Horatio
Gerissenster Strippenzieher der Galaxie
[ Coruscant | Industrieviertel | dunkle Gasse | Landungsboot | provisorischer Konferenzraum | Darth Draconis, High Col. Aabe (NPC), Lady Kezia (NPC), ein paar Unteroffiziere ]
Für einen kurzen Augenblick herrschte in dem provisorischen Besprechungsraum, welcher in einem umgebauten Landungsboot war, eine ungewöhnliche Stille. Alle Augen hatten sich auf den kräftigen Sith mit der schwarzen Kampfmontur, Darth Draconis, gerichtet. Problemlos konnte man bei ihm erkennen, dass seine Rüstung in starke Mitleidenschaft gezogen worden war und auch die einzelnen Verletzungen waren kaum zu übersehen. Trotz der recht raschen Gewöhnung an den Tod und dessen Begleiter bot der verletzte Sith einen grausigen Anblick für vereinzelte Armeeoffiziere. Es entstand schnell der Eindruck, dass er sich durch bloßem Willen auf den Beinen hielt.
Konzentriert musterte Lady Kezia ihren jungen Konkurrenten in diesem knappen Moment genau. In ihrem Inneren staute sich der Hass, welchen sie für ihn empfand, immer mehr auf. Dabei war ihr die aufkommende Glorifizierung zu wider, die man diesem Warrior nun entgegenbrachte. 'Sie huldigen einen Versager', dachte sich die Inquisitorin und verzog bei diesen Gedanken ganz leicht das ebene Gesicht. 'Hat er überhaupt einen einzigen Jedi stoppen können?' Ihre Aura wurde von einer einzigen Minute auf die anderen finsterer. Sie zog sich in ihren Zorn – ihrer letzten Bastion – zurück. Danach lauschte sie ihrem verhassten Ordensbruder. 'Ich muss ihn ausschalten, bevor er mir zu gefährlich wird', beschloss sie in ihrem Hinterkopf.
„Nach meinem Kampf gegen die weibliche Jedi, nahm ich alleine die Verfolgung der Jedi in die Kanalisation auf“, berichtete Draconis mit tiefer Stimmlage und sah zu Kezia, während Zorn in ihm aufwallte. „Dort stieß ich auf einen Cathar und eine Nautolanerin, beides Jedi. Beide sind jetzt tot. Von den anderen Jedi fehlte jede Spur, ich konnte sie nicht mehr spüren, eine Verfolgung wäre sinnlos gewesen.“
Eine Sekunde zögerte die blonde Theelin. Sollte sie seine offensichtliche Anklage erwidern oder mit schlichter Ignoranz strafen. Ihre Augen verengten sich. Tödlich hätte ihr Blick gewirkt, wenn sie ein Talent für diese nicht vorhandene Fähigkeit hätte. Kälte kam in ihr hoch. Mit viel Mühe zügelte sie sofort ihre wilden Emotionen. Sie durfte sich vor High Col. Aabe und dessen winzigen Offiziersstab keinen Fehltritt erlauben. Sie war die Inquisitorin, nicht Draconis – und damit natürlich die einzige Ansprechpartnerin in Machtfragen. Langsam kehrte sie in ihre eigentliche kühle Gemütsverfassung zurück. Dennoch bedachte sie ihren Konkurrenten wieder mit einem hasserfüllten Blick.
„Darth Draconis, als Sith-Warrior ist es Ihre einzige Aufgabe die Befehle auszuführen, die ich Ihnen gebe“, entgegnete Kezia mit einem arroganten Lächeln, da sie glaubte die erforderliche Antwort für seine Anklage gefunden zu haben. „Sie haben mich von Ihrer persönlichen Verfolgungsjagd nicht in Kenntnis gesetzt. Somit konnte ich an dieser Stelle nicht eingreifen, um diese Jedi zur Strecke zu bringen. Halten Sie sich also bei den nächsten Operationen mehr an die Befehlskette...“
Ihrer Auffassung nach ein genialer Schachzug. Sie flüchtete in die Befehlskette, denn nur da konnte er ihr nicht gefährlich werden. Er hatte die äußerst klaren Regularien, welche für eine militärische Operation dieser Art galten, nicht beachtet. Damit lag der Fehler scheinbar bei ihm. Einige Offiziere wandten den Blick vorsichtig zu Aabe. Nur sehr ungern wollte man einen Streit zwischen zwei Sith am eigenen Leib erleben. Gleich einem altertümlichen Herrscher saß der riesige High Colonel am Tischkopf und beobachtete das Szenario seiner Untergebenen. In seiner weißen Rüstung stellte er in diesem Augenblick das krasse Gegenteil zu Draconis dar, weil seine Kampfmontur keinerlei Spuren oder Kratzer aufwies. Beschwichtigend hob der blonde Hüne seine Hand.
„Diese Streitfrage sollten wir zu einem Zeitpunkt klären, der in einem privateren Rahmen gehalten ist“, äußerste sich Aabe gelassen. „Wir können also davon ausgehen, dass die anderen Jedi noch am Leben sind. ... Ich werde dennoch eine Fahndung nach allen Jedi herausgeben lassen, welche wir in dieser Nacht durch einen Abgleich mit der Datenbank erkennen konnten. Vielleicht bekommen wir auf diese Weise weitere Informationen zu deren Schlupflöcher.“
Eine leichte Unruhe entstand bei den restlichen Offizieren. Manche notierten sich einzelne Passagen von Aabes indirekter Anordnung. Lady Kezia sah sich nur mit einem flinken Blick um. Die Theelin ließ sich von dieser aufkommenden Unruhe nicht wieder anstecken. Auf einmal drangen Geräusche, die ziemlich laut waren, von draußen in den provisorischen Besprechungsraum. Gleichzeitig waren mehrere Gefangenentransporter in Begleitung winziger Landungsboote gestartet. Gemeinsam traten sie den Rückflug zum Regierungsviertel an, denn der imperiale Geheimdienst wollte so schnell wie möglich mit seiner Arbeit beginnen. Folter, Verhöre, mehr Folter, mehr Verhöre – diese Reihenfolge kam in den nächsten Tagen auf die fünfzehn Rebellenführer zu. Am Ende wurden sie vielleicht von einer Hinrichtung erlöst – das wusste die Inquisitorin nicht genau.
„Haben wir Informationen wer diese Jedi waren?“, fragte plötzlich Draconis.
„Lt. Wang, klären Sie den Sith bitte auf“, forderte Aabe einen Offizier aus seinem Stab auf.
Mit einem Nicken erhob sich ein hagerer Offizier auf der rechten Seite. Seine schmalen Augen und ein leicht gelblicher Teint gaben ihm ein exotisches Aussehen. In dieser Runde gehörte er eindeutig zu den jüngeren Offizieren, denn Kezia schätzte ihn auf höchstens dreißig Standardjahre. Kurz ließ der Exot seinen Blick durch die Runde wandern, dann griff er nach etlichen Dokumenten, welche seit dem Beginn der Abschlussbesprechung vor ihm lagen. Aabe schwieg in diesem Moment. Durch Lt. Wang ließ er die Informationen bequem an die Sith weitergeben. Wang hüstete kurz, dann sah er zu Draconis, bevor er eine Silbe sprach. Alle Anwesenden waren schon gespannt auf seinen Bericht über die geflohenen Jedi, die man erkannt hatte.
„Insgesamt drei Jedi konnte unser System auf Anhieb erkennen“, begann der Lieutenant gelassen zu erklären. „Dabei ist der Informationsgehalt nicht sehr groß. Anscheinend behält sich der imperiale Geheimdienst – oder eine andere Institution – in diesem Fall einige Daten vor. Die blonde Frau, die gegen Sie angetreten war, Darth Draconis, konnten wir als Chesara Syonette identifizieren. Ihre Person ist in den Daten, die wir aus dem Jedi-Tempel sichern konnte, aufgelistet. Anscheinend fällt ihr eine tragende Rolle im anti-imperialen Widerstand zu, denn das letzte Mal ist sie auf Ord Biniir in Erscheinung getreten.“
Durch eine holografische Darstellung konnten die restlichen Anwesenden die ältere Jedi problemlos betrachten. An der Seite der Darstellung waren lückenhafte Daten hinzugefügt worden. Automatisch verzog die schlanke Inquisitorin das schöne Gesicht. 'Eine echt spärliche Ausbeute', dachte sich die Sith, während sie sich die helle Präsenz der Jedi ins Gedächtnis rief. Chesaras lange Zugehörigkeit sprach mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen hohen Rang. 'Trotzdem sind die Jedi schwach. Außer ihren schwachen Versuchen der Bekehrung dürften sie für einen Warrior keine Gefahr darstellen.' In ihrer gewohnten Ruhe blickte sie kurz zu Draconis. Der Sith schien die Jedi zu mustern, regelrecht einzuprägen. Nach einigen Minuten verschwand das Bild und als nächstes konnte man einen älteren Mann als zweites Hologramm betrachten.
„Nach unseren Informationen handelt es sich bei dieser Person um Tomm Lucas“, fuhr Wang nach einer kurzen Pause fort. „Ebenfalls schon länger in unseren Datenbanken zu finden, denn ihn hatte man auch bei Corellia entdeckt. Wir gehen davon aus, dass er die erste Jedi mit seiner Anwesenheit unterstützt. Besonders bei ihm kann man nicht auf alle Daten zugreifen... Der letzte Jedi, den wir erkannt haben, ist der Cathar. Name, Herkunft und Rang sind unbekannt. Nur seine Teilnahme auf Ord Biniir wurde bestätigt. Wenn Sie es wünschen, Lord Draconis, dann übermittle ich Ihnen alle Informationen auf Ihr Datapad.“
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