Navara
die eiserne Faust der Republik
[Core Worlds | Wukkar-System || vorübergehende Systemflotte der Neuen Republik | [MC90] „Prometheus || Deck Eins | Kajüte des Kommandanten] Captain Navara Ven und Commander Dar Roosh
Trotz des gedimmten Lichtes funkelte der rodianische Rum in einem sehr kräftigen Purpur. Vor dem uniformierten Twi'lek und dem anwesenden Rodianer stand jeweils ein halbvolles Glas, das beiden als aromatischer „Schlummertrunk“ dienen sollte. Denn auf dem Mon Calamari-Sternenkreuzer der riesigen Neunziger-Klasse war nominell die Nacht angebrochen. Da auf dem Schiff kein natürlicher Tagesrhythmus herrschte, war man auf eine Orientierungshilfe angewiesen. Im Falle der tiefblauen „Prometheus“ richtete sich das Leben nach der Zeitzone in der Coral City, die Hauptstadt der Neuen Republik lag. Beide Männer schwiegen für eine ganze Weile; beschäftigten sich ausschließlich mit den eigenen Gedanken. Der ernste Kommandant versteckte hinter seinem breiten Handrücken sogar ein Gähnen, während sein Erster nach dem Glas griff und grübelnd mit der Flüssigkeit spielte.
„Ich kann es noch immer nicht glauben, dass wir so schnell Coruscant erreichen“, brach Navara auf einmal sein bisheriges Schweigen und richtete parallel dazu den Blick seiner gelben Augen auf den rodianischen Commander. „Bothawui, Denon, Corellia – Nach all diesen wichtigen Schlachten habe ich niemals mit einem friedlichen Marsch ins ehemalige politische Zentrum der Galaxie gerechnet.“ Beiläufig griff er nach seinem Glas, nippte an dem starken Getränk, behielt es für einen Moment im Mund und schluckte es dann – ohne eine Miene zu verziehen – herunter. Zwar spürte er danach das Brennen, aber dennoch sagte er mit ruhiger Stimme: „Dar, geht es nur mir so oder riecht das Ganze noch immer nach einer Falle?“
Durch die Facettenaugen, die den Rodianern eigen waren, konnte der Twi'lek nie genau sagen, ob er schon die ganze Zeit angeschaut wurde oder nicht. Meist – so wie auch in diesem Fall – konnte man es daran erkennen, dass sich Dar Roosh etwas aufrichtete, bevor er sagte: „Nichts hat mehr Gewicht als der Sieg nach einem Kampf – so sieht man es jedenfalls auf Rodia.“ Flüchtig genehmigte er sich ebenso einen Schluck. „Jedoch fehlt der Republik diese 'Kriegermentalität'. Mit jeder Schlacht wird der Großteil der Bevölkerung, der fern von der Front lebt, müde. Sie wollen nichts mehr vom Krieg hören … und durch die Erfolge, die diese zwielichtigen Diplomaten jüngst erzielt haben, sieht man nun Alternativen zur Schlacht. Die Republik hat ihr Ziel offensichtlich erreicht...“
Politiker! Captain Navara Ven schätzte nicht viel an diesem besonderen Schlag an Personen. Seiner Meinung nach vereinnahmten sie meistens die Erfolge anderer und gaben sie dreist als das Resultat ihrer Leistungen aus. Sie lebten in einem Elfenbeinturm, fern jeglicher Realität. Nur so konnte sich der hochgewachsene Twi'lek die Pazifismus-Bewegung im Senat der Neuen Republik erklären, die sich allen Ernstes für einen diplomatischen Dialog mit der imperialen Tyrannei einsetzte und derzeit auf Umbara verhandelte. Kurz bewegten sich die tätowierten Lekku. Der nichtmenschliche Offizier störte sich zudem daran, dass er in diesem Fall der direkte „Erfüllungsgehilfe“ der Politik war. Denn die Übergabe des Coruscant-Systems sollte unter seiner Obhut passieren. Ein weiteres Mal griff der Kommandant der „Prometheus“ nach dem Glas und gönnte sich einen Schluck. Plötzlich musste er an die Schiffsbewegungen der letzten Stunden denken.
Im Nachhinein erschien ihm die unerwartete Ankunft der „Freedom's Fury“, einem Mon Calamari-Sternenkreuzer der leichten Vierziger-Klasse, wie der verlässliche Vorbote der Flut. Denn mit jeder weiteren Standardstunde waren weitere Schiffe ins Wukkar-System gesprungen. Zwar war bloß ein sehr kleiner Teil militärischer Natur, aber trotzdem konnte man darin – sofern man ein Gespür dafür hatte – die Vorzeichen für eine militärische Operation erkennen. Korvetten, Fregatten, Kreuzer und Truppentransporter hatte die „Prometheus“, als größtes Schiff im System, koordinieren müssen, um auch weiterhin Ordnung und Stabilität vor Ort gewährleisten zu können. Das letzte Schiff, das sich bei dem tiefblauen Sternenkreuzer der Neunziger-Klasse gemeldet hatte, war eine Fregatte namens „Halcyon“ gewesen. Um die Eingreifgruppe um Captain Leyli und ihren veralteten Dreadnaught ein bisschen zu entlasten, hatte man den Commander, ein Mon Calamari namens Aldor Garnik, für den Moment mit diversen Zollaufgaben ebenfalls betraut. Doch daran dachte der Twi'lek momentan gar nicht.
„Die Gefahr besteht darin, dass der Frieden die Republik am Ende vollkommen schläfrig macht“, brummte Navara und leerte anschließend mit einem Zug sein Glas. Langsam, ganz langsam machte sich bei ihm bemerkbar, dass der Genuss von Alkohol bei ihm keine Gewohnheit war. „... Und dann schlägt der Imperator mit seinen finsteren Vasallen eiskalt zu!“
Roosh nickte. „Ich weiß noch nicht einmal, ob Quún schon jetzt von Sinnen ist. Immerhin setzt sich dieser lebensferne Mon Cala schon jetzt mit dieser heimtückischen Fratze an einen Tisch!“ Schnell leerte er sein Glas ebenso in einem Zug und füllte – unaufgefordert – beide wieder auf. „Ich finde es ja schon irrsinnig, dass man diese Schweine nicht einmal für Denon bezahlen lässt! Crivvacarroocca stellt man vor ein Kriegsgericht und diese imperialen Offiziere lachen sich derweil tot.“ Eine Pause machte der Rodianer und schüttelte fassungslos seinen Kopf. „Helden scheinen hier irgendwie nicht gewollt zu sein, Sir … außer man heißt War Blade.“
Es stimmte: Admiral War Blade, ehemaliger Gründer der Renegatengruppe „Forces of Hope“, besaß innerhalb der Reihen der Streitkräfte keinen einheitlichen Ruf. Bedingt durch Witanis' Propaganda, der letztendlich eine Marionette der Imperialen war, haftete an dem einstigen Oberkommandeur des republikanischen Militärs eine Zeit lang der Makel eines Deserteurs. Jedoch hatten er sowie dessen loyale Untergebene im Kampf gegen die Tyrannei stets auf die Seite der Guten geschlagen – und bei Corellia hatte sein Verband sogar das Schlachtenglück (zusammen mit den Hapanern) endgültig zu Gunsten der Republik gewendet. Navara hegte also keinen Groll gegen den Corellianer. Bei dessen offizieller Rückkehr in den Schoß der Neuen Republik hatte der grünhäutige Twi'lek auf der Yacht „Promise“ – trotz Seekrankheit – sogar feierlich applaudiert. Nachdenklich beäugte der Captain nun das gefüllte Glas. Noch immer funkelte der alkoholische Inhalt in einem kräftigen Purpur.
Den leichten Kater, den er am nächsten Morgen hatte, ignorierte Navara. Gekleidet in eine saubere Dienstuniform – und mit einem frischen Minzdragée im Mund – stand der grimmige Twi'lek auf der Brücke und absolvierte den gewohnten Rundgang. Station für Station klapperte er ab, wechselte ein paar Worte mit dem diensthabenden Offizier und ließ sich über unwichtige Details informierten. Da sein Schiff schon seit zwei, drei Wochen im Wukkar-System kreuzte, hatte er allmählich das Gefühl, dass die Mannschaft sich immer mehr an die friedliche Atmosphäre gewöhnte. War die Entwicklung also unaufhaltsam? Hatte die Galaxie tatsächlich genug vom Kampf gegen die Unterdrückung? Der nichtmenschliche Captain hatte den Eindruck, er gehöre zu einer alten, aussterbenden Spezies. Man hatte seine Art bis zu diesem Zeitpunkt – bis zur Eroberung Corellias – gebraucht, aber nun wandte man sich neuen Dingen, neuen Lebensformen, zu.
Navara unterhielt sich gerade mit Lieutenant Grob, seinem breitschultrigen Feuerleitoffizier, als die Sensorikstation – vertreten durch Lieutenant Lara Sinth – auf einmal das Wort ergriff. „Captain, am Systemrand ist soeben ein Liberator Transportkreuzer in den Normalraum zurückgekehrt und nimmt nun Kurs auf unsere Position. Unsere aktiven Sensoren identifizieren das Schiff als 'Massive'.“
Ungläubig musterte der grünhäutige Twi'lek die Corellianerin. Hatte man die „Massive“ tatsächlich nach Wukkar beordert? Laut den letzten Meldungen, die Navara erhalten hatte, hatte Bru-Th Agoch, der menschliche Jedi-Kommandant des Transportkreuzers, die Delegation der Neuen Republik nach Umbara bringen und des Weiteren als Teil der Verhandlungspartner mitwirken sollen. Was war also in der Zwischenzeit passiert? Ein säuerlicher Schatten legte sich auf seine Miene. Schließlich besaß der Captain eine gewisse Abneigung gegenüber dem machtsensitiven Commander, obwohl dieser in etlichen Punkten recht ähnliche Ansichten wie der Twi'lek vertrat. Lag es möglicherweise an dessen Zugehörigkeit zum Orden der Jedi? Oder nahm er es – genau wie Colonel Oki – Commander Agoch noch immer übel, dass die „Massive“ vor ihrem plötzlichen Aufbruch einen Teil der Staffeln, die bis dahin auf der „Prometheus“ stationiert waren, mitgenommen hatte?
„Kommunikation, heißen Sie das Schiff Willkommen und weisen Sie ihm sofort eine Position nahe dem Planeten zu“, befahl der Captain mit grimmiger Stimme. „Ein bisschen Gesellschaft dürfte der 'Cold Star' nicht schaden. Außerdem kann der Jedi die Imperialen so vielleicht ein wenig in Schlach halten, sollte deren Commodore doch andere Befehle von oben erhalten.“
Kaum hatte sich Thal Ph'ton an die Umsetzung der ihm zugeteilten Anweisungen gemacht, schaltete sich Lara Sinth ein weiteres Mal ein. Mit überraschter Stimme meldete sie: „Sir, multiple Kontakte haben gerade den Hyperraum – in unmittelbarer Nähe zur 'Massive' – verlassen. Der Verband wird allem Anschein nach von der 'Picon' angeführt.“
Nun sah man dem Kommandanten der „Prometheus“ deutlich an, dass er perplex war. Seine Miene glich einer starren, grimmigen Fratze. Bloß die beiden Lekku, die natürliche Gehirnfortsätze waren, bewegten sich. Was hatte das zu bedeuten? War Stazi höchstpersönlich als Ablöse erschienen? Nein, mit so hohem Besuch hatte der Captain nicht gerechnet. Dass sich die „Picon“ gewissermaßen an die neue Front bewegte, das hätte er niemals für möglich gehalten. Doch nun war der Duro da! Ein paar Sekunden brauchte sein Bewusstsein, um wieder die volle Kontrolle über den gelähmten Körper zu erlangen. Zum Glück besaß sein Erster Offizier, Dar Roosh, mehr Geistesgegenwart. Denn er nutzte die Zeit zum Vorbereiten eines kompakten Statusberichtes. Viel passiert war in den letzten Tag zwar nicht, aber für Militärs war das einfach Usus.
„Admiral Stazi, es ist mir eine Ehre Sie bei Wukkar begrüßen zu dürfen“, sagte der Twi'lek als man eine holografische Verbindung zwischen der „Prometheus“ und deren Schwesterschiff, der „Picon“, aufgebaut hatte. „Hiermit übersende ich Ihnen den gewünschten Lagebericht (in kompakter Form). Was kann ich sonst noch für Sie tun, Sir?“
Trotz des gedimmten Lichtes funkelte der rodianische Rum in einem sehr kräftigen Purpur. Vor dem uniformierten Twi'lek und dem anwesenden Rodianer stand jeweils ein halbvolles Glas, das beiden als aromatischer „Schlummertrunk“ dienen sollte. Denn auf dem Mon Calamari-Sternenkreuzer der riesigen Neunziger-Klasse war nominell die Nacht angebrochen. Da auf dem Schiff kein natürlicher Tagesrhythmus herrschte, war man auf eine Orientierungshilfe angewiesen. Im Falle der tiefblauen „Prometheus“ richtete sich das Leben nach der Zeitzone in der Coral City, die Hauptstadt der Neuen Republik lag. Beide Männer schwiegen für eine ganze Weile; beschäftigten sich ausschließlich mit den eigenen Gedanken. Der ernste Kommandant versteckte hinter seinem breiten Handrücken sogar ein Gähnen, während sein Erster nach dem Glas griff und grübelnd mit der Flüssigkeit spielte.
„Ich kann es noch immer nicht glauben, dass wir so schnell Coruscant erreichen“, brach Navara auf einmal sein bisheriges Schweigen und richtete parallel dazu den Blick seiner gelben Augen auf den rodianischen Commander. „Bothawui, Denon, Corellia – Nach all diesen wichtigen Schlachten habe ich niemals mit einem friedlichen Marsch ins ehemalige politische Zentrum der Galaxie gerechnet.“ Beiläufig griff er nach seinem Glas, nippte an dem starken Getränk, behielt es für einen Moment im Mund und schluckte es dann – ohne eine Miene zu verziehen – herunter. Zwar spürte er danach das Brennen, aber dennoch sagte er mit ruhiger Stimme: „Dar, geht es nur mir so oder riecht das Ganze noch immer nach einer Falle?“
Durch die Facettenaugen, die den Rodianern eigen waren, konnte der Twi'lek nie genau sagen, ob er schon die ganze Zeit angeschaut wurde oder nicht. Meist – so wie auch in diesem Fall – konnte man es daran erkennen, dass sich Dar Roosh etwas aufrichtete, bevor er sagte: „Nichts hat mehr Gewicht als der Sieg nach einem Kampf – so sieht man es jedenfalls auf Rodia.“ Flüchtig genehmigte er sich ebenso einen Schluck. „Jedoch fehlt der Republik diese 'Kriegermentalität'. Mit jeder Schlacht wird der Großteil der Bevölkerung, der fern von der Front lebt, müde. Sie wollen nichts mehr vom Krieg hören … und durch die Erfolge, die diese zwielichtigen Diplomaten jüngst erzielt haben, sieht man nun Alternativen zur Schlacht. Die Republik hat ihr Ziel offensichtlich erreicht...“
Politiker! Captain Navara Ven schätzte nicht viel an diesem besonderen Schlag an Personen. Seiner Meinung nach vereinnahmten sie meistens die Erfolge anderer und gaben sie dreist als das Resultat ihrer Leistungen aus. Sie lebten in einem Elfenbeinturm, fern jeglicher Realität. Nur so konnte sich der hochgewachsene Twi'lek die Pazifismus-Bewegung im Senat der Neuen Republik erklären, die sich allen Ernstes für einen diplomatischen Dialog mit der imperialen Tyrannei einsetzte und derzeit auf Umbara verhandelte. Kurz bewegten sich die tätowierten Lekku. Der nichtmenschliche Offizier störte sich zudem daran, dass er in diesem Fall der direkte „Erfüllungsgehilfe“ der Politik war. Denn die Übergabe des Coruscant-Systems sollte unter seiner Obhut passieren. Ein weiteres Mal griff der Kommandant der „Prometheus“ nach dem Glas und gönnte sich einen Schluck. Plötzlich musste er an die Schiffsbewegungen der letzten Stunden denken.
Im Nachhinein erschien ihm die unerwartete Ankunft der „Freedom's Fury“, einem Mon Calamari-Sternenkreuzer der leichten Vierziger-Klasse, wie der verlässliche Vorbote der Flut. Denn mit jeder weiteren Standardstunde waren weitere Schiffe ins Wukkar-System gesprungen. Zwar war bloß ein sehr kleiner Teil militärischer Natur, aber trotzdem konnte man darin – sofern man ein Gespür dafür hatte – die Vorzeichen für eine militärische Operation erkennen. Korvetten, Fregatten, Kreuzer und Truppentransporter hatte die „Prometheus“, als größtes Schiff im System, koordinieren müssen, um auch weiterhin Ordnung und Stabilität vor Ort gewährleisten zu können. Das letzte Schiff, das sich bei dem tiefblauen Sternenkreuzer der Neunziger-Klasse gemeldet hatte, war eine Fregatte namens „Halcyon“ gewesen. Um die Eingreifgruppe um Captain Leyli und ihren veralteten Dreadnaught ein bisschen zu entlasten, hatte man den Commander, ein Mon Calamari namens Aldor Garnik, für den Moment mit diversen Zollaufgaben ebenfalls betraut. Doch daran dachte der Twi'lek momentan gar nicht.
„Die Gefahr besteht darin, dass der Frieden die Republik am Ende vollkommen schläfrig macht“, brummte Navara und leerte anschließend mit einem Zug sein Glas. Langsam, ganz langsam machte sich bei ihm bemerkbar, dass der Genuss von Alkohol bei ihm keine Gewohnheit war. „... Und dann schlägt der Imperator mit seinen finsteren Vasallen eiskalt zu!“
Roosh nickte. „Ich weiß noch nicht einmal, ob Quún schon jetzt von Sinnen ist. Immerhin setzt sich dieser lebensferne Mon Cala schon jetzt mit dieser heimtückischen Fratze an einen Tisch!“ Schnell leerte er sein Glas ebenso in einem Zug und füllte – unaufgefordert – beide wieder auf. „Ich finde es ja schon irrsinnig, dass man diese Schweine nicht einmal für Denon bezahlen lässt! Crivvacarroocca stellt man vor ein Kriegsgericht und diese imperialen Offiziere lachen sich derweil tot.“ Eine Pause machte der Rodianer und schüttelte fassungslos seinen Kopf. „Helden scheinen hier irgendwie nicht gewollt zu sein, Sir … außer man heißt War Blade.“
Es stimmte: Admiral War Blade, ehemaliger Gründer der Renegatengruppe „Forces of Hope“, besaß innerhalb der Reihen der Streitkräfte keinen einheitlichen Ruf. Bedingt durch Witanis' Propaganda, der letztendlich eine Marionette der Imperialen war, haftete an dem einstigen Oberkommandeur des republikanischen Militärs eine Zeit lang der Makel eines Deserteurs. Jedoch hatten er sowie dessen loyale Untergebene im Kampf gegen die Tyrannei stets auf die Seite der Guten geschlagen – und bei Corellia hatte sein Verband sogar das Schlachtenglück (zusammen mit den Hapanern) endgültig zu Gunsten der Republik gewendet. Navara hegte also keinen Groll gegen den Corellianer. Bei dessen offizieller Rückkehr in den Schoß der Neuen Republik hatte der grünhäutige Twi'lek auf der Yacht „Promise“ – trotz Seekrankheit – sogar feierlich applaudiert. Nachdenklich beäugte der Captain nun das gefüllte Glas. Noch immer funkelte der alkoholische Inhalt in einem kräftigen Purpur.
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Den leichten Kater, den er am nächsten Morgen hatte, ignorierte Navara. Gekleidet in eine saubere Dienstuniform – und mit einem frischen Minzdragée im Mund – stand der grimmige Twi'lek auf der Brücke und absolvierte den gewohnten Rundgang. Station für Station klapperte er ab, wechselte ein paar Worte mit dem diensthabenden Offizier und ließ sich über unwichtige Details informierten. Da sein Schiff schon seit zwei, drei Wochen im Wukkar-System kreuzte, hatte er allmählich das Gefühl, dass die Mannschaft sich immer mehr an die friedliche Atmosphäre gewöhnte. War die Entwicklung also unaufhaltsam? Hatte die Galaxie tatsächlich genug vom Kampf gegen die Unterdrückung? Der nichtmenschliche Captain hatte den Eindruck, er gehöre zu einer alten, aussterbenden Spezies. Man hatte seine Art bis zu diesem Zeitpunkt – bis zur Eroberung Corellias – gebraucht, aber nun wandte man sich neuen Dingen, neuen Lebensformen, zu.
Navara unterhielt sich gerade mit Lieutenant Grob, seinem breitschultrigen Feuerleitoffizier, als die Sensorikstation – vertreten durch Lieutenant Lara Sinth – auf einmal das Wort ergriff. „Captain, am Systemrand ist soeben ein Liberator Transportkreuzer in den Normalraum zurückgekehrt und nimmt nun Kurs auf unsere Position. Unsere aktiven Sensoren identifizieren das Schiff als 'Massive'.“
Ungläubig musterte der grünhäutige Twi'lek die Corellianerin. Hatte man die „Massive“ tatsächlich nach Wukkar beordert? Laut den letzten Meldungen, die Navara erhalten hatte, hatte Bru-Th Agoch, der menschliche Jedi-Kommandant des Transportkreuzers, die Delegation der Neuen Republik nach Umbara bringen und des Weiteren als Teil der Verhandlungspartner mitwirken sollen. Was war also in der Zwischenzeit passiert? Ein säuerlicher Schatten legte sich auf seine Miene. Schließlich besaß der Captain eine gewisse Abneigung gegenüber dem machtsensitiven Commander, obwohl dieser in etlichen Punkten recht ähnliche Ansichten wie der Twi'lek vertrat. Lag es möglicherweise an dessen Zugehörigkeit zum Orden der Jedi? Oder nahm er es – genau wie Colonel Oki – Commander Agoch noch immer übel, dass die „Massive“ vor ihrem plötzlichen Aufbruch einen Teil der Staffeln, die bis dahin auf der „Prometheus“ stationiert waren, mitgenommen hatte?
„Kommunikation, heißen Sie das Schiff Willkommen und weisen Sie ihm sofort eine Position nahe dem Planeten zu“, befahl der Captain mit grimmiger Stimme. „Ein bisschen Gesellschaft dürfte der 'Cold Star' nicht schaden. Außerdem kann der Jedi die Imperialen so vielleicht ein wenig in Schlach halten, sollte deren Commodore doch andere Befehle von oben erhalten.“
Kaum hatte sich Thal Ph'ton an die Umsetzung der ihm zugeteilten Anweisungen gemacht, schaltete sich Lara Sinth ein weiteres Mal ein. Mit überraschter Stimme meldete sie: „Sir, multiple Kontakte haben gerade den Hyperraum – in unmittelbarer Nähe zur 'Massive' – verlassen. Der Verband wird allem Anschein nach von der 'Picon' angeführt.“
Nun sah man dem Kommandanten der „Prometheus“ deutlich an, dass er perplex war. Seine Miene glich einer starren, grimmigen Fratze. Bloß die beiden Lekku, die natürliche Gehirnfortsätze waren, bewegten sich. Was hatte das zu bedeuten? War Stazi höchstpersönlich als Ablöse erschienen? Nein, mit so hohem Besuch hatte der Captain nicht gerechnet. Dass sich die „Picon“ gewissermaßen an die neue Front bewegte, das hätte er niemals für möglich gehalten. Doch nun war der Duro da! Ein paar Sekunden brauchte sein Bewusstsein, um wieder die volle Kontrolle über den gelähmten Körper zu erlangen. Zum Glück besaß sein Erster Offizier, Dar Roosh, mehr Geistesgegenwart. Denn er nutzte die Zeit zum Vorbereiten eines kompakten Statusberichtes. Viel passiert war in den letzten Tag zwar nicht, aber für Militärs war das einfach Usus.
„Admiral Stazi, es ist mir eine Ehre Sie bei Wukkar begrüßen zu dürfen“, sagte der Twi'lek als man eine holografische Verbindung zwischen der „Prometheus“ und deren Schwesterschiff, der „Picon“, aufgebaut hatte. „Hiermit übersende ich Ihnen den gewünschten Lagebericht (in kompakter Form). Was kann ich sonst noch für Sie tun, Sir?“
[Core Worlds | Wukkar-System || vorübergehende Systemflotte der Neuen Republik | [MC90] „Prometheus || Deck Eins | Brücke] Captain Navara Ven samt der Brückenbesatzung; außerdem ein Hologramm von Admiral Stazi