Bandomeer

[op: Bin bis Montag/Dienstag nicht da. Also lasst euch Zeit beim Lesen und Antworten ;) ]

<| Bandomeer – Orsikos –Gleiter |> Adrian und Zasuna

Zasuna dachte zurück an ihre Heimat und verglich die Überbleibsel der Stadt mit ihren Erinnerungen. Was würde eine solche Naturkatastrophe wohl auf Alpheridies anrichten. Es gab dort zwar bei weitem nicht so viele Einwohner wie hier und ihr Heimatplanet lag in einiger Entfernung zu den großen Hyperraum-Handelsrouten. Würde überhaupt jemand kommen, um ihnen zu helfen, wenn sogar hier auf Bandomeer alle Hilfe nur so langsam anlief? In den teilweise bis auf die Grundmauern zerstörten Häusern sah man immer wieder vereinzelte Gruppen, geschart um ein kleines Lagerfeuer, zusammen sitzen. Sie verspürte großes Mitleid mit den Einwohnern dieses Planeten. Nicht nur, weil sie ihnen ihr Leid geradezu ansehen konnte. Erst seit sie Alpheridies verlassen hatte wurde ihr langsam immer klarer, wie wichtig die Aufgaben der Jedi waren. Wer eine gute Verbindung zu Ashla hatte konnte so vielen Lebewesen helfen. Solch eine Gabe durfte man nicht verschwenden oder vergeuden.

Während der Fahrt wanderte ihr Blick immer wieder hinüber zu Adrian. Er schien auch sehr müde zu sein und sich stark auf die Fahrt konzentrieren zu müssen. Vielleicht wäre sie besser gefahren. Ihr Fahrstil war vielleicht etwas holprig aber die einbrechende Dunkelheit bereitete ihr keine Probleme. Sie war immer noch fasziniert vom Anblick des Jedi. Aber sie wollte auch nicht unhöflich werden und schaute deshalb immer schnell wieder weg. Also strich sie nachdenklich mit ihrer linken über ihre rechte Hand. Sie hatte die Hand der Jedi-Rätin geschüttelt und dieses Gefühl der Wärme und des Friedens noch viel stärker gespürt.

Nach einer ganzen Weile erreichten sie schließlich den Raumhafen, oder besser gesagt: Das was davon übrig war. Die Beschreibung „Landefeld“ hätte durchaus auch ausgereicht. Die Miraluka verließ das Gefährt und starrte an dem Raumschiff der Jedi hinauf. Während die meisten bereits die Einstiegsrampe hinauf gingen zögerte sie kurz.
Sie hasste Raumschiffe. Solange sie auf festem Boden standen war das noch halbwegs erträglich. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie diesen Planeten irgendwann wieder auf diesem oder einem ähnlichen Fortbewegungsmittel verlassen würde, bereitete der jungen Frau ein ungutes Gefühl. Es war nicht die Angst vorm Fliegen. Es war ihre annähernde Blindheit in einer solchen Technik-Konservenbüchse.
Zasu wollte sich dies aber nicht weiter anmerken lassen und folgte den anderen schließlich. Da so viele Leute um sie herum waren wurde es deutlich erträglicher. Ähnlich wie auf dem Passagierflug hier her.

Rätin ChesaraSyonette wies ihr ebenso wie dem Twi’lek eine Schlafkoje zu. Die Quartiere waren vielleicht schon „einfach“, aber auf jeden Fall vollkommen ausreichend. Eine bessere Unterkunft hatte sie während ihrer Ausbildung die letzten Jahre auch nicht gesehen. Sie warf lediglich ihre Reisetasche auf das Bett und ging dann zur Schiffsküche. Der Geruch frisch zubereiteten Essens stieg ihr in die Nase. Ob Kochen auch zur Ausbildung bei den Jedi gehörte? Auf jeden Fall schien die Jedi-Rätin auch diese Kunst sehr gut zu beherrschen. Zasuna wartete, bis alle etwas zu Essen bekommen hatten und beschloss dann etwas genauer auf ihre Bitte einzugehen. Sie hatte durchaus ebenfalls Hunger, wollte aber die Möglichkeit ihre Bitte endlich auszusprechen nicht vergeuden.


„Zunächst möchte ich Euch nochmals für die Gastfreundschaft danken. Seht es mir bitte nach, aber meine Geschichte wird etwas Zeit in Anspruch nehmen. Mein vollständiger Name ist Zasuna Zahary. Wie die meisten Miraluka stamme ich vom Planeten Alpheridies. Normalerweise bleibt meine große Familie dort unter sich. Wie sicherlich keinem entgangen ist leben wir Miraluka in einer tiefen natürlichen Verbundenheit und Symbiose mit der Macht, oder auch Ashla, wie wir euren hellen Pfad bezeichnen.“

Sie legte eine kurze Pause ein und versuchte, sich an ihre Botschaft zu erinnern, die sie selbst vor der Absendung tausende Male gelesen hatte.. Sie wollte nicht zu ausführlich werden, aber ein paar Details musste sie einstreuen.

„Wir studieren und lernen im Orden der Luka Sene. Ihr würdet es bestimmt als eine Art Universität bezeichnen. Diejenigen, die eine stärkere Bindung zur Macht haben, werden hier besonders gefördert. So habe auch ich bisher mein ganzes Leben bei den Luka Sene verbracht und mir wurde die Ehre zuteil als Luka Sene ausgebildet zu werden. Unsere Aufgabe besteht darin, diejenigen Mitglieder meiner Familie ausfindig zu machen, die von Ashla abgekommen sind, und sie wieder auf den richtigen Weg zu führen.“

Zasuna verzichtete darauf, noch näher darauf einzugehen. Ihr Blick wanderte kurz zu ihrem Twi’lek-Tischnachbar, der das Essen schneller in sich hineinstopfte als ein alpheridianischer Schaufelbagger. Lächelnd sah sie die Jedi-Rätin schließlich wieder an.

„Mein letzter Lehrmeister war Meister Joff. Es hieß, er sei früher ein Jedi gewesen. Er hat mich viel gelehrt was das Wissen und das Verständnis über die Macht angeht. Aber er sagte mir auch, dass ich großes Potential hätte und Alpheridies verlassen müsse, um den mir vorbestimmten Weg zu finden. Er meinte weiterhin, dass nur die Jedi mich auf diesem Weg begleiten könnten. Aus meiner Gabe resultiere auch eine große Verantwortung.“

Sie dachte zurück an die Worte ihres Meisters. Unwillkürlich prüfte sie kurz mit ihrer Hand, ob sich der blaue Diamant noch in ihrer Mantel-Innentasche befand.

„Ich habe bereits vor einer Weile eine Botschaft an den Rat der Jedi auf Coruscant entsendet aber noch keine Antwort erhalten. Schließlich habe ich mich dann selbst auf die Reise gemacht und mit einem Passagierraumschiff heute hier gestrandet.
Ihr müsst mich entschuldigen. Um ehrlich zu sein war mir die ganze Zeit noch nicht einmal ganz klar, worum ich Euch eigentlich bitte wollte. Doch dieser Tag war sehr lehrreich für mich.


Die Miraluka drehte ihren Kopf ein wenig zur seite um Adrians Blick einzufangen. Er hatte durchaus einen großen Anteil an diesem lehrreichen Tag.

„Mir ist klar, dass ich etwas älter bin als die meisten Jedi-Schüler. Allerdings muss meine bisherige Ausbildung positiv in Betracht gezogen werden. Um auf den Punkt zu kommen: Ich möchte gerne das Wissen, den Kodex und den Weg der Jedi studieren, verehrte Jedi-Rätin.“

<| Bandomeer – Orsikos – Raumhafen - Frachter |> Adrian, Chesara, Jibrielle, Zhaax und Zasuna
 
]Bandomeer-System - Orsikos - vor der Stadthalle - mit Chesara, Zhaxx, Zasuna und Adrian[

Es war das plötzliche Verschwinden, die rasche Abwesenheit von Lärm, die Jibrielle weckte. Sie schlug entgeistert die Augen auf und brauchte einen Moment um zu registrieren, wo sie war. Das Ende der Fahrt und Ausschalten des Speeders und die damit verschwindende Geräuschkulisse musste sie geweckt haben, wie sie schließlich realisierte. Die Anderen stiegen bereits aus den Gleitern und Jibrielle richtete sich rasch auf, um nicht weit hinter ihnen erst als Bummelletzte in das Raumschiff zu kommen. Hoffentlich war sie nicht die einzige gewesen, die der Schlaf übermannt hatte, dachte Jibrielle so bei sich und legte den Kopf schief, knetete mit der rechten Hand ihren Nacken. Bei den sehr niedrigen Nackenstützen des Gleiters hatte sie Glück gehabt, sich nicht komplett den Hals verrengt zu haben, fiel ihr auf. Da hatte die Macht wohl über mich gewacht, wie immer, dachte sie und lächelte müde. Chesara hielt die kleine Gruppe an, als sie gerade das innere des Frachters betreten hatte und richtete ein paar Worte an sie. Jibrielle versuchte zu verstehen, was ihr gerade erzählt wurde, als einen Lidschlag später auch schon Chesara vor ihr stand und ihr sanft über den Kopf strich.

"Aufwachen, Mäuschen. Oder willst du im Stehen einschlafen? Komm, es gibt noch etwas zu essen. Wir können alle eine Stärkung gebrauchen."

sagte Chesara mit ihrer unnachahmlichen Güte. Jibrielle grinste beschämt und nickte, krächzte leicht beim sprechen. Jetzt wo sie darauf achtete, spürte sie erst, wie sehr ihr leerer Magen sie schon quälte. Die Anderen waren schon ein Stück vorgegangen und als auch Chesara ihnen folgte, bemerkte Jibrielle erst, dass ihr ein weiterer Neuling noch gar nicht aufgefallen war. Sie hatte sie wohl unbewusst für Breela´a oder Nylia gehalten. Doch sie wusste ja eigentlich längst, dass die beiden und Kaiba noch anderweitig unterwegs waren. Diese Fremde , die neben Adrian ging, schien ebenfalls von der Macht berührt und war vielleicht ebenfalls eine Jedi in spe. Doch bevor Jibrielle ihre Unhöflichkeit wieder gutmachen und sie begrüßen und sich vorstellen konnte, war sie um die Ecke im Schiff verschwunden. Jetzt war es eh zuspät für einen ersten Guten Eindruck, entschied Jibrielle angesichts ihrer gefüllten Blase und suchte nun also zu aller erst die Toilette auf.

Das Wasser aus dem Hahn war eine Wohltat auf Augen und Wangen und Jibrielle war erstaunt, wieviel Dreck aus ihrem Gesicht auf das Metall des Beckens gespült wurde. Sie besah die Züge ihres Gesichts, die mehr als nur müde waren, mehr als einfach nur Erschöpft. Die Padawan war sie irgendwie sicher, dass noch immer die Erschöpfung und kräftezehrende Last Ord Mantells auf ihr lag. Doch mehr als jeden Tag ein bisschen mehr zu Kräften zu kommen, konnte sie gewiss nicht tun. Jetzt einen Happen zu essen und dann zu Bett zu gehen, wäre die beste Medizin für den morgigen Tag, die sie bekommen konnte. Sie wich mit ihr Blick von den kleinen Säckchen unter ihren Augen und trat aus dem Bad.

Die Anderen schienen bereits alle dabei zu sein, sich zu Tisch zu begeben und so tat Jibrielle es ihnen gleich. Als sie Adrian und die Neue sah, vermutete sie, dass sie ihren Besuch wohl ihm zu verdanken hatten. Hatte er so wie auch Chesara ein potentielles Mitglied für den Orden entdeckt? Vielleicht war er letzten Endes doch genau der richtige Jedi-Ritter, zu dem ihre Meisterin ihn ernannt hatte. Jibrielle trat neben die Neue und streckte ihre Hand entgegen, um sich vorzustellen.


"Hi! Tut mir leid, dass ich mich vorhin nicht vorgestellt hab. Mein Name ist Jibrielle. Jibrielle Dari lautet er komplett. Ich bin eine der Padawane von Chesara. Wie ist dein Name?"

fragte Jibrielle und lächelte die Rothaarige an, die sich als "Zasuna" vorstellte. Ein sehr melodischer Name, dachte Jibrielle und wunderte sich auf einmal über die zumindest von außen undurchdringliche Brille der Frau. Sie wirkte irgendwie zurückhalten bis schücherten auf Jibrielle, und so wollte sie die Neue nicht weiter bedrängen. Die ersten Stunden und sogar Tage bei den Jedi konnten eine sehr verwirrende, entwaffnende Zeit sein. Jibrielle umrundete stattdessen den großen Essentisch und schaute zu Chesara, die in der Bordküche gerade das Essen zubereitete. Die Mutter des Ordens, die Mutter der Galaxis, dachte Jibrielle grinsend. Dann begann sie schonmal, das Geschirr und Gewürze auf dem Tisch zu verteilen, plötzlich mit einem schwachen, undeutlichen, nicht einzuordnenden Gefühl im Bauch, dass vermutlich nur vom Hunger kam. Bestimmt war das Essen bald fertig.

Schließlich rief Chesara zum Essen und Jibrielle hätte vor Freude fast in die Hände geklatscht, doch fiel ihr zum Glück auf, wie lächerlich sie dabei ausgesehen hätte. Solch kindlichen Ausfälle konnte sie sich aber nicht mehr wirklich leisten. Sie war jetzt die älteste und erfahrenste von Chesaras Padawanen. Adrian war nach zig Jahren Unterricht zum Ritter geworden und selbst ein Meister, zumindest in der Zukunft, dachte Jibrielle und sah zu Zhaax und Zasuna. Einer von diesen beiden würde vielleicht bald sein Schüler oder Schülerin sein. Und ihr Gefühl sagte Jibrielle, dass sie die stille, zurückhaltende und deplaziert wirkende Breela´a wohlmöglich auch nicht mehr sehen würden. Der Orden war nunmal nicht für jeden was, Machtbegabung hin oder her. Das galt für Breela´a vielleicht genauso, wie es damals für Fey gegolten hatte. Und auch wenn Jibrielle selbst eine Padawan war: Sie musste versuchen den anderen ein gutes Vorbild zu sein. Also kein kleinkindliches Händeklatschen bei dem Geruch eines schmackhaften Eintopfes, tadelte sich Jibrielle und versuchte sich so anmutig auf ihren Platz zu setzen, wie sie konnte. Sie konnte sogar verhindern, dass ihr vor Appetit und Hunger das Wasser aus dem Mund lief.

Doch Zasuna erhob auf einmal das Wort und hinderte so Jibrielle daran, sich auf ihr essen zu werfen. Immerhin wäre es unhöflich gewesen. Veflucht, dachte Jibrielle und bemühte sich, aufmerksam dem zu lauschen, was Zasuna zu sagen hatte. Während die Worte der rothaarigen den Raum erfüllten, fiel Jibrielle abermals das Fehlen von Nylias blonden Locken am Tisch auf. Mit gerunzelte Stirn riss sie ihren Blick schließlich wieder von einem der leeren Stühle und schaute nur auf Zasuna.

Als Zasunas Lippen wieder zum Stoppen kamen, schaute Jibrielle mit vor Überraschung leicht hochgezogenen Augenbrauen von der Rothaarigen zur Jedi-Rätin. Was für eine Rede. Das offenbar bemühte Selbstbewusstsein und die Feierlichkeit ihrer Stimme, die irgendwie nicht zum Rest zu passen schien, verriet Jibrielle, dass sie diese Worte wohl schon so manches mal zuvor geprobt hatte. Kein Wunder. Der offizielle Ton mochte verwundern, dass sie aber eine zukünftige Jedi sein konnte und offenbar auch sein wollte weniger. Jibrielle war allerdings sehr überrascht zu hören, dass Zasuna eine Miraluka war. Die Padawan hatte erst ein paar in ihrem Leben zu gesicht bekommen und eine geistesgegenwärtigere Jibrielle hätte bei dieser Brille vielleicht dergleichen erahnt. Wow. Gespannt schaute Jibrielle zu Chesara, wartete auf ihre Reaktion und schlüfte bereits unbewusst an einem Löffel voller Suppe.


]Bandomeer-System - Orsikos - Frachter der Wingston Corp. - mit Chesara, Zhaxx, Zasuna und Adrian[
 
Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Kaiba

Nylia war erst einmal erleichtert darüber, dass Kaiba nicht ernsthaft verletzt zu sein schien. Hätte es einen von ihnen beiden schlimmer erwischt, hätten sie hier unten nichts machen können. Kaibas Einschätzung der Lage stimmte sie trotzdem nicht wirklich zuversichtlich. Man würde sie nicht schnell vermissen und selbst wenn, dann würde man sie nicht sofort retten. Sie hatte in ihrem Proviant auch ein paar Wasserflaschen und etwas zu Essen. Das würde sie für einige Zeit über die Runden bringen, aber wie lange hielten wohl die Glühstäbe? Die Aussicht im Dunkeln gefangen zu sein ohne zu wissen, wann man sie hier heraus holte, schnürte Nylia bereits jetzt die Kehle zu. Sie konnten daher doch nicht einfach nur abwarten. Wenn man sie wirklich nicht vermisste, dann müssten sie sich doch irgendwie bemerkbar machen. Es regte sie daher ziemlich auf, dass Kaiba sich einfach so auf den Boden setzte und aß. Mit in die Hüfte gestemmten Händen musterte sie ihn und schritt dann die Wand aus herabgestürzten Steinen ab. Sie wusste, dass es nichts brachte, aber sie klopfte trotzdem mit der Handfläche gegen einige. Es gab Nylia das Gefühl, immerhin irgendetwas zu unternehmen. Nachdem sie auf diese Weise zwei Runden durch das steinerne Gefängnis gedreht hatte, war ihre Wut auf Kaiba verflogen. Er hatte es nur sofort eingesehen, dass sie nur abwarten konnten.

„Bei mir gab es bisher nicht viel Schönes. Das wäre eine sehr kurze Unterhaltung.“

Sie seufzte und tastete vorsichtig ihre Stirn ab, wo Kaiba das Pflaster aufgeklebt hatte. Ihr Schädel brummte ganz schön. Leider hatten sie keine Kopfschmerztabletten dabei.

„Verstorbene Eltern, einsames junges Mädchen im großen, grausamen Universum... Die Geschichte kennt man. Sie ist immer gleich und deprimierend. Ich habe gelernt mich durchzuschlagen. Leider habe ich nie meine Bergbaufähigkeiten geschult. Wie sieht es bei dir aus? Zufällig einen Hammer oder einen Spaten dabei? Schade.“

Das war nicht die Antwort gewesen, die Kaiba erwartet hatte und sie lächelte daher entschuldigend.

„Tut mir leid. Ich bin einfach nicht gut im Smalltalk. Es gibt in meinem Leben nicht viel, über das ich gerne rede. Ich bin wohl nicht die fröhlichste Gesellschaft, sorry dafür.“

Sie überlegte, was sie erzählen könnte, da sie nicht so abweisend erscheinen wollte. Wenn es in ihrem Leben so wie es verlaufen war nichts Schönes gab, dann ja vielleicht in dem, was sie früher hatte führen wollen.

„Ich wollte früher immer irgendetwas Kreatives machen. Schon seit ich klein war, wäre ich gerne Fotografin oder Journalistin geworden. Ich hatte schon Unmengen an Informationen über die Studiengänge gesammelt. Ärztin wäre auch ein toller Beruf gewesen, aber ich kann kein Blut sehen. Das wäre eine ziemlich kurze Karriere geworden. Was wolltest du denn eigentlich werden? Jedes Kind träumt doch von einem tollen Job.“

Nylia legte ihre Glühstäbe zu den anderen und überschlug lieber noch nicht, wie viel Zeit sie dadurch hatten. Nachdenklich schaute sie sich um.

„Ich hoffe, die anderen haben es bis nach oben geschafft. Ich will mir nicht vorstellen, dass einer der Helfer da drunter liegt.“

Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Kaiba
 
- Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Mit Adrian, Jibrielle, Zhaax und Zasuna -

Alle saßen um den Tisch im Aufenthaltsraum herum und einer nach dem anderen nahm sich von dem Auflauf, den Chesara als Abendessen zubereitet hatte. Es war schwer, die Bilder des Tages aus dem Kopf zu verdrängen, das Leid der Menschen im Lazarett zu vergessen und sich selbst an einen Tisch zu setzen, an dem es genug zu essen gab, während im Nebenraum ein warmes Bett wartete. Es schien ungerecht und auch falsch, diese Dinge für sich zu beanspruchen, doch Chesara hatte gelernt, dass sie selbst nur zu helfen im Stande war, wenn sie selbst genug Kraft dafür besaß. Sie hatten heute einer Reihe von Verletzten geholfen. Dies wäre niemals möglich gewesen, wenn sie sich nicht selbst gestärkt hätten. Die Jedi-Rätin ließ ihren ersten Löffel abkühlen, bevor sie davon kostete. Das Essen war noch so heiß, dass es vor ihren Augen dampfte und hätte sie eine Brille getragen, hätten die Gläser vermutlich sofort beschlagen. Von allen Anwesenden trug nur die Miraluka eine Brille, doch durch die dunklen Gläser hätte sie nicht einmal etwas gesehen, wenn sie Augen gehabt hätte. Zasuna war dankbar für die Gastfreundlichkeit und zeigte dies auch offen. Sie hatte viel zu sagen und jetzt, wo sie zur Ruhe kamen, hatte sie auch endlich Gelegenheit dazu. Während die anderen begannen zu essen, begann sie zu erzählen, teilte Chesara und den anderen ihren vollständigen Namen mit, erkärte woher sie stammte und dass sie in einem Orden namens Luka Sene die Lehren ihres Volkes, das eng mit der Macht verbunden war, studiert hatte.

"Die enge Verbindung mit der Macht ist stark in Ihnen zu spüren".

Bestätigte Chesara. Sie hatte es bereits wahr genommen, als sie Zasuna die Hand geschüttelt und sich vorgestellt hatte und es überraschte sie nur mäßig, als Zasuna erzählte, dass ihr Lehrmeister Gerüchten nach ein Jedi gewesen war. Er hatte ihr viel über die Macht erzählt und je mehr die Miraluka in ihrer Erklärung fortfuhr, desto deutlicher wurde Chesara, dass er die junge Frau allem Anschein nach auf eine Ausbildung bei den Jedi vorbereitet hatte. So jedenfalls schien es ihr.

"Der Rat auf Coruscant..."

Wiederholte Chesara leise, als Zasuna meinte, dorthin eine Nachricht geschickt zu haben.

"Leider weilt der Rat schon lange nicht mehr dort. Seit wir vom Imperium von dort vertrieben wurden, ist viel Zeit vergangen und jede Nachricht, die dorthin geschickt und an den Orden adressiert wird, wird wohl vom Imperium abgefangen und gelöscht werden - oder zu eigenen Zwecken misbraucht."

Bekannte sie.

"Der momentane offizielle Sitz der Jedi befindet sich auf Lianna. Wir befinden uns dort tief in republikanischem Raum. Es wundert mich nicht, dass Ihre Nachricht unbeantwortet geblieben ist: der Rat hat sie nie erhalten."

Und trotzdem hatte die Macht einen Weg gefunden, sie zusammen zu bringen, hier, auf Bandomeer. Chesara lächelte.

"Die Macht jedoch kennt ihre Möglichkeiten, zusammen zu führen, was sie für richtig hält. Dass wir uns heute hier treffen, ist kein Zufall. Es ist der Wille der Macht. Und wer wären wir, diesen Willen in Frage zu stellen? Ich freue mich sehr, Sie in den Orden aufzunehmen, Zasuna. Tatsächlich sind die meisten Padawane im jungen Erwachsenenalter, das ist also gar nicht so ungewöhnlich, und mit dem breiten Vorwissen der Luka Sene scheinen Sie die besten Voraussetzungen zu haben, um eine Ausbildung in unserem Orden zu beginnen. Bei uns wird jeder Padawan einem Meister zugeteilt. Jibrielle hier ist meine Schülerin, ebenso wie ein junger Mensch namens Kaiba, der im Augenblick draußen in einer Miene hilft verschüttete Arbeiter zu retten. Außerdem..."

Chesaras Blick driftete hinüber zu Zhaax. Der Twi'lek war wissbegierig und hilfsbereit, während Breela'a sich entschieden hatte die Jedi zu verlassen.

"...außerdem ist Zhaax mein persönlicher Padawan. Er ist ebenfalls erst einen Tag bei uns, wir haben uns hier auf Bandomeer kennen gelernt. Meine vorige Schülerin, Breela'a, hat ihre Ausbildung leider abgebrochen."

Es war schade, aber leider war dies manchmal so.

"Sie hat erkennt, dass dies trotz ihrer Machtsensitivität nichts für sie war und natürlich akzeptiert der Orden solche Entscheidungen. Ich musste sie gehen lassen. Aber wie auch immer, willkommen im Orden der Jedi, Zasuna. Ich werde mich bemühen, schnell einen Meister zu finden, der noch einen Schüler aufnehmen kann."

- Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Mit Adrian, Jibrielle, Zhaax und Zasuna -
 
Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Mit Chesara, Zasuna, Jibrielle und Adrian

Beschämt bemerkte Zhaax, wie seine Mitpadawan Haltung bewies und, obwohl sie sicherlich genau so viel Hunger hatte, höflich und anständig aß und dem Gespräch lauschte. Der Twi'lek schluckte den Happen runter, den er im Mund gelagert hatte und passte sich dann Jibrielle an. Er immitierte nicht die elegante Sitzhaltung, sondern mehr das Benehmen, die aufmerksame Mimik, was Zhaax aufgrund seiner Erschöpfung ungeheurlich schwer fiel. Er verzog zwei bis drei mal den Ausdruck in seinem Gesicht bis ihm auffiel, dass er wahrscheinlich wie beim Kasper-Theater ausgesehen hatte. Erneut schaute er sich unauffällig um, in der Hoffnung, niemand hatte die peinlichen Versuche der Nachahmung gesehen.
Einige Löffel später hatte auch Zhaax die Fähigkeit sich zu konzentrieren wiedererlangt. Er verfolgte aufmerksam das Gespräch, während er Löffel für Löffel des schmackhaften Auflaufes aß und sein Magen sich langsam aber sicher von seinem komatösen Zustand erholte. Er legte leise den Löffel weg, schob den Teller beiseite und verfolgte das Gespräch, zwischen Jedi-Meisterin und Anwärterin. Auch Zhaax war ein Anwärter, wenn auch erst seit kurzer Zeit. Die Miraluka wusste augenscheinlich mehr als er über die Macht. Alle hier im Raum waren bewandert und den Umgang damit gewöhnt. Der junge Twi'lek hatte aber erst wenig Erfahrung damit. An einer Hand konnte er abzählen, wie oft er direkten Kontakt mit der übermächtigen Kraft hatte. Zhaax konnte sich auch nur noch entfernt an das Gefühl erinnern, dass seinen Körper durchströmte, da es so einzigartig war und das obwohl er es heute mehrmals spüren durfte.
Seine Gedanken rissen ab, als das Wort Coruscant fiel. Die Aufmerksamkeit die er dem Gespräch ab hier schenkte stieg immens, da seine Mutter, wenn sie Albträume hatte, oft davon sprach, aber seine Aufmerksamkeit sank nach einigen Momenten wieder, als die Meisterin die Übername durch das Imperium andeutete. Schon oft hatte Zhaax von der Unbarmherzigkeit des Imperiums gehört, doch konnte er sich kein Bild von der Organisation machen. Das Ausmaß derer Macht blieb ihm verborgen, bis ihn jemand darüber aufklärte.
Zhaax erinnerte sich an eine Geschichte, die ein gestrandeter Raumfahrer einmal über einen Sith erzählte. Die Boshaftigkeit in Person. Getrieben von Hass, Zorn und Abscheulichkeit vernichteten sie alles Schwache, denn Schwäche war keine Option für sie. Der Twi'lek, der damals ein Kind war, mochte diese Geschichte nicht. Diese Sith mussten das böse Äquivalent zu den Jedi sein, anders konnte er es sich nicht vorstellen. Arbeiteten Sie, wie die Jedi, indirekt für das Imperium? Dinge, die sich mit der Zeit sicher noch herausstellen würden.
Wieder konzentrierte er sich auf den Wortwechsel. Diesmal meldete sich Jibrielle zu Wort. Sie stellte sich höflich bei Zasuna vor und erinnerte Zhaax mit dieser Geste, dass er noch Gleiches tun musste. Nicht nur bei der Miraluka, auch bei Adrian.
Nachdem seine Mitpadawan sich vorgestellt hatte, begann der Twi'lek das Gleiche zu tun, gleich nachdem Chesara ihm keine bessere Vorlage hätte geben können.


"Hallo, ich bin Zhaax.Wie Meistern Syonette schon sagte, bin ich seit heute ihr Padawanschüler. Schön euch kennenzulernen, Zasuna."

Stellte er sich höflich vor. Danach wandte er sich Adrian zu.

"Auch euch Meister Jedi, sehr erfreut."

Schloss er seine Vorstellung lächelnd ab.

Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Mit Chesara, Zasuna, Jibrielle und Adrian
 
Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Nylia

Anscheinend wollte Nylia nicht so leicht aufgeben und wohl wenigstens versuchen etwas zu erreichen. Letztlich musste sie dennoch einlenken, das Gestein war einfach zu dick. Auf Kaibas Frage hin, was sie ihm so über sich erzählen könnte, antwortete sie wieder ausweichend. Seine Neugier erwachte, aber zu etwas drängen wollte er die Blondine auch nicht. Als sie sagte, sie sei wohl nicht die fröhlichste Gesellschaft, schmunzelte der junge Mann.

"Mach dir darüber keine Gedanken. Mein Sarkasmus und Zynismus macht micht meist auch nicht gerade zum Liebling einer Gesprächsrunde."

Schließlich rang sich die Padawan doch durch, ihm etwas von sich zu erzählen, vielleicht weil ihr Gewissen ihr riet, dem Kerl nicht vor den Kopf zu stoßen, der sie gerade gerettet hatte. Vielleicht tat sie es lediglich um nicht schroff zu erscheinen. Oder aber sie wollte ihm möglicherweise doch noch etwas anvertrauen. Wenn er die Macht genug beherrschen würde, hätte er ihre Gedanken erahnen können, so konnte der Jedi in spe nur spekulieren. Aufmerksam hörte er seiner Kollegin zu, die ihm berichtete, was sie früher einmal hätte werden wollen.

"Journalistin? Klingt interessant, ich kann mir vorstellen das du mit deiner schlagfertigen Art ein guter Schreiberling geworden wärst", meinte er mit einem ehrlichen Grinsen.

Anschließend fragte Nylia, was er denn gern geworden wäre.

"Hm, schwierige Frage. Ich weiß es nicht. Darüber hab ich mir wenig Gedanken gemacht. Ich liebte schon immer die Raumfahrt, also wollte ich schon etwas in der Richtung machen. Gleichzeitig aber keinen braven Job, weil ich bei spießigen Verwandten aufgewachsen bin und immer ein kleiner Rebell sein wollte. Das war auch der Grund, warum ich dann der Bande meines Onkels beitrat. Dort konnte ich das tun was ich wollte: fliegen. Außerdem hatte ich das, was man sonst in kaum einem anderen Job hat: Freiheit. Keine festgelegten Arbeitszeiten, Abenteuer die manchmal gefährlich sein konnten und das Gefühl dazu zu gehören. Und jetzt bin ich bei den Jedi...wenn man sich überlegt, dass ich die früher gehasst hab, weil ich ihnen die Schuld am Tod meiner Eltern gab..."

Einen Moment lang versank Kaiba in seinen düsteren Gedanken. Um das plötzliche Schweigen zu unterbrechen, rückte er näher an Nylia heran, kramte ein altes, zerkratztes Datapad raus und zeigte ihr, was darauf zu sehen war.


"Hier guck dir das an. Das ist mein Schiff die Phoenix Prime. Ein alter XS-Frachter. Ich weiß die Dinger sind eigentlich aus der Steinzeit, aber mein Vater hat die Mühle immer in Schuss gehalten und modifiziert. Es ist das einzige was ich noch von ihnen habe. Wenn wir hier draußen sind und sich mal die Gelegenheit ergibt, können wir eine Runde drehen. Dann kannst du auch meinen besten Freund und Copiloten kennenlernen."

Einige Bilder der Prime folgten, ehe Kaiba das Datapad ausschaltete und wegsteckte. Einen kleinen Schluck Wasser gönnte er sich und prüfte den Glühstab. Ein wenig würde dieser noch halten, aber nicht mehr allzu lang.

"Du bist länger bei den Jedi als ich, was kannst du mir so erzählen? Wie sind deine Erfahrungen bisher?"

Es war nicht das beste Gesprächsthema, aber da Nylia nicht gern über ihre Vergangenheit sprach, waren sie dahingegen ziemlich eingeschränkt. Außerdem wollte er nicht die ganze Zeit von sich reden, erstens war sein Leben nicht so spannend um sie damit zu langweilen, zweitens würde es wohl den falschen Eindruck erwecken, wenn er nur von sich sprach. Irgendwann wäre sie vielleicht vertrauensvoller ihm gegenüber, wenn nicht, dann sollte es wohl nicht sein. Tief im Inneren wünschte er sich aber, dass das Eis irgendwann brechen würde

Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Nylia
 
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Während die Miraluka ihre eigene Rede noch mal ein rekapitulierte und sicher ging, dass sie auch überall das Richtige gesagt hatte schweifte ihr Blick über die übrigen anwesenden Personen. Sie war sich wohl der Tatsache bewusst, dass ihr eigenes Essen kalt wurde. Doch in Anbetracht dieser aufreibenden und zugleich angespannten Situation, in der sie sich gerade befand, würde sie trotz ihres Hungers eh keinen Bissen herunter kriegen. Sie hoffte, dass ihr ganzer Redefluss vor allem die beiden Padawane nicht zu sehr beim Essen gestört hatte. Auch die beiden Jedi-Schüler hatten sich ihre Ruhe und ihr Abendessen im Laufe des Tages sicherlich mit einer ganze Menge Arbeit mühsam verdient.

Zasuna lauschte gespannt der Antwort der Jedi-Rätin. Dass sie ihre Verbindung zur Macht ansprach war ein sehr gutes Zeichen und zugleich ein großes Lob. Zumindest interpretierte sie es so. Wenngleich es etwas peinlich war, dass sie die Nachricht nach Coruscant gesendet hatte wo die Jedi sich scheinbar schon seit einigen Jahren nicht mehr dort aufhielten. Alpheridies lag nun mal wirklich nicht im Zentrum des Universums. Und einige Nachrichten brauchten deutlich länger, bis sie auf dem abgelegenen Planeten eintrafen. Außerdem interessierte sich meist auch niemand in ihrer Familie besonders dafür, was um sie herum denn so alles geschah. Sie nickte langsam, als Chesara sie über den neuen Sitz der Jedi auf Lianna informierte. Wenngleich sie noch nie etwas von diesem Planeten gehört hatte.


„Ich verstehe. Die Archivare auf meinem Heimatplaneten legen zwar großen Wert auf die Richtigkeit und die Anhäufung von Wissen. Aber die Aktualität zählt demnach ganz sicher nicht zu ihren Stärken.“

Folglich dachte sie auch kurz darüber nach, ob durch ihre fälschlicherweise nach Coruscant gesendete Nachricht irgendwelche Gefahren entstehen konnten. Doch warum sollte das Imperium sich die Mühe machen eine solch in galaktischen Maßstäben sicher belanglose Nachricht zurück zu verfolgen? Welche Informationen mochte sie in ihren endlosen Studien der großen Bibliothek noch alle falsch gelernt haben? Sie musste alles wieder in Frage stellen und sich schleunigst neu und aktueller über viele Dinge informieren wenn sie in Anwesenheit der Jedi nicht noch einmal auf diese Art und Weise negativ auffallen wollte.
Nachdenklich strich sie sich eine rot-violette Haarsträhne aus dem Gesicht, achtete auf ihre aufrechte Sitzhaltung und folgte dann den weiteren Ausführungen der Jedi-Rätin. Sie konnte ihr da nur zustimmen. Auch Zasuna sah es so, dass dieses scheinbar zufällige Zusammentreffen auf Bandomeer nicht rein durch den Zufall zu erklären war. Es war der Wille von Ashla. Und dann sprach sie die magischen Worte aus, die zunächst einmal in ihren Ohren widerhallten während sie sich mehrmals versicherte, ihre Bedeutung auch korrekt aufgenommen zu haben. Von einem Moment auf den anderen war sie ein Mitglied des Jedi-Ordens. Sie war in diesem Moment so verblüfft, dass sie den weiteren Worten Chesaras zunächst nicht ganz folgen konnte und erst später wieder in die Realität zurückfand. Anschließend atmete sie einmal tief durch und suchte nach Worten.


„Es ist mir eine Ehre.“

Sicherlich etwas wortkarg im Hinblick auf ihren halben Vortrag wenige Sekunden zuvor. Aber im Endeffekt drückte sie damit alles aus, was sie sagen wollte. Sie verband ihre Antwort mit einem Kopfnicken, sozusagen einer leichten Verbeugung, soweit dies am Tisch sitzend noch möglich war.
Noch einmal atmete sie tief durch, folgte mit ihrem machtsensitiven Auge dem hellen Fluss der Macht durch die so warm und friedlich strahlenden Personen um sie herum. In der Nähe der Jedi konnte sie sogar fast vergessen, dass sie sich im Inneren eines Raumschiffes befand.

Sie hatte den Pfad der Jedi nun also beschritten. Vermutlich einer der wichtigsten Schritte in ihrem gesamten Leben. Deutlich erleichtert sah sie nochmals in die Runde.
Adrian war die ganze Zeit sehr ruhig geblieben und im sich ganz aus dem Gespräch heraus gehalten. Aber so hatte sie ihn auch schon den ganzen Tag über kennen gelernt. Eine schlanke aber dennoch sportlich wirkende Frau hatte sich Zasuna kurz zuvor sehr freundlich als Jibrielle vorgestellt. Kurz darauf hatte dann auch der Twi’lek die Begrüßungsrunde fortgesetzt. Zasuna war in beiden Fällen darauf eingegangen. Unter anderem Umständen hätte sie gerne ausführlicher mit beiden gesprochen, doch im Moment waren ihre Gedanken einfach zu unsortiert. Außerdem war es schon spät und morgen würde sich bestimmt die Möglichkeit ergeben.



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Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Kaiba

„Freiheit... Ich verstehe, was du meinst.“

Nylia nahm ihr linkes Handgelenk in ihre Hand und fuhr mit dem Daumen über die keine Narbe dort. Freiheit, wenn auch noch so klein, war damals ihr größter Wunsch gewesen. Sie konnte daher gut nachvollziehen, wieso Kaiba damals diesen Lebensweg gewählt hatte, auch wenn man ihn deswegen für einen Kriminellen gehalten hatte. Er rückte auf einmal neben sie und hielt ihr ein Datapad hin. Nylia schaute sich die Prime an und lächelte. Das Schiff war alt, da hatte er Recht, aber wen störte das denn? Es flog, das war es, was zählte.

„Ich finde es toll. Dorthin fliegen, wo man will, das klingt großartig. Das habe ich mir früher immer gewünscht. Verschwinden und alles hinter sich lassen.“

Kaiba fragte sie nach ihrer bisherigen Zeit bei den Jedi und Nylia zuckte mit den Schultern.

„Gut und schlecht, aber das lag nicht am Orden selbst. Der Jedi, der mich gefunden und mich zum Orden gebracht hat, wollte mein Meister sein. Er verschwand bereits nach wenigen Tagen spurlos und ließ mich auf Coruscant ohne ein Wort zurück, ob er wiederkommt. Ich wollte es damals nicht akzeptieren und habe versucht ihn zu finden. Ich bin auf eigener Faust in den unteren Ebenen auf Suche gegangen. Es war dumm von mir, aber ich dachte, ich muss es tun. Er hat mir geholfen und nun wollte ich das gleiche für ihn tun. Adrian und Jibrielle mussten mich retten und meinen Meister habe ich auch nicht gefunden. Ich hatte gedacht, dass irgendeine besondere Verbindung zwischen uns besteht. Ich wusste immerhin als ich ihn das erste Mal sah, dass dieser Fremde mir helfen wird. Da konnte er doch nicht einfach verschwinden. Dass ich falsch lag, habe ich bei meinem leichtsinnigen Ausflug schnell gelernt. Mein Meister ist weg und seitdem warte ich auf einen neuen. Das ist das Schlechte, das bei den Jedi geschehen ist. Das meiste davon war meine eigene Dummheit, wie du siehst. Danach bin ich auf Lianna gewesen in der Jedi-Basis. Dort war es ganz nett. Ich konnte bei den Unterrichtsstunden mitmachen und so ein paar Dinge lernen. Der Orden ist nun mein neues zu Hause. Seit Jahren habe ich zum ersten Mal wieder eins. Das ist schön.“

Nylia lächelte traurig und atmete tief durch. Der erste Glühstab wurde schwächer und Nylia nahm schon einmal den nächsten zur Hand.

„Wie bist du zu den Jedi gekommen, wenn du sie doch gehasst hast?“

Nylia stand auf und lief ein paar Schritte, weil ihre Beine vom Sitzen auf dem harten Felsen schmerzten. Sie lief an der Wand entlang und lehnte sich dann gegen die herabgefallenen Steine. Als wieder einen Moment Stille zwischen ihnen herrschte, hörte Delia irgendwann ein leises Klopfen. Erst dachte sie, dass irgendwo ein paar kleine Steine herunter rutschten. Das Geräusch hörte aber nicht auf. Sie hob daher ihre Hand, um Kaiba zu signalisieren, dass er schweigen sollte. Angestrengt horchte sie.

„Ich höre irgendetwas. Meinst du, es kommt tatsächlich aus dem Haufen Felsen?“

Beunruhigt aktivierte sie den Glühstab, da er andere in diesem Moment endgültig erlosch. Es hatte keinen Sinn das leise Geräusch so orten zu wollen. Die Padawane versuchten daher wie zu Beginn auch, mit der Macht mögliche Präsenzen zu spüren. Lange dauerte es nicht, da schlugen sie beinahe gleichzeitig die Augen auf.

„Da liegt jemand drunter. Es wurde wirklich noch jemand verschüttet!“

Nylia fuhr sich ratlos durch die Haare und lief auf und ab.

„Was sollen wir machen? Wir können den armen Kerl nicht einfach unter den Steinen liegen lassen. Er braucht sicher Hilfe. Aber was machen wir, wenn nur noch mehr der Mine einstürzt, wenn wir versuchen die Felsen zu bewegen?“

Nylia wurde in dem Moment bewusst, dass sie erst einmal die Steine bewegen mussten. Mit Muskelkraft würden sie das nicht schaffen.

„Ich kann mit der Macht bisher nur kleinere Sachen bewegen. Wie sieht es bei dir aus?“

Die Frage würden sie sich früher oder später so oder so stellen müssen. Wenn nicht früh genug jemand kam um sie zu retten, müssten Kaiba und sie sich allein einen Weg an die Oberfläche suchen.

Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Kaiba
 
Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Nylia

Offenbar bedeutete Freiheit der Blondine genauso viel wie Kaiba selbst. Fast träumerisch erzählte sie, wie sehr sie sich das auch gewünscht hatte. Weshalb sie in der Vergangenheit keine Freiheit gehabt hatte, blieb ihm verborgen. Seiner Frage bezüglich ihrer bisherigen Erfahrungen im Orden, waren unterschiedlich. Sie erzählte von einem Jedi, der ihr Meister hätte werden sollen, ein Hauch von Bitterkeit lag in ihrer Stimme. Mitgefühl für seine Kollegin erfasste den jungen Padawan. Das war wahrlich nicht gerecht. Vielleicht war dem besagtem Jedi aber auch etwas zu gestoßen?

"Ich würde es weniger als Dummheit bezeichnen. Eher als Verzweiflung. Ich kann dich verstehen, gib dir nicht selbst die Schuld dafür. Du wolltest eben etwas tun, die Sorge hat dich geleitet. Daran ist nichts falsch."

Ihr trauriges Lächeln sprach Bände und er verspürte den Drang sie zu umarmen, unterließ es aber bei einem, wie er hoffte, warmen Lächeln.

"Warum ich trotzdem zu den Jedi gegangen bin? Nun... gute Frage. Das war ein langer Prozess. Bei einem Überfall des Imperiums auf unsere Schiffe starb mein Cousin in meinen Armen...", während er das erzählte, schluckte Kaiba und sein Blick wurde traurig.

"Damals war mein Hass auf das Imperium groß. Ich wollte ihn rächen, mein Onkel meinte aber, dass dies nicht der richtige Weg sei. Seiner Meinung nach müsse jeder seinen Beitrag im Kampf gegen die Unterdrücker zahlen. Ich habe lange überlegt und im Endeffekt war es wohl die Aussage meines Onkels und die Sehnsucht, mehr über meine Eltern zu erfahren. Bald hab ich eingesehen, dass nicht der Orden an ihrem Tod Schuld war. Irgendwann wollte ich ihrem Beispiel folgen, ich glaube sie hätten es so gewollt."

Kaiba wollte noch etwas sagen, Nylia signalisierte ihm aber, zu schweigen. Erst wusste der Ex-Schmuggler nicht, was das sollte, doch dann hörte er es auch. Da war ein Klopfen, sehr leise, aber stetig. Gleichzeitig, nahmen sie die Präsenz in der Macht des Verschütteten wahr. Der Brocken, der vor ihnen lag und es dem Arbeiter unmöglich machte zu ihnen zu gelangen, war viel zu schwer um ihn anzuheben. Zweifelnd äußerte die junge Frau einen Vorschlag.

"Na ja ich kann auch etwas größere Sachen levitieren, aber nicht das Ding. Mit Breela'a habe ich schon mal einen großen Stein angehoben. Ich bin mir sicher wir schaffen das auch, du bist weitaus stärker in der Macht als sie. Ich denke wir müssen einfach der Macht vertrauen".

Der letzte Satz hätte aufbauend und sicher klingen sollen, stattdessen ließ sich eine Prise Sarkasmus nicht vermeiden. Konzentriert machten sich die beiden an die Arbeit und verbanden sich innerhalb der Macht. Ihre Kräfte stiegen dadurch enorm und schon bald begann der Brocken unmerklich zu beben und sich dann, ganz langsam vom Boden abzuheben.

Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Nylia
 
- Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Mit Adrian, Jibrielle, Zhaax und Zasuna -

Und wieder war der Orden ein wenig stärker geworden, wieder ein Stück weit gewachsen. Die Zuversicht in Chesara, die schon auf Lianna begonnen hatte zu keimen, wurde größer. Die mageren Zeiten wandelten sich allmählich, der Orden bekam wieder Zulauf, sie konnten mehr Schüler ausbilden und somit wieder mehr Präsenz in der Galaxis zeigen. Die Jedi waren nicht verschwunden, auch wenn das Imperium, und vor allem die Sith, es fast geschafft hätten, sie zu vernichten. Die Republik hatte bereits begonnen sich zu erheben und nun traten auch die Jedi, und die, die es werden wollten, wieder vermehrt aus den Schatten heraus um sich dem Gesicht der Galaxis zu stellen.

Zasuna war nicht ohne Vorkenntnis. Sie besaß die Fähigkeiten der Miraluka, mit Hilfe der Macht zu sehen und sie als ganz natürliche Präsenz in ihrem Leben wahr zu nehmen. Dies war ein großer Vorteil. Sie benötigte sicherlich keine Erklärung, was die Macht eigentlich war und wie sie sich anfühlte. Nein, Zasuna war sich dessen vollkommen bewusst. Sie berührte die Macht ebenso selbstverständlich, wie sie lief, sprach und atmete und dies würde ihr die Ausbildung um einiges leichter machen, zumindest den Anfang.

Das Abendessen neigte sich seinem Ende, als die Teller leerer und die Bäuche voller wurden. Chesara, und sicherlich auch den anderen, hatte der Eintopf gut getan. Zasuna hatte zwar kaum etwas angerührt, doch wenn sie wollte, konnte sie später noch etwas essen. Ihre Portion ließ sich problemlos aufbewahren.


"Morgen wird wieder ein anstrengender Tag werden."

Sprach Chesara, nachdem sie sich den Mund mit einer Papierserviette abgetupft hatte.

"Ich empfehle jedem, so viel wie möglich zu ruhen und zu schlafen."

Die Jedi-Rätin erhob sich und begann die Teller zusammen zu stellen.

"Nehmt euch ein paar Minuten Zeit euch in die Macht fallen zu lassen. Wer seine Umgebung ausblendet und sich ihr überantwortet, wird leicht feststellen, dass die Ruhe und die Geborgenheit der Macht eine große Energiequelle sind, die unseren Geist und unseren Körper belebt."

Ob man die Meditation bei den Miraluka ebenfalls kannte? Diese Frage überstieg Chesaras Wissen. Für Zhaax war dies auf jeden Fall Neuland und er benötigte jemanden, der ihn an die Hand nahm.

"Adrian, vielleicht könntest du gemeinsam mit Zhaax und Zasuna meditieren?"

Schlug Chesara vor.

"Es muss nicht lange Zeit, nur ein paar Minuten. Geht ruhig früh zu Bett. - Jibrielle?"

Noch ehe Adrian hätte zu oder abstimmen können, wandte sich Chesara an ihre älteste Schülerin.

"Es gibt da etwas, das ich mit dir besprechen möchte. Wie wäre es, wenn wir einen kleinen Verdauungssparziergang machen? Etwas Bewegung täte mir gut."

Chesara stellte die schmutzigen Teller in den Spülomaten und stellte diesen an. Es war schon spät und auch sie sehnte sich nach ihrem Bett, doch sie musste noch mit Jibrielle reden, bevor sie schlafen gingen. Sie hatte im Lazarett gehört, wie sich jemand lobend über ihre Padawan geäußert hatte. Jibrielle hatte heute nicht gescheut, hart anzupacken und den Verwundeten zu helfen. Sie hatte viel Gutes getan. Es war an der Zeit, dass Chesara ihr gab, was sie verdiente.

"Ich warte draußen."

Verkündete sie, nahm den Umhang ihrer Jedi-Robe, der über ihrer Stuhllehne gehangen hatte, und zog ihn über. Der raue Stoff würde sie in der kalten Abendluft wärmen.

- Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Draußen vor dem Frachter -
 
- Bandomeer - Bandor - Gleiter - Mit Bone, Venecia, GE3 -

Bandor lag in Schutt und Asche. Obwohl sie die Bilder der Verwüstung bereits im Holo-TV gesehen hatte, fiel es Akemi schwer, sich die riesigen Wellen und Wassermassen vorzustellen, die die Stadt zerstört und so viele Menschen das Zuhause gekostet hatten. Auch vor Ort zu sein, half wenig, um ihre Vorstellungskraft anzukurbeln. Sie sah die zerrissenen Häuser und die Straßen, in denen noch immer knöcheltief das Wasser stand, doch das Bild einer riesigen Welle, die alles unter sich begrub, wollte sich nicht in ihrem Kopf manifestieren. Dieses schreckliche Ereignis war zu groß und zu ungreifbar. Vermutlich war es eines der Dinge, die man sich einfach nicht vorstellen und auch nicht verstehen konnte, wenn man sie nicht mit den eigenen Augen gesehen hatte. Akemi widerstand dem Drang, ihren Blick abzuwenden, als der Gleiter, den Bone steuerte, durch Bandors Straßen rauschte. Sie sah die vielen Hilflosen, die Menschen, Ithorianer, Arconier und sogar ein paar Meerianer. Sie alle waren auf Hilfe angewiesen, sie alle waren überrascht worden von den Fluten, die ihnen alles genommen hatten, was sie besessen hatten. Es fühlte sich furchtbar an, nichts für sie tun zu können und obwohl sie nichts dafür konnte, fühlte sich Akemi allein dafür schuldig, dass es ihr viel besser ging und sie in einem warmen Gleiter saß, während so viele Bewohner Bandors nicht einmal mehr diesen Luxus hatten. Dass sie sich dieses Privileg trotzdem noch gönnte, musste ihnen vorkommen wie ein Schlag ins Gesicht. Das erschütternde Bild, das sich ihnen bot, hatte sie alle zum Schweigen gebracht. Selbst Venecias Geschnatter war verstummt, als sie den weiträumig abgesperrten Raumhafen verlassen hatten. Lediglich 1-CXC-GE3, der Protokolldroide, der Akemi und ihrem Team die Kommunikation mit den Einheimischen erleichtern sollte, kommentierte immer wieder ihre aktuelle Situation, die Umgebung der Stadt und die aussichtslose Situation der Bewohner Bandors. Akemi versuchte ihm nicht zuzuhören und zwang sich weiter aus dem Fenster zu sehen, auch wenn sie ihren Kopf am liebsten unter einem großen Kissen vergraben hätte. Doch darum war sie nicht hier. Ihre Aufgabe als Botschafterin der Republik war es, auf die Katastrophe aufmerksam zu machen.

"Es ist davon auszugehen, dass die Infrastruktur Bandors erheblichen Schaden davon getragen hat."

Gab 1-CXC-GE3 Auskunft, erwähnte damit jedoch nichts, was Akemi nicht schon selbst gedacht hatte.

"Danke, GE3."

Sagte sie trotzdem der Form halber. Der Droide wandte den Kopf in ihre Richtung.

"Selbstverständlich, Miss Akanato. Es ist meine Aufgabe, Sie über derlei Dinge zu informieren. Ich verfüge nicht nur über umfassende Datenbanken, sondern auch über eine rasche Auffassungsgabe, die es mir ermöglicht, aktuelle Ereignisse anhand ähnlicher historischer Geschehnisse in einen Kontext zu setzen und zu analysieren."

Akemi nickte.

"Du bist eine nützliche Ergänzung unsere Teams, GE3."

Versicherte sie dem Droiden. Venecia, die direkt vor Akemi saß, rollte mit den Augen. Ginge es nach ihr, hätten sie den Droiden vorerst auf dem Schiff gelassen und nur später dazu geholt, sollten sie gar nicht ohne einen Dolmetscher auskommen, was recht unwahrscheinlich war, da auf Bandomeer so gut wie jeder Basic sprach. Die Theelin bezeichnete Droiden grundsätzlich als "Blechbüchsen". In ihren Augen gab es keinen Job, den ein Droide verrichtete, den nicht auch ein organisches Lebewesen übernehmen konnte.

Der Gleiter hielt und hatte sie zu ihrem vorläufigen Ziel gebracht, dem Treffpunkt mit einer Kameracrew, die Akemis Besuch im Katastrophengebiet filmen und den Nachrichtenagenturen für die Holonet-News zuspielen würde. Es ging um Publicity, wie üblich, doch mit einem guten Grund. Je mehr Aufmerksamkeit Bandomeers Lage zugesprochen wurde, umso mehr Hilfe gab es zu erwarten. Akemi hatte schon im Voraus Bedenken gehabt, doch sie erinnerte sich daran, was Gynt ihr erklärt hatte: so lange sie es schaffte, dass man über Bandomeer sprach und die Galaxis begann zu helfen, hatte sie ihren Job erfüllt. Es war egal, wenn man sie belächelte oder über sie schimpfte, weil die Leute glaubten, sie sei als Medienstar oder Schauspielstarlet nur auf die eigene positive Publicity aus. Diese bösen Stimmen mussten ihr egal sein, auch wenn es schwer fiel, sie zu ignorieren. Die Hilfe Bandomeers war ihr ersters Ziel und allein wenn sie dieses erreicht hatte, würde sie zufrieden sein.


- Bandomeer - Bandor - Gleiter - Mit Bone, Venecia, GE3 -
 
[ Bandomeer – Orsikos – Raumhafen – Frachter | Chesara, Adrian, Jibrielle, Zhaax und Zasuna ]

Es war komisch zu sehen, wie sein neuer Rang von den Anwesenden akzeptiert und respektiert wurde. Zhaax nannte ihn sogar schon Meister Jedi, obwohl der Twi’lek gar nicht so viel jünger war als er selbst. Er würde sich wohl daran gewöhnen müssen, dass viele Padawan-Anwärter etwa in seinem Alter waren, hatte er selbst die Ausbildung doch wesentlich früher angefangen. Alisah und er waren gerade in die Pubertät gekommen, als sie dem Jedi-Orden beigetreten waren. Mit einem freundlichen Lächeln hatte Adrian die Vorstellung des Twi’leks erwidert und sich ebenfalls kurz vorgestellt. Ansonsten hatte er das Abendessen still essend verbracht. Zasunas Anliegen war das einzig größere Thema am Tisch gewesen und dieses Gespräch hatte Chesara mit ihr geführt. Die Jedi-Rätin schloss die Runde, kurz nachdem alle aufgegessen hatten, mit der Empfehlung, so viel wie möglich zu ruhen und zu schlafen. Adrian bat sie entsprechend mit Zhaax und Zasuna zu meditieren. Der junge Jedi nickte seiner Meisterin zu, bevor diese sich noch an Jibrielle wandte und um ein Gespräch mit Adrians ehemaliger Mitpadawan nickte. Adrian erhob sich ebenfalls vom Tisch und blickte zu dem Twi’lek und der Miraluka.

„Also dann – die Meditation ist eine gute Möglichkeit einen Tag wie diesen ausklingen zu lassen und den Geist zur Ruhe kommen zu lassen.“

Adrian überlegte einen Moment, wohin sie sich wohl am besten zur Meditation zurückziehen konnten. Die Quartiere waren alle relativ klein und außerdem würden Nylia und Kaiba sicher auch bald zurückkehren und dann wären sie in ihrer Ruhe möglicherweise gestört. Der einzige Platz, wo sie vor einer Störung halbwegs sicher waren, war wohl das Cockpit.

„Folgt mir bitte zum Cockpit, dort werden wir uns eine Weile niederlassen. Ich denke da sind wir ungestört.“

Im Gehen wandte er sich erneut an die beiden Padawane, wobei er von Zhaax zu Zasuna blickte. Unwillkürlich fragte er sich, ob die Miraluka sich beim Gespräch überhaupt gegenseitig ansahen, so wie die Menschen und andere humanoide Wesen es taten. Würde Zasuna den Unterschied bemerken? Ein merkwürdiger Gedanke. Der Umgang mit einer Miraluka würde ihn wohl noch vor einige Rätsel stellen. Gleichzeitig fand er die Kultur und Zasunas bisheriges Leben sehr faszinierend. Er kannte sonst niemanden, der die Machtnutzung vom Kindesalter an so sehr in den Alltag integriert hatte, wie Zasuna als Luka Sene. Ihre Erzählungen am Essenstisch hatten ihn neugierig gemacht. Bei Gelegenheit würde er sie ein bisschen genauer zu ihrer bisherigen Ausbildung befragen.

„Zhaax, hast du schon einmal meditiert oder kannst dir etwas darunter vorstellen? Wir Jedi nutzen diese Technik um eins mit der Macht zu werden … uns gewissermaßen fließen zu lassen und dadurch zu entspannen.“

Vor der Tür des Cockpits blieb Adrian kurz stehen und sah, vermutlich unnötigerweise, Zasuna an.

„War die Meditation fester Bestandteil bei den Luka Sene, Zasuna? Ich könnte mir vorstellen, dass du schon einige Erfahrung damit hast.“

Dann drückte er den Türöffner zum Cockpit und die Metalltüren schoben sich vor ihren Augen zur Seite. Der Raum bot genügend Platz für sie drei, wenn der Boden auch nicht wirklich bequem war. Aber das war er nirgendwo – diese Erfahrung hatte Adrian schon als 14-jähriger Neuankömmling im Jedi-Orden machen müssen. Doch auch er hatte mit der Zeit die Lektion gelernt, dass Komfort nicht wichtig war und dass sich der Körper irgendwann ohnehin an die harten Böden gewöhnte. So war das Leben als Jedi und es half nichts Neulingen in ihrem Orden etwas anderes zu sagen und zu zeigen als die Wahrheit.

[ Bandomeer – Orsikos – Raumhafen – Frachter – Cockpit | Adrian, Zhaax und Zasuna ]
 
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Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Gemeinschaftsraum - Mit Adrian, Zasuna, Chesara und Jibrielle

Die Teller waren leer, die Bäuche gefüllt. Zhaax war zufrieden und nahm seine Umwelt wieder komplett wahr. Müdigkeit trat ihm ins Gesicht und in diverse Körperteile, doch er wollte etwas lernen. Er wollte das wissen, was die anderen schon längst wussten und vermutlich auch Zasuna. Ja er war erschöpft und ja, am Liebsten wäre er jetzt auf ein weiches Kissen gefallen und hätte geschlafen, doch stand der junge Twi'lek auf und simulierte eine aufrechte Haltung, danach folgte er dem Jedi-Ritter in Richtung des Cockpits. Das Schiff wirkte auf Zhaax, verglichen mit den bisherigen Behausungen, wie ein Palast, auch wenn die Gänge nicht die breitesten waren machte der Frachter schon etwas her. Er erfüllte die Grundbedürfnisse, und das war für den Twi'lek momentan purer Luxus. Es war sauber und ordentlich. Als er an seiner Kabine vorbeikam, rief sein Bett nach ihm, doch er verwarf den Gedanken zu schlafen schnell wieder. Den beiden Vorläufern hinterhertrottend widmete er seine vollste Konzentration Adrian, als er vor dem Cockpiteingang stehen blieb und fragte, ob Zhaax sich unter Meditation etwas vorstellen konnte.

"Nun ja. Ich weiß wie man meditiert, das weiß glaube ich jeder. Im Schneidersitz auf den Boden setzen und die Ruhe genießen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie ich dabei die Macht berühren soll." gab der junge, naive Twi'lek zu.

Er kam sich in der Gruppe vor wie ein Grundschüler. Unwissend und dunkelgrün hinter den Ohren.
Auch Zasuna wurde gefragt, ob sie schon Erfahrungen mit der Meditation hatte. Doch bekam Zhaax ihre Antwort nicht mit, da er wieder mal in Gedanken versunken war. In seiner Vorstellung führte Adrian die Meditation vor, im Schneidersitz sitzend, Finger und Daumen einer jeden Hand berührten sich. Danach fragte er sich, ob seine Mutter auch gerade entspannen würde, wo sie jetzt ist, ob alles glatt gelaufen war. Wieder wurden seine Gedankengänge von üblen Ahnungen überzogen, noch nie hatte er solche Bilder vermutet. Seine Miene verzog sich bis zur Unkenntlichkeit, doch er versteckte sein Gesicht, immer wenn er an seine Mutter dachte. Als er sich wieder konzentrierte, gingen die beiden schon ins Cockpit. Zhaax folgte bereitwillig und immitierte, was Adrian und Zasuna taten.


Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Cockpit - Mit Adrian und Zasuna
 
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<| Bandomeer – Orsikos – Raumhafen - Frachter |> Adrian, Chesara, Jibrielle, Zhaax und Zasuna

Das Essen war beendet, noch ehe sie richtig damit begonnen hatte. Ein paar wenige Bissen und Zasuna war satt. Die ganze Aufregung schlug ihr irgendwie ein wenig auf den Magen. Ihr erstes großes Etappenziel war erreicht. Jetzt musste sie sich wieder orientieren und neue Ziele setzen. Dann würde sie erneut Pläne formulieren und sich damit auf den Pfad begeben, um ihr Ziel zu erreichen. So machte sie das immer. Einmal festgelegt änderte sie weder ihre Ziele noch ihre Pläne sonderlich gerne.
Was die Ausbildung bei den Jedi anging gab es nun viel zu tun. Die Miraluka konzentrierte sich auf die Worte der Jedi-Rätin und dachte darüber nach. Sich in die Macht fallen lassen? Hörte sich für sie nicht allzu kompliziert an. Die Macht war ihr Augenlicht. Sie hatte vollstes Vertrauen in die Macht und fühlte sich sehr eng mit ihr verbunden. Für viele Miraluka endete das Verständnis für die Macht an diesem Punkt. Aber dennoch wusste sie, dass die Macht noch mehr war. Sich aber ganz in ihr „aufzulösen“, wie ihr Meister das von ihr gefordert hatte, war eine schwierige Aufgabe. Die Meditation hatte dies zum Ziel. Sie hatte Erfahrung mit der Technik der Meditation. Aber für die nächste Stufe benötigte sie durchaus jemanden, der sie auf diesem Pfad führte. Gemessen an dem Vertrauen, dass sie Adrian nach diesem Tag schon entgegen brachte, war sie mit Chesaras Vorschlag doch sehr einverstanden.

Auf die Aufforderung des Jedi hin erhoben sich die Miraluka und der Twi’lek vom Esstisch und folgten ihm zum Cockpit des Transporters. Sie war bisher eher selten auf solchen Raumschiffen gewesen. Das lag einerseits daran, dass Raumschiffe auf Alpheridies selten waren und außerdem auch daran, dass sie sie möglichst mied, wenn es denn eine andere Reisemöglichkeit gab. Kleinere Speeder als schnelle Fortbewegungsmittel waren natürlich schon okay. Aber in einem Raumschiff im Weltraum. Allein bei dem Gedanken lief ihr ein Schauer den Rücken hinunter.
Schnell lauschte sie dem Gespräch zwischen Zhaax und Adrian um auch dadurch auf andere Gedanken zu kommen. Ein kurzes amüsiertes Lächeln huschte über ihre Lippen, als der junge Padawan seine Vorstellung von der Meditation beschrieb und dann sein Problem mit dem „Berühren“ der Macht umschrieb. Wie mochte die Welt für Nichtmiraluka aussehen. Das war für sie kaum vorstellbar. Ein Gefühl der Blindheit. Die Macht war aus ihrem Leben nicht wegzudenken.
Im Cockpit angekommen staunte sie zunächst über die ganzen Köpfe, Anzeigen, Bildschirme und was da sonst noch alles zu finden war. Technik im Überfluss. Wie lange mochte man wohl brauchen, bis man ein solches Gefährt sicher bedienen konnte. Die Navigation für einen Hyperraumsprung war etwas anderes, als einen Landspeeder über das Steuerruder und jeweils ein Gas- und Bremspedal zu fliegen.

Sie spürte, dass der Blick des Jedi auf ihr ruhte und rief seine Frage zurück in ihr Gedächtnis. Sie war schon zu dem Entschluss gekommen, dass sie allein heute in Anbetracht der Auren der Jedi schon Fortschritte für ihre Ausbildung gemacht hatte. Sie verstand nun eher, was Meister Joff damit gemeint hatte, dass sie die seltene Fähigkeit besaß, „in die Leute hinein“ zu schauen. Einmal konnte sie das äußere, die materiellen Umrisse sehen. So sahen alle Miraluka und ganz ähnlich mochten auch die Augen der Nichtmiraluka funktionieren. Doch wenn einfach etwas tiefer oder genauer hinschaute, dann sah sie… ihr Wesen in der Macht. Jedi-Rätin Chesara war auch so schon hübsch, aber für ihren Anblick und Aura in der Macht hatte Zasuna nur das Wort „engelsgleich“ gefunden. Es gab da also schon Unterschiede. Aber damit musste sie sich noch eingehender beschäftigen.

Die Miraluka ließ sich auf dem Boden nieder. Anders als von Zhaax beschrieben setzte sie sich allerdings nicht in den „Schneidersitz“ sondern kniete auf sich den harten Boden, hielt ihre Beine dicht aneinandergedrückt, während sie die Hände leicht auf ihre Oberschenkel stützte. Dann versuchte sie die offene Frage zu beantworten.


„Ja, die Meditation war ein fester Bestandteil meiner Ausbildung und ich habe mich auch darüber hinaus schon intensiver damit beschäftigt. Ich kann mich dadurch tiefer entspannen und … bewusster träumen, als ich das im Schlaf tun kann. Daher schlafe ich eher selten, sondern ziehe die Meditation in der Regel vor.“

Sie zögerte kurz. Wie sollte sie ihr Anliegen formulieren?

„Ich versuche es mal mit einem Bild. Ich komme bis zu dem Punkt, wo ich den Fluss der Macht sehen kann. Aber mir fehlt der Schritt dazu, in sie einzutauchen und in ihr zu schwimmen. Es mag zu weit gehen für eine erste Stunde der Meditation und ich weiß auch nicht, ob Ihr noch nachvollziehen könnt, wovon ich spreche. Aber ich denke ich suche jemanden, der mir zeigt, wo die Strömung des Flusses nur so stark ist, dass auch ich als Anfänger darin schwimmen kann.“

Hoffentlich redete sie da nicht zu wirres Zeug. Eigentlich konnte das doch keiner mehr verstehen, was sie da von sich gab. Und erst recht würde das dem Twi’lek nicht sonderlich weiterhelfen. Natürlich ging das zu weit, saß doch hier noch ein Padawan, dem die eigentliche Verbindung zur Macht schwer fallen mochte. Sie sollten sich eher auf ihn konzentrieren.

„Wenn Ihr möchtet und dies erlaubt, führe ich uns im … konventionellen Teil der Meditation. So seht Ihr auch gleich, was ich schon weiß oder falsch mache. Ihr dürft gerne übernehmen, sollte ich Fehler machen. Aber spätestens dann, wenn wie versuchen die Macht zu berühren. Eine Erklärung dahingehend wird mir schwer fallen.“

Die Zustimmung des jungen Jedi vorausgesetzt wandte sie sich an Zhaax.

„Löse dich am besten von allen Bildern, die nun in deinem Kopf herumschwirren mögen. Du musst nicht Sitzen. Es gibt Leute, die meditieren im stehen oder bei körperlichen Übungen. Tu es einfach so, wie es dir beliebt. Und wenn du dies im Schneidersitz tun möchtest, steht es dir frei.
Und nun… schließe die Augen. Das macht es am Anfang wahrscheinlich einfacher.“


Sie selbst spürte, wie ihre Stimme langsam ruhiger wurde, während sie sich langsam etwas mehr entspannte. Bei den Luka Sene hatte auch sie junge Miraluka in die Meditation eingeführt. Hier war das etwas anderes, weil sie sich nicht so gut in die Leute um sie herum hineinversetzen konnte.

„Du musst deine Gedanken befreien. Am besten konzentrierst du dich auf deine Atmung. Ruhig, und gleichmäßig. Langsam einatmen…. und ausamten. Spüre deinen ganzen Körper und fokussiere dich einen Punkt tief im Inneren. Einatmen… und ausatmen. Spüre deinen Herzschlag. Atme ein, und langsam wieder aus. Konzentriere dich auf deine Mitte. Atme ein, und wieder aus.“

Selbst zu meditieren während man andere führte war schwer. Man konnte sich nicht zurücklehnen und sich fallen lassen. Sie führte die Übung langsam fort, hoffte, dass soweit alles richtig war und zugleich dass Adrian gleich übernehmen würde.

<| Bandomeer – Orsikos – Raumhafen – Frachter - Cockpit |> Adrian, Zhaax und Zasuna
 
]Bandomeer-System - Orsikos - Frachter der Wingston Corp. - mit Chesara, Zhaxx, Zasuna und Adrian[

Das Blut funkelte rot auf den Zinken der Gabel. Ein letzter Tropfen löste sich von einem Zacken, bis bloß noch so wenig von der klebrigen Flüssigkeit am Metall war, dass sie sich wie im Klammergriff daran festhielt, obwohl die Gabel beim Laufen in der Faust hin und her schwang. Jibrielle rannte auf die Tür am Ende des Flurs zu, ihr Atem wie ein Trommelwirbel, die zwei Zöpfe wild hinterher fliegend. Sie flog hart gegen die Tür, fing jedoch die meiste Wucht mit ihren Händen ab und riss die Tür auf. Rasant und doch nicht schnell genug für ihren Geschmack schoss die Tür auf und Jibrielle huschte ins Zimmer, bevor sie sie wieder zuschlagen ließ und somit den steigenden Lärm von draußen abschnitt. Im Schlafraum war es verstörend ruhig. Das Licht der Sparlampen kam erwachte nur behebig zum Leben und tauchte die vier Doppeletagenbetten langsam in ein weißes, kaltes Licht. Jibrielle machte ein paar Schritte auf ihren Nachtschrank und ihr Bett zu, wollte schon hochklettern, gefror jedoch in der Bewegung. Sie konnte nirgendwohin fliehen, es würde nichts bringen. Plötzlich fiel ihr die blutige Gabel in ihrer Hand auf. Warum hatte sie sich mitgenommen? Wie in einem Reflex verspürte sie plötzlich einen unbändigen Wunsch, das Ding loszuwerden. Sie drehte sich zum Nachrschrank, zog die einzelne Schublade heraus und ließ das verfluchte Ding darin verschwinden.

Sie hörte nur ihr eigenes Keuchen, das Wummern in ihren Ohren ... und plötzlich war der Lärm wieder da, sickerte bedrohlich durch die Tür. Mehrere Stimmen näherten sich, hohe und helle, alle laut, manche lauter. Sie toben, dachte Jibrielle und ging langsam Schritt für Schritt nach hinten, weg von der Tür. Ihre Fingerspitzen berührten die rauhe Wand. Das dumpfe Dröhnen einer Stimme stach jedoch hervor, übertönte die anderen und schien ein paar von ihnen Ruhe zu gebieten, denn plötzlich schwoll der Lärm ab. Doch dann öffnete sich die Tür, die schon bei ihrer Erbauung hoffnungslos veraltet gewesen war und nun schon vor lauter Alterschwäche knackte und quietschte, einen Spaltbreit und knackte und quietschte dabei. Für einen Augenblick brachte sie den Krach von draußen mit herein, doch dann war sie wieder zu. Und eine blonde Frau stand da, das Haar glatt und schimmern bis zu den Schultern ragend, und lehnte sich leicht gegen den billigen, harten Kunststuff der Klinke. Sie war so groß wie die anderen Erzieherinnen, die alten, doch war sie schlank und ihre Haut war noch ganz glatt. Grübchen und volle Wangen zeichneten ihr Gesicht, das keine einzige Falte zu besitzen schien. Nur wenn sie lächelte, rund um den Mund. Doch jetzt lächelte sie nicht. Die grünen Augen der jungen Frau schauten direkt in Jibrielles grüne Augen, ihr Blink traurig und ... was? Jibrielles Mund stand vor Aufregung ein Stück offen, als sie hin- und hergerissen zwischen Wut und Angst und Traurigkeit nicht wusste, was sie sagen sollte, und sich nun ganz mit dem Rücken gegen die Wand schob. Die Wut gewann und sie guckte die junge Frau an der Tür böse an.


"Geh weg! Lasst mich in Ruhe!"

rief Jibrielle und hätte fast aus Reflex nach einem ihrer Zöpfe gegriffen, um daran zu ziehen, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. Die junge Frau ging aber nicht. Sie kam vielmehr von der Tür auf Jibrielle zu und setzte sich auf den leeren Nachschrank, eine Armlänge von Jibrielle an der Wand entfernt.

"Was hat sie gemacht?"

fragte die junge Frau und strich sich das blonde Haar, so glatt wie Seide, aus dem Gesicht und hinters Ohr, legte den Kopf schief und durchbohrte Jibrielle mit ihrem intensiven, selten traurigen Blick. Es war kein Zorn in ihrer Stimme zu hören und das überraschte Jibrielle. Jibrielle blickte unsicher auf sie schräg runter, denn sie saß und Jibrielle war auch kein kleines Mädchen mehr. Erst sackte das Mädchen mit den Zöpfen nichts, doch dann kehrte die Wut zurück.

"Ich werde mich nicht bei ihr entschuldigen, Robijn!!"

rief Jibrielle. Das war okay, sie durften sie Robijn nennen.

"Darum hatte ich dich auch nicht gebeten. Ich habe gefragt, was Vanny gemacht hat."

sagte Robijn und lächelte schwach. Jibrielle machte den Mund auf und zu. Warum war Robijn nicht wütend? Die alte Frau Dagmurs hatte wie am Spieß gebrüllt und alle hatten sie angeschrien. Vannys hysterisches Weinen war am lautesten von allen zu hören gewesen.

"Sie ... sie hat mich wieder Elle-Nervensäge und Pferdegesicht genannt. Und dann ..."

als Jibrielle die Worte aussprach, kamen die Tränen plötzlich hoch, die sie das ganze Essen über und während der Flucht in den Schlafraum zurückgehalten hatte. Langsam, eine nach der anderen, fanden sie ihren Weg in Jibrielles Augenwinkel.

"Und dann hat sie mit ihrem Mund ... mit ihrem Mund über die Erbsen gescharrt, die Zähne gebleckt und gewiehert und so getan als würde sie fressen wie ein Pferd."

sprudelte es am Ende laut aus Jibrielle heraus und inzwischen kamen schon ganz viele Tränen auf der Spitze ihrer kaputtgelaufenen Schuhe an. Dass die anderen, vor allem die Jungs, während Vannys Vorstellung die ganze Zeit leise "Elle in den Zoo, Elle in den Zoo, Elle - Elle - Elle in den Zoo" gesungen hatten verschwieg sie.

"Und die -"
"Und als sie mir dann die Schuhe ausziehen wollte, um nach passenden Hufen für mich zu suchen, und den Jungs gesagt hat, sie sollen mich festhalten. Da hab ichs ihr gezeigt ..."

schoss Jibrielle noch hervor, bevor ihre Stimme in ein leises, schuldiges, wütendes Wimmern abebte. Sie saß inzwischen auf dem Rand des unteren Etagenbetts, der Schopf ihres Haars berührte nur leicht die Kante des oberen Betts, als ihr Kopf langsam und unregelmäßig daran entlangfuhr.

"Und die Gabel?"

hörte Jibrielle Robijn einen langen Moment später sagen. Ohne aufzusehen zeigte Jibrielle wage in die Richtung des Nachtschranks. Es zischte kurtz zweimal. Und dann setzte sich Robijn plötzlich neben sie und eine Hand legte sich vorsichtig auf ihren Rücken, strich sanft darüber. Jibrielle unsicher auf, traute sich jedoch nicht Robijn direkt anzusehen. Die Gabel war verschwunden. Sie musste sie eingesteckt haben. Mit einem langem Schneuzer zog Jibrielle die Nase hoch. Sie erwartete angeschrien zu werden, bestraft und geprügelt zu werden, wie manche der alten Hähnen es manchmal taten, wenn sie einen schlechten Tag hatten.

"Wir haben einen Verband um Vannys Unterarm gebunden. Es hatte schon nicht mehr geblutet, auch wenn sie uns allen einen großen Schreck eingejagt hat. Hörst du das? Sie weint sich noch immer die Augen aus dem Kopf."

"Gut! Soll sie nie wieder aufhören! Und ihr gemeines Maul halten!"

"Jibrielle!"

sagte Robijn ermahnend, jedoch ohne die Stimme zu erheben. Sie klang wie immer weich und warm, eindringlich.

"Du kannst nicht einfach deine Brüder und Schwestern verletzten!"

"Die sind nicht meine Geschwister! Ich hab keine! Ich bin ganz allein!"

"Das bist du nicht."

"Wohl!"

"Vanny hat Glück gehabt. Und du auch. Mit etwas mehr Glück, bekommst du nur eine paar Wochen Eisverbot oder -"

"Aber sie hat doch angefangen! Ich habe mich nur gewährt!"

"Ich weiß."

"Immer bin ich schuld! Immer krieg ich alles ab! Und immer trietzen mich alle, und schubsen mich und nennen mich Pferdegesicht und von Geistern Besessene. Sie halten sich einander die Hände an die Stirn, reden von Dämonen und schütteln sich und lachen mich aus. Ich hasse sie!"

"Das stimmt nicht, du -"

"Doch! Die Jungs singen gemeine Lieder über mich und nachts im Bett lachen die anderen Mädchen über mich, alle sechs. Dabei lacht Lysa selbst wie ein Pferd! Sie zischen mit den Zähnen und machen Witze über meine Zahnlücke. Nur Chrystiane sagt nie was, hilft mir aber auch nicht. Die ganze Nacht bleib ich wach liegen, weil sie mir wieder ein Glas Wasser ins Bett kippen könnten. Ich hasse sie alle!"

"Deswegen darfst du ihnen aber trotzdem nicht so wehtun. Ein Böses macht ein anderes nicht wieder gut."

beharrte Robijn und blickte Jibrielle weder lächelnd noch wütend an. Die Wärme ihrer Hand auf dem Rücken tat gut, doch war die glühende Wut in ihrem Gesicht wie Eis auf der Haut. Jibrielle saß unruhig. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte laut geschrien. Es war so ungerecht!

"Aber das ist so gemein! Nichts kann ich tun. Nur wenn ich zurückhaue, lassen sie mich mal in Ruhe."

für einen Augenblick sah Robijn sie forschend an, bevor sie sagte:

"Seit ein paar Wochen bist du jetzt so, seit der Sache mit Uma draußen in den Ruinen. Du warst doch früher nicht so."

"Früher war ich nur schwach und feige. Jetzt lass ich mir aber nicht mehr alles gefallen!"

Es sangen auch nicht mehr soviele von den Jungs dieses Lied, seit Jibrielle ein paar von ihnen mit einem Holzknüppel ein paar geknüppelt hatte. Zum Glück waren sie zu stolz gewesen, Jibrielle zu verpetzen. Uma fand ihren Mut allerdings langsam wieder und unter ihren Worten schwang ab und zu eine bitter Drohung mit.

"Ich bin ganz allein. Alle halten mich für einen Freak, eine Verrückte die Gedanken lesen und das Gehirn verdreht. Jetzt werden sie mich vielleicht endlich in Ruhe lassen! Wenn ich einen Stock oder eine Gabel in der Hand hab, sind sie nicht mehr so großmäulig. Wenn sie Angst vor mir haben ..."

sagte Jibrielle und schaute starr zu Boden. Sie rieb sich ihre nun trockenen Augen, der Mund wütend zusammengezogen.

"Ich mag dich lieber, wenn du nicht so wütend bist. Ich mag die Jibrielle am liebsten, die die ganze Zeit grinst, wenn sie mir im Nähzimmer hilft, und die von ganz alleine zu den Neuen geht um sie willkommen zu heißen und zu trösten, weil sie genau spührt, wie sie sich fühlen: Die Jibrielle von früher."

sagte Robijn nach einer Weile. Ihre Hand ruhte nun auf Jibrielle Schulter. Jibrielle mochte die Berührung, auch wenn sie nicht viel war. Nur Wenige berührten sie so und auch nur selten.

"Die Anderen hassen mich dafür, dass ich manchmal weiß, was sie denken. Sie halten mich für eine Missgeburt oder so. Dabei habe ich nie jemandem was getan."

Robijns Hand drückte Jibrielle Schulter, als sie davon sprach. Auch viele der Erzieher und Erzieherinnen hatten sie komisch beäugt. Nur Jon, Sansa, Rickon und Robijn hatten nie was gesagt und sie immer in Schutz genommen.

"Manche Leute haben nunmal Angst vor dem, was sie nicht verstehen. Und vor lauter Angst oder weil sie es einfach nicht besser wissen, tun sie anderen weh. Sie wissen meist gar nicht wirklich, was sie tun und damit anrichten."

Jibrielle wusste nichts darauf zu antworten, auch wenn sie sie alle am liebsten nochmal verflucht hätte. Nur Robijn nicht. Und anschreien wollte sie sie auch nicht. Jibrielles Hals kratzte.

"Wenn ich kein Freak wäre und kein Pferdegesicht, würden sie mich nicht so ärgern."

"Du bist nunmal nicht wie ganz so wie alle anderen. Aber das ist okay so. Eigentlich ist niemand wie alle anderen. Und du hast nunmal eine besondere Gabe. Ist doch egal wo sie herkommt, bislang hattest du anderen damit aber immer geholfen. Das ist doch gut oder? Nichts wofür du dich schämen brauchst."

"Uma erzählt immer davon, dass sie mal eine mächtige Sith werden will um dann die Rebellenarmee zu besiegen, um alle Diener des Imperiums zu retten. Die ist so doof, dass sie nichtmal kapiert hat, dass die Lords der Sith gar niemanden retten. Sie sind nur Kämpfer und Anführer, die sich nur um den Krieg kümmern. Von den Jedi heißt es aber immer, dass sie den Hilflosen helfen, auch wenn die Leute sagen, sie würden den Rebellen helfen. Stimmt das? Gibts sowas wie Jedi wirklich?"

"Ich weiß nicht ... Darf ich dir mal was erzählen?"

Jibrielle schaute auf, sah Robijn an.

"Was denn?"

fragte Jibrielle. Erzählt bekam sie am liebsten was.

"Eine Geschichte. Es ist eine Geschichte von einem kleinen Mädchen mit glatten Blonden Haaren und Sommersprossen."

"Handelt die Geschichte von dir?"

fragte Jibrielle und versucht die Neugier in ihrer Stimme zurück zu halten. So einfach war sie nicht zu beschwichtigen!

"Du wirst schon sehen. Also willst du die Geschichte hören oder nicht?"

"Doch!"

"Na gut. Also ... da war mal ein Mädchen, dass hatte langes goldenes Haar und Sommersproßen. Sie hatte drei Geschwister: Einen Bruder und zwei Schwestern. Ihre Eltern hatten ein Geschäft in den oberen Ebenen. Sie verkauften Tiere von allen Planeten des Imperiums, alle Tiere die man sich halten konnte. Das Mädchen und ihre Geschwister spielten oft im Geschäft mit den Tieren, während Mutter und Vater vorne verkauften. Sie hat ihre Eltern sehr geliebt und ihren Bruder und ihre Schwestern bestimmt auch. Sicher haben sie sich auch mal gestritten, aber sie waren eine glückliche Familie, so wie jeder es sich wünscht. Nicht wahr?"

fragte Robijn sie und machte ein Pause. Jibrielle schluckte und nickte. Ihr gefiel die Geschichte bislang irgendwie. Irgendwie aber auch nicht.

"Jedenfalls bekam das Mädchen irgendwann mal einen Leguan zum Geburstag geschenkt. Sie nahm das Ding überall mit hin und irgendwann nannte man sie nur noch "Leguane", aber das hat sie nicht gestört. Sie hatte die Echse immer mit auf der Schulter. Als sie aber dann einmal von der Schule nach Hause kam, war ihr zuhause nicht mehr da. Es hatte eine Schlacht über der Stadt gegeben und ein kleines Schiff war auf das Geschäft gefallen. Ihre ganze Familie war jetzt weg. Alle waren gestorben. Das Mädchen sprach mit niemanden mehr, für eine ganze Woche nicht, während sie von einem Regierungsgebäude zum nächsten gesandt wurde, weil niemand etwas mit ihr anzufangen wusste. Ihr Leguan starb schließlich auch, weil sie ihn während all der Zeit nicht füttern konnte. Sie konnte auch niemanden etwas fragen, denn ihre Stimme war weg. Erst als sie dann weinte und schrie und niemanden mehr hatte. Als man sie dann zu uns gebracht hat, hat Lysa so laut geweint, als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes getan und so wild um sich geschlagen, dass Jon sogar ein blaues Auge bekam. Kannst du dich noch erinnern? Du bist damals auch zu ihr gegangen. Du warst die Erste."

Jibrielle nickte, schaute immer wieder auf den Boden und zurück zu Robijn.

"Ich hab euch zugehört. Weißt du noch, was du damals zu ihr gesagt hast?"

Verneinend schüttelte Jibrielle den Kopf.

"Du hast ihr später auch eine Geschichte erzählt. Eines der Märchen, dass du so magst. Von dem tapferen Bettelmädchen, dass in der Nacht immer weint. Und um einschlafen zu können, sagt sie ein Gedicht auf, dass die Geister beschwört. Sie sollen sich um sie legen und sie beschützen, ihre Wache halten, in jeder Nacht-"

"Und allen Nächten, die da noch kommen werden."

beendete Jibrielle den Satz. Sie kannte das Märchen in und auswendig.

"Ich dachte, du erzählst ne Geschichte über dich oder was Erfundenes."

"Ich finde, dass manchmal das Leben die besten Geschichten hat."

"Das ist eine traurige Geschichte."

"Eben deshalb."

"Ich mag aber fröhliche Geschichten lieber."

"Das wird sich aber bestimmt noch ändern, wenn du älter wirst. Das ist zwar nicht bei allen so, aber bei dir bestimmt."

"Außerdem war Lysa danach nie so nett zu mir. Erst hat sie noch gelächelt, dann mich kurz darauf nur noch ignoriert und irgendwann lachte sie über mich wie alle anderen."

"Das ist nicht okay, aber du darfst sie dafür nicht hassen. Sie ist in gewisser Weise wie du."

"Ich weiß, dass wir alle keine Eltern haben! Das gibt ihr aber kein Recht ..."

wollte Jibrielle protestieren, doch wusste sie nicht wirklich weiter.

"Sie möchte auch gemocht werden, so wie du. Sie hat sich angepasst, war froh langsam wieder zurecht zu kommen und Freunde zu gewinnen. Sie ist sich nicht bewusst darüber, dass es dir nicht anders geht als ihr. Weißt du, was mit Umas Eltern passiert ist?"

fragte Robijn und Jibrielle schüttelte den Kopf. Sie zuckte demonstrativ mit den Schultern, doch erzählte die blonde Frau weiter.

"Sie waren Beamte und kamen durch eine Bombe der Neuen Republik um. Deswegen hasst sie die Rebellen so. Sie will sich Rächen. Sie ist voller Wut, den ganzen Tag, und wir dringen nicht wirklich zu ihr durch. Strafen sind ihr egal, Verbote noch mehr. Sie will mit niemanden wirklich was zu tun haben, lässt niemanden an sich ran. Auch Vanny ist ihr ganz egal. Sie braucht eine Freundin."

sagte Robijn und schaute Jibrielle groß an. Als diese Verstand, ließ sie den einen Zopf los, mit dem sie schon wieder gespielt hatte, und sprang aus Protest diesmal sogar vom Bett.

"Wir werden nie Freundinnen werden! Ich kann sie nich ausstehen und sie ärgert mich doch die meiste Zeit!"

Abwehrend und mit einem breiten Grinsen hob Robijn die Hände, stand auf, ging wieder zu Jibrielle herüber und kniete sich vor ihr hin.

"Ich will nur, dass du versuchst dich mit ihr zu vertragen. Und du sollst niemandem mehr weh tun. Es ist ja schön, dass du diese Akrobatische Seite an dir entdeckt hast, aber ab jetzt gibt es keine Holzschwertkämpfe mehr. Auch nicht gegen die Jungs - glaub nicht, ich weiß nichts davon."

sagte sie und hob mahnend den Finger, auch wenn sie noch immer lächelte. Jibrielle nickte, errötete etwas, war sie doch erwischt worden.

"Und vor allem: Versteck dein Talent nicht. Versteck dich selbst nicht. Geh auf die anderen zu. Ich weiß, dass das hart ist. Vor allem jetzt. Es mag so ausschauen, als würden sie dich nie akzeptieren. Doch ihr bleibt alle nicht ewig so jung und unbedarft. Du darfst diesen Zug an dir nur nicht verlieren. Er ist deine größte Gabe. Und wenn die anderen keine Angst mehr davor haben, werden sie das auch merken."

sagte Robijn, stand auf und ging zur Tür.

"Robijn?"

fragte Jibrielle plötzlich und die Erzieherin drehte sich nochmal um.

"Sind die Eltern von allen anderen auch im Krieg gestorben? Bin ich die einzige, die sich nicht an ihre Eltern erinnern kann? Die anderen haben wenigstens ihre Erinnerungen."

Robijn sah Jibrielle auf einmal merkwürdig an, aber vielleicht bildete Jibrielle sich das auch nur ein. Dann lächelte sie milde, etwas traurig.

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Robijn sah Jibrielle auf einmal merkwürdig an, aber vielleicht bildete Jibrielle sich das auch nur ein. Dann lächelte sie milde, etwas traurig.

"Weißt du, für manche ist es noch schwerer, wenn sie immer daran denken müssen, was sie verloren haben. Nicht-Wissen kann auch ein Segen sein. Aber ... das ist eigentlich auch egal. Ich weiß das beides wehtut, auch wenn ich nie eine Waise gewesen bin. Aber so oder so ... Wie sich Einsamkeit anfühlt, wissen wir alle. Kommt das Leid nun so ... oder durch den Stich mit einer Gabel."

sagte Robijn, grinste plötzlich und warf die Gabel auf Jibrielles Bett zurück.

"Ich möchte, dass du dich morgen früh bei Vanny entschuldigst und ihr sagst, warum du das gemacht hast und dass sie dich nicht mehr ärgern soll. Ich möchte, dass ihr euch vertragt. Außerdem wirst du morgen schön selbst diese Gabel sauber machen. Da kann ja keiner mit Essen."

meinte Robijn, während sie sich zur Tür wandte und letztelich daraus verschwand. Jibrielle blieb wortlos zurück und war plötzlich nicht mehr wütend und traurig, sondern merkwürdig froh und traurig zugleich, aber anders. Sie wusste es auch nicht genau. Aber sie wollte Robijn gehorchen und sich morgen entschuldigen, auch wenn die doofe Vanny es nicht besser verdient hatte. Und ab jetzt würde sie auf Umas Provokationen einfach nicht mehr reagieren. Vielleicht verlor es für sie dann ihren Reiz. Und Lysa ... vielleicht hätte Jibrielle im Zorn nicht über Lysas Leguanbild lästern sollen, als alle wieder von ihrem Pferdegesicht angefangen hatten. Eigentlich konnte sie ja gut malen und der Leguan sah auf allen Bildern sehr schön aus. Seufzend setzte sich Jibrielle aufs Bett. Der Lärm draußen war mittlerweile schon lange nicht mehr zu hören. Bestimmt waren alle grad dabei, den Trickfilm zu gucken, wie jeden Dienstag Abend. Sie würde wohl lieber heute eher schlafen gehen, dachte Jibrielle und nahm die Gabel zur Hand. Sie sah auf das getrocknete Blut an den Zinken und seufzte nochmal. Während eine Hand die Gabel festhielt, spielte die andere schon wieder wie von selbst mit einem der Zöpfe herum.

Bräunlich, getrocknet. Wie getrocknetes Blut. Die Soße auf den Zinken der Gabel sah wie getrocknetes Blut aus. Jibrielle blinzelte und war auf einmal aus der Erinnerung gerissen. Da hatte jemand ihren Namen erwähnt.


"Jibrielle?"

hatte Chesara gesagt und sah ihre Padawan nun an, die als einzige noch am Tisch saß und wie blöd ihre Gabel anstarrte.

"Es gibt da etwas, das ich mit dir besprechen möchte. Wie wäre es, wenn wir einen kleinen Verdauungssparziergang machen? Etwas Bewegung täte mir gut."

sagte die Jedi-Rätin mit einem mysteriösem Lächeln, nahm ihre Robe, verkündete dass sie draußen auf Jibrielle warten würde und ging schon einmal vor. Die brünette Padawan hatte noch genickt und war noch dabei sich selbst zu finden, im hier und jetzt wieder anzukommen. Nach wenigen Augenblicken war die Vergangenheit aber auch schon wieder Vergangenes und sie konzentrierte sich darauf, ihre schmutzige Gabel zur Spüle zu bringen.

Schon wenigen Minuten später folgte Jibrielle ihrer Meisterin nach draußen die Landeluge herunter. Die Padawan hatte ihre dicke Robe, die sie schließlich den ganzen Tag bei dem Wetter nicht wirklich gebraucht hatte, zwischen ihren Klamotten nicht auf anhieb gefunden und deshalb kurzerhand zu einer dicken dunkelblauen Wolldecke gegriffen, sie wohl mal ein Poncho oder ähnliches gewesen war. Jibrielle hatte das Stück gefallen, weil es so flauschig aussah und weil Blau eigentlich gar nicht so ihre Farbe war, dieses Ding mal eine nette Abwechslung sein sollte. So schwang sich die brünette Jedi die Wolledecke über die Schulter und trat an Chesaras Seite.

Die Nacht war kalt über Bandomeer herunter gefallen, hatte neue Feuchtigkeit auf die ohnehin zu nasse Stadt gelegt und verklebte leicht das Haar, so als wäre es leicht mit Eis überzogen. Die Kälte wirkte irgendwie belebend. Obwohl Jibrielle noch immer fürchterlich erschöpft war, hatte die warme Suppe und die plötzliche Kühle auf der Haut eine belebende, aufweckende Wirkung auf sie. Es war geradezu erfrischend zu spüren, wie die Gesichtsmuskeln bei der Kälte etwas gelähmt wurden und sich nur noch langsam bewegen ließen. So gefror jeder Gesichtsausdruck ein kleines bisschen, blieb jede Mimik länger bestehen als sonst. Sie gingen bereits eine Minute lang über den halb erdigen Platz um das Schiff, teilweise ausblicke auf andere Landeplattformen freigebend, teilweise zerstörte Stadt. Doch irgendwie hatte in dieser frischen Nacht, die müdigkeit in den Augen, die Schwäche in den Gliedern und im Geist eine magische, ja fast berauschende Wirkung, die sogar den Ruinen eine mysteriöse Schönheit gab.
Jibrielle lächelte ihre Meisterin an und - aus einem spontanen Gefühl heraus - buffte ihre Schultern beim Gehen sanft, freundschaftlich gegen Chesaras, wie im Spiel. Die Mundwinkel der Padawan zogen sich breit und hoch nach oben und gefroren dort, so wie jeder andere Muskel in ihrem Gesicht. Es war ein schönes Gefühl. Sie war hellwach und doch hätte sie auf der Stelle im Stehen einschlafen können, so wohl fühlte sich die warme Suppe in ihrem Bauch und die kalte Feuchtigkeit in ihrem Gesicht an. Und das wissen, wovon die lahmen Beine und der schwere Kopf kamen. Sie hatte heute viel erreicht.


Jibrielles Hand glitt ihrem Gürtel, fummelte das Lichtschwert hervor und zeigte es Chesara, als sie nebeneinander her gingen. Ihr war nämlich eingefallen, dass sie Chesara Gaara noch gar nicht gezeigt hatte.

"Ich kam noch gar nicht dazu, dir das hier zu zeigen. Hatte es schon auf dem Hinflug fertig gebaut, aber bei dem ganzen Stress nach der Landung ... naja, jedenfalls hab ich versucht, es von der Form her und so deinem ähnlich zu gestalten."

sagte Jibrielle und errötete leicht, was man aber wohl bei der Dunkelheit gar nicht sehen konnte.

"Den Kristall hab ich auf Ord Mantell gefunden. Er hatte mich wie magisch angezogen. Es fühlt sich an ... wie ein sechster Finger oder eine dritte Hand. Ich weiß, dass man das eigentlich nicht machen soll, weil Jedi sich ja nicht an Besitz binden sollen und so ... aber ich habe das Schwert "Gaara" genannt. Das ist ein Wort aus irgendeiner fremden Sprache, dass ich aus einem alten Märchen kenne. Darin gehts um ein Bettelmädchen. Aber egal. Wie findest du es?"

fragte Jibrielle und beobachtete ihre Meisterin aufmerksam. Jibrielle fühlte sich in diesem Moment so wohl wie vielleicht schon seit Ewigkeiten nicht - bestimmt aber seit Ord Mantell nicht. Hier war sie richtig. Hier war sie, wo sie gebraucht wurde, wo Chesara war und ihr immer wieder neue Sachen lehren konnte. Gleich morgen würde sie sie fragen, ob sie ihr die Macht-Heilung beibringen konnte. Es würden noch so viele tolle Nächte kommen, die auf großartige Tage folgen würden, genau wie diese. Jibrielle grinste. "In dieser Nacht, und allen Nächten, die da noch kommen werden."

]Bandomeer-System - Orsikos - vor dem Frachter der Wingston Corp. - mit Chesara[
 
Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Cockpit - Mit Zasuna und Adrian

Seine Beine waren schwer, seine Muskulatur zuckte unwillkürlich und bekämpfte den Willen des Twi'leks. Er nahm die Herausforderung an, die sein Körper ihm bot und gewann mit seinem Willen schließlich. Jede Gelegenheit musste genutzt werden, und dies hier war eine Gelgenheit die auf einem silbernen Tablett serviert wurde, leichter konnte er an Wissen nicht herankommen. In ihm brannte eine Begierde es selbst zu probieren, mit seiner ersten Lektion anzufangen, er würde immer einen bzw. viele Schritte hinter den Anderen hinterherhinken, doch würde er sein Bestes geben, um zumindest mithalten zu können. Er dachte über die Macht nach, darüber, was in seinem Leben schon von ihr geprägt worden war, als ihm auffiel, dass erst zu Beginn des Tages seine Muskeln so geputscht waren, dass er rennen konnte wie ein tollwütiges Tuk'ata. Konnte er das, weil er Angst hatte und um seine Mutter besorgt war? Oder hatte er unbewusst auf die Macht zugegriffen? Hatte er vielleicht instinktiv auf die Macht zugegriffen, weil er Angst hatte? Schon immer mochte er es schnell zu rennen, selbst als Kind war er immer der Schnellste, wenn er in der kleinen Siedlung mit anderen Kindern irgendwelche Dummheiten angestellt hatte und unverhofft flüchten musste. Wieder kehrten seine Gedanken zur eigentlichen Aufgabe zurück, wieder ermahnte er sich, da seine Gedanken wieder mal abschweiften und er sie nicht auf das Wesentliche konzentrierte. Er wusch seinen Kopf und lauschte den Anweisungen von Zasuna, bemerkte ihr leichtes Schmunzeln über seine Bemerkung, wie er meditieren würde und räusperte sich verlegen.
Er empfand Bewunderung für die Miraluka, sie sah durch die Macht und hatte dadurch schon ihr ganzes Leben damit zu tun, doch konnte er sich nicht vorstellen ohne Augen zu sehen, die Galaxis so wahrzunehmen, wie er es tat wollte er niemals missen. Zhaax war auch klar gewesen, dass Zasuna schon Erfahrung mit der Meditation hatte, sie hatte es nicht vorher erwähnt, doch konnte er es sich irgendwie gut vorstellen.

Nun ging es los. Zhaax war aufgeregt, er wollte auf keinen Fall etwas falsch machen, doch beschloss er nicht im Schneidersitz zu meditieren. Seine Knöchel waren aufgeschuffelt und schmerzten, als sie einander berührten. Er wählte eine entspannendere Position und winkelte ein Bein an, während das andere Bein ebenfalls angewinkelt war, jedoch auf dem Boden lag. Seine Muskeln waren nun relativ entspannt und er spürte wieder die Erschöpfung. Seine Konzentration galt nun Zasuna, als sie beschrieb, wie sie die Macht mit einem Fluss assoziierte. Er stellte sich ein Fließen vor, hörte vor dem inneren Ohr deutlich ein Rauschen, ein plätschern und blendete zugleich die Szene wieder aus. Er musste eine andere Assoziation finden, denn das Plätschern störte ihn, lenkte ihn ab. Für sich beschloss er, die Macht mit dem Wind zu vergleichen, er war nur eine Kreatur, die vom Wind getragen wurde, doch wollte er erreichen, sich mit dem Wind zu bewegen und seine Vorzüge auszunutzen. Zhaax schloss seine Augen und löste sich nun von der Vorstellung, er wäre eine Kreatur. Er regulierte seine Atmung und atmete nun ruhig und gleichmäßig, während er seinen Kopf auf seinem aufrecht stehenden Bein ablegte. Er genoss die Stille in dem Cockpit und konzentrierte sich auf seine Sinne. Doch viel konnte er nicht wahrnehmen.
Die Miraluka meinte, er sollte einen Punkt tief in seinem Inneren fokussieren, doch wusste er nicht, wie er das machen sollte. Er konzentrierte sich darauf Ruhe zu finden und etwas zu fühlen, dass außergewöhnlich war, doch konnte er nur die Strapazen in den Gliedmaßen spüren, die jetzt seinen Tribut forderten. Doch er wollte nicht aufgeben, morgen wäre vielleicht nicht die Zeit zu meditieren und er wollte es um jeden Preis richtig machen. Er befolgte den letzten Rat der Zasuna seine Mitte zu finden. Naiv wie er nun mal war, richtete er sich so, dass sein Gewicht auf beiden Seiten gleich verteilt war. Nun konzentrierte er sich auf das hier und jetzt, verwarf alle Gedanken an etwas anderes, dachte weder an seine Mutter, noch an seine Erschöpfung, sah über alles hinweg und fokussierte seine Gedanken nur auf das Sein. Einige Momente später fühlte er eine Wärme, die er vor ein paar Stunden schon einmal spürte. War es das was er spüren sollte? Die Empfindung riss bei der innerlichen Frage ab und er hätte sich am liebsten selbst in den Allerwertesten getreten , doch er blinzelte kurz und schloss zugleich wieder die Augen, rettete seine ruhige Atmung und leerte erneut seinen Geist, während er auf weitere Anweisungen wartete.


Bandomeer - Orsikos - Raumhafen - Frachter - Cockpit - Mit Adrian und Zasuna
 
- Bandomeer – Orsikos – Stadtrand – mit Jibrielle –

Im Dunkel der Nacht leuchteten die Sterne am Himmel wie millionen funkelnder Augen, die mit wachsamem Blick den Spuren der beiden Jedi folgten, die den Schutz ihres Frachters verlassen, den Raumhafen hinter sich gelassen hatten und und die stille Weite hinter dem Raumhafen überquerten. Überall wo der Abend herein brach, begannen die Stimme und die Geräusche des Alltags zu verstummen. Je dunkler es draußen wurde, desto ruhiger wurde der Einzelne. Augen wurden geschlossen, letzte Küsse verteilt und die Decke zog man hoch bis unter das Kinn, um sich treiben zu lassen in den wiegenden Wogen des Schlafes, der kam und ging wie es ihm zu belieben schien. Chesara und Jibrielle folgten ihrem eigenen Pfad und durchstreifen die Kühle der Nacht anstatt sich von den weichen Kissen ihres Bettes verführen zu lassen. Die frische Luft tat Chesara gut. In der Stadthalle war es den ganzen Tag über stickig gewesen und sie hatte ein ums andere geglaubt umzukippen, wenn sie nicht bald etwas Sauerstoff bekäme. Jibrielle schien der Spaziergang ebenfalls gut zu tun. Während dem Abendessen war sie ruhig gewesen und hatte kaum ihren Blick von ihrem Teller gewandt, doch nun war sie zurück in ihrer leichten Fröhlichkeit, die regelmäßig ansteckend wirkte. Chesara nahm das Lichtschwert ihrer Padawan entgegen, als sie den gepflasterten Weg hinter dem Raumhafen verließen und querfeldein über eine Wiese liefen. Widerstandslos gab das feuchte Gras unter Chesaras Füßen nach und sie spürte ihre Stiefel in Schlamm einsinken. Anstatt sich darum zu kümmern, richtete sie ihre volle Aufmerksamkeit auf die Waffe, die sie in den Händen hielt – die Waffe, die Jibrielle gebaut hatte, als letzte große Aufgabe ihrer Ausbildung zur Jedi. Im Licht der Sterne und im Schein des Mondes war nicht viel zu erkennen, doch Chesara ertastete die glatte Oberfläche der schlichten, metallenen Verkleidung.

„Ich nehme an, du hast es schon zur Probe gezündet?“

Ihre Frage war rein rethorischer Natur. Um genauer sehen zu können, holte Chesara ihr Komlink hervor und aktivierte das Display, um im Licht dessen mehr von dem erkennen zu können, das Jibrielle konstruiert hatte.

„Es fühlt sich gut an.“

Sagte sie schließlich, holte ihre eigene Waffe hervor und hielt sie im Vergleich daneben. Die Mundwinkel der Jedi hoben sich.

„Tatsächlich, eine Ähnlichkeit ist zu erkennen.“

Scherzte sie.

„Entweder du hast ein sehr gutes Gedächtnis, dass du mein Lichtschwert so gut nachgebaut hast, oder du hast es mir heimlich nachts unter dem Kopfkissen hervor geklaut.“

Sagte sie, nicht ernst gemeint und behielt ihr Lächeln bei, als Jibrielle gestand, ihrer Waffe einen Namen gegeben zu haben.

„Gaara? Und was genau bedeutet es?“

Wollte Chesara wissen. Es war nicht unüblich, dass leidenschaftliche Kämpfer ihre Waffen benannten und so etwas wie eine Beziehung zu ihnen aufbauten, auch wenn sie intuitiv gesagt hätte, dass ein Jedi den Kampf nur zur Verteidigung und in notwendigen Situationen suchte und nicht aus Leidenschaft betrieb. Im Endeffekt entstand aber wohl kein Schaden darin, einer Waffe einen Namen zu geben. Es war eine kleine Albernheit, ein Randetail, das niemanden zu kümmern brauchten außer Jibrielle selbst und so lange es ihr gefiel, wollte Chesara nicht darüber urteilen.

„Ich bin gespannt, die Klinge in all ihrer Pracht zu sehen.“

Ohne das Schwert selbst zu aktivieren, reichte sie es an Jibrielle zurück.

„Aber noch ist es nicht so weit. Komm mit, wir haben noch ein Stück zu laufen.“

Sagte sie und lief weiter der Nacht entgegen. Hier draußen waren die wenigen Geräusche der Stadt nicht zu hören. Es war beinahe gespenstisch still, abgesehen von einem monotonen Rauschen, das lauter wurde, je weiter sie gingen. Dann und wann drang das Zirpen einer Grille an Chesaras Ohr, laut und aufgeregt, beinahe warnend, nur um dann wieder für lange Sekunden zu verschwinden. Tief einatmend sog Chesara die angenehme Frische durch die Nase ein.

„Riechst du das auch?“

Fragte sie, ohne Jibrielle anzusehen. In der Luft lag ein milder, salziger Geruch: der Duft des Meeres.

„Wir sind fast da.“

Auch für Chesara war es der erste Besuch auf Bandomeer, doch ihre Nase und ihr Instinkt hatten ihr den Weg mühelos durch die Dunkelheit gewiesen. Und natürlich die Macht. Inzwischen war nichts mehr zu hören als das Rauschen der Wellen, das lauter geworden war und nun deutlich erkennbar unter ihnen wütete, als die Jedi-Rätin und ihre Schülerin an den Rand der Klippen traten. Obwohl es beinahe stockfinster war, war es ein wunderschöner Ausblick, vielleicht, weil es viel mehr das war, was dieser Ort sie fühlen ließ als das, was er sie sehen ließ.

„Da wären wir.“

Sagte Chesara. Sie musste ihre Stimme erheben, um über dem Rauschen des Meeres verstanden zu werden. Beinahe wütend und anklagend schlugen die Wellen unter ihnen gegen die Felsen. Chesara wandte ihren Kopf in Jibrielles Richtung.

„Jibrielle, ich habe dich aus einem bestimmten Grund hier her gebracht.“

Teilte sie ihrer Padawan mit.

„Ich wollte, dass du die Wellen siehst. Dass du sie siehst, in der Dunkelheit, ohne sie zu sehen. Dass du am Rande des Abgrundes stehst.“

Chesaras Stimme war ernst. Die scherzhafte Stimmung zu Anfang ihres Sparziergangs schien verblasst zu sein. Dies waren die letzten Worte, die sie Jibrielle Dari, würde mitgeben können, so lange sie noch ihre Padawan war.

„Als Jedi wandelst du oft nahe des Abgrundes, auf einer dünnen Linie zwischen weiß, grau und alles verschlingender Schwärze. Ich möchte, dass du dir dessen bewusst bist, immer. Jede einzelne deiner Handlungen kann Konsequenzen nach sich ziehen. Schaue hinab auf die Wellen. Nicht eine gleicht der anderen. Doch weißt du, was sie gemeinsam haben? Sie werden versuchen, dich unter sich zu begraben. Darum bleibe hier, dort wo du jetzt stehst. Am Rande des Abgrundes, doch keinen Schritt weiter. Bist du einmal dort unten, wird es schwierig, den Kopf über Wasser zu halten.“

Wie zur Bestätigung ihrer Worte wütete das große Wasser unter ihnen, eine hohe Welle bäumte auf, stürzte auf die Felsen zu und zerbrach schallend und schäumend an der Wand der Klippen, zornig einen feuchten Sprühregen über den beiden Jedi ergießend, die auf der Spitze der schmalen Felsen standen wie zwei Statuen im Mondlicht, während alle anderen schliefen, die Augen geschlossen, und nur die Sterne über sie wachten.

- Bandomeer – Orsikos – Am Meer – Klippen – mit Jibrielle –
 
Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Kaiba und einem Verletzten

Nylia musterte Kaiba bei seinen Worten über seine Eltern und das Imperium nachdenklich. Er hatte ihren Tod rächen wollen, dieses Gefühl kannte sie nur zu gut. Genau wie er hatte Nylia aber von diesem Gedanken Abstand genommen. Bei ihm war es Einsicht gewesen. Bei ihr eigentlich mehr die Tatsache, dass sie nicht dazu in der Lage war etwas auszurichten. Sie kam an den Mörder ihre Eltern, ihren Onkel, nicht heran. Sie hatte sich schon vor Jahren eingestanden, dass sie diesen feigen Verräter nicht zur Rechenschaft ziehen könnte und nur noch selten darüber nachgedacht. Wie es aussehe, wenn der Kerl auf einmal vor ihr stehen würde, konnte sie aber nicht sagen. Sie hasste ihren Onkel immer noch und der Schmerz war mit keinem Tag geringer geworden. Es war bei ihr so keine Einsicht, sondern vielmehr Resignation. Kaiba war ihr was das Denken eines Jedi anging daher wohl um einiges voraus.

Nylia schob diese düsteren Gedanken bei Seite. Ihre Aufgabe jetzt fiel ihr aber nicht leichter. Sie ließ ihren Blick über die Wand aus eingestürzten Felsen gleiten und schloss dann die Augen. Es war anstrengend, aber irgendwann hatten die beiden Padawane den großen Felsen zur Seite geschoben. An seine Stelle stürzten aus der instabilen Decke einige Kleinere herunter. Die Steinbrocken konnten Nylia und Kaiba ohne die Macht zur Seite schieben. Was sie dann sahen, ließ Nylia erschrocken die Luft einziehen. Der verschüttete Mann, den sie schon in der Macht gefunden hatten, war schwer verletzt. Er blutete zwar nur aus kleinen Wunden, aber das musste nichts heißen. Die schweren Steine konnten schlimmere innere Verletzungen verursache haben. Kaiba und Nylia schoben noch ein paar Steine zur Seite, bis sie den Mann endlich komplett befreit hatten. Vorsichtig holten sie ihn hervor. Sein linker Arm war unnatürlich abgeknickt und er atmete mit einem pfeifenden Geräusch ein und aus. Das Geräusch bereitete Nylia eine Gänsehaut. Der ganze Körper des Verletzten zitterte. Bisher war er ohnmächtig gewesen, aber als sie ihn bewegt hatten, war er aufgewacht. Er schlug die Augen auf und starrte die Padawane panisch an. Er wollte etwas sagen, aber ein Husten hinderte ihn daran. Nylia konnte erkennen, dass auf dem Boden neben seinem Kopf im schwachen Licht des Glühstabs danach dunkle, schimmernde Flecken schimmerten. Sie kniete sich neben den Verletzten und nahm vorsichtig seine Hand, um ihm zu zeigen, dass er nicht mehr alleine war. Sie wollte sich gar nicht vorstellen wie es war, so komplett verschüttet zu sein dass es war als sei man lebendig begraben. Nach diesen wenigen Momenten dämmerte der Mann schon wieder weg und sie atmete erleichtert auf, als sein verzweifelter Blick nicht mehr auf ihr ruhte. Nylia schaute zu Kaiba herauf und hatte auf einmal einen Kloß im Hals.


„Können wir ihm überhaupt helfen? Wir haben nur noch ein paar Bactapflaster hier. So schlimme Verletzungen hat vorhin Jibrielle versorgt. Ich war ihr keine große Hilfe dabei. Hast du mitbekommen, wie weit unten wir noch in dem Gang hier waren, als wie verschüttet wurden? Vielleicht sollten wie damit weitermachen, die Steine mit der Macht zur Seite zu räumen. Der Mann muss so schnell wie es geht Hilfe bekommen. Wenn uns niemand holen kommt, müssen wir es riskieren uns selbst einen Weg zu suchen, meinst du nicht auch?“

Bandomeer – Orsikos – in der Mine– mit Kaiba und einem Verletzten
 
]Bandomeer-System - Orsikos - auf einer Wiese - mit Chesara[

Es duftete nach Erde und Leben, mit jedem Schritt ein bisschen mehr. Chesara und Jibrielle hatten die zerstörte Stadtlandschaft hinter sich gelassen und durchstreiften nun gemeinsam die so friedlich und scheinbar von keiner Zivilisation berührte Landschaft Orsikos´. Wie immer war es ein magisches Gefühl über echten Boden, richtige Erde zu laufen, wie Jibrielle es auch Coruscant nie kennen gelernt hatte. Vor ihnen erstreckte sich eine große Wiese und die Dunkelheit der Nacht wollte nicht verraten, was ihnen entlang ihres unbeschrittenen Weges noch erwartete. Das Gras raschelte leise unter ihren Füßen, beugte sich und wich ihnen aus, kitzelte die unempfindlichen Sohlen wie im Spiel, und die weiche Erde dämpfte ihre Schritte, fäderte sie ab, wiegte sie sanft. Der Mond und die Sterne schienen nun noch heller zu strahlen, soweit weg von den Lichtern der zerstörten Stadt. Die Kälte kroch an Jibrielles Fußknöcheln hoch und viel auf Gesicht und Haare. Die Arme hatte sie sorgfältig unter die Wolldecke gefriemelt, zog und presste sie wie ein Schutzschild um den Oberkörper. Doch obwohl sie fror, war es ihr nicht unangenehm. Die müden Augen angesichts der Kühle leicht zusammengedrückt schaute Jibrielle auf die undeutlich zu erkennende Wiese vor sich. Und schließlich sah sie wieder Chesara an.

Die Jedi-Rätin besah sich das neue selbstgebaute Schwert ihrer Schülerin, hielt sogar das Licht des Kom-Links gegen den schmalen Metallzylinder, um ihn besser erkennen zu können. Sie lobte Jibrielle und scherzte über die Ähnlichkeit mit ihrem eigenen Laserschwert. Und sie fragte Jibrielle nach der Bedeutung des Namens. "Gaara". Jibrielle zuckte langsam mit den Schultern.


"Ich weiß nicht mehr. Das habe ich vergessen. Es ist schon sehr lange her, dass ich die Geschichte zuletzt gehört habe. Vielleicht wurde das aber auch nie verraten. Ich fand den Klang einfach nur schon immer sehr schön. Und irgendwie schien es Geborgenheit zu verheißen. Das hat mir gefallen. Und schließlich soll ein Schwert nicht immer den Namen einer Waffe tragen müssen. Uns soll es doch ein Schild sein, dachte ich mir."

sagte Jibrielle, obwohl "dachte" vielleicht zuviel gesagt war. Ihr war der Name eher aus einer Intuition heraus gekommen. Doch wo sie jetzt darüber nachgrübelte, gefiel ihr dieser Gedanke. Gaara war der Name für ein Schild, nicht für eine Waffe.

"Ich bin gespannt, die Klinge in all ihrer Pracht zu sehen."

sagte Chesara und gab Jibrielle das zierliche Schwert unaktiviert zurück.

"Aber noch ist es nicht so weit. Komm mit, wir haben noch ein Stück zu laufen."

sagte ihre Meisterin anschließend und der Padawan fiel auf, dass Chesara irgendwas zu beschäftigen schien. Doch offenbar hatte die blonde Jedi ein bestimmtes Ziel vor Augen und Jibrielle wollte sie nicht mit ungeduldiger Neugier behelligen. So nickte sie bloß und folgte ihrer Meisterin weiter in die Dunkelheit.
Wie sie durch die Dunkelheit liefen, fielen Jibrielle wieder die Träume ein, die sie in dem pechschwarzen Geist des Sithlords gehabt hatte. Mit den Erinnerungen kam auch ein Stück der Schmerzen wieder. Da fiel ihr auf, dass sie Chesara noch nichts von den Visionen erzählt hatte, noch niemanden. Die Folter, die Ungewissheit, die Verlorenheit legten sich auf ihr Gemüt, auch wenn diese Nacht bis gerade eben noch so wundervoll gewesen war. Jibrielles Mund öffnete sich leicht beim Gehen, etwas Schweres legte sich auf ihre Zunge. Aber nein. Damit wollte sie jetzt nicht anfangen! Chesara hatte ein Ziel. Diese Dunkelheit war schön, friedlich. Kein Platz für die Ausgeburten der Sith, beschloss Jibrielle, verdrängte die Finsteren Gedanken und sah aus den Augenwinkeln zu ihrer Meisterin, zu diesem besonderen Profil, dass ihr noch immer eine Zuflucht gewesen war. Und die dunklen Gedanken waren verschwunden.

Das Meer war in ihrer Nase, bevor ihr Augenlicht es erreichen konnte. Chesara sagte: Riechst du das auch? Jibrielle nickte. Noch ein bisschen weiter, meinte Chesara und so gingen sie, das feuchte Gras der Wiese hinter sich lassend.
Und da war das Besondere Bandomeers, und gleichzeitig das Gewöhnlichste, Normalste auf dem ganzen Planeten. Ich bin noch nie am Meer gewesen, wurde Jibrielle plötzlich bewusst, als sie auf die wogende Maße aus Finsternis hinunter blickte. Von der Klippe mochten es ein paar hundert Meter oder nur ein dutzend sein. Es wirkte fast gefährtlich nah - und doch so verlockend unerreichbar. Jibrielles Augen wanderten zum Horizont, dort wo die Sterne in die Fluten stürtzen. So sah es aus, als würde sich das Wasser wie ein Ding bewegen, wabern und pulsieren. Doch weiter unten, in der Nähe der Brandung, wo das ohrenbetäubende Tosen und Krachen geboren wurde, schlugen einzelne Wellen übereinander, vermischten sich, spritzten, schäumten, kämpften und tanzten miteinander, jede für sich und doch alle in einem geheimen Takt, zusammen. Da war Bewegung, Reflektionen überall, das Salz in der Luft - aber wirklich sehen, das Meer erkennen konnte sie nicht. Sie sah den Schatten des Meeres. Jibrielle hatte das Gefühl, hineingezogen zu werden, obwohl sie der Wind doch so heftig von der Klippe wegschob. Hier schaute sie nun herunter auf die große Kraft des Lebens, die Bäume erblühen ließ und Städte in Schutt und Asche legte. Hier war das Einzelne im Ganzen, und das Ganze zerrieb sich jede Sekunde wieder in seine Einzelteile. Bald mehr noch, als es der Zauber des Fliegens im All vermochte. Es war vielleicht der schönste und fürchterlichste Anblick zugleich, den Jibrielle je erlebt hatte. Dann kamen ihr erster Gedanke wieder zurück.


"Ich bin vorher noch nie am Meer gewesen."

sagte Jibrielle mit tonlosen Stümme. Schließlich wandte sich wieder Chesara zu, denn ihre Meisterin hatte etwas zu sagen. Sie hatte sie hierher geführt. Und nun würde sie den Grund erfahren. Der Wind schlug ihnen mit aller Macht entgegen, zerrte an Ärmel und Hosenbeinen, ließ die schulterlangen, blonden Locken und das brünette, lange, wellige Haar fliegen. Mond und Sterne spendeten so wenig Licht, doch reichte es, um Chesaras Gesicht deutlich genug vor sich sehen zu können. Es blickte ernst. Als Chesara sprach, kämpfte ihre Stimme gegen die Wut der Brandung an.

"Ich wollte, dass du die Wellen siehst. Dass du sie siehst, in der Dunkelheit, ohne sie zu sehen. Dass du am Rande des Abgrundes stehst."

rief sie. Jibrielle zerrte die Decke fester, schob die Schultern weiter zusammen. Ein Kloss rutschte sich in ihren Hals. Im Schatten im Raum ihres Lebens wartete etwas und lauerte, ohne das Jibrielle es erkennen konnte. Doch sie wusste, dass nichts was sie sagen würde können, es verschwinden lassen konnte. Sie schluckte, doch der Kloss rührte sich nicht vom Fleck.

"Als Jedi wandelst du oft nahe des Abgrundes, auf einer dünnen Linie zwischen weiß, grau und alles verschlingender Schwärze. Ich möchte, dass du dir dessen bewusst bist, immer. Jede einzelne deiner Handlungen kann Konsequenzen nach sich ziehen. Schaue hinab auf die Wellen. Nicht eine gleicht der anderen. Doch weißt du, was sie gemeinsam haben? Sie werden versuchen, dich unter sich zu begraben. Darum bleibe hier, dort wo du jetzt stehst. Am Rande des Abgrundes, doch keinen Schritt weiter. Bist du einmal dort unten, wird es schwierig, den Kopf über Wasser zu halten."

Jibrielle nickte, schluckte, und schaute wieder in die Finsternis der See. Doch egal wie lange sie dort hinaus sah, Chesaras Worte immer und wieder durch ihren Verstand laufen ließ - es bewahrte sie nicht davor wieder zu ihrer Meisterin zu sehen und zu antworten, das Gespräch weiter zu führen, weiter auf den Schatten in der Ecke des Raumes zu. Jibrielle räusperte sich, brauchte einen Moment um das Meer zu übertönen.

"Auf Ord-Mantell wäre ich beinah in der Schwärze ertrunken. Sie war in meinem Kopf, erstickte mein Denken und ließ mich alles Fürchterliche sehen - Dinge, die ich mir niemals ausdenken könnte. Und doch bediente sie sich dem Teil der Finsternis in mir ... der Teil, der vielleicht in jedem von uns ist. Ich weiß nicht."

rief Jibrielle, stahl sich noch einmal ein paar Sekunden mit einem Blick auf die See. Doch die Aussicht war ein schmerzhafter Trost, bei den Eindrücken, die die Illusionen des Sith ihr vermacht hatten. Schnell suchten ihre Augen wieder die ihrer Meisterin. Was fand sie darin? Undurchdringlich, und doch nichts von dem, woran sie sich erinnern musste.

"Doch war da noch viel mehr Dunkelheit, soviel dass ich fast nicht damit fertig geworden wäre. Ich dachte ich wäre nie bei euch gewesen, nie geboren worden, keine Jedi ... es wollte mich euch und das ganze Universum hassen lassen, mich verrückt machen. Aber das Wissen ... nein, die Erinnerungen an euch, haben mir Auftrieb gegeben. Dank euch konnte ich den Kopf über Wasser halten."

Jibrielle zeigte Chesaras forschenden Augen ein trauriges Lächeln, entstanden aus der ganzen Freude über diese Erkenntnis und der Furcht vor dem Schatten in der Ecke. Der Kloss wollte einfach nicht verschwinden, so oft sie auch schluckte. Das schwarze Meer unten ihnen brüllte sie an, schien ihre Furcht einzufordern. Aber die Schrecken Ord-Mantells konnten ihr nicht mehr wehtun, realisierte Jibrielle plötzlich, als sie in den undurchdringlichen Abgrund unter sich schaute. Dort mochten alle Gräuel des Universums lauern ... oder aber nur die schlimmen Erinnerungen drohen, ihr Tosen nur die Schemen von etwas, das gar nicht da war. Aber den Teil der Finsternis, den man kannte, brauchte man nicht mehr zu fürchten. Nie sollte man aufhören, sich vor ihm in Acht zu nehmen. Doch keine Angst mehr. Manchmal kann alle Finsternis dieser Welt nicht so furchterregend sein, wie ein einziger Schatten in der Ecke eines Raumes, dachte Jibrielle und suchte Chesaras Augen.

]Bandomeer-System - Orsikos - auf tosenden Klippen im Herzen der Nacht - mit Chesara[
 
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