Cygnus B (Cygnus-System)

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || 417. Korvettendivision | CRV „Gladius“ | Besprechungsraum || Lieutenant Noak Fremyn, Captain Selgorias, Lieutenant Commander Darran, Lieutenant Commander Scott, Lieutenant Commander Petrov, Konsularagentin Tebelon und ein Droide]

In einem Punkt konnte man sich allem Anschein nach sicher sein: Da Captain Selgorias ein überaus tugendhafter Offizier der Imperialen Streitkräfte war, gehörte zu seinen Vorzügen auch, dass er sehr pünktlich war. Denn kaum hatten sich die beiden Vertreter der „Silver Bullet“ gesetzt und kurz den haarigen Nichtmenschen in Augenschein genommen, da öffnete sich auch schon leise zischend die einzigen Tür zu dem Konferenzraum und der uniformierte Anaxsi, Lieutenant Commander Petrov, derzeitiger Kommandant der „Diligence“, sowie ein x-beliebiger Technikdroide. Dabei konnte man tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde sehen wie menschlich der Kommandant der Einheit sein konnte. Immerhin schienen sich die beiden Imperialen in diesem Moment angeregt zu unterhalten; möglicherweise zu scherzen.

Nachdem Jahanna Tebelon – sozusagen als Schlusslicht – eingetreten war, konnte die Besprechung, die der Captain einberaumt hatte, endlich beginnen. Insgeheim war Noak schon gespannt, da er zum einen noch nie einer solchen Konferenz beigewohnt hatte. Zum anderen aber auch, da man auf seine Anwesenheit – explizit! – hingewiesen hatte. Was hatte der Anaxsi also vor? Schickte man hin etwa zurück an den Hof, während die imperiale Eingreifgruppe auf Piratenjagd ging? Unmerklich zuckte der angeschlagene Bakuraner bei diesem Gedanken zusammen. Nach all den Intrigen und Strapazen hatte er nämlich keine große Lust so schnell diese „Schlangengrube“ wiederzusehen – selbst wenn er in dieser Situation in Kronprinzessin Illrianas Nähe sein würde. Somit nagten mit einem Mal sehr finstere Vorahnungen an ihm.

Glücklicherweise zielte der Kommandant der „Gladius“ nicht auf so eine Idee ab. Nein, stattdessen resümierte er bei seinen einleitenden Worten viel mehr über die bisherigen „Erfolge“ – oder besser: Begebenheiten – und leitete anschließend direkt zu einer Nachricht der Kronprinzessin über. Dabei schien Noak mit einem Mal hellhörig zu werden. Obwohl er in der Regel ein sehr pflichtbewusster, junger Mann war, glitt seine Aufmerksamkeit schnell in eine Phantasiewelt ab. In seinen Gedanken befand er sich nicht auf dem corellianischen Kanonenboot – oder einem anderen imperialen Schiff –, sondern meist auf einer idyllischen Wiese – gemeinsam mit der cygnischen Thronfolgerin oder der hübschen Flag Lieutenant von Admiral Nerethin. Hach, warum war das Leben für einen Offizier der Imperialen Streitkräfte bloß so grausam; kompliziert?

Da der bandagierte Bakuraner mehr den eigenen Phantasien nachhing als auf Illrianas Botschaft zu hören, bekam er so nur den Einwurf von Lieutenant Commander Scott mit:
„Sie müssen da unten ja echt einen ordentlichen Eindruck gemacht haben.“ Er schmunzelte. „Selbstverständlich können wir so ein Angebot nicht ausschlagen... Jedoch sollte meiner Meinung nach die Wahl des Offiziers, der das Kommando erhalten soll, weise getroffen werden. Es gilt an dieser Stelle wirklich einen echten Balanceakt zu bewältigen. Weder dürfen wir die Cygnier vor den Kopf stoßen, noch dürfen wir das Protokoll aus den Augen verlieren.“

Um nicht allen Anwesenden seine Unwissenheit zu präsentieren, sah sich Noak heimlich um. Dabei fiel ihm nichts besonderes auf. Von welcher Fregatte sprach der Lieutenant Commander also? Zwar brummte der Holo-Projektor noch, aber auf die Schnelle konnte er keinerlei Indizien darauf finden, was der eigentliche Anlass für diese Unterhaltung war. Da mit einem Mal seine Bewusstsein wieder gänzlich im Hier und Jetzt war, stellte sich dem Bakuraner auf einmal auch eine ziemlich essentielle Frage: Weshalb sollte man eine Fregatte – womöglich ein älteres Modell – für eine Jagd auf Piraten einsetzen? Meist konnten Schiffe dieser Klassifikation nur schwerlich mit Korvetten mithalten. Der Blick des schwarzhaarigen Lieutenant wanderte langsam zu Captain Selgorias. Was würde er darauf erwidern? Doch bevor der Anaxsi etwas sagen konnte, setzte der kahlköpfige Imperiale noch einmal nach.

Nach einer flüchtigen Kunstpause fügte er hinzu:
„Mit Verlaub, Sir: Meiner Meinung nach sollte in diesem Fall das Kommando entweder Commodore Kratas überlassen werden – immerhin ist sie der ranghöchste Offizier in diesem Sektor – oder Ihnen, Captain. Sie haben schließlich das Königshaus auf Ihrer Seite und dürften somit der eigentliche Grund für dieses 'Geschenk' sein.“

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Die Augen von CPT Manius Selgorias lagen weiter nachdenklich auf LT Noak Fremyn, auch wärend LCDR Scott seine Meinung kund gab. 'Was macht denn Fremyn? Träumt der?', schoss es Manius durch den Kopf als er sah, wie der junge Bakuraner scheinbar heimlich improvisierte um dem Gespräch zu folgen. Manius' Miene ernüchterte sich, als er grade die seinen vorgefassten Plan zerbröckeln sah. Und Lysander Scott unterstrich die kritischsten Punkt überdeutlich: Balanceakt, Protokoll, ranghöchster Offizier. Innerlich fluchend nickte Manius zu den Worten des Lietenant Commander. Zeigte dieser grade eine gehässige, fast boshafte Natur? Wie nahe standen sich eigentlich Noak Fremyn und Lysander Scott?

Manius ließ ab von Noak und wendete sich LCDR Scott zu. Dieser sagte grade in diesem Moment:
"Meiner Meinung nach sollte in diesem Fall das Kommando entweder Commodore Kratas überlassen werden – immerhin ist sie der ranghöchste Offizier in diesem Sektor – oder Ihnen, Captain. Sie haben schließlich das Königshaus auf Ihrer Seite und dürften somit der eigentliche Grund für dieses 'Geschenk' sein.“

Da erfasste ein Ruck die Gladius. Die kleine Korette bebte auf, wie ein tiefes Grollen, und zwei Sekunden lang sah man den Anwesenden das unerwartete Innehalten an, als jeder versuchte zu verstehen was geschehen war. Wassergläser auf dem Tisch klirrten leise. Die Deckenarmatur knarzte und der schläfrig gewordene Technikdroide am Projektor riss alarmiert die mechanischen Augen auf und pfiff ängstlich. Es war, als hätte das Schiff selber Anstoß an Lysander Scotts Worten genommen. Dann war es vorbei.

"Was war denn das?!"

Rief Manius ungehalten aus und beugte sich vor zum Sprechgerät auf dem Tisch. Jahanna Tebelon saß kerzengrade, die Lippen leicht geöffnet, sagte aber nichts. Beide Hände klammerten sich um das Datentablett.

"Brücke für Selgorias. Kommen."

"Lieutenant Galeno hier. Sir, wir wissen es noch nicht," antwortete jener in vorauseilendem Gehorsam. "Es liegt keine Schadensmeldung vor. Chief Obiskana versucht den Maschinenwart zu erreichen."

"Umgehend!"

Manius beendete die Übertragung und versuchte sich zu erinnern wo das Gespräch unterbrochen wurde. Er war irgendwie alarmiert.

"Nun gut. Meine Herren, wir unterbrechen die Sitzung für einen Augenblick, bis ein Bericht vorliegt über die Erschütterung. - Lieutenant Commander, kann ich Sie derweil mal unter vier Augen sprechen?"

Manius erhob sich und bat Lysander Scott in den hinteren Teil des Raumes, wo er ein diskretes Gespräch begann. Die anderen am Tisch, teils doch verwundert über die Unterbrechung, erhoben sich, griffen zu den Getränken und verfiehlen in leise Gespräche.

"Klang, als hätte jemand die Maschine beim einparken abgewürgt," scherzte LCDR Petrov und ging grinsend auf den pelzigen LCDR Tej Darran zu. "Und sie sind also Lieutenant Commander Tej Darran? Interessant, sie mal persönlich zu treffen..."

Wärenddessen traten die Absätze der Konsularagentin direkt neben Noak Fremyn an den Tisch. Sie beugte sich zum Wasser vor und füllte sich ein Glas. Ein zuckergussartiges Lächeln umrahmte die leise Bemerkung zu Lieutenant Fremyn:

"Herzlichen Glückwunsch, Lieutenant. Sie haben grade eben eine Stufe auf der Karriereleiter verschlafen. Das wäre ihre Chance gewesen."

Ihr sachtes Nicken zum hinteren Bereich des Raumes legte den Verdacht nahe, dass sich Manius Selgorias und Lysander Scott grade über niemand geringeren als Noak Fremyn unterhielten. Grade wendeten sich beide auch wieder der Gruppe zu, als das Sprechgerät einen Rufton entsendete. Die Konsularagentin begab sich wieder auf den abseitigen Platz zurück wärend Manius Selgorias einen Bericht über die Sprechanlage einholte. Man begab sich wieder auf die Plätze.

"Hm... Ja... In Ordnung. Ja. Veranlassen sie das."

Der Captain hing das Sprechgerät wieder auf das kleine Terminal.

"Es liegt keine Schadensmeldung vor. Möglicherweise war das eben eine Anomalie in der Thermosphäre. Die Sensorik und die Maschinenwarte gehen der Sache nach Wir setzen die Sitzung fort."

Manius straffte sich und sammelte die Gedanken. Ein kurzer Seitenblick zu Noak, dann sprach er weiter.

"Ich habe mich entschieden dem Vorschlag von Lieutenant Commander Scott zum Teil zu folgen. Ich werde Commodore Kratas vorschlagen im Zuge der militärischen Besatzung für die Aliéstra auch den Kommandoposten für das Schiff nach ihrer Entscheidung mit einem weiteren Lieutenant-Commander zu besetzen. Die 417. ist zu dünn besetzt um die Kernbesatzungen weiter zu zerstreuen. Wir werden eingespielte Brückencrews brauchen. In diesem Sinne ist es geboten, dass wir für die Aliéstra ein neues Kommando anfordern. - Lieutenant Noak Fremyn wird jedoch vorerst auf die Aliéstra als Deckoffizier überstellt, zu Propgagandazwecken. Wenn sich die Aufmerksamkeit etwas gelegt hat, sehen wir weiter. Das sollte allen Ansprüchen genügen."

Der Seitenblick gen Noak ließ vermuten, dass das nicht unbedingt dem optimalen Wunsch des Captain entsprach. Aber die Besatzungen der 417. waren jung. Man konnte nicht beliebig aus einem Fundus von Führungskompetenzen schöpfen. Und Manius ärgerte sich immens darüber, wenn Erwartungen, die er an sich selbst stellte, von anderen nicht erfüllt werden konnten. Er schob den Gedanken zur Seite bevor der Ärger aufkochte. Was genau hatten Lieutenant Scott und Captain Selgorias wohl besprochen?

"Wie sie alle sehen, setzt sich die unkonventionelle Arbeitsweise der 417. Korvettendivision weiter fort. Wir arbeiten hier, ich möchte das einmal herausstellen, deutlich abseits der üblichen Einsatzdoktrinen. Es war genau diese Art von Herausforderung, die zur Gründung der 417. und zur Neuordnung der 3. Flotte führte. Und sie wurden dafür ausgewählt."

Ein kurzes Wachrütteln um eventuelle Zweifler im Raum provisorisch zum Schweigen zu bringen. Manius hatte kein Interesse, die causa Illriana oder ähnliche Themen weiter zu verhandeln.

"Die taktische Schwäche der Aliéstra werden wir deshalb mit der Jäger-Doktrin von Admiral Nerethin ausgleichen. In der Kombination der Jagdstaffeln mit Kernschiffen liegt eine traditionelle Stärke. Wir werden die voll ausspielen und dabei zeigen worin der Wert einer effizienten Jägerdoktrin liegt. Ich werde Commodore Kratas um vierundzwanzig hochwertige TIE-Jäger bitten, die wir auf die Alißestra verlegen. Ich bin zuversichtlich, dass sie dieser Linie zustimmt."

Eine resolute Geste wischte das Thema vorerst vom Tisch.

"Wie gehen wir also weiter vor? Wir haben einige Soldaten in unserer Division, sowohl Brückencrew, als auch Mannschaft, die viel Erfahrung mit Piratenjagd haben. Ich möchte, dass wir das Potential voll ausschöpfen. Insbesondere die Claw of Justice hatte mit der Piratenjagd ein Kerngeschäft zu erledigen. Aber auch die Silver Bullet steht da in nichts nach. An diesen Erfahrungen knüpfen wir an."

Manius aktivierte erneut den Hologrammdroiden, der gefügig ein Schaubild an die Wand projizierte.

"Dies ist das Bild von 'Capitaine de Corvette' Luc Delwaren, der uns zur näheren Zusammenarbeit vor Ort empfohlen wurde. Er operiert selbstständig für die Untersuchung des Hinterhalts auf ihre prinzliche Hoheit. Von diesem Überfall selbst verfügen wir über eigene Scannerdaten der feindlichen Schiffe und Signaturen. Das cygnische Oberkommando hat zudem Aufklärungsdaten zugesichert, soweit ich informiert bin. Wir werden sehen, was wir bekommen."

Auf der Projektion kamen nun stelare Routen im Cygnus-System hinzu, eingefärbt mit verschiedenen Bedrohungschancen. Zuletzt kam die Abbildung einer Art Drone oder eines Satelitten hinzu.

"Nicht zuletzt haben wir diese kleine, teure Störeinheit, mit der die Feindkräfte die Fernkommunikation unterbanden. Ich erinnere daran, dass dieser ECM-Sender ein modernes, imperiales Modell ist. Wir erhoffen uns geheimdienstliche Erkenntnisse über die Herkunft genau dieses Modells mit dem Eintreffen der 3. Flotte. Vielleicht bringt uns das auf eine Spur über Schmuggelrouten."

Manius wendete sich wieder seinen Kameraden zu.

"Das alles nehmen wir zusammen und spüren die Ratten auf. Primäres Ziel ist die Lokalisierung und Zerschlagung der Strukturen und Anlagen, die der Piraterie hier in Cygnus als Grundlage dienen. Wir haben da ohnehin noch eine Rechnung mit diesem Abschaum offen."

Ein Faustschlag auf den Tisch setzte einen deutlichen Punkt hinter die energischen Worte des Anaxsi. Ein Ausdruck unwillkürlichen Missmuts. Manius Selgorias hatte genug vom Gerede. Es galt nun kriegerisches Handwerk zu verrichten.

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Unweigerlich rutschte ihm das Herz in die Hose als Jahanna Tebelon ihn unvermittelt ansprach. War er gerade wirklich tatenlos an einer Beförderungsmöglichkeit vorbeigeschlittert? Mit großen Augen sah er die Konsularagentin an, konnte aber nichts sagen. Was hatte er in den wenigen Herzschlägen, die er geträumt hatte, nur verpasst, das für alle anderen Anwesenden so wichtig war? Der blutjunge Imperiale tappte im Dunkeln, vollkommen. Nach dem flüchtigen Augenkontakt wanderte sein Blick zurück zu dem länglichen Konferenztisch. Irgendwie war er mit der ganzen Situation – noch immer – vollkommen überfordert. Glücklicherweise kehrten in diesem Augenblick Captain Selgorias und Lieutenant Commander Scott zu den anderen Uniformierten zurück. Der kahlköpfige Kommandant des corellianischen Kanonenbootes trug dabei ein triumphierendes Lächeln zur Schau.

Manius Selgorias, ein imperialer Offizier wie er im Lehrbuch stand, hatte die Aufmerksamkeit aller Beteiligten umgehend. Eine imposante Gestalt; trotz schlichter Dienstuniform. Seine Stimme klang überaus entschlossen als er seine Entscheidung der kleinen, überschaubaren Runde mitteilte. In den Grundzügen folgte der Captain den Gedanken, die kurz vor dem überraschenden Ausfall von Scott geäußert wurden: Kratas sollte das Kommando über das größte Schiff im Verband bekommen. Aber im Detail wich der Anaxsi dann doch ab. Denn anstatt einen erfahrenen Ersten Offizier an ihre Seite zustellen – oder gar einen cygnischen Offizier mit dieser „Ehre“ zu betrauen – sah er Noak für diese Postion vor. Sichtlich schrak der junge Bakuraner bei dieser plötzlichen Ankündigung hoch. Damit hatte er einfach nicht gerechnet.

Irgendwelche Kommentare kamen in der Runde nicht auf. Der kahlköpfige Lieutenant Commander beließ es bei seinem arroganten Lächeln, Darran schnurrte (höchstwahrscheinlich!) und sowohl der Kommandant der „Diligence“ als auch die Konsularagentin schwiegen einfach. Aus diesem Grund ging man – quasi nahtlos – zum nächsten Punkt über: Das weitere Vorgehen. Immerhin trieben sich da draußen noch ein Pulk an Piraten herum, die man endlich zur Rechenschaft ziehen sollte. Manch einer in dieser Runde war der Meinung, dass man auf Cygnus B – obwohl nicht mehr als zwei, drei Tage vergangen waren – viel zu viel Zeit vergeudet hatte. Man hätte schon viel früher die Jagd auf diese Kriminellen eröffnen sollen, anstatt in der selben Zeit mit irgendwelchen übermütigen Adligen die Klingen zu kreuzen. So war es am Ende auch Scott, der demonstrativ auf den Tisch klopfte.

Der kahlköpfige Offizier sah kurz zu dem Lieutenant an seiner Seite und sagte dann:
„Captain, Mr. Fremyn und ich werden nun auf mein Schiff zurückkehren. Ich werde ihn höchstpersönlich für den Dienst auf der 'Aliéstra' vorbereiten.“ Sein Blick glitt zu Selgorias. „Wie groß ist unser Zeitfenster? Brechen wir schon innerhalb der nächsten Stunde auf?“

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[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Orbit von Cygnus B | CRK Gladius, Besprechungsraum | Lieutenant-Commander Tej Darran, Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant-Commander Lysander Scott, Captain Manius Selgorias u. a.]


Es dauerte nicht lange, bis der Captain eingetroffen war er unterhielt sich angeregt mit Lieutenant-Commander Petrov, dem Kommandanten der Diligence, wenn er sich recht an die Akten erinnerte. Doch sobald die beiden den Raum vollends betreten hatten, ebbte dieses Gespräch ab und man ging zum offiziellen Teil der Besprechung über.

Nach einer kurzen Begrüßung spielte der Captain eine Aufzeichnung ab, die von der Prinzessin des Sternenimperiums Höchstselbst stammte und in der sie sich für Vergangenes entschuldigte aber auch dankende Worte für die imperiale Delegation übrig hatte. Sie schloss ihre Nachricht mit einem Geschenk an die Korvettendivision. Eine Nebulon-B Fregatte sollte sie bei der Jagd auf die Piraten unterstützen. Taktisch sicherlich ein eher zweifelhaftes Geschenk, wie die anderen Offiziere auch festzustellen wussten, aber politisch eine hochbrisante Leihgabe, so hatte doch der Vater der Prinzessin und aktueller Throninhaber einst seinen Wehrdienst auf eben diese Fregatte, die man seinerzeit auf den schwungvollen Namen Alièstra getauft hatte. Dies war aber nicht nur ein Indikator für den symbolischen Wert des Schiffes sonder zeigte Tej auch, wie alt das Schiff schon sein musste.

Captain Selgorias hingegen erläuterte, dass das Rumpfpersonal von der imperialen Cygnischen Marine gestellt werde, das Kommando und das weitere Personal allerdings von Seiten der Imperialen Flotte gestellt werden musste.

Der Captain warf sofort einen vielsagenden Blick auf Lieutenant Fremyn, der sich bis jetzt auch in Tejs Augen als äußerst Fähig erwiesen hatte und sicherlich an dieser Aufgabe weiter wachsen konnte und sich so auch für ein eigenes Kommando empfehlen konnte - oder das ganze würde in einer Blamage für ihn enden, was allerdings doch recht unwahrscheinlich war.

Commander Scott lenkte jedoch brachte Commodore Kratas und den Captain selbst ins Spiel.

Ein komischer Schachzug, wie Tej fand, immerhin hatte er hier eine Chance vor sich, der jeder klar denkende Offizier sofort ergriffen hätte. Aus politischer Sicht wäre es eine Demütigung für beide Offiziere gewesen, ein solch veraltetes Schiff zu übernehmen, dessen symbolische Bedeutung außen vor gelassen.

Kaum hatte der Commander seine Erklärung abgegeben, unterbrach ein Ruck die Sitzung. Auch Captain Selgorias lenkte seine Aufmerksamkeit sofort auf diese Anomalie und kurz darauf verlangte auch bereits die Brücke des Schiffes nach ihm.

Dann zog sich der Captain mit Lieutenant-Commander Scott zurück. Sie begannen ein Gespräch etwas abseits der anderen, die die ungeplante Pause bereits nutzen und zu Getränken griffen.

Lieutenant-Commander Petrov indessen kam auf den Fraghul zu und begrüßte ihn freundlich und fast ein wenig Respektvoll. Es schien ihn zu freuen, ihn persönlich zu treffen.

"Nun Sir, das ist freundlich, aber die Ehre ist ganz auf meiner Seite"
, erklärte er etwas bescheiden.

Zu einem größeren Gespräch konnte es allerdings nicht kommen, da der Captain nun bereits wieder die Sitzung fortsetzte und erklärte, dass die Störung wohl auf einen äußeren Einfluss zurückzuführen sei.

Als nächstes Veröffentlichte er seine Entscheidung und erklärte, das Lieutenant Fremyn fürs erste als Deckoffizier fungieren würde, bevor Commodore Kratas weitere Schritte und Befehle einleiten würde. Weiterhin erklärte er, dass man auch weiterhin fern der Einsatzrichtlinien operieren würde.

Als Abschluss der Sitzung bekamen alle Anwesenden noch die Marschrichtung für die kommende Offensive. Es galt vor allem logistische Stützpunkte und Anlagen, aber auch Offensivkräfte des Feindes aufzuspüren und zu neutralisieren.

Das war es was Tej hatte hören wollen. Er erhob sich mit den anderen und man begann sich zu zerstreuen und auf die eigenen Schiffe zurückzukehren.

Nur Lieutenant-Commander Scott blieb noch einmal zurück, um einerseits zu erklären, dass er sich persönlich um Noak Fremyn Vorbereitung auf seinen Decksdienst kümmern würde und wollte daher gerne ein genaueres Zeitfenster für ihren Aufbruch wissen.

Tej, der sich sowieso Zeit ließ, hielt also auch kurz inne um die Antwort des Captain ebenfalls mit anzuhören.


[Mid Rim | Esaga-Sektor | Cygnus-System | Orbit von Cygnus B | CRK Gladius, Besprechungsraum | Lieutenant-Commander Tej Darran, Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant-Commander Lysander Scott, Captain Selgorias u. a.]
 
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Orbit über Cygnus B :: CRV Gladius :: Kommunikationswarte der Brücke :: CPT Manius Selgorias ::

Die Kommunikationswarte war von der kleinen Brücke der Gladius durch eine dunkel getönte Glaswand abgetrennt. Normalerweise verrichteten hier die Fähnriche zur Entlastung des Kommunikationsoffizieres ihren Dienst. Neuerlich wurde auch die Flugleitkontrolle für die Jägerstaffeln der 417. Korvettendivision hier beigeordnet, obgleich die Gladius selbst nur vier Jäger beherbergte. Die Claw of Justice übernahm laut stehendem Befehl die Hauptlast der Flugleitkontrolle im Gefechtsfall. Nun jedenfalls war die Kommunikationswarte nur durch Captain Manius Selgorias belegt. Alle anderen Soldaten waren hinausgebeten worden. Der dunkle Raum wurde nur durch einige Anzeigen und durch das langsam rotierende Hologramm des galaktischen Imperiums erhellt. Und durch zwei Leuchtkegel, die den Oberkörper des Captain unbarmherzig in den Mittelpunkt setzten. Manius atmete mit ernstem Blick durch. Er starrte auf den schwarzen Gummiboden. Dann blitzte es kurz und aus dem holographischen Symbol vor ihm entstand das Abbild einer jungen Frau. Die Schwester des Nereus Kratas. Scharfkantig und farblos war ihr Portrait im Hologramm geschnitten. Mit strenger Haltung hob Manius den Blick und sah dem Abbild der Alynn Kratas in die Augen. Ein akkurater Salut.

"Commodore Kratas, ich grüße Sie."

Die Hand bewegte sich zurück zur Hosennaht und nach einer kurzen, schrecklich nichtssagenden, Erwiederung der Commodore faltete Manius die Hände am Rücken und stand bequem.

"Wie Sie es wünschen gebe ich Ihnen die Ergebnisse der Einsatzbesprechung zur Kenntnis."

Die Formulierung war lange abgewogen worden. 'Zur Kenntnis' unterstellte, dass die Commodore nicht befehlsbefugt war. Das war natürlich doppeldeutig. Angesichts der abgeschiedenen und unklaren Lage in Cygnus konnte die Commodore unfraglich Befehlsgewalt geltend machen. Allein schon faktisch. Andererseits operierte die Gladius unter einem Einsatzbefehl von Admiral Nerethin. Offiziell war der noch nicht aufgehoben oder erneuert worden, so daß Manius entschieden hatte von einer Inkenntnissetzung zu sprechen. Er wollte den Eindruck vermeiden, die 417. würde derzeit sozusagen orientierungslos operieren.

"Ich habe mich entschieden die Nebulon-B 'Aliéstra' einzugliedern, bitte Sie jedoch um die Bereitstellung eines Führungsoffiziers für das Schiff aus dem Offiziersstab der 3. Flotte. Ich kann das Schiff nicht angemessen besetzen, ohne meine eingespielten Deckmannschaften zu zerreissen. Das ist mir angesichts der anstehenden Aufgaben zu riskant. Ich hoffe auf Ihre Zustimmung und Unterstützung."

Kurz sah Manius durch die dunkle Glaswand auf die Brücke hinaus, wo seine Mannschaft Routineaufgaben verrichtete. Hier und dort konnte man erahnen, dass die Brückencrew verstohlene Blicke auf die verdunkelten Umrisse der Konversation warf. Eines war der Dienst auf der Gladius bisher sicher nicht gewesen: eintönig.

"Darüber hinaus sehe ich eine Chance die Nebulon-B durch die Bestückung mit überlegenen Raumjägern durchaus kampftauglich auszustatten. Insofern wären zwei Jägerrotten eine solide Kernbesatzung. Die militärischen Aufgaben an Bord der Aliéstra möchte ich allein auf Personal unserer Flotte verteilen. - Die Claw of Justice wird vorerst unter Lieutenant Tej Darran operieren. Ich sehe zwar, dass das eine sehr unkonventionelle Entscheidung ist, habe mich aber entschlossen dem Farghul Raum zu geben sich weiter zu bewähren. Ich erwäge dem Schiff auch die Koordination von Landeaufgaben zu übergeben. Meiner Ansicht nach ist davon auszugehen, dass wir unsere Feinde letztendlich auch mit inneratmosphärischer Präsenz konfrontieren müssen. Hierzu möchte ich mich besonders rückversichern: haben wir die Genehmigung cygnische Atmosphärenflüge für Kampfhandlungen durchzuführen? Mit allen gebotenen Formalitäten, natürlich. Wir sind ja keine Freibeuter. - Aber diese Frage hat vielleicht auch noch etwas Zeit."

Manius pausierte kurz.

"Nun... Wie ist also die Lage? Die 417. ist zum Aufbruch innerhalb von 46 Stunden bereit, sofern wir die Nebulon-B in dieser Zeit neu besetzen und bestücken können. Wir werden bei der stelaren Routenkontrolle in Abstimmung mit Korvettenkapitän Luc Delwaren ansetzen und die nachrichtendienstlichen Informationen zum ECM-Sender verwerten sobald sie vorliegen. Konsularagentin Tebelon habe ich angewiesen den protokollarischen aber auch nachrichtendienstlichen Verkehr zwischen der 417. und den uns zugeordneten cygnischen Kräften zu koordinieren. Sie soll für einen kurzen Draht sorgen, damit wir effektiv mit den Cygnern arbeiten können. - Ich hoffe Sie sind mit meinen Entscheidungen soweit zufrieden und befürworten die Maßnahmen. Insgesamt ist die Moral der 417. gut. Wir sind entschlossen den unerwarteten Bündnisfall mit Cygnus auszuschöpfen und dem Kommando der 3. Flotte Erfolge vorzeigen zu können, sobald es eintrifft."

Damit beließ es Manius bei dem knappen Bericht. Details lagen in Datenform vor. Bewusst hatte Manius auch ein paar Details ausgelassen. Zum Beispiel die Verlegung des Noak Fremyn aus Propagandagründen (er wollte diesen Rapport so militärisch wie möglich halten, sauber von 'Unschärfen') sowie die seltsame Erschütterung auf der Gladius, die bisher ungeklärt geblieben war. Je nachdem wie aufmerksam Alynn war - und durch den Realitätsfilter des Hologramms hindurch spüren konnte - könnte sie bemerken, dass der befehlsgewohnte Adelige von Anaxses zwar äußerlich sehr korrekt und selbstbewusst wirkte, seine kleinen Augen und der Schnurrbart jedoch ab und an leicht zuckten. Die Verantwortung wog schwer und es zeigten sich erste Zeichen starker Belastung. Der Anaxsi betrat fast stündlich Neuland und hoffte mit dem was er gelernt und von Kindheit an erworben hatte, die richtigen Entscheidungen zu treffen und den Erwartungen zu genügen. Das Angesicht einer Sith erleichterte ihm die Lage keineswegs. Und eines hatte Manius intuitiv bereits gemerkt. Es gab einen deutlichen Unterschied zwischen Alynn Kratas und Elysa Nerethin, auch wenn er es nicht klar greifen konnte.

:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Orbit über Cygnus B :: CRV Gladius :: Kommunikationswarte der Brücke :: CPT Manius Selgorias - COM Alynn Kratas ::
 
[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD II Accuser, Quartier des Flaggoffiziers]- Alynn

Es war Alynn noch ein wenig mehr Zeit geblieben, sich in diverse Berichte zu vertiefen und damit ihr Wissen um die 417. Korvettendivsion und ihre maßgeblichen Offiziere zu verbessern, ehe ein gedämpfter Pfeifton ihre Aufmerksamkeit verlangte und der wachhabende Kommunikationsoffizier der Accuser sie von der Brücke aus informierte, dass Manius Selgorias zu ihrem Schiff Kontakt aufgenommen hatte – was nur bedeuten konnte, dass die Besprechung beendet war. Alynn ließ den Kontaktversuch des Kommandanten der Gladius zu sich durchstellen und erhob sich von ihrem Platz, um in den Aufnahmebereich der holographischen Einheit zu treten – Selgorias hatte diese Art der Verbindung einer zweidimensionalen Übertragung vorgezogen.

„Captain.“

Mit einem leichten Nicken nahm sie die tadellose Ehrenbezeichnung des anderen Offiziers und seinen Gruß zur Kenntnis, darauf vorbereitet, zunächst einem längeren Monolog des Mannes zu lauschen, dessen letzte Aktivitäten für so viel Wirbel im Sternenimperium gesorgt hatten. Das leise Gefühl beschlich sie, dass der Captain mit sich rang, wie er ihr gegenüber aufzutreten hatte – sie war höher im Rang, zweifelsohne, doch die Anweisungen, die Elysa Selgorias erteilt hatten, waren formuliert worden, als noch nicht klar gewesen war, dass die Accuser sich aufgrund von Verzögerungen der restlichen Gefechtsflotte bei Umbara alleine im Sternenimperium einfinden würde. Befürchtete Selgorias womöglich, dass sie schlicht und ergreifend sämtliche Befehlsgewalt an sich reißen und damit am Ende seine Erfüllung der von Elysa ausgehenden Anweisungen kompromittieren würde…?

Während der Kommandant der Gladius sprach, beschränkte Alynn sich zunächst um einen neutralen Gesichtsausdruck und darauf, in periodischen Abständen durch leichtes Nicken zu signalisieren, dass sie noch keinerlei Anlass sah, den anderen Offizier zu unterbrechen. Selgorias verstand sein Handwerk durchaus – so viel musste konstatiert werden – und etwaige Unsicherheiten beschränkten sich auch Umstände, zu denen auch Alynn (noch) keine gesicherten Antworten geben konnte. Die Frage, inwieweit es imperialen Einheiten gestattet war, mit Kampfansicht in cygnischen Atmosphärenraum einzudringen, barg tatsächlich einigen politischen Sprengstoff.

In der Anmeldung seiner Bedarfe nahm Selgorias dann auch zum Teil Dinge vorweg, die Alynn ihm ohnehin angeboten hätte. Es erschien ihr unabdingbar, die vom Sternenimperium „ausgeliehene“ Fregatte mit angemessenen Jägern auszustatten, auch wenn das bedeutete, die Schlagkraft der Accuser in dieser Hinsicht weiter zu stutzen – tatsächlich waren die zwei Rotten, die Selgorias hierzu anforderte, fast schon zu wenig, schließlich fanden zwei ganze Staffeln Sternenjäger in den Hangars einer Fregatte der Nebulon-B-Klasse Platz. Oder handelte es sich bei der Aliéstra um eine modifizierte Variante?

„Ich sehe, Sie und Ihre Leute haben sich umfassende Gedanken gemacht, Captain“, erwiderte sie schließlich, als das letzte Wort die Lippen des anderen verlassen hatte.

„Bis auf wenige Details teile ich Ihre Einschätzungen und die daraus gezogenen Konsequenzen. Die Accuser sollte in der Lage sein, die zum reibungslosen Betrieb der Aliéstra nötigen Offiziere zu entbehren. Ich kann verstehen, dass Sie die Mannschaften Ihrer Schiffe vor einer so entscheidenden Operation nicht weiter auseinanderreißen wollen.“

Tatsächlich hatte sie schon eine sehr genaue Vorstellung davon, welcher Offizier das Kommando der Fregatte übernehmen würde – oberflächlich würde dieser damit eine langersehnte Chance erhalten, sich zu beweisen, doch tatsächlich war es einfach die bequemste Möglichkeit, ihn aus dem Weg zu räumen.

„Wenn Lieutenant Commander Darran sich weiterhin als so tüchtig erweist wie während Ihres kleinen… Intermezzos auf Cygnus, sollte auch seine Befehlsgewalt über die Claw of Justice keinerlei Problem darstellen.“

Das waren die einfachen Fragen, die Selgorias aufgeworfen hatte. In den Details wurde es noch ein wenig diffiziler.

„Wenn Sie der Meinung sind, Captain, dass zwei Sternenjägerrotten ausreichen werde ich die entsprechende Transferierung von der Accuser veranlassen. Ich bin allerdings der Meinung, dass hier mindestens eine ganze Staffel zur Verfügung gestellt werden kann. Außerdem gedenke ich, zwei Kompanien Flottensoldaten abzukommandieren, um Ihnen die nötige Schlagkraft für Enteroperationen zu verleihen. Schließlich wollen wir die Piratenschiffe im Idealfall nicht zerstören, sondern die Piraten gefangen nehmen.“

Die Commodore verschränkte die Arme vor der Brust. Eine so hohe Anzahl an Truppen bedeutete zwar, dass es an Bord der Fregatte recht eng werden könnte, doch für eine kurzfristige Mission hielt sie diese Unannehmlichkeiten durchaus für vertretbar.

„Was mögliche Atmosphärenflüge angeht, so kann ich Ihnen bedauerlicherweise keine wasserdichte Versicherung geben. Derlei Dinge gehören zu den Details, die noch im Unklaren sind – allerdings bin ich der Überzeugung, dass etwaige Gefahr im Verzug auch Operationen innerhalb der Atmosphäre möglich macht, insbesondere, wenn Captaine de Corvette Delwaren an solchen beteiligt ist.“

Alynn war sich relativ sicher, dass Admiral Karsteen seinem Mann Befehle gegeben hatte, die es diesem ermöglichte, mit der Begründung eines raschen Vorgehens gegen eine Bedrohung für das Sternenimperium Fakten zu schaffen, die eine engere Bindung zwischen dem Imperium und Cygnus ermöglichten. Fakten, die dann im Nachhinein auch von Gegnern einer solchen Bindung nicht mehr ohne weiteres aus der Welt geschafft werden konnten.

„Eine Sache noch, Captain…“

Da der Name Tebelon gefallen war, hatte Alynn sich an die Anmerkungen bezüglich der Konsularagentin erinnert, die unter anderem im Zusammenhang mit Zweifeln an der Integrität des imperialen Botschafters auf Cygnus gefallen waren.

„Ich würde es begrüßen, wenn Sie die Koordinierung zwischen cygnischen und Ihren Kräften über eine andere Personalie bewerkstelligen können. Aufgrund Ihrer Beteiligung am diplomatischen Vorgeplänkel auf der Planetenoberfläche dürfte Konsularagentin Tebelon gewisse Einsichten liefern können, sobald Admiral Nerethin im System eintrifft, weswegen ich Sie bitten möchte, sie temporär auf die Accuser zu überstellen.“

Alynn sparte es sich, explizit auf die Situation mit Botschafter Milaris einzugehen. Auch über eine verschlüsselte Verbindung musste nicht mehr gesagt werden, als unbedingt nötig – und nötig war, dass Selgorias ihre Bitte als so eindringlich verstand, dass es sich auch genauso gut um einen Befehl handeln könnte.

„Ich bin mir sehr sicher, dass das auch im Sinne der Admiral wäre“, betonte sie daher noch einmal, um zu verdeutlichen, dass es sich hierbei nicht um eine simple Laune ihrerseits handelte, die Selgorias mit der entsprechenden Argumentation die Unentbehrlichkeit Tebelons auf der Gladius betreffend ignorieren konnte.

„Ansonsten bleibt mir nur, Ihnen eine gute und erfolgreiche Jagd zu wünschen, Captain. Die Details der anstehenden Personal- und Materialtransfers werden die entsprechenden Stellen bewerkstelligen. Kratas, Ende.“

Sie trat aus dem Empfangsbereich der Holoeinheit und die Verbindung wurde automatisch unterbrochen.

Alynn musste zugeben, dass sie gespannt darauf war, wie Selgorias sich im weiteren Verlauf der Operationen im Sternenimperium schlagen würde. Im Gespräch hatte der Kommandant der Gladius einen oberflächlich gefassten Eindruck gemacht, doch sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass die Situation hier sich sehr viel schneller entwickelte, als ihm lieb sein konnte. Politische Ränkespiele, Untergebene, die sich in Duellen mit Soldaten dritter Mächte wiederfanden, rätselhafte Piraten und das enge Korsett, das der Vertrag von Umbara den Möglichkeiten der Dritten Flotte geschnürt hatte… Selgorias war nicht zu wünschen, dass er als nächstes etwa den Hutten über den Weg lief. Das wäre wohl die Körnung.

Zurück an ihrem Schreibtisch stellte sie erneut eine Verbindung zur Brücke her.

„Kratas an Brücke: Captain Asakawa und Lieutenant Commander Devila sollen sich bei mir melden.“

Nun war es also an der Zeit, einem frischgebackenen Schiffskommandanten von seinem Glück zu berichten – und zu beobachten, wie er sich dazu zwang, angesichts dieser „Beförderung“ Freude zu zeigen.


[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD II Accuser, Quartier des Flaggoffiziers]- Alynn
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || ATR „Echo Three“ | Kabine || Lieutenant Noak Fremyn und ein paar Besatzungsmitglieder der „Silver Bullet“]

In der Kabine, die eigentlich auf den Transport von vierzig bewaffnete Sturmtruppen ausgelegt war, stieg ungehindert blauer Dunst auf. Obwohl der Co-Pilot des Angriffstransporters die Passagiere im Vorfeld mehrmals darum gebeten hatte, auf diesem Flug nicht zu rauchen, hatten sich nun Noak und seine kleine Schar Begleiter jeweils eine Zigarette angezündet. Denn sie konnten noch immer nicht glauben, dass man sie so kurz vor dem Beginn der Piratenjagd auf eine betagte Nebulon B-Fregatte des cygnischen Sternenimperiums verlegt hatte. Im Gegensatz zu den vier Korvetten der imperialen Eingreifgruppe mochte das längliche Kriegsschiff zwar deutlich größer sein, aber zur gleichen Zeit war jedem Fachkundigen bewusst, dass es auf der anderen Seite dafür weitaus langsamer war. Man konnte mit einer Spitzengeschwindigkeit von vierzig MGLT nicht irgendwelche Piraten durch den Sektor jagen!

Midshipman Turnell, ein altgedientes Mitglied der „Silver Bullet“, verzog das bärtige Gesicht als er zu dem jungen Lieutenant sah. Mit einer Stimme, die viel mehr an Reibeisen erinnerte, sagte er kurz darauf zu ihm:
„Sir, nehmen Sie's mir nicht übel, aber eine verdammte 'Ehre' ist das nicht. Denn für die gesamte Einheit werden wir bloß eine Krücke sein...“

Nachdem er endlich in Erfahrung gebracht hatte, was er eigentlich während der Besprechung durch seine plötzliche Träumerei verpasst hatte, waren ihm am Anfang ganz ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen. Für den cygnischen Thron mochte die betagte „Aliéstra“ vermutlich einen riesigen Symbolcharakter haben, aber für die selbstgewählte Mission der Imperialen stellte das Kriegsschiff bloß eine lahme Krücke ein. Man musste den Feind schon in dessen Nähe locken, um die Feuerkraft, die selbstverständlich größer als bei den Korvetten war, richtig ins Spiel zu bringen. Höchstens die Möglichkeit, dass man die Nebulon B noch vor dem Missionsbeginn mit zwei vollzähligen Staffeln hyperraumfähiger Sternjägern besetzte, gewann das träge Ding an Attraktivität für Noak. Vielleicht konnte man die Piraten auf diese Weise aufs Korn nehmen, während man eigentlich noch hunderte Kilometer vom Ort des Geschehens fern war.

Derweil der schlanke Bakuraner noch einen Zug nahm, meldete sich plötzlich eine Stimme aus den Lautsprechern. Untermalt von irgendwelchen leisen Störgeräuschen meldete diese:
[Meine Herren, der Andockvorgang wurde gerade eingeleitet. Halten Sie sich also schon jetzt bereit in den nächsten Minuten auf der 'Aliéstra' an Bord zu gehen.]

Um etwas Zeit zu sparen – und die abschließende Versorgung des lahmen Kahns nicht allzu sehr zu stören – hatte man im Vorfeld beschlossen, dass der klobige Angriffstransporter nicht im Hangar der Fregatte landen, sondern nur an einer der äußeren Luftschleusen andocken sollte. Während langsam der Anteil an blauem Dunst in der staubtrockenen Kabinenluft weiterhin zunahm, ging das kleinere Schiff, das man allgemein als „Enterboot“ klassifizierte, erst längsseits zur „Aliéstra“ und ließ dann im Anschluss die Distanz von wenigen Metern endgültig schmelzen. Ohne irgendwelche Probleme konnte man mit bloßem Auge aus dieser Entfernung sehen, dass sich mehrere uniformierte Personen hinter der Schleuse aufhielten. Ruhig atmete der Lieutenant durch, fuhr sich noch einem rasch durch das schwarze, gelockte Haar und setzte anschließend die Schirmmütze auf. Danach erhob er sich in einer eleganten Bewegung, nahm einen letzten Zug und während er einen weiteren Schwall blauen Dunst in die Luft stieß, schritt er langsam auf die seitliche Luke zu.

Ein Knirschen war zu hören, gefolgt von einem kräftigen Ruck. Dann breitete sich auf einmal Stille in dem Angriffstransporter der Gamma-Klasse aus, bevor die Luke heißere Zischlaute von sich gab und sich danach allein – beinah wie von Zauberhand – öffnete. Noak warf schnell einen letzten, sich vergewissernden Blick auf die wenigen Kameraden, die ihn auf dieses Schiff begleiteten, und ging anschließend in leicht gebückter Haltung durch die kleine Öffnung. Stillschweigend folgten ihm die paar Besatungsmitglieder der „Silver Bullet“. Obwohl die Luft in den Gängen der alten Nebulon B-Fregatte genauso hunderttausende Male gefiltert und recycelt war wie auf dem Enterboot, glaubte er im ersten Moment, dass ihm gerade etwas frischere Luft in die Nase stieg. Hatte etwa der beißende Zigarettenqualm seinen Geruchssinn betäubt – oder gar geschädigt? Eigentlich konnte der Bakuraner dieser Frage in diesem flüchtigen Augenblick gar nicht richtig nachgehen, denn kaum hatte er sich auf der anderen Seite wieder zu seiner vollen Größe aufgerichtet, da blickte er plötzlich in das recht kantige Gesicht eines Fremden, der schon um die fünfzig Standardjahre alt war, tiefe Falten im Gesicht hatte und eine Halbglatze samt grauem Haar aufwies.


„Lieutenant Fremyn, Zweiter Offizier der 'Silver Bullet'“, stellte er sich geistesgegenwärtig vor und rundete den Anblick zudem mit einem schneidigen Salut ab. „Meine Männer und ich bitten um die Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen.“

Der Fremde, der die grüne Dienstuniform der cygnischen Streitkräfte trug, verzog das Gesicht zu einem abgebrühten Grinsen. „Erlaubnis erteilt, Lieutenant. Es ist mir eine Ehre den Streiter der Kronprinzessin persönlich treffen zu dürfen.“ Eine leichte Verneigung – soweit das Alter es erlaubte – folgte. „Maître prinicpal Riou, Sir. Zur Zeit bin ich das ranghöchste Mitglied hier an Bord der Fregatte Seiner könglichen Majestät 'Aliéstra'. Darf ich Ihnen Ihr Quartier zeigen, Lieutenant?“ Urplötzlich blaffte er in Richtung seiner rangniederen Untergebenen: „Marsch, nehmt Enseigne de deuxième classe Fremyns Gepäck!“

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || NBF „Aliéstra“ | Deck Neun | Korridor (nahe einer Luftschleuse) || Lieutenant Noak Fremyn, ein paar Besatzungsmitglieder der „Silver Bullet“, Maître prinicpal Riou und ein paar seiner Untergebener]

[OP: Maître prinicpal = Hauptbootsmann, Enseigne de deuxième classe = Lieutenant. Ich hoffe, ich gehe recht in der Annahme, dass auch cygnische Matrosen (bis hin zu Unteroffizieren) an Bord sind. :)]
 
[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD II Accuser, Quartier des Flaggoffiziers]- Alynn

Lange musste Alynn nicht warten, bis ihre Flaggkommandantin und deren erster Offizier von M-3PO/Z höflich in das an ihr Quartier angrenzende Büro gebeten wurden. Die Commodore hatte darauf verzichtet, ihren Steward zu instruieren, Erfrischungen oder kleinere Snacks zu Kredenzen, da die Besprechung, die sie mit ihren beiden Untergebenen abzuhalten gedachte, nach ihrer Vorstellung nicht lange dauern würde. Sofort bei seinem Eintreten war ihr das leise Misstrauen auf Devilas Miene aufgefallen, eine Emotion, die er in der Macht noch einmal sehr viel deutlicher ausstrahlte. Alynn verkniff sich ein Schmunzeln. Er hatte allen Grund dazu, misstrauisch zu sein. Seine unmittelbare Vorgesetzte wirkte indes nur leicht neugierig, was es mit dieser Aufforderung zum Gespräch wohl auf sich haben mochte.

„Captain. Lieutenant Commander. Setzen Sie sich.“

Sie deutete auf die zwei Sitzgelegenheiten vor ihrem Schreibtisch und wartete, bis beide Offiziere ihrer Aufforderung nachgekommen waren, ehe sie fortfuhr:

„Nach den jüngsten Ereignissen auf Cygnus wurde beschlossen, dass das Hauptaugenmerk unseres kleinen Vorauskommandos darin liegen sollte, der akuten Piratenbedrohung zu begegnen. Die Verwicklung der königlichen Familie in einen der Überfälle und die Rolle der 417. Korvettendivision werden Sie den jüngsten Dossiers entnommen haben.“

Sowohl Asakawa, als auch Devila nickten bestätigend.

„Gut. Was Sie noch nicht wissen, ist, dass das Königshaus sich im Rahmen einer symbolischen Geste dazu entschlossen hat, ein Schiff der cygnischen Heimatflotte temporär der 417. beizuordnen. Es handelt sich um die Aliéstra, eine Fregatte der Nebulon-B-Klasse.“

Zur Untermalung ihrer Worte aktivierte Alynn den kleinen Holoprojektor an ihrem Schreibtisch, der daraufhin ein Abbild des Schiffes zwischen die Offiziere projizierte, angereichert mit den technischen Daten, die Karsteen an die Accuser übermittelt hatte. Die Reaktionen fielen wie erwartet aus – Asakwa runzelte die Stirn, doch es war Devila, der das Wort ergriff:

„Mit Verlaub, Ma’am, aber – eine Fregatte der Nebulon-B-Klasse für eine Piratenjagd? Genauso gut könnten wir die Accuser selbst einsetzen…“

Auch die Kommandantin der Accuser musste bei diesen Worten nicken. Ein Sternenzerstörer der Imperial-II-Klasse verfügte über eine angesichts seiner Größe erstaunliche Endgeschwindigkeit und war natürlich – wie im Fall der Accuser – häufig mit zahlreichen Jägern ausgestattet, die kleinere Piratenschiffe, die sich selten jenseits der Größenordnung einer Korvette bewegten, mühelos zur Strecke bringen konnten. Gleichzeitig war der Einsatz eines solchen Schlachtschiffes im Einsatz gegen Piraten natürlich eine enorme Verschwendung.

„Die Führung der cygnischen Flotte teilt Ihre taktische Analyse, Lieutenant Commander, doch wie wir können sie angesichts der Tatsache, dass die Überstellung der Aliéstra auf Wunsch der Königsfamilie geschah, wenig dagegen machen. Der Lord Admiral versicherte mir lediglich, dass eine geeignetere Einheit seiner Flotte die Operation ebenfalls begleiten wird.“

Mit einem Knopfdruck ließ Alynn das Abbild der Fregatte wieder verschwinden.

„Auch Captain Selgorias hat diese Defizite der Aliéstra selbstverständlich erkannt und mich daher ersucht, ein Kontingent an Jägern der Accuser zur Verfügung zu stellen, damit das Schiff seiner Aufgabe etwas mehr gewachsen ist.“

„Jäger?“, warf Devila ein.

„Ist der Hauptgrund, aus dem wir bei Cygnus sind, nicht die Tatsache, dass Cygnus Spaceworks die fortschrittlichsten Jäger der Galaxis produziert? Und jetzt sollen wir ein cygnisches Schiff mit unseren Jägern bestücken?“

Mit einem eisigen Blick brachte Alynn den ersten Offizier ihres Flaggschiffes zum Schweigen.

„Das ist mir nicht entgangen, Lieutenant Commander. Doch auch Sie werden einräumen müssen, dass die derzeitige politische Situation uns wenig Spielraum lässt. Wenn wir die Piraten finden und in Gewahrsam nehmen können, dann wird sich das vielleicht ändern. Daher habe ich Captain Selgorias zugesagt, seiner Bitte nachzukommen, und außerdem angekündigt, zwei Kompanien von Major Dlarits Männern für zu erwartende Entermanöver ebenfalls auf die Aliéstra zu verlegen.“

Gleichzeitig bedeutete eine derartige Präsenz imperialer Flottensoldaten auf dem cygnischen Schiff vermutlich, dass Mitglieder der Mannschaft, die dem Imperium eher ablehnend gegenüberstanden, es sich zweimal überlegen würden, ehe sie ihrer Grundeinstellung handfeste Taten folgen ließen.

„Für den Moment kann die Accuser diese Ressourcen entbehren. Wir werden im Orbit bleiben und eine imperiale Präsenz aufrechterhalten, bis Admiral Nerethin mit dem Rest der Dritten Flotte eintrifft. Etwaig Kritik an meiner Entscheidung steht dann ihr zu. Und nur ihr.“

Devila schluckte mühsam.

„Natürlich, Ma’am.“

„Gut. Ich wünsche, dass Sie den Transfer vom Personal und Materialien persönlich beaufsichtigen, Lieutenant Commander. Es wird Sie ausreichend auf Ihre nächste Aufgabe vorbereiten.“

„Meine nächste Aufgabe, Ma’am?“

Jetzt war Devilas Misstrauen fast körperlich greifbar und Alynn registrierte, dass auch Asakawa sich leicht in ihrem Stuhl vorbeugte und sich bemühte, sowohl die Commodore, als auch ihren ersten Offizier im Auge zu behalten.

„Ganz recht. Die Bedingungen der Überstellung der Aliéstra in imperialen Dienst machen es notwendig, dass Offizierskorps des Schiffes ausschließlich durch Offiziere Seiner Majestät zu besetzen. Captain Selgorias sieht seine Division allerdings aus nachvollziehbaren Gründen außer Stande, ausreichend erfahrene Offiziere beizusteuern. Diese werden auf ihren derzeitigen Schiffen gebraucht. Daher habe ich mich dazu entschlossen, das Kommando über die Aliéstra Ihnen anzuvertrauen, Lieutenant Commander Devila.“

Alynn lächelte schmallippig, während es den Anschein hatte, als hätte Devila Schwierigkeiten, seine Kinnlade an Ort und Stelle zu halten.

„Meinen Glückwunsch.“

„Ich… Danke, Commodore…“

Der Blick der Sith streifte nun ihre Flaggkommandantin.

„Captain, ich gehe davon aus, dass die Crew der Accuser den Wegfall des Ersten Offiziers und einiger Junioroffiziere durchaus wird verkraften können.“

Asakawa nickte, vielleicht eine Spur zu begeistert.

„Selbstverständlich, Ma’am.“

„Ausgezeichnet.“

Zufrieden lehnte Alynn sich in ihrem Formsessel zurück.

„Ich schlage vor, Sie machen sich sofort an die Arbeit. Die Auswahl der Offiziere und Jäger überlasse ich Ihnen, Lieutenant Commander. Captain Selgorias hat zwei Rotten angefordert.“

„Zwei Rotten, Ma’am?“

„Wenn Sie das für unzureichend halten, sprechen Sie mit dem Captain.“

Die Commodore erhob sich aus ihrem Sessel und zwang die beiden anderen Offiziere somit, es ihr gleichzutun.

„Sofern keine weiteren Fragen bestehen, dürfen Sie wegtreten.“

Unterschiedlicher hätte die Körperhaltung der beiden Offiziere, die ihr Büro verließen, nicht sein können. Während man Devilas hängenden Schultern die Last, die ihm nunmehr aufgebürdet worden war, förmlich ansehen konnte, stolzierte Captain Asakawa geradezu befreit durch die Tür. Als diese sich wieder schloss, schüttelte Alynn langsam mit dem Kopf. Sie mochte ein schwelendes Problem damit vorläufig aus der Welt geschafft haben – doch behoben war es deswegen noch lange nicht. Je nachdem, wie Devila sich als Kommandant der Aliéstra schlug, konnte es gar noch schlimmer werden…

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD II Accuser, Quartier des Flaggoffiziers]- Alynn
 
- Lieutenant Commander Garik Devila, erster Offizier des ISD II Accuser, provisorischer Kommandant der NBF Aliéstra –


[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, Lambda-Fähre im Anflug auf die NBF Aliéstra, Passagierabteil]- Lieutenant Commander Devila, Captain Scopra Doyle, Offiziere


Fast ein wenig fieberhaft starrte Garik Devila auf den Datenblock in seinen Händen und überflog mit einiger Hast die Zeilen, die seine jüngsten Bemühungen zur Erfüllung seiner neuen Aufgabe dokumentierten, immer auf der Suche nach Lücken, nach Dingen, die er womöglich vergessen hatte.

Eigentlich hätte er frohlocken müssen. Der Traum eines jeden Brückenoffiziers – nicht nur im Imperium – war es schließlich, endlich den ersten Schritt zu tun und ein eigenes Kommando zu bekommen, unabhängig von den wachsamen Augen des unmittelbaren Vorgesetzten und mit einer ganzen Welt an Karriereoptionen vor sich.

Devila jedoch war alles andere als erbaut. Zunächst war da der Charakter seines Kommandos – da die Aliéstra, jene cygnische Fregatte der Nebulon-B-Klasse, die er in diesem Moment an Bord eines der Lambda-Shuttles der Accuser anflog, dem imperialen Verband im System nur temporär zugeteilt war, war auch sein Kommando genau das: auf Zeit. Ob er wirklich die Gelegenheit hatte, sich an Bord dieser Fregatte im Kampf gegen gewöhnliche Piraten zu beweisen, stand in den Sternen und war nach seiner persönlichen Einschätzung eher unwahrscheinlich. Und dann waren da noch seine sekundären – seine inoffiziellen – Pflichten. Wie sollte er auf die Umtriebe der Flaggoffizierin an Bord der Accuser achtgeben, wenn er auf einem anderen Schiff in einen anderen Teil des Weltraums entsandt wurde und somit voll und ganz auf Hörensagen angewiesen war? Diese ganze Versetzung war eine Katastrophe! Und er wusste noch nicht mal, ob Kratas ihn bewusst für diesen Posten ausgewählt hatte, oder einfach nur, weil er der erfahrenste Offizier war, der zur Verfügung stand. Wie viel wusste die Commodore?

„Nervös, was?“

Devila sah von seinem Datenblock auf und zu seiner Sitznachbarin, gekleidet in der vollen Ausrüstung der imperialen Flottensoldaten. Captain Scopra Doyle war eine Kompanieführerin des Kontingents an Flottensoldaten auf der Accuser und deren dienstältester Offizier, der mit ihm auf die Aliéstra überstellt worden war. Nach Angaben von Major Dlarit hatte die für ihren Job äußerst grazile und ansehnliche Frau – Devila hatte schon immer eine Schwäche für pechschwarzes Haar (auch wenn es zu einem strengen Knoten an ihrem Hinterkopf gebunden war) und leicht bräunliche Haut gehabt – bereits Erfahrungen im Umgang mit Piraten gesammelt und war daher mit ihrer Kompanie die erste Wahl gewesen, als es darum ging, die Gefechtsqualitäten der Aliéstra weiter zu steigern. Ihren Helm hatte sie auf ihrem Schoß platziert und trommelte mit ihrem Fingern ein für Devila nicht zu erkennendes Muster darauf, während sie den Lieutenant Commander erwartungsvoll musterte.

„Nervös würde ich nicht sagen, Captain“, wiegelte er rasch ab. Das letzte, was er jetzt wollte, war vor Doyle Schwäche zu zeigen. Weder als Offizier, noch als Mann.

„Ich frage mich lediglich, inwieweit ein Schiff der cygnischen Flotte wohl unseren Standards entspricht.“

„Sicher.“

Bildete er sich das ein, oder sprach aus ihrem vordergründig freundlichen Lächeln ein gewisser Spott?

„Ich hoffe indes, dass wir für meine Leute ausreichend Platz finden.“

Diese Sorge war indes vollkommen berechtigt. Laut imperialem Flottenhandbuch fasste eine Fregatte wie die Aliéstra üblicherweise ein Kontingent von 80 Soldaten, meist Flottensoldaten wie Doyle und ihre Leute, doch von der Accuser hatten an Bord mehrerer Delta-Dx-Transporter zwei vollständige Kompanien auf das andere Schiff übergesetzt – das waren mehr als 300 Mann!

„Wir finden schon eine Lösung, Captain.“

Grimmig rief Devila sich in Erinnerung, dass im Hangar indes etwas mehr Platz sein würde als üblich – schließlich standen ihm von den maximal zwei Staffeln, die eine Nebulon-B-Fregatte in den Kampf tragen konnte, nur zwei Rotten zur Verfügung – das waren insgesamt sechs Maschinen, die er zu gleichen Teilen aus der TIE-Defender- und der Scimitar-Staffel der Accuser angefordert hatte, um zumindest das technologische Höchstmaß aus dieser spärlichen Menge herauszuholen.

„Wir haben ganz schönen Verkehr am Hangar der Aliéstra, meldete in diesem Moment der Pilot der Fähre.

„Die Truppentransporter entladen noch. Sollen wir warten oder eine der sekundären Luftschleusen anfliegen, Sir?“

„Luftschleuse“, antwortete Devila etwas abwesend, der zu allem Überfluss nicht auch noch mit den Details des Anflugs behelligt werden wollte.

„Aye, Sir.“

Devila konzentrierte sich wieder auf seinen Datenblock, während die Fähre zum Andockmanöver ansetzte. Hoffentlich warf nicht irgendein unvorhergesehenes Ereignis an Bord seine ad hoc-Planung sofort wieder über den Haufen…

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, Lambda-Fähre im Anflug auf die NBF Aliéstra, Passagierabteil]- Lieutenant Commander Devila, Captain Scopra Doyle, Offiziere
 
[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || NBF „Aliéstra“ | Deck Neun | Korridor (nahe einer Luftschleuse) || Lieutenant Noak Fremyn, ein paar Besatzungsmitglieder der „Silver Bullet“, Maître prinicpal Riou und ein paar seiner Untergebener]

In einem gemächlichen Tempo führte der „Maître“, die cygnische Bezeichnung für einen ranghohen Unteroffizier der hiesigen Heimatflotte, den uniformierten Lieutenant zum Turbolift. Schmal – und genauso grau wie auf den Kriegsschiffen des Galaktischen Imperiums – war der Gang. Und obwohl sich Noak erst seit ein paar Minuten auf der betagten, symbolträchtigen Nebulon B-Fregatte befand, hatte er schon jetzt ein ziemlich vages Gefühl dafür um wie viel größer dieser Kahn gegenüber dem corellianischen Kanonenbootes, das seit wenigen Wochen eigentlich sein „zu Hause“ war, war. Die „Alièstra“ war schon allein etwas mehr als doppelt so lang wie das flinke, rüstige Mädchen, das den schlichten Namen „Silver Bullet“ trug. Und so schlich sich – still und heimlich – ein wenig Respekt in das Herz des jungen Bakuraner.

Riou, der offenkundig nicht mehr der Allerjüngste war, nahm den Faden mit einem Mal wieder auf:
„Bestimmt darf ich Ihnen noch ein bisschen was über dieses stolze Schiff erzählen, Lieutenant, oder?“ Höchstens einen flüchtigen Wimpernschlag ließ der ergraute Mensch verstreichen. Dann fuhr er ungeniert fort: „Man hat Sie im Vorfeld bestimmt darüber in Kenntnis gesetzt, dass Seine Majestät höchstpersönlich(!) auf diesem Kommando seinen Militärdienst geleistet hat. Doch die 'Alièstra' hat noch mehr zu bieten – viel mehr! So überreichte zum Beispiel der erste Herrscher des Galaktischen Imperiums, Imperator Arcanious, unter anderem diese – zum damaligen Zeitpunkt hochmoderne – Fregatte dem cygnischen Sternenimperium als beide Parteien mit einem Vertrag die diplomatischen Beziehungen untermauert hatten.“ Ein Lächeln. „Sie sehen, Lieutenant, dieses eherne Kriegsschiff hat eine starke Bindung zu Ihrem Imperium.“

Nachdem man die Turboliftkabine per Knopfdruck gerufen hatte und diese anschließend auch rasch zu ihrem Deck gekommen war, betrat man sie gemeinsam mit den anderen mitgereisten Mitgliedern der „Silver Bullet“ sowie dem restlichen Empfangskomitee. Ohne zu zögern – ja, sogar ohne einmal hinzuschauen – wählte der ältere Maître die richtige Ebene und mit einem sanften Ruck setzte sich der zylindrische Hohlkörper in Bewegung. Schweigen herrschte während der Fahrt im Inneren. Die Zeit nutzte Noak, um seinen Blick kurz schweifen zu lassen. Ja, man sah der Nebulon B tatsächlich das hohe Alter sowie die eher beschränkten Möglichkeiten zur ordnungsgemäßen Wartung an. Hier und da nagte der gnadenlose Zahn der Zeit einfach zu sehr an ihr. Trotz allem schien Cygnus B dem Kriegsschiff noch eine – womöglich rasante – Piratenjagd zuzutrauen. Oder war in dieser Situation bloß die symbolische Geste der alleinige Hauptgrund?

Das Schweigen erst hörte auf, nachdem man wieder aus der Kabine gestiegen war und man erneut einem langen Korridor folgte.
„Vor etwa fünfundzwanzig Jahren – als Seine Majestät, König Aguro Quan IV. Samick, auf diesem Schiff diente und Prinzessin Illriana Anara II. Samick noch nicht das Licht der Galaxie erblickt hat – versuchten die Hutten ihr Territorium gewaltsam auszudehnen. Man mag im Galaktischen Imperium zwar nicht viel von diesem Grenzkonflikt gehört haben, denke ich, aber der 'Alièstra' kam im Zuge der Schlacht um Ord Yndar eine Schlüsselrolle zu...“

Noak schluckte. Mit jeder neuen Information schien sich die Bedeutung dieses trägen Kahns immer mehr in die Höhe zu schreiben. Das Symbol zerquetschte die Realität förmlich. Erste Mitglieder der cygnischen Besatzung tauchten in dem Korridor, der zum Kopf der Fregatte führte, auf. Obwohl der drahtige Bakuraner, der noch immer aufgrund der Verletzungen vom Duell humpelte, bislang keine so guten Erfahrungen mit diesem menschlichen Völkchen gemacht hatte, lächelten ihn diese Leute kurioserweise an, salutierten oder verneigten sich sogar leicht. Unwillkürlich schoss ihm eine ganz leichte Röte in die Wangen. Was war hier bloß los? In was für eine skurrile Sache hatte ihn Captain Selgorias da nur (blindlinks) geschickt? Einen „Rückzieher“ konnte er jetzt nicht mehr machen – aber würde er den hohen Erwartungen tatsächlich gerecht werden? Weiter, immer weiter folgten sie dem Korridor.

Riou fuhr ungestört fort. Man konnte die riesige Verehrung, die stets in seiner Stimme mitschwang, hören als er kurz darauf weitererzählte:
„Bloß mit dem Rapier und einem Blaster bewaffnet drängte Seine Majestät in dieser Schlacht nicht nur eine Horde huttische Vasallen zurück, sondern übernahm anschließend – als der eigentliche Kommandant gefallen war – die Befehlsgewalt und wendete die Schlacht letztendlich zum Sieg! Der König mochte damals nur ein ein Jüngling gewesen sein, aber nach Ord Yndar galt er im gesamten Sternenimperium als Mann – und hatte seine Legitimation, der Thronerbe zu sein, unter Beweis gestellt.“

„Erstaunlich...“, sagte Noak, der in diesem Moment das Gefühl hatte, irgendetwas sagen zu müssen.

Gewaltig war der Druck, der auf einmal auf ihm lastete. Hatte er mit dem siegreichen Duellausgang etwa das Schicksal erst recht herausgefordert? Ihm war unwohl. Er gehörte nicht zu den Menschen, die sich in den Vordergrund drängten. In seinem bisherigen Leben hatte sich auch nie abgezeichnet, dass er einmal (unfreiwillig) so sehr in den Mittelpunkt geraten könnte. Mit seiner gesunden Hand rückte er nervös die Schirmmütze zurecht. Nein, die ganze Sache gefiel ihm ganz und gar nicht. In diesem Augenblick wäre er lieber auf der „Silver Bullet“ – oder noch besser: auf Bakura, bei seiner Mutter. 'Nur dafür ist jetzt es zu spät...', dachte der imperiale Lieutenant und ein Gefühl der Resignation machte sich in ihm breit. Sie hatten fast die schmale Verbindung, die zwischen dem recht klobigen Heck und dem köpfähnlichen Bug bestand, kaum hinter sich gelassen als der cygnische Unteroffizier auf einmal zum Stehen kam. Die Brücke war bloß wenige Meter entfernt, aber da Noak die Deckpläne einer Nebulon B-Fregatte nicht im Kopf hatte, konnte er deshalb nicht erraten, dass man den Bereich erreicht hatte, wo die Quartiere der ranghohen Offiziere waren. Noch immer mit einem Lächeln auf den schmalen Lippen betätigte der Maître einen Knopf und kurz darauf ging die Tür zur Kabine zischend zur Seite.

Mit einer höflichen Geste bat er den Bakuraner zum Eintreten.
„Ich bin mir sicher, Sie werden diese Räumlichkeiten lieben, Lieutenant. Immerhin hat Seine Majestät vor etwa fünfundzwanzig Jahren dieses Quartier bewohnt – als Erster Offizier der 'Alièstra'.“ Noak stockte hörbar der Atem. Obwohl die vage Vermutung im Raum geschwebt hatte, hatte er es nicht wahrhaben wollen. „Und im selben Atemzug möchte ich Ihnen auch meine Dienste anbieten, Sir. Damals diente ich Seiner Majestät als Steward und somit ist es meiner Meinung nach nur gerecht, wenn ich auch dem Mann diene, der die Ehre der Kronprinzessin vor einem ruchlosen Kavalleristen verteidigt hat...“

„Ein Shuttle der '
Accuser' hat sich soeben angemeldet und die Erlaubnis zum Andocken eingeholt, Cipal Riou, meldete auf einmal ein einfaches Besatzungsmitglied dem Unteroffizier – und rettete Noak so vor einer sofortigen Antwort. „Ein gewisser Capitaine de Corvette Garik Devila ließ sich in gleichen Atemzug – als Vertreter für Contre-amirale Kratas – ankündigen...“

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Bereich der Brücke sowie Quartiere der ranghöchsten Offiziere an Bord || Lieutenant Noak Fremyn, ein paar Besatzungsmitglieder der „Silver Bullet“, Maître prinicpal Riou und ein paar seiner Untergebener]
 
- Lieutenant Commander Garik Devila, erster Offizier des ISD II Accuser, provisorischer Kommandant der NBF Aliéstra –


[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, Lambda-Fähre im Anflug auf die NBF Aliéstra, Passagierabteil]- Lieutenant Commander Devila, Captain Scopra Doyle, Offiziere


Garik Devila konnte einen leicht missmutigen Gesichtsausdruck nicht vermeiden, als er die Lambda-Fähre durch das Andockmodul verließ und seine ersten Schritte innerhalb des Schiffes tat, das er für die nächsten Tage, Wochen und mit Pech Monaten würde kommandieren müssen. Er hatte Fregatten der Nebulon-B-Klasse schon immer als wenig ästhetisch und taktisch in ihrem Nutzen – trotz der Vielseitigkeit ihres Einsatzprofils – mehr als begrenzt eingeschätzt, doch jetzt, in den Korridoren des cygnischen Schiffs, wurde ihm erst richtig klar, welch himmelschreiender Unterschied die Aliéstra zu seinem Sternenzerstörer der Imperial-II-Klasse darstellte, der noch dazu als Flaggschiff eingesetzt wurde. Auf der Accuser war imperiale Geschichte förmlich greifbar gewesen, hatte sie doch einst als das Kommando des späteren Großadmirals Nereus Kratas fungiert, und auf ihr zu dienen war trotz der neuen Flaggoffizierin und des Rufs der Dritten Gefechtsflotte – der Weiber- und Alienflotte, wie man in gewissen Kreisen der COMPNOR schon spottete – mit einem gewissen Prestige verbunden. Und jetzt hatte er das Gefühl, an jeder Tür aufpassen zu müssen, sich nicht den Kopf zu stoßen.

„Kümmern Sie sich um mein Gepäck“, blaffte der Lieutenant Commander einen Ensign an, der das Unglück gehabt hatte, direkt nach ihm und Captain Doyle das Shuttle zu verlassen, und konzentrierte sich dann voll auf das ranghöchste Mitglied des auf die Fregatte versetzten Flottensoldatenkontingents der Accuser.

„Captain, können Sie mir zwei Ihrer Männer zur Verfügung stellen…?“

Doyle schmunzelte amüsiert, was Devila durchaus ärgerte.

„Angst um Ihr Leben, Lieutenant Commander?“

Der subtile Spott in der Stimme der Flottensoldatin ließ einen Hauch von Röte in Devilas Wangen steigen, doch er schüttelte nur energisch mit dem Kopf.

„Natürlich nicht. Aber ich traue diesen Cygnern nicht. Ich habe das Kommando über dieses Schiff – und das soll auch jeder sehen können.“

Die andere wölbte leicht ihre Augenbrauen, nickte dann jedoch und griff nach ihrem Comlink.

Doyle hier, stellen Sie zwei Mann auf die Brücke ab. Leichte Bewaffnung. Offizierseskorte.“

Nach der für Devila unhörbaren Bestätigung ließ sie das Comlink wieder sinken.

„Sie denken an die Unterkünfte für meine Leute, Sir?“

„Ja, natürlich.“

Irgendein rangniederer Offizier würde sich schon finden lassen, den er mit dieser undankbaren Aufgabe betrauen konnte. Er hatte sich um wahrlich wichtigeres zu kümmern – etwa die Frage, wie er der Aliéstra kurzfristig noch weitere Sternenjäger zuführen konnte, damit diese zumindest annähernd eine vollständige Armierung aufwies.

Mit wenig Elan erwiderte er die Ehrenbezeichnung Doyles, ehe sich diese in Richtung des Hangars der Fregatte orientierte, wo sie zweifelsohne auf ihre Männer treffen würde, und er selbst den Weg Richtung Brücke einschlug. Den Informationen auf seinem Datenblock war zu entnehmen, dass bereits ein Lieutenant Noak Fremyn auf das Schiff entsandt worden war, ein Offizier der Silver Bullet aus Selgorias‘ Division und somit einer der wenigen imperialen Offiziere auf der Aliéstra, die nicht aus dem Offizierskorps der Accuser hatten herausgelöst werden müssen. Somit vermischten sich an Bord der Fregatte derzeit Elemente dreier Mannschaften – und eine davon gehörte nicht einmal zum Galaktischen Imperium. Devila gefiel seine neue Aufgabe weniger und weniger…

Auf halbem Weg wurde er von den beiden Flottensoldaten eingeholt, die Doyle ihm versprochen hatte, die sich wortlos hinter ihm positionierten und ihre Geschwindigkeit seiner eigenen anpassten. Das war noch so ein Umstand, der die Accuser auszeichnete – selten hatte er eine Einheit Flottensoldaten zu Gesicht bekommen, die ihren Aufgaben mit einer solchen Diszipliniertheit und Effizienz nachgingen wie Major Dlarits Männer und Frauen. Vielleicht war das der Grund, aus dem Commodore Kratas zwei Kompanien auf die Aliéstra abgestellt hatte und nicht etwa die gleiche Anzahl an Sturmtruppen.

Die Brücke selbst unterschied sich kaum von der Brücke einer Nebulon-B-Fregatte, die im Dienste des Imperiums stand, mit Ausnahme der cygnischen Uniformen, vor denen es hier überall nur so wimmelte, solange die imperialen Wachoffiziere nicht ihre Positionen eingenommen hatten. Und wo bei den Gebeinen Imperator Arcanious‘ war dieser Fremyn…?

Missmutig fasste Devila den nächstbesten cygnischen Matrosen ins Auge.

„Lieutenant Fremyn soll sich bei mir melden. Sofort.“

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, NBF Aliéstra, Brücke]- Lieutenant Commander Devila, 2 Flottensoldaten, Cygnische Besatzungsmitglieder
 
[Cygnus-System - ISD Avenger - Flaggbrücke] Elysa, Admiralstab, weitere Offiziere und Mannschaftsgrade

Am Rande des Cygnus-Systems kam es zu einem Ereignis, dass so in der Geschichte des Sternenimperiums noch nicht geschehen war. Zunächst bohrten sich die Rümpfe von fünf gewaltigen Sternenzerstörer in den Realraum, gefolgt von Kreuzern, einer Vielzahl von Eskortschiffen und Unterstützungseinheiten. Alles in Allem 81 Schiffe, eine gewaltige Streitmacht, dazu ausgelegt unabhängig von weiteren unterstützenden Elementen der imperialen Flotte einem Feind die Kontrolle über einen lokalen Sektor zu entreißen und auch im Angesicht einer Gegenoffensive zu halten.
Ebenso geschichtsträchtig dürfte wohl der Umstand sein, dass diese Gefechtsflotte im Rahmen eines friedenssichernden Mandates und auf Gesuch der lokalen Regierung im Cygnus-System eintraf. Sternenzerstörer, die viele Wesen der Galaxie als Terrorwaffen kannten, waren hier um die Region zu stabilisieren und die rechtmäßige Regierung zu unterstützen. Und dieses Mal sollte es sich dabei nicht nur um bloße Propaganda handeln.


Die Verantwortliche, Admiral Elysa Nerethin, beobachtete von der Flaggbrücke aus aufmerksam das Geschehen. Wie angeordnet stoppte die Formation imperialer Schiffe ihre Fahrt und verharrte nahe des Sprungpunkten, am Rande des Systems. Bei der cygnischen Raumkontrolle mussten zahlreiche Alarme losgegangen sein und der volle Stopp sollte mögliche Missverständnisse vermeiden. Sie hatte sich bewusst für dieses behutsame Vorgehen entschlossen, es handelte sich hierbei nicht um ein feindliches System, und somit lag es nicht in Elysas Interesse das hiesige Militär mit dem bloßen Aufmarsch nahe am Planeten einzuschüchtern oder zu überwältigen.

"Mister Vance, finden sie die nächste Kommboje und stellen sie mir die Raumkontrolle durch."

"Aye, Ma'am.", erklang die Antwort des immer gutgelaunten Lieutenant Commanders. "Verbindung steht."

"Danke, Mister Vance."

Elysa widerstand dem Impuls sich zu räuspern und richtete klare, selbstbewusste Worte an die Raumkontrolle.

"Hier spricht Admiral Elysa Nerethin von seiner Majestät Sternenzerstörer Avenger. Mir untersteht die dritte imperiale Gefechtsflotte. Wir sind hier auf Gesuch des cygnischen Königshauses und stellen keine Bedrohung der cygnischen Souveränität dar."

Währenddessen kontaktierte man auch die Accuser und nahm sie ins Daten- und Sensornetz der dritten Flotte auf. Somit erweiterte sich das Bild des Sternensystems. Um den primären Planeten kreisten einige orbitale Einrichtungen, militärischer und ziviler Natur, als auch eine Handvoll Kriegsschiffe. Der zivile Raumfahrtsverkehr schien auf den ersten Blick vergleichsweise gering, was jedoch auch mit den möglichen Problemen des Sektors und Stellvertretend des Königshauses zu tun haben könnte.

"Hier... hier Cygnus-Raumkontrolle. Admiral Nerethin, wir bestätigen den Empfang ihrer Nachricht und ihrer Intentionen. Ich werde ihre Meldung die Kommandokette hochreichen. Bitte halten sie Position, es wird nicht lange dauern."

Die stimme des weiblichen Controller klang zunächst etwas unsicher, doch während sie sprach festigte sich ihre Stimme. Während Elysa darauf wartete, dass man sie mit einem zuständigen Offizier verband, wandte sie sich noch einmal an den Leiter des Fernmeldewesens ihrer Flaggbrücke.

"Mister Vance, kontaktieren sie die Accuser und empfehlen Commodore Kratas meine Grüße. Teilen sie ebenfalls mit, dass ich alsbald möglich einen persönlichen Bericht erwarte und Commodore Kratas diesbezüglich auf die Avenger einlade." Ein schneller Blick auf das Taktikhologramm warf eine weitere Frage auf. "Und bringen sie in Erfahrung wo die 417.te ist."

Die Bestätigung des Offiziers kam augenblicklich und kurz darauf vermeldete er, dass man eine eingehende Holoverbindung von Admiral Karsteen hatte. Der Mann schien Anfang vierzig und trug einen stolzen, rostbraunen, gepflegten Bart zur Schau. Seine Haltung offenbarte das Selbstbewusstsein eines erfahrenen Kommandanten und die graublauen Augen zeugten von der Ernsthaftigkeit und Disziplin. 'Keine Person die man unterschätzen sollte', kam Elysa in den Sinn.

"Admiral Nerethin, ich bin Amiral Ivar Karsteen, Kommandant der Heimatflotte. Es ist mir ein Vergnügen sie im Namen des Königshauses im Cygnus-System willkommen zu heißen."


"Vielen Dank, Amiral. Ich hoffe auf eine vielversprechende Zusammenarbeit. Diesbezüglich würde ich mich gerne zeitnah mit der cygnischen Admiralität besprechen. Ein weiteres Anliegen wäre Parkkoordinaten tiefer im System."

"Gerne doch Admiral Nerethin, ich veranlasse alles Notwendige."

[Cygnus-System - ISD Avenger - Flaggbrücke] Elysa, Admiralstab, weitere Offiziere und Mannschaftsgrade

OP: Wie in der Unterhaltung schon besprochen trifft die 3. Gefechtsflotte ein, nachdem die 417.te ausgezogen ist. Genauer gesagt 2 Tage danach.
 
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[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Kajüte des Ersten Offiziers || Lieutenant Noak Fremyn und Maître prinicpal Riou]

In einer hohen Umlaufbahn um den Planeten Cygnus B, das Herz des Sternenimperiums, hatte sich die „Alièstra“ letztendlich positioniert, nachdem der Lord Admiral die geschichtsträchtige Nebulon B-Fregatte – auf Wunsch des cygnischen Königs – zur Unterstützung der imperialen Eingreifgruppe abkommandiert hatte. Ein reger Verkehr herrschte in dessen unmittelbar Nähe, da man so rasch wie möglich Material und Personal – sowohl von imperialer als auch von cygnischer Seite – an Bord zu bringen gedachte. Die Eile war nur aus einem einzigen Grund geboten: Captain Selgorias und seine imperialen Korvetten sollten die Piraten aufspüren und unschädlich machen, die vor ein paar Tagen durch das beherzte Eingreifen der Imperialen beim Versuch, das Schiff der cygnischen Thronerbin tatsächlich zu entern, gescheitert waren. Vollkommen willenlos durch die starken Gravitationskräfte des bewohnten Planeten getrieben, schwebte die Fregatte durch das schwarze Nichts, während sich in einem Moment ein Shuttle von dessen Seite löste.

Noak Fremyn, der mit einem Fuß in seinem neuen Quartier stand, bekam von den vielen Vorgängen, die auf dem Schiff im selben Moment abliefen, nicht viel mit. Denn er hatte noch zu verdauen, dass ihm der Maître gerade seine Dienste als Steward angeboten hatte. Ungläubig, kaum der zivilisierten Sprache mächtig, musterte der junge Bakuraner den schon in die Jahre gekommenen Cygner. In was für eine Bredouille war er da bloß unwillkürlich hinein geraten? Hätten Selgorias und Tebelon nicht irgendeinen anderen Offizier von irgendeinem anderen imperialen Kriegsschiff mit auf die überaus lädierte „Confidence“ nehmen können? Unsicher, äußerst unsicher war der Lieutenant. Nicht einmal solchen imperialen Größen wie dem verstorbenen Grand Admiral Kratas hatte man am Anfang ihrer Karriere solch ein Privileg zugestanden. Ein eigener Steward? Ja, in diesem Moment fühlte sich der Imperiale förmlich erdrückt. Zu groß waren die Erwartungen an ihn, ein kleines Licht in der ganzen, gigantischen Imperialen Flotte.


„Das Angebot ehrt mich wirklich sehr“, stammelte er letztendlich ein bisschen unbeholfen, während er sich ganz verlegen den ausrasierten Nacken rieb. „Das cygnische Königshaus – und dessen loyale Freunde – scheint mich nur so mit Freundlichkeiten zu überschütten...“

Bevor sich der schwarzhaarige Mensch, der in solchen Situationen oft in einen recht starken Dialekt verfiel, irgendwie von selbst aus dieser peinlichen Lage winden konnte, schaltete sich plötzlich der cygnischen Unteroffizier von selbst ein. Beschwichtigend hob er eine Hand und sagte dann: „Bevor diese Diskussion unendliche Bahnen zieht, Sir, schlage ich – mit Verlaub – vor, dass wir uns um die Begrüßung des Capitaine de Corvette kümmern.“ Riou wies mit einer schlichten Geste wieder auf die Tür. „Ich war im Vorfeld so frei Ihnen einen aktuellen Lagebericht zusammenstellen zu lassen.“

Politisches Taktgefühl – oder besser: ausreichend Erfahrung in solchen Situationen – hatte der junge Bakuraner nicht. Noak war auf diesem Gebiet ein blutiger Anfänger – und aus diesem Grund schien er „Fettnäpfchen“ und Fauxpas förmlich anzuziehen. Das Unwohlsein, das er nun schon seit einigen Minuten verspürte, dämpfte sich erst ein wenig ab als für einen flüchtigen Moment der Ausblick auf die normale Verrichtung seiner Offizierstätigkeit aufblitzte. Zwar war er erst seit kurzem der Zweite Offizier an Bord der „Silver Bullet“ – und das corellianische Kanonenboot besaß nur ein Zehntel an Personalbedarf für die Sollbesatzung im Vergleich zu einer Nebulon B-Fregatte –, aber lernte er das grundlegende Handwerk nicht schon seit Jahren? Eigentlich musste er doch nur das Leben von noch mehr Menschen regeln. Ein kleiner Funke Hoffnung glimmte in ihm auf. Vielleicht bestand ja sogar die Möglichkeit, dass der Kommandant, den die „Accuser“ abkommandiert hatte, wirklich geschickt genug war, um die Avancen der Cygnier richtig zu beantworten. Denn Noak konnte das anscheinend nicht richtig.

In Begleitung des Unteroffiziers betrat er, nachdem er bloß wenige Schritte von seinem Quartier aus zurückgelegt hatte, die Brücke der „Alièstra“. Das Fehlen der routinierten Betriebsamkeit, die Noak von dem Kanonenboot inzwischen gewohnt war, fiel ihm auf Anhieb auf. Noch waren die einzelnen Stationen nur spärlich, äußerst spärlich besetzt. Aber war das ein Wunder? Schließlich war man erst in diesem Minuten im Begriff der alten Fregatte neues Leben einzuhauchen. Mitglieder cygnischer sowie imperialer Besatzungen fanden sich hier Minute für Minute ein, um in enger Kooperation das Schiff auf der Jagd nach den Piraten zu steuern. Kurz sah sich der Bakuraner um. Insbesondere die Anwesenheit breitschultriger, mit Blastergewehren bewaffneter Flottensoldaten bemerkte er sofort, da dieser spezielle Zweig der Imperialen Flotte auf der „Silver Bullet“ – aufgrund von Platzmangel – nicht vorhanden war. Erst auf den zweiten Blick entdeckte er Lieutenant Commander Devila, den die Commodore an ihrer statt auf das schlanke, symbolträchtige Schiff entsandt hatte. Recht zackig salutierte der Bakuraner zur Begrüßung.


„Lieutenant Noak Fremyn meldet sich zum Dienst, Sir“, sagte er in einem recht förmlichen Tonfall. „In Absprache mit Captain Selgorias hat Lieutenant Commander Scott zehn Männer und mich von der 'Silver Bullet' auf dieses Schiff versetzt. Bei den Besatzungsmitgliedern handelt es sich hauptsächlich um einfache Matrosen, die hier aber - nach Willen des Captain - als eine Art Unteroffiziere fungieren sollen, während ich Ihnen in der Position des Ersten Offiziers zur Verfügung stehe.“ Obwohl er solche Moment schon erlebt hatte, schlug dennoch die Nervosität hier und da ein bisschen durch. Seine Hände zitterten ganz leicht vor Aufregung als dem ranghöheren Imperialen ein Datapad in die Hand drückte. „Hier haben Sie einen aktuellen Lagebericht. Stehen sonst noch irgendwelche Dinge an, Commander Devila?“

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila, Maître prinicpal Riou und „Besatzungsmitglieder“ der „Alièstra“ sowie mehrere Flottensoldaten]
 
- Lieutenant Commander Garik Devila, erster Offizier des ISD II Accuser, provisorischer Kommandant der NBF Aliéstra –

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, NBF Aliéstra, Brücke]- Lieutenant Commander Devila, 2 Flottensoldaten, Cygnische Besatzungsmitglieder

Als Noak Fremyn endlich die Güte hatte, vor seinem neuen Vorgesetzten zu erscheinen, war die Aliéstra Garik Devila bereits gehörig auf die Nerven gegangen. Die Diszipliniertheit, der Stoizismus, mit der auf der Accuser jeder Routinedienst versehen wurde, fehlet auf diesem Schiff, und jedes Argument, das man der Fairness halber als Erklärung hätte ins Feld führen können, ignorierte der Lieutenant Commander in diesem Moment. Er wollte nicht hier sein. Das wurde ihm mit jeder verstreichenden Minute klarer. In Kürze würde die Dritte Gefechtsflotte in all ihrer Pracht – und mit all ihren wichtigen Offizieren – bei Cygnus eintreffen und er sollte unter der Aufsicht irgendeines namenlosen Korvettenkapitäns mit einer Truppe Provinzsoldaten gewöhnlichen Piraten nachjagen…

Missmutig musterte Devila Fremyn, nachdem dieser Haltung angenommen hatte und ihm schließlich einen Datenblock überreichte, der ihn wohl über die jüngsten Entwicklungen aufklären sollte. Die kurze positive Überraschung ob dieser Aufmerksamkeit wurde schnell von der Tatsache überschattet, dass Fremyns Hände leicht, aber doch merklich zitterten. Das war also der Offizier, der den Dossiers zufolge, die Devila gelesen hatte, in ein Ehrenduell verwickelt worden war…? Er musste zugeben, dass er nicht viel mehr über den jungen Lieutenant wusste. Die Silver Bullet, deren Mannschaft er entstammte, war nach Devilas Begriffen ein wenig bemerkenswertes Schiff. Ähnliches dürfte für ihr Offizierskorps gelten.

„Sie werden feststellen, dass eine ganze Menge ansteht, Lieutenant“, knurrte der provisorische Kommandant der Fregatte ungehalten. Es schadete nicht, von Anfang an sehr deutlich zu machen, dass er es war, der das Kommando über die Aliéstra erhalten hatte. Wer wusste schon, wie die Cygner an Bord Fremyn aufgrund seiner Historie mit der Königsfamilie einschätzten…

„Commodore Kratas hat die Verlegung von zwei Kompanien des Marineinfanteriebataillons der Accuser auf die Aliéstra angeregt, zur Unterstützung etwaiger Enteraktionen und womöglich der Erstürmung der Piratenbasis.“

Der hartherzige Blick des Offiziers bohrte sich förmlich in Fremyns Augen.

„Ich nehme an, dass Ihre mathematischen Fähigkeiten ausreichen, um die Probleme zu erkennen, die diese Entscheidung mit sich führt. Kümmern Sie sich darum. Captain Doyle ist die dienstälteste Flottensoldatin an Bord – Sie finden sie im Hangar.“

Devilas Mimik verzog sich missmutig, als hätte er auf eine noch nicht reife Sonnenfrucht gebissen.

„Und da wir gerade vom Hangar sprechen… Sie wissen vermutlich, dass Captain Selgorias der Accuser lediglich zwei Rotten Sternenjäger abgerungen hat, vermutlich aus Rücksicht auf die Jägerarmierung des Flaggschiffes.“

Er schnaubte verächtlich.

„Nun… ich persönlich sehe das so: die Aliéstra wird sich in naher Zukunft mit Piraten messen müssen und ist wohl kaum ein Schiff, das man als sonderlich wehrhaft bezeichnen kann. Auf die Accuser trifft beides nicht zu.“

Jetzt wurde das Lächeln des Lieutenant Commander geradezu bösartig.

„Warum sorgen Sie also nicht, bevor Sie sich um die Flottensoldatensituation kümmern, dafür, dass wir wenigstens eine vollständige Staffel zur Verfügung gestellt bekommen? Ich bin mir sicher, dass Commodore Kratas und Captain Asakawa sich Ihrer Argumentation nur schwer werden entziehen können.“

Da er selbst vor kurzem noch erster Offizier des Schiffes war, von dem er Fremyn nun aufforderte Jäger anzufragen, vermutete Devila, dass dem Lieutenant die Undankbarkeit der Aufgabe, die ihm soeben zuteil geworden war, nicht entging. Devila selbst hatte allerdings nicht den Nerv, sich mit seiner ehemaligen Vorgesetzten oder gar der Commodore herumzuschlagen, um die Bescheidenheit Captain Selgorias‘ auszubügeln. Kratas hatte ihn zum Kommandanten gemacht – also würde er auch delegieren wie ein Kommandant.

Kurz senkte er seinen Blick auf den Datenblock, ohne die Buchstaben- und Zahlenkolonnen wirklich zu lesen, bevor er wieder zu Fremyn aufsah:

„Sie haben Ihre Aufgaben, Lieutenant. Wäre sonst noch was?“

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, NBF Aliéstra, Brücke]- Lieutenant Commander Devila, Lieutenant Fremyn, 2 Flottensoldaten, Cygnische Besatzungsmitglieder
 
[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD II Accuser, Frachtraum]- Alynn, Captain Asakawa, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschafter der Freiwache, Flottensoldaten

Bleiernes Schweigen lag über dem relativ kleinen, geräumten Frachtraum der Accuser, in dem sich auf Anweisung der Kommandantin ein Teil er Besatzungsmitglieder des Sternenzerstörers eingefunden hatten, die derzeit nicht an ihren Stationen benötigt wurden. In Reih und Glied standen sie konzentrisch angeordnet um eine kleine, freie Fläche, in der ein metallenes Gerüst aufgebaut worden war, vor dem wiederum Alynn, Captain Asakawa und Lieutenant Dyez Greyn, der nach Versetzung Lieutenant Commander Devilas provisorische erste Offizier der Accuser, hinter einer Art erhöhtem Schreibtisch Platz genommen hatten.

Neben Alynn räusperte Asakwa sich und warf ihrer Vorgesetzten einen leicht unsicheren Blick zu. Zwei Tagen waren nunmehr vergangen, seitdem die 417. Korvettendivision unter Captain Selgorias‘ Befehl und mit Unterstützung der cygnischen Fregatte Aliéstra das System verlassen hatte, um die Piraten für ihren Angriff auf die Königsfamilie zur Rechenschaft zu ziehen. Zwei Tage, in denen man im Grunde nichts hatte tun können, als auf die Ankunft des Rests der dritten Flotte zu warten und Elysas Urteil über die getroffenen Entscheidungen zu empfangen. Zwei Tage, in denen Alynn sich zwangsläufig mit Dingen hatte beschäftigen müssen, die sie auf die lange Bank geschoben hatte. Doch die Disziplin an Bord eines imperialen Kriegsschiffes war nichts, was langen Aufschub duldete.

Mit ernster Miene nickte die Commodore ihrer Flaggkommandantin zu. Asakawa schluckte mühsam, bevor sie das Wort ergriff.

„Bringen Sie den Delinquenten herein.“

Durch eine Gasse zwischen den wartenden Uniformierten eskortierten daraufhin zwei Flottensoldaten einen Mann in der Uniform des imperialen Sternenjägerkorps – Flight Lieutenant Dax Moreau, der mit gefasster Miene die Reihe seiner Kameraden abschritt, als wären sie hier zu seinen Ehren angetreten und nicht zu seiner Schande. Alynns Lippen kräuselten sich leicht. Sie konnte sich gut an die stumme Herausforderung in den Worten des Mannes erinnern, als sie ihn nach der Schlägerei mit dem Techniktrupp und dem Angriff auf die Flottensoldaten in einer der Kantinen der Accuser zur Rede gestellt hatte. Der Keil, den die Machtübernahme Allegious‘ auch durch die Mannschaft ihres Schiffes gezogen hatte, war immer noch deutlich zu erkennen. Und Moreau war in seiner Kritik an der imperialen Führung schlicht und ergreifend töricht gewesen.

Die Commodore schwieg, als der Pilot vor ihr in Stellung gebracht wurde. Als Kommandantin der Accuser oblag der disziplinarische Prozess an Bord Asakawa, auch wenn diese ohne Alynns Einwirkung vermutlich nicht zu jenem Urteil gekommen wäre, das nun an Moreau vollzogen werden sollte.

„Flight Lieutenant Moreau.“

In der Macht strahlte die Unsicherheit der Captain wie ein Leuchtfeuer, doch ihre Stimme blieb gefestigt und voll Autorität.

„Sie sind schuldig befunden worden, ohne Provokation mehrere Kameraden angegriffen und weitere Soldaten Seiner Majestät zu derselben Handlung angestiftet zu haben. Außerdem widersetzten Sie sich den Anweisungen der Schiffssicherheit und verletzen eines ihrer Mitglieder.“

Asakawa pausierte kurz, wohl, um die Schwere dieses Tatbestandes einwirken zu lassen. Tatsächlich hatte sich einer der Flottensoldaten mehrere Knochenbrüche zugezogen – Major Dlarit war außer sich gewesen, was es Alynn leichter gemacht hatte, Moreaus Bestrafung gegen Asakawa durchzusetzen.

„Mit diesen Taten haben Sie nicht nur die Disziplin an Bord eines imperialen Kriegsschiffes erheblich gestört sondern auch die Uniform eines Offiziers Seiner Majestät aufs Abscheulichste beschmutzt. Aus diesem Grund erlasse ich Kraft meines Amtes als Kommandantin dieses Schiffes folgende Bestrafung:“

Sie räusperte sich.

„Sie werden ab sofort in den Rang eines Pilot Officer degradiert. Außerdem verurteile ich Sie zu einem halben Dutzend Hieben mit der Neutronenpeitsche.“

Ein Nicken in Richtung der beiden Flottensoldaten folgte.

„Binden Sie Ihn fest.“

Kaum hatten die letzten Worte Asakawas Lippen verlassen, war Moreaus gelassener, ja teilnahmsloser Gesichtsausdruck spürbar entgleist. Mit einer Degradierung hatte er wohl gerechnet – womöglich war sie ihm sogar egal – doch hier, vor versammelter Mannschaft ausgepeitscht zu werden… das musste den eitlen TIE-Jockey treffen. Alynn gestattete sich ein kühles Lächeln, als sein Blick kurzzeitig auf ihr ruhte. Er wusste, wem er diese Bestrafung zu verdanken hatte, war aber beherrscht genug, seinen Mund zu halten.

Mit kräftigen Handbewegungen fesselten die beiden Flottensoldaten den Piloten an das metallene Gerüst, nachdem sie ihm die Uniformjacke ausgezogen hatten, sodass seine Arme in eine Art Spreizhaltung gezwungen wurden und der auch auf den Beinen bleiben würde, wenn deren Muskeln ihren Dienst versagten. Neben Alynn kündete ein leises Surren von den Repulsoren eines kleinen Kameradroiden, der die Bestrafungszeremonie aufzeichnen würde. Ebenfalls hielt sich ein Sanitäter bereit.

Jetzt trat ein dritter Flottensoldat hinter den Straffälligen, mit kräftiger Statur, an dessen Uniformgürtel bereits die Neutronenpeitsche taumelte. Aufmerksam richtete der Mann seinen Blick auf die Kommandantin der Accuser, die bereits jetzt ein wenig blasser geworden war.

„Beginnen Sie“, presste Asakawa schließlich hervor.

Mit einer schwungvollen Bewegung entrollte der Soldat die Peitsche, deren Aktivierung sich in einem elektrischen knistern äußerte. Moreau zuckte bei diesem Geräusch bereits leicht zusammen.

„Eins.“

Der Soldat holte aus und die Peitsche kollidierte mit voller Wucht mit dem bloßen Rücken des Piloten. Das Knistern der Entladung auf dem Rücken des Mannes sorgte für einige entsetzte Mienen unter den Zuschauern, doch Moreau biss lediglich die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich.

„Zwei.“

Der zweite Hieb schien noch heftiger. Neben Alynn schloss Asakawa für einen Moment die Augen, während der Pilot ein leichtes Grunzen von sich gab. Seine Hände waren mittlerweile zu Fäusten geballt und sämtliche Muskeln seines Körpers schienen sich zu verkrampfen.

„Drei.“

Alynn stellte sich vor, wie die Neuronenpeitsche auf den bereits geschundenen, für sie nicht sichtbaren Rücken eindrosch. Spätestens jetzt war wohl auch die Integrität des Gewebes betroffen. An Moreaus Händen war Blut zu erkennen, dort, wo sich seine Fingernägel in seine Handfläche gebohrt hatten.

„Vier.“

Das knisternde Geräusch des vierten Aufschlags hallte unheimlich im Frachtraum wider. Niemand wagte es, einen Laut von sich zu geben, auch wenn einige wirkten, als bereitete der sich langsam ausbreitende Geruch verschmorten Fleisches ihnen Übelkeit.

„Fünf.“

Jetzt – endlich – stieß Moreau einen gequälten Schmerzensschrei aus. Seine Beine gaben nach und er wurde nur noch durch seine Fesseln an Ort und Stelle gehalten, während der Flottensoldat für den letzten Hieb Maß nahm.

„Sechs.“

Der letzte Hieb erschütterte nur noch einen leblosen Körper, der ohne jede Regung in den Fesseln hing. Der Flottensoldat deaktivierte die Neutronenpeitsche.

„Bestrafung abgeschlossen, Ma’am.“

Asakwa nickte steif, bemüht, ihr kreideweißes Gesicht unter Kontrolle zu behalten. Alynn fragte sich, ob dies wohl die erste körperliche Bestrafung war, deren Zeugin sie innerhalb der Flotte hatte werden, geschweige denn die sie hatte anordnen müssen.

„Danke, Sergeant. Alle Mann: wegtreten.“

Die Anwesenden zerstreuten sich, zum Großteil sichtlich erleichtert, während der wartende Sanitäter sich beeilte, den bewusstlosen Piloten zu untersuchen. Dieser würde jetzt ein paar Tage auf der Krankenstation verbringen, mit einem Bactaverband, und keine bleibenden Schäden davon tragen – abgesehen von den Spuren, die diese Zeremonie an seiner Seele hinterlassen hatte.

„C… Commodore?“

Überrascht registrierte Alynn, dass der derzeitige erste Offizier ihres Schiffes an sie herangetreten war, während Asakawa immer noch etwas erschüttert wirkte. Lieutenant Dyez Dreyn war ein Muun und somit der einzige Nichtmensch im Offizierskorps der Accuser, weswegen es Alynn ein wenig überrascht hatte, dass Asakawa ausgerechnet ihn dazu auserkoren hatte, Lieutenant Commander Devila nachzufolgen. Allem Anschein nach sprachen seine Leistungen für ihn.

„Lieutenant?“

Alynn erhob sich aus ihrem Stuhl und überprüfte beiläufig den korrekten Sitz ihres Lichtschwerts am Gürtel ihrer Uniform, eine Geste, die Dreyn offenkundig nicht entging, da der Blick des Offiziers kurz auf Wanderung ging, ehe er sich zusammenriss.

„Ma’am, ich erfahre soeben von der Brücke, dass die dritte Flotte im System eingetroffen ist. Admiral Nerethin bittet Sie so schnell wie möglich zwecks eines Berichts an Bord der Avenger.“

„Ich verstehe. Danke, Lieutenant.“

Also hatte das Warten jetzt endlich ein Ende.

„Bereiten Sie meine Fähre vor.“

„Bereits veranlasst, Commodore.“

„Gut.“

Alynn nickte zufrieden – an Fleiß und ein wenig Eigeninitiative schien es dem neuen ersten Offizier der Accuser also nicht zu fehlen – und entließ den Anderen mit einer beiläufigen Geste, ehe sie sich schließlich – alleine – zum Hangar des Sternenzerstörers begab.

Wenige Minuten später befand ein Shuttle der Lambda-Klasse sich im Anflug auf die beeindruckende dritte Gefechtsflotte und deren Flaggschiff, die Avenger

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, Shuttle im Anflug auf die Avenger]- Alynn
 
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[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila, Maître prinicpal Riou und „Besatzungsmitglieder“ der „Alièstra“ sowie mehrere Flottensoldaten]

Humpelnd wandte sich Noak von seinem neuen Kommandanten, Lieutenant Commander Devila, ab und ging ein paar Schritte fort. Dabei machte sich bei ihm mittlerweile bei jedem einzelnen Schritt wieder die Duellverletzung an seinem linken Oberschenkel bemerkbar. Er belastete das Bein gerade einfach zu sehr – ganz im Gegensatz zu Finnlan Borlaines medizinischen Ratschlag. Trotz der pochenden Schmerzen, die in überaus kurzen Intervallen sein Bein hochjagten, behielt der junge Lieutenant eine gefasste Miene bei. In der Gegenwart der cygnischen Mannschaft sowie den Männern und Frauen, die man ganz kurzfristig von der „Accuser“ und der „Silver Bullet“ abberufen hatte, wollte er, den man kurzerhand als Ersten Offizier eingesetzt hatte, keine Schwäche zeigen. Ihnen stand möglicherweise eine mehrtägige Piratenjagd bevor, da konnte er nicht schon in den ersten Stunden seine eigentliche Untauglichkeit offenbaren. Innerlich seufzte der Bakuraner als er endlich eine klobige Konsole erreichte, an der er sich festhalten konnte. Langsam, ganz langsam klang das kontinuierliche Pochen in seinem Oberschenkel ab.

Riou, der ihm anscheinend keine Sekunde mehr von der Seite wich, legte ihm besorgt eine Hand auf die Schulter und fragte:
„Lieutenant, Ihnen ist ja fast die ganze Farbe aus dem Gesicht gewichen! Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

„Ja, es geht schon“, entgegnete der Imperiale sogleich und richtete sich sofort – unter Schmerzen! – auf. „Holen Sie mir lieber den Quartiermeister herbei.“

Lieutenant Commander Devila, den man für die Piratenjagd einfach als neuen Kommandanten der Nebulon B eingesetzt hatte, hatte bei ihrer Begrüßung nicht lang gefackelt, sondern dem Bakuraner auf der Stelle die ersten Befehle gegeben. Den unfreundlichen Ton, den er dabei angeschlagen hatte, hatte Noak selbstverständlich vernommen gehabt, aber wenn er sich mit diesem Vorgesetzten nicht gut stellte, fand er sich unter Umständen schneller als ihm lieb war in einem Vier-Augen-Gespräch – oder besser: Verhör – mit Commodore Alynn Kratas wieder. Und genau das wollte er natürlich auf alle Fälle vermeiden! So hatte der junge Lieutenant also keine andere Wahl. Er musste sputen, seine Talente tatkräftig unter Beweis stellen. Denn mit etwas Glück – so jedenfalls seine sehr bescheidene Hoffnung – kehrte er schon in wenigen Tagen wieder in sein altes Leben, wo er bei Weitem nicht so sehr im Fokus stand, zurück. Dieser friedliche Gedanke motivierte ihn.

Nachdem der Maître mit einem knappen Nicken auf die gegebene Anweisung reagiert hatte, verließ dieser wortlos die Brücke und Noak hatte zum ersten Mal tatsächlich die Gelegenheit das „Gehirn“ der „Alièstra“ für einen Moment höchstpersönlich in Augenschein zu nehmen. Während das Pochen in seinem linken Oberschenkel also weiter nachließ, wanderte sein Blick derweil in aller Ruhe von einer Station zur nächsten. Überall wuselten cygnische Mannschaftsmitglieder in ihren minzgrünen Dienstuniformen umher. Imperiale Anwesende gingen da beinah komplett unter. Obwohl der junge Mann fast jede Ecke und fast jeden Winkel begutachtete, entgingen ihm währenddessen die Blicke, die ihm die Cygnier, teils verstohlen, teils offen, zuwarfen. Sahen sie etwa zu ihm empor? Glühte in ihnen womöglich der selbe Eifer wie bei dem leicht ergrauten Unteroffizier? Nein, für diese Dinge hatte der neue Erste Offizier der Fregatte kein Auge. Er kannte diese Welt einfach zu wenig, um auf solche Kleinigkeiten zu achten. Bislang hatte er sein Leben eher im Schatten anderer verbracht, die „größer“ als er waren.

Über Monitore, die in einem perfekten Halbkreis angebracht worden waren, konnte der Imperiale in der Ferne die „Silver Bullet“, die „Gladius“, die „Claw of Justice“ und die „Diligence“ sehen. Weil bei diesem Fregattentyp die Brücke irgendwo tief im Schiffsinneren war, behalf man sich in der Tat auf diese Weise. Für den Bakuraner war es trotz allem ein vertrautes Gefühl. Schließlich hatte man ihn, nachdem er sein Offizierspatent erhalten hatte und er ein frischgebackener Ensign war, auf die Nebulon B „Aerie“ versetzt gehabt, die ihren Dienst im Bakura-Sektor – höchstwahrscheinlich noch immer – tat. Unwillkürlich blitzte für ein paar Sekunden ein Lächeln auf seinen Lippen auf. Ja, wie leicht; wie sorglos war sein Leben damals bloß gewesen? Prinzessinnen, Duelle, eigene Stewards – solche Sachen hatte er höchstens geträumt. Langsam humpelte Noak zu einer anderen Konsole. Das leise Brummen, das von dem klobigen Kasten die ganze Zeit monoton ausging, gefiel ihm. Er fand es aus irgendeinem Grund beruhigend.

Seine sorglose Ruhe unterbrach ihm erst der zuständige Quartiermeister der „Alièstra“, ein ziemlich stämmiges Kerlchen. Mit feuerroten Bäckchen und ein paar Schweißperlen auf der Stirn, sagte der rangniedere Unteroffizier in einem sehr schönen, angenehmen Bariton:
„Lieutenant, Second maître maistrancier Demard meldet sich zum Dienst. … Sie haben nach mir verlangt?

„Ah, der Quartiermeister...“, entfuhr es Noak überraschend. Glücklicherweise fanden sich die Worte in seinem Kopf schnell – und richtig! – zusammen: „Commander Devila, den man das Kommando über diese Fregatte übertragen hat, wünscht eine rasche Unterbringung von dreihundert imperialen Flottensoldaten sowie einer kompletten Staffel Sternjäger samt deren zusätzlichen Personal.“

Demard schnappte nach Luft. „Monsieur, ich glaube kaum, dass wir so viel Platz frei zur Verfügung haben! Dem Grunde nach haben wir derzeit nur für fünfundsiebzig Soldaten sowie fünfundzwanzig Piloten und deren Personal freie Räumlichkeiten... Unter Umständen kann man den Platz noch auf einhundertzehn oder -zwanzig strecken, Sir, aber mehr ist mit den vorhanden Kapazitäten bestimmt nicht möglich. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer!“

„Das habe ich mir fast schon gedacht“, entgegnete der Imperiale daraufhin murmelnd – und die Enttäuschung, die in ihm aufkeimte, konnte man bei gutem Gehör auch hören.

Innerlich fluchte der Bakuraner über diese Antwort, obwohl er im Vorfeld natürlich schon genau mit solch einer Einschätzung des Quartiermeisters – jedenfalls irgendwie – gerechnet hatte. Denn schon allein das begrenzte Missionsprofil, das dieser Schiffstyp grundsätzlich ausfüllte, sprach eigentlich komplett gegen eine so große Zahl Flottensoldaten an Bord. Dreihundert bewaffnete Soldaten – Wie sollte er die bloß unterbringen? Er dachte nach Vor seinem geistigen Auge blitzte für ein paar kurze Hundertstel auf einmal Alynn Kratas' drohende Gestalt auf – und trieb ihn automatisch an. Nein, er musste einem persönlichen Gespräch mit dieser überaus angsteinflößenden Frau unbedingt aus dem Weg gehen! Gedankenverloren starrten die braunen Augen des Imperialen ins Nichts. Eine Lösung – und war sie noch so kurzfristig – musste her. Ein Schaudern, beim Gedanken an einen Besuch auf der „Accuser“, unterdrückte der Erste Offizier im letzten Moment.


„Maître, bereiten Sie Feldbetten für die Frachträume vor“, befahl der Lieutenant am Ende. „Unsere anstehende Operation dürfte kaum mehrere Monate – oder gar Jahre – dauern. Die Hälfte dürfte uns also problemlos reichen.“ Er musterte den fülligen Cygnier und ließ dann seine Aufmerksamkeit zu dem anderen, ranghöheren Unteroffizier springen. „Mr Riou, könnten Sie bitte die Befehlshaberin der Flottensoldaten über meine Entscheidung unterrichten. Bei Beschwerden soll sie sich gerne an mich wenden... Des Weiteren wäre ich dankbar, wenn sie Mr Demard einen Verteilungsplan für die Einquartierung ihrer Untergebenen überlassen würde.“

Beide Männer nahmen die Anweisungen vollkommen kommentarlos hin. Keine Widerworte. Keine Korrektur. Ein bisschen erstaunt war Noak über diese Reaktion schon – immerhin war er um einige Jahre jünger als die beiden Angehörigen der cygnischen Heimatflotte. Doch bevor sich letztendlich noch irgendein Unbehagen in ihm regte, humpelte er stattdessen lieber gemächlich in Richtung der besetzten Kommunikationsstation. Midshipman Turnell, einer der wenigen Männer, die ihn von der „Silver Bullet“ auf die Nebulon B-Fregatte begleitet hatten, stand schon Gewehr bei Fuß. Mit einem knappen Nicken begrüßte er den ihm bekannten Ersten Offizier. Grimm sowie eine Spur Verachtung konnte man in dessen bärtigem Gesicht lesen. Höchstwahrscheinlich gefiel ihm die überraschende Versetzung auf diesen betagten Kahn genauso wenig wie den meisten anderen Imperialen an Bord – unter anderem Lieutenant Commander Devila höchstpersönlich. Da sich der Bakuraner mit solchen Dingen im Moment aber nicht beschäftigen konnte (oder wollte), schritt er lieber zur Tat.

„Mr Turnell, schicken Sie bitte auf der Stelle eine Bitte an die 'Accuser'“, befahl er deshalb sogleich dem brummigen Imperialen. „Um die Erfolgschancen der Mission zu erhöhen, soll man uns auf der Stelle zwei weitere Rotten – sprich: insgesamt eine komplette Staffel an Maschinen – schick. Es ist der ausdrückliche Wunsch von Lieutenant Commander Devila.“

Der Unteroffizier grinste grimmig. „Aye, Sir.“

[Mittlerer Rand | Esaga-Sektor | Cygnus-System || NBF „Aliéstra“ | Deck Zwei | Brücke || Lieutenant Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila und „Besatzungsmitglieder“ der „Alièstra“ sowie mehrere Flottensoldaten]

[ @Letos Du kannst nun gern den Startschuss geben. CK und ich wickeln die anstehenden Sachen bestimmt innerhalb der nächsten Runde ab. Ist ja nur eine Kleinigkeit ... bzw. kann man das auch problemlos bespielen ohne die Jagd noch weiter zu verzögern.]
 
- Lieutenant Commander Garik Devila, erster Offizier des ISD II Accuser, provisorischer Kommandant der NBF Aliéstra –

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, NBF Aliéstra, Brücke]- Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila, 2 Flottensoldaten, Cygnische Besatzungsmitglieder

Nachdem Fremyn davongetrottet war – oder gehumpelt, war der Mann überhaupt dienstfähig? – hatte Devila sich in eine weniger frequentierte Ecke der Brücke zurückgezogen, wo er – die Lektüre seines Datenblocks vorgebend und von den beiden Flottensoldaten wirkungsvoll abgeschirmt – für einen Moment seine Ruhe hatte. Das Kalkül ging auf – kein Imperialer und auch kein Cygner belästigte ihn, während er aus dem Augenwinkel verfolgen konnte, wie Fremyn an mehreren Stationen seinen Aufgaben nachging. Das Delegieren von unangenehmen Aufgaben war so ziemlich der einzige positive Aspekt, den Devila seinem provisorischen Kommando abgewinnen konnte.

Natürlich war die Ruhe, die er schließlich doch genutzt hatte, um tatsächlich die Einsatzbefehle der Aliéstra und ergänzende Informationen genauer zu studieren, nicht von Dauer. Es überraschte ihn allerdings, dass es Captain Doyle war, die plötzlich vor ihm stand und die von ihren beiden Soldaten natürlich nicht daran gehindert worden war, zu ihm vorzudringen. Devila verkniff sich ein entnervtes Seufzen – Doyles aparte Gesichtszüge wirkten so verbissen, dass er sie nicht noch zusätzlich reizen wollte. Trotzdem ließ er seinen Datenblock betont langsam sinken, als widerstrebte es ihm, mit der wichtigen Lektüre der dort aufgeführten Informationen aufzuhören.

„Ja, Captain? Was gibt es?“

„Ich habe eben erfahren, dass meine Leute auf Feldbetten in den Frachträumen schlafen sollen… Sir.“

Der Ehrentitel bohrte sich wie ein eiskalter Dolch in Devilas Eingeweide, sodass der Lieutenant Commander fast ein wenig zurückzuckte. Hatte die Flottensoldatin in den letzten Tagen zu viel Zeit mit Commodore Kratas verbracht…?

„Würden Sie mir das vielleicht erklären?“

„Ich habe Lieutenant Fremyn mit der Lösung Ihres Problems betraut“, wiegelte Devila ab, bevor ihm einfiel, dass er sein Gegenüber auch genauso gut wegen der respektlosen Art, mit der sie ihn als Kommandanten des Schiffes behandelte, hätte zurechtweisen können.

„Klären Sie das mit ihm, wenn Sie mit seinem Vorschlag nicht einverstanden sind.“

„Mit ihm… oder mit dem cygnischen Laufburschen, der mir diese „Entscheidung“ überbracht hat?“

Immerhin hatte die Captain den Anstand, ihre Stimme zu senken.

„Meine Kompanie besteht aus den besten Männern und Frauen des Marineinfanteriebataillons der Accuser. Ich glaube, auf der Silver Bullet gibt es nicht einmal einen einzigen Trupp… woher soll der Lieutenant also wissen, welche Art der Unterbringung für meine Leute angemessen ist? Oder seine cygnischen Handlanger?“

„Schauen Sie sich um, Captain… das hier ist kein Sternenzerstörer. Und kein Schiff des Imperiums. Sie werden sich also mit dem Status quo begnügen müssen.“

Innerlich jedoch knirschte Devila mit den Zähnen. Obwohl ihm klar war, dass Fremyn unter den Umständen keine andere Lösung für das Unterbringungsproblem hatte finden können, empfand er es als hochgradige Belastung, dass der Lieutenant durch seine Handlungen dafür gesorgt hatte, dass er selbst sich im Endeffekt doch mit dem Problem herumschlagen musste. Doyle wirkte ebenfalls alles andere als zufrieden.

„Wir werden sehen, Commander.“

Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Brücke.

Langsam schüttelte Devila mit dem Kopf, bevor er sich nach Lieutenant Fremyn umsah – um diesem eine kurze Standpauke zu verpassen. Womöglich gingen die Dinge auf der Silver Bullet etwas entspannter zu, doch in diesem Fall musste der junge Offizier lernen, dass es selbst in der höchst homogenen imperialen Flotte leichte Variationen im Diszipliniertheitsgrad gab…

„Lieutenant Commander Devila, Sir?“

Ein Ensign der Accuser hatte sich Devila in den Weg gestellt, gerade als er sich auf den Weg Richtung Fremyn machen wollte.

„Ja?“

„Sir, ich empfange soeben die Bestätigung der Accuser. Unsere Jägerarmierung wird auf eine Staffel aufgestockt, zu gleichen Teilen TIE-Defender und Scimitars.“

Diese Information machte Devila für einen Moment sprachlos. Die geforderten Jagdmaschinen… und zeitgleich hatte Fremyn es geschafft, dass er nicht postwendend einen belehrenden Anruf von Captain Asakawa erhielt. Oder gar von Commodore Kratas. Erstaunlich.

„Gut… kümmern Sie sich darum, dass den Maschinen Ihre Plätze zugewiesen werden.“

„Mit Vergnügen, Sir.“

Devila ließ den Ensign stehen und arbeitete sich weiter auf Fremyn zu, doch seinem geplanten Vortrag in Richtung des Offiziers war die Spitze genommen. Mit so einem schnellen Erfolg an der Jägerfront hatte er nicht gerechnet.

„Lieutenant Fremyn…“

Ein gewisser Widerwillen zeichnete sich in der Mimik des Kommandanten der Aliéstra ab.

„Offenbar sind unsere zusätzlichen Jäger bereits eingetroffen.“

Kein Wort des Lobes. Fremyn hatte schließlich nur seine Befehle ausgeführt.

„Signalisieren Sie Captain Selgorias, dass wir abflugbereit und bestmöglich ausgerüstet sind.“

Eine kleine Spitze konnte er sich dann doch nicht verkneifen:

„Über Ihre Lösung der Situation mit den Flottensoldaten sprechen wir noch.“

[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, NBF Aliéstra, Brücke]- Noak Fremyn, Lieutenant Commander Devila, 2 Flottensoldaten, Cygnische Besatzungsmitglieder
 
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[Cygnus-System - ISD Avenger - Admiralsbüro] Elysa

Flag Lieutenant Inyri Harte betrat mit Commodore Alynn Kratas das Büro der Flottenkommandantin.

"Ma'am, ich vermelde die Ankunft von Commodore Kratas. Wie gewünscht habe ich sie im Hangar empfangen und unverzüglich zu ihnen gebracht."

Mit einem Nicken nahm Elysa die pflichtbewusste Meldung der noch jungen Frau zur Kenntnis. "Danke Inyri, seien Sie so gut und gehen Vanessa bezüglich der Planung einer vorgeschobenen Operationsbasis zur Hand. Sie können wegtreten."

"Aye, Admiral Nerethin.", erklang die Bestätigung ihrer Flag Lieutenant, bevor sie mit der von ihr empfundenen Würde, ob ihres Postens, Elysas Büro verließ. Die Flottenkommandantin umrundete währenddessen ihren Schreibtisch und reichte Alynn zur Begrüßung die Hand. Seltsamerweise fand sich die Kommandantin der dritten Gefechtsflotte bei dem Gedanken wieder ihre Gegenüber freundschaftlich umarmen zu wollen. Dieser Eingebung verweigerte sie sich jedoch. Der Gedanke, wie unangenehm Alynn die Situation wäre wollte ein Schmunzeln auslösen, dass Elysa jedoch erfolgreich verdrängte. Ein Handschlag musste reichen. Er signalisierte die Vertrautheit und Loslösung von der Etikette, die sonst beim Treffen des Flottenkommandeurs und einem untergebenen Offiziers zu erwarten wäre. Alynn war weit mehr als nur eine Offizierin unter Elysas Kommando.

"Es tut gut dich wiederzusehen."
, gestand sie mit einem feinen Lächeln. "Ich war mir nicht sicher, ob du eventuell eine Erfrischung wolltest, mein Steward hat uns einige Kleinigkeiten hergerichtet.", dabei deutete Elysa in Richtung des Servierwagens, den Chief Steward George Travis zuvor hergerichtet hatte. Darunter waren einige Sandwich, Kuchenteile, Obst, aber auch Getränke, alkoholische, als auch nicht-alkoholische. "Er vermutete, dass unsere Besprechung wohl ein wenig andauern wird und ich bin geneigt seiner Einschätzung zu glauben. Bediene dich jederzeit."

Mit diesen Worten führte Elysa sie beide zu der kleinen Sitzecke, indem sich auch der Servierwagen befand und stellte sich die übliche Mischung aus Bentaxbeerentee und blauer Milch zusammen, bevor sie sich setzte und Alynn mit einer Handgeste ebenfalls dazu einlud.

"Ich kam nicht umher zu bemerken, dass die 417.te nicht vor Ort ist, aber ich bin mir sicher, das wird Teil deines Berichts sein. Was mich jedoch im Vorfeld interessiert, deine Meinung zu den Führungsoffizieren der Division, insbesondere Captain Selgorias."

Alynn konnte eine zweite Perspektive offerieren und es war durchaus anzunehmen, dass die Worte der Commodore auf die Meinung Elysas Einfluss nehmen konnte, sehr wahrscheinlich auch würde. Die Admiral war sich selbst bewusst, dass sie Selgorias in einem sehr guten Licht sah, vielleicht auch, weil sie gezielt darauf baute, dass die dritte Gefechtsflotte ehrenwerte Offiziere hervorbringen würde und teils auch schon daraus bestand. Dass der Captain sie beeindruckt hatte, war Alynn sicherlich bekannt.

[Cygnus-System - ISD Avenger - Admiralsbüro] Alynn und Elysa
 
:: Esaga-Sektor :: Cygnus-System :: Orbit über Cygnus B :: CRV Gladius :: Brückencrew :: CPT Manius Selgorias - Kommandanten der 417. Korvettendivision via Holoverbindung ::

Manius Selgorias hielt sich mit beiden Händen an der silbernen Geländerstange fest, die seinen Kommandostand inmitten der Brücke zur Hälfte umfasste. Die Brückenbesatzung der Gladius arbeitete mit aufmerksamer Routine. Der Folgeeinsatz der ursprünglichen Sendung nach Cygnus war erteilt worden. Wie ein Fluch hatte es Manius Selgorias wenige Stunden nach dem Verlassen des Orbits über Cygnus Prime erwischt. Magenkrämpfe, rauhe Stimme und das Gefühl von Watte um den Kopf gaben eine wenig willkommene Botschaft preis. Der Schiffsarzt SLT Hembow hatte einen chemischen Cocktail gegen etwaige Verschlechterungen verabreicht, doch irgendwie hatte Manius nicht das Gefühl, dass es bisher gewirkt hatte. Ein Tag war nun seit dem Aufbruch vergangen, und es wurde Zeit konkret zu werden. Manius schob das Unwohlsein beiseite und zwang sich zur Konzentration. Endlich flackerte das letzte Portrait auf den hohen Bildschirmen auf: Lieutenant Commander Devila. Manius Selgorias adressierte die Kommandanten:

"Sehr gut. Aufgemerkt, meine Herren..."

Die Brückencrew in dem überschaubaren Raum wurde noch leiser und lauschte mehr oder weniger heimlich den folgenden Worten des Captain. Genaue Details über den Folgeeinsatz waren bisher noch nicht zur Besatzung durchgedrungen.

"Zuersteinmal meine Achtung für die eilige und selbstständige Herstellung der Einsatzbereitschaft. Dass wir mit kaum nennenswerter Verzögerung aufbrechen konnten, setzt ein gutes Zeichen. Wir haben bisher gute Fahrt gemacht und liegen geordnet im Zeitplan."

Manius nickte in Richtung von LTC Devila, den er damit wohl besonders ansprechen wollte.

"Capitaine de Corvette Luc Delwaren hat nahezu zeitgleich mit uns drei weitere leichte Divisionen zu strategischen Punkten innerhalb des cygnischen Territoriums in Bewegung gesetzt. Wie sie dem Einsatzbefehl für 'Operation Tangente' entnehmen konnten, werden insgesamt vier leichte Korvettendivisionen eingesetzt um eine erste Erkundung an den vier strategisch bedeutsamsten Punkten für unsere Jagd durchzuführen."

Auf einen Wink hin wurde eine Sternenkarte eingeblendet, die alle zwölf bewohnten und neun unbewohnten Systeme des cygnischen Sternenimperiums in Relation zueinander setzte. Vier der Systeme waren mit einer Markierung versehen, die drei cygnische und eine imperiale Einsatzpräsenz aufzeigte. Letztere war mit der Nummer 417 versehen. Alle diese vier Systeme lagen innerhalb von 5 Parsec zueinander.

"Erste Absicht ist es, ein schwer durchschaubares Netz aufzuspannen und uns eventueller Piratenaktivitäten in jenen Regionen zu vergewissern, welche die Aufklärung als sehr wahrscheinlich ansieht. Wir verlassen uns hier derzeit im Wesentlichen auf cygnische Aufklärung. Noch immer fehlt die heiße Spur vom Hinterhalt auf Ihre königliche Hoheit."

Manius gab einen weiteren Wink und sein Kommunikationsoffizier Chief Mauron Skalund vergrößerte in das Zielsystem der 417. Korvettendivision.

"Wir widmen uns einem unbewohnten System. - Nunmehr unbewohnt. Ein Plasmaplanet und Eisasteroidenringe haben im System CSE-12 ehemals eine respektable Ressourcenkolonie entstehen lassen. Diese liegt jedoch brach, seit über vierzig Jahren. Inmitten eines ausgedehnten Asteroidenfeldes befindet sich eine stillgelegte Minen- und Verhüttungsanlage der Cygnus Spaceworks. Schwer zugänglich und abgelegen genug, so dass es unseren Verbündeten wenig Aufmerksamkeit wert war. Die Aufklärung sieht es als wahrscheinlich an, dass diese Anlage als Umschlagplatz oder Sammelpunkt von Kriminellen genutzt wird. Vor sieben Jahren gab es hierzu Militärberichte, denen aber wenig Bedeutung zugemessen wurde - damals. Die Minenanlage und Fabrik ist mit einem Trockendock ausgestattet."

Eine Detailkarte gab einen ungefähren Abriss, gerahmt von veraltetem Bildmaterial: Schemanhafte Felder aus Asteroiden und Eisformationen, zum Teil verschmolzen und zu Netzen und Waben verbunden. Dahinter das Blitzen und blaue Funkeln eines Planeten im Zustand höchster geologischer Erregung. Wie ein Bunsenbrenner gleich, schien der stille Riese leise in das All hinaus zu fauchen. Vage sah man inmitten des verschwommenen Ausschnitts eine winzig wirkende, künstlich geschaffene Anlage. Ohne den roten Rahmen auf dem Bildmaterial war sie kaum zu erkennen. Eine Industrieanlage beachtlicher Ausmaße, wenn man den Maßstab einigermaßen schätzen konnte.

"Wir werden unseren Sprungzielpunkt eine halbe astronomische Einheit oberhalb des Asteroidenfeldes setzen - Punkt Lacia-11 - und von dort aus mit der Fernsensoraufklärung beginnen. Sobald möglich, kalkulieren wir einen Sprungpunkt, der uns in das Randgebiet des Asteoridenfeldes bringt - Lacia-12. Sollten bis dahin keine Feindkontakte voeliegen, setzen wir Sensorbojen ein, verbleiben max. 48 Stunden und lassen dann die Bojen zurück. Die Minenanlage im Asteroidenfeld ist mit Lacia-13 der letzte Aufklärungspunkt."

Manius richtete sich auf und legte eine Hand flach auf den schmerzenden Bauch. Kaum merklich, oder vielleicht doch? Eine gwisse Verbissenheit auf dem Gesicht. Aber die konnte von überall her kommen...

"Unser Vorgehen ist gradlinig. Wir werden die Doktrin flexibel anpassen, sobald wir Feindberührung haben. Solange geht es gradeaus. Lieutenant Commander Devila, die Aliéstra wird in unserer Rautenformation die hintere Position belegen. Lieutenant Darran, sie übernehmen mit der Claw of Justice die linke Flanke. Die Dilligence unter Lieutenant Petrov die rechte Flanke. Die Gladius übernimmt die zentrale Position und die Silver Bullet übernimmt die Spitze. Im Falle einer unerwarteten frontalen Konfrontation zieht die Claw of Justice als Doppelspitze neben die Silver Bullet vor und wir nehmen die Aliéstra in 2-3er Formation in die Mitte der zweiten Linie."

Manius atmete langsam aus und beugte sich wieder vor. Seine Hände schlossen sich knochig um den Edelstahl des Geländers.

"Wir werden in zwanzig Augenblicken zu Lacia-11 springen. Für Notfallsituationen, in denen wir keine Verbindung mehr halten können, übermittelt ihnen die Navigation der Gladius, Fähnrich Kortas, eine Evakuationsroute mit Sprungpunkten. Wir passen die im Verlauf der Operation an."

Manius nickt und pressierte offenkundig das Ende dieser knappen, fast scharfen, Einweisung. Normalerweise hätte er an dieser Stelle Fragen zugelassen und sich geduldiger auf seine Untergebenen eingelassen, aber er merkte wie das Stechen im Bauch stärker wurde.

"Die Kommandoreihenfolge im Falle einer Gefechtsuntauglichkeit der Gladius lege ich wie folgt fest: Petrov, Scott, Darran, Devila. Die Flugleitkontrolle über unsere Jäger liegt bei der Claw of Justice, unterstützt durch die Aliéstra und Gladius. Sobald wir Lacia-12 erreicht haben, sind Erkundungsjäger in Paarungen auszusenden um unser taktisches Nahfeld und Anomalien im Asteroidengürtel innerhalb von zehntausend Kilometern zu erkunden. Feuerbefehl ist explizit anzufordern. Kein ungenehmigter Waffeneinsatz."

Die letzten Worte knurrte Manius fast.

"Wir sind eine aufklärende Einheit. Ich heiße keinerlei Verluste gut. Aber wir sind eine verdammte Speerspitze, und genauso scharf will ich uns jetzt auch nach vorne dringen sehen. Schärfen sie allen Piloten ein, dass sie das schwierige Terrain ernst nehmen sollen. Das Asteroidenfeld ist zwar gigantisch und ausgedehnt, aber wir müssen uns die Aufklärungsdaten erst selbst erschließen. Wir haben keine verlässliche Kartierung. - Das war von meiner Seite her alles, was gesagt werden muss. Folgen sie der Navigationsvorgabe der Gladius und nehmen Sie gefechtsbereite Formation ein. Selgorias Ende."

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[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD Avenger, Korridor]- Alynn, Lt. Harte

Schweigend war Alynn der blonden Adjutantin Elysas aus dem Hangar der Avenger gefolgt, in dem diese sie ohne große Zeremonie in Empfang genommen hatte. Die Höflichkeitsfloskeln der jungen Frau hatte die Commodore mit einem neutralen Nicken quittiert – für einen Moment hatte Alynn sich dann die Frage gestattet, welche Qualifikationen Elysa wohl dazu bewogen hatten, Harte in ihre durchaus mit einigem Prestige verbundene Position zu heben, bevor beide die letzte Kurve zum Admiralsbüro umrundeten und die junge Frau wieder aus ihren Gedanken verschwand.

Im Büro angekommen erwiderte Alynn den Händedruck ihrer Vorgesetzten und Mentorin mit einem leichten Lächeln, die Implikationen dieser vertraulichen Geste durchaus anerkennend. Ihr war klar, dass sie gegenüber den übrigen ranghohen Offizieren der dritten Flotte – allen voran Vanwyk und Morlens – einen gewissen Vorteil durch ihre Vertrautheit mit Elysa genoss, doch gleichzeitig war ihr ebenso klar, dass dies mitnichten auf faktische Übervorteilung hinauslief. Nichts lag Elysa ferner als über ihre Flotte mit nepotistischem Regime zu herrschen. Jeder Offizier hatte sich seinen Platz zu verdienen. Indes hatte natürlich keiner dieser Offiziere an Elysas Seite den Supersternzerstörer Devastator geentert und in einer hochriskanten Operation die ehrgeizigen Pläne Niles Ventars zum Erliegen gebracht.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite…“, erwiderte sie, während sie sich der Aufforderung Elysas entsprechend zu den dargelegten Speisen und Getränken begab und zufrieden feststellte, dass der Steward auch den von ihr präferierten Stimtee vorbereitet hatte – wenngleich er, wäre er anwesend, sie zweifelsohne vor den Konsequenzen allzu häufigen Genusses gewarnt hätte.

Ausgestattet mit einer Tasse der dampfenden Flüssigkeit setzte die rothaarige Commodore sich, in der Annahme, dass Elysa es ihr gleichtun würde, nachdem sie sich selbst an den Erfrischungen und Nahrungshappen bedient hatte. Mit einem leichten Schmunzeln musste Alynn feststellen, dass in solchen kleinen Aufmerksamkeiten doch tatsächlich die Vorteile eines Stewards aus Fleisch und Blut niederschlugen – M-3PO/Z mochte zwar ein ausgezeichneter Organisator und stoischer Befehlsempfänger sein, doch die fleischlichen Genüsse organischen Lebens waren ihm trotz all seiner Programmierung ganz einfach fremd.

Auf die Erwähnung der 417. und ihres Fehlens im System nickte Alynn langsam – sie hatte natürlich mit dieser Frage gerechnet und sich bereits zurechtgelegt, wie sie Elysa ihre Entscheidungen und die dahinter liegenden Motivationen zu erläutern gedachte – doch zunächst waren es die Führungsoffiziere dieser kleinen Vorauseinheit, denen das besondere Interesse Elysas galt. Alynn überraschte das nicht – sie hatte insbesondere Captain Selgorias einen gewissen Vertrauensvorschuss erteilt, als sie ihn zum kommandierenden Offizier der kleinen Einheit bestimmt hatte, deren Aufgabe es war, die ersten Kontakte auf Cygnus zu knüpfen und die dann auch gleich ins Feuer der Ereignisse geraten war. Daher war es auch folgerichtig, dass es der Captain war, nachdem Elysa sich speziell erkundigte. Zweifelsohne benötigte sie eine zweite Meinung, um einschätzen zu können, ob das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt war. Gleichzeitig allerdings konnte es sich bei dieser Frage auch um einen kleinen Test von Alynns eigener Menschenkenntnis handeln – schließlich hätte Elysa Selgorias seine Aufgabe nicht zugeteilt, wenn sie seiner nicht absolut sicher gewesen wäre.

Die Commodore gestattete sich ein erstes Nippen an ihrem Tee, bevor sie zu einer Antwort ansetzte:

„Die 417. hat sich einigen außerordentlichen Begebenheiten ausgesetzt gesehen, zweifelsohne.“

Alynn lächelte schmal.

„Die Vereitelung eines Anschlags auf die Prinzessin durch Piraten ungeklärter Herkunft ist mit Sicherheit kein Leichtes gewesen und beweist, dass Selgorias seine Einheiten durchaus im Gefecht zu führen weiß.“

Ein weiteres Mal probierte sie von ihrem Tee, der nunmehr bereits genug abgekühlt war, um einen ausgewachsenen Schluck zu erlauben. Alynn genoss das belebende Gefühl, das diese Flüssigkeit in ihren Gliedern und in ihrem Kopf zu entfachen vermochte.

„Das… politische Nachspiel seiner Heldentat hat zudem gezeigt, wie der Captain mit unerwarteten Krisen umgeht. Ich muss zugeben, dass ich von seiner Koordination einer… angemessenen Reaktion beeindruckt bin. Andere Kommandanten hätten Lieutenant Fremyn vermutlich blindlings ans Messer geliefert und die politische Ausgangssituation des Imperiums auf Cygnus unabsichtlich noch weiter verschlimmert. So, wie es jetzt steht, hat Fremyns Leistung im Duell womöglich dafür gesorgt, dass man in Teilen des cygnischen Offizierskorps einen gewissen Respekt vor der imperialen Flotte empfindet. Die Dankbarkeit des Königshauses kommt hinzu. In dieser Hinsicht ist wohl ebenso Lieutenant Commander Darran zu erwähnen, der den Lieutenant auf seine Aufgabe vorbereitet und somit nützliche Fähigkeiten außerhalb eines Raumschiffes unter Beweis gestellt hat. Ich bin mir sicher, dass er Commander Vest für den Verlauf ihrer ungünstigen Erkrankung würdig vertreten wird.“

Beiläufig setzte Alynn ihre Tasse ab.

„Zu den übrigen Kommandanten kann ich noch kein abschließendes Urteil abgeben… Selgorias jedoch scheint gut mit ihnen zusammenzuarbeiten, so viel steht fest. Auch wenn ihm sein neuester Untergebener da womöglich Schwierigkeiten bereiten wird…“

Sie lehnte sich ein wenig vor.

„Vor ihrem Aufbruch wurde der 417. offenbar auf politischen Druck der Königsfamilie eine Fregatte der Nebulon-B-Klasse zugeteilt, die Aliéstra… und zwar ausdrücklich dem Kommando von Captain Selgorias. Nachvollziehbarerweise sah der Captain sich nicht in der Lage, die komplette Kommandocrew dieses Schiffes aus den Offiziersmessen seiner eigenen Division zu bestücken, weswegen er zu diesem Zweck Personal und Material von der Accuser angefordert hat. Ich habe dem entsprochen – weswegen der Accuser für den Moment eine weitere Staffel Sternenjäger fehlt. Und ein erster Offizier.“

Für einen Moment ließ sie diese Information sinken.

„Auch wenn es mir selbst nicht sehr gefällt, so ist Lieutenant Commander Devila doch der einzige Offizier an Bord der Accuser gewesen, der sowohl die Führung eines Schiffes beherrschen sollte, als auch zu ersetzen ist. Meine Flaggkommandantin hat sich bereits zu meiner Zufriedenheit um Ersatz bemüht, weswegen ich nicht glaube, dass die Accuser in ihrer Schlagkraft bedeutend geschwächt ist. Die Operation, derer sich die 417. angenommen hat, erschien mir vor dem Hintergrund der Umstände, die ich auf Cygnus angefunden habe, wichtig genug, um diese Einbußen temporär hinzunehmen.“

Mit dieser Feststellung beendete Alynn ihre erste Replik, da sie sich relativ sicher war, dass Elysa von sich aus auf die weiteren relevanten Punkte zu sprechen kommen würde – inklusive des Grundes für die Abwesenheit der 417.


[Mittlerer Rand, Esaga-Sektor, Cygnus-System, ISD Avenger, Admiralsbüro]- Elysa, Alynn
 
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