sich aufmachten, ihr zu folgen.



Die erfahrene Jägerin führte die kleine Gruppe vier Tage lang nach Nordwesten, hin zum Moor. Der Gefangene war in einige Mäntel gewickelt und verschnürt und Gnarek trug ihn stets mit sich. Es wurde kälter und in den meisten Nächten lag Wildkind zwischen Bär und Schwarztanne eingekuschelt oder bei Marder. Nur in der letzten Nacht schlief er an der Seite seines Wolfes, der sich zufrieden um den kleinen Goblin geschlungen hatte.

In dieser Nacht hatte Bär einen Traum. Er sah das Land der Großen Mutter. Er sah die weiten Heiden der Ebenen und die Wälder, die Hügel und die Berge und die ferne Küste im Süden. Und er sah die schwarze Schlange, die riesig auf dem Land lag und die so gewaltig angeschwollen war, dass man weder Kopf und Schwanz in der Ferne erkennen konnte. Kein Ende hatte sie und als er ächzend taumelte, kippte die Welt und der träumende Bär stand vor dem Menhir im Moor, die grün glühenden Symbole eine Warnung in den Stein schreibend. Gefahr drohte, sollte diese Macht geerntet werden. Er drehte sich besorgt um und Bär erkannte Flammen, die einen Hügel verschlangen. Er blinzelte und mit ihm blinzelte das große Auge, das das Feuer ersetzt hatte. Eine dünne, schwarze Pupille sah ihn aus der gelben Iris heraus an. Echsenhaft. Wartend.



Er schreckte auf und merkte, dass er schweißgebadet war. Die anderen wurden auch wach und nach ruhigem Atem ringend setzte sich Bär in eine Position, die die anderen schon kannten: er würde ihnen eine Geschichte erzählen. Er berichtete ihnen von seiner Vision, die ihm die Weltenseele geschickt hatte. Und er offenbarte ihnen, dass er vermutete, dass die Göttin ihn mit diesem Traum vor der Gefahr warnen wollte, die dunklen Mächte des alten Menhirs anzuzapfen. Das ganze Land würde in Flammen aufgehen und ein neuer Feind würde sich neben die schwarze Schlange setzen.

Frustriert schrie Gnarek auf, als er erkannte, dass er sich nicht gegen den Willen der Göttin stellen konnte. Wütend schritt er zum Gefangenen und wollte ihn beinahe töten, als er sich doch noch anders entschied. Dies war ein Hoher. Ein gefangener Reisender. Aton. Er würde den Stämmen einiges über die neuen Völker verraten können. Vielleicht ihnen die Sprache der Reisenden verraten.

Nur Schwarztanne schloss die Möglichkeit nicht aus, Aton der Muttergöttin Seli zu opfern. Vielleicht würde das Blut eines Reisenden sie besänftigen. Sie beschlossen, zurück zum Hohen Stein zu ziehen und dann mit Küken den korrumpierten Menhir im Moor aufzusuchen.



Es war schon mitten am Tag, als sie im frisch gefallenen Schnee auf einer weiten Ebene die verräterischen Vertiefungen der rollenden Schlitten entdeckten. Dieser Pfad war schon öfters benutzt worden, erkannten sie, und Schwarztanne konnte aus den Spuren lesen, dass der letzte Schlitten nicht einmal vor einer Stunde gen Norden gefahren war.

Doch wollten sie nicht wieder zurück laufen, um weitere Reisende niederzustrecken, sondern im Süden die Dörfer warnen und so eilten sie in dieser Richtung den Spuren nach, bis sie an einer Talsenke ankamen, die sich im Osten in eine hügelige Landschaft erstreckte. Im Westen war in einigen hundert Schritten ein dichter Wald zu sehen.

Fünf kleine Gestalten standen am Schlittenpfad und blickten in Richtung der Talsenke. Sie wirkten wartend und entspannt, einer von ihnen putzte sich mit seinem Speerschaft die schuppigen Zehenzwischenräume aus. Es waren Kobolde und sofort begann Wildkind und sein Wolf, bedrohlich zu knurren.

Als die Kobolde den Jagdtrupp erkannten, gackerten sie zischten dann in schwer gesprochenem Orkisch, dass es sich hier um das Gebiet des Häuptlings und seiner Krieger handeln würde. Bedrohlich pirschten sich Wildkind und sein Reittier weiter auf die aufgeregten Kobolde zu und auch Luchs umrundete die echsenhaften Wesen.



Dann hielt Gnarek warnend eine Hand in die Luft. Seine Krähe hatte etwas gesehen, was wirklich besorgniserregend war und auch Luchs schaute nun aufmerksam zur Senke. Bär wandte sich an die Kobolde und bedankte sich dafür, dass der Häuptling das Land der Orks verteidigte. Doch nun sollten sich die kleinen Plagegeister aus dem Staub machen, grollte er den Kobolden zu und ging mit Schwarztanne einige Schritte auf die geschuppten Krieger zu, die quiekend und schimpfend in Richtung des Wald davonliefen.

Vorsichtig schlichen nun Gnarek und Schwarztanne zum Rand der Senke und blickten hinunter ins Tal. Sie kannte das Land des Stammes und wussten, dass sich dort ein Hügel befand, an dem sich ein schneller Fluss vorbei schlängelte. Doch der Hügel war nicht mehr zu erkennen: die wenigen Bäume im Tal waren allesamt gefällt worden und der Fluss so umgeleitet, dass er nun auf beiden Seiten den Hügel umrundete und erst auf der anderen Seite wieder zusammen fand.

Auf dem Hügel war ein Wall aufgeschüttet worden, hinter dem zwei hohe Palisaden aus angespitzten Stämmen standen. Im schützenden Kreis sahen sie beinahe zwanzig feste Hütten aus Holz, aus deren Dachöffnungen feiner Rauch drang. Ein großes Tor war an einer Stelle zu sehen und eine Brücke, die den Fluss überquerte, einige höhere Holzkonstrukte in den Palisaden, auf denen Reisende mit Bögen standen und über etwa fünfzig Einwohner dieses Hügeldorfes wachten.

Sie waren nur sieben Tagesreisen von den Dörfern am Hohen Stein entfernt... wie hatte sich so schnell eine Siedlung so nahe bei den Stämmen entwickeln können?



Fluchend und geduckt, um nicht von den Wachen im Hügeldorf gesehen zu werden, lief Schwarztanne zu Bär und Marder zurück und berichtete, was sie gesehen hatten. Schnell kratzte sie mit der Spitze ihres Steinmessers die Umrisse der Siedlung in den verschneiten Boden und zeigte anhand dieser Zeichnung auf, wie das Dorf aufgebaut und gesichert war. Marder und Bär sahen sich besorgt an und trotzig zog Wildkind seine eigene Klinge und stach immer wieder auf die kleinen Kerben ein, die Befestigungsanlagen darstellen sollten.

Zurück bei Gnarek schlug die Jägerin vor, das Gebiet weitgehend abzusuchen, während die beiden anderen Orks mit dem Goblin auf der Heide warteten. Der Gnoll und sie waren im hohen Gras am besten unterwegs und eilig schlugen sie einen weiten Bogen um das Dorf der Reisenden.

Ein rollender Schlitten, gezogen von einem seltsamen Rind näherte sich dem Tor und nach lauten Rufen wurde das schwere Holz beiseite gezogen. Kinder liefen aus dem Dorf hinaus auf die Wiese vor dem Fluss und spielten miteinander, während ein einsamer Jäger mit Beute aus den Hügeln kam. Mehrere Pfade führten nach Norden und Osten.

Es war klar ersichtlich, dass sich die Reisenden sicher fühlten in ihrer neuen Heimat...



Marder stand neben Bär und Wildkind. Der Wolf schnupperte am verschnürten Aton, der schwach atmete und sich kaum bewegte. Dann fuhr er herum, als vierzig Kobolde aus dem Wald strömten und auf sie zu marschierten. Zehn von ihnen trugen einen hölzernen Aufbau, auf dem mehrere Felle lagen und so ein Bett bildeten.

Ein Grinsen entstand auf Marders Lippen, als er den Kobold erkannte, der auf den Fellen ruhte: es war Schlangenauge, verdreht und krumm, sabbernd und mit einer langen Narbe über den Kopf, an dem viele Schuppen abgebrochen waren. Hatte der Angriff vor fünf Jahren der boshaften Eidechse doch nicht das Leben gekostet sondern nur den Schädel zertrümmert. Gelähmt und nicht fähig, ein klares Wort zu sagen, starrte der Koboldhäuptling die beiden Orks an. Die anderen Kobolde gackerten unsicher.

Bär blinzelte überrascht. Auch er erkannte Schlangenauge, doch erst jetzt kam es ihn in den Sinn, dass das Auge in seinem Traum das eines Koboldes war. Tief blickte er in das zitternde Auge des Häuptlings und fühlte, wie sich der Wille der Göttin langsam zu erkennen gab.



Laut kündigte einer der Kobolde nun die Anwesenheit von Häutpling Schlangenauge an und wirkte verwirrt, als die beiden Orks gelassen stehen blieben, ohne auch nur eine Art von Respekt zu zeigen. Stattdessen näherte sich wieder Wildkind mit gezogenem Messer. Doch Marder hielt ihn zurück.

Warum sich Orks auf dem Stammesgebiet der Kobolde befinden würden, wollte der Sprecher wissen, und Bär erklärte ihm ruhig, dass sie nach Reisenden suchen würden. Doch quakte der Kobold nun unfreundlich, dass die Kobolde sehr wohl von der Anwesenheit der ungewollten Fremden wüssten und es keine Orks bräuchte, solche Dinge zu klären. Außerdem wären die Orkstämme Schuld am Zustand ihres geliebten Häuptlings.

Als Bär meinte, dass der Kampf um das Goblindorf von Rattensack eine Sache war, die längst hinter ihnen lag, schrie der Koboldsprecher panisch auf, dass dies wohl der Ork sein müsste, der Schlangenauge niedergestreckt hatte. Er trat vor Bär und der hob ihn einfach an seinem Mantel hoch und sah ihn drohend an. Die anderen Kobolde gackerten voller Angst und machten sich daran, ihren Häuptling wieder in den schützenden Wald zu schaffen...



Marder betrachtete amüsiert das Schauspiel und meinte nur laut und verständlich, dass Bär damals nicht Schlangenauge gegen den Stamm geschleudert hatte. Verständnislos sah der Sprecher ihn an.

Bär versuchte es erneut. Sie wollten nur mit dem Stamm reden, versprach er, doch die Kobolde waren immer noch aufgeregt und liefen durcheinander, als wären sie Lachse auf ihrer Paarungsreise. Marder schlug vor, dass sie die Kobolde ja anzünden und über die Palisaden schleudern könnten und Bär sah ihn tadelnd an.



Doch dies war Beweis genug für die kleinen Echsenkrieger. Sie schrien durcheinander, dass Marder der Schänder ihres geliebten Häuptlings war und als der auch noch stolz nickte, liefen sie kreischend einige Schritte, bis Bär ihnen zufauchte, dass sie ihm zuhören sollten. Dann ließ er den Sprecher fallen, der sofort wieder auf die Beine sprang und versuchte, Bärs Bein niederzuringen.

Doch schon kam Wildkind mit einem gutturalem Knurren herbei geflogen und riss den Kobold zu Boden. Marder griff nach unten, hob das tobenden Wildkind vom quiekenden Kobold und meinte nur trocken, dass er vorsichtig sein sollte. Kobolde würde sehr schnell kaputt gehen. Die Kobolde sahen nun schweigend und zitternd zu, wie der Sprecher sich aufrappelte und blutend davon hinkte und Bär erklärte ruhig, dass sie hier einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen hatten.

Nun schrien die Kobolde protestierend auf und erst als Bär meinte, dass die Reisenden auf dem Boden des Koboldstammes waren und die Krieger unter Schlangenauge die ersten wären, die unter den Bewohnern des Hügeldorfes zu leiden hätten, verstummten die Stimmen. Leise wurde in den Rängen der Kobolde getuschelt und einer der Echsenwesen sprach kurz mit dem gelähmten Häuptling. Dann erklärte er, dass sie nur bereit wären, zu kämpfen, wenn es wirklich ihr Land wäre. Unter Marders skeptischen Blick nickte Bär und bat den Kobolden ein Bündnis an.



Als die Kobolde erklärten, dass sie als ersten Beweis für das Bündnis keine Orks und Gnolle mehr auf ihrem Land sehen wollten, knurrte sie Marder warnend an und erneut zitternd drohten die Kobolde, mit vierhundert Kriegern ihren Besitz zu verteidigen. Bär sah Marder mit hochgezogenen Augenbrauen an. Vierhundert Kobolde. Der Traum der Mutter lag nun klar vor ihm. Er lud die Kobolde ein, im Kriegsrat am Hohen Stein teilzunehmen. Zusammen mit den sechzig kampfbereiten Orks und Gnollen würden sie das Hügeldorf bezwingen können.

Der neue Sprecher des Häutplings nickte und meinte, dass die Orks und Gnolle nach dem Kampf wieder in ihre Dörfer zurückkehren und den Wald der Kobolde alleine lassen sollten, woraufhin Bär einschlug. Marder seufzte genervt und Bär erklärte, dass nur fünf Kobolde sie zum Hohen Stein begleiten dürften. Zwar wollten die Kobolde zwanzig Krieger in den Süden senden, doch wich Bär nicht von seiner Meinung. Letztendlich gaben die Kobolde nach und flüsterten sich zu, dass die Orks wohl Angst vor ihnen hatten.

Marder, der dies hörte, beherrschte sich sichtbar.



Nun kamen Schwarztanne und Gnarek zurück von ihrer weiten Runde um das Hügeldorf und sie sahen fassungslos drein, als sie vor der Koboldschar standen. Was geschehen war, wollte Schwarztanne von ihrem Gatten wissen und der beschrieb, wie er den nächtlichen Traum der Göttin mittlerweile sah: die Kobolde sollten den Stämmen helfen, die Siedlung der Reisenden niederzubrennen. Dies war von Anfang an der Plan Selis gewesen.

Wildkind knurrte gereizt, dass auch er Feuer legen konnte, doch der Schamane wollte den kleinen Goblin nicht in der Nähe der kommenden Flammen wissen. Zu wichtig war er ihm geworden.

Er strich ihm liebevoll über den Kopf und Wildkind schnurrte glücklich.



Also zogen sie los und nach wenigen Schritten fiel ihnen auf, dass zu viele Kobolde ihnen folgten und sie schickten die überzähligen zwei Echsen wieder zurück in den Wald. Es war schon kompliziert genug, Rot die fünf mitreisenden Kobolde zu erklären. Doch vielleicht hob der Gefangene seine Laune und machte ihn für den kommenden Plan empfangsbereit.



Sieben Tage liefen sie weiter in Richtung des Hohen Steines und als der Schnee schon hoch und fest auf dem Land lag, erreichten sie endlich die Klippe, unter der die beiden Stämme sich vereint hatten. Aus den Hütten und Zelten stieg Rauch und kaum waren sie in Sichtweite, liefen ihnen die Welpen von Schwarztanne und Bär entgegen. Die Jägerin schickte Wildkind mit ihren Töchtern und Söhnen nach Hause, während sie mit ihren Gefährten zu Rot stapften.

Sie fanden ihn in der Wärme seiner Hütte sitzen, Herbst hinter ihm eine Eiterblase an seinem Rücken bearbeitend. Er schnaufte schmerzerfüllt, während sie konzentriert die Beule drückte. Dann lächelte sie Marder zu und Rot sah sie wieder warnend an. Aufgeregt keckernd warf Gnarek den verschnürten Gefangenen auf den Boden und riss ihm die Mäntel vom Leib.

Vor lauter Schrecken drückte Herbst zu stark auf die Blase und Rot schrie laut auf. Dann sprang er auf und befahl, das Ding aus seiner Hütte zu bringen. Er meinte Aton.

Wütend packte Gnarek den erschöpften Reisenden und schleppte ihn in den Schnee hinaus. Sollte ihn Sihark bekommen. Die würde mehr Respekt zeigen als dieses größenwahnsinnige Männchen.



Schwarztanne lief ihm nach und im Schnee rief sie ihm zu, dass sie den Reisenden brauchen würden. Sie hatte Angst, dass die Gnollkönigin den Gefangenen ohne zu überlegen fressen würde, doch erst als Rot ebenfalls vor die Hütte trat und schrie, dass es schön wäre, wenn Gnarek Bärentöter den Reisenden wieder zurückbringen würde, hielt er inne. Auf diese Art hatte Rot noch nie mit ihm gesprochen.

Die beiden Dörfer hatten mittlerweile von der Ankunft des kleinen Trupps mitbekommen und liefen nun herbei, während Gnarek zurück zu Rot stapfte. Die Kobolde standen noch unsicher und mit ihren weit aufgerissenen Augen in alle Richtungen schauend neben der Hütte und waren unentschlossen, ob die Aufregung ihnen gewidmet war.

Um Gnarek herum entstand eine Ansammlung von Orks und Gnollen und alle murmelten aufgeregt, als er den Gefangenen präsentierte. Erste Rufe erklangen, dass sie ihn töten sollten, doch schob sich kurz darauf der alte Küken durch die Menge, gestützt von seiner jüngsten Tochter. Rot blickte dem alten Ork triumphierend entgegen und bellte, dass Schamanen nicht das Recht auf Gefangene haben würden. Dies sei alles Kriegssache und würde in seinen Händen liegen.



Wütend brüllte Schwarztanne dagegen und Gnarek meinte mit einem sadistischen Unterton, dass der Gefangene gerade nur seiner wäre. Er sah den drohenden Blick seiner Königin und spürte die kalte Hand der Angst, die sich um sein Herz schloss. Hatte er falsch geplant? Stand Sihark hinter der Politik von Rot?

Endlich verließ Herbst die Hütte, schaute kurz abfällig zu den Kobolden hinab und drückte sich dann durch die Menge. Sie schrie allen zu, dass Küken wissen würde, was er macht und mit einem Schlag verschwand das Grinsen aus dem Gesicht ihres Gatten. Zusammen schritten sie zurück in die Hütte, als die Menge sich vor ihnen teilte und nur Küken in seinen dicken Felllagen blieb im Schnee sitzen, den zitternden Aton vor sich kniend. Leise sprach der alte Schamane mit dem verdutzten Reisenden und bald waren sie mit dem sichtbaren Atem in der kalten Luft alleine.



In der Hütte fragte nun Rot, was die "Nachspeise" hier zu suchen hatte und die Kobolde reagierten aufgebracht. Bär erklärte alles ruhig und genau und Marder lächelte wissend, als Herbst die Kobolde fragte, ob sie an ihrer Seite gegen die Reisenden kämpfen wollten. Herbst bewies erneut, dass sie die eigentliche Anführerin des Stammes war.

Die Kobolde willigten ein und die nächsten Tage waren erfüllt vom Planen und den Vorbereitungen zum Krieg. Ein gewaltiges Versammlungszelt wurde zwischen den beiden Dörfern errichtet, in dem alle Krieger ihren Platz finden konnten. Die stärksten Gnollweibchen saßen neben den mutigsten Männchen und Orks riefen ihre Meinungen in die Diskussion, während das wärmende Feuer seinen Rauch und die funkelnde Glut durch das große Loch im Zeltdach zu den Sternen schickte. Auch die Kobolde waren zugegen und sie versprachen, dass sie die Tore des Hügeldorfes öffnen könnten, wenn der Schnee über dem Tal tanzen würde. Doch dies war der letzte Schritt des Planes, wollten die Krieger der Stämme doch die Reisenden im beißenden Winter aushungern.

Gnarek Bärentöter, Kriegsherr der Gnolle, wollte die Frauen des Hügeldorfes töten, doch waren viele der Gnolle und Orks dagegen und auch wenn Marder meinte, dass es sich bei den Reisenden nicht um richtige Frauen handelte, waren die Stimmen gegen diesen Plan immer noch stark. Also entschied Gnarek, dass sie die Frauen nur verstümmeln sollten. So würden die Kräfte der Siedlung langsam aufgebraucht werden. Keiner wollte sich gegen den Hass in seiner Ansprache stellen...



Eine Gruppe Gnolle und zwei Orkspäher liefen vorzeitig los, zusammen mit zwei Kobolden, die Schlangenauge über alles informieren wollten, während Küken immer noch mit Aton sprach und viel lernte er über die Reisenden. Von einer schattenhaften Gefahr, die der Schamane nicht greifen konnte und vor der die neuen Völker in diese Welt geflüchtet waren. Von den Elfen und Zwergen, Gnomen und Halblingen und von Wundern, die sich die Stämme der Muttergöttin nicht vorstellen konnten. Wort für Wort lernte er die Sprache Atons, der selbst zum Volk der Elfen gehörte und kein anderer außer ihm und Apfel durfte den Gefangenen sehen und zwei Wachen standen zu jeder Zeit vor der Hütte.

Nach zwölf Tagen und Nächten erklärte Küken dem versammelten Kriegsrat, dass die Lage schlimmer war, als sie zuvor gedacht hatten. Abertausende Reisende hatten sich in der verhängnisvollen Nacht in diese Welt ergossen und waren bereits weit in den Norden und den Osten gewandert. Sogar bis hin zum großen Gebirge im Westen waren sie mittlerweile vorgedrungen. Auch wenn er gegen das Töten war, sah er keinen Sinn darin, den wütenden Stämmen den Angriff auszureden. Das Hügeldorf hatte keine Zukunft...



Am Morgen der Abreise verabschiedeten sich Bär und Schwarztanne von ihren Welpen und gaben Wildkind den Auftrag, auf sie aufzupassen. Wildkind wirkte traurig aber sah tapfer mit an, als seine Wahlfamilie mit dreißig Kämpfern aus beiden Dörfern in Richtung Norden aufbrachen.

Länger als die Reise vom Hügeldorf zum Hohen Stein dauerte der Weg zurück und das erste, was die Krieger dort sahen, war eine Reihe an Pfählen, auf denen die Köpfe gefallener Reisender gesteckt worden waren. Sie standen am Rand der Senke und warnten die eingekesselten Siedler vor der kommenden Schlacht. Gnarek war wütend, hatten sie doch deutlich gemacht, dass sie keine verfrühte Konfrontation, sondern das Hügeldorf aushungern wollten. Kein Kampf auf dem Schlachtfeld, wie die erbeuteten Köpfe andeutete.

Doch bevor er den Verantwortlichem im kleinen Lager auf der verschneiten Heide suchen konnte, erspähten sie weitere Spuren von Kämpfen: tote Kobolde lagen auf der Ebene, bedeckt mit Schnee und sichtlich von den Waffen der Invasoren erschlagen. Doch auch die Reisenden waren hier zu sehen und sie wirkten so, als wären sie im Anmarsch auf den Wald erfroren und dort sitzend und kniend zurück geblieben. Was war hier geschehen? War dies den Kobolden zuzuschreiben?

Die mitreisenden Kobolde nickten eifrig und meinten, dass ihre Schamanen mächtige Magier wären, die den Schnee und den Sturm kontrollierten und als Bär fragte, ob sie auch Feuer erschaffen können, gackerten sie stolz. Bär dachte an seinen Traum und das Echsenauge in den Flammen. Die Mutter war mit ihnen.



Die Kobolde aus dem Wald kamen herbeigerannt, als sie die neuen Kämpfer sahen und schon bald wurden Säcke geöffnet und Orkwaffen berührt und Streit brach aus, den Bär und Gnarek zu schlichten versuchten. Auf einem der Reiseschlitten der Orks war eine große Decke über die Vorräte gespannt worden und als ein weiterer neugieriger Koboldkrieger unter die schwere Plane blicken wollte, wurde er von einem grünlich grauen Ball aus Wut und Schimpfwörtern angefallen und zu Boden gerissen. Seufzend stapfte Marder zum ausgebrochenen Kampf und pflückte Wildkind vom panisch schreienden Kobold und drückte ihn stolz, während Bär mit fester Stimme befahl, dass die Kobolde ihre Hände bei sich zu behalten hatten. Dann raunte er Marder zu, dass er nun für Wildkind verantwortlich war, lobte der Mann den Goblin doch bereits für seine Sturheit.

Nur Gnarek war entspannt und naschte von einem der aufgespießten Köpfe, rülpste dann den ihn begrüßenden Wildkind an, der sich angewidert abwendete und würgte.



Als sich die Kobolde beruhigt und die neuen Kämpfer in ihren schnell errichteten Reisezelten eingerichtet hatten, sprach Bär mit den Kobolden und bat sie, ihre Zauber wirken zu lassen. Die Reisenden im Hügeldorf sollten die erste Kostprobe des kommenden Krieges erhalten.

Die Kobolde stimmten zu und verschwanden im Schutz ihres Waldes. Alle warteten. Am Abend dann begann ein leichter Wind, der sich über die Stunden bis zu einem mächtigen Schneesturm aufstaute. Eis wurde wie kleine Klingen über das Land geweht und die Belagerer suchten Schutz unter den Fellen ihrer Zelte und als sie am nächsten Morgen ins Freie traten, sahen sie in der Talsenke das Chaos, das die Kobolde zurückgelassen hatten: Blutspuren zogen sich durch das Hügeldorf und die Wachen der Reisenden waren in Aufruhr.



Während sie am Rand der Senke standen und den erfolgreichen Schlag zelebrierten, kamen weitere Krieger vom Hohen Stein an. Rot ritt auf einem der Wildpferde der Ebenen heran und übernahm nach einer Erklärung der Lage von Bär die Führung über das Kriegslager. Nicht alle waren glücklich über die Ankunft des Dorfoberhauptes, doch hatten sie kaum Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen.

Der Alarm wurde ausgelöst, als sich zehn Reisende mit einem rollenden Schlitten aus dem Hügeldorf zu stehlen versuchten. Die Flucht führte in den Westen und vor allem waren Kinder und junge Erwachsene in dem kleinen Zug in den Winter. Nur drei Wachen standen an ihrer Seite.

Schnell schickte Rot Gnarek mit einem kleinen Trupp los und der Gnoll wählte Schwarztanne, Bär und Marder für den Überfall. Wildkind schloss sich ungefragt an und keiner sagte etwas dagegen. Sie liefen den Rand der Senke entlang und stießen dann zu einigen Orks und einem Gnoll, die hier schon auf der Lauer lagen. Kurz sprachen sie sich ab, dann warteten sie, bis der Schlitten außerhalb der Sicht- und Rufweite des Dorfes war.



Der Kampf war kurz und blutig. Gnareks Wurfspeer durchschlug den Schädel des Bogenschützen, der auf dem Schlitten wachte und Marders neu erbeuteter Hammer zertrümmerte den Leib der Wache, die neben dem Schlitten durch den Schnee schritt. Auch wenn er die Waffe nicht zum Vibrieren bringen konnte, war sie ein tödlicher Zusatz in seinen Händen.

Der letzte Wächter ergab sich, doch Bär schlug ihm dennoch seine Axt ins Gesicht und während Gnarek einen der Heranwachsenden mit einem Kopfbiss tötete und danach zufrieden die Kinder fesselte, vergingen sich die Orks des früheren Spähtrupps an den jungen Frauen, die die Flucht versucht hatten. Wildkind sah mit hängenden Ohren dem Übergriff zu und als Marder dies erkannte, brachte er den Goblin hinter eine Schneewehe und tröstete ihn.

Eine andere junge Frau wollte fliehen, doch wurde auch sie gepackt und geschändet und dann wurden die älteren Gefangenen so verletzt, dass die Heilung viel Arbeit in Anspruch nehmen würde.



Sie brachten die Verwundeten auf den Pfad, der zum Hügeldorf führte und ließen sie laufen, während sie die gefangenen Kinder zurück zu ihrem Lager schleppten. Sie sollten als Gefangene mehr Nutzen haben.

Die verstörten Opfer des Überfalls taumelten durch den Schnee zu den Palisaden zurück und riefen um Hilfe und die junge Frau stürzte und konnte nicht mehr weiter. Erst als sich das Tor öffnete und einige bewaffnete Reisende heraus stürmten, konnten sie in Sicherheit gezogen werden.

Grinsend sah Rot vom Rand der Senke aus zu, wie das Wehklagen in der Siedlung zunahm und sich der Schnee mit den Körpersäften der Invasoren färbte. Die Kinder wurden in eines der Zelte gepackt und bewacht und auch wenn sie mit Nahrung und Wasser versorgt wurden, wehklagten sie und waren nicht zu beruhigen.



Als der Abend anbrach, verließ einer der hochgewachsenen Reisenden, ein Elf, den Schutz des Dorfes. Mit erhobenen Händen ging er auf den zugefrorenen Fluss zu, der im Winter keinen Schutz bot und blieb in Reichweite der Bögen seiner Mitstreiter stehen. Er rief etwas in der Sprache der neuen Völker.

Bär hatte nun Hoffnung, dass dies der erste Schritt zu Frieden war, wäre dies doch für alle die beste Lösung des Konfliktes. Er sprach aufgeregt mit Rot und der erlaubte, dass Bär und seine Gefährten in Verhandlungen in ihre Hand nahmen. Das Dorfoberhaupt war neugierig, wie sich die Lage entwickeln würde und sah zufrieden mit an, als sich Marder und Schwarztanne in einem Bogen dem Elfen näherten. In großer Distanz blieben sie stehen und riefen dem Unterhändler zu, doch der weigerte sich, weiter aus dem Schutz des Hügeldorfes heraus zu kommen. Schwarztanne zog eine Klinge und malte einige Linien in den unberührten Schnee neben ihr. Ein Ork und ein Reisender waren nach einigen Strichen zu erkennen und sie gaben sich die Hand. Sie deutete auf die Schneezeichnung, doch immer noch nicht wollte sich der Elf nähern.



Gnarek hatte genug von all dem Unsinn. Er stapfte vorbei an seinen Kameraden, vorbei an dem Schneebild, das er mit einem Grunzen betrachtete, und näher an das Dorf der Reisenden heran, begleitet vom Keckern der anderen Gnolle. Bär folgte ihm und blieb wie Gnarek zwei Armlängen vor dem Elfen stehen. Der sah sie eingeschüchtert an, hielt aber tapfer Augenkontakt. Als Gnarek zu seiner Klinge griff, zuckte der Reisende kurz zusammen, doch hockte sich der Gnoll in den Schnee und kopierte die Zeichnung von Schwarztanne, so gut er es hinbekam. Anstatt eines Orks malte er einen Gnoll, doch die Aussage blieb die selbe: sie wollten Frieden und ein Ende des Blutvergießens.

Dann stand er wieder auf, griff in seine Tasche und hielt dem erstaunten Elfen ein Stück Dörrfleisch hin. Als der aber nicht sofort nach dem Geschenk griff, trat Bär einen beherzten Schritt auf ihn zu und streckte eine offene Hand aus und der Elf entspannte sich sichtlich. Immer noch war Angst in seinen Augen zu erkennen, die Schultern aber waren weniger steif, der Stand weniger zum Sprung bereit.



Das Surren von Pfeilen ließ alle aufblicken. Marder und Schwarztanne, die noch weiter entfernt vom Dorf warteten, wurden von dem Angriff überrascht, der aus Richtung der nahen Hügelkette kam und mehrere Pfeile bohrten sich tief in ihr Fleisch. Zornig schrie Marder auf und nahm im Laufen die schwere Axt in die Hände, stürmte auf die Angreifer zu, die sich nun mit weißen Fellen aus den Schneewehen zogen und weitere Pfeile auflegten.

Sie waren dort auf Lauer gelegen und hatten nun den richtigen Augenblick für einen Angriff gesehen. Es waren Krieger einer anderen Siedlung, die das Hügeldorf im Kampf unterstützten wollten und als schon weitere Orks und Gnolle herbei liefen, um sich ihnen im Kampf zu stellen, sah Bär entsetzt, wie Schwarztanne umkippte und das Weiß um sie herum rot wurde.

Er lief los und Gnarek packte wütend den erstaunten Elfen vor ihm, der von dem Hinterhalt nichts gewusst hatte.

Dann flogen die ersten Pfeile von den Palisaden des Dorfes heran und durchbohrten Gnareks Bein, seine Seite und den Schädel des Elfen, der immer noch wehrlos im Griff des Gnolls hing. Das Blut der beiden spritzte auf die Schneezeichnung, die die beiden Völker beim Friedensschluss zeigte.



Gnarek ließ den Elfen fallen und sah, wie eine Armee aus Gnollen, Orks den Hang hinunter ins Tal lief, während sich etwa zweihundert Kobolde aus dem Schnee vor den Palisaden schälten. Sie hatten die ganze Zeit in der Nähe des Dorfes auf Lauer gelegen...

Doch Gnarek wollte den Kampf nichts außer Kontrolle geraten lassen, war es doch zu gefährlich, die schweren Palisaden direkt anzugreifen. Er schrie den Kriegern zu, dass sie zurückbleiben sollten, doch nur die Gnolle und einige Orks hörten auf seinen Ruf. Die anderen stürmten weiter über den kleinen Wall und wurden dort von dutzenden Pfeilen erwartet. Kobolde blieben tot im Schnee zurück.

Dann erklommen die ersten Echsenkrieger die Holzverteidigung und sprangen kreischend ins Dorfinnere. Einer der Kobolde hob triumphierend seine Hände, als er sich zwischen die Spitzen der Stämme gezogen hatte. Ein Feuerball erblühte, wo er gerade noch gehangen hatte und die Palisade brach brennend ein. Weitere Kobolde strömten durch die entstandene Bresche.

Als die Flammen in den trüben Winterhimmel züngelten, grinste Rot hoch über dem Dorf nur Sieges bewusst und lief dann mit seinen restlichen Kriegern los, um sich doch noch in den Kampf zu stürzen.



Bär hatte Schwarztanne erreicht. Sie lag auf dem Bauch und ächzte vor Schmerzen, ein Pfeil ragte aus ihrem Rücken, der andere hatte sie von hinten in den Unterleib gebohrt. Als er sie vorsichtig zur Seite drehte, sah er, dass ein dritter Pfeil das rechte Ohr zerschnitten und ihre Wange aufgerissen hatte. Er schluckte seine Angst und seine Wut hinunter und berührte vorsichtig den Schaft, der neben ihrem Rückgrat aus dem Fell ragte. Wenn er etwas falsch machen würde, könnte sie für immer gelähmt sein, das wusste er.

Sie wimmerte und stöhnte dann, dass der Pfeil in ihrem Unterleib gerade wichtiger war und erstaunt vertraute er auf ihre Worte, hob sie hoch und trug sie schnell zum Lager zurück. Wildkind kam ihm entgegen und winselnd hielt der Goblin Schwarztannes Hand und leckte ihr übers Gesicht, während Bär den Hang hinauf eilte.



Im Hügeldorf war mittlerweile ein Inferno ausgebrochen. Marder, der mit den anderen Orks die hinterhältigen Reisenden in ihren weißen Fellen niedergemetzelt hatte, stapfte wütend auf die Bresche zu. Die Pfeile, die ihn getroffen hatten, hatte er herausgerissen und die Wunden waren inzwischen schon vernarbt. Die Wunden, die die Klingen der Auflauernden geschlagen hatten, bildeten ebenfalls einen dicken, flechtigen Schorf.

Zusammen mit Gnarek betrat er das Dorf, indem Rot das Töten bereits beendet hatte. Fünfzehn Überlebende auf Seiten der Reisenden waren gefangen genommen worden und außer den vielen Kobolden waren nur zwei Orks gefallen. Der Kampf war gut verlaufen und nun tanzten die Koboldschamanen und eine glitzernde Frostschicht zog sich schnell über die Palisade und die Gebäude. Die Flammen wurden von einem Augenblick zum anderen erstickt.

Marder blickte erschöpft zu Rot, der ihm stolz zunickte...



Bär hatte Schwarztanne versorgt und die Wunden an ihrem Unterleib und dem Rücken mit der Magie der Mutter geheilt. Sie lächelte ihn an und obgleich ihrer Wunde im Gesicht war sie wunderschön in seinen Augen. Langsam zog sie ihn zu sich heran und flüsterte ihm dann zu, dass sie im Sommer einen neuen Welpen haben würden. Erkenntnis flackerte über Bärs Antlitz und sie umarmten sich.

Dann eilte er davon, um sich um die Verwundeten des Kampfes zu kümmern und zusammen mit den Koboldschamanen arbeitete er viele Stunden lang, während sich Schwarztanne ausruhte.

Schlangenauge wurde herbeigetragen und der Sprecher des Koboldhäutlings diskutierte lange mit Rot. Der wollte den Echsenwesen das Land nicht zusprechen, doch als Bär zu ihnen schritt und meinte, dass die Kobolde ihren Teil getan hatten und für das erbrachte Opfer eine Entschädigung verdient hätten, nickte Rot nur müde.

Als sie die zufriedenen Kobolde hinter sich ließen, flüsterte das Dorfoberhaupt dem Schamanen nur zu, dass nun der Echsenstamm ein Dämpfer für kommende Angriffe der Reisenden wäre...



Das aufgebrochene Dorf hinter sich lassend, zogen sie so wieder in Richtung des Hohen Steines und sie trieben die Gefangenen vor sich her. Vor allem Vertreter der Völker, die die Reisenden Halblinge und Gnome nannten, waren es, doch auch einige Elfen waren unter ihnen und fast alle waren Kinder.

Erschöpft ließ sich Schwarztanne von Bär stützen, als sie neben ihren Kameraden schritt und nachdenklich fragte sie, warum sie sich die Mühe gemacht hatten, den Frieden herbeizusehnen. Als Dank waren sie nur hinterrücks angegriffen worden. Gnarek sah sie an und antwortete dann ungewöhnlich ruhig, dass sie dies alles auf sich genommen hatten, weil sie im Grunde nicht gewinnen konnten.

Erschrocken blickte Schwarztanne den Gnoll an und ihre Begleiter schwiegen.



Neuer Schnee fiel aus der grauen Wolkendecke und bedeckte das Blut und die Zeichnung eines Gnolls und eines Elfen, die sich in Freundschaft die Hand reichten...

"WARUM KONNTEN DIE Stämme nicht weiter Festung um Festung einnehmen?" Ein schlaksige Mädchen, Tegvan, sah den Geschichtenerzähler verständnislos an. "Sie waren mehr. Sie hatten Verbündete."

Die Welpen nickten und tuschelten und erst nach einigen Augenblicken sprach der alte Ork.

"Die reisenden Völker waren auf der Flucht vor großem Unheil und dies gab ihnen die Kraft, sich in dieser neuen Welt zu behaupten. Sie hatten Angst vor der Weite der Ebenen und den Schatten der Wälder und diese Angst gab ihnen letzten Endes den Mut, den sie heute noch in ihren Herzen tragen. Und unterschätzt niemals die Macht des Fortschritts, hatten die Reisenden doch Waffen und Technologie, mit denen sie das Land formen und Kriege führen konnten, wie die alten Völker es sich niemals zu träumen gewagt hatten."

Die Welpen sahen schweigend den Funken des Lagerfeuers nach.

"Sie starben alle... oder?"

"Was meinst du, Gurosh?"

"Skuarg'gol, Jel'shar und Haruuk. Und Gnarek und all die anderen."

"Alle sterben. Dies ist der Lauf der Dinge."

"Aber sie starben im Krieg... sie starben durch die Waffen der Reisenden... habe ich Recht?" Die Stimme des Welpen klang bitter. Kalt.

Der Geschichtenerzähler seufzte. "Der Krieg ist ein schrecklicher Geist, der das Land umschlingt und auszehrt. Egal in welcher Zeit... er bringt immer die schrecklichsten Opfer."

 
DER FRÜHLING KROCH langsam durch die verschneiten Ebenen zurück in die Heide. Einzelne Eisdecken hielten immer noch das erwachende Land unter sich begraben, doch der beißende Wind hatte sich verändert.

Er wehte den Jägern ins Gesicht, während sie aus dem Schutz einiger Sträucher die große Wisentherde beobachteten, die neben dem Birkenwald graste. Ein einzelner zotteliger Nashornbulle stand neben der Herde und grub mit seinem Horn in der frostigen Erde.

Hoch über ihnen flog eine einzelne Krähe und krächzte der dichten Wolkendecke entgegen.



Schwarztanne deutete auf eine Gruppe schwach wirkender Wisente, die in der Nähe des Wollnashorns stand. Sie hatten den Winter nicht gut überstanden und wären ein leichtes Ziel. Doch Gnarek Bärentöter, der den Blick von seiner Krähe abwendete, schüttelte nur seine Mähne. Das Nashorn wäre eine Gefahr für den kleinen Jagdtrupp. Auch mit Marder und Bär wäre ein wütender Bulle mit großer Wahrscheinlichkeit tödlich.

Sein Blick wanderte zu einer Kuh und ihrem Kalb, das sich von der Herde entfernt hatte, um dort nach frischen Trieben zu suchen, und richtete seine Speerspitze dann auf ein altes Männchen, das am Waldrand fraß. Dieses Tier sollte die Stämme die nächsten Monde ernähren!

Leise beratschlagten sich die vier Jäger, während Luchs sich eng an Schwarztanne drückte. Marder und Gnarek würden sich zwischen den dünnen Birkenstämmen des Waldes verstecken und Bär und seine Frau sollten sich langsam aber deutlich dem Wisentbullen nähern. So in den Wald getrieben wäre er ein leichtes Ziel für den Gnoll und den orkischen Krieger, während der Rest der Herde nicht unnötig aufgescheucht werden würde.

Eilig und gebückt liefen Gnarek und Marder einen Bogen zum Wald und verschwanden im Schatten der Bäume.



Dann standen Schwarztanne und Bär auf, gehüllt in ihre dicken Fellumhänge. Mit Luchs gingen sie quer über die Heide, direkt auf den Bullen zu, während die anderen Tiere neugierig aufschauten. Einige Wisente versuchten langsam Abstand zu gewinnen, blieben aber bei der grasenden Herde.

Das alte Männchen hob schwer seinen Kopf und trotte dann einige Schritte auf den Waldrand zu. Es schnaubte müde. Dann trabte er schwerfällig zwischen die Bäume und verschwand im Zwielicht unter den Ästen.

Schwarztanne nickte Bär zufrieden zu, dann drehte sie sich alarmiert um. Sie hatte einen seltsamen Geruch in der Nase, schwer und faulig. Wie ein langer Tod. Sie blickte zur unruhig werdenden Herde und sah eine Gestalt, die dort wankend über die Heide schritt.



Das Wisent eilte schwer schnaufend zwischen den Birkenstämmen in Richtung des Flusses, der sich hinter dem Wald durchs Land schnitt. Dort sollte es die Orks verlieren. Es hatte schon dreißig Winter erlebt und es war müde. Es wollte in Ruhe gelassen werden. Wieder schnaufte es und wurde langsamer, konnte es die beiden Orks auf der Heide schon nicht mehr hören.

Dann brach ein Gnoll keckernd aus dem kargen Unterholz und schleuderte einen Wurfspeer in den Hals. Das Wisentmännchen brüllte entsetzt, wurde dann zur Seite gedrückt, als ein weiterer Ork hinter einem Stamm hervorsprang und seine schwere Axt in die Schulter des Tieres trieb. Es strauchelte, dann sprang es nach vorne, dem Fluss entgegen.

Doch es verfing sich zwischen den schmalen Stämmen und rutschte mit den Hufen auf dem verschneiten Boden aus. Es fiel schwer und spürte, wie der Gnoll auf seinen Rücken sprang, seine Zähne tief in Fell und Fettgewebe trieb. Die At des Orks schlug weitere male zu und durchtrennte wichtige Muskeln.

Zitternd und erschöpft wartete das Wisent auf den Tod. Es brüllte leise und tief und als der Gnoll über seinen Fettbuckel kroch und seine Kehle griff, riss es noch einmal Angst erfüllt die Augen auf. Dann wurde alles gleißend hell, dann schwarz.



Zufrieden sahen sich Marder und Gnarek an, als sie den Warnruf von Schwarztanne hörten. "Feindkontakt!"

Sie griffen ihre Waffen und eilten zum Waldrand, sahen dort das Ehepaar geduckt wartend, Luchs an Schwarztannes Seite drohend in die Richtung eines wankenden Gestalt blickend, die die Wisentherde in Aufregung versetzt hatte. Die Tiere zogen unruhig davon, umrundeten dabei mit respektvollem Abstand die seltsame Figur, die sich langsam den Jägern näherte. Marder und Gnarek blieben im Schutz der Bäume stehen.

Es war ein Reisender, soviel war sicher. Doch als er näher kam, erkannten sie, dass die Elfenfrau schon lange tot war. Ihre Seite war aufgerissen und graue Eingeweide wurden durch das Gras gezogen. Ruckartige Bewegungen trugen sie weiter an den Waldrand heran und der Gestank nach Tod wurde stärker. Die Wisente nahmen weiter vor dem unnatürlichen Geruch und der wankenden Gestalt Abstand. Dann erkannte der Wiedergänger die Jäger und er gurgelte kurz, kam dann schneller auf sie zu.



Luchs spitzte ihre Ohren, sah an der Untoten vorbei und ging in Jagdhaltung und während Schwarztanne verwirrt in die Richtung schaute, die ihre Vertraute beobachtete, sprach Bär leise eine Bitte an die Muttergöttin Seli. Das alte Gras der Ebene, das aus der dünner werdenden Schneedecke schaute, erwachte um den Wiedergänger zum Leben und wickelte sich wie Fesseln um die Beine der verstorbenen Elfin. Kurz wehrte sich die Untote, dann kippte sie nach vorne ins Gras. Ein verwirrtes Stöhnen war zu hören.

Flüsternd fragte Schwarztanne Luchs, was diese gewittert hatte und die Raubkatze schickte deutliche Gedanken an ihre orkische Gefährtin: "Stinken... Reisende..."

Wie weit weg, wollte Schwarztanne wissen und Luchs verriet ihr, dass die Fremden nur hundert Sprünge entfernt waren.



Schnell zischte Schwarztanne Bär zu, dann liefen sie geduckt zum Waldrand und gingen dort neben Marder und Gnarek in die Hocke. Der Gnoll sah in den Himmel und kurz bekam er den Eindruck von Gefahr. K'ura hatte ihn über ihr gemeinsames magisches Band gewarnt, dann drang nur noch schelmische Befriedigung vom Geist des schwarzen Vogels.

Gnarek legte fragend seinen Kopf schief und erkannte dann, dass die Untote wieder auf die Beine gekommen war und sich nun hinter ihr vier Reisende aus dem Gras erhoben hatten. Zwei Elfen und zwei Zwerge waren es und sie hatten Klingen und Bögen dabei. Gemeinsam liefen sie auf den Wiedergänger zu, der ihnen immer noch den Rücken zugekehrt hatte.

Dann erkannte Gnarek, warum die Krähe K'ura eine solche hämische Freude empfang: die Wisente hatten sich verzogen, doch das Wollnashorn war immer noch am Rand der Heide geblieben und nahm nun mit schneller werdenden Schritten Kurs auf die Reisenden. Die bemerkten das riesige Tier und Marder gab seinen Gefährten das Zeichen, dass sie abwarten sollten. Im Winter hatte es noch viele Konfrontationen mit den neuen Völkern gegeben und auch Rot, der Anführer des Stammes am Hohen Stein, war erschlagen worden. Sie hatten keinen Grund, den Reisenden in einer solchen Situation zu helfen...



Einer der Elfen hob seinen Bogen und schoss einen Pfeil durch den Kopf des Wiedergängers, die anderen drehten sich zum Nashorn und machten sich zum Kampf bereit. Der andere Elf zeigte kurz auf das heranstürmende Tier und zur Verwunderung der Jäger vom Hohen Stein sprangen zwei Wölfe aus dem Gras. Sie liefen um das Nashorn herum und griffen es von beiden Seiten an, während ihr Meister nun ein weiteres mal mit dem Finger zeigte. Wie von einem unsichtbaren, riesigen Faust getroffen überschlug sich das Nashorn und blieb schnaufend im aufgewühlten Erdreich liegen, während sich die Wölfe knurrend in Seite und Gesicht verbissen.

Entsetzt sahen sich die Jäger an. Die Reisenden hatten noch nie die Tiere der Wälder und Ebenen gezähmt, geschweige denn geführt. Und auch die Fähigkeit, die Magie der Weltenseele zu nutzen, hatten sie in den Jahren seit ihrer Ankunft nie gezeigt. Doch nun hatte sich das Blatt gewendet. Die alten Völker hatten ihren einzigen Vorteil verloren.



Das Wollnashorn rappelte sich wieder auf und nahm einen der Wölfe auf die Hörner, durchbohrte seinen Leib und schlug nach den anderen Reisenden aus. Schnell eilte einer der Zwerge zum jaulenden Wolf und zog ihn in Sicherheit, drückte seine großen Hände auf die tiefe Wunde.

Der zweite Zwerg rief etwas unverständliches, dann wuchs er auf eine beachtliche Größe heran und sprang mit glühender Axt gegen das aufgebrachte Tier. Sie umschlossen das Nashorn und mit großen Augen sah Bär seine Gefährten an. Sollten die Reisenden nun solche Kräfte nutzen können, hätten die Stämme ein ernsthaftes Problem.

Ob sie dem Nashorn helfen sollten, wollte Marder flüsternd wissen, doch Gnarek meinte nur knurrend, dass die Magie der neuen Völker zu stark war. Sie hatten das Nashorn mit einem Fingerdeut zu Fall gebracht. Er wollte nicht wissen, was sie gegen Orks und Gnolle ausrichten konnten. Besser, sie würden dem Stamm Bescheid geben.



Nach längerem Kampf war alles vorbei. Das Nashorn lag blutend und schreiend auf der Seite und vorsichtig schritten die siegreichen Reisenden zu der Stelle, wo der Wiedergänger zu Fall gebracht worden war. Einer der Elfen stach seine Klinge ein weiteres mal durch den toten Leib, dann gingen sie schnell in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren. Der verwundete Wolf wurde vom Zwerg getragen, der ihm mittlerweile Moospolster auf die Wunde gedrückt hatte.

Die Jäger warteten, bis die Reisenden nicht mehr zu sehen waren und betraten dann die Heide. Das Nashorn brüllte immer noch seinen Schmerz in den bewölkten Tag hinaus und langsam schritten sie auf den behaarten Berg zu, der zitternd und immer schwächer schnaufend im Gras lag.



Mit magiegeschwängerten Worten beruhigte Schwarztanne das sterbende Tier, während Bär seine Hand auf die aufgerissene Seite legte. Tief hatten die Klingen der Reisenden geschnitten und nur die untersten Schichten aus Muskeln und Fett schlossen sich, verdeckten wieder Knochen und Gedärm, als die heilende Kraft der Göttin den Körper durchfloss.

Der Atem des Nashorns beruhigte sich, wurde kräftiger. Das Gefühl der Dankbarkeit schwappte Schwarztanne entgegen und ohne sich umzuschauen gingen die Jäger zum toten Wisentbullen. Das Wollnashorn würde sich erholen. Es war stark.

Sie bauten den Schlitten zusammen, den sie auf die Jagd mitgenommen und in der Nähe zurückgelassen hatten und luden das tote Wisent auf. Gemeinsam zogen sie die Beute über das weite Land, die Gedanken an den Kampf der Reisenden mit dem Nashorn ständig in ihrem Geiste wiederholend.



Erst nachdem die Sonne ihren höchsten Punkt überschritten hatte, kamen sie im Schatten der Klippe an, die das Dorf schützte. Orks und Gnolle kamen herbei geeilt und halfen, das erlegte Tier vom Schlitten zu heben und es zu verarbeiten. Sie wurden gefeiert und die Gnollschamanen kamen angelaufen, um dem Geist des Wisents den Weg ins nächste Leben zu weisen.

Die Sklaven, die sie in den letzten Monden genommen hatten, halfen bei der Arbeit und stumm zerteilten sie das Fleisch und trugen die Stücke zu den Hütten ihrer neuen Herren. Marder hatte eine junge Elfin als Preis für seine Taten erhalten, doch verachtete er Shael für ihr Volk und das Leid, das es ihnen gebracht hatte. Gnarek hatte einen kleinen Halblingsjungen namens Gunter aufgenommen und es geschafft, ihn vor dem Hunger seiner Stammesgeschwister zu schützen. Und Schwarztanne und Bär hielten sich die junge Elfin Berin, die bei der täglichen Arbeit half und auf die Welpen aufpasste.

Gerade stand sie neben Wildkind und den Söhnen und Töchtern von Schwarztanne und sah dem Spektakel mit leerem Blick zu. Silberweide, die älteste Tochter, hielt liebevoll Rotbuche im Arm, die Schwarztanne vor nicht einmal einem Mond geboren hatte.



Mit schwerer Last auf seinen Gedanken verabschiedete sich Bär bei Schwarztanne und machte sich auf den Weg zu seinem alten Meister Küken. Der saß unter vielen Lagen Fellen in seiner Hütte, schräg hinter ihm seine Tochter Apfel, vor ihm das kleine Feuer, das sonst seinen Buttertee wärmte. Nun brachte es die Kräuter in einer flachen Schale zum rauchen und mit sinkender Hoffnung erkannte Bär, dass es auch heute Küken nicht gut ging. Immer mehr hatte der alte Ork geistig und körperlich angenommen und seine Tochter übernahm pflichtbewusst die Interpretation seiner unzusammenhängenden, gemurmelten Sätze. Allen war klar, dass Bär der neue Schamane am Hohen Stein war.

In einer Ecke der Hütte saß der Elf Aton, der erste Gefangene des Stammes, und nähte eine große Decke zusammen.



Bär setzte sich vor seinen alten Meister und blickte in seine milchigen Augen. Leise fragte er, warum die Mutter den Reisenden ihre Magie gewährte und besorgt flüsterte Apfel die Worte ein weiteres mal in das Ohr ihres Vaters. Murmelnd antwortete Küken, dass die neuen Völker ein Teil der Welt geworden waren. Verzweifelt suchte Bär nach Worten, doch Küken hauchte weiter hervor, dass die Stämme lernen mussten, mit den Reisenden zu leben.

Aber wie sollte dies enden, wollte Bär wissen und Küken gab müde zu, dass der Ausgang vermutlich nicht gut sein würde. Er rang seinem faltigem Gesicht ein trauriges, zahnloses Lächeln ab.

Wenn die Mutter auch mit den neuen Völkern sprechen würde, hoffte Bär nun laut, könnte er vielleicht zwischen allen vermitteln. Er sehnte sich nach Frieden und Ruhe und war umso erstaunter, als er plötzlich erkannte, dass er einem jüngeren, wachen Küken gegenüber saß.

Der junge Küken, ohne Felle in der Hütte thronend, nickte ihm zu und erklärte, dass der einzige gemeinsame Weg der des Todes sein würde.



Erschrocken wollte Bär antworten, als er in die leeren Augenhöhlen Kükens starrte und fast schon aufspringen wollte, zerfiel das Gesicht des erfahrenen Schamanen doch vor seinen Augen in Staub und Schatten. Er blickte sich um und erkannte, dass er auf einer Klippe saß und unter ihm das Land von Tod und Leid geplagt war. Riesige, untote Giganten durchpflügten die verdorrten Ebenen und Aasvögel labten sich an den Leibern der Wiedergänger.

Er sah wieder zu Küken, der immer noch zerfallend vor ihm saß, hinter ihm eine Masse an Untoten marschierend. Verstörend genau im selben Schritt laufend, mit Waffen aus hartem, eckigen Guss, gewandet in unbekannten Rüstungen aus steinernen Ringen und Platten.

In diesem Land wurde alles konsumiert und nur der Tod regierte...

Ein Zucken durchlief Bär und er sah wieder die milchigen Augen von Küken vor sich, die unfokussiert unter den Fellen hervor starrten. Küken murmelte etwas und Apfel lauschte angespannt, doch Bär dachte nur voller Angst an die Vision, die er gerade durchlebt hatte.



Marder wanderte durch das Dorf. In seinen Armen trug er zerteiltes Fleisch des Wisents und er legte die einzelnen Stücke vorsichtig vor die Hütten der Weibchen, die seine Welpen geboren hatten. Sie mochten ihn nicht, aber er konnte wenigstens für ihren vollen Magen sorgen. Als er mit seiner Aufgabe fertig war, stapfte er zur Hütte von Herbst, die seit Rots Tod die Führung des Stammes übernommen hatte.

Herbst stand mit einem Marder unbekannten Ork vor den Fellen des Eingangs und sprach ernst aber leise mit ihm. Dann verbeugte sich Unbekannte und eilte in Richtung Nordwesten davon. Neugierig näherte sich Marder und begrüßte Herbst. Sie beglückwünschte ihn zur erfolgreichen Jagd und besorgt erzählte der Krieger von ihren Entdeckungen. Dass die Reisenden nun auch die Tiere der Wälder und die Magie der Mutter an ihrer Seite hatten.

Schweigend hörte Herbst zu. Dann offenbarte sie, dass auch sie dunkle Kunde hatte: der Bote hatte von anderen Teilen des Landes berichtet, in denen die Reisenden seit Frühlingsanbruch eine neue Angriffswelle gestartet hatten. Sie rotteten sogar Trollfamilien aus und viele der einfach denkenden Wesen suchten sich nun einen neuen Lebensraum. Es kam zu unschönen Zusammenstößen im Osten.

Aber was sollten sie gegen all dies tun, fragte Marder verzweifelt und Herbst seufzte nur, dass sie den Stamm stärken müssten, um sich auf das Kommende vorzubereiten...



Derzeit hatte sich Gnarek mit der Gnollkönigin Sihark getroffen. Über den elfischen Wiedergänger sprachen sie und Sihark meinte, dass es schon öfters kleinere Ausbrüche dieser Art gegeben hatte. Schon vor ihrer Zeit. Die Orkschamanen glaubten immer, dass es etwas mit dem Ende der Welt zu tun hatte und Gnarek hörte einen Anflug von Verachtung in ihren Worten. Hatte der Krieg und der Winter so sehr an der Loyalität der Gnolle gezehrt?

Die Königin meinte, dass die Gnolle stark genug seien, sich solchen Hürden zu stellen, doch bezweifelte Gnarek, ob die Reisenden nicht stärker als die Stämme werden könnten. Sihark spuckte verächtlich und knurrte, dass mehr Reisende als Gnolle gefallen waren, doch wusste Gnarek, dass dies nicht so stimmte...

Immer noch hielt er an dem Plan fest, die ins Dunkle gestürzten Steinkreise der Orks für eine Untotenplage zu nutzen. Eventuell könnte man sogar mehr Steinkreise finden und sogar die Sklaven infizieren und sie zurück in die Siedlungen der Reisenden schicken. Die Schamanen können zudem den Fluch verstärken.



Doch wieder wollte Sihark nur darüber nachdenken und enttäuscht verließ das Zelt seiner Königin. Seit dem Herbst dachte sie darüber nach und ihnen lief die Zeit davon. Er ging am Platz vorbei, an dem das Wisent zerteilt wurde und blickte kurz zu den Schamanen der Gnolle, die laut heulend und tanzend die Seele des getöteten Tieres befriedeten. Sie nützten ihm nichts, horchten sie doch auch nur auf Sihark und ihr Zögern.

Er brauchte einen Schamanen der Orks. Entschieden stapfte er los, um Bär zu finden.



Der junge Schamane hatte sich von Apfel verabschiedet und Küken in seiner Hütte zurück gelassen. Er war über die Ebene gewandert, am Hohen Stein vorbei und in den Wald hinein. Sein Weg führte ihn zur Lichtung, auf der er Eule immer wieder besuchte und die Mutter nach Rat fragte. Es war dunkel geworden und die Kälte kroch zurück zwischen die Bäume.

Bär setzte sich neben den heiligen Stein mit der Vertiefung, in die er für Rituale gesegnetes Wasser goss, und er versenkte sich in ein inniges Gebet. Was hatte die Muttergöttin vor? Warum hatte Seli den Reisenden diese Kräfte geschenkt?

Er schreckte auf, als er ein Knacken vom Rand der Lichtung hörte. Eine Bewegung ließ ihn aufstehen und mit gezogener Axt zu einem der Bäume sprinten, doch sah er dort nur eine Gestalt kauern, die sich anscheinend versteckte. Schon wollte er sie ansprechen, als sich die Gestalt umdrehte und mit einem entsetzten Ächzen erkannte Bär die Züge seines kleinen Bruders Pferdchen, der vor fast sechs Jahren von einem Elfenpfeil getötet worden war. Dessen Leiche sie zum Hohen Stein gebracht und dort rituell verbrannt hatten.

Dann war er plötzlich alleine auf der Lichtung und ein seltsames Gefühl kroch über seine Haut. Wie wenn um ihn herum weitere Personen durch den Wald fliehen würden, sich versteckten, Schutz suchten. Er blickte in die Richtung, aus der die Vision von Pferdchen geflohen war und erkannte, dass dort das Dorf lag. Was wollte Seli ihm nur sagen?

Verstört sah er sich um und erblickte eine Eule, die auf dem heiligen Stein saß und ihn anstarrte. Sie erhob sich auf unhörbaren Schwingen und verschwand in der Nacht. Nachdenklich machte sich Bär auf den Weg zurück zu seiner Hütte.



Kurz bevor er den Rand des Dorfes erreicht hatte, fing ihn Gnarek ab. Der Gnoll wirkte aufgeregt und fing sofort an, seinen Plan mit den Steinkreisen erneut zu erklären. Doch bei der ersten Erwähnung der Wiedergänger zuckte Bär gequält zusammen und vor seinem inneren Auge sah er wieder die marschierenden Untoten, hinter ihnen eine schattenhafte Gestalt, die sie mit ihrem dunklen Willen lenkte. Bleich geworden sank Bär auf die Knie und besorgt wollte Gnarek wissen, ob es dem Freund gut ginge.

Aber Bär knurrte ihm entgegen, dass die kranken Gedanken des Gnolls die Welt in Dunkelheit stürzen werden. Entsetzt sprang Gnarek zurück und hörte mit wachsendem Zorn, dass Bär seine Axt nach ihm schleudert würde, wenn der Gnoll noch einmal solchen Gedanken folgen würde. Er solle verschwinden und Bär in Ruhe lassen.

Zornig stürzte Gnarek auf Bär zu und schnappte nach seiner Kehle und nur um Haaresbreite verfehlten die kräftigen Kiefer den Ork. Entsetzt fiel Bär nach hinten in den Schnee und fing an, nach hinten weg zu kriechen, als Gnarek einen schweren Fuß auf die Brust des Schamanen drückte. Eine Klaue presste den Arm in den Schnee, der die Axt greifen könnte.

Knurrend versprach Gnarek Bär, dass es Krieg geben würde, sollte er ihn noch einmal sein Leben bedrohen und Bär roch den Zorn und das Aas aus Gnareks Maul.



Schwarztannes Schrei, sie sollten aufhören, hallte durch die Nacht. Die Orkin lief auf die beiden zu, doch ließ sich Gnarek nicht abschrecken. Niemand bedrohte Gnarek Bärentöter, einen Kriegsfürsten der Gnolle, niemand würde sich seinem Zorn entziehen können. Dann wendete er sich ab und stapfte in die Nacht hinein, immer noch wütend über Bär und dessen Reaktion auf seinen Plan mit den Untoten.

Schwarztanne kam bei Bär an. Luchs hatte den Kampf zwischen den beiden Männern gesehen und der Jägerin durch die magische Verbindung ihrer Geister Bescheid gegeben. Sofort war Schwarztanne losgelaufen, um nach dem Rechten zu sehen. Kurz fragte sie, ob es Bär gut gehen würde, und als der nickte eilte sie Gnarek hinterher. Ihr Mann rief ihr nach, dass sie es sein lassen sollte, doch hörte sie nicht auf ihn. Sie stellte sich dem Gnoll in den Weg und hob beschwichtigend die leeren Hände.



Mittlerweile hatten sich mehrere Orks und Gnolle eingefunden und sie sahen verdutzt zu, wie Gnarek Schwarztanne ungeduldig erklärte, wie Bär ihn bedroht hatte. Er war verwirrt und verletzt vom Verrat des eigentlichen Freundes und Schwarztanne versuchte ihn zu beschwichtigen. Vermutlich hatte Bär in einer Vision etwas gesehen, was ihn überreagieren ließ. Er hatte die Sache nicht ernst gemeint. Doch Gnarek sah dies anders.

Nun kam auch Marder bei der Ansammlung an Schaulustigen an. Er drückte sich durch die Menge und stellte sich neben Wildkind, der dem Streit mit hängen Ohren folgte. Sein Gesicht war eine Maske aus Entsetzen und Verzweiflung. Kurz nahm Marder den kleinen Goblin in den Arm, dann lief er Gnarek nach, der sich von Schwarztanne abgewandt hatte.

Wieder wurde der Gnoll aufgehalten und wieder wurde er gefragt, was vorgefallen sei. Entnervt verdrehte er angewidert die Augen und schilderte nun Marder von der Begegnung mit Bär. Er wollte ihm nur helfen, weil es dem Schamanen plötzlich schlecht ging. Dann hatte Bär ihn beleidigt und bedroht.

Marder konnte dies alles nicht so recht glauben und lud Gnarek mit freundlichen aber deutlichen Worten zum Trinken ein. Der Gnoll überlegte kurz, dann zogen sie mit Wildkind im Schlepptau in Richtung von Gnareks Zelt, hatte er doch die besten vergorenen Getränke.



Schwarztanne ging neben Bär in die Hocke. Er sollte ihr nun alles erzählen, forderte sie mit fester Stimme und erschöpft berichtete er seiner Frau mit leerem Blick von den Schattenbildern, die er gesehen hatte. Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit lag schwer auf seiner Brust. Schwarztanne nickte lauschend und verstand von Wort zu Wort mehr, was zwischen Bär und Gnarek vorgefallen war.

Langsam löste sich die nächtliche Versammlung am Dorfrand auf und nur zwei Gnollweibchen blieben zurück und blickten hämisch zu den beiden Orks, die im letzten Schnee dieses Winters saßen und miteinander sprachen. Es waren die Prinzessinnen Ursha und Betar, vermutlich Töchter von Gnarek Bärentöter. Sie keckerten leise, dann spazierten sie zum Gnollteil des Dorfes zurück. Finster sah ihnen Schwarztanne hinterher.

Lange saß das Ehepaar noch im Schnee und sprachen über die untote Armee, die Bär gesehen hatte. Dann half die Jägerin ihrem Mann auf die Beine und brachte ihn zur Hütte zurück, wo ihre Welpen unter der Aufsicht der Elfensklavin Berin spielten. Doch Bär zuckte wieder zusammen, hatten sich doch die Zwillinge die Rollen der Wiedergänger ausgesucht und versuchten die anderen Welpen ihnen mit Lachen und Stöcken zu Leibe zu rücken.

Mit sanften Worten schickte Schwarztanne Berin und die Kleinen zu den Nachbarn, die sie immer wohlwollend bei sich aufnahmen, wenn es von Nöten war.

Dann hüllte sie Bär in dicke Felle und setzte ihn vor seine Schale, die er mit potenten Kräutern füllte und Glut auf sie legte. Schwere Dämpfe füllten bald die Hütte und traurig sah Schwarztanne ihren Mann an. Dann verließ sie die Hütte...



In Gnareks Zelt wurde der Trinkschlauch umhergereicht. Sie wollten sich nicht betrinken und Wildkind war eh noch nicht alt genug, um viel des starken Getränks zu verkraften, doch fühlten sich nun alle besser. Der Halbling Gunter reichte ihnen Trockenfleisch und schwieg unterwürfig.

Immer noch nicht konnten sie über die Sache lachen, doch sahen sie es nun mit etwas Abstand. Dass der oberste Schamane der Orks einen Gnoll Kriegsführer bedrohte, war keine Sache, die man leicht nehmen konnte, doch sprach Marder weiter mit ruhiger Stimme und versprach, dass sich alles richten lassen konnte. Nur, dass andere ebenfalls den Streit gesehen hatten und dies nun eventuell an die Gnollkönigin herangetragen werden konnte, versprach schon fast, politische Probleme zu erzeugen. Sollte Gnarek dies nicht von sich aus erzählen, würde auch sein Ansehen bei Sihark sinken.

Marder empfahl, dass Gnarek und er sowohl Sihark als auch Herbst über alles berichten und die Angelegenheit als Prügelei unter Freunden darstellen sollten. So könnte sich das alles glätten, so hoffte er.



Also tranken sie aus und ließen Wildkind und Gunter zurück, während der Goblin schon mit einem schelmischen Grinsen auf den Gährschlauch blickte. Gnarek eilte zum Zelt von Königin Sihark und schwang die Felle zur Seite, als er mit Schrecken erkannte, dass Ursha und Betar schon vor ihrer Mutter standen. Sie drehten sich zu Gnarek und schenkten ihm das boshafteste Lächeln, das sie hatten.

Sihark legte fragend den Kopf schief, als sie den Kriegsherren abwartend ansah. Der stotterte los, dass es eine Meinungsverschiedenheit wegen dem Untotenplan gegeben hatte und er hatte Bär nur seine Grenzen aufgezeigt. Sihark sah ihre Töchter fragend an und fragte dann Gnarek, warum die orkische Jägerin ihn dann auch angegriffen hätte. Gnarek stutzte und die Prinzessinnen keckerten zufrieden.

Dass Schwarztanne ihn nicht angerührt hatte, erklärte Gnarek vorsichtig, doch meinte seine Königin, dass ihre Töchter dies anders geschildert hatten. Unschuldig legten die Prinzessinnen ihre Ohren an den Kopf und sahen ihn unwissend an. Schnell erklärte Gnarek, dass es vielleicht wie ein zweiter Kampf ausgesehen hatte, wurde aber von Sihark unterbrochen, die ihn mit einer kleinen Geste nach draußen schickte. Als er im Wind der Nacht stand und weder Sihark noch die Prinzessinnen ihm folgten, ging er mit einem eisigen Gefühl im Magen in Richtung seines Zeltes.



Marder hatte sich in Herbst Hütte nützlich gemacht. Zusammen legten sie das frische Fleisch ein und überhaupt hatte Marder immer stärker das Gefühl, dass die charismatische Orkin ihn als nächsten Partner ausgesucht hatte. Doch wurde die Nähe vom Gespräch überschattet, das Marder Herbst aufzwängen musste. Genau schilderte es das Missverständnis zwischen Gnarek und Bär. Aufmerksam hörte Herbst den Worten zu und wollte dann wissen, was Marder tun würde: sollte sie jetzt gleich zu Sihark gehen und mit ihr sprechen? Oder warten, was der Königin zugetragen wurde und wie sie reagieren würde?

Lange überlegte Marder und stand dicht hinter Herbst, die sich an ihn drückte. Bis Schwarztanne die schweren Felle des Hütteneinganges beiseite zog und sie kurz musterte. Dann war ihr aber die Intimität der Situation egal und sie erzählte Herbst von der Untotenvision ihres Mannes und der Warnung der Weltenseele. Still bearbeitete Marder weiter das Fleisch und ließ die beiden Frauen miteinander reden. Schwarztanne berichtete von den Prinzessinnen Ursha und Betar und nun dachte Herbst lange über das Gesagte nach. Ganz anders als Rot ging sie nicht den schnellsten und aggressivsten Weg, sondern wollte jede Möglichkeit beleuchtet haben.

Sie sprachen bis tief in die Nacht und entschieden, dass Herbst am besten noch vor Sonnenaufgang mit der Königin der Gnolle reden sollte. Sollte das Gespräch nicht gut verlaufen, würde Herbst Schwarztanne dazu rufen, damit sie ihre Sicht der Dinge einwerfen konnte. Zufrieden verabschiedete sich Schwarztanne und machte sich auf den Weg zu ihrer Hütte. Ihre Welpen waren immer noch bei den Nachbarn und es wäre nicht gut, wenn Bär noch länger in den Dämpfen der Kräuter sitzen würde...



Gnarek war derzeit wieder in seinem Zelt angekommen und hatte die leicht angetrunkenen Gestalten auf den Decken beäugt. Glücklich schnarchend lagen Wildkind und Gunter neben einander, der beinah leere Schlauch auf Wildkinds Bauch. Warum betrank sich der Goblin und der Sklave mit seinem Eigentum? Schon wollte er die beiden wütend wecken, als ein lauter Schrei durchs Dorf schallte. Seine Waffen packend stürmte er vor das Zelt und erkannte erstaunt, dass die meisten Gnolle schon gerüstet im Dorf warteten. Er deutete auf eine Handvoll Krieger und eilte mit ihnen in Richtung des Orkteils des Dorfes davon.

Dann entdeckte er das Feuer, das an einer der Hütten brannte und mit Schrecken wurde ihm klar, dass es die Hütte von Schwarztanne und Bär war, die Flammen in den nächtlichen Himmel schickte. Vor der Hütte standen sieben Gnolle, Betar und Ursha unter ihnen. Betar hatte einen weiteren, brennenden Pfeil auf einem schweren Bogen in ihrem Griff ruhen. Sie grinste boshaft, als Ursha die Nachbarin von Schwarztanne mit einem Fuß auf den Boden drückte. Wieder schrie die Orkin laut auf.

An der Hütte der Nachbarn war die Familie der Frau erschienen und nur mit Mühe hielten sie die ängstlich rufenden Welpen zurück, die zu ihren Eltern rennen wollten. Die Elfensklavin Berin sah dem Treiben verängstigt zu.



Schwarztanne erschien neben der brennenden Hütte und wütend riss sie den brennenden Balken am Eingang um, damit nicht noch mehr Felle und Balken Feuer fangen konnten und während sie den Gnollen zurief, dass sie gehen sollten, versammelten sich immer mehr aus dem Schlaf gerissene Dorfbewohner hinter den keckernden Gnollen.

Auch Marder rannte herbei und befahl einem der Gnollkrieger, dass er Wasser zum Löschen holen sollte, doch stieß der Hyänenmann ihn nur schnappend zur Seite. Die Lage eskalierte und Gnarek wollte nicht dafür verantwortlich sein. Er schrie den Gnollen zu, dass sie Sihark holen sollten, doch lachte ihm Betar nur entgegen, dass ihre Mutter schon Bescheid wüsste.

Nicht wirklich wissend, ob der ganze Angriff nun nur von seinen Töchtern ausgehen würde, oder ob die Königin diese Aktion wirklich sanktioniert hatte, befahl er den Gnollen, mit denen er herbeigeeilt war, sich zurück zu ziehen. In der Dunkelheit außerhalb des Dorfes positionierte er sie und gab ihnen die Anweisung, dass sie nichts unternehmen sollten, bis er zurück käme. Er wollte mit der Königin persönlich reden und sie vom Irrsinn dieser Entwicklungen überzeugen.

Das junge Weibchen, dem er den Befehl gegeben hatte und die gerne unter ihm durch die Heide jagte, nickte stolz und versteifte sich dann, als ein Knacken und Surren hinter ihr erklang. Sie rollte ihre Augen nach oben und kippte Gnarek entgegen. Ein Pfeilschaft der Reisenden ragte aus ihrem Rücken. Mit einem lauten Schrei weckte Gnarek Bärentöter den Rest des Dorfes.



Gerade wollte Betar den zweiten Brandpfeil auf die Hütte des Schamanen schießen, als alle aufhorchten. Der Ruf des Kriegsherren hallte durch die Nacht. Er kündete von Kampf und Tod. Panik brach aus und lauter riefen die Orkwelpen nach ihren Eltern, die immer noch in der brennenden Hütte waren. Dann schob sich Schwarztanne aus dem Rauch, den vom Dampf der Kräuter betäubten Bär fest in ihrem Griff stützend. Marder eilte an ihre Seite und zog den Schamanen in Sicherheit, während der beißende Rauch des Brandes und die frische Luft der Nacht die Sinne von Bär zurückkehren ließen.

Schreie erklangen nun aus anderen Richtungen und weitere Pfeile schlugen in der Umgebung in den Boden. Im Norden sahen die Orks und Gnolle nun den rötlichen Schein am Horizont, weit hinter der Klippe des Hohen Steins. Dort lagen einige kleinere Goblindörfer, wussten sie und jedem wurde nun klar, dass die Reisenden eine Säuberung begonnen hatten. Sie wollten diese Lande für sich und schreckten nicht davor zurück, auch den letzten Vertreter der alten Völker zu erschlagen.

Schwarztanne ließ Bär bei Marder und sprang zu Betar, die immer noch verwirrt in die Dunkelheit starrte. Sie packte sie und riss die Gnollprinzessin zu sich, brüllte sie an, was der ganze Unsinn sollte, doch schlug Betar sie nur mit dem Handrücken ins Gesicht, knurrte ein warnendes "fass mich nicht an!" und lief dann eilig mit ihren Kriegern dem noch unsichtbaren Gegner entgegen.



Vom Schlag überrascht sah Schwarztanne ihr nach, dann blickte die orkische Jägerin zu ihren Nachbarn. Die hatten sich gerade bewaffnet und liefen ebenfalls zur Verteidigung des Dorfes, während die alte Großmutter der Familie, Wolkenmeer, sich schützend vor die Welpen ihrer Tochter und die Welpen von Schwarztanne stellte. Sie nickte Schwarztanne tapfer zu und trieb die weinenden Welpen und Berin dann in die Hütte.

Marder erschien neben der Jägerin. Dass sie Küken retten sollten. Doch Bär, der matt am Boden kauerte, schüttelte nur den Kopf und ächzte, dass Küken bereits Vergangenheit war. Sie würden für ihre Kinder kämpfen. Dann stand er auf und küsste seine Frau innig. Dass er sie liebe, hauchte er ihr zu und nahm dann seine Axt vom Gürtel. Er drehte sich der Dunkelheit am Dorfrand zu und rannte dann los, Marder und Schwarztanne ihm dicht auf den Fersen.



Immer mehr Orks und Gnolle liefen durch die Nacht, als Gnarek beinahe das Zelt der Königin erreicht hatte. Mit gefletschten Zähnen verdammte er den Leichtsinn Bärs, in diesen Zeiten für Unruhe zu sorgen, als er ein kurzes Aufblitzen zwischen den Zelten erblickte. Dann wurde die Nacht gleißend hell und Gnarek schleuderte sich drehend durch die Luft. Hart kam er auf dem kalten Boden auf und als er sich hoch ziehen konnte, erkannte er, dass die Hälfte des Dorfes niedergerissen worden war. Ein brennender Krater war dort zu sehen, wo Sihark und dutzende andere Gnolle ihre Zelte gehabt hatten und von überall her drang das Wehklagen verletzter Krieger. Was war das für ein Zauber, den die Angreifer gewoben hatten?

Aus der Nacht sprangen nun immer wieder einzelne Elfen und Zwerge, die über das Schlachtfeld rannten und kurze Schläge mit abwehrenden Orks austauschten. Einige der Zwerge ritten auf Wildschweinen und die herausfordernden Rufe der Reisenden hallten von dem Hohen Stein wider. Nicht dicht an dicht griffen die fremden Krieger an, sondern weit verteilt und beinahe nicht greifbar.



Ächzend drückte sich Gnarek Bärentöter nach oben und knurrte einigen nahen Gnollen zu, dass sie die Welpen nehmen und ihm in den Wald folgen sollten. Königin Sihark war vermutlich tot und er hatte vor, den Stamm nach seinen Vorstellungen neu aufzubauen. Doch die wollten nichts von einem solchen Plan wissen, war die Zukunft doch davon abhängig, ob sie in dieser Nacht die Reisenden schlagen konnten. Es gab keine Sicherheit, sollten sie nun verlieren.

Gnarek grollte drohend, doch sah er augenblicklich ein, dass es keinen Sinn hatte, einen weiteren Konflikt loszutreten. Er keckerte, schwang seine Waffe hoch über den Kopf und eilte dann mit den lechzenden Gnollkriegern einen weiten Bogen schlagend Richtung Norden. Er wollte die Angreifer von der Seite treffen, wo sie es noch nicht erwarteten.

Chaos erwartete ihn, als er die Hauptstreitmacht der Reisenden überraschte und mit der dröhnenden Stimme von Bär wurde ein eisiger, schneidender Eissturm geboren, der sich über den Hang an der Klippe zog. Blitze fuhren aus dem Sturm heraus und immer noch dröhnte der Zauber des Schamanen, während sich die Nacht mit Blut und Tod füllte...



Die Sonne ging auf und außer dem andauernden Wind, den Schreien der Verwundeten und dem einsamen Ruf K'uras war auf dem Schlachtfeld vor dem Hohen Stein nichts zu hören. Marder wankte mit schweren, müden Schritten an den Toten vorbei. An Ork und Gnoll, an Zwerg und Elf. Manchmal sah er einen Gnom oder Halbling, ihre Körper aufgeschlitzt, ihre Augen starr in eine andere Welt blickend.

Sein Leib war durchstochen mit abgebrochenen Pfeilen und Speeren, der Griff eines Messers ragte ihm nur wenige Fingerbreit aus dem Nacken. Doch hatten sich die Wunden um die meisten Fremdkörper bereits geschlossen, hatte die Magie der Weltenseele ihn während des Kampfes immer wieder geheilt und ihn mehr und mehr erschlagen lassen. Schmerzerfüllt ächzte er auf und trat neben Schwarztanne, die vor dem liegenden Leib eines großen Bären kniete. Luchs war an ihrer Seite und leckte mitfühlend an einer zitternden Pranke des großen Tieres.



Es war Bär, der sich im Laufe der Nacht in diese Form verwandelt hatte und den seine Frau am Morgen mit zwei Speeren quer durch Brust und Magen getrieben am Boden gepfählt vorgefunden hatte. Sie hatte das Holz aus dem liegenden Leib gezogen und ihre Hände ruhten auf der mit Blut verklebten Seite des Bären.

Marder wischte sich halb getrocknetes Blut aus dem Bart und sah sich um. Nur wenige Orks und Gnolle konnte er erblicken, doch drangen weitere müde Rufe nach Hilfe aus Richtung des Dorfes. Ohne zu sprechen trat Marder an die Seite der Orkfrau, schüttelte nur seinen Kopf, als sie erschrocken seine Wunden sah. Die würden heilen. Er konnte sich später um die Splitter in seinem Körper kümmern.

Zusammen halfen sie Bär auf die Beine, der immer noch in tierischer Form verwandelt war und langsam zogen sie um die Klippe hin zu den Überresten der Hütten. Dort waren weitere Überlebende der Schlacht, alle nur Mitglieder der beiden Stämme. Ein Teil des Hohen Steins war abgebrochen und der Stein der Klippe hatte viele Hütten unter sich begraben. Die neu entdeckte Magie der Reisenden war eine furchtbare, das war nun deutlicher als je zuvor.



Gnarek stand mit weiteren Gnollen zwischen den Überresten der Hütten und sprach leise mit ihnen. Nur dreizehn Krieger des Hyänenvolkes hatten den Kampf überlebt, Sihark und alle ihre Töhter waren tot. Doch war sich Gnarek sicher, dass er mit ihnen einen neuen Stamm gründen könnte. Er lächelte müde Marder zu, als dieser an ihm vorbei ging.

Zusammen gingen die drei zum Rande des Dorfes um dort nach der Hütte des Ehepaares zu sehen. Doch war von ihr und der Nachbarshütte nichts mehr übrig. Verkohlter Boden rauchte wie eine klaffende Wunde und mit einem klagenden Schrei sank die Jägerin auf die Knie, Luchs machtlos neben ihr kauernd.

Gepeinigt von Schmerzen und dem Gedanken an seine Welpen sprang Bär in seiner Tierform schnaubend und sabbernd in die Ruine seiner zerstörten Behausung, schlug dort mit scharfen Krallen nach verbrannten Balken und brüllte laut sein Leid hinaus. Dann verwandelte er sich zurück in seine orkische Gestalt und wiegte sich weinend im Schlamm, der sich aus der Asche geformt hatte.



Doch fand Marder nur die Leichen einiger erwachsener Orks in der Nähe der Hütten und als er weiter den Boden absuchte, stieß er bald auf die Spuren von einer Gruppe Welpen und einem Goblin, die von den unregelmäßigen Schritten eines alten Orks begleitet wurden. Schnell rief er Schwarztanne zu, dass die Hoffnung noch nicht verloren sei und gemeinsam blickten sie in die Richtung, in der die Abdrücke führten. Der nahe Wald und die Lichtung der Eule. Sie sammelten Bär und Gnareks Gnolle und nicht einmal zwei dutzend Orks konnten sich der Gruppe anschließen. Alle anderen waren tot.

Kurz besprachen sich Gnarek und Schwarztanne, dann schickte der neue Anführer der Gnolle seinen treuen K'ura los, um über dem Wald Ausschau nach den Welpen zu halten. Alle zusammen liefen sie los, ein geschundener Zug der einzigen Überlebenden der Stämme vom Hohen Stein...



In gehetzten Schlangenlinien folgten sie den Spuren durch den Wald, bis sie bei der Lichtung ankamen. Vorsichtig wagten sie sich aus dem Schutz der Bäume heraus und blieben mit blankem Entsetzen stehen, als sie die alte Wolkenmeer erkannten, die neben dem heiligen Stein in der Mitte der Lichtung stand. Verkrampft und wund zitterte die Orkin mit durchgestrecktem Kreuz und zum Himmel erhobenen Gesicht, während Himbeerranken durch Sohlen und die Haut der Beine wuchsen und sich weiter im Körper nach oben bohrten. Weiter oben schoben sie sich wieder aus dem gequälten Leib und fesselten die Frau in einer grotesken Haltung. Ranken hatten ihre Augäpfel zerstört und drehten sich der Sonne zu, andere hatten sich neben der Zunge einen Weg ins Freie gesucht und so kamen nur gurgelnde, schwere Laute von Wolkenmeer.

Von den Welpen und Wildkind war nichts zu sehen, ihre Spuren konnte Schwarztanne aber schnell wieder finden. Sie führten hinein in den Wald und weiter gen Süden. Ohne auf die anderen zu warten liefen Marder und Schwarztanne ins Dickicht.



Bär stand fassungslos vor der leidenden Wolkenmeer. Er verfluchte die neu gefundene, verdrehte Magie der Reisenden und langsam ging er auf die Greisin zu. Die spürte anscheinend das Nahen eines anderen, versuchte sie doch ihren Kopf zu drehen. Blut floss aus ihren leeren Augenhöhlen und auch beruhigende Worte würden keinen Sinn haben, hatten die Ranken doch auch die Ohren durchwachsen. Mit einem Gebet zur Muttergöttin hob Bär seine Axt und beendete das Leid der alten Frau.

Gnarek, der dem Ganzen stumm zugesehen hatte, trat nun zögerlich neben Bär und fragte grollend, ob sie Gnolle und Orks derzeit noch zusammen ziehen lassen oder ob sie ihr Schicksal alleine suchen sollten. Bär sah den Kriegsherren kurz an. Sie sollten zusammen bleiben, erklärte der Schamane dann und Gnarek wollte schon darauf reagieren, als er merkte, dass einige seiner Krieger begonnen hatten, unruhig in den Wind zu schnuppern.

Was los sei, wollte der neue König des Stammes von einem jungen Weibchen wissen, doch die reagierte nicht sofort und sah ihn stattdessen nur herausfordernd an. Als er ein zweites mal fragte, knurrte sie und schnappte nach ihm, doch dies wollte und konnte sich Gnarek nicht gefallen lassen. Blitzschnell packte er das Weibchen an der Kehle und zog sich nahe an das nun verängstigte Gesicht heran. Das nervöse Keckern der anderen Gnolle und die alarmierten Blicke der Orks waren wie ein warmer Sommerschauer für ihn. Er badete in der neu erlangten Macht.



Er sei der älteste und zugleich der stärkste Gnoll, der die Nacht überlebt hatte, bellte er dem Weibchen und allen anderen zu. Er hatte das Sagen. Er ließ die Kehle des kauernden Weibchens los und wollte schon Schwarztanne und Marder hinterher, als sich ein gleißendes Licht hinter seinen Augen formte. Ein stechender Schmerz trieb ihn zu Boden und er konnte nur noch die Warnung vor einem Angriff herauspressen, bevor er ohnmächtig wurde.

Panisch sahen sich alle um, doch sahen sie nichts zwischen den Bäumen und erst als Bär sich auf die Magie der Welt konzentrierte, dass etwas in Gnareks Wesen fehlte. Wie wenn jemand einen wichtigen Teil aus ihm heraus gerissen hätte. Er blickte in die Ferne und dort fühlte er die Überreste eines schnell vergehenden Spruches, der ein Leben genommen hatte. Eine Welle aus Schmerz und Tod pulsierte immer noch dort und verklang letztendlich.

Scharf zischte Bär allen zu, dass sie zusammenbleiben und schnellst möglichst aufbrechen mussten und sofort packten zwei Weibchen Gnarek und schleppten ihn mit. Als sie zwischen den Bäumen in den Schatten des Waldes eingetaucht waren, kam der Kriegsherr wieder zu sich und ächzte nur schwach "sie haben ihn getötet". Dann zerrte er sich vom Griff der Weibchen frei und stellte sich zuerst wankend, dann feste vor die Gruppe Flüchtlinge. Die Reisenden hatten seinen Krähenvertrauten K'ura mit Zaubern erschlagen, knurrte er, und während die Orks ihr Haupt senkten, jaulten die Gnolle leidend auf.



Marder und Schwarztanne hetzten durch den Wald, dessen Boden mit Tauwasser bedeckt war. Die Spuren führten über das verschneite Moos hinweg und Luchs sprang mit einigen Längen Abstand durchs Unterholz. Sie hatten das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden. An einem kleinen, glucksenden Bach kamen sie an, der sich tief in den Boden des Waldes gefressen hatte. An einer Seite hatte das Wasser die Wurzeln eines alten Baumes umspült und freigelegt und in diesem Wurzelgeflecht hing ein lebloser Körper, groß wie ein Orkwelpe.

Schnell wateten die beiden durchs kalte Wasser und als Marder die Leiche aus der Umklammerung des Baumes befreite, erkannte Schwarztanne Süßbeere, eine Tochter der Nachbarn. Ihre rechte Seite war von einer scharfen Klinge abgetrennt worden, der gesammte Arm fehlte. Vorsichtig legte sie Marder ins Moos.

Hier waren keine Spuren mehr zu erblicken, doch vorsichtig blickte Schwarztanne sich nun um. Dann bemerkte sie eine Bewegung in einem Wurzeltrichter unweit des Baches. Sie streifte einige Farne zur Seite und ihr Herz schlug höher, als sie unter einigen Brombeerblättern Weißbirke kauern sah. Ihre Tochter hatte sich schützend eingeigelt und schluchzte nicht hörbar, blickte nicht auf. Kurz schaute sich Schwarztanne um, ob Reisende sie beobachten würden, doch spürte sie immer noch nur ihre Nähe. War es sicher, ihre Tochter aus dem Versteck zu heben?



Bär, Gnarek und die anderen Flüchtlinge kamen nun am Bach an und kurz sahen sie sich um. Bär streichelte über den Kopf des erschlagenen Mädchens und sah dann hilfesuchend Schwarztanne an, die sich immer noch nicht traute, den Zufluchtsort ihrer Tochter zu verraten.

Ein nasses, schabendes Geräusch wehte durch den Wald zu ihnen heran und die Gnolle begannen leise zu keckern. Dies war die Richtung, in der die Spuren verlaufen waren. Doch war dies nach dem Bach immer noch der ideale Weg?

Marder berührte leicht Schwarztannes Schulter. Sie mussten weiter, der Feind war ihnen vermutlich dicht auf den Fersen. Die Jägerin nahm all ihre Kraft und ihren Mut zusammen, griff in den Wurzeltrichter und hob die erstaunt quiekende Weißbirke in ihre Arme. Die anderen ächzten überrascht, als das Mädchen ihre Mutter erkannte und sich fest an sie klammerte, ihr Gesicht in ihrem Hals vergrub. Die Reisenden waren hinter ihnen her, weinte sie, und sie hatte die anderen verloren. Schwarztanne beruhigte sie mit leisen Geräuschen.

Dann setzte sich der Zug wieder in Bewegung, stumm und ohne jegliche Absprache und nur Süßbeere blieb leblos neben dem Bach im Moos zurück.



Als sie am Waldrand ankamen, war ihnen klar, woher die seltsamen Geräusche kamen. Der Wald endete an einem Abhang, der steil und mit Schlamm überzogen tief nach unten führte. Dort unten wuchsen wieder Bäume und sie wussten, dass der Wald in dieser Richtung von einigen Seen und schließlich einem großen Fluss durchschnitten war. Und der Boden hier oben, der Hang und der Schlamm weiter unten war von tausenden Kröten bedeckt, die sich aus ihrer Winterstarre befreit hatten und zu ihren Paarungsgebieten zogen. Sie quakten tief, schritten übereinander hinweg und sprangen flüchtend den Füßen der Orks und Gnolle aus dem Weg.

Sie drehten sich um und sahen über den Baumkronen dichten, dunklen Rauch aufsteigen. Hatten die Reisenden den Wald in Brand gesetzt? Doch sie konnten sich kein Zögern mehr leisten und so begannen die ersten, den Abhang hinunter zu laufen. Nach einigen Augenblicken folgten alle.

Doch der Hang war rutschig vom tauenden Schnee und von den Kröten, die sie mit jedem Schritt zertraten und so kam einer nach dem anderen ins Straucheln und bald rutschten sie und überschlugen sich auf dem Weg nach unten. Mit Mühe konnte Schwarztanne Weißbirke fest an sich drücken, damit wenigstens ihr nichts geschah, aber als sie unten aufgekommen waren, weinte das kleine Mädchen bitterlich. Alle lagen ächzend da und versuchten sich zu sammeln. Luchs, die ihnen ohne größere Probleme nach gesprungen war, schnupperte prüfend am schmerzverzerrten Gesicht seiner Herrin.



Das tiefe, langgezogene Stöhnen von Marder ließ alle aufblicken. Er hatte sich mehrfach Hals über Kopf im Fall gedreht und sich bei jedem Aufkommen die abgebrochenen Waffenteile weiter in den Leib gerammt. Die meisten Wunden, die bereits verkrustet gewesen waren, bluteten wieder und hart war er nun unten mit dem Gesicht an einem Baumstamm aufgeschlagen. Er versuchte sich benommen auf die Beine zu ziehen, doch schaffte er es nicht, und mit einem angstvollen Ruf gab Bär das laut, was alle anderen mit Schrecken sahen: der Orkkrieger war mit seinem Rücken auf ein großes, pulsierendes Fadengewebe gestürzt, das von einer nahen Fichte wuchs. Den gesamten Stamm nach unten zogen sich bunte Knoten, die durch die Rinde brachen und weitere Fäden in alle Richtungen schickten.



Verzehrende Farben. Dies war der Name, den die Orks dem jagenden Pilz gegeben hatte, der sich zwar nur langsam fortbewegte, aber nun neben einigen unvorsichtigen Kröten auch einen ausgewachsenen Ork gefangen hatte. Die dünnen Fäden zogen sich langsam weiter über Marders Arm und Seite, der Rücken war schon von den bunten Fruchtkörpern des Pilzes aufgerissen. Marder krümmte sich unter dem brennenden Schmerz, der wie Feuer durch seine Benommenheit zuckte, und weiter wuchsen die Verzehrenden Farben in sein Fleisch.

Verzweifelt bat Bär die Göttin Seli, ihm Kraft zu spenden und sich den Verzehrenden Farben mitteilen zu können und als er sich an den fressenden Pilz wandte, spürte er tatsächlich den unbändigen Hunger der Verzehrenden Farben. Was sollte es dafür bekommen, den großen Ork gehen zu lassen? Was konnte Bär dem Pilz bieten?

Bär schaute zu den Kröten, die die Verzehrenden Farben bisher im weiten Bogen umgangen hatten und er atmete langsam aus. Dann schickte er seine Bitte zu den geschäftigen Amphibien und ohne zu zögern machten sie Kehrt, stiegen über Marder hinweg und gingen in das Gewebe der Verzehrenden Schatten hinein. Sofort wurden sie überwachsen und von Fruchtkörpern aufgebrochen, einige waren innerhalb weniger Augenblicke bis zu den Knochen aufgelöst.

Auf Marders Haut gingen die Fäden zurück und mit einem wachen Schrei löste sich der Krieger aus dem Gewebe. Blutend und mit offenem Rücken und Armen stand er schwer atmend da und versuchte Worte zu finden. Als er schließlich Gnarek und Bärs Blick gefunden hatte, deutete er mit einem rötlich tropfenden Finger auf die sich ausbreitende Masse. "Da habt Ihr Eure Waffe gegen die Reisenden..." Seine Stimme war rau und er hustete schwer.



Schon wollte Gnarek antworten, als ein Ork neben ihm ächzte. Eine Pfeilspitze ragte ihm aus dem Mund und schlaff kippte der tote Körper auf den Pilz, der ihn sofort mit dünnen Fäden zu überziehen begann.

Weitere Pfeile surrten vom Hang her auf sie herab und und schnell flohen sie an den Kröten und den Verzehrenden Farben vorbei, zwischen die schützenden Bäume des Waldes. Hinter ihnen erklangen die Rufe der Reisenden und das Geräusch der Pfeile, die das Blätterdach durchschlugen. Ein weiterer Gnoll fiel und stand nie wieder auf. Weiter und weiter rannten sie, vorbei an Sträuchern und Teichen, mit Moos überwachsenen Steinen und längst zerfallenden Baumstämmen, die im Dickicht lagen.

Gnarek hatte sich an die Spitze der rennenden Gemeinschaft gesetzt und Bär lief mit Schwarztanne hinter den anderen, Luchs immer treu an der Seite der Jägerin. Weißbirke hielt sie auf, behinderte Schwarztanne beim Rennen. Doch sie waren nicht die langsamsten...



Die beiden blickten zurück und sahen Marder, wie er an einem breiten Baum angehalten hatte. Er lehnte mit der offenen Rückewunde kurz an den Flechten, die den Stamm überzogen, dann fuhr er herum, als ein lautes Knacken durch den Wald hallte. Die Reisenden hatten sie gefunden!

Schwarztanne schaute zu Weißbirke in ihren Armen, danach zu Bär. Der winselte geschlagen und warf Marder einen entschuldigenden Blick zu. Marder aber hatte bereits seine Axt gezogen und wartete hinter dem Baum auf ihre Verfolger. Stumm liefen Schwarztanne und Bär los und ließen den Freund zurück. Vor ihnen sahen sie Gnarek und die Reste der Stämme am Hohen Stein, wie sie durch den Wald flüchteten.



Marder lehnte schwer am Baum und versuchte seine Kräfte zu sammeln. Er wollte so viele dieser verfluchten Bestien mit in den Tod reißen wie möglich. Die Mutter hatte ihm die Kraft geschenkt, die vergangene Nacht zu überleben und nun sollte sie hier seine Wunden so lange heilen, bis seine Kameraden in Sicherheit waren und er auf einem Berg aus erschlagenen Reisenden seinen letzten Atem zog.

Er hörte ein weiteres Knacken, ein Rascheln. Angespannt stieß er sich vom Baum ab und stellte sich seinen Häschern entgegen. Doch sprang nur eine junge Orkfrau durchs Unterholz, wich einem vorbei zischenden Pfeil aus und duckte sich unter einem dicken Ast hindruch.

Sie kam an einem Baum neben Marders Versteck zum Ruhen und drückte sich gegen die raue Rinde, blickte zu Marder hinüber. Der aber wollte sich nicht von der nähernden Gefahr abwenden und blieb geduldig stehen, seine Augen nach vorne gerichtet. Dann sah er zu seiner Überraschung frische Triebe, die aus dem alten Stamm an seiner Seite wuchsen. Blätter, die sich entfalteten, als vergingen Tage in wenigen Herzschlägen. Warm wurde es um ihn herum, wie wenn der Frühling nun wirklich im Wald angekommen war und erstaunt sah er zur jungen Orkin. Die lächelte ihn nur sanft an und um sie herum wuchs Moos und feine Blätter über den Baumstamm. Kleine Blumen erblühten um schönen Kopf herum und ruhig legte sie einen schlanken Finger auf ihre geschwungenen Lippen. Eine unglaubliche Gelassenheit ging von ihr aus und Erkenntnis durchflutete Marder wie das Kribbeln unzähliger Insektenbeine. Schmerz und Angst flossen aus seinem Körper. Seli blinzelte ihm verführerisch zu.

Ein weiteres Knacken, dann sprang Marder, gestärkt durch den Atem der Muttergöttin nach vorne und begann seinen letzten Tanz des Todes.



Gnarek hatte mit den anderen einen Hügel im Wald erreicht. Bäume und größere Steine ragten aus dem Erdbuckel hervor und vor dem kleinen Anhang lag ein erschlagener Zwerg. Er sah aus, als wäre er von einem Felsen zerschmettert worden, aufgeplatzt und zerrieben. Prüfend hob Gnarek seine Schnauze und sofort roch er neben dem bestialischem Gestank eines Trolls und dem Zwergenblut die Anwesenheit der Orkwelpen und eines Goblins. Wildkind und die Kinder waren in der Nähe.

Luchs, der sich weit vor Schwarztanne an die Seite des Gnolls gesetzt hatte, sprang den Hügel hinauf und schnupperte an einer engen Spalte, die sich hier durch Erdreich und Fels zog. Sofort sprang Gnarek dem Vertrauten von Schwarztanne nach, doch kamen warnende Stimmen seiner Gefährten, dass sich nun der Troll näherte, den sie zuvor schon wegen seinem Gestank wahrgenommen hatten.

Mit schweren Schritten schob sich ein gewaltiges Trollweibchen aus dem Dickicht und ihre Schulter war beinahe durch einen mächtigen Hieb abgetrennt. Der Arm baumelte schlaff herunter und auch in ihrer Brust und der Schulter steckten Pfeile. Die Reisenden hatten sie schwer verwundet. Doch sah Gnarek auch, dass die dicke Haut zwischen den verhornten Körperplatten sichtbar schnell heilten. Trolle hatten diese Gabe...

Schnell deutete Gnarek allen Orks und Gnollen an, sich zu verstecken und leise duckten sie sich hinter Sträucher und in den Farn, dann versuchte er sich lautlos in den Spalt zu drücken. Doch sein Körper war zu breit und nur mit Mühe konnte er sich einige Fingerbreit hinein ziehen. Er flüsterte den Welpen zu, dass alles in Ordnung sei und ihre Eltern gleich kommen würden, dann fiel ein dunkler Schatten über ihn.



Schwarztanne war gerade mit ihrer Tochter und ihrem Ehemann am Hügel angekommen, als sie den mächtigen Troll sahen, der in den Riss griff. Luchs stand über ihm auf einem Findling und drohte hörbar. Der gesunde Arm des Trolls verschwand kurz im Erdreich, dann zog er einen wild um sich schnappenden Gnarek hervor und schleuderte ihn über den Trollkopf hinweg zwischen die Bäume. Ein kurzes Jaulen war zu hören, dann erschien Gnarek Bärentöter wieder, sein Fell mit altem Schnee und den Blättern des Vorjahres bedeckt.

Der Troll brüllte in seine Richtung und in seinen Augen erkannte das Pärchen den Schmerz und die Unberechenbarkeit, die das verwundete Weibchen erfüllte.



Laut schrie Gnarek den versteckten Kriegern zu, dass sie nicht angreifen sollten und schnell sprang er neben die aufgeplatzte Zwergenleiche, nahm den Kopf fest in eine Klaue und riss mit der anderen die Kehle des Reisenden heraus. Erstaunt legte das Trollweibchen den Kopf schief und stieß einen fragenden Laut aus.

Ein Surren. Ein nasses Schlagen. Ein weiterer Pfeil, dick und schwarz gearbeitet, ragte aus dem Hals des Trolls und drückte ihn kurz nach hinten, dann riss er zornig seinen Kopf in die Richtung, aus der der Angriff gekommen war. Rufe waren dort zu hören und das Nahen der Verfolger. Mit einem gewaltigen Satz sprang der Troll an Gnarek vorbei, über Schwarztanne und Bär hinweg und hinein in den Wald. Einen Herzschlag später erklang der panische Schrei eines Jägers, dann durchflutete Kampflärm das Unterholz.



Erschöpft blickte Gnarek Bärentöter Schwarztanne an, die immer noch Weißbirke hielt. Ihre Welpen wären im Hügel, erklärte er, und dass sie weiter müssten. Sie sollte sich beeilen, damit sie weiter ihren Weg laufen könnten. Sofort sprang Schwarztanne zur Spalte und drückte sich mit ihrer Tochter hinein, hauchte den Welpen zu, dass sie sie schützen würde. Sie war bei ihnen und sie müssten keine Angst mehr haben. Der Lärm hinter ihr wurde lauter, das Brüllen des Trolles heftiger. Luchs kratzte weiter am blanken Stein, der den Rand der Spalte säumte.

Dann erkannte sie Wildkind, wie er vor ihren Töchtern und Söhnen und den Kindern der Nachbarn kauerte, seinen kleinen Steindolch fest in beiden Händen und mit großen Augen jeden Angriff erwartend. Er ließ erschöpft seine Ohren hängen, als er Schwarztanne erkannte und über sein Gesicht huschte ein erleichtertes Lächeln. Das Wimmern von Rotbuche klang wie eine Erlösung an die Ohren der Jägerin. Sie hatten es geschafft. Sie hatten es alle geschafft. Kurz dachte sie an Süßbeere und schluckte den Schmerz hinunter, dann zwängte sie sich weiter in den Riss.



Ein Pfeil surrte durch die Luft und blieb im Boden stecken und Gnarek knurrte ungeduldig. Schwarztanne sah panisch nach hinten, dann überkam sie das Gefühl von Schutz. Von absoluter Sicherheit. Sie atmete tief ein und blickte Bär, der vor dem Hügel wartete, tief in die Augen, dann schlüpfte sie weiter in den Spalt hinein, der sich um sie herum schloss. Mit einem steinernen Klacken berührten sich die beiden Wände und schon war Moos über den einstigen Riss gewachsen. Veilchen blühten auf dem Hang.

Bär sah einen unendlich langen Herzschlag auf die Stelle, an der seine Liebe verschwunden war. Sie war in Sicherheit, das wusste er. Sie war bei Seli, der Muttergöttin, tief im schützenden Leib der Welt. Die Weltenseele hatte sie und die Welpen vor den Reisenden gerettet. Vollends verwirrt suchte Luchs den Hügelhang ab und gab gequält laut, doch merkte sie schnell, dass ihre Herrin nicht mehr mit ihr verbunden war.



Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung, während sich der Lärm hinter ihnen zuspitzte. Das verletzte Gurgeln des Trolls trieb sie weiter voran und mit entschlossenen Schritten setzte sich Bär neben Gnarek, der an der Spitze der Flüchtenden lief. Gemeinsam würden sie die Zukunft des Stammes sichern.

Noch einmal schaute Luchs sich um, ob sich am Hügel etwas rührte. Dann lief sie ihren Gefährten hinterher...

SCHWEIGEND SAHEN DIE Welpen den Geschichtenerzähler an. Erst nach einigen Augenblicken fand ein kleiner Junge seine Worte wieder.

"Was passierte mit Schwarztanne und ihren Kindern?"

"Ich weiß es nicht." Ein warmes Lächeln.

Die Welpen murmelten aufgeregt.

"Aber Du weißt doch alles..."

"Das tue ich nicht, Kind."

"Und Gnarek und Bär?" Die flehenden, runden Augen eines kleinen Mädchens.

"Sie zogen mit den anderen in weit entfernte Gebiete, die die Reisenden noch nicht beansprucht hatten. Sie lebten dort und gründeten neue Stämme."

Bedrückt sahen die Welpen in die Flammen des Lagerfeuers und in ihren Köpfen tobte erneut die Schlacht um den Hohen Stein. Kurz lebten die Seelen der Kämpfenden in den Funken wieder auf.

"Aber dies passierte überall..." Die Worte des kleinen Mädchens waren wie ein Donnerschlag, der die Stille durchbrach. Alle Blicke drehten sich zum Geschichtenerzähler.

Der Geschichtenerzähler nickte und sah hinaus in die Nacht. Zum Licht des Megaplexes.

"Ja. In anderen Teilen des Landes wurde auch Blut vergossen. Auch dort starben Orks und Gnolle und Zwerge und Elfen."

"Und nirgends konnten die Stämme die Reisenden abwehren?" Ein kleiner Junge, Azun.

"Doch," lächelte der Geschichtenerzähler traurig. "In einigen Gebieten gab es stärkeren Widerstand. Und dort war es schließlich auch, wo unseren Völkern die tiefsten Wunden geschlagen wurden."



Das war es erstmal... als nächstes basteln wir uns neue Charaktere und spielen über 4.000 Jahre später im Hohen Norden weiter, wo sich die Lage doch etwas geändert hat. Es spielen wieder die selben Spieler mit, aber eben mit neuen Charakteren. @Dyesce spielte hier Marder und wird demnächst einen Schrat verkörpern. Miche war Gnarek und spielt mit dem Gedanken eine orkische Magus zu basteln. Flo war Bär und will nun in die Rolle eines Waldläufers schlüpfen und Daphne war Schwarztanne, spielt vermutlich aber demnächst einen greisen Orkveteranen. Ich bin gespannt, wie das sich noch entwickelt...


Als kleiner Teaser hier das nächste Lagerfeuer:

"KONNTEN UNSERE VORFAHREN gar keinen Platz finden, an dem sie friedlich leben durften?" Der junge Welpe, Gimbah, sah den Geschichtenerzähler fragend an und der stützte sich schwer auf den Stab, den er mit zum Lagerfeuer gebracht hatte.

"Für einige Zeit gab es Orte in Resham, an denen die alten Völker nicht verdrängt wurden."

"Konnten ihnen die Reisenden dorthin nicht folgen?" Unverständnis schwang in Gimbahs Stimme mit, und die unbändige Energie der Kindheit.

Der Geschichtenerzähler nickte langsam. "Das konnten sie wohl, doch waren sie zufrieden mit ihren Eroberungen. Ihr Durst nach Blut und Rache war vorerst gestillt."

"Vorerst?"

"Natürlich," meinte das kleine Mädchen: "sie bauten neue Dörfer und Straßen. Sie bekamen Familien und errichteten Königreiche. Felder wurden angelegt und Viehherden gezüchtet."

Gimbah sah sie fragemd an. "Und?"

Trotzig sah das kleine Mädchen den Jungen an. Keiner der anderen Welpen traute sich etwas zu sagen. Nur das Knacken des Feuers und das ferne Summen einiger Gleiter war zu hören. Für die Zikaden war die Nacht zu frostig.

Schließlich durchbrach der Geschichtenerzähler die Stille. Er wandte sich an Gimbah und lachte leise. "Was denkst Du, was passierte...?"

"Es gab wieder Krieg?"

"Nein." Die Stimme des alten Orks war ernst und leise geworden. "Der Krieg hatte nie aufgehört..."
 
Gestern war ich mal wieder produktiv. Habe eine alte Abenteueridee (die ich nicht mehr umsetzen kann, weil die Kids aus dem Jugendzentrum nicht mehr ins Jugendzentrum gehen, jetzt Ausbildung und Beziehungen haben) in einer Kurzgeschichte aufgearbeitet und einen neuen Eintrag für mein Büchlein gezeichnet... let's go:


Die Pilõsan sind eine Erfindung von @Conquistador, die Mythologie ihrer Kultur habe ich an die Götterwelt unserer Orks und anderer Naturvölker Emmergens angepasst, dazu ein paar Elemente der keltischen Sagenwelt eingeflochten. Einige Aspekte konnte ich schon in unserer "Die Schatten Emeralds" Kampagne einweben, nochmal beleuchten wollte ich es aber dann in dieser Kurzgeschichte:

MWAURA STOLPERTE UND fiel schwer auf den regennassen Boden. Seine eh durchweichte Kleidung und das struppige Fell konnten nicht noch mehr des warmen Wassers aufnehmen, das aus dem nächtlichen Himmel herausbrach und über die kleinen Gräben und schnell errichteten Straßen in den Urwald der kleinen Insel lief.
Hah! Sonnenschein-Inseln nannten die Eroberer diese Region, doch Mwaura wusste, dass hier ein großer Teil des Jahres die Sonne ein seltener Gast war. Aber ihnen ging es nicht um den Weg des Waldes oder den Gesang des Meeres. Ihnen ging es um die Metalle, die unter den flachen Bergen schliefen und um das Holz, das sie aus den Herzen der Bäume schlugen. Und um die Pilõsan, die sie aus den Armen ihrer Familien reißen und als Sklaven verkaufen konnten. Hier gab es mittlerweile mehr gefangene Ureinwohner als freie, wusste Mwaura. Wie es auf den anderen Eilanden, in den anderen Wäldern und an den breiten Flussufern war, traute er sich nicht vorzustellen.

Die Menschen hatten das Land der Pilõsan mit riesigen Schiffen erreicht. Sie hatten Elfen und Zwerge mitgebracht, Halblinge und Gnome. Orks und Goblins. Krankheiten und seltsame Magie. Dunkle Riten und ungesunde Kost. Die meisten waren Kriminelle und Aussenseiter, die von den Häuptlingen der weit entfernten Reiche nicht mehr in ihrer Nähe gewollt waren. Der Rest war eine Mischung aus naiven Leuten, die sich ein besseres Leben unter den schweren Blättern des Mutterwaldes versprach, und Predigern, die ununterbrochen seltsamen Singsang über ihre Götter verbreiteten
Doch fällten sie nun diesen Wald, um ihre Städte zu bauen und ihre Fabriken. Ihre Straßen wie Wunden durch die sanften Hügel gruben und die Bäche und Flüsse mit Abfall und Körperflüssigkeiten füllten. Die alten Gesänge der vielen Pilõsanstämme mit ihrem lauten Lachen überdeckten. Das Volk ausbluten ließen, es abschlachteten und vergewaltigten.

Ein Peitschenschlag hallte durch das Unwetter, dicht gefolgt von einem kaum hörbar tiefen Donner.

"Weiter! Weiter!"

Die Peitsche traf auch Mwaura, zuerst seinen breiten Rücken, dann seine lange Schnauze.

"Euch werde ich's zeigen! Weiter, Dreckspack!"

Er rappelte sich auf und zusammen mit den anderen Pilõsansklaven wankte er weiter durch den Sturm, flankiert von den großen Menschen, die sie anschrien und traten. Sie kannten weder die Namen ihrer Peiniger, noch kannten die die Namen ihres Besitzes. Herren. Abschaum. So einfach, so treffend.

"Wir müssen bei Tagesanbruch in Gran Forta sein..." Ungewohnt leise Worte eines Herren. An einen anderen gerichtet, der nur wütend im Regen stand. "...dieses verfluchte Wetter hat uns Sionis geschickt, das schwöre ich Dir."

Schon vor Jahren hatte Mwaura die Sprache der Eroberer erlernt, hart und ohne Melodie. Er wusste nicht, wer Sionis war, aber wenn er mächtiger war, als die neuen Herren des Landes, dann hatte er vielleicht etwas für das geschundene Volk der Pilõsan übrig. Oder war Sionis der fremde Name für die Mutter? Beteten die Menschen wirklich auch die Weltenseele an? Mwaura konnte es fast nicht glauben. Seya Bashukaë, die Große Mutter von Bashuka, war eine strenge aber gerechte Göttin. Nie würde sie ihre Kinder in die Sklaverei schicken. Sionis musste etwas anderes sein. Ein Gott der Menschen. Und anscheinend hatten sie ihn verärgert.
Die Gedanken verwandelten sich in einen scharfen Schmerz, als die Peitsche ihn am Arm traf und nur mit Mühe konnte Mwaura einen weiteren Sturz verhindern.

Er sah sich um, sah die leeren Augen seiner Mitpilõsan. Das durchnässte Fell. Die kleinen, runden Ohren. Die zum Teil abgehackten Krallen, die sie in längst vergangenen, freien Tagen genutzt hatten, um die Bauten der großen Ameisenstaaten aufzubrechen und mit ihren langen Zungen an die fetten Insekten zu gelangen. Der im Schlamm nachgezogene Schwanz, einst stolz geschmückt und nun oftmals bis auf die Knochen aufgekratzt und eiternd. Die Herren sagten, sie stören bei der täglichen Arbeit, und vielen Jungen und Mädchen wurden sie nun bereits kurz nach der Geburt abgeschnitten. Nur mit Mühe konnten sie das Gehen lernen und ewige Schmerzen begleiteten sie.
Sein Volk war gebrochen. Ein Schatten der alten Lieder, die sie noch in ihrem Geiste trugen aber nun nicht mehr singen durften. Ob in einigen Wäldern immer noch ungestört einige Stämme leben konnten? An den bewaldeten Berghängen oder auf kleineren Inseln? Unberührt von den Eroberern?

Einer der Menschen deutete ruckartig in den dichten Wald am Straßenrand. Seine Kameraden liefen mit Fackeln herbei, die gegen den Regen kämpften und Mwaura fragte sich, was sie entdeckt hatten. Einen entlaufenen Pilõsan vermutlich, oder eine noch freie Familie. Aber was wollte eine Familie in einem solchen Sturm?
Die Herren zogen kurze Schwerter und der Schein der Fakeln spiegelte sich auf den metallenen Klingen, von denen das Regenwasser rann. Vorsichtig gingen sie Schritt für Schritt vor, während die anderen Menschen den Sklavenzug anhielten. Nur wenige Pilõsan hoben ihren Blick. Stattdessen sahen sie müde auf ihre schlammigen Füße.
Nur einige sahen neugierig in Richtung der vorsichtig voran schleichenden Männer.

"Was hast Du gesehen?" Eine leise, scharfe Frage.

"Ich weiß es nicht."

"Red' keinen Mist. Ich scheiß' mir fast in die Hose."

"Da war 'was!"

"Echsen?"

"Ich weiß es nicht!"

Mwaura wusste von den Echsenvölkern, die auf anderen Inseln lebten. Sie hatten schon vor der Ankunft der Eroberer immer wieder die freien Stämme mit Angriffen gepeinigt, doch hatten sich die Pilõsan immer zur Wehr setzen können. Die Echsen waren aggressiv, doch hatten sie ähnliche Waffen wie die Stämme. Die Pilõsan hatten sie immer wieder zurück drängen und aus ihrem Gebiet vertreiben können.
Mit der Ankunft der Eroberer waren sie auf den meisten Inseln in die Sümpfe gejagt worden und einige hatten sich sogar den neuen Herren angeschlossen. Aber das Echsenvolk hatte noch nie diese Wälder durchstreift. Noch die Berge oder andere Teile der Kihoy.
Den Herren schien dies auch langsam in den Sinn zu kommen...

"Vor was hast Du eigentlich Angst?"

Ein Grunzen als Antwort.

"Wer ist verrückt genug, uns anzugreifen? Die Pisser hier haben ganz andere Probleme auf dieser scheiß Insel!"

"Dann..."

Die Äste hoch über ihnen schwangen stark von Seite zu Seite. Die Männer nahmen einen Schritt Abstand und blickten ins dunkle Unterholz. Mwaura drückte sich enger an die Sklaven neben sich. Das waren keine Echsenkrieger. Eindeutig keine Echsenkrieger. Die anderen Pilõsan hatten nun ebenfalls gemerkt, dass etwas im Gange war, denn auch sie sahen zitternd in den Regen.

"Holt die Stangen und bindet die Ochsen los."

Mwaura sah zurück, wo der große Wagen in der Nacht wartete. Was wollten die Herren mit dem Zugtier und den Stangen? Dann drang ein leichtes Beben durch den aufgeweichten Boden und mit Schrecken erahnte Mwaura, was ihnen gegenüber stand. Zwar zogen die großen Tehicos die kleinen Ebenen in der Nähe der Flussdeltas vor, waren dort weniger Baumwurzeln im Untergrund vergraben, doch hatte es schon Berichte von ausgehungerten Tieren gegeben, die sich bis hin zu kleinen Dörfern gegraben und dort ganze Familien ausgelöscht hatten.
Wieder kamen die Männer zu einem ähnlichen Schluss.

"Landhai?"

"Landhai!"

Es brach Chaos zwischen den Herren aus und auch in der langen Kette der Sklaven machte sich Unruhe breit, als an Fesseln gezogen wurde und verstörte Schreie laut wurden. Früher galt der Tehico als Bote der Muttergöttin, doch war eine nächtliche Begegnung schon immer der Albtraum eines jeden Jägers gewesen.
Die Männer sprangen zum Wagen und wollten sich schon auf die vermeintlich sichere Ladefläche schwingen, als zwei Gestalten neben den Pilõsansklaven aus dem Urwald brachen. Groß wie Bäume waren sie und sie sahen aus wie heilige Krieger. Die langen Schnauzen der Pilõsan waren hier noch länger und die Augen glühten wie brennende Kohlen kleine Punkte in die Nacht. Das Rückenfell wirkte wie armlange Stacheln, die sich weit aus dem Leib schoben und der Schwanz war buschig und drückte kleine Stämme zur Seite. In den mächtigen Pranken, die mit messerscharfen Krallen bewehrt waren, hielten sie Speere, die dick und lang wie Hüttenbalken waren und prüfend schossen elegante, sich schlängelnde Zungen hervor. Schmeckten die Nacht. Schmeckten die Angst der Angegriffenen.
Kurz ruhte der eindringliche Blick der beiden Riesen auf den kauernden Sklaven, dann stürmten sie auf den Wagen zu, auf dem die Menschen panische Schreie in den Sturm schickten.

Ein gewaltiger Fuß kam neben Mwaura auf und Regenwasser spritzte ihm entgegen, als er den Giganten hinterher schaute. Bashu Krieger, heilige Kämpfer der Weltenseele Seya, Beschützer des Volkes der Mutter. Er hatte Lieder über sie gehört, über ihre Schlachten gegen alte Feinde und ihre Streifzüge durch die alten Wälder der Inseln. Von den mutigen Pilõsanhelden, die sich ein Leben lang auf diese Rolle vorbereiteten und durchflutet mit der Magie der Göttin sogar die Berge zerschmettern könnten.
Er spürte den Regen nicht, der ihm vom Fell lief. Er spürte die Schmerzen der Wunden nicht mehr, die ihm geschlagen worden waren. Er spürte den Hunger nicht, der seit Tagen an ihm genagt hatte.
Die Schreie von den Menschen, deren Blut auf die Straße floss, drangen wie von weit her an seine Ohren. In ihm pulsierte der Wald und der Atem Seyas. Er blickte auf seine Fesseln und sah, dass seine Hände zitterten. Warum, fragte er sich.
Er war frei. Er war zuhause. Im Schutz der Bashu und somit in den Gedanken der Weltenseele. Das Zittern seiner Hände verebbte und als er wieder aufsah, kamen die beiden göttlichen Krieger auf ihn und die anderen Sklaven zu. Von den Männern war nichts zu sehen, nur das leise Gurgeln eines Sterbenden untermalte das Rauschen des Regens.
Neben den Bashu Kriegern trottete der Ochse, frei von seinem Gespann und ohne Führer, dennoch im selben Schritt wie seine Befreier.

Stolz richtete sich Mwaura auf und sah den riesenhaften Bashu Kriegern entgegen. Er war bereit, für sein Land zu kämpfen. Die Weltenseele hatte sich für den Kampf entschieden und er würde ihr größter Streiter sein...


Der neue Eintrag in mein Skizzenbuch dreht sich um ein Spiel, das wir von einigen Jahren spielten. Umläut ist ein Kartenspiel, in dem man seine eigene Band in einen Battle of the Bands schickt und die Niederlagen und Sieger der anderen Bands beschreiben kann. Wir haben das schon "richtig" gespielt, aber auch mit dem Mantel von Emmergens, als Kampf der Spielleuchte...
Da hier auch schon "Zwergenzipfel" erwähnt wurden und ich für meine Hardcover-Ausgaben die Chronik gerade den ganzen Text editiere, habe ich mich für diesen Eintrag entschieden:

093 - Der Kampf der Spielleute 763.jpg
 
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Und noch eine Skizze:

094 - Berin Freesong.jpg

Berin Freesong... eigentlich habe ich diese Seite nur gemacht, um den Spielern meiner "Die Reisenden" Kampagne ein glühendes Eisen in den Magen zu rammen und genüßlich umzudrehen :D
Erklärung: unsere Charaktere waren die alten Orkstämme, die naturverbunden und halbwegs in Frieden in Resham lebten, als plötzlich nicht-orkische Flüchtlinge aus anderen Welten ankamen und sich im Land breit machten. Nach 5 Jahren Krieg gegen die Neuankömmlinge schafften unsere Ork-Helden es endlich, eine der befestigten Siedlungen der Reisenden nieder zu kämpfen und sie nahmen einige Gefangene. Unter anderem ein elfisches Mädchen mit dem Namen Berin.
Sie wurde die Sklavin von zwei Spielercharakteren (Schwarztanne und Bär, einer Jägerin und ihrem schamanistischen Ehemann) und durfte sich um die Hütte und die Welpen kümmern, die Schwarztanne regelmäßig in die Welt setzte.
Im letzten Abenteuer wurde das Orkdorf nun komplett geschleift und Berin entkam in der umkämpften Nacht... wir wussten von einigen erschlagenen Sklaven (der Elfin Shael und dem Halbling Gunter), aber ich habe nur in einer Kurzgeschichte beschrieben, dass Berin von einem Zwergenkrieger aufgesammelt wurde.

Jetzt wissen meine Spieler, was aus ihr geworden ist :braue
 
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095 - Schattenebene.jpg

Die Schattenebene... natürlich ein fester Bestandteil von DnD und auch wenn wir uns bis auf einige Dinge von den DnD-Welten distanziert haben, wollte ich diesen Aspekt für meine "Von Helden und Schurken" Kampagne verwenden. Um ein Waisenhaus eines Spielercharakters noch unheimlicher zu machen, um ein Geheimnis zu lüften und um die Helden ein bisschen verloren gehen zu lassen.
Auch in "Geschichten von Staub und Schatten" hatte ich schon ähnliche Elemente genutzt, die ich jedoch aus dem genialen Comic "Bone" klaute: Geisterkreise... aber im Grunde isses halt doch das Gleiche ^^
Mal schauen, ob wir in kommenden Kampagnen auch mal wieder die Schattenebene nutzen (oder gar die Lichtebene?), nun muss ich mich halt sofort mit "Stranger Things" vergleichen lassen :p
 
So, wie in den Profilnachrichten besprochen: ein paar Bilder des ersten "Von Helden und Schurken" Buches, das ich mit meinen Mitspielern über Jahre hinweg erstellt habe. Es ist kein direkter Roman, keine bis ins kleinste Detail ausgearbeitetes Werk mit direkter Rede und einem Einheitsguss... sondern eine Sammlung an Berichten verschiedener Autoren, die einfach unsere PnP Abenteuer auf Papier halten wollten. Zuerst vielleicht noch etwas ungelenk, dann aber immer geübter bis zu den Chroniken, die ihr aus meinen aktuellen Postings kennt.

Und jetzt hab ich das im Regal stehen und kann mich da in Nostalgie baden, wenn ich die alten "Lieblingskampagnen" durchblättere :braue

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EDIT: uh sweet, dreckige Fingernägel ^^
 
Da ich schon lange meine Geschichte zu den Traumkriegen und der Götterstadt Ygg habe, konnten einige Puzzelstücke an ihren Platz gelegt werden, als ich bei meinem "Full Metal Jacket" Kinobesuch am Montag Ideen für Emmergens hatte :D

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Ich habe jetzt auch einen Verlag, der die Bücher veröffentlicht und da werde ich dann wohl auch das Artbook rausbringen. Als zweites Artbook bietet sich vielleicht sogar an, meine alten Frühlingskriege Karten zu kommentieren... sind ja doch einige schöne dabei und sie erzählen letztendlich auch einen Teil der großen Geschichte von Emmergens :)
 
Ich habe mich entschieden, für jedes Buch meiner Ork-Kampagne ein Gruppenbild zu zeichnen. Eben weil das für "Die Schatten Emeralds" so gut ankam... und da wir am Sonntag mit dem zweiten Buch begonnen haben, konnte ich da schon was anfertigen:

Hier sind zwei Epochen sehr gut zu erkennen... die frühe Epoche 7.000 Jahre vor dem Fall des Sterns, in der die Orks noch zwischen Jung- und Altsteinzeit unterwegs waren, und die Epoche 3.000 Jahre später, als sie schon gerüstet und gezielt gegen die Neuen Völker vorgingen.

1. Die Ankunft der Reisenden.jpg 2. Der Hohe Norden.jpg

Wird sicher cool, da dann auch die anderen Epochen daneben zu sehen und das dann auch so ins Buch zu packen :)
Die (orkischen) Namen haben übrigens auch alle eine Bedeutung, wir bauen da gerade Gramatik und Wortschatz ein bisschen aus. Das wird dann auch im Buch vorhanden sein ;)
 
Weil ich sonst nix zu tun habe (meh), kam ich auf die Idee, alle Kriege aufzulisten, die wir bis dato in unseren Abenteuern, Kurzgeschichten, Spielen und sonstigen Aspekten des Weltenbaus erwähnten oder gar direkt einbauten. Sind schon ne ganze Menge und wenn man bedenkt, dass unsere "Helden und Schurken" viele davon mitfochten oder gar entschieden, wird die Sache imo noch interessanter.
Ich werd mal alle aufzählen und zuordnen:

Ankunftskriege - dieser Krieg ging über hunderte von Jahren, als die Orks und die anderen alten Völker von Resham langsam durch die neu in der Welt angekommenen Elfen, Zwerge und anderen Rassen zurück gedrängt wurden (aus "Die Reisenden")

Befreiungskrieg der Vicugnar - der Sklavenaufstand des Vicugnarvolkes gegen ihre Orkherren auf dem Kontinent Tarmyn

Traconkriege - mehrere Drachen kämpfen auf Tarmyn mit ihren Heeren gegeneinander

Befreiungskrieg der Sijm (Ardocs Krieg) - die Sijim kämpfen unter ihrem Anführer Ardoc gegen ihre Drachenherren

Erste Invasion - Höllendämonen fallen in die Realität ein und werden von den Neuen Völkern besiegt

Traumkriege - die Menschen befreien sich auf dem Kontinent Araishu vom Joch der Götter

Orkkrieg - das letzte große Orkbündnis wird von den Neuen Völkern im Hohen Norden von Resham (in "Die Reisenden" kommt das bald vor)

Zweite Invasion - nach dem Fall des Stern fallen erneut Dämonen in die Realität in Resham ein

Brutkrieg - Wurmmutationen greifen die Cromshell Hauptstadt Cruhn an und belagern sie (kommt noch in meiner Kampagne für Kids vor)

Schattenspinnenkrieg - Krieg zwischen Cromshell und Tarleen wegen der Gefahr der Schattenpriesterinnen (aus "Von Helden und Schurken")

Brunnenbach Konflikt - ein kleiner Krieg zwischen der Cromsheller Grafschaft Brunnenbach und einigen Rebellen ("Von Helden und Schurken")

Sionis Krise - ein kurzer Krieg eines Bündnis aus West Resham gegen Slaads, die den Höllendämonen Sionis wiederbeleben wollen

Rebellion von Titanius - eigentlich nicht in dieser Realität aber an dieser Rebellion eines Halbgottes gegen eine weltumspannende Cybermetropole waren unsere Helden und Schurken auf ihren Weltenreisen beteiligt

Krieg der Wut - wieder andere Realität und wieder unsere Helden und Schurken... ein Krieg von eher friedlichen Untoten gegen alles zerstörende Infizierte ("Von Helden und Schurken")

Rebellion gegen die Schattenspinnen - andere Realität, in der die Schattenspinnen den Krieg gewonnen haben (jo)

Erste Krieg gegen die Frostriesen - Krieg Cromshells und der Faer gegen Lidgard (wieder)

Bürgerkrieg um Ciudad de hado - Befreiung einer Sonnenscheininsel aus der Hand wahr gewordener Traumaspekte (auch)

Zuruler Bürgerkrieg - Sturz der Blutmagier durch die Nekromanten (mhm)

Zweiter Krieg gegen die Frostriesen -die Frostriesen versuchen erneut die Vorherrschaft im Norden zu erringen (Epilog zur hier sehr präsenten Kampagne)

Frühlingskriege - ein kurzer, heftiger Konflikt zwischen sieben verschiedenen Fraktionen (Hintergrund für ein Kartenspiel)

Vereinigungskrieg des Shoguns - die verschiedenen Lords von Shushima werden unter dem Shogunat vereint (Hintergrund für meine "Land der Inseln" Kampagne)

Kappakrieg - von einem Drachen manipulierte Kappa greifen das Shogunat an ("Land der Inseln")

Großer Krieg - durch einen Handelsstreit ausgelöst entbrennt der Krieg zwischen Farthing und Zurul (Hintergrund vieler Kampagnen, hoffentlich auch irgendwann eine eigene Kampagne)

Krieg der Zurückgekehrten - die siegreichen Farthing Armeen erobern mit ihrem nun nekromantischen Kriegsherren das eigene Land (siehe oben)

Átors Invasion - die Untoten von Farthing erobern den Westen Reshams ("Geschichten von Staub und Schatten" uvm)

Yggkrieg - Resham beansprucht die alte Götterstadt Ygg auf Araishu (bis dato nur als Skizzenbuchzeichnung thematisiert)

Dritte Invasion - Höllendämonen fallen im Resham Megaplex ein, während die Sonne der Welt langsam vergeht (bis dato nur in Kurzgeschichten wirklich ausgeführt, irgendwann auch Thema einiger Kampagnen)


...das wars vorerst. Da werden sicher noch einige Kriege dazu kommen, aber ich fands einfach interessant, da einen Überblick zu erstellen. Dafür, dass der Krieg nicht zentraler Punkt unserer Welt ist (im Gegensatz zu Star Wars zB oder Warhammer), isses doch gut umkämpft :kaw:
 
Weltumspannende Cybermetropole? Whould you like to know more? YES!

Nachdem die Helden von Cromshell die Beschwörung des Höllendämonen Sionis verhindern konnten, wurden sie durch die magische Wucht des Bannzaubers durch die Realitäten geschleudert. Ihre dritte Zwischenstation machten sie in einer unbenannten Welt, die eine einzige große Megastadt war, in der alle Ressourcen aufgebraucht worden waren. Die meisten Leute (es gab nur eine Art Menschen und eine Art Zwerge, die sich dort entwickelt hatten, aber sie sahen anders aus, als die gewohnten Vertreter dieser Völker) lebten in Armut und alles war in riesige Distrikte unterteilt, die in anderen Welten als Länder durchgegangen wären.
Unsere Helden und Schurken kämpften sich durchs Gesundheitssystem (die Elfin der Gruppe wurde bei der Ankunft von einem Metallrohr durch den Kopf penetriert) und schlossen nach einigen Wirren und Nächten in verlausten Hotelzimmern Kontakt mit dem Rebellenanführer Korban O'Lyn, der den seit Urzeiten eingekerkerten Halbgott Titanius befreien wollte, den die Regierung in ihrer stärkst bewachten Stadtzone unter Verschluss hielt. Die Götter hatten ihn nach einer Rebellion dort den Regierungsvertretern übergeben und so wartete er, dass seine Verbündeten ihn über die Generationen nicht vergessen und befreien würden.
Zusammen mit dem Widerstand konnten unsere Helden den Sicherheitsgürtel durchbrechen und Titanius befreien. Der wiederrum verschaffte ihnen im Kampf Zugang zur regierungseigenen Relativitätsmaschine, die es ermöglichen sollte, Paralleluniversen anzusteuern und somit neue Rohstoffe zu erlangen. Mit ihr konnten die Helden einen Schritt weiter in Richtung Heimat springen und Titanius und seine Rebellen im Kampf gegen die alles kontrollierende Regierung zurücklassen...

War alles sehr düster und schmutzig. Blade Runner, Shadowrun, nordische Hinterhöfe inklusive. Eine Mischung aus Mittelalter und Cyberpunk, mit fliegenden Autos, langen Gängen mit dicken Röhrensystemen, aus denen Abwasser tropft und flackernden Lichtern, weißen Krankenhauskorridoren mit Energieschilden und Laserwaffen, die unsere Helden sogar weiter mit auf ihre Reisen nahmen und letztendlich sogar am Ende unserer riesigen Kampagne in ihrem größten Kampf einsetzten...
 
So...:kaw:

Wie geht man als Held einer Welt im Mittelalter denn überhaupt mit so futuristischen Welten und Waffen um? Wenn ich mir vorstelle, dass Frodo plötzlich mit einer Laserkanone aus irgendeinem Portal nach Mittelerde zurückgekehrt wäre, hätte das sicher für "Wirbel" gesorgt.
 
Die Helden von Cruhn hatten das Glück, aus einer sehr magielastigen Welt zu kommen. Sie erklärten sich somit viele technologische Wunder einfach mit der Anwendung von Zaubern. Laserpistole? Aha... scheint eine Art magisches Geschoss zu sein. Gleiter? Kutsche ohne Pferd, das mit Magie angetrieben wird und sogar fliegen kann.

Natürlich war das alles total zum Staunen für sie und vor allem die kulinarischen und unterhaltungsmedialen Dinge waren immer wieder für nen Hingucker wert, aber ein Frodo aus einem sehr mundanem Auenland hätte sich da mehr gewundert.
 
Hier das neueste Kapitel meiner Ork-Kampagne... Kapitel 1 aus dem 2. Buch "Der Hohe Norden"

Am Lagerfeuer V



"KONNTEN UNSERE VORFAHREN gar keinen Platz finden, an dem sie friedlich leben durften?" Der junge Welpe, Gimbah, sah den Geschichtenerzähler fragend an und der stützte sich schwer auf den Stab, den er mit zum Lagerfeuer gebracht hatte.



"Für einige Zeit gab es Orte in Resham, an denen die alten Völker nicht verdrängt wurden."



"Konnten ihnen die Reisenden dorthin nicht folgen?" Unverständnis schwang in Gimbahs Stimme mit, und die unbändige Energie der Kindheit.



Der Geschichtenerzähler nickte langsam. "Das konnten sie wohl, doch waren sie zufrieden mit ihren Eroberungen. Ihr Durst nach Blut und Rache war vorerst gestillt."



"Vorerst?"



"Natürlich," meinte das kleine Mädchen: "sie bauten neue Dörfer und Straßen. Sie bekamen Familien und errichteten Königreiche. Felder wurden angelegt und Viehherden gezüchtet."



Gimbah sah sie fragemd an. "Und?"



Trotzig sah das kleine Mädchen den Jungen an. Keiner der anderen Welpen traute sich etwas zu sagen. Nur das Knacken des Feuers und das ferne Summen einiger Gleiter war zu hören. Für die Zikaden war die Nacht zu frostig.



Schließlich durchbrach der Geschichtenerzähler die Stille. Er wandte sich an Gimbah und lachte leise. "Was denkst Du, was passierte...?"



"Es gab wieder Krieg?"



"Nein." Die Stimme des alten Orks war ernst und leise geworden. "Der Krieg hatte nie aufgehört..."






Kapitel 1


Der schlummernde Schrecken



NUN BEGINNE ICH mit der Geschichte von Apu'tarok, dem Harschen Schnee, einem greisen Krieger und Veteranen vieler Schlachten. Ich beginne meine Geschichte von Derkha Wredt, einem fähigen Schneeläufer der Stämme, der die Weiten kannte wie kein anderer. Der Geschichte von Belesh, dem Eisregen, einer dunklen, bösen Kriegsmagierin, die die Einsamkeit der Ruinen ihrem Stamm vorzog. Und der Geschichte von Shkut-yun, einer mächtigen Schrat-Schamanin, die zusammen mit ihrem Volk dem Kampf der Orks beistand.

Diese Helden aus alter Zeit waren im Generationen überspannenden Kampf gegen die Reisenden verbündet und nannten sich stolz Brüder und Schwestern. Über viertausend Jahre vor den Ereignissen meiner Geschichte waren Chirkee und Haruuk und die anderen Orks des Stammes am Hohen Stein im Kampf gegen die neuen Völker gefallen, doch der Hass der Besiegten lebte in Apu'tarok und den anderen weiter. Im Hohen Norden auf der Westseite des Großen Gebirges lebten sie und ihr Volk war stark und ungebrochen, widersetzte sich seit Urgedenken den Klingen und Gesetzen der Neuen.



Faer war der Name, den die Zwerge und Elfen und Halblinge und Gnome sich dort oben im Ewigen Eis und Schnee gegeben hatten und nun waren auch Menschen zu ihnen gestoßen und hatten den Willen der Reisenden zur Eroberung aller Lande gefestigt. Die Menschen waren als Diener der Götter vor zweitausend Jahren in unsere Welt gekommen und mittlerweile hatten die alten Völker zum größten Teil die Muttergöttin vergessen und beteten nun den großen Geist an, der unsere Feinde verzehren sollte: Azog'tar'sho... Göttin aller Orks, Beschützerin der Stämme. Sie war es, die den alten Völkern das Wissen brachte, Metalle zu verarbeiten und Krieg gegen die Faer zu führen und sie war es, die in den alten Legenden an der Spitze unserer Armeen stand und das Blut der Faer über die Gletscher rinnen ließ.

Doch während Azog'tar'sho heute in den Lichtern des Megaplexes wandert, war sie zur Zeit meiner Geschichte vor dem Zorn der Menschheit geflohen, als diese die Traumkriege gegen die Götter auf dem fernen Kontinent Araishu gewonnen hatten und so stand unser Volk mit seinen Verbündeten alleine im Kampf gegen die Reisenden.



Nun war ein kalter Wintertag im Hohen Norden und dampfendes Lindwurmblut ließ den Schnee schmelzen, wo es auf den Boden floss. Das erschlagene Untier lag auf der Weite zwischen dem Großen Gebirge im Osten und dem weiten Meer im Westen, wo beinahe ewiges Eis alles Leben zu erdrücken versuchte. Doch die tapferen Männer und Frauen, die den Angriff des Lindwurms überlebt hatten, standen schnaufend und siegesbewusst neben den dunkelblauen Flüssen, die sich dem Körper der erschlagenen Echse pulsierten. Zwei tote Schrate lagen neben ihnen, ein toter Ork unter dem schweren Lindwurm. Die beiden tödlich verwundeten Wollnashörner, die im aufgewühlten Schnee lagen, hatten vor wenigen Minuten ihren letzten Atem gezogen.

Die Überlebenden wirkten müde und waren mit Verletzungen aus dem Kampf überzogen, doch die Magie von Shkut-yun hatte die schlimmsten Schäden schon durchdrungen und mit der Energie der Weltenseele überdeckt. Dennoch hatte der überraschende Kampf gegen die weiße Bestie lange angedauert und ausgelaugt. Sie hatten es nicht für möglich gehalten, mitten auf der Ebene zu wandern und dass sich plötzlich eine massive Form aus Muskeln, Zähnen, Schuppen und Fell aus dem Schnee katapultieren und ein Wollnashorn mit einem Schratreiter mehrere dutzend Meter weit durch die Luft schleudern könnte.

Der Angriff hatte sie geschwächt. Sie waren losgeschickt worden, um eine neue Faer Siedlung auszukundschaften, von der berichtet worden war. Am Fuße des Gebirges, hieß es, war sie errichtet worden und so waren sie vor einigen Tagen unter dem Befehl des Triumvirats aufgebrochen, um sich diese Siedlung näher anzusehen... und niederzureißen, sollte sich die Gelegenheit ergeben. Doch war ihre Kampfkraft nun beinahe halbiert und nur noch drei Wollnashörner hatten sie noch: die weiße Lânte von Shkut-yun, der mächtige Zpesh von Belesh und der zutrauliche aber mit schwerer Rüstung gepanzerte Ga'ar von Derkha Wredt.



Der Jäger beruhigte seinen massigen Begleiter, der die Seite des Lindwurms tief mit seinen Hörnern aufgerissen hatte und von dessen Fell noch das giftige Fleisch des Raubtieres hing. Vorsichtig entfernte er die Fetzen und massierte die breite Seite seines Vertrauten. Derkhas Mutter Geresha hatte ihn zu einem mitfühlenden Ork erzogen, wenn auch zu einem einzelgängerischen. Sein Vater hatte sie kurz nach Derkhas Geburt für eine andere Frau verlassen und in Trotz und Wut hatte sie ihm "Ah... gut, dass du es sagst. Danke" entgegengespuckt und dies war sein Name geworden: "Derkha Wredt".

Er sprach nicht viel, sondern schritt nun zum Lindwurm und begann, das zerrissene Schuppenkleid mit gezielten Schnitten vom langsam erkaltenden Körper zu lösen. Die feurige Axt von Apu'tarok hatte glühende Wunden hinterlassen, die die Schuppen und das Fell versengt hatten und auch die schweren Schläge von Beleshs Großschwert hatten so manche Stelle unbrauchbar gemacht. Die scharfe Klinge und die Magieentladungen, die die Kriegsmagierin ihren Schlägen hinterher warf, waren beinahe genauso zerstörerisch wie die dicken Hörner ihrer Reittiere.



Belesh öffnete derweil das geschundene Maul der toten Echse. Sie betrachtete kurz die aufgequollene Zunge und brach sich dann einige Zähne aus dem Kieger, befestigte sie dann vorsichtig neben die Halblings- und Menschenkinderzähne, die sie an einer Kette um den Hals trug. Sie wirkte seltsam mit ihrem gezielt abgebrannten Haupthaar und den Verätzungen und Verbrennungen, die sie selber am ganzen Körper in der Form alter Symbole in der Haut verewigt hatte. Sie war die einzige, die in der Kälte des Hohen Nordens in einer grob gearbeiteten Schuppenrüstung im schneidenden Wind stand.

Eigentlich lebte sie einsam in einem längst aufgegebenen Wehrturm der alten Orklinien. Sie tötete Reisende, die sich auf "ihr Land" verirrten und hatte nur wenig mit den alten Völkern zu tun, doch hatte sie dem Ruf des Triumvirats Folge geleistet, als ein Goblinbote zitternd vor ihrem Turm gestanden war. Der alte Orkschamane, der Goblinschamane und der Schratkriegsherr hatten sich eine Aufgabe überlegt, die ihr Interesse weckte: Leid und Tod für die reisenden Völker, Vernichtung für Elf, Zwerg, Halbing, Gnom und Mensch.

Sie sah zu Shkut-yun, als die ihre religiösen Gesänge für die Toten begann.



Die Schratschamanin stand bei den gefallenen Stammeskriegern und bat in seltsam disharmonischen Lautabfolgen die Muttergöttin Seli um das sichere Geleiten der nun freien Seelen. Ihr Wollnashorn stand hinter ihr und schnaufte beruhigend warme Luft in ihren Rücken. Lânte verschmolz mit ihrer Fellfarbe beinahe mit der verschneiten Weite und oft streifte sie mit ihrer Herrin für Monate durch die unberührte Natur. Der gutturale Gesang spitzte sich zu und der grüne Stein an der Spitze des magischen Stabes in Shkut-yuns Griff begann leicht zu glimmen.

Es war der Weg der alten Stämme, die Leichen den wilden Tieren zu überlassen, sie auf der Eisebene auf zu baren oder sie zu verbrennen, doch hatte sich die Schamanin noch nicht entschieden, welchen Weg diese Körper gehen würden. Belesh nahm ihr die Entscheidung ab, als sie ungeduldig an ihre Seite trat, sich bückte und eine plötzlich auflodernde Hand auf die toten Körper presste. Die Flammen umschlossen die Leichen und nach wenigen Minuten war nur noch Asche übrig.

Shkut-yun beendete das Gebet und dankte der Weltenseele, woraufhin Belesh nur schnaubte. Die Mutter war der alte Weg, den viele Orks seit der Ankunft der Menschen abgelegt hatten. Die Göttin Azog'tar'sho war ein neuer Pfad, den es zu beschreiten gab... wütend und das Land zurück erobernd.



Apu'tarok sah sich alles ruhig an. Über hundert Jahre lang hatte der nun alte Ork seinen Krieg geführt. Ein großer Krieger war er in seinen Zeiten gewesen und er kannte all die Namen seiner Ururenkel und deren Welpen. Ein volles Leben hatte er genossen, bis vor einem halben Jahr seine Frau, einige seiner Welpen und deren Welpen bei einem Angriff der Reisenden auf ein Nachbardorf getötet worden waren. Von der Welt entrückt hatte er sich in seine kleine Hütte am Rand der Orksiedlung zurück gezogen und mit niemanden mehr gesprochen und nur Shkut-yun hatte ihn von Zeit zur Zeit besucht, um ihm Essen zu bringen und nach dem Rechten zu sehen.

Doch als der Ruf kam, dass ein Jagdtrupp einen Führer bräuchte, der die östlichen Ebenen kannte, stand er in wenigen Augenblicken voll gerüstet im Schnee des Winters. Auf diese Weise konnte er die Leere ausfüllen, die der Schmerz hinterlassen hatte. Auf diese Weise konnte er erneut das Blut der Reisenden aus ihren verfluchten Körpern heraus zwingen.

Shkut-yun und die beiden nun toten Schratkrieger waren mit ihm gesandt worden, da die Schamanin den alten Ork genau kannte und sie ihn in seiner Trauer weiter begleiten konnte. Das Triumvirat wollte einen ihrer berühmtesten Kämpfer nicht auf diese Art an die Reisenden verlieren...



Der alte Ork stand gebückt, seine Arme auf dem Stiel seiner mächtigen Axt ruhend, und beobachtete Belesh genau. Er respektierte sie für ihre Taten, auch wenn er sie nicht zu verstehen vermochte. Sie wirkte zerbrochen. Zerbrochener als er. Er wusste, dass sie unter seiner Führung gute Entscheidungen treffen konnte, ein weitaus besserer Kämpfer werden könnte, als sie es im Alleingang war. Sie hatte auf seine Anweisungen ebenfalls mit Respekt reagiert. Ein Respekt, der ihr sonst fehlte.

Er wirkte zerbrechlicher, als er es im Kampf zuvor gewirkt hatte. Die Schmerzen in seinen Gelenken waren zurück gekehrt, die sein Haupt und seine Knie weiter nach unten zogen, seine Schulter und den Rücken krümmten. Der dunkle Geist, der mit der Axt auf den Lindwurm eingeschlagen hatte, war nur noch eine Erinnerung.



Mittlerweile hatte Shkut-yun ihr Ritual beendet und half Derkha beim Reinigen der abgezogenen Lindwurmhaut. Mit Schnee wusch sie die giftigen Blutreste von der Innenseite des Schuppenkleides und gemeinsam rollten sie die schwere Last auf den Sattel von Ga'ar, der geduldig laut gab.

Es war dunkel geworden, während sie dort gearbeitet hatten und die Sterne waren klar am Winterhimmel zu erkennen. Eisig pfiff der Wind um den erkaltenden Kadaver. Alle blickten zu Apu'tarok und der blickte kurz in die Nacht hinein. Dann befahl er, dass sie hier ihr Lager aufschlagen sollten, würde der Gestank des toten Lindwurms doch größere Raubtiere fern halten.



Shkut-yun griff in ihren Beutel, den sie an der Seite trug und streute einige Samen in den tiefen Schnee. Dann berührte sie die Stelle mit der Unterseite ihres Stabes und sofort wuchsen dunkle, dichte Ranken nach oben und formten in wenigen Augenblicken eine große Kuppel mit einer kleinen Öffnung an der Seite. Wie eine Hütte schlossen sich die Pflanzenstängel schützend am oberen Teil des magischen Wuchses und einer nach dem anderen krochen die Orks und die Schratin ins Innere. Die wolligen Reittiere drängten sich dicht an den Eingang und wärmten sich gegenseitig mit ihren massigen Körpern.

Im Schutz der Rankenhütte breitete die kleine Gruppe ihre Schlaffelle aus und leise sprach Derkha Wredt zu Shkut-yun. Er betrauerte die toten Schrate, die mit der Schamanin auf diese Reise gekommen waren, doch war die zuversichtlich, dass sie nun bei Seli ruhten. Derkha nickte lächelnd und Apu'tarok und Belesh sahen die Schratin forschend an. Die alten Legenden der Weltenseele waren für sie eine schöne Geschichte, die man den Welpen erzählte. Doch die Realität sah anders aus, war härter als eine passive Muttergöttin, die sich nicht um ihre ersten Kinder kümmerte. Azog'tar'sho hatte die Härte, die die Orks nun brauchten, um in einer solchen Welt zu überleben.

Kaum hörbar grunzend drehten sie sich auf ihren Fellen um und schlossen erschöpft ihre Augen...



Am nächsten Morgen verließen sie die Rankenhütte und ihre Wollnashörner begannen, die vereisten Pflanzen gierig zu vertilgen. Doch während ihre Reittiere die morgendliche Ruhe genossen, sah die kleine Gruppe besorgt in Richtung Westen, wo sich hohe Gewitterwolken auftürmten und der Horizont schwarz wie Pech war. Sie sahen Bewegung in der Sturmmasse und Derkha meinte ernst, dass das Unwetter sie spätestens am Abend treffen würde. Würden sie nun weiter nach Osten reisen, könnten sie noch mehr Zeit gewinnen. Shkut-yun betete leise zu Seli, während die anderen bereits alles nötige auf den Satteln und zwischen den Riemen verpackten und sich bereit zur Abreise machten.

Dann schwang sich Belesh mit einem Satz auf Zpesh, der voller Energie brüllte und auch Shkut-yun zog sich auf ihre weiße Lânte. Ächzend folgte ihr Apu'tarok, der sich hinter die Schratin auf den breiten Rücken des Wollnashornes zerrte und zuletzt kletterte Derkha über die vielen Platten von Ga'ars Rüstung auf den festen Sattel, an dem in zwei Halterungen einige Speere bereit lagen.



Sie setzten sich gemeinsam in Bewegung, den mit Eiskristallen überdeckten Körper des Lindwurms und die bis auf einige dicke Stümpfe herunter gefressene Hütte der Schamanin zurücklassend. Weiter über die schneebedeckte Ebene reisten sie und weiter hin zum Gebirge, das sich grau und bedrohlich vor ihnen aufbaute. Immer noch waren sie ausgelaugt vom Kampf gegen die Echse und immer noch schmerzten einige Wunden, die sie erlitten hatten. Immer noch schmerzten die Herzen wegen der verlorenen Waffenbrüder und nur Belesh saß kalt und ohne Regung auf ihrem Sattel und wirkte wie ein Stück Eis, das rein zufällig die Form einer Orkin angenommen hatte.

Langsam kamen sie in ein Gebiet, das von sanften Hügeln durchzogen war und als sich die Sonne schon die Wolken in ein sattes Abendrot tauchte, waren sie an den ersten Ausläufern des Großen Gebirges angekommen, obgleich die hohen Spitzen noch viele Tagesmärsche entfernt lagen. Hier sollte die neue Siedlung der Faer liegen, wie der Kundschafter gesagt hatte, der vor einigen Wochen dem Triumvirat Bericht erstattet hatte.



Ob sie sich aufteilen sollten, um das Gebiet besser abdecken zu können, wollte Belesh wissen und Apu'tarok bestimmte schnell zwei Gruppen, die in verschiedenen Richtungen suchen sollten. Er und Shkut-yun würden auf Lânte den südlicheren Weg gehen, während Belesh und Derkha Wredt zu den Hügeln im Norden reiten sollten.

Einige Zeit blickten der alte Ork und die Schratin den beiden Wollnashörnern nach, die sich eilig entfernten, dann lenkte die Schamanin ihre schneeweiße Tiervertraute zu einem toten Baum, der mit Eis überzogen zwischen einigen Felsen wie ein Mahnmal stand. Auf seinen abgestorbenen Ästen saßen einige Raben, die die Neuankömmlinge neugierig beobachteten. Als Shkut-yun Lânte unter ihnen anhielt, flogen alle bis auf einen der schwarzen Vögel davon. Der aber krächzte herausfordernd der Schratin zu und die sprach leise einige magiegetränkte Worte. Dann wandte sie sich dem Raben zu und fragte ihn in der harschen Sprache des Schratvolkes, ob sich hier Vertreter der Neuen Völker aufhalten würden.

Der Rabe antwortete mit seinem Ruf, doch verstand Shkut-yun die Laute des Vogels und so erfuhr sie, dass sie weiter in Richtung Berge seit dem Herbst eine Feste erbaut hatten. Aber sie wären zu spät, krächzte ihr der Rabe entgegen. Denn nun wäre alles nur noch Fressen für die ihre schwarz gefiederte Familie und satt könnten sie nun den Winter überdauern. Lächelnd beglückwünschte ihn Shkut-yun, doch wollte die Schamanin wissen, was die Reisenden getötet hatte. Vielleicht der Winter selbst, mutmaßte der Rabe. Vielleicht ein großes Tier. Vielleicht der große Rabe, der über den Wolken wohnt...

Shkut-yun bedankte sich und lenkte Lânte in die Richtung, in der sie die Formen von Ga'ar und Zpesh noch sehen konnte. Ein schriller Pfiff, der zwischen den Zähnen der Schratin fuhr, ließ die beiden Wollnashörner anhalten und mit einer deutlichen, großen Geste deutete Shkut-yun in Richtung der Berge. Die beiden Reittiere von Derkha Wredt und Belesh setzten sich dorthin in Bewegung.



Beeindruckt beugte sich Apu'tarok nach vorne und fragte die Schratin leise, was ihr der Rabe verraten hatte. Kurz erklärte Shkut-yun dem alten Anführer, was der Vogel beschrieben hatte und Apu'tarok stimmte ihr zu, dass sie die Lage weiter auskundschaften sollten. Eilig ritten sie den beiden anderen nach, die bereits zwischen den Hügeln verschwunden waren, und holten schnell zu Derkha auf, der mit Ga'ar hinter die vorpreschende Belesh zurückgefallen war.

Der stolze Jäger hörte sich die Worte Apu'taroks schweigend an und nickte dann ernst. Zusammen mit seinen Mitstreitern folgte er den tiefen Spuren, die Zpesh im harten Schnee hinterlassen hatte.



Hinter sich konnte Belesh das Schnaufen der noch weit entfernten Wollnashörner ihrer Begleiter hören. Sie hatte auf dem Rücken von Zpesh einen Hang erklommen und vor ihnen fielen die Hügelkuppeln in einen tiefen Riss ab, der sich durch die Landschaft zog. Die Spalte wirkte wie eine Wunde aus einem längst vergangenen Krieg, der diese Welt erschüttert hatte.

Am Boden dieser Schlucht sah sie die verschneiten Palisaden, die mehrere Häuser und einen hölzernen Kran umschlossen. Leblose Körper lagen dort im Schnee, überdeckt mit dem Eis vieler Nächte. Klein waren sie und muskulös. Zwerge, erkannte Belesh. Nur die Aasvögel dieser Region sorgten für Bewegungen und kein Rauch quoll von den verbrannten Stellen an Wall und Dächern in den Himmel. Der Angriff auf die Feste lag einige Zeit zurück...



Der zornige Schrei der Kriegsmagierin hallte über die Hügel und ein Schwarm Raben schraubte sich erschrocken krächzend in den Himmel. Derkha und Shkut-yun trieben ihre Wollnashörner weiter an und kurze Zeit später blieben sie neben Zpesh und seiner Herrin stehen. Sie blickten in den Spalt hinunter und keiner sprach ein Wort.

Sie starrten hinunter auf die Binge, die dort lag. Eine weite Strecke der Palisade war bereits mit Steinen verstärkt worden, die aus der nahen Felswand herausgebrochen worden war. Der Kran hatte dazu gedient, die Steine in die Siedlung zu heben um sie dort weiter zu verarbeiten und auch einige Häuser hatten eine solche Verstärkung erhalten. Die Hütten, die etwa dreißig bis vierzig Zwergen Unterschlupf geboten hatte, waren dennoch zum Großteil schwer beschädigt und nur einige standen fast unversehrt im dämmrigen Licht des Abends. Ein großes Langhaus mit einer aufgebrochenen Türe ragte im hinteren Teil der Feste einige Längen über die Palisade.

Shkut-yun flüsterte, dass es also wirklich nichts mehr zu töten gab. Aber wer oder was hatte hier gewütet?



Sie ritten einen gewundenen Pfad in die Spalte hinunter und hin bis zum eingerissenen Tor, das Brandspuren zeigte. Überall lagen gefrorene und mit einer feinen Schicht Schnee überzogene Leichen und so stiegen sie von ihren Wollnashörnern und gingen neben den Toten in die Hocke. Die Zwerge hatten eingeschlagene Schädel, eingedrückte Brustkörbe und zum Teil weggerissene Gesichter und Kehlen. Alle waren nur mit dicken Mänteln ausgestattet und hatten Stangen oder hatten kleine Handäxte getragen.

Derkha entdeckte auch einen Menschen unter den Leichen, mit einem kleinen Lastenschlitten ausgestattet, auf dem Säcke voller Güter und Pelze verstaut worden waren. Ein Händler oder Fallensteller, der zwischen den Siedlungen der neuen Völker umherreiste. An seinem Körper waren Bissspuren zu sehen, die nur eine Antwort zuließen: Trolle hatten die Feste angegriffen.

Aber warum so viele? Und warum so gezielt? Gerade im Winter waren diese Wesen in tiefen Höhlen in einer Art Kälteruhe und eine große Siedlung wie diese würden sie im Normalfall sowieso nicht angreifen. Doch hatte die Expansionsgier der Faer in den letzten Jahrhunderten auch dieses einfache Volk an den Rand ihrer Existenz getrieben und nun waren sie auch für die Orks und ihre Verbündeten eine unberechenbare Gefahr. Nur die Früchte, die aus den Vereinigungen von Trollen und Menschen wuchsen und die man Halbtrolle oder auch Oger nannte, waren in den Städten der Orks allgegenwärtig und kämpften mit dem Verstand eines vertriebenen Volkes für die eisigen Weiten, die sie ein Zuhause nennen wollten.



Belesh grinste mit aufflammendem Licht in ihren Augen. Sie blickte auf das Chaos, das sich vor ihr auftat und Apu'tarok ließ sie nicht aus seinem Blick. Doch nicht die sadistische Freude der Orkin machte ihm Sorgen, sondern die Tatsache, dass sich hier ein eher zurückhaltendes Volk derart koordiniert gegen die Faer gewandt hatte. Er hatte in seinem langen Leben schon viele Trollmigrationen gesehen, aber immer waren sie friedlich abgelaufen. Was hatte hier die Lage zum Kippen gebracht?

Mit einem Winken rief er die anderen zu sich und leise beratschlagten sie sich. Belesh hoffte inständig, dass die Trolle endlich einen offenen Krieg gegen die Faer begonnen hatten und auch Derkha meinte, dass die großen Kreaturen einen guten Verbündeten hergeben würden. Doch wollte Shkut-yun dies nicht wahrhaben, waren die Trolle in ihren Augen doch ebenfalls ein heiliges Volk der Mutter, das nur von seinen geistigen Kräften her nicht auf der vollen Höhe der anderen Rassen war. Wo Schrate, Orks, Goblins und Hobgoblins eine ausgeschmückte Kultur entwickeln konnten, waren Trolle zu einfach gestrickt, um sich mit den anderen Alten messen zu können. Würde man sie nun in den Krieg gegen die Faer ziehen, wäre dies ein Missbrauch in der Sicht der Schamanin.



Sie wanderten zu einem Haus, das bis auf die Grundmauern abgebrannt war und dessen verbrannte Überreste wie schwarze Zähne aus dem Schnee ragten. Trolle hatten diesen Brand nicht gelegt. Trolle fürchteten sich vor den Flammen, verhinderten sie doch ihre außergewöhnlich schnelle Wundheilung. Vermutlich hatten die Zwerge in ihrer Not die eigenen Gebäude in Flammen gesetzt, um die Trolle bei ihrem Vormarsch zu hindern.

In der Ruine fanden sie einige verbrannte Frauen und Kinder der Zwerge, davor aber war die interessantere Entdeckung hart gefroren zu ihren Füßen: zwei Zwergenkrieger in voller Rüstung, fein gearbeitet und für ein Leben im langen Winter eher ungeeignet. Sie sahen aus wie Meister ihres Volkes, die nun mit Blut verkrusteten Bärte lang und geflochten, die Haut mit feinen, farbigen Mustern verziert. Keine Kämpfer mit einfachen Handwaffen, sondern die Verteidiger des zwergischen Blutes.

Fest am Boden hafteten sie durch das dicke Eis, das sich gebildet hatte und nur mit Mühe konnten Belesh und Shkut-yun einen von ihnen lösen und auf den Rücken drehen. Beide wichen erstaunt zurück, als sie den tiefen Schnitt sahen, der den ganzen Rücken überzog, durch die dicke Plattenpanzerung, Fleisch, Organe und die Wirbelsäule ging, dabei aber anscheinend keinen Tropfen Körperflüssigkeit vergossen hatte. Zu schnell war die Wunde eingefroren worden und Belesh wusste, dass eine solche Klinge von keinem Ork und von keinem Faer stammen konnte. Dies war nicht die Arbeit von Trollen gewesen!



Neugierig blickte nun Belesh mit ihren magischen Sinnen auf die seltsame Wunde und mit einem erschrockenen Ächzen wich sie zurück, als wie wenn sie geschlagen worden wäre. Unglaubliche Dunkelheit fühlte sie in dem toten Körper, wie eine dünne Schicht, die zwar langsam verflog, aber immer noch stark genug war, um noch wahrgenommen zu werden. Bosheit lag im aufgeschnittenen Fleisch, wie Gift mit der Waffe in den Leichnam geimpft.

Dann hatte sich die Kriegsmagierin wieder gefangen und mit fehlgeleitetem Interesse zog sie sich erneut an das magische Leuchtfeuer heran. Was auch immer hier gewütet hatte, es war unglaublich stark. So stark, wie Belesh noch nie etwas erlebt hatte. Die reine Bosheit war hier in dieser Schlucht gewesen und es hatte Reisende getötet. Ein entrücktes Grinsen formte sich in ihrem Gesicht.



Ob es Geister gewesen waren, wollte Shkut-yun wissen, doch bevor Belesh antworten konnte, schüttelte Apu'tarok nur müde sein Haupt. Nein, erklärte der alte Ork. Was sie gesehen hatten, waren die Spuren eines Höllendämonen. Alle sahen ihn entsetzt an, hatten sie doch auch die alten Legenden über den Krieg gehört, der eineinhalbtausend Jahre nach der Ankunft der Reisenden stattgefunden hatte. Aus einer anderen Realitätsebene waren diese schrecklichen Kreaturen geströmt und sie hatten Resham mit Feuer und Tod überzogen.

Die Orks hatten nicht so sehr wie die neuen Völker gelitten, da sich die Stämme nicht direkt gegen die Höllendämonen gestellt hatten. Aber dennoch wucherten Kulte in den Siedlungen und auch die Reisenden fingen oftmals an, die Dämonen als dunkle Götter zu verehren. Sie erbrachten Blutopfer und die Welt wurde von innen heraus mürbe. Bei den alten Völkern waren es vor allem die Goblins, die sich der Dunkelheit zugewandt hatten und viele Familien waren erschlagen worden.

Während die Stämme diesen Kampf geführt hatten, wurde mit Sorge beobachtet, wie die anderen Völker mehr und mehr abgeschlachtet wurden und der Finsternis verfielen und Hoffnungslosigkeit hatte sich breit gemacht. Letztendlich hatte sich eine große Armee aus Elfen und Zwergen dem Unheil entgegen gestellt und die Höllenheere besiegt, doch war es durchaus möglich, dass sich noch Dämonen in dieser Welt aufhielten und darauf warteten, erneut zuzuschlagen.



Mit offenem Mund lauschte die Gruppe den Worten von Apu'tarok, als er von Bestien sprach, die Lindwürmer wie mickrige Larven wirken ließen und von Dämonenherren, die mit zwei gewaltigen Hämmern in den riesigen Fäusten vor abertausenden kleineren Schreckenswesen in die Schlacht stampften und ihre ledrigen Schwingen die Sonne verdunkelten.

Belesh wollte mehr und mehr wissen und alarmiert hielt Apu'tarok inne, hatte er doch den zerbrochenen Geist der Frau ertastet und wusste er nicht, was ihr geschehen war. Und auch Shkut-yun sah sie an, als würde sich dort eine neue Dämonensaat bilden. Der alte Ork und die Schamanin tauschten stumm Blicke aus.



Dann sah Apu'tarok auf die Dächer der Feste und weil dort Raben saßen und aufmerksam die Suchenden beäugten, wusste er genau, dass sich kein Dämon in der Nähe aufhalten würde. Tiere spürten die Nähe solch boshafter Kreaturen und auch die Wollnashörner waren ruhig und gelassen. Doch beutete dies nicht, dass alles in bester Ordnung war...

Wenn dies wahrhaftig das Werk eines Höllendämonen war, der mit Trollen im Verbund die Mauern einer Feste überwinden konnte, gab es eine nicht zu missachtende Gefahr in diesem Lande. Apu'tarok hatte Verantwortung gegenüber seinem Volk und er konnte nicht zulassen, dass eine solche Macht die Weiten um die Siedlungen herum mit Dunkelheit bedecken würde.

Doch wollte Belesh nun wissen, warum sie den Dämonen unbedingt im Kampf treffen mussten und Apu'tarok bellte, dass ein solches Wesen nicht kontrollierbar sei. Auch wollten sie keine neuen Anhänger dieser Brut in ihren Reihen hochzüchten.

Sie mussten den Dämonen aufspüren. Aber wie?



Derkha Wredt sprach stolz, dass sie dies seine Aufgabe sein lassen sollten, wenn die anderen ihm im Kampf beiseite stehen würden und Shkut-yun nickte: sie war davon überzeugt, dass sie zusammen eine Chance hatten, wenn der Höllendämon noch kein Heer um sich geschart hatte. Die Trolle, die hier in der Zwergenfeste ihre Spuren hinterlassen hatten, waren zwar eine Hürde, aber weitaus besser wie aufkeimende Kulte in den eigenen Reihen oder gar weiteren Kriegern aus den Höllenebenen.

Und auch war es sicherer, hier und aus eigener Initiative heraus einen Kampf zu provozieren, als später in der Nähe der Stammesgebiete nur auf einen Angriff zu reagieren. Derkha wollte sich zwar gerne auf eine solche Schlacht vorbereiten, doch drängte nun Shkut-yun, hatte sie doch Angst, dass sich der Dämon weiter rüsten könnte. Nur wenige Tagesreisen von der nächsten Ork- und Schratsiedlung entfernt, schlummerte die Gefahr einfach zu nahe, sollte es sich wirklich um eine alte Höllenkreatur handeln.

Dies leuchtete sogar Belesh ein und auch wenn es sich nur um Eigennützigkeit handelte, wurde sie doch in ihrer Turmruine vom wohlwollenden Nachbarstamm versorgt, willigte sie, auf die Jagd zu gehen. Wenn sie es finden würden, konnten sie versuchen, es zu töten.



Wieder warf ihr Apu'tarok einen langen, prüfenden Blick zu. In Beleshs Kopf arbeitete es sichtbar, doch wusste er nicht, ob dies gut oder schlecht für sie alle war. Dennoch mussten sie handeln, bevor der Einflussbereich des Bösen sich ausweitete und auch Shkut-yun vertrat eine ähnliche Meinung.

Stumm zog sich Derkha in den schweren Sattel seines Wollnashorns und lenkte es den schmalen Weg aus dem Riss hinaus, bis er auf den vom Wind umspielten Hügelkuppen thronte und sich umblickte. Der harte Schnee hatte so manche Spur der letzten Tage bewahrt und tatsächlich fand er eine breite Schneise, die in die weiße Decke getreten worden war. Sie führte nach Norden, am Gebirge entlang.

Der Sturm näherte sich vom Westen und schon hoch über dem Jäger türmten sich die Wolken auf, in denen bedrohlich Blitze tanzten. Ga'ar unter Derkha wurde nervös und besorgt schaute er mit seinen kleinen Augen in die Richtung des Unwetters. Ein kehliger Laut der Unruhe entfuhr dem Reittier.



Gelassen machte Derkha kehrt und kam wieder in der Zwergenfeste an, als Belesh gerade mit ihrer magischen Klinge auf eine Zwergenleiche einschlug, die sie zuvor gepfählt hatte. Einen der Krieger mit der mächtigen Plattenpanzerung hatte sie sich ausgesucht und hart krachte der Schlag durch die Schlucht, als das Schwert seine magische Entladung freisetzte. Frost bildete sich um die Stelle, die Belesh an der Rüstung getroffen hatte, doch sah sie mit Verwunderung, dass ansonsten nur eine leichte Einkerbung entstanden war. Das Material war nicht einmal durchstoßen worden. Welche Waffe auch immer den Schnitt am Rücken des Kriegers verursacht hatte... sie war weitaus mächtiger, als alles, was Belesh bis jetzt gesehen hatte.

Derkha wartete noch ab, bis die Kriegsmagierin sich frustriert von ihren Untersuchungen abwandte, dann trat er an alle heran und erklärte, dass der erwartete Sturm in weniger als einer Stunde über sie hereinbrechen würde.

Apu'tarok sah prüfend in den bewölkten Himmel, dann deutete er zum Langhaus. Hier sollten sie die Nacht verbringen und sofort befahl Belesh, die Nashörner durch den aufgebrochenen Eingang zu führen und alles abzusichern.



Im Langhaus waren ebenfalls Leichen am Boden verteilt und das große Feuer war erloschen. Zusammen brachten Derkha und Shkut-yun die Toten in den Schnee des Hofes und schnell wurde die große, eingerissene Türe wieder zurück in ihre Angeln gehoben.

Ihre Reittiere ließen sie an einem Ende des großen Gebäudes stehen und gaben ihnen die getrockneten Flechten zu essen, die sie in den Satteltaschen mitgebracht hatten, dann untersuchten sie die Vorratsregale, die am großen Kamin angebracht waren, fanden Trockenfleisch, Fladenbrote und Knoblauch. Auch Krüge voll Met und Schnaps waren hier gelagert worden und als sich Shkut-yun durch die gebrannten Getränke schnupperte, erkannte sie den Duft von Honig, Wildfrüchten und auch Pilzen. Sie musste zugeben, dass die zwergische Brandkunst sie durchaus ansprach und zufrieden steckte sie sich einige Krüge ein.

Sie entzündeten das Feuer und während sich wohlige Wärme ausbreitete und draußen der Wind an Kraft gewann, sammelte die Schratin Asche vom Rand der Flammen und verstreute sie auf ein großes Fladenbrot, das sie mit Holzspäne ausgepolstert hatte. Dann bettete sie einige Samen aus ihrer Tasche in den behutsam vorbereiteten Nährboden und während der grüne Stein auf ihrem Schamanenstab aufleuchtete, wuchsen grüne Ranken und Blätter aus dem Fladen und dicke, reife Beeren hingen in wenigen Augenblicken süß duftend vor den Augen des breit grinsenden Derkha, der sich auf eine der Bänke vor dem Kamin gelegt hatte.

Entspannt pflückte er kopfüber die frischen Früchte und steckte sie sich in den Mund, während Shkut-yun leise einen alten, seltsam disharmonischen Gesang anstimmte.

Um die Feste tobte nun endgültig das Unwetter und mit Scheppern und Pfeifen zog er an Tür und Fenster, doch war im Inneren des Langhauses alles in Ordnung und stumm starrte Belesh in die flackernden Flammen des Feuers und niemand wusste, was in ihrem Kopf vor sich ging. Apu'tarok schnarchte leise, die schwere Axt in seinem Schoß, sein krummer Rücken gegen einen der Pfeiler gelehnt.



Als der Morgen graute, war der Sturm bereits vergangen. Ausgeruht packte der kleine Trupp seine Sachen zusammen und führte die Wollnashörner zurück auf die Hügel über der Feste, die sie zurückließen. Die Spuren, die Derkha Wredt am Vorabend gesehen hatte, waren vom Schnee und dem Wind überdeckt und verwischt worden, doch wusste der erfahrene Jäger noch die Richtung, in die sie geführt hatten und so folgte er dem imaginären Pfad entlang des Gebirges und auf ihrem Weg sahen die vier Gefährten nichts außergewöhnliches. Die Hügel wurden flacher und schon bald waren sie zurück auf der Ebene, die sich vor ihnen ins Ewige Eis erstreckte. Der Himmel war mit dicken Wolken bedeckt und nur noch wenige Tiere sahen sie auf ihrer Reise.

Schon wurde es wieder dunkel, als sie auf der Ebene eine gewaltige Vertiefung wahrnahmen, die sich über eine besorgniserregende Fläche erstreckte. Sie ritten näher heran und blieben am Rand eines riesigen Kraters stehen, der sich mehrere dutzend Meter in die Tiefe erstreckte. Der Boden des Kraters war beinahe Eben und die Stadt des Triumvirates hätte mehrere male dort hinein gepasst, so gewaltig war die Senke, die nicht im geringsten natürlich wirkte.

Erstaunt meinte Derkha Wredt, dass hier die Eisdecke nicht derart dick sein sollte und der Krater anscheinend tief in den Boden gearbeitet worden war. Erst bei den großen Gletschern weiter nördlich hätte er eine solche Formation erwartet und dann auch nur, wenn etwas großes sich aus dem Eis gegraben hätte. Aber auch die Eiswürmer wagten sich nicht allzu weit in den Süden hinab, konnten sie sich doch nicht durch Fels und Erde graben und kopfschüttelnd betrachteten die Kameraden die riesige Vertiefung vor ihnen.



Die Wollnashörner wirkten unruhig, doch war keine direkte Gefahr zu sehen. Nun selbst nervös sahen sich die Mitglieder des kleinen Trupps um. Sie kannten alle die Geschichten von unheimlichen Dingen, die hier in der Wildnis im Eis schlummerten und nur darauf warteten, aufgetaut und geweckt zu werden. Dinge, die die Gestalt von Gefährten annehmen konnten und die weitaus älter waren als die Höllendämonen oder die Reisenden. Doch unten im Krater war nun nichts zu sehen und keine direkte Bedrohung ließ sie erschaudern, sondern der Gedanke an das Mögliche.

Derkha Wredt stieg von Ga'ar und wollte sich schon mit geübten Bewegungen den steilen Hang herunter bewegen, als Apu'tarok ihn mit einem kurzen, harten Befehl zurückhielt. Dies war kein Zeitpunkt, die Gruppe weiter auszudünnen, indem man Hals über Kopf in ein unbekanntes Gebiet stürmte. Es musste einen anderen Weg geben, die Lage auszukundschaften. Derkha zuckte mit seinen breiten Schultern und schwang sich erneut in den Sattel.

Der alte Ork nickte Shkut-yun zu und die kletterte von Lântes Rücken und legte ihre Ausrüstung bedächtig neben sich in den Schnee. Dann breitete sie ihre Arme aus, sang einige alte Worte zur Wolkendecke empor und ohne Inhalt fiel ihre weite Kutte zu Boden. Bewegung. Ein dünnes Spinnenbein, das sich aus den Falten schob. Schließlich zog sich eine Eisspinne ins Freie, groß wie ein neugeborener Orkwelpe. Die Spinne winkte kurz mit den Vorderbeinen, dann krabbelte sie schnell die Kraterwand hinab, wo sie im Weiß des Schnees verschwand.



Shkut-yun lief auf ihren Acht Gliedmaßen einen leicht geschwungenen Pfad, quer über den Kratergrund, hin zu der Stelle, an der sie einen leichten Lichtschimmer wahrnehmen konnte. Dort war es etwas wärmer, verrieten ihr die seltsamen Augen ihres neuen Körpers, den sie sich von Seli geliehen hatte, und als sie an einer kleinen Eiskuppel ankam, sah sie einen Gang, der weiter nach unten in den Boden führte. Von oben hatte man diesen Eingang nicht sehen können, doch nun erkannte die Schamanin, dass sich hier ein ausgewachsener Troll hindurch bewegen konnte. Hatten sie die Zuflucht des Bösen gefunden?

Langsam bewegte sie sich in den Gang hinein und hielt dort einige Augenblicke inne. Über ihren Körper nahm sie Vibrationen war, wie feste, schwere Schritte und ein stetiges Mahlen, wie von einem großen Stein, der über den Fels gezogen wurde.

Mit dieser Erkenntnis eilte Shkut-yun zurück, erklomm die eisige Wand und kam wieder bei ihren Mitstreitern an. Als sie sich wieder in eine Schratin verwandelte und mit blankem, dunklen Fell vor ihnen stand, erklärte sie kurz, was sie in Erfahrung bringen konnte. Doch was hatte dies alles zu bedeuten? War ein Geysir tief unter der Erde? Oder sollte der Höllendämon diese Erschütterungen verursachen...?



Zuvor hätte sich Derkha Wredt noch als Kundschafter angeboten und wäre in die Gefahr hinunter gestiegen. Doch nun wurde er hellhörig, waren doch höllische Aktivitäten in dieser Größenordnung eine vollends andere Sache als ein einfacher Kundschaftsgang. Zudem hatte er etwas dagegen, von Apu'tarok zurückgepfiffen zu werden... er äußerte misstrauisch seine Einwände.

Doch Belesh sprach gegen ihn, wollte sie doch den von Shkut-yun beschriebenen Gang untersuchen und Apu'tarok entschied, dass sie nun alle hinab in den Krater steigen würden. Die Schratschamanin nahm erneut ihre Spinnenform an und bewegte sich im Zickzack voran, während die anderen ohne ihre Reittiere folgten. Fuß um Fuß überzog die Eisspinne den Steilhang mit klebrigen Polstern, die sie aus ihren Spinndrüsen drückte und ohne Probleme kamen die Orks auf dem Kraterboden an. Derkha hatte die Ausrüstung der Schamanin feste im Griff.

Shkut-yun führte sie zum im Abendlicht hell glimmenden Eingang in die Tiefe. Die Eiskristalle, die die Wand bedeckten, warfen den Schein eines Feuers tausendfach zurück und erzeugten einen Schimmer, der sie jedes Detail genau erkennen ließ. Und wieder wunderten sie sich, mochten doch Trolle keine heißen Flammen und sollten sich dort wirklich die Angreifer der Zwergenfeste dort aufhalten und ihre Theorie stimmen, war der Griff des Dämonen über seine trollischen Diener stark.



Neugierig griff Belesh mit ihren magischen Sinnen hinein in den Gang und füllte bald das ganze Höhlensystem mit ihrem Geiste aus und erschrocken öffnete sie ihre Augen, als sie ein großes Übel spürte. Gewaltig und uralt. Lauernd. Planend.

Und einen anderen Knotenpunkt der Magie, seltsam und wirr, wie ein Haufen aus kleineren Lichtern, die zusammen ein größeres Ganzes ergaben. Belesh sah die anderen an und flüsterte, dass sie den Höllendämonen ertasten konnte und dass sie am richtigen Ort waren. Dann spuckte sie harte, kurze Worte und wie einen Schutzpanzer legte sich der Zauber über ihre Haut, ließ sie knackend verkrusten und verhärten, und mit einem aufflammenden Grinsen sprach sie ein neues Wort und verschwand vor den Augen der anderen. Nur die Abdrücke im feinen Eisstaub zeigten den anderen, dass sie sich in den Gang bewegte und leise folgten sie ihr.

Ob sie sich nicht zurück verwandeln wollte, fragte Derkha Shkut-yun flüsternd, immer noch ihre Kleidung, Taschen und Waffen tragend, doch die Eisspinne schüttelte sich einfach nur kurz und erklomm dann die Decke des Ganges, kletterte dort bis über die Stelle, an der die Kriegsmagierin stand.



Vor sich sah Belesh, wie der Gang weiter in die Tiefe führte und eine Biegung machte. An der Wand dieser Stelle waren Eisdornen aus der Wand gewachsen und sie wirkten alle andere als natürlich entstanden. Sie blieb stehen und zog ihre Klinge, hieb mit ihr gegen eine vereiste Stelle an der Wand und trat das abgebrochene Eisstück über den Boden hin zu den Wandspitzen. Doch wurde kein versteckter Mechanismus ausgelöst und kein Alarm geschlagen und so machte sie einen vorsichtigen Schritt.

Sofort erkannte sie, dass dies ein Fehler gewesen war. Sie verlor ihren Halt auf dem Boden und rutschte, wie von einer riesigen Hand geschoben, auf die Eisspeere zu, die dank ihrer steinernen Haut lautstark zerbarsten. Nur wenige Schnitte waren durch den Schutzzauber hindurch gegangen und wo das Eis ihre Haut penetriert hatte, breitete sich übernatürliche Kälte aus. Doch die schüttelte Belesh mit einem humorlosen Grinsen ab.

Sie sammelte sich und schlich einige Schritte um die Ecke, wo sich der Gang in eine große Kammer auftat. Von dieser Kammer gingen weitere Korridore ab, aus denen das warme Licht zu dringen schien.



Shkut-yun war Belesh an der Decke gefolgt und leise raunte die Magierin der Schamanin nun zu, die anderen wegen den Eisspeeren zu warnen. Es waren nicht alle zu Bruch gegangen und immer noch konnten sich die anderen Orks an den Scherben der mit Magie unterlegten Falle schwer verletzen, wenn nicht gar töten.

Eilig krabbelte die Eisspinne zurück zu Apu'tarok und Derkha, die bis jetzt im Eingang gewartet hatten. Sie deutete mit zuckenden Beinbewegungen Gefahr an und lief dann vor und zurück, um sie zur Stelle zu führen, an der Belesh ins Rutschen gekommen war. Nun ließ sich die verwandelte Schratin einige Fuß weit auf dem Gangboden rutschen und zeigte den beiden Orks damit, dass selbst eine Spinne hier ihre Probleme haben würde, wäre sie nicht zu niedrig für die Eisspitzen und könnte sie nicht doch noch ihre feinen Krallen ausfahren, mit denen sie sogar auf der vereisten Decke wandern konnte.

Nun von der Falle wissend, drückten sich Derkha und Apu'tarok feste an die Seitenwand und arbeiteten sich langsam bis zum hinteren Teil des Ganges vor. Bedacht umrundeten sie die Splitter der Eisspeere und die verbleibenden Spieße und erschraken, als Belesh sie immer noch unsichtbar von der Seite berührte. Sie sollten leise sein, hauchte ihnen die Kriegsmagierin zu... Schritte würden sich nähern.



Dann hörten auch sie das schwere Stampfen, das die Eisspinne an der Decke vermutlich schon vor vielen Augenblicken wahrgenommen hatte und zwei gebückte Trolle bogen aus einer der Gänge in die Kammer und schnupperten prüfend die schneidend kalte Luft. Wie abgesprochen schoss ihrer beider Blick zum Eingang, in dem die kleine Gruppe hinter der Ecke kauerte und angespannt die Luft anhielt. Ihre weiten Nüstern zuckten und die kleinen, schwarzen Augen verengten sich, als sie mit ihrem wie Baumstamm dicken Beinen und den hängenden, kräftigen Armen in diese Richtung schlürften.

Ungesehen von den beiden gepanzerten Hünen zischte Belesh den anderen beiden Orks zu, dass sich jemand neben die zerbrochenen Eisspeere legen sollte. So sollten die Trolle meinen, dass der Lärm der Anfang und das Ende eines gescheiterten Einbruchs wären und man könnte sie letztendlich überraschen. Geschwind warfen sich sowohl Derkha als auch der alte Apu'tarok auf den eisigen Boden und mit blutrünstiger Vorfreude presste sich Belesh an die Wand.



Schon kamen die bestialischen Gesichter der beiden Trolle um die Ecke und mit einem dümmlich überraschten Quieken erkannten sie die bewegungslosen Eindringlinge am Fuße des rutschigen Eingangsbereiches. Schnell und schwerfällig zugleich eilten sie nach vorne, als Belesh sich von ihrer Position löste und mit ihrer Klinge eine tiefen Graben in den Rücken des hinteren Trolles hieb. Eis und Flammen zuckten aus der Wunde hervor und mit einem gequälten Gurgeln kippte der Troll gegen seinen Kumpanen, der angsterfüllt aufheulte.

Sofort wurde Belesh sichtbar und sah mit Faszination zu, wie der tote Troll von innen zu verglühen schien. Aus Augenhöhlen, Ohrenlöchern, Nase und Mund quollen Licht und Körperflüssigkeiten, was seinen Kameraden nur zum eiligen Rückzug trieb.

Nochmals traf der scharfe Stahl der Kriegsmagierin harte, raue Trollhaut und dickes Blut spritzte ihr entgegen, während sich die Eisspinne über ihren Köpfen in eine schratförmige und ebenso große Form aus puren Flammen verwandelte. Bedrohlich zischend kam die zum Feuerelementar herangewachsene Schamanin auf den Troll zugeschossen, doch wich er dem Angriff mit Panik in seinen weit aufgerissenen Augen aus.

Nun löste sich Derkha Wredt aus seiner gespielten Starre und zielte mit einem seiner Speere, die er immer bei sich trug, auf den verwundeten Troll, der sich vollends auf das flackernde Feuerelementar konzentriert hatte. Der Speer verlängerte sich in der Hand des Jägers und die Spitze schob sich mit einem satten Knacken durch ein gepanzertes Bein und in die vereiste Wand. Schmerzerfüllt brüllte der Troll.

Während sich Apu'tarok mit Schnaufen und Ächzen hoch mühte, sprang Belesh nach vorne hieb dem Troll den Kopf ab, fing das abgetrennte Haupt aus der Luft und schlug mit ihrem Schwertknauf die großen Eckzähne aus, die sie schnell einsteckte. Dann ließ sie triumphierend grinsend den immer noch mit den Augen rollenden Kopf fallen.



Es war nun still in den eisigen Gängen und nur das Knistern der Flammen, aus denen Shkut-yun bestand, war zu vernehmen. Wieder konzentrierte sich Belesh ruhig atmend und meinte, dass sie die magischen Leuchtfeuer in einer anderen Richtung spürten, als aus der die Trolle gekommen waren. Kurz überlegte Apu'tarok, dann befahl er, in Richtung der Trolle zu gehen.

Sie ließen Shkut-yuns Ausrüstung zurück und als Flammengestalt schritt sie neben Belesh einher, als sie sich durch weitere Gänge und Kammern pirschten.

Als sie in eine große Halle einbogen, in der Unrat den Boden bedeckte, sah sich Belesh skeptisch um. Felle und Knochensplitter, Hornsplitter und zerbrochene Rindenschalen waren überall verstreut und über ihnen hatten sich große Eiszapfen gebildet, die wie Skulpturen im Schein der Flammenform Shkut-yuns tanzten. Vorsichtig tat die Kriegsmagierin einen Schritt, den sie aber sofort bereute, als ein feines Klacken zu hören war und sich mehrere Eiszapfen von der Decke lösten.



Belesh versuchte zurück zu springen, während sich die anderen in den Gang pressten, doch selbst mit ihren weiten Schwerthieben konnte sie nur zwei Eisbrocken in harmlose Splitter zerschlagen. Weitere Brocken trafen die Orkfrau an Brust und Schulter und zwangen sie in die Knie. Kurz darauf endete der Einsturz und nur noch feiner Eisstaub rieselte von der Decke.

Belesh hielt sich die Rippen und hustete gequält Blut hervor, als sich Shkut-yun und die anderen vorsichtig näherten. Ein Blick der Kriegsmagierin genügte und die Schamanin umschloss ihren Arm mit einem Teil ihres Feuerkörpers. Beleshs magisch verstärkte Haut fing an zu rauchen, als die Flammen sie verzehrten und zugleich mit einem potenten Zauber heilten. Die Schmerzen im Brustkorb ebbten ab, das Husten verschwand. Mit einem kräftigen Luftzug testete sie ihre neu gewonnene Gesundheit und nickte dankend, während sich Shkut-yun wieder von ihr löste.



Ein weiterer Gang führte in eine große, verwinkelte Kammer, in der ein seltsames Konstrukt vor einem frisch in die Wand gerissenen Gang stand und bedrohlich brummte. Eine Spitze mit einem scharfen Gewinde war an ihm befestigt und mehrere Hebel und Griffe ragten aus seiner Seite. Hatte dieses Objekt die Vibration verursacht? Erschufen die Trolle damit die Gänge, die man im Ansatz zum Teil hier sehen konnte. Noch mehr Eingänge waren in die vereisten Wänden gezwungen worden und nur ein Zugang schien fertig und aus ihm drang das warme Licht, das nun sichtlich pulsierte und diesen Bereich der Höhle in all seiner Pracht zeigte.

Aber woher hatten die Trolle solche wunderlichen Dinge? Hatte der Höllendämon sie ihnen gegeben, um die kalte Unterwelt mit noch mehr Gängen zu versehen? Und wo waren die Trolle und ihr Dämonenherr?



Dann erkannten sie einige Vertiefungen im Boden, in denen sich große Schatten im Zwielicht des Feuerscheins verschoben. Die Trolle, erkannte die kleine Gruppe unter Apo'tarok, doch kauerten sie dort mit Angst bebend in den selbst gegrabenen Löchern, zumeist zu mehreren hinein gezwängt und sich weiter aus dem Sichtfeld drückend.

Die Orks standen neben dem Feuerlementar noch im Gang, als Belesh ihre gepanzerte Hand auf die nächste Vertiefung richtete und magische Geschosse aus ihren Fingern fuhren. Sie zuckten wie lebende Schlangen in Richtung der Trolle, bogen dann scharf nach oben ab, gewannen kurz an Höhe und ließen sich dann wie Blitze nach unten fallen. Ein schmerzerfüllter Schrei durchzog die Kammer und ein Troll mit verbranntem Rücken krümmte sich gequält aus seinem Versteck.

Dies nahm Derkha Wredt als Anlass, um selbst in Bewegung zu kommen. Er sprang mit seinen beiden Speeren in den Händen nach vorne... und wurde von einer wachsenden Eiswand umschlossen, die sich unfassbar schnell von den Wänden des Kammereingangs her ausbreitete und so eine milchig blaue Blockade schuf. Der Jäger wurde darin festgefroren, im Gang nur ein Bein und in der Kammer nur eine Hand und das Gesicht heraus ragend.

Schon fing er stoßweise zu atmen an und seine Lippen wurden bleich, als sich nun mehrere Trolle grunzend und schnaubend aus ihren Löchern schoben und langsam auf ihn zukamen.



Shkut-yun begann nun, mit ihren Flammen an der Eiswand zu nagen und während Apu'tarok mit seinen Feueraxt an immer die selbe Stelle schlug, bildeten sich dünne Risse im der schillerten Oberfläche, die sich mit dem Feuer der Schratin ausfüllten. Einige Herzschläge ging dies so weiter, bis sie sahen, dass sich der freie Fuß von Derkha bewegte. Dann zerfiel die Wand in Eisfragmente, als sich der Jäger aus eigener Kraft aus der geschwächten Wand befreien konnte. Er stolperte, tief Luft einziehend, in die Kammer und kam vor fünf Trollen zum Stehen, die sich bedrohlich vor ihm zu ihrer vollen Größe aufbauten.

Doch trat nun Belesh an seine Seite und warf ihm die zuvor noch gesammelten Trollzähne vor die Füße und sie fauchte ihnen zu, dass sie sich ergeben sollten oder sie und ihre Kameraden würden alle Trolle in diesen Kammern vernichten. Flammen bauten sich dank Shkut-yuns Feuerkörper hinter ihnen auf und mit kläglichen Geräuschen wichen die gepanzerten Riesen zurück. Das verängstigte Quieken weiterer Trolle drang aus den Bodenlöchern und sadistisch grinsend sah Belesh ihren Gegnern in die Augen.



Ein tiefes, beinahe spürbares Lachen drang leise durch die Eishallen und ein schwerer Stein senkte sich auf die Herzen der Orks und der Schratschamanin. Die Trolle schauten voller Entsetzen zum anderen Ausgang aus der Kammer und versuchten sich weiter zusammen zu drängen und so im Verband Schutz zu suchen.

Doch Belesh trat einen Schritt vor und zeigte auf den Gang hinter sich. Sie sollten das Weite suchen, wenn sie nicht am bevorstehenden Kampf teilhaben wollten und ohne lange zu zögern liefen die Trolle mit schweren Schritten an der kleinen Gruppe vorbei, umspülten sie kurz wie der Fluss einen Stein und nur drei ihrer Artgenossen blieben kauernd in den Löchern zurück und trauten sich keinen Schritt zu tun.

Der Lärm der fliehenden Wesen verhallte hinter ihnen und Derkha drückte sich an den kalten Stahl der Maschine, die nun ruhig im halb gefressenen Tunnel lag. Apu'tarok humpelte an eine der Ecken neben dem Eingang, aus dem das Licht drang und der Flammenkörper Shkut-yuns floss in eines der nun leeren Löcher im Boden. Nur Belesh blieb stur und herausfordernd in der Mitte der Kammer stehen und wartete auf die bevorstehende Ankunft des Herren dieser Gänge.



Der Lichtschein wurde intensiver und ein großer Schatten formte sich am Mund des Ganges, drängte in die kalte Kammer hinein. Ein gewaltiger Körper folgte, groß wie ein Düsterbär und über und über mit verknöcherten Platten besetzt, zwischen denen Dampf hervor zischte. Die Ränder der Platten glühten heiß und die Rillen der riesigen Hörner, die der Höllendämon an den breiten Seiten seines Hauptes trug und die sich wie Widderhörner nach vorne drehten, waren mit altem Blut verkrustet. Kleine, gleißend leuchtende Augen suchten über dem breiten, mit langen, dünnen Zähnen besetzten Maul die Kammer ab und die zerrissenen Flügelstummel auf seinem Rücken erbebten bei jedem Schritt der scharfen Hufe, die das Eis unter sich aufspringen ließen. Ein langer, schwarz behaarter Schwanz wurde hinter dem Höllenherren nachgezogen.

Er baute sich in der Kammer auf und entfaltete seine volle Größe und aus seiner Faust wuchs eine Lanze aus blauem Eis heraus und außer Belesh drückten sich alle tiefer in ihre Deckung, fuhr dieser Anblick doch wie Gift in ihren Geist und ließ ihre Körper vor Angst erschlaffen. Plötzlich wirkte alles, als wie wenn die Höhle mit Wasser gefüllt war. Langsam verging die Zeit und schwerfällig waren die Reaktionen, als der Dämon seine andere Hand zu Belesh ausstreckte und mit einer grollenden Stimme befahl, dass sie zu ihm kommen sollte.

Doch nur zwei Schritte machte die Kriegsmagierin, dann blieb sie trotzig stehen und verlangte den Namen der Bestie zu erfahren. Und Belesh sprach den Höllendämonen mit "Herr" an und Apu'tarok sah sie alarmiert an, wusste er doch von der Dunkelheit in ihrer Seele. Doch wollte der Dämonenherr seinen Namen nicht verraten, war er doch in der Zeit der ersten Invasion der Höllenstreitmächte nur ein einfacher Hauptmann gewesen und hatte der Name Eshkar keinen Ruhm erlangt.

Also sprach er mit seltsamen Mundbewegungen und ohne sichtbare Zunge, dass er der neue Herr dieser Lande wäre und er Potential in der Magierin sehen würde. Namen seien nicht wichtig in seinem Reich.



Gegen wen sich sein Zorn richten würde, wollte Belesh wissen, und der Dämon erklärte, dass er keinen Zorn, sondern nur Hunger verspürte. Also fragte Belesh, wen er verschlingen wollte und sie grunzte widerspenstig, als er nur ein Wort grollte: alles!

Ob er auch sie verzehren würde, bohrte Belesh nach, doch der Dämon versicherte ihr, dass er sie verschonen wollte, solange sie nützlich war. Und die ihrigen? So viele Orks gab es nicht und sie würde lohnendere Nahrung kennen. Ein breites Grinsen formte sich auf ihrem Gesicht und der Dämon legte lauschend seinen Kopf schief. Seine Ohren, die an die von Wildrindern erinnerten, zuckten aufmerksam.

Die Völker, die sich den Höllenarmeen entgegen gestellt hatten, raunte Belesh ihm zu. Zwerge, Elfen, Halblinge, Gnome. Und Menschen. Ob sie ihm geschmeckt hatten, wollte Belesh mit einem Glänzen in ihren Augen wissen und der Dämon lachte tief und langsam in sich hinein. Dann drehte er sich um und schritt in den Gang hinein, aus dem er getreten war, blieb nach einigen Längen stehen und blickte über seine breite, verknöcherte Schulter. In seinem Blick erkannte Belesh eine gewisse Erwartung. Er wollte, dass sie ihm folgte.

Kurz zögerte Belesh, dann ging sie ihm langsam nach, hinein in den breiten Gang, der vermutlich ebenfalls von der seltsamen Maschine gefressen worden war, hinter der sich immer noch Derkha Wredt versteckte. Kurz wollte Apu'tarok ihren Arm greifen, als sie an ihm vorbei stolzierte, doch Belesh flüsterte ihm nur lächelnd zu, dass sie ihr Volk nicht verraten werde. Der alte Ork sah ihr erstarrt nach, als sie dem Dämonen tiefer in dessen Unterschlupf hinterher ging.



Schon verließ Derkha den Schutz der Maschine und wollte Belesh etwas zurufen, als sich der Dämon plötzlich zu der Kriegsmagierin umdrehte. Gerade war er noch im Schimmer der Eishöhle zu sehen, dann war er verschwunden. Einen kurzen Herzschlag später stand er vor Belesh und durchbohrte ihren Leib mit der Lanze, die er kraftvoll nach vorne trieb. Sie wurde mit der Lanze hochgehoben und der Höllendämon zuckte zusammen, als Beleshs Rüstung ihre Magie in seinen Körper pumpte: jeder Schlag, der gegen sie geführt wurde, hallte im Angreifer wieder und mit einem wütenden Schrei schlug er sie mehrfach gegen die kalte Wand, doch hielt sie sich mit verkrampften Händen an der Waffe des Dämonen fest.

Dann verschwand die große Bestie erneut von einem Augenblick zum anderen und mit sich zog er seine Lanze aus der Realität. Belesh fiel mit einem schmerzerfüllten Ächzen auf den Boden und zog sich zitternd auf die Knie.

Die anderen wollten ihr zu Hilfe eilen, doch erschien der Höllendämon nun zwischen ihnen und wie ein Wirbel schlug er mit Schwanz, Klauen und Speer nach allen Seiten. Apu'taroks Axt wehrte die kräftigsten Hiebe ab und seine schwere Waffe fand eine Lücke in der Verteidigung des Dämonen. Funken sprühten, als harten Stahl gegen die Verknöcherungen schlug und die Platten heller aufglühten. Derkhas Speere stachen in die aufplatzenden Risse zwischen den großen Hautverhärtungen und gruben sich tief ins dämonische Fleisch.



Belesh schleppte sich derweil zum Bodenloch, in dem Shkut-yun an Kraft und Intensität gewann. Schon wollte die nun aus Feuer bestehende Schamanin den Dämonen angreifen, als der schwache Ruf nach Hilfe zu ihr drang. Kurz sah sie zum übermächtigen Gegner, der von Schlag zu Schlag heißer und größer zu werden schien, und schon schmolzen die Wände der wärmer werdenden Kammer bedenklich. Doch floss sie zuerst in Beleshs Richtung und hüllte sie kurz in ihre schmerzhafte Umarmung. Heilende Magie mischte sich zu den Flammen und mit einem Grunzen schob sich Belesh auf die Füße. Sie packte ihr Schwert feste in den an Stärke gewonnen Griff und eilte der brennenden Schratin hinterher, die sich nun ebenfalls auf den Dämonen stürzte.

Doch die Flammenform umhüllte und durchdrang den Höllendämonen ohne ersichtliche Folgen und fuhr dann aus der Kammer, den Gang hinunter, den sie zuvor gekommen waren. Wie ein brennender Wirbelwind schoss die Schratin davon und mit sinkendem Herzen sahen ihre Begleiter ihr kurz nach.



Der Dämon aber nutzte diese Ablenkung und sein Eisspeer traf die Seite von Apu'tarok und das Bein von Derkha. Durch Schmerz und die Kälte der höllischen Waffe benommen wurden die Hiebe und Ausweichbewegungen der beiden Orks langsamer und schwer, während sich die Bestie über ihnen triumphierend aufbaute.

Einige male schlug Belesh auf die harte Panzerung des Höllendämonen ein, dann wandte sie sich an die drei Trolle, die immer noch in den Schatten der Löcher kauerten. Dass sie sich erheben und den Orks gegen den Dämonen helfen sollte, verlangte die Kriegsmagierin mit fester Stimme, dann wären sie frei von dem Schrecken, der sie gefesselt hatte. Wieder schlug sie nach dem Dämon, der wütend nach ihr greifen wollte und jaulend wich er zurück, als ihre Schneide eine tiefe Wunde in die Knochenplatten schnitt.

Wie ein Avatar der zornigen Göttin Azog'tar'sho wirkte Belesh, mit Blut verschmiert und ihre Zähne gefletscht, das große Schwert in beiden Händen und keine Angst sondern nur Hass ausstrahlend. Der alte Apu'tarok keuchte beeindruckt auf, als er die junge Frau dort wüten sah.



Doch der Höllendämon wehrte sich mit mächtigen Schlägen und Wunde um Wunde verteilte er an seine kleineren Gegner, die sich um ihn sammelten und von allen Seiten auf ihn einhackten, und erst als einer der Trolle aus seinem Versteck griff und Beleshs Bein packte, gewann der Dämon wieder an Oberhand.

Fluchend fiel Belesh in das Loch, in dem noch zwei Trolle gedrängt gewartet hatten und mit frustrierten Schreien hieb die Magierin auf einen der Riesen ein. Hätten sie ihr Angebot angenommen, wären sie frei gewesen, so aber spürten sie nun nur den Zorn der Orkin.

Der dritte Troll versuchte aus seiner Grube nun Apu'tarok zu greifen, doch wich der alte Veteran, alarmiert durch Beleshs Lage, der großen Hand aus und sah gerade noch, wie der erste Troll in Beleshs Loch zu brennen begann. Doch der zweite Gegner hieb schon mit bloßen Fäusten auf ihr Gesicht ein und brach ihr Nase und Kiefer, bis Belesh ihm eine in Flammen aufgehende Hand auf die verhärtete Brust drückte und auch er mit einem gellenden Schrei verendete.



Auch der Höllendämon war vom aufsteigenden Rauch und den wehenden Funken im Loch kurz abgelenkt und wieder fand einer der Speere von Derkha Wredt sein Ziel. Sich krümmend brüllte der verletzte Gigant und die Kammer wurde vom Widerhall erschüttert. Kleine Eisbrocken fielen von der Decke und nur mit Mühe konnten sich alle auf den Beinen halten, während sich Belesh wutentbrannt aus der Grube zog.

Dann verschwand der Dämon, als wäre er nie dagewesen und als sich die Orks umsahen, erblickten sie ihn am anderen Ende des Raumes. Hinkend setzten Derkha und Apu'tarok ihm nach und als sie ihn erreichten, hieb er einige male auf sie ein, dann war er wieder aus dieser Realitätsebene verschwunden. Ein kurzer Flackern, dann stand er neben der Maschine und stützte sich schwer auf das sich verbiegende Gerät. Feuer quoll zwischen den schmelzenden Knochenplatten hervor und Flammen tropften ihm wie Blut aus dem Maul. Der Höllendämon atmete schwer.

Nun spuckte Apu'tarok ihm Beleidigungen entgegen und erschöpft rappelte sich Belesh auf ihre Beine, schoss dann magische Energie aus ihren Händen in den wunden Leib des Dämonen. Der schaute langsam und mit vor Abscheu aufflammenden Augen in ihre Richtung.



Plötzlich stand Shkut-yun im Eingang zur Kammer, in ihrer normalen, mit dichtem Fell bewachsenen Schratform und ohne die Bekleidung, die sie am Kraterrand abgelegt hatte. In ihrer Hand hielt sie lediglich einen Dolch, dessen Klinge vor langer Zeit aus Obisidian gefertigt worden war und mit einem kurzen, kräftigen Wort beschwor sie einen Feuerball, der auf den Dämon zuraste. Doch der festigte nur seinen Stand und öffnete seinen gewaltigen Mund und ein eisiger Windstoß entfuhr seinem Rachen und ließ die Flammen verwehen. Die Eiseskälte trieb Orks und Schrat zurück und mit vor den Gesichtern schützend gehaltenen Händen stemmten sie sich gegen die Macht der Bestie. Dann endete der Sturm abrupt und als sie aufblickten, war erneut vom Dämonen nichts zu sehen.

Ein leises Knacken hinter Shkut-yun ließ alle herumfahren und hinter ihr im Gang ragte der sardonisch grinsende Feind bis hoch zur Decke. Langsam und sich des Sieges sicher hob er seine Eislanze und zielte auf den Kopf der Schratin.



Aus der letzten bemannten Grube sprang nun der überlebende Troll und hieb mit beiden Fäusten auf Derkha Wredt ein, doch schwang dieser seine Speere so, dass das animalisch kämpfende Wesen ihn nicht zu treffen vermochte und sich nur selbst an den Spitzen der langen Waffen aufschlitzte. Aber die Wunden verheilten so schnell, wie sie entstanden waren und Derkha wurde Schritt für Schritt zurück gedrängt. Dann sprang Apu'tarok an die Seite des Jägers und hieb mit seiner Axt und einem mutigen Schrei den Arm des Trolles ab und die Hitze der magischen Waffe ließ das Fleisch am Stumpf verglühen. Wütend brüllte der verletzte Troll, dann durchdrang ihn die Klinge von Belesh und leblos fiel er in die Grube zurück, aus der er geklettert war.

Sofort wandte sich Belesh zu Shkut-yun, die immer noch regungslos vor dem Dämonen stand, der seine Waffe über sie erhoben hatte, und aus ihrer Hand zuckten wieder Magiebolzen, die in den vom Einschlag zuckenden Körper der Bestie fuhren. Derkha packte seine Speere fester und länger und länger wurden die Schäfte, bis sie die von dem Zauber Beleshs aufplatzende Platten erreicht hatten. Mit einem feuchten Glitschen bohrten sie sich in die Innereien des Höllendämonen und einen den Boden erschütternden Schritt tat er zurück.

Und schließlich setzte sich Shkut-yun in Bewegung. Sie hatte der Macht des Dämonenherren getrotzt und ihren Augenblick abgewartet. Hatte auf einen Zeitpunkt gelauert, an dem ihr Gegner seine Verteidigung vernachlässigte. Sie sprang nach vorne und nach oben, grub die Obsidianklinge tief in die Kehle der Bestie und mit einem aus voller Kehle gebrüllten "Bei Watans Zorn!" drückte die Schamanin diese mächtige Waffe, die der verfluchte Ork Watan damals selbst angefertigt hatte, tiefer und tiefer in die aufplatzende Wunde.

Der ganze Körper des Dämonen begann zu zucken und zu zittern und Feuer brach aus seinen Augen und dem Maul heraus und gerade noch sprang Shkut-yun zurück, als der alte Feind aller Völker mit einem schrillen Schrei verglühte.



Nur kurz konnten die aufatmenden Kameraden wankend aufatmen, dann zog sich eine Erschütterung durch das Höhlensystem. Eine weitere folgte und große Stücke der Decke fielen in die Kammer und die Gänge. Shkut-yun und Apu'tarok stürzten und wurden erst von Derkha Wredt und Belesh mitgerissen, als diese in Richtung des Ausgangs flohen.

So schnell wie das Beben angefangen hatte, hörte es wieder auf und sich vorsichtig umsehend kam die kleine Gruppe in der ersten Kammer zum Stehen. Nur noch vereinzelt rieselte Staub und Eis von der Decke. Überall lagen große Brocken herum, die aus dem umliegenden Gestein heraus gebrochen war.

Müde deutete Derkha zum ersten Gang, den sie erkundet hatten, doch schüttelte Belesh nur erschöpft den Kopf. Sie wollte zurück und den Rest der Höhle erkunden und während Shkut-yun ihre Ausrüstung holte und sich ankleidete, lehnten sich die drei Orks erschöpft an die kalten Wände und schlossen schwer atmend ihre Augen.



Dann kehrten sie mit der Schamanin zurück in die Kammer, in der sie den Höllendämonen bekämpft hatten und gingen langsam den Gang entlang, aus dem der Herr dieser Hallen getreten war. Ein tiefer Riss zog sich dort quer über den Weg und Apu'tarok entschied sich, dieses Risiko nicht einzugehen. Zusammen mit Derkha Wredt blieb er zurück und der Jäger verband die Wunden des alten Orks, als sich Belesh und Shkut-yun bereits an der Wand entlang zur anderen Seite des Ganges hangelten.

Dort fanden sie eine weitere Kammer, die einen tiefen Trichter nach unten bildete und sie sahen eine weitere Maschine, die in der Glut der flüssigen Erde langsam verging. Hatte der Dämon diesen Apparatus genutzt, um in die Tiefe zu bohren? Wollte er ins Innere der Welt vordringen oder die Kraft des flüssigen Steines nutzen? Shkut-yun flüsterte ihre Mutmaßungen Belesh zu und die sah nur dem schmelzenden Metall der Maschine zu, die bei dem Beben aus ihrer Verankerung am Trichterrand gebrochen war.

Aus dem Trichter drang weiter das warme Licht, das die Höhlen erleuchtete und in diesem Schein erkannten sie weitere Gänge, die tiefer in die gefrorene Erde führten.



Eine weitere frische Spalte versperrte ihnen den einen Weg, doch spürte Belesh nun wieder die Ansammlung an magischen Leuchtfeuern, die sie zuvor schon bemerkt hatte. Sie deutete einen anderen Gang hinab und als sie diesem folgten, gelangten sie in eine hohe Kammer, deren Boden über und über mit alten Münzen, Fellen, Rüstungsteilen, Waffen und anderen Kostbarkeiten übersät war. Dies waren die mit Magie geschwängerten Objekte, die die Aufmerksamkeit der Kriegsmagierin auf sich gezogen hatten und schon wollte Belesh voller Staunen ein altes Breitschwert aufheben, als Shkut-yun sie an der Seite berührte.

Die Schamanin deutete auf die Wände der Kammer und nun bemerkte Belesh die Leichen, die überall im Eis der Wände eingefroren waren. Elfen, Zwerge und auch einige Gnome. In alten Rüstungen, die noch aus der Zeit des Krieges mit den Höllendämonen stammten. Alle unversehrt und auf eine beunruhigende Art den beiden Frauen mit den Augen folgend.

Doch auch Orks hingen dort an Wand und Decke, doch waren sie angenagt und in Stücke zerteilt und es war unschwer zu erkennen, von was sich der Dämon in den letzten Jahrhunderten ernährt hatte.

Vorsichtig trat Belesh an einen der Elfen und ihre aufflammende Hand befreite das bleiche Gesicht von seinen kalten Fesseln. Doch in dem Moment, als das Eis getaut war, rollten die alten Augen des Elfen nach oben und Belesh spürte, wie sich die Seele des Gefangenen verflüchtigte. Sie hatte den Elfen ungewollt erlöst und zornig schlug sie der Leiche mit ihrem Schwertknauf den Schädel ein. Seufzend sah sich Shkut-yun um und der Schmerz der Welt legte sich schwer auf ihren Geist.



Apu'tarok bestrich eine wunde Stelle seines Armes mit lindernder Salbe, als die beiden Frauen zurück kamen. Sie hatten den Mantel der Schratin mit allerlei Fundsachen gefüllt und mehrere Waffen an ihrem Körper befestigt. Geduldig zog Derkha Wredt den alten Ork hoch und stützte ihn, während sie zu viert durch die Gänge zurück ins Freie zogen. Die unzähligen Sterne der Nacht erwarteten sie, als sie ihren Wollnashörnern entgegen gingen, die Gänge und Kammern des schlummernden Schreckens hinter sich lassend...






Am Lagerfeuer VI


GIMBAH SCHÜTTELTE ENTTÄUSCHT den Kopf. "Diese Geschichte ergibt keinen Sinn!"



"Und warum nicht, junger Welpe?" Der Geschichtenerzähler wirkte eher amüsiert, als tadelnd. Dennoch sah er den jungen Ork herausfordernd an.



"Belesh hatte Recht! Sie hätten sich mit dem Dämonen verbünden sollen!"



"Deine Worte wirken so dumm wie du vermutlich bist." Das Mädchen funkelte Gimbah an und keiner der anderen Welpen wagte auch nur zu atmen.



Doch der Geschichtenerzähler fand ruhige Worte, die den Streit der beiden unterbrach. "Dumm wäre es gewesen, sich auf die Seite der Höllenebenen zu stellen. Doch was wollen wir über unsere Vorfahren urteilen, wenn wir ihre Zeit nicht wirklich erlebten."



Kurz wollte das Mädchen etwas sagen, doch schloss sie nach kurzem Zögern ihren Mund.



"Und ja: Belesh hatte allen Grund die neuen Völker zu hassen." Er blickte zwischen allen Welpen umher, die immer noch dicht am Lagerfeuer saßen. "Aber sie hätte sich nicht ihnen unterworfen, sondern sie vielmehr zu unterwerfen versucht."



Erkap, ein schmächtiger Welpe mit einem großen Feuermal auf der rechten Gesichtshälfte, sprach fast unverständlich leise in das Schweigen, das den Worten des Geschichtenerzählers folgte: "Hätte sie das denn geschafft?"



"Das weiß ich nicht." Der Geschichtenerzähler lächelte Erkap an. "Doch habe ich Euch auch nicht von diesem Abenteuer erzählt, damit ihr Euren Müttern berichtet, ich würde Euch Schauermären in die Köpfe setzen und Euch den Schlaf rauben."



Gespannt warteten die Welpen, als der alte Ork einige Schluck Tee aus seiner Wärmekanne nahm, die er dann wieder neben sich abstellte.



"Ich habe Euch die Geschichte von Apu'taroks Entdeckung und den Kampf seiner Krieger erzählt, weil er zu einem wichtigen Punkt in der Geschichte unseres Volkes führte."



"Zu welchem Punkt?" fragte Tegvan angespannt.



Viele Herzschläge lang sah der Geschichtenerzähler die Welpen an. Dann die kaum vernehmbaren Worte, die alle wie eine scharfe Klinge durchfuhr: "Dem Friedenstreffen mit den Faer, das den absoluten Krieg entfachte und das Ende unserer Kultur einläutete."
 
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Uh sind da viele Fehlerchen im letzten Kapitel, ich bekomme immer noch Nachrichten von meinen Spielern aka Testlesern ^^°

Aber zu was vollends anderem: ich habe mich ja letztens verliebt... in das Conan Brettspiel von Monolith. Und obgleich ich jetzt nicht der Crack mit Bildbearbeitungsprogrammen bin, hab ich mich aus Spaß mal hingesetzt und kurz einen neuen Heldenbogen gebastelt. Und zwar mit meinem Spielercharakter aus @Dyesce "Ferne Länder" Kampagne :kaw:

Zena Conan.jpg


Ein bisschen overpowered aber mei :whistling:
 
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