Hapan ~ Quirinal- Terrasse~ Cerian, Marana, Nekki und Padme
Marana hatte geahnt, daß dieser Tag schlimm werden würde, aber mit so einem Vandalismus hatte sie niemals gerechnet. Ihre Veilchenbeete waren unter einer Sandschicht regelrecht eingegraben.
"Wenn ich dieses kleine Monster in die Finger bekomme. Es kann doch nicht sein, daß ein Kind mit zwei Jahren soviel Blödsinn im Sinn haben kann."
murmelte sie erbost und wandte sich wieder in Richtung des Tisches, um sich ihren Enkelsohn vorzuknüpfen.
Sie war noch nicht ganz heran und sah wie Cerian und Padme sich mit dem Welpen Nekkis bekannt machen wollten. Einen Hund, noch dazu so ein kleiner, der paßte Marana so gar nicht in den Kram. Das letzte wozu sie Lust hatte, war dauernde Unglücke wegzumachen.
Später sollte sie bereuen, dies nur gedacht zu haben. Denn der Welpe fand die allgemeine Aufmerksamkeit so gar nicht entzückend und machte sie davon. Das alleine war keine Tragödie, Marana fand eher, wenn ihr Enkel nur halb so klug gewesen wäre wie der Welpe, hätte er das gleiche gemacht.
Aber das der Hund es schaffte auf seiner Flucht in den Geschirrschrank zu schlittern, war eine Katastrophe. Und so schepperte und klirrte es nur.
Nekki hatte die Augen kurz geschlossen, Padme war sprachlos und Cerian wollte dem Hund hinterher.
"Mit Cerian und Aemy haben sich ja die richtigen gefunden."
Diese Bemerkung Nekkis riß Marana aus ihrer Erstarrung.
"Verdammt nochmal, ihr glaubt doch nicht im Ernst, daß ich diese beiden kleinen Vandalen hier behalten werde!"
Marana war mehr als wütend. Cerian verkroch sich hinter Padme, die den Wutanfall stoisch über sich ergehen ließ.
"Als nächstes werden nicht die Veilchen dran glauben müssen, sondern vielleicht der Gärtner, den Cerian eingraben möchte. Hier kann man seines Lebens nicht mehr sicher sein."
In ihrem Unmut bemerkte Marana nicht, daß Cerians Augen begehrlich zu glitzern begannen. Er trat hervor und nahm sie bei der Hand und versuchte in Richtung Sandkasten zu ziehen.
"Cerian till nicht Tärtner buddeln, Cerian nehme Omama einbuddeln."
Marana blickte nur kopfschüttelnd auf ihren Enkeln hinunter. Er hatte enorm zuviel Vertrauen in die Menschheit.
"Wenn du Oma nur mit einem Sandkorn zu nahe kommst, wird Oma dich eingraben."
Marana äußerte es halb im Scherz, halb im Ernst.
"Hör mir gut zu, Cerian, wenn ich dich noch einmal in der Nähe der Blumenbeete sehe, dann bleibst du zukünftig im Haus. Hast du mich verstanden?"
Cerian hatte gar nichts verstanden, nur daß seine Omama sich nicht über seine Überraschung freute. Und tatsächlich verzog sich der Kindermund bereits nach unten und der Kleine brüllte los.
"Cerian Omamas Tlumen alle einbuddelt. Omama hat tegsagt, Cerian nicht ausbuddeln darf. Cerian Omama rascht"
schniefte der Kleine voller Empörung, während Marana nur mit den Zähnen knirschte.
"Ich habe dir auch nicht gesagt, daß du sie unter eine halben Tonne Sand begraben sollst. Du hast dein eigenes Beet, was du verschandeln kannst."
erklärte Marana streng.
"Wehe ich erwische dich noch einmal in meinen Beeten, dann werde ich dir den Pool ausleeren. Hast du mich verstanden?"
Cerian blickte mit seinen blauen Augen, in den Tränen schwammen an und nickte treuherzig. Die Tränen hatten eine klare Spur in dem mit Matsch beschmierten Gesichtchen hinterlassen.
"So nun gehst du mit deiner Mama baden und ich werde den Welpen suchen. Meinen Geschirrschrank schaue ich mir heute lieber nicht mehr an, sondern gehe ich noch durch die Decke."
seufzte Marana. Cerian witterte wieder die Gunst der Stunde.
"Tamy bei Cerian tlafen?"
fragte er, wieder vollkommen tränenfrei.
"Das wird sich finden, obwohl du Bengel es nicht verdienst."
antworte sie, nicht gerade davon angetan, den Hund im Kinderzimmer zu wissen. Zwei solcher Vandalen in einem Raum konnte nur in einer Katastrophe enden.
"Tein Tengel, so ne jüsche Sung."
Cerian hatte noch nicht gelernt, wann es besser war, zu schweigen. Marana schüttelte nur den Kopf und betrat die Wohnräume. Zuerst atmete sie tief ein und ging dann in Richtung Küche. Erst einmal ein Kaffee zu Beruhigung.
"Tanal, haben sie zufällig gesehen, wohin sich der kleine Welpe, der Vernichter meines Porzellan, verkrochen hat?"
Tanal kam augenblick heran.
"Er ist hier durch und nicht wieder aufgetaucht. Aber ich habe schon nachgesehen, was kaputt gegangen ist. Es ist die Vase von Fint Fay"
Marana nahm einen tiefen Schluck Kaffee und schluckte hart.
"Dann eine Servierplatte von Royboch& Vill sowie einige Teller von Eimßer. Das meiste Porzellan war gar nicht im Schrank, weil es im Moment im Esszimmer aufbewahrt wird. Bis auf die Servierplatte ist es kein wirklicher Verlust, die Teller von Eimßer waren beschädigt und die Vase war ein Geschenk ihrer Großtante, die sie sowieso häßlich fanden."
Damit brachte die gute Seele des Hauses ihrer Hausherrin auf den neusten Stand. Der letzte Kommentar heiterte Marana wieder auf.
"Das häßliche Ding ist endlich zu Bruch gegangen? Naja, in der Tat, es hätte schlimmer kommen können, aber schlimmer geht immer. Vor allem wenn Cerian und Aemy nun gemeinsam die Bude auf den Kopf stellen werden. Haben wir hier ein Körbchen? Cerian will den Welpen in seinem Zimmer haben."
fragte Marana am Ende. Tanal nickte.
"Ich werde eines zurecht machen und in sein Zimmer stellen, wenn...."
Sie wurde von dem Schrei eines Dienstmädchen nebenan unterbrochen. Marana und Tanal eilten ins Nebenzimmer.
"Also Hunde gehören wirklich nicht ins Haus. Sehen Sie sich das an."
Das Dienstmädchen wies auf eine dunkle Stelle des Sofas sowie auf das Parkett, auf dem sich eine Pfütze sammelte.
Marana seufzte und ergab sich in ihr Schicksal.
"Ruhe jetzt, sie machen dem armen Tier noch mehr Angst. Vielleicht holen sie ihm ein Stück Fleisch, am besten nicht gewürzt und kurz gebraten."
meinte sie, während sie vor dem Sofa in die Hocke ging und darunter schaute. Zitternd saß der Welpe hinter dem Sofa und beäugte sie mißtrauisch.
"Wir sollen dem Vieh auch noch ein Steak servieren?"
kam die empörte Antwort.
"Haben wir was anderes für Hunde im Haus? Und machen sie Tür zu, damit die Kleine hier nicht wieder wegläuft. Mein Porzellan hat heute genug gelitten. Und Wasser bitte."
antworte Marana mit ruhiger Stimme und wandte den Blick nicht von dem Welpen. Mit empörtem Schnauben wurde die Tür zugemacht und Marana war mit dem Welpen allein.
"Hallo Aemy, du brauchst keine Angst zu haben...."
lockte Marana mit leiser Stimme. So vergingen Minuten, ohne daß etwas passierte. Nach paar Minuten wurde die Tür geöffnet und Tanal selbst kam mit einem Tablett hinein. Auf diesem war ein Teller mit klein geschnittenes Fleisch und Schüsselchen mit Wasser.
"Und hat sie sich schon bewegt?"
Marana schüttelte den Kopf. Tanal stellte das Tablett vor das Sofa und verließ den Raum wieder. Der Fleischgeruch zog in Aemys RIchtung. Das Mißtrauen war stark, aber Hunger und Durst waren stärker. Stück für Stück wagte sich der Welpe näher und schnupperte an dem Fleisch. Erst als er anfing zu fressen, hob Marana, immer noch leise mit Aemy sprechend, langsam die Hand und streichelte den Welpen. Erst zuckte er kurz zusammen, aber als er feststellte, daß keinen Gefahr drohte, wedelt er kurz mit dem Schwanz und fraß weiter. Zwischendurch schlabberte sie von dem Wasser. Schließlich hatte die Kleine genug. Der Bauch kugelrund setzte sie sich vor Marana hin. Marana kraulte sie hinter dem Ohr. Marana haßte es, wenn sowas passierte, aber hilflosen Wesen konnte sie nie die Tür weisen.
"Komm, Aemy, ich denke, du solltest nochmal in den Garten."
Langsam und behutsam nahm Marana den Welpen auf und ging mit ihm auf die Terrasse. Sie wollte ungern, daß die Kleine ihr Geschäft im Kinderzimmer erledigte.
Hapan ~ Quirinal- Terrasse~ Aemy und Marana