Coruscant

|| Coruscant ▫ untere Ebenen ▫ Megablock ▫ Seitengasse || ▫ Vorin ▫ Darulon & Gaiden

Soviel zu der Vorstellung "auf alles" gefasst und vorbereitet zu sein. Der Kerl (Darulon) ignorierte ihn für einen Moment und zielte tatsächlich noch einmal auf den bereits zwei Mal Angegriffenen (Gaiden) und drückte noch einmal ab. Dieses Mal traf er auch. Vorin hatte die Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen, damit der Aqualish seinen Gegner vergaß, doch darin hatte er sich ganz eindeutig getäuscht. Was war das für ein Typ, der dreimal versuchte jemanden umzubringen? Was konnte vorgefallen sein, dass jemand solch beharrliche Mordgelüste verdiente? Ganz echt konnte der Attentäter auch nicht sein, denn wohl von Wahnsinn getrieben behauptete er Gesetz sprechen zu können. So ein Mist! Eine Möglichkeit hätte noch darin bestehen können, sich irgendwie als Sith ausgeben zu können. Vermutlich hätte es bei seiner Aufmachung nicht funktioniert, aber da seine Rettungsversuche nun doch Fehlgeschlagen waren und nur Gewalt funktionierte, hatte sich dies alles eh erledigt. Also hätte er doch gleich sein Lichtschwert zünden sollen, dann hätte ihn der "Gesetzessprecher" bestimmt nicht ignoriert. Wie man es machte, machte man es falsch.

Eine gewisse Wut ballte sich in Vorin zusammen. Die Selbstgefälligkeit mit der sein Gegenüber seinem Opfer zusetzte und damit meinte über Leben und Tod entscheiden zu dürfen, verdunkelten seine Laune. Wenigstens überraschten ihn die auf ihn abgegebenen Schüsse nicht, die er erwartungsgemäß mit seinem Lichtschwert parierte, welches er durch die Macht beschleunigt in einer einzigen Bewegung gezogen und mit seiner Paradeaktion vereinigt hatte.

Nun leuchtete auch Erkenntnis in den Augen des Nichtmenschen auf, der offensichtlich - und eigentlich ja in seinem Sinne - nicht gemerkt hatte, wer wirklich vor ihm stand. Die Zeit auf diese neue Situation zu reagieren würde ihm der Jedi diesmal nicht lassen. Das Wesen hatte ihn einmal überrumpelt, und dies würde er nicht wieder zulassen.


"Das ... war ein Fehler!" , drohte er mit dunkler Stimme, wobei er nicht klarstellte was genau er damit meinte. Seinem Impuls folgend würde er diesen Kerl nun mit einem Streich aus den Geschichtsbüchern streichen. Sowohl sein Angriff auf den Passanten als auch seine Arroganz verlangten Konsequenzen. Abgesehen davon hatte er sich gerade verraten und der Aqualish kannte sein Gesicht. Schon die Vernunft allein besiegelte das Schicksal dieses ... was auch immer er darstellte. Doch er war ein Jedi und würde es nicht tun. Er war kein ... Mörder. Den Impuls unterdrückend sammelte er seine Wut und fokussierte sie in eine Bewegung seiner Hand, die sich zur Faust ballte und eine enorme Menge an Energie entlud, die er dem Attentäter (Darulon) entgegenschleuderte. Von einer gigantischen Faust gepackt hob der Alien von der Erde ab und flog mit hoher Geschwindigkeit die Gasse entlang, bis sein Weg mit einem krachenden Knall in der Seite einer Mülltonne endete. Vorin kümmerte sich nicht darum ob und inwieweit er verletzt war. Einem schwächlichen Menschen hätte es vielleicht das Rückgrat gebrochen, doch so zerbrechlich schätzte er das Wesen nicht ein. Hauptsache es war vorerst außer Gefecht gesetzt.

Während des Kampfes hatte sich der Angeschossene (Gaiden) wieder erholt. Er war wohl - so machte es den Anschein - nicht tödlich verwundet und konnte sich zumindest aufrichten. Schnell deaktivierte Vorin seine Klinge und warf dem Mann einen Blick zu. Na super! Was hatte er sich nur dabei gedacht? Nur gab es jetzt kein zurück mehr. Er hatte sich eingemischt und musste nun weitermachen. Hoffentlich war der Kerl über seine Rettung dankbarer als über die Belohnung die eventuell für den Verrat eines Jedi an die Behörden mit sich brachte. Mit etwas Glück würde sein Geheimnis zwischen ihm, dem Geretteten und dem Angreifer bleiben. Jedenfalls sah er in der Gasse sonst niemanden und richtete sein Augenmerk auf den jungen Mann, der irgendetwas an sich hatte. Was es auch war, sie mussten es später herausfinden. Es war unklar wie lange der Aqualish noch besinnungslos war, was ein schnelles Handeln ihrerseits notwendig machte.


"Können Sie laufen?" , wandte er sich an den Geretteten.
"Ich weiß nicht wie lange er bewusstlos ist, also sollten wir möglichst schnell verschwinden, bevor wir noch mehr Aufmerksamkeit erregen. Gleich da vorne steht mein Gleiter, kommen Sie." , forderte er den einfach Gekleideten auf und lief los. Der andere Mann folgte ihm, wenn auch unter Schmerzen. Wenn er es richtig sah, hatte es seine Schulter erwischt, was ein "gutes" Zeichen war, sollte heißen, er würde überleben. Ein paar Sekunden später war er am Gleiter angekommen und wandte seine Aufmerksamkeit noch einmal die Gasse hinab. Momentan spürte er keine Gefahr, was gut war, denn so konnte sein Mitfahrer ungehindert einsteigen. Über den Rücksitz steigend ließ sich Vorin in den Fahrersitz fallen und beschleunigte ohne weitere Verzögerung. Große Frage- und Antwortspielchen konnten sie noch spielen wenn sie "in Sicherheit" waren und ein paar Worte wechseln konnten. Zuerst einmal wählte Vorin einen beliebigen Zickzack - Kurs um erstmal Distanz zwischen sich und den Ort des Zwischenfalls zu bringen. Momentan konnte er noch keine Verfolger ausmachen, hoffentlich blieb es auch so. Ein kurzer Seitenblick streifte den fremden Mann.

"Geht es?" , erkundigte er sich. Mit einer Blasterwunde ging es dem Mann natürlich nicht gut, doch natürlich gab es da zigfache Unterschiede.

"Auf dem Rücksitz gibt es eine Tüte mit Medikamenten, darunter sollten auch Verbandzeug und Arzneien für Blasterverbrennungen sein. Sie ist weiß." , informierte er den Mitfahrer und fuhr unbeirrt weiter. Irgendetwas gegen die Schmerzen war sicher auch darunter.
Hinter der nächsten Abbiegung ergriff er erneut das Wort.


"Können Sie mir sagen, was dort passiert ist?"

|| Coruscant ▫ untere Ebenen ▫ Megablock ▫ Straße ▫ Gleiter || ▫ Vorin & Gaiden
 
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¦¦ Coruscant ~ untere Ebenen ~ Gebäudeblock ~ Wohnung Nr. 2S11M ¦¦ Shana ~ Arkon ~ Markus ~ Atoras ~ Draugir ~ Mara ~ Sinoué & Miley

Markus machte sich die Mühe und setzte sich zu ihnen um die Frage zu beantworten, die sie in den Raum geworfen hatte. Im Nachhinein konnte sie gar nicht sagen, welche Antwort sie eigentlich erwartet hätte, doch sie war in gewisser Weise offensichtlich. Oder zumindest klang sie logisch, im Sinne der Jedi- und Machtlogik.

"Ein Ungleichgewicht?" , wiederholte sie unsicher.

Ausgelöst durch den Tod vieler Lebewesen? Welch schreckliche Ahnung wollte er damit in den Raum werfen? Wie war das möglich? Konnten sie wirklich den Tod anderer spüren? Was musste geschehen sein, dass selbst sie es wahrnehmen konnte? Das Holonet hatte darauf wie er richtig erkannte immer eine Antwort. Zuerst wollte sie nach ihrem Kommunikator greifen, doch dann erinnerte sie sich, dass sie auch diesen bei der Flucht vergessen, und vermutlich sogar verloren hatte. Super! Aber sie hatten zum Glück andere Möglichkeiten entsprechend an Nachrichten zu gelangen und schon bald flimmerte das Feld des Holoprojektors auf um ihnen die Unwissenheit zu nehmen. Markus hatte relativ zügig einen Sender gefunden der ihnen zeigte weshalb sie vor ein paar Minuten so empfunden hatten, und was hinter dem "Ungleichgewicht" steckte. Shana stockte der Atem und sie brauchte eine Weile um zu glauben was dort berichtet wurde. Das war nicht möglich! Es musste sich um einen gefälschten Bericht, um irgendwelche aus dem Zusammenhang gerissenen Aufnahmen handeln.

Doch die Wiederholungen und nicht enden wollenden Ausführungen straften ihrer Hoffnung Lügen. Alles war echt. Keine Schwindelei, kein Boulevard-Journalismus mit fragwürdigen Quellen. Man hatte 3.000 Menschen ermordet! 3.000! Die Grausamkeit war kaum zu begreifen. Als Markus das Gerät wieder ausschaltete, wollte Shana ihn im ersten Moment auffordern wieder einzuschalten, doch sie brachte keine Worte heraus. Ihre Stimme versagte. Sie war eindeutig geschockt! Sie hatte ja schon viele Graumsamkeiten des Imperiums gesehen, einiges recherchiert, doch das sprengte alles bisher Erlebte. Pure Barbarei und Brutalität. Wer befahl so etwas? Wer führte solche Befehle aus? Welche Monster steckten hinter solchen teuflischen Aktionen? Nur Kinder redeten von gut und böse, aber welches Wort konnte es geben um eine solche Tat zu umschreiben und die Hintermänner die die Verantwortung dafür trugen?

Seit sie dem Widerstand und den Jedi beigetreten war, gab sich das Imperium alle Mühe ihr in ungehemmter Wucht sein wahres Gesicht zu zeigen. Was sie bereits gewusst hatte über das versteckte Unrecht wurde zur unwichtigen Lapalie degradiert bei den jüngsten Ereignissen. Die Willkür und anarchischen Zustände während des Überfalls auf das Honey House hatten ihr Verständnis schon gesprengt, doch offensichtlich war das dort erlebte am Ende trotzdem nur zweite oder dritte Liga an blutrünstigem Verhalten.

Sie wusste eigentlich zu allem und zu jeder Zeit etwas zu sagen, hatte immer einen Spruch auf den Lippen. Doch dieses Mal wusste sie tatsächlich nichts mehr zu sagen. Sprache war nicht fähig das Innenleben und die Gedanken zu beschreiben. Unfassbar was hier auf diesem Planeten geschah! Das dies alles keine Konsequenzen hatte! Die schiere Ungerechtigkeit und Ermarbungslosigkeit des Imperiums konnte ungehindert ausgelebt werden und schon in ein paar Stunden würden die meisten das Gesehene vergessen haben und zu ihrer Arbeit und ihrem Alltag zurückkehren. Das war einfach nicht richtig! Es musste etwas unternommen werden, es musste! Auch Markus sagte nichts weiter dazu. Shana hatte das Gefühl als würden sie darüber reden müssen, doch keiner Ergriff das Wort. Alle schauten in eigene Gedanken versunken vor sich hin. Vielleicht waren sie auch alle viel zu erschöpft und müde um sich eingehender damit auseinander zu setzen. Der Tag hatte immerhin schon genug Nachdenkliches mit sich gebracht. Die blonde Padawan wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln bevor sie wieder aufsah.

Es waren nicht reine Tränen der Trauer. Das meiste davon war die ohnmächtige Wut wenn sie unaussprechliche Ungerechtigkeit mitbekam. Sie konnte so gut wie alles objektiv bewerten und mit dem Verstand behandeln, wenn es sein musste. Doch bei Ungerechtigkeit wurde bei ihr irgendein Schalter umgelegt, der sie ausrasten ließ. Dieser Hebel sorgte für schier unbändige Wut und irgendwann würde der Tag kommen an dem solch ein Ereignis Schaum vor ihrem Mund entstehen lassen würde. Natürlich nur bildlich gesprochen, doch das Gesehene war eigentlich schon solch ein Beispiel. Sie war froh dass sie in diesem Moment nicht irgendwo mit einem gefangenen Imperialen saß mit einer Waffe in der Hand. Sie hätte in eiskalt, ohne auch nur den Hauch eines Gewissensbisses abgeknallt. Wie ein wildes Tier. Auch wenn sie sich in diesem Moment dann nicht im Geringsten von ihren Feinden unterschied. Brachte es ihr etwas sich mehr und mehr in dieses Ereignis herein zu steigern? Nein, dies war mehr als offensichtlich und klar. Dennoch, sie wollte es nicht einfach auf sich beruhen lassen. Doch für heute musste sie es. Ebenso war ihr Meister längst bei anderen Dingen und warf ihr die Tasche zu. Nach einem Kommentar verzog er sich in Richtung Badezimmer. Ihr Laptop? Was war damit?
Oh! ...

Ja, normalerweise hätte sie wohl erst einmal nachgeschaut wie es um ihre Ausrüstung bestellt war, und sich notfalls beschwert, doch davon war sie weit entfernt. So sehr sie ihre eigenen Sachen schätzte, welchen Stellenwert konnte das schon einnehmen, wenn man solche Nachrichten vor Augen hatte? Die hübsche Blondine machte sich nicht einmal die Mühe nachzusehen. All das konnte morgen erledigt werden. Meister Vorin war noch nicht wieder zurück, doch die Müdigkeit legte sich trotzdem über sie und ließ sie auf der Couch zusammensinken. Sie verzichtete auf Nachtgewänder, Zähne putzen und Dusche. Sie wollte einfach nur noch schlafen. Von ihr aus dann eben in Klamotten auf der Couch. Sie war schon halb weggetreten, als sie noch einmal am völlig fortdriften gehindert wurde. Eine Stimme störte ihren Schlaf und versuchte ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Irgendetwas von Kissen wurde in ihren Verstand gedrückt. Shana brummte nur ungehalten und streckte ihre Arme aus um die Störung zu vertreiben. Dabei klammerten sich ihre Finger um irgendetwas Weiches. Kissen? Sie drückte den Gegenstand unter ihren Kopf, merkte dass er schön weich war und drehte sich auf die andere Seite. Die Stimme wurde weniger enervierend und ermöglichte es ihr endlich in einen erholsamen, aber dennoch von Träumen gefüllten Schlaf zu fallen.


¦¦ Coruscant ~ untere Ebenen ~ Gebäudeblock ~ Wohnung Nr. 2S11M ¦¦ Shana ~ Arkon ~ Markus ~ Atoras ~ Draugir ~ Mara ~ Sinoué & Miley
 
**Coruscant – untere Ebenen – dunkle Gasse – Gaiden, Darulon, Vorin**
Ein Lichtschwert! Gaiden konnte seinen Augen nicht trauen. Mit einem Reflex der wirklich übernatürlich war, wehrte der Kerl (Vorin) die Blasterschüsse des Aqualish ab. Es sah aus wie ein Kinderspiel. Was geschah hier? Warum wurde er von einem Machtnutzer gerettet? Und wie konnte es sein, dass er immer noch am Leben war? Die Welt um ihn schien sich zu drehen. Ihm wurde übel. Er stützte sich mit seinem linken Arm an der Wand ab, um nicht zu fallen. Seine Beine waren wie Gummi. Während er nach Luft rang, sah er wie der Aqualish durch die Luft flog. Ohne das ihn irgendetwas berührt hatte. Unmöglich. Gaiden hatte schon einiges über die Jedi und die Sith gehört. Und jeder in der Galaxis kannte sie. Man wusste um ihre Fähigkeiten, die jedem Normalsterblichen als pure Hexerei und Täuschung erschienen. Doch die Auswirkung dieser Macht zu sehen war noch einmal etwas ganz anderes. Der Aqualish würde wohl erst einmal kein Problem mehr darstellen. Es war alles so schnell gegangen. Erst jetzt schien sein Gehirn alles zu verarbeiten.

Mittlerweile hatte er den drohenden Kollaps überwunden und konnte wieder stehen ohne sich abzustützen. Doch seine Sprachlosigkeit über das eben Vorgefallene war noch immer nicht verschwunden. So war er zu keiner Antwort fähig als der Jedi – das war er offensichtlich – auf ihn zu kam und sich danach erkundete, ob der Coruscanti laufen könne. Gaiden hörte eigentlich auch gar nicht wirklich zu. Er war einem verdammten Blasterschuss ausgewichen, ohne ihn zu sehen. Auf ihn wurde insgesamt 5 mal geschossen und er lebte immer noch. Kurz darauf kreuzte ein Jedi auf und rettete sein Leben. Unbewusst manifestierte sich eine völlig absurde Erklärung für das Ganze in seinem Kopf.

Er lief einfach hinter dem Jedi her und stieg in den Speeder ein, ohne ein Wort zu verlieren. Warum sollte er ihm auch nicht folgen. Die Jedi wurden ihm als gutherzige und hilfsbereite Gruppe geschildert, frei von Vorurteilen und niederträchtigen Gedanken. Er würde also nicht befürchten müssen, entführt zu werden. In den Speeder zu klettern, war äußerst schmerzhaft gewesen und Gaiden konnte ein Keuchen nicht unterdrücken. Der Jedi startete den Speeder ohne Verzögerung und Sekunden später rauschten sie bereits eine der größeren Straßen entlang, wobei der Jedi stets darauf bedacht war, nicht allzu lange auf einer Straße zu bleiben. Der Fahrtwind, der ihm entgegen schlug war eine wahre Wohltat, die sämtliche Restübelkeit aus seinem Körper trieb.

„Ich werd's überleben...Danke für die Hilfe.“

Bevor er in den Speeder gestiegen war, hatte er kurz darüber nachgedacht ob er den Jedi an die Obrigkeit verraten sollte. Darauf gab es ein ordentliches Sümmchen. Geld das er gut gebrauchen konnte, doch er hätte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren können. Auf einmal kam es ihm wie ein Blitz in die Gedanken. DEAN! Was war mit ihm? Dieser Aqualisch war kein Amateur und wer wusste schon, von wem das Datapad stammte. Dean war in Lebensgefahr! Doch im Moment mussten sie Abstand zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen. Er konnte Dean nicht helfen, wenn er ins Gefängnis wanderte oder getötet wurde. Den Hinweis mit den Medikamenten nahm er dankend an. Er griff den Beutel und durchsuchte ihn nach bekannten Verpackungen, da er den Namen oder ihren Nutzen ohnehin nicht nachlesen konnte. Aber da er nie wirklich Geld für Medikamente hatte, kannte er nicht allzu viele davon. So legte er den Großteil wieder zurück in den Beutel. Lediglich eine Packung kam ihm bekannt vor. Er wusste nur nicht ob es auch wirklich Schmerzmittel waren. Die brauchte er jetzt am ehesten. Er kannte die Dosierung nicht, doch eine würde nicht reichen um den Schmerz in der Schulter, der nicht nachlassen wollte, zu bekämpfen. Also nahm er vorsorglich drei der roten Kapseln und legte die Packung wieder zurück in die Tüte.

Mit den Verbänden konnte er nichts anfangen. Seine Wunde war verunreinigt und die Fasern der Kleidung hatten sich ins Fleisch gebrannt. Er würde die Verletzung erst gründlich reinigen müssen, bevor er sie verband. Der Jedi fragte ihm nach dem Warum des Angriffs. Konnte Gaiden wirklich sagen warum er angegriffen worden war? Vielleicht hatte die Republik auch etwas mit diesem Datapad zu schaffen und ganz gleich wie sich die Jedi verhielten. Regierungen waren alle gleich. Sie beuteten die Armen aus und taten alles um ihre Ziele zu erreichen. Doch dieser Kerl hatte ihm das Leben gerettet und begab sich nun in noch mehr Gefahr, indem er mit ihm in einem Speeder saß. Das ganze Wesen von Gaiden verlangte danach, dem Jedi die Wahrheit zu präsentieren. Das war er ihm mindestens schuldig.

„Er hat wegen einem Datapad auf mich geschossen, dass ich transportiert hab. Da sind verschlüsselte Informationen drauf, an die ein Freund von mir heran wollte.“

Die Schmerzmittel fingen an zu wirken und anscheinend hatte er die Dosis wohl richtig gewählt. Doch wer konnte das in diesem Zustand schon sagen. Er war froh das die Schmerzen weg waren. Das würde bei einer Überdosis auch geschehen. Er wollte gerade auf Dean zu sprechen kommen und den Jedi bitten Gaiden dort abzusetzen, als sich hinter ihm Sirenen erhoben. Unter Schmerzen drehte sich der Coruscanti um und sah das diese wohl ihnen galten. Es waren 3 Speeder der Sicherheitskräfte Coruscants zu sehen. Es war fast so als hätten der Jedi und er das Tagebuch des Imperators gestohlen.

„Keine gute Tat bleibt ungestraft, was?“

Zugegeben. Der Scherz war gerade äußerst unpassend aber was anderes viel Gaiden dazu nicht ein. Der Jedi beschleunigte und fing an scharfe Kurven zu nehmen und so schnell wie möglich zu sein um die Verfolger abzuschütteln. Doch das konnte ein hartes Stück Arbeit werden. Die Speeder hinter ihnen hatten sich in ihrer Anzahl schon verdoppelt und das waren sicher nicht alle.

„Vielleicht kann ich mich jetzt erkenntlich zeigen. Hier rechts!“

Er kannte die Gegend. Nicht verwunderlich wenn man bedachte, dass er hier seine ganze Kindheit verbracht hatte. Es war zwar ein recht großes Gebiet aber jemand der immer auf den Straßen unterwegs gewesen war, konnte sich ein solches Areal ohne große Probleme einprägen. Die Fliehkräfte die den Coruscanti hin und her warfen, sorgten dafür das er den Schmerz in der Schulter erneut spürte. Aber gleichzeitig sorgte das Adrenalin dafür, dass er es aushalten konnte.


„Nochmal rechts!“

Vorerst würde er versuchen über den Jedi durch verwinkelte Straßenzüge zu führen, die etwas abseits lagen. Doch es war fraglich ob das half. Sie könnten auch in das Territorium von einer der Banden fahren, doch war dies das letzte was Gaiden tun wollte. Er kannte viele der Mitglieder dieser Banden, doch sie taten nichts ohne eine Gegenleistung und er konnte auch nicht behaupten, dass er diese Typen seine Freunde nannte. Aber vielleicht konnten sie sich gut genug an ihn erinnern, um nicht sofort zu schießen.

„Die nächste links. Wir müssen versuchen sie irgendwie abzuhängen. Da vorne wirds holprig. Das war mal ein Straßenzug, wurde dann aber kaum noch benutzt und verfiel. Ich weiß nicht ob wir da durch kommen aber ich finde, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt um es auszuprobieren.“

Er warf wieder einen prüfenden Blick zurück und stellte erschreckt fest, das es nunmehr acht Speeder waren, die ihnen am Heck hingen. War wohl nur eine Frage der Zeit bis sie dem Spiel hier überdrüssig wurden und sie unter Beschuss nahmen.

**Coruscant – untere Ebenen – verfallener Straßenzug – Gaiden, Vorin, Verfolger**

 
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[Coruscant, hoher Orbit, ISD Avenger, Tagesbüro des Admirals]- Elysa, Alynn

Schweigend lauschte Alynn den Ausführungen ihrer Meisterin, Vorgesetzten und Mentorin, während ihr Blick ohne wirklich zu sehen durch das spartanisch eingerichtete Büro wanderte und ihr Verstand sich mit Elysas Schlussfolgerungen beschäftigte. Coruscant – die Todesfalle. Erstaunlicherweise hatte sie es nie so gesehen. Und doch war es so naheliegend… der zähe Sumpf, der selbst die effizienteste Sicherheitsinfrastruktur lähmen konnte, wichtige Ressourcen band und vernichtete und im Austausch lediglich das, was vom Prestige des einstigen Juwels des Kerns noch übrig war. Es war vermutlich ein Reflex vieler Imperialer, die Besetzung Coruscants als Legitimationsanspruch einer jeden galaxisumfassenden Regierung anzusehen. Tatsächlich hatten andere Planeten längst diese Stellung eingenommen und nichts als seine zentrale, kernorientierte Lage blieb, um Coruscant in strategischen Erwägungen noch eine übergeordnete Rolle spielen zu lassen. Eine Rolle, die weit hinter anderen Erwägungen zurückstecken musste, wenn es andere Dinge gab, die dem Imperium die Luft zum Atmen nahmen. Denon. Corellia und Rendili in Gefahr. Solche Planeten waren es, die über Verbleib oder Niedergang eines Regimes entschieden. Dass es an dieser Front so dramatisch stand, war nicht bis in den Sumpf vorgedrungen, in den Alynn sich freiwillig begeben hatte.

„Ich verstehe.“


Natürlich wäre Elysa nicht Elysa, hätte sie nicht auch auf diese Herausforderungen bereits Antworten. Pläne. Und auch, um zu erahnen, was ungeahnt blieb, reichte Alynns Einsicht in die Dinge, mit denen Elysa sich tagtäglich umgab. Sie wusste um den Zustand des Oberkommandos, vor der Ernennung ihres Bruders zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte, währenddessen, und nach seinem Tod. Einige Dinge änderten sich nie… dazu gehörte, dass der Drang, die Dinge so zu sehen, wie man sie haben wollte, sich verstärkte, je weiter man in den Sphären der Macht empor kletterte. Namen wie Cornell sprachen hierzu Bände. Sich über diese Hürden hinwegzusetzen war beileibe nicht risikolos.

„Ich werde da sein“, sagte sie schlicht. Eine solche Situation bedurfte keiner großen Worte mehr – Elysa hatte ihr zu verstehen gegeben, was sie brauchte. Und sie wusste, dass sie es bekommen würde.

„Bis zu jedwedem Ende.“


Eine Verbeugung, wie sie in Form vermutlich von jeder am Hofe des Imperators überboten wurde, an Aufrichtigkeit unter derartigen Speichelleckern wohl kaum ihresgleichen finden würde, ehe die Commodore sich ohne die explizite Einwilligung abzuwarten aus dem Büro zurückzog. Elysas Worte hatten vieles angedeutet – wohl aber kaum, dass geboten war, weitere kostbare Zeit mit sinnlosem Wortgeplänkel zu verschwenden. Dafür, andere, wichtige Dinge anzusprechen würden die Stunden kommen, wenn man sich der akuten Bedrohung gestellt hatte. Wahrscheinlich war es sogar ganz gut, dass Alynn jetzt eine klar definierte Aufgabe hatte, anstatt in Coruscants Eingeweiden gegen unerschöpflichen Morast anzukämpfen.

Sie verließ die Avenger so unzeremoniell, wie sie sie verlassen hatte, und auch im Hangar der Viper war keine Kompanie Sturmtruppen angetreten, um den ranghöchsten Offizier des Schiffes zu empfangen, wie es vermutlich sogar so manch ein Commander zur Pflege des eigenen Egos von seinen Untergebenen erwartete. Captain Asakawa stand indes alleine vor dem den zum Rest des Schiffes führenden Schotts, wie so häufig einen Datenblock in der Hand und die Stirn in Sorgenfalten gefurcht. Es war einige Zeit her, dass die junge Kommandantin der Viper ihrem Flaggoffizier von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden hatte, doch ließ nichts an ihr erkennen, wie sie das eigentümliche verhalten Alynns bewerten mochte.


„Commander Veantur ist an Bord zurückgekehrt, Ma’am. Ich habe hier seinen Abschlussbericht über den Einsatz der Viper’s Fangs, inklusive Verluste.“

Mit einem knappen Nicken nahm Alynn den Datenblock entgegen – Veanturs Sicht der Dinge mochte sich als wertvoll erweisen, um Elysa eine möglichst detaillierte Beschreibung der Zustände auf Coruscant zukommen zu lassen – und setzte ihren Weg dann ohne Geschwindigkeit aus ihren Schritten zu nehmen tiefer ins Schiff fort. Asakawa beeilte sich, ihr eigenes Tempo entsprechend anzupassen.


„Lassen Sie einen schnellen Kurs nach Kuat berechnen, Captain“, waren dann auch die ersten Instruktionen, die ihre Lippen verließen.

„Der Navigator kann sich Zeit lassen. Wir werden erst in einer Stunde abreisen – bis dahin erwarte ich, dass sämtliche womöglich noch auf Coruscsant befindlichen Crewmitglieder wieder an Bord sind.“


„Wir sind vollzählig, Ma’am“, entgegnete Asakawa rasch.

„Gut. Kommen Sie nach dem Sprung in mein Büro. Wir haben einiges zu besprechen.“


„Jawohl, Ma’am.“

Die schneidige Bestätigung ihrer Flaggkommandantin hörte Alynn bereits nicht mehr. Zu intensiv kreisten ihre Gedanken bereits um die nächsten Schritte, die auf Kuat vor ihr lagen und sie endlich wieder einem Ziel näher brachten, das nicht nur aus inkonsistenten Ahnungen und Gedanken geboren war.

Als sie schließlich – knapp eine Stunde später – ihren Bericht an die Avenger übermittelt hatte, hatte sie mit Coruscant endgültig abgeschlossen, wie auch die Viper den Planeten mit einem Satz in den Hyperraum hinter sich ließ. Es war an der Zeit, eine neue Seite aufzuschlagen.

[Hyperraum, COR Viper, Büro des Kommandanten]- Alynn
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Gleiter]- Noa, Cris

Zu behaupten, die jüngsten Ereignisse und die Sorge um ihren Bruder hätten Noa erschüttert, wäre eine simple Untertreibung gewesen. Die ansonsten so abgeklärte und durch den rauen Alltag Coruscants abgehärtete Widerstandskämpferin fuhr sich immer wieder nervös durch ihr schönes Haar und ließ selbst einen in der Beurteilung von Personen bestenfalls durch Erfahrung, nicht aber durch professionelle Eignung bewanderten Menschen wie Cris erkennen, dass sie sich gefährlich nahe an einem Zustand der reinen Verzweiflung bewegte. Daraus folgend verzichtete der ehemalige Sturmtruppler zunächst darauf, ihr die aus seiner Sicht realisierbaren Optionen auf der Suche nach Leandro – jetzt war auch der Name des Bruders gefallen – zu nennen, oder seinen Zweifeln Ausdruck zu verleihen, sondern verharrte wie der perfekte Beifahrer ruhig auf seinem Sitz und schwieg, während Noa sie immer weiter in die oberen Ebenen brachte. Beiläufig schnallte Cris sein Blasterholster ab und verstaute es mitsamt Waffe in einem Fach unter der Mittelkonsole des Gleiters – die oberen Ebenen waren nun wirklich kein Ort mehr, an dem man von einer CSF-Patrouille bewaffnet angetroffen werden wollte.

So erreichten sie schließlich ein belebtes Geschäftszentrum, typisch für die quirligen Charakteristika der Oberen Ebenen Coruscants, die so gekonnt über das Chaos und das Elend hinwegtäuschten, die nur wenige Stockwerke unterhalb, unter einer trüben Wolkendecke und in der ewigen Dunkelheit der Unterstadt, ihr hässliches Gesicht zeigten. Prüfend sah Cris sich um – dankenswerterweise hatte er von den Defendern ein schlichtes Outfit bekommen, in dem er auch hier nicht sonderlich auffallen durfte. Ansonsten war Coruscants Oberwelt ein Ort der Privilegierten, Reichen und Schönen. Zumindest in letzter Hinsicht passte Noa hier also um einiges besser hin als in den Schmutz der Nichtmenschenschutzzone oder die lichtlosen Unteren Ebenen. Verwirrt blinzelte Cris – hatte er das gerade wirklich gedacht?

Leandro arbeitete also in einem Fitnessstudio – was Cris umgehend das Bild eines Mannes in seinen Gedanken konstruieren ließ, der braun gebrannt und muskelbepackt bedeutend weniger ansehnlichen Menschen und Humanoiden dabei half, sich gegen Geld die überflüssigen Pfunde abzutrainieren oder aus dürren Ärmchen halbwegs kräftige Arme zu machen. Dummerweise traf diese Beschreibung auf die meisten Personen zu, die er auf Anhieb erblicken konnte, als er mit Noa das Studio betrat.


„Vielleicht ist er ja hier…“, sagte er schließlich, um Optimismus bemüht.

„Oder jemand weiß etwas. Auf jeden Fall werden wir ihn finden. Bestimmt.“


Impulsiv griff er nach Noas rechter Hand und drückte sie leicht, auch wenn zu bezweifeln war, dass physischer Kontakt mit ihm – den sie vor einigen Tagen noch am liebsten als imperialen Spion hingerichtet hätte – sie in dieser Situation beruhigen würde. Dann erst realisierte sein Verstand erst, dass nicht nur Leandro, sondern höchstwahrscheinlich auch seine Schwester in diesem Studio durchaus bekannt sein durften… und dass ein wildfremder Mann, der sich augenscheinlich an die Schwester eines der Studiomitglieder ranmachte (die noch dazu ziemlich durch den Wind wirkte), gerne mal als lebendes Trainingsobjekt für die Muskelberge ringsherum enden konnte.

Cris räusperte sich und versuchte, eine halbwegs neutrale Miene aufzusetzen.


„Wir sollten mit seinen Freunden anfangen“, stellte er dann überflüssigerweise fest. Vielleicht hatte Noa Leandro auch schon gesehen und es nur versäumt, Cris darauf hinzuweisen…

[Coruscant, Obere Ebenen, Fitnessstudio]- Noa, Cris, Kunden
 
|| Coruscant ▫ untere Ebenen ▫ Megablock ▫ Straße ▫ Gleiter || ▫ Vorin & Gaiden

Erst einmal bedankte sich der Kerl (Gaiden) für seine Rettung, was Vorin nicht weiter kommentierte. Was sollte er auch schon als Begründung angeben? Die Macht hatte ihn geleitet. Dies zu erklären würde einige Zeit dauern, und wie es aussah, würden sie diese Zeit nicht bekommen. Offenbar hatte der Mann eine Datendisk mit verschlüsselten Informationen transportiert, die wohl so wichtig gewesen waren, dass ein Mord zur Geheimhaltung gebilligt wurde.

"Müssen ja verdammt brisante Informationen drauf gewesen sein."

Etwas Offensichtlicheres konnte er nicht feststellen, weshalb der Jedi auch nicht weiter darauf einging. Währenddessen kramte der junge Coruscanti in der Tüte und gab sich mit ein paar Schmerztabletten zufrieden. Richtig verarzten konnten sie ihn momentan sowieso nicht. Und als ihnen beiden schließlich die Lichter, bzw. die Geräusche der auf einmal auftauchenden Schweber der Sicherheitskräfte auffielen, erhärtete sich der Verdacht, dass es nicht so einfach werden würden. Klasse! Dies hatte ihm gerade noch gefehlt! Wo kamen die auf einmal her? Dabei hatte die Gasse so gut wie leer gewirkt, und normalerweise konnten man auch davon ausgehen, das sich die Leute in den unteren Ebenen um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Möglicherweise der Aqualish? Konnte er so schnell wieder zu Bewusstsein gekommen sein? Nun, vielleicht war er zudem nicht allein gewesen. Was es auch immer war. Nun war es zu spät um diesen Fehler wettzumachen. Allem Anschein nach war er heute noch nicht genug vor dem Imperium geflüchtet.

"Oh wie schön. Da sind sie wieder." Auf den Kommentar seines Begleiters konnte er nur bitter lachen.

"Keine Galavorführung ohne Publikum und Fans, richtig?"

Der junge Meister beschleunigte den Gleiter im Versuch die Panzergleiter los zu werden. Doch so leicht ließen sie sich selbstverständlich nicht abschütteln. Ein genervtes Stöhnen entglitt ihm:

"Ich bin ja heute nicht schon genug Stunden vor dem Imperium geflüchtet. Die sind ja überall, gibt's die im Dutzend billiger?"

Wieder eine rhetorische, sarkastische Frage. Auch wenn sie beide in Gefahr steckten verspürte Vorin hauptsächlich Ärger und war einfach nur von deren Erscheinen genervt. So wie es aussah konnten man wirklich nichts mehr tun ohne Aufmerksamkeit zu erregen. In Betrachtung dessen fragte er sich ob es noch Sinn machte überhaupt auf Coruscant zu bleiben. Doch dazu später, erstmal musste er, bzw. mussten sie aus dieser Misere heraus. Wenn doch bloß Mara hier wäre, seine Freundin hätte die Typen möglicherweise sogar abhängen können, doch ein so guter Fahrer war er nicht. Doch er hatte andere Trümpfe in der Hand. Einer davon war derjenige, den er gerade gerettet hatte. Er musste sich hier auskennen, denn er gab ihm einige Richtungsangaben, die eventuell helfen konnten, die lästigen Sicherheitskräfte loszuwerden. Doch ganz so schnell funktionierte es nicht. Die Anzahl der Wagen erhöhte sich sogar. Womit hatte er das verdient? Die Antwort war einfach: er war ein Jedi und er war noch am Leben. Das alleine war für das Imperium Grund genug so einen Affenzirkus zu veranstalten. Wenn er doch nur ein paar Sekunden hätte um sich etwas zu überlegen oder nachzudenken, doch die erhielt er einfach nicht. Aber sie waren zwei Gehirne, und so bekam er wieder Hilfe von seinem Nebenmann. Mehr oder minder entschlossen dirigierte ihn dieser auf eine Buckelpiste wenn man es so ausdrücken wollte. Es war zumindest einen Versuch wert.

"Na dann halt Dich fest. Ich hoffe deine Schulter hält es aus." Bis jetzt hatte er sich nicht groß beschwert, was bedeutete das die Schmerzmittel ihre Wirkung taten. Er lenkte auf die verfallene Straße und bemerkte sogleich den Unrat, Löcher in der Fahrbahn und die Schuttteile aus Häuserwänden und sonstigem. Die Beleuchtung war für so eine unwegsame Straße viel zu spärlich, doch Vorin vertraute der Macht. Sie war hier sein einziger Vorteil, vielleicht ließ sich daraus ein wenig Vorsprung herausarbeiten. Dennoch wurde er ein klein wenig langsamer, was die verfolgenden Polizeikräfte nutzten um das Feuer zu eröffnen, da sie jetzt offenbar ihre Chance witterten.

"Runter!" , befahl er dem Fremden (Gaiden) dessen Namen er immer noch nicht wusste. Doch dieser hatte sie schon aus eigenem Antrieb geduckt, schließlich wollte er genauso wenig gegrillt werden. Das Fahrzeug wurde getroffen, was Vorin zu einem inneren Fluch veranlasste. Allzu viele Treffer durften sie sich nicht leisten, schließlich war das Ding nicht gepanzert. Ihm blieb nichts anderes übrig als wieder zu beschleunigen, auch wenn es ihm nicht gefiel. Ziemlich halsbrecherisch fegte er durch Trümmerstücke, Schutthaufen und über einen kleinen Spalt, der die Straße auf einer Seite hatte absinken lassen. Er ließ sich zur Hälfte von seinem Können und zur anderen Hälfte von der Macht leiten, was vorerst gut zu funktionieren schien. Dennoch konnte er zwei weitere Treffer nicht verhindern, wobei einer nur knapp an seinem Kopf vorbeiging. Aber der Verlauf der Flucht war nicht nur negativ, durch den andauernden Beschuss gelang es den folgenden Fahrzeugen nicht so gut, allen Hindernissen auszuweichen und rammten ein ums andere Mal irgendwo gegen. Zwar waren die Wagen gepanzert und robuster, dennoch verlangte es seinen Tribut. Soweit er mitbekam hatten sich mindestens zwei Fahrzeuge verhackt, bzw. waren anderweitig aus dem Rennen. Es waren trotzdem noch fünf Wagen hinter ihnen. Schließlich machte die Straße einen langen Bogen und wurde auch immer enger. Zudem konnte er Passanten, bzw. Leute auf der Straße sehen, die ihm so gut auswichen wie sie konnten. Doch es wurde immer enger und immer voller, und Vorin wurde klar, dass er nicht weiterfahren konnte ohne jemanden zu überfahren.

"Verflucht!" , er riss das Fahrzeug in eine Seitengasse, die ihm gerade noch genug Platz bot, dummerweise führte diese direkt geradeaus direkt in eine kleine Gruppe von Wesen, die vor einer Bar oder etwas ähnlichem lungerten. Alle schauten ihm entgegen als er sich näherte und schließlich fast zum Stehen kam. Offenbar war er hier in der falschen Gegend, denn sein Erscheinen schien nicht gerade gut aufgenommen zu werden. Einladende Gesichter sahen jedenfalls anders aus.

"Nicht zufällligerweise Freunde von Dir?" , erkundigte sich Vorin mit einem Zischen zur Seite, während er fieberhaft nach einer Lösung suchte, hier irgendwie halbwegs vernünfig herauszukommen. Eines stand auf jeden Fall fest. Mit jedem Erlebnis hasste er Coruscant mehr und mehr. Um ein nicht allzu verkrampftes Lächeln bemüht, wandte er sich an die langsam auf ihn zukommenden Leute. Einige schienen bewaffnet zu sein, und Vorin stand definitiv nicht der Sinn nach weiteren Kämpfen und Blutvergießen.

"Hey! Wir können uns nicht irgendwie einigen dass ihr uns durchlasst und die Kerle hinter uns ein bisschen beschäftigt?" Vielleicht konnte man mit ihnen verhandeln. Hauptsache sein Lichtschwert konnte stecken bleiben, sie kamen hier raus und wurden auch die Sicherheitskräfte los.

|| Coruscant ▫ untere Ebenen ▫ verfallener Straßenzug ▫ Seitengasse vor einer Spelunke ▫ Gleiter || ▫ Vorin & Gaiden ▫ Bandenmitglieder oder sonstwie geartete Halunken :)
 
- Coruscant – City – Obere Ebenen – Fitnessstudio – Mit Cris –

Suchend wanderte Noas Blick von links nach rechts, von rechts nach links und wieder zurück. Von Leandro war nichts zu sehen. Nervös trat sie durch die Eingangstür des Fitnessstudios und war überrascht, plötzlich Sheldons Hand zu spüren, die für einen kurzen Moment Noas kalte Finger umschloss. Die Glastüren glitten auseinander, als Noa irritiert ihren Kopf in Sheldons Richtung wandte. Scheinbar verlegen räusperte er sich und Noa war für einen Moment abgelenkt von dem Grund, wegen dem sie hier waren.

“Hm.“

Machte sie unbestimmt, ohne selbst zu wissen, was sie damit möglicherweise meinte. Gleichzeitig wusste sie aber auch nicht, was Sheldon mit seiner plötzlichen… Annäherung meinte. Es war offensichtlich, dass er ihr Mut machen wollte. Ganz freundschaftlich. Lustig nur, dass sie eigentlich gar keine Freunde waren. Freunde waren etwas seltenes, enge Vertraute, die man seit langer Zeit kannte und gerne um sich hatte. Cris Sheldon kannte sie erst seit ein paar Tagen. Sie mochte ihn nicht einmal sonderlich. Nun ja, ein bisschen vielleicht. Er war um Längen besser als dieser Selby, das musste man ihm lassen, allerdings war das nun auch kein besonders großes Kunststück. Die Widerstandskämpferin drehte sich um. Sie war hier um ihren Bruder zu suchen um nicht, um Sympathiepunkte an irgendwelche Männer zu verteilen!

Brad Storm stand an der Rezeption und war dabei ein Formular an einem der Terminals auszufüllen. Er sah auf, als Noa und Cris das Studio betraten. Seine hellen Haare waren frisch blondiert, wie Noa erkennen konnte. Brad legte Wert auf Natürlichkeit und hasste dunkle Ansätze, aber Noa kannte ihn gut genug um zu wissen, dass Blond nicht seine echte Haarfarbe war. Es stand ihm nur einfach besser. Brad und Leandro kannten sich noch aus der Schulzeit und entsprechend lange kannte auch Noa den Kumpel ihres Bruders. Sie hatte sogar mal eine Phase gehabt, in der sie ziemlich verknallt in Brad gewesen war. Das war ihr mittlerweile ziemlich peinlich, vor allem weil Leandro sie manchmal noch heute damit aufzog. Dabei war das schon gute zehn Jahre her, wenn nicht sogar elf oder zwölf. Und Noa hatte damals schließlich nicht wissen können, dass Brad bereits eine Freundin hatte, als sie ihm eine Holoaufzeichnung von sich geschickt hatte, in der sie ihm ihre Gefühle gestand. Ebenso hatte sie nicht wissen können, dass Brad zu diesem Zeitpunkt seinen Geburtstag mit allen seinen Freunden zusammen feierte und er ihre Nachricht vor versammelter Mannschaft abspielen würde, weil er den unbekannten Absender und die Nachricht mit dem Titel „xo xo xo“ für freizügige Werbung eines Männermagazins hielt, das er gerade erst abonniert hatte! Sie hatten noch Wochen später über Leandros kleine Schwester gelacht, die sich in die Freunde ihrer großen Brüder verliebte. Noa war überzeugt davon, dass sie von dieser Aktion ein Trauma davon getragen hatte.


“Noa! Hey! Wie geht’s dir? Mit dir hätte ich jetzt nicht gerechnet.“

Brad begrüßte sie fröhlich, ließ von seinem Terminal ab und lehnte sich gegen den Tresen.

“Hi Brad.“ Erwiderte Noa. “Ich suche Leandro. Hast du ihn gesehen?“

“Hm, nein, heut noch nicht. Aber ich habe dich auch lange nicht mehr gesehen.“

Antwortete der Fitnesstrainer. Noa verzog das Gesicht. Ihre Trainingseinheiten waren in letzter Zeit nicht besonders regelmäßig.

“Jaa, ich weiß…“

Gab sie, nicht ganz glücklich über diese Feststellung, zu.

“Ich komm demnächst wieder öfter. Aber wegen Leandro…“

Brad hob die Hände, ehe sie aussprechen konnte.

“Hab ihn wirklich nicht gesehen, sorry.“

“Wann hast du denn das letzte Mal mit ihm gesprochen?“

Presste Noa weiter. Brad hob die Augenbrauen und stieß die Luft aus.

“Echt, du stellst Fragen! Keine Ahnung… vorgestern? Ich war gestern nicht hier. Ist denn was passiert?“

Brad begegnete Noas Blick. Er schaute jetzt nicht mehr ganz so fröhlich, eher besorgt. Noa zögerte eine Sekunde zu lange, dann schüttelte sie den Kopf.

“Nein.“ Log sie erbärmlich schlecht. “Ich will ihn nur sprechen.“

Der Fitnesstrainer musterte Noa. Es war deutlich, dass er verstand, dass irgendetwas nicht so lief, wie es laufen sollte. Sein Blick glitt hinüber zu Cris.

“Versuch es mal drüben bei Cert.“

Riet er schließlich und wies hinüber zum anderen Ende des Studiobereichs, wo besonders muskelbepackte Kerle ihre tägliche Dosis Gewichte stemmten.

“Vielleicht weiß er was.“

Noa nickte. Cert war ein Chalactaner, wenn sie sich nicht irrte. Sie kannte ihn nicht wirklich, nur vom Sehen. Leandro erzählte hin und wieder von ihm, wenn sie was zusammen unternahmen.

“Alles klar, danke.“

Wandte sie sich noch einmal an Brad und warf dann Cris einen Blick zu. Wenn die Chance bestand, dass Cert etwas wusste, dann würde sie sofort mit ihm sprechen. Auch wenn er aussah wie ein Idiot mit seinem viel zu engem Shirt und der fast schon orangefarbenen Haut, die durch die Massen an Spray-Tan nur noch künstlich wirkte. Aber darum ging es nicht. Es ging um Leandro und darum, ihn zu finden. Um sicher zu stellen, dass es ihm gut ging.

- Coruscant – City – Obere Ebenen – Fitnessstudio – Mit Cris –
 
[Coruscant, Obere Ebenen, Fitnessstudio]- Noa, Cris, Kunden

Aus weiser Eingebung heraus hielt Cris sich im Hintergrund, während Noa zielstrebig eine Person aufsuchte, die offenbar in offizieller Funktion im Studio tätig war. Er war hier ein Fremdkörper und diese Tatsache allzu offensichtlich den Mitgliedern des Studios auf die Nase zu binden mochte ihre Bereitschaft, mit Noa über ihren Bruder Leandro zu reden, bedeutend schmälern. Zwar wurde er durchaus registriert – und mit einigen kurz Aufmerksamkeit suggerierenden Blicken bedacht – doch im Allgemeinen gelang es ihm, vollkommen harmlos zu agieren. Fast so, als wäre er vielleicht nur ein gemeinsamer Freund Leandros und Noas, der sich indes nicht innerhalb der hier spürbar präsenten Bodybuilderszene bewegte. Cris’ Fitnesszustand war dann doch mehr auf tatsächliche Anwendung, denn auf effektvolle Show ausgerichtet…

Es schien nicht viel zu helfen. Der Mann, den Noa mit dem Namen Brad ansprach, wusste wenig über den Verbleib Leandros, auch wenn er im Verlauf des Gespräches scheinbar selbst eine gewisse Sorge für seinen Verbleib entwickelte. Offenbar war es untypisch für Leandro, einfach so vom Radar zu verschwinden, ohne irgendjemanden – vor allem seine Schwester – davon wissen zu lassen. Auch wenn Noa die Brisanz der Situation rasch versuchte abzuwiegeln, war Brads Misstrauen geweckt, als er sie schließlich an einen der trainierenden Muskelprotze verwies.

Die Menge an Gewichten, die der Muskelmann – ob Mensch oder ob des Punktes auf der Stirn nur einer menschenähnlichen Spezies angehörend vermochte Cris nicht zu sagen – stemmte, war nicht unerheblich, wie Cris feststellte, als er sich diesem in Noas Kielwasser näherte, wenngleich er sie auf eine Art bearbeitete, die nichts gutes für seine Gesundheit verhieß. Das vermutlich bewusst ein paar Nummern zu klein gekaufte Shirt jedenfalls schien aus allen Nähten zu platzen und auch die fast unnatürliche Bräune machte auf Cris nicht den Eindruck, als wäre sie ausschließlich Produkt natürlicher Entwicklungen.

Gerade beendete Cert mit fast animalischen Lauten seinen Satz, ließ das Gewicht vor sich auf den Boden prallen und griff mit bebendem Oberkörper nach einem offenbar irgendein isotonisches Getränk beinhaltendem Gefäß, bevor er sich ihres Nahens bewusst wurde. Langsam stellte er das Gefäß an und musterte sie kurz aus Augen, die wenig begreifen in sich zu haben schienen, in Noas Fall allerdings deutliches Interesse und bei Cris fast offene Feinseligkeit verrieten.


„Hey Noa… sieht man dich auch mal wieder.“

Cert versuchte sich an einem Grinsen, das er vermutlich für charmant hielt.

„Willste den Hänfling ein wenig aufpolieren?“

Der muskelbepackte rechte Arm zuckte leicht in Cris’ Richtung.

„Das könnte dauern.“

„Nein, eigentlich sind wir hier, weil wir glauben, dass Sie über eine Information verfügen, die wir brauchen“, entgegnete Cris trotz seines Vorhabens, hier, in „ihrer“ Domäne, Noa das Reden und Handeln zu überlassen.

„Wir suchen Leandro.“

„Ts. Dann fragt ihn doch, wo er ist… wüsste nicht, dass mich das was angeht…“

Mit einer wegwerfenden Handbewegung begann Cert damit, andere Gewichtsscheiben an seiner Langhantel zu befestigen, bis ihm klar wurde, dass diese Antwort nicht ausreichte, Noa – und vor allem Cris – zum Gehen zu bewegen. Leicht drohend baute er sich vor Cris auf.

„Sonst noch was, Macker?“

Langsam verschränkte er die beeindruckenden Arme vor der Brust.

„Brad meinte, Sie wüssten, wo sich Leandro aufhalten könnte“, beharrte Cris, da er vermutete, dass es zu spät war, das Feld Noa zu überlassen. Es wäre wohl die bessere Wahl gewesen, sie von Anfang an mit dem Anderen sprechen und ihre weiblichen Reize wirken zu lassen – Cris war für diesen Cert vermutlich eine wandelnde Provokation, die der Überschuss an Testosteron gebot zu beseitigen. Dummerweise konnte der ehemalige Sturmtruppler nicht ausschließen, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Rational waren seine Überlegungen und der Drang, dieses feiste Gesicht zu Brei zu verarbeiten, jedenfalls nicht mehr.

„Also?“

„Ich würde vorschlagen, du ziehst jetzt ab, Macker… und nimm Noa mit, wenn du nicht möchtest, dass sie deinen traurigen Kadaver hier vom Boden kratzen muss…“

Die plötzlich einsetzende Bewegung des republikanischen Agenten überraschte den Anderen dann anscheinend doch. Cert jedenfalls war nicht schnell genug, auf Cris’ plötzliche Attacke zu reagieren, sondern erleichterte ihm durch das reflexartige Einnehmen einer Abwehrposition nur sein Vorhaben, einen muskulösen Arm des anderen hinter seinen Körper zu bewegen und dort schmerzhaft zu verdrehen. Die aufgeblähten Muskeln des Bodybuilders vermochten in diesem Moment nichts gegen die kompakteren Möglichkeiten eines im Kampf geschulten Armes zu unternehmen. Cert stöhnte in einer Mischung aus Verwirrung und Schmerz.

„Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte“, erläuterte Cris ihm mit plötzlicher Ruhe die Situation.

„Sithspucke! Bist du irre, Mann?“, keuchte der andere.

„Ich sag’s dir ja schon… Leandro meinte zu mir, er wollte sich mit nem Kumpel treffen, okay? Ebene 432, Block 765, Megablock 887, okay? Also lass mich los!“

Nach einem kurzen, unnötigen aber ungemein befriedigenden letzten Dreher – und einem entsprechenden Grunzen Certs – entließ Cris sein Opfer aus der schmerzlichen Position.

„Dann trainier' mal weiter“, beschied er ihm.

„Das könnte dauern.“

Um eine möglichst neutrale Mimik bemüht wandte er sich dann an Noa, ohne eine Ahnung zu haben, wie sie diese kleine Szene wohl bewerten mochte. Nun, immerhin hatten sie die Information, die sie brauchten.

„Wollen wir?“

[Coruscant, Obere Ebenen, Fitnessstudio]- Noa, Cris, Cert, Kunden
 
**Coruscant – untere Ebenen – verfallene Straße – Gaiden, Vorin**

Der Jedi schien seinem Urteilsvermögen zu trauen, denn er zögerte nicht, den von ihm vorgeschlagenen Weg zu nehmen. Soviel Vertrauen hatte er selten erlebt und hier unten konnte man es fast als naiv bezeichnen. In diesem Fall war Gaiden aber äußerst glücklich darüber. Immerhin konnte dies bedeuten, dass sie vor den Imperialen entkommen konnten. Aber dazu mussten sie erstmal das hier überleben. Der Coruscanti hatte gewusst, dass es nicht ungefährlich war, diese Straße zu benutzen aber mit einem so schlechten Zustand des Weges hatte er nicht gerechnet. Das sie immer noch am Leben waren, war wohl dem Jedi und den Fähigkeiten der Macht zu verdanken. Etwas anderes war ausgeschlossen. Oft schrammten sie nur haarscharf an Teilen vorbei, die aus der Wand ragten oder umkurvten Hindernisse die auf der Straße lagen. Die Schmerzen in der Schulter spürte er bei jeder Richtungsänderung und bei jeder Erschütterung. Er musste einfach die Zähne zusammen beißen. Jammern half jetzt auch nichts. Die Devise des Moments war ein kühler Kopf und geistesgegenwärtiges Handeln. Zum Glück war das Fahren die Aufgabe des Jedi. Gaiden hätte den Gleiter nicht ansatzweise so gut steuern können wie er. Oft schloss er die Augen, weil er einen Crash für unausweichlich hielt. Aber er lebte noch immer und seine Hoffnung wuchs, dass sie doch noch aus dieser Schei*e rauskamen. Irgendwie.

Wieder schrammten sie an einer scharfen Kante vorbei, die einen sichtbaren Kratzer in den Lack des Speeders riss. Gaiden drehte sich um. Dieses Tempo konnten diese Sicherheitsfuzzies doch gar nicht mitgehen. Doch weit gefehlt. Sie hatten sogar aufgeholt und begannen mit dem Beschuss. Noch bevor der Jedi ihn darauf hinwies, hatte er seinen Kopf schon gesenkt. Knapp schoss das glühend heiße Geschoss an ihm vorbei und kurz darauf erwischte ein Schuss den Speeder.

„Wenn das so weiter geht, gehen wir beide drauf!“

Doch noch hielt das Gefährt und der Jedi trat nun richtig aufs Gas. So sehr das Gaiden die kommenden Hindernisse kaum oder gar nicht mehr erkennen konnte.


„Ok ich hab mich geirrt. Wir gehen auf jeden Fall drauf!“

Der fuhr ja wie der letzte Henker. Anscheinend war ihm die Flucht sogar noch wichtiger als dem Coruscanti. Das musste ein schlimmes Ende nehmen. Mittlerweile schloss er die Augen nicht mehr vor einem drohenden Crash. Nicht weil er sich an das Tempo gewöhnte, sondern einfach aus dem Grund, dass jede Sekunde ein fataler Unfall drohte und er nicht die ganze Zeit die Augen zubehalten wollte. Seine Schulter vergaß er fast annähernd während dieser halsbrecherischen Fahrt. Aber sie zeigte Wirkung. Die Verfolger verloren an Boden, rammten Hindernisse und fielen zum Teil sogar aus. Er war verführt einen Jubelschrei auszustoßen, doch behielt ihn für sich, denn noch waren sie nicht in Sicherheit. Nicht einmal annähernd. Langsam ließen sie das unwegsame Gelände hinter sich. Die Straße wurde freier aber auch enger. Und zu allem Überfluss tauchten nun auch noch Leute auf, die teilweise nur durch einen rettenden Sprung dem Tod durch einen Raser entkamen. Der Jedi schien sich nicht darauf verlassen zu wollen, dass sie alle rechtzeitig beiseite gehen konnten, bevor er sie überfuhr und bog in eine Gasse.

„Nein, nicht da...!“

Doch zu spät. Sie waren bereits in der berüchtigten Seitenstraße einer der gefährlichsten Gangs der Stadt gelandet. Nun würde es richtig interessant werden. Gaiden hatte zwar schon mit dem Gedanken gespielt, das Territorium einer solchen Gang aufzusuchen. Aber lieber hätte er ein paar Passanten platt gemacht als sich hier her zu begeben. Denn das konnte unter Umständen den sicheren Tod bedeuten. Auch der Jedi erkannte seinen „Fehler“. Leider war es zu spät zum umkehren, denn sie waren schon mitten drin und von mehreren Bandenmitgliedern umringt, sodass sie fast nur noch Schrittgeschwindigkeit fuhren.

„Nicht unbedingt Freunde aber auch keine Feinde. Vielleicht haben wir hier tatsächlich eine Chance.“

Die Sicherheitskräfte wagten sich eigentlich nie in solche Gebiete. Zu groß war die Gefahr sofort beschossen zu werden, was auch unweigerlich geschehen würde. Hier herrschte keine Regierung sondern einzig und allein die Bosse einzelner Syndikate.

„Sag auf keinen Fall das du Geld hast, sonst sind wir sofort tot. Vielleicht würden uns deine Zaubertricks weiterhelfen.“

Doch er verwarf diesen Gedanken sofort. Es waren einfach zuviele und sollte der Jedi es wirklich mit sovielen, teils schwer bewaffneten Gegnern aufnehmen können, dann hätten sie vor den Sicherheitskräften nicht fliehen müssen. Sein Versuch die feindseelige Stimmung zu beruhigen war gar nicht einmal schlecht. Die Banden auf Coruscant dachten oft nach dem Motto: „ Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“ Und da sie vor dem Gesetz flohen und auch nur zu zweit waren, waren sie keine Gefahr. Eher ein potentieller Verhandlungspartner. Wenn sie nicht einfach ausgeraubt wurden. Doch der Jedi strahlte keine Angst aus und Gaiden war schon einmal in dieses Territorium geraten. Vielleicht konnten sie das wirklich zu ihren Gunsten drehen.


Der Mob öffnete sich und lotse sie in eine Sackgasse, die neben der Spelunke lag. Hier war wohl erstmal Ende. Man wurde unmissverständlich aufgefordert auszusteigen, indem man ihnen die großkalibrigen Waffen direkt unter die Nase hielt. Der Jedi und Gaiden mussten sich nicht absprechen. Es war ganz offensichtlich das es erst einmal besser war, den Anweisungen nachzukommen. Die Schusswunde an Gaidens Schulter wurde auch sofort bemerkt. Das konnte schlecht sein. Sie wussten, dass sie eigentlich nur einen Gegner hatten und auch wenn sie nichts davon wussten, dass er Jedi war, würde das ihre Chancen deutlich mindern.

„Was wollt ihr hier?“

„Ist das so schwer zu erkennen? Wir waren auf der Flucht und sind hier gelandet. Kein Grund für Feindseligkeiten.“

Vielleicht konnte man Gaidens Verhalten als zu gewagt bezeichnen, doch Unterwürfigkeit und Angst waren die Signale, die man auf keinen Fall aussenden sollte. Er versuchte einfach als jemand zu erscheinen, der solche Szenarien gewohnt war.

„Wir mein Partner schon sagte, können wir uns vielleicht irgendwie einigen, dass ihr uns durchlasst.“

„Kommt drauf an was ihr bezahlt.“

Es war klar, das es auf Credits oder andere Gegenleistungen hinauslief aber so leicht wollte Gaiden nicht zustimmen. Er hoffte zwar, dass der Jedi genug Geld hatte um sie „frei zu kaufen“, doch wenn diese Kriminellen merkten, dass das Geld locker saß, würden sie wie Kath-Hunde über sie herfallen.

„Das würde ich lieber mit eurem Anführer bereden.“

„Und ihr glaubt, dass wir euch einfach zu ihm lassen?“


Das würde härter werden als gedacht. Und vielleicht lief es sogar auf einen Kampf hinaus. Einen Kampf, den der Jedi alleine bestreiten müsste, denn Gaiden verfügte weder über die Fähigkeiten noch über die Verfassung, sich mit einem Dutzend bewaffneter Gangster anzulegen.

„Ihr würdet uns den Gleiter doch sofort stehlen, wenn wir ihn aus den Augen lassen. Denkt ihr wirklich, dass wir so dumm sind?“

Die Mienen verdunkelten sich. Ein klares Zeichen, dass sie nicht unbedingt willig waren zu verhandeln. Etwas das sie ohnehin selten taten.


„Wir bleiben hier. Wir haben Credits aber die bekommt ihr nur, wenn wir hier heil rauskommen.“


„Und warum sollten wir euch das Geld nicht einfach abnehmen?“


„Weil wir es nicht Bar bei uns haben. Erschießt ihr uns kriegt ihr nichts, außer einem fast schrottreifen Speeder. Wenn ihr uns durchlasst, werdet ihr es nicht bereuen.“


Sie dachten nach. Gaidens Worte zeigten Wirkung. Sie witterten Geld, das war unverkennbar. Und dieses Geld wollten sie nicht aufgeben, nur um ein paar unwichtige Kerle zu erschießen, die offenbar kein Interesse an den Machenschaften der Gang hegten.

„Gut, ich sag Bescheid aber ihr wartet hier. Einen Mucks und ihr seid tot.“

Gaiden atmete unmerklich auf. Das lief eigentlich gar nicht so schlecht. Mit den Anführern der Gangs war einfacher zu reden als mit den normalen Laufburschen. Sie hatten meist mehr Geschäftssinn und Feingefühl. Und das war genau das, worauf er spekuliert hatte. Die Sicherheitskräfte stellten kein Problem mehr da. Nicht solange sie hier waren und sich danach bedeckt hielten. Der Trandoshaner der gesprochen hatte, verschwand in der Bar. Die anderen musteren die beiden kritisch. Immer wieder betrachteten sie die Schusswunde des Coruscanti. Was sie wohl denken würden? Dank der Schmerzmittel, deren Wirkung wieder einsetzte, musste er als ziemlich harter Brocken erscheinen, dem selbst eine solche Wunde nichts ausmachte. Es dauerte nicht lange, bis der Trandoshaner in Begleitung eines Menschen erschien. Sicher nicht der große Boss aber auf jeden Fall jemand, der mehr zu sagen hatte und dessen Gehirn nicht nur zwischen erschießen und ausrauben differenzierte.

„Man hat mir gesagt ihr wollt ein Geschäft machen?“

„Wenn man es so nennen will, ja. Wir haben Schwierigkeiten mit den Sicherheitskräften und dachten wir könnten eine Übereinkunft treffen, die zu unser beider Vorteil ist. Alles was ihr dazu tun müsst, ist uns durchzulassen und die Credits, die wir dafür zahlen einzustreichen.“

Der Jedi musste einfach Geld dabei haben, sonst waren sie ziemlich am Arsch und es würde ein heißer Tanz werden. Ein letzter Tanz.

„Hmm...“

Man sah wie es in dem Menschen arbeitete. Er kannte die Beiden nicht. Was Gutes aber auch Schlechtes bedeuten konnte. Er betrachtete die Fremden eindringlich.

„400 Credits und ihr könnt passieren.“


400 Credits! Das war viel. Sehr viel. Er warf dem Jedi einen bedeutungsvollen Blick zu. Nun blieb zu hoffen, dass er soviel Geld dabei hatte oder den Preis irgendwie runter handeln konnte.

**Coruscant – untere Ebenen – Sackgasse neben einer Spelunke – Gaiden, Vorin**
 
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- Coruscant – City – Oberen Ebenen – Fitnesstudio – Mit Cris und Cert –

Noa kannte Cert nicht wirklich, nur vom Sehen und aus ein paar Erzählungen ihres Bruders. Sie hatte ihm ein paarmal „hallo“ im Vorbeigehen gesagt, aber das war auch schon alles, was sie jemals mit ihm gesprochen hatte. Jetzt wusste sie auch, warum: der Typ war ein A’rsch und genauso blöd wie er auch aussah. Der glaubte wohl, sich mit Muskeln auch gleichzeitig Intelligenz antrainieren zu können. Ha, weit gefehlt! Noa setzte bereits an, ihn in seine Schranken zu weisen, als er Sheldon blöd von der Seite anmachte, als dieser unerwartet das Reden übernahm und versuchte eine Antwort von Cert zu bekommen. Leider schien das ohne weiteres nicht möglich zu sein. Das Einzige, was der Typ von sich geben konnte waren dumme Sprüche und Drohungen – und beides führte dazu, dass er sich plötzlich mit auf den Rücken verdrehten Armen wieder fand – schnell als er oder Noa hatten gucken können. Die Widerstandskämpferin war erschrocken und reflexartig einen Schritt zurück gewichen, als Cris Sheldon sich plötzlich auf den größeren Mann gestürzt hatte, dessen pure Erscheinung jeden durchschnittlich gebauten Mann, der halbwegs bei Verstand war, eingeschüchtert hätte. Dass Sheldon sich davon in keiner Weise beeindrucken ließ, ließ zwei mögliche Schlussfolgerungen zu: er war entweder nicht bei Verstand, oder aber verdammt mutig.

“Hey! Gibt’s hier Probleme?“

Brads Stimme erklang hinter ihnen. Noa drehte sich um und eine plötzliche Hitze stieg ihre Wangen hinauf. Sie tauschte einen raschen Blick mit Sheldon.

“Nein, alles okay.“

Antwortete sie unschuldig, noch während Cert sich die schmerzenden Arme rieb. Brad beschied sie mit einem langen und nicht unbedingt seinem freundlichsten Blick.

“Ihr seht besser zu, dass ihr verschwindet.“

Riet er ihnen.

“Machen wir.“

Erwiderte Noa, der auf einmal sehr heiter zu Mute war, und einem spontanen Impuls folgend griff sie nach Sheldons Hand und zog ihn mit sich.

“Mach’s gut, Cert!“

Rief sie dem gedemütigtem Muskelprotz über die Schulter zu, nicht mehr in der Lage ihr Grinsen länger zu unterdrücken.

“Und danke für die Hilfe!“

Noch immer Sheldons Hand haltend lief Noa zum Ausgang, stürmte durch die Tür und brach draußen in albernes Gekicher aus. Wenn Brad bisher noch nicht davon überzeugt gewesen war, dass sie eine Schraube locker hatte, dann war er es jetzt bestimmt. Certs Gesicht, als Sheldon ihn gepackt und unschädlich gemacht hatte, war einfach zu gut gewesen. Zuerst hatte der Kerl den dicken Muskel-Macho markiert, dann hatte er dumm aus der Wäsche geschaut und gewinselt wie ein hilfloser XXX. Um so etwas zu sehen gingen andere Leute ins Holonet-Kino.

“Oh man, Sheldon!“

Lachte Noa, als sie sich gegen den Gleiter lehnte.

“Haben Sie sein Gesicht gesehen?“

Noas Blick stahl sich wieder zurück durch die Glastüren und hinein ins Fitnessstudio, doch sie konnte Cert nicht mehr erkennen – was vermutlich auch besser so war.

“Ebene 432, Block 765, Megablock 887 also.“

Wiederholte sie, ernster diesmal.

“Gute Arbeit.“

Die Journalistin ging um den Gleiter herum und öffnete die Tür auf der Fahrerseite und das Grinsen kehrte auf ihr Gesicht zurück.

“Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.“

- Coruscant – City – Oberen Ebenen – Vor dem Fitnesstudio – Mit Cris –
 
[Coruscant, Obere Ebenen, Fitnessstudio]- Noa, Cris, Cert, Kunden

Für einen Moment versteifte Cris sich in seiner Haltung wieder, als Brad – angelockt von der kleinen Szene um Cris und Cert – auftauchte und sich erkundigte, was genau los war. Es bestand aus Cris’ Sicht keinerlei Zweifel, für wen der stämmige Fitnesstrainer im Zweifel Partei ergreifen würde – er mochte Noa zwar kennen, doch Cris war ein Fremder und Cert und Bekannter – und zahlender Kunde. Glücklicherweise entschärfte Noa die Situation schnell und zog Cris mit sich, der sich wiederum widerstandslos aus dem Fitnessstudio führen ließ, einen verwirrten Trainer und einen bedeutend schlechter gelaunten Cert zurücklassend.

Kaum aus dem Studio heraus brach Noa plötzlich in belustigtes Gelächter aus, was Cris verwirrt blinzeln ließ. Tatsächlich hatte er in diesem Moment mit vielem gerechnet – allen voran eine kleine Predigt darüber, dass die Methode der gewaltsamen Einschüchterung eher zu einem Agenten des Imperiums passte – nicht aber mit dem durch ihre Belustigung transportierten vollen Einverständnis Noas für seine zugegebenermaßen effektive Methode. Sie wussten jetzt, wo Leandro sich aufhalten könnte. Und um ehrlich zu sein war Certs Stolz bedeutend schwerer verletzt worden als sein Körper.


„Ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich will…“, antwortete er Noa schließlich, nachdem er sich wieder auf dem Beifahrersitz des Gleiters niedergelassen hatte. Die Implikationen ihrer Worte gefielen ihm nicht unbedingt – hatte sie ihn erst für einen imperialen Spion und jetzt zusätzlich für einen Feigling gehalten, der es nicht einmal wagte, einem aufgeblähten Bodybuilder die Leviten zu lesen? Ihr Bild vom Geheimdienst der Republik durfte wahrlich nicht das Beste sein… Nun, er hatte vermutlich mittlerweile seinen Teil dazu beigetragen, es zu revidieren.

„Und wenn man ehrlich ist… ohne den nötigen Verstand, sie zu leiten, nützt auch die größtmögliche Menge an Kraft wenig…“


Beiläufig fischte Cris sein Oberschenkelholster wieder aus dem Fach unter der Mittelkonsole des Gleiters und befestigte es an seinem vorgesehenen Platz, da er vermutete, dass die aus Cert herausgepresste Adresse sie nicht zu einem anderen Ort innerhalb der glitzernden Welt von Coruscants Oberen Ebenen führen würde. In der Tat war zu befürchten, dass sie kurz davor waren, zu erfahren, warum Leandro sich nicht meldete… und das der Grund ihnen mitnichten gefallen würde.

Wie vermutet lenkte Noa den Gleiter tiefer in die Straßenschluchten Coruscants, vorbei an flackernden Leuchtreklamen und anderen, weniger schnell erkennbaren Lichtquellen, bis sie auch das letzte Zwielicht passiert hatten und die Strahlen Coruscant Primes sie nicht mehr erreichten. Die weniger privilegierten Ebenen des Stadtplaneten hatten sie wieder.

Die Plattform, auf der Noa den Gleiter schließlich landete, lag zwischen tristen, mit unleserlichen Graffitis als einzigem Farbtupfer verzierten Häuserwänden im Lichte einer halb zerstörten Reklame für den „brandneuen“ Ikas-Adno Repulsorschlitten und den Hinweis auf eine Kaschemme einen Block weiter. Noch beunruhigender war indes das rhythmisch aufflammende Signallicht des in den Farben der Coruscant Security Force lackierten Gleiters, der in unmittelbarer Nähe von ihnen geparkt war. Zwei mit Schutzwesten, Helmen und mit Lampen versehenen Blasterkarabinern ausgerüstete Beamte kehrten allerdings in diesem Moment in ihr Gefährt zurück, welches sich kurz darauf mit heulenden Sirenen zurück in den Verkehr schraubte und verschwand. Ein leichter, öliger Nieselregen setzte ein und prasselte leise auf die Frontscheibe des Gleiters. Cris warf Noa einen kurzen – aufmunternd gemeinten – Blick zu, bevor sie beide ihrem eigenen Gleiter entstiegen.


„Sieht aus, als kämen wir keinen Moment zu früh…“


Indes war unwahrscheinlich, dass eine in diesem Distrikt operierende Patrouille der CSF Noa und Cris als Personen identifizieren würde, die in den Vorfall beim Honey House verwickelt waren. Der eine Beamte, den sie dort ausgeschaltete hatten, würde niemandem mehr eine Personenbeschreibung liefern können, und das Feuergefecht mit den plötzlich auftauchenden Storm Commandos war sehr schnell vorbei gewesen.


„Da hast du Recht, Junge…“

Cris wirbelte, die Hand an seiner Waffe, herum, als sich plötzlich ein in schäbige Kleidung gehüllter Duros aus dem Schatten schälte, so plötzlich, wie seine Stimme ertönt war. Die rötlichen Augen des Nichtmenschen schienen für eine Weile auf der SSK-7 ruhen, doch als Cris keine Anstalten machte, seine Waffe auch zu ziehen, schien er sich wieder zu entspannen.

„Alles wegen der Unruhen“, fuhr der Nichtmensch fort.

„Die CSF hat eine Menge Leute festgenommen. Gute Leute. Unschuldige Leute.“

Plötzlich kicherte der Nichtmensch – falls die für Menschen wie Kichern klingende Geräusche im Falle eines Duros ähnliches bedeuteten – und schien das Interesse an Noa und Cris verloren zu haben.

„Hoffentlich sucht ihr hier niemanden… sind nicht mehr viele übrig, oh nein… nicht mehr viele…“

Dann entfernte der Nichtmensch sich von ihnen, bis sein Gemurmel schließlich nicht mehr zu verstehen war – zurück blieben ein verwirrter Cris und eine vermutlich zutiefst besorgte Noa.

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Plattform]- Noa, Cris, verrückter Duros
 
- Coruscant – Mittlere Ebenen - Plattform – Mit Cris –

Noas Kehle schnürte sich unangenehm zu, als sie dem Duros hinterher sah. Sie waren zu der Adresse gefahren, die Cert ihnen genannt hatte und befanden sich in einer Gegend, die einen krassen Gegensatz bildete zu den Oberen Ebenen, in denen sie gerade noch gewesen waren. Ein leichter, schmuddeliger Regen fiel auf sie herab und Noa verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatten die CFS-Patrouille selbst gesehen, sodass die Worte des Duros, so verrückt wie er auch wirkte, nicht aus der Luft gegriffen zu sein schienen. Es war erst wenige Stunden her, dass das Imperium tausende unschuldiger Leben ausgelöscht hatte. Diese armen Kreaturen mussten von irgendwoher stammen und sie hatten sich ganz sicher nicht freiwillig gestellt.

“Verschwenden wir keine Zeit.“

Versuchte sich Noa unberührt zu geben und riss ihren Blick von dem Duros, der jetzt ohnehin aus ihrem Sichtfeld verschwand.

“Ich habe sowieso keine Lust, heute noch mal nass zu werden.“

Sie warf einen Blick nach oben, doch den Himmel kannte man hier in den mittleren Ebenen schon nicht mehr. Mit festen Schritten hielt die Widerstandskämpfern auf den Gebäudeblock zu, vor dem sie den Gleiter geparkt hatten und der der Nummer entsprach, die sie zu Leandro führen sollte. Megablock 887 bezeichnete einen großen Wohnkomplex mit vermutlich mehreren hundert schäbigen Wohnungen. Aber wie sollten sie Leandro hier finden? Resoluten Schrittes hielt Noa auf den Eingang zu. Sie musste etwas tun und sich von dem Gedanken ablenken, dass ihr Bruder einer jener sein konnte, die vom Imperium schleppt und hingerichtet worden waren. Es durfte nicht sein, es durfte einfach nicht. Die Wände im Inneren des Wohnkomplexes schienen marode. Es roch unangenehm. Dutzend und Dutzende von Türsummern, teils mit schäbigen Namensschildern versehen, zum Teil aber auch ohne jedgliche Beschriftungen, zierten eine der Wände. Ein schmaler Cosianer lungerte in einer Ecke herum. Noa warf ihm zuerst nur einen knappen Blick zu, doch die Ratlosigkeit, wie sie hier ihren Bruder finden sollte, ohne an jede einzelne Tür zu klopfen, zwang sie dazu, ihn anzusprechen.

“Entschuldigung. Wir suchen einen Mann. Menschlich, etwas größer wie er...“

Noa wandte sich halb herum und deutete auf Cris.

“Kräftig gebaut, lange dunkle Haare...“

Stumm schüttelte der Cosianer den Kopf und wandte sich demonstrativ um. Noa seufzte resignierend. Jetzt waren sie schon hier, doch die Ideallösung schien das noch nicht zu sein. Sie waren noch keinen Schritt wetier! Nun ja, so ganz stimmte das nicht. Immerhin waren sie hier. Doch ob das zu etwas führen würde, musste sich erst noch zeigen.Versuchsweise drückte Noa auf eine der Türklingeln, doch das leise bestätigende Summen, das man normalerweise hörte, blieb aus. Toll, nicht mal das funktionierte hier! Leicht ungeduldig drückte Noa auf den Nächsten. Dieser war nicht defekt. Es dauerte ein paar Sekunden, doch dann knackte es in dem kleinen Lautsprecher an der Wand.

“Was?!

Ertönte eine kratzige, übel gelaunte Stimme. Noa bäugte sich hinunter, um in die Anlage hinein zu sprechen.

“Entschuldigung, nur eine ganze kurze Frage: ich suche einen Mann, einen Menschen. Etwa... hallo? Halloo??“

Ungläubig sah Noa zu Cris auf. Wer auch immer zuvor noch mit ihr gesprochen hatte, war jetzt weg. Interessierte sich denn hier niemand für andere? Nein, natürlich nicht. Das waren die mittleren Ebenen. Was hatte sie erwartet?

- Coruscant – Mittlere Ebenen – Megablock 887 – Mit Cris –
 
[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887, Hauseingang]- Noa, Cris, Cosianer

Skeptisch musterte Cris den mehr als heruntergekommenen Wohnblock, zu dem Certs erpresster Hinweis sie schlussendlich geführt hatte. Ein schäbiger Ort von vielen in diesen Ebenen Bereichen Coruscants, doch immer noch jenen Gebäuden der Unteren Ebenen, zum Teil in der Nichtmenschenschutzzone (wie die Behörden sie nannten), die ohne Vorwarnung durch massive Baudroiden der Verwaltung abgerissen werden konnte, vorzuziehen. Und allem Anschein nach waren weder der abgerissene Nichtmensch, der im Eingang gehockt hatte und sich jetzt alle Mühe gab, Noa und Cris zu ignorieren, noch die Bewohner des Gebäudes sonderlich hilfsbereit. Wie zu erwarten war.

Der Cosianer schüttelte seine Lethargie indes erstaunlich schnell ab und beeilte sich, seinen Platz zu räumen, als Cris seine SSK-7 aus dem Holster nahm und äußerlich vollkommen gelassen mit sorgsamen Bewegungen die kleine Lampe an dem vorgesehenen Aufsatz unter dem Lauf befestigte, die sich in einer kleinen Seitentasche des Holsters befunden hatte – offenbar eine milde Gabe Tacemas für seinen verschollenen Agenten. Dem Zustand des Gebäudes nach zu urteilen würden sie jede zusätzliche Lichtquelle im Inneren gebrauchen können…

Nachdem er kurz die Ladung der Waffe überprüft und den Lichtkegel der anmontierten Lampe aktiviert hatte, warf er Noa einen kurzen, entschuldigenden Blick zu.


„Wer weiß, was uns da drinnen erwartet…“

Mit diesen Worten warf er sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Tür, die mitnichten den Anschein machte, als entspräche sie modernen imperialen Sicherheitsstandards – tatsächlich machte der zerkratzte Metallrahmen der Tür, die sich augenscheinlich nur von Hand öffnen ließ, den Anschein, als wäre er bereits des Öfteren aufgebrochen und nur notdürftig wieder hergerichtet worden. Es brauchte allerdings einen zweiten Versuch, ehe Cris mit der krachend nachgebenden Tür in einer Art schlecht beleuchteten, schmucklosen Treppenhaus landete und dabei fast über einen Chadra-Fan gestolpert wäre, der sich über den sehr leblos wirkenden Körper eines Menschen gebeugt hatte. Mit einem panischen Quietschen verschwand der winzige Nichtmensch in die Dunkelheit des Treppenhauses, noch bevor der Lichtkegel von Cris’ Waffe ihn hätte erfassen können. Methodisch sah der ehemalige Sturmtruppler sich um – abgesehen von dieser Begegnung waren sie im untersten Geschoss des Treppenhauses, das sich schier endlos nach oben schraubte, alleine mit einer Tür, die augenscheinlich zum Turbolift des Gebäudes gehörte – und bückte sich dann zu dem regungslosen Menschen. Seine Hand zuckte zurück, als er nicht nur keinen Puls, sondern zudem eine klebrige Flüssigkeit an seinen Fingern spürte. Jemand hatte dem Mann die Kehle durchgeschnitten – glücklicherweise war es nicht Leandro. Die Leiche passte nicht zu der Beschreibung, die Noa dem Cosianer gegeben hatte.

„Bezaubernde Nachbarschaft…“, murmelte Cris, während er versuchte, über den nächsten Schritt nachzudenken. Sie waren im Gebäude – doch es gab immer noch eine Vielzahl an Wohnungen, in denen Leandro sich befinden konnte. Leandro – und andere Individuen, die möglicherweise wenig erpicht darüber waren, wenn zwei spärlich bewaffnete Menschen mit der Selbstverständlichkeit einer schwer bewaffneten Gruppe Sturmtruppen in ihre Wohnungen eindrangen. Und doch wollte die Suche nach Noas Bruder nun so schnell wie womöglich zu einem erfolgreichen Ende bringen – er hatte die Sorgen in den Augen seiner Begleiterin gesehen.

„Vielleicht sollten wir ihn… rufen?“, schlug er vor, selbst wenig überzeugt von dieser Überlegung. Die Materialien des Hauses mochten minderwertig genug sein, dass man in den Wohnungen alles hörte, was in der selben Etage im Treppenhaus passierte, doch das bedeutete immer noch, dass sie jede Etage würden mühsam abklappern müssen und andere Konfrontationen riskierten. Zudem war das Fehlen einer Antwort noch lange nicht Beweis dafür, dass Leandro sich nicht im Gebäude befand…

[Coruscant, Mittlere Ebenen, Megablock 887, Treppenhaus]- Noa, Cris, Leiche
 
Auf dem Weg zum Schwarzmarkt

[Coruscant - Tiefere Ebenen - Industriedistrikt "Pesholon"] - Apus Soleda

Apus Soleda befand sich auf dem Weg nach oben. Auf einer langen, graden Metalleiter, die mehr schlecht als recht von einem Metallkorb gesichert wurde. Der jugendliche Mann war nicht unbedingt faul und fett, aber er machte nun zum dritten Mal eine Pause auf dem Weg nach oben. Die Leiter schien endlos.

Unter ihm befand sich ein Meer aus Schwarz, sanft in Rechtecke zerteilt von dem fernen Leuchten matter Weglaternen auf Gitterstegen oder den Lichterbändern automatisierter Fabriken. Es waren wenige. Und er konnte unmöglich ausmachen, wie hoch er schon geklettert war. Dieser Teil der tiefsten Ebenen im Industriedistrikt Pesholon war praktisch ausgestorben. Das lag daran, dass die Ebene nur wenige dutzend Meter über einem fauligen Brackwassersee gelagert war. Auf jahrhundertealte Pfeiler und Stützen gesetzt. Ob es wirklich ein See war, oder ein Meer oder doch nur ein Fabrikbecken vergangener Zeiten, wer sollte das wissen? Sicher war, dass das Gewässer und die Luft darüber giftig war und niemand deshalb diesen Teil als Heimat auserkoren hatte. Öffentliche Verkehrsmittel gab es nicht. Auch keine Aufzüge. Aber Apus hatte guten Grund diesen Weg zu nehmen. Er war ihm empfohlen worden, von einem benachbarten Fabrikarbeiter, Thess Anglin. So etwas wie ein Freund.


Während Apus auf der Leiter rastete, erinnerte er sich: "Du willst raus? Hoch? Wie? - Du meinst das ernst, oder? Verflucht. Du denkst da oben wartet was auf Dich, Apus?", hatte Thess mit amüsiertem Unglaube geantwortet. "Du weisst, dass es ein oder zwei von Hundert schaffen. Mach Dir nix vor, Mann." Apus machte sich nichts vor, sagte aber auch nichts dazu. Thess hatte weitergesprochen: "Zwischen uns hier unten, und dem ersten Windhauch frischer Luft oben, liegt eine fette Schicht mieser, runtergekommener Bastarde. Ich spreche von Mörderpack, Schmugglern und Verbrechern. Die sind nicht wie wir hier unten. Die haben Ambitionen, Apus. Die kennen kein 'Leben und Leben lassen'. Die nutzen jeden aus. Jeden." Thess war ernster geworden, dann: "Und selbst wenn Du an denen vorbeikommst, bist Du noch lange nicht am Tageslicht. Die Welt da oben ist für Dich Grünschnabel tötlich."

"Ich weiss das, Thess. Spar Dir die Litanei", kam es aus Apus hervor. "Ich kann lesen und hab zwei Ohren, weisst Du?" Seine Stimme war scharf und schroff. Apus hielt es nicht für unangemessen. Thess kannte diesen Tonfall und kehrte mit einem kurzen Knurren zum Thema zurück.

"Ich kenne jemanden, ja. Ein Bettler im Schwarzmarkt, ein paar Ebenen höher im nördlichen Plex. Er ist ein verfluchter Gran. Hat da oben seine liebliche Heimat neu gefunden wie es scheint, zwischen Drogenküchen, Schwarzmarkthändlern und Dieben. Er heisst Gran-Porro. - Ich mach Dir nichts vor, er ist undurchsichtig und gierig. Aber ich weiß, dass er versteht was es heisst hier unten zu sein. Er hat die Arbeiterschaft ein, zwei mal gedeckt als Schnüffler runterkamen. Ich denk er könnte Dir helfen, wenn Du es ernst meinst. Aber erwarte nichts umsonst"

'Nichts umsonst'. Das riss Apus aus seinen Gedanken zurück in den Augenblick. Er war auf dieser verdammten, endlosen Leiter. Entnervt seufzte er aus und begann weiterzuklettern. Immerhin gab es hier keinen Regen, denn über ihm, irgendwo im Dunkel, war eine massive Zwischenebene. Der Schwarzmarkt. Man nannte ihn liebevoll "die Drehscheibe", weil das Areal, ein nun stromloses und größtenteils zerstörtes Einkaufszentrum, sich um einen großen, kreisrunden Platz formierte.

Es dauerte schier endlos, bis Apus' kraftvolle Grubenlampe an der Schulter endlich eine runde Schleuse am Ende der Freileiter markierte. Eines von zahllosen Schlupflöchern in den Schwarzmarkt hinein. Apus hätte sicher auch einen einfacheren Weg nehmen können. Aber er wollte so unbemerkt und vorsichtig wie möglich vorgehen.

Dreitausend hingerichtet. Drei Tausend. Die Erinnerung an diese Meldung hatte ihn fast den ganzen Weg hierher verfolgt.​

Als er durch die Luke kletterte und sie verschloss, fand er sich in einem zerstörten Erdgeschoss (wenn man das so sagen wollte) eines ehemaligen Traforaums wieder. Der Raum war nicht groß und an zwei Seiten war die Wand eingebrochen. Jenseits lag eine Straße die einmal Teil des Einkaufszentrums gewesen sein musste. Nun war es ein dreckiges Band von dreißig Meter Breite. Zu beiden Seiten türmten sich Stockwerke alter Gallerien und Apus musste staunen. Er war lange nicht mehr hier gewesen. Als er ins "Freie" trat, inmitten der Galerien, schaltete er seine Grubenlampe ab. Um ihn herum und über ihm, auf allen Ebenen der alten Einkaufsgallerie, leuchteten kleine und große, weiße und bunte Lichter. Es herrschte Betriebsamkeit verschiedenster Völker zwischen großen und kleinen Marktständen. Der Ort hier war ein Nexus des Untergrunds. Hier konnte man so manches finden. Von Waffen über Arbeitskraft bis hin zu Nahrungsmitteln. Ob es hier auch einen Aufstieg gab?

Apus Soleda reihte sich in den regen Betrieb des Schwarzmarkts ein und lief die Straßen und Galerien ab. Auf der Suche nach einem bettelnden, dreiäugigen Gran mit einem Arm und dem Namen Porro. Apus hatte nicht grade geringe Zweifel, als er sich vor Augen hielt, dass hier sein Weg 'nach oben' beginnen sollte.

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Ein Husten schüttelte seinen Körper. Erst schwach und störend - bis es sich steigerte und zu einer Kakophonie des reflexartigen Luftausstoßes verkam. Derart gebeutelt, keuchend und mit knapper Not nach Atem ringend, presste die in verdreckte Lumpen gehüllte Gestalt ihren linken Unterarm gegen die rüsselartige Schnauze. Sofort stieg dem Wesen der Gestank der eigenen Kluft in die Nasenlöcher. Ein Sammelsurium verschiedenster Gerüche und miefender Ablagerungen. Angewidert und mit einem pfeiffenden Keuchen streckte Porro die Gliedmaße wieder von sich. Der linke Arm war so wichtig geworden in den letzten Jahren. Bedeutend und überlebensnotwendig, denn vom rechten war nur ein trauriger, zernarbter Stumpf geblieben. Der dreiäugige Gran hatte ihn im Kampf um eine Frachtladung voll Spice verloren - damals, als er noch ein berühmter, wie berüchtigter Pirat gewesen war und das Outer Rim unsicher gemacht hatte. Nie würde er die gierigen, mordlüsternen Augen des Mannes vergessen, als er seine Vibroschwert gezogen hatte. Nie den beißenden Schmerz, als die hochfrequente Klinge sich durch Haut, Fleisch und Knochen gefressen hatte. In den folgenden Tagen, Monaten und Jahren scholt sich Porro wieder und wieder einen Narren. Zu selbstsicher war damals gewesen, zu überheblich. Berauscht von den Erfolgen der Überfälle, hatte er fahrlässig gehandelt. Und letztlich hatte es ihn alles gekostet. Ihn, den gefürchteten Piraten Porro. Hatte er damals noch die Abgaben verflucht, die er an die Schwarze Sonne verrichten musste, so half ihm die Untergrundorganisation heute, wo es nur ging. Natürlich für entsprechende Gegenleistungen. In all den Jahren, die der Gran mittlerweile auf Coruscant zubrachte, hatte er sich ein beachtliche Netzwerk an Informanten, Spitzeln und Handlangern aufgebaut. Sicher, er war keine gefürchtete Gestalt mehr, wie damals im Outer Rim - aber er hatte Einfluß. Wenngleich nur am absoluten Ende der Gesellschaft. Er war der wortwörtliche Einarmige unter den Fußlahmen. Täglich reichten die Einnahmen seiner Bettlerfassade für zwei oder drei kleine Gläser synthetischen Alkohol, der es erleichterte in der Nacht Schlaf zu finden. In den Abfalleimern der oberen Schichten fand man bisweilen kaum verdorbene Kostbarkeiten, so daß an einen Hungertod kaum zu denken war. Porro lebte und er überlebte. Mehr konnte er nicht verlangen.

Der Gran blickte, kaum das die Hustenattacke zur Gänze verebbte, auf den inhaltlosen Ärmel seines lumpigen Kapuzenmantels. Einst hatte er viel Kraft im rechten Arm besessen - heute besaß er nicht einmal mehr Schuhwerk. Die dunklen, auf Stielen sitzenden Augen wollte keine Ruhe finden, während sich in seinem Schädel Mitleid, Bitterkeit und die Gier mit einander maßen. Während Porro mit angewinkelten Knien auf dem Boden neben einem rostigen Container hockte, suchte er zielgerichtet nach potenzieller Kundschaft. Um seinen Hals führte er sein Bettelschild mit sich, während in den zahlreichen Taschen seine gesamte persönliche Habe Platz fand. So war er immer flexibel und nicht ortsgebunden. Ein wichtiger Fakt - trug er doch zuviel Wissen und Information in seinem Köpfchen mit sich.

Wie es sich für einen bettelnden Händler für Neuigkeiten, Tratsch und Erkenntnisse gehörte, wusste Porro stets, wenn man nach ihm suchte. Hier unten, in der Unterstadt Coruscants - in den Tiefen Ebenen - kannte jeder jeden. Und falls das nicht der Fall war, kannte man jemanden, der jemanden kannte. Obwohl es in den kriminellen Ebenen eine gewaltige Population gab, existierte so etwas wie Anonymität nicht - zumindest dann nicht, wenn man Teil der dubiosen Gesellschaft war, die hier lebte.

Der einarmige Gran leckte sich mit seiner abartig langen Zunge über die stets von Rotz und Nasenschleim feuchte Schnauze, während seine unsteten Blicke über die Menge peitschten. Hier, auf dem Schwarzmarkt, herrschte wieder einmal reges Treiben. Zwielichtige Gestalten boten ihre verbotenen Waren an, noch zwielichtigere Personen kauften sie. Es gab Waffenhändler, Drogendealer, Tech-Junkies und Prostitution. Jeder Fetisch wurde in den Unteren Ebenen bedient, jedes Klischee behandelt und fast jede perverse Vorliebe - egal ob sexueller oder krimineller Natur - ausgelebt. Hier unten gaben sich erfolglose Kopfgeldjäger mit gestürzten Mäzen die Klinke in die Hand. Hier gingen Luden Arm in Arm mit Anbietern von Bauplänen für chemische Waffen. War Nar Shaddaa das Juwel der illegalen Hutten-Aktivitäten, so konnte man Coruscant als Halbedelstein der Fehlgeleiteten und Gescheiterten bezeichnen. Und dennoch gab es immer wieder Optimisten, die aus diesem Pfuhl der Sünde zu entkommen versuchten. Auch wenn es kaum jemand schaffte, sich auch nur ansatzweise aus dem eigenen Dreck zu erheben.

Porro wusste, dass ihn jemand suchte, der genau das vorhatte. Nicht, weil man es ihm gesagt hatte. Nicht, weil der Bursche es offen herausposaunt hatte. Es war die Erfahrung, die ihm das sagte. Durch die Art und Weise, wie man dem Gran die Situation beschrieben hatte. Und wenn jemand soviel Mut aufbrachte, sein Schicksal selbst zu bestimmen, dann erwärmte es das Herz des alten Dreiauges. Denn nur durch Mut hatte sich Porro einst zu einem gefürchteten Piraten aufgeschwungen. Ein Pirat, über den man noch heute Geschichten im Outer Rim erzählte.



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Kontaktaufnahme mit Porro

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Apus Soleda hatte eine längere Weile auf dem Markt verbracht. Länger, als ihm eigentlich recht war. Sein Weg hatte ihn durch die Arkaden vergangener Geschäftigkeit geführt, die heute nur noch wie ein Negativ dieser Zeit wirkten. Und obwohl der Schwarzmarkt hier schäbig und dunkel war, er hatte etwas. Etwas, das an Apus Soleda zog und sanft drückte. Als gebe es eine unsichtbare Kraft, die seine Füße hierhin, seinen Blick dorthin führen wollte. Er sah die Lasterhaftigkeit, die ihn verühren wollte. Die Wallung dargebotenen Fleisches. Er sah die Berauschten am Strassenrand oder in alten, hohlen Schaufenstern. Von Drogen, Alkohol und digitalen Wundern fortgeführt aus der Wirklichkeit. Er sah das Lachen, Verhandeln, Feilschen, Streiten und auch ab und an das Kämpfen. All diese Dinge gab es nicht in seiner Arbeiterkommune daheim. Einige Cluster entfernt. Er merkte wie sein herz schneller schlug; wie sein Magen seltsam hohl wurde.

Gekleidet war Apus in schwarzen Plastikstiefel - gut geschützt gegen Feuer, Säure und Regen -, in eine schwarze Hose und ein abgetragenes Hemd in giftigem grün. Ein abgewetzter, anthrazitfarbener Schutzmantel begrub seine beiden Hände in tiefen Taschen. Der Mantel hatte Schutzeinlagen aus Kompositmateriel. Nichts gegen Laserwaffen, aber gegen Projektile und Messer. Der aufmerksame Beobachter könnte das bemerken. Aber es war auch nichts Unerwartetes hier. Ein Messer trug Apus übrigens auch selbst bei sich. Ein solides Werkzeug. - Ja, man konnte sagen, dass er sich erstaunlich schnell als Verlorener einfand auf dem Markt. Letztlich kam er aus den Tieferen Ebenen und er kannte die kleinen Nuancen, die Spielarten subtilen Verhaltens, die ihn als "einen von hier" erschienen ließen.

So zog er über die Gallerien hinweg und bemühte sich wieder Distanz zur Situation zu bekommen. Er war mit einem Grund hergekommen: 'Denke nach, Apus. Analysiere, denke.' - Er blickt zurück, den langen Balkon, den er grade hinabging. Es fiehl ihm etwas auf. Es gab keine Imperialen Streitkräfte oder Sicherheitsbeamte hier. Irgendwie hatte er erwartet, dass nach den Hinrichtungen der vergangenen Tage, die wie ein Lauffeuer auch in die Tiefen Coruscants hinabgebrannt waren, an allen Ecken und Kreuzungen Zeichen von Gewalt im Namen des Imperiums, im Namen des Imperators, zu sehen sein würden. Apus musste sich revidieren. Ihm wurde bewusst wie tief er wirklich war.

~~~//~~~​

Apus war sicher zwei Stunden auf dem Markt willkürlichen Wegen gefolgt. Zuerst unaufmerksam und abgelenkt, vereinnahmt von den vielfältigen Lockungen. Doch dann besann er sich und ging zur eigentlichen Aufgabe über. Sein Vorhaben. Bisher hatte er noch keine Gallerie zweimal begangen, hatte keinen Verkaufsstand doppelt passiert, dennoch gab er nicht auf. Er suchte nach Grans im Allgemeinen und fand einige an einer großen, bunt schillernden Bar wo reichlich getrunken und laut durcheinander geredet wurde. Er sprach die Gruppe in Huttisch an und erkundigte sich kurzerhand nach Porro. Zu seinem Erstaunen gaben sie sogar eine grobe Richtung vor. Als er dem Hinweis nachging hatte Apus aber irgendwie das seltsame Gefühl, als würde etwas Unsichtbares bereits an ihm vorbei hetzen und von seiner Ankunft künden. Ob es klug war nachgefragt zu haben, konnte er einfach nicht sagen. Also entschied er sich dafür, vom Schlimmeren auszugehen.

Der Hinweis war jedenfalls richtig gewesen. Apus bewegte sich auf einem der offenen Gallerien, gut 40 Meter über dem Grundniveau des Marktes. Bedenklich beschädigtes Plastglas verhinderte einen unachtsamen Sturz in die Tiefe. zur anderen Seite waren die offenen fronten ehemaliger Läden. Vor allem teure Technik sah man hier in den Auslagen. Gut bewacht durch Menschen, Gamorreaner und sogar zwei Barabel. Durch das dichte Gedränge sah Apus eine Nische zwischen zwei Marktständen. Einige Meter breit. Wohl ein zurückgesetzter Zugang zu einem Treppenhaus. Und da stand ein alter, schäbiger Frachtcontainer. Daneben ein Gran mit drei Augen - und einem Arm.

Apus blickte sich um - nicht, dass er irgendwelche Verfolger hätte identifizieren können - und schob sich dann durch die zahlreichen Passanten verschiedenster Völker. Direkt auf den Gran zu.

Die letzten Meter vergingen ziemlich langsam für Apus. Er sah den Gran nun genauer. Ihm fehlte ein Arm. Er hatte das von Thess Anglin ja gewusst. Aber als er es sah, wühlte es ihn auf. 'Wieso fehlt ihm ein Arm?! Ich habe zwei. Verflucht. Das sind doppelt so viele. Noch bevor er etwas sagt, höre ich ihn doch schon, wie er mich anklagt: Du hast zwei Arme! Ungerecht! Ungerecht! - Dieser Abschaum. Er benutzt Mitgefühl als sei es ein rhetorischer Trick. Bettler? Pah...' Apus' Herz schlug kurzzeitig in den Hals. 'Und drei Augen. Warum drei? Was glaubt er damit sehen zu können, an mir? In mir?' - Apus stockte und erschrack über seine eigenen Gedanken. Er war angespannt. Dieser Gran, er kannte ihn doch überhaupt nicht! 'Beruhig Dich, Mann', redete er nun zu sich selbst und atmete durch. 'Er verdient Dein Mitleid, ganz egal. Einen Arm verliert niemand freiwillig. Bleib konzentriert und zieh die Sache durch wie geplant.' So nutzte Apus Soleda die letzten Schritte auf Porro zu um sich zu beruhigen und ein schwaches Lächeln aufzusetzen.

Er hob beide Hände in einer offenen Geste an - in einer hielt er einen gelben Credit-Chip - und langsam, ohne groß anzuhalten, ließ er sich einen halben Meter neben Porro an der Wand heruntergleiten und setzte sich auf den Boden. Der Credchip landete fast schon etwas zu elegant im Bettelsack des versehrten Piraten. Beladen mit 125 ICS. Auf Huttisch grüßte er knapp:

"Ey, Porro. Friede und Handel. Mit dem Speer nimmt man keine Geschenke an", bemühte er eine alte, etwas antiquierte Grußformel für Händler. Dann sprach er im deutlichen Coruscanti weiter. Die Augen dabei nicht auf den hässlichen Krüppel gewandt, sondern auf die nahebei vorbeiziehenden Passanten des Markts.

"Ich bin Apus. Thess Anglin hat mir erzählt, dass Du mit den Arbeitern aus Pesholon schon zu tun hattest und dem ein oder andern schon mal halfst." Apus räusperte sich kurz. Die Kehle war trocken. "Es geht, also... Ich würd gern hoch." Ein Nicken nach oben. "Hoch in die lichten Ebenen. Hier unten wird mir die Luft zu dick. Ich muss raus...", entkam es ihm verzweifelter als es ihm lieb war. Es hätte wesentlich beiläufiger, unwichtiger, klingen sollen. Er schluckte und merkte, dass er besser vorher mit jemand anderem Mal ein paar Sachen durchgesprochen hätte. Rasch überspielte er die Schwäche kurzzeitiger Ergriffenheit und richtete das Wort wieder fester an den Gran:

"Ich brauch einen Zugang zu den Kontrollgebieten, 'ne ID und vielleicht ne Arbeitserlaubnis. Irgendwas um von dem verfluchten Stern hier runterzukommen. Ganz egal." Apus drehte nun den Kopf zur Seite und sah dem Gran in sein mittleres Auge. Und wenn der Gran etwas "Menschenkenntnis" besaß, konnte er vielleicht eine verbissene Entschlossenheit in dem Vahla entdecken. Als sei nun Porro sowas wie ein Unheilsbote und die Antwort schon entschieden, fragte Apus letztlich: "Kannst Du mir da helfen?"

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Porro hatte seinen 'Gast' erwartet und nur kurze Zeit später war er erschienen. Dem Gran kam die Person nicht übermäßig auffällig vor - ein Vorteil in den gefährlichen, wie stinkenden Eingeweiden Coruscants. Als sich der menschliche Fremdling - Porro hatte Schwierigkeiten Menschen und Fastmenschen zu unterscheiden - ungefragt neben ihm an der Wand niederließ, dachte der einstige Freibeuter darüber nach, ein paar kritische Worte zu verlieren. Doch der Knabe reagierte auf die eleganteste und produktivste aller Arten, indem er dem Bettler einen wertschweren Credchip ins müffelnde Bettelbeutelchen warf. Fast im direkten Anschluß startete er eine entsprechende Offensive seiner Wünsche, Hoffnungen und Pläne. In dem jungen Knaben keimte der Wunsch nach Veränderung, nach Aufstieg und nach einer Flucht aus dem Elend der Unteren Ebenen. Nachvollziehbar war es - gerade für ein so junges Exemplar seiner Spezies. Porro wunderte sich einzig und allein über die Art des Vortrages. Die Wortwahl von ihm - Apus - wirkte antiquiert und fast fehlplatziert, ließ den Dreiäugigen jedoch aufhorchen. Es hatte eine Zeit gegeben, da er sich selbst gern auf besonders adrett klingende Worte und Satzbauten gestützt hatte. Damals, in einer Zeit, die mittlerweile wie ein anderes Leben wirkte.
Abermals hustete das krankheitsverseuchte Wesen mit den drei Stielaugen und fuhr sich mit dem dreckverkrusteten, verbliebenen Ärmel über die Schnauze. Speichel- und Schleimfäden ziehend, widmete sich der augenscheinliche Bettler seinem Gesprächspartner. Apus sprühte schier vor Eifer, Lebensenergie und Tatendrang. Dinge in denen sich der Gran wiedererkannte.


"Helf'n? Kann ich sich'r. Muss ab'r seh'n, wie schnell das geht. Dau'rt all's seine Zeit. Muss Kontakte ansprech'n, dann die richtig'n Beamt'n informier'n. Kost't auch 'ne Kleinigkeit. Hast Du noch mehr Creds?", fragte der Versehrte in seiner fast schon schäbigen Mundart. Immerhin vollbrachte er das Wunder, ein halbwegs verständliches Basic zu nuscheln. Seine kleinen, dunklen Augen wanderten dabei auf ihren Stielen sitzend umher. Einerseits wollte er eine gewisse Vorsicht suggerieren, andererseits musste er Apus auf Bereitschaft testen. Auf die Bereitschaft, ein immenses Risiko einzugehen. Ganz gleich ob physischer oder monetärer Natur.

"Geld ist nich' für mich. Geht darum Leute zu bezahl'n und die nötig'n Infos zu besorg'n. Machbar ist viel's - wenn der Preis stimmt. Was kannst 'n sonst so?", stammelte Porro in seinem Stadtsprech. Hier unten in den Tiefen Ebenen von Coruscant, achtete niemand wirklich auf seine Sprache. Wortwahl war hier ebenso vernachlässigbar wie die äussere Erscheinung. Es gab essentiellere Dinge als Optik oder einen passigen Ersteindruck. Hunger, Kälte, Armut und Gewalt waren Lebensumstände, die wesentlich schmerzhafter sein konnten, als jeder gesellschaftliche Ausschluss. Das musste auch der junge Apus einsehen.

Ungeachtet dessen Antworten und Erklärungen begann Porro ungeniert mit dem ausgestreckten Zeigefinger seiner verbliebenen linken Hand im linken Nasenloch zu stochern. Etikette war dem Gran ein Fremdwort. Immerhin wollte der junge Mensch etwas vom alten Bettler. Da musste er sich auch mit den Gepflogenheiten des körperlich Beeinträchtigten arrangieren. Einem Mann von der Bedeutung Porros stand ohnehin Sonderbehandlung zu. Zumindest durch jene, die versuchten, mit seiner Hilfe ein besseres Leben zu erhalten.

Das Porro letztlich auch nur mit Hilfe des Verbrecher-Syndikats der Black Sun derartige Unterstützung liefern konnte, kehrte er gern unter den Teppich. Immerhin stand es einem ehemals gefürchteten Piraten nicht gut zu Gesicht, wenn man nicht mehr als ein Erfüllungsgehilfe war. Lieber umgab sich der bettelnde Einarmige mit einer gewissen Mystik, als seine Untergrund-Kontakte Preis zu geben. So machte es ihm mehr Freude und dadurch konnte er den Preis geschickter bestimmen. Und jeder, der dieser manifestierten Hölle entkommen wollte, gab sein letztes Hemd. Das Hemd von Apus gefiel Porro überdies sehr.



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Im Gespräch mit Porro

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Porros Reaktion versetzte Apus in Verwunderung, so dass er den Gran länger als üblich direkt anblickte. Apus hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Versehrte, kranke Gran, so sachlich und direkt, ja, so selbstverständlich das Thema aufnehmen und tragen würde. Da war kein Erheischen von Mitleid, da war keine Provokation, keine Anklage in den Stiehlaugen zu sehen. Apus war erleichtert. Ja, es fiehl ein kleiner Mond von seinem Herz. Irgendwie hatte er sich auf Konfrontation eingestellt gehabt. Aber für den Gran schiehn alles ganz normal, alles in Ordnung. Irgendwie rief das bei Apus auch wieder ein hintergründiges Misstrauen auf den Plan, doch im Moment war er froh, dass die Begegnung in scheinbar sinnvollen - und friedlichen - Bahnen verlief. Bei den folgenden Worten bemühte sich der junge Vahla angestrengt, dem Gran nicht auf die triefende, hässliche Schnauze zu glotzen. Auch den Armstumpf wollte er meiden. Doch es gelang ihm nicht immer, wie man sehen wird.

"Mehr Creds?" Apus machte eine kurze Pause und überlegte.

Im Arbeiterquartier hatte er seinen Genossen Thess Anglin nicht nach den eventuellen Kosten gefragt. Nicht, dass Apus sich darüber keine Gedanken gemacht hätte, nein. Aber er wollte das Thema mit Thess nicht darauf bringen. Denn dann wäre er möglicherweise in Zugzwang geraten und hätte durchscheinen lassen müssen, wieviel Credits er angespart hatte. Diese Blöße wollte er sich nicht geben. Genosse hin oder her. Aber jetzt war die Situation auch nicht besser. Apus hatte kein Ahnung. Also musste er einfach resolut wirken. Mit leiser, entschlossener Stimme fuhr er fort:

"Ich kann viereinhalb, vielleicht fünftausend Intergalaktische Credits auftreiben, denke ich. Hart verdient durch harte Arbeit. Das wird ja wohl reichen." Nun senkte er den Blick wieder auf die Reihen der Stiefel und Füße, die einige Meter entfernt an ihnen vorbeihasteten und drängelten.

"Aber ehrlich gesagt, wäre es mir lieber, wenn wir das anders regeln könnten." Apus' Stimme wurde etwas dunkler. "Ich will noch ein paar Kameraden von der Schicht unter die Arme greifen, sollte ich wirklich abhauen. - Ich dachte mir, es gibt vielleicht 'ne Art Scheinarbeit da oben, wo das Tageslicht fällt. Irgendwas, wo Du mich reinschmuggeln kannst. Ich mein', ich komm vielleicht aus dem letzten Loch, aber ich bin nicht blöd. Ich sprech Huttisch und ganz gut Binärsprache. Ich kenn mich mit Droiden aus, von den Recyclinghöfen und Anlagen unten in Pesholon. Telemetrie, Funktechnik und Robotikwartung und sowas. Blöd nur, dass ich für die verfluchten Lichtlebigen da oben nicht mal ne Lebensberechtigung habe." Er sah den Gran wieder an, nun tatsächlich etwas aufgeschlossener.

"Mir ist egal was, Porro. Ich will keinen verarschen oder über den Tisch zieh'n. Beschaff mir irgend 'ne Gelegenheit oben durch die Routinekontrollen zu kommen, 'nen Gelegenheitsjob oder sonstwas. Und dann drück ich dem erstbesten Kerl mit 'nem Raumschiff nen Tausender in die Hand und weg bin ich." Ja, so einfach konnte die Welt doch sein. "Mach's mir nicht unnötig schwer. Ist kein großes Ding. Je einfacher alles wird, desto mehr springt für dich dabei raus. Das versprech ich dir." Nun blickte er ganz direkt auf Porros fehlenden Arm. "Es gibt doch für alles 'ne Lösung. Verflucht nur, dass alles am Creditstand hängt, oder?"

Apus pokerte also durchaus etwas, und er war nicht sonderlich erfahren darin. Andererseits hatte er etwas seltsam direktes, unmittelbares an sich. Er musste einen starken Willen haben und wirkte entschlossen. Wenn es also Porros Strategie war herauszufinden wie ernst es Apus mit der Sache war, dann hatte er nun eine Antwort. Er spielte kein Spiel und es ging ihm ums Ganze.

Dass Apus selbst nun eben grade dabei war die Behinderung des kranken Gran auszunutzen, obwohl er vor wenigen Minuten genau diesem Gran dasselbe vorurteilhaft unterstellt hatte, kam Apus im Moment gar nicht in den Sinn. Es erschiehn ihm einfach normal.

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Der Gran hatte mit einer entsprechenden Antwort gerechnet. Er hatte sich auf einen Vortrag eingestellt, voll von romantischer, realitätsferner Ideologie. Einen wahren Sturm der Planungen und herzerweichenden Dramatik. Doch das blieb aus. Die Zielsetzung des Burschen - Apus - beschränkte sich darauf, den Planeten verlassen zu wollen. Und je schneller und unkomplizierter es vonstatten ging, desto besser war es. Das wiederum enttäuschte Porro ein wenig, hatte er doch auf wirklich fordernde Aufgabe gehofft. Allerdings wollte der Humanoide einen arbeitsreichen Weg wählen - womöglich auch, weil seine liquiden Mittel nicht endlos waren. Maximal fünftausend Credits hatte er zur Verfügung, wenn alles gut lief. Das war nicht viel. Nicht genug. Zumindest nicht, um gänzlich neue Papiere zu erhalten, die einer intensiven Überprüfung durch das Imperium stand hielten. Es war ein Anfang. Ein Auftakt. Der kampfversehrte Gran gab sich einem weiteren, speichelspuckenden Hustenanfall hin und ignorierte die Fetzen Mundwassers, die sich nach eindrucksvoller Flugweite an seinen dreckigen Hosenbeinen verewigten. Porro stierte danach sein Gegenüber an und nickte mehrfach. Apus durch die Kontrollen zu bringen und ihm die Möglichkeit zu geben in den höhergelegenen Ebenen nach einem Transportmittel zu suchen, sollte nicht allzu schwierig sein. Der ehemalige Pirat aus dem Outer Rim nickte, woraufhin seine zerfransten Ohren mitwippten.

"Is' sich'r möglich, Dich unterzubring'n. Kann ich mach'n. Dauert auch nich' lang. Hab' die nötig'n Kontakte. Kostet eine gewisse Zulage. Risiko, verstehst'? Fünfhundert Creds, klar? Mit Deinen Talent'n bring' ich Dich unt'r. Kannst erstmal seh'n, wie es sich lebt da ob'n. Kannst' schau'n, ob Du weg willst von Coruscant. Kannst' Dich umseh'n, verstehst'?", quakte Porro und nahm die Blicke des Jungen nicht wahr. Er war es gewohnt, dass man ihn begaffte. Er ertrug die Verachtung, das Mitleid und den Spott mit geradezu stoischer Ruhe.

Doch fernab seiner abstoßenden Erscheinung hatte der Gran das Bestreben, Leuten aus dem Schlamassel zu helfen. Nicht nur für baren Credship, sondern auch, um seine Wichtigkeit und Bedeutung in den Unteren Ebenen zu dokumentieren. Porro war es wichtig, Ansprechpartner für alles und jeden zu sein. Es hatte sogar größeren Wert für ihn, als nur das Geld selbst. Ihm reichte ein allabendlicher Vollrausch und eine kleine Portion Nahrungsbrei. Motivierender war da schon die Abhängigkeit, in die sich so manche verzweifelte Seele begab, um dem Schrecken Coruscants zu entfliehen. Porro genoß es, wenn andere ihn beknieten. Wenn jemand den Bettler anbettelte. Es war ein Hochgefühl. Fast wie damals, als er fast eigenhändig feindliche Schiffe aufbrachte, die Mannschafts massakrierte ...


"Werd' Dich schon unterbring'n! Hab' gute Verbindung'n, keine Sorge. Krieg'n Dich schon weg von hier. Sollt'n das ab'r nicht hier besprech'n. Kannst mir das Geld bring'n. Oder hast Frag'n. Frag'n muss man stell'n, sonst hat man's schwer.", fachsimpelte der Leidgeprüfte. Mit einem ausufernden Seufzen stemmte sich der Dreiäugige mehr als schwerfällig in die Vertikale, woraufhin sein Bettelschild schwer gegen die Brust schlug. Die stinkende Erscheinung des Gran war ein trauriger Abklatsch eines ehemals großen Mannes. Ein wertloses, mangelhaftes Plagiat. Bisweilen hasste sich Porro für die Fahrlässigkeit seiner Jugend, doch dann wiederum ergötzte er sich am größeren Leid anderer. Das sein Charakter von eher fragwürdiger Natur war, kam dem Einarmigen nicht in den Sinn. Wieso auch - lebte es sich doch verhältnismäßig gut. Letztlich jedoch nur aufgrund solch mutiger Männer wie Apus, die es wagten, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.


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by Drex
 
Mit Porro auf einem Umschlagplatz

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Der runtergekommene Gran beeindruckte Apus Soleda zunehmend. Dieses Maß an Professionalität hatte er nicht erwartet. Innerlich jauchzte Apus. Die Sache lief scheinbar wirklich an. Er hatte das richtige getan. Und durch die prinzipielle, fraglose Aufgeschlossenheit des Gran, die er sicherlich sehr geschickt zu seinem Vorteil einzusetzen wusste, nahm selbiger Apus' dunkler Vorahnung den Wind aus den Segeln. Er entspannte sich und sah seine unrealistischen, überzogen pessimistischen Befürchtungen, die ihn auf dem Weg hierher und am Anfang der Begegnung vereinnahmt hatten, widerlegt. Das war gut. Leider hatte Apus jetzt keine Zeit über diese bedenkliche Differenz zwischen Wahrnehmung und Wahrgenommenen nachzudenken. Oder er wollte sie sich nicht nehmen. Wie meistens.

Apus atmete durch und war schnell auf den Beinen, als der Gran sich langsam aufächzte. Er überlegte kurz, ob er Porro seine Hilfe anbieten sollte, denn der arme Kerl plagte sich ja doch erbärmlich. Er beließ es bei einer vagen Geste mit der rechten Hand. Porro konnte selbst entscheiden, ob er die Stütze annahm oder nicht. Gemeinsam machten sie sich dann auf; Porro wies den Weg. Unmittelbare Fragen kamen Apus erstmal nicht über die Lippen.

Sie betraten gemeinsam das Treppenhaus, einige Meter in der Nische entfernt. Es war ein nunmehr dunkler Schacht. - Konnten Gran eigentlich im Dunkeln sehen? - Apus nahm jedenfalls seine kompakte aber effiziente Grubenlampe vom Gürtel und hakte sie an der linken Schulter seines anthrazitfarbenen Schutzmantels ein. "Rauf oder runter?" - Rauf. Das war ein gutes Zeichen, fand Apus.

Der Lichtkegel der Schulterlampe sprang im Takt des Aufstiegs über die schäbigen, von Nässe und Zeit schattierten, Betonwände. Die Treppenflucht war großzügig dimensioniert und leer. Gemeinsam passierten sie einige Ausgänge zu anderen Gallerien. Lärm und Musik, auch seltsame Gerüche, drangen dann wie aus weiter Ferne kurz heran. Dann verblassten sie schnell wieder. Der Aufstieg ging langsam voran. Apus musste Rücksicht auf den Gran nehmen, der scheinbar wirklich ernsthafte, gesundheitliche Probleme hatte. Apus hätte ihm gerne geholfen. Mitleid schlich sich durch die harte Schale und eroberte einen kleinen Platz vorsichtig zurück. - Was war heute nur los? Seine Gefühle fuhren Achterbahn. Apus musste sich zusammenreissen. 'Bleib bei der Sache. Es läuft alles optimal'. Irgendwie fiehl es ihm schwerer als sonst, sich auf das was tatsächlich geschah zu konzentrieren. Für einen kurzen Moment war es ihm, als erscheine Porro in einem ganz neuen Licht. Als wäre da eine Wahrheit hinter der Wahrheit.

"Porro, nimm's mir bitte nicht übel, aber. Wo hast Du eigentlich den Arm verloren?", versuchte er es vorsichtig. Und noch während er auf eine Antwort wartete, erreichten sie das gewünschte Stockwerk und traten durch die großzügige Öffnung einer alten Feuerschutztür heraus aus dem Treppenhaus, hindurch zwischen zwei massigen Gomorreanern, hinein in einen hell erleuchteten, niedrigen Saal.

Scheinbar war die große Halle früher mal ein Restaurant oder eine gute Kantine gewesen. Jetzt wirkte es wie eine Art improvisiertes, exklusives Lager - eine Art Treffpunkt. Die Gomorreaner trugen Klingenwaffen offen zur Schau; ebenso ihre Abgeneigtheit gegen Jedermann. Doch Porro war ihnen wohl bekannt und so konnte auch Apu passieren. Die Halle wurde durch eine niedrige Senke dominiert, in der noch Reste eines ehemals üppigen und schönen Bodenmosaiks in Pastellfarben zu sehen waren. Das Mosaik bestand aus halbtransparentem Acrylglas und war sicher mal von unten beleuchtet gewesen. Überhaupt dominierten hier helle Farben. Weisse Wände, sanftes Rot, Frühlingsgrün und entspanntes Gelb rahmte die Konturen mehrerer Säulen, Durchgänge und Stufen. Es gab auch noch altmodische Tische und Stühle aus milchigem Glas, die größtenteils aber gestapelt und an eine Wand gestellt worden waren. Der Zahn der Zeit und der Abnutzung war auch hier allgegenwärtig, aber es ließ sich eine Ahnung vergangener Tage erheischen, wesentlich besser als draußen auf den Gallerien.

Außer den Gomorreanern, den offenkundigen Wachen zum Treppenhaus, gab es noch gut zwei Dutzend Kreaturen hier, die sich in dem weitläufigen Restaurant nicht drängeln mussten. Apus bemerkte zuerst eine knapp bekleidete Menschenfrau, so in seinem Alter. Die zweite Haut aus grünem und weißem Plastik legte die Vermutung einer Tänzerin oder Prostituierten nahe. Hübsch anzuschauen. Weniger hübsch anzuschauen war vielleicht der braunhaarige Mitvierziger mit Pilotenbrille und Achselholster, mit dem sie sprach. Der Mensch hatte etwas Militärisches an sich. Apus schaute sich weiter um. Da verluden einige Menschen in dunklen Overalls Kisten von einem handlichen Lastendroiden in improvisierte Faltregale. Ein Advosze erklärte einem Rakata grade die Funktion eines Montageroboters und überhaupt schiehn jeder was zu tun zu haben. Apus vermutete, dass dies eine Art Treffpunkt, Umschlags- oder Rückzugsort für einen lokalen Handelsclan oder irgendeinen größeren Spieler am Markt sein musste. Eines war er sich jedoch sicher. Der einarmige Gran passte ihm überhaupt nicht hier her, irgendwie.

Und noch während Apus sich wieder dem Gran zuwendete, der möglicherweise noch auf ihn einredete, wegen der Frage nach dem fehlenden Arm, fiehl Apus' Blick auf eine graue Feldkiste mit einem kreisrunden, schwarzen Symbol. Das Abzeichen imperialer Streitkräfte. Einer der Kerle im dunklen Overall zog grade eine Plane darüber und sah Apus kurz missbilligend an - oder Porro?

"Ehm...Porro. Wo genau sind wir hier?" Mit gewisser Irritation und gesundem Misstrauen blickte Apus zum Gran hin. Wenn Porro hatte klarmachen wollen, dass er die Sache regeln konnte, war ihm das zu einem Gutteil gelungen. Doch so ganz überzeugt war Apus noch nicht. Wie passte der Einarmige hier rein? Und wo wollten sie hier vertraulich reden?

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