Blackmore schrieb:
... aber warum sind rechtsradikale Kraefte ausgerechnet in Regionen im Osten Deutschlands gefestigt, in denen nach meinem Kenntnissstand verhaeltnismaessig wenige Auslaneder leben?
Ich sage es ungern, aber das hat schon auch etwas mit Intelligenz zu tun. Vor allem aber mit Neid. Der Osten wurde jahrelang unterdrückt, während im Westen - übwertrieben gesagt - Wein aus den Hähnen geflossen ist und die Backhendl auf Bäumen gewachsen sind. Das hat einen gewissen Hass auf all diejenigen geworfen, die vom Vater Staat besser versorgt worden sind. In den Köpfen vieler Menschen geistert die Vorstellung rum, Ausländer, insbesonders Asylbewerber würden vom Staat zu vieles geschenkt kriegen, während die Einheimischen dafür hart arbeiten müssten. Ich erinnere da mal an den Witz, was der Unterschied zwischen Polizisten und Asylanten ist? Keiner, den beide verfügen über staatlich subventionierte Lederjacken...
Einiges mag an diesen Gerüchten wahr sein. Aber längst nicht alles. Nur verfügen viele der von dir angesprochenen Menschen nicht über die nötige Aufgeklärtheit, zu differenzieren, zwischen dem, was den Ausländern vom Volksmund nachgesagt wird und dem, was Realität ist. Das ist auch ein ganz schwieriges Thema. Und Ausnahmen bestimmen leider die Regel. Kommt hinzu, dass es auch in den neuen Bundesländern immer mehr Sozialschmarotzer gibt. Taucht in der Liste derer ein Ausländer auf, dann schürt das Hass bei denen, die sozial schlechter gestellt sind und untermauert deren Klischéevorstellungen. Dann darf man nicht vergessen, dass die Arbeitslosigkeit im Osten viel höher als im Westen ist, arbeitssuchende Ausländer hier als grössere Gefahr wahr genommen. Und schon sind wir wieder bei der Vorstellung angelangt, dass Ausländer den Deutschen den Arbeitsplatz weggnehmen. Und auch dafür gibt es Beweise, die diese Theorie unterstützen, aber eben auch welche, die das Gegenteil belegen. Nur, um dies zu erfassen, braucht es mehr Grips, als in den sozialen Brennpunkten vorhanden ist.
Wenn man in einer Familie lebt, wo die Sympathie für Ausländer seit jeher nicht sehr ausgeprägt ist, dann wird die Abneigung durch die gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse geschürt und begünstigt. Dann wird es umso wichtiger, dass die Politik Gegensteuer gibt. Tut sie aber nicht. Im Gegenteil, sie ruft noch dazu auf, integrationsunwilligen Ausländern den Kampf anzusagen.
Eine mögliche Lösung wäre, die Grenzen für Ausländer dicht zu machen. Das würde viele der erhitzen Gemüter besänftigen, geht aber nicht, weil A der Staat den christlichen Auftrag hat, Flüchtlingen ein sicheres Unterkommen zu bieten und B wir die Ausländer brauchen, da unsereins aus wiederum sehr unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage ist, alle anfallenden Arbeiten zu erledigen. Als C kann man dann ruhig auch noch einfliessen lassen, dass die Deutschen durch ihre fehlende Zeugungsbereitschaft vor dem Aussterben bedroht sind. Darum braucht es Zuwanderer, die durch ihre höhere Anzahl an Kindern zur längerfristigen Sicherung der Gemeinschaft beitragen.
Damit das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Ausländern in harmonischen Bahnen funktioniert, braucht es Regeln. Eine dieser Regeln sieht vor, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Eine andere, dass man vor dem Recht gleich gestellt ist. Eine dritte sieht vor, dass Männlein und Weiblein gleichermassen geachtet werden und jedem ein angemessenes Mass an Selbstbestimmungsrecht einräumt wird. Eine vierte Regel sieht vor, dass man Niemanden diskriminiert, nur weil er die Geschlechtsteile des eigenen Geschlechts dem des anderen vorzieht. Und so weiter...
Überall dort, wo diese Regeln nicht beachtet werden, oder gar eigene aufgestellt werden, haben wir ein Problem. Denn, sobald sich eine Seite über die andere stellen will oder mehr Machtansprüche für sich geltend macht, reagiert die andere Seite mit Widerstand, Hass und Verachtung. Vor allem dann, wenn diese Seite diejenige ist, die hier verwurzelt ist und keine andere Heimat hat.
Ausländer sind in erster Linie Gäste. Gäste, die es mit einem gebührenden Mass an Gastfreundschaft zu empfangen gilt. Gastfreundschaft ist keine Selbstverständlichkeit. Es muss jedem selber überlassen bleiben, mit wieviel Liebe, Respekt und Geborgenheit man einen Fremden in seiner Mitte "Willkommen" heissen will. Wer voraussetzt, als Ausländer (Gast!) automatisch willkommen zu sein und gleich an allen Vorzügen des Lebens teilhaben zu können, ist ein Narr. Diese Ehre muss man sich verdienen. Am besten geht das, indem man zeigt, dass man gewillt ist, die Sitten und Gebräuche des Gastgeberlandes zu achten und sich in die Gemeinschaft einzufügen. Wer das tut, ist im Handuzmdrehen einer der Ihrigen und wird schon bald Bruder/Schwester genannt. Wer das nicht tut, ist ein potentieller Feind. Nicht so sehr weil die anderen alles Rassisten sind, sondern weil dieses störrische Verhalten tödlich für die Harmonie ist und zu Zuständen führt, wie wir sie jetzt haben. Nämlich, dass Deutsche vor Schreck zusammensacken, wenn sich auf der Strasse mal drei Neger, Araber, Juden auf einen Schwatz treffen.
Gruss, Bea