Coruscant - Skydome -Vintage - JK und Elise
"Natürlich weiß ich, dass das nicht mit freiheitlichen Werten vereinbar ist, weswegen ich es mir zwar zum Wohle aller wünsche, aber nie über eine wirklich ernsthafte Realisierung mit jemandem philosophieren würde. Keine Armee. Jeder soll frei wählen dürfen, natürlich, doch stell dir vor wie viele sich dann vielleicht aus Überzeugung für den Orden entscheiden würden anstatt dagegen, wenn sie kennen lernen, was die Unterschiede sind. Ich rede dabei nicht von Indoktrination, sondern von Belehrung."
Sie hatte den Blick wieder vollständig zu
Jay gewandt. Das war ihr letztes Wort zu diesem Thema. Der Gedanke, dass alle Machtnutzer zu einer grundsätzlichen Ausbildung in den Orden gehören hatte seinen Reiz, das konnte niemand bestreiten. Jünger im Orden der Jedi wurden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, und da war sich Elise sicher, ganz anders behandelt als Jünger des Sith-Ordens. Das Verständnis und die Lehre im Umgang mit der Macht ganz anders weitergegeben. Sicher mussten schon Sith-Jünger im Laufe ihrer frühen Karriere jemanden töten, um als vollwertiges Miglied zu gelten. Wieder einmal kreisten die Gedanken der jungen Ritterin um ihr allgegenwärtiges Feindbild. War es Zorn den sie da spürte? Sie ging kurz in sich. Nein, Zorn war es nicht, Hass war es nicht. Für sie war es Logik. Keine besonders erhabene oder weise Logik, doch sie sah in ihren Überlegungen durchaus Sinn, das Böse aktiv zu bekämpfen, anstatt nur darauf zu reagieren.
Was danach passierte, musste kommen. Eli hatte dem Kel'Dor, der nun nicht nur äußerlich verletzt war, auch innerlich eine Wunde zugefügt. Und das auf eine höchst unsensible und zugegebenermaßen auch unnötig direkte Art. Es klang so endgültig, so beschließend.
"Ich-"
Doch ehe sie erneut einen unüberlegten Kommentar nachschieben konnte, war der Ritter auch schon aufgestanden. Er sah verärgert aus, weshalb sich auf den Armen der Alderaanerin eine Gänsehaut aufwallte. Für dieses Leid war sie verantwortlich.
"Jay! Es ... tut mir leid."
JK hatte sich nach formaler, klassischer Ansprache mit einer Verbeugung verabschiedet. Das war der größte Nadelstich. Ihre Überzeugungen kosteten sie Opfer und nun auch ein Opfer, dass sie eigentlich nicht bereit war zu bringen. Doch warum hatte sie das dann getan? Hätte sie damit nicht warten können? Warten wie es sich entwickelt? Wäre es so schlimm gewesen, Bestätigung zu suchen oder sich davon zu überzeugen, ob der Ritter sich wirklich dauerhaft auf dunkle Pfade begibt? Nur weil die Chance bestand?
Sie sah
Jay nicht hinterher. Sie war stark, aber nicht so stark. Ihre Augen hörten nicht auf glasig zu sein und gerade so konnte sie eine Krokodilsträne daran hindern auf den Tisch zu fallen. Sie überlegte kurz, was sie da getan hatte. Tat sie hier überhaupt noch etwas richtiges? Überlegend und diffus in die Stadt schauend überzeugte sie sich abermals, dass sie dringend mit jemandem sprechen musste, der ihr ihren Kopf wieder zurechtrückte. Der ihr sagte, dass sie auf einem falschen Weg war, wenn das so war.
Rätin
Eowyn hatte sich noch nicht gerührt.
'Verdammt.' Vielleicht war sie ja nicht mal auf Coruscant und Elise würde sehr lange mit keinem Ratsmitglied sprechen können. Doch wem sollte sie ihre Sorgen mitteilen und dass sie ihre Aufgabe erledigt hatte? Moment. Natürlich!
Markus hatte die Beförderung ja immerhin eingeleitet. Doch ob ihr Meister sich ebenfalls noch auf Coruscant befand? Wieder gewann die Ungeduld den Kampf gegen die Tugend.
Als sie aus der Innenseite ihrer Tasche einen Credit-Chip herauskramte, war sie verblüfft.
'Glück im Unglück.' Sie warf das Geld etwa genau so wie
JK auf den Tisch wandte dem Tisch und dem Restaurant dann den Rücken zu und blieb im Aufgang zum Skydome stehen. Ihre Knie waren etwas weich und auch ihre Finger waren nicht ganz bei der Sache.
"***Komm-Nachricht an Markus Finn: Hallo Miester, ich hoffe es geht euc gutt. Falls ihr noch auf Coruscant seid würde ich gern mit euch sprechne. Ich habe meine Aufgabe fast erfüllt. Kann ich euch bei Tagesanbruch trefffen? Veile Grüße. Elise.***"
Es war Zeit das Schwert zu bauen, auf das sie die letzten Wochen hingearbeitet hatte, sollte ihr Meister schnell auf ihre Anfrage reagieren. Sicher würde er einen Erfolg sehen wollen und sein Schwert zurückhaben.
Auf dem Weg in den Tempel regnete es in Strömen. Die Menschen auf den Straßen hatten sich vergnügt in etwaige Etablissments zurückgezogen und es fiel
Eli schwer hinzusehen. Vor gefühlt wenigen Momenten saß sie noch mit jemandem zusammen, mit dem sie ähnlich viel Spaß hatte. Sie war sich ganz sicher: Diesmal hatte sie es eindeutig selber versaut. Doch bei ihrem Konflikt kam sie nicht weiter. Es brachte nichts sich immer und immer wieder zu fragen, ob man noch auf dem richtigen Weg war. Doch trotzdem ging sie völlig unkonzentriert durch die teils engen Gassen zurück zum Tempel, rempelte gefühlt jede Laterne und jeden vorbeilaufenden Zivilisten. Sie hatte auf ein öffentliches Verkehrsmittel verzichten müssen, denn der letzte Credit-Chip, den sie aufbringen konnte war auf den Tisch im Vintage geflogen.
Zwei Stunden dauerte der Fußweg diesmal. Und das ohne Pause.
Elise war erschöpft und ausgelaugt. Sowohl ihr Körper als auch ihr Geist war das. Doch bevor sie sich ins Bett begab musste sie unbedingt noch ihr Schwert zusammenbauen. Denn das war bei allen anderen Ereignissen drumherum immerhin ihre Aufgabe und ihre Pflicht, damit sie auch offiziell eine Ritterin werden konnte.
Sie beschloss sich für den Bau ihres eigenen Lichtschwertes in einen der meditativen Räume zu begeben, die der Tempel bot. Nur wollte sie einen finden, in dem sich niemand anders befand. Nachdem sie den langen Rückweg hinter sich gelassen und in der Bibliothek die nötigen Materialien gesammelt hatte war sie im Westflügel des Tempels auf einen scheinbar verlassenen Raum gestoßen. Als die Türen sich hinter ihr schlossen, gab sie einen Überbrückungsbefehl in die Computerkonsole ein, um ungeladenen Gästen den Zutritt zu verwehren.
Das Heft, dass sie sich ausgesucht hatte war eine Besonderheit. Es war gebogen, was ihre favorisierte Schwertkampf-Technik Makashi abbildete und hatte einen Druckgriff, der sich nur durch eine bestimmte, ihr bekannte Stelle aktivieren ließ, die sie selber festlegte. Wahrscheinlich ein Relikt, genau wie manche ihrer Ansichten, doch verstand sie den entscheidenden Vorteil hinter einem gebogenen Heft im Kampf Klinge-gegen-Klinge. Sie konnte die ganze Kraft ihrer Hand in kurze, schnelle Stiche und Hiebe legen, was aus ihrer Sicht im Duell den Unterschied machen konnte, denn heutzutage waren viele darauf aus, eine Mischtechnik zu beherrschen, mit der man Blasterfeuer abwehren konnte.
Eli würde versuchen eine andere Möglichkeit zu finden, Energiefeuer abzuwehren, als mit ihrer Klinge.
Der Rubat-Kristall war rein und wunderschön und fügte sich nahtlos in die Fassung des Hefts, als wäre er wie dafür gemacht worden. Er schimmerte in einem starken, saftigen grün und versprach einen zusätzlichen Fokus für den Anwender, um Angriffe schneller ausführen zu können.
Die Klingenführung war das letzte große Teil, dass die Alderaanerin durch Levitation an dem Lichtschwert anbrachte. Sanft schraubte sich das Gewinde samt Führungsarm auf den Kopf des Hefts.
Es folgten Nice-to-haves. Mit viel Aufwand bog sie kleine Furchen in die Klinge, um noch mehr Gripp zu haben. Diese füllte sie mit kleinen resten von Uwaholz direkt von Alderaan. Ein Holz, dass die Griffigkeit des Schwertes unterstützte. Das ungeschmückte Ende des Hefts verzierte sie nur mit einem Uwaholzdeckel. Kein Stein, kein Schnick-Schnack, denn das Schwert sollte in erster Linie nicht schön aussehen, sondern sie im Kampf nicht behindern.
Mithilfe der Macht levitierten die Gegenstände in Einzelteilen insgesamt gut zwei bis drei Stunden durch die Luft, ehe alle Fassungen gut ineinander geglitten waren und die letzten Feinheiten abgeschlossen . Das Heft war etwas besonderes. Sie konnte sogar eine Interpretation ableiten. Das gebogene Heft, das im Kampf hilft, das Holz, das die Heimat verrät und die Klinge, die das Wesen preisgab.
Stolz öffnete sie die Augen und ließ ihr Werk in ihre Hände gleiten. Es ging viel schneller als sie gedacht hatte und war ein Ergebnis, das sich sehen lassen konnte. Das Schwert ihres Meisters an ihrer rechten Seite und ihr neues Schwert in der rechten Hand aktivierte sie die Klinge, und vollzog den Makashi-Gruß mit einem Kreuzhieb in der Luft.
Elise wurde nicht enttäuscht von dem Kristall und auch der Druckgriff funktionierte tadellos. Ohne hinzusehen konnte sie der Klinge folgen, beinahe intuitiv schien die Stelle schon im Voraus zu zittern, an dem das Schwert ankommen würde. Das war für schnelle Bewegungsabfolgen ein ungeheurer Vorteil. Stechbewegungen konnten sowohl sehr zart und nur angedeutet, als auch voll ausgeführt und mit Wucht vollzogen werden, und zwar im Wechsel innerhalb von wenigen Millisekunden,
Elise probierte es. Sie fühlte die Leichtigkeit des Schwertes und die Eleganz und Präzision mit der sie schwingen konnte.
Mit einer Drehung und einer disziplinierten Schrittabfolge wiederholte sie noch einige Kniffe, die sie zuvor mit Marks Schwert gemacht hatte. Diese gingen nun deutlich flüssiger.
Als sie die Klinge wieder deaktivierte und ihre Aufgabe abgeschlossen hatte deaktivierte sie die Zugangsbeschränkung und begab sich zurück auf die Korridore in Richtung ihres Quartiers. Noch ehe sie es sich versah musste sie wieder an
Jay denken, und was sie angerichtet hatte. Wieder wallte sich ihre Haut auf und sie seufzte, als sie schließlich in ihrem Quartier ankam. Sie wollte nur noch ins Bett, bis zum Tagesanbruch waren es nur noch wenige Stunden.
Coruscant - Jedi-Tempel - Eli's Quartier - Allein