[Imperial City – Verwaltungskomplex – Untere Etagen – Bereich des Geheimdiensts – Folterbereich – Gänge] – Ario
Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, blickte der Sith Lord noch einmal zurück. Als würde er sein Können benutzen um die Grenzen von Wand und Tür zu überwinden, als wolle er dem Sith Warrior Draconis dabei zusehen was er als nächstes tat. Doch der Blick seiner rot-orange gefärbten Augen endete an den besagten Objekten, ganz so, als sei er ein normaler, sterblicher Mensch, wie er es noch vor zehn oder mehr Jahren gewesen war. Ohne eine weitere Regung wand er sich nunmehr vollends ab und bedeutete seinem Schüler mit einer Geste, zu ihm aufzuschließen. Doch erwarteten ihn keine, wie vielleicht angenommen, erklärenden Worte seines Meisters. Nergal sank in seine Gedanken. Die Unruhe die in ihn gefahren war, mit dem festsetzen eben jener Planung die er so mysteriös und doch enthüllend vor Draconis offenbart hatte, hatte ihn beflügelt. Er hatte gefunden was er hier gesucht hatte. Wieso er hierher gekommen war. Das finstere Schmunzeln blieb in der Welt der ungesagten und ungetanen Dinge zurück, als sie in die Turboliftkapsel traten und die beiden Sith sich auf den etwas längeren Weg nach oben machten. Der Inquisitor stellte nicht in Frage das sein Vorhaben durchaus gewagt und gut und gerne beim Gouverneur auf taube Ohren treffen könnte, oder gar direkt abgeschmettert würde, was äußerst inakzeptabel und schade wäre. Eventuell müsste er dann diverse Hebel in Bewegung setzen, die er eigentlich nicht hatte benutzen wollen. Aber wenn es anders nicht ging, dann würde er dem Gouverneur mit etwas Nachdruck eben die Augen öffnen. Der allerletzte Ausweg war dies nicht, allerdings hatte Nergal auch nicht vor die Dinge zu sehr zu strapazieren, weshalb er sich das als letzten möglichen Ausweg aufbewahren sollte. Doch er war weder eine Person die zögerte, noch eine die vor 'zwielichtigen' und 'bösen' Machenschaften zurückschreckte. Einmal gänzlich davon abgesehen das große Teile der nicht Imperialen Bevölkerung... und auch der imperialen Bevölkerung mit Sicherheit eine ähnliche Ansicht über Sith im Allgemeinen hatten. Und wenn er bekam was er wollte, so würde das die Furcht und Ansicht seiner Taten als 'böse' durchaus rechtfertigen.
„Es wird Zeit, das mit all den Versuchen einer Befriedung, oder Bezwingung dieses Wiederstandes aufgehört wird.“ Schnaubte der Sith Lord in aggressiverem Tonfall, als man es von ihm gewöhnt war... „Coruscants Bevölkerung hat sich am Imperium und dessen Rechten vergangen. Auf Hochverrat wird die Todesstrafe angewandt. Und hier... Coruscant ist zu einem Sündenpfuhl verkommen.“ Kurz blickte er seinen Schüler an, ehe sein Blick wieder aus dem Transparistahl und auf die Stadt vor ihnen fiel. Der Lift war im prinzip eine einzige mobile Fensterscheibe. „Du hast gesagt du stammst von hier. Dann kennst du diese Welt. Ihr faulendes Gebein, tief unten. Ihre verwesenden Innereien infizieren nicht nur die Verwirrten, Fehlgeleiteten und Schwachen mit dem normalen kriminellen Abfall... sie verpesten die Gedanken von all jenen, die dort unten langsam verrotten. Machen sie brauchbar für jedwede Aktion die man sich als planender Geist in den Kopf setzt. Das terroristische Pack der Republik wird schon noch sehen was es...“
Nergal verfiel unvermittelt wieder in Schweigen und hüllte sich wieder in den Mantel der Unnahbarkeit. Scheinbar zur Statue geworden ging sein Blick noch immer auf die Stadt hinaus. Es war Tag und unzählige Gleiter flogen dahin. Irgendwo im Hintergrund blitzte ein allzu bekanntes und verhasstes Ziggurat im strahlenden Licht auf. Dann verschwand es wieder und der Lift verlangsamte sich. Die aufgleitenden Türen waren lautlos, sodass das überraschte und leicht entsetzte keuchen der Menschen am Eingang problemlos zu hören war. Erschrocken ob der Größe und der kalten, finsteren Präsenz die Nergal umgab erstarrten sie völlig regungslos. Unfähig einen Fuß vor den anderen zu setzen und sich in die Kabine zu begeben. Er schenkte ihnen keinen einzigen Blick seiner organischen Augen, sodass sich die Tür erneut hinter ihm schloss, ohne das sich Nergal auch nur einen Zentimeter bewegt hatte. Und doch war dem Inquisitor, als wäre er kurz aus der Kabine heraus. In den dahinter liegenden Gang und einige Schritte in die eine und andere Richtung gegangen. Mühelos streifte er die Gedanken ab und knüpfte wieder am vorherigen Punkt an. Vorerst würde der Lift wohl nicht mehr anhalten.
„Ich bin gespannt wie sie reagieren, wenn sie sehen was sie angerichtet haben. Und ich wünschte ich könnte diese Jedi aufspüren und ihnen zusehen. Beschützer und Hüter des Friedens... Wer, der seinen Job ernst nimmt, tut sich schon mit einem Terroristen zusammen und geht tatsächlich davon aus, einen Kampf zu führen der sauber und fair bleibt? Wer könnte so naiv sein...“ Schmunzelte der Sith Lord in sich hinein, wenngleich er nur zu einem kleinen Teil wirklich mit sich geredet hatte. Es war schlicht und einfach eine der bislang dümmsten Aktionen die er von Seiten der Jedi erlebt hatte. Anstatt sich mit der Republik zusammen zu tun und ihr auf ihrem Kreuzzug gegen das Imperium zu helfen, machten sie sich auf und schlugen sich auf die Seite von Verbrechern. Kriminellen. Attentätern. Terroristen. War der Orden so verkommen? Wer wusste schon was die Zeit der Isolation und ohne Heimat mit den Überlebenden Jedi von Corellia angestellt hatte? Beinahe ausgelöscht, jeglicher Rückzugsorte die allein für sie gedacht waren beraubt und Mitglied einer Republik die am Abgrund gestanden hatte. Mittlerweile war die Republik zwar auf einem gänzlich anderen Kurs, doch wie entwickelte es sich bei den Jedi? Abgesehen von dem was man hier auf Coruscant zu sehen und hören bekam, schien sich da nicht viel zu regen. Allerdings kümmerte den Sith Lord das beinahe noch weniger als die Lebensumstände der Jünger im Sith Orden auf Bastion. Republik und Jedi mochten eine durchaus reelle Gefahr von außerhalb sein, doch es war nicht lange her seit dem es nun Imperator Allegious hieß. Und die ausgesprochene Generalamnestie die einen jeden Imperialen betraf: Ob Sith, Offizier, Soldat, oder Bürokraten, gab es noch immer im Innern Arbeit. Vor allem für die Sith. Die – manchmal glaubte er sie sei leichthin eingeführt worden – ausgesprochene Amnestie hatte es einem jeden Sith der am Ende der zweiten Schlacht um Bastion noch am Leben gewesen war, eben jenes zu behalten. Das stärkte die Reihen des Dunklen Ordens in der nüchternen Anzahl, schuf aber auch Raum für weitere Intrigen.
Letztendlich war er hier auf Coruscant um Sorge zu tragen das all jene Sith die sich hier befanden, auch ihre Arbeit erledigten. Kezia hatte bereits versagt. In wie weit sich die anderen hier befindlichen Sith verdingten würde sich noch zeigen. Nach der Aktion die in seinem Kopf reifte und die maßgeblich durch sein Problem mit Inquisitorin Kezia angestachelt war. Unterdessen erreichte der Turbolift das gewünschte Ziel und Nergal, samt Adept, verließ das Transportmittel, betrat oppulentere Gänge, die eindeutig davon zeugten das man aus der kalten und harten Umgebung des Geheimdienstes und dessen Folterkellers hinaus war. Hier oben residierten sie... die Bürokraten. In diesen Bereichen herrschte eine gänzlich andere tödliche Grundstimmung. Sehr viel weiter im Verborgenen allerdings und sehr viel subtiler als die, zwar verschleierten, aber doch sehr direkten Methoden des Geheimdienstes. Politik war – und das musste man schnell lernen – ein nicht nur heikles Thema, sondern auch ein sehr schnelllebiges. In gewissem Maß waren die Sith als Gemeinschaft nur der allzu beste Beweis. Es dauerte nicht selten lange bis sich neue Fronten öffneten und oft genug waren die Gründe für tödliche Fehden, keine sonderlich bedeutenden. Politik also... im weitesten Sinne. Höhnisch kräuselten sich seine Mundwinkel. Es war ein sehr stark vereinfachter und einseitiger Vergleich. Aber irgendwie gefiel ihm die Vorstellung von Senatoren die allesamt fähig waren die Macht zu gebrauchen und ein Lichtschwert mit sich herumtrugen. Die Politik der Neuen Republik würde schlagartig wundervoll interessant werden. Immerhin schmückten sie sich damit, eben diese noch in ihrem Innern zu tragen. Das Imperium besaß nur eine zivile Bevölkerung in den obersten Kreisen, die den Mustern eben jener Zunft folgte. Intern hatte man andere Wege und Mittel. Es bedurft nicht solcher Augenwischerei...
Nergal hatte auf ihrem Weg nach oben bereits ein offiziell verfasstes Gesuch an den Gouverneur gesandt, sodass sie ohne Verzögerung einleiten konnten, was er sich da so kühn und überzeugt in den Kopf gesetzt hatte. Nicht, das er auch nur einen Moment daran zweifelte. Doch Nergal war noch realistisch genug zu wissen, das das was er da vor hatte einen mitunter großen Aufwand mit sich brachte und gnadenlos abgeschmettert werden könnte. Nun da sie die mit dickem Teppich gepolsterten Flure entlang Schritten, hier und da eine Pflanze stehend und eine Gangseite von Panoramafenstern gesäumt wurde, sodass in jedem Moment eine doch willkommene, aber zugleich auch stark beruhigte Stimmung herrschte. Allzu gut sah er vor seinem geistigen Auge die beleibte, fette Adeligen und Reichengesellschaft hier ihre Runden ziehen, nur um die so verlorenen Pfunde mit dem nächsten Abendessen in drei oder vierfacher Portion wieder herein zu schaufeln. Nergal streifte die Ablenkung ab und ordnete seine Gedanken. Sie hatten anderes vor, als sich über die Bewohner und Angehörigen einer Welt und zugleich eine die Galaxis umfassende Klasse von Bürgern zu belustigen. Denn auch wenn er seine Anfrage an den Gouverneur gesandt hatte, so hatte ihm jemand gänzlich anderes geantwortet. Was jedoch, da er den öffentlichen Weg gewählt hatte, nur verständlich schien. Vielleicht hatte der eigentliche Gouverneur die Nachricht nicht einmal gesehen. Die Antwort jedoch war keine negative, statt dessen war er an eine andere Stelle verwiesen worden, die ihn wiederum an einen Präfekten gebunden hatte, der für seine Belange ein Ohr haben sollte und sie eventuell Ausführen und unterstützen sollte. Und so waren sie wenig später in dem zwar durchaus bequem anmutenden, jedoch wenig großen Büro eines der vermutlich zu tausenden auf Coruscant arbeitenden Präfekten.
Anfänglich war es schwer den Menschen überhaupt auf das zu fokussieren, was er wollte und daran anknüpfend erneut ein Akt, ihn dazu zu bringen, sich dazu zu äußern. Doch nachdem Nergal sich ein wenig zurück genommen hatte und die Tatsache einfach außer Acht ließ, das er den Mann Kraft seiner Gedanken zu nichts weiter als einer breiigen und schleimigen Masse aus organischem Material zu verarbeiten und benahm sich wie jemand, der etwas völlig normales von ihm wollte. Zugegeben, vielleicht war es auch der Inhalt seiner Forderung, die den Menschen zusätzlich aus der Fassung brachte, aber immerhin waren sie hier beim Imperium. Memmen und Versager sollte die Ausbildung schon von vorne herein aussieben. Vor allem Memmen... letztendlich aber brach er den Bann seiner Ausstrahlung und seines Äußeren und konnte mit Nergal ziemlich konzentriert und fokussiert arbeiten. Es dauerte seine Zeit, doch letztendlich wurde nicht nur die ganze Aktion bewilligt, nein, es wurde sogar direkt damit begonnen, sodass Nergal, als er aus dem Büro des Präfekten trat, bester Laune war. Und der Zeitpunkt, das das zum letzten Mal vorgekommen war, lang weit weit zurück. Gut... er dramatisierte dahingehend vielleicht ein wenig zu sehr, aber wen kümmerte das schon. Er hatte bekommen was er wollte und war seinem Ziel hier auf Coruscant einen Schritt näher. Ario und er machten sich nunmehr, da der junge Adept ja alles mitbekommen hatte, ohne Verzögerung auf den Weg zu einer Landeplattform von der aus sie den Jedi Tempel ansteuern würden. Unterdessen war es an Nergal, eine Nachricht an Draconis zu verfassen, ebenso erhielt auch Talshia – die Sith Warrior die ihn begleitet hatte – eine Nachricht des Sith Inquisitors, die jedoch einen gänzlich anderen Inhalt hatte.
Mittlerweile waren sie ungestört und hatten das Gebäude hinter sich gelassen. Nergal hatte sich einstweilen entschieden kein Gefährt der Administration zu nehmen, sodass sie sich innerhalb weniger Minuten langsam, aber sicher in die öffentlichen Bereiche Coruscants Oberstadt bewegten. Sie hatten noch einiges an Zeit, ehe sie sich auf den Weg machen mussten. Kein Grund plötzlich in Hektik zu verfallen... „Es besteht noch kein Grund direkt aufzubrechen, statt dessen sollten wir uns für den Moment primär um deine Ausbildung kümmern. Gegen des Falles, das du keine Fragen hast, Adept?“
[Imperial City – Obereste Ebenen – öffentliches Viertel – luxuriöse Promenade] – mit Ario