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Jax Anavrin
Gast
◊ Coruscant ♦ Level 1839 ♦ Kanalisation ♦ Jax Anavrin, Bailee Troisi, Cyrenea und Rio ◊
Der Instinkt unter Wasser nicht zu atmen ist so stark, dass er die Agonie des Gefühls keine Luft zu bekommen übersteigt. Egal wie verzweifelt eine ertrinkende Person ist, erst wenn sie das Bewusstsein verliert, atmet das Wesen Wasser ein. Erst wenn das Bewusstsein wie Sand zwischen den Fingern verrinnt, weil zu viel Kohlenstoffdioxid im Blut und zu wenig Sauerstoff darin vorhanden sind, lösen die Gehirnzellen einen unfreiwilligen Atmungsprozess aus, der dem Wasser Tür und Tor in das Innere des Körpers öffnet. 87 Sekunden nach Standardmesseinheit dauert es angeblich, doch Jax Anavrin hielt es nur 79 Sekunden durch. Es war, als würde sein Gehirn ihm sagen: „Den Atem anhalten tötet uns, alter Junge! Atme! Atmen hat uns bisher noch nie getötet!“
Die Apnoe, welcher der Mirialaner zum Opfer fiel, evozierte wie bei vielen Wesen in der Galaxis einen Würgereiz, als das Wasser auf seine Stimmbänder traf. Dieser Spasmen sorgte jedoch dafür, dass nur noch mehr Wasser seinen Weg in das Innere des Privatdetektivs fand. Sein Bewusstsein verabschiedete sich und obwohl der Mirialaner um sein Leben rang, spürte er, wie die eine seltsam wohlige, ermattende Dunkelheit ihn einfing, bettete und Erlösung versprach.
Er erwachte erst, als plötzlich ihn etwas packte. „Verdammt nochmal!“ fluchte er innerlich, „das muss ein Dianoga sein!“ dachte Anavrin in seiner Panik in diesem ihm so unbekannten und gefährlichen Element. Die widerliche Brühe hatte ein Aroma, dass in ihm nicht nur Übelkeit auslöste, sondern ihn schwindlig machte. Es zog und zerrte an ihm, doch aufgrund seiner Orientierungslosigkeit konnte Jax nicht wirklich zuordnen, ob es ihn nach unten oder oben zog. Er spürte nur den Sog, Wie jede Kreatur in der Galaxis war auch Jax seinen Instinkten unterworfen. Es gab für ihre Ahnen in grauer Vorzeit nur zwei modi operandi in solchen Situationen: Flucht oder Kampf. Für eine Flucht war der Mirialaner nicht nur zu desorientiert, sondern auch schlichtweg zu geschafft und in keiner Verfassung. Daher nahm er den Mut der Verzweiflung zusammen und trat und schlug wild um sich, in der Hoffnung so die Tentakel der Kreatur von sich weisen zu können.
Erst als einer der Tentakel, die er wegstieß und einen sogar zu packen krieg, dieser aber deutlich dünner war als die anderen, hörte der Mirialaner, wie die Kreatur zu ihm sprach. Spätestens jetzt hätte Jax auffallen müssen, dass Diagona nicht sprechen konnten und somit schon gar kein Basic beherrschten und seinen Namen schon gar nicht kannten. Doch wer war das? Die Stimme schien vertraut. In seinem Furor weiterhin um sich tretend, spürte der Privatdetektiv erst jetzt, wie er Sauerstoff einatmete. Sauerstoff und den Gestank, der sie noch immer wie ein Schatten verfolgte.
Husten übermannte ihn, er spürte wie sein Brustkorb in Spasmen gefangen das Wasser, dass er verschluckt hatte, ausspie. Ein widerlicher Geschmack blieb in seinem Mund zurück, letzte Reste des was auch immer in diesem Wasser getrieben hatte, spuckte er geräuschvoll aus und verzog das Mund in einem tief verwurzelten Ekel. Husten und Würgen beutelten seinen Körper, ließen ihn mehrmals aufstoßen. Erst jetzt, als sein glasiger Blick klarer wurde, erkannte er die Nautolanerin und konnte ihre Stimme ihrem Gesicht zuordnen. Überhaupt nicht Herr seiner Sinne, war er nicht in der Lage aus eigener Kraft hochzukommen. Dafür spürte er die vier Gliedmaßen Rios, die sich um seine Arme und seinen Brustkorb legten, und ihn aus dem Wasser hievten. Vor Kälte zitternd, den Ekel in seinem Körper noch nicht überwunden, lag Jax auf dem Bauch und spie weiter das überflüssige Brachwasser der Kanalisation aus.
„Hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ neckte ihn Rio und klopfte ihm auf die Schulter, was der noch immer auf dem Boden liegende Jax einfach über sich ergehen ließ.
Mit Mühe und Not wurde der Grünhäutige von seinem ardennianischen Kumpanen in eine stabile Seitenlage gelegt, sodass er sehen konnte, wie die Nautolanerin nun auch Cyrenea half aus dem Wasser zu kommen. Diese hatte das Glück gehabt sich an etwas Treibgut festhalten zu können, sodass sie nicht, wie er, dabei war zu ertrinken. Jax hätte Scham empfunden, wenn er nicht gerade dabei gewesen wäre seine inneren Werte mit einem Würgereiz nach außen zu kehren. Die Blauhaarige kam mit der Hilfe Rios ebenfalls auf den Steg und rannte sofort zu Jax, versicherte sich, dass es ihm gut ging, während der Ardennianer seine vier Arme dazu benutzte, um der Nautolanerin ebenfalls aus dem Wasser zu helfen.
Sie waren nun alle beisammen und in relativer Sicherheit. Vorerst. Doch noch immer schwirrte dem Mirialaner der Kopf über das, was er in der Werkstatt gesehen oder nicht gesehen hatte. Wer war diese Frau? Sie hatte mal eben im Handumdrehen die ganze Gruppe gerettet, hatte ihm das Leben gerettet und hatte hier in kürzester Zeit die Führung übernommen. Auch wenn ihm all das suspekt war, so war er innerlich doch froh, dass sie dabei war.
„Danke.“ hustete der Privatdetektiv hervor und sah dabei in die Richtung der Nautolanerin.
Er rappelte sich mühsam auf, bis er wieder zu voller Größe aufgestiegen war und inspizierte nochmal mit seiner organischen Hand seinen kybernetischen Arm, entfernte ein Stück Plastik aus einem Gelenk und sah wieder zur Nautolanerin.
„Sie haben mir das Leben gerettet, danke. Mein Name ist Jax Anav---"
In einiger Entfernung hörten sie plötzlich ein Stimmengewirr, was durchaus ihre Verfolger hätten sein können. „Kark!“ schoss es ihm durch den Kopf, packte nach seinem Blaster und merkte, dass dieser wahrscheinlich aufgrund der widerlichen Ursuppe, in der er mariniert wurde, wahrscheinlich unbrauchbar geworden war. Sein Blick folgte aber dem Finger der Nautolanerin, als diese auf die Luke über ihnen deutete und verstand.
Der Mirialaner verlor keine Zeit und ergriff, noch ziemlich wackelig auf den Beinen, die Leiter, setzte einen Fuß auf die Sprossen und begann mit dem Aufstieg. Der Weg nach oben war mühsam und Jax konnte dem Drang wiederstehen runterzublicken. Die Stimmen und Schritte ihrer Verfolger wurden lauter, sodass er sich beeilte, so schnell ihn sein geschundener Körper tragen konnte, diese Leiter hochzukommen. Mit einem ungesund klingenden Geräusch hob der Grünhäutige seinen kybernetischen Arm und schlug mehrmals gegen die Luke, als diese sich nicht auf konventionellem Weg öffnen lies. Das Scharnier war ein wenig eingerostet oder verkrustet. Mehrmals schlug der Mirialaner dagegen, bis selbst die Finger seiner mechanisierten Hand deutliche Abnutzungsspuren zeigten und eine merkwürdige Taubheit sich in seiner Nutzung der Kybernetik breit machte. Doch das Material gab nach und gab den Weg nach oben frei.
Das erste, was Jax Anavrin auffiel, war die Luft. Nie zuvor hätte der Mirialaner gedacht, dass er so froh sein würde, die Luft der Unteren Sektoren zu riechen. Obwohl es hier stickig und klamm war, kam ihn die mehrmals wiederholt gefilterte Luft dieser Untergrundstadt wie ein Ausflug ins Paradies vor. Er atmete mehrmals tief ein und stöhnte vor Anstrengung, bevor er sich umdrehte und seinen Mitflüchtenden eine helfende Hand reichte. Er spürte, wie er ihn das Gefühl in seinem kybernetischen Arm im Stich ließ, doch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Stattdessen versuchte er mit seiner letzten Kraft die Luke wieder zu schließen.
„Wir müssen hier weg, die sind uns auf den Fersen.“ kommentierte er kurz und knapp, die Schnappatmung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Sie waren noch immer in Ebene 1839, doch an einem völlig anderen Punkt rausgekommen. Er erkannte die Gegend vom Hinflug, doch konnte er nicht zu einhundert Prozent genau sagen, wo sie waren, er konnte nur schätzen. So kam er zu dem Schluss, dass sein V-35 Gleiter ungefähr fünf Klicks von hier entfernt war, doch unerreichbar schien. Wer weiß ob ihre Häscher, Muskeln des Firaxa Syndikats, diesen nicht längst sichergestellt haben würden oder dort auf ihn lauerten? Sie konnten seinen Gleiter nicht benutzen.
„Folgt mir.“ Brillierte der Mirialaner erneut durch präzisen Sprachgebrauch ohne viel Schnickschnack.
Es war schon eine eigenartige Truppe, die sich hier versammelt hatte und nun, übelriechend wie eine Herde Banthas die zu lang in der Sonne standen, nun versuchten in diesem Slum unterzutauchen. Das gute an diesem Teil von Triple Zero war, dass kaum jemand Interesse an ihrer Person zeigte und generell man lieber nicht wirklich Fragen stellen wollte. Jeder blieb lieber für sich und kümmerte sich um seine eigenen Angelegenheiten, da man nicht in die Probleme anderer Leute verwickelt werden wollte. So hatte auch das Quartett das Glück, dass die Straßen, abgesehen von einigen Obdachlosen, relativ frei waren und auch der Verkehr sich in Grenzen hielt. Sie huschten vorbei, von der Permabetonstraße weg. Jax riskierte einen Blick nach oben, wo hoch über ihnen die aus Permabeton und Durastahl bestehende Decke aus Gebäuden, die sie klaustrophobisch in alle Richtungen umgaben, die Grenze ihres Horizonts darstellte. In den Luftstraßen konnte er keinerlei Gleiter des CSF sehen, was ihn erleichterte. Erst als sie sich weit von ihrem Ausstiegspunkt entfernt hatten und Jax mithilfe einer am Boden liegenden Scherbe um die Ecke verifiziert hatte, dass sie nicht verfolgt wurden, atmete er tief durch und zog sich mit dem Quartett zu einem leerstehenden Innenhof einer der zahlreichen Megablocks zurück, die das Zuhause gebeutelter Seelen in den Slum Distrikten Coruscants waren.
„Wir wurden eben unterbrochen. Mein Name ist Jax Anavrin und ich stehe in Ihrer Schuld. Wem hab‘ ich denn mein Leben zu verdanken?“ erkundigte sich der von einer genuinen Neugier beseelte Privatdetektiv nach dem Namen der Nautolanerin.
„Und noch viel wichtiger, was machen wir jetzt?“ platzte es kurz darauf aus Rio raus, der diesem Moment ein wenig das Rampenlicht stahl und sich, mit seinen vier Armen in die Hüfte gestemmt, zwischen Jax und der Tentakelköpfigen postierte, während sich Cyrenea etwas im Hintergrund hielt.
◊ Coruscant ♦ Level 1839 ♦ Slum District G17 ♦ Jax Anavrin, Bailee Troisi, Cyrenea und Rio ◊