Cygnus B (Cygnus-System)

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Palast :: Empfangshalle :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - Konsularagentin Jahanna Tebelon - Botschafter Caspar von Milaris - Admiral Ivar Karsteen - Captain Jolene Mirtan - Konteradmiral Gaven Hollter ::

Die Eröffnung des Tanzes verlief nach strengen Regeln, denen sich der Empfang des Königshauses zu Cygnus geschmeidig anpasste. Das Licht wurde angepasst, große Jalousien hoch über den Köpfen öffneten sich und erfüllten die weite Halle unter den Kuppeln mit Sternenlicht. Gleichzeitig glimmten versteckte, kerzenfarbige Lichter in Bodennähe auf. Sacht erleuchteten sich verborgene Transparentflächen zwischen dem Marmorboden, die dem Tanzparkett eine entrückte, fast taumelnde Erhabenheit verliehen und die Arena für die Tanzpaare elegant umrissen.

Nach der sanften Fanfare zur Tanzeröffnung wurde ein alter cygnischer Paartanz zur Klassik eingeleitet. "A Memento - Zum Gedenken" hieß der Tanz. Die Aufstellung verlangte, dass alle tanzwilligen Paare sich in einer langen Reihe aufstellten. Die Tanzmeister wiesen in dem Gewimmel dieses und jenes Paar auf einen angemessenen Rangplatz. Und irgenwo im vorderen Drittel landeten auch Commander Selgorias und die Konsularagentin Hand in Hand. Eifriges Kichern, Rufen und erwartungsvolles Geplaudere erfüllte die Halle, als sich die Tänzer auf Position begaben. Manius Selgorias und Jahanna Tebelon erwarteten die Eröffnung und blickten sich suchend und still fluchend immer wieder um? Wo war Noak Fremyn?

Als die Musik mit den Auftakten begann, kehrte schlagartig Ruhe ein. Die Zweierreihe der Tanzpaare stand akurat auf dem erleuchteten Marmorparkett, umringt von den anderen Gästen. Die Musik legte sich schwer und erhaben über die Festgemeinschaft. Gedehnte Streicher und ausladende Motive kündeten von der ernsten Natur dieses langsamen Schreittanzes. Als letztes Paar wurde dann die Prinzessin von Cygnus an die Spitze der Kolonne geführt. Hälse reckten sich, man tuschelte und alsbald klatsche man auch kurz aber innig, um so der Prinzessin Repekt und Dank für die Anführung des ersten Tanzes zu zollen.

"Das ist die Prinzessin, dort."

Jahanna Tebelon lenkte Manius' Blick an die Spitze der Tanzreihe.

"Sie tanzt mit dem Zeremoniemeister."

"Nein, der Zeremoniemeister führt sie nur an die Spitze. Der tanzt nicht," raunte Manius zurück.

"Und wer..."

Die Frage der Konsularagentin versickerte im Unglauben, als ein zweiter Zeremonienmeister niemand geringeren als Noak Fremyn die lange Reihe von Tänzern entlang zur Spitze begleitete! Das imperiale Tanzpaar fror an Ort und Stelle ein und weder Commander noch Agentin waren in der Lage irgendetwas zu sagen. Ein Getuschel folgte dem Lieutenant der Silver Bullet, das sich wie ein Fahrwasser ausbreitete.

Und tatsächlich: an der Spitze angekommen überreichte der Zeremonienmeister ihre königliche Hoheit an den Lietenant der Silver Bullet. Die Prinzessin glitzerte atemberaubend, in einem ausladenden Kleid aus verspieltem, dunklen und hellen Grün. Die blonden Haare waren zur Hochsteckfrisur gelockt und es glimmten Perlen und goldene Spangen darin auf. An den Händen trug sie seidene Handschuhe, wie auch ein Kragen aus grüner Seide ihren Nacken hoch umschloss. Das Kleid war jedoch so beschaffen, dass es das Dekolleté dem Blick frei gab. Fast weiße Haut gab eine vage Ahnung von der Makellosigkeit ihrer Gestalt. Der strenge Mieder im Kontrast, sprach Bände über das Selbstbewusstsein der designierten Erbin des Sternenimperiums. War sie auf der angeschossenen Confidence noch würdevoll aber klein gewesen, war sie sich hier nun ihrer Herrschaft voll bewusst. Wärend alle Augen auf dem ungleichen Paar lagen, lagen die Augen der Prinzessin jedoch ganz auf dem Lieutenant. Ein Lächeln, brunnentiefe Augen - die Musik beendete den Prolog und die Tanzpaare strafften sich. Die Prinzessin stand dabei nahezu unberührt, ihe Hand sachte in die erhobene Hand des Noak Fremyn gelegt.

"Lieutenant Fremyn. Es ist auch mir eine Ehre."

Sie lächelte, aber es klang auch mahnend. Hätte Noak etwas sagen sollen? Und was noch viel schlimmer war: was sollte er JETZT tun?

Im rückwärtigen Gefechtsraum hatten sich Manius Selgorias und Jahanna Tebelon mit dem Unglaublichen abgefunden. Da waren einfach alle Worte zuviel in diesem Moment. Manius war innerlich erbost und fragte sich immer wieder, was auf der Confidence passiert gewesen sein musste, dass Noak Fremyn zum Tanz geladen wird. Gab es da Aussparungen in den Berichten?!

Jahanna Tebelon war innerlich amüsierter. Sie hatte damals Noak Fremyn als Geleit für die Verhandlung auf der Confidence ausgewählt, weil er von der Aktenlage her fügsam, loyal, handlungsbereit und entbehrlich schien. Und er sah ziemlich gut aus. Scheinbar ging die Rechnung besser auf als erwartet. Sollte der unerfahrene Bakuraner etwa tatsächlich die Prinzessin auf eine gewisse Weise berührt haben? Der Gedanke war köstlich. Aber die Konsularagentin warsich bewusst, dass diesePartnerwahl weder Zufall noch Gedankenlosigkeit zur Ursache haben würde...

Als der Tanz begann, galt es sich auf den Tanzpartner und die Musik zu konzentrieren. Das Gestech rückte vor. Der langsame Schreittanz ähnelte dem Militärischen, er immitierte aus- und einrückende Regimenter, die sich in strenger Form nach einem Schlachtplan ineinander schoben. Straffe Formen, ein langsamer und anmutiger Marsch zeichneten den Tanz aus. Er war Manius und der Agentin in ähnlicher Form grob vertraut. Mit ein wenig Spicken beim Vorderpaar und diskreten Absprachen sollten sie den Tanz überleben. Was mit Noak Fremyn geschehen würde, war freilich auf ein anderes Blatt geschrieben.

Als die ersten Takte getanzt waren, stellte sich bei Manius Selgroias und der Agentin eine gewisse Schicksalsergebenheit ein. Tatsächlich begannen sie den Tanz als eine Art begrenzte Zeit der Erlösung zu betrachten. Das Tanzparkett war wie ein kleines Refugium. Denn man konnte hier nichts weiter falsch oder richtig machen (sofern man tanzen konnte). Die Politik, die Befehle, die Intrigen, sie fiehlen zum Erstaunen der beiden, rasch von ihnen ab. Wenn auch nur für einige Augenblicke. Als sich Commander und Agentin näher kamen, als sich die Körper streiften, sich berührten, als sich Hände um Hüften und Schultern schmiegten, wurde es dem Commander auch schmerzlich bewusst, wie sehr er sich nach dieser Frau innerlich versehnte. Seit dem "Fehltritt" in der Kabine der Agentin, waren sie sich nicht mehr so nah gewesen. Nun musste er sie führen, berühren, konnte ihren dezenten Duft riechen, die vollen Lippen und die Weiblichkeit unter der perfekt getragenen Uniform belauern. Dieser Ball war ein großer Fehler, daran hatte Manius Selgroias keinen Zweifel mehr. Aber es war ihm für diese Minuten des Tanzes egal. Sollte Noak Fremyn vor die Hunde gehen. Er wollte diese Frau. Und dieser Tanz war die perfekt geschaffene Gelegenheit, es sie wissen zu lassen. Ob es aber dazu kommen würde, hing auch vom Lieutenant ab, der an vorderster Front seinen Mann stehen musste...

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Palast :: Empfangshalle :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - Konsularagentin Jahanna Tebelon - Botschafter Caspar von Milaris - Admiral Ivar Karsteen - Captain Jolene Mirtan - Konteradmiral Gaven Hollter ::
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Palast || Empfangssaal || Lieutenant Noak Fremyn und die anderen Imperialen (Commander Selgorias, Konsularagentin Tebelon und Botschafter Caspar von Milaris); daneben zahlreiche Gäste der Oberschicht von Cygnus]

Sehr gut, Lieutenant Fremyn.“ bestätigte die blonde Mittdreißigerin. „Sie wissen ja, es ist nicht schlimm einen Fehler zu begehen. Es ist nur schlimm ihn zu wiederholen.“ Der imperiale Offizier beruhigte sich merkbar, nun da er wieder in bekannten Gewässern war und es brachte Erinnerungen bei ihr zurück, als sie selbst jung und unerfahren war. Es schien eine Ewigkeit her. „Ich habe auch lieber das Deck eines Schiffs unter den Füßen als den Marmor eines Ballsaals, aber mit dem Rang kommt auch eine politische Verantwortung und Funktion.“ Jolene zuckte nonchalant mit den Schultern und meinte heiter: „Man muss einfach die guten Aspekte zu schätzen wissen. Nirgends kann man so gut essen wie auf offiziellen Anlässen und im Vergleich zu Rationsriegeln oder dem was die Kombüse hergibt, ist das Essen hier eine Offenbarung. Und auf die Getränke komme ich lieber erst gar nicht zu sprechen. Wenn man lange genug an solchen Anlässen teilnimmt wird man zum Connaisseur und weiß es durchaus zu schätzen.“

Die frohe Natur von Captain Jolene Mirtan erhielt unversehens einen Dämpfer als sie sich Commandant Aden Roice und Ziel seiner Schritte gewahr wurde. Der Comte der Silbernen Seen war nicht gerade für seine Subtilität bekannt, sondern hatte in der Vergangenheit schon einige Duelle provoziert, um empfundene oder reale Gegenspieler aus dem Weg zu räumen. Seine aufgesetzte Freundlichkeit konnte die Stabschefin nicht einen Moment täuschen, er sondierte unzweifelhaft den jungen Lieutenant und ob er nicht eine Bedrohung für sein Werben um die Hand der Prinzessin darstellte. Wenigstens war Noak Fremyn von einfacher Geburt und eine solche Verbindung war nahezu undenkbar. Auf der anderen Seite wusste Jolene Mirtan auch, dass ihre königliche Hoheit Illriana Anara II. Samick, aber auch was ihr gefiel. Und was ihr gefiel bekam sie im Regelfall auch. Dass sie sich durchsetzen konnte, auch gegen ihren Vater und diversen Kontrahenten im Adel dürfte seit dem Bruch der patriarchischen Traditionen bei der Thronfolge auch für den begriffsstutzigsten politisch Interessierten erkennbar sein.

'Alles in Allem sollte Lieutenant Fremyn aber einigermaßen sicher sein.', dachte sie eben noch, als sich der Ballsaal wandelte für den ersten Tanz des Abends, erkennbar nicht nur am gedämmten Licht, sondern dem ganzen Drumherum, dass solche Anlässe so besonders machten. Der Prunk des Königshauses.
Als sich die Menge teilte, um die Kronprinzessin geführt vom Hofmarschall zu präsentieren, kam Jolene Mirtan nicht umher zu bemerken, dass das atemberaubende Antlitz der Prinzessin eben jenen Effekt auf Comte Aden Roice und Lieutenant Noak Fremyn hatte. Was danach passierte raubte jedoch der schmunzelnden Blondine den Atem. Den ersten Tanz des Abends würde die Thronfolgerin mit einem einfachen, rangniederen Offizier einer fremden Macht begehen. Das Getuschel in den Reihen nahm zu und schwoll zu einem sanften Hintergrundrauschen an, das erst vom aufspielenden Orchester übertönt werden sollte. Dem (Un-) Glücklichen Noak Fremyn raunte sie noch ein gehetztes „Bierkastengrundschritt“ zu und hoffte, dass er damit etwas anfangen konnte. Es war ein vergleichsweise einfacher Tanz, wenn man die Schritte adaptierte.


In der Hoffnung, dass der Lieutenant nicht nur in Gefechtssituationen anpassungs- und lernfähig war, betrachtete sie das Minenfeld, in das er gerade hineinmanövriert wurde. Danach kamen jedoch die skeptischen Gedanken. Wenn die Tanzpaarung der Kronprinzessin schon länger feststanden, weshalb war der Comte dann geladen? Einem Flüchtingen Seitenblick konnte die Captain der cygnischen Flotte auch entnehmen, dass Aden Roice die Zornesröte ins Gesicht wanderte und die Finger der linken Hand sich um den Griff seines Rapiers, den er links trug, gelegt hatten und die Fingerknöchel dabei deutlich hervortraten. Das würde kein gutes Ende nehmen.
Um die Tanzfläche versammelten sich mehr und mehr Zuschauer während die Tanzpaare ihre Aufstellung einnahmen. Jolene Mirtan nutzte die Gelegenheit, um sich im ersten Stock eine Balustrade zu suchen von der aus sie die Lage überblicken konnte. Vielleicht auch wie das Desaster seinen Lauf nahm. Entgegen ihrer Erwartung schien der imperiale Botschafter jedoch äußerst gut gelaunt. Hatte er die Finger im Spiel? Einen Gedanken den sie für später aufheben und mit Admiral Karsteen teilen musste. Der erste Takt erklang und die Augen der Mächtigen lagen auf Kronpinzessin Illriana Anara II. Samick und Lieutenant Noak Fremyn.

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Palast || Empfangssaal || Lieutenant Noak Fremyn und die anderen Imperialen (Commander Selgorias, Konsularagentin Tebelon und Botschafter Caspar von Milaris); daneben zahlreiche Gäste der Oberschicht von Cygnus]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Palast || Empfangssaal || Lieutenant Noak Fremyn und die anderen Imperialen (Commander Selgorias, Konsularagentin Tebelon und Botschafter Caspar von Milaris); daneben zahlreiche Gäste der Oberschicht von Cygnus]

Mit klopfendem Herzen, schweißnassen Händen und fahler Blässe im Gesicht folgte Imperiale dem Zeremonienmeister durch die Massen an Gästen. Irgendwie wirkte er mehr wie ein Todeskandidat, der auf den letzten Metern zu seiner Hinrichtung war, als der Favorit der Prinzessin, der vor der cygnischen Gesellschaft einen Tanz zu bestreiten hatte. Ja, unter anderen Umständen – zum Beispiel bei einem vollkommen harmlosen Erntefest – hätte sich der junge Lieutenant wohl über solch eine Einladung gefreut. So aber kämpften nun in seinem Inneren Widerwillen und Pflichtbewusstsein miteinander – und ein richtiger Sieger war momentan nicht abzusehen. Immer mehr Gäste passierte er, während er sich in Gedanken die Frage stellte, ob er überhaupt eine Wahl hatte. Allem Anschein nach schien bei ihm am Ende doch der disziplinierte Hang zur Erfüllung der Pflicht zu gewinnen.

Bei seinem Gang zur Mitte der Tanzfläche achtete der perplexe Noak nicht darauf, dass die anderen Gäste schon längst auf dem Parkett Aufstellung genommen hatten. Unter ihnen befanden sich sogar der befehlshabende Commander der Eingreifgruppe, Manius Selgorias, und dessen Konsularagentin, Jahanna Tebelon. Genau in dem Augenblick als er – ausnahmsweise – den Blick vom Boden erhob und die Prinzessin plötzlich in ihrem ausladenden Kleid erblickte, schluckte er unmerklich. Was für eine Schönheit! Eigentlich hätte der Bakuraner, der aus sehr einfachen Verhältnissen kam, in diesem Moment der glücklichste Mann der gesamten Galaxie sein müssen. Doch statt purer Freude oder gar brennender Leidenschaft verspürte er bloß ängstliche Nervosität. Nein, diese Situation war ihm aus unterschiedlichsten Gründen einfach nur unangenehm.

Die Blicke der cygnischen Gesellschaft konnte er ganz deutlich auf sich spüren. Unfreiwillig war er zum Mittelpunkt der Veranstaltung geworden, was die eigene Aufregung in ihm schlussendlich bloß noch mehr nährte. Im gleichen Atemzug nahm er die Musik, die gespielt wurde, nur als eine dumpfe Taktfolge war, die in seinem Kopf irgendwie chaotisch wirkte. Bevor ihn der Zeremonienmeister – mit dem üblichen Tamtam – an die Prinzessin übergab, versuchte Noak noch einmal alle Gedanken zu ordnen und sich von dem bezaubernden Anblick der cygnischen Thronfolgerin nicht zu sehr den Atem rauben zu lassen. Jedoch war das Vorhaben von keinem besonderen Erfolg gekrönt. Mochten Männer wie Commander Selgorias oder Commander Aaronson mit solchen Situationen erfolgreich umgehen können, er gehörte anscheinend nicht zu diesem Schlag. Dennoch widerstand er weiterhin dem innerlichen Drang einfach zu flüchten. Zu viel stand für das Imperium auf dem Spiel!

Mit einer Stimme, die im selben Augenblick sowohl freundlich als auch ein wenig mahnend klang, sagte die Prinzessin zu dem einfachen Imperialen:
„Lieutenant Fremyn. Es ist auch mir eine Ehre.“

Reflexartig schluckte Noak im ersten Moment nur. Sollte er etwas sagen? Oder einfach nur nicken? Niemand hatte ihn auf so eine Lage vorbereitet. Wahrscheinlich hatte niemand – genauso wenig wie er – damit gerechnet, dass er an diesem Abend letztendlich so präsent sein würde. Ein Tanz mit der Prinzessin? Nein, das hätte eher Commander Selgorias' Job sein müssen – da war sich der Imperiale felsenfest sicher. Weitere Gedanken konnte er an diese Problematik aber nicht verschwenden, da auf einmal die Musik mit einer tiefen Inbrunst einsetzte und sich das Meer aus wohl gekleideten Gästen zu bewegen begann. Schritt für Schritt machte der Bakuraner. Dabei presste er sich unwillkürlich an den zierlichen Leib der blonden Thronfolgerin. Hin und wieder kamen ihm kurze Erinnerungsfetzen an irgendwelche Tanzstunden in den Sinn. Sogar die lieb gemeinten Ratschläge seiner fernen Mutter schien er in diesem Moment, wo er gemeinsam mit der Prinzessin über das blanke Parkett wirbelte, zu hören.

Es schien einem kleinen Wunder gleichzukommen, aber mit jedem Schritt gewann der Uniformierte an Sicherheit hinzu zu gewinnen. Schon nach ein paar Minuten konnte er der Schönheit tatsächlich in die Augen sehen, sein Griff wurde ein wenig fester und nach Außen hin konnte man womöglich den Eindruck gewinnen, dass er wirklich führte. Sein Herz klopfte noch immer, keine Frage, aber in diesen Sekunden schien die bisherige Nervosität wie weggeblasen zu sein. Er nahm sogar die Musik, die gespielt wurde, bewusst wahr. Sie war nicht mehr die dumpfe, chaotische Taktfolge von vorhin, sondern folgte in der Tat einem nachvollziehbaren System. Mit Erfolg schien Noak Fremyn also die Hürden und Hindernisse zu umschiffen, die dieser Tanz einem Laien, einem Außenwelter bot. Doch genau in diesem Augenblick – als sich der Imperiale in seiner Rolle wohlzufühlen begann – packte ihn auf einmal unsanft eine Hand an der rechten Schulter und riss ihn grob von der Prinzessin weg.

Empörtes Geschrei war in den Reihen der Gäste zu hören, die Musik setzte mit einem Mal aus und dafür erklang plötzlich das laute Getrampel schwerer Soldatenstiefel. Bevor Noak alle Sinne wieder beisammen hatte, umringten ihn – und eine weitere Person – ein ganzer Trupp prächtig gekleideter Soldaten. Grimmige Mienen blickten auf ihn drein. Mit einem Mal fühlte er sich klein, verwundbar und schutzlos. Was war bloß passiert? Noch vollkommen perplex, weil man ihn so unsanft aus der vorherigen Situation gerissen hatte, konnte er im ersten Moment keine einzige Stimme verstehen, die auf ihn einredete. Nur den recht wüsten Ton; den empörten Zorn in den Stimmen interpretierte sein Gehirn – aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen – richtig. Erneut drängte sich in ihm die Nervosität ins Rampenlicht. Ein „Knoten“ in seinem Kopf blockierte sein komplettes Denken. Was ging hier bloß vor sich? Jämmerlich, einfach nur jämmerlich musste der junge Bakuraner in diesem Moment auf die Gäste wirken, die einen Blick über die Schultern der muskulösen Soldaten werfen konnten.

Die ersten verständlichen Worte kamen von einem schnauzbärtigen Mann, der allem Anschein nach eine zeremonielle Rüstung trug. Mit tiefer Stimme befahl der Fremde:
„Führen Sie den Comte und den Imperialen unverzüglich auf die Terrasse!“ Danach wandte er sich an einen Begleiter: „Aspirant Nasscal, Sie gesellen sich zur Prinzessin. Zeremoniemeister...“

Mehr konnte Noak nicht mehr hören, da man ihn – etwas unsanft – zum Gehen bewegte. Neugierig blickten die cygnischen Gäste auf ihn und Comte Roice, die man ohne Umwege zur rückwärtigen Terrasse führte. Anhand der recht prunkvollen Rüstungen und den dunkelgrünen Umhängen konnte der Bakuraner bloß raten, dass es sich dabei um die königliche Palastwache handeln musste. Zwar hatte er auf irgendwelchen Holo-Aufnahmen mal die Garde Seiner Majestät gesehen, aber sehr viele Ähnlichkeiten herrschten zwischen diesen beiden Versionen nicht. Höchstens ihr Eifer, ihre Treue und der grobe Umgang mit Personen, die ihnen ein Dorn im Auge waren, möchte womöglich gleich sein. Nachdem ein Soldat die gläserne Flügeltür geöffnete hatte und dem Imperialen ein kalter Wind entgegen gewehrt war, stieß ihn ein anderer Gardist noch einmal in den Rücken, um ihn ein wenig schneller nach Draußen zu befördern. Dort fing er sich sogleich den giftigen Blick des Kavalleristen ein. Jedoch kam dieser nicht mehr dazu, etwas zu sagen, weil plötzlich der Schnauzbärtige ebenfalls ins Freie trat.

Im grimmigen Ton fragte er:
„Was bei den siedenden Höllen von Cygna geht hier vor? Comte, Ihr seid ein Mann der Krone! Was sollte das?“

„Meine Begleiter und ich haben gesehen wie dieser Außenwelter die Ehre, mit unserer Thronerbin tanzen zu dürfen, schamlos ausnutzte und sie unsittlich berührte!“
, entgegnete Commandant Aden Roice anklagend. Erst jetzt bemerkte der Lieutenant, dass bei dem Kavalleristen das edle Monokel fehlte. „In solchen Fällen ist es meine Pflicht, Sire, einzuschreiten!“

Unverzüglich richtete der Schnauzbärtige seinen Blick auf Noak. Gnadenlose Verachtung flammte in dessen Augen auf. „Können Sie diese schwere Anschuldigung widerlegen, Lieutenant?“

„Un... unsittliche Berührung?“, fragte der Imperiale stammelnd.

Es war nun Roice, der einwarf:
„Ich fordere im Namen der Prinzessin und in meinem – immerhin hat man mich noch nie von einem Ball abgeführt! – Wiedergutmachung durch ein Duell!“

„Ein Du... Duell?!“, nun war der Bakuraner vollkommen perplex.

Der Schnauzbärtige schnaubte, wog anscheinend die Gedanken ab und sagte dann:
„Nun gut. Damit dürfte man die Sache – vorerst – bereinigen können. Morgen um Mitternacht erwarte ich Sie beide mit Ihren gewählten Sekundanten am königlichen Friedhof. Meine Wenigkeit wird den Neutralen stellen und Docteur Bynar, der Leibarzt Seiner Majestät, wird ebenfalls anwesend sein.“ Sein Blick glitt erneut zu Noak. „Ein Nichtauftauchen gilt als schwere Ehrverletzung und zieht weitreichende Konsequenzen nach sich! Informieren Sie mich über Ihre Sekundantenwahl. Ich bin Colonel Avvin Evir Novan, Kommandant der königlichen Garde.“

Mit großen Augen sah der Bakuraner dem breitschultrigen Offizier nach als dieser – gemeinsam mit seinen Männern und dem Comte – die Terrasse verließ. Was hatte er sich da bloß eingebrockt? Kurz ruhte sein Blick auf Commander Selgorias und Konsularagentin Tebelon, dann musste er sich rasch eine Brüstung zum Festhalten suchen. Ein Duell? Er hatte noch nie um Leben und Tod gekämpft – also abseits vom Schlachtfeld. Wie verhielt man sich in solch einer Situation? Welche Regeln hatte er zu beachten? Und wer sollte sein Sekundant werden? Mental war Noak vollkommen überfordert, weshalb ihm drohte ohnmächtig zu werden. Schon ließen die Beine ein bisschen nach. Nein, für ihn wäre es besser gewesen, wenn er auf dem Kanonenboot – in Sicherheit – geblieben wäre. Das hatte er nun verstanden...

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Palast || rückwärtige Terrasse || Lieutenant Noak Fremyn Commander, Selgorias und Konsularagentin Tebelon; daneben ein paar neugierige Schaulustige]
 
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Ein Quartier in den oberen Stockwerken :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn ::

Der Ball war vorrüber. Tiefe Nacht lag über den königlichen Gärten und Anwesen. Nach dem unfassbaren Debakel auf dem Ball standen die Chancen gut, dass zur Morgenstunde das ganze Sternenimperium nur noch über ihre Prinzessin, einen Imperialen und einen Comte sprechen würde. Doch Commander Selgorias, derzeit verantwortlich für die schüchternen außenpolitischen Bande bis zum Eintreffen der 3. Gefechtsflotte, war das alles andere als eine Erleichterung. Genaugenommen hätte er sich grade in diesem Moment, als er durch die Lift-Tür in das bereitgestellte Appartement des Noak Fremyn trat, die gesamte Gefechtsflotte gerne hinter sich gewünscht.

Nach dem drastischen Einschnitt auf dem Ball waren die Feierlichkeiten noch zu Ende geführt worden, befeuert durch die Ergötzlichkeit fremden Schadens. Die Imperialen hatten sich nach der Duellforderung jedoch zurückgezogen. Commander Selgorias hatte darauf bestanden. Aus verschiedenen Gründen. Die Gastgeber waren Umsichtig genug gewesen den fünf Imperialen einen Gästebereich für die Nacht und den kommenden Tag zur Verfügung zu stellen. Die beiden Flottensoldaten hielten auch Flurwache. Das üppige Appartment, in welches man Noak Fremyn gesperrt hatte, war ausladend, mit berauschendem Fernblick in die Nacht. Am Himmel glitzerten die Werftanlagen. Irgendwo dort oben kreuzte die 417. Korvettendivision. Doch dafür hatte Commander Selgorias keinen Sinn. Er trat aus dem Lift in das Appartment und suchte mit wölfischen Sinn den Quell allen Unmuts. Er fand ihn in Gestalt des Lieutenant zwischen Samtsofa und Plexiplast-Panorama unschlüssig stehen. Tatsächlich war dies das erste Mal, dass beide Soldaten alleine waren.

"Lieutenant!", bellte Commander Selgorias wütend in Richtung Noak und hielt auf ihn zu.

"Schielen sie nicht auf den verfluchten Aufzug! Es kommt niemand nach! Agentin Tebelon verhandelt grade eben in diesem Moment um ihren Kopf, und ihre verfluchte Karriere! Sie kommen hier nicht raus!"

Da war er ran, der aufbrausende Anaxsi, und packte Noak am Kragen. Unwirsch sträubte sich das wilde Haupthaar und der Schnauzer im Zorn des Imperialen, als er dem Lieutenant ganz ungeziert die Leviten las:

"Stimmt das?! Das mit dem Angrabschen?"

Keine Reaktion zuerst, dann Anzeichen der Abwehr. Ein Kopfschütteln, das Suchen nach Worten. Der wütende Commander lies ihm noch keine Zeit zu antworten, aber er las die Reaktion des Lieutenant. Mit solch einer Blödheit hatte er auch nicht gerechnet, dass dieser glücklose Einfaltspinsel aus Bakura die Thronerbin tatsächlich unschlicklich angelangt haben würde. Manius atmete scharf durch und lies Noak vom Kragen los. Die Stimme war jedoch kein bißchen gemäßigter. Sie hallte im kühlen Appartment wieder, ignorierte den lieblichen Takt einer modernen Standuhr:

"Sie haben keine Ahnung! Verflucht nochmal! Haben Sie niemals gelernt wohl begründet 'Nein' zu sagen?"

Ausladende Gesten in die Umgebung.

"Sie hätten schon der Tebelon von Anfang an den Dienst verweigern sollen! Das würde sich rückblickend immer noch besser machen in ihrer Akte, als das was jetzt kommt."

Mit starker Geste deutete Manius auf sich selbst.

"Man erwartet von mir, dass ich diese ganze beschissene Cygnus-Situation hier so löse, dass wir alle - sie, ich, die 417te, die Admiral - mit klarem Gewinn aus der Sache rausgehen! Jetzt sieht die Lage so aus, dass wir mitten drinstecken in dem innenpolitischen Misthaufen!"

Der Wüterich sammelte sich etwas und setzte gradlinig nach:

"Sie werden das Duell fechten, Lieutenant. Für die Prinzessin, für die 417te. Das ist der einzige Weg. Ich hoffe sie haben wenigstens kapiert, was da vorhin wirklich vorgefallen ist. Ich werde sie da nicht rausboxen. Die Prinzessin hat nämlich SIE ausgewählt, und jetzt steht das Duell auf Wort gegen Wort. Das ist im Adel wie ein Gottesentscheid. Wenn Sie kneifen oder ich Sie aus der Schusslinie nehm', dann wird das der königlichen Hoheit einen Strick drehen. Der Comte hat dann in aller Munde recht, und die Prinzessin gilt als Flittchen, das mit grabschenden Imperialen kokettiert und nicht die geringste Menschenkenntnis hat. Von unserem Rufschaden reden wir mal besser gar nicht! Das können wir uns auf keinen Fall erlauben. Wenn also kein Wunder geschieht und das Königshaus dieses Duell nicht verbietet, dann werden wir das hier mit imperialer Härte durchziehen. Sie machen den Comte fix und fertig oder sie sind am Ende, Fremyn."

Punkt.

"Mann, Mann,... Lieutenant. Ich hoffe sie wissen, dass sie der Prinzessin damit wahrscheinlich einen riesen Gefallen tun. Die hat sie sauber um den Finger gewickelt und zu ihrem Werkzeug gemacht. Ich würde meinen Bart verwetten, dass sie genau wusste worauf es hin läuft und den Comte als Buhler auf den Tod nicht abkann..."

Commander Selgorias ließ ab vom Lieutenant und ging zur Edelholzbar, die, umrahmt von weißem Design, die große Lounge halbkreisförmig durchschnitt. Dort nahm er zwei Kristallgläser und den erstbesten Schnapps den die Bar hergab. Gurgelnd füllte sich honigfarbener Quell in die glitzernden Gläser. Manius wandte den breiten Rücken Noak zu, als er die Gläser aufnahm. Die nächsten Worte waren erstaunlich milder und leiser gesprochen. Der zornige Selgorias war vorerst abgeraucht.

"Selbstverständlich sekundiere ich Ihnen persönlich."

Gemessen am Säbel und dem Tonfall, sagte Manius das wohl nicht zum ersten Mal im Leben. Als er Noak einen der Gläser auf einen Beistelltisch platzierte, war durchaus etwas Symphathie in den Augen des Commander zu erkennen, auch wenn er den Kopf noch immer über alles schüttelte.

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Ein Quartier in den oberen Stockwerken :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn ::
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn und Commander Selgorias]

Die aufbrausende Art, die Commander Selgorias in dem bereitgestellten Quartier für die Imperialen auf einmal an den Tag legte, war eine Seite, die der rangniedere Bakuraner bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekannt hatte. Eingeschüchtert von diesem gewaltigen „Sturm“ kam ihm kein einziges Wort – rechtfertigend wie entschuldigend – mehr über die Lippen. In was für eine Situation hatte er sich da nur unbewusst hinein manövriert? Hilflos, vollkommen hilflos kam sich Noak vor. Wer könnte ihm nur so übel mitspielen? Und aus welchem Grund eigentlich? Während der Anaxsi nun seinem Ärger ungehindert Luft machte, sah er beschämt zu Boden, ließ die Strafpredigt still über sich ergehen und machte sich innerlich schon dafür bereit, dass man ihm bei seiner baldigen Rückkehr auf die „Silver Bullet“ alles andere als glücklich empfangen würde – sofern er das Duell mit dem Comte überhaupt überleben sollte.

Bei diesem Gedanken drehte es dem Lieutenant sprichwörtlich den Magen um. Sein Gesicht wurde automatisch blasser. Eine Wahl, die Herausforderung anzunehmen oder nicht, ließ man ihm nicht – das sah selbst der ihm vorgesetzte Kommandant der „Gladius“ so. Er musste sich auf dem Friedhof also tatsächlich dem cygnischen Adligen stellen. Hörbar schluckte er. Weder hatte er irgendwelche Erfahrungen in solchen Dingen, noch war er ein guter Kämpfer. Er stammte immerhin von Farmern auf Bakura ab! Nervös fuhr er sich durch das schwarze, lockige Haar als Commander Selgorias auf einmal selbstbewusst bestimmte, dass er am morgigen Tag als Sekundant fungieren würde. In dieser Sekunde wusste der Zweite Offizier des corellianischen Kanonenbootes nicht, ob ihm ein Stein vom Herzen fiel oder ob er eine neue Last schultern musste. Doch konnte er dem Vorgesetzten einfach so widersprechen? Gab es in der ganzen Eingreifgruppe irgendeinen adäquaten Ersatz? Der Säbel, den der Anaxsi zu seiner Galauniform getragen hatte, sprach schließlich schon für ihn.


„Ich... ich bin Ihnen dankbar... sehr dankbar, Sir“, stammelte Noak ziemlich nervös und brach damit sein Schweigen. „Und... und ich möchte Ihnen versichern, dass ich mich gegenüber der Prinzessin in keinem Fall unsittlich verhalten habe.“

Unsicher machte er einen Schritt auf den schnauzbärtigen Commander zu. Mochte er zu Beginn der Mission keinerlei Meinung über den Kommandanten der „Gladius“ gehabt haben, so strotzte dieser seit seinem heftigen Gefühlsausbruch nur so vor Autorität. Instinktiv hatte Noak schon Commander Aaronson, den ehemaligen Befehlshaber der „Silver Bullet“, vom Thron geholt und prompt durch Manius Selgorias ersetzt. Schließlich schützten ihn allein dessen Fürsprache und Unterstützung vor einer unehrenhaften Entlassung; womöglich sogar vor dem Tod! Obwohl das Appartement, das man den Imperialen zur Verfügung gestellt hatte, eigentlich ziemlich groß war, kam es dem Bakuraner in diesem Moment viel mehr wie eine zu klein geratene Zelle vor. Selbst der recht dezente Prunk, den das Mobiliar besaß, beeindruckte ihn – bedingt durch seine momentane Verfassung – nicht. Er war einfach zu verstört und zu nervös. Beiläufig wischte er die schweißnassen Hände an seiner dunklen Uniformenhose ab. Gleichzeitig entschloss er sich noch eine Kleinigkeit anzusprechen.

„Sir, da wäre aber noch eine Sache...“, begann der menschliche Lieutenant zaghaft. Schon allein die Körperhaltung, die er dabei einnahm, deutete auf nichts Gutes hin. „Ich habe noch nie einen Säbel in der Hand gehabt... Glauben Sie also wirklich, dass ich es mit dem Comte aufnehmen kann?“

Erwartungsvoll sah er den anderen Uniformierten an, suchte in dessen braunen Augen sogleich nach einem Hoffnungsschimmer. Jedoch konnte er in dem Gesicht des anderen auf Anhieb leider nichts genaues erkennen. Sollte Noak also blind auf seine neue Loyalität vertrauen? Sollte er ernsthaft die Entscheidung allein dem Commander überlassen? Wohl fühlte er sich in diesem Moment nicht. Der Zweite Offizier der „Silver Bullet“ war schlicht zu sehr gewöhnt, dass er sich im Ernstfall auf seine Instinkte verlassen konnte – und die plädierten noch immer für einen schnellen Rückzieher. Bevor eine Antwort gegeben werden konnte, klopfte es plötzlich an die Tür. Mit entschuldigender Miene trat einer der beiden Wachposten ein, salutierte kurz und teilte Commander Selgorias anschließend mit, dass Captain Mirtan erschienen sei und um Einlass bitte. Folgte nun der nächste Schlag? Noaks ängstlicher Blick ruhte auf dem Befehlshaber der kleinen Eingreifgruppe.

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn und Commander Selgorias]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn, Commander Selgorias und Captain Mirtan (NPC)]

Mit strammen Schritten trat Captain Jolene Mirtan ein, als die imperialen Wachsoldaten ihr die große Flügeltyp zum Gästehaus öffneten. Dennoch haftete ihr nichts Gehetztes, wenngleich aber Dringliches an. „Die Herren Offiziere.“, nickte sie freundlich und kam nicht umher zu bemerken, dass man sich ein Glas Alkohol erlaubte. Was nur zu nachvollziehbar war. „Admiral Karsteen, bat mich nach ihnen zu sehen und zur Seite zu stehen. Insbesondere im Hinblick auf das Duell. Sollte Lieutenant Fremyn keinen Sekundanten finden, werde ich die Rolle ausüben. Dennoch wäre es politisch geschickter, wenn das galaktische Imperium selbst diese Rolle ausfüllt.“ Zumal die Sache noch brisanter würde. Nur mit Mühe konnte sich die Blondine ein Seufzen verkneifen, aber Pflicht war nunmal Pflicht.

Ihre königliche Hoheit entsendet ihre besten Grüße.“ Nun nahm sie den etwa 130 Zentimeter langen und etwa 20 Zentimeter breiten und 10 Zentimeter tiefen Holzkasten unter ihrer Schulter hervor, öffnete die Schnallen und präsentierte den Inhalt Lieutenant Fremyn und Commander Selgorias. In rotem Samt ruhte eine gerade, schlanke und zweischneidige Klinge mit sehr spitzem Ort. Dass die Waffe wohl mehr wert war, als der junge Leutnant in einem Jahrzehnt verdiente, machten vor allem die schwarz-goldenen Verzierungen und für den Kundigen, die hervorragend gefertigte Klinge und Griff, der ausgezeichnet in der Hand lag, deutlich. Neben dem kostbaren Rapier ruhte die fast schlicht wirkende Schwertscheide, aus dunklem, alderaanischen Kriinholz, überzogen mit corellianischem Leder. Fast als wolle man unterstreichen, dass es sich hierbei nicht um eine Zierwaffe, sondern um eine Kampfklinge handelte. „Kronprinzessin Illriana Anara die Zweite ihres Namens wünscht ihnen dieses Geschenk zu machen und erwartet ihren Triumph im Duell gegen Comte Roice.“Dass die Prinzessin vermutlich nicht ganz unschuldig am Dilemma des jungen Offiziers war, konnte man nicht von der Hand weisen. Aber in gewisser Weise offerierte sie den Imperialen hiermit auch ihre Unterstützung. Oder hatte sie vielleicht gar einen Narren an Noak Fremyn gefressen?

Ich sollte ihnen das besser nicht mitteilen, aber ich denke ich bin es ihnen schuldig.“, meinte sie nach kurzem Zögern. „Kurzweilig zogen einige Berater auch eine Entschuldigung, mit dem Überreichen der Klinge, in Betracht. Allerdings sprach sich ihre königliche Hoheit vehement dagegen aus, da weder Lieutenant Fremyn, noch sie selbst sich etwas zu Schulden kommen haben. Dennoch wird es unvermeidbar sein, dass sie das Duell ausfechten. Zumal der Comte darauf besteht und ihnen und dem galaktischen Imperium sonst ein maßgeblicher Ehr- und Vertrauensverlust entgegensteht.“ Der Blick der Stabschefin nahm einen nachdenklichen, mitfühlenden Ausdruck an, als sie Noak die Schatulle entgegenstreckte. „Ich befürchte es geht hier längst nicht mehr um sie Lieutenant Fremyn, sondern beiden große Fraktionen sehen es als Möglichkeit sich in eine bessere Ausgangslage zu manövrieren. Und ihr Botschafter steckt mittendrin, meines letzten Kenntnisstandes nach versucht er das Duell um 12 Stunden zu vertagen, so dass sie sich gegen Mittag duellieren.“ Weshalb, war Captain Jolene Mirtan nicht bekannt.

Mit einem wehmütigen, bedauernden Schmunzeln fügte sie leise ihre eigene Meinung noch hinzu. „Ich bedauere zutiefst, dass sie das Sternenimperium so erleben. Wir waren mal ein Garant für Sicherheit in der Region und nun, wo man eigentlich ob der Gefahren unserer Zeit zusammenstehen müsste, destabilisieren wir uns selbst.“

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn, Commander Selgorias und Captain Mirtan (NPC)]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn, Commander Selgorias und Captain Mirtan]

Noak schluckte hörbar als er sah was sich in dem länglichen Holzkasten befand, den Captain Jolene Mirtan mitgebracht hatte. In blutrotem Samt ruhte darin ein einzelnes Schwert mit schmaler Klinge, spitzem Ort und einem überaus reich verzierten, goldenem Heft. Demzufolge konnte es sich nur um einen Gegenstand von solch immensen Wert handeln, das einem neutralen Betrachter jedes Wort im Halse stecken bleiben musste. 'Wahrscheinlich ist das Ding mehr wert als die gesamte Farm meiner Großeltern', dachte der Bakuraner und sein Gesicht wurde bleich, sehr bleich. Erneut musste er sich tatsächlich fragen in was für eine Lage er da überhaupt geraten war. Wer spielte bloß so ein überaus niederträchtiges Spiel mit ihm? Sein Herz, das zuvor schon in den Keller gerutscht war, sank just in diesem Moment noch etwas tiefer.


„Ma'am, ich bin Ihnen – und der Kronprinzessin natürlich auch – wirklich äußerst dankbar, aber...“, fing Noak verlegen an als sich die Gelegenheit dazu bot irgendetwas einwerfen zu können. „... aber ich habe wirklich keine Ahnung wie man so ein Ding benutzt.“

Unsicher zeigte der junge Bakuraner auf das prunkvolle Schwert. Womöglich mochten so berühmte Militärakademien wie die Zitadelle auf Anaxes das „Fechten“ (fakultativ) auf dem Lehrplan haben, Bakura legte in der Ausbildung seiner System- und Sektorstreitkräfte keinen Wert darauf. Hier stand allein die Bekämpfung von kriminellen Subjekten und Gefahren aus den Unbekannten Regionen im Vordergrund. Demzufolge war Noak in der Tat ein Anfänger, ein blutiger Anfänger. Peinlich berührt sah er von der blonden Captain zu Commander Selgorias. Konnte man überhaupt noch die Tatsache abwenden, dass er seiner Einheit sowie dem Imperium Schande bereiten würde? Schließlich dürfte sein Herausforderer, Comte Roice, sehr wohl Erfahrungen im Duell besitzen. Nochmals konnte man deutlich hören wie der Lieutenant schluckte. Die Lage sah schlecht, sehr schlecht für ihn aus.

Just in diesem Moment erzählte ihnen die cygnische Offizierin davon, dass man versuche das Duell um weitere zwölf Standardstunden – auf Mittag! – zu verschieben. Unwillkürlich erschrak der junge Imperiale. Sollten ihm etwa noch mehr Leute beim Verlieren zusehen? Es war für ihn schon äußerst erstaunlich, dass man im Sternenimperium das Duellieren tolerierte … oder gar akzeptierte. Standen solche Kämpfe nicht unter irgendeinem Verbot? Obwohl Noak eigentlich Stärke zeigen wollte, ließ er sich in einen nahen, gepolsterten Sessel fallen. Nein, die ganze Sache konnte einfach nicht gut für ihn enden. Hier hatte sich scheinbar das komplette Universum gegen ihn allein verschworen. 'Sollte ich ein wenig Glück haben, flickt mich am Ende irgendein Arzt wenigstens zusammen.' Erneut fiel sein Blick auf den Holzkasten samt Inhalt. Trieb ihn nicht das riesige Vertrauen der wunderschönen Prinzessin an?


„Der Comte wird mich – warum auch immer – in tausend Stücke zerteilen“, murmelte der schlanke Lieutenant entmutigt, gefolgt von einem Seufzer. „Ich hätte auf der 'Silver Bullet' bleiben sollen … eindeutig.“

Konnte man als jemand, der nicht aus Cygnus' höchster Gesellschaftsschicht entsprang, überhaupt nachvollziehen was hier gerade tatsächlich vor sich ging? Noak, der kein dickes Dossier über diese Regionalmacht gelesen hatte und auch so kein großes Interesse an der Politik besaß, fühlte sich auf alle Fälle mit jeder neuen Erkenntnis noch ein kleines Bisschen mehr entmutigt. Spätestens seit man den verhängnisvollen Ball verlassen hatte, ließ er beispielsweise die Schultern hängen. Orientieren konnte er sich momentan bloß an dem ranghöchsten imperialen Offizier vor Ort, Manius Selgorias – und selbst dieser schien überfordert zu sein. Mehr und mehr schwand die eigene Hoffnung. Hatte man sie unwissentlich in eine Schlangengrube entsandt? Glücklicherweise machte er sich in diesem Moment noch keine Gedanken darüber wie er all die erlittenen Verletzungen später seiner geliebten Mutter erklären sollte. Jedoch nagte die böse Vorahnung schon irgendwo im Hinterkopf. Es war nur eine Frage der Zeit bis sie endlich in den Vordergrund drang.

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn, Commander Selgorias und Captain Mirtan]
 
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Ein Quartier in den oberen Stockwerken :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - CPT Jolane Mirtan ::

Am großen Panoramafenster hatte Manius Selgorias der cygnischen Captain still zugehört. Als der Blick auf die königliche Fechtwaffe gelenkt wurde, schnauffte der Anaxsi hörbar aus. Zwischen dem ermatteten Noak Fremyn und der Waffe wanderte immer wieder der Blick hin und her. War da ein fernes Gewittergrollen zu hören? Oder war das die dunkle Wolke des aufziehenden Verhängnisses? Die Prunkwaffe war mehr als eine nette Geste für einen unbequemen und peinlichen Ehrenhändel. Die Waffe änderte in Manius' Sicht alles. Sie gab den bisherigen Spekulationen über die Tragweite des Zwischenfalls eine Gestalt. Unwillkürlich lief dem Commander ein Schauer über den Rücken. Ein seltsames, unwillkürliches Gefühl der Angst. Der Angst davor, sich vor Admiral Elysa Nerethin verantworten zu müssen. Seltsam, dass unter allen Sorgen diese am deutlichsten zustach! Es kostete den Anaxsi deutlich Anstrengung, sich von der Waffe mit dem Blick loszureissen. Manius musste nun rasch und klug denken. Er musste das Gewirr von Stand und Rang durchforsten und einen Weg finden, der für ihn und seinen Untergebenen taugte! Aber wie? Aus imperialer Sicht wäre es angemessen das Duell selbst an sich zu reißen, die Regeln zu diktieren und diesen anmaßenden Comte Roice mit der gerechten Ignoranz zu begegnen - oder ihn mit dem Blaster bei nächster Gelegenheit niederzuschießen. Hinter dem Emblem des Galaktischen Imperiums konnte man sich wie ein Schild verbergen. Wer wollte um des Comte wegen schon riskieren, einen ernsten Konflikt mit dem Reich einzugehen? Aus Sicht des Aristokraten aber, wäre diese Ignoranz gegenüber dem kleinen Sternenimperium ein Schlag ins Gesicht. Dieses Duell war nun aufgeladen mit der Verantwortung für die innenpolitische Lage einer potentiellen Verbündeten, die nun zweimal in kurzer Zeit die Hand ausstreckt. Zuerst mit der Vertragsklausel auf dem havarierten Schiff, die es der 417. erlaubt hatte die Prinzessin rechtmäßig und gesichtwahrend aus der Geiselsituation zu befreien. Nun auch noch ein königliches Artefakt für das Duell. Manius Selgorias hätte es interessiert, was die Konsularagentin Tebelon für eine Sicht auf die Dinge hatte. Aber die war nicht da. Es blieb Manius also nicht erspart hier und jetzt aus den eigenen Scheuhklappen heraus zu urteilen, in der Hoffnung das Beste daraus zu machen, beide Wege zu vereinen.

"Lieutenant Fremyn, stehen Sie auf! Straffen Sie sich, Mann", begann er gradlinig aber versöhnlich. "Mit dieser Waffe ist die Sache entschieden. Sie können damit nicht verlieren. Wenn der Comte seine Klinge mit dieser Waffe kreuzt wird das ganze Imperium wissen, worum es geht. Wenn er Sie schlägt, ist das ein Affront gegen die königliche Hoheit. Er könnte die Frau, der er ja angeblich nachstellt, genauso gut eine Lügnerin bezichtigen. Wenn er nur seinen Hahnenkamm verteidigen will, dann ist der Preis dafür eben grade immens hoch für ihn geworden. Wie kann er der Prinzessin ernsthaft Avancen machen, wenn er sie jetzt so demütigt?"

Manius gab die Worte einfach mal in die kleine Runde und ließ das sinken bevor er weitersprach.

"Das bringt Ihnen aber erstmal bestenfalls die Hoffnung, dass Sie nichts falsch gemacht haben und nichts falsch machen können, Fremyn. Meinen Segen und volle Rückendeckung haben Sie. Und die Rückendeckung der Prinzessin auch. Das ist die eine Sache. Aber wir lassen nicht so mit uns umspringen. Ich werde als Sekundant mit dem Sekundanten des Comte verhandeln, dass wir als geschätzte Gäste des Sternenimperiums nicht gewillt sind uns in diesem Duell dem Diktat der hiesigen Mensur völlig hinzugeben. Ich werde ihn auffordern den Kampf entweder ohne Sekundanz auszufechten, oder die Fehde zurückzuziehen. Dann haben Sie eine reale Chance ihn zu überraschen und tatsächlich zu besiegen. Denn sonst schlägt ihnen die Sekundanz ständig dazwischen. Sie sind kein ausgebildeter Fechter. Und die verbleibende Zeit nutzen wir. ich zeige ihnen, wie man einen Duellanten überrumpelt - auch wenn es weh tun wird - und von der 417. lassen wir den besten Nahkampfexperten schicken, den wir haben. Dann üben wir das. Die Zeit reicht dafür."

Beim Kartenspiel nannte man das wohl All-In, wärend es Unbeteiligte wahrscheinlich als Wahnsinn bezeichnen würden. Aber Manius Selgroias war sich dieses Weges scheinbar sehr sicher. Er sah seinen Lieutenant mit festem Blick an und nickte ihm bestätigend zu. Die Captain war überrascht, vielleicht auch etwas angetan oder amüsiert von der Idee. Sie gab zu bedenken:

"Der Comte wird sich das Heft nicht aus der hand nehmen lassen. Was, wenn er sich nicht drauf einlässt?"​

"Dann, werde ich Ihm versprechen mir die nächstbeste Medienstation zu suchen und den Kameras ausgiebig zu erzählen, dass dieser halbseidene Wurm nicht mal annähernd das Rückgrat eines Comte hat. Glaubt uns hier herausfordern zu können, und dabei noch seiner königlichen Hoheit derart gegen das Bein zu treten? Und dann will er auch noch seine Regeln haben? Nicht mit mir!" Da polterte er doch wieder kurz los. "Er hat sich aus dem Fenster gelehnt. Jetzt tritt er ohne Sekundanz an oder hält sein verdammtes Maul! Wenn er fechten will, dann mit imperialer Härte!"

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Ein Quartier in den oberen Stockwerken :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - CPT Jolane Mirtan ::
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B, Warteposition im Orbit | MAR Claw of Justice, Quartier des Ersten Offiziers | Lieutenant-Commander Tej Darran]


Er saß schon einige Zeit hier und auf dem Tisch stand bereits die dritte oder vierte Tasse Kaff, die mittlerweile eiskalt und abgestanden war. Es gab einiges zu erledigen, jetzt da er die komplette Verantwortung über das Schiff hatte. Gut, es war nur eine Korvette, aber es war ein nicht zu unterschätzender Anfang.

Er blickte auf seinen Hologrammprojektor, der gerade neben den wichtigsten Nachrichten des Planeten und auch die Zeit auf Cygnus anzeigte. Was die moderne Technik doch so mit sich brachte. Plötzlich stutzte er, als die Übertragung für eine Sondersendung unterbrochen wurde.

Als das erste Mal das Wort Imperium fiel unterbrach er seine Arbeit und blickte auf den Projektor. Gespannt und ruhig lauschte er den Erzählungen der Reporter, die direkt einen Experten für den Adel geladen hatten.

Zwar gab es nur Spekulierungen, aber offenbar hatte sich die imperiale Delegation einen Eklat auf dem Empfang geleistet, der von nicht zu ignorierender Bedeutung für die Oberschicht des Sternenimperiums und ihre Klatschpresse war.

Er fragte sich, was da wohl passiert war. Und was noch viel wichtiger war: Ob es die Integrität und Sicherheit der 417. Korvettendivision im Orbit gefährdete. Denn wenn dem so war, mussten Vorbereitungen getroffen werden.

Doch fürs erste waren ihm mehr oder weniger die Hände gebunden. Doch etwas würde er trotzdem tun können.

Er stand auf und griff nach der Tasse mit dem abgestandenen Kaff und wollte einen Schluck trinken, spukte den Inhalt aber direkt wieder zurück und kippte die Tasse in sein Wachbecken.

Die Tasse spülte er kurz aus und stellte sie dann an den Rand des Beckens. Dann verließ er seine Kajüte und begab sich zur Brücke.

Kaum hatte er diese betreten, war auch schon seine kräftige, für seine Jugendlichkeit sehr befehlsgewohnte Stimme zu vernehmen.

"Lieutenant Wallis, wie ist die Lage? Irgendwelche Auffälligen Schiffsbewegungen oder Aktivitäten?"
, kam sofort die Frage an seine neue 1. Offizierin.

"Nein, Sir, alles ist absolut ruhig", antwortete diese.

Tej nickte, wobei er einen Arm auf den anderen stützte, mit dem er sich an seinem pelzigen Kinn kratzte. Das war entweder beruhigend oder noch beunruhigender. Bereitete man vielleicht einen Überraschungsangriff auf die Division vor, oder war der Eklat anders gelagert und beschränkte sich auf die oberen Kreise der Gesellschaft.

Plötzlich blinkte an der Kommunikationskonsole eine Meldung über eine eingehende Verbindung auf.

"Sir, die Gladius ruft uns", meldete der gerade diensthabende Ensign gehorsam.

"Stellen sie sie durch", meinte Tej fast beiläufig, ohne aufzuhören, sein Kinn zu kraulen.

"Lieutenant Commander Darran, hier spricht Lieutenant Naleno von der Gladius. Ich soll ihnen im Auftrag von Commander Selgorias mitteilen, dass ihre Anwesenheit auf dem Planeten dringend erforderlich ist",
meldete sich der Offizier.

Der Farghul stutzte.

"Warum sollte es dem Commander meiner Anwesenheit bedürfen?", fragte er durchaus berechtigt und ein wenig verwirrt.

"Sir, der Commander hat den besten Nahkämpfer der Division angefordert und nach Prüfung der Akten sind sie das"
, antwortete der Lieutenant ein wenig ungeduldig.

"Ich schlage vor, sie machen sich so schnell wie möglich auf den Weg, die Angelegenheiten des Commanders schienen von äußerster Dringlichkeit zu sein!"

Tej nickte. "Gut, ich brauche nur die Koordinaten des Quartiers von Commander Selgorias und ich werde mich unverzüglich auf den Weg machen!", antwortete Tej.

"Ich übermittle die Koordinaten direkt in ihren Bordcomputer, Gladius Ende!", beendete Lieutenant Nolano das Gespräch.

"Senden sie die Koordinaten an das Shuttle, das für mich in zehn Minuten bereitsteht!", befahl er, bereits wieder auf dem Weg zurück in seine Kajüte.

Er kannte zwar nicht viel von den Gepflogenheiten des Adels auf Cygnus, aber wenn Commander Selgorias schon explizit nach einem Nahkampfexperten fragte, blieb eigentlich nur eine Sache, die übrig blieb: Irgendjemand, vermutlich der Commander selbst war in ein Duell mit irgendeinem fadenscheinigen Adeligen des Planeten geraten. Es galt also wirklich, nicht die Frage nach dem Warum zu stellen, sondern sich bereit zu machen.

Er wechselte schnell seine Uniform. Er wählte dazu seine polierte Ausgehuniform. Danach suchte er in seinem Spind schnell nach seinem Teleskopstab, der seine liebste Waffe war, auch wenn er mit Degen ebenfalls umgehen konnte und befestigte diesen an seinem Gürtel.

Als er sich kurz im Spiegel betrachtete, konnte man fast meinen, dass hier ein Sith in Uniform vor einem Stand. Das konnte sicherlich ein wenig helfen, dachte er sich und ließ ein Zahnbewehrtes Grinsen in den Spiegel los.

Dann schloss er seinen Spind und machte sich auf schnellstem Weg auf den Weg in den Hangar, wo die Fähre bereits auf ihn wartete.

So schnell wie heute hatte er noch nie einen Planeten angeflogen. Der Pilot holte wirklich mehr als alles aus der Fähre heraus und brachte sie schnell auf Kurs zum königlichen Distrikt, wie er ihn informierte.

~*~

Nachdem sie gelandet waren, merkte er schon an der Landebucht, dass es sich hier um etwas majestätisches handelte, denn diese war bereits sehr Prunkvoll gestaltet und wirkte eher wie der Eingang zu einem Luxushotel als wie eine einfach Rampe für Raumschiffe.

Während hinter ihm das Shuttle bereits wieder startete, ging er schnurgerade und möglichst Ehrfurchtgebietend auf einen Mann zu, der in einem Bedienstetengewand auf ihn wartete.

"Willkommen auf Cygnus, Lieutenant-Commander Darran", begrüßte dieser ihn mit einer tiefen Verbeugung.

"Ich habe Anweisungen sie so schnell wie möglich zu Commander Selgorias und der imperialen Division zu bringen", fügte der Mann, wieder im aufstehen begriffen, noch an.

Dabei entging Tej keineswegs, der Seitenblick, der eigentlich verboten war, auf den eingeklappten Teleskopstab an seinem Gürtel. Zugegeben, normalerweise waren Lichtschwertgriffe weitaus kleiner, aber das war keineswegs eine Sicherheit, dass es sich hierbei um keines handelte.

Er musste sich ein gewinnendes Grinsen verkneifen, da diese kleine Spielerei, die er sich erlaubt hatte sicherlich schnell die Runde machen würde. Und spätestens mit der Ankunft von Admiral Nerethin konnten diese Gerüchte als wahr angesehen werden.

Doch jetzt folgte er einen gebührenden Abstand wahrend, dem Diener durch einen wunderschön angelegten Garten. Eigentlich ein idyllischer Ort für ein Duell, schoss es ihm durch den Kopf, und er war sich sicher, dass sich hier auch ein Duellpavillon oder -platz befand, auf dem regelmäßig diese Rangkämpfe stattfanden.

Am Eingang zum Quartier der Imperialen Delegation angekommen, umfassten die Hände des Dieners sofort den kunstvollen Griff der Türe, um Tej diese zu öffnen.

Dahinter befand sich ein ebenso kunstvoll eigerichteter Salon, in dem man offenbar gerade Kriegsrat hielt. Er erblickte Commander Selgorias und einen weiteren Mann in der Uniform des Imperiums, den man als Lieutenant ausmachen konnte. Dieser wirkte äußerst labil und sein Gesicht hatte für einen normalen Humanoiden eine sehr ungesunde Farbe. Und es befand sich noch eine Frau in einer fremden, offenbar dem Militär von Cygnus zugehörigen, Uniform mit im Raum.

Tej salutierte jedenfalls, nachdem er zwei Schritte in den Raum getreten war blieb er stehen, nahm vorbildlich Haltung an und salutierte vor dem Commander.

"Lieutenant-Commander Tej Darran, womit kann ich dienen, Sir?", rief er dabei in militärischem Ton.

Er war gespannt, was ihn jetzt, wo er hier war erwarten würde.



[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Königlicher Distrikt, Quartier der imperialen Delegation im Obergeschoss | Lieutenant-Commander Tej Darran, Commander Manius Selgorias, Lieutenant Noak Freym, Captain Jolane Mirtan]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Balkon || Lieutenant Noak Fremyn allein]

Sanft entschwand der blaue Tabakdunst in den klaren, kühlen Nachthimmel. In seiner Galauniform, die ein wenig geöffnet war, stand Noak an der reich verzierten Balkonbrüstung und frönte heimlich seinem stillen Laster, dem Rauchen, während unter ihm Cygnus' königliche Hauptstadt Kaprala tief und fest schlummerte. Zuerst hatte der ganze Planet mit all seinem Reichtum äußerst beeindruckend auf ihn gewirkt, aber nun, da er irgendwie in einer Intrige steckte, schreckte ihn diese Welt nur noch ab. So ging sein sorgenvoller Blick gen Himmel, wo irgendwie die „Silver Bullet“ in aller Ruhe ihre Umlaufbahn hielt. Erneut nahm der junge Bakuraner einen Zug, füllte seine Lungen mit dem blauen Dunst und ließ seine Gedanken ein weiteres Mal um das altbekannte Problem kreisen: Wie hatte es ihn bloß in diese Situation verschlagen?

Da der Imperiale die letzten vier Stunden kaum geschlafen hatte, obwohl man ihm diese Zeit genau dafür eingeräumt hatte, war er mittlerweile – vielleicht allein aus Übermüdung – zu der Erkenntnis gelangt, dass die Versetzung auf das corellianische Kanonenboot, das momentan so nah und doch so fern war, eigentlich der Anfang allen Übels war. Zwar hatte Noak zum damaligen Zeitpunkt (noch) nicht gewusst, dass die Dritte Gefechtsflotte bei Corellia tatsächlich eine Niederlage erleiden würde, aber inzwischen neigte wirklich dazu zu glauben, dass der gesamte Kampfverband „verflucht“ und er dementsprechend nicht mehr als Kollateralschaden war. Leise seufzte er. Wie naiv war er damals bloß gewesen als er seine Mutter beschwichtigt hatte? Unterfüttert mit romantischen Vorstellungen hatte er sie glauben gemacht, dass diese Versetzung ein gutes Zeichen war. Im Bakura-System hätte er schlechte Beförderungsaussichten gehabt...

'Was für ein Lügner bin ich bloß gewesen', dachte er reumütig bei sich selbst, blickte einen Moment lang den glimmenden Stummel in seiner rechten Hand an und schnippste ihn dann achtlos über die Brüstung. Scheinbar als Antwort frischte kurz darauf der Wind ein bisschen auf, glitt ihm einfach so unter die offene Uniform und ließ ihn kurz erschaudern. Instinktiv wandte er sich der gläsernen Tür zu, die zu seinem geheizten Zimmer führte, aber etwas hielt ihn noch zurück. Es war das „Schwert“ der cygnischen Thronerbin. Irgendwie hielt es ihn auf Abstand. Mochte Commander Selgorias noch so optimistisch sein, der Lieutenant konnte sich im selben Augenblick kaum vorstellen, dass er den Comte tatsächlich besiegen würde. Da mochte nicht einmal die Gewissheit helfen, dass man ihm in kürzester Zeit einen verständigen Trainingspartner imperialer Zugehörigkeit organisiert hatte.

Noch einmal erschauderte der Lieutenant. Während sich sein Körper noch immer nach ein bisschen Ruhe und Schlaf sehnte, verstrickte sich sein Bewusstsein derweil mehr und mehr in Betriebsamkeit, die anscheinend keine Grenzen kannte. Vor seinem geistigen Auge blitze auf einmal ein Bildnis der cygnischen Kronprinzessin, Illriana Anara II. Samick, in einer perlweißen Toga und mit wallendem blonden Haar auf. Sie hielt die geschenkte Waffe in den Händen, sah ihn eindringlich an und bat ihn für sie gegen den „schwarzen Ritter“ zu kämpfen. Scheinbar zur Salzsäule erstarrt, stand er auf dem Balkon, derweil eine imaginäre Stimme süßlich in sein Ohr flüsterte, dass für seinen Mut ein Kuss die Belohnung wäre. Ein, zwei Minuten verstrichen ereignislos. Noak schien gebannt zu sein. Dann schüttelte er endlich den Kopf; ließ die absurden Gedanken fallen und ging durch die Tür wieder ins Innere der bereitgestellten Suite. Irgendwo musste doch sein Trainingspartner auf ihn warten.

Für den Bakuraner war es ein kleiner Schock gewesen als man ihm vor wenigen Stunden Lieutenant Commander Tej Darran vorgestellt hatte. Womöglich war seine Heimatwelt Bakura schlicht zu weit ab vom Schuss, um große Bekanntschaften zu Nichtmenschen zu unterhalten, weshalb er im ersten Moment, als er das uniformierte Fellbiest vor sich gesehen hatte, zusammengezuckt war. Vor allem durch die (propagandistischen) Holo-Filme hatte der menschliche Imperiale bisher immer gedacht, dass Offiziersränge nicht an irgendwelche exotischen Spezies vergeben werden würde. Hatte er sich darin etwa getäuscht? War die Imperiale Flotte vielleicht voller Nichtmenschen? Oder stellte dieser haarige Offizier, der seinen Dienst auf der „Claw of Justice“ tat, bloß die Ausnahme dar? Bisher war diese Frage seitens Noak noch nicht zur Sprache gekommen. Dafür wähnte er die eigenen Probleme als zu groß, um sich mit solchen Nichtigkeiten zu beschäftigen. Hüstelnd betrat er das benachbarte Zimmer, wo die riesengroße Katze schon auf ihn wartete.


„Commander Darran, ich bin bereit für Ihre Lektionen“, sagte der schlanke Lieutenant, wobei seine Stimme voller Skepsis war.

Erst in diesem Moment bemerkte der Offizier, der derzeit weitaus lieber auf der „Silver Bullet“ war, dass man während seiner Abwesenheit das Mobiliar im Hauptraum etwas verschoben hatte. Denn in der Raummitte war nun genügend Platz, um ruhig ein paar Schritte zu fechten. Zudem hatte man – woher auch immer – stumpfe Stöcke besorgt, die nun neben einer kunstvollen Vase gegen die Wand gelehnt waren. Sichtlich schluckte der Imperiale, fuhr sich durch das schwarze Haar und fühlte sich erneut einer Ohnmacht nahe. Wieso hatte man nicht einfach irgendjemand anderes für dieses Duell ausgesucht? Weshalb war die Wahl auf ihn, Noak Fremyn, gefallen? Ganz langsam ging er auf den Kater in der imperialen Uniform zu. Zwei, drei oder gar vier Köpfe mochte der Nichtmensch größer als er sein. Eine imposante Gestalt – trotz oder womöglich sogar wegen der exotischen Herkunft. Es war in diesem Augenblick kaum zu übersehen wie nervös der junge Bakuraner gerade war.

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn und Lieutenant Commander Darran]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Königlicher Distrikt, Quartier der imperialen Delegation im Obergeschoss | Lieutenant-Commander Tej Darran, Commander Manius Selgorias, Lieutenant Noak Fremyn, Captain Jolane Mirtan]


Die Stimmung in der imperialen Delegation war doch eher getrübt gewesen. Tej fand dies, auch wenn er es durchaus nachvollziehen könnte, für sich ein wenig unangebracht. Es war eine Ehre, das Imperium in einem Duell gegen einen aufgeblasenen Provinzschnösel zu verteidigen. Doch er würde nicht der Glückliche sein und der Glückliche selbst war von seinem Glück alles andere als begeistert. Welch unschöner Zug des Schicksals oder der Macht, wie ein Jedi oder ein Sith jetzt sagen würde. Er hatte nicht viel für solche Philosophie übrig. Ihm sollte nur eine kurze Pause in den königlichen Gemächern der Delegation zuteilwerden. Er würde ohne große Verzögerung mit dem Training für den jungen Lieutenant beginnen müssen. Zwar sah der Mann nicht aus, als könnte er noch großartig Informationen aufnehmen oder Kämpfen, andererseits würde er sicher auch keinen Schlaf finden. Diese beiden Faktoren und ihre geringe Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, machten das nicht besser.

Er wartete im Hauptraum, den findige Diener der Krone bereits in eine kleine Trainingsarena - sogar mit ein paar noblen Sesseln für hohe oder niedere Zuschauer, als welche die Imperialen Offiziere hier vielen gelten mussten - bereitet hatten. Ebenso fanden sich dort auch zwei Stäbe, die als Übungswaffen dienen sollten. In was waren sie gelagert? War das eine Vase? Oder einfach ein speziell für diesen Zweck entworfenes Gefäß, Tej wusste es nicht, aber die Vorstellung, es konnte sich nur um eine Vase handeln, war doch zu gut, um sie schnell wieder zu verwerfen.

Ein leichtes Grinsen über diesen Umstand lag auf seinen Lippen, als Lieutenant Fremyn, sich durch ein Hüsteln ankündigend, das Zimmer betrat. Der Mann wirkte immer noch sehr blass und unnatürlich.

Er bekräftigte, nicht ohne Skepsis, dass er bereit für seine Lektionen war. Tej nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis.

"Ich glaube nicht, dass sie dazu bereit sind, Lieutenant", eröffnete er ihm, während er, ebenso wie der Mensch selbst, auf ihn zu trat. "Aber andererseits, können wir uns so etwas nicht aussuchen. Zu gerne würde ich euren Platz einnehmen und selbst die Ehre des Imperiums verteidigen", schwärmte er ein wenig.

Er stand nun vor dem wesentlich kleineren Mann, die Hände im Rücken verschränkt und in einer militärischen Haltung.

"Ich glaube auch, dass ihr nicht wirklich in der Lage sein werdet, euch viel zu merken, aber wir werden das Beste daraus machen", stellte er fest und wandte sich in einer schnellen Drehung ab und der Vase mit den Stöcken zu.

Mit drei Schritten hatte er sie erreicht und nahm in je eine seiner Klauenhände einen Stock. Dann drehte er sich auf dem Ansatz um und blickte zum Lieutenant.

"Nun, beginnen wir.... Fangt!", sagte er und warf ihm ohne weitere Vorankündigung einen Stab entgegen.

Dann machte er ein paar Schritte zum einen Ende der kleinen Arena und wandte sich ihm zu, wobei er das Schwert mit einer Hand ein wenig vom Körper weg hielt und die von ihm als Spitze benutzte Seite auf den Lieutenant zeigte.

"Ich darf annehmen, dass sie noch keine Erfahrungen im von der Akademie genormten Nahkampf erhalten haben?", stellte er in einem rhetorischen Ton fest.

Der Junge schien, von der relativen Entfernung, die zwischen ihnen war, betrachtet noch ein wenig blasser und kränklicher geworden zu sein. Tej tat er doch ein bisschen leid. Er wusste, dass er kein guter Lehrer sein konnte, auch wenn er ein guter Nahkämpfer war.

"Nur zu, greift mich, so sehe ich am besten, wo eure Stärken liegen...", sagte er. "...falls du welche besitzt", fügte er in Gedanken an.

Das würde nur sehr schwer machbar sein, diesen Jungen ohne eine große Portion Glück zum Sieg über einen Adeligen zu verhelfen, der offenbar bereits in solcher Art der Duelle gewandt war.

Aber zuerst musste er sehen, ob der Lieutenant irgendwelche Talente besaß oder vielleicht sogar besser als erwartet abschneiden würde.

Er blickte auffordernd zu dem jungen Mann und hob sein Schwert ein wenig höher vor sich, während er die andere hinter seinem Rücken verschränkte.

Es würde für sie beide eine schlaflose Nacht werden, Für Fremyn eher unfreiwillig, da er sicher so auch keinen Schlaf gefunden hätte und für ihn ein notwendiges Opfer, dass doch sehr gering schien.


[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Königlicher Distrikt, Quartier der imperialen Delegation im Obergeschoss | Lieutenant-Commander Tej Darran, Commander Manius Selgorias, Lieutenant Noak Fremyn, Captain Jolane Mirtan]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn und Lieutenant Commander Darran]

Der riesenhafte Kater (Tej Darran), den Commander Selgorias ziemlich schnell als Trainingspartner für ihn hatte organisieren können, irritierte Noak gänzlich, weil dieser Nichtmensch tatsächlich eine imperiale Offiziersuniform samt Rangabzeichen – zu allem Überfluss Lieutenant Commander auch noch! – trug. Bislang hatte der junge, unwissende Bakuraner bloß von wenigen Einzelfällen gehört, die erfolgreich Karriere bei den Streitkräften gemacht hatten und dabei nichtmenschlicher Herkunft waren. Gehörte diese haarige Gestalt etwa zu dieser „privilegierten“ Kategorie? Bedingt durch seine eigene Nervosität wich er scheu dem Blick seines Gegenübers aus. Womöglich wurde dieser Reflex dadurch noch angespornt, dass er glaubte, dass ihm dieser Kater offenbar einen raubtierhaften Blick zuwarf. Obwohl er nicht an der Zivilisiertheit des fremden Lieutenant Commander zweifelte, fühlte er sich in diesem Moment wie ein naives Opfer.

Mit einer männlichen Stimme, die trotz allem schnurrende Untertöne enthielt, sprach auf einmal der ranghöhere, nichtmenschliche Offizier zu ihm. Obwohl Noak in seinem gesamten Leben nur wenige Male mit Nichtmenschen in Kontakt gekommen war – und keinerlei Talent im Erkennen von „Basic mit Akzent“ besaß –, hörte er in diesem Fall die Arroganz seines Gegenübers heraus. Unwillkürlich biss er zornig die Zähne zusammen. Trotz Nervosität und angeborener Schüchternheit funkelten die dunkelbraunen Augen des menschlichen Lieutenant kurz angriffslustig. Was bildete sich dieser Kerl nur ein? Während er sich irgendwelchen Anschuldigungen eines cygnischen Adligen stellen musste, hatte dieser schnurrende Bettvorleger die ganze Zeit als Schoßtier seiner Vorgesetzten ein schönes, sorgenfreies Leben gehabt! Vor lauter Empörung – vielleicht durch den Mangel an Schlag noch ein bisschen gefördert – färbten sich die blassen Wangen in ein leichtes Rosé.

Just in diesem Moment warf ihm der Kater – ohne eine Warnung – einen Stab zu. Glücklicherweise lähmte der in ihm brodelnde Zorn den Bakuraner dieses Mal in keiner Weise, weshalb er das Holz – quasi in letzter Sekunde – zu fassen bekam. Er ließ den Nichtmenschen keinen Wimpernschlag aus den Augen, während er ihm langsam in die provisorische „Arena“, eine möbelfreie Fläche mitten im Raum, folgte. Ja, vom Schwertkampf hatte Noak keine Ahnung. Solche Dinge mochte vielleicht die berühmte Zitadelle zu Anaxes ihren verwöhnten Kadetten lehren, im Äußeren Rand verzichteten die Sektorakademien aber auf solchen Nonsens. Schließlich schlug man Piraten und andere Kriminelle nicht mit einem Rapier oder einem Florett in die Flucht, sondern mit Blasern! Trotzig rümpfte er die Nase als ihn der Kater zum Angreifen aufforderte. 'Du wirst noch dein blaues Wunder erleben!'

Begleitet von einem schrillen Schrei griff der Lieutenant schlussendlich an. Das hölzerne Imitat, das momentan als Schwert dienen sollte, fühlte sich dabei in seiner Rechten wie ein Fremdkörper an. Er riss den Arm kurz darauf in die Höhe, aber das Holz folgte scheinbar bloß schwerfällig. Doch davon ließ sich Noak kein Bisschen aus der Ruhe bringen – wahrscheinlich bemerkte er dieses Detail nicht einmal. Stattdessen ließ er es wenige Millisekunden später wieder mit einer kraftvollen Bewegung niedersausen. Holz krachte auf Holz. Offenbar hatte der haarige Nichtmensch mit so einem Angriff gerechnet. Denn er hatte seinen Stab kurz zuvor in die richtige Position gebracht, um ohne jegliche Mühe den Angriff abzuwehren. Innerlich fluchend brachte der Bakuraner schnell wieder zwei, drei Schritte zwischen sich und den Kater. 'Was für ein Kerl bist du bloß?' Bevor sich sein Bewusstsein mit dieser Frage beschäftigen konnte, griff er lieber ein zweites Mal an.

Letztendlich verpufften alle seine Angriffe. Jedes Mal stürzte er sich mit einem ganz entschlossenen Schrei auf den nichtmenschlichen Lieutenant Commander, ließ seinen Stab von links wie von rechts auf die drahtige Gestalt niedersausen und manchmal veranlasste er ihn dazu, dass dieser einen oder zwei Schritte zurück ging. Doch mehr Erfolge holte sich Noak nicht. Früher oder später verpufften alle seine Angriffe endgültig. Kaum eine halbe Standardstunde mochte vergangen sein, da glitzerten schon die ersten Schweißperlen unter seiner schwarzen Lockenpracht und er schnaufte leise, äußerst leise vor sich hin. War dieser Flottenoffizier etwa eine sich bewegende Wand? Oder handelte es sich am Ende sogar um einen Sith, der „undercover“ an dieser Mission teilnahm? Der Bakuraner kannte die mysteriösen Schwertschwinger von Bastion bloß aus irgendwelchen Holo-Filmchen. In seinem gesamten Leben war er noch nie solch einer Gestalt begegnet – bis jetzt?

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn und Lieutenant Commander Darran]
 
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Ein Quartier in den oberen Stockwerken :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - LTC Tej Darran ::

Der Commander der Gladius hatte nicht schlecht gestaunt, als sich der Katzenhafte durch die Lifttür geschoben hatte. Als er den Lieutenant Commander sah, erinnerte sich Manius sofort an ihn. Beim ausführlichen Studium der Personallisten und der Auswahl seiner Divisionsmitglieder war er mehr als einmal über Tej Darran gesrolpert. Aber da der Mann nachgeordneter Deckoffizier war, hatte Manius gegen die Aufnahmeempfehlung keinen Einspruch eingelegt. Da standen sie nun. Und der Riesenhafte ging mit den Holzstöcken um, als seien sie eine natürliche Verlängerung seiner Klauen.

Manius Selgorias applaudierte innerlich aber auch Lieutenant Gasso Naleno von der Gladius. Der erste Offizier musste auf die Anfrage nach dem besten Nahkampfspezialisten einfach die Fakten durchgegangen sein und hatte Tej Darran verfrachten lassen ohne sich an dessen Rasse zu stören. Das rechnete ihm Manius hoch an. Nicht unbedingt weil Manius ein Aktivist für Gleichberechtigung der Völker war, sondern weil er ein sachliches Urteil seiner Untergebenen schätzte. Seltsam war allerdings, dass Nasso Galeno damit das Auftreten der Delegation noch weiter ins Groteske zog. Die ganze Geschichte war seit der Geiselbefreiung nicht einfacher geworden. Aber als Manius hier nun seine beiden Untergebenen kritisch beäugte und den nunmehr zweiten Brandwein in später Nacht langsam schwenkte, da hatte er ein gutes Gefühl. Das waren seine Leute hier. Und er würde sich nicht von unkenden Zivilisten einen Keil zwischen die Loyalitäten treiben lassen.

Tatsächlich warManius Selgorias Stolz gewesen in diesem Moment. Der Katzenhafte war eine Kampfmaschine, das sah Manius sofort, auch wenn Tej Darran sich zurückhielt. Er könnte den Comte wahrscheinlich einfach mit den Klauen töten, schneller als Noak Fremyn mit einem Säbel. Aber auch der Lieutenant der Silver Bullet zeigte ein neues Gesicht, das Manius veranlasste das Kinn vorzuschieben und anerkennend zu nicken. Der Bakuraner hatte die Schnauze langsam voll. Und er hatte Impuls, Wut vielleicht. Das war gut. Da war jetzt Kampfgeist, wo eben noch Niedergeschlagenheit war.

"Sehr gut Lieutenant, gehen sie hart ran!"

Wärend die Kämpfer übten kehrte für eine kurze Zeit die Konsularagentin zurück und berichtete, dass man dem Herausforderer die Forderung überbracht hatte, ohne Sekundanz zu kämpfen. Eine Antwort stand aus. Die Agentin schien totmüde, leichenblass und zog sich rasch zurück. Sie bemerkte kurz etwas über Probleme mit dem Imperialen Botschafter, doch Manius hatte seinerseits keine Kraft sich damit zu beschäftigen. Diesen Kampf sollte die Agentin fechten.

In die weitere Übung brachte sich auch der Commander immer wieder ein. Er zog seinen eigenen Säbel und zeigte den beiden Soldaten, wie ein solches Duell üblicherweise anfangen würde. So konnte sich Noak Fremyn mal gegenüber stellen und Tej Daran hatte Gelegenheit seinerseits Ratschläge zu erteilen, wie Noak am besten eine schnelle, grobe Konterstrategie anbringen konnte.

Manius hatte selbst einen recht derben Plan als Vorschlag für Noak:

"Lieutenant, das hört sich jetzt hart an, aber wenn wir die Sekundanz weghaben, dann empfehle ich, dass Sie ihren linken Arm fest bandagieren unter der Uniform, das ist regelkonform, und den Arm zur Säbelblokade benutzen um den Comte auf nahe Distanz zu bringen und ihn von mir aus niederzustechen. Ich sag das ganz direkt. Solange wir keine Auflage bekommen, nur auf Touchieren zu kämpfen, gehen sie rein, blockieren sie mit der Linken und setzen sie sich durch. Das würde ich an Ihrer Stelle versuchen. Ihren Arm flicken wir wieder zusammen. Und mit einem geschickten Knoten in der Bandage am Oberarm, wird sich der Schmerz in Grenzen halten, ohne regelwidrige Drogen. Lieutenant Daran muss ihnen jetzt nur noch zeigen, wie sie sich rasch und brutal durchsetzen. Für Spielereien haben sie wahrscheinlich gegen den Comte keine Zeit."

Manius sah ein, dass man aus Noak keinen Duellfechter machen konnte, in der kurzen Zeit. Er hatte das vielleicht von Anfang an falsch eingeschätzt. Noak Fremyn hatte nie eine Säbelausbildung genossen, das sah der Anaxsi nun. Er hatte zu schnell von sich auf andere geschlossen. Aber mit der neu gefundenen Aggressivität des Bakuraner und dem Kampfsinn des Tej Darran bestand vielleicht eine Chance. Denn das Duell würde vielleicht vieles werden, aber sicher nicht konventionell!

So kam es also, dass die Stunden verstrichen und Manius Selgorias versuchte beizutragen, was er eben konnte. Die Schweissarbeit mussten natürlich die beiden anderen verrichten. Aber der Commander ließ keinen Zweifel daran, dass er hinter Noak Fremyn stand und an dessen Siegchancen unerschütterlich glaubte. Auch wenn es grässlich werden konnte.

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Ein Quartier in den oberen Stockwerken :: CDR Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - LTC Tej Darran ::
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Darran und Commander Selgorias]

In dem Hauptraum, den man provisorisch ein bisschen umgeräumt hatte, verging Stunde um Stunde, während draußen allmählich der Morgen graute. Für Noak schien die Zeit jedoch still zu stehen. Er schien gewissermaßen in einer Dauerschleife festzustecken. Denn jedes Mal stürmte er ganz beherzt auf seinen haarigen Trainingspartner zu, schwang recht kunstvoll das hölzerne Übungsschwert, das man ihm am Anfang der Lektion gegeben hatte, und erreichte am Ende trotz allem nichts. Es schien als wäre Tej Darran eine Brandung; eine uneinnehmbare Festung. Jeden Angriff wehrte er mit einer scheinbar unmenschlichen Leichtigkeit ab, sodass nur Holz krachend auf Holz lande, und sobald ein paar Schläge die luxuriösen vier Wände mit ihrem Krach erfüllt hatten, beendete er dann mit einem einfachen Streich die jeweilige Runde. In dieser Situation war es leider bloß ein kleiner Trost, dass Commander Selgorias am Rand stand und – voller Feuer und Flamme – Hilfestellung leistete.

Nachdem ein weiterer Angriff erneut zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hatte, musterte der Lieutenant keuchend den uniformierten Nichtmenschen. Zeigte der ranghöhere Offizier womöglich schon irgendwo erste Ermüdungserscheinungen? Tatsächlich verfluchte Noak in diesem Augenblick den überaus nachteiligen Umstand, dass er bis zu diesem Zeitpunkt kaum irgendwelche handfesten Erfahrungen mit anderen Spezies hatte sammeln könnten. Möglicherweise bedeutete ja ein häufiges Blinzeln bei diesem katzenhaften Volk, dass deren Angehöriger der Erschöpfung allmählich äußerst nahe war. Unruhig wischte sich der Zweite Offizier der „Silver Bullet“ den Schweiß mit dem Ärmel seiner Galauniform ab. Die Worte, die ihm der Anaxsi dabei zurief, hörte er dabei bloß noch als ein fernes Säuseln. 'Überwinde ich diesen Kerl, schaffe ich auch den Comte', dachte sich der Bakuraner, kniff die Augen kurzzeitig zusammen und sammelte seine Kräfte für den nächsten Schlag.

Der vorherige Tag mit dem vollen Dienst auf den corellianischen Kanonenboot, der fehlende Schlaf sowie die bisherigen Lektionen ließen Noak nur einen sehr kläglichen Rest an Kraft übrig – und mit jedem neuen Versuch schmolz auch dieser Vorrat weiter. Es war demzufolge nur eine Frage der Zeit bis er irgendwann erschöpft umfiel. Doch sowohl der eigene Wille, der überaus eisern sein konnte, sowie die Anwesenheit des Commander ließen ihm keine Ruhe. Nein, noch konnte er sich nicht so einfach geschlagen geben! Noch trieb ihn eine Mischung aus Zorn und Ehrgeiz an, die keinen Platz für eine Kapitulation sah! Unter Umständen konnte er seinen nichtmenschlichen Trainingspartner ja doch schlagen. Nachdem er noch einmal tief Luft geholt hatte, griff er wieder an. Dabei drangen nur ganz dumpf Selgorias' Ratschläge an seine Ohren. Denn in diesem Moment zogen nämlich plötzlich die hellgrauen, wachsamen Augen des uniformierten Katers sämtliche Aufmerksamkeit des jungen Bakuraners in ihren Bann – und so erlitt der Lieutenant den nächsten Rückschlag.

Kaum hatten sich die beiden recht ungleichen Kämpfer wieder getrennt, da wurde der Kommandant der entsandten Eingreifgruppe auf einmal aktiv, nahm den Anfänger zur Seite und redete beherzt auf ihn ein. Ein Strategiewechsel sollte für mehr Erfolg sorgen – so verstand es jedenfalls Noak mit seinem laienhaften Verständnis für das altmodische Duellwesen. Gerade als er sich – etwas wehleidig – die Chancen in einem Kampf mit Schusswaffen ausrechnen wollte, sinnierte Commander Selgorias plötzlich offen über die Verletzungsmöglichkeiten, sollte den Kämpfenden vor dem Duell der linke Arm sorgfältig bandagiert werden. Unwillkürlich zuckte der Lieutenant. Selbstverständlich hatte er sich schon mit dem Gedanken abgefunden, dass er am Ende auf der Krankenstation landen würde, aber sollte er sich wirklich mutwillig den Arm zersäbeln lassen? Mit seinen brauen Augen musterte der Bakuraner den Anaxsi.

Trotz seiner Bedenken; seiner Ängste gab der Zweite Offizier keine Widerworte. Längst brachte er Commander Selgorias all den Respekt entgegen, den er ranghöheren Männern – die eine Vaterfigur sein konnten – allgemein erwies. Des Weiteren hatte sich sein Bewusstsein mittlerweile in eine Art „Schicksalsergebenheit“ geflüchtet. So ließ er sich also anschließend den linken Arm bandagieren, bevor er dem Kater wieder gegenüber trat. Sein Herz klopfte schnell. Sein Herz klopfte laut. Konnte diese Variante tatsächlich irgendeinen Erfolg vorweisen? Oder würde er schlussendlich bloß einen zerschmetterten Arm haben? Zweifel plagten ihn. Dennoch suchte er wieder den Angriff. Obgleich er erschöpft war und schwitzte, wollte er den Anaxsi nicht enttäuschen. So kreuzten sich wieder die hölzernen Klingen. Begleitet von einem recht lauten Krachen schlug wieder ein Übungsschwert auf das andere. So vergingen die nächsten Stunden.

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | Gästehaus | Appartement || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Darran und Commander Selgorias]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Königlicher Distrikt, Quartier der imperialen Delegation im Obergeschoss | Lieutenant-Commander Tej Darran, Commander Manius Selgorias, Lieutenant Noak Fremyn, Captain Jolane Mirtan]


Der Rest der Nacht verging mit intensivem Training und sowohl Tej als auch Commander Selgorias taten ihr bestes um den jungen Lieutenant auf sein bevorstehendes Duell vorzubereiten. Doch irgendwann, die Sonne war bereits vor einigen Stunden aufgegangen, war keine Zeit mehr für weiteres Training. Die imperiale Delegation machte sich zu einem Frühstück auf. Er für seinen Teil hatte auch mehr als großen Appetit und wurde auch von dem Buffet nicht enttäuscht. Es hatte doch sehr viele Vorzüge, Gast einer Herrscherfamilie zu sein. Ein reichhaltiges Buffet erwartete sie.

Tej würde Lieutenant Fremyn dazu raten, unbedingt etwas zu essen, aber so weiß wie der junge Mensch aussah, würde er wohl nicht viel bei sich behalten können. Und er sah sich auch nicht in einer erzieherischen Rolle für den Mann. Er hatte sein bestes dazu beigetragen, dass der Lieutenant möglicherweise den Tag überleben würde. Wenn er dies nicht tat, war es eine Schande für das Imperium, da es einen sicherlich guten Offizier verloren hatte und von einem Möchtegern Fürsten eines unbedeutenden Imperiums besiegt worden war, aber um den Mann selbst würde er nicht unbedingt trauern, er hatte keinen persönlichen Bezug zu diesem Offizier.

Er jedenfalls genehmigte sich ein ausladendes und reichhaltiges Frühstück. Dabei wuchs seine Neugier, wie das Duell wohl genau von statten gehen würde. Er wusste eigentlich nur, wer die Kämpfer waren und wo es stattfand. Der Austragungsort war in den königlichen Gärten angesiedelt, wo sich ein Duellfeld für eigens diesen Zweck befand. Sicherlich würden sie dort einige Schaulustige erwarten. Immerhin hatte das Ereignis bereits am gestrigen Abend in den lokalen Nachrichten für Aufsehen gesorgt.

So wie er die Lage beurteilte, schien das Sternenimperium in zwei Lager gespalten zu sein. Auf der einen Seite, mehr oder weniger durch Lieutenant Fremyn, der die Loyalisten zum Imperium und das Imperium selbst vertrat, und auf der anderen der Comte, der wohl mehr oder weniger für das politische Gegenlager stritt.

Der Kampf konnte also möglicherweise auch politische Nachwirkungen haben und es war sowieso nicht auszudenken, wie Admiral Nerethin reagieren würde, sollte sie erfahren, dass ein Offizier ihrer Flotte von einem wertlosen Querdenker ermordet worden war. Tej persönlich würde eine offene Auseinandersetzung mit dem Sternenimperium äußerst zu sagen. Die Flotte wäre vermutlich in wenigen Wochen oder Tagen vernichtet und das Imperium würde wieder um ein paar Planeten anwachsen.

Ein Sieg Lieutenant Fremyns hätte zur Folge, dass man vermutlich dem Imperium viel mehr Respekt entgegen bringen würde. Das Königshaus schien auf der Seite von ihnen zu stehen, aber viele andere nicht.

Beides würde, wie nicht anders zu erwarten früher oder später doch zu einem Vorteil für das Imperium führen.

Der Farghul selbst war unglaublich heiß auf einen Kampf. Sei es jetzt eine Raumschlacht oder ein Kampf mit Handwaffen, er würde beides nicht ausschlagen.

Beim Frühstück war auch endlich Zeit dafür, die Anwesenden und vor allem Commander Selgorias drüber zu informieren, was er als Antwort von Admiral Nerethin erhalten hatte. Er wusste immerhin noch nicht, ob der Kommandant der vierhundertsiebzehnten Korvettendivision bereits über diese Neuigkeiten informiert worden war und es schien ihm auch so, als sei er bis jetzt mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.

Nachdem alle das Frühstück beendet hatten, machte sich die Delegation auf den Weg zum Duellplatz um sich dort in die Regeln und Abläufe noch einmal erklären zu lassen.



[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Königlicher Distrikt, königliche Gärten, Duellplatz | Lieutenant-Commander Tej Darran, Commander Manius Selgorias, Lieutenant Noak Fremyn, Captain Jolane Mirtan]



Ich habe mich jetzt ein wneig kurz und allgemein gehalten, damit jemand anderes, der da mahr Ahnung hat das alles so einleiten kann :)
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | königlicher Friedhof || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Darran, Commander Selgorias und Baron von Milaris (imperialer Botschafter)]

Über dem königlichen Friedhof lag eine unheimliche Stille. Zwischen all den Statuen, die aus einem milchigen Gestein gehauen waren, sowie den kunstvoll gebauten Krypten, die oft von dunkelgrünen Ranken fast gänzlich umschlossen waren, war auf dem ziemlich abgeschotteten Gelände kaum eine Menschenseele anzutreffen als Noak Fremyn gemeinsam mit der imperialen Delegation sowie dem Baron von Milaris zum Duellplatz ging. Zwar hatte der junge Lieutenant keine Ahnung, weshalb sie diesen Ort, der für ihn etwas Unheilvolles an sich hatte, besuchten, aber nicht einmal die allmählich einsetzenden Magenschmerzen konnten ihn nicht aus dieser Situation retten. Obwohl er noch immer keine Ahnung hatte, wie er überhaupt in diesen Schlamassel geraten war, musste er den ganzen Weg nun trotzdem bis zum (bitteren) Ende gehen. Eine Wahl hatte er nicht; hatte er höchstwahrscheinlich nie gehabt.

Der imperiale Botschafter und Captain(!) Selgorias gingen voraus, der uniformierte Kater und Noak folgten ihnen. Unter ihnen knirschte der Kies. Irgendwo auf dem Gelände klagte währenddessen ein heimischer Vogel sein Lied. Nahm er möglicherweise Anteil am tragischen Schicksal des schlanken Bakuraners? Leise unterhielten sich der Kommandant der entsandten Einsatzgruppe und der adlige Diplomat. Und obwohl er, der knapp hinter ihnen ging, nicht das komplette Gespräch hören konnte, reichten ihm einzelne Wortfetzen. Von Milaris zweifelte sichtlich an dem Duellanten; schätzte Roice Chancen als besser ein. Indirekt fütterte der Baron auf diese Weise die Bedenken des Lieutenant. Er gehörte einfach nicht in diese „Welt“. Warum ignorierte ausgerechnet sein eigenes Schicksal diesen Fakt?


Schlendernd führte sie der Baron an der Krypta einer alten, cygnischen Herrscher-Dynastie vorbei, während er im jovialen Ton zu dem uniformierten Anaxsi sagte: „Das Rapier hat die Prinzessin ihm gesandt? Sollte der Hof davon schon erfahren haben – und davon dürfen Sie ausgehen, Captain – ist das Schicksal dieser traurigen Gestalt fix. Er wird sich duellieren müssen... da führt leider kein Weg vorbei.“ Caspar von Milaris verzog das Gesicht. Womöglich hatte er auf leicht andere Bedingungen gehofft, um die Ausgangslage für die Imperialen zu verbessern. „Sekundieren Sie wenigstens?“

Sichtlich ließ Noak den Kopf hängen. Irgendwie festige sich bei ihm allmählich der Gedanke, dass Cygnus der letzte Planet sein würde, den er lebend betrat. Es käme aber auch einem Wunder gleich, sollte er, der aus äußerst einfachen Verhältnisse stammte, wirklich die Möglichkeit haben über einen gestandenen Adligen zu triumphieren. Nein, so funktionierte die Galaxie nicht – das war ihm, dem Zweiten Offizier der „Silver Bullet“, klar. Der imperiale Botschafter, der bloß mit Captain Selgorias redete, informierte diesen über den Comte. Roice war nicht nur von recht nobler Geburt und zudem der Kommandeur der königlichen Kavallerie, sondern des Weiteren noch ein eifriger Buhler um die Hand der Prinzessin. Manche Hofdamen sprachen ihm nach, dass er es eigentlich nur auf den Thron abgesehen habe, während ihm andere Leute, die gleichfalls am Hofe waren, attestierten, dass er ein glühender Loyalist und demnach mit Leib und Seele für die Königsfamilie sei.

Nachdem der Baron kurzzeitig an einem rosenaartigen Strauch haltgemacht hatte, sagte er:
„Captain, Sie sehen wie verworren der cygnische Hof ist. Roice kann aus reiner Eitelkeit handeln. Es könnte aber genauso gut andere Beweggründe geben. Wir müssen also weiterhin auf der Hut bleiben, wenn wir unbeschadet diesem Netz entfliehen wollen...“ Ein flüchtiger Blick in Richtung des Lieutenant folgte. „So, gleich haben wir es geschafft.“

Der Weg führte sie zu einem kleinen Platz in dessen Mitte das königliche Wappen der Samicks – als buntes Mosaik – prangte. Büsche, kunstvoll geschnitten, sowie überaus schmale Säulen umringten die freie Fläche. Man musste wahrlich kein Experte sein, um sofort zu erkennen, dass hier ausreichend Raum für jegliche Art von Duell vorhanden war. Langsam stolzierte der Baron in die Mitte, drehte sich mit ausgestreckten Armen im Kreis und ließ sie dabei zur gleichen Zeit wissen, dass sie hiermit ihr Ziel erreicht hatten. Hier sollte am nächsten Mittag Blut fließen. Noak schluckte unwillkürlich. Hatte er sich den Ort so vorgestellt? Sicher war er sich nicht. Übermüdung, Erschöpfung und die Gewissheit, die Sache nicht zu überleben, raubten ihm zu einem Großteil das Bewusstsein. Derweil von Milaris mit gemächlichen Schritten zu seinen Begleitern zurückkehrte, setzte er zum nächsten Wortschwall an. Offenbar gab es noch mehr Informationen, die er ihnen mitteilen wollte.

Kurz lächelte der Baron, bevor er sagte:
„Mit Colonel Novan, dem Kommandanten der königlichen Garde, ist wenigstens ein ordentlicher Neutraler gefunden. Manche Duellanten hat es schon weitaus schlimmer getroffen – und der Umstand, dass Duelle im Sternenimperium nicht erlaubt sind, macht die ganze Sache selbstverständlich nicht einfacher.“ Von Milaris sah seinem Gegenüber direkt in die Augen. „Novan wird Ihrem Wunsch, für das Duell auf den Sekundant zu verzichten, bestimmt nicht im Wege stehen. Roice schon eher. Die Marquise von Sirion, eine gute Bekannte des Comte, sagte mir gegenüber, dass die treusten Offiziere seiner Einheit ihm bereitwillig den Schwertarm gereicht hätten. Sie sollten also lieber einen Plan B parat haben, Captain...“

[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | königlicher Friedhof || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Darran, Commander Selgorias und Baron von Milaris (imperialer Botschafter)]

[OP: Details zum Duellierplatz dürfen gerne noch hinzugefügt werden. ;) Letos, magst du den Sprung zum richtigen Termin machen?]
 
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Friedhof :: CPT Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - LTC Tej Darran - Imperialer Botchafter Baron Caspar v. Milaris::

Manius folgte dem Baron durch den Friedhofsgarten mit verschlossener Miene. Seit dem ersten Treffen in der Limousine zum Festbankett hatte Manius keine hohe Meinung von dem imperialen Botschafter. Und seine joviale, etwas selbstherrliche Art, trug nicht dazu bei dies zu verbessern.

"Zu ersteinmal ist Lieutenant Fremyn keine 'traurige Gestalt', sondern Deckoffizier meiner Einheit. Und dass Sie mir aufzeigen wie komplex sich höfische Politik gestaltet ist zwar löblich, aber wenig förderlich. Ich weiss sehr wohl um die Tücken. Von Ihnen hätte ich mir dazu mehr Aufklärung und Vermittlung gewünscht, geschätzter Baron. Schlimmer reden, hilft nun keinem."

Manius erwiederte den direkten Blick des Barons. Ja, die überraschende Feldbeförderung zum Captain war durchaus zu einem vorzüglichen Zeitpunkt gekommen. Über all den Trubel um das Duell war die Nachricht mit Tej Darran angekommen und fast untergegangen. Jetzt prangte zwar das Rangabzeichen eines Captains auf der Brust des Manius Selgorias, doch dadurch wurde es nur bedingt leichter. So richtig hatte Manius es auch noch gar nicht realisiert, geschweige denn genossen. Immerhin gab es dem Anaxsi einen gewissen Rückenwind um diese Sache hier nach seinem Urteil durch zu stehen. Das musste auch der Baron gemerkt haben.

"Ich habe dem Herausforderer eine klare Bedingung für das Duell zukommen lassen. Entweder er stellt sich der Sache ganz und unter Achtung unserer Regeln, oder dieses Duell wird nicht stattfinden. Seinen Reiterstall kann er gerne paradieren lassen. Sowas erbaut mich immer sehr. Agentin Tebelon hat keine Minute gerastet und sich über die militärischen und höfischen Details aufklären lassen - von dieser seltsamen, blassen Kreatur die als Protokollführer bei der Rettungsaktion die Prinzessin begleitete. Ich werde mich nicht in weitere Duelle manövrieren lassen. Also bei allem Respekt..."

Manius stoppte den Rundgang. Das bisherige Gespräch hatte durchaus zu Noak Fremyn dringen können. Ebenso auch die weiteren Worte.

"Seit unserer Ankunft hier, die unter einem schwierigen Stern stand, habe ich Sie als höflich und hilfsbereit erlebt. Aber sie haben nichts dazu beigetragen um die Belange meiner Korvettendivision tatsächlich nach vorne zu bringen. Wir verlieren bereits zwei Tage mit diesem unsäglichen Debakel. Und so wichtig die behutsame Lösung des Konflikts für die Beziehungspflege und Außenwahrnehmung ist, ist es doch eine Verzögerung der imperialen Interessen. Ich erwarte von ihnen, dass Sie mich und meine Leute endlich unterstützen und in die Innenpolitik dieses Schlangennestes zu unseren Gunsten eingreifen. Das ist Ihre ureigenste Aufgabe. Warum muss meine Konsularagentin im Flottendienst lokale Bande knüpfen und bis zur Erschöpfung arbeiten, wärend von Ihnen nur Vorbehalte, Warnungen und Bedenken kommen? - Admiral Neretin wird zeitnah dieses System erreichen. Und sie wird sich fragen, ob wir das hier zu einem Vorteil oder zu einem Nachteil wenden konnten. Ich muss dazu weiter nichts sagen."

So endete das Gespräch im friedhöflichen Garten mit einer deutlichen Anspannung zwischen den sanft raschelnden Gewächsen und stummen Monumenten. Manius Selgorias verließ mit Noak Fremyn und Tej Derran die Anlagen und kehrte auf das Gastquartier im Königsbau zurück.

~~~//\\~~~​

Am nächsten Tage war es dann soweit. Inwieweit die legalen Bedenken bezüglich Duelle im Sternenimperium Bedeutung hatten durfte man sich wahrlich fragen, denn der Duellplatz war dicht besucht und durch Hofgarde abgeriegelt. Vom Licht des nahen Sterns überflutet, schillerte der Friedhof warm und lau. Das Wetter auf Cygnus B war eine ganz eigene Art. Eine frische Brise zog auf, die Jacken und Röcke blähten sich auf und die Atmosphärenschicht gab zur Duellstunde einen blassen, pastellfarbenen Schimmer bei. Ein Idyll. Und dort standen sie nun, umringt von gut zweihundert Personen. Soldaten, Garde, Hochgestellte und auch Vertreter verschiedener Ämter und auch ausgewählte Medien. Vertreter der Königsfamilie waren nicht anwesend.

Das Rund bot den beiden Kontrahenten gegenüberliegende Lager. Auf beigestellten Tischen besah man sich die Waffen, tauschte letzte Worte über Strategie und Taktik mit den Vertrauten und bemaß den Kontrahenten immer wieder mit skeptischem, abschätzenden Blick. Der Comte als Herausforderer hatte sich entsprechend gekleidet. Reiterhose, Stiefel, Halsschutz und - etwas unpassend - eine sehr modern anmutende Schutzbrille. Dazu ein weißes Oberteil. Schneidige Offiziere umringten den Mann. Einer präsentierte die Duellwaffe, andere wirkten erbaulich auf den Herausforderer ein. Alles in allem den Traditionen auf Anaxses doch sehr ähnlich, dachte sich Manius Selgorias.

Schweifte der Blick dann zu den Imperialen, bot sich ein etwas anderes Bild. Da stand der Captain in Uniform und befestigte den Halsschutz an Noak Fremyn. Etwas weiter entfernt, aber überaus gut sichtbar in der ersten Reihe, stand Tej Darran, der riesenhafte Katzenmensch. Der Nahkämpfer belauerte die Menge irgendwie. Und die Menge belauerte ihn. Man sah deutlich, wie diese Kreatur Verunsicherung unter den Anwesenden hervorrief; zumal sie nicht als gestiefelter Kater erschien, sondern in die Uniform eines imperialen Offiziers gepresst worden war. So mancher aus des Comtes Ecke schielte verstohlen zu Tej Darran. Manius gefiehl das so. Jetzt verstand er plötzlich, warum echte Rassisten meistens Feiglinge waren. So hatte es jedenfalls die Konsularagentin einmal ausgedrückt.

Manius sah zu Jahanna Tebelon hinüber. Sie stand ungefähr mittig am Rand zwischen beiden Parteien, nahe beim Baron von Milaris. Ihre kühle Erscheinung, die blassgraue Uniform, die unbekümmerte Miene, all das zeugte auch von Souveränität. Manius selbst hatte ein gutes Gefühl. Egal ob man gewann oder verlor, es kam auch darauf an, dass man den richtigen Eindruck hinterließ. Doch alles hing natürlich letztlich an einem: Noak Fremyn.

Manius hatte den Halsschutz befestigt und trat nun nah vor den Lieutenant. Beide Hände legte er auf dessen Schultern und senkte den Kopf etwas, um Noak in die Augen sehen zu können. So fand er die leisen, ehrlichen Worte, bevor Colonel Novan die Kontrahenten zum Duell auffordern würde:

"Lieutenant Fremyn, sie stehen das durch. Ich hätte ihnen das gerne erspart und ich sage ihnen das als Freund, nicht als Vorgesetzter: ich stehe in Ihrer Schuld. Das ist nicht fair, dass sie jetzt hier kämpfen müssen. Aber egal wie die Sache ausgeht, ich stehe voll hinter ihnen. Und ich weiß wie das ist, wenn man die Zeit totschlägt vor so einem Duell: wenn sie sich gefragt haben ob sie hier sterben, dann lächeln sie das weg. Das werden sie nicht. Und selbst wenn es so käme, dann würde ich dafür sorgen, dass ihre Familie und ihre Freunde auf Bakura davon erfahren was sie hier erlebt, gewagt, geleistet haben. Und jetzt graben sie tief, Fremyn, und holen sie den Kampfgeist raus den ich bei ihnen gesehen habe. Machen sie den Kerl fertig. Es gibt hier jetzt nur ihn und Sie."
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Friedhof :: CPT Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - LTC Tej Darran - Konsularagentin Jahanna Tebelon - Imperialer Botchafter Baron Caspar v. Milaris - Comte Roice und viele Umstehende ::
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | königlicher Friedhof || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Darran, Commander Selgorias, Comte Roice sowie jede Menge Schaulustige und anderes Volk]

Eine einzige Drehung um die eigene Achse genügte. Nicht einmal vierundzwanzig Standardstunden waren seit ihrem letzten Besuch vergangen und schon war der königliche Friedhof, der ziemlich am Rand von Kaprala gelegen war, nicht mehr wiederzuerkennen. Statt der bedrückenden Stille, welche noch vor nicht einmal einem Tag zwischen all den milchigen Grabsteinen, Krypten und Statuen wie eine feste Konstante geherrscht hatte, war nun heiteres Gelächter zu hören. Viele Menschen in edlen Kleidern wandelten auf den schmalen Kieswegen hin und her. Man mochte in diesem Moment allen Ernstes den Eindruck bekommen, dass dies hier kein Ort der Trauer war, sondern viel mehr ein sehr kurioser Lustgarden für die reiche Bevölkerungsschicht von Cygnus B.

Tatsächlich hatte man sich aber aus einem ganz speziellen Grund auf dem Friedhof eingefunden. Es sollte nämlich ein Duell zwischen zwei Ehrenmännern stattfinden, die auf diese Weise entweder die Ehre der cygnischen Kronprinzessin verteidigen oder gar die eigene retten wollten. Im Mittelpunkt dieses einmaligen Spektakels stand – eher unfreiwillig – Noak Fremyn. Den imperialen Lieutenant hatte ein Comte herausgefordert, nachdem dieser (angeblich) auf dem zeremoniellen Empfang eine unsittliche Berührung des Herausgeforderten bemerkt haben will. Natürlich wusste niemand, ob das bloß ein nichtiger Vorwand seitens des cygnischen Kavalleristen war oder ob hier wirklich ernstere Beweggründe eine Rolle spielten. Förderlich für die Neugier des königlichen Hofstaats – sowie der High Society im Allgemeinen – war es allemal.

Nachdem der drahtige Bakuraner in der letzten Nacht – genauso wie in der Nacht zuvor – kaum zur Ruhe gekommen war, wirkte er ziemlich blass; fast schon kränklich. Des Weiteren war für ihn auch nicht gerade erbaulich, dass ihn die reichen Bürger Kapralas nun gleich einem Zootier anstarrten – jedenfalls solange Tej Darran, der die imperiale Dienstuniform mit Stolz trug, nicht den Großteil der möglichen Aufmerksamkeit auf sich zog. Zweifel nagten an ihm. Hatte er in den letzten Stunden die nötigen Fortschritte tatsächlich gemacht, um sich – sowie das Galaktische Imperium – hier nicht zu blamieren? Konnte er Commandant Roice wirklich die Stirn bieten? Zum Glück war der Captain, in seiner Funktion als erster Sekundant und Mentor, in der Nähe. Momentan war er für den Lieutenant der massive Fels in der Brandung.

Derweil ihm der ranghöhere Anaxsi das notwendige Rüstzeug (insbesondere den dicken Halsschutz sowie die Bandage für den linken Arms) anlegte, sah sich Noak nervös um. Dabei landete sein Blick immer wieder bei den komischen, ihm unbekannten Reittieren, die der Comte und seine Begleiter – größtenteils junge Offiziere – genutzt hatten. Teilnahmslos blickten sich diese anmutigen Wesen um, grasten gelassen hier und da und schienen von dem Spektakel, das gleich vor ihnen stattfinden sollte, keinerlei Notiz zu nehmen. Warum konnte er nicht so ein Leben führen? Warum hatte ihn das Schicksal ausgesucht, um gegen einen eifersüchtigen – oder gar verrückten – Adligen zu kämpfen? In diesem Augenblick hätte der Zweite Offizier der „Silver Bullet“ zu gern geseufzt. Da aber eindeutig zu viele Augen auf ihn gerichtet waren, ließ er diese Gemütsregung lieber sein.

Colonel Novan, der eine grüne Rüstung trug, die gewissermaßen an einen Sturmtruppler (aber ohne Tornister auf dem Rücken) erinnerte, strich sich ein letztes Mal über seinen buschigen Schnauzbart, blickte dann prüfend zu den beiden Kontrahenten und verkündete anschließend:
„Nach den Regeln, die für ein Duell unter Ehrenmännern angemessen sind, hat der Herausgeforderte, Lieutenant Noak Fremyn vom imperialen Kanonenboot 'Silver Bullet', schlussendlich das Rapier als zu verwendende Duellwaffe gewählt. Comte Aden Roice, Commandant der königlichen Kavallerie sowie an diesem Tage der Herausforderer, hat eingewilligt. Zudem stimmten beide Parteien zu, dass der linke Arm bandagiert wird und man mit Nackenschutz kämpft.“ In dem Gesicht so manches Schaulustigen war in diesem Moment tatsächlich Enttäuschung zu sehen. Hatten manche der Anwesenden wirklich auf Blut gehofft? „Docteur Bynar, bitte prüfen Sie die Vorkehrungen auf ihre Rechtmäßigkeit.“

Die hagere Gestalt, die bis zu diesem Zeitpunkt viel mehr wie ein Sozialforscher gewirkt hatte, löste sich aus ihrer Starre. Bynar war alt, sehr alt. Siebzig – vielleicht sogar achtzig – mochte der Mensch sein, der an „normalen“ Tagen für das gesundheitliche Wohl Seiner Majestät sowie der königlichen Familie sorgte. Noch im Gehen setzte der greise, faltige Arzt eine altmodische Brille auf, inspizierte mit akribischen Blick die Schutzkleidung und nickte dann zustimmend dem jeweiligen Sekundanten zu. Kein Wort sagte der Mann. Im Bezug auf diesen alten Zausel hatte Noak sogar das Gefühl, dass dieser Kerl am Ende keinerlei Interesse an dem Duell hatte. Womöglich interessierte ihn weder wer als Sieger den runden Platz verlassen würde, noch warum zwei vernunftbegabte Männer überhaupt mit scharfen Klingen aufeinander losgingen. Ein Kloß bildete sich langsam im Hals des Bakuraner.

Der Kommandeur der königlichen Garde fuhr mit fester Stimme fort:
„Beide Kontrahenten sind nun bereit für das Duell. Es gilt als beendet, wenn die erste blutende Wunde, deren Schwere den Kampf deutlich beeinträchtigt, zu sehen ist. Diese Forderung kommt von der Kronprinzessin höchst selbst.“ Mit strengen Blick nahm Novan erst einmal Roice, dann Noak ins Visier. „Meine Herren, zücken Sie nun das Rapier und treten Sie in den Ring...“

Nervös atmete der Lieutenant. Das Herz schlug laut. Wieder und wieder hatte er sich gesagt, dass er in den letzten Wochen ausreichend Gefechte erlebt hatte. Eigentlich brauchte er gar nicht unruhig zu sein. Jedoch sah sein Bewusstsein einen Unterschied zwischen einem echten Schlagabtausch zweier Kriegsschiffe – Pirat hin oder her – und einem Fechtduell. Mit zittriger Hand ging Noak sogleich in eine übliche Verteidigungsposition, nachdem er den Platz betreten hatte. Leises Gelächter drang an sein Ohr. Natürlich! Die cygnischen Reichen amüsierten sich über ihn, den Bauerntölpel! Nochmals atmete er tief durch. Ein … und wieder aus. Sekunden zogen sich in die Länge. Nervös taxierte der Imperiale den adligen Kavalleristen. Dann gab der Gardekommandeur das Duell frei – und sogleich starte er seinen ersten, beherzten Angriff.

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B || Kaprala | königlicher Distrikt | königlicher Friedhof || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Darran, Commander Selgorias, Comte Roice sowie jede Menge Schaulustige und anderes Volk]

[OP: Die Rüstung von Novan (und der königlichen Garde im Allgemeinen) ist nach meiner Vorstellung eine Abwandlung davon: Clone Cold Assault Trooper]
 
[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Königlicher Distrikt, königliche Gärten, Duellplatz | Lieutenant-Commander Tej Darran, Commander Manius Selgorias, Lieutenant Noak Fremyn, Captain Jolane Mirtan]


Die Zeit nach der Besichtigung des Duellplatzes war schnell vergangen und nun waren sie, fast einen Tag später wieder auf dem Weg zum Friedhof um nun endlich dem lang ersehnten Duell beizuwohnen. Als sie ankamen, erwartete sie bereits eine gierende und gaffende Menge an Adeligen. Wie erwartet wollten sich viele das Spektakel nicht entgehen lassen.

Das Tej von vielen Anwesenden ungläubig gemustert wurde, störte ihn nicht wirklich. Scheinbar hatten viele noch nie eine Farghul gesehen.

Im Gegensatz zu den Begleitern des Comte, die mit ihren besten Rüstungen und aus anmutigen Reittieren gekommen waren, wirkte die imperiale Division doch etwas kläglich. Das viel jetzt besonders auf. Sie wirkten nicht wie die Vertreter des größten und mächtigsten Sternenverbundes, den die Galaxie je gesehen hatte, sondern eher wie eine Randgruppe die es mit dem mächtigen Sternenimperium aufnehmen wollte.

Doch dieser Gedanke brachte ein Grinsen, dass seine langen Fangzähne zeigte, auf das Gesicht des Farghul. Wenn es sein musste, würde er es mit diesen ganzen Offizieren alleine aufnehmen. Auf ihn wirkten sie sowieso wie Schnösel und Weiberhelden, die außer einem auftreten in ihren glänzenden Uniformen, nichts beherrschten. Er hielt diese ganzen Zuschauer nicht für würdig, dass sie die imperiale Delegation in ihren schimmernden Ausgehuniformen bewundern sollten. Und er trug ja auch die klassische graue Uniform der Marine.

Währenddessen begann nun der offizielle Teil der Zeremonie welche von einem gestandeneren Offizier geleitet wurde. Er ließ einen Arzt, der wirklich Steinalt wirkte die Schutzausrüstungen der beiden überprüfen und als dies geschehen war, verkündete er die Regeln, dass sie bis zur ersten größeren Verletzung kämpfen würden.

Nun brachten sich also die beiden Kontrahenten in Position und Tej lenkte nun seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf die sich nun gegenüber stehenden Kontrahenten. Lieutenant Fremyn war bereits in seine Verteidigungsposition gegangen und sah darin sehr gut aus, wie er als sein kurzzeitiger Lehrer feststellen konnte.

Dann eröffnete der Gardemajor das Duell und Lieutenant Fremyn ließ sich auch direkt zu einem Angriff herab. Das gefiel Tej. Es war immer eine gute Strategie, zu versuchen, von Anfang an den Kampf zu dominieren und es konnte auch einem vermeintlich unterlegenen Gegner Chancen geben, dass Duell für sich zu entscheiden.

Doch in der Folge sah man doch deutlich, dass es Fähigkeitsunterschiede zwischen den beiden Kontrahenten gab, wenngleich der Farghul den Comte für wesentlich schlechter hielt, als er es erwartet hatte und er schien oftmals die Angriffe des imperialen Offiziers nur mit Mühe abzuwehren. Es war also alles andere als ein einfaches Duell und auch wenn der Comte die Oberhand führte, fiel es doch wesentlich knapper aus, als man annehmen würde.

Ein Blick in das Publikum bestätigte ihm das, da dort viele Gesichter Überraschung oder gar Ungläubigkeit zeigten, dass das Duell wohl nicht so leicht für den Comte war, wie gedacht.

Auch im Gesicht des Adeligen war es immer wieder zu lesen. Offenbar hatte er sich den Lieutenant herausgesucht, weil er diesen für das schwächste Glied der imperialen Delegation gehalten hatte und hatte jetzt dennoch Probleme gegen ihn.

Doch ein Blick zu den Offizieren der Kavallerie machte ihm doch ein wenig Sorgen. Dort wirkten einige Grünschnabel so, als wären sie kurz davor ihre Waffen zu ziehen und in den Kampf einzugreifen.

Tej entfuhr sofort ein leises Knurren und er ging in eine erwartende Körperhaltung. Sollte es jemand von den Begleitern des Comte wagen wollen, in den Kampf einzugreifen, dann würde er zur Stelle sein, so viel sollte allen klar sein. Doch offenbar schien niemand von seinem veränderten Gemütszustand Notiz genommen zu haben und er konnte jetzt beobachten, wie man im Gegnerischen Lager damit begann, irgendwelche Vorbereitungen zu treffen.

Ob der Captain das gesehen hatte? Tej hoffte so. Er konnte jetzt auch nicht einfach so herumbrüllen, dass bei den Kavallerieoffizieren irgendetwas vor sich ging.

Andererseits wollte er auch nicht untätig warten, ob Captain Selgorias als Sekundant etwas dagegen unternahm. Er fand, wenn das feindliche Lager etwas vorbereitete, dann durfte er auch eingreifen.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf setzte er sich in Bewegung und begann einmal um den Duellplatz herum zu laufen, um auf die andere Seite und zu den Offizieren des Sternenimperiums zu gelangen. Was hatten die denn vor?


[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Cygnus B | Königlicher Distrikt, königliche Gärten, Duellplatz | Lieutenant-Commander Tej Darran, Commander Manius Selgorias, Lieutenant Noak Fremyn, Der Comte, Zuschauer]
 
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Friedhof :: CPT Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - LTC Tej Darran - Konsularagentin Jahanna Tebelon - Imperialer Botchafter Baron Caspar v. Milaris - Comte Roice und viele Umstehende ::

Entgegen der verbreiteten Ansicht unter einigen Imperialen brachte Bakura doch nicht nur Hinterwäldler und Wegducker hervor. Nachdem das Duell eröffnet worden war, trat zuerst eine erdrückende Stille ein. Die anwesenden Zuschauer umrahmten den Kampfplatz, wo unter den Augen des Neutralen und der Sekundanten der Comte gegen den Lieutenant antrat. Der erste Ausfall ging von Noak aus, riss ihn auch gleich in eine ganz eigene Welt. Plötzlich gab es für den Lieutenant nur noch den Kontrahenten und sich selbst. Man konnte es ihm förmlich ansehen, wie all die Schaulustigen und Feindseligen, die Neider und Pikierten, wie auch die Augen der wenigen Imperialen, für Noak Fremyn verschwanden. Das war ersteinmal ein gutes Zeichen.

Der Comte war vorsichtig, aber er trieb den Imperialen dennoch rasch zurück. Noak brauchte einen Moment um zu begreifen, dass es mit einem Ausfall alleine nicht ausgestanden sein würde. Oder besser gesagt: wenn er überleben wollte, musste er einen Plan haben, denn der Comte taktierte klug.

Manius Selgorias besah sich verbissen den sich entfaltenden Kampf und erkannte den Kampfgeist wieder, den er im Training bei Noak hatte aufblühen sehen. Am Rande nur, nahm er das Gebahren der cygnischen Offiziere und deren zunehmenden Unmut wahr. Erst als der Farghul Tej Darran sich in Bewegung setzte und an der ersten Reihe entlang schritt um den Kampfplatz zu umrunden, löste sich der Blick des Captain und sah durchaus etwas besorgt zum Katzenhaften rüber.

Die Menge jauchzte plötzlich auf. Manius ließ den Farghul machen und sah mit verbissenem Gesicht zum Kampf zurück. Noak Fremyn war getroffen worden, so schien es. Noch keine zwanzig Sekunden dauerte der Kampf an Er solperte einen Meter zurück und sah ungläubig auf seinen Schildarm, der leider keinen Schild hielt. Eine rote Linie zeichnete sich am Oberarm ab, wo der Säbel des Comte durch die Bandagierung gepeitscht hatte. Triumphierend ließ er den Lieutenant Abstand gewinnen und brachte die Säbelspitze drohend empor. Ein sarkastisches Lächeln blitzte auf den Zähnen des Comte. Das erste Blut war ihm.

Zurufe gaben dem Comte Zuspruch, Noak aber Spott und Hohn. Ja, hier war die Stimmung nun wirklich nicht auf imperialer Seite. Wer dem Comte den Triumph nicht gönnte, schwieg. Der Kampf nahm dann Dynamik auf. Fremyn setzte sich unerwartet für den Comte ungestüm zur Wehr. Gradlinige, robuste Schläge. Wenig difizil, aber zu gefährlich für den Comte, um sie zu ignorieren. Er brauchte alle Aufmerksamkeit für die Parade gegen den hitzigen Ausfall. Dann kam, was kommen musste. Manius schloss die Augen, als der Comte abblitzen ließ, einen Seitschritt machte, und Noak Fremyn einen heißen Riss über die linke Niere zog. “Das war es”, dachte Manius, der mit geschlossenen Augen fluchte. Sein eigenes Herz raste, als wäre er selbst getroffen worden. Die Menge jauchzte erneut auf. Triumph für den Comte! Dann ein erneutes Staunen und Rufen. Empörung ergriff die Menge. Manius riss die Augen wieder auf. Noak Fremyn blutete heftig an der Flanke. Das weiße Hemd war rot und nass. Aber der Comte stolperte rückwärts. Was war geschehen? Die Nase des Comte war von Blut und Tränen zerflossen. Fremyn musste dem Mann einen harten Schlag versetzt haben, aber wie? Und Noak setzte nach. Der Comte parierte stolpernd, hielt sich die irritierende Wunde im Gsicht, dann war Noak ran. Der Sekundant des Comte wollte vorspringen, zögerte aber dann. Der Neutrale gellte einen Befehl: “Auseinander!” – er blieb ungehört. Dann schlug Noak seinen Säbel in die Schulter des Comte. Der zweite Hieb kam zu kurz, schnitt den Comte am Oberschenkel tief, der seinerseits nun rückwärts zu Boden ging und dabei Noak einen zweiten, schweren Hieb unter die Kniescheibe versetzte. Noak schrieh verbissen auf, knickte ein, setzte erneut nach. Dann war der Sekundant endlich ran und schlug Noaks Säbel beiseite.

“Skandal!” tönte es ringsum. Was war hier los?

Manius sprang vor, zu den Duellanten hin: “Weg da von meinem Mann!” Schon war ein Offizier ran, der Noak an den Kragen wollte: “Du imperialer Abschaum! Ich mach Dich kalt!” Zwei halfen dem Comte auf, der Feuer und Galle spuckte: “Unfair! Unfair! Was eine Sauerei!” Manius kniehte neben Noak, der wie traumtrunken auf seine schwere Wunde starrte, und funkelte von unten zum kreidebleichen Comte auf. Grade wollte er ihn anfahren, da fauchte es scharf.

Der Farghul bleckte die Zähne und hatte einen der cygnischen Offiziere mit einem Faustschlag auf die Brust in die Menge befördert. Eine Sekunde stand die Zeit still, dann brach das Chaos aus. Säbel blitzten auf, die Menge schrieh und wich zurück, als die Garde versuchte Ordnung zu schaffen. Dessen ungeachtet verbündeten sich die Reiteroffiziere und einige Zuschauer von jetzt auf gleich gegen die Imperialen. Tej Darran sah sich unvermittelt einer Übermacht gegenüber. Ein Tritt traf Manius gegen die Schulter. Er strauchelte zur Seite und zog fluchend blank. Zwei standen ihm gegenüber, zögerten aber als sie den Säbel sahen. “Imperiale zu mir! Mann am Boden verteidigen!” rief Manius in lautem Befehlston über die Menge hinweg und scheuchte die beiden unbewaffneten Cygner von Fremyn fort. Ein Blick zum Farghul zeigte, dass der alles im Griff zu haben schien, aber gebunden war. Mindestens drei oder vier gingen den Farghul an, und Tej Darran trieb es wie einen Löwen unter sie.

“Imperiales Pack!”

Ein Steinvase samt Blume flog über Manius hinweg und zerschellte auf dem Boden. Er duckte sich und sah im Durcheinander von fliehenden und eindrängenden Offizieren, Schaulustigen und Gardisten, dass Jahanna Tebelon und der Botschafter versuchten zu Manius zu gelangen.

“Ducken, verdammt!”, befahl Manius scharf. Jahanna Tebelon duckte sich, als ein Reiteroffizier aus dem nahen Handgemenge mit dem Farghul zurücktaumelte. In dem Moment schlug es Manius von hinten gegen den Kopf. Als er herumwirbelte stand er einem Offizier gegenüber, der ihm mit dem Säbel herausforderte. Manius hob das Kinn grimmig an und wollte grade in die Herausforderung einsteigen, als über das Chaos hinweg der spitze Schrei von Jahanna Tebelon zu hören war. Manius wirbelte herum, musste aber dabei parieren. Aus dem Augenwinkel sah er, dass ein Mann in der Uniform eines cygnischen Fähnrich drei Meter vom Baron und der Konsularagentin entfernt stand und einen Blaster gegen beide anhob! Die Zähne voll Hass gefletscht. Er wollte schießen, kein Zweifel. Aber auf wen? Konsularagentin oder Botschafter?

Ein Sekundenbruchteil blieb. Manius parierte erneut seinen Kontrahenten, stolperte fast über den am Boden liegenden Noak im Blut. Es blieb nur eine Hoffnung diesen Mordversuch zu vereiteln:

“Darran! Schütze auf sieben Uhr!”

Verzweifelt brüllte Manius und hoffte, dass der Nahkämpfer die Situation schnell genug erfassen würde um das Richtige zu tun.


:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Cygnus B :: Stadt Kaprala :: Königlicher Distrikt :: Friedhof :: CPT Manius Selgorias - LT Noak Fremyn - LTC Tej Darran - Konsularagentin Jahanna Tebelon - Imperialer Botchafter Baron Caspar v. Milaris - Comte Roice und viele Umstehende ::
 
Zurück
Oben