Allgemeine Geschichte

Hat denn Marx tatsächlich gesagt, dass ein Mensch durch Gewalt jeglicher Individualität beraubt oder getötet werden muss? Kannst du diese Aussage mal zitieren oder die Stelle angeben, wo er das sagt?
Das hat Marx natürlich so nicht gesagt, habe ich aber auch nie behauptet. Falls du diese Diskussion von Anfang an mit verfolgt hast, konntest du lesen, dass es hier darum geht was andere mit Marx' Ideen angestellt haben.

Wer das individuelle Bedürfnis hat, auf der Straße die Höchstgeschwindigkeit zu übertreten oder betrunken zu fahren, wird dazu gezwungen, ein Strafgeld zu zahlen, ins Gefängnis zu gehen oder seinen Führerschein abzugeben. Und das Ziel dieser Maßnahmen ist, ihn umzuerziehen, zu jemandem, der sich an die Gesetze hält.
Du wirst doch jetzt nicht ernsthaft die Berliner Mauer mit einem Knöllchen im Straßenverkehr vergleichen? Jede Gesellschaft braucht Regeln, auch eine demokratische. Aber das was z.b. die DDR ihren Bürgern abverlangt hat, war doch deutlich mehr als nur ein paar "Regeln". Oder?
 
Das hat Marx natürlich so nicht gesagt, habe ich aber auch nie behauptet. Falls du diese Diskussion von Anfang an mit verfolgt hast, konntest du lesen, dass es hier darum geht was andere mit Marx' Ideen angestellt haben.
Wenn ich nichts verpasst habe, begann es damit, dass Jedihammer sagte, Marx sei derjenige, der das größte Leid über die Menschheit gebracht hat. Meines Erachtens könnte man das aber nur behaupten, wenn Marx selbst zu dem aufgerufen hat, was selbsternannte Kommunisten später verbrochen haben. Wenn er so etwas nicht gefordert hat, kann man meiner Meinung nach nicht behaupten, das durch diese Verbrechen entstandene Leid sei von Marx über die Welt gebracht worden.

Du wirst doch jetzt nicht ernsthaft die Berliner Mauer mit einem Knöllchen im Straßenverkehr vergleichen? Jede Gesellschaft braucht Regeln, auch eine demokratische. Aber das was z.b. die DDR ihren Bürgern abverlangt hat, war doch deutlich mehr als nur ein paar "Regeln". Oder?
Jemanden wegen Republikflucht zu erschießen ist natürlich schlimmer als jemandem den Führerschein wegzunehmen aber darum ging es mir nicht. Das war nur ein Beispiel.
Ich habe deine Aussage, die ich in meinem letzten Beitrag zitiert habe, so verstanden, dass der Kommunismus darum nicht mit der Demokratie vereinbar ist, weil zu seiner Umsetzung Zwang und Umerziehung nötig sind. Da es selbiges aber auch in allen Demokratien gibt, scheint das entweder ein Widerspruch oder eine Kritik an den Demokratien zu sein. Da mir das seltsam vorkam, habe ich in meinen Beitrag versucht zu erklären, was an deiner Aussage mir unklar ist und ihn mit der Frage beendet, wie sie zu verstehen ist. (Das war also 'ne echte Frage und nicht etwa nur Rhetorik.) Nachdem du jetzt gesagt hast, dass auch Demokratien Regeln brauchen, nehme ich an, dass Zwang und Umerziehung also doch nicht mit Demokratie unvereinbar sind, oder? Was meintest du also damit?
 
Meines Erachtens könnte man das aber nur behaupten, wenn Marx selbst zu dem aufgerufen hat, was selbsternannte Kommunisten später verbrochen haben. Wenn er so etwas nicht gefordert hat, kann man meiner Meinung nach nicht behaupten, das durch diese Verbrechen entstandene Leid sei von Marx über die Welt gebracht worden.
Sehe ich wie gesagt anders. Jedihammer hatte schon recht. Wenn ich eine Idee in die Welt setze, deren Umsetzung katastrophale Folgen hat, dann bin ich auch verantwortlich. Auch wenn ich es vielleicht ursprünglich so nicht gesehen habe.

Ich habe deine Aussage, die ich in meinem letzten Beitrag zitiert habe, so verstanden, dass der Kommunismus darum nicht mit der Demokratie vereinbar ist, weil zu seiner Umsetzung Zwang und Umerziehung nötig sind. Da es selbiges aber auch in allen Demokratien gibt, scheint das entweder ein Widerspruch oder eine Kritik an den Demokratien zu sein.
Nochmal: Regeln haben unterschiedliche moralische Wertigkeiten. Ich weiß nicht was ich jetzt dazu noch erklären soll.
Wenn es unter Pol Pot die Regel gab, dass Brillenträger als vermeintliche Konterrevolutionäre erschossen werden, hat das eine andere Brisanz als wie wenn ich im Bus ein Fahrkärtchen kaufen muss.
Das Vorhandensein von Regeln macht noch keine Diktatur, ich weiß nicht warum du da so darauf herumreitest.
Zwang und Umerziehung, in der Form wie wir Sie in sozialistischen Regimen sehen, sind mit einer Demokratie nicht vereinbar. Die BRD brauchte keine Mauer, damit das Staatsvolk bei der Stange bleibt, DAS ist der Unterschied.
 
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Jedihammer hatte schon recht.
Nein, hat er nicht. Er hat eine (seine) Meinung / sein Standpunkt geäußert, den wir hier alle akzeptieren als seine Meinung und darüber diskutieren (und das gerne). Nur weil du die selbe Meinung postulierst, hat er nicht recht. Es wurden hier genügend abweichende Meinungen vertreten und auch Gegenargumente. Die mag hier der eine oder andere nicht anerkennen, sind aber trotzdem soweit legitim. Denn wer hat hier die Deutungshoheit? Niemand. Hier wird diskutiert und wie so oft in Politik, Geschichte usw gibt es nicht "die" Wahrheit, insbesondere in der Retrospektive. Selbst wenn wir alle derselben Meinung wären, heißt es nicht, das wir recht haben. Ist immer ein subjektives Konstrukt ... Vor allem (und das ist nicht wertend gemeint), da die Diskussionen hier und in anderen Threads idR nur mit einer maximal eindimensionalen und lückenhaften Berücksichtigung von Fakten geführt werden.

Ich hatte ja schon bereits das polemisierende Engels-Beispiel gebracht. Da lassen sich auf Anhieb dutzende weitere finden.
Oppenheimer ist verantwortlich für die Opfer der Atombombenwürfe
Adam Smith ist verantwortlich für die Ausbeutung und Tod von Bürgern, Kriegen etc im Namen der Ökonomie nach 1776
Neville Chamberlain ist aufgrund seiner Appeasementpolitik verantwortlich für ...
Deutschland ist aufgrund der Drohnen / Relaisstation in Ramstein verantwortlich für ...
Deutschland ist aufgrund der Übermittlung von Zielen an NATO-Partner in Syrien verantwortlich für ...
Guido Kerkhoff ist verantwortlich für den Tod von Menschen durch "durch ihn" gefertigte Waffensysteme
Die Staatschefs dieser Welt werden verantwortlich sein für den Tod von Millionen Menschen sein, da keine Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen werden ...

und das sind hier z.T. noch "direkte" Beispiele in denen Ursache und Wirkung für viele direkt offensichtlich ist. Was trotzdem nicht heißt das es "wahr" ist oder das dies die einzigen zu berücksichtigenden Faktoren bei der Bewertung von Personen und Handlungen sind. Wie ich schon sagte, verantwortlich sind die, die sich für die Verwendung von Informationen zu einem bestimmten Zweck entscheiden.
 
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"Regeln ohne Herrschaft" scheint mir ein Widerspruch in sich zu sein. Regeln muss ja irgendjemand festlegen (ob nun ein einzelner oder das ganze Volk). Und dann müssen sich die Menschen an diese Regeln halten, denn sonst wären es keine Regeln, sondern nur Vorschläge. Das Aufstellen von Regeln ist also eine Form von Herrschaft. Oder definierst du "Regel" oder "Herrschaft" anders?

Ich weiß gar nicht ob meine Definition da gerade so wichtig ist weil ich mir nicht vorstellen kann das ohne eine Herrschaftsform Regeln überhaupt eingehalten werden.
Die Anhänger der Anarchie gehen wohl davon aus das dies in der Gemeinschaft geregelt wird. Bzw. das man keine Regeln braucht weil der Mensch eh nix böses tut.

Hübsche Utopie, mehr auch nicht.
 
Sehe ich wie gesagt anders. Jedihammer hatte schon recht. Wenn ich eine Idee in die Welt setze, deren Umsetzung katastrophale Folgen hat, dann bin ich auch verantwortlich. Auch wenn ich es vielleicht ursprünglich so nicht gesehen

Ich würde da schon differenzieren. Wenn ich etwas veröffentliche, dass keine Straftat darstellt und jemand meine Aussagen als Vorwand für seine Straftaten, oder von mir aus Morde, nimmt, trage ich doch nicht die Schuld an seinen Taten.
Rufe ich aber zu Straftaten auf und jemand handelt dementsprechend, dann trage ich eine Mitschuld.
Die Frage ist dann, wie man meine Schrift auslegen kann, aber das müsste ein Gericht klären oder von mir aus in der Theorie dieses Forum. Also her mit den Quellen! :geek:

Aber mir ist auch klar, dass dieses Streit zwischen Marx-Kritikern und -Befürwortern bereits seit Jahrzehnten läuft und man auch hier nicht auf eine Einvernehmliche Lösung kommen wird.

MbMn tragen auch die Anhänger einer Idee die Verantwortung für ihre Taten. Soll heißen, Lenin und seine Anhänger tragen die Schuld an den von ihnen begangenen Verbrechen und nicht Marx.
Damit möchte ich aber keine Lanze für Marx brechen, denn dieser hätte z. B. genauer auf die Umsetzung seiner Theorien eingehen können: z. B. wie stellt er sich revolutionäre Umbrüche vor, stellt eine Reform auch eine Revolution dar, wie sollte das auf die Revolution folgende politische System aussehen usw.
 
Wenn ich eine Idee in die Welt setze, deren Umsetzung katastrophale Folgen hat, dann bin ich auch verantwortlich. Auch wenn ich es vielleicht ursprünglich so nicht gesehen habe.

Da muss ich aber entschieden widersprechen. Man gehört wegen seiner Taten be- bzw. verurteilt. In einer Gesellschaft wie der unseren, die sich Meinungsfreiheit* groß auf die Fahne schreibt kann und darf man nicht einfach so wegen seiner Ideen verantwortlich gemacht werden, nur weil ein Dritter diese fehlgedeutet und pervertiert hat. Das ginge ja schon stark Richtung Gesinnungsverbrechen und Sippenhaft.

*Und ja, manche Äußerung ist an sich bereits eine (Straf-)Tat.
 
Denn wer hat hier die Deutungshoheit? Niemand.
Gott bewahre, ich will mir hier keine Deutungshoheit anmaßen. Ist wohl nur eine Frage der Formulierung.
"Ich bin Jedihammers Meinung..." Besser so?
...nur weil ein Dritter diese fehlgedeutet und pervertiert hat.
Prinzipiell voll deiner Meinung. Bei politischen Ideologien ist das aber anders zu sehen. Wenn Marx eine Theorie aufstellt, wie eine Gesellschaft zu leben hat, hat er sich da sicher etwas dabei gedacht.
Marx' Ideen waren die Grundlage für die Verbrechen, ich denke, Jedihammer hat nichts anderes gemeint. Ich weiß nicht ob er wirklich die Schuldfrage eröffnen wollte.
Und pervertiert wurde da schon mal gar nichts. Sozialistische Regime haben Marx angewandt, nicht pervertiert.
 
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Prinzipiell voll deiner Meinung. Bei politischen Ideologien ist das aber anders zu sehen. Wenn Marx eine Theorie aufstellt, wie eine Gesellschaft zu leben hat, hat er sich da sicher etwas dabei gedacht.
Marx' Ideen waren die Grundlage für die Verbrechen, ich denke, Jedihammer hat nichts anderes gemeint. Ich weiß nicht ob er wirklich die Schuldfrage eröffnen wollte.
Und pervertiert wurde da schon mal gar nichts. Sozialistische Regime haben Marx angewandt, nicht pervertiert.

Das seh ich anders. Nicht weil ich ein Fan vom Kommunismus wäre, sondern weil ich finde das es so nicht stimmt.
Marx hat nie davon geschrieben (im Gegensatz zu Hitler) das man Menschen umbringen oder unterdrücken solle.
Daher haben diese Regime nichts angewandt sondern pervertiert.
 
Marx' Ideen waren die Grundlage für die Verbrechen, ich denke, Jedihammer hat nichts anderes gemeint.
Und pervertiert wurde da schon mal gar nichts. Sozialistische Regime haben Marx angewandt, nicht pervertiert.

Genau so ist es. Erschreckend wie die Taten des Marxixmus wieder verharmlost und relativiert werden.
Von wegen nichts mit Marxixmus zu tun und Marx nicht verstanden usw.
Wenn zwei der kommunistischen Staatsverbrecher etwas in der Birne hatten dann waren es Lenin und Trotzki. Die haben Marx mit Sicherheit verstanden.
Und haben doch Milionen ermorden lassen.

Was viele der Demokraten gerne "übersehen" ist die Tatsache das sich Marxismus und Demokratie nicht vereinbaren lassen.
Es gibt nicht ein marxistisch/sozialistisches Regime in der Weltgeschichte das nicht verbrecherisch gewesen ist.
 
Wenn ich eine Idee in die Welt setze, deren Umsetzung katastrophale Folgen hat, dann bin ich auch verantwortlich. Auch wenn ich es vielleicht ursprünglich so nicht gesehen habe.
Aber wenn jetzt z.B. jemand deine Aussage ließt, dass der Kommunismus mit der Demokratie nicht vereinbar ist, er daraus dann schlussfolgert, dass man alle Kommunisten töten müsse und das auch umzusetzen beginnt - dann kann man doch nicht behaupten, du hättest das Leid über die Opfer dieser Person gebracht, nur weil diese Person sich auf deine Aussage beruft und sein Handeln als konsequente Schlussfolgerung derselben ansieht. Klar hat man immer die Verantwortung für das was man sagt und man kann überlegen, ob man eine Aussage anders hätte formulieren sollen oder z.B. hätte dazusagen sollen, dass diese Sichtweise keine Gewalt rechtfertigt usw. Dasselbe gilt auch für Marx, der vielleicht mal deutlich hätte sagen sollen, dass auch bei einem Sturz der Herrschenden keine Grausamkeit gegen sie oder gar einfache Andersdenkende gerechtfertigt ist.
Aber zwischen "Der ist verantwortlich für seinen Einfluss auf die Ereignissen." und "Der ist der Mensch, der dieses Leid über die Menschen gebracht hat." ist ein großer Unterschied. Letzteres reduziert die ganze Sache auf eine Person und ignoriert somit alles andere. Vielen Menschen ging es schlecht, während diejenigen, für die diese Menschen arbeiteten, in Villen und Schlössern lebten. Das war es, was die Menschen aufgebracht und Hass gegen die Mächtigen geschürt hat und die Entladung dieses Hasses hat dann all das folgende Leid verursacht. Ich denke, man kann nicht annehmen, dass die Leute ohne Marx einfach so weitergemacht hätten. In der Französischen Revolution wurden anfangs die Menschenrechte hochgehalten und später wurde mit Terror gegen Andersdenkende vorgegangen. Wenn sowas ohne Marx passiert und sich später mit Marx wiederholt, kann man nicht einfach ohne weiteres annehmen, dass die Eskalation in Form von Grausamkeit und Unterdrückung nur wegen Marx passiert wäre. Dass Marx eine Rolle in der Entstehung von Diktaturen spielte und auch nicht perfekt war, steht außer Frage. Ich will den hier auch nicht schönreden. Aber ihn als alleinigen Ausgangspunkt oder Ursache für diese Diktaturen hinzustellen, ignoriert sowohl die Umstände, als auch die Natur des Menschen, die ihre hässliche Seite ja schon öfters gezeigt hat. Und Jedihammers ursprüngliche Aussage benennt Marx nunmal nicht als einen von mehren Faktoren oder Mitschuldigen, sondern als den Menschen, der das größte Leid aller Zeiten über die Menschheit gebracht hat.

Das Vorhandensein von Regeln macht noch keine Diktatur, ich weiß nicht warum du da so darauf herumreitest.
Zwang und Umerziehung, in der Form wie wir Sie in sozialistischen Regimen sehen, sind mit einer Demokratie nicht vereinbar. Die BRD brauchte keine Mauer, damit das Staatsvolk bei der Stange bleibt, DAS ist der Unterschied.
Ich will da gar nicht drauf rumreiten, ich will nur wissen, was genau es nun ist, das deiner Meinung nach den Kommunismus nach Marx mit der Demokratie unvereinbar macht. Ich muss ja erstmal wissen, was konkret mein Gegenüber aussagen will, bevor ich mich vernünftig mit der Aussage befassen kann. Aber du nennst keine konkreten Eigenschaften des Kommunismus, die (mehr oder weniger) zwangsläufig zu Verbrechen führen sondern einzelne Beispiele wie Mauerbau und Erschießungen von Brillenträgern, die nicht von Marx stammen, sondern erst von anderen ersonnen wurden. Dass das furchtbare Verbrechen sind, dem widerspreche ich auch gar nicht. Ich will dich hier nicht davon überzeugen, dass sozialistische Diktaturen irgendwie was ganz tolles seien. Aber bei der Frage ob der marxsche Kommunismus mit der Demokratie unvereinbar ist, da muss man als Argument Merkmale des marxschen Kommunismus benennen und nicht die Merkmale von Diktaturen, die von anderen Menschen gestaltet wurden, auch wenn die dann da 'Sozialismus' oder 'Kommunismus' draufgeschrieben haben.
 
Aber du nennst keine konkreten Eigenschaften des Kommunismus, die (mehr oder weniger) zwangsläufig zu Verbrechen führen sondern einzelne Beispiele wie Mauerbau und Erschießungen ...
Du möchtest wahrscheinlich, dass ich jetzt das "Kommunistische Manifest" aus dem Regal hole und dir eine Textstelle nenne, wohlwissend, dass ich das nicht kann. Aber nimm doch z.B. die Verstaatlichung aller Produktionsmittel. Du darfst nichts besitzen, mit dem man selbstbestimmt Geld verdienen kann.

Aber unabhängig von theoretischen Überlegungen aus dem Politik-Seminar reicht mir ein pragmatischer Blick in die Geschichte, um meine Thesen zu untermauern. Im letzten Jahrhundert lebten zeitweise ein Drittel der Weltbevölkerung in sozialistischen Systemen. Und keines davon, aber absolut keines, war nur annähernd demokratisch. Alles waren/sind ausnahmslos Diktaturen. Wenn dies also nicht systemisch wäre, hätte es irgendwo zumindest ein kleines Ländchen geben müssen, in dem glückliche Menschen selbstbestimmt in einer sozialistischen Gesellschaft leben. Gab es aber nicht, nicht mal ansatzweise. Also mir reicht das als Indiz für meine Ausgangsthese. Sozialismus funktioniert nicht mal in einer Dreier-WG.
 
Du möchtest wahrscheinlich, dass ich jetzt das "Kommunistische Manifest" aus dem Regal hole und dir eine Textstelle nenne, wohlwissend, dass ich das nicht kann. Aber nimm doch z.B. die Verstaatlichung aller Produktionsmittel. Du darfst nichts besitzen, mit dem man selbstbestimmt Geld verdienen kann.
Wenn du damit meinst, dass diese Form der Enteignung ein Verbrechen darstellt, stimmt das aus kapitalistischer Sicht. Marx ging aber von einem zwangsläufigen Scheitern des Kapitalismus aus, das bis dato, trotz schwarzem Freitag und Bankenkrisen, ausgeblieben ist. Nun stellt die Enteignung aber, nach den Theorien Marx', eine Bereitstellung der Güter und Rohstoffe für alle dar. Diese Art der Umverteilung wurde aber in keinem kommunistischen Staat je durchgeführt, sondern von Diktatoren reguliert. Die Probleme des Kommunismus sind nicht auf Marx zurückzuführen, der war Theoretiker, sondern auf diejenigen, die sich an die Macht geputscht haben und dann im Namen Marx' Menschen getötet, gefoltert und unterdrückt haben.
 
Diese Art der Umverteilung wurde aber in keinem kommunistischen Staat je durchgeführt, sondern von Diktatoren reguliert.

Da gibt es keinen Unterschied. Die Diktatur ist eine Folge des grundsätzlichen Anspruchs des führenden Rats, die alleinige Entscheidungskompetenz zu haben und zu glauben, man wisse, was das Beste für alle sei. Genau das ist es, was ich oben mit den fehlenden Kontrollmechanismen meinte. Je mehr Menschen in einer Gemeinschaft es gibt, umso unmöglicher wird es, ihnen allen ihre Bedürfnisse mittels einzelner Entscheidungen von oben herab zu erfüllen. Also wird IRGENDEINE Entscheidung getroffen. Dafür rechtfertigen muss sich aber der Entscheider nicht. Es wird auch nicht kontrolliert, ob diese Entscheidung zielführend war oder wie die langfristigen Auswirkungen sind, so lange nur JETZT allen GANZ SCHNELL damit geholfen ist.

Wenn man Güter für zu wenig Geld verkaufen lässt, damit die sich jeder leisten kann, dann kann man damit den Güterproduzenten mittel- bis langfristig nicht am Leben erhalten. Von Luft und Liebe alleine kann der nämlich die Nachfrage nicht bedienen, sondern er muss selbst einkaufen gehen, damit er produzieren kann. Und wenn er das nicht mehr kann, dann muss er von dem Leben, was der Staat ihm zur Verfügung stellt. Dieser macht darauf hin die Preise geringer oder enteignet einen anderen Produzenten, damit dieser günstiger (=rote Zahlen für ihn selbst) für alle produziert.

Das geht solange gut, bis die komplette Wirtschaft kaputt gemanaged wurde und man faktisch in Venezuela angekommen ist. Wenn man von oben herab Währungskurse und Güterpreise an der Realität vorbei festlegt, dann gibt es da ein Wort für: Misswirtschaft. Die funktioniert nur solange für alle zufriedenstellen, solange noch jemand da ist, den man schröpfen kann.
 
Und gehts so weiter in deutschland gründe ich die SUP:
Die SaarländischeUnabhängigkeitsPartei und als antimilitanter milianter schwarz humoriger teil (in anlehnung an Die Partei) noch die SAF
Die Saarländsche Armee Fraktion
(Muss man nicht witzig finden, aber die SAF würde mit urpils und schwenkern umsich werfen und leute damit bier und essen geben, im saarland reicht das um gewählt zu werden)

Grüße aus der Republik Rheinland :D

Allerdings sollte man denke ich nicht unter den Tisch fallen lassen, dass bereits das Werk selbst einen radikalen Ton vorgegeben hat - in nicht wenigen Stellen ruft Marx ganz direkt und unverblümt immerhin zu einer gewaltsamen Beseitigung der Bourgeoisie auf.

Ja absolut! Wie ich sagte, muss man das aber auch im historischen Kontext sehen.
Damals gab es keine demokratische Mitbestimmung. Du warst au Gedeih und Verderb deinem Arbeitsgeber ausgeliefert.
Gewalt wird von Menschen mit Gewalt beantwortet.


Die grundsätzliche Idee und die angesprochenen Probleme - ja, absolut nachvollziehbar. Die konkreten Anweisungen zur Umsetzung sind aber denke ich schon kritisch zu betrachten.

Exakt! Mit dem heutigen Wissen kann man eindeutig zu anderen Lösungsansätzen kommen.

Und beim Kommunismus bin ich auf die Aussage gestoßen, dass er ja eine klassen-, aber auch eine herrschaftslose Gesellschaft anstrebt. Wie kommt es dann, ganz dumm gefragt, dass Staaten, welche kommunistisch geprägt und ausgerichtet waren oder sind, Staatsoberhäupter und Regierungschefs hatten oder haben? Widerspricht sich das nicht eigentlich?

Genau das ist mein Knackpunkt warum ich nicht denke, dass Marx sich einen Diktatur mit starker Hierarchie und Führerkult vorgestellt hat.
Das geht für mich aus seinem Geschichtsverständnis hervor.
Was sich Marx vorgestellt hat ist wohl eher eine Utopie.
 
Heute vor genau 100 Jahren wurde nach Moskauer Vorbild in Kiel der erste bolschewistische Arbeiter und Soldatenrat gebildet. Diese Maßnahme gilt im allgemeinen als der Beginn der kommunistischen Novemberrevolution im Deutschen Reich der unzählige Menschen das Leben kosten sollte und der nur unter massiven Einsatz der Reichswehr und der Freikorps niedergeschlagen werden konnte.

Übrigens, Adolf Hitler war selber einmal gewältes Mitglied eines solchen Rates.
 
kommunistischen Novemberrevolution im Deutschen Reich der unzählige Menschen das Leben kosten sollte und der nur unter massiven Einsatz der Reichswehr und der Freikorps niedergeschlagen werden konnte.
2700 Opfer kostet die Niederschlagung das Leben. Der Kieler Matrosenaufstand begann auf Grund einer Befehlsverweigerung, man sollte nochmals auslaufen, obwohl der Krieg nicht mehr zu gewinnen war, was einem Himmelfahrtskommando gleichgekommen wäre.

Der 9. November ist eh ein bedeutungsstarkes Datum in der deutschen Vergangenheit.
 
Aber nimm doch z.B. die Verstaatlichung aller Produktionsmittel. Du darfst nichts besitzen, mit dem man selbstbestimmt Geld verdienen kann.
Inwiefern sind die Verbrechen des Realsozialismus eine Konsequenz der Verstaatlichung der Produktionsmittel? Um diese Verstaatlichung zu erreichen muss man niemanden bespitzeln, foltern oder töten. Man muss auch bedenken, dass vor der Verstaatlichung die Erhebung der Arbeiter zur herrschenden Klasse steht. Da diese die Mehrheit der Gesellschaft bilden (oder "bildeten"), wären ihre Entscheidungen dann demokratisch legitimiert. Wer stattdessen ein System errichtet, in dem die Entscheidungen von einem Einzelnen oder einer kleinen Gruppe getroffen werden (von denen außerdem keiner ein Arbeiter ist), der folgt nicht konsequent den Ideen von Marx, egal wie viele Marx-Denkmäler er aufstellt.

Im letzten Jahrhundert lebten zeitweise ein Drittel der Weltbevölkerung in sozialistischen Systemen. Und keines davon, aber absolut keines, war nur annähernd demokratisch. Alles waren/sind ausnahmslos Diktaturen. Wenn dies also nicht systemisch wäre, hätte es irgendwo zumindest ein kleines Ländchen geben müssen, in dem glückliche Menschen selbstbestimmt in einer sozialistischen Gesellschaft leben. Gab es aber nicht, nicht mal ansatzweise. Also mir reicht das als Indiz für meine Ausgangsthese.
Mir persönlich reichen Indizien nicht. Wenn jemand so harte Urteile fällt, wie, dass der Kommunismus mit der Demokratie unvereinbar sei und die Verbrechen Stalins und anderer eine logische Konsequenz desselben wären, dann hätte ich dafür schon gern Beweise. Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen aber ich denke, wenn man diese Beweise nicht liefern kann, hat man auch keine Grundlage für sein Urteil.

Deine Aussage war ja diese:
Deshalb ist für mich der von Marx ersonnene Kommunismus/Sozialismus mit einer demokratischen Gesellschaft null vereinbar. Eine sozialistische Gesellschaft MUSS in die Diktatur führen, [...]
Wenn du nun mit "von Marx ersonnener Kommunismus/Sozialismus" tatsächlich nur den Realsozialismus gemeint hast, mit Diktator, Überwachung und Wegsperren oder Ermorden von Andersdenkenden, dann hast du natürlich recht: die Diktatur des Realsozialismus passt absolut nicht zur Demokratie.

Wenn du aber das meinst, was Marx selbst ersonnen hat, sieht die Sache anders aus. Wenn man behauptet, dass Marx' Kommunismus der Grund für das Scheitern des Realsozialismus ist, kann das nicht allein mit dem Scheitern selbst begründet werden. Die Annahme "Wenn im Realsozialismus sowohl die (angebliche) Berufung auf Marx als auch die Diktatur zu finden sind, muss ersteres der Grund für letzteres sein.", ist ein logischer Fehlschluss, eine Scheinkausalität. Das heißt nicht, dass die am Ende stehende Aussage zwangsläufig falsch ist aber sie lässt sich auf diese Weise nicht beweisen. Wenn du z.B. zehn x-beliebigen Menschen einen (denselben) Bogen gibst, sie auf Zielscheiben schießen lässt und keiner die Mitte trifft, dann macht die bloße Abwesenheit von Treffern noch keine Aussage darüber, warum nicht getroffen wurde. Wenn dann einer sagen würde: "Alle hatten diesen Bogen und die Mitte wurde nie getroffen, also muss etwas mit dem Bogen nicht stimmen.", würde das Ausreichen um dem Bogenbauer die Schuld am Versagen der Schützen zu geben? (Nur zur Sicherheit: Ich will hier nicht das Versinken einer Gesellschaft in die Diktatur gleichsetzen mit einem belanglosen Ereignis wie dem Verfehlen einer Zielscheibe. Es ist nur ein Beispiel um den logischen Fehlschluss zu verdeutlichen.)

Du möchtest wahrscheinlich, dass ich jetzt das "Kommunistische Manifest" aus dem Regal hole und dir eine Textstelle nenne, wohlwissend, dass ich das nicht kann.
Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Ich kenn das Kommunistische Manifest nicht auswendig und weiß daher auch nicht mit Sicherheit ob da vielleicht irgendwas steht, was deine Aussagen beweist. Wie oben schon gesagt, denke ich ja, dass man solche harten Aussagen wie deine nur auf Grundlage von Beweisen machen sollte. Daher gehe ich auch immer erstmal davon aus, dass jemand, der sowas sagt, auch Beweise hat. Ich frage dich also nicht nach Beweisen weil ich annehme, du hättest keine, sondern genau im Gegenteil: Ich frage in der Erwartung, dass du welche hast und ich anhand derselben besser beurteilen kann, was ich von deiner Aussage halten soll. Wenn es wirklich bewiesen sein sollte, dass Marx' Werk zwangsweise zu den Verbrechen des Realsozialismus führen musste, dann will ich das ja wissen, denn in dem Fall würde ich ihn nicht nochmal gegen einen solchen Vorwurf verteidigen wollen.
 
Mir persönlich reichen Indizien nicht. Wenn jemand so harte Urteile fällt, wie, dass der Kommunismus mit der Demokratie unvereinbar sei und die Verbrechen Stalins und anderer eine logische Konsequenz desselben wären, dann hätte ich dafür schon gern Beweise. Ohne dir jetzt zu nahe treten zu wollen aber ich denke, wenn man diese Beweise nicht liefern kann, hat man auch keine Grundlage für... []...Wie oben schon gesagt, denke ich ja, dass man solche harten Aussagen wie deine nur auf Grundlage von Beweisen machen sollte. Daher gehe ich auch immer erstmal davon aus, dass jemand, der sowas sagt, auch Beweise hat. Wenn es wirklich bewiesen sein sollte, dass Marx' Werk zwangsweise zu den Verbrechen des Realsozialismus führen musste, dann will ich das ja wissen, denn in dem Fall würde ich ihn nicht nochmal gegen einen solchen Vorwurf verteidigen wollen.
Ich weiß nicht, was diese sinnlose akademische Diskussion über Beweise und Kausalität soll. Ich bin hier nicht im Politik-Seminar, ich mache einfach die Augen auf und betrachte die bisherigen sozialistischen Systeme. Mit deiner Argumentationslinie kann man letzteendlich alles ablehnen.
 
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