Ich habe mir ein Doppel Feature von Dr. Jekyll and Mr. Hyde zugelegt, ist ein UK Import mit der Version von 1931 und 1941. War ganz interessant die beiden so kurz hintereinander anzusehen und mit der
Stummfilmfassung von 1920 zu vergleichen, sind Stellenweise schon sehr unterschiedlich.
Zum DVD Set, hier habe ich schon eine kleine Seltenheit erworben, eine Doppelseitige DVD, von denen habe ich nur 3 Stück. Leider sind die Dinger ziemlich krazempfindlich. Und da es eine britische DVD ist, nur in englischer Sprache was nicht schlimm ist, die Auswahl an Untertitel finde ich aber komisch; English, French, Spanish, Portuguese, Danish, Icelandic, Swedish, Croatian, Slovenian, Slovenian, Hungarian, Czech, Greek, Dutch, Romanian, Arabic. Wer sieht warum ich das komisch finde? Quasi alle wichtigen europäischen Sprachen sind vertreten, aus italienisch und deutsch, dafür aber arabisch.
Bonus finde ich auch gut, ein Loony Tunes Cartoon von 1955, Hyde and Hare, und ein Audiokommentar eines Historikers, Greg Mank, für die 1931 Version.
Dann kommt noch hinzu, dass die Disk von Warner Brothers ist, die Filme selbst sind aber von Paramount und von MGM. Schon ziemlich einmalig für die Sammlung.
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Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1931), von Rouben Mamoulian, und Frederic March in der Hauptrolle. Der Film war für 3 Oscars nominiert, beste Kamera, bestes adaptiertes Drehbuch und bester Hauptdarsteller, und March bekam ihn sogar, was für Horrorfilme doch recht selten ist. Aber der Gewinn ist verdient, ebenso die Nominierung für Beste Cinematography, Set und Kameraeinstellungen sind wirklich gut gelungen, speziell die Totale des Labors mit der Treppe ist wunderbar. Zudem haben wir sehr innovative Point of View Shots für die Einführungsseqzenzen von Dr. Jejyll und später für die erste Mr. Hyde Verwandlung, welche überwiegend durch Lichteffekte und verschiedene Filter an der Linse realisiert wurde.
Die Verwandlungen in Hyde sind wirklich toll, schade das es damals noch keinen Oscar für bestes Make-Up gab, den hätte dieser Film sicherlich abgeräumt, einfach durch die Vielfalt an Masken und Schichten die während der Verwandlung benutzt werden, alles sehr gut gemacht. Hyde sieht aus wie ein Urzeit Mensch, sehr affenartige Gesichtszüge, breite Nase, hervorstehende scharfe Zähne, verlängerter Hinterkopf, prominente Stirn wesentlich mehr Körperbehaarung. Ein wenig erinnert die Maske aber auch an das rassistische Black Face, breite betonte Lippen, dunkle Haut, kann da schon verstehen das man dies so interpretieren könnte.
Die Intention hiervon war wohl das Jekyll hier seinen animalischen Zügen nachgibt und Hyde nicht per se gleich seine Böse Seite war. Die Motivation für die Verwandlung ist auch ein Nachgeben an die Lust. Der gute Jekyll wurde hier nämlich von einer hübschen Frau verführt, einem Showgirl und Prostituierten, die sich vor ihm entblößte. Diese Szene viel aber laut Greg Mank der Zensur zum Opfer. Der Film ist für 1931 ohnehin schon hart an der Grenze, und die Version die ich habe ist schon 14 Minuten länger als die damalige Kinoversion.
Das ganze weicht dann schon stark von der Romanvorlage ab, Charaktere kommen nicht vor, dafür werden andere Erfunden, wie die Verlobte Muriel und die Verführerin Ivy, welche sich dann durch so gut wie alle anderen Adaptionen wiederfinden. Der Plot um das Vermögen des Doktors, mit dem Testament und dem ganzem Mysterium ist damit aber eher hinfällig.
Wie es aber kommen muss, verliebt Jekyll die Kontrolle über sich, und verwandelt sich unabsichtlich in Hyde, er geht dann zu der Geliebten und ermordet sie, wird aber gesehen und muss Flüchten, kann aber nicht in sein Laboratorium zurück, und muss seinen Freund Lanyon bitte ihm die nötige Chemikalien vorbei zu bringen. Dieser besteht darauf das Hyde ihn zu Jekyll führt, dieser zögert zunächst, nimmt dann aber den Trank ein, und verwandelt sich vor Lanyon zurück in Jekyll. Er verspricht ihm das die Verwandlung nie wieder durchführen wird.
Doch als sich Jekyll auf Grund von Gewissensbissen die Verlobung zu Muriel lösen will, passiert die Verwandlung doch noch einmal, Hyde versucht Muriel zu vergewaltigen, wird aber von den Diener zurückgeschlagen, auf der Flucht tötet Hyde aber Muriels Vater mit seinem Gehstock der in zwei Bricht und flieht zurück in sein Labor, wo er schnell den Trank nimmt, bevor die Polizei die Tür aufbricht. Jekyll gelingt es zunächst die Polizisten zu täuschen aber Lanyon weiß es besser und verrät ihn an die Polizei, woraufhin sich Jekyll wieder verwandelt, diesmal in ein wahres Monster von Hyde, mit dicken Augenringen. Diese Maske war wohl auch nicht sehr angenehm für Frederick Marsch und hätte ihm beinahe das Gesicht ruiniert. Ein wilder Kampf entbrennt im Labor und Hyde wird im Gefecht erschossen, und verwandelt sich dann im Tode wieder zurück in Jekyll, mit einem glückseligem Lächeln auf den toten Lippen.
Diese Version ist wohl die definierendste Variante der Geschichte und beeinflusste so ziemlich alles was danach kam, im Prinzip der Goldstandart für Jekyll und Hyde Verfilmungen. Aber auch was Makeneffekte anbelangen dürfte, man erinnere sich nur an Lon Chaney Jr. in der Wolfsmensch (1941) und andere tolle Verwandlungen der Filmgeschichte. Interessant ist aber wie sie den Namen Jekyll aussprechen, normal wird er meistens wie Jakal ausgesprochen, hier sprechen sie es mehr wie Jy-kel aus, wie es Robert Louis Stevenson wohl auch beabsichtigt hatte.
8/10
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Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1941), von Victor Flemming und Spencer Tracy in der Hauptroll, interessanterweise heist diese Version auf Deutsch "Artz und Dämon" (laut IMDb), außerdem war er ebenfalls für 3 Oscars nominiert, beste Kamera, bester Schnitt, beste Musik, hat aber keinen gewonnen, auch interessant hieran ist das Tracy keine Nominierung bekam, obwohl er wirklich hervorrangend spielt.
Von der Story her, ist es eigentlich vom Plot her die selbe wie von 1931, da MGM sich die Drehbuchrechte von Paramount besorgt hatte, und daran dann ein paar Änderungen vornahm. Deshalb beschränke ich mich mal ein wenig auf die Maske, diese ist wesentlich Subtiler als die bisherigen, bei der ersten Verwandlung fällt kaum ein Unterschied auf, nur das die Augenbrauen dicken und die Haare dunkler sind, alles Andere wird überwiegend durch Mimik, Stimme, Sprechweiße und Körperhaltung dargestellt. Erst im Verlauf des Films wird Hyde monströser im Gesicht, mit den üblichen Tricks des Make-Ups und falschen Zähne, sehr subtil mit Falten um die Augen und eingefallener Stirn. Aber Hyde bleibt immer klar und deutlich ein menschliches Wesen und mutiert nicht zu einer Monstrosität, nur seine Taten werden immer böser.
So Provoziert er zum Beispiel einen Kampf in einer Bar, da Ivy (diesmal gespielt von Ingrid Bergman) zuerst nichts von Hyde wollte und ihn ablehnte, dann gefeuert wird. Hyde folgt ihr dann auf dem Heimweg damit er sich an sie ranmachen kann, und quasi eine Schulter zum Ausweinen anbietet. Hyde Plant wesentlich mehr, ist nicht ganz so brutal animalisch, auch wenn er sichtlich die Gewalt während des Barkampfs geniest, er ist aber wesentlich schemenhafter und auf diese art vielleicht sogar diabolischer als Hyde in der Version mit March. So auch im Endkampf im Labor, da zerbricht Hyde Fensterscheiben um die Polizisten zu blenden, wesentlich taktischer und diabolischer.
Ansonsten verläuft der Film ziemlich ähnlich weiter, nur das die Beziehung von Jekyll/Hyde zu Ivy und der Verlobten Beatrix Emery (Lana Turner) wesentlich ausführlicher ist, und man anhand der Beziehungen dazwischen den Charakter aufbaut. So etwa bei der ersten Verwandlung, da gibt es eine Montage, eine Art Fiebertraum, in dem Jekyll eine Kutsche Reitet, und die Zugpferde verwandeln sich in Ivy und Beatrix, was impliziert das diese Verwandlung von Jekyll in Hyde wieder von der Wollust angetrieben ist. Technisch sind die Verwandlungen auf einem ähnlichem Niveau wie in der anderen Version, nur das die Transmission der verschiedenen Schichten diesmal wesentlich flüssiger ist, da mehr darauf geachtet wurde das Tracy immer in der selben Haltung dasteht.
Ansonsten ist die Musik noch hervorzuheben. Die Version von 1931 ist ein "early Talkie" und die haben die Marotte das wenig Musik benutzt wird, 1941 wurden dann aber in der Regel schon neu geschrieben Scores für den Film benutzt. (Etwas was man übrigens unter Anderem King Kong (1933) zu verdanken hat.) Die Orgelmusik die Jekyll spielt ist wirklich schön zum anhören, und ich mag dieses Instrument eigentlich nicht besonders. Ein wenig Frage ich mich aber ob dieses Modelldes Instruments, mit den vielen Knöpfen und Schaltern, für 1890 nicht etwas zu modern war.
Alles in allem, ebenfalls ein hervorrankender Film, auch wenn er nicht ganz so gut ist wie der von 1931, immer noch eine 8/10.
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Es gibt noch viele weitere Versionen des Material, und ein paar werde ich mir wohl die Tage noch ansehen, habe auch schon zwei oder drei im Auge. Aber es gibt wirklich viele Verfilmungen von dem Stoff. Sogar zwei Fortsetzung namens The Son of Dr. Jekyll (1951) und Daughter of Dr. Jekyll (1957). Aber mich interessiert jetzt eher die Hammer Version von Terrence Fisher; The Two Faces of Dr. Jekyll (1960).