Shana
• face of deception •
¦¦ Coruscant ~ untere Ebenen ~ Gebäudeblock ~ Wohnung Nr. 2S11M ¦¦ Shana ~ Arkon ~ Markus ~ Atoras ~ Draugir ~ Mara ~ Sinoué & Miley
Markus machte sich die Mühe und setzte sich zu ihnen um die Frage zu beantworten, die sie in den Raum geworfen hatte. Im Nachhinein konnte sie gar nicht sagen, welche Antwort sie eigentlich erwartet hätte, doch sie war in gewisser Weise offensichtlich. Oder zumindest klang sie logisch, im Sinne der Jedi- und Machtlogik.
"Ein Ungleichgewicht?" , wiederholte sie unsicher.
Ausgelöst durch den Tod vieler Lebewesen? Welch schreckliche Ahnung wollte er damit in den Raum werfen? Wie war das möglich? Konnten sie wirklich den Tod anderer spüren? Was musste geschehen sein, dass selbst sie es wahrnehmen konnte? Das Holonet hatte darauf wie er richtig erkannte immer eine Antwort. Zuerst wollte sie nach ihrem Kommunikator greifen, doch dann erinnerte sie sich, dass sie auch diesen bei der Flucht vergessen, und vermutlich sogar verloren hatte. Super! Aber sie hatten zum Glück andere Möglichkeiten entsprechend an Nachrichten zu gelangen und schon bald flimmerte das Feld des Holoprojektors auf um ihnen die Unwissenheit zu nehmen. Markus hatte relativ zügig einen Sender gefunden der ihnen zeigte weshalb sie vor ein paar Minuten so empfunden hatten, und was hinter dem "Ungleichgewicht" steckte. Shana stockte der Atem und sie brauchte eine Weile um zu glauben was dort berichtet wurde. Das war nicht möglich! Es musste sich um einen gefälschten Bericht, um irgendwelche aus dem Zusammenhang gerissenen Aufnahmen handeln.
Doch die Wiederholungen und nicht enden wollenden Ausführungen straften ihrer Hoffnung Lügen. Alles war echt. Keine Schwindelei, kein Boulevard-Journalismus mit fragwürdigen Quellen. Man hatte 3.000 Menschen ermordet! 3.000! Die Grausamkeit war kaum zu begreifen. Als Markus das Gerät wieder ausschaltete, wollte Shana ihn im ersten Moment auffordern wieder einzuschalten, doch sie brachte keine Worte heraus. Ihre Stimme versagte. Sie war eindeutig geschockt! Sie hatte ja schon viele Graumsamkeiten des Imperiums gesehen, einiges recherchiert, doch das sprengte alles bisher Erlebte. Pure Barbarei und Brutalität. Wer befahl so etwas? Wer führte solche Befehle aus? Welche Monster steckten hinter solchen teuflischen Aktionen? Nur Kinder redeten von gut und böse, aber welches Wort konnte es geben um eine solche Tat zu umschreiben und die Hintermänner die die Verantwortung dafür trugen?
Seit sie dem Widerstand und den Jedi beigetreten war, gab sich das Imperium alle Mühe ihr in ungehemmter Wucht sein wahres Gesicht zu zeigen. Was sie bereits gewusst hatte über das versteckte Unrecht wurde zur unwichtigen Lapalie degradiert bei den jüngsten Ereignissen. Die Willkür und anarchischen Zustände während des Überfalls auf das Honey House hatten ihr Verständnis schon gesprengt, doch offensichtlich war das dort erlebte am Ende trotzdem nur zweite oder dritte Liga an blutrünstigem Verhalten.
Sie wusste eigentlich zu allem und zu jeder Zeit etwas zu sagen, hatte immer einen Spruch auf den Lippen. Doch dieses Mal wusste sie tatsächlich nichts mehr zu sagen. Sprache war nicht fähig das Innenleben und die Gedanken zu beschreiben. Unfassbar was hier auf diesem Planeten geschah! Das dies alles keine Konsequenzen hatte! Die schiere Ungerechtigkeit und Ermarbungslosigkeit des Imperiums konnte ungehindert ausgelebt werden und schon in ein paar Stunden würden die meisten das Gesehene vergessen haben und zu ihrer Arbeit und ihrem Alltag zurückkehren. Das war einfach nicht richtig! Es musste etwas unternommen werden, es musste! Auch Markus sagte nichts weiter dazu. Shana hatte das Gefühl als würden sie darüber reden müssen, doch keiner Ergriff das Wort. Alle schauten in eigene Gedanken versunken vor sich hin. Vielleicht waren sie auch alle viel zu erschöpft und müde um sich eingehender damit auseinander zu setzen. Der Tag hatte immerhin schon genug Nachdenkliches mit sich gebracht. Die blonde Padawan wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln bevor sie wieder aufsah.
Es waren nicht reine Tränen der Trauer. Das meiste davon war die ohnmächtige Wut wenn sie unaussprechliche Ungerechtigkeit mitbekam. Sie konnte so gut wie alles objektiv bewerten und mit dem Verstand behandeln, wenn es sein musste. Doch bei Ungerechtigkeit wurde bei ihr irgendein Schalter umgelegt, der sie ausrasten ließ. Dieser Hebel sorgte für schier unbändige Wut und irgendwann würde der Tag kommen an dem solch ein Ereignis Schaum vor ihrem Mund entstehen lassen würde. Natürlich nur bildlich gesprochen, doch das Gesehene war eigentlich schon solch ein Beispiel. Sie war froh dass sie in diesem Moment nicht irgendwo mit einem gefangenen Imperialen saß mit einer Waffe in der Hand. Sie hätte in eiskalt, ohne auch nur den Hauch eines Gewissensbisses abgeknallt. Wie ein wildes Tier. Auch wenn sie sich in diesem Moment dann nicht im Geringsten von ihren Feinden unterschied. Brachte es ihr etwas sich mehr und mehr in dieses Ereignis herein zu steigern? Nein, dies war mehr als offensichtlich und klar. Dennoch, sie wollte es nicht einfach auf sich beruhen lassen. Doch für heute musste sie es. Ebenso war ihr Meister längst bei anderen Dingen und warf ihr die Tasche zu. Nach einem Kommentar verzog er sich in Richtung Badezimmer. Ihr Laptop? Was war damit?
Oh! ...
Ja, normalerweise hätte sie wohl erst einmal nachgeschaut wie es um ihre Ausrüstung bestellt war, und sich notfalls beschwert, doch davon war sie weit entfernt. So sehr sie ihre eigenen Sachen schätzte, welchen Stellenwert konnte das schon einnehmen, wenn man solche Nachrichten vor Augen hatte? Die hübsche Blondine machte sich nicht einmal die Mühe nachzusehen. All das konnte morgen erledigt werden. Meister Vorin war noch nicht wieder zurück, doch die Müdigkeit legte sich trotzdem über sie und ließ sie auf der Couch zusammensinken. Sie verzichtete auf Nachtgewänder, Zähne putzen und Dusche. Sie wollte einfach nur noch schlafen. Von ihr aus dann eben in Klamotten auf der Couch. Sie war schon halb weggetreten, als sie noch einmal am völlig fortdriften gehindert wurde. Eine Stimme störte ihren Schlaf und versuchte ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Irgendetwas von Kissen wurde in ihren Verstand gedrückt. Shana brummte nur ungehalten und streckte ihre Arme aus um die Störung zu vertreiben. Dabei klammerten sich ihre Finger um irgendetwas Weiches. Kissen? Sie drückte den Gegenstand unter ihren Kopf, merkte dass er schön weich war und drehte sich auf die andere Seite. Die Stimme wurde weniger enervierend und ermöglichte es ihr endlich in einen erholsamen, aber dennoch von Träumen gefüllten Schlaf zu fallen.
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