[Coruscant – hoher Orbit – ISD Avenger – Quartier] – Elysa
Und wieder wurde sie von jenen Träumen geplagt und erwachte mitten in der Nacht. Ihre braunen Augen brannten vor Erschöpfung, die hämmernden Kopfschmerzen setzten unmittelbar ein, als auch die Erkenntnis, dass sie nicht vor sich selbst davon laufen konnte. Die Chissmedizinerin hatte ihr nicht nur ein starkes Schlafmittel, sondern auch den Rat mit auf dem Weg gegeben, dass viele Schlafstörungen vielmehr auf psychologischen, denn physischen Gründen fußten. Was definitiv nichts gewesen war, dass die schlanke Corellianerin so hatte hören wollen, sie war froh ihre Vergangenheit, als auch die San’Tis hinter sich gelassen zu haben, um in der Flotte ihren eigenen Weg zu gehen.
Sie war aber keine dieser Frauen, weder Elysa Nerethin, Jedi Ritterin und vormals Schmugglerin, geschweige denn war sie Magnar San’Ti eine seit Jahrtausenden verstorbene und vergessene Kriegsherrin der Sith. Die Schwarzhaarige hatte die Selbstsucht beider Frauen hinter sich gelassen, die eine auf der Suche nach ihrer eigenen unumstößlichen Freiheit, bereit die Opfer anderer dafür zu akzeptierend und die Andere nach Macht und Einfluss trachtend. Aber vielleicht war genau das die Frage, denn Elysa wusste zwar, wer sie nicht war, oder zumindest nicht sein wollte, aber wer war sie selbst, wie definierte sie sich und ihre Schritte, was waren ihre Ziele, wo wollte sie hin und was war sie bereit zu tun, um diese Ziele zu erreichen? Gierte sie unbewusst doch nach dem Thron, auf den Allegious sich gesetzt hatte? Nahm sie deshalb so Einfluss auf die Flotte, ging es ihr gar nicht um das was sie einst in Lorth Needa oder auch Nereus Kratas sah?
„Das ist absurd…“ murmelte die Corellianerin müde, schob den Gedanken mürrisch beiseite und schwang die Beine über die Bettkante, um daraufhin per Stimmerkennung das Dämmerungslicht zu aktivieren. Sie tapste danach wie sooft in den letzten Nächten zu der kleinen Küche und setzte einen starken Kaf auf. Während dieser durchzog konzentrierte sie sich, an die Küchenzeile gelehnt, auf die Macht, um ihre Müdigkeit zu vertreiben und sich selbst zu erfrischen, so als hätte sie doch eine volle Nacht erholsamen Schlaf gefunden und nicht nur 4 Stunden, die durchzogen von den sie plagenden Träumen und alles andere als erholsam waren.
‚Ein Gutes hat es wenigstens…’, beschloss Elysa, während sie sich mit dem heißen Kaf an ihrem Schreibtisch einfand. ‚…man findet definitiv genug Zeit für die ganzen Verwaltungsaufgaben.’ Bisher befanden sich nur wenig neue Nachrichten in ihrem Posteingang, dafür erregte jedoch eine ganz besonders ihre Aufmerksamkeit:
Absender: Dr. Mikal Dorden
Betreff: Colonel Janson Sez
Sie baten mich vor einiger Zeit sie auf den Laufenden zu halten, was die Genesung des Colonels betrifft. Er ist nun seit einigen Wochen wieder bei Bewusstsein und seine mentalen Fähigkeiten sind bereits vollständig. Physisch ist er jedoch weiterhin an einen Repulsorstuhl gefesselt, die Therapie schlägt soweit gut an, so dass die Aussicht besteht, dass er wieder gehen können wird. Ob Janson Sez aber jemals wieder in ein Cockpit zurückkehren kann, ist und bleibt vorerst ungewiss.
Offen gesprochen mache ich mir jedoch um seine momentane psychische Verfassung Gedanken, denn bei solchen lang anhaltenden Behandlungen ist es nicht unüblich, das Depressionen auftreten und ein Patient über seinen aktuelle Lage verbittert oder auch verunsichert ist. Langfristig gesehen können dies jedoch viele Patienten hinter sich lassen, so erwarte ich dies auch bei Janson Sez, insbesondere da man dem Colonel einen nicht abzustreitenden Kampfgeist attestieren kann.
Hochachtungsvoll
Dr. Mikal Dorden
Elysa hatte dem Mediziner nach der zweiten Schlacht von Bastion kennen gelernt, nachdem sie auf der Krankenstation der Accuser of Light nahezu das Bewusstsein verlor, weil sie nicht auf die Signale ihres Körpers hörte und solange es ihr möglich war, durch ihre Kenntnisse in der Machtheilung am Überlebenskampf der Verletzten und Sterbenden zu beteiligen. Mikal Dorden war ihr begegnet und sie dazu überzeugt sich selbst eine Weile zu schonen, indem er sie in ein Gespräch verwickelte und ihr auch eine helfende Infusion verpasste. Der Arzt hinterließ einen guten Eindruck bei ihr, und bevor sie auf Geheiß des Imperators weiter musste, bot sie ihm an, bei einer Versetzung zu helfen, da sie vermutete, dass er eventuell einem vormals ‚feindlichen’ Schiff angehörte und sie erhoffte ihm einige Unannehmlichkeiten ersparen zu können.
Wie sich im Nachhinein herausstellte, war er auf der Intimidator – Kratas Flagschiff - stationiert gewesen, wo er unter anderem Colonel Janson Sez betreute, der einem ungewöhnlichem Gift ausgesetzt war. Der Mediziner bat sich weiterhin um die Behandlung des Staffelkommandanten kümmern zu können, was Elysa auch in die Wege geleitet hatte, da es sie auch bestürzt hatte von dessen Schicksal zu erfahren. Ihre Erinnerung an Janson Sez, belief sich auf die kurze Bekanntschaft auf dem Siegesball, kurz bevor das Chaos losgebrochen war. Janson war ihr bereits nach wenigen Worten sympathisch gewesen, hinzu kam auch, dass er einer der erfolgreichsten Staffelkommandanten des Imperiums war, was ihre Einmischung in seinen Krankheitsfall durchaus auch in ihren Aufgabenbereich verschob.
Janson Sez hatte sich um das Imperium verdient gemacht, so dass er nun im Gegenzug auch die beste medizinische Behandlung erhielt, die möglich war.
Stunden später, nachdem sie ihr Tageswerk bereits einmal wieder absolvierte, als auch ihre Machtübungen beendet hatte, tauchte der Colonel wieder in ihren Gedankengängen auf. Wäre er bei bester Gesundheit gewesen, müsste sie ihn unbedingt für Enigma gewinnen, aber nicht in diesem Zusammenhang, erinnerte sie sich seiner. Sondern in Kombination mit den Worten ihrer leitenden medizinischen Offizierin Major Jez. „Sie müssen sich auch mal entspannen können, Admiral, gehen sie unter Leute und haben sie ihren Spaß.“
Etwas das leichter gesagt war, als getan. Sie konnte schlichtweg wenige Dinge so genießen wie früher, hinzu kam auch, dass sie eine gewisse Würde bewahren musste in allem was sie tat. Sie war hohen Werten verpflichtet, und konnte sich nicht wie früher vielleicht einmal einfach gehen lassen, ohne Bedenken zu haben, was andere dachten. Und sicherlich genoß sie auch die Dejarik Spiele mit einigen ihrer Offiziere, ebenso vermochte es Musik sie zu entspannen und auf andere Gedanken zu bringen. Aber sich so richtig wohl und entspannt gefühlt, hatte sie sich zuletzt in der Gegenwart des Colonels, damals noch Commander. Es war einfach eine gewisse Vertrautheit da gewesen. Elysa konnte es nicht in Worte fassen. Zudem würde ein wenig Ablenkung auch Janson gut tun, es würde ihm weniger Zeit zum vor sich hin brüten geben, zumal er selbst vermutlich auf Coruscant nicht viel Besuch erhielt. Vielleicht würde es ihnen Beiden gut tun, und wenn nicht würde sie zumindest ein Buch oder etwas Anderes mitbringen, damit er die Zeit totschlagen konnte.
Als sie auf der Landeplattform des Militärkrankenhauses die Fähre verließ wusste sie immer noch nicht so recht, ob es nun eine gute Idee gewesen war, aber es war zumindest eine gewesen und für diesen Tag waren ihre Aufgaben erledigt, so dass sie den Rest des Nachmittags und Abends frei von Verpflichtungen war.
Ein Protokolldroide brachte sie schließlich zu dem Zimmer auf dem sich Janson Sez befand und ließ sie allein vor der Tür stehen. Elysa begutachtete noch einmal kurz die beiden Flimsiplastbücher in ihrer Linken, als auch die Packung Schololade – was auch immer sie dabei geritten hatte sich diese von Versorgungsoffizier Pax Donsten aufschwatzen zu lassen – und entfernte dann ihr Rangabzeichen von der Uniform, welches sie nachdem sie es kurz aufmerksam betrachtete in ihrer Hosentasche verschwinden ließ. Schließlich klopfte die Corellianerin an und nachdem eine Zustimmung von innen erklang, betrat sie den Raum.
„Guten Tag Colonel, ich dachte ich sehe mal nach ihnen. Sie haben ja nie angerufen.“ Das entwaffnende Lächeln offenbarte die gespielte Empörung als genau jenes, bevor sie ernsthafter fort fuhr. „Ich hoffe ich komme nicht ungelegen? Für den Fall das doch, habe ich aber auch Tribut mitgebracht.“ Letzteres war doch wieder umhaucht von einem Schmunzeln, sowohl in der Stimmlage, als auch auf ihren Lippen. „Ich wusste nicht, was sie mögen, also habe ich mir einen Schmugglerroman andrehen… ich meine natürlich ‚empfehlen’ lassen „Für eine Handvoll Credits“, das andere ist ein Kreuzworträtselbuch und das letzte wäre Ettelnussschokolade. Bitte sagen sie mir, dass sie dagegen nicht allergisch sind.“ Während sie sprach, hatte sie die einzelnen ‚Tributgaben’ demonstriert und es auf seinem Nachttisch abgelegt und kam erst jetzt dazu Janson wirklich anzusehen und musterte ihn aufmerksam. Ob er sich überhaupt erinnerte, immerhin lag es beinahe zwei Jahre zurück? Nun erst kam es Elysa in den Sinn wie potenziell peinlich dies werden konnte.
[Coruscant – Militärkrankenhaus – Jansons Zimmer] – Janson und Elysa