Black Mass
In den 70er Jahren kontrolliert die Cosa Nostra nahezu jeden Aspekt des kriminellen Lebens in den USA, sei es Drogen, Prostitution oder Glücksspiel. In Boston steht den Statthaltern der Cosa Nostra, den Angiulo-Brüdern, die irisch-stämmige "Winter Hill"-Gang entgegen, welche vom skrupellosen William Bulger geführt wird. Das FBI entsendet John Connolly mit der Aufgabe das organisierte Verbrechen zu bekämpfen. Was das FBI nicht weiß, ist, dass Connolly und Bulger sich seit Kindertagen kennen und nun einen gemeinsamen Feind haben, die Cosa Nostra. Bulger wird V-Mann des FBI und Connolly verliert zunehmend seinen moralischen Kompass aus den Augen.
Darstellerisch gibt es nichts zu bemängeln. Depp weiß zu überzeugen, nach gefühlten Jahrzehnten in Piratenmontur mit begrenzter Mimik. Edgerton spielt gewohnt souverän, wie man angesichst seiner Leistungen der letzten Jahre eingestehen muss, wie auch Cumberbatch. Aber es ist jetzt auch nicht überragendes, weil das Drehbuch dazu auch kaum Gelegenheiten bietet. Bulger, mag zwar ein äußerst brutaler Verbrecher sein, aber seine Persönlichkeit war halt eindimensional. Zumindest gilt das für den Zeitraum, dem sich der Film widmet. Bulger war schon ein Big-Player in Boston und auch die Situation um seinen Sohn wird so beiläufig abgehandelt, dass eine mögliche Charakterentwicklung da auf der Strecke bleiben musste. Ganze Szenen, die zeigen sollen das Bulger wirklich durch ist, wirken irgendwie plakativ und so beliebig, dass man sich fragt, warum jetzt gerade diese Szene so bedeutend war.
Ähnlich sieht es mit Connolly aus, der als gemachter FBI-Agent das Bild betritt und irgendwie keine Probleme damit hat, was um ihn rum geschieht, deswegen ist meine Inhaltsangabe auch etwas zu optimistisch...der moralische Kompass war gar nicht existent.
Der Film hangelt sich also von einem, mehr oder weniger, Höhepunkt zu Höhepunkt und vergisst dabei so ziemlich das Dazwischen. Da wäre mehr drin gewesen.
6/10
The Walk
Phillipe Petit ist ein Freigeist, der aus gutem Haus kommt und sein Herz zum Unmut seines Vaters an die Akrobatik verliert. Vor allem ist Phillipe vom Hochseil angetan. In Paris versucht er als Artist Fuß zu fassen und verliebt sich zunächst in eine Straßenmusikerin und dann in zwei Türme, die in New York gerade gebaut werden, das World Trade Center. Diese Gebäude verlangen gerade zu danach, dass ein Seil zwischen ihnen gespannt wird. Unterstützt von seinen Freunden und seinem Mentor schmiedet Phillipe an einem Plan seinen Traum zu verwirklichen.
Der Film ist wie ein formidables Heist-Movie inszeniert, ohne dass diese Bezeichnung aber den Facettenreichtum gerecht wird, die Zemeckis hier präsentiert. Petit ist ein schwieriger Charakter an dem für den Film nichts geschönt wird, dazu ist es auch nötig, dass Petit hier als Erzähler auftritt und die Beweggründe und Gedankenwelt seiner selbst erläutert. Das könnte störend wirken, weil es vielleicht Tempo rausholt, aber diese Sequenzen in welchen der großartige Joseph Gordon-Levitt den Zuschauern was erzählt, sind so sympatisch und auch lustig, dass man da gerne auch mal den Spannungsbogen verlässt. Sie fügen sich halt nahtlos ein und passen zur Agenda des Films, außerdem sind die Monologe von Gordon-Levitt ziemlich gehaltvoll, trotz oder gerade wegen des französischen Akzents.
Der Film ist eindeutig fürs Kino gemacht und hier kommt der 3D-Effekt auch zur vollen Entfaltung, geht es doch im wahrsten Sinne des Wortes um Tiefe. Im direkten Vergleich punktet die Doku Man on Wire aber nochmal, da sie die Stimmung des Films eigentlich schon vorweg genommen hat und bedingt durch das Genre insgesamt mehr bietet. Ein Seil in 400 Meter höhe, mit einer Länge von 42 Metern ist manchmal auch genug für zwei Stunden großartiger Unterhaltung.
8/10