Kelada (Kelada-System)

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Faith, Anthony Antares, Darth Kerbal, Tha Klen, Commander Blaise, Wachen, Gardisten

Darth Kerbal … „, reflektierte sie die Worte des Uniformierten.

Alles schien einen langen Moment stillzustehen. Faith starrte in das Gesicht, das sie so gut kannte. Es war aber nicht mehr das Gesicht ihres ehemaligen Mitpadawans, Arlen. Nicht so, wie sie es in Erinnerung hatte. Zwar waren die Gesichtszüge dieselben, aber sein Blick war hart, sein Auftreten von Kälte und Dunkelheit durchdrungen, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließen. Der Klang seines neuen Namens, Kerbal, hallte in ihren Gedanken wider, gefolgt von schmerzenden Zweifeln und Fragen. Wie war das möglich? Wie konnte er ausgerechnet jetzt hier sein? Und vor allem – wie konnte dies aus ihm geworden sein?

Ihr Herz setzte mehrere Schläge aus, als sie seine Stimme hörte. Verachtung tropfte aus jedem Wort. Die Beschimpfung, die er ihr entgegenschleuderte, traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Ihr Herz schmerzte, in ihren blutunterlaufenen Augen sammelten sich Tränen. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie noch welche zum Vergießen übrighatte. Dann hörte sie ein leises flüstern, kaum mehr als der Hauch einer Stimme, die sie nicht im Ohr, sondern im Geist erreichte. Die Nachricht trug mehr als Worte. Sie war durchzogen von Gefühlen, die Faith nur schwer einordnen konnte. Angst, Mitleid – und ein Schatten von etwas, das an Hoffnung erinnerte. Doch gleichzeitig spürte sie geballte Unruhe. War es eine Warnung, oder ein Flehen?

Faiths Gedanken begonnen zu rasen. Was war das für ein Trick? Alles ein perfides Spiel, um sie in die Irre zu führen? Doch warum dann die Mühe, telepathisch zu kommunizieren? Es war ein schwacher Funke, der den Motor ihrer Gedanken in Gang setzte, aber er reichte aus, um die Verwirrung in ihr anzuheizen. Sie wollte nicht schweigen. Sie wollte wissen, warum er das alles hier tat. Das Bild eines Emblems flackerte vor ihrem inneren Auge – ein Vogel, gelb und blau, umgeben von Sternen. Unverkennbar. Ihr Atem stockte. Das Symbol des Geheimdienstes der Neuen Republik. Sie kannte es sehr gut, schließlich war die Mission, die sie mit dem Geheimdienstler – Arkadi Duval – durchführte, der Grund, warum sie sich erst in diesem Schlamassel befand. Was bedeutete das? War er etwa …?

Ihr Verstand rebellierte. Und doch fügte sich ein Puzzle zusammen, das zumindest eine Erklärung bedeutete. Der Arlen, den sie kannte, war ein wahrer Jedi. Er war tapfer, gewissenhaft und absolut reinen Herzens. Er stand genau für all das, woran auch Faith glaubte. Konnte das wirklich sein? War er hier, undercover, um eine Mission der Neuen Republik zu erfüllen? Sie wollte es glauben. Sie musste es glauben. Arlen, der wahre Arlen, hätte sie niemals hintergangen.

Faiths durch Tränen getrübter Blick ruhte auf ihm, doch ihre Gefühle waren ein Sturm. Soweit ihre Kraft es ihr ermöglichte, sendete sie den Cocktail aus Verwirrung, Hoffnung und Enttäuschung heraus in die Macht. Arlen, oder wer auch immer er nun war, würde es spüren. Sie wollte seine Reaktion sehen. Doch nicht nur der Macht offenbarte sie sich. Vermutlich war vieles davon auch in ihrer Mimik erkennbar. Sie war kurz davor, zu viel zu zeigen. Mit Mühe zwang sie sich, den Ausdruck in ihrem Gesicht zu neutralisieren, auch wenn die Worte, die Arlen ihr entgegenspuckte, wie eine Klinge in ihr Herz fuhren. Sie waren abfällig und giftig. Nein, es war nicht Arlen, der sie aussprach. Es war Kerbal, das Alter-Ego, das er sich zugelegt hatte. Dass es ausgerechnet er war, der so mit ihr sprach, schmerzte sie mehr, als sie zugeben wollte. Faith hatte Arlen schon damals sehr gemocht. Vermutlich ebenfalls mehr, als sie zugeben wollte. Dennoch zwang sie sich auf die Untertöne zu lauschen. War das alles nur Teil einer Rolle? Wollte er sie provozieren, um die anderen Anwesenden zu täuschen?

Als er sich schließlich zum Gouverneur - wie sie an dieser Stelle vernahm - wandte und mit Gleichgültigkeit fragte, warum er sie kennen sollte, war Faith klar, dass sie ihre eigenen Emotionen stärker unter Kontrolle halten musste. Das klagende Stöhnen, das aus ihrem schmerzenden Herzen stammte, spielte sie herunter und ließ es so wirken, als wäre es ihr Körper, der ihr solche Pain bereitete. Wenn Arlen hier wirklich nur eine Rolle spielte, was keinesfalls gesichert war, dürfte sie ihre Verbindung keinesfalls öffentlich machen. Das hätte nicht nur ihrer beiden Leben in Gefahr bringen können, sondern auch eine Mission gefährdet, die wohlmöglich wichtiger war und weit über sie hinausging. Aber was, wenn sie sich irrte? Was, wenn er wirklich gefallen war? Darth Kerbal. Dieser Titel klang in ihrem Bewusstsein wider.

Qualvoll lehnte sie sich zurück und spürte das kalte Metall der Wand in ihrem Rücken. Etwas war hier. Ein stilles Echo verschiedener Energien. Faith spürte, dass die Macht sich an diesem Ort gesammelt hatte. Es versuchte ihr etwas zu sagen. Nur was? Eine Warnung? Eine Ermutigung? Eine Versicherung? Sie atmete tief ein, schloss kurz die Augen und streckte, unter Anstrengung, ihre eigenen Sinne vorsichtig aus. Es war riskant, aber sie musste wissen, ob es wahr war. Ob dieser Mann, der einst ihr Vertrauter – ihr Freund – war, tatsächlich noch auf der Fährte des Licht wandelte, oder ob er alles, woran er und sie geglaubt hatten, verraten hatte. Faith hob den Kopf, ihr Blick begegnete dem Arlens. Nur für einen Moment, aber sie hoffte, dass er in ihren Augen las, was sie nicht auszusprechen wagte: Sie verstand. Sie würde schweigen. Sie bräuchte aber auch Antworten. Schnell.

Anschließend wandelte sie ihre Mimik absichtlich in Furch um, während sie Arlen ins Gesicht starrte. Sie ging außerdem sicher, dass der Gouverneur und alle anderen Beteiligten im Raum dies auch sahen. Dabei konnte sie nur hoffen, dass ihre Schauspielkünste genügten.


„Nein!“, stotterte sie gespielt wehleidig. „Lassen Sie mich nicht bei diesem … Ding, Gouverneur!“
Wenn sie ihm tatsächlich weißmachen konnte, dass sie Angst vor Darth Kerbal und seinem Verhör hätte, würde dies vielleicht tatsächlich dazu führen, dass der Gouverneur Faith mit Arlen alleinließ. Falls dies so käme, konnte sie nur hoffen, dass sie sich in ihrem alten Freund nicht täuschte.

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Arlens Herz blutete, doch war die Fassade Kerbals zu stark, um sich etwas davon anmerken zu lassen. Seine Strategie schien wenigstens halb zu funktionieren. Ein Teil der telepathischen Nachrichten schien bei Faith angekommen zu sein, doch spiegelte sich nun mehr Verwirrung als alles andere in ihrer Aura wider. Und der Blick, den er von ihr auffing, die stumme Frage ‘warum’? Es war fürchterlich, seiner alten Freundin dies alles antun zu müssen, doch war seine Sicherheit und die der Mission grade wichtiger als ihre Gefühle.

Dann enthüllte Antares endlich, was er für Kerbal im Sinn hatte. Er hatte sich vorgestellt, dass Kerbal, als sein treuer Kettenhund, die Befragung übernehmen konnte. Natürlich. Faith spielte mit und flehte wimmernd die Bitte, nicht mit ihm allein gelassen zu werden. Kerbal schnaubte und trat auf die junge Frau zu. Gespielt beiläufig brachte er die Kamera des Raumes - er hatte einen Moment gebraucht, um sie zu bemerken - in seinen Rücken, dann packte er Faith bei der Kehle. Vorsichtig achtete er darauf, nicht zu sehr auf ihren Adamsapfel zu drücken und benutzte einen taktisch platzierten Machtgriff, um sie am ausgestreckten Arm in die Höhe zu heben. Es war eine visuell eindrucksvolle Pose, doch vor allem gab es ihm die Möglichkeit, sie zu berühren und aus nächster Nähe in die Augen zu schauen.

Sowohl vor der Kamera, als auch dem wachsamen Blick der anderen Anwesenden verborgen, zwinkerte er ihr blitzschnell zu. Dann ging er das eigentliche Wagnis ein. Für wenige Sekunden und zum ersten Mal, seit er den Planeten betreten hatte, ließ er seine Verschleierung fallen. Er hoffte inständig, dass Angelus grade unaufmerksam war, und dass, wenn nicht, er die aufflammende Aura für die Faiths halten würde. Faith jedoch musste ihn spüren. Er entblößte seinen Geist, die Aura eines Jedi, unverkennbar, doch gebeutelt und angekratzt von allem, was er hier im Namen der Demokratie getan hatte. Sein Herz war rein, seine Überzeugungen klar und doch färbte eine bittere Patina seine Aura, ein dunkler Schimmel, der sein eigenes Selbstbild befleckte. All dies enthüllte er ihr für wenige Herzschläge, bevor er sich ihr wieder verschloss. Länger hielt er jedoch den Griff um ihren Hals, bevor er fragte:


“Was war dein Auftrag, Jedi?! Warum schnüffelst du im Imperium herum?!”

Die Antwort war natürlich unzufriedenstellend. In rascher Folge schoss er weitere Fragen ab, dann warf, halb setzte er sie auf ihre Koje. Hoffentlich hatte das ihr nicht allzu sehr wehgetan, doch hatte es echt aussehen müssen. Kopfschüttelnd wandte er sich wieder an Antares:

“Gouverneur, ich bin Infiltrator. Ich bin am besten verwendet, wenn mein Opfer nicht weiß was ich vorhabe. Sith kommen in verschiedenen Ausprägungen. Einen professionellen Folterknecht finden sie im Zirkel der Inquisitoren. Angelus wiederum ist ein Dreschflegel mit grade genug Intellekt sich die Schuhe zuzubinden. Hierfür…”

, Kerbal wies abfällig auf Faith.

“...bin ich nicht ausgebildet. Was ich aber tun könnte, ist mittels Psychometrie Informationen aus ihren persönlichen Gegenständen herauszulesen. Ihre abgelegte Kleidung, was sie in den Taschen hatte…am besten ihr Lichtschwert. Geben Sie mir den Kram für ein paar Stunden mit und ich werde sehr genau sagen können, wo sie war und mit wem sie sich getroffen hat. Ich denke, damit würde ich Ihnen am meisten Zeit sparen, als wenn ich versuche Ihren Agenten ihren Job zu erklären.”

Kerbal zuckte mit den Schultern, verschränkte die Arme vor der Brust und sah den Gouverneur erwartungsvoll an.


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Endlich ging es zur Sache. Darth Kerbal schien begriffen zu haben, was der Gouverneur von ihm wollte. So packte Kerbal die Jedi an ihrer Kehle und ließ das von Antares erhoffte Spektakel an Verhör beginnen. Er fragte sie nach ihrem Auftrag, warum sie im Imperium herumschnüffelte. Weitere W-Fragen folgten, der ganze typische Quatsch, auf den man während eines Verhörs eh nie eine Antwort bekam, übte man nicht ausreichend Druck aus.


Antares war sichtlich unbeeindruckt. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, sein Blick äußerte Verwirrung, Enttäuschung und Verachtung zugleich. Zwar war er kein Mitglied des IGD und in keinster Weise darin geschult, effektiv Informationen aus widerspenstigem Abschaum herauszupressen, doch seine zornige Art, die Verachtung der Jedi und sein Interesse, das Wissen der Jedi gewinnbringend und für die „imperiale Sache“ förderlich einzusetzen, sorgten dafür, dass er Kerbals bisherige Versuche, seine Anweisungen auszuführen, als völlig inakzeptabel einstufte und eine deutlich offensivere Vorgehensweise befürwortete.

Schließlich warf Kerbal Faith auf ihre Koje und wandte sich dem Gouverneur zu, der ihm voller Skepsis und erzürnt in die Augen blickte. Dann belehrte der Sith den Verwalter und klärte darüber auf, dass es nicht nur eine Sorte Esoteriker gab, sondern verschiedenste Ausprägungen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Wäre die Situation eine andere, hätte sich der Gouverneur vermutlich an den Kopf fassen und innerlich über einen solchen Schwachsinn lachen müssen. Für ihn waren diese Machtnutzer nichts als überhebliche Prediger mit Lichtschwertern als Meinungsverstärker. Sie redeten immer von Macht, Kontrolle, Weisheit und die Jedi von vermutlich noch größerem Schwachsinn wie Pazifismus und Frieden, doch am Ende waren sie alle genauso geblendet von ihrem Zauberglauben, wie ein jämmerlicher Bauer, der vom sozialen Aufstieg träumte.

Dann deutete Kerbal abfällig auf Faith und ergänzte, dass er für die Anweisung, die ihm erteilt wurde, der Jedi durch physische Gewalt und mithilfe seiner Sith-Esoterik Informationen zu entnehmen, nicht ausgebildet sei und viel hilfreicher wäre, wenn er mittels Psychometrie Informationen durch die Besitzgegenstände der Jedi gewinnen könnte. So bat er, dass der Gouverneur ihm die persönlichen Gegenstände Faith’s aushändigte und er seine Methode der Psychometrie ausprobierte.

Während sich der Gouverneur die Worte des Sith durch den Kopf gingen ließ und nachdenklich die Jedi anschaute, pochte letzterer auf eine befürwortende Antwort des Imperialen. Es war fast beleidigend, wie die Machtnutzer glaubten, sie könnten alles mit ihren geheimnisvollen Lehren lösen. Sie verschwendeten Ressourcen und Zeit für ihre Rituale, rühmten sich in ihrem Aberglauben, wobei die eigentliche Arbeit von Männern wie Anthony erledigt wurde. Sie konnten so viele Hände ausstrecken und Objekte schweben lassen, wie sie wollten, es änderte nichts daran, dass am Ende echter Verstand, Logik, strategisches Geschick und Feuerkraft darüber entschieden, wer sich durchsetzen würde.

Nach einigen Augenblicken dann wandte sich Antares‘ Blick musternd zu Kerbal, wobei sich der rechte Mundwinkel des Gouverneurs nach oben zog und ein zur Kenntnis nehmendes Seufzen den Gouverneur verließ. Wie aus einer Pistole gefeuert ertönten dann die knapp formulierten Befehle zum weiteren Vorgehen:

„Macht mir diesen Krüppel bereit für ein weiteres Verhör, ich werde übernehmen“, befahl Antares auf Faith deutend und fuhr mit seinen Anweisungen fort: „Commander, sorgen Sie dafür, dass Kerbal die persönlichen Gegenstände erhält. Danach erwarte ich Sie im Besprechungsraum, um unseren Fortschritt hinsichtlich Deep Sweep zu besprechen!“

Noch während er die Anweisungen erteilte, wandte er sich zum Zellenausgang, um die Zelle zu verlassen und sich zum besagten Besprechungsraum neben der Kommandozentrale des Gefängnisses zu begeben. Zwar war der Besprechungsraum direkt an die Kommandozentrale angebunden, doch fungierte er auch, im Falle eines Angriffes, auch mithilfe schwerer Explosivwaffen, als Schutzbunker für das essenzielle Personal in der Kommandozentrale und war daher besonders gut vor äußerer Gewalteinwirkung geschützt.

Bevor der Gouverneur die Zelle schlussendlich verließ und sich auf den Weg machte, drehte er sich nochmals um und blickte zu Kerbal.

„Ich will bis morgen Früh Ergebnisse. Beleidigen Sie mich nicht noch einmal mit einer Belehrung über ihre internen Esoteriker-Strukturen als Rechtfertigung ihres Scheiterns. Vielleicht hätte ich mich in diesem Falle eher auf einen Dreschflegel verlassen sollen…“


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Faith keuchte schwer, als der Sith, der sich Kerbal nannte und doch Arlen sein wollte, sie am Hals packte und in die Luft hob. Es war, als würde ihr gesamter Körper von einer unsichtbaren Faust umklammert. Trotz der gespielten Angst in ihrem Blick war ein gar nicht so kleiner Teil ihrer Verzweiflung echt. Ihr Kopf pochte vor Anstrengung, ihren Geist bei Bewusstsein zu halten, während ihr Körper unter der Last von Arlens Schauspielerei zitterte. Wobei er seine Inszenierung so gut rüberbrachte, dass sie sich selbst noch immer nicht sicher sein konnte, ob er Freund oder Feind war.

Dann geschah etwas, das sie nicht erwartet hatte und ihr einen großen Hoffnungsschimmer in die Seele pflanzte: Ein einzelnes Zwinkern – schnell, unauffällig, aber deutlich genug, dass Faith es wahrnehmen konnte. Für einen Augenblick ließ Kerbal seine Fassade fallen. Was sie dadurch in der Macht spürte, ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen. Unter Tausend Auren hätte sie diejenige ihres Freundes ausmachen könnten. Es war Arlen. Kein böser Geist, kein wahrer Sith. Er war gebrochen, verzweifelt, aber immer noch er selbst. Dieser Moment gab ihr die Kraft, weiterzuspielen. Die Schauspielerei musste überzeugend sein. Die Padawan ließ ihren Körper schlaff werden und stieß ein erstickendes Wimmern aus, während sie ihren Tränen freien Lauf gewährte. Die Schmerzen in ihrem Körper machten es ihr leicht. Die Macht um sie herum vibrierte, schwach, aber spürbar. Sie wusste, dass Arlen sie spüren würde und dass er ihre Gefühle – Verwirrung, Hoffnung und Angst- wahrnehmen konnte. Der Gedanke daran, spendete ihr etwas Trost und Zuversicht.

Als er sie auf die Koje war, zog sich ein scharfer Schmerz durch ihren Rücken. Sie ließ es zu, umarmte den Schmerz innerlich. Es musste gar nicht so echt wirken – es war echt. Faith kämpfte darum, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, während sie sich schmerzerfüllt krümmte und ihren Blick auf Arlen richtete. Die Worte des Gouverneurs hallten in ihrem Kopf wider. Sie nutzte die Zeit, in der der uniformierte Imperiale die Zelle verließ, um zu Atem zu kommen. Die Augen schließend konzentrierte sie sich auf nichts anderes. Der Versuch, kräftig in den Bauch hinein zu atmen misslang. Ein stumpfer Schmerz in ihrer Zwerchfell-Region ließ sie kratzig husten. Kleine Tropfen ihres Blutes flogen durch die Luft und verteilten sich zwischen den Gittern des Bodens. Arlen schien einen Plan zu haben. Er konnte den Gouverneur davon überzeugen, ihm ihre Gegenstände zu übergeben. Da musste ihr Lichtschwert dabei sein. Mit etwas Glück vielleicht auch Zweibein, ihr grünlackierter R2-Astromech-Begleiter. Der konnte ihr helfen, hier herauszukommen. Ergebnisse bis morgen früh, hatte er gesagt. Bedeutete das, sie hätte Zeit, herauszufinden, was hier vor sich ging? Eine Gelegenheit zur Flucht? Ihr Blick wanderte hoch zum Gesicht des rothäutigen Sith, während im Hintergrund weitere Personen die Zelle verließen. Noch immer war ihre Mimik von Furch gezeichnet. Sie wusste nicht, wer noch hinsah. In ihren Augen lag allerdings etwas anderes. Eine stumme Botschaft:


„Bitte hilf mir.“

Faith lehnte sich zurück, ihr Körper war schwach und geschlagen. Sie wollte etwas sagen, hatte unzählige Fragen auf den Lippen, aber sie wusste nicht wie frei sie sprechen konnte, auch wenn die anderen Personen gegangen waren - wobei das nicht stimmte. Die junge Padawan erhaschte einen Blick auf einen Insektoiden, den sie bisher nicht bemerkt hatte. Offenbar war er mit Arlen zurückgeblieben. Sie warf einen fragenden Blick auf ihren ehemaligen Mitschüler.

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Kaum überraschend war Antares von Kerbals Leistung in Sachen Verhör wenig begeistert. Der Sith spürte die Enttäuschung, Wut und Verachtung des Gouverneurs, als dieser unvermittelt befahl Faith für ein weiteres Verhör durch ihn vorbereiten zu lassen. Immerhin ging er auf den Psychometrie-Vorschlag ein. Kerbal hielt dem Blick des Mannes stand, seinerseits nichts als Verachtung für den Kerl spürend. Antares verhielt sich wie ein kritikunfähiges Schulkind. Er hatte versucht eine Schraube mit einem Hammer zu lösen, glaubte aber immer noch es besser zu wissen. Er hatte mit seiner Wahl des Werkzeugs versagt, aber schuld war natürlich das Werkzeug. Wie korrupt und unfähig musste der Rest des Imperiums sein, wenn solche Typen in Verantwortungspositionen gelassen wurden? Anthony Antares wäre als Manager eines Fastfood-Restaurants fehlbesetzt gewesen, ganz zu schweigen von als Gouverneur eines ganzen Planeten.

Antares und seine Entourage verließen die Zelle, doch Kerbal blieb einen Augenblick zurück. Schweigend fing er einen Blick Faiths auf, auf den er jedoch eine Antwort schuldig blieb. Der Wunsch sie sofort zu befreien und auf die Konsequenzen zu scheiße war stark, doch Kerbals Wille war stärker. Das Gefängnis war ein hartes Ziel. Es zu brechen nicht unmöglich, doch dies aus dem Stand zu versuchen ein Selbstmordkommando. Sie würde sich wenigstens ein paar Tage gedulden müssen, bis er Zeit gehabt hatte etwas zu organisieren und auch das würde nicht leicht werden. Er konnte nur hoffen, dass sie bis dahin die Stärke haben würde, den imperialen Folterknechten – unter ihnen Gouverneur Antares – zu widerstehen. Doch sie konnte sich sicher sein, dass er alles daransetzen würde sie zu befreien. Und wenn er dabei wieder sein Seelenheil aufs Spiel setzen musste, dann war dies ein Opfer, das er bringen würde.

Mit einem letzten Blick auf Faith trat er aus der Zelle hinaus, wo der Gouverneur noch ein paar nette Abschiedsworte für ihn hatte. Wie der schwache Schleimscheißer der er war, forderte er bis morgen Ergebnisse, bevor er Kerbal schalt ihn nicht noch einmal mit Fakten zu verwirren, wo er doch schon eine Meinung hatte. In anderen Worten zumindest. Die letzte Spitze, dass Antares sich vielleicht wirklich eher auf Angelus hätte verlassen sollen, nahm Kerbal mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck hin. Dann sagte er:


„Wie Ihr wünscht Gouverneur. Ich werde meinen Bericht so schnell wie möglich an Ihr Büro schicken. Anschließend werde ich eine Weile unterwegs sein, um ein paar Spuren bezüglich meines Jedi-Tempels nachzugehen. Ich bin mir sicher, Angelus wird mich in dieser Zeit adäquat vertreten. Ich empfehle mich.“

Kerbal salutierte und wandte sich zum Gehen. Praktischerweise in einer anderen Richtung als Antares. Tha’klen im Schlepptau verließ er den Hochsicherheitstrakt auf dem Weg, auf dem sie gekommen waren. Am Checkpoint nahm er ihre Lichtschwerter, sowie ein Bündel mit Faiths Habseligkeiten in Empfang. So weit so gut. Dann verließen sie das Gefängnis, nur um sich direkt nach nebenan zu den Truppenquartieren zu begeben. Der Fußmarsch gab Kerbal Zeit das Gebiet mit den Augen und seinem Machtsinn zu begutachten und sich einige Ideen zurechtzulegen. Plänen der Anlage zufolge, die er sich im Gouverneurspalast erschlichen hatte, wurden die weniger wichtigen Teile des Gefängnisses von einem zentralen Kommandoturm aus kontrolliert, der an weitere, unterirdische Anlagen angebunden war. Faiths Hochsicherheitszelle würde er zwar nicht auf diesem Weg angreifen können, doch würde der Kommandoturm sicher noch wichtig werden, je nachdem mit wie viel Feuerwerk die Flucht ablaufen sollte.

Im Garnisonsteil des Gebäudes nickte Kerbal einigen bekannten Gesichtern zu, bevor er sich zum Fuhrpark durchfragte. Gouverneur Antares hatte ihm in ihrem ursprünglichen Deal ein adäquates Transportmittel zugesagt, um die Suche nach dem Jedi-Tempel voranzutreiben. Und jetzt war es an der Zeit diesen Service in Anspruch zu nehmen. Nach kurzer Zeit fand Kerbal sich dann bereits in einem Gespräch mit der lokalen Quartiermeisterin wieder, der er die Parameter der Mission erklärte und verschiedene Optionen durchsprach. Zwar hatte er zuvor noch nie mit der Frau interagiert, doch kannte sie ihn vom Hörensagen. Grade in und um das Gefängnis hatte er vor seinem Trip in die Minen ein wenig Zeit darauf verwendet sich mit den lokalen Soldaten bekanntzumachen. Zeit, die sich nun bezahlt machte. Denn die Frau war entsprechend ihres positiven Bildes von ihm zuvorkommend und schlug schließlich ein
93-B Hovercraft als geeignetes Fahrzeug für die Mission vor. Kerbal willigte ein und kurz darauf verließen Tha’klen und er mit einem entsprechenden Modell den Komplex in Richtung Kelada City.

Die erste Station war dann der Raumhafen mit der dort parkenden Jedihammer, in deren Frachtraum er das 93-B kurzzeitig unterbrachte. Die nächste halbe Stunde verbrachten Kerbal und Tha’klen dann damit das Gefährt nach technologischen Untermietern zu untersuchen. Wohlweißlich hatte der Sith entsprechende Ausrüstung für diese Mission eingepackt. Wenig überraschend hatte niemand in der kurzen Zeit Gelegenheit gehabt eine Abhörvorrichtung anzubringen, wohl aber fanden sie einen Locationtracker, der die Garnison jederzeit über den Standort des Fahrzeugs unterrichten würde. Zufrieden nickte Kerbal. Das würde als Alibi reichen. Nach getaner Arbeit stiegen sie wieder in das 93-B ein und fuhren weiter, diesmal in Richtung des Gouverneurspalastes.

In der Tiefgarage des Gebäudes ließen sie das Fahrzeug stehen und begaben sich dann zu Fuß in die Quartiere, die Antares Ihnen hier über Nacht zur Verfügung gestellt hatte. Dies war zwar eigentlich nur für diese eine Nacht gewesen, doch hatte Kerbal vor die Gastfreundschaft des Mannes noch eine Weile länger zu missbrauchen. Die Sache war wohl kaum wichtig genug, dass Antares selbst darüber unterrichtet werden würde und Kerbal wollte den imperialen Erbsenzähler sehen, der versuchte ihm weißzumachen, dass er bitte zu gehen hatte. Das Bündel mit Faiths Sachen unterm Arm begab er sich also in seine Räumlichkeiten, wo er endlich Zeit fand, sich das Ding näher anzusehen. Der Inhalt war wenig überraschend. Ein verkohlter Kampfanzug, einige persönliche Gegenstände und die Speichereinheit eines Droiden. Und ihr Lichtschwert. Einen Augenblick lang musterte Kerbal die Waffe, bevor er den Emitter betätigte und eine grüne Klinge aus dem Griff hervorschoss. Faiths Lichtschwert war unverkennbar. Grade wollte Kerbal damit beginnen die Geschichte der Gegenstände näher zu beleuchten, als sich plötzlich Tha’klen zu Wort meldete:


„Jemand war an unseren Lichtschwertern. An meinem wurden ein paar Krümel abgefeilt.“

, sagte der:die Verpine und Kerbal sah auf, ein Stich Panik durchfuhr ihn.

„Das wäre ja wirklich frech. Lass mich das sofort sehen!“

, sagte er und streckte seine Hand nach dem Knochengriff aus. Tatsächlich, kaum wahrnehmbar fehlte eine winzige Menge Material. Beeindruckend, dass dies Tha’klen aufgefallen war! Und beunruhigend, dass jemand sich diese Mühe gemacht hatte! Für einen Moment schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die Waffe. Das Bild einer dunkelhaarigen, jungen Frau tauchte vor seinem inneren Auge auf, die den Griff erst untersuchte und dann eine Probe nahm. Seine eigene Waffe war als nächstes an der Reihe und dieselbe Frau erschien vor seinem inneren Auge. Immerhin hatte sie den Griff nicht aufgeschraubt, wo sie den Datenchip hätte finden können. Beunruhigt schüttelte Kerbal den Kopf. Dieses Interesse an ihren Waffen war besorgniserregend. Dazu hatte er heute dem Gouverneur gegenüber zu viel Kapital verspielt, um derartiges zu unterbinden. Sie würden also vorsichtig sein müssen. Die Daten in seiner Waffe unterzubringen war leichtsinnig gewesen!

Dann war es endlich Zeit Faiths Habseligkeiten in Augenschein zu nehmen. Erneut bediente Kerbal sich der Psychometrie, um die kurz- bis mittelfristige Vergangenheit der Objekte zu erkunden. Um wirklich detaillierte Informationen schnell herausfiltern zu können fehlte ihm die Übung, doch entdeckte er genug. Das Lichtschwert war wohl schon eine Weile nicht mehr in ihrem Besitz gewesen, sondern von einem Zabrak gestohlen und dann mitgeschleppt worden. Die anderen Gegenstände waren erst vor kurzem aus Faiths Besitz geschieden, identifizierten denselben Zabrak jedoch als ihren Entführer. Das Bild eines positiven Treffens, später eine Explosion, Verrat. Bilder weiterer Personen aus Faiths Umfeld, verschiedener Umgebungen, verschiedener…Planeten? Eine Weile verbrachte Kerbal damit die Bilder, die er sah auf Flimsi zu skizzieren, bevor er dazu überging einige grundlegende Recherchen anzustellen. Faiths letzten Aufenthaltsort vor Kelada konnte er als den Ring von Kafrene identifizieren, eine neutrale Minenkolonie, von der aus sie entführt worden war. Die Gesichter im Umfeld der Jedi konnte er nicht identifizieren, nahm jedoch an, dass es sich bei ihnen um ihre Missionskollegen handelte. Zuletzt widmete er sich den Daten auf der Droiden-Speichereinheit.

Alles in allem verbrachte Kerbal den Rest des Tages damit Faiths Habseligkeiten in Augenschein zu nehmen. Die Aufgabe war kompliziert und kräftezehrend, doch vermittelte sie ihm ein gutes Bild davon, wo sie sich aufgehalten hatte und was sie zuletzt alles hatte erleiden müssen. Erneut das Bild der jungen Frau, die auch ihre Lichtschwerter untersucht hatte! Ein weiteres Mal blutete sein Herz für Faith. Doch das musste er für den Moment ignorieren.

Schließlich dann wurde es Zeit für Antares‘ Bericht, was jedoch ein wenig mehr Kreativität erforderte. Alles, wovon Kerbal annahm, dass der Zabrak-Kopfgeldjäger bereits enthüllt hatte, schrieb er wahrheitsgemäß nieder. Ebenfalls alle Informationen, die sich auf der Speichereinheit des Droiden befanden. Alles andere wurde bestenfalls verfälscht und schlimmstenfalls frei erfunden. Kerbal hatte die feste Absicht den Anschein zu erwecken solide Arbeit abgeliefert zu haben, den imperialen Schweinehunden ansonsten jedoch Scheiße zu verkaufen. Er enthüllte, dass Faith sich auf einer Geheimdienstmission befunden hatte, saugte sich die Parameter jedoch aus den Fingern. Inspiriert von seinen Visionen skizzierte er Hintergrundfiguren als ihre Kollegen und vernichtete seine ursprünglichen Zeichnungen mit seiner Lichtschwertklinge. Sorgfältig brachte er eine kreative Mischung aus Wahrheit und Fantasie zu Papier, die hoffentlich herrlich nutzlos für Anthonys Behörden sein würde. Schließlich las er die Sache noch einmal Korrektur und speicherte sie ab. Der Gouverneur hatte sich einen Bericht bis morgen früh gewünscht, so lange konnte er auch warten.

Da der Abend bereits hereingebrochen war, legte Kerbal sich für ein kurzes Powernap hin, bevor nach vielleicht anderthalb Stunden wieder sein Wecker ging. Nun zum spaßigen Teil der Nacht. Faiths Bündel ließ er im Quartier zurück, bevor er, Tha’klen im Schlepptau, mit dem Speederbike zurück zum Raumhafen fuhr. An Bord der Jedihammer erklärte er dem:der Padawan einen groben Plan Faith zu befreien, den die beiden dann eine ganze Weile wälzten, durchsprachen und auf Machbarkeit prüften. Eine heimliche Rettungsmission wäre beiden lieber gewesen, doch war das Gefängnis in Colina zu gut gesichert. Also musste etwas Bombastischeres her. Naturgemäß wirkte Tha’klen bei dem Gedanken eine imperiale Einrichtung mit einem Knall hochzunehmen äußerst nervös, doch für genau diesen Zweck hatte Kerbal ihn die letzte Zeit über so hart gedrillt. Es würde nicht einfach werden und vermutlich äußerst gefährlich. Vor allem wenn sie als Doppelagenten nicht auffliegen wollten. Und allein würden sie die Sache vermutlich gar nicht erst schaffen. Ein weiteres Mal auf dieser Mission dankte Kerbal stumm dem NRGD für zumindest ein gewisses Maß an Rückendeckung.

Schließlich also, nachdem die beiden bis in die frühen Morgenstunden diskutiert und getüftelt hatten, fasste er den Plan noch einmal schriftlich zusammen. Dann lud er ihn auf die Datenkassette, auf die er auch die gestohlenen Informationen aus dem Gouverneurspalast geladen hatte. Schließlich zog er eine kleine Statuette aus Belgrr-Horn aus einer Schublade in deren angebohrten Boden er die Kassette schob. Es war seine letzte, also würde er bald mal wieder einen Abstecher zu
Shindes Schnitzereien in Kelada-City machen müssen. Ähnliche Statuetten hatten schon zuvor dazu gedient Informationen an den NRGD durchzustechen. Das Horn war geringfügig radioaktiv und würde einem suchenden Agenten mit einem Messgerät am verabredeten Ort direkt zu sich führen.

Blieb also noch zu enthüllen, dass er etwas zu sagen hatte. Über das Holonet rief er eine bekannte Verkaufsplattform auf, wo er bei einem spezifischen Händler genau 43 Einheiten Pogoyakekse mit goldenem Zuckerguss und blauen Streuseln erwarb. Damit war sein NRGD-Kontakt informiert.

Anschließend wies Kerbal Tha’klen an zum Gouverneurspalast zurückzukehren, machte sich selbst jedoch selbst wieder auf den Weg nach Colina. Unterwegs kaufte er sich in einem Nachtimbiss einen Softdrink im Flimsibecher, den er entspannt schlürfte, während er auf seinem Speederbike über die spärlich besuchte Hauptverkehrsader in die andere Stadt flog. Die Belgrr-Horn Statuette verstaute er an einem Rastplatz in dem Becher und warf ihn dann an der verabredeten Stelle achtlos auf die müllbedeckte Fahrbahn unter ihm. So weit so gut. Diese Aufgabe war dann auch erledigt. Doch anstatt sofort umzudrehen, stattete er dem Weit weg und ganz nah noch einen Besuch ab, wo er eine Palette Wundbenzin trank, eine Kneipenschlägerei anzettelte und beendete und erst dann nach Kelada City zurückflog.

Als Kerbal wieder im Gouverneurspalast eintraf, war es bereits früh am Morgen. Früh genug jedoch, dass er Zeit für ein weiteres Powernap hatte, ehe er seinen Bericht abschicken musste. Gesagt, getan, und so fühlte er sich zumindest ein bisschen erfrischt als er schließlich seine Arbeit ein letztes Mal auf Stimmigkeit und aus Versehen preisgegebene Informationen überprüfte. Einen dicken Fehler fand er dann auch, war jedoch zufrieden, als er das Schriftstück mit angehängten Skizzen pünktlich um 0900 an Antares abschickte. Sollte der Mann doch dran ersticken. Anschließend war endlich alles Drängende getan und Kerbal legte sich zur Ruhe. Der NRGD würde mindestens einen Tag brauchen, um die Informationen zu verarbeiten, also hatte er wenigstens heute, um sich auszuruhen, bevor es dann aufs Ganze ging. Hoffentlich hielt Faith so lange durch.


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Am Morgen des folgenden Tages waren Kerbal und Tha’klen bereit zur Abreise. Sie hatten die zusätzliche Zeit dazu genutzt sich auszuruhen und weitere Vorräte für ihre Reise zu requirieren. Das erste Ziel würde der erste mögliche Standort des Jedi-Tempels im hohen Norden sein. Zu diesem Zweck würden sie nicht nur Vorräte, sondern ebenfalls warme Kleidung benötigen. Nachdem sie das Material in ihr 93-B geladen hatten, berührte Kerbal das Fahrzeug noch einmal mit der flachen Hand, um zu kontrollieren, ob sich jemand über Nacht daran zu schaffen gemacht hatte. Zu seiner Erleichterung enthüllte seine Psychometrie, dass er selbst der letzte gewesen war, der das Fahrzeug berührt hatte.

Zufrieden und guten Mutes fuhren sie also los. Kerbal wählte eine sehr spezifische Route aus Kelada City hinaus, auf der er dann an der Stadtgrenze noch einmal richtig Gas gab. Zufrieden brummte er, als die Holofalle zuschlug und ein schönes Portrait der beiden schoss, wie sie die Stadt verließen. Tha’klen hatte er für diesen Zweck extra erlaubt die Maske abzuziehen. Diesen Punkt abgehakt, lenkte er dann das Fahrzeug auf die nächste nach Nordwesten führende Straße und brauste los.

Diese erste Etappe hatte beinahe das entspannte Feeling eines Roadtrips. Der 93-B war geschlossen und angenehm warm. Noch wichtiger: Sie hatten Snacks eingepackt. Also fegte das Fahrzeug staubend über die endlosen Steppen Keladas – die Straße hatte nach wenigen Klicks geendet – während die beiden Jedi in seinem Inneren sich entspannt zurücklehnten. Tha’klen zumindest, denn Kerbal ließ es sich nicht nehmen zu fahren. Abseits des sich angenehm steuernden Hovercraftfahrzeugs hatte er sich vorgenommen erst beim verabredeten Treffpunkt anzuhalten.

Also war es bereits später Nachmittag, als die beiden endlich die Chance erhielten ihre Beine zu strecken. Kerbal hatte an spezifischen Koordinaten im Schatten eines kleinen Felsmassivs gehalten, das sich wie eine steile Pyramide über die gelben Weiten der Steppe erhob. Laut seinem Chrono waren sie gut in der Zeit und tatsächlich, wenige Minuten später, drang ein sich rasch näherndes Motorengeräusch an ihre Ohren. Geduldig verschränkte der Sith die Arme vor der Brust, bis zwei gestalten auf Speederbikes über der nächsten Hügelkuppe auftauchten. Bei dem einen musste es sich um eine Bothanerin handeln, der andere war ein bleicher Mensch mit blonden, über der Stirn etwas spärlichen, Haaren.


„Habt ihr euch einen Platten gefahren?“

, fragte der Mensch, nachdem er und seine Partnerin wenige Meter von ihnen entfernt gehalten hatte und Kerbal nickte.

„Die Womp-Ratten sind schlimm zu dieser Jahreszeit.“

, gab er die vereinbarte Code-Phrase zurück, woraufhin der Mann breit grinste, abstieg und mit offenen Armen auf Kerbal zukam. Sein Händedruck war fest.


„Du kannst mich Gold-7 nennen.“

, sagte Gold-7 und fügte mit Blick auf die Bothanerin hinzu:

„Das ist Cyan-11. Schön, dass Ihr beide es geschafft habt.“

„Die Freude ist ganz meinerseits. Habt ihr unser Material dabei?“

, fragte er und Gold-7 nickte.


„Nicht weit von hier in der nächsten Spalte. Drei Sturmtruppenrüstungen, ein ID10-Seeker, E-11 Blastergewehre, Detopacks und Campingausrüstung. Wie bestellt. Die Koordinaten findet ihr an meinem Bike.“

„Geht der Plan ansonsten so klar?“

„Weitgehend.“

, sagte Gold-7 und fuhr sich verlegen mit der flachen Hand durch die Haare.

„Die Informationen sind Gold wert, aber wir können so kurzfristig keinen vollen Angriff auf das Gefängnis fahren. Nicht, seit die Imperialen Stützpunkt Alpha entdeckt und eingeäschert haben. Ich fürchte, was das angeht, seid ihr auf euch gestellt.“

Nachdenklich brummte Kerbal. Eigentlich hatte er gehofft, dass bewaffnete Unterstützung die nötige Ablenkung liefern würde, während sie heimlich Faith befreiten. Dass der keladaner Widerstand so sehr auf dem letzten Loch pfiff, hatte er nicht gedacht.

„Hm. Wird im Zweifel auch ohne gehen, denke ich. Was ist mit dem Deportationslager?“


„Das kriegen wir hin.“

, antwortete der Mann und nickte, wohl erleichtert auch gute Nachrichten überbringen zu können.

„Es sind nur noch etwa fünfhundert Quarren vor Ort und die Imps denken der Standort ist geheim. Entsprechend gering ist die Bewachung, also wird eine Befreiungsaktion im Bereich des Möglichen liegen. Verdeckte Unterbringung ist eine andere Sache, aber das ist unser Problem. Bleibt es bei übermorgen? Bis dahin ist wenigstens ein weiterer Abtransport geplant, wenn deine Informationen korrekt sind.“

Kerbal nickte grimmig. Seine erbeuteten Informationen sprachen über den genauen Standort und Operation des Deportationslagers nahe eines ehemaligen Quarrendorfes in der Steppe. Den dort eingesperrten aquatischen Nichtmenschen hätte er liebend gerne sofortige Hilfe organisiert, doch hatte die Integrität der Mission Vorrang.

„Geht nicht anders, das Timing funktioniert sonst nicht. Wir können am Ende mehr Wesen retten, wenn wir noch eine Jedi auf unserer Seite haben.“

Das hatte er sich zumindest bislang eingeredet.

„Hat deine Stelle eigentlich herausfinden können, was die Imperialen mit dieser Operation Deep Sweep bezwecken? Und was mit den Aquatischen passiert?“

Gold-1 schüttelte den Kopf.


„Nicht genau zumindest. Wir wissen, dass sie auf Transportern nach Truuine verschifft werden. Das ist ein Wasserplanet im Manaan-Sektor. Was da genau passiert wissen wir noch nicht, aber es ist bekannt, dass das Regime dort Arbeitssklaven für Bauprojekte benutzt. Deshalb wollen die vermutlich Aquatische spezifisch. Aber die Behörden hier scheinen die Lieferungen mit nicht-Aquatischen zu panschen. Alles an Kindern und Krüppeln, was man nicht gebrauchen kann, geht ebenfalls auf die Schiffe, aber bisher scheinen die Truuiner sich nicht beschwert zu haben.“

Nachdenklich brummte Kerbal und nickte. Interessante Informationen waren dies allemal, doch nichts, was direkt in diesem Augenblick wichtig war.

„Gut zu wissen. Okay, letzte Frage: wie steht es mit dem besonderen Sprengstoff, den ich angefragt habe?“

Nun grinste Gold-1 doch tatsächlich und nickte enthusiastisch.


„Seit du uns über die explodierenden Pogoyafrüchte unterrichtet hast, ist viel in dieser Hinsicht passiert. Wir haben eine Methode entwickelt den Parasiten zu kultivieren und so ganze Felder zu infizieren. Wir haben sogar einen Weg gefunden die Dinger einigermaßen sicher transportieren zu können! Uns freundlich gesinnte Bauern in der Nähe von Colina bauen felderweise Granaten für uns an. Zehn Tonnen Sprengstoff sind also gar kein Problem. Es wird passieren wie gewünscht.“

Zufrieden nickte Kerbal.

„Sehr gut. Gibt es sonst noch etwas zu besprechen?“


„Zwei Sachen noch: Dein Kontaktmann am Deportationslager heißt Grün-3. Deine Codephrase ist: ‚Hier riecht es brenzlig, ist ein Transformator hochgegangen?‘. Warte auf die Antwort ‚Übles Ding. Die Rauchsäule reicht bis in die Stratosphäre.‘ Ansonsten, bis wohin genau sollen Cyan-11 und ich fahren?“

„Immer weiter auf die Koordinaten zu; wir holen euch dann ein.“

, gab Kerbal zurück und die beiden Agenten nickten. Ohne ein weiteres Wort ließen sie ihre Speederbikes zurück und setzten sich in den 93-B, der wenige Sekunden später wieder los düste. Kerbal und Tha’klen griffen sich ihrerseits die Speederbikes, wo der Sith tatsächlich ein Stück Flimsi mit einer groben Wegbeschreibung zum gebunkerten Material fand. Dies war ihre erste Station und schon wenige Minuten später brausten sie wieder zurück in Richtung Kelada City, je ein dickes Bündel auf dem Rücken, die Gesichter gegen den Staub verhüllt.

Die Bikes hatten eine deutlich höhere Höchstgeschwindigkeit als das 93-B und so war es erst später Abend, als Kerbal wieder in die Stadt hineinfuhr. Tha’klen war in einer Höhle einige Klicks weiter ländlich zurückgeblieben, um ein wenig an dem ID10 Seeker-Droiden zu schrauben. Kerbal selbst hatte eine der beschafften Sturmtrupplerrüstungen angelegt, hielt sich aber dennoch peinlich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, um ja nicht aufzufallen. Sein Ziel war ein weiteres Mal das Regierungsgebäude. In der Tiefgarage ließ er sein Bike stehen und verschaffte sich mit gestohlenen Codes Zugang, ohne aufzufallen.

Sein Trip durch das Gebäude selbst gestaltete sich dann etwas komplizierter. Trotz seiner Kleidung musste ein einzelner Sturmtruppler mit einem Rucksack auf dem Rücken auffallen und so gab er sich alle Mühe Patrouillen und Kameras zu vermeiden. Dabei half, dass er das Gebäude inzwischen äußerst gut kannte und so stand er vielleicht eine halbe Stunde später endlich vor der Tür seines Quartiers. Anstatt den ihm bekannten Türcode einzugeben, zog er eine kleine Hackeinheit aus der Tasche, mit der er das Schloss überwand und einen Moment später ins Innere trat. Faiths Bündel lag, wo er es zurückgelassen hatte. Dieses griff er sich nun und zog ein Detopack mit Fernzünder aus der Tasche, das er unauffällig unter dem Esstisch abstellte. Dann verließ er eilig das Quartier wieder und schloss die Tür hinter sich. Wie aus Versehen geriet er ins Sichtfeld einer Überwachungskamera, wo er Faiths Bündel in seinem Rucksack verstaute, bevor er sich zum Gehen wendete. Ziel erfüllt.

Auf dem Weg hinaus vermied er seine Entdeckung nur knapp, erreichte sein Bike jedoch ohne Zwischenfälle. Zufrieden unter seinem Helm grinsend verließ Kerbal erst die Tiefgarage und dann die Stadt, bevor er sich wieder auf den Weg zu Tha’klens Höhle machte. So weit so gut.


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Den Rest der Nacht und auch den größten Teil des nächsten Tages verbrachten Kerbal und Tha’klen in ihrer Höhle, sich an einem munter prasselnden Lagerfeuer wärmend. Der:die Verpine hatte die Droidenspeichereinheit aus Faiths Bündel geklaubt und schraubte nun irgendetwas an dem ID10-Seeker herum. Kerbal hatte es schon vorher bemerkt, doch Tha’klen schien eine gewisse Affinität für Technik zu haben. Während sie warteten, gingen die beiden noch ein paar Mal ihren Plan durch, doch die meiste Zeit verbrachten sie schweigend. Er ging davon aus, dass dies die Ruhe vor dem Sturm war.

Am nächsten Nachmittag dann wurde es Zeit. Gemütlich packten sie ihre Sachen zusammen und schwangen sich auf ihre Speederbikes, um sich auf den Weg zum Treffpunkt zu machen. Dieser lag etwa drei Stunden Fahrt entfernt und so färbte die Sonne den Himmel bereits rot, als sie über eine staubige Straße auf einen kleinen Bauernhof zuhielten. Eine dünne Rauchsäule stieg aus dem Innenhof auf und ein grauhäutiger Nichtmensch schraubte grade vom außen am Tor herum. Etwa zwanzig Meter vor dem Eingang hielten sie an und das Alien warf ihnen einen Schulterblick zu.


„Hier riecht es brenzlig. Ist ein Transformator hochgegangen?“

, fragte Kerbal die vereinbarte Codephrase. Daraufhin antwortete das Alien:

„Übles Ding. Die Rauchsäule reicht bis in die Stratosphäre.“

Kerbal grinste und stieg ab, während das Alien sich umdrehte und sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. Für einen Moment stockte Kerbal der Atem, als er die ganzen Ausmaße des Wesens vor ihm Begriff. Der Cragmoloid war etwa drei Meter groß. Muskelbepackt, mit drei Rüsseln und Stoßzähnen, die ihn ohne weiteres hätten aufspießen können.

„Du musst dann wohl Grün-3 sein?“

, fragte Kerbal und das Alien schnaubte durch alle drei Rüssel, ein belustigtes Funkeln in seinen roten Augen.

„Lass den Quatsch. Kannst mich Bo nennen. Kommt rein, ihr zwei.“

Bo ging vor und führte sie in den Innenhof des Komplexes, wo vielleicht zwanzig Bewaffnete Nichtmenschen grade dabei waren sich bereit zu machen. Gekleidet waren sie in Zivil und hatten sich dunkle Kufiyas um die Hälse geschlungen, wohl um sich leichter verhüllen zu können. Vermutlich zur besseren Identifikation trug jeder von ihnen einen Streifen gelbes Klebeband um den rechten Oberarm. Im hinteren Teil des Bereiches standen fünf geparkte Lastgleiter. Bo trat auf eine Seitentür zu ihrer Linken zu, die in eine zum Besprechungsraum umfunktionierte Küche führte. Über dem Küchentisch schwebte ein Hologramm, das Kerbal als Darstellung eines Deportationslagers identifizierte, die er jüngst im Regierungsgebäude hatte mitgehen lassen.

„So.“

, sagte der Cragmoloid und nickte einer anwesenden Mon Calamari zu, die bei ihrem Eintreten das Hologramm studiert hatte.

„Das ist Rot-1. Sie ist hier, um zu beobachten und zu beraten. In erster Linie, um zu beobachten, also ignoriert sie einfach.“

Rot-1 schnaubte, sagte jedoch nichts, sondern verschränkte lediglich die Arme vor der Brust.

„Die Pläne des Lagers stimmen soweit mit unseren Scoutberichten überein. Es ist vielleicht eine halbe Stunde Flug von hier entfernt“

, begann Bo und trat auf das Hologramm zu.

„Es sind noch etwa 500 Gefangene anwesend, aber das wird sich auf etwa 250 reduzieren, sobald der Transporter in etwa einer Stunde landet. Unser Zugriff ist auf danach getaktet. Wir haben etwa 25 Mann für den Angriff abgestellt, plus euch beide. Damit sind wir den Imps mehr als zwei zu eins überlegen. Nimmt dein Freund hier am Angriff teil?“

, fragte Bo Kerbal, der nickte.

„Gib ihm ein Blastergewehr und teil ihn für Deckungsfeuer ein.“

, antwortete er.

„Gut.“

Bo brummte.

„Wir nehmen einen Störsender mit, sodass die Imperialen nicht um Hilfe funken können. Das Problem ist aber, die haben ein System auf dem Dach, das wir nicht auf diese Weise angreifen können. Hier kommst du ins Spiel. Wir brauchen jemanden, der dort hochsteigt und die Satellitenschüssel absägt. Für was danach kommt haben wir einen Sniperaufsatz für dein Gewehr vorbereitet.“

Kerbal nickte.

„Verstanden, klingt machbar.“

, gab er zurück.

„Und mein Sprengstoff?“

„Ist alles vorbereitet. Du hast die Laster draußen gesehen? Schau mal hier:“

Bo trat auf eine Kiste in der Ecke zu und zog etwas heraus, dass wir ein kleiner, grauer Plastoidball aussah. Verwirrt zog der Sith eine Augenbraue hoch. Bo schnaubte belustigt.

„Dieses Baby hier enthält eine infizierte Pogoyafrucht. Normalerweise gehen die bei der kleinsten Erschütterung hoch, aber diese hier schwimmt in etwa zwanzig Millilitern Brandbeschleuniger. Das dämpft die Frucht und macht den Transport ein bisschen sicherer. Das Plastoid ist ziemlich spröde und zerbricht leicht. Wenn dieses Ding also geworfen wird, gibt es die gewohnte Explosion. Sogar ein bisschen feuriger, immerhin ist auch ein bisschen Sprit dabei. Ziemlich lowtech das Ganze – und ein bisschen gefährlich! – aber praktisch, wenn Waffenlieferungen nicht möglich sind. Die Plastoidschale kommt direkt aus einem 3D-Drucker, wir sind also komplett unabhängig. Die Laster sind voll davon und wenn du die Granaten mitnimmst, verladen wir stattdessen die Zivilisten. Soweit klar?“

Kerbal nickte.

„Gut. Dann wirf dich in Schale und wir können losfahren.“

Gesagt getan. Kerbal legte die gestohlene Sturmtruppenrüstung an und Tha’klen erhielt frische Kleidung und eine eigene Kufiya. Beide klebten sie sich einen gelben Streifen um den Oberarm, dann ging es los. Gemeinsam traten sie nach draußen, wo die anderen Kämpfer sich bereits versammelt hatten. Speederbikes waren das Transportmittel der Wahl und einen Moment später sauste die Gruppe wieder über die rasch dunkler werdende Steppe, wie ein wütender Schwarm Bienen.

Bevor sie die letzte Hügelkuppe vor ihrem Ziel überquerten, hielten sie an. Die Fahrzeuge wurden beiseitegestellt, während Kerbal, Bo und Tha’klen sich zur oberen Kante robbten und einen Blick auf das unter ihnen liegende Lager warfen. Vier Wachtürme und Zäune mit Stacheldraht rahmten einen Innenhof ein, wo sich hunderte Quarren, beleuchtet von Flutlichtern, zusammengekauert hatten. Am Nordende des Lagers stand ein festes Gebäude, inklusive der Kommandozentrale und Baracken. Auf dem Dach konnte Kerbal grade eben die Satellitenschüssel ausmachen, die er würde ausschalten müssen. Am Südende des Komplexes befand sich ein umzäuntes Landefeld.


„Wir sind genau richtig.“

, bemerkte Bo und wies auf Lichter am dunklen Himmel, die sich dem Komplex rasch näherten. Einen Moment später offenbarten sich diese als Zeta-Klasse Frachtshuttle, das sich auf das Landefeld absenkte. Kerbal hatte ein Shuttle dieses Typs zuletzt am Gefängnis in Colina gesehen, vielleicht sogar genau dieses Shuttle selbst. Sie waren also genau richtig. Zähneknirschen beobachtete Kerbal, wie das Ding sich absenkte und schließlich landete. Die Frachtluke öffnete sich und mehrere Soldaten traten hinaus, die von der lokalen Besatzung in Empfang genommen wurden. Ein Tor zwischen Gefängnishof und Landefeld öffnete sich und die Soldaten begannen damit etwa die Hälfte der gefangenen Quarren in das Schiff zu scheuchen. Kerbal widerstand der Versuchung einzugreifen.

Eine halbe Stunde später hatten die Imperialen ihre Arbeit getan und das nun gefüllte Shuttle hob wieder ab. Bo warf Kerbal einen Blick zu.


„Du kannst dann jetzt, der Störsender ist in Position, aber noch abgeschaltet. Wenn du so weit bist, blink drei Mal mit deiner Taschenlampe. Ein Mal lang, zwei Mal kurz. Dann schlagen wir los.“

Der Sith nickte und erhob sich. Während sie gewartet hatten, hatte er bereits über einen guten Angriffsvektor nachgedacht und beschlossen, sich der Kommandozentrale von Norden aus zu nähern. Zwar war das Gebäude von allen Seiten beleuchtet, doch würde er nur von dort nah genug an es herankommen. Was nun folgte, hatte er schon oft genug getan. Rasch umrundete er gehend die Anlage, bevor er sich schließlich wieder hinlegte und damit begann sich auf das Gebäude zuzurobben. Am Rande des Lichtscheins dann hockte er sich hin, streckte seine Sinne aus und schnellte dann von der Macht verstärkt in die Höhe. Der Machtsprung war gut gezielt gewesen und so kam er einen Moment später auf dem Dach der Baracken im ersten Stock auf. Ein zweiter Sprung sandte ihn drei Stockwerke höher auf das Dach der Zentrale, neben die Satellitenschüssel.

Rasch kauerte er sich hin und streckte wieder seine Sinne aus. Niemand schlug Alarm, niemand war alarmiert worden. Kurz atmete Kerbal durch, dann hockte er sich neben sein Ziel. Im Licht der Taschenlampe fand er den Strang Kabel, den es durchzuschneiden galt und durchtrennte ihn mit seinem Vibromesser. Dann nahm er sein E-11 zur Hand, legte sich ans Südende des Daches, sodass er den Hof und das Landefeld im Blick hatte und signalisierte seine Bereitschaft mit dem vereinbarten Taschenlampensignal.

Einen Moment lang geschah nichts, dann brachen die umliegenden Hügel im Blasterfeuer aus. Die imperialen Soldaten unter ihm begannen zu schreien und hastig das Feuer zu erwidern, doch sie waren hoffnungslos in der Unterzahl. Kerbal schaltete selbst drei aus, die es auf die Schnelle geschafft hatten effektive Deckung zu finden, doch dann war es bereits vorbei. Das Blasterfeuer verebbte und Widerstandskämpfer begannen damit sich aus ihrer Deckung zu wagen. Kerbals Machtsinn verriet ihm, dass lediglich ein einzelner Mann auf imperialer Seite überlebt hatte. Der Kommandant musste das Gefecht ausgesessen haben, verbarg er sich doch noch immer genau unter ihm, in der Kommandozentrale. Kerbal stand auf und trat zur Wartungsluke, die er auftrat. Einen Moment später sprang er hinab und richtete sein Gewehr auf den graumelierten Mann, der im gleichen Moment die Arme hob. Er wollte etwas sagen, doch da hatte der Sith ihm schon den blauen Ring eines Betäubungsschusses in die Brust verpasst.

Wenig später öffnete sich die reguläre Tür der Kommandozentrale und Bo betrat den Raum. Mit einem zufriedenen Grunzen bemerkte er den betäubten Kommandanten.


„Sehr gut, das Gelände ist gesichert. Wir werden dann die Kommunikation wiederherstellen und so tun, als sei alles ein technischer Glitch gewesen. Wir könnten anschließend damit beginnen die Zivilisten abzutransportieren.“

Kerbal schüttelte den Kopf.

„Tut mir leid, bis zur Ankunft des Shuttles, morgen Abend, werden die Zivilisten leider hierbleiben müssen. Ich kann mir nicht leisten, dass das Shuttle Lunte riecht. Wird das ein Problem sein?“

Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Der Cragmoloid hatte Stahl in den Augen, doch Kerbal hatte nicht vor klein beizugeben. Schließlich war es Bo, der als erster wegschaute.

„Meinetwegen. Dann transportieren wir sie eben erst morgen ab. Komm. Wir müssen aufräumen.“

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[ Kolonien / Kelada-System / Kelada / Deportationslager nahe des Quarrendorfes / Baracken ] Kerbal und Tha'klen

Auch wenn Kerbal es bevorzugt hätte sich den nächsten Tag über auszuruhen, gab es noch immer Dinge, die getan werden mussten. Die Nacht über hatten die Widerstandskämpfer damit verbracht den Quarren ihren verlängerten Aufenthalt etwas bequemer zu machen, wobei Kerbal sich jedoch zurückgehalten hatte. Bo und er hatten beschlossen, dass es besser war, wenn die Befreiten das Gesicht des Sith nicht sahen. Entsprechend ruhig war seine Nacht verlaufen, doch als der Morgen hereinbrach, war keine Zeit mehr für Trödeleien.

Ihre erste Aufgabe war es Fluchtfahrzeuge nach Colina zu bringen. Ein weiteres Mal waren Speederbikes das Mittel der Wahl und so fuhren sie vom Deportationslager aus zu Acht in die Stadt, wo sie vier Bikes unauffällig nahe dem Gefängnis parkten und dann mit den anderen vier zurückfuhren. Dies alleine nahm den halben Tag ein, doch nach ihrer Rückkehr galt es noch das Lager selbst vorzubereiten. Bo hatte verlangt mindestens das Hauptgebäude samt Baracken als Zeichen ihres Widerstandes zu sprengen, weswegen sie nun einige Zeit damit verbrachten, Sprengstoff an tragenden Strukturen zu verlegen. Dann galt es alles einzupacken was dem Widerstand von nutzen sein konnte und anschließend ihre Bemühungen so zu tarnen, dass es aus der Luft nicht entdeckt werden konnte.

Erst als der Abend hereinbrach, konnten die Rebellen sich wieder einen Moment Ruhe gönnen. Sie hatten etwa anderthalb Stunden, bis zur geplanten Ankunft des nächsten Zeta-Klasse Shuttles, weshalb die meisten von ihnen, inklusive Kerbal und Tha’klen, noch ein Powernap machten. Dann war es an der Zeit. Der Sith zog erneut seine Sturmtruppenrüstung an und auch Tha’klen kleidete sich in ein zweites Set. Die dünnen Gliedmaßen des:der Insektoiden mussten sie mit Stoff umwickeln, damit die Rüstung nicht klapperte, doch alles in allem sah es zweckmäßig aus. Als das Shuttle sich schließlich mit einem Funkspruch ankündigte, waren alle in Position und taten ihr Bestes in der Dunkelheit wie imperiale Soldaten zu wirken.

Kerbal und zwei Rebellen hatten sich auf dem umzäunten Landefeld postiert, der Rest im Hintergrund. Beide Rebellen waren auch nur bei näherer Betrachtung keine Menschen, doch Kerbal hoffte, dass sie als Zabrak und Pantoraner grade genug richtig aussahen, um die Imperialen im ersten Moment zu verwirren. Mit surrenden Repulsoren senkte sich das Zeta-Klasse Shuttle hinab und Kerbal streckte seine Sinne aus. Inklusive des Piloten waren zwölf Menschen an Bord. Das war machbar, vor allem da sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten. Mit einem metallischen Geräusch setzte das Shuttle vollends auf und zischend öffnete sich die Frachtluke.

Kaum hatte sie den Boden berührt traten fünf Soldaten hinaus. Überrascht blickten sie auf Kerbals Sturmtruppenrüstung anstatt auf die Alien-Rebellen an den Seiten der Plattform. Eine Regung, die ihnen zum Verhängnis wurde. Der Sith versenkte sich in der Macht und ließ sich von ihr lenken. Beinahe wie von selbst ging sein E-11 Blastergewehr in die Höhe und drei Soldaten gingen in die Knie, bevor die anderen beiden auch nur die Chance hatten zu schreien. Nun eröffneten der Zabrak und der Pantoraner das Feuer, doch Kerbal blieb nicht zurück, um ihren Erfolg zu begutachten. Stattdessen schnellte er sich von der Macht verstärkt nach vorne, sein Ziel das Cockpit.

Die Imperialen waren zu überrumpelt, um auf den Sturmtruppler zu schießen, der plötzlich in ihr Schiff stürmte und so blieb er unbehelligt, bis er einen Moment später ins Cockpit platzte. Pilot und Co-Pilot waren grade panisch dabei die Startsequenz wieder einzuläuten, als Kerbal ihnen je einen Blasterbolzen in den Nacken feuerte. Dann wandte er sich um, presste sich neben der Tür gegen das Durastahl des Rahmens und wagte einen Blick nach hinten, zur Frachtluke. Dort sahen die Dinge jedoch ebenfalls nicht besser für die Imperialen aus. Sechs Rebellen hielten den Eingang und eine weitere Handvoll hatte sich tiefer im Inneren hinter Kisten verschanzt. Drei überlebende imperiale Soldaten feuerten auf sie, doch hatten die Männer ihm in ihrer Panik den Rücken zugewandt. Seelenruhig schraubte Kerbal den Scharfschützenaufsatz auf sein Gewehr und beendete das Scharmützeln mit drei gezielten Schüssen. Kurz vergewisserte er sich mit der Macht keine Überlebenden hinterlassen zu haben, dann war der Kampf gewonnen.

Was nun folgte war noch mehr von der Logistik, der sie den ganzen Tag über schon nachgegangen waren. Die toten Soldaten – sowohl die neuen als auch die von gestern Abend – wurden in einer Ecke des Frachters aufgestapelt, bevor die Rebellen damit begannen, die Repulsorpaletten mit Sprengstoff zu verladen. Zehn Tonnen, wie Kerbal es verlangt hatte. Die zwei Rebellen, die das Scharmützel das Leben gekostet hatte, wurden auf Speederbikes gebunden, bevor die anderen damit begannen die befreiten Quarren in die nun leeren Lastgleiter zu delegieren. Für diesen Prozess blieb Kerbal dann jedoch nicht vor Ort.

Zusammen mit Tha’klen setzte er sich ins Cockpit des Frachters und leitete nun seinerseits die Startfrequenz ein. Die Arbeit hatte etwas gedauert und er würde schnell fliegen müssen, um zur korrekten Zeit am Gefängnis zu sein. Draußen wurde der Störsender wieder abgeschaltet und der Sith gab ein kurzes ‚Alles okay‘ an die imperiale Flugzentrale durch. Dann hob das Zeta-Klasse Shuttle ab und ließ das eroberte Deportationslager unter sich zurück. Sein Ziel: Das Gefängnis in Colina.

Der Flug nach Colina war deutlich kürzer die Reise mit Speederbikes dorthin und so kamen bereits nach wenigen Minuten die Lichter der Stadt in Sicht. Zunächst spärlich, dann mit voller Kraft. Tha’klen machte sich am Autopiloten des Shuttles zu schaffen, während es erst über die ländlicheren Gebiete hinwegrauschte und dann langsamer über die Ballungszentren flog. Schließlich wurden die Flutlichter des Gefängnisses vom Rest unterscheidbar und Kerbal gab einen gestohlenen Freigabecode durch. Einen Moment brauchten die Imperialen, währenddessen er über der Anlage kreiste, doch schließlich kam die Landeerlaubnis.


„Jetzt geht’s los, Tha’klen. Halte dich bereit.“

, sagte der Sith und stellte eine vorher berechnete Route für den gehackten Autopiloten ein. Dann erhob er sich und öffnete die hintere Frachtluke mit einem Knopfdruck. Schließlich gingen die beiden nach hinten und Kerbal nahm seinen Padawan huckepack. Machtsprung hatten sie noch nicht ausreichend geübt. Durch den Rucksack des Sith wurde dies etwas verkompliziert, doch bekamen sie es rechtzeitig hin. Das Shuttle drehte eine letzte Runde über dem Gefängnis und in der Macht kontrollierte Kerbal noch einmal ihre genaue Position. Dann, genau im richtigen Moment, sprang er ab und ein paar Herzschläge später landeten sie, von der Macht abgefedert, auf dem Dach des zentralen Gefängniskontrollturms. Tha’klen wurde abgesetzt und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck verfolgte Kerbal die Bahn des Shuttles, die sich nun ihrem Ende näherte. Beinahe bis zum letzten Moment sah das Raumschiff fast schon unschuldig aus, wie es seine Bahn über den dunklen Himmel zog. Erst im letzten Moment drehte der Autopilot ab und mit einem Geräusch von berstendem Metall krachte es in den Gefängnisanbau, in dem die Truppen untergebracht waren. Einen Moment lang herrschte Totenstille, dann explodierte der Sprengstoff in seinem Inneren mit einem lauten ‚PFWUMP‘. Von einer Sekunde auf die andere war die Nacht taghell und ein grellgelber Ball spie Funken in den dunklen Himmel.

„Grün-3, der Vogel ist gelandet. Freigabe erteilt.“

, sprach Kerbal in ein Widerstandscomlink und gab damit Bo die Erlaubnis auch das Deportationslager zu sprengen. Dann zog er den Fernzünder des Sprengsatzes aus der Tasche, den er in seinem eigenen Quartier in der Gouverneursresidenz platziert hatte. Mit seinem satten Klicken rastete der Knopf in der Fernbedienung ein, doch war Kelada City selbst zu weit weg, um das eigentliche Resultat mitzubekommen. Kerbal steckte die Fernbedienung wieder ein und zog als letztes ein weiteres Detopack aus dem Rucksack. Seelenruhig trat er an den Rand des Turmdaches und pappte es an die Transparistahlscheibe unter ihm. Dann trat er auf die andere Seite und löste es aus. Die Explosion war im Vergleich zum niedergegangenen und noch immer brennenden Shuttle geradezu mickrig. Dennoch schallten beinahe augenblicklich neue Schreie durch die Nacht. Kerbal spurtete los und schwang sich hinab. Mit den Füßen voran fegte er durch die gesprengte Scheibe und die resultierende Rauchwolke, sich im Fallen bereits ein Bild über die anwesenden Imperialen machend. Ein weiteres Mal in dieser Nacht spuckte sein E-11 glühenden Tod und einen Moment später lagen drei Soldaten, die von der Explosion geblendet keinen Widerstand mehr geleistet hatten, reglos am Boden. Rasch feuerte Kerbal auf den Türmechanismus und half dann Tha’klen hinab, der sich unter seinem Helm in der Zentrale umsah.

„Soweit so gut. Öffne die Türen, platzier dein Detopack und nichts wie raus hier. Wir sehen uns dann unten. Möge die Macht mit dir sein, Tha’klen.“

, sagte Kerbal und ein Stich durchfuhr ihn, den:die Verpine:n einfach hier zurückzulassen. Doch hatte Tha’klen vehement diese Aufgabe für sich eingefordert. Ein letzter Blick, dann spurtete der Sith erneut los. Auf das Fenster zu und mit einem machtverstärkten Satz hinaus in die Nacht. Einen Moment später kam er mit einem dumpfen Schlag wieder auf der Erde auf – genau dort, wo Antares ihn vor wenigen Tagen noch ins Gefängnis hineingeführt hatte. Vor ihm lag die Eingangstür, zu seiner Rechten duckten sich in einem separaten Gefängnisbereich hunderte Quarren panisch zusammen. Kerbal spurtete los und in diesem Moment begann eine Sirene laut und fordernd über das Gelände zu schallen. Rufe erhoben sich von allen Seiten, doch Kerbal hatte bereits die Tür erreicht. Natürlich verschlossen, doch war diese kein Gegner für sein Gewehr. Eine zweite Sirene mischte sich unter die erste, als es Tha’klen es wohl geschafft hatte die Türen mit geringer Sicherheitsstufe zu öffnen. Der Hochsicherheitsbereich würde davon zwar nicht tangiert werden, doch würde es ihm bei allem helfen, was jetzt kam.

Krachend trat Kerbal die Tür auf und spurtete ins Innere. Der Weg zum Hochsicherheitstrakt war gespickt von einer ganzen Reihe weiterer Türen und Schleusen, doch standen diese bereits weitgehend offen. Schreie hallten durch das Gebäude während befreite Gefangene eine handfeste Gefängnisrevolte anzettelten. Die wenigen noch anwesenden Wachen waren verwirrt und erschreckt. Niemand schenkte Kerbal in seiner Sturmtruppenrüstung einen zweiten Blick und auch die beiden Male, als es nötig wurde, kam er mit einem gestohlenen Codezylinder durch. Schließlich war da nur noch die letzte Kontrolle. Der Zugang zum Hochsicherheitstrakt mit einem Wachmann hinter einer verstärkten Scheibe. Der Wärter war dahinter aufgesprungen und versuchte von seiner eingeengten Position aus etwas zu erkennen.


„Was ist passiert, was geht hier vor?!“

, fragte Kerbal den Mann gespielt panisch, aber eine Spur zu leise. Wie aus Versehen lehnte er sich näher zur Scheibe. Der Mensch lehnte sich seinerseits nach vorne, wohl um besser zu verstehen. Sein letzter Fehler, denn in diesem Moment hatte Kerbal bereits den Griff von Faiths Lichtschwert gehoben, an die Scheibe gedrückt und den Emitter gezündet. Eine leuchtend grüne Klinge schoss hervor, bohrte sich durch das verstärkte Transparistahl und durch die Stirn des Menschen, der ein ersticktes Keuchen von sich gab und zur Seite kippte. So schnell er konnte, führte der Sith die Klinge seitlich durch die Scheibe, bis er einen groben Kreis von etwa einem halben Meter Durchmesser ausgeschnitten hatte. Diesen rammte er dann mit der Schulter ins Innere. Eine dritte Sirene ging los, doch da hatte er bereits seinen Arm durch das Loch gestreckt und den Öffnungsmechanismus des Hochsicherheitstraktes betätigt.

Spätestens jetzt würde es zeitlich eng werden. Während sich die Tür noch öffnete, sprang er auch schon hindurch und spurtete zu Faiths Zelle. Nummer A-12, das hatte er sich gemerkt. Wie Commander Blaise zuvor, betätigte er den Öffnungsmechanismus und die Tür entriegelte sich. Einen Moment später stand er im Inneren.


„Ich bin hier, um dich zu retten. Kannst du laufen?!“

, schnappte Kerbal durch den Stimmenverzerrer in seinem Helm und sah auf Faith hinab, die sich auf ihrer Koje aufgesetzt hatte. Die Antwort auf seine Frage war negativ. Damit hatte er gerechnet. Hastig riss er sich den inzwischen halbleeren Rucksack vom Rücken und leerte ihn auf dem Boden aus. Eine weitere Sturmtruppenrüstung klapperte auf den schwarzen Bodenplatten. Rasch griff er sich die Rückenplatte und gab zwei Schüsse mit seinem E-11 darauf ab, sodass nun zwei schwarz verkohlte Löcher das Plastoid besudelten.

„Schnell, zieh das hier an. Jetzt sollte ich dich tragen können, ohne das es auffällt. Beeil dich, wir haben bestenfalls Minuten!“


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Nachdenklich schaute Mariam auf das Holo der Verhöraufzeichnung. Eine kleine, blaue Darstellung Kerbals, wie er die Jedi am Hals in die Höhe reckte spielte sich in Dauerschleife über ihrem Holoprojektor ab. Das Gesicht des Sith war verschwommen und unkenntlich, hatte er doch während der Aufnahme mit dem Rücken zur Kamera gestanden. Irgendetwas stimmte hier nicht, da war sich die Geheimdienstagentin sicher. Doch was? Bisher hatte sie ihren Finger nicht darauflegen können und mittlerweile war sie versucht an ihren Instinkten zu zweifeln.

Das Transskript der Unterhaltung lag auf ihrem Schreibtisch, abgedruckt auf zwei Seiten Flimsi. Mariam war den Text nun schon so oft durchgegangen, dass sie ihn beinahe auswendig konnte. Gouverneur Antares hatte sich abschätzig gegeben, die Jedi armselig, der Sith…sithig. Es waren keine neuen Informationen enthüllt worden, woraufhin der Gouverneur ungehalten reagiert hatte. Und doch war da eine Unstimmigkeit! Kurz bevor Kerbal der Jedi einen Schwall huttischer Beleidigungen an den Kopf geworfen hatte, hatte sie etwas gesagt, an dem im Transskript noch immer ein rotes Fragezeichen stand. Gesagt war vielleicht das falsche Wort. Gehaucht hatte sie es.

Zunächst hatte Mariam angenommen, dass dieses Wort – dieser Laut! – ebenfalls eine Beleidigung gewesen war. So ungehalten wie Kerbal reagiert hatte zumindest. Und tatsächlich, ‚Ahln‘ bedeutete so viel wie ‚Arschgeige‘ in einem südlichen
Shusugaunt-Dialekt. Doch warum sollte eine menschliche Jedi einen Sith auf shusugaunt beleidigen…und warum sollte er das auch noch verstehen? Nein, nach reiflicher Überlegung war Mariam zu dem Schluss gekommen, dass es keine Beleidigung gewesen war. Was also dann? Ein Name? Keiner der ihr bekannt war zumindest. Es war wirklich ein kleines Indiz, aber ein weiteres, das nicht so recht ins Bild passte.

Nachdenklich nahm Mariam die Analyseergebnisse der Lichtschwertgriffe zur Hand. Das Labor hatte die abgefeilten Fragmente der Schülerklinge als Rancorknochen identifiziert. Doch nicht nur das, eine tiefere Untersuchung hatte eingewachsene
Kyberfragmente enthüllt, die zusammen mit einer Analyse der chemischen Zusammensetzung ergeben hatten, dass der unglückliche Rancor sein Leben höchstwahrscheinlich auf Felucia gefristet hatte. Anschließend war es ein Leichtes gewesen die Piktogramme auf dem Griff als Dschungel-Felucianer zu identifizieren. Alienabschaum, wie sie es sich schon gedacht hatte. Zwar war Felucia technisch gesehen neutral und lag ganz in der Nähe des Sith-Raumes, in dem Kerbal seine Heimat angegeben hatte, doch war Felucia gleichzeitig eine Enklave IM Republikraum UND noch viel näher an Lianna, der Hauptwelt der Jedi. Zusammen mit der Beschaffenheit der technischen Teile ergab sich der einzige Fakt, von dem Mariam sich sicher war: Der Schüler führte eine Jediklinge! Sicherlich gab es eine unschuldige Erklärung dafür, doch war die Agentin weniger und weniger gewillt diese einfach so hinzunehmen.

Wenn sie nur herausfinden könnte, was da in Kerbals Lichtschwert so geklackert hatte! Die radiologische Analyse hatte das Bild eines flachen, rechteckigen Gegenstandes gezeichnet, der im Griff selbst ein wenig Bewegungsfreiheit gehabt hatte. Natürlich kannte Mariam sich so gar nicht mit Lichtschwertbaukomponenten aus, doch in den Griffen des Schülers und der Jedi hatte ein solches Teil gefehlt. Zusätzlich stimmten die Maße theoretisch auch mit einem Speicherchip überein… Wieder so viele Möglichkeiten dieses Phänomen auf unschuldige Weise zu erklären und wieder dieser Widerstand in Mariams Hinterkopf, dies einfach so hinzunehmen. Es war schier unerträglich, wie ein Juckreiz, den sie nicht Kratzen konnte!

Mit einem genervten Fauchen stand Mariam auf und drückte einen Knopf, der ihren Sekretär hereinrufen würde. Es war bereits spät am Abend, doch der Mann war wie sie selbst ein Arbeitstier. Dennoch brauchte er einen Moment, was ihr die Chance gab zu ihrem Bürofenster zu treten und nachdenklich einen Blick hinauszuwerfen. Draußen war es bereits dunkel und die Grünanlage unter ihrem Fenster lag im Schatten. Gegenüber, in einem weiteren Flügel des Verwaltungsgebäudes, brannte in den meisten Fenstern Licht. Nachdenklich biss Mariam sich auf die Unterlippe. Dann endlich klopfte es.


„Herein.“

, sagte sie und ihr Sekretär, Junior Operative Roszkowski, betrat den Raum. Der Mann war wohlgeformt und gebaut wie eine Betonmauer. Groß, breit und limitiert, was seine Reflexionsfähigkeit anging. Trotzdem ein guter Mann und vor allem nützlich. Hätte Mariam einen freundlichen Begriff für ihn finden müssen, hätte sie ihn am ehesten als Himbo bezeichnet.


„Ma’am.“

, sagte Roszkowski und salutierte unnötigerweise.

„Kommen Sie her, Roszkowski.“

, wies Mariam den Mann an, der artig wie ein Hündchen zu ihr ans Fenster trat. Er war sicherlich zwei Köpfe größer als sie, mit Oberarmen, die ihren Unterschenkeln Konkurrenz machten. Wie beiläufig schaltete sie die Holokamera des Raumes an.

„Würgen Sie mich, Roszkowski!“

Der Gesichtsausdruck des Mannes wäre wirklich zum Lachen gewesen, hätte Mariam dazu Lust gehabt. Stattdessen schnaubte sie.

„Rein dienstlich, das versichere ich Ihnen. Packen sie mich am Hals, etwa so“

Sie legte sich ihre eigene Hand an die Kehle, um es vorzumachen

„und dann heben Sie mich hoch. Ich klopfe gegen Ihren Unterarm, wenn es genug ist.“

Der Mann protestierte nicht weiter, sondern tat wie ihm geheißen. Er war stark und sie klein genug, dass Mariam einen Moment später etwa so an seinem ausgestreckten Arm hing, wie die Jedi es an dem Kerbals getan hatte. Im Namen einer guten Aufnahme nahm Mariam die unbequeme Pose einige Sekunden hin, wobei ihr durch den Kopf schoss, dass sie die nächsten Tage vermutlich einen Schal würde tragen müssen. Dann bedeutete sie Roszkowski sie abzusetzen und sog gierig frische Luft in die Lungen.

„Danke, Roszkowski. Und jetzt…“

Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment blühte eine gelb-orange Feuerblume in einem dunklen Fenster gegenüber auf. Einen Moment später gab es einen ohrenbetäubenden Knall und die Welt überschlug sich, als Roszkowski sich ohne Vorwarnung schützend auf sie warf.

„Uup-“

, machte sie ein zweites Mal diese Woche unfreiwillig, während überall im Gebäude Sirenen losgingen.


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Faith, Darth Kerbal

Dumpfes Grollen von Explosionen zerrissen die Stille und ließen den Boden erzittern, gefolgt von ohrenbetäubendem Sirenengeheul. Faiths Kopf dröhnte schmerzhaft und sie fühlte sich, als ob sie durch einen zähen Nebel lief, unfähig, ihre Gedanken zu ordnen. Die Glieder waren weiter schwer. Es war schwer zu sagen, ob der pochende Schmerz hinter ihren Schläfen von der Folter herührte, die sie über sich ergehen lassen musste, oder von dem plötzlichen Chaos, welches über den Ort hereingebrochen war. Was jedoch auch immer dort draußen geschah, es war gewaltig.

War das die Rettung, die sie sich erhofft hatte? Wie viel Zeit war vergangen? Tage? Oder nur Stunden? Die Isolation hatte an ihr genagt, alleingelassen mit ihren verwirrten Gedanken und den Schmerzen, die sich kaum aushalten ließen. Jeder Atemzug brannte in ihrer trockenen Kehle und an einem Punkt in ihrer Brust. Sie versuchte sich zu bewegen, doch selbst die kleinste Anstrengung ließ sie zurück auf ihre Zellenpritsche sinken. Ihre Sinne waren abgestumpft, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Als die Zellentür plötzlich zischend aufsprang, war Faith sich nicht sicher, ob sie halluzinierte. Ein Sturmtruppler trat durch die Tür, das Gewehr kampfbereit. Er war breit gebaut und groß. Die Augen, hinter den schwarzen Sichtfenstern des Helmes verborgen, ruhten auf ihr. Die Szenerie wirkte surreal, wie ein Albtraum, aus dem sie nicht erwachte. Was ging hier vor? War er geschickt worden, um sie zu töten? War das alles hier vielleicht nur ein weiterer Trick ihrer Folterknechte, um ihren Geist endgültig zu brechen? Sie drückte sich instinktiv zurück, bis ihr Rücken die kalte Wand der Zelle berührte, auch wenn dies weitere Schmerzen bedeutete, und beobachtete den maskierten Soldaten mit einem misstrauischen Blick.

Seine Stimme, dumpf und verzerrt durch den Helm, riss sie aus ihrer Lethargie. Ihre Augen verengten sich und sie starrte den Sturmtruppler an, unfähig zu begreifen, was er gerade gesagt hatte. Retten? Warum sollte ein imperialer Soldat sie retten? Ihr Herz schlug gegen ihre Brust, während in seinem Inneren Verwirrung, Misstrauen und Hoffnung erbittert gegeneinander kämpften
.

„Was?“, murmelte sie, ihre Stimme trocken und brüchig. „Wer bist du?“

Entgegen besseren Wissens versuchte sie erneut, sich aufzurichten. Irgendetwas war seltsam. Der allgegenwärtige Schmerz, den sie in ihren Beinen gespürt hatte, war nicht mehr da. Die Padawan sah an sich hinab, während sie versuchte, ihre Zehen zu bewegen. Es tat sich nichts. Sie saß da, ihr Rücken an die Wand gelehnt, der Unterkörper schlaff auf der Pritsche verharrend.

„Ich kann nicht", schluchzte sie geschockt. „Ich spüre nichts … ich spüre meine Beine nicht!“

Der Sturmtruppler zog einen Rucksack von seinem Rücken und begann, ihn vor der halb benommenen Faith auszuleeren. Teile dessen, was sie als Sturmtruppenrüstung identifizieren würde, fielen zu Boden. Ihre Schultern zuckten erschrocken, als der in Weiß gerüstete Mann unvermittelt seinen Blaster erhob und auf eine der Rüstungsplatten feuerte. Ihr benebelter Verstand kämpfte unablässig darum, die Situation zu erfassen. Ihr Blick wanderte zu einem Zylinder an seinem Waffengürtel. Ihr Lichtschwert! Sie hatte es nicht mehr gesehen, seit man es ihr im Ring von Kafrene gestohlen hatte.

Arlen?“, flüsterte sie schwach, mehr ein Gedanke als eine tatsächliche Frage. Inzwischen hatte sie die Hoffnung aufgegeben gehabt und das Zusammentreffen von ihr und Kerbal als wahnhafte Phantasie abgetan, die sich ihr Gehirn ausgedacht hatte, um sich abzuschirmen. War er wirklich zurückgekehrt, um sie zu befreien? Der Sturmtruppler zuckte nicht einmal bei der Nennung des Namens. Vielleicht hatte er sie nicht gehört, oder vielleicht war er zu konzentriert, um darauf zu reagieren. Faith tat wie befohlen und zog die Brustplatte an, ihre Bewegungen jedoch langsam und mühselig. Ihre Arme fühlten sich an wie Blei und ihr Atem ging schwer. Sie zwang sich jedoch, weiterzumachen.

„Hilf mir mit den Beinen, bitte“, murmelte sie schwach, während sie sich – das Gesicht schmerzverzerrt – vorlehnte, um die durchlöcherte Rückenplatte befestigen zu können.

Nachdem die Rüstung angelegt war, hob er sie mit überraschender Leichtigkeit hoch und warf sie sich über die Schulter. Faiths Welt kippte und sie fühlte, wie der Boden unter ihr verschwand. Er brachte sie in eine Position, die glaubhaft eine verlerzte Kameradin imitierte. Sie lehnte erschöpft ihren Kopf gegen seine gepanzerte Schulter, während ihre Gedanken weiter rasten. Die Art, wie er sie hielt, die Energie, die von ihm ausging – es konnte keinen Zweifel geben. Es war Arlen.

Die Erkenntnis brachte jedoch keine Erleichterung, sondern eine Welle der Unsicherheit und der Schuldgefühle. Was er hier tat, brachte ihn in unglaubliche Gefahr. Mit all ihrer verbliebenen Kraft klammerte sie sich an ihn. Um ihm das Tragen zu erleichtern, aber auch, um sich selbst Sicherheit an seiner Schulter zu wiegen und, um ihre Dankbarkeit in Stille auszudrücken. Während er sich in Bewegung setzte, versuchte Faith den Kopf zu heben, um etwas von ihrer Umgebung zu erkennen. Schmerzen in ihrem Nacken zwangen sie allerdings dazu, den Versuch aufzugeben. Alles, was sie sah, war das Blitzen von roten und weißen Lichtern, flackernde Schatten und Andeutungen von Bewegung – andere Soldaten, zumindest allerhand Personen, die zwischen den Flammen umherliefen. Sie versuchte sich einen Eindruck zu verschaffen, von der Umgebung, in der sie gehalten wurde. Es musste eine Art Gefängnis gewesen sein. Arlen schien sich schnell zu bewegen, trotz ihrer Last. Sie spürte die Erschütterungen seiner Schritte und die Vibrationen seines Atems, die unter der verzerrten Stimme des Helms verborgen waren. Er hielt kurz inne, als sie durch eine Gruppe von Soldaten gingen, die offenbar mit etwas anderem Beschäftigt waren, um sie genauer zu betrachten. Faith glaubte, ihn etwas sagen zu hören, aber die Worte gingen im Lärm unter. Immer wieder sorgten die Schmerzen dafür, dass sie fast automatisch in eine schützende Heilungstrance verfiel.

Irgendwann, und sie hätte niemals sagen können, wie viel Zeit vergangen war, spürte sie kühle Luft. Es musste Freiheit bedeuten. Sie waren draußen. Irgendwie hatte er es geschafft.


„Bist du wirklich hier, Arlen?“, murmelte sie und sah seinen Helm an. „Du bist so mutig. Chesara hatte Recht, dich zum Ritter zu machen und meine Ausbildung aufzugeben.“

Sie klammerte sich wieder an seine Schulter.

[ Kelada | Colina | Gefängnis | Auf dem Weg in die Freiheit ]
Faith, Darth Kerbal
 
Kelada - Kelada City - Colina - Seitengasse in der Nähe des Marktplatzes - Straßensperre - Darth Angelus, Shiqjat, imperiale Soldaten, Gefangene

Darth Angelus taumelte noch immer nach der gewaltigen Erschütterung, die ihn mit der Wucht eines Stromschlags traf und erschütterte. Die Aura, die ihn nun umgab, war wie elektrisch geladen, als der Sith-Krieger den Truppentransporter noch immer als Stütze benutzte, um sich auf den Beinen zu halten. Doch das Zucken seiner angespannten Muskeln verriet die Wut, die in ihm loderte. Ebenso wie grünen Augen des Kriegers, die in solchen Situationen normalerweise rot aufleuchteten. Denn plötzlich verfärbten sie sich in ein unheimliches Gelb, als ob in seinem Innenleben ein radioaktiver Sturm aufgezogen wäre, der seine wahre Natur für einen Augenblick entblößte. Die hastigen Befehle zur Exekution, die er eben noch in Ekstase hinausgerufen hat, prallten an den Soldaten für einen Moment ab. Erst als Darth Angelus hastig aus- und einatmend langsam wieder die Kontrolle erlangte und der radioaktive gelbe Ton aus seinen Augen schwand, gelangte er wieder ins Hier und Jetzt. Mit einem wütenden Knurren stieß sich der Krieger mit einer martialischen Wucht von der Metallhülle des Vehikels ab, um in einer fließenden Bewegung wieder vor die Soldaten zu treten, denen zwar eine gewisse Verunsicherung ins Gesicht geschrieben stand, aber deren Augen ihn gebannt fixierten. Selbst in diesem augenscheinlichen Moment der Schwäche schien sein Charisma und seine Aura dafür zu sorgen, dass ebenjener Moment sich zu Vorteil für ihn ummünzte.

"Worauf wartet Ihr? Exekutiert diesen verräterischen Abschaum! NA LOS!"

Seine klare Stimme schlug wie Peitschenhiebe durch die Luft und schließlich nickte die
blonde Offizierin, die neben ihm stand und ihm vorhin noch dabei helfen wollte, sich auf den Beinen zu halten. Mit einer autoritären Handgeste wies sie ihre Soldaten an, den Befehl auszuführen. Während die Gefangenen also aufgerichtet wurden und sich die Soldaten positionierten, kreisten die Gedanken und Machtsinne des Sith um das, was ihm eben widerfahren ist. Noch nie hatte er etwas dergleichen gespürt. Dieser Schlag, der ihm aus heiteren Himmel traf und seinen gesamten Körper beben ließ; was auch immer er zu bedeuten hatte - wahrscheinlich war es nichts Gutes.

Noch immer verschwommen nahm er die Blastersalven des spontan und durch ihn eigenmächtig einberufenen Exekutionskommandos wahr, die die Dunkelheit der Nacht erhellen ließen. Doch die Schüsse hallten nur gedämpft in seinem Bewusstsein wider, als ob sie an einer unsichtbaren Wand abprallten. Darth Angelus war beileibe nicht im Hier und Jetzt. Der Moment, das Chaos, die Schreie, die Kommandos der Soldaten um ihn herum – all das lag nun in weiter Ferne. Auch die Stimme der
Offizierin schienen an einer Wand abzuprallen, jedoch nahm er ihre Worte intuitiv auf und folgte ihr in den Truppentransporter, der sich daraufhin in Bewegung in Richtung des Wohnviertels setzte, in dem die übrigen aufrührerischen Nichtmenschen lebten.

Der Krieger stand über den sitzenden Soldaten und blickte aus der Sichtluke. Mehr Soldaten und lokale Sicherheitskräfte hatten sich ihnen angeschlossen und das dumpfe Grollen der Antriebe durchbrach die Nachtruhe des heruntergekommenen Viertels in Colina, als die Transporter schließlich zum Stillstand kamen und Angelus mit einem eleganten Satz aus der Luke trat. Die
Soldaten stürmten um ihn herum aus den Transportern und schwärmten aus, sicherten das Viertel ab, positionierten Schützen und riegelten sämtliche Fluchtrouten ab. All das geschah so schnell, dass die Anwohner gar keine Chance mehr hatten, auf welche Art und Weise auch immer zu reagieren.

Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen posierte der Sith vor den Transportern, flankiert von der blonden
Offizierin und drei ihrer Soldaten, während sie dabei zusahen, wie die anderen Truppen in das Gebäude drangen und mehrere Blasterschüsse aus diesem hallten, ebenso wie lautes Gebrüll. Mit einer finsteren Geduld warteten sie, während die Soldaten die Gefangenen allmählich aus dem Block zogen.

„Lord Angelus...“

Die
Offizierin begann mit einem nüchternen und respektvollen Ton, während ihr Blick auf den Sith-Krieger gerichtet war, dessen nun merklich trübe grüne Augen sie fixierten.

„Ich halte es für angemessen, die Elemente vorerst in Gefangenschaft zu nehmen. In Verhören könnten sie sich als wertvolle Informationsquellen erweisen, um weitere Zellen aufzudecken. Besonders nach dem jüngsten Anschlag im Industriegebiet könnte ihr Wissen Gold wert sein. Der Governor wird Euch gewiss dankbar sein.“

Sie hielt inne, die Bedeutung ihrer Worte in der angespannten Luft spürbar. Eine Gruppe von
Soldaten passierte sie nun, die gesicherte Waffen und anderweitige Kampfmittel in die provisorische Zentrum des Einsatzes trugen. Ein wölfisches Lächeln zuckte nun auf den Lippen des Kriegers auf. Anscheinend war es ein Volltreffer. Er hatte ihn seiner impulsiven Ungeduld einmal mehr erzwungen.

"Natürlich, Lieutenant. So wie es aussieht, haben wir ins Schwarze getroffen. Jedoch behalte ich es mir vor, einen Gefangenen aus der Masse zu nehmen und ein Exempel zu statuieren. Es gibt immer Augen, die auf uns gerichtet sind - auch fernab dieses Planeten - , und es ist an der Zeit, dass sie wissen, was passiert, wenn man sich gegen uns stellt. Verstehen Si....-"

Der Krieger fuhr plötzlich um sich, als ein Untergebener des Governors eintraf und Angelus' Erscheinen im Verwaltungssitz erbat.


Kelada - Kelada City - Colina - aquatisch bewohntes Viertel - Darth Angelus, Shiqjat, imperiale Soldaten, Gefangene
 
[Kolonien | Kelada-System | Kelada] Tha‘klen


Die Zeit verflog für hen wie im Flug. Nicht dass nichts Spannendes passierte, zwischen dem Besuch beim Gouverneur und der Aufenthalt im Gefängnis fand hen genug Action für zwei Leben. Trotzdem verwusch all dies zu einer Art Hintergrundrauschen. Einzelne Flecken auf einem Teppich aus Training und Übungen. Hens Meister legte besonders viel Wert auf das Training von hens Machtsinn sowie seinen Lichtschwerttechniken. Außerdem hatte Arlen es für wichtig Gefunden hen in der Technik Verschleierung zu Unterrichten. Also verbrachte der Verpine alle Zeit, die er hatte, damit sein Lichtschwert zu Trainieren oder aber zu Meditieren.

Insbesondere letzteres gefiel dem Verpinen gut. Das Meditieren über den Kodex der Jedi und das Gefühl von innerem Gleichgewicht, dass hen dabei verspürte brachte dem sonst doch nervösen Verpinen Ruhe und Frieden trotz der Aufgaben, die vor hen lagen.

Die Imperialen hatten es geschafft eine ehemalige Mitschülerin seines Meisters auf dem Sklavenmarkt zu kaufen, also würden Sie die Jedi heute Nacht aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Colina befreien. Umständlich wegen des Rucksackes auf dem Rücken seines Meisters festgekrallt flatterte der Padawan nun also mit seinen Schwingen während der Sith aus dem Zeta-Shuttle sprang um auf dem Dach des Kontrollturmes des Gefägnisses zu landen. Schnell kletterte hen vom Rücken seines Meisters und machte sich an dem kleinen ID 10 Droiden zu schaffen, den der NRGD für hen besorgt hatte.

Während Arlen sich um die Sprengung ihres Quartiers im Gouverneurspalastes und dem Eindringen in den Kommandoturm kümmerte, aktivierte Tha’klen den Droiden. In den Persönlichen Dingen von Faith hatten sie auch einen Droidenspeicherchip gefunden, alles was von dem ehemaligen Astromech Zweibein übrig geblieben war. Also hatte hen aus dem ID10 und den überresten einer RK-1 Sonde einen Repulsorbetriebenen ID 10 Droiden gebastelt und ihn mit dem Erinnerungschip des Astromech ausgestattet.

„Also gut, Zweibein. Wir holen jetzt deine Meisterin hier raus. Folg mir runter in den Turm und dann hackst du dich in das Kontrollsystem des Gefägnisses verstanden?“

Hens Meister half dem Verpinen durch das gesprengte Fenster und der kleine Droide kam mit einem Summen hinterhergeschwebt.

„Ich werde Versuchen den Alarm im Hochsicherheitstrakt solange es geht aufzuhalten und Verwirrung zu stiften. Wir sehen uns unten. Möge die Macht mit euch sein, Meister.“

Dann war Arlen bereits verschwunden. Zweibein hatte sich bereits ins System eingeklinkt und fing an die Türen in den niedrigeren Sicherheitsbereichen zu deaktivieren und sämtliche Zellentrakte aufzuschließen. Nicht nur hatten Sie gerade ein Raumschiff auf die Garnison geworfen und es gesprengt, Sie würden auch noch einen Ausgewachsenen Gefängnisaufstand anzetteln.

„An alle Insassen, bleiben Sie nicht ruhig und bleiben Sie nicht in Ihren Zellen. In wenigen Sekunden werden alle Sicherheitseinrichtungen außer Kraft gestellt. Macht was draus. Tod dem Imperium“

Das sendete der Verpine in sämtliche Lautsprecheranlagen des Gefängnisses, während er selbst den Alarm in den Hochsicherheitstrakt umleitete, damit dort unten so spät wie möglich jemand rausfand was passierte. Dann sandte er den Response Gruppen der Garnison fehlerhafte Daten zu und scrambelte den Lebensform Scanner im Gesamten Komplex. Sollten die Imperialen mal versuchen raus zu finden wer sich wo aufhielt.

Zweibein Chirpte in Tha’klens Ohren, sämtliche Sicherheitsbereiche die sie in kurzer Zeit außer Kraft setzen konnten waren in größtmögliches Chaos gestürzt, es wurde Zeit zu verschwinden. Fröhlich mit den Antennen chirpend warf Tha’klen sein Detopack auf die Kontrollkonsole und sprang mit einem Machtverstärkten Satz, so gut hen es eben konnte aus dem Fenster des Kontrollraumes. Mit seinen mickrigen Machtsprüngen mochte der Padawan nicht weit kommen, aber hen hatte herausgefunden, dass dank der Macht hens Flügel, die sein Lebtag nicht in der Lage gewesen waren, hen zu tragen, jetzt für einen Gleitflug ausreichend waren. Nachdem hen also auf dem nächstbesten Dach gelandet war schlug der Verpine mit den Flügeln um die Rückenplatte seiner Sturmtruppenrüstung los zu werden und setzte sich in bewegung. So hüpfte, kletterte und glitt der Verpine über die Dächer des Gefängnisses und landete schließlich in einer Seitengasse wo sie vorab einige Speederbikes abgestellt und versteckt hatten.

Hen riss sich die schlecht sitzende Sturmtruppen Rüstung vom leib und begann die Speeder vom Müll mit dem sie sie getarnt hatten zu befreien und die Repulsoren anzuwerfen. Hoffentlich war Arlens Teil des Planes genauso gut gelaufen und Tha’klens Meister traf bald hier ein.



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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Colina / Gefängnis / Hochsicherheitstrakt / Zelle A-12 ] Kerbal und Faith

Kerbal ignorierte Faiths halb-luzides Gemurmel, während er ihr half die Rüstung anzulegen. Fast hätte er gezuckt, als sie ein weiteres Mal seinen Namen aussprach. Hoffentlich war es leise genug gewesen, sodass die Kamera ihn nicht aufgeschnappt hatte. Fast war er versucht sie mit Hilfe von Malacia zu lähmen, entschied sich jedoch dagegen. Wenn, dann war das Kind bereits in den Brunnen gefallen und falls Faith sich dazu entschied sich zu wehren, würde ihn das im besten Fall wertvolle Sekunden und schlimmstenfalls seine Tarnung kosten.

Gemeinsam legten die beiden Jedi Faiths neue Kleidung in Rekordzeit an und Kerbal legte sie sich wie eine Verletzte über die Schulter. Innerlich zuckte er zusammen, wie leicht sie geworden war. Dann spurtete er auch schon zurück in Richtung des Ausgangs. Am Eingang des Hochsicherheitstraktes lief er schon der erwarteten Verstärkung in die Arme. Das war knapp gewesen!


„Sie ist dahinten! Die Jedi bricht aus!“

, fuhr Kerbal die verwirrten Soldaten an, die innegehalten hatten, um die zerstörte Transparistahlscheibe einzuschätzen. In dem Chaos glaubten sie seine Verkleidung und ließen ihn ohne Beanstandungen durch, während sie selbst tiefer in den Hochsicherheitstrakt vordrangen. Den Weg zurück verordnete Kerbal später als einige der stressigsten Minuten seines Lebens. Nicht um seinetwillen, sondern wegen Faith. Sie war so nah an der Freiheit, doch würde die Flucht in dem Moment vorbei sein, da sie entdeckt wurden. Doch wie auf dem Hinweg, öffnete die Sturmtruppenrüstung ihm auch die wenigen noch verschlossenen Türen und Schleusen. Und schließlich war da der Ausgang, oder – besser gesagt – der Weg hinaus.

Im Laufschritt ließ Kerbal die Tür, die auf den Landeplatz hinausführte, hinter sich und eilte den geschotterten Weg entlang. Der dunkle Himmel wurde erhellt von Flammen und die Szenerie war bei weitem nicht so dunkel, wie er gehofft hatte. Finster und bedrohlich ragte dafür der Gefängniskontrollturm über ihnen auf. Faith, wohl Freiheit witternd, wählte genau diesen Moment, um einen rührseligen Kommentar in seine Richtung abzugeben. Unwillig brummte er als Antwort.


„Halt den Schnabel, Faith. Noch sind wir nicht raus.“

, sagte er nicht unfreundlich, doch verschnellerte seine Schritte noch. Dann explodierte die Spitze des Kontrollturms ohne Vorwarnung und orange Funken begannen um sie herum niederzuregnen. Unter seinem Helm grinste der Sith. Er wollte wirklich nicht in der Haut des armen Teufels stecken, der morgen früh dem Gouverneur einen Bericht darüber abgeben musste, was genau alles während der Nacht explodiert war.

Schließlich erreichte Kerbal den Zaun des Landefeldes. Natürlich war auch das noch nicht der äußerste Perimeter, doch wenigstens so nahe daran, wie man von hier aus kommen konnte. Ein weiteres Mal zückte er Faiths Lichtschwert und schnitt mit zwei raschen Schlägen ein dreieckiges Tor in den Maschendraht. Dann kam ein Minenfeld, das er mit einem machtverstärkten Satz überwand. Schließlich die Außenmauer. Zischend versenkte er die grüne Klinge in dem Durabeton der Mauer, um ihnen eine Tür zu improvisieren, doch in diesem Moment war ihr Glück aufgebraucht. Ein Blaster heulte und reflexartig duckte sich Kerbal. Dies war genug, um einen sauberen Schuss ins Herz zu verhindern, nicht jedoch um nicht getroffen zu werden. Ein glühender Scherz bohrte sich durch seine linke Schulter, als rotes Plasma sich mit minimalem Zögern durch die weiße Rüstung fraß und dann Vernichtung durch sein Fleisch sandte.


„AHAahh…“

, machte Kerbal, als Körperflüssigkeit und weiches Gewebe von einem Moment auf den anderen verdampft wurde und eine sekundäre Gasexplosion durch seinen Arm sandte. Die Wunde zischte und dampfte, als umliegendes Fleisch in seinem eigenen Saft geschmort wurde. Abseits des ersten Schockmomentes war der Schmerz erträglich, während ein adrenalingesättigter Hormoncocktail ihn einfach funktionieren ließ. Spontan umdisponierend deaktivierte Kerbal die Klinge wieder und sandte sich, Faith noch immer über seinen Schultern, in einem enormen Machtsprung in die Höhe. Ein zweiter Schuss des Scharfschützen heulte. Doch der ging fehl, als sie einen Herzschlag später über die Mauer segelten. Kerbal hatte eigentlich verhindern wollen, offensichtliche Machtkräfte anzuwenden, doch sei‘s drum.

Auf der anderen Seite der Mauer spurtete Kerbal in die nächste Seitengasse, wo Tha’klen bereits auf ihn wartete. Zu seiner maßlosen Erleichterung sah der:die Verpine unverletzt aus. Zumindest soweit er das unter der hen großzügig verbergenden Stoffkleidung erkennen konnte. Tha’klen hatte die Wartezeit genutzt, hens eigene Sturmtruppenrüstung bereits in einem Bündel verstaut und die Speederbikes freigelegt.

Faith war in keiner Verfassung zu fahren – Kerbal auch nicht, aber da musste er durch – also setzte er sie im Damensitz vor sich auf das Bike. Die Arme um sie gelegt, um steuern zu können, fuhr er los, Tha’klen dicht hinter ihm. Ein letztes Detopack, hinter der nächsten Ecke gezündet, und die zurückgelassenen zwei Bikes gingen in Flammen auf. Dann galt es nur noch zu fahren. Im Zweierkonvoi verließen sie Colina Richtung Süden, wo wie dann erst richtig Gas gaben. Die Bikes beinahe ausfahrend schlugen sie einen weiten Bogen um die Stadt und sausten dann wieder gen Norden. In die Richtung, in der sie den 93-B vor einigen Tagen losgeschickt hatten. Spätestens nach seinem abschließenden Machtsprung rechnete Kerbal fest damit, dass Antares das Alibi würde zumindest prüfen lassen. Sie würden sich also ranhalten müssen.

Dies war jedoch leichter gesagt als getan. Nach vielleicht zwanzig Minuten bemerkte Kerbal, wie seine Adrenalinlevels langsam wieder abflauten, was mit einem stetig stärker werdenden Schmerz in seiner Schulter einherging. Sterne tanzten vor seinen Augen, doch er zwang sich dazu einfach weiterzufahren, während er einen Teil seiner Konzentration abzweigte und darauf verwendete, heilende Energie durch seine Schulter zu jagen. Spätestens jetzt war er heilfroh, dass er die Technik zusammen mit Tha’klen geübt hatte.

Eine gefühlte Ewigkeit später wurden die Bikes endlich langsamer. Etwa dreihundert Klicks nördlich von Colina, vor einem in einem Felsmassiv versteckten Höhleneingang hielten sie an und stiegen ab. Beinahe stürzte Kerbal, schaffte es jedoch Faith stolpernd in die Höhle zu tragen, wo Vorräte und ein vorgeschichtetes Lagerfeuer bereits auf sie warten. In Sekunden brannte das präparierte Holz und endlich zog Kerbal den Helm von seinem schweißgetränkten Kopf. Erschöpft, aber triumphierend grinste er Faith an, die ihr Gesicht ebenfalls entblößt hatte. Mit rauer Stimme sagte Arlen:


„Das war doch mal eine Rettung, was?“

Mit den zitternden Fingern ausschließlich seiner rechten Hand zog er eine kleine Spritze von seinem Gürtel und spritzte sich den Wachmacher direkt in den Hals. Das Zeug trat wie ein Pferd und ermöglichte es ihm, sich wieder in eine einigermaßen sitzende Position zu bringen.

„Hier, das gehört dir, glaube ich. Danke für’s Ausleihen.“

, sagte er, nahm Faiths Lichtschwert vom Gürtel und ließ es, samt einer zweiten Spritze, zu ihr hinüberschweben.

„Wie geht es deinen Beinen? Ich hab noch ein bisschen Heilung die ich leisten kann, aber ich fürchte, ich muss mir selbst auch ein bisschen neues Fleisch wachsen lassen. Tha’klen, bist wenigstens du unverletzt?“

, fragte er den:die Verpine:n, während er selbst damit begann, das verkohlte und in sein Fleisch geschmolzene Schulterstück der Rüstung herunterzuporkeln. Diese verdammen Sturmtruppenrüstungen hielten aber auch wirklich gar nicht aus!


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / 300 Klicks nördlich von Colina / Höhle ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
[ Kelada | 300 Klicks nördlich von Colina | Höhle ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Faiths Welt bestand in diesem Moment aus Schmerz und Erschöpfung, die von wirren Gedankenstürmen durchzogen wurden. Die letzten Stunden und Tage hatten alles an ihr ausgelaugt. Ihre körperliche Verfassung war nur noch ein Schatten dessen, was sie vor der Gefangennahme war. Die Isolation, die Folter, nun die Flucht, das alles lag schwer auf ihr. Die Höhle, in die sie nun gebracht worden war, fühlte sich surreal an. Zunächst dachte sie, dass sie träumte oder fantasierte. Doch das Knistern des Feuers nahm sie bewusst war. Es war angenehm und beruhigend. Sie spürte, wie die Wärme sie in das Hier und Jetzt zurückholte, während Arlen sie sanft auf den Höhlenboden legte.

Es war der erste Moment, in dem sie kurz durchatmen konnte. Sie fühlte die rauen Felswände um sich herum, die schützende Dunkelheit und die wärmenden Flammen. Es war vorbei – zumindest vorerst.

Faith beobachtete aus ihren blutunterlaufenen Augen, wie Arlen den eigentlich weißen und nun rußgeschwärzten Helm abnahm. Sein Kopf glänzte vor Schweiß. Er warf ihr ein erschöpftes, aber triumphierendes Lächeln zu. Wie konnte er nach all dem noch so wirken, als hätte er die Situation unter Kontrolle? Sie konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln und dabei eine Mischung aus Dankbarkeit und leiser Bewunderung für ihn zu empfinden.


„Das war … eine Rettung“, murmelte sie und unterdrückte ein Lachen, das sie zum Husten brachte. Es erinnerte sie an den Schmerz und die Müdigkeit. Sie legte ihre Hände an die Kinnpartie des Helmes, um ihn von ihrem Kopf zu ziehen.

„Nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte. Seit wann hast du so einen Drang zur Dramatik?“

Ihre Stimme war kaum mehr als ein raues Flüstern. Als ihr Lichtschwert durch die Luft schwebte und sanft vor ihr auf dem Boden landete, streckte sie schwach ihre Hand danach aus und ergriff es, als wäre ein verlorenes Stück ihrer Selle zu ihr zurückgekehrt. Sie spürte die Kälte des Metalls in ihren Fingern, umschloss es und hob es auf ihre gepanzerte Brust. Für einen Moment fühlte sie sich wieder komplett. Aber die Illusion hielt nicht lange. Die zweite Spritze, die Arlen neben ihr ablegte, ließ sie innehalten, ehe sie die Schulterbefestigungen ihres Brustpanzers löste und ihren Oberkörper mühsam daraus befreite. Mit zusammengekniffenen Lippen schlug sie sich die Nadel oberhalb des Schlüsselbeins ins Fleisch.

„Meine Beine …“ Ihre Stimme brach ab und sie senkte den Blick. Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie wollte schreien, weinen oder irgendwie ihre Gefühle zum Ausdruck bringen – aber es kam nichts. Ihre Finger glitten vorsichtig über ihre Oberschenkel, doch es war als würde sie jemand fremdes berühren.

„Ich spüre nichts“, flüsterte sie schließlich und schloss die Augen für einen Moment, bevor sie den Kopf hob und Arlen einen Blick zuwarf, der inzwischen damit begann, das verkohlte Schulterstück seiner Rüstung von der verbrannten Haut zu lösen. Der Anblick ließ einen Knoten in ihrer Brust wachsen, gefüllt aus Schuldgefühlen und Mitleid. Es war ihre Schuld, dass er in dieser Situation steckte. Sein Gesicht war tapfer, eine Maske aus Schmerz und Entschlossenheit.

Arlen …“ Ihre Stimme war weiter leise, fast ein Flüstern. Sie wollte ihm danken, ihm sagen, wie viel es ihre bedeutete, dass er sie gerettet hatte. Doch die Worte kamen nicht. Es gab keine Worte, die die Schwere der Bedeutung gerecht übermitteln konnten. Stattdessen starrte sie ihn kurz an, ihre Augen schwer vor unausgesprochenen Gefühlen.

„… lass mich dir helfen.“

Mit verzogenem Gesicht richtete sie ihren Oberkörper auf, legte ihre Hände auf Arlens Schulter und begann vorsichtig die verkohlten Panzerungsstücke von seinem roten Fleisch zu lösen. Soweit es ihr möglich war, nutzte sie die Macht, um seine Schmerzen zu lindern. Ihre fehlte die Energie, um das volle Potential ihrer Machtheilung einzusetzen, aber sie war entschlossen, jedenfalls so viel zu tun.

„Weiß du, ich war mal die Padawan der begabtesten Jedi-Heilerin der Galaxie“, flüsterte sie, warf ihrem ehemaligen Mitschüler ein mildes Schmunzeln zu und blickte ihm seitlich in die Augen. „Vertrau mir einfach. Gib mir das Wasser, bitte.“

Zunächst nahm sie einen kleinen Schluck aus dem Wasserkanister. Ihre Lippen brannten vor Trockenheit und ihr Rachen schmerzte beim Schlucken. Sie musste sich zügeln und nicht zu viel auf einmal wollen. Zum Glück war sie eine Jedi-Padawan. Mäßigung und Selbstkontrolle war Teil ihrer Ausbildung gewesen. Nachdem sie ihre Lippen mit der wohltuenden Flüssigkeit benetzt und ihren Mundinnenraum befeuchtet hatte, nutzte sie das Wasser, um Arlens Wunde an den Stellen leicht auszuspülen wo es notwendig war, um anschließend weiter eingebrannte Rüstungsteile zu entfernen.

Während sie Arlen so gut es ging half, wanderte ihr Blick schließlich zur dritten Gestalt in der Höhle. Ein:e Verpine, dier vor den Gefängnismauern mit zwei Speederbikes auf Arlen und Faith gewartet hatte. Dier war Arlens Komplize und das war alles, was sie wissen musste, um diem zu vertrauen. Die Motive oder die Beziehung zu Arlen war unbedeutend. Söldner, Freund, Verbündeter – in dieser Höhle war dier auf Faiths Seite und das war das wichtige.


„Wer bist du?“, fragte sie dien Verpine. In diesem Moment bemerkte sie einen repulsorbetriebenen ID-10 Droiden, dessen mittleres, rotes Auge heiter über dies Schulter lugte und sachte mit einem Greifarm winkte. Sein Verhalten kam ihrem Unterbewusstsein irgendwie bekannt vor, aber vermutlich hatten viele Droiden denselben Schaden in ihrer Persönlichkeitsmatrix.

„Danke“, sagte sie schließlich und war ein Lächeln in die Richtung dies Verpinen. „Euch beiden. Ich schulde euch mein Leben.“
Eine Träne floss ihrer Wange entlang, während sie dem Drang nachgab, Arlen zu umarmen, ungeachtet seiner Verletzung.
„Danke“, wiederholte sie schlurchzend. Sie drückte ihn fest - wahrscheinlich zu fest - und legte ihren Kopf auf seine unverletzte Schulter.
Arlen. Du stinkst nach Schweiß.“

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Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen
 
Kelada - Kelada City - Colina - Kelada Now Studio - Lüftungssystem - Darth Angelus


Während sich der Krieger lautlos daran machte, die metallenen Lüftungsschachte des Studios zu durchqueren, vernahm er die verschwommenen Redefetzen unter sich. Seine Machtsinne hatten die Lage unlängst analysiert, nachdem er sich per Shuttle vor 5 Minuten über das Dach Zugang verschaffen hatte. Noch auf seinem Weg zur Unterredung mit Governor Antares hatte er das Notsignal einer lokalen Sendestation empfangen; offenbar hatten sich Widerständler bewaffnet Zugang verschafft und eine imperiale Übertragung abgefangen und umgeleitet. Lieutenant Blade, die ihn mit ihrer Einheit auch jetzt begleitete, hatte auf dem kurzen Flugweg in das Randgebiet Colinas zudem irgendetwas von einer Nachrichtensperre geredet, die diese Rebellen umgingen. "Die Rebellen umgehen eine Nachrichtensperre" lauteten jedenfalls ihre Worte. Ebenso war von einem Einbruch in ein Gefängnis die Rede, der wohl kurz vorher erfolgte. Die Soldaten, lokale Sicherheitskräfte und Einheiten der KOMENOR hatten das Gebäude jedenfalls unlängst unauffällig umstellt. Sie würden gemeinsam mit dem Sith zuschlagen. Er hielt die Kontrolle über das gesamte Szenario somit fest in seinen Händen.
Darth Angelus, ganz im Hier und Jetzt, setzte aufmerksam und still einen Fuß vor den anderen, während er sich stetig an sein Ziel heranschlich. Durch seine Machtsinne wusste er, dass sich die feindliche Gruppierung auf dem Set der Show befand. Er zählte fünf von ihnen und lauschte den Worten ihres Anführers, der unlängst begonnen hatte, seine antiimperiale Tirade in die Kameras zu spucken.

Die Gedanken des Sith kreisten längst nicht mehr darum, wie er diese Situation lösen, sondern wie er diese zu seinem Vorteil nutzen würde, um seine jüngsten Erfolge in Colina noch zu unterstreichen. Es war eine Gelegenheit, die sich ihm wie auf einem Silbertablett förmlich anbot - schmackhaft und bereit, dass er danach zugriff. Darth Angelus spürte die subtile, fast köstliche Vorfreude in seinem Inneren, als er sich mehr und mehr den dunklen Machtströmen in seinem Inneren hingab, ehe er sein Ziel erreichte. Durch die Öffnung des Lüftungsschachts hatte er eine perfekte Sichtlinie auf das Geschehen, dass sich mehrere Meter unter ihm abspielte. Der
massive Nichtmensch, dessen tiefe Stimme die ganze Zeit schon durch die Halle hallte, hatte sich vor einem Gefangenen positioniert; einem imperialen Soldaten und Offizier, dem Rangzeichen auf der Uniform nach ein Lieutenant, der sich mit verbundenen Augen und einem Strick um den Hals unter der Kontrolle dieser Gruppe befand.

Der Sith machte keine Anstalten einzugreifen. Stattdessen beobachteten seine wölfischen grünen Augen mit einer gespenstischen Gelassenheit, wie dieser
Kerl den Soldaten, der sich an einem besonders langen Strick befand, durch einen schnellen Genickbruch hinrichten ließ - begleitet von drohenden Worten an den Governor. Langsam baute sich eine gewisse Spannung im Körper des Ritters im Orden des Imperators auf. Sein Moment war gekommen - fast! Denn als der Nichtmensch nun begann, seine Anhänger und Mitstreiter anzustacheln, hielt Angelus noch kurz inne. Der psychologische Effekt auf die Moral dieses Aufstandes und die der imperialen Loyalisten musste durch den perfekten Zeitpunkt seines Eingriffs in das Geschehen maximiert werden.

Und so, gerade als der
Rädelsführer begann, den besonders martialischen Teil seiner Ansprache abzuschließen, schlich sich ein grausames Lächeln auf die wohlgeformten Lippen des Kriegers. Es war ein Lächeln der Vorfreude, das nur darauf wartete, die Bühne des Geschehens zu betreten.
Dann, ohne ein weiteres Zögern, trat er mit aller Wucht gegen das Gitter unter seinen Füßen. Es brach unter seinem gewaltigen Schlag mit einem ohrenbetäubenden Krachen, das den Raum erschütterte und die Rebellen unten augenblicklich aufschreckte. Ehe irgendeiner von ihnen sinnvoll auf den plötzlichen Lärm reagieren konnte, war es bereits zu spät. Mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit und Anmut glitt Darth Angelus wie ein Falke im Sturzflug durch die Luft, sein pelzener Umhang dabei elegant hinter sich her wehend. In einem einzigen, nahezu perfekten Moment landete er mit einer majestätischen Leichtigkeit auf dem Boden – direkt zwischen der aufgestellten Kamera und dem hässlichen Nichtmenschen, der sich gerade noch als Symbol des Widerstands geglaubt hatte.


Zischend erwachte seine rote Klinge und mit dem selben grausamen und gleichzeitig charismatischen Lächeln blickte er in die überraschte und gleichzeitig wutentbrannte Visage seines Gegenübers.

"Groooße Worte..."

Ertönte die klare Stimme des Sith, getragen von einem höhnischen Klang, der ebenso von Dominanz gezeichnet war. Der Rädelsführer, noch in seiner martialischen Pose verharrend, erstarrte für einen Moment, als sich die Präsenz von Darth Angelus über den Raum legte. Seine Hand schnellte zu der Blasterpistole an seiner Hüfte, doch mit einem übernatürlichen Satz drang Angelus hervor, fixierte den Nichtmenschen durch die Macht und durchschnitt seinen Arm mit einer fließenden Bewegung. Der Nichtmensch brüllte schmerzerfüllt auf und inmitten dieses Chaos waren seine Komplizen gerade dabei, nun ihrerseits die Waffen zu ziehen, als von sämtlichen Seiten die Türen aufknallten und die imperialen Soldaten in die Halle schwärmten. Darth Angelus ließ seine Klinge durch die Luft gleiten, ehe er dem noch immer brüllenden Nichtmenschen einen demütigenden Schlag mit der Rückhand verpasste, der ihn verstärkt durch die Macht und die Panzerung seines Handschuhs auf die Bretter schickte, wo ihn die Soldaten sofort fassten.

Nun hielt Angelus inne. Für einen kurzen Augenblick bemerkte er, wie die Soldaten die Aufständischen am Boden fixierten und die Beamten der KOMENOR durch den Eingang hinter der Kamera traten, bereit dazu, die Übertragung abzubrechen. Die grünen Augen des opportunistische Sith jedoch fixierten den am Strang baumelnden
imperialen Soldaten, der noch immer hinter ihm im Kamerabild zu sehen war. Gedankenschnell setzte sich der Sith in Bewegung, durchtrennte den Strick mit einer eleganten Bewegung seiner Klinge und fing den leblosen Körper scheinbar ohne Mühe auf. Cinematisch preschten zwei Soldaten zu seinen Flanken, um den toten Offizier aus seinen Armen zu nehmen und ihn sanft auf den Boden zu legen. Darth Angelus, den Rücken zu den Kameras gewandt, lächelte diabolisch und ging vor dem Soldaten auf die Knie. Langsam drehte er sein Haupt in Richtung des Kamerawinkels und legte seine Hand bestimmt, jedoch auch behutsam wirkend auf die Schläfe des toten Soldaten. Der Sith schloss die Augen. In genau dieser Position, genau vor den Kameras, verharrte er für ein paar Sekunden. Dann, nach Momenten der absoluten Ruhe, öffnete er die Augen wieder, und seine klare, kraftvolle Stimme durchbrach die Stille:


"Er lebt. Helft ihm!"

Die beiden Soldaten zu seiner Rechten und Linken blickten den Krieger fragend an, doch mit einem herrischen Zucken seines Gesichtes gab Angelus ihnen den Befehl, den Körper des Soldaten aus der Kamerasicht zu tragen. Sein Blick glitt hinüber zum Team der KOMENOR, dem er unmerklich zunickte. Sein Zeichen, die Übertragung jetzt zu beenden.

Mit zufriedener Miene und hinter dem Rücken verschränkten Armen verfolgte Darth Angelus das nun ungefilterte Geschehen.
Lieutenant Blade hatte sich inzwischen neben ihm positioniert, ihre Waffe dabei locker an der Hüfte haltend. Sie beobachteten, wie der tote Soldat mit seinem Haupt in einer nach hinten gedrückten Position, in der er unmöglich noch leben konnte, von den beiden Soldaten aus seinem Sichtfeld getragen wurde. Als sich einer der Beamten der KOMENOR neben ihm positionierte, legte Angelus bestimmt seine Hand auf dessen Schulter..

"Der Soldat hat Dank meiner Künste überlebt, im Hospital noch von seinen Liebsten Abschied nehmen können und ist dann friedlich eingeschlafen."

Sein Druck auf die Schulter nahm merklich zu, als der KOMENOR-Beamte, der eben die Identifikation des Toten und der Gefangenen überflog, zur Gegenrede ausholte:

"Lt. Gorny ist ledig und kinderlos, Lord An...-"

Angelus erhöhte den Druck noch ein bisschen und bemerkte, wie der Mann mit der Halbglatze zusammenzuckte. Er roch nach Angst.

"Ein wirklich hervorragender Einfall, Lord Angelus!"

Der Beamte wollte sich aus seinem Griff befreien, doch Angelus ließ ihn nicht los - noch nicht. Mit einem Lächeln, scharf wie eine Klinge und wie zwei Smaragde funkelnden Augen, blickte er ihn noch kurz an, um ihm zu verstehen zu geben, dass er keine Abweichung dulden würde. Dann ließ er schließlich los und mit eiligen Schritten und Schweißperlen im Gesicht zog der Beamte von Dannen. Mit einem zufriedenen Seufzen stellte sich Angelus dann zu den Soldaten, die noch mit den Gefangenen beschäftigt waren. Nun war es die Lieutenant, der er die Hand auf die Schulter legte, jedoch deutlich sanfter.

"Sie kennen das Procedere ja inzwischen. Verhaften Sie drei der Gefangenen und lassen Sie sie verhören - den invaliden Fettsack hier am Besten an erster Stelle, denn er wird wohl am meisten wissen. Da diese Operation vom Zirkel der Extinktoren geführt ist, und somit seiner Majestät Darth Allegious höchstselbst untersteht, werde ich mit den anderen anderen drei Gefangenen verfahren."

Sagte der Sith mit einer fast gelangweilten Gelassenheit, als er einen Blick auf die Rebellen warf, die zitternd in seinen finsteren Bann gezogen wurden. Seine Stimme wurde dann aber plötzlich lauter, als er sich dem Rest der Belegschaft zuwandte. Die Soldaten versammelten sich um ihn, während die Beamten langsam die Halle verließen:

"Diese Männer und Frauen...“

fuhr Angelus fort und deutete auf die am Boden kauernden Aufständischen.

"...haben sich in einer Sache verirrt, die weit über ihre kühnsten Träume hinausgeht. Und sie werden lernen, was es bedeutet, sich dem Zorn des Imperators zu widersetzen."

Mit diesen Worten aktivierte der Sith sein Lichtschwert, dessen hungriges Zischen martialisch durch den großen Raum hallte.

"Lasst die anderen zusehen."


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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / 300 Klicks nördlich von Colina / Höhle ] Kerbal, Tha'klen und Faith

Wollte man beschreiben wie scheiße Faith aussah, konnte man das schwerlich übertreiben. Dennoch vollbrachte sie das Kunststück mit Leichtigkeit, noch schlimmer zu klingen als sie aussah. Trotzem war sie geistig anwesend und schaffte es sogar einen Witz zu machen, noch bevor sie sich den Wachmacher ins Fleisch gejagt hatte. Ein wenig hysterisch kicherte Kerbal.

„Dramatik war sein ganz eigenes Fach an der Uni.“

, gab er mit einem erschöpften Grinsen zurück und überlegte, wie lange er Faith schon nicht mehr gesehen haben musste.

„Achja, ich hab nochmal studiert zwischendurch. Wusstest du, dass die eine Padawan-Ausbildung als gleichwertig zur Fachhochschulreife sehen?“

Es war…unpassend in genau diesem Moment in Erinnerungen zu schwelgen und doch war Kerbal so erschöpft, dass er dies erst bemerkte, als die Worte seinen Mund bereits verlassen hatten. Augenblicklich wurde er ernst und verfolgte, wie Faith ihre Beine untersuchte. Wie auch im Gefängnis schon, sagte sie, dass sie sie nicht spüren konnte.

„Mach dir keine Sorgen, das kriegen wir sicher wieder hin…“

, sagte er und musste sich beinahe sofort gegen den ‚Und was, wenn nicht?‘-Gedanken zur Wehr setzen. Nein, daran durfte er jetzt nicht denken. Es würde schon wieder werden. Und wenn nicht, dann würden sie das auch irgendwie regeln. Ein Teil von ihm – der Teil der wahrhaftig Kerbal war – nannte diesen Gedanken naiv. Mit einer inzwischen geübten Anstrengung brachte er diesen Teil zum Verstummen und widmete sich seiner Schulter. Und dann…war da Faith. Mit sanfter Stimme versprach sie ihm Hilfe und, bevor er protestieren konnte, zog sich zu ihm hinüber. Ihre Finger fühlten sich kühl auf seinem verbrannten Fleisch an und er brauchte einen Moment, um zu bemerken, dass sie das bisschen Energie, das sie noch hatte, in seine Heilung steckte. Mit einem Schmunzeln flüsterte sie, dass sie einmal die Schülerin der begabtesten Jedi-Heilerin der Galaxis gewesen war. Die Augen der beiden Jedi begegneten sich und seine Worte, sie solle doch ihre Kraft sparen, erstarben auf seiner Zunge. Stattdessen sagte er:

„Wirklich? Was ein Zufall! Ich auch…“

Mit einem Lächeln reichte er ihr einen Wasserkanister, aus dem sie zunächst trank und dann Flüssigkeit benutzte, um seine Wunde auszuwaschen. Unterdessen sprach sie Tha’klen an, dien sich vorstellte. Noch einmal bedankte Faith sich für ihre Rettung und dann – ohne Vorwarnung – schlang sie ihre Arme um Kerbals Oberkörper. Ein scharfer Schmerz fuhr durch seine verletzte Schulter, doch zuckte er nicht einmal. Stattdessen überwältigte ihn das Gefühl, nach…waren es Jahre gewesen?...mal wieder in den Arm genommen zu werden. Während des Studiums hatte er nicht gedatet und seine Freunde zu dieser Zeit waren eher weniger aufs Kuscheln aus gewesen. War Faith wirklich die letzte Person gewesen, die ihn umarmt hatte? Nach einem kurzen Zögern schlang er seinerseits die Arme um sie und ein trockenes Schluchzen entrang sich seiner Kehle. Feuchtigkeit benetzte auch seine Wangen, während er seine Nase in ihre Schulter presste. Plötzlich war er einfach wieder ein überforderter junger Mann, der schon seit Monaten bis über beide Ohren im Herzen des Feindes steckte und wie durch ein Wunder bislang unentdeckt geblieben war. Einen Moment verharrten die beiden, dann brach Faith die Spannung mit einem trockenen Kommentar. Kerbal lachte und löste sich von ihr.

„Nah dran, aber das ist eigentlich mein neues Parfüm. Moschus-Note 3. Du bist kein Fan, nehme ich an?“

Kerbal grinste und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln.

„Wie gut bist du dieser Tage in Verschleierung, Faith.“

, fragte er unvermittelt, sich wieder einem ernsteren Thema zuwendend.

„Ich bin leider nicht der einzige Machtnutzer auf diesem Planeten und ich fürchte der andere Sith ist echt.“

Mit raschen Handgriffen machte Kerbal sich daran den Rest seiner Rüstung auszuziehen. Die ehemals weißen Teile stapelte er in einem Winkel der Höhle.

„Wir haben leider nicht allzu viel Zeit. Mein Alibi fährt zurzeit mit einem Wagen des Gouverneurs nach Norden. Es hat ein paar Tage Vorsprung und ich bin mir sicher Antares wird irgendjemanden hinschicken, um zu schauen, ob ich auch wirklich dort bin. Die Bikes sind schneller als der Wagen, aber wir haben trotzdem ein Paartausend harte Kilometer vor uns. Wo es hingeht, wird dir aber gefallen.“

, Kerbal lächelte seine ehemalige Mitpadawan an.

„Auf Kelada soll es einen alten Jeditempel geben. Die Coverstory ist, dass ich ihn ausrauben will, aber ich sehe das eher als Rettungsaktion. Ich weiß nicht genau wo er ist, aber einer der möglichen Standorte ist im Nordpolarkreis. Wenn wir also einmal bestätigt unterwegs sind, haben wir hoffentlich zwei, drei Wochen, in denen die Imperialen bleiben, wo der Pfeffer wächst.“

Kurz nahm er selbst einen Schluck Wasser aus dem Kanister, denn auch seine Kehle war trocken.

„Aber lass uns jetzt einmal deine Beine anschauen. Was genau hast du mit denen angestellt und seit wann fühlst du nichts mehr?“

Nun half er dabei Faiths Rüstung fertig auszuziehen und begann eine kurze Felduntersuchung. Er war zwar nicht Chesara, doch verstand er genug, um zu sehen, dass die Beine gebrochen und anschließend gerichtet worden waren. Dies war jedoch an sich kein Grund nichts mehr zu spüren, also musste da noch etwas Tieferes schiefgelaufen sein. Als er mit den Händen nicht mehr weiterkam, griff er auf die Macht zurück. Mit geschlossenen Augen streckte er seine Sinne aus und sandte heilende Energie durch Faiths Fleisch, in der Hoffnung erspüren zu können, was genau das Problem war.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / 300 Klicks nördlich von Colina / Höhle ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
[ Kelada | 300 Klicks nördlich von Colina | Höhle ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Faith stimmt in das Lachen von Arlen mit ein. Es war ansteckend, nicht nur in diesem Moment, der geradezu danach schrie, dass er glückliche Gedanken benötigte. Sie schüttelte den Kopf und merkte, dass sich ihre vom Schmerz verzerrten Züge auflockerten. Humor war einfach eine gute Möglichkeit, mit unmöglichen Situationen fertig zu werden. Es war tröstlich, wenn auch auf eine seltsame Weise, dass sich manche Dinge offenbar nie änderten. Arlen hatte in der Zwischenzeit studiert, Faith ihr Offizierspatent erworben. Sie hatten sich seit Ewigkeiten nicht gesehen und doch war es, als kannten sie sich immer noch sehr gut. All das, was sie jeweils durchgemacht haben, hatte sie verändert, aber nicht ihre Freundschaft. Das war schön. Sie wollte noch so viel Fragen, so viel erzählen, doch er wechselte plötzlich das Thema und Fragte nach ihrer Fähigkeit zur Verschleierung. Das Lächeln verflog ihr so schnell, wie es gekommen war. Zurück zum Ernst der Lage also. Faith biss sich verlegen auf die Unterlippe und senkte den Blick, bevor sie langsam den Kopf schüttelte.

„Ich… ich bin nicht gut darin.“ Sie klang ehrlich und entschuldigend.
„Überhaupt sind meine Fähigkeiten … eingerostet, wenn sie denn überhaupt je da waren.“ Verschleierung war nie ihre Stärke. Offensichtlich war Faith in der Beziehung keine besonders gute Schülerin gewesen, wie in so manch anderer. Und das erklärte schließlich so einiges. Sie hielt inne und musterte ihn kurz.

„Aber ich kann es versuchen. Wenn es das ist, was getan werden muss, dann werde ich es tun.“

Der Vorteil an ihrer derzeitigen Situation war, dass ihr inneres Licht sehr schwach brannte. ein Sith müsste schon in der Nähe sein, um ihre Präsenz in der Macht wahrzunehmen. Dementsprechend versuchte Faith Zuversicht zu zeigen. Die Wahrheit aber war, dass sie sich in diesem Moment so weit von ihrer Padawan-Ausbildung entfernt fühlte, dass der Gedanke, sich auf Dauer vor einem Sith zu verbergen, beinahe absurd erschien.

„Dieser Sith“, begann sie dann vorsichtig. „Was weißt du über ihn?“ Der Gedanke, einem waschechten Sith gegenüberzustehen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Dieses Thema mit der Verschleierung musste also definitiv angegangen werden. Auf ein solches Zusammentreffen konnte sie liebend gern verzichten, vor allem in ihrer Verfassung.

„Ist er hinter dir her?“ Erneut wurde die Padawan von Schuldgefühlen übermannt. Wenn dem so war, dann befand Arlen sich in noch größerer Gefahr, als sie ohnehin schon angenommen hatte. Faith würde ihm keine Hilfe sein, solange sie nicht vollständig und buchstäblich wieder auf den Beinen war – nur zusätzlicher Ballast. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, trotz der Hitze des Feuers, das neben ihnen knisterte.

Arlens nächste Worte über das Alibi und den Jedi-Tempel quittierte sie mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln.

„Ein Jedi-Tempel?“ Faith schüttelte ungläubig den Kopf. Schließlich befanden sie sich im Herzen des Imperiums, auf ...
Arlen“, begann sie unvermittelt, als ihr etwas klar wurde, „in welchem System sind wir hier?“

Noch immer hatte sie keinen blassen Schimmer, wo sie sich überhaupt befand. Immerhin waren inzwischen wieder lückenweise Erinnerungen daran zurückgekehrt, wie sie hierhergekommen war.
„Und dieser Wagen? Wie sicher bist du, dass die Imps das schlucken werden? Wenn sie rausfinden, dass du hier bist, dann …“

Sie brach ab, unfähig, den Gedanken fortzuführen. Sie war so dankbar für das, was er getan hatte. Umso mehr machte sie sich jedoch auch Sorgen darüber, was nun aus ihm – was nun aus ihnen dreien – werden würde. Sie atmete tief durch und richtete ihre Augen schließlich entschlossen auf Arlen. „Wenn das unser Plan ist, sollten wir nicht viel Zeit verlieren.“

Sie wollte stark klingen, entschlossen, aber die Erschöpfung in ihrer Stimme war unüberhörbar. Erst jetzt fiel ihr Blick wieder auf ihre Beine und das unangenehme Stechen in ihrer Brust kehrte zurück. Als der Jedi-Ritter das Thema aufgriff und ihr half, ihre Rüstung weiter zu lösen, wollte sie etwas sagen, aber die Worte blieben zunächst in ihrer Kehle stecken, ehe sie sich – nach einer Weille – zwang, zu sprechen.

„Als du weg warst …“, ihre Stimme brach ab. Ein Wimmern entfuhr ihr. Arlen, sie haben nicht aufgehört. Sie haben nicht bis zum Morgen gewartet.“ Die Eindrücke der Erinnerung an diese Stunden, als eine kleine Gruppe Sturmtruppler – sie hatte keine Ahnung, ob auf eigene Faust oder auf Befehl – in ihre Zelle gekommen waren und mit ihren schweren Stiefeln auf sie eingetreten hatten, schmerzten sie ungeheuerlich. Dabei waren es mehr die seelischen Naben als die körperlichen Schmerzen. „Es hat geknackt und … seitdem fühle ich nichts mehr.“

Faith sprach mit einem für sie untypischen Ton der Verletzlichkeit, den sie sich als Squadleaderin ihrer Einheit eigentlich abgewöhnt hatte. Ihre Stimme brach ab und sie sah zur Seite. Sie konnte ihrem Freund nicht in die Augen sehen. Sie spürte, wie er seine Hände vorsichtig über ihre von angetrocknetem Blut bedeckten Beine gleiten ließ und die Macht nutzte, um die Wurzel des Problems zu finden. Ihre Beine nahmen seine Berührung nicht war. Also griff sie nach seiner Hand und führte sie an die Stelle, oberhalb ihres Gesäßes, wo sie das Knacken war genommen hatte. Sie sah dem Sith, dessen Gesicht unweigerlich nähergekommen war, in die Augen und genoss für einen Moment die Wärme seiner Berührung auf ihrem Rücken. Sie war beruhigend, aber auch bittersüß.

„Vielleicht das Rückenmark?“ Eine Vermutung ins Blaue, aber immerhin fundiert.

Arlen … was, wenn ich ..." Sie führte die Frage nicht zuende. Nie wieder Laufen zu können, war gerade keine Option. Sie waren auf der Flucht. Er hatte seines und das Leben von Tha'Klen aufs Spiel gesetzt, um sie zu befreien. Sie hatten tausende Kilometer vor sich. Einen ganzen imperialen Planeten inklusive eines Siths im Rücken. Es durfte einfach nicht sein.

[ Kelada | 300 Klicks nördlich von Colina | Höhle ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen
 
[Kolonien | Kelada-System | Kelada | Colina | Seitengasse einige Straßen von der Garnison entfernt] Tha‘klen

Die Schatten um Tha’klen waren für hens Insektoiden-Augen undurchdringlich und der Alarm der Garnision war auch hier überdeutlich zu hören. Nervös zuckte hens Hand immer wieder zum Blaster am Gürtel. Wo blieben sein Meister und Faith? Der laute Knall eines E-11s ließ hen zusammenzucken. Doch noch ehe der Verpine sich Horrorszenarios ausdenken konnte, die hens Meister und den Bolzen des Scharfschützengewehrs beinhalteten, kamen zwei Sturmtruppler um die Ecke. Der eine mit einer Schussverletzung an der Schulter, der andere über die Schultern gelegt. Tha’klens Machtsinn erlaubte es hen die beiden sofort als Arlen und Faith zu identifizieren.

Sie sprachen nicht mehr als ein paar Worte dann waren sie auch schon wieder Unterwegs. Arlen mit Faith auf dem einen Speeder vornweg hielt Tha’klen sich nahe an dessen Heck. Weder die Jedi noch sein Meister sahen in einer sonderlich guten Verfassung aus und im Zweifel wollte hen eingreifen können, bevor es einen Unfall gab. Sie verließen Colina und machten sich auf den Weg gen Norden. Ihr Alibi hatte mehrere Tage Vorsprung und wenn sie vor den Spürhunden des Gouverneurs wieder an Ihrem Fahrzeug sein wollten, mussten sie Zeit gutmachen.

Knappe 300 KIicks nördlich der Stadt machten sie an einem vorbereiteten Unterschlupf halt. Schnell hatten sie ein Feuer entfacht und während Arlen und Faith sich unterhielten bereitete der Verpine Werkzeuge und dergleichen auf einer Plane aus. Als Faith sich an ihn wandte stellte hen sich kurz vor, Zweibein winkte ihr ebenfalls zu, doch Tha’klen rief den kleinen Droiden auch schon wieder zu sich, um bei den Bikes auszuhelfen. Der NRGD hatte großzügig „Schrott“ in dem Unterschlupf gelagert. Unter anderem befanden sich in dem Schrott vorallem verschiedene Motoren und Servos und haufenweise Bleche. Selbige bearbeitete der Verpine nun, um die Speederbikes zu modifizieren. Sie würden die nächsten zwei Tage fast ununterbrochen laufen. Die Motoren mochten das von der Laufzeit und der Strecke her schaffen, aber bei Höchstgeschwindigkeit machte der Mechaniker Sorgen wegen der Hitze. Also schweißte und werkelte er mit Zweibein ein paar Luftkühler zusätzlich an die Speederbikes und verstaute dann den Rest an Teilen auf seinem Bike.

Als hen sich schließlich wieder den beiden Jedi zuwandte, versuchte Faith gerade mithilfe von Arlen aufzustehen. Doch ihre Beine schienen ihr kaum zu gehorchen. Immerhin schien überhaupt wieder Bewegung in Ihre Gliedmaßen gekommen zu sein. Ohne die Emotionen auf Faith verzogenen Gesicht lesen zu können stellte der Verpine sich neben die Jedi.

„Das sieht so aus, als bräuchtest du ein wenig Zeit, bis du wieder auf den Beinen bist. Ich hab noch Teile von den Droiden als ich Zweibein repariert habe und mit den Rüstungsteilen und etwas Blech kann ich dir ein paar rudimentäre Servokrücken basteln. Du wirst schon sehen und bist bald wieder auf den Beinen. Aber fürs erste sollten wir sehen das wir weiter kommen. Die Bikes sind fertig und unser Ziel bewegt sich mit jeder Sekunde weiter weg von uns.“

Nachdem hen geendet hatte starrte Faith mit einem ebenfalls unverständlichen Gesichtsausdruck zu ihm rüber. Hatte hen etwas falsches gesagt?

[Kolonien | Kelada-System | Kelada | 300 Klicks nördlich von Colina | Höhle] Tha’klen, Arlen, Faith
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / 300 Klicks nördlich von Colina / Höhle ] Kerbal, Tha'klen und Faith

Dass Faith kein großes Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten hatte, war keine gute Nachricht. Die Bedrohung durch Angelus war real und wie auch Tha’klen würde sie lernen müssen, wenn die kleine Gruppe aus inzwischen drei Jedi verborgen bleiben wollte. Dennoch schenkte Kerbal ihr ein Lächeln und versuchte ihre – wie er fand übertriebene – Mutlosigkeit mit ein wenig positivem Denken zu überspielen.

„Natürlich waren deine Fähigkeiten da. Ich muss es wissen, ich war’s auch! Mach dir keinen Kopf, Faith, morgen fährst du einfach bei Tha’klen mit, dien hat in diesem speziellen Aspekt der Macht auch noch ein bisschen was aufzuholen.“

Faith antwortete, dass sie es versuchen würde und dass sie es tun würde, wenn es getan werden musste. Mit einem schiefen Grinsen schüttelte Kerbal den Kopf.

„Nein, nicht versuchen. Tu’s oder tu’s nicht. Es gibt kein Versuchen.“

, sagte er und grinste schließlich.

„Tut mir leid, da kommt Tha’klens Meister durch. Aber es wird dir guttun, ein bisschen positiver von deinem eigenen Potential zu denken. Glaub mir. Nimm’s von jemandem, der dich hat trainieren sehen. Wenn du dir das vornimmst, dann wir das was.“

Faiths nächste Frage betraf dann natürlich Angelus und was Kerbal über ihn wusste. Nachdenklich wiegte er den Kopf.

„Nicht viel leider. Sein Name ist Darth Angelus, er ist Extinktor, also eher ein stumpfes Instrument. Er hat einen Schüler dabei, der aber größtenteils die Klappe hält. Der erste Vertreter meiner eigenen Spezies, den ich je getroffen habe, und dann ist er ein Feind! Ist das zu glauben?“

Vermutlich war dies sogar sehr einfach zu glauben. Kerbals komplettes Hiersein war darauf gegründet, dass reinblütige Sith so stark mit dem Imperium und dem Sith-Orden assoziiert waren, dass seine Anwesenheit keinen Verdacht erregte. In diesem Teil des Imperiums würde er also wohl kaum einen Vertreter seiner Art finden, den er nicht bereit sein musste abzustechen. Ein wenig wehmütig schaute er für einen Moment ins Feuer, bis ihm noch ein Gedanke kam:

„Ich hatte den NRGD nach Informationen zu Angelus gefragt. Wenn wir Glück haben, finden wir unter den Vorräten hier in der Höhle ein Dossier. Ich schaue gleich Mal.“

Dann stellte Faith eine Frage, die ihm auch bereits gekommen war. Wie sich selbst gegenüber jedoch auch, war seine Antwort ein vehementes Kopfschütteln.

„Nein, bis er hier aufgesetzt ist, wusste er nichts von mir. So wie ich das verstehe, wurde er von seinem Zirkel entsandt, um dem Gouverneur unter die Arme zu greifen. Seinesgleichen ist am stärksten bei einer direkten Konfrontation. Würde er etwas wissen, hätte er mich schon angegriffen. Die Gelegenheit hatte er.“

Nein, der beste Ort an dem Kerbal Angelus halten konnte, war in seinem Rücken. Wenn die beiden Sith sich gegenüberstehen würden, DANN würde das gefährlich werden. Wie Kerbal es Antares gegenüber gesagt hatte, er war ein Infiltrator und er hatte nicht sehr viel Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten einen wildgewordenen Extinktor lange aufzuhalten. In knappen Worten umriss Kerbal seine Coverstory, zu der Faith natürlich auch Fragen hatte. Ihre Verwirrung bezüglich des Tempels bedachte er dann mit einem Lächeln.

„Ein alter Jedi-Tempel, noch aus der Zeit der Alten Republik. Rechne nicht damit dort noch etwas Lebendiges zu finden, das uns helfen kann. Aber er sollte sicher sein. Ich musste echt ackern, bis ich ein paar mögliche Koordinaten hatte.“

Faiths Frage nach ihrem Standort war natürlich auch verständlich. Vor einigen Tagen hatte er die Ereignisse der letzten Zeit aus ihrem verschlissenen Kampfanzug gelesen. Sie musste gar keine Ahnung haben, wo sie war und was eigentlich los gewesen war.

„Wir sind auf Kelada, im Kelada-System. Duluur-Sektor im Anarid Cluster, in den Kolonien. Auf der Corellianischen Handelsstraße zwischen Devaron und Chasin. Der nächste uns freundlich gesinnte Planet, Duro, liegt auf der anderen Seite von Chasin.“

, betete Kerbal die auswendiggelernten Ortsangaben herunter. Selbst ohne Galaxiskarte sollte dies Faith eine angemessene Idee ihres Standortes geben. Dann fragte sie nach dem Wagen und ob das Alibi funktionieren würde.

„Na ich hoffe doch.“

, gab er zurück und lächelte verschmitzt

„Alles einzurichten hat den besten Teil eines Tages gedauert und zwei gestandene Agenten dazu abgestellt an unserer Statt Richtung Norden zu fahren. Wenn das kein gutes Alibi ist, dann wüsste ich nicht, wie ich mir ein besseres beschaffen könnte. Vorausgesetzt wir sind da, wenn die es nachprüfen, versteht sich.“

Auf ihre Feststellung, dass sie keine Zeit verlieren sollten, nickte er.

„Wir werden die Nacht hier verbringen und dann morgen früh die Beine in die Hand nehmen. Es bringt nichts, wenn wir uns auf halben Weg aus Übermüdung den Hals brechen.“

Mit kundigen Händen machte Kerbal sich daran Faiths Rüstung zu lösen und ihre Beine zu untersuchen. Auf seine Frage wie es passiert war, hatte sie jedoch etwas zu sagen, das ihm die Farbe aus dem Gesicht trieb. Die Verletzung hatte man ihr zugefügt, nachdem er gegangen war! Ein flaues Gefühl breitete sich in seinem Magen aus.

„Ich schwöre, ich war so schnell da, wie ich konnte.“

, sagte er leise. Doch war dies wirklich die Wahrheit? Er hatte dabei zugesehen, wie ein Frachter hunderte Quarren abtransportiert hatte, ohne einzugreifen. Sicherlich hätte er mindestens einen Tag früher vor Ort sein können? Hätte dies Faith davor bewahrt diese Verletzung zu erleiden? War sein Zögern schuld an ihren Schmerzen? Was, wenn er diese Verletzung seine Heilkraft überstieg?! Doch nein, verdammt, daran durfte er nicht denken! Rasch führte er seine Untersuchung fort und begutachtete die Stelle, an der Faith den Schaden verortete. Ihre eigenen ausgesprochen Ängste bedachte er jedoch mit einem Kopfschütteln. Seine eigenen Ängste herunterschluckend sagte er leichthin:

„Na was – dann habe ich eben für ein paar Tage einen sehr gutaussehenden Rucksack, der Blasterbolzen abwehren kann. Und der mir sagt, wann es mal wieder Zeit für eine Dusche ist. Ist doch perfekt…“

Dann hielt er jedoch lieber die Klappe und fokussierte sich ganz darauf, das Problem zu ergründen. Die erste Nachricht war dann auch schonmal eine Gute: es war nichts gebrochen. Kerbal war kein Experte, doch glaubte er, dass vielleicht das Rückenmark gequetscht sein könnte. In jedem Fall vermutlich etwas, für das er nicht zu viel Kraft aufwenden musste. Gesagt getan und so fokussierte er heilende Energie auf die Stelle. Nach allem, was er heute getan hatte, war es nicht mehr sonderlich viel und nach wenigen Sekunden begann sein Kopf bereits zu schmerzen. Doch um Faiths willen hielt er noch ein wenig länger durch. Schließlich setzte er ab und warf Faith einen gespannten Blick zu.

Der Erfolg war unverkennbar, auch wenn die Heilung noch nicht abgeschlossen war. Probeweise half er ihr dabei sich aufzurichten, als Tha’klen wieder in die Höhle kam. Dien Verpine war das Gespräch über hinausgegangen, wohl um ein bisschen an den Speederbikes zu werkeln. Hilfsbereit bot hen Faith an ihr ein paar Krücken zu basteln, bevor hen den Wunsch äußerte so bald wie möglich weiterzukommen. Wie eben schon Faith gegenüber schüttelte Kerbal den Kopf.


„Nein, das hat morgen noch Zeit. Wir sind schon den ganzen Tag auf den Beinen und haben einen Frachter und ein Gefängnis hochgenommen. Faith ist verletzt und braucht Ruhe.“

Vorsichtig half er ihr auf ihren ursprünglichen Platz zurück und trat dann zu einer Materialkiste in der Ecke, aus der er Rationen, Schlafsäcke, frische Kleidung und einen braunen Flimsiordner hervorholte. Wie er gedacht hatte, hatte der NRGD diesen Weg gewählt, um ihm die angefragten Informationen zukommen zu lassen. Die nächsten Minuten über erhitzte er in einem kleinen Blechtopf das Essen, während er in Angelus‘ Dossier blätterte.

„Herzog Sabar Muraenus von Dubrillion…“

, las er und reichte Faith ein Bild des Mannes

„Ich wusste doch, dass der kleine Schönling adelig aussieht. Mitte 20, Sith-Krieger, Knappe im Orden der Imperialen Ritter…er war im Koornacht-Sternenhaufen an der Ermordung von Kal Fraan, dem Yevethanerkönig, beteiligt?!“

Besorgt runzelte Kerbal die Stirn. In Koornacht war er selbst natürlich noch nie gewesen, doch sprach alleine dieser Aspekt der Vita für einen äußerst gefährlichen Kämpfer.

„Bis auf eine Ausnahme, keine direkte, lebende Verwandtschaft…hm. Im Grunde war es das auch schon. An sich nichts, was wir nicht schon wussten. Wenn’s ernst wird, kann ich mir denke ich angenehmere Orte vorstellen als in einem Duell mit ihm. Etwa im Magen eines Sarlacc, oder der Sonnenseite von Nkllon.“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / 300 Klicks nördlich von Colina / Höhle ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
[ Kelada | 300 Klicks nördlich von Colina | Höhle ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Faith biss sich erneut sanft auf die Lippe, als er ihre Selbsteinschätzung über die Jedi-Fähigkeiten mit einem optimistischen Kommentar beiseiteschob. Arlens Worte sollten aufmunternd sein, dass wusste sie. Aber sie fühlte sich ertappt. Dass er ihr Potential lobte, war irgendwie unangenehm. Nicht, weil sie es nicht gerne aus seinem Mund hörte, sondern weil sie selbst nicht so recht daran glaubte. Faith musste jedoch unwillkürlich schmunzeln, als er fortfuhr.

„Na gut, Meister Merillion. Ich tue es. Faith Navalon macht keine halben Sachen. Zufrieden?“

Ihr Tonfall war leicht spöttisch, aber ein Hauch von Dankbarkeit schwang darin mit. Vermutlich hatte er Recht. Wenn sie nicht daran glaubte, würde sie es von Vornherein nicht schaffen. Zwar nagte die Unsicherheit an ihr, doch ihr Freund hatte gerade ein imperiales Gefängnis in die Luft gejagt und eine waghalsige Flucht geplant. Das mindeste, was sie beisteuern konnte, war ihre mickrige Jedi-Präsenz im Zaum zu halten. Sie würde es schaffen, mit Arlens Hilfe.

Als er über den Sith sprach, spürte Faith die Gänsehaut auf ihren Armen. Darth Angelus. Der Name hatte etwas Kaltes, etwas Tödliches. Und ein Schüler. Das machte die Sache nicht einfacher. Als Arlen erwähnte, dass der Schüler ebenfalls ein Sith war, zog Faith die Stirn in Falten. Sie sagte jedoch nichts, weil sie meinte, einen wehmütigen Blick in seinen Augen zu entdecken und um ihn nicht zu verletzen. Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie sie kurz nach ihrem Kennenlernen über seine Spezies gesprochen hatten. Arlen war der beste Beweis dafür, dass die Abstammung und Herkunft nichts über eine Person aussagten. Es waren die Entscheidungen, die man traf, die einen selbst definierten.


„Wir werden schon einen Weg finden“, sagte sie und versuchte Sicherheit in ihre Stimme zu legen.

„Ich war mit meiner Einheit auf Duro stationiert. Kelada kenne ich von den Sternenkarten. Das ist weniger tief im Imp-Raum als ich dachte“, gab sie auf die Antwort Arlens zu ihrem Aufenthaltsort zurück. Das war zwar durchaus tief im imperialen Raum, aber im Grunde war sie hier schonmal näher an der Neuen Republik dran, als auf dem Ring von Kafrene. Chasin, die Festungswelt, konnte ein Problem werden, wenn man versuchen würde, unbemerkt in den Corellianischen Raum zu entkommen. Sie wusste von den Sicherheitsbriefings auf Duro, dass der Raum um Chasin überdimensional stark bewacht war. Der Gedanke an den republikanischen Planeten holte Erinnerungen an ihre Kammeraden, an ihre Einheit, zurück ins Bewusstsein. Unwillkürlich fragte sie sich, was sie taten und wo sie waren. Und ob es ihnen gut ging.

„Ich mache dir keinen Vorwurf, Arlen, gab sie sanft zu verstehen. Klar, die Zeit in der Gefängniszelle war schrecklich und hatten sie sicher nachhaltig traumatisiert, aber ohne Arlen würde sie noch immer dort drinsitzen. Das wusste sie.

„Ich weiß, dass du getan hast, was du konntest. Und das werde ich dir nie vergessen.“

Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und lächelte ihm aufmunternd zu.Du hast außerdem deine ganze Mission hier aufs Spiel gesetzt. Das weiß ich zu schätzen. Als Jedi und als Soldatin der Neuen Republik!“
In ihren Worten klang etwas Pathos mit, doch Arlen – und Tha’klen – hatten eine waschechte Heldentat vollbracht. Etwas Pathos war da nicht zu viel des Guten.

Faith spürte, wie ihr die Wärme ins Gesicht stieg und sie leicht rot anlief, als er sie „einen sehr gutaussehenden Rucksack“ nannte. Es war lächerlich, dass sie so darauf reagierte. In diesem Moment war sie froh, dass ihr Gesicht von Ruß und Blut bedeckt war, sodass es vermutlich nicht allzu sehr auffiel. Während ihres Militärdienstes hatte sie gedacht, einen großen Teil ihrer jugendlichen Eigenschaften abgelegt zu haben, schließlich war das einer der Gründe, warum sie sich dafür entschieden hatte, doch dem war offensichtlich nicht völlig so. Oder Arlen kitzelte aus ihr heraus, was sie verloren geglaubt hatte. Und das im doppelten Sinne: Die Padawan konnte spüren wie der Ritter seine Kräfte einsetzte, um seine heilende Energie in ihren Körper zu leiten. Es dauerte nicht sehr lange, bis er - nach ihrer Anleitung, wo er zu suchen hatte – die Quelle des Problems ausfindig gemacht zu haben schien. Faith japste kurz, als sie die Wärme fühlte, die er in ihren Rücken sendete. Mit aufgerissenen Augen konnte sie die Erschöpfung in den seinen erkennen. Gerade wollte sie ihn dazu drängen, aufzuhören und sich zunächst auszuruhen, da setzte er ab und warf ihr einen Blick zu.

Sie selbst schaute ungläubig hinab auf ihre Beine und sah, wie ihre Zehen wieder auf ihr körperliches Kommando reagierten und begannen im Takt zu wackeln. Ein Freudestrahlen ging von ihrem Gesicht aus.


„Du hast es geschafft!“

Der stämmige Sith half ihr sogleich ihre wiedergewonnenen motorischen Fähigkeiten zu testen, indem sie gemeinsam versuchten, sie aufzurichten. Es zwickte noch in der Leistengegend und an den Oberschenkeln, aber das war mehr, als sie zu hoffen gewagt hatte. Sie konnte ihre Beine wieder spüren! Und das war die Hauptsache. Eine riesige Last, eine große Sorge fiel in diesem Moment von ihrer Schulter. Sie würde dem Jedi-Ritter letztendlich doch helfen können und wäre – zumindest auf langfristige Sicht – nicht nur Belastung für ihn. Dieser Gedanke bedeutete ihr viel.

Als Tha’klen zurückkehrte – offensichtlich hatte dier Verpine an den Bikes vor der Höhle herumgeschraubt – reagierte sie zunächst verblüfft und etwas sprachlos auf seine Worte. Sie verstand nicht ganz. Er hatte Zweibein repariert? Mit Runzeln auf der Stirn sah sie sich in der Höhle um. Sie war verwirrt, schließlich hätte sie wohl bemerkt, wenn ein klotziger Astromechdroide auf Tha’klens Speederbike geschnallt gewesen wäre.


Zweibein?“
Wie zur Antwort kam Tha’klens kleiner ID-Droide auf sie zugeschwebt und wackelte wild mit seinen Servo-Armen herum. Erst jetzt verstand sie.
Zweibein!“, begrüßte sie ihren treudoofen Begleiter, der nun offenbar ein völlig neues Gewandt trug, was seinen Namen völlig abstrus machte. Überglücklich, einen weiteren Freund bei sich zu wissen, grabschte sie den schwebenden Droiden aus der Luft und umarmte auch ihn fest. Der Droide piepste protestierend, aber es scherte sie nicht.

„Servokrücken wären fabelhaft, danke! Das wäre wirklich eine große Hilfe.“ Sie warf dier Verpinen ein dankbares Grinsen zu und beobachtete, wie Arlen seinen Schüler berichtigte. Sie wollte protestieren, dass sie auch auf dem Speederbike schlafen konnte und dass Tha’klen Recht damit hätte, dass sie weitermussten. Sie wollte nicht, dass ihr Zustand sie alle in weitere Gefahr brachte – höhere als ohnehin schon. Doch sie machte sich selbst bewusst, dass auch Arlen und sein Schüler Ruhe bräuchten. Sie konnte die erschöpften Ränder unter seinen Augen sehen. Jetzt noch weiter zu fahren, wäre unverantwortlich. Er lag richtig. Sie mussten ruhen.

Nachdem ihr Freund ihr half, sich wieder auf ihren Platz am Boden zu begeben, fiel das Feuer wärmend auf Faiths Gesicht. Trotzdem schaffte sie es nicht, wirklich zu entspannen. Ihre Gedanken drehten sich, um die Tage im Gefängnis, den Schmerz, die Taubheit ihrer Beine und die Bedrohung, die ihnen durch die Imperialen – und einen Sith – auf den Fersen war. Sie beobachtete Arlen – oder Kerbal, wie er sich nannte - aus ihren haselnussbraunen Augen heraus. Er zog mit präzisen und irgendwie beruhigenden Bewegungen Rationen und Schlafsäcke aus einer Kiste. Während er ihnen etwas zu essen erwärmte, blätterte er in Dokumenten, die er dort ebenfalls gefunden hatte. Faith schloss für einen Moment ihre Augen, lauschte jedoch aufmerksam. Der Name „Dubrillion“ war ihr ein Begriff – nicht, dass sie je dort gewesen war, aber sie wusste, dass ein solcher Ort existierte.


„Ein Adeliger, ein Sith und ein Mörder“, sagte sie trocken. „Klingt wie der Anfang eines schlechten Witzes.“

Aber es war kein Witz. Faith öffnete die Augen, als der Jedi-Ritter ihr ein Bild ihres neuen Erzfeindes reichte. Der Gedanke, dass sie irgendwann gegen diesen Mann kämpfen könnten, ließ sie wieder unruhig werden. Darth Angelus besaß ein blasses, markantes Gesicht mit nachtschwarzen Haaren und grünen Augen. Wenn sie sein Aussehen nicht automatisch mit der Bosheit der Sith assoziieren müsste, hätte sie behauptet, dass es ein gutaussehender Kerl war. Deshalb also Arlens Bezeichnung als „Schönling“. Vermutlich war er das, aber ein gefährlicher. Sie konnte sich fast lebhaft vorstellen, wie dieser Mann mit rotem Lichtschwert erbarmungslos durch seine Feinde schnitt, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Er sieht aus wie jemand, der Spaß daran hätte, uns wehzutun“, murmelte sie und schob das Bild zurück zu Arlen. Von dieser Art Kerlen hatte sie in der letzten Nacht genügend erlebt. Dieser Typ bedeutete nichts Gutes, soviel war sicher.

Während Arlen weiterkochte, ging sie in ihrem Kopf die letzten Ereignisse durch. Sie hatte bisher kaum Zeit gehabt, Luft zu holen. Nun war es jedoch endlich so weit, auch wenn die Sorge über die kommenden Tage sie weiter belastete. Unwillkürlich rieb sie sich über die Beine, bei denen sie noch immer ein leichtes Ziehen verspürte – wohl ein Zeichen, dass die Heilung begonnen hatte. Es war ein Fortschritt. Der weg zurück zu ihrer vollen Stärke würde aber Zeit brauchen, die sie wohlmöglich nicht hätten.

Sie warf einen Blick zu Tha’Klen und fragte sich, ob hen ihr wirklich eine Gehhilfe bauen könnte. Jede Minute, die sie hier verweilten, war ein Wagnis, aber ein notwendiges, das verstand sie. Als die Rationen fertig schienen, nahm sie das Essen dankbar entgegen. Sie konnte nicht sagen, wie lange es her war, dass sie vernünftige Nahrung zu sich genommen hatte. Sie aß langsam, einerseits, um ihren Magen nicht zu überanspruchen und andererseits, um den Geschmack zu genießen. Wahrscheinlich hätte das Lecken an einem Stein dasselbe vollbracht – sie freute sich einfach wieder Geschmack in ihrem Mund wahrzunehmen. Sie ließ den Blick kurz über die beiden anderen gleiten und spürte eine leise Dankbarkeit dafür, dass sie nicht allein war. Sie sprach kein Wort, sondern konzentrierte sich darauf, ihre Kräfte zu sammeln.

Als das Essen beendet war, spürte sie die Müdigkeit in ihren Gliedern heraufkriechen – und war weiter dankbar dafür, überhaupt wieder etwas zu spüren. Ihr Körper verlangte nach Ruhe, genau wie ihr Geist. Faith legte sich auf den Schlafsack, den Arlen ihr bereitgelegt hatte und zog ihn eng um sich. Die Wärme und die weiche Unterlage waren eine willkommene Abwechslung zu der kühlen Zelle, in der sie die letzten Nächte verbracht hatte.

Das Feuer knackte leise und vor dem Höhleneingang waren beruhigende Geräusche des Windes zu vernehmen. Sie ließ ihren Atem ruhiger werden und versuchte, die Gedanken an Angelus und die drohende Gefahr auszublenden. Als sie sich auf die Seite drehte, fiel ihr Blick auf Arlens Gesicht. Sie streckte ihre Hand aus und legte sie auf seine Wange. Es war ihr egal, ob er es zuließ oder nicht.


„Als ich klein war, dachte ich immer, die Jedi wären unbesiegbar", flüsterte sie in seine Richtung. „Wenn sie alle dein Herz hätten, wären sie das sicher auch."

Ihr wurde klar, dass sie sich sicher fühlte, weil Arlen da war.

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Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen
 
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