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Jax Anavrin
Gast
◊ Coruscant ♦ Irgendwo im Gebiet des Firaxa Syndikats ♦ Jax Anavrin und zwei korrupte Polizisten ◊
Eingepfercht zwischen zwei Männern, die den Eid, den sie geleistet hatten die Wesen Coruscants zu beschützen gebrochen hatten, wurde der Mirialaner weg eskortiert. Seine Augen waren verdeckt, die Augenbinde saß viel zu fest auf seinem Kopf und schnitt ihm ins Fleisch, während die beiden korrupten Polizisten ihn zum Gleiter bringen würden. Wo genau er war, wusste Anavrin immer noch nicht, war doch dieser Flecken des Planeten für ihn genauso unbekannt, wie ein Planet im Outer Rim. Die exorbitant riesigen Verhältnisse auf Coruscant konnten dazu führen, dass man praktisch auf dem selben Fleck lebte, nur dutzende Klicks in der Höhe oder Tiefe und niemals einander begegnen würde und zwei völlig andere Realitäten von Coruscant als die eigene wahrnehmen würde. Ein Traum für manche, ein Albtraum für andere.
„Huh. Und ich dachte, heute könnte ich mal vorne mitfahren, mit den großen Jungs.“
„Was denkst du, Antilles?“ sagte der Mann mit dem kybernetischen Implantat in seiner Wange, musterte zuerst den Grünhäutigen und dann seinen korrupten Partner.
„Wenn du mich fragst? Das hat er sich verdient.“ antwortete wiederum Antilles, verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen, dass in Jax maximal ein flaues Gefühl im Magen auslöste.
„Denk nur dran welchen Spaß wir haben werden!“ steigerte sich der andere CSF Beamte hinein, verzog die Mundwinkel hob die Augenbrauen an, als genieße er den Gedanken.
„Die drei Jedi Ritter.“
Dabei machte Antilles nun mit seinem Mund das Geräusch eines Lichtschwerts nach und tat so, als schwinge er die unsichtbare Plasmaklinge, bevor er die Mündung seines Blasters wieder in den Rücken des Mirialaners bohrte und ihm signalisierte, er solle sich gefälligst weiterbewegen.
„Vielleicht sollten wir ihn fahren lassen, sodass wir uns beide auf seine Eminenz konzentrieren können?“ ätzte der CSF Beamte, während sie den Polizeigleiter erreichten.
„Das ist der Grund, wieso wir so gut miteinander auskommen, Melvar.“ sagte Antilles zum kybernetisch aufgewerteten CSF Beamten und verpasste dabei Jax einen Schlag in die Magengrube, die diesem jegliche Luft rauspresste und ihn japsen ließ. „Du bist ein Mann voller Ideen.“
Der Augenbinde entrissen, von seinen beiden Häschern losgelassen, taumelte Jax Anavrin mit schmerzverzerrter Miene nach hinten und fiel nach hinten über, als er die seitliche Stoßstange des Gleiters erreichte, hinein in die metallische Box der Sicherheitskabine. Mit mehr als unfreundlichen Handgesten und Schlägen sorgten die beiden korrupten CSF Beamten dafür, dass er von der Tür fernblieb und schlugen diese krachend zu. Das fahle Licht der Deckenbeleuchtung war nun, mal wieder, das einzige Licht, dass ihn vor der vollkommenen Dunkelheit bewahrte. Immerhin waren diesmal seine Hände und Beine nicht aneinandergefesselt. Das Gefährt setzte sich in Bewegung und Anavrin fand auf der metallischen Bank Platz. Diesmal konnte er sich besser festhalten, doch der Fahrstil der beiden Korrupten ließ ihn die Zähne fest zusammenbeißen, als die Repulsoren in das ein oder andere Luftloch gerieten.
Erst jetzt, als sich seine Nerven langsam beruhigten, als die sterile Sauberkeit der allumfassenden Düsternis sich wie ein Tuch über seine aufgekratzten Sinne legte, konnte Anavrin besser nachdenken. Seine Gedanken flossen aus den zahlreichen kleinen Verästelungen seiner Eindrücke in einen fließenden Strom. Er hatte soeben Werbo’den Evrucht, eine der enigmatischen Figuren des Firaxa Syndikats kennengelernt. Es gab immer Legenden, jeder kannte die Fahndungsholos, jeder kannte die Geschichten, doch dem Mann gegenüberzustehen, war etwas ganz anderes. Manche munkelten er sei ein Jedi, doch das war imperiale Propaganda. Andere wiederum behaupteten, er sei Sith, doch das konnte republikanische Propaganda sein. Wiederum andere beschrieben ihn als verschrobenen Puppenspieler in den mechanisierten Gedärmen von Triple Zero. Eine deutlich glaubhaftere Theorie, zumindest in den Augen des Mirialaners, war dass Evrucht ein ehemaliger Gouverneur der unteren Sektoren war, damals als die unteren Regionen in Folge der großen Migration, durch das Imperium hervorgerufen, mehr Wohnfläche und Gewerbeflächen ausgehöhlt und die Struktur der Oberwelt geschwächt hatten. Doch die Unterstadt wurde dem Hype als günstigere Variante zur Oberfläche nie gerecht: Zu sehr waren die Ressourcen verstreut, zu stark die Abneigung gegen das künstliche Licht, das gänzliche Fehlen von nichtgefiltertem Sauerstoff. Die große Industrie befand sich in anderen Sektoren und auf anderen Welten der Kernwelten, Coruscant war nie als Industriegigant bekannt und strauchelte schon bei dem Versuch die eigene gigantische Nachfrage nach Waren zu erfüllen.
Als die Kriminalität und das Elend stiegen, war es Evrucht, der mit dem Firaxa Syndikat, die Macht über diese Bereiche von Triple Zero übernahm, zum König eines Schattenreichs aufstieg. Anavrin wusste, dass Evrucht schlau war, gefährlich schlau. Niemand konnte hier unten so geheimnisvoll und aus dem Schatten herausoperieren, nur Stoff zahlreicher Legenden sein, wenn er auf dem Kopf gefallen gewesen wäre.
Ihn daher hier rauszubringen, vor den mechanisierten Stuhl des Muuns, sagte dem Grünhäutigen das Apaak, die Blauhaarige, die Klone und der Mord alle in den milchigen Augen des großgewachsenen Nichtmirialaners wichtig sein mussten. Aber wieso würde Evrucht selbst aus dem Schatten treten, wenn er doch tausende Handlanger hatte, die dies für ihn erledigen würden? Sie alle hätten ihn festnageln und befragen, schlagen und eine Botschaft senden können, ohne einen gigantischen Pfeil auf das Oberhaupt des Firaxa Syndikats zu richten. Das plötzliche Abbremsen des Gleiters stoppte auch den gedanklichen Zug des Mirialaners, der ihn auf Schienen der Überlegungen zum Bahnhof der Erkenntnis hätte bringen sollen.
Die Türen der Metallbox öffneten sich und blendeten Jax mit dem gewohnten Neonlicht der Advertiscreens und Hologramme, die sich im vom leicht säuerlichen Regen nassschwarzen Permabeton spiegelten. Er blickte in die Visage des Mannes, den Antilles als Melvar angesprochen hatte. Wahrscheinlich Decknamen, gehörten diese Namen schließlich zu den am häufigsten auftretenden Nachnamen, von den Kernwelten bis zum Mid Rim.
„Das ist deine Haltestelle, Anavrin. Sieh‘ es als freundliche Warnung.“ zischte ihn der Mann mit dem kybernetischen Implantat in der Wange an, öffnete seinen Holster und hielt den nun gezückten Blaster beiläufig in der Hand.
Anavrin verstand die Nachricht und stieg langsam aus dem Gleiter, seine Beine wackelig, musste sich der Grünhäutige eingestehen, dass er diese Situation nicht lesen konnte. Evrucht wollte ihn lebend, doch was wollten diese beiden Gestalten?
„Ist das der Part, wo ihr mir in den Rücken schießt?“
Antilles warf dem geschundenen Privatdetektiv seine Synthlederjacke zu.
„Wenns nur so wäre.“ kommentierte Melvar süffisant, spuckte auf den Boden und wandte sich ab, um in der Fahrgastzelle des Gleiters einzusteigen.
Mit kreischenden Repusloren erhob sich der Polizeigleiter und erhob sich in den Luftverkehr der Unterstadt Coruscants, während sie Jax, irgendwo im nirgendwo zurückließen. So blieb der Privatdetektiv auf unbekanntem Terrain, in einer beliebigen Seitenstraße, die voll mit den Verheißungen der Produktpalette eines gepflastert war, zurück und spürte wie der Regen langsam einsetzte, als dicke Tropfen sich auf seinem glänzenden, schwarzen Haar betteten.
◊ Coruscant ♦ Untere Ebenen ♦ ??? ♦ Jax Anavrin, so allein wie man Triple Zero eben sein kann ◊