Manius Selgorias
Imperiale Flotte
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Die Eröffnung des Tanzes verlief nach strengen Regeln, denen sich der Empfang des Königshauses zu Cygnus geschmeidig anpasste. Das Licht wurde angepasst, große Jalousien hoch über den Köpfen öffneten sich und erfüllten die weite Halle unter den Kuppeln mit Sternenlicht. Gleichzeitig glimmten versteckte, kerzenfarbige Lichter in Bodennähe auf. Sacht erleuchteten sich verborgene Transparentflächen zwischen dem Marmorboden, die dem Tanzparkett eine entrückte, fast taumelnde Erhabenheit verliehen und die Arena für die Tanzpaare elegant umrissen.
Nach der sanften Fanfare zur Tanzeröffnung wurde ein alter cygnischer Paartanz zur Klassik eingeleitet. "A Memento - Zum Gedenken" hieß der Tanz. Die Aufstellung verlangte, dass alle tanzwilligen Paare sich in einer langen Reihe aufstellten. Die Tanzmeister wiesen in dem Gewimmel dieses und jenes Paar auf einen angemessenen Rangplatz. Und irgenwo im vorderen Drittel landeten auch Commander Selgorias und die Konsularagentin Hand in Hand. Eifriges Kichern, Rufen und erwartungsvolles Geplaudere erfüllte die Halle, als sich die Tänzer auf Position begaben. Manius Selgorias und Jahanna Tebelon erwarteten die Eröffnung und blickten sich suchend und still fluchend immer wieder um? Wo war Noak Fremyn?
Als die Musik mit den Auftakten begann, kehrte schlagartig Ruhe ein. Die Zweierreihe der Tanzpaare stand akurat auf dem erleuchteten Marmorparkett, umringt von den anderen Gästen. Die Musik legte sich schwer und erhaben über die Festgemeinschaft. Gedehnte Streicher und ausladende Motive kündeten von der ernsten Natur dieses langsamen Schreittanzes. Als letztes Paar wurde dann die Prinzessin von Cygnus an die Spitze der Kolonne geführt. Hälse reckten sich, man tuschelte und alsbald klatsche man auch kurz aber innig, um so der Prinzessin Repekt und Dank für die Anführung des ersten Tanzes zu zollen.
"Das ist die Prinzessin, dort."
Jahanna Tebelon lenkte Manius' Blick an die Spitze der Tanzreihe.
"Sie tanzt mit dem Zeremoniemeister."
"Nein, der Zeremoniemeister führt sie nur an die Spitze. Der tanzt nicht," raunte Manius zurück.
"Und wer..."
Die Frage der Konsularagentin versickerte im Unglauben, als ein zweiter Zeremonienmeister niemand geringeren als Noak Fremyn die lange Reihe von Tänzern entlang zur Spitze begleitete! Das imperiale Tanzpaar fror an Ort und Stelle ein und weder Commander noch Agentin waren in der Lage irgendetwas zu sagen. Ein Getuschel folgte dem Lieutenant der Silver Bullet, das sich wie ein Fahrwasser ausbreitete.
Und tatsächlich: an der Spitze angekommen überreichte der Zeremonienmeister ihre königliche Hoheit an den Lietenant der Silver Bullet. Die Prinzessin glitzerte atemberaubend, in einem ausladenden Kleid aus verspieltem, dunklen und hellen Grün. Die blonden Haare waren zur Hochsteckfrisur gelockt und es glimmten Perlen und goldene Spangen darin auf. An den Händen trug sie seidene Handschuhe, wie auch ein Kragen aus grüner Seide ihren Nacken hoch umschloss. Das Kleid war jedoch so beschaffen, dass es das Dekolleté dem Blick frei gab. Fast weiße Haut gab eine vage Ahnung von der Makellosigkeit ihrer Gestalt. Der strenge Mieder im Kontrast, sprach Bände über das Selbstbewusstsein der designierten Erbin des Sternenimperiums. War sie auf der angeschossenen Confidence noch würdevoll aber klein gewesen, war sie sich hier nun ihrer Herrschaft voll bewusst. Wärend alle Augen auf dem ungleichen Paar lagen, lagen die Augen der Prinzessin jedoch ganz auf dem Lieutenant. Ein Lächeln, brunnentiefe Augen - die Musik beendete den Prolog und die Tanzpaare strafften sich. Die Prinzessin stand dabei nahezu unberührt, ihe Hand sachte in die erhobene Hand des Noak Fremyn gelegt.
"Lieutenant Fremyn. Es ist auch mir eine Ehre."
Sie lächelte, aber es klang auch mahnend. Hätte Noak etwas sagen sollen? Und was noch viel schlimmer war: was sollte er JETZT tun?
Im rückwärtigen Gefechtsraum hatten sich Manius Selgorias und Jahanna Tebelon mit dem Unglaublichen abgefunden. Da waren einfach alle Worte zuviel in diesem Moment. Manius war innerlich erbost und fragte sich immer wieder, was auf der Confidence passiert gewesen sein musste, dass Noak Fremyn zum Tanz geladen wird. Gab es da Aussparungen in den Berichten?!
Jahanna Tebelon war innerlich amüsierter. Sie hatte damals Noak Fremyn als Geleit für die Verhandlung auf der Confidence ausgewählt, weil er von der Aktenlage her fügsam, loyal, handlungsbereit und entbehrlich schien. Und er sah ziemlich gut aus. Scheinbar ging die Rechnung besser auf als erwartet. Sollte der unerfahrene Bakuraner etwa tatsächlich die Prinzessin auf eine gewisse Weise berührt haben? Der Gedanke war köstlich. Aber die Konsularagentin warsich bewusst, dass diesePartnerwahl weder Zufall noch Gedankenlosigkeit zur Ursache haben würde...
Als der Tanz begann, galt es sich auf den Tanzpartner und die Musik zu konzentrieren. Das Gestech rückte vor. Der langsame Schreittanz ähnelte dem Militärischen, er immitierte aus- und einrückende Regimenter, die sich in strenger Form nach einem Schlachtplan ineinander schoben. Straffe Formen, ein langsamer und anmutiger Marsch zeichneten den Tanz aus. Er war Manius und der Agentin in ähnlicher Form grob vertraut. Mit ein wenig Spicken beim Vorderpaar und diskreten Absprachen sollten sie den Tanz überleben. Was mit Noak Fremyn geschehen würde, war freilich auf ein anderes Blatt geschrieben.
Als die ersten Takte getanzt waren, stellte sich bei Manius Selgroias und der Agentin eine gewisse Schicksalsergebenheit ein. Tatsächlich begannen sie den Tanz als eine Art begrenzte Zeit der Erlösung zu betrachten. Das Tanzparkett war wie ein kleines Refugium. Denn man konnte hier nichts weiter falsch oder richtig machen (sofern man tanzen konnte). Die Politik, die Befehle, die Intrigen, sie fiehlen zum Erstaunen der beiden, rasch von ihnen ab. Wenn auch nur für einige Augenblicke. Als sich Commander und Agentin näher kamen, als sich die Körper streiften, sich berührten, als sich Hände um Hüften und Schultern schmiegten, wurde es dem Commander auch schmerzlich bewusst, wie sehr er sich nach dieser Frau innerlich versehnte. Seit dem "Fehltritt" in der Kabine der Agentin, waren sie sich nicht mehr so nah gewesen. Nun musste er sie führen, berühren, konnte ihren dezenten Duft riechen, die vollen Lippen und die Weiblichkeit unter der perfekt getragenen Uniform belauern. Dieser Ball war ein großer Fehler, daran hatte Manius Selgroias keinen Zweifel mehr. Aber es war ihm für diese Minuten des Tanzes egal. Sollte Noak Fremyn vor die Hunde gehen. Er wollte diese Frau. Und dieser Tanz war die perfekt geschaffene Gelegenheit, es sie wissen zu lassen. Ob es aber dazu kommen würde, hing auch vom Lieutenant ab, der an vorderster Front seinen Mann stehen musste...
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