Corellia – Coronet – Planquadrat G10 – dunkle Nebenstraße - Lt. Chu und seine Einheit, War und die Sandpanthers, Batzen Widerständler, diverse Jedi, Padme und Sarid
Je mehr Rilanja darüber nachdachte, desto aufgeregter wurde sie. Es war nicht die Anspannung der Schlacht - die war vorhanden und hielt ihre Drüsen in Bereitschaft - sondern ein anderer Gedanke, der sie dabei umtrieb. Vielleicht war doch nicht alles falsch, was sie früher gewusst zu haben glaubte? Einige der Elemente aus den Filmen, die sie nach ihrer bisherigen Ausbildung als Effekthascherei abgetan hatte schienen doch in der Realität verwurzelt - so wie diese Jedi (Padme), die von einem doch recht hohen Dach herabgefallen war. Oder war hatte sie gar das komplette Haus übersprungen? Das kam den Flugkünsten eines Meisters Ihia Jenkins verdächtig nahe.
Dass Sarid solche Dinge bisher nicht getan hatte bedeutete ja nur, dass sie es vorzog ihr Können nicht so offen zur Schau zu stellen, und das deckte sich mit anderen Aspekten der Jedigkeit, die ihr von früher bekannt waren.
Durch ihre Gedanken schwimmend folgte die Falleen dem Gespräch der ranghohen Entscheidungsträger, und spürte wie sie sich immer mehr an die geheime Sprache militärischer Operationen gewöhnte. Und grade da hatte sie immer geglaubt, dass dieser Aspekt in Filmen übertrieben wurde. Bei “Endoskopie für Planquadrat Q7” hatte sie sich immer halb tot gelacht, wenn davon die Rede war “das Mynock nach hause zu bringen” oder das “der Kuschelnager in der Grube” wäre. Aber jetzt...
Tritt stand wahrscheinlich für einen Ersatzplan, falls das Giftgas nicht eingesetzt werden konnte. Danach zu urteilen, dass sie sich Koordinaten merken mussten sprach alles dafür, dass es sich dabei um eine Pulsbombe handelte, ein Gerät also, das jegliche Elektronik im Umkreis ausschalten würde. Ob Lichtschwerter dagegen resistent waren? Und befand sich der Tritt bereits in Coronet, oder würde der auch abgeworfen werden?
So oder so, der eine Offizier (War) bestätigte Rilanja quasi, dass das Giftgas nicht vom Tisch war, und sie zwinkerte ihm zu um zu signalisieren, dass sie verstanden hatte. Damit machten auch die weiteren Aussagen von Rätin Padme Sinn. Wenn es der Republik gelang, einen Großteil der Imperialen durch das Gas außer Gefecht zu setzen brauchten sie eine Transportmöglichkeit. Nimmerwiedersehen musste ein Gefangenentransporter von nie gekannten Ausmaßen sein. Scherz war demnach eine Aufforderung, Stillschweigen zu wahren, und Hintergrund sollte ihr sagen, dass es bereits einen Notfallplan gab, um entweder Blumen und Pralinen oder den Tritt zum Einsatz zu bringen. Vielleicht war der tritt ja auch dazu da einen Weg für Blumen und Pralinen zu bahnen? Das ganze wurde richtig kompliziert...
Zumal der Offizier das binäre Gas nochmals erwähnte und scheinbar andeuten wollte, dass das System noch mal überarbeitet werden musste. Vielleicht planten sie den Einsatz bei einer zukünftigen Schlacht... Rilanja fragte sich wie viel Blumen und Pralinen man beispielsweise für eine Welt wie Coruscant bräuchte...
Einem Teil von ihr, einem kleinen, leisen Teil ganz weit hinten hinter den sprichwörtlichen Regalen von Rilanjas innerer Holovideothek, war klar, dass sie sich im Moment ganz unabhängig von irgendwelchen Wahrheiten oder Geheimsprachen schlicht und ergreifend an etwas klammerte, was ihr vertraut war, an die Ideen von Produzenten und die Spinnereien von Drehbuchschreibern, mit denen sie sich ihr Leben lang über das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit hinweg getröstet hatte, das jedes Mal wieder aufgeflammt war wenn sie einen Planeten hatte verlassen müssen, weil ihr Geschäft irgendwo angeeckt war - meistens aufgrund ihres eigenen Verschuldens.
Doch die Stimme war klein und die Schlacht war laut - zumindest in Rilanjas Kopf, wo ihre neue gewonnene Jedigkeit den Kampf mit der Führerin zahlreicher Holoforumsdiskussionen über die tieferen Wahrheiten von drittklassigen Holostreifen zu verlieren drohte.
Die Geschuppte fragte sich grade, was sie sich unter moralischem Beistand vorzustellen hatte. Wenn man es spenden konnte handelte es sich wohl um ein Drüsensekret, vielleicht eine menschliche Eigenschaft. Am Ende wurde es als eine Art Super-Stim zur Stärkung der Truppen benutzt, steigerte Reflexe, Körperkraft und Durchhaltevermögen, und würde der Republik den entscheidenden Vorteil gegenüber den Kämpfern des Gegners geben. Aber dann hätte man sich auch etwas griffigeres als “moralischen Beistand” einfallen lassen können...
Auch wenn sie den Grund dafür nicht kannte, mehr und mehr verspürte die Echsin den Wunsch endlich etwas zu tun, sich abzulenken, in die Schlacht zu ziehen wenn sie nun schon unausweichlich war.
Und wie es aussah wurde ihr Wunsch erfüllt. Unruhe machte sich breit, und während Rilanja noch überlegte ob ein Schlachtruf angebracht wäre - und sie gedanklich schon abwägte ob “für die Republik” oder “für den Orden” die bessere Wahl wäre; schließlich würde letzteres die Anwesenheit der Jedi verraten, während das erstere vielleicht nicht dem Selbstbildnis der Jedi entsprechen mochte, auch wenn die sich als Diener der Republik verstanden.
Jedenfalls machte sich Unruhe breit, und ihre Meisterin begann die erste Auseinandersetzung dieser Mission - die Echsin war sich sicher, dass die Aktion von ihrer Meisterin ausgegangen war, auch wenn sie nicht sicher sagen konnte wieso sie sich dabei so sicher war.
Nachdem sie für einen Moment Sarids Kontrolle und Einfallsreichtum bewundert hatte - die Grüne selbst hatte sich immer eingebildet auf gute und inspirierte Ideen kommen zu können, aber selbst sie hatte nie von sich behauptet, dass sie dazu auch unter Druck in der Lage war. Zuhause vor dem Holonet, mit einer Tasse was Heißem und einer Banthawolldecke, ließen sich Szenerien in pausierten Strategiespielen weitaus besser beurteilen als in der Realität von Mittendrin aus.
Was sollte sie also tun? Sie war eine Jedi, wenn auch nur als Padawan. Sie hatte Pflichten, und die wichtigste darunter war sicherlich niemanden zu gefährden - also von den eigenen Leuten. Niemanden in Gefahr bringen bedeutete beschützen, konnte aber auch heißen sich irgendwo dazwischen zu werfen, also anzugreifen. Natürlich konnte sie auch ihre Kollegen schützen indem sie sich raus hielt und dadurch keine Fehler machte, aber irgendwie bezweifelte die Falleen, dass diese Taktik bei der Rätin gut ankommen würde.
Bevor sie sich ihrer Bauchentscheidung richtig bewusst wurde sprintete sie nach vorne, und konnte grade noch nach links schwenken bevor sie realisierte, dass sie ihr Lichtschwert nicht aktiviert hatte und der Versuch Schüsse so abzuwehren allenfalls auf tragische Weise komisch ausfallen würde.
Sie kam sich nackt und unbewaffnet vor ohne ihre Waffe, aber Sarid hatte ihre ebenfalls nicht gezündet, und so unterließ auch Rilanja es als erste die Präsenz der Jedi bekannt zu machen. Das einzige, was ihr blieb, war sich unzeremoniell hinter einen geparkten Speeder zu rollen, ein kantiges Modell, so alt, dass es schon fast wieder in Mode war, dem Anschein nach ziemlich selten genutzt.
Als sie versuchte hinter ihrer Deckung zu Atem zu kommen und sich dabei einbildete, dass die ersten Blasterschüsse in die Front des Speeders einschlugen, hinter dem sie kauerte, schossen ihr allerlei Informationen durch den Kopf - Baujahre, Fabrikationsstandards, mögliche Ausbaustugen, Sonderzubehör, wichtige Ersatzteile und die typischen Verschließteile des speziellen Modells. Wahrscheinlich wäre Rilanja in der Lauge den Speeder auf der Stelle zu verkaufen, möglicherweise auch mit Gewinn, aber es kostete sie große Mühe ihre Gedanken auf die Gegner zu lenken, die auf der anderen Seite des eine Hand breit über dem Boden schwebenden Vehikels lauerten.
Denken. Strategisch, taktisch oder wie auch immer. Überleben. Freunde beschützen. Ihre Gedanken kamen angekrochen als hätten sie soeben die Teerfelder von Ord Mantell auf Knien durchqueer, und sie hatte das Gefühl, dass hunderte von Schüssen durch die Straße flogen bis sie endlich den Ansatz einer Idee hatte.
Und ob man es glaubte oder nicht, sie basierte auf dem Fachwissen der ehemaligen Ersatzteilhändlerin, und war verrückt genug, um die teilweise noch amtierende Holofilmfachkraft stolz zu machen.
Speeder dieses Modells verfügten über eine Repulsorsperre, die verhindern sollte, dass das Gefährt einfach weggeschoben werden konnte. Nun, tatsächlich hatte jeder Speeder so einen Mechanismus, aber bei diesem speziellen Modell basierte er auf Dämpfungsspulen, die die anfallende Energie aufnahmen und so den Speeder auf der Stelle hielten. Und die saßen zwischen den hinteren Repulsorspulen.
Wurden sie beschädigt würde sich die darin gespeicherte Energie in Form einer unkontrollierten Bewegung nach vorne entladen - ein unschöner Effekt der bei größeren Unfällen häufig zu eindrucksvollen Kettenreaktionen führt.
Nur wie sollte sie die Zellen dieses Speeders aufladen? Die junge Frau lehnte sich so weit es ihr Wunsch nach Deckung erlaubte gegen das Heck des Speeders, doch der rührte sich keinen kaum. Um die Zellen sinnvoll zu laden brauchte sie mehr als die vernachlässigbare eigene Wucht.
Wieder dauerte es viel zu lange, bis ihr die passenden Gedanken kamen - und sie hoffte inständig, dass sie sich an Denken in Stresssituationen gewöhnen würde, bevor zu viele Schlachten an ihr vorbei gegangen waren.
Sie setzte sich auf den Boden hinter den Speeder, schloss ihre Augen und klärte ihren Geist - etwas, das sie schon von Anfang an hätte tun sollen. Zu ihrer eigenen Überraschung funktionierte der Trick mit der alles verschlingenden Flamme, die alle bewussten Gedanken wegbrannte, zumindest jene, die auf die eine oder andere Art unerwünscht waren. Eine Leere entstand in ihrem Kopf, die nichts mit dem sprichwörtlichen hohlen Kopf zu tun hatte, dem sie mittlerweile die meiste Zeit während des Gefächtes nachgehangen hatte.
Sie sah klar, spürte ihre Umgebung, wenn auch ohne zu wissen was sie damit anfangen konnte, und spürte schließlich auch den Speeder. Sie “sah” ihn, weil sie wusste wo er war, aber das machte nichts. Rilanja konzentrierte sich, griff mit der Macht danach, und spürte die erfrischende Wärme, als sie in den Strom griff, der das unendliche Energiefeld um sie herum ausmachte.
Sie schob den Speeder, warf sich dagegen, doch sie spürte keine Reaktion. Würde sie etwas spüren? Das Gefährt war wahrnehmbar, aber war es möglich die Ladung einzelner Teile mit der Macht auszumachen? So oder so, ihr Gefühl sagte ihr, dass sie weder die Kraft noch die Ausdauer ihrer Meisterin, und so versuchte sie es wieder, und wieder.
Draußen - also außerhalb der Leere - hörte sie die Geräusche der Schlacht, und vage war ihr auch bewusst, dass das was sie versuchte Verbündete genauso in Gefahr bringen konnte wie ihre Gegner, doch im Moment kümmerte sie sich nicht darum. Es war schwer genug die Konzentration zu halten.
Schließlich hatte sie das Gefühl den Speeder bewegt zu haben, und glaubte sogar die subtilen Änderungen im leichten Summen der Aggregate im Ruhemodus gehört zu haben. Es musste reichen, mehr Zeit hatte sie nicht - oder besser mehr wollte sie sich nicht nehmen, denn sie konnte nicht mal sagen wie viel schon vergangen war. Der Kampf tobte noch, aber mehr war der Falleen nicht bewusst.
Jetzt oder nie,
murmelte sie, und ihre eigene Stimme klang in der Leere merkwürdig entfernt. Als sie die Augen öffnete sah sie wie durch die Augen eines anderen, weit entfernt und dennoch klar, und sie wusste, dass die Realität bereits wieder auf sie einstürmte, genauso wie ihr klar war, dass sie lernen musste diesen Zustand aufrecht zu erhalten und gleichzeitig ihre Aufmerksamkeit auch auf das Äußere richten zu können.
Ihr Lichtschwert immer noch in der Hand drückte sie den Emitter gegen den hinteren Schockabsorber des Speeders und aktivierte die Klinge, um sie gleich darauf wieder auszuschalten. Der Energieschaft der Jedi-Waffe fraß sich in Sekundenbruchteilen durch Metall und Verbundstoffe, und erlosch dann wieder, bevor ihn jemand sehen konnte.
Für einen Moment passierte nichts. Hatte sie nicht getroffen? Die Flamme war erloschen, die Leere verschwunden, und die Kälte und die Unsicherheit der Situation strömten auf die junge Falleen ein.
Hatte sie den Punkt verfehlt? Hatten sich die Spulen einfach so entladen? Hatte sie-
In dem Moment machte das Vehikel einen Satz einen Meter in die Luft und mehrere nach vorne, schlug mit einem lauten Knall auf dem Boden auf und schoss ettliche Meter weiter, bis es mit einem unschönen Scheppern gegen die gegenüberliegende Ecke der Seitengasse stieß, in der sich die Feinde befanden.
Irgendwie grauste es der Geschuppten vor der Manöverkritik, die danach sicher anstehen würde, aber für den Moment rannte sie einfach weiter zur nächsten Wand und suchte Deckung in einem Hauseingang.
Corellia – Coronet – Planquadrat G10 – dunkle Nebenstraße - Lt. Chu und seine Einheit, War und die Sandpanthers, Batzen Widerständler, diverse Jedi, Padme und Sarid