- Coruscant - Untere Ebenen - Honey House - Mit Steven, Adrian, Miley -
Schon bei seinem ersten Versuch gelang es Steven, die ihm gestellte Aufgabe problemlos zu meistern. Erfreut nickte Chesara ihm zu.
"Sehr gut, das war der erste Treffer."
Sagte sie und hob den Becher, auf den er gezeigt hatte, um ihm den Würfel, der sich darunter verbarg, zu zeigen.
"Die Macht ist allgegenwärtig."
Verdeutlichte sie ihm und wies ihn an, erneut die Augen zu schießen, um in die nächste Runde zu gehen. Sie würden noch einige Durchgänge machen, damit Steven sich immer sicherer wurde und seine Machtsinne weiter sensibilisieren konnte. Der Junge indes hatte Recht gehabt: dieses Spiel lag ihm und er schaffte es jedes Mal, Chesara den richtigen Becher anzuzeigen und damit den Würfel zu finden. Nach zwölf Runden befand die Jedi, dass dies genügte. Stattdessen folgte eine neue Übung in der Levitation, in der Steven die fünf Becher gleichzeitig in der Luft halten und mit ihnen jonglieren sollte - keine einfache Sache, die zudem Konzentration erforderte, was nicht unbedingt einfach war, wenn keine zwei Meter entfernt ein Lichtschwertkampf statt fand. Derweil meldete sich Chesaras Kom und kündigte eine eingehende Verbindung an - keine Nachricht, sondern ein Gespräch. Um dem Summen der Lichtschwerter im Hintergrund zu entgehen, entschuldigte sie sich kurz bei Steven und verließ den Raum.
"Ja bitte?"
Fragte sie in ihr Kom hinein, als sie draußen auf dem Flur stand. Sie hatte keine Ahnung, wer sie kontaktierte, denn die angezeigte Nummer war ihr vollkommen fremd.
"Rätin Chesara?"
Fragte eine männliche Stimme vorsichtig. Ja, das war sie.
"Das bin ich. Mit wem spreche ich?"
Wollte Chesara wissen.
"Pablo Cortina, von den Defender. Sie kennen meine Schwester, Noa Chanelle Cortina."
Erwiderte die Stimme und Chesara konnte eine gewisse Anspannung aus den gesprochenen Worten heraus hören. Sie erinnerte sich an die junge Frau, die in Begleitung von Tylaar ins Honey House gekommen war und die Widerstandsgruppe repräsentiert hatte, und auch der Name des Mannes, mit dem sie offensichtlich sprach, war ihr nicht fremd. Pablo Cortina war einer der engsten Vertrauten von Jared Grant, dem Anführer der Defender. Sie hatte ihn zwar noch nicht persönlich kennen gelernt, doch er war bei ihrem Treffen mit Grant einmal kurz über Com zugeschaltet worden. Es waren nur ein paar wenige Minuten gewesen, doch allmählich erinnerte Chesara sich auch wieder an seine Stimme.
"Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Cortina?"
Fragte Chesara gerade heraus. War etwas vorgefallen?
"Sie erinnern sich, dass Mr. Grant darauf bestanden hat, einen unserer Leute mit Ihrem Bekannten mit zu schicken? Diesem Jace Chorios?"
"Ja, natürlich..."
"Meine Schwester ist in diesem Moment mit ihm unterwegs."
Obwohl er sich Mühe gab, ruhig zu sprechen, konnte Chesara deutlich spüren, dass ihn irgendetwas sehr nervös machte. Da sie noch immer auf dem Gang stand, prüfte sie versuchsweise eine der neben dem Sozialraum liegenden Türen und war positiv überrascht, als sich eine problemlos öffnen ließ. Kurzerhand trat Chesara ein und schloss die Tür wieder hinter sich. Sie fand sich in einem kahlen, unmöblierten Raum wieder.
"Mit ihm... und mit zwei Sith."
Pablo Cortinas Worte waren so scharf wie die blank polierte Klinge eines Vibromessers. Chesara glaubte, sich verhört zu haben.
"Mit Sith? Wovon reden Sie?"
Fragte sie irritiert zurück, doch sie sollte schnell heraus finden, dass es sich keinesfalls um ein Missverständnis handelte.
"Sith, ganz richtig. Meine Schwester befindet sich an Bord der Prince, einer Horizon Class Star Yacht, und mit ihr der von Ihnen engagierte Jace Chorios, sowie Exodus Wingston von der Wingston Corporation und eine Frau namens Azgeth, die laut den Angaben meiner Schwester eine ehemalige Sith ist, ebenso wie Wingston. Ich habe eine Beschreibung dieser Frau hier, möchten Sie sie hören?"
Azgeth. Exodus Wingston. Langsam schüttelte Chesara den Kopf.
"Nein."
Sagte sie leise.
"Ich kenne sie."
In ihrem Kopf drehten sich die Mühlen in erhöhtem Tempo, doch alles Wasser, dass sie zu fassen bekamen, entzog sich ihnen wieder. Sie hatte den Piloten, Jace Chorios, beauftrat, im Namen der Jedi und des Widerstandes Waffen und Ausrüstung zu beschaffen. Sie hatte dafür gesorgt, dass er auf Naboo Wes Janson begegnen und mitnehmen würde und die Defender hatten darauf bestanden, auch von ihrer Seite Unterstützung und Aufsichtsperson zu stellen. Demnach war Noa Chanelle Cortina mit an Bord der Prince gegangen und augenblicklich mussten sie sich auf dem Weg nach Naboo befinden, um Wes aufzulesen. Wie aber... passten die Sith ins Bild? Exodus Wingston? Was, im Namen der Macht, hatte er vor? Und warum Azgeth? Sie war also bis vor kurzem noch auf Coruscant gewesen. Hatte sie Kontakt zu Exodus gehabt? Und wie mochte es ihr gehen? Bei ihrem letzten Treffen war sie auf dem Weg gewesen, sich von der dunklen Seite abzuwenden, und dennoch hatte sie eine Menge Arbeit vor sich gehabt.
"Sind Sie noch da?"
Fragte Pablo Cortina und Chesara atmete tief durch.
"Ja... ja, ich bin noch da. ."
Erwiderte sie und fuhr sich durch die Haare.
"Wingston... wissen Sie, was mit ihm ist? Warum er dabei ist, meine ich?"
"Ich glaube ja. Scheinbar geht es um einen entführten Konvoi der Wingston Corporation. Chorios meint zu wissen, wie er ihn zurück bekommt und hat mit Wingston vereinbart, die Hälfte der Ladung zu bekommen, sollte er erfolgreich sein. Das schreibt jedenfalls meine Schwester."
Das war also der Plan. Nun, es klang einigermaßen machbar, zumindest wenn Chorios wusste, wo er nach dem entführten Konvoi suchen musste.
"Sie sind noch im Hyperraum, nehme ich an?"
Fragte Chesara.
"Ja. Und meine Schwester ist möglicherweise in Gefahr."
Diesmal klang Pablo Cortina barsch und Chesara wusste, dass sie es sich gefallen lassen musste. Sie hätte sich bei Jace informieren sollen, was genau er vor hatte. Eine Information fehlte ihr zudem noch immer: wo um Himmels Willen war Azgeth zu der Gruppe gestoßen?
"Schreibt Ihre Schwester irgendetwas über Azgeth?"
"Nein, nicht viel. Nur, dass sie eine Sith war. Was wisst Ihr über sie?"
Eine gute Frage, nur leider schwer zu beantworten. Chesara befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge und begann, in dem nackten Raum auf und ab zu wandern.
"Es stimmt, sie war eine Sith. Aber sie hat sich von der dunklen Seite abgewandt. Ich habe hier auf Coruscant mit ihr... gearbeitet... ihr geholfen, sich zu kontrollieren. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hatte sie sich schon sehr verändert."
"Und jetzt ist sie keine Gefahr mehr? Rätin, muss ich mir Sorgen um meine Schwester machen?"
Der Widerstandskämpfer stellte diese Frage mit Nachdruck, aber so einfach konnte Chesara ihm keine Antwort geben.
"Ich weiß es nicht. Ich habe lange nicht mit ihr gesprochen. Ich weiß es wirklich nicht."
"Verdammt!"
Sie vernahm einen dumpfen Schlag, scheinbar hatte ihr Gesprächspartner gegen einen Schrank getreten oder auf einen Tisch gehauen. Aber Chesara konnte ihm keine Sicherheiten geben.
"Sprechen Sie mit ihr, sobald sie aus dem Hyperraum heraus sind. Ich werde meinen Jedi, der sie auf Naboo erwartet, entsprechend informieren. Mehr können wir im Augenblick nicht tun."
Auch wenn es ziemlich wenig war, aber sie waren zu weit weg, um wirklich zu handeln.
"Wie ich Ihnen bereits sagte: Azgeth befand sich auf dem Weg der Besserung, als ich sie das letzte Mal sah. Es ist gut möglich, dass es keinen Grund gibt, sich ihretwegen Sorgen zu machen."
"Aber Sie wissen es nicht."
"Nein."
"Und Wingston? Er lebt schon seit Jahren wieder auf Coruscant, verkehrt in der Gesellschaft, aber... ich traue diesem Bild nicht wirklich."
Natürlich traute er ihm nicht. Er machte sich Sorgen um seine Schwester. Chesara dachte an ihr Gespräch mit Exodus und an die kurzen Momente, in denen er gewirkt hatte wie ein ganz normaler Mann, auch wenn er weit davon entfernt war, genau das zu sein. Würde sie ihn allerdings nicht kennen, würde sie vermutlich niemals auf den Gedanken kommen, er könnte ein ehemaliger Sith Lord sein.
"Exodus Wingston ist ein guter Mann."
Sprach Chesara.
"Sagen Sie das Ihrer Schwester."
Nur zu deutlich klangen die Vorwürfe in ihrem Gedächtnis wider, die er ihr gemacht hatte. Er hatte viele unfaire Dinge gesagt, Dinge die Chesara verletzt hatten, doch für all dies konnte er nichts. Er sorgte sich um seine Tochter, ebenso wie Pablo Cortina sich in diesem Augenblick um seine Schwester sorgte.
Sie sprachen noch einige Minuten miteinander, bis sie die Verbindung schließlich beendeten und Chesara sich daran machte, eine Nachricht an Wes Janson zu schicken, um diesen über die neuesten Entwicklungen in Kenntnis zu setzen.
*** Kom-Nachricht an Wes Janson ***
Wes, die anderen befinden sich auf dem Weg nach Naboo. Es gibt unvorhergesehene Umstände. Zwei ehemalige Sith sind mit an Bord: Exodus Wingston und eine frühere Sith-Warrior namens Azgeth. Bewahrt Ruhe und beginnt auf gar keinen Fall einen Kampf! Exodus steht schon seit Jahren nicht mehr im Dienste des Ordens und Azgeth hat sich ebenfalls von den Sith abgewandt. An Bord befindet sich außerdem eine Widerstandskämpferin. Hab ein Auge auf sie, dass ihr nichts passiert, in Ordnung? Vermutlich ist sie nicht ganz hilflos, aber ihre Familie macht sich große Sorgen um sie. Du hast meinen Dank.
Chesara
Als sie die Nachricht abgeschickt hatte, begab sie sie sich wieder zurück in den provisorischen Trainingsraum. Steven übte noch immer die Levitation mit den Bechern und er hatte allel fünf Gegenstände ganz gut im Griff.
"Nicht schlecht."
Lobte Chesara.
"Jetzt hast du dir eine Pause verdient. Komm, wir gehen nach unten, ewas essen. Oder was meinst du?"
Schlug sie vor. Wenn sie nichts verpasst hatte, hatte Steven heute noch kein Frühstück gehabt.
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