Liebe Eowyn,
ich weiß nicht, der wievielte Brief es ist, den ich beginne, aber wenn ich auf den zerknüllten Stapel hinter mir sehe, müssen es einige gewesen sein. Aber was soll schon dabei heraus kommen, wenn jemand, der so schlecht mit Worten umgehen kann, diese auf Papier bringen will? Das schreibe ich nicht mit Bedauern, sondern viel eher mit einem sehr schiefen Grinsen und das, obwohl der Anlass, weshalb ich dir schreibe, viel eher zum Teil ein trauriger ist. Denn sitzt dir, mir – sitzen uns nicht Zeit und Angst im Nacken? Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, mit Sicherheit sagen, ja behaupten zu können, dass ich noch hunderte Briefe schreiben und du noch hunderte lesen könntest, aber diese Sicherheit gibt es nicht. Das macht ihn leider etwas melancholisch. Denn da sind noch so viele Dinge, von denen ich möchte, dass du sie weißt. Von denen ich will, dass du sie weißt. Auch wenn sie niemals alle Erwähnung in diesem Brief finden könnten, weil er sonst Dutzende Seiten füllen müsste, muss ich wenigstens einen Teil dessen, was ich denke, fühle und weiß nieder schreiben. Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich diesen Brief anders beginne, mit Worten, die sich ein anderes kluges Wesen, das weitaus besser mit Worten umgehen konnte als ich, verfasse. Dafür sind es Worte, die so zutreffend sind, dass ich sie, wenn auch nicht selbst geschrieben, mit jeder Faser meines Herzens spüren kann. „The best kind of people are the ones that come into your life, and make you see the sun where you once saw clouds. The people that belive in you so much, you start to belive in you too. The people that love you, simply for being you. The once in a lifetime people.” Genau so ein Mensch bist du. Genau dieser Mensch bist du. Der Mensch, die Person, die Frau, der zu begegnen, ich niemals geglaubt hätte, vor allem nicht, da ich wirklich, wirklich aufgegeben und gar nicht gesucht hatte. Da waren die dichtesten Gewitterwolken, da war Nebel und so viel Schwärze, dass ich längst vergessen hatte, dass so etwas wie Licht überhaupt existent sein könnte. Und dann kamst du. So unvermittelt in mein Leben. Auch das, Eowyn, ist nur einer von vielen Gründen dafür, warum ich aus tiefster Überzeugung sagen kann, dass du mein Ti Juanya bist. Mein kleines Wunder, das ich gefunden habe, das mich gefunden hat. Ich würde dich, wenn ich könnte, nie wieder los lassen. Ich will dich nicht loslassen und ich hoffe, ich hoffe inständig, dass es mir wenigstens ein paar mal gelungen ist, dir das zu zeigen und mehr hoffe ich, dass du mir glaubst. Und so lange ich die Möglichkeit habe, so lange ich lebe, werde ich dir zeigen, wie ernst es mir ist. Wie ernst du mir bist.
Vielleicht weißt du noch, dass es mir nicht gelingt, mich richtig im Spiegel zu betrachten, dass es mir noch immer nicht gelingt, mir in die Augen zu sehen. Aber weißt du, manchmal glaube ich, dass ich mich Sekunden mit deinen Augen sehen kann, manchmal, wenn du mich voller Liebe ansiehst, glaube ich, dass es mir vielleicht irgendwann wieder gelingen könnte, mich auch wieder anzusehen, ohne mich davor zu fürchten, was mich erwartet, wenn ich mir selbst in die Augen blicke. Sehe ich mir auch nicht gerne in die Augen, liebe ich es, dich zu betrachten. Leider kannst du nicht sehen, wie du morgens aussiehst, wenn du schläfst. Wenn da keine Sorge mehr ist, sondern nur noch dieser friedliche Ausdruck. Was du auch nicht sehen kannst, ist das Leuchten in deinen Augen wenn du mich ansiehst oder wenn du etwas betrachtest, was dein Interesse geweckt hat. Es gibt nicht viele Möglichkeiten einem Menschen zu sagen, wie schön er ist, denn die Bandbreite an Worten hierzu ist zu knapp bemessen. Weißt du, wie schön du bist, Eowyn? Ich glaube, du hast keine Ahnung davon und das ist sehr traurig, denn ich finde, dass du wissen solltest, dass ich das nicht nur sage, weil ich dich liebe, sondern weil du wirklich schön bist. Schöner, als du glaubst. Nicht nur Va’art hat mich das erkennen lassen, nicht nur die Höhle. Und wenn ich deine Schönheit schon vorher erkannt habe, ich meine, bevor ich mich verliebt habe, dann ist das ein ziemlich sicherer Beweis dafür, dass es wirklich so ist, findest du nicht? Du weißt nicht, wie sehr ich es liebe, wenn du nur eine einzige Augenbraue in die Höhe ziehst und ich glaube, du weißt noch weniger, dass diese Geste dich schön, attraktiv und unheimlich intelligent aussehen lässt. Von deinen Haaren fange ich besser nicht an, ein bisschen von ihrer Wirkung dürfte dir noch bekannt sein. Aber über deine Grübchen muss ich etwas schreiben, ich muss und es wird albern und kitschig klingen, das weiß ich wohl. Weißt du, als Kind habe ich geglaubt, dass ein Grübchen in der Wange (nicht die im Kinn!), das Glück auffängt und es schaukelt, es drückt und lieb hat, es sozusagen umarmt. Und deswegen habe ich es als Kind geliebt, wenn irgendjemand ein Grübchen hatte. Lange Haare, braune Augen und ein Grübchen? Eigentlich ist es ein Wunder, dass ich dich nicht den ganzen Tag anstarre obwohl ich das manchmal ganz gerne tun würde (und ich habe Glück, dass ich morgens oft die Gelegenheit dazu habe und du manchmal auch tagsüber gar nicht bemerkst, wenn ich dich länger ansehe). Deswegen Eowyn, möchte ich dir hier in aller Überzeugung schreiben, dass du wunderschön bist.
Eigentlich bist du viel mehr, als nur ein kleines Wunder – und ich weiß, würde ich dir das sagen, du würdest auf den Boden sehen oder, im schlimmsten Falle, ungehalten werden, mir sagen, ich solle dich nicht auf ein Podest heben. Dabei tue ich das gar nicht, denn ich sehe dich, wie du bist. Wie du für mich bist und ich sehe dich mit meinen Augen und meinem Herzen und beide sind nicht blind. Ich sehe dich auch mit deinen kleinen Fehlern, die dich für mich nur schöner und zu etwas besonderem machen und die mir wiederum dabei helfen, mich in deiner Gegenwart wohl zu fühlen. Wäre da nicht dein kleiner Sturkopf und deine Manchmalungeduld, wären da nicht die kleinen Fehlerchen, ich würde in einem Schatten stehen, dem wohl selbst du kein Licht mehr schenken könntest. Eowyn, ich wünschte, du würdest mir glauben ich wünschte, ich könnte dir zeigen, nein, beweisen, dass du einer der großartigsten, der wundervollsten Menschen bist, die ich kenne. Nein, das du der wundervollste Mensch bist den ich kenne. Nicht eine von vielen. Sondern die eine. Die Frau, die ich liebe. Die Frau die es auf so viele Arten geschafft hat, mich zu berühren und den Wunsch in mir zu wecken, ein besserer Mensch zu sein. Es ist nicht allein das, was du bist – liebevoll und gütig- sondern auch das, was du aus mir gemacht hast. Ich habe dir wenig aus meiner Kindheit erzählt, weil sie zu einem Teil meines Lebens gehört, an den ich nicht denken will. Denke ich doch an diese Zeit zurück, erkenne ich die Leere und den Mangel an Liebe, der so lange ein Teil von mir gewesen ist. Irgendwann hat mein Vater aufgehört mich zu schlagen, stattdessen hat er mich in eine kleine, enge, dunkle Kammer gesperrt und das manchmal für ein paar Tage. Deswegen mag ich keine Turbolifts und keine engen Räume. Deswegen fürchte ich mich manchmal vor der Dunkelheit und das habe ich noch nie zugegeben. Aber ich möchte, dass du es weißt. Weil du das Gegenteil davon getan hast. Hat er mich weg gesperrt, in die Dunkelheit, dann hast du mich herausgeholt. Hat er mich dort hinein gezerrt, hast du mich behutsam hinaus geführt. Wenn das, was früher war, auch seine Narben hinterlassen hat, hast du so vieles davon aufgefüllt. Mit deiner Liebe und nicht nur das. Ich habe sehr oft geglaubt, sehr lange (und bin ich ehrlich, glaube ich es manchmal noch immer), dass ich all das, was geschehen ist, verdient habe. Das ich schon immer ein kleiner, nicht liebenswerter Niemand war. Sie haben mich meistens nicht bei meinem Namen genannt und ich war froh, meinen Namen bei den Sith ablegen zu können und ich mochte es nicht, wenn mich jemand Ian nannte. Aber auch daran hast du etwas geändert, weil du dem erwachsenen Mann heute etwas gegeben hast und damit auch dem kleinen Jungen von damals. Weil du in meinen Namen einen Wert gelegt und ihn mit Liebe gefüllt hast.
Vielleicht ist eines deiner Talente, das du nicht magst, der Kampf mit dem Schwert. Etwas, worauf du nicht stolz bist. Aber vielleicht gelingt es dir, anzuerkennen, dass du mehr Talente besitzt oder du erkennst, dass ich diese Fähigkeiten sehe? Das würde ich mir wünschen. Ich glaube, dass es dein Kampfgeist ist, der mich gerettet hat, denn bedeutet Kampf nicht auch, nicht aufzugeben? Mich aufgegeben hast du nicht, du hast etwas erkannt und dadurch, dass du mich nicht aufgegeben hast, ist es mir erst gelungen, mich selbst nicht aufzugeben. Manchmal brauchen wir jemanden, der uns in die Richtige Bahn lenkt, jemanden, der uns einen Anstoß gibt und Eowyn, diesen Anstoß hast du mir gegeben. Trotz allem, was du über mich weißt. Trotz allem, was ich getan habe. Es wäre einfacher gewesen, wenn du mich links liegen gelassen hättest und vielleicht war es ein Kampf abzuwägen, ob du mich weiter begleiten, oder doch eher meiden solltest? Ich danke dir dafür, dass du mich nicht aufgegeben hast, so wie ich es eigentlich tun wollte. Vielleicht war all das für dich selbstverständlich, aber für mich Eowyn, ist es das nicht und ich bin dir so dankbar, so unendlich dankbar für alles, was du für mich getan hast. Ich hätte verstanden, wenn du kein Wort mehr mit mir geredet, wenn du mich verachtet hättest. Oder auch, wenn du mich einfach nur nett gegrüßt, aber nichts weiter getan hättest. Für mich ist auch das ein Wunder, denn du hast mir mehr als eine zweite Chance gegeben, hast mehr getan, als hinter die Fassade zu sehen. Du weißt, was ich getan habe – und wir beide wissen, dass es schrecklich ist, aber trotz allem hast du dich in mich verliebt, mehr noch, trotz allem ist es dir irgendwie gelungen, mich zu lieben. Ich weiß, dass das etwas Besonderes ist, etwas sehr besonderes, vor allem im Hinblick darauf, dass du eine Jedi bist und mit ganz anderen Werten groß geworden bist als ich.
Als du deinen Zusammenbruch auf Va’art hattest, als ich dir alles gestand, war da ein Teil von mir, der sich furchtbar davor gefürchtet hat, dir die Wahrheit zu sagen. Gleichzeitig wusste ich, dass ich nicht schweigen durfte, weil ich an diesem Abend so deutlich spürte, dass sich etwas verändert hatte. Das sich etwas verändern würde. Ich weiß nicht, woher du die Stärke nimmst, wie es dir gelingt, all das zu akzeptieren denn, bin ich ehrlich, wüsste ich nicht, ob ich es an deiner Stelle tun könnte. Ich weiß, Eowyn, ich weiß so sicher, wie ich deinen Namen kenne, dass das, das du ein Geschenk bist, mehr noch, ein Schatz. Kein Podest. Ich muss dich nicht auf etwas heben, um dich zu erkennen. Eigentlich reicht es, dich ansehen und zu fühlen. Ich habe und ich werde dich und das was wir haben, nie als selbstverständlich ansehen, denn das ist es nicht, das bist du nicht. Wie oft findet man sein Gegenstück? Wie oft findet man einen Menschen, dessen Herz im gleichen Rhythmus wie das eigene schlägt? Wie oft findet man einen Menschen, der es schafft, Zugang zum eigenen Herzen zu bekommen? Und wie oft findet man einen Menschen, der einem seine Liebe schenkt, der einen trotz fürchterlicher, nein, fürchterlichster Fehler liebt? Du hast etwas mit mir getan, was mir selbst niemals so gelungen wäre. Du hast mich verändert, mir geholfen, mich weiter zu verändern und Eowyn, niemand hat diese dunklen Stunden mit mir geteilt, außer dir. Keinem habe ich so viel verraten wie dir. Trotzdem bist du geblieben. Trotzdem haben sich deine Gefühle nie geändert. Trotzdem. Du bist meine „once in a lifetime“ Person und ich kann mit absoluter Gewissheit sagen, mit felsenfester Überzeugung, dass ich dich niemals missen möchte. Ich liebe dich mehr, als ich es je in Worte, Gesten oder Taten fassen könnte. Und ich nehme dich ernst und ich versuche wirklich dich zu verstehen, auch wenn du wohl manchmal glaubst, dass ich weder das eine, noch das andere tue. Das Atemgerät. Eowyn, weißt du, der Grund, warum ich nicht böse auf dich war, nicht böse auf dich sein kann ist der, dass dieser kleine Ausbruch für mich nicht von Bedeutung war. Ich weiß, dass er es für dich gewesen ist. Kontrolle zu verlieren, Dinge zu tun, die wir nicht tun wollen – das ist immer erschreckend, vor allem, wenn es Dinge sind, die wir vielleicht – und ich nutze das Wort extra – verabscheuen. Ich habe eine Ahnung, wie es dir ergangen sein muss, vor allem, wie es dir ergeht, wenn du manchmal sagst, dass du gerade nicht du bist. Es tut mir leid, dass ich hier noch nicht die richtigen Worte gefunden habe und ich befürchte, dass alles, was ich dazu sagen könnte, auch nie das sein wird, was dir wirklich hilft. Du hast mich damals auf Va’art gefragt, wer du bist und ich habe so wenig darauf geantwortet. Jemand wertvolles habe ich gesagt, aber reicht das wirklich aus? Nein, Eowyn, dass tut es nicht.
Vielleicht bist du jemand, der manchmal die Beherrschung verliert und der gerne besonnener und geduldiger wäre. Dich mag es erschrecken, wenn du Dinge tust, die du nicht tun willst, oder die in deinen Augen, einer Jedi nicht würdig sind. Du haderst mit deiner Verbindung zur Macht und fürchtest dich davor, keine gute Meisterin zu sein. Ich glaube, dass wir manchmal die Kontrolle über genau die Dinge verlieren, die wir zwanghaft kontrollieren wollen. Manchmal ist man so verbissen darauf, etwas nicht zu tun, dass man es doch tut. Das erscheint voller Wiederspruch und vielleicht ist es das sogar. Aber wer darauf bedacht ist, immer alles richtig zu machen, macht doch gerade dadurch erst Fehler. Du schüttelst bestimmt den Kopf. Aber lass mich dir eine Sache sagen. Es gab in meiner Kindheit ein Wort, das ich nie richtig schreiben oder aussprechen konnte und das war „Millennium“. Heute noch bereitet es mir Probleme, aber ich hatte mir als Kind geschworen, es richtig zu schreiben. Mit seinen zwei „l“, mit seinen zwei „n“. Und weißt du was? Ich schrieb es bestimmt fünfzehn Mal in meinem Märchen und am Ende war es fünfzehn mal richtig. Aber der Rest meines Märchens? Eowyn, der Rest meines Märchens strotze nur so vor Fehlern. Ich wollte das Wort „Millennium“ so unbedingt richtig schreiben, dass ich es mir so oft sagte, dass ich dabei viele andere Wörter falsch schrieb. Vielleicht ist das kein guter Vergleich, aber ich glaube, wenn wir nach etwas streben, das Perfektion nahe kommt, verlieren wir uns und wir verlieren unseren Blick. Vielleicht will die Macht dir sagen, dass es an der Zeit ist, ein bisschen nach dir zu sehen? Denn schau, Eowyn, wann wirst du die Macht am besten nutzen können? Wenn du dir selbst gut tust. Wenn du auf dich selbst achtest und auf das, was du brauchst und dir wünschst. Wenn du diese Dinge nicht ständig hinten anstellst. Die Galaxis fragt nicht danach, was du dir wünschst? Die, die leiden, fragen nicht danach, was du dir wünschst? Nein, Eowyn, dass tun sie nicht. Aber weißt du, wenn wir zuerst einmal dafür sorgen, dass wir selbst gesund sind, können wir anderen helfen. Ich meine… nehmen wir mich und mein Heilen. Ein Talent das ich nur dann einsetzen kann, wenn ich darauf achte, dass ich ausgeschlafen genug bin. Zuerst müssen wir nach uns sehen, um nach anderen sehen zu können. Vielleicht bist du manchmal schneller wütend als du möchtest, weil so viele Ereignisse geschehen, die wütend machen können. Weil so viele Dinge schon geschehen sind. Weil du Dinge nicht aufhalten konntest. Weil manche Dinge nicht aufzuhalten sind! Hast du Zeit zur Trauer gehabt, nachdem deine Eltern gestorben sind? Hattest du Zeit und Gelegenheit nach allen schlimmen Erlebnissen, die du gemacht hast, innezuhalten und zu trauern, zu weinen? War jemand für dich da, dem du dich anvertrauen konntest? Ich glaube, dass es für all diese Dinge Zeiten geben sollte und Personen und wenn wir uns diese Zeit nicht nehmen, wenn wir diese Personen nicht finden, holen uns diese Dinge irgendwann ein. Mit Wut ist es ganz ähnlich. Wir bekämpfen sie, aber wenn Wut ein Tier ist, dass wir in einen Käfig sperren und dort vergessen, was wir dieses Tier tun? Wütender werden. Denn er wer schon vergessen werden? Es wird wütender werden, immer wütender, bis es ihm gelingt, auszubrechen… Deswegen glaube ich, dass es wichtig ist, anzuerkennen, dass es Wut gibt. Das man wütend sein darf. Denn wenn man sich das erlaubt, besänftigt man die Wut, weil man sie wahrnimmt. Sie sieht. Sie erkennt und sie ernst nimmt. Und damit nimmt man sich selbst ernst.
Vielleicht bist du zu oft alleine gewesen, hast zu oft Dinge mit dir alleine ausgemacht. Leider macht es da nur schwerer, mit sich selbst und mit der Verbindung zu sich, oder zur Macht. Ich möchte für dich da sein, egal wie knapp diese Zeit auch bemessen sein mag. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich nicht alleine lassen möchte, nicht alleine lassen werde, so lange ich das verhindern kann. Und ich möchte, eigentlich will ich sogar, dass da noch jemand ist. Mindestens eine Person, mit der du sprechen kannst. Die mit dir spricht. Jemand, dem du dich anvertrauen kannst. Ich glaube, du solltest unbedingt versuchen, mit Mellah wieder in Kontakt zu kommen und vielleicht ist da ja noch jemand im Orden? Ich kenne die meisten Jedi nicht, schon gar nicht die Frauen, aber da wird bestimmt jemand sein, mit dem sich aushalten lässt. Elise vielleicht? Oder diese komische Twi’lek Ärztin, die mich so sehr mag…
Wir haben leider nie noch einmal über deinen Fortgang von den Jedi gesprochen, viel eher, war ich es, der dich darauf nie noch einmal angesprochen hat. Es mag wie eine Ausrede klingen, wenn ich sage, dass ich es oft tun wollte, aber nie dazu kam. Ich habe sehr oft darüber nachgedacht, aber neben der Zeit war es auch das „Wie“, das mich davon abgehalten hatte, noch einmal mit dir ins Gespräch zu gehen. Ich kenne die genauen Gründe deines Weggangs nicht, ich kann sie bloß erahnen, anhand dem, was du auf Va’art gesagt hattest. Prinzipien, andere Vorstellungen. Vielleicht auch das Gefühl, dass irgendwann nichts mehr zueinander gepasst hat? Sie nicht zu dir, du nicht zu ihnen? Noch sind wir nicht auf Bastion und ich möchte, dass du weißt, dass ich offen bin, mit dir darüber zu sprechen, vor allem, wenn es dir wichtig ist und es erschien mir schon damals wichtig. So wichtig, dass mir etwas in Erinnerung geblieben ist von dem, was du dort gesagt hast. Heilen, reparieren und Frieden stiften. Das waren drei Dinge, von denen du gesagt hast, du würdest dir wünschen, du hättest ein Talent dafür. Und du hast von Chaos gesprochen. Von einem einzigen, großen Chaos. Ich muss es sehr deutlich schreiben, aber diesmal bin ich sicher, dass du dich irrst. Denn reparieren, heilen und Frieden stiften – das kannst du. Und du kannst es so viel besser, als so viele andere, so viel besser als ich. Manchmal heilen wir Menschen dadurch, dass wir für sie da sind. Dadurch, dass wir ihnen unsere Zeit und unsere Liebe schenken. Wir reparieren Menschen, indem wir ihnen unsere Zeit schenken, sie umarmen. Ihnen unsere Liebe oder auch nur unsere Aufmerksamkeit schenken. Beides hast du für mich getan und es mag nichtig erscheinen, wo ich nur ein Mensch bin. Nur ein Mensch, dem du Frieden geschenkt hast. Einen Frieden, den ich seit Jahrzehnten nicht gefunden hatte.
Vielleicht hast du noch nicht die halbe Galaxis bewegt und vielleicht wird dir das nie gelingen. Aber einmal, Eowyn, einmal hattest du Erfolg, bei jemandem wie mir und diesmal meine ich das nicht abwertend. Ich glaube, dass ich nicht der einzige Mensch bin, bei dem du Spuren hinterlassen hast und ich glaube, dass das ein weiteres Talent von dir ist. Spuren hinterlassen. Bleibende. Das ist etwas kostbares, etwas Wichtiges und nicht vielen Wesen gelingt das. Mag es dir auch nicht gelungen sein, einen ganzen Planeten zu retten oder über einen Planeten Frieden zu bringen, so ist dir das doch mit mindestens einer Person gelungen. Mir. Und vielleicht ist es das, was man eines Tages über dich sagen wird. Das du eine Jedi warst, die anderen geholfen hat, wieder zu leben. Eine Jedi, die genauer hingesehen hat. Mit ihrem Herzen und nicht nur mit dem Kodex in der Hand. Das würde ich über dich sagen. Das und noch vieles mehr. Ich glaube fest daran, dass die Kleinen Dinge die wir bewegen können die sind, die wirklich wichtig sind. Einen Anstoß zu geben. Einen kleinen Schubs – manchmal braucht es nur das. Keine großen Taten. Keine großen Worte. Weißt du, dass eine Umarmung manchmal heilen kann? Ein Lächeln jemandem den Tag rettet? Wenn wir nur ein bisschen unserer Zeit schenken, ein wenig Mitgefühl – es ist so viel wert, Eowyn. Zuhören zu können ist eine Gabe und du besitzt diese Gabe. Es wird unendlich viel geredet und so wenig zugehört. So viel bewertet und so wenig mit gefühlt. Vielleicht ist die Galaxis deswegen so wie sie ist. Weil zu wenige lieben und manche gar nicht wissen, was das bedeutet. Du weißt es. Du tust es und diese Liebe kannst, diese Liebe hast du weiter geben. Vor allem an mich. Ich mag nur ein einziger Mensch sein, ein unbedeutender in den Augen aller anderen. Aber das schmälert nicht, was du getan hast und es schmälert nicht, was du damit ausgelöst hast und noch auslösen kannst. Chancen geben, weißt du, ich glaube, es ist ein bisschen vermessen von Chancen zu sprechen. Denn Chancen tauchen einfach auf und müssen ergriffen werden. Aber da sind nicht immer Chancen und nicht jeder hat die gleichen. Du hast mir also nicht nur eine Chance gegeben, sondern Möglichkeiten. Wer du also bist, neben Eowyn der Jedi und Eowyn der Frau, die ich liebe? Jemand der kämpft, jemand der für das Richtige einsteht. Jemand, der mit offenen Augen und wichtiger noch, mit offenem Herzen durch die Galaxis geht. Jemand, der Möglichkeiten gibt. Jemand, der andere nicht aufgibt. Jemand, der das schönste Herz und das schönste Lächeln hat, das ich kenne. Jemand, der die Kraft dazu hat, andere zu verändern. Jemand, der die Kraft hat, anderen Mut zu geben. Jemand, der Sonne und Schatten spenden kann – zu richtigen Zeit. Du bist mein Ti Juanya, mein kleines Wunder und ich werde dich immer in meinem Herzen tragen, so wie die kleine Phiole mit dem Sand. Weil ich dich liebe.
Ian
PS: Da ist noch etwas, das ich schreiben muss, ich habe es nie gesagt. Damals auf Va’art wolltest du wissen, ob ich bereue. Ob ich bereue, was ich auf Telos getan habe. Ich sagte, ich weiß nicht, ob ich das kann. Und ich wusste es in diesem Augenblick wirklich nicht. Jetzt Eowyn, jetzt weiß ich es. Ich bereue es zutiefst. Denn vielleicht hätten sie alle auch einen Menschen wie dich gefunden, der sie verändert, sie zu etwas Besserem gemacht hat? Und selbst wenn nicht. Ich bereue es trotzdem.