Kelada (Kelada-System)

Kelada - Nordpolarkreis - Talpass - Darth Angelus, Darth Kerbal Operative Zurabashvili, Soldaten, versteckte Passagiere


Während sich die beiden Sith inmitten der durch ihre Klingen blutrot erleuchteten Szenerie und des zunehmend fallenden Schnees umkreisten, begannen sich auch unlängst die smaragdgrünen Augen von Darth Angelus in einen martialischen Rotton zu verwandeln. Seine Aura loderte und war das Zeugnis der Rage und der Kampfeslust, die in ihm brodelten. Niemand hatte ihn darüber informiert, dass auf Kelada eine Jedi gefangen gehalten wurde. Antares und Kerbal hatten ihn ganz offenbar absichtlich ausgeschlossen, als sie ihre Pläne schmiedeten und Kerbal hatte auch noch die Frechheit, die Flucht der Gefangenen auf Angelus selbst abzuwälzen. Warum wusste in dieser entarteten Galaxie niemand mehr, wo sein Platz war - unter Menschen wie ihm? Angelus verkniff sich, diese Frage laut zu stellen und das auch klar und deutlich in Richtung der Operative, die das ganze hier immer noch für ihre Operation hielt, wie ihr hektisches Geflüster und Gezappel im Hintergrund verriet. Es spielte ohnehin keine Rolle. Darth Kerbal würde hier und jetzt fallen. Durch seine Hand. Schnell, langsam, mit reichlich Gegenwehr oder ohne – es war ihm völlig gleichgültig. Nur das Resultat zählte. Und diese Jedi, wo immer sie sich versteckte, in welchem noch so abgelegenen Winkel dieses dreckigen Rattennests von Kelada auch immer, würde ihm folgen. Und wenn es das letzte Loch auf diesem elenden Planeten war, in dem er sie finden und kaltmachen musste. Der adelige Krieger war dieses Theaters endgültig überdrüssig.

Unterdessen zeigte sich das
Reinblut ob seiner Drohung unbeeindruckt. Mit eiserner Miene und Haltung schien er kein Jota nachgeben zu wollen. Er hielt sich für ebenbürtig und fürchtete Angelus augenscheinlich nicht. Seine letzten spottenden Worte waren dann genug. Mit einem explosiven Satz preschte Sabar vorwärts und Kerbal folgte sofort seinem Beispiel. Der erste Schlag des adeligen Sith traf mit solcher Wucht, dass das blutrünstige Fauchen ihrer aufeinander krachenden Lichtklingen wie ein Blitzschlag in der stillen, verschneiten Landschaft hallte, als Sabar mit einer Brutalität auf die Deckung seines Ordensbruders hämmerte, die seinem Zorn Tribut zollte. Kerbal parierte und konterte genauso kraftvoll mit einem Gegenschlag, den nun Angelus abwehrte. Dieser kurze Tanz aus Angriff und Verteidigung wiederholte sich noch ein weiteres Mal, ehe sich die beiden Klingen zischend verhakten und die beiden Sith sich Stirn an Stirn ein tödliches Kräfteduell lieferten. Darth Angelus Gesicht war von einem finsteren Grinsen verzerrt, seine Augen glühten rot vor Wut und Leidenschaft. Auf der anderen Seite stand Kerbal: steinern, fast stoisch. Ihre Blicke brannten sich förmlich ineinander und sofort zeichnete sich ab, dass hier zwei ähnliche Kampfesphilosophien aufeinandertrafen, die auf Kraft und roher Gewalt fußten. Es war kein Aufeinandertreffen unterschiedlicher Ideologien wie mit Darth Zena, die der Brutalität und Angriffslust des Ritters mit graziler Präzision und Eleganz begegnet war.

Langsam und mit gefletschten Zähnen erhöhte Angelus den Druck. Noch war es kein richtiger Kampf, sondern nur ein Abtasten. Ein Kräftemessen, das sich noch wenige Sekunden hinziehen würde, ehe die beiden sich voneinander lösen und dann endgültig und völlig entfesselt aufeinander losgehen würden.
"DARTH KERBAL" ertönte inmitten dieser explosiven Momente plötzlich eine weibliche Stimme. Kerbal blickte an Angelus vorbei und Sekundenbruchteile später lösten sich die beiden voneinander.

Schwungvoll ließ Darth Angelus seine rote Klinge durch die Luft gleiten. Raubtierhaft und unaufhaltsam zirkelte er weiter um
Kerbal, während Zurabashvili sich in ihrer normalsterblichen Einfältigkeit dazu veranlasst sah, die Konfrontation der beiden Ordensbrüder zu kommentieren. Die Operative hatte sich lange Zeit gelassen, um sich auf Angelus' Seite zu schlagen und ihren Plan umzusetzen. Aber was genau hatte sie nur vor? Wollte sie ihn auf Anweisung des Governors verhaften? Das war nicht Teil der Abmachung.

Mariam!“

Ertönte die Stimme des Kriegers, der inzwischen stehengeblieben war und nun mit wachsamer und kampfbereiter Haltung die Szene verfolgte. Er sah wie Zurabashvili dem Reinblut nach einer kurzen Vorstellung ein Datapad in die Hand drückte. Angelus' Tonfall war dabei mahnend, wie der eines Erwachsenen, der ein Kind zurechtwies. Sein Blick wanderte hinüber zu Lieutenant Blade, die diesem auswich und ihr Haupt senkte. Dann wieder zurück zu Kerbal, dessen Augen sich stetig weiteten. Langsam begann das Reinblut zu grinsen, ehe er das Datapad auf den verschneiten Boden warf. "Darth Angelus" eröffnete er, ehe sich herauskristallisierte, warum er so dumm grinste. Seine Worte trafen ins Schwarze. Der adelige Sith schwenkte sein Haupt zur Seite und starrte ungläubig an Kerbal vorbei in Richtung der Operative. Das hatte er nicht erwartet.

"Bringt mich nicht zum lachen"

Entgegnete Darth Angelus, während er sich vor Kerbal und der hinter ihm versteckenden Beamten aufbaute und seine Ungehaltenheit die Überraschung wieder so schnell verdrängte, wie sie zunächst aufgekeimt war.

"F***t weiter mit mir herum und ich werde Euch beide, Euren Governor und GANZ KELADA dem Schwert unterwerfen. NA LOS! TESTET MICH!"

Herrisch funkelte Angelus hinüber zu Lieutenant Blade und ihren Soldaten.

"BLADE"

Sein Frust stieg exponentiell, als er bemerkte, wie die blonde Offizierin immer noch nicht seinen Blick erwiderte. Ungeachtet dessen setzte er seine Tirade fort.

"Ich bin ein Ritter des Imperators. Ich BEFEHLE Euch mir dabei zu helfen, diese Verräter zu vernichten. Worauf wartet ihr?!"

Unendlich erscheinende Momente der Stille vergingen, ehe Blade schließlich nickte. Die Soldaten, die sich in einem Halbkreis um ihn gruppiert hatten, richteten ihre Blaster langsam auf ihn. Darth Angelus neigte sein Haupt zurück und lachte mit einem wilden Lachen gen Himmel. Diese verdammte Frau hatte ihn hierher gebracht, um ihn in eine Falle zu locken. Zu keinem Zeitpunkt hatte sie wirklich die Absicht gehabt, Kerbal zu fassen. Nein, sie hatte es auf Darth Angelus abgesehen. Kelada war nichts weiter als eine heruntergekommene Senkgrube, in der sich die versagenden imperialen Behörden größer fühlten als der Orden der Sith – und nun sollte Sabar derjenige sein, der hier scheiterte.
Sein Lachen wurde noch eine Spur intensiver, während sich sein Verstand förmlich überschlug. Er war es, der darauf bestanden hatte,
Blade und ihren Zug mitzunehmen. Ohne die Soldaten, die ihn nun wie vor einem Erschießungskommando pulverisieren konnten, wäre er mit Kerbal und dieser erbärmlichen, schwachen Frau alleine fertiggeworden.

Seine ausweglose Lage verstehend, kriegte sich Angelus schließlich wieder ein und deaktivierte sein Lichtschwert. Mit langsamen Schritten ging er auf
Kerbal und Zurabashvili und warf letzterer schwungvolle seine Waffe zu. Schnell genug, sodass es ihr misslang sie zu fangen und sie sich in den Dreck knien musste, um sie aufzuheben. Vor den beiden stehend streckte Angelus seine Hände aus:

"Los, fesselt mich schon. Es ist schließlich zu eurem eigenen Schutz"

Während sich die beiden Intriganten daran machten, ihm mehrfach die Gelenkfesseln aus Durastahl anzulegen, spürte er es plötzlich. Genau in dem Moment, als seine Wut langsam nachließ und er wieder vollkommen klar denken konnte. Dieses leichte Flackern. Ein Hauch von Nichts. Das leise Toben eines wild schlagenden Herzens. Ein sanfter Impuls, der durch die mühsam aufrechterhaltene und nahezu - aber nur 'nahezu' - perfekte Täuschung hindurchdrang. Ein helles Lichtlein der Macht inmitten der düsteren Szenerie. Darth Angelus Blick fiel wieder auf den Wagen. Konnte das sein?! Dann starrte er "Darth Kerbal" an, während sich der Hauch eines düsteren, verächtlichen Lächelns auf seine Lippen legte. "Habe ich dich, du Bastard", schoss es ihm durch den Kopf, ehe er sich selbst zur Vorsicht mahnte. Ein falsches Wort - hier und jetzt - und Kerbal würde die Chance ergreifen und ihn in seiner gefesselten Lage töten. Vielleicht würde er es wirklich tun. Aber dann standen immer noch 20 Soldaten in voller Alarmbereitschaft um sie herum, die ihn auf der Stelle überwältigt hätten. Nein, er würde es nicht tun. Zumindest noch nicht. Es war eine Pattsituation, in der nun beiden Gegenspielern die Hänge gebunden waren, zur Hälfte zumindest im wahrsten Sinne des Wortes. Blade trat mit zwei Soldaten an ihn heran, die ihm sanft unter die Armen fassten, um ihn in Richtung des Shuttles zu führen. Auf der Rampe blieb Angelus ein letztes Mal stehen, um "Kerbal" herausfordernd anzublicken. Vielleicht hatte er diese Schlacht verloren. Aber der Krieg fing gerade erst an. Und jetzt wusste er, was Sache war und was zutun war. Ihm durfte nur nicht die Zeit einen Strich durch die Rechnung machen...


Kelada - Nordpolarkreis - Talpass - Darth Angelus, Darth Kerbal Operative Zurabashvili, Soldaten, versteckte Jedi
 
[ Kelada | Entlang des Nordpolarkreises | (versteckt) in einem 93-B-Gleiter ]
Faith (drinnen), Darth Kerbal, Tha'Klen, Darth Angelus, Operative Mariam Zurabashvili, Soldaten (draußen)

Faith hörte den pochenden Rhythmus ihres eigenen Herzschlags. In dem Verschlag unter den Sitzen, zwischen den groben Decken aus Schurwolle, war sie ganz allein. Sie fühlte sich zurückerinnert an ihre Zelle im Gefängnis von Gouverneur Antares. Beide hatten gemein, dass sie nicht raus konnte, auch wenn sie gewollt hätte. Sie wusste einfach nicht, was dort draußen vor sich ging. Natürlich hatte sie höllische Angst, dass Arlen aufgeflogen war. Tatsächlich sah auch alles danach aus. Darth Angelus war hier, begleitet von Mariam und noch einigen anderen. Doch bislang - und das wunderte sie - hatte sie noch keine aufgeregten Rufe, keine Blasterschüsse vernommen. Wenn sie sich sicher waren, dass Arlen, den sie als Darth Kerbal kannten, der Übeltäter war, der Faith befreit hatte, dann hätten sie das Feuer außerdem schon aus der Luft auf sie eröffnen können. Dergleichen war allerdings ausgeblieben.

Vielleicht hätte sie das irgendwie beruhigen können, doch im Gegenteil - es beunruhigte sie noch mehr.

Die Finger der jungen Frau gruben sich in den groben Stoff der Decke, als könnte sie darin irgendeine Art von Halt finden. Sie zwang sich weiter, den Atem flach zu halten. Sie musste sich selbst, ihre Angst, unter Kontrolle halten. Angst war eine Schwäche. Angst führte sie auf den Pfad, unüberlegte und am Ende falsche Entscheidungen zu treffen. Angst war der Pfad der dunklen Seite. Sie durfte nicht denken. Sie durfte nur sein.

Von außerhalb des Gleiters drangen dumpfe Stimmen durch die Wände. Es wurde geredet. Die Worte verschwammen zu undeutlichen Geräuschen und zu Bruchstücke einzelner Sätze, die ohne Zusammenhang keinen Sinn ergaben. Was sie jedoch erkannte, war die Stimme, die zu Angelus gehören musste. Scharf. Hart. Sie jagte ihr sofort einen Schauer über den Rücken. Es klang, als wäre er gewohnt, dass ihm niemand widersprach. Und dann war da noch Mariams Stimme. Faith spürte einen dumpfen Schmerz in ihrer Magengegend, als sie sie vernahm. Allerdings war darin keine Panik zu hören. Kein Chaos. Irgendetwas stimmte hier nicht. Waren sie tatsächlich nur gekommen, um Arlens Alibi zu kontrollieren? Warum dann die gezündeten Lichtschwerter?

Faith fühlte eine Art von Unruhe, die sich nicht aus Furcht speiste. Es war mehr eine bohrende Ahnung, dass etwas nicht so war, wie es schien. Ihre Verbindung zur Macht war gedämpft, während sie sich weiter zwang, unauffällig zu bleiben. In ihrem Geist hatte sie weiter das imaginäre Schild zwischen sich und der Verbindung nach außen geschoben. Aber selbst unter dieser gedämpften Oberfläche spürte sie die Spannung, wie die klare Luft bevor der Sturm kam.

Es war still. So als hätten alle den Atem angehalten.

Faiths Herzschlag trommelte nun in ihren Ohren. Sie wollte sich bewegen und irgendetwas tun. Doch sie blieb regungslos. Sie vertraute Arlen. Auch wenn das Vertrauen auf die Probe gestellt wurde, sie blieb wo sie war und vertraute darauf, dass er die Situation im Griff hatte. Er würde wissen, was er tat. Er musste es wissen.

Dann folgte ein Lachen. Es war laut und roh. Darth Angelus war die Quelle, ganz sicher. Es schnitt durch die Stille wie ein Messer. Selbst durch das Metall des Gleiters klang es, als wäre er direkt neben ihr. Dann hörte sie das Surren eines Lichtschwertes, das deaktiviert wurde. Für den Bruchteil einer Sekunde übermannte Faith die Panik, dass Darth Angelus ihren Freund niedergestreckt hatte. Das Bild eines lachenden Mörders, der über dem regungslosen Körper Arlens stand, blitzte in ihrem Kopf auf. Doch sie konnte den Jedi-Ritter noch ganz eindeutig spüren. Seine Aura war kraftvoll , wie eh und je. Dennoch trieb dieses Lachen Faith dazu, ihre Nägel in den Handflächen zu graben.

Anschließend hörte sie schwere Schritte. Mehrere. Darth Angelus’ Aura entfernte sich. Was ihr eigentlich Erleichterung verschaffen sollte, jagte ihr im nächsten Moment einen gehörigen Schrecken ein, denn darunter kam die - im Gegensatz zu Angelus, Arlen und Tha’Klen - wesentlich dezentere Präsenz von Mariam zum Vorschein. Nah. Viel zu nah! Sie stand direkt am Gleiter. Am liebsten wäre Faith in diesem Moment unter den Decken herausgebrochen und hätte ihr das Lichtschwert in ihren abscheulichen Gesichtsausdruck gerammt. Zum Glück für die vermeintliche Krankenschwester war Faith eine Jedi und hatte sich im Griff. Auch wenn Faiths Finger unterbewusst am Metallgehäuse ihres Lichtschwertes spielten, blieb sie, wo sie war. Sekunden vergingen, ehe Mariam - was auch immer sie am Gleiter gesucht hatte - gefunden, oder nicht gefunden hatte und sich schließlich entfernte.

Es dauerte eine Weile, gefühlt eine Ewigkeit, ehe schließlich das Dröhnen der Shuttle-Triebwerke erklang und den Gleiter leicht in Vibration versetzen. Das Geräusch entfernte sich, weiter und weiter. Bis nur noch der Wind übrig blieb, der eisig an der Außenhülle ihres Gefährts zerrte.

Faith zählte in ihrem Kopf. Zehn. Zwanzig. Dreißig. Stille.

Doch sie bewegte sich nicht. Sie wartete und vertraute.

Dann hörte sie, wie die Passagierkuppel über ihr geöffnet wurde. Erst dann wagte die Padawan es, wieder normal zu atmen.


[ Kelada | Entlang des Nordpolarkreises | (versteckt) in einem 93-B-Gleiter ]
Faith (drinnen), Darth Kerbal, Tha'Klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen, Faith und Angelus

Kerbal konnte nicht umhin ganz unjedihaft etwas Schadenfreude über Angelus‘ Reaktion zu empfinden. Was immer genau hier passiert war, der Sith war gründlich ausmanövriert worden. Während Angelus in rascher Folge alle fünf Phasen der Trauer durchlief, wagte Kerbal es dieser Operative Zurabashvili einen Schulterblick zuzuwerfen. Mit ungerührtem, fast steinernem Gesichtsausdruck stand sie hinter ihm, ihre Aura bis zum Rand mit Selbstsicherheit erfüllt. Nicht ohne Grund, denn allem Anschein nach hatte sie, was auch immer das hier war, gründlich vorbereitet. Ein von Antares persönlich gegengezeichneter Haftbefehl, zwei Squads Soldaten UND ein für den Moment verbündeter Sith? Gründlich vorbereitet war vermutlich eine Untertreibung. Narrensicher traf es schon eher. Diese Frau würde er im Auge behalten müssen, denn was heute einen gänzlich unvorbereiteten Angelus zielsicher ins Kreuz getroffen hatte, würde morgen sicherlich bereits auf Kerbal gerichtet sein. Ihr freches Interesse an seinem und Tha’klens Lichtschwertern war in diesem Licht umso beunruhigender.

Dennoch kostete er den Moment aus, als Angelus erfolglos versuchte an die auf Sand gebaute Gefolgschaft der Lieutenant im Hintergrund zu appellieren. Es war offensichtlich, dass sie sich eigentlich auf seine Seite schlagen wollte, doch war ihre Loyalität Antares gegenüber wohl höher gewichtet. Kerbal stieß ein beißendes Lachen aus, das jedoch einen Moment später von Angelus in Intensität und purem Pathos überboten wurde, als dieser endlich die Ausweglosigkeit seiner Situation einsah. Einige Herzschläge zog sich der Moment, dann verstummte der Sith und warf Zurabashvili seine Waffe zu. Der Griff prallte gegen die Brust der unvorbereiteten Frau und fiel einen Moment später mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden. Es war eine Geste der machtlosen Demütigung und als die Operative sich einen Augenblick später danach bückte, spürte Kerbal nichts als Triumph in ihrer Aura. Mit steinerner Miene zog sie zwei paar Handschellen vom Gürtel, die sie um Angelus‘ Handgelenke und Knöchel befestigte. Kerbal widerstand dem Drang dem Menschen noch eine Provokation beizudrücken und übergab ihn stattdessen wortlos an die Lieutenant Blade, die ihn mit zwei weiteren Soldaten abholen kam.

Wortlos verfolgte er, wie der Mann abgeführt wurde und beobachtete gleichzeitig in der Macht, dass Zurabashvili plötzlich ein ungesundes Interesse an seinem Hovercraft entwickelt hatte. Ungerührt ließ er sie gewähren. Solange sie nicht anfing im Inneren herumzustöbern, würde sie Faith nicht finden. Natürlich betätigte sie dann auch den Türmechanismus, doch hatte Kerbal den Wagen beim Aussteigen abgeschlossen. Und die Operative erkannte wohl ihre Grenze darin, ihn zu bitten aufzuschließen. Auf der Laderampe angekommen, hielt Angelus noch einen Moment inne, und für wenige Herzschläge trafen sich die Blicke der beiden Sith. Kerbal hoffte, dass dies das letzte Mal war, dass sie sich sahen, glaubte jedoch selbst nicht daran. Angelus Miene verriet, dass er letzteres ähnlich sah. Schließlich wurde der Sith ins Innere geführt und Operative Zurabashvili trat von hinten an Kerbals Seite.


„Ich danke für die Schützenhilfe, Lord Kerbal.“

, sagte die Agentin und Kerbal warf ihr einen Blick zu.

„Ich wünsche noch viel Erfolg auf Ihrer Suche nach Jedi-Artefakten. Wie ich mir habe sagen lassen, führt Ihr Schüler ja bereits eines mit sich.“

Verdammt noch eins. Hätte Kerbal nicht gewusst, dass Zurabashvili sich bereits ihre Schwerter näher angesehen hatte, hätte sie ihn vermutlich in diesem Moment gehabt. Die kontextlose Bemerkung war offensichtlich genau dazu erdacht worden, ihn aus der Reserve zu locken. Oh ja. Auf diese Frau würde er ein Auge haben müssen.

„Sie meinen sein Schwert?“

, gab Kerbal gespielt belustigt zurück.

„Eine Kriegstrophäe meines Meisters. Ich hatte noch keine Zeit Lichtschwertbauteile beim Orden anzufordern.“

Eine unschuldige Erklärung und Zurabashvili nickte mit ausdrucksloser Miene.

„Bitte finden Sie sich nach Ihrer Rückkehr in meinem Büro im Verwaltungsgebäude ein. Der Gouverneur hat das dringende Anliegen Navalons Ausbruch aufzuklären und Ihre…Psychometrie nannten Sie es? – wird sicherlich von Nutzen sein. Wenn der Anschlag bis dahin nicht aufgeklärt ist.“

Kerbal würdigte dies nun seinerseits nicht mit einer Antwort und Zurabashvili wandte sich zum Gehen. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen und wandte sich nochmal zu ihm um.

„Auf bald, Ahln.“

Das Wort hatte nur eine Silbe und trotzdem war es genug, um Kerbals Kampf- oder Fluchtreflex zu aktivieren. Es war nur seinem langen Training an der Uni zu verdanken, dass sein Gesicht in diesem Moment nicht entgleiste. Plötzlich schlug sein Herz schneller und trotz der kalten Temperaturen wurde ihm heiß. Erst dann fiel ihm auf, woher die Agentin das Wort gefischt hatte. Diese verdammte… Sie hatte also doch bemerkt, was Faith in der Zelle gesagt hatte!

„Wie war das?“

, fragte Kerbal nach einer Pause, von der er glaubte, dass sie eine Spur zu lang gewesen war. Für einen Moment erwog er die Agentin doch noch hier und jetzt anzugreifen.

„Ach, nichts. Schönen Abend noch.“

, sagte sie dann jedoch und wandte sich endlich endgültig zum Gehen. Regungslos sah Kerbal ihr nach, bis die Laderampe des Shuttles sich wieder geschlossen hatte und es abhob. Und dann, bis die blinkenden Lichter im dunklen Nachthimmel verschwunden waren. Erst danach wandte er sich wieder dem Wagen zu und entriegelte die Türen. Zielstrebig öffnete er die Fahrerkuppel, kniete sich auf den Fahrersitz und begann dahinter herumzuwühlen, bis seine Finger den zylinderförmigen Positionsmarker gefunden hatten. Einen Moment betrachtete er das Ding kontemplativ in seiner Hand und warf es dann auf der Fahrerseite auf den gefrorenen Boden, bevor er es unter einem gestiefelten Absatz zerquetschte. Dann bedeutete er Tha’klen sich ans Steuer zu setzen und ging auf die andere Seite, um den Beifahrersitz einzunehmen.

„F**K!“

, spuckte er, als der Wagen wieder angefahren war und erlaubte seinen Händen zu zittern, während langsam sein Adrenalinspiegel wieder absank.

„Das war…meine Güte, leck mich doch am Arsch! Das war viel zu knapp. Tha’klen, bitte fahr doch noch so ein Stündchen, damit die uns nicht im Schlaf noch auf die Pelle rücken.“

Und dann, nachdem er den Knopf fürs Intercom betätigt hatte:

„Faith, ist bei dir da hinten alles okay?“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Mariam, Kerbal, und Angelus, Faith und Tha'klen im Wagen, sowie (NPCs) Lieutenant Blade und Soldaten

Nachdenklich trat Mariam die Laderampe des Shuttles hinauf. Ihr Triumphgefühl hatte nur kurz gewährt und natürlich hatte sie über einen erfolgreich verlaufenen Plan nicht ihre Aufgabe vergessen. Kerbal hatte den Inhalt des 93-B Hovercraft vor ihr verborgen halten wollen. Und war das ein Zucken gewesen, als sie den Laut ausgestoßen hatte, den die Jedi in seiner Anwesenheit gemacht hatte? Die Erkenntnisse ihres Stocherns waren weder Fisch noch Fleisch und daher nach wie vor nur Indizienbeweise. Noch immer deutete die Abwesenheit eines Alibis auf Angelus als Täter hin, doch war sie sich sicher, dass auch Kerbal irgendetwas zu verbergen hatte. Dass es der Ausbruch der Jedi war, wurde jedoch zunehmend unwahrscheinlicher. Entgegen ihrer Vermutung hatte sie ihn genau dort angetroffen, wo er hingehörte und die keladanische Flugsicherung hatte keine unautorisierten Raumschiffreisen in diese Region des Planeten registriert.

Wie dem auch sei, jetzt musste ihre Aufmerksamkeit wieder dem menschlichen Sith gelten. Im Inneren des Shuttles hatten die Soldaten um Lieutenant Blade Angelus in einen Sitz gesetzt und sich dann mit gezogenen Blastern um ihn herumpostiert. Gut, immerhin wussten sie, wie man gefährliche Fracht transportieren musste. Mit ausdruckloser Miene warf Mariam Lieutenant Blade einen Blick zu. Noch immer brachte es die Soldatin nicht über sich dem Sith in die Augen zu schauen. Es war ihr Glück, dass sie Mariams Anweisungen am Ende Folge doch geleistet hatte. Das rettete sie jetzt vor einer Zelle in Colina.

Ihre dem Sith gegenüber loyalen Anwandlungen waren wiederum eine andere Sache. Ein weiterer Bericht, den Mariam würde schreiben müssen. Wer hatte schon Verwendung für planetare (!) Sicherheitskräfte, die plötzlich mit Fremden liebäugelten? Nein, wenn es nach Mariam ging, würde diese Infragestellung von Befehlen nicht ungesühnt bleiben. Wer wusste schon, was noch alles hätte schiefgehen können, hätte Angelus während des kurzen Streitgespräches zwischen den beiden Frauen bereits Lunte gerochen? Offensichtlich war dies auch der Lieutenant klar, denn dem Blick Mariams begegnete sie genauso wenig.


„Herzlichen Glückwunsch…“

, murmelte die Agentin, während sie Blade musterte. Das war eine beeindruckende Vorstellung mangelnder Loyalität in alle erdenklichen Richtungen gewesen. Und jetzt hatte sie sowohl dem Sith als auch ihrer Verwaltung gegenüber, einen gehörigen Vertrauensvorschuss verspielt. Mariam würde es genießen, einer möglichen Karriere der Frau den Todesstoß zu versetzen.

Ohne ein weiteres Wort ging Mariam an den Insassen des Shuttles vorbei, um sich ins Cockpit zu setzen. Sie war keine Soldatin und so hatte es keinen weiteren Mehrwert, wenn sie Angelus persönlich beaufsichtigte. Das würde sie nur nervös machen. Also setzte sie sich zum Piloten, der glücklicherweise nicht zur schwatzhaften Sorte gehörte und das Shuttle anstandslos zurück in die Atmosphäre steuerte.

Die einzigen Worte, die noch gewechselt werden mussten, bevor endlich wohltuendes Schweigen eintrat, war ein geänderter Zielort. Schon auf dem Hinweg hatte Mariam sich Gedanken darüber gemacht, wie Angelus untergebracht werden würde. Es war eine Ironie des Schicksals, dass auch nach dem Anschlag der Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses in Colina die beste Wahl war, um einen feindseligen Machtnutzer unterzubringen. Der Trakt war beim Anschlag mit am wenigsten beschädigt worden und hatte auf der Liste der Reparaturen offensichtlich hohe Priorität genossen. Während sie also flogen, gab Mariam alle notwenigen Informationen an die Gefängnisverwaltung durch und schickte schließlich auch Gouverneur Antares eine weitere Nachricht:


„Festnahme erfolgreich; ETA im Gefängnis von Colina in T-136 Minuten.

Alles Weitere würde sich dann in den nächsten Tagen klären.


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Lambdashuttle Richtung Colina ] Mariam und Angelus, sowie (NPCs) Lieutenant Blade und Soldaten
 
[ Kelada | Entlang des Nordpolarkreises | in einem 93-B-Gleiter ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Als Faith die Decken über ihrem Kopf aus dem Weg drückte, verkrampfte sich ihre andere Hand noch immer um den Griff des Lichtschwertes, als könnte Mariams Gesicht jede Sekunde aus dem Nichts auftauchen. Sie hatte so eine Ahnung, dass sie gerade haarscharf dem Tod entkommen waren und ein Lichtschwert war für eine Jedi, selbst eine Padawan, sowas wie ein Talisman, das sie vor allem Bösen schützte. Faith zwang sich zu atmen. Tief ein und langsam aus. Der Rhytmus half, den Knoten über ihrem Herzen etwas zu lösen. Furcht hielt sich hartnäckig im Geist, wenn man einmal davon befangen war.

Das schwache Licht im Gleiter brannte in ihren Augen, als hätte sie Tage in der Dunkelheit unter den Sitzen verbracht. Ihre Muskeln protestieren, nachdem ihr Körper eine ganze Zeit in Embryo-Stellung in dem Verschlag gefangen war. Sie kletterte aus ihrem Versteck und hörte Arlens Stimme im Intercom. Tha’klen saß am Steuer und hatte das Gefährt bereits wieder in Gang gesetzt. Er bewegte sich mit monotonem Brunnen vorwärts. Draußen zog bereits eine weiße, endlose Einöde vorbei - ein Meer aus Eiskristallen, die sich auf dem Untergrund abgesetzt hatten.


“Ja … ich bin hier”, antwortete sie, als sie den Schalter für das Intercom erreichte. Ihre Stimme war leiser als beabsichtigt, ein raues Flüstern, das kaum über das Intercom drang. Sie räusperte sich, als wollte sie damit auch den Rest der Furcht aus ihrem Inneren vertreiben. Faith schnappte sich eine der Decken aus dem Verschlag, klappte den Sitz zurück und ließ sich darauf nieder. Den Kopf lehnte sie gegen die kalte Kuppelscheibe. Die Kühlung schien ihr zu helfen, den Wirbel in ihrem Kopf etwas zu ordnen.

“Wie knapp war’s?”, fragte sie und war nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte. “Was ist passiert?”

Der Gleiter ruckte leicht, als Tha’klen einem Hindernis auswich. Die Padawan spürte, wie die Müdigkeit erneut ihre Glieder ergriff, jetzt wo der Adrenalinschub langsam abklang.

Faith ließ den Blick nach draußen gleiten. Vor einer Weile hatten sie schon die Richtung geändert. Sie fuhren nicht mehr geradewegs nach Norden. Irgendwo dort draußen lag ihr Ziel - ein Ort, den Arlen als Jedi-Tempel beschrieben hatte. Die Stunden vergingen. Der monotone Klang des Gleiters wurde zu einem Hintergrundrauschen. Faith wusste irgendwann nicht mehr, ob sie schlief oder einfach in einem Trancezustand verweilte. Erinnerungen mischten sich mit der Gegenwart. Irgendwann musste sie jedoch sicher eingeschlafen sein. Als sie die Augen öffnete, war es mitten in der Nacht. Sie fühlte sich nicht wirklich erholt, jedoch wach. Ihren beiden Begleitern musste es schlimmer gehen. Die beiden hatten schließlich noch die Speederbike-Fahrt in ihren Knochen.


“Fahrerwechsel”, brummte die junge Frau schließlich durch das Interkom. Ihre Stimmlage gab zu verstehen, dass sie keinen Widerspruch dulden würde. Tha’klen kam zum Stehen. Nachdem Faith die Gelegenheit zur kurzen Pinkelpause genutzt hatte, setzte sie sich ans Steuer und setzte das Gefährt in Bewegung.

“Also ... Wie sicher bist du dir bei diesem Jedi-Tempel?”, fragte sie zunächst das Offensichtliche.
“Und woher denkst du zu wissen, wo er liegt?”

Der Wind schien derweil zugenommen zu haben. Er wehte feinen, glitzernden Schnee über die eisige Ebene aus dem Norden heran. Das Licht der Sterne spiegelte sich auf der gefrorenen Oberfläche und die Scheinwerfer des Gleiters schnitten breite Kegel durch die Dunkelheit.

Faiths Finger trommelten immer wieder unbewusst auf dem Steuer. Ab und zu warf sie einen Blick auf die Navigationsinstrumente, um die richtige Route beizubehalten. Irgendwann wusste sie nicht mehr genau, wieviel Zeit vergangen war. Stunden vielleicht. Der Himmel blieb dunkel, aber vielleicht waren die Sonnenstunden hier oben am Polarkreis auch einfach reduzierter.


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Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen und Faith

Wie Kerbal vermutet hatte, war Faith noch da und es ging ihr gut. Auch wenn der Stress der Begegnung sie sichtlich mitgenommen hatte. Nachvollziehbar fand er. Leise fragte sie noch, wie knapp es gewesen und was genau eigentlich passiert war. Der Sith, der sich selbst nicht ganz sicher war, was das da grade eigentlich genau gewesen war, zuckte mit den Schultern.

„Weniger knapp als es sich vermutlich angehört hat.“

, begann er und legte seinerseits die Stirn gegen die kühle Transparistahlkuppel. Jetzt wo er wieder saß und sich weder aufs Fahren noch auf einen möglichen Kampf auf Leben und Tod konzentrieren musste, begannen seine Glieder sich bleiern anzufühlen. Seine Augen brannten und sein erschöpfter Verstand verlangte immer lauter werdend nach Schlaf. Dennoch setzte er als Antwort auf Faiths Frage noch einmal an:

„Wenn ich das alles richtig verstanden habe, dann hat die anwesende Geheimdienstagentin einen Weg gefunden diverse Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Einerseits hat sie – wie ich es vorausgesehen habe – geprüft, ob ich bin, wo ich sein sollte. Zweitens hat sie meine Anwesenheit anschließend benutzt, um Angelus festzusetzen. Was der Kerl Antares genau getan hat, keine Ahnung. Aber sie hat mir einen offiziellen Haftbefehl in die Hand gedrückt, den ich umgesetzt habe. Drittens hat sie DANACH noch versucht mich mit ein paar Indizien aus der Reserve zu locken. Das hat fast geklappt, aber dein Arlen ist ja nicht von gestern.“

Kurz überlegte Kerbal, ob er alles Wichtige erwähnt hatte, verstummte dann jedoch. Minuten verstrichen, die er erst bewusst wahrnahm und dann plötzlich nicht mehr. Erst als Faiths Stimme aus dem Intercom drang und nach einem Fahrerwechsel verlangte, schreckte er wieder hoch. Offensichtlich hatte Tha’klen seine Anweisung ignoriert nur noch ein Stündchen weiterzufahren und ohne Aufsicht wohl einfach weitergemacht. Kurz erwog Kerbal zu protestieren, winkte dann jedoch mental ab. Wenn die beiden MEINTEN…

Nach einer kurzen Pinkelpause, die auch der Sith ausnutzte, humpelte Faith auf die Fahrerseite und setzte sich ans Steuer. Einen Moment später fuhr das Hovercraft wieder an. Besorgt warf Kerbal der Frau einen Seitenblick zu.


„Geht das mit deinen Beinen?“

Offensichtlich war die die Antwort ‚ja‘, denn Faith machte keine Anstalten sich noch einmal umzuentscheiden. Stattdessen stellte sie ihm zwei durchaus nachvollziehbare Fragen über das Ziel ihrer Reise.

„Dass es hier einen Tempel aus Zeiten der Alten Republik geben soll, habe ich aus dem Archiv auf Lianna. Das ist Teil meiner Coverstory: Grabräuber – äh, ich mein‘ natürlich Archäologe. Und gleichzeitig ist er Teil meines tatsächlichen Auftrags. Wenn ich kann, soll ich etwaige Artefakte sichern und zurückbringen. Hier auf Kelada habe ich dann Informationen gefunden, die die Existenz eines Tempels bestätigen. Ziemlich sicher also.“

Auf ihre zweite Frage konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Lange Geschichte, aber um es kurz zu fassen: Wir sind in die Überreste einer alten Bibliothek eingebrochen, haben alle Hinweise auf mögliche Standorte herausgefischt und anschließend verfälscht. Möglichkeiten gibt es drei: Zu der am weitesten entfernten sind wir grade unterwegs. Falls wir einfach durchfahren, kommen wir heute Abend oder so an.“

Müde zuckte er die Schultern. Wegen ihm konnten sie auch Pause machen, aber wenn Faith und Tha’klen weiterwollten, würde er sich dem gegenüber nicht verschließen.

„Option 2 ist wieder ganz in der Nähe von Colina und Option 3 ein paar hundert Klicks südlich davon. Hätte ich nicht grade einen Ort gebraucht, wo ich glaubhaft weeeit ab vom Geschehen sein will, wäre ich vermutlich die Reihenfolge 2, 3, 1 abgefahren. Von daher…kann gut sein, dass wir heute Abend was finden, weil das ja die letzte Option war, die ich prüfen wollte.“

Ein Blick auf die Uhr verriet Kerbal, dass es bereits langsam auf den Morgen zuging. Sonnenaufgang um 0500, was ungewöhnlich für einen planetaren Sommer am Nordpol war. Vielleicht schwang die Planetenachse Keladas einfach etwas anders als auf anderen Planeten. Mit einem Brummen streckte Kerbal den Oberkörper und kuschelte sich dann etwas bequemer in seinen Sitz. Wirklich nach Schlafen war ihm grade nicht mehr. Nach einem Moment sagte er unvermittelt:

„Das war übrigens solide Verschleierung vorhin. Gut gemacht.“

Nach einer weiteren kurzen Pause fragte er dann noch unverblümt:

„Wie sieht es eigentlich mit deinen anderen Machtkenntnissen aus? Ich weiß, dass du heilen kannst, und auf einem guten Weg bist die Verschleierung zu knacken. Was anderes kannst du noch? Worin bist du eingerostet und wo siehst du deine eigenen Lücken?“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
[ Kelada | Entlang des Nordpolarkreises | in einem 93-B-Gleiter ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Faith umklammerte das Steuer fest, während sie den Gleiter über die endlos scheinende weiße Weite lenkte. Ihre Finger fühlten sich eiskalt an, doch das lag nicht nur an der Temperatur draußen. Die Anspannung der letzten Tage - und akut der letzten Stunden - lag ihr in den Knochen. Zwar bemühte sie sich, nicht daran zu denken, doch die Worte Arlens hallten in ihrem Kopf nach. Weniger knapp, als es sich für sie angefühlt hatte? Das war schwer zu glauben. Aber es war vorbei. Zumindest für den Moment.

Der Gleiter brach kurz am Heck aus, als die Hand der Padawan zusammenzuckte. Geheimdienstagentin? Mariam! Faith konnte das metaphorische Klicken in ihrem Kopf beinahe hören, als sich die Verbindung bildete. Das ergab Sinn. Von wegen Krankenschwester - Folterknechtin traf es wohl eher! Ungläubig schüttelte sie den Kopf.


“Jetzt schalten sich die Imps schon gegenseitig aus.”

Ein ironisches Schnauben folgte.

“Mir soll’s Recht sein.”

Es war bezeichnend für diese Galaxie, dass die Netze aus Lügen und politischen Spielchen sogar in der Keladanischen Pampa gewoben und ausgeworfen wurden. Nichts geschah je ohne Hintergedanken und niemand tat etwas, ohne dabei mehrere Ebenen im Blick zu haben. Der Gedanke fühlte sich unangenehm an und beim Aufflackern von Mariams Gesicht vor ihrem inneren Auge, stellten sich die Nackenhaare auf. Mariam, Angelus, Antares. Ihretwegen konnten sich diese Monster ruhig gegenseitig an die Gurgel gehen.

Auf Arlens Nachfrage spürte sie das Pochen in ihren Beinen wieder. Doch sie ignorierte es und verdrängte den Gedanken an ihre brennenden Muskeln. Faith würde nicht das schwache Glied der Kette darstellen. Sie war dazu in der Lage, weil sie es musste. Punkt.


“Geht!”, antwortete sie knapp und resoluter, als sie beabsichtigt hatte. Immerhin würde sie damit jedoch klargemacht haben, dass das Thema sich für sie erledigt hatte. Irgendwo in ihrem Hinterkopf hatte sie dennoch die Hoffnung, dass Tha’klen sich, sobald hen die verdiente Mütze Schlaf bekommen hatte, an diese mechanische Bein-Unterstützung machen würde. Es konnte zumindest nicht schaden.

Während die Dunkelheit um sie herum das Gefährt in Beschlag genommen hatte, antwortete Arlen auf das eigentliche Ziel ihrer Reise. Er hatte die Informationen über den Tempel also auf Lianna gefunden und hier auf Kelada dann Hinweise entdeckt, die seinen Verdacht stützten. Faith nickte immer wieder an den wesentlichen Punkten, während der Jedi-Ritter erklärte. Sie musste sich ein trockenes Schnauben verkneifen, als er davon sprach, dass sie in eine alte Bibliothek eingebrochen waren. Beinahe hätte sie gefragt, was sie sich unter diesem Einbruch vorstellen musste, ließ es jedoch unkommentiert. Für sie war nur wichtig zu wissen, dass sie jetzt zu dem Standort fuhren, der am weitesten entfernt lag und dass sie - falls sie ohne große Unterbrechungen weiterfuhren - womöglich am Abend ankommen könnten.


“Dann fahren wir durch”, kommentierte sie, während sie unpassenderweise den Schub ihres Vehikels kurzzeitig reduzieren musste, um nicht aus Versehen über einen Abhang hinauszuschießen, der sich vor ihnen auftat.

Eine müde Stille machte sich eine Zeit lang breit, nur unterbrochen vom Summen des Antriebs und dem monotonen Rauschen des Windes an den Kuppelscheiben. Sie schaute gerade auf das Chronometer, als Arlen sich wieder zu Wort meldete. Er meinte, dass ihre Tarnung vorhin gut gewesen war.

Das Kompliment kam in diesem Moment aus dem Nichts, also wusste sie nicht genau, wie sie darauf reagieren sollte. Zunächst murmelte sie ein leises
Danke”, ehe sie anfügte: “Mir wär' es lieber, wenn wir uns in Zukunft nicht darauf verlassen müssten.” Sie erinnerte sich an das Gefühl, als ihre Aura die von Darth Angelus berührte. "Ich hätte schwören können, dass Darth Angelus mich spüren konnte. Zum Glück für uns wohl doch nicht."

Wobei sie gleich beim Thema waren. Ihre Machtfähigkeiten. Ja. Der Griff der Padawan um das Steuer des 93-B wurde unbewusst fester. Es war kein Thema, über das sie gerne sprach. Vielleicht, weil es sich immer wie eine Prüfung anfühlte. Oder vielleicht, weil sie wusste, dass sie nicht dort war, wo sie sein sollte. Ihr ehemaliger Mitschüler war Ritter. Sie selbst hatte derzeit nicht einmal mehr einen Meister. Seit sie Rat Janson gebeten hatte, ihre Ausbildung unterbrechen und eine Zeit beim Militär der Neuen Republik einlegen zu dürfen, hatte sie nichts mehr von Chesara gehört. Ob es daran lag, dass sie zu beschäftigt war - schließlich kursierte immer noch dieses Virus auf Coruscant - oder aber, weil sie vollständig mit Faith abgeschlossen hatte - sie wusste es nicht. Wobei Faith, zugegebener Maßen, die letzten Monate auch nicht in der Position war, sich für einen kurzen Plausch zu melden. Im Endeffekt war sie weiter in Ausbildung, nur nicht mehr bei Chesara, die ihr freigestellt hatte, sich einen neuen Meister oder eine neue Meisterin zu suchen.

Im Grunde hatte sie keine Lust, Arlen auf diese Frage zu antworten, daher zögerte sie einen Moment. Aber sie konnte ihn nicht ignorieren.

Dass sie einigermaßen potent heilen konnte, wusste er. Das war eine Sache, auf die sie sich verlassen konnte. Ging es darum Schmerzen zu lindern oder Wunden zu verschließen - darin war sie auch während ihres Militärdienstes nie aus der Übung gekommen. Irgendein Wehweh gab es immer. Mal kleiner, mal größer. Sie konnte niemanden von den Toten zurückholen, aber im richtigen Moment würde sie vielleicht Leben retten können.


“Levitation … geht klar”, begann sie daher nachdenklich. “Solange es nichts Großes ist, klappt das auch ohne viel Konzentration.”

Sie war kein Telekinese-Ass, aber hatte immerhin genug Übung, um sie einzusetzen. Stoßen, Greifen - alles in derselben Kategorie.

“Sinne …” Sie schloss für ein paar Sekunden die Augen und demonstrierte, dass sie den Hindernissen vor ihnen dennoch ausweichen konnte. “ … funktionieren noch.”

Die junge Frau verzog ihre Lippen, während sie weiter nachdachte.

“Springen, Körperbeherrschung … nicht beeindruckend, aber hat mir schon den ein oder anderen Vorteil beim Grav-Ball verschafft.” Ein Glucksen folgte, als sie darüber nachdachte, wie sie mit ihren Kameraden auf Duro fast täglich in die Halle gegangen war, um sich bei der galaxisweit beliebten Sportart auszutoben.

“Ich glaube, meine Tiefschlaftrance hat mir das Leben gerettet. Als …” Sie stockte kurz.
“Naja, als ich nach Kelada verschleppt wurde.” Ihr Kopf machte eine kreisende Bewegung in ihrem Nacken. “Mich hatte eine Granate erwischt. Ziemlich übel.”

Sie warf einen Blick zu Arlen, der es sich inzwischen auf seinem Sitz gemütlich gemacht hatte, und lächelte keck.

“Ohne wäre ich sicher noch ein viel größeres Wrack, als sowieso schon. Alles in allem komm’ ich klar, bin aber noch weit weg davon, geprüft werden zu können, Herr Jedi-Ritter. Und das, was ich kann, ist definitiv eingerostet."

Sie zwinkerte ihm zu.

Der Wind draußen wurde unterdessen stärker und fegte glitzernde Kristalle über das Eis, die im Farbenspiel einer aufgehenden Sonne erstrahlten. Sie warf einen Blick auf das Navigationsinstrument.


“Ist der Kurs noch in Ordnung?”

Sie fuhren eine ganze Weile weiter. Gegen Mittag stießen sie auf einen kleinen Canyon, der nicht in den Karten verzeichnet war. Zum Glück verloren sie dennoch nicht allzu viel Zeit. Ein Stück weiter nördlich war er lediglich zwei Meter breit, sodass ihr Gefährt sie mit genügend Geschwindigkeit und Anlaufstrecke problemlos über die Kluft trug.

Tha’klen”, begann sie etwas später unvermittelt.Wie seid ihr euch begegnet? Ist hen mit dir nach Kelada gekommen?”

[ Kelada | Entlang des Nordpolarkreises | in einem 93-B-Gleiter ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen
 
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// Nachricht an Anthony Antares \\
Absender: Ridley Solaris, Gouverneur von Truuine

Das Hologramm des Imperialen Wappens erscheint und dreht sich zwei Mal. Das Wappen erlischt und die bekannte Gestalt von Gouverneur Ridley Solaris erscheint als Hologramm, sitzend, von der Hüfte aufwärts. Gekleidet ist Solaris in eine schwarze Version seiner üblichen Verwalteruniform samt Cape. Einem aufmerksamen Betrachter kann, halb verborgen, der gebogene Lichtschwertgriff an seinem Gürtel auffallen. Die Hände hält Solaris auf dem Tisch vor sich gefaltet; im Hintergrund steht ein Bücherregal mit teuer aussenden Einbänden.

Solaris schenkt der Kamera ein teilnahmsvolles Nicken.


Seien Sie gegrüßt, Gouverneur Antares!

Mit Bestürzung habe ich soeben von dem monströsen Attentat auf Ihre wundervolle Stadt Colina erfahren. Die korrupten Feinde des Imperiums schlafen niemals und sind sich auch nicht für die abscheulichste Schandtat zu schade. Nichts ist ihnen beim Versuch, die Neue Ordnung ins Chaos zu stürzen, heilig. Heute empfinden wir Trauer und Schmerz, doch morgen schon lassen wir den gerechten Zorn des Imperators auf das Ungeziefer herabfahren, das die natürliche Ordnung der Galaxis bedroht! Seien Sie sich der Anteilnahme und der Unterstützung Truuines sicher, in diesen schweren Stunden.

Natürlich melde ich mich nicht nur mit bloßen Floskeln und Worten der Unterstützung bei Ihnen, Gouverneur. Ich will mein Bestes tun, um Ihrer Verwaltung in dieser Zeit zu helfen! Aus diesem Grund habe ich geordert, dass meine nächsten fünf Gozanti-Kreuzer nicht leer nach Kelada fliegen werden. Um Ihre, durch den Anschlag sicherlich in Mitleidenschaft gezogenen, Vorräte wiederherzustellen, liefert Truuine Ihnen 375 Tonnen Kolto. Betrachten Sie dieses Geschenk als Ausdruck unserer Anteilnahme. Meine einzige Bitte: Vernichten Sie ein paar Terroristen auch im Namen Truuines!

Ihnen die Beste Gesundheit, Gouverneur – und Kelada den Imperialen Frieden. Heil dem Imperator!
Gezeichnet, Gouverneur Ridley Solaris

\\ Ende der Nachricht //





// Nachricht an Darth Angelus \\
Absender: Darth Aster, Gouverneur von Truuine

Das Hologramm des Imperialen Wappens erscheint und dreht sich zwei Mal. Das Wappen erlischt und eine androgyne Gestalt erscheint als Hologramm, sitzend, von der Hüfte aufwärts. Gekleidet ist die Gestalt in eine schwarze Verwalteruniform samt Cape und imperialen Rangabzeichen, die sie als Gouverneur ausweisen. Einem aufmerksamen Betrachter kann, halb verborgen, der gebogene Lichtschwertgriff an seinem Gürtel auffallen. Die Hände hält der Gouverneur auf dem Tisch vor sich gefaltet; im Hintergrund steht ein Bücherregal mit teuer aussenden Einbänden.

Seid gegrüßt, Lord Angelus!

Mein Name ist Darth Aster. Ich bin der Gouverneur des Planeten Truuine im Manaan-Sektor, im Mittleren Rand. Wir kennen uns nicht, doch wurde mir eine Aufnahme Eurer Heldentat im keladaner Holonet zugespielt. Damit müsst Ihr meinem guten Freund, Gouverneur Antares, den Tag gerettet haben! Ich sende Euch diese Nachricht, um Euch zu beglückwünschen und Euch bei Gelegenheit nach Truuine einzuladen. Ich würde mich sehr freuen, einen Mann Eures Kalibers einmal persönlich zu treffen.

In diesem Sinne, wünsche ich Euch noch eine gute Jagd auf Kelada. Mit besten Grüßen, Heil dem Imperator!
Gezeichnet, Darth Aster – Krieger der Sith

\\ Ende der Nachricht //
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis ] Kerbal, Tha'klen und Faith

„Jawohl, Ma’am!“

, antwortete Kerbal mit einem Grinsen auf Faiths Beschluss einfach durchzufahren. Es war schön zu sehen, dass die junge Frau langsam wieder zu ihrem alten, resoluten Selbst zurückfand. Auch dagegen einfach weiterzufahren hatte er nichts. Sicher, das würde weitere Heilung, Ruhe und potentielles Training zurückstellen, doch würden sie dafür ein etwas festeres Lager an ihrem Ziel aufschlagen können. Auch ein Vorteil. Auf sein Kompliment bezüglich ihrer Verschleierung zog Faith sich dafür jedoch direkt wieder in sich selbst zurück. Leise dankte sie ihm und erklärte, dass sie hoffte sich in Zukunft nicht noch einmal darauf verlassen zu müssen.

„Wäre mir auch lieber, aber die Macht wird schon ihre Pläne haben…“

, murmelte Kerbal und fügte dann noch hinzu:

„Keine Sorge. Hätte er dich gespürt, wäre das die Gelegenheit gewesen, seine eigene Festnahme zu verhindern.“

Kerbal zuckte mit den Schultern. Ihm selbst war nichts aufgefallen, was auf eine Entdeckung hätte schließen lassen. Er hoffte, dass er damit richtig lag, hatte aber auch keine unauffällige Methode das nachzuprüfen. Statt dies also weiter zu diskutieren, stellte er eine Frage nach Faiths Machtfertigkeiten, die ihr sichtlich Unbehagen bereitete. Für einen Moment spürte er den Anflug eines schlechten Gewissens, stählte sich dann jedoch dagegen. Peinlich oder nicht, die Frage war relevant und Faith würde früher oder später über ihre Komplexe in dieser Hinsicht hinwegkommen müssen. Um ihretwillen und auch für ihrer Wegefährten zur Liebe. Wenn es Kerbal gelang Faith wieder ein bisschen Selbstbewusstsein einzuflößen, dann war dies auch ein bisschen zeitlich begrenztes Unbehagen wert.

Ihre Aufzählung klang dann schonmal vielversprechend. Mit Levitation, Machtsinnen, Machtsprung und Perfektionierter Körperbeherrschung waren die wirklich unabdingbaren Fähigkeiten schonmal abgedeckt. Interessant wurde es jedoch, als sie angab eine Technik namens Tiefschlaftrance zu beherrschen. Kerbal hatte in der Vergangenheit schonmal darüber gelesen, jedoch selbst nie Gelegenheit gehabt darin unterrichtet zu werden. Nicht schlafen zu müssen hatte damals schon wie ein Vorteil gewirkt. Nun jedoch, mit Felderfahrung, hob er interessiert den Kopf. Dennoch unterbrach er Faith nicht, als sie erklärte, wie die Tiefschlaftrance ihr nach einer Granatenexplosion vermutlich das Leben gerettet hatte. Danach erklärte sie, dass sie noch weit davon entfernt war, geprüft werden zu können. Kerbal stieß ein amüsiertes Glucksen aus.


„Immer langsam mit den jungen Banthas. Von Prüfung redet hier noch niemand.“

, sagte er mit einem – wie er hoffte – ermutigenden Lächeln.

„Das, was du kannst, deckt schonmal das Wichtigste ab. Ein bisschen Training und du hast den Kram wieder im Blut. Aber um die Lücken zu füllen…“

, kurz hielt er inne, während er versuchte festzunageln was fehlte.

„Geschwindigkeit, Machtangriffe abwehren und Machtmut, korrekt? Was ein Zufall, Tha’klen braucht auch darin noch ein bisschen Nachhilfe. Dann fehlt noch…sagen wir Soresu, und du kannst dich schon fast alleine gegen Angelus wehren.“

Gedanklich ging er bereits durch, mit welchen Übungen er Faiths schlummerndes Potential wiedererwecken wollte. Dass die Frau aktuell zu wenig Selbstvertrauen hatte, um dies eigenständig voranzutreiben war offensichtlich, doch genau da konnte er ja einsteigen. Warum auch immer ihre Ausbildung zu Friedenszeiten beendet worden war, ein imperial besetztes Kelada keine Umgebung in der er bereit war dies einfach so hinzunehmen.

„Was Tiefschlaftrance angeht, können wir dann zur Abwechslung einmal Rollen tauschen. Davon habe ich keinen Schimmer. Aber wo du jetzt schonmal hier bist, kann man das ja ändern.“

Zwei Fliegen mit einer Klappe, also. Vielleicht würde es Faith ja helfen zu ihrem Potential zurückzufinden, wenn sie statt ihm einmal Erklärbär spielen durfte. Unterdessen war der Morgen hereingebrochen und warf sein goldenes Licht auf glitzernde Eiskristalle. Auf ihre Frage, ob sie noch auf Kurs waren, nickte der Sith und die Fahrt ging weiter. Irgendwann zur Mittagszeit gab es wieder einen Fahrerwechsel – diesmal war Kerbal an der Reihe. Während der Fahrt kam dann auch die Frage wie Tha’klen und er sich kennengelernt hatten auf. Es war ein Thema, dass er gerne vermieden hätte, doch es machte Sinn, dass Faith nachfragte.

„Nein…“

, begann Kerbal, etwas unsicher wie er beginnen sollte. Nein, Tha’klen hatte er nicht freiwillig mit auf diese Mission gebracht.

„Tha’klen hat mir über den NRGD bei einer Mission für Antares geholfen.“

Eine Mission bei der Kerbal den Auftragsmord an einem Haufen Verbrecherbossen durchgeführt hatte. Wenig jedihaft und nichts, was er in diesem Kontext breittreten wollte.

„Dabei hat sich herausgestellt, dass hen machtsensitiv ist. Ist hab versucht hen in republikanisches Gebiet verschiffen zu lassen, aber das war zu dem Zeitpunkt nicht möglich. Daher habe ich mich entschlossen Tha’klen auszubilden. Bisher keine schlechte Entscheidung, wenn ich mich mal selbst loben darf.“

Gegen Mittag gab es dann wieder eine kurze Pinkelpause und anschließend ging es auch schon weiter. Bei Tageslicht konnten Kerbal das Hovercraft voll ausfahren und schon am frühen Abend wies das Navigationssystem darauf hin, dass sie nur noch etwa zehn Klicks von ihrem Ziel entfernt waren. Hier war die ewige Steppe einem lichten Nadelwald gewichen. Auch die Temperaturen waren wieder gestiegen und erlaubten es allerhand Moosen und zähen Sträuchern den Waldboden grün zu färben. Hier und dort lugten Felsen aus dem dünnen Erdreich hervor. In diesem Terrain begann Kerbal den Wagen etwas langsamer zu fahren. Natürlich einerseits wegen der Bäume, andererseits wollte er aber auch ihr Ziel nicht beschädigen, weil er unvorsichtig fuhr. Also dauerte das letzte Stück doch noch einmal zwanzig Minuten, während er sich verhältnismäßig langsam vorantastete.

Schließlich musste das Hovercraft noch einen Hügel mit besonders dichter Vegetation umfahren, bevor sich schließlich der Blick auf ihre Zielkoordinaten freigab. Und was ein Ausblick es war! Der Wald hatte sie am Ufer eines weiten Sees wieder ausgespuckt, dessen tiefblaue Wellen hypnotisch hin und herschwappten. Hunderte Meter ihnen gegenüber gen Nordwesten war das nächste Ufer, während der See sich zu ihrer Rechten und Linken noch viele Klicks in die Ferne zu erstrecken schien. Einzelne Eisschollen trieben auf der stillen Oberfläche, die wohl über einen rauschenden Wasserfall am Nordende des Sees hineingespült wurden. In der Ferne, zu beiden Seiten des rauschenden Zuflusses der nördlichen Hochebene, standen und lagen die Überreste dessen, was wohl einmal ein Damm gewesen war. Mit einem dumpfen Summen kam das Hovercraft zum Stehen und Kerbal stieg aus. Seine Glieder waren vom vielen Sitzen steif, doch ignorierte er das Unbehagen für den atemberaubenden Ausblick.


„Hm. Laut Navigationsgerät markieren die Koordinaten einen Punkt etwa zweihundert Meter vor uns.“

, sagte er zu Tha’klen und Faith, die sich zu ihm gesellt hatten.

„Irgendwo da drin.“

, fügte er hinzu und wies wenig hilfreich auf die mitternachtsblauen Wellen.

„Ein Problem für morgen, würde ich fast behaupten.“


[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See ] Kerbal, Tha'klen und Faith
 
[ Kelada | Nordpolarkreises | Waldrand am Seeufer ]
Faith, Darth Kerbal, Tha'Klen

Faiths Blick schweifte über den gewaltigen, dunklen See, während sich die letzten Lichtstrahlen des Tages auf der mit vereinzelten Eisschollen bedeckten Wasseroberfläche spiegelten. Ein unbehagliches Gefühl kroch ihre Wirbelsäule hinauf und ihr Magen zog sich zusammen. Sie trat näher ans Ufer. Der gefrorene Boden knirschte unter ihren Stiefeln.

“Da drin?”

Der Gedanke, in diese Kälte hinabtauchen zu müssen, in eine unsichtbare Tiefe, war wenig einladend. Vor allem bei diesen Temperaturen. Ihr Blick wanderte zu den entfernten Überresten des Staudamms. Es war einst sicher ein massives Bauwerk gewesen. Was es wohl vernichtet hatte? Die Natur? Oder künstliche Gewalt?

Die Padawan verschränkte ihre Arme vor der Brust. Nun, außerhalb der schützenden Gleiter-Kuppel, bekam sie die Kälte dieses Ortes so richtig zu spüren. Sie rieb sich die gegenüberliegenden Oberarme, um dem beginnenden Zittern entgegenzuwirken.


“Der Jedi-Tempel liegt im Wasser? Wusstet ihr das?”

Faith sah zwischen ihren beiden Begleitern hin und her.

“Glaubt ihr, dass ihn jemand absichtlich geflutet hat?”

Sie nickte in Richtung der Staudamm-Überreste, während ihre Frage für einen Moment in der kalten Luft hing. Doch vermutlich hatten Tha’klen und Arlen sie selbst bereits entdeckt. Die gewaltigen Stein- und Durastahlbetonreste, waren einst sicher ein eindrucksvolles Bauwerk gewesen. Nun waren sie kaum mehr als Trümmer. Wenn hier wirklich ein Jedi-Tempel im Wasser lag, dann konnte sie sich schwer vorstellen, dass es ein Unfall gewesen war. Vielleicht sollten so altes Wissen und wertvolle Jedi-Artefakte vor unberechtigten Augen geschützt werden.

Faith trat einen Schritt näher ans Ufer und stupste mit der Stiefelspitze gegen einen halb gefrorenen Stein. Sofern sie nicht wundersamer Weise Tauchausrüstung dabei hatten, war ihr schleierhaft, wie sie den vermeintlichen Tempel-Eingang unter diesen Bedingungen suchen sollten.


“Wie tief wird das sein?”
, murmelte sie mehr zu sich selbst.

Sie schloss für einen Moment die Augen, konzentrierte sich auf das schwarze Wasser und ließ ihre Sinne die Umgebung erkunden. Aber da war nichts außer Kälte. Sie konnte nicht weit genug hinaus fühlen. Die Anstrengungen der letzten Tage lagen noch immer auf ihren Knochen. Ganz zu schweigen davon, dass sie ja noch nicht einmal voll genesen war.

Unzufrieden verzog sie das Gesicht.

Für heute würde es jedenfalls zu spät sein, um noch eine gründliche Erkundung zu starten. Die Dunkelheit brach schnell heran. Faith schnappte sich eine der Decken aus dem Passagier-Abteil des Gleiters, schwang sie um sich wie ein Cape und knotete sie über der Brust zusammen. Es verschaffte ihr zumindest etwas zusätzliche Wärme.
Anschließend begann sie damit, möglichst trockenes Holz für ein Feuer zu sammeln. Einerseits wollte sie sich nicht darauf verlassen, dass die Energiezellen des Gleiters ewig hielten und andererseits musste sie sich nach dieser langen Fahrt einfach die Beine vertreten. Seit sie, dank Arlen, das Gefühl in ihnen zurückerlangt hatte, konnte sie sie kaum in Bewegung versetzen. Das war nicht gut.
Und so teilte sie den anderen beiden mit, was sie vorhatte - und warum -, ehe sie begann am Ufer entlang zu schreiten. Zwar befanden sie sich direkt am Rand eines Waldes, doch das Vorhaben stellte sich als schwieriger heraus, als sie vermutet hatte. Hier unten war alles moosbewachsen und feucht. Erst als ihre Schritte sie etwas tiefer in den Wald führten, wurde das Holz auch trockener. Sie versuchte, überwiegend tote, heruntergefallene Äste auszumachen, die - wenn möglich - auch noch von anderen bedeckt wurden, sodass der kalte, gefrorene Raureif sich nicht auf sie legen konnte. Es dauerte eine Weile und ihre Ausbeute war mager.

Während des Sammelns überfiel sie eine eigenartige Schwere, die nicht unbedingt greifbar war. Es war keine Bedrohung, die sie spürte, mehr eine dumpfe Unruhe, die an ihr nagte. Irgendwas an diesem Ort war seltsam. Die Stille des Waldes war beinahe erdrückend. Faith hielt inne und begutachtete ihre bescheidene Ausbeute. Das Holz in ihren Armen war spärlich. Es würde höchstens für ein kleines Feuer reichen, keinesfalls für die ganze Nacht. Sie seufzte leise, während sie sich ein weiteres Mal umsah. Inzwischen war einige Zeit vergangen. Über den Baumkronen war noch das letzte Licht der untergehenden Sonne sichtbar, doch hier unten am Waldboden war die Dunkelheit herangeschlichen, ohne dass die junge Frau sie so richtig bemerkt hatte. Zusätzlich hatte sie nicht realisiert, wie weit sie sich inzwischen von den anderen entfernt hatte. Eigentlich hatte sie bewusst darauf geachtet, die ganze Zeit in Sicht- oder zumindest Rufweite des Gleiters zu bleiben - immer nur wenige Schritte weiter, immer nur ein Stück tiefer in den Wald hinein, um besseres, trockeneis Feuerholz zu suchen. Es war schleichend geschehen, ohne dass sie es wirklich bemerkt hatte. Ein Ast hier, ein besonders guter, trockener dort, wo die Bäume dichter standen und der Waldboden nicht so feucht und kalt war.

Es bestand allerdings kein Grund zur Panik. Sie wusste, dass sie sich vom Gleiter entfernt hatte, aber sie war sicher, dass sie den Rückweg problemlos finden würde. Durch die Bäume hindurch war das entfernte Glitzern des Sees noch erahnbar. Sie war also nicht verloren - lediglich etwas tiefer in den Wald vorgedrungen, als sie eigentlich wollte.

Es war Zeit umzukehren. Langsam spürte sie auch das leichte Brennen in ihren Beinen wieder. Also hob sie ihr Bündel aus Ästen und Zweigen an, drehte sich um und machte sich auf den Rückweg. Der Boden war mit einer dünnen Schicht aus gefrorenem Laub bedeckt. Es knisterte leise unter ihren Stiefeln. Mit jedem Schritt wurde es jedoch dunkler und die Kälte sickerte ein wenig mehr unter ihre Kleidung. Ein Windhauch fuhr durch die Äste und ließ sie zittern. Der Wald hatte sich verändert.

Oder war es ihre Wahrnehmung?

Die Bäume wirken nun höher, ihre Schatten tiefer. Selbst das entfernte Rauschen des Windes über den See und der leicht schäumenden Wellen an der Brandung war verstummt.

Faith blieb stehen und lauschte. Etwas war anders.

Anspannung legte sich über ihre Schultern. Sie konnte es nicht greifen. Es war kein klarer Gedanke, sondern mehr ein Gefühl - das instinktive Wissen, dass sie nicht allein war.

Die Padawan sog die kalte Luft durch die Nase ein und ließ ihn aus dem Mund wieder entweichen.

War es nur die Müdigkeit? Ihr Körper war immer noch geschwächt und ihr Geist erschöpft. Vielleicht projizierte sie auch nur die Anspannung der letzten Tage auf diesen Ort.

Und doch …

Sie hörte ein Laut. Es war ein leises Knacken in ihrem Rücken.

Sofort ließ sie die Äste fallen und griff nach ihrem Lichtschwert. Fauchend ionisierte die Luft um sie herum, als die grüne Klinge aus dem grauen Zylinder in ihren Händen fuhr.


[ Kelada | Nordpolarkreises | Wald ]
Faith
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See ] Kerbal, Tha'klen und Faith

Erwartbar war Faith wenig begeistert über ihre Entdeckung. Auf ihre Frage, ob sie gewusst hatten, dass sich der Tempel möglicherweise unter Wasser befand, zuckte Kerbal mit den Schultern.

„Alles, was ich aus der Bibliothek herausquetschen konnte, waren mögliche Koordinaten. Wer weiß, ob das da wirklich unser eigentliches Ziel ist.“

, gab er zurück und fröstelte ob des kalten Windes, der sie vom See aus umwehte. Als nächstes vermutete Faith, dass jemand den See absichtlich geflutet hatte. Auch hierauf hatte der Sith nicht viel mehr als ein Achselzucken, das er als Antwort geben konnte.

„Möglich ist alles. Was mich eher wundert ist, dass es hier überhaupt einen Staudamm gab. Keladas zwei Bevölkerungszentren sind auf der ganz anderen Seite des Planeten. Hier Elektrizität zu produzieren wäre nicht wirklich praktikabel.“

Stumm verfolgte er wie Faith ans Ufer trat und auf das Wasser hinausblickte. Augenscheinlich hatte sie genauso wenig Erfolg damit etwas zu entdecken wie er, denn nach einem kurzen Moment kündigte sie an, Feuerholz sammeln zu wollen. Eigentlich wollte Kerbal protestieren, ließ sie dann aber mal machen. Es würde ihr sicherlich guttun sich ein bisschen die frisch geheilten Beine zu vertreten und von einem kleinen Lagerfeuer würden sie alle profitieren. Während also Faith das Ufer entlang in den Wald stiefelte, begann Kerbal mit Tha’klens Hilfe ihr kleines Lager aufzuschlagen. So sehr wie sie sich auf dem Hinweg beeilt hatten, hatte er noch keine Gelegenheit gehabt das Gepäck aus dem Kofferraum zu fischen und so legte er erst jetzt Zelte, Schlafsäcke und dann warme Kleidung aus.

Mit raschen Handgriffen begann er damit zwei Zelte aufzubauen und musste dafür ein paar größere Steine und einen herabgefallenen Ast zur Seite räumen. Dabei stieß er auf ein verrostetes Stück Metall, das er erst einen Moment später als Schild identifizierte. Nachdenklich runzelte Kerbal die Stirn, während er versuchte die verblassten Schriftzeichen darauf zu entziffern.


„u--ich-sp-n“

, murmelte er, während er das Keilförmige Stück Durastahl in den Händen wog.

„Kann das ,Aussichtspunkt‘ bedeuten?“

, fragte er an Tha’klen gewandt, dien die Schultern zuckte. Auch über Psychometrie konnte er nichts feststellen. Das Ding lag einfach schon viel zu lange hier. Mit einem nachdenklichen Brummen machte er weiter und war bald damit fertig die Zelte aufzustellen. Für Faiths Lagerfeuer bereitete er einen Steinkreis vor und füllte dann einen Topf mit Seewasser. Ein kurzer Test zeigte, dass die Flüssigkeit geringe Mengen Schwermetalle enthielt und daher besser einmal gefiltert und abgekocht gehörte. Nach dem Test richtete er sich auf und sah sich um, ob Faith schon auf dem Weg zurück war. Die junge Jedi sah er noch nicht, doch sagte sein Machtsinn ihm, dass sie nicht allzu weit entfernt war. Grade wollte er sich darum kümmern das Wasser zu filtern, als ihm noch etwas auffiel. Faiths Aura war nicht wirklich alleine im Wald…da war noch…

„Tha’klen, bleib hier, halt dich versteckt!“

, schnappte Kerbal plötzlich an dien Verpine:n gewandt und spurtete in Faiths Richtung davon, seinen Lichtschwertgriff bereits in der Hand. Die junge Frau war auf ihren versehrten Beinen nicht wirklich weit gekommen und so spürte er sie nach kurzer Zeit schon ganz in der Nähe. Doch war sie dort wirklich nicht allein. Hastig überwand Kerbal die letzten paar Meter und sah dann grade noch, wie sie herumfuhr und ihr Lichtschwert zündete. Aus dem Schatten der Bäume heraus erkannte er dann auch die Gestalten, die er eben schon gespürt hatte. Vier Humanoide mit Blastergewehren im Anschlag hatten sich der Padawan von hinten genähert. Im Licht von Faiths Schwert konnte er sie nun als zwei Quarren, eine Gungan und einen Mon Calamari erkennen. Gekleidet waren sie in geflickte, abgetragene Uniformen, mit einem Logo, das er nicht so recht zuordnen konnte. Bis jetzt waren ihre Emotionen misstrauisch gewesen, bereit zu schießen. Dies hatte sich jedoch schlagartig mit Erblühen der grünen Klinge geändert.


„Siese Jedi!“

, sagte die Gungan und senkte ihr Blastergewehr. Auch die anderen folgten ihrem Beispiel, doch fiel der Blick eines der Quarren in diesem Moment auf Kerbal, der sich in der Zwischenzeit noch näher herangewagt hatte. Plötzlich richtete das Alien eine aktivierte Taschenlampe auf ihn.

„SITH!“

, brüllte der Quarren und dann hatten auch die anderen ihre Gewehre wieder hochgerissen. Kerbals rote Klinge erwachte zum Leben und konnte grade noch einen gut gezielten Schuss reflektieren, bevor er sich hinter den nächsten Baum retten konnte. Blasterfeuer aus allen vier Gewehren zerfetzte das Unterholz, wo er grade noch gewesen war.

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Wald am gefluteten See ] Kerbal, Faith und weiter weg Tha'klen, sowie (NPCs) vier Aliens
 
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[ Kelada | Nordpolarkreises | Wald ]
Faith, Kerbal, vier unbekannte Angreifer, weiter weg Tha'klen

Faith wirbelte das grüne Lichtschwert in ihrer Hand, ehe sie es quer vor ihren Körper hielt. Instinktiv begab sie sich in einen festen Stand. Vier Gestalten tauchten aus den Schatten zwischen den Bäumen auf. Zwei Quarren, ein Mon Calamari und eine Spezies, die sie nicht sofort zuordnen konnte. Faith bemerkte die geflickte Kleidung und die älteren Blastermodelle, die sie verwendeten. Während sie langsam rückwärts ging, behielt sie die vier fest im Auge. Waren es Wilderer? Oder Banditen? Doch so weit oben, am Polarkreis, weit entfernt der Zivilisation, machte zumindest zweiteres absolut keinen Sinn. Sicher war, dass sie nicht zum Imperium gehörten.

Die Lebensform, die sie nicht zuordnen konnte, warf einen intensiven Blick auf die grüne Lichtklinge der Padawan, bevor sie unvermittelt ihren Blaster senkte und etwas zu den anderen rief. Offenbar machte es darauf aufmerksam, dass es sich bei Faith um eine Jedi handelte. Als dann auch die anderen drei ihre Waffen senkten, ließ sie selbst das Lichtschwert etwas herabfallen, löste ihre linke Hand vom Griff und hob sie, in betont defensiv-entwaffnender Haltung, mit geöffneter Handfläche. Sie wollte die Situation deeskalieren und entspannen, bevor jemand einen Fehler beging. Schon diese erste Reaktion hatte verdeutlicht, dass die vier Fremden keinen Groll gegen Jedi hegten - ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich waren sie genauso überrascht, auf Faith zu treffen, wie andersherum.

Bevor sie allerdings auch nur irgendetwas anderes tun oder sagen konnte, schwang ein Quarren sein Licht, das aus einer Taschenlampe stammte, hinter Faith. Zu spät bemerkte diese, dass Arlen sich von hinten genähert hatte. Was war mit ihren Sinnen nicht in Ordnung?


“Sith!”, brüllte jemand. Dann zerriss Blasterfeuer den Frieden des Waldes. Rote Energiesalven zuckten auf Arlen zu. Dieser zündete in fließender Bewegung sein eigenes Lichtschwert, wehrte den ersten, gut gezielten Schuss ab und hechtete hinter den nächstgelegenen Baum. Das Blasterfeuer ließ die feuchte Rinde der Bäume zischen. Kleine Holzstücke sprengten in alle Richtungen.

“Halt!”, rief Faith panisch in Richtung der Angreifer. “Hört auf!”

Sie hob beide Arme, um nochmals zu verdeutlichen, dass sie keine feindselige Absicht hatten. Doch sie hörten sie gar nicht, feuerten stattdessen mit aufgerissenen Augen auf die Stelle, an der sie Arlen zuletzt gesehen hatten. Faith glaubte, unfassbare Furcht in ihnen zu spüren. Mit einem Satz, der ihre Beine schmerzen ließ, hechtete sie zwischen die vier Schützen und den Jedi-Ritter. Eine wirklich dumme Idee, denn Angst und Panik hatten das Handeln übernommen, sowohl in den Angreifern, als auch in Faith. Sie dachte, sie würden innehalten und das Feuer einstellen, weil sie offensichtlich Jedi war. Natürlich wollte sie ihren Freund beschützen. Doch sie feuerten einfach weiter, mit weit aufgerissenen Augen. Sofort musste Faith selbst zwei Schüsse blocken, ehe sie aus dem Gleichgewicht geriet, mit dem Knöchel an einer Wurzel hängen blieb und zu Boden fiel. Nur der Umstand, dass sie sich abrollte und hinter einem alten, umgestürzten Baumstamm landete, verhinderte, dass rote Blasterbolzen sich in sie bohrten. Stattdessen stoben weitere Holzstücke durch die Luft.

“STOP!”, rief sie erneut, diesmal noch lauter. “WIR SIND JEDI!”

Sie hörte, wie jemand das Blastermagazin wechselte.

“Er nicht!”, war eine Antwort.

Ein anderer raunte etwas in einer Sprache, die Faith nicht verstand, aber auch offensichtlich nicht an sie gerichtet war.


“Er ist Jedi!” Ihre Stimme war voller Nachdruck. “Ihr müsst mir glauben!”

Die Padawan hob die Hand mit dem noch immer entzündeten Lichtschwert über den liegenden Baumstamm empor. Demonstrativ betätigte sie den Knopf, der die grüne Klinge einfahren ließ.

“Lasst uns reden!”

Für einen Moment schien es, als würde ihre Stimme im Nichts verhallen. Das Blasterfeuer stoppte nicht sofort, doch es wurde unregelmäßiger. Faith spürte einen Hauch Zweifel durch die Reihen der vier Nichtmenschen gehen.

Das nutzte sie zum Anlass, vorsichtig in die Knie zu gehen und mit vorgestreckt erhobenen Händen ihren Kopf hinter der Deckung zu erheben. Zwar brannten dabei die Muskeln in ihren Beinen, doch sie konnte sehen, dass alle vier inzwischen jeweils hinter Bäumen in Deckung gegangen waren. Dabei verteilten sie sich so, dass sie sich alle gegenseitig hätten decken können. Unvermittelt fragte sich Faith - immerhin eine Offizierin der leichten Infanterie der Neuen Republik-, ob die Aquaner eine Art rudimentär militärische Ausbildung, oder einfach guten Instinkt hatten. Weder Faith, noch Arlen, hätten so einfach nach vorne stürmen und alle vier auf einmal erledigen können. Natürlich hatte sie so etwas aber auch gar nicht vor. In ihr keimte die starke Hoffnung, dass sie eigentlich alle auf der gleichen Seite waren und dass sie diese Situation immer noch entschärfen konnten. Was es brauchte, war vielleicht nur ein Vertrauensbeweis.

Faith erhob sich weiter.


“Ich bin Jedi! Ihr braucht keine Angst vor uns haben.”

Ihre Finger lösten sich von ihrem Lichtschwert. Mit ausgestrecktem Arm konzentrierte sie sich auf die Macht, auf ihr Lichtschwert und ließ es in halber Höhe, aber deutlich sichtbar, langsam in Richtung der Angreifer schweben.

“Mein Freund mag aussehen wie ein Sith, aber er ist Jedi-Ritter. Das schwöre ich euch!”

“Verdammt nochmal!”, fauchte einer der Quarren schließlich. “Woher wissen wir, dass ihr nicht lügt?”

Faith erhob sich weiter, taumelte dabei etwas, doch hielt beide Arme oben.

“Vertraut auf euer Gefühl. Die Macht wird euch die Wahrheit sagen.”

Sie blickte abwechselnd von Schütze zu Schütze. Immerhin hatten sie inzwischen das Feuer eingestellt, auch wenn sie sich weiter höchst konzentriert und schussbereit hielten. Der Mon Calamari trat einen Schritt aus seiner Deckung heraus, doch der Quarren fuhr ihn an, zu warten. Seine Augen musterten Faith aufmerksam, dann schweiften sie in Richtung des Baumes, hinter den Arlen verschwunden war.

“Ich vertraue euch. Ihr seid Freunde der Jedi, nicht wahr?”

Nun ging sie ein paar Schritte nach vorn. Das Lichtschwert ließ sie gut sichtbar für alle ein paar Standardmeter vor ihnen auf eine dicke Baumwurzel absinken, die aus dem Boden ragte. Die vier warfen sich Blicke zu.

“Du sagst, ihr seid Jedi. Aber er …”

“Er ist ein Jedi”, versicherte Faith erneut und legte eine Spur felsenfester Überzeugung auf der Ebene der Macht in ihre Stimme.

“Er sieht aus wie ein Sith. Seine Klinge ist rot.”

“Er ist auf unserer Seite. Er ist mein Freund”, erwiderte sie sanft.
“Wir bekämpfen das Imperium. Wir bekämpfen Gouverneur Antares.”

Sie wechselten Blicke untereinander, als führten sie ein stilles Gespräch. Der Vertreter der Spezies, für die sie keinen Namen kannte, ließ seine Waffe als erstes sinken. Faith atmete aus.

"Duse sein verletzt", stellte er mit seltsamem Akzent fest, als er sah, dass Faith mehr taumelte, als ging. "War das Sith gewesen?

Dagger-1, sie hielt sich zurück, den Namen Arlen oder Kerbal in den Mund zu nehmen. Noch wussten sie nicht, mit wem sie es hier wirklich zu tun hatten. Sie schaute über ihre Schulter in die Richtung, in der ihr ehemaliger Mitschüler hinter dem Baum gehechtet war. “Leg dein Schwert zu meinem.”

An die vier anderen gerichtet fuhr sie mit sanfter, beruhigender Stimme fort.

“Wir vertrauen euch. Vertraut uns. Wir sind keine Feinde. Wir sind Jedi.”

[ Kelada | Nordpolarkreises | Wald ]
Faith, Kerbal, vier unbekannte Angreifer, weiter weg Tha'klen
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Wald am gefluteten See ] Kerbal, Faith und weiter weg Tha'klen, sowie (NPCs) vier Aliens

Den Rücken an den Baum gepresst, verfolgte Kerbal den kurzen Wort- und Feuerwechsel zwischen Faith und den vier Aliens. Nichts hätte er lieber getan, als einzugreifen – erst recht, als sie unvermittelt zu Boden ging – doch hatten die Aquaner ihn auf seiner Position effektiv festgenagelt. Dazu waren sie auch noch selbst in Deckung gegangen und er hätte schon ein deutlich besserer Soresu-Meister sein müssen, um aus dieser Position einen erfolgreichen Sturmangriff zu überleben. Wenn er das überhaupt gewollt hätte. Die vier hatten ihre Blaster Faith gegenüber gesenkt und waren erst zum Angriff übergegangen, nachdem sie ihn als Sith identifiziert hatten. Kerbal war bereit seine Stiefel zu verwetten, dass dies keine Feinde sein mussten.

Also wartete er geduldig ab, während Faith die Männer und Frau beschwor ihnen zu vertrauen und dann schließlich auch Erfolg hatte. Erleichtert hörte er dann auch, dass sie seinen Geheimdienstcodenamen verwendete, um ihn anzusprechen. Sowohl der Name Kerbal als auch Arlen hatten das Potential ihnen in dieser Situation zu schaden.


„Alles klar, Dagger-3!“

, rief er als Antwort und ließ seine deaktivierte Waffe langsam in die Höhe schweben.

„Mein Schwert schwebt langsam aus meiner Deckung!“

, beschrieb er das Manöver und ließ das Schwert erst zwischen Faith und die Aquatischen und dann dort zu Boden schweben.

„Ich komme jetzt mit erhoben Armen heraus, ich bin unbewaffnet.“

Dies war das größere Wagnis. Die Bewaffneten hatten sich wieder beruhigt, wirkten in der Macht jedoch immer noch mehr als nervös. Dennoch vertraute er der Macht und kam langsam aus der Deckung. Einen Fuß vor den anderen setzend trat er hervor und stellte sich, noch immer mit erhobenen Armen, neben Faith.

„Wir sind Jedi, ich schwöre es.“

, wiederholte er unnötigerweise Faiths Versprechen, während die vier nun auch aus ihrer Deckung kamen. Die Gungan warf ihm einen harten, prüfenden Blick zu.


„Wie viele von euch Burschens sindse hier?“

, fragte sie an ihn gewandt.

„Wir zwei und noch eins. Mein Schüler ist am Wagen, eine Verpine.“

, gab er wahrheitsgemäß zurück. Wieder ein Wagnis, doch handelte er auf eine Eingebung hin. Und tatsächlich. Einen Moment später hob sie ein Com an den Mund, aus dem kurz darauf die leicht verzerrten Worte


„Ist korrekt, Corporal. Ein weiterer Bogey am Hovercraft.“

drangen.

Also waren die vier nicht alleine. Die Bezeichnung ‚Corporal‘ ließ auf mindestens einen, wenn nicht sogar zwei weitere Soldaten schließen. Die Reaktion der Vier auf Faith, die verschiedenen Alienspezies und die seltsamen Uniformen ließen vermuten, dass es sich bei diesen hier wirklich nicht um Imperiale handelte. Aber worum sonst? Im Briefing war er nicht über eine hiesige Militäroperation der Neuen Republik gewarnt worden und der NRGD hatte bei diesen Koordinaten ebenfalls nichts verlauten lassen. Was wurde hier gespielt, und welchem Herren dienten diese Leute? Nun, wo die Soldaten nähergekommen waren, konnte er auch das Logo auf den Uniformen besser erkennen: Ein Kreis (vielleicht der Planet), der von den Buchstaben NISS horizontal durchschnitten wurde.


„Gehört ihr der Neuen Republik an?“

, fragte Kerbal rundheraus, erntete jedoch nur einen vernichtenden Blick der Gungan.


„Ichse stellen Fragen grade, Friendo. Ihrse seid Jedi, uh-huh, warum seidse hier? Warum nicht sagen echte Namens, eh?“

„Wir sind auf der Suche nach einem Jedi-Tempel auf Kelada. Eine unserer möglichen Koordinaten hat uns zu diesem See geführt. Wir kennen euch nicht, unsere echten Namen sind potentiell gefährlich. Für euch, wie für uns.“

, gab er wieder wahrheitsgemäß zurück. Sein zu Lügen gewöhntes Hirn sträubte sich dagegen so offen mit Fremden zu sein, doch zwang er die leise Stimme in seinem Hinterkopf zu verstummen.


„In IndSec gab nie Jedi-Tempel. Und nicht Namen nennen macht verdächtig. Wirse euch mitnehmen mit Bongo zu Befragung. Ihrse hiermit festgenommen durch New IndSec Security force, sagen müsstse nichtse. Kommtse ruhig mit, wirdse euch kein Leids gescheh‘n.“

Die Corporal nahm ähnliche Handschellen vom Gürtel, wie gestern noch Angelus angelegt worden waren und trat auf Kerbal und Faith zu. Währenddessen arbeitete Kerbals Hirn auf Hochtouren. IndSec und New IndSec? Irgendwie kam ihm der Begriff mehr als bekannt vor. Doch was…plötzlich leuchteten seine Augen auf. War die Hauptstadt Keladas nicht in alten Aufzeichnungen nicht als IndSec bezeichnet worden?! Er hatte angenommen, dass dies lediglich ein ausgedienter Begriff für Kelada City gewesen war! Doch was bedeutete es, ausgerechnet hier oben im hohen Norden wieder darauf zu stoßen? Nur am Rande registrierte er, dass die Soldatin ihr Primärziel bereits als Fehlschuss benannt hatte.

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Faith, Kerbal, vier unbekannte Angreifer, weiter weg Tha'klen

Faiths Herz klopfte heftig gegen ihre Rippen, während sich Arlen aus seiner Deckung begab und in ihre Richtung schritt. Für einen Moment glaubte sie, die anderen müssten es hören können. Sie spürte lediglich verhaltene Aggression, aber wusste nicht, inwieweit sie ihren Sinnen derzeit vertrauen konnte, nachdem sie zuvor weder die Bedrohung noch das Heraneilen ihres Freundes wahrgenommen hatte. Für mehrere Lidschläge befürchtete sie, dass die Bewaffneten nun, da er sich so freiwillig offenbarte, doch wieder das Feuer eröffnen konnten. In dem Fall wäre Arlens Tod ihre Schuld gewesen. Doch sie taten es nicht. Und so war nicht der richtige Moment für Selbstzweifel.

Die vier wagten sich schließlich aus ihrer Deckung. Faith atmete erleichtert durch. Es war eindeutig der Schritt in die richtige Richtung und ließ die Zeichen auf eine gewaltfreie Lösung stehen. Die Padawan hatte somit geschafft, was nötig gewesen war - zu verhindern, dass Arlen verletzt oder gar getötet wurde. Sie hatte einen Funken Vertrauen in diesen seltsamen Soldaten wecken können. Ihre Kleidung war nicht einheitlich genug für reguläre Militärs, aber auch nicht so zufällig, dass sie ein loser Haufen von Zivilisten sein konnten.

Die größte von ihnen - große Augen, lange Ohren, schmale, feuchte Haut - von der Spezies, die sie weiterhin nicht erkannte, begann sich mit ihrem ehemaligen Mitschüler zu unterhalten, der offenbarte, dass zu ihnen eine weitere Person - Tha'klen - gehörte. Corporal? Also tatsächlich Militär, oder was paramilitärisches. Der Jedi-Ritter entschied sich offenbar dazu, möglichst wahrheitsgemäß auf die Fragen zu antworten, was Faith für eine gute Entscheidung hielt. Weiteres Vertrauen aufzubauen, konnte ihnen in dieser Lage nur nützen.

Als sich das (vermutlich weibliche) Wesen nach vorne bewegte, sah Faith, dass ihre muskulösen Finger nach etwas an ihrem Gürtel griffen. Das metallene Glitzern konnte sie sofort zuordnen.

Handschellen.

Augenblicklich und ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte, versteifte sich Faiths Körper. An ihrer Wirbelsäule krabbelte ein Gefühl des kalten Entsetzens empor, während sich ihre Brust zusammenzog, als würde sie von jemandem zusammengequetscht. Sie hörte auf zu atmen und schwankte leicht vor und zurück. Ihr Blick fixierte die Handschellen, und plötzlich war sie nicht mehr im kalten Wald.

Dunkle Wände, kaltes Metall auf ihrer Haut und das leise Summen von Energiefesseln. Der sterile Geruch des Hochsicherheitstraktes, von ihrem eigenen Schweiß und ihrer Angst. Der Stiefel des Sturmtrupplers in ihrem Rücken, immer und immer wieder. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie konnte nicht atmen.


“Nein.”

Sie wich einen Schritt zurück, ohne es zu wollen. Sie sprach atemlos, schnappe zwischen den heraus gekeuchten Worten nach Luft.

“Nein. Nein, nein, nein.”

Der Wald verschwamm um sie herum und verwandelte sich immer wieder in die Gefängniszelle von Gouverneur Antares zum Einen und den metallenen Verschlag auf dem Schiff des Kopfgeldjägers zum Anderen. Eines wurde zum anderen und ehe sie sich zusammenraufen konnte, wusste sie nicht mehr, wo sie war. Alles verschwamm miteinander, während ihr eigener Puls in ihren Ohren rauschte.

“Ihrse kommtse mit”, sagte die Frau - oder war es jemand anders? Die Stimme klang dumpf, fremd. “Nichtsse sagen müsstse, aber seidse festgenomm’.”

Faiths Lippen öffneten sich, aber es kam kein Ton heraus. Ihr Brustkorb war eng, viel zu eng, als könnte er nicht genug Luft fassen. Ihr Herz begann zu rasen, so schnell, dass es wehtat. Die Kälte des Waldes wich plötzlich einer anderen Kälte - der einer Gefängniszelle, der Kälte von Handschellen, die um ihre Handgelenke lagen, tagelang. Es war die Kälte der Machtlosigkeit und der Verzweiflung.

Nein, das durfte nicht noch einmal mit ihr geschehen.


“Das … nicht nötig”, hörte sie sich selbst sagen. Aber sie kontrollierte ihre Worte nicht. Der Boden unter ihr begann sich zu drehen. Ihr Kopf dröhnte, als wäre sie unter Wasser und die Hände zitterten. Die fremdartige Corporal ließ die Handschellen leicht klirren. Das Geräusch ließ Faith zusammenzucken. Kalter Schweiß bildete sich auf ihren Schläfen.

“Ihrse sagt viel, eh? Aber tun müsstse, was wirse sagen.”

Nein, das konnte sie nicht. Faith wollte weglaufen. Ihr Instinkt trieb sie dazu an, sich umzudrehen und einfach in den Wald zu rennen. Weg von diesen Handschellen, weg von allem, was darauf folgen würde. Sie konnte keine weitere Nacht in einer dunklen Zelle verbringen, keine weiteren Gitterstäbe mehr sehen.

Ihre Augen flackerten hilfesuchend zu ihrem Freund, während sie das Gleichgewicht suchend schwankte.

Er hatte sie gesehen.

Sie schloss die Augen und kam einer Ohnmacht zuvor. Sie konzentrierte sich voll auf die Macht. Sie ließ sie durch sich fließen, klammerte sich daran und versuchte, den Sturm in sich zu beruhigen. Die Macht war da, sie war immer da. Faith war keine Gefangene mehr. Darauf besann sie sich.

Die Padawan
versank in der Meditation, bekam nicht mit, was anschließend geschah. Als sie wieder zu sich kam, hörte sie das leise Rasseln von Maschinen. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass sie sich unter Wasser, in einem Gefährt befanden. Das war also ein Bongo. Neben ihr saßen Arlen und Tha'klen. Erleichtert stelle sie fest, dass sie nicht gefesselt war. Der Atem war ruhig. Sie ließ ihn tief in sich hinein und stoß ihn lang aus.

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Faith, Kerbal, vier unbekannte Angreifer, weiter weg Tha'klen
 
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Während die Gungan-Corporal mit Handschellen in den Fingern auf sie zutrat, beglückwünschte Kerbal Faith bereits gedanklich die Situation erfolgreich entschärft zu haben. In diesem Moment jedoch drohte die Sache dann aber doch noch schiefzugehen, als die junge Jedi plötzlich atemlos zu protestieren begann. Kerbal spürte ihre Panik und ihr Emotionschaos, aber die Soldaten natürlich nicht. Alles, was die mitbekamen, war eine unerwartete Entwicklung der Ereignisse und der glasige Blick der Frau. Als Konsequenz gingen ihre Blastergewehre wieder in die Höhe. Wenig hilfreich bekräftigte die Corporal, dass Faith und Kerbal tun mussten was ihnen gesagt wurde.

„Wir machen, was ihr sagt!“

, versuchte Kerbal die Sache wieder in kontrolliertere Bahnen zu lenken, während er sich gleichzeitig versuchte subtil zwischen Faith und die Soldaten zu schieben.

„Gebt ihr einen Moment. Ist nur eine Panikattacke. Alles unter Kontrolle.“

Mit allem seinem schauspielerischen Talent versuchte Kerbal seiner Stimme etwas Beruhigendes zu verleihen. Es gab keinen Grund Angst zu haben, sie waren keine Bedrohung, es würde gleich alles wieder so laufen, wie die Bewaffneten sich das Vorstellten. Unterdessen streckte er seinen Geist nach Faith aus. Die Technik, die es ihm ermöglichte Gefühle weiterzuleiten, hatte er nie gelernt, doch gab er sein Bestes ihr über Telepathie Trost zu spenden. Ob es funktionierte? Konnte er nicht sagen.

Doch irgendwie ging es dann am Ende. Faith schien sich wieder zu beruhigen und die Soldaten glaubten ihr, dass es auch ohne Handschellen gehen würde. Wie er erwartet hatte, gab man ihm jedoch keinen derartigen Vertrauensvorschuss. Etwas grob wurden ihm die Hände auf dem Rücken gefesselt, ein zusätzliches Paar Handschellen legte man ihm um die Fußknöchel und irgendwer von denen hatte dann auch noch ein Schockhalsband dabei. Alles ließ Kerbal zähneknirschend über sich ergehen. Mit gutem Zureden kam man dann eben doch nur so weit. Schließlich wurden sie beide dann nochmal auf Waffen abgeklopft.

Nachdem die beiden Jedi also derart gesichert worden waren, ging es wieder zurück zum Lager. Dort wartete tatsächlich nur ein weiterer Soldat auf sie, sein Blastergewehr auf Tha’klen gerichtet. Dass er nicht versucht hatte dien Verpine:n auf eigene Faust zu fesseln, sprach für die Qualität seiner Ausbildung. Kerbal richtete ein paar erklärende Worte an seine:n Schüler:in und dann ließ auch Tha’klen sich ohne Protest sichern und abführen. Die Gungan erklärte, dass jemand sich später um den Abbau ihrer Zelte kümmern würde. Grade wollte sie schon weiter, als Kerbals Blick auf die noch immer viel zu dünn angezogene Faith fiel, deren Lippen langsam blau anliefen.


„Hey, könnt ihr meiner Freundin eine der Jacken da geben? Checkt die gerne durch, auch da sind keine Waffen drin.“

Nach kurzem Zögern tat die Corporal wie er gebeten hatte und auch Faith erhielt endlich etwas Passendes zum Anziehen. Dann ging es weiter und sie begaben sich auf einen weiteren kurzen Fußmarsch ein weiteres Stück am Ufer entlang. An einem über das Wasser heraushängenden bisschen Unterholz hielten sie an und zum Vorschein kam etwas, das wohl das erwähnte Bongo sein musste. Die große, vage dreieckige Struktur bot ihnen allen Platz und nach einem kurzen Funkgespräch zwischen der Corporal und einer unbekannten Partei, wurden die Gefangenen ins Innere gescheucht. Die Soldaten kamen hinterher und schließlich tauchte das U-Boot in die Tiefen des, im schwindenden Licht des Abends, schwarzen Sees.

Eine Weile sah Kerbal gar nichts, außer das erleuchtete Innere des Bongos. Erschöpft lehnte er den Kopf an die Scheibe und wartete ab. Wie lange war er nun schon wieder wach? Viel zu lange. Die Action des vermiedenen Kampfes hatte seine Lebensgeister wiederaufgeweckt, doch in den schwarzen Tiefen kehrte die Müdigkeit mit Macht zurück. Das unbequeme Sitzen, mit auf den Rücken gefesselten Händen, machte jedoch Schlaf unmöglich. Nicht, dass er das grade gewollt hätte. Und so bekam er mit, wie Faith irgendwann wieder zu sich kam.


„Alles in Ordnung, Dagger-3?“

, fragte er sie leise und fing sich einen bösen Blick eines der Quarren ein. Beschwichtigend nickte er dem Aquaner zu und versank wieder in Schweigen, den Blick auf das dunkle Wasser gerichtet. Unvermittelt gab es dann aber doch noch etwas zu sehen! Plötzlich kam ein rötlicher Glanz in die Schwärze und dann begannen sich orange Globulen aus der Finsternis zu schälen. Kurz musste Kerbal überlegen, was er da genau vor sich sah, erkannte die an Weinreben an dunklen Ranken erinnernde Struktur jedoch schließlich als Stadt. Eine schwimmende, unterseeische Stadt zwar, aber doch eine Ansiedlung intelligenter Lebensformen.

„Wirse euch in New IndSec willkommen heißen.“

, stellte die Corporal mit einem Nicken in ihre Richtung fest, verstummte dann jedoch wieder, während das Bongo sich erst zwischen die Wohnglobulen schob und dann eine ganz bestimmte ansteuerte. Der Pilot lenkte das Fahrzeug durch eine ganz spezielle Sektion der, die Globule formenden, hydrostatischen Blase und mit einem dumpfen Klangen setzten sie auf dem Boden auf. Als Kerbal das Bongo verließ, sah er sich neugierig um. Der Boden der Globule schien aus Metall gemacht zu sein, während sich in alle anderen Richtungen die durchscheinende, orangene Außenhülle erstreckte.

Angekommen schienen sie auf einem öffentlichen Platz zu sein, denn überall um sie herum hatten Zivilisten in ihrem Tagewerk innegehalten, um die Neuankömmlinge zu begutachten. Kerbal sah weitere Quarren, Mon Calamari und Gungans, aber auch Nautolaner, Karkarodon und Patrolianer. Sogar vereinzelte Aqualish und Blubreen sah er, erkannte jedoch kein einziges Gesicht, das keiner aquatischen Spezies angehörte. Gelegenheit sich noch gründlicher umzusehen hatte er jedoch nicht, da die Corporal sie bereits weiter trieb. Ihr Weg führte sie aus der Globule, in der sie gelandet waren, auch direkt wieder heraus, durch einen Verbindungsgang aus Durastahl, an mehreren Abzweigungen vorbei, und in etwas das sich auf den zweiten Blick als eine Art Polizeistation entpuppte. Dort war ihr Ziel dann eine unbesetzte Gemeinschaftszelle, die mit einem weiteren, orangenen Energiefeld abgesperrt wurde. Die Zelle selbst sah gar nicht mal so übel aus und hatte sogar bequem aussehende Betten und eine abgetrennte Nasszelle. Die Corporal nahm Tha’klen und Kerbal die Handschellen ab, rührte jedoch das Schockhalsband des Sith nicht an. Nachdem das Energiefeld schließlich wieder hinter ihnen geschlossen worden war, sagte die Corporal noch:


„Wirse geben euch gleich noch Happa Happa. Schlafens gut erstmal. Morgen dann will euch seh’n Premierminiskus Gorah-Un.“

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Polizeistation / Gemeinschaftszelle ] Kerbal, Faith und Tha'klen
 
[ Kelada | Nordpolarkreises | See | Bongo ]
Faith, Kerbal, Tha'klen und aquatische Soldaten

Auf Arlens Nachfrage hob Faith den Kopf und sah ihn an. Sie musterte seine gelbgrünen Augen aufmerksam. Er hatte es bemerkt und mitbekommen, wie sie die Kontrolle über sich verloren hatte. Dennoch war seine Stimme nun nicht voller Ungeduld oder Vorwurf, sondern ehrlicher Besorgnis. Sie antworte mit einem Nicken, nachdem der Quarren ihnen verdeutlichte, sie sollten ruhig sein. Es war alles in Ordnung, sie hatte sich wieder im Griff. Ihre Gedanken fühlten sich zwar in gewisser Weise an wie lose Enden von Kabeln, die sich in einem wilden Salat umeinander wandten, ohne wirklich eine Verbindung zu finden, aber sie hatte sich beruhigt. Ihr Atem ging normal, ihre Hände zitterten nicht mehr. In ihrem Kopf hing nun ein Wirbel von Fragen, die sie nicht richtig greifen konnte, aber das war kein Problem mehr, das Panik in ihr auslöste.

In ihrem Unterwasser-Gefährt war die Stille nun beinahe bedrückender als die Geräusche, die zuvor durch den Wald gehallt waren. Es war eine besondere Art von Stille. Faith war noch nie unter Wasser. Zumindest nicht in dieser Art. Die allumfassende Flüssigkeit dämpfte alles. Selbst die Stimmen der Paramilitarianer, das leise Surren der Maschinen und das entfernte Blubbern des Antriebs schienen unwirklich. So als wären sie buchstäblich in eine andere Welt herabgesunken.

Faith saß mit gesenktem Kopf auf der unbequemen Sitzbank des fremden U-Boots. Sie legte ihre nicht gefesselten Hände in den Schoß und presste die Finger ineinander. Keinesfalls wollte sie einen Vorwand liefern, sich doch noch in Handschellen legen zu lassen. Ihre Lichtschwerter hatte das Corporal-Wesen - zu gern hätte sie den Namen ihrer Spezies erfahren - offenbar an sich genommen und in einer Feldtasche verstaut. Mit etwas Aufwand wäre es für Faith vermutlich möglich gewesen, sie gewaltsam an sich zu nehmen. Doch wofür? In diesem - hatten sie es Bongo genannt? - Gefährt wäre es höchst lebensgefährlich für alle Beteiligten, einen Kampf anzuzetteln. Doch viel wesentlicher war noch, dass sie Jedi waren, und diese Aquaner zwar vorsichtige Kampfbereitschaft, aber zumindest keine unbegründete Aggression ihnen gegenüber entfaltet haben. Klar, sie hatten auf Arlen geschossen. Doch das geschah offensichtlich in der Annahme, dass er ein Sith war. Da er im Grunde absichtlich genau so wirkte, konnte sie ihnen in dieser Beziehung gar keinen Vorwurf machen. Faith hingegen hatten sie verschonen wollen und - durch die Unterlassung des Anlegens von Handfesseln - sogar ein Wohlwollen gezeigt, das von großer Empathie zeugte. Alles in allem ging die Padawan nicht davon aus, dass sie es hier mit Feinden zu tun hatten.

Die junge Jedi bemerkte, dass sie eine Jacke trug, die sie vorher nicht anhatte. Der Stoff war schwer und warm. Es war angenehm. Ihr Blick fiel derweil auf etwas, was sich draußen vor den Fenstern des Bongos auftat.

Zuerst war da nur Dunkelheit. Dann kam ein Hauch von Farbe und Helligkeit - ein Glühen, das in der Ferne pulsierte, als wäre es lebendig. Und dann tauchten plötzlich Strukturen auf.

Faiths Lippen öffneten sich leicht vor Erstaunen, als erkannte, dass es sich um eine ganze Unterwasserstadt handelte. Die leuchtenden Kugeln, die sich wie riesige Perlen an dunklen Ranken entlangziehen, schienen in der unwirklichen Finsternis des tiefen Sees zu schweben. Es war ein Netzwerk aus Lichtern, die durch schmale, fast organisch wirkende Wege miteinander verbunden waren. Es sah aus wie etwas, das natürlich gewachsen, aber technisch für sich nutzbar gemacht wurde. Faith konnte nicht umhin, zu bemerken, wie fremdartig, aber gleichsam wunderschön und unheimlich es war. Natürlich hatte sie bereits von den Unterwasserstädten von Mon Calamari gehört und den tauchenden Metropolen anderer aquatischer Spezies. Aber sie war noch nie an einem solchen Ort gewesen. Noch vor ein paar Minuten hätte sie niemals erwartet, solch einen Anblick mit den eigenen Augen zu erleben.

Die Corporal unterbrach ihren staunenden Gedankenstrom mit ihren Worten. New IndSec. War das also der Name dieser Ansiedlung? Der Name hatte etwas Offizielles, beinahe Bürokratisches. Sie war sich jedoch sicher, diese Bezeichnung noch nie zuvor gehört zu haben.

Derweil landete ihr Gefährt mit einem dumpfen Ruck, nachdem es durch die schimmernde, kugelförmige Außenhülle gelangt war. Faith folgte den Anweisungen, das Bongo zu verlassen, mit steifen Bewegungen. Ihre Beine fühlten sich schwer an, aber sie zwang sich, sicher aufzutreten. Als erstes fiel ihr auf, dass die Luft hier anders war. Viel feuchter, salziger und mit merkwürdiger Konsistenz. Fast war es, als wäre sie dichter als die Luft, die sie an der Oberfläche geatmet hatten.

Faith ließ ihren Blick schweifen, nahm die fremdartigen Gebäude und die Scharen von Aliens wahr, die sie neugierig musterten. Sie konnte nicht umhin, mindestens genauso neugierig zurück zu starren, wobei sie jedoch darauf achtete, ein freundliches Lächeln aufzusetzen. Mon Calamari, Quarren und andere Spezies, die sie nicht identifizieren konnte, waren hier unten. Viele waren von der Art der Corporal. Jedenfalls waren die drei Jedi wahrscheinlich die einzigen Vertreter ihrer jeweiligen Spezies.

Die Soldaten, Sicherheitskräfte, Polizisten - was auch immer sie waren - führten sie schließlich in ein Gebäude - sofern man diese kugelförmigen Gebilde denn so nennen konnte, das einer Art Polizeistation glich.

Die Padawan wusste, was jetzt kam. Sie wollte es nicht.

Ihr Magen zog sich zusammen, als die Corporal sie scheinbar in eine Zelle führen wollte. Schnell stellte sie jedoch erleichtert fest, dass es sich vielmehr um einen abgesperrten Gästebereich handelte, als um eine wirkliche Gefängniszelle. Der Raum war sauber, gut beleuchtet und hatte richtige Betten. Kein Vergleich zu der Zelle, die Antares ihr angedeihen ließ. Aber, das wusste sie, es war immer noch eine Zelle.

Als das Energiefeld mit einem Summen aktiviert wurde, trat sie instinktiv einen Schritt zurück und schluckte den großen Kloß in ihrer Kehle herunter. Die orangene Barriere flackern leicht, ehe sie sich stabilisierte. Faiths Blick blieb daran hängen, während die Corporal ihnen Essen und ein Gespräch mit einem oder einer Gorah-Un versprach. Vermutlich handelte es sich dabei um den Anführer dieses Ortes. Premierminiskus? Das klang zumindest demokratisch und wenig imperial. Ein erneuter Indiz, dass sie es hier mit potentiellen Freunden zu tun hatten. Imperial war das hier auf gar keinen Fall. Die Technologie der Energiebarriere war solide. Vielleicht Mon Calamari-Design? Die Padawan zog die Jacke etwas enger um ihre Schultern und atmete langsam aus, während sie sich darauf konzentrierte, ihre Gedanken weiter zu sortieren.

Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen und begann, sich durch die Zelle zu bewegen, mit dem Ziel, sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Die Betten sahen halbwegs brauchbar aus. Ihre Stiefel verursachten auf dem Metallboden kaum Geräusche, während sie sich von den Betten zu einer simplen Nasszelle und wieder zurück bewegte. Ihr Blick suchte die Wände ab, schweifte auch außerhalb der farbigen Energiebarriere. Sie dachte keineswegs an Flucht, wollte jedoch vorbereitet sein, falls sich das alles anders entwickeln sollte, als sie dachte.


“Entschuldigt. Ich hätte sie spüren müssen. Dass sie uns gefangen genommen haben, war meine Schuld”, richtete sie derweil in Richtung ihrer beiden Mitstreiter.

Es gab zwei offensichtliche Lüftungsschlitze im Boden. Sie waren viel zu eng und klein, als dass sich einer von ihnen dreien hindurch quetschen konnte - nicht dass Arlen dafür überhaupt jemals in Frage gekommen wäre. Für Zweibein wäre es hingegen vielleicht möglich. Wo war der überhaupt geblieben? Faith nahm sich für einen späteren Zeitpunkt vor, Tha’klen nach ihm zu fragen. Er war im Ruhemodus am Gleiter geblieben, während sie zum Feuerholzsammeln aufgebrochen war. Entweder war der bescheuerte Droide noch immer dort, oder ihre Gefängniswärter hatten ihn mitgenommen.


“Das hier ist kein Jedi-Tempel, aber aus irgendeinem Grund müssen sie hier sein.”

Faith hielt ihr Ohr an einen der schmalen Lüftungsschlitze und versuchte, Geräusche aufzufangen. Sie bildete sich ein, dass der leichte Luftzug daraus leise Stimmen herantrug. Mit Sicherheit roch er jedoch nach Algen und Salzwasser. Mit den Fingerspitzen versuchte sie eine Vertiefung zu ertasten, in der Hoffnung, dass sich dahinter vielleicht eine lösbare Abdeckung befand. Doch bevor sie weiter forschen konnte, ertönte ein Geräusch von draußen. Sie richtete sich hastig auf und sah zur Tür. Die orangenen Schimmer der Energiebarrieren warfen ein warmes Licht in den Raum, das mit dem sanften Pulsieren der Wasserbewegungen draußen ein wunderschönes Ambiente schuf. Wenn sie sich besann, konnte sie nicht anders, als festzustellen, dass hier nichts an eine harte Bestrafung erinnerte. Das war ganz sicher keine Haftanstalt. Allerdings wusste sie auch nicht, was es genau war.

“Sagt euch New IndSec irgendetwas?” Bevor Tha’klen oder Arlen antworten konnten, öffnete sich die Energiebarriere erneut mit einem Summen. Drei Wachen - die zwei Quarren und die Corporal - traten ein. Keiner von ihnen wirkte angespannt oder aggressiv. Zwar beobachteten sie Arlen intensiv, doch eher aus Vorsicht, denn aus böser Intention, das konnte sie spüren.

“Happa happa, wie versprochens.”

Faith roch es, bevor sie es sah. Etwas Salziges, Würziges. Algen oder Fisch vermutete sie, als das Tablett auf einem kleinen Tisch abgestellt wurde. Auf den ersten Blick konnte sie bereits einschätzen, dass auch das Essen nicht solches war, was man normalerweise Gefangenen reichen würde. Selbst die Neue Republik, die sich an auferlegte Rechtsnormen hielt, reichte ihren Gefangenen geschmacklose Rationen und fade Proteinpulver oder verdünnte Suppe. Nährstoffe, aber kein Luxus. Nicht, dass das hier irgendetwas luxuriöses war, aber die dampfende Schale, in der dunkelgrüne Algen und etwas wie kleine Krustentiere schwamm, war aufwendig gekocht.

“Ihr behandelt eure Gefangenen gut”, stellte Faith fest.

Die Alien-Frau zuckte mit den langen Ohren.


“Solange ihrsa benehmsens, ja.”

Faith nickte ihr zu und lächelte sanftmütig. Dann nahm sie einen Löffel und probierte vorsichtig. Die Brühe, in der die Algen und Krustentiere schwammen, war scharf, aber angenehm. Eine Mischung aus Seetang und Gewürzen, die sie nicht benennen konnte. Der Geschmack füllte jedenfalls ihren Mund aus, während die Hitze sich wohltuend in ihren müden Gliedern ausbreitete. Die Padawan bemerkte, dass die Corporal ihre Reaktion interessiert beobachtete.

“Mhm. Sehr gut. Danke.” Sie lächelte erneut.
“Entschuldige die Frage, aber ich glaube nicht, so jemanden wie dich schon mal gesehen zu haben. Wie nennt ihr eure Spezies?”

“Wirse Gungans”, antwortete sie. Faith glaubte, sich einzubilden, dass ihre Brust vor Stolz anschwoll, während sie den Namen ihres Volks aussprach. Gungans. Ja, das hatte sie tatsächlich schon einmal gehört. Allerdings im Zusammenhang mit einem anderen Planeten. Naboo, wenn sie nicht alles täuschte.

“Premierminiskus Gorah-Un will euchsa morgen seh’n”, sagte die Gungan erneut.

Faith legte den Löffel beiseite und warf einen Blick herüber zu Arlen, der noch immer ein Halsband trug, und Tha’klen.


“Könntet ihr meinem Freund das Schockhalsband abnehmen? Er wird euch keine Probleme machen, das verspreche ich euch.”

Die Gungan schüttelte energisch mit dem Kopf, wobei eine lange Zunge zum Vorschein kam, die aus ihrem Mund schlabberte.

“Ichse keinem Sith vertrauen, auch wennse dein Freund sein. Ob wirse können dir vertrauen, nichmal sicher, heh.”

Faith biss sich auf die Lippe, nickte jedoch. Sie wollte ihr Glück und die Geduld der Corporal nicht auf die Folter spannen. Es gab derzeit keinen Grund, ihre Grenzen auszutesten. Ihre Wärter hatten keine Anzeichen dazu gegeben, dass sie unnötige Gewalt oder Folter einsetzen würden. Das Schockhalsband mochte also tatsächlich reine Vorsichtsmaßnahme sein.

[ Kelada | Nordpolarkreises | See | New IndSec | Polizeistation | Zelle ]
Faith, Kerbal, Tha'klen und aquatische Soldaten
 
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[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Polizeistation / Gemeinschaftszelle ] Kerbal, Faith und Tha'klen

Während Faith sich in der Zelle umsah, setzte Kerbal sich auf eins der Betten und rieb sich die Handgelenke. Es war gut die Hände wieder freizuhaben, doch hatten die Handschellen seine Haut ein wenig abgerieben. Vermutlich konnte er sich glücklich schätzen, dass das kurze Erlebnis nur darin gemündet hatte. Nur knapp war er dem zweiten Blastertreffer in wenigen Tagen entgangen. Beinahe die gesamte bisherige Zeit auf Kelada hatte er vermeiden können, dass auf ihn geschossen wurde, und jetzt häufte sich das auf einmal wieder. Er war wirklich nicht der Beste darin Schüsse abzuwehren und plötzlich offenbarte sich dieser Makel auf schmerzhafte Art und Weise.

Während Faith noch immer den Raum untersuchte, entschuldigte sie sich plötzlich unvermittelt, die Soldaten nicht gespürt zu haben. Unwillig brummte Kerbal erst, zuckte dann die Schultern und schüttelte den Kopf.


„Faith… Quatsch mit Soße.“

Kurz rieb er sich die müden Augen und fuhr dann fort:

„Selbst wenn wir sie gespürt hätten, was hätten wir anders gemacht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese NISS-Leute dir zufällig über den Weg gelaufen sind. Die wussten vermutlich, dass wir kommen, bevor wir überhaupt den See gesehen haben. Selbst wenn wir die zuerst wahrgenommen hätten, dann wäre der beste Move sowieso gewesen das Gespräch zu suchen. Vielleicht nicht mit dir als Gallionsfigur – falls es Imperiale gewesen wären – aber doch als Endziel diese Zelle. Dass du der erste Kontaktpunkt warst, hat auf beiden Seiten vermutlich Leben gerettet.“

Kurz schüttelte er das Kissen seines Bettes auf, legte auch die Füße auf die Matratze und setzte sich mit dem Rücken zum Kopfteil hin. Bequem schlug er die Beine übereinander.

„Im Übrigen waren wir grade schon wieder wie viele Stunden am Stück unterwegs? Nachdem wir dich grade frisch aus imperialer Gefangenschaft befreit UND deinem Körper abverlangt haben vielfach gebrochene Beine in einer Mittagspause zu heilen… Faith, wenn wir alle grade noch auf der Höhe unseres Potentials wären, müssten wir vermutlich als Maskottchen für Batterien und Energydrinks herhalten.“

Faiths Feststellung, dass es einen Grund geben musste an diesem Ort Leben zu finden, bedachte Kerbal mit einem Schulterzucken und wollte grade auf ihre Frage nach New IndSec antworten, als er vom Abendessen unterbrochen wurde. An der Unterhaltung zwischen Jedi-Padawan und Gungan-Corporal beteiligte er sich nicht, hatte er doch seine Aufmerksamkeit vollends auf die wohlriechende Brühe gerichtet, die ihnen zum Essen gereicht wurde. Eine schöne Überraschung, hatte doch auch er geschmacklosen Gefängnisfraß erwartet. Nach den Militärrationen ihrer Flucht war das hier das reinste Festessen. Mit entsprechendem Enthusiasmus schlug er also zu und sah erst auf, als Faith die Corporal bat, doch sein Schockhalsband abzunehmen. Die Gungan lehnte natürlich ab.

„Schon gut, schon gut. Eure Sicherheitsvorkehrungen sind geboten und nachvollziehbar. Und es ist doch schön den Hals warm zu haben. Bei gefilterter Luft erkälte ich mich immer so leicht…“

Den verständnislosen Blick der Corporal bedachte er mit einem dünnen Lächeln und fuhr fort seine Suppe mit Gusto zu verspeisen. Schließlich wandte die Gungan sich zum Gehen und sagte dann noch mit einem Schulterblick:

„Ach, ichse ganz vergessen: Ichse bin Corporal Roos Kiekebeld. Schlafi gut!“

Mit einem Summen aktivierte sich das Energiefeld und mit etwas Bedauern schaute Kerbal auf seinen nun leeren Teller hinab. Die Portionen hätten ruhig größer sein können. Mit einem resignierten Schulterzucken wandte er sich wieder an Faith:

„Was New IndSec angeht: Der Name IndSec ist in meiner ursprünglichen Recherche zu Kelada aufgetaucht. Alte Unterlagen haben so die hiesige Hauptstadt bezeichnet. Ich hatte angenommen, dass das irgendwann zu Kelada City umbenannt wurde. Das kann immer noch sein, da das hier ja New IndSec sein soll. Vielleicht Siedler, die nach dem Fall der Alten Republik Unterwasser gegangen sind? Es gibt noch ein paar Quarrendörfer unter Wasser, aber von denen wusste das Imperium. Diese Koordinaten hier sind aber sonst nirgendwo aufgetaucht.“

Kerbal hob die Hand an den Mund, um lautstark zu gähnen.

„Ich denke für’s erste sollten wir Schlafengehen. Die letzten paar Tage waren echt hart und etwas unfreiwillige Ruhe wird uns guttun.“

Nachdem alle drei ihr Abendessen beendet hatten, stapelten sie ihre Teller nahe der Eingangstür und rotierten dann einmal in Rekordzeit durch die Nasszelle. Die Deckenlampen waren dimmbar, doch vermutlich hätten sie auch so nicht viel gebraucht, um tief ins Reich der Träume abzurutschen. Nach den Entbehrungen der letzten Tage war es gut wieder einmal in einem richtigen Bett zu liegen und der Schlaf, der Kerbal übermannte, war tief und traumlos.

Als sie am nächsten Morgen erwachten, war das Frühstück wie von Geisterhand bereits auf ihrer Seite des Energiefeldes aufgetaucht. Ein weiteres Zeichen dafür, wie erschöpft ihre Körper gewesen waren. Nach dem Essen folgte eine weitere Runde in der Nasszelle und Kerbal nutzte anschließend die Gelegenheit, seine Aufmerksamkeit noch einmal Faiths Beinen zuzuwenden. Gestern hatte sie schon alleine wieder laufen können, doch noch war ihre Heilung nicht abgeschlossen gewesen. Dies nahm der Sith sich nun vor zu ändern. Anschließend war sie noch immer niemand abholen gekommen, also sagte Kerbal zu den beiden Padawanen:


„Tja, scheint, als säßen wir hier noch eine Weile fest. Ich halte das für eine wunderbare Gelegenheit ein bisschen Zeit in euer Training zu stecken. Zeigt mir doch einmal, wie gut ihr euch schon in der Macht verbergen könnt. Und keine falsche Scheu, es war ja schon gut genug, dass uns Angelus nicht das Fell über die Ohren gezogen hat.“

Mit einem Grinsen setzte Kerbal sich wieder bequem auf sein Bett. Ihre Waffen mochten sie grade nicht haben und Platz schon gar nicht, doch gab es trotzdem Dinge, die sie auch im Magen eines Sarlacc noch hätten üben können. Und Verschleierung war nur eine davon.


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Faith, Kerbal, Tha'klen und aquatische Soldaten

Faith beobachte Arlen still, während er sprach. Seine Worte verfehlten ihren Zweck nicht. Er hatte Recht. Es war unrealistisch, daran zu denken, dass sie sich dieser Situation hätte entziehen können, selbst wenn sie die New IndSec-Leute frühzeitig gespürt hätte. Im Grunde konnte sie froh sein, dass sich ihre neuen Gastgeber als relativ gutherzig entpuppt hatten, und war es auch. Sie befanden sich nun zwar in einem Käfig, aber in einem gemütlichen.

Als die Gungan sich schließlich vorstellte, musste Faith beinahe Lachen. 'Roos Kiekebeld' passte unerwartet gut zu ihr. Sich zurückhaltend und mit angestrengtem Schmunzeln konzentrierte sie sich darauf, die leckere Suppe in ihre Futterluke zu schaufeln. Das warme Aroma von Seetang und Gewürzen legte sich angenehm in ihren Magen. Der Geschmack war anders, als das, was sie gewohnt war - fremdartig, interessant. Aber durchaus schmackhaft. Ein wenig so, wie dieser gesamte Ort. Sie hoffte nur, dass es auch so bleiben würde.

Als Corporal Kiekebeld sich schließlich verabschiedete, hörte Faith Arlens Theorie über New IndSec.


“Hm”, raunte sie nachdenklich, während sie ihre leere Schüssel beiseite schob. “Wenn sie sich hier vor dem Imperium verstecken, hoffe ich, dass wir sie nicht in unnötige Gefahr bringen.”

Das nervenaufreibende Zusammentreffen mit Darth Angelus und Mariam hatten sie mit einem unerwartet positiven Ausgang überstanden. Doch das war noch lange keine Garantie dafür, dass es beim nächsten Mal genauso laufen würde. Wenn ihre Verfolger sich zusammenrauften und Klarheit in die Verwirrung brachten, die durch ihren Ausbruch aus dem Gefängnis entstanden, könnten sie noch immer auf die Idee kommen, Kerbal zu verfolgen und zu stellen. Zwar glaubte Faith nicht, dass man sie finden würde, solange sie an diesem Ort verweilten, aber irgendwann würden sie wieder gehen müssen. Wenn es soweit war, hoffte sie, dass sie keine Spuren hinterließen, die die Imperialen zu dieser Siedlung führen würden.

Als Faith nach ihrer Runde in der Nasszelle abgetrocknet in eines der zur Verfügung gestellten Outfits wechselte, lachte sie laut auf. Mit noch feuchtem Haar trat sie heraus, um den anderen beiden zu zeigen, was passierte, wenn man eine zierliche Menschen-Frau in offenbar für Mon Calamari vorgesehene Leinengewänder steckte. Sicher sah sie aus wie ein nasser, viel zu großer Sack. Zumindest fühlte sie sich so. Gemütlich war es dennoch.
Kichernd ging sie zurück und schwang sich noch ein Handtuch um das Haar, das teils noch feucht in ihrem Nacken hing. Es vervollständigte das Bild fabelhaft.

Im Schlaf wurde die junge Padawan von unruhigen Träumen heimgesucht. Erinnerungen an die Zelle, die ganz anders gewesen war, als diese hier. An Antares. An die Sturmtruppen. Doch als ihr Bewusstsein versank, wurde sie von der Macht empfangen, die ihre Seele beruhigte. Danach war es still. Keine Albträume, keine Stimmen, keine Bilder - nur Friede.

Als sie erwachte, fühlte sie sich zunächst fremd in ihrem eigenen Körper. Schwer, als hingen Gewichte an ihren Handgelenken. Sie blinzelte und es dauerte einen Moment, ehe sie sich erinnerte, wo sie war. Der salzige Geruch in der Luft half ihr dabei. Langsam aufrichtend bemerkte sie, dass man ihnen abermals Essen zur Verfügung gestellt hatte. Es wartete bereits auf ihrer Seite der Energiebarriere. Ihre kinnlange Haarpracht stand in alle Richtungen ab, als sie gähnte und sich die Augen rieb. Hatte sie wirklich so tief geschlafen, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, wie jemand hereingekommen war? Der Gedanke war irgendwie beunruhigend. Sie schob ihn jedoch zunächst beiseite und setzte sich mit den anderen an den kleinen Tisch. Das Essen war ähnlich wie am letzten Abend - nicht unaufwendig, lecker und nahrhaft.

Arlen nahm sich nach dem Frühstück dankenswerter Weise wieder ihre Beine vor, um die Heilung zu vollenden. Faith konnte die Erschöpfung in ihren Gliedern spüren, das unterschwellige Ziehen in den Muskeln, das darauf hindeutete, dass ihr Körper noch Zeit zur Erholung brauchte. Während Arlen ihre Beine berührte, beobachtete sie ihren Freund und spürte, wie es unter ihrer Haut kribbelte. Sie schob es auf die Heilung, dessen Wirkung sie spürte. Tatsächlich war ihr, als hätte sich ein feiner Schleier über ihren Schmerz gelegt.

Ein völlig neues Lebensgefühl. Sie atmete tief durch.


“Danke”, sagte sie leise. Dann folgte der Vorschlag, oder vielmehr die Ankündigung, dass sie nun trainieren sollten.

Faith zog eine Augenbraue hoch, lächelte jedoch sanft. Der Jedi-Ritter ging in seiner neuen Meister-Rolle offenbar voll auf. Nachdem sie einen Blick mit Tha’klen gewechselt hatte, gab sie ein amüsiertes Schnauben von sich.


“Jawohl, Meister …”, beinahe hätte sie seinen Nachnamen ausgesprochen. Sie musste aufpassen, sich nicht von der gemütlichen Vertrautheit unter Freunden davon ablenken zu lassen, dass sie sich in Gewahrsam befanden. Jemand könnte ihnen zuhören.

“... Meister Dagger.”

Also schüttelte sie sich kurz, richtete ihr zu großes Leinengewand, schürzte die Lippen und schloss die Augen.

“Na gut.” Sie begann, ihren Geist in die Stille zu tauchen. Während ihres Versteckspiels vor Darth Angelus hatte sie bemerkt, dass es ihr half, nicht nur ihre Machtpräsenz minimieren zu wollen, sondern sie mit der Umgebung zu verweben. Die Macht durchdrang alles. Die Macht war alles. Sie konnte eins mit diesem Raum werden. Zumindest in der Theorie. Die Praxis stellte sich als schwieriger heraus.

Die Padawan atmete tief ein.

Die Macht war da, natürlich, überall um sie herum. Sie strömte durch den kalten Durastahl, durch das Energiefeld, durch die Luft, durch Arlen, Tha’klen und durch sie selbst. Es war ein riesiges Netzwerk, das alles miteinander verband. Sie würde sich nur darin verstecken müssen. Langsam begann Faith, ihre eigene Präsenz in diesem Netzwerk zu verstecken, ehe sie das imaginäre Schild vor sich schob. Das Ganze tat sie nicht gewaltsam oder unnatürlich. Das wäre zu auffällig gewesen. Sie musste eins mit ihr werden, abtauchen in den Ozean der Macht.
Doch je mehr sie versuchte, ihre eigene Präsenz zu verringern, desto mehr spürte sie die Grenze ihrer Fähigkeiten. Ihre Präsenz flackerte in der Macht. Faith konnte sie dämpfen, aber nicht vollständig verstecken. Es war, als hielte sie sich in einem Nebel versteckt, aber in dem Nebel war definitiv keine Leere.

Sie wusste, dass Arlen sie spüren konnte. Und je mehr sie die Nähe ihres ehemaligen Mitschülers spürte, desto unkonzentrierter wurde sie. Seine Präsenz, auch wenn sie verändert war, gab ihr eine Geborgenheit, von der sie sich unterbewusst nur schwer entfernen konnte. Solange sie sich jedoch an seine Präsenz klammerte - und war es nur mit dem metaphorischen kleinen Finger - würde sie keinen Schild zwischen sich und die Macht bringen können. Wie konnte sie erwarten, dass Arlen sie nicht spürte, wenn sie selbst ständig zu ihm herausgriff?


Dagger-1, begann sie unvermittelt nach einer Weile flüsternd, mit weiterhin geschlossenen Augen. “Kannst du … kurz weiter weg gehen? Du lenkst mich ab.”

Nicht, dass er sich weit hätte entfernen können. Sie versuchte ihre Worte gespielt locker klingen zu lassen und lauschte in die Stille. Arlen war noch immer in ihrer Nähe. Seine Präsenz in der Macht hatte eine unverkennbare Intensität, eine raue Tiefe, die sie nicht so einfach ausblenden konnte. Ein ungewolltes Schmunzeln huschte über ihre Lippen, als sie ihre eigenen Gedanken tadelte. Sie musste sich fokussieren. Also wartete sie darauf, dass Arlen sich entfernte, atmete noch einmal dief ein und versuchte, sich in den Fluss der Macht einzubetten. Doch es war schwer. So als würde etwas in ihr dagegen ankämpfen.

Mit einem leichten Seufzen öffnete sie die Augen wieder und sah zu ihrem rothäutigen Freund.


“Vielleicht bin ich einfach nicht fürs Verstecken gemacht.”

Ihre Finger spielten mit einer falte in ihrem übergrößen Gewand. “Oder ich bin einfach noch zu müde. Oder … keine Ahnung.”

Sie wandte ihren Blick von Arlen ab. Da war etwas an ihm, das ihre Gedanken verwirrte - als würde ihre Präsenz nicht nur durch die Macht, sondern durch etwas anderes zu ihm hinausgreifen.

Die junge Frau rieb sich ungehalten den Nacken und schob das Gefühl beiseite.


“Irgendwelche schlauen Tipps, Jedi-Ritter?” Neckend zuckte ihr Kinn in seine Richtung.

“Wie lief’s bei dir, Tha’klen?”

Nach einem erneuten Durchgang, der zumindest etwas, aber nicht viel besser als der erste lief, fühlte Faith sich etwas ausgelaugt. Mehr Kraft zum Üben hatte sie nicht.

“Tiefschlaftrance.”

Sie sprach das Wort, als müsste Arlen direkt wissen, was sie meinte und versuchte dabei die Stimmlage anzusetzen, die sie als Offizierin der Neuen Republik anwandte, wenn sie Befehle an ihr Team richtete. Das gelang ihr nicht ganz so gut, sobald Anblick des Sith ihre Augen traf.

“Du wolltest es lernen. Heute Abend, erkläre ich dir, wie ich es mache. Schau dann mal, ob du es mir nachmachen kannst, Jedi-Ritter.”

Das letzte Wort sprach sie wieder neckend aus.

“Du natürlich auch, wenn du möchtest”, fuhr sie an Tha’klen gewandt fort.

[ Kelada | Nordpolarkreises | See | New IndSec | Polizeistation | Zelle ]
Faith, Kerbal, Tha'klen
 
[Kolonien - Kelada-System - Kelada - Kelada-City – Verwaltungsgebäude – Gouverneursbüro] Anthony Antares


Die Verhaftung
Darth Angelus‘ schien erfolgreich. Laut dem Transponder befand sich das Shuttle im Rückflug und Informationen, dass etwas schiefgelaufen wäre, erreichten den Gouverneur auch nicht. Über die Explosion am Verwaltungsgebäude war Antares auch hinüber. Zu sehr befriedigte ihn der Gedanke, was er mit dem Abschaum an Lebewesen, Bo, anstellen würde. Seine sadistischen Fantasien schlugen ihm immer wieder vor, Blut mit Blut zu vergelten. Andererseits dachte er über tatsächlich nützliche Alternativen nach. Eventuell eine öffentliche Hinrichtung? Seit der letzten öffentlichen Hinrichtung ist bereits einige Zeit vergangen und es war womöglich einmal mehr der Zeitpunkt gekommen, an dem Kelada erinnert werden musste, wozu antiimperiales Verhalten führte. Andererseits war es im Großen und Ganzen ruhiger geworden. Eventuell konnte Bo noch viel mehr liefern, als nur die Informationen, die in seinem Gedächtnis aufbewahrt wurden, und einer Genugtuung für die menschliche Bevölkerung und eine Warnung für die nicht-menschliche. Man könnte ihn einschleusen, zum Spion machen, ohne eigenen Truppenaufwand der Unterwelt einen weiteren Schlag in ihren Magen verpassen. Bos Freunde würden ihn sicher wieder aufnehmen, würde er ihnen eine spannende Story erzählen und über seine tatsächlichen Absichten lügen. Aber nein. Nein, nein, nein… Dafür hatte der Gouverneur keine Geduld. Die Gefahr, dass Bo auf erneute dumme Gedanken kam, war zu hoch. Ehe Antares sich auf ein solches Geschöpf verlassen würde, verzichtete er lieber auf potenziell hohe Gewinne. Irgendwo war es auch eine Sache der Ehre. Wer würde nicht seinen Erfolg aberkennen, wenn er durch das Vertrauen in einen Xeno, einen noch unglaublich unansehnlichen dazu, irgendwas erreicht hätte. Ehre aber, das war Antares dann doch egal. Was war das schon? Wenn sich eine Chance, ganz gleich wie schmutzig, auftat, dann musste sie ergriffen werden. Zumindest, wenn das Risiko, was in Bos fall nicht zutraf, gering genug war. Eine Welt, wie diese, erforderte Opportunismus und den Willen, die eigenen Hände so tief in den Mist zu stecken, wie es nur nötig war. Bo musste aber noch warten, ihm widmete sich der Gouverneur, sobald er sich um Angelus gekümmert hatte.

Dann erreichte den Gouverneur eine Nachricht.
Gouverneur Solaris von Truuine. Spekulierend, was er wohl wollen würde und sich einig, dass der Zeitpunkt gänzlich unpassend war, nahm Anthony auf seinem Bürostuhl platz und spielte die Aufzeichnung ab. Ein Hologramm baute sich auf und setzte sich zum imperialen Wappen zusammen. Es drehte sich zwei Mal und wurde anschließend durch Gouverneur Solaris ersetzt. Er begann zu plaudern: äußerte seine Betroffenheit bezüglich des Anschlags auf das Gefängnis in Colina, versicherte Truuines Betroffenheit und prophezeite, dass die Terroristen und Herausforderer der Neuen Ordnung dafür büßen würden. Bis dahin ging Solaris Nachricht in das eine Ohr Antares und aus seinem anderen wieder hinaus. Anthonys Aufmerksamkeit galt viel mehr dem merkwürdig gebogenen Ding, das an Solaris Gürtel befestigt war. Mit einem scharfen Blick und der Hand am Kinn, versuchte Antares zu entschlüsseln, um was für einen Gegenstand es sich handelte. Die Qualität des Hologramms konnte dieses Objekt nur mittelgut wiedergeben und teilweise war es auch vom Cape verdeckt. Der Gegenstand hatte eine Griff ähnliche Struktur, beinahe wie ein Lichtschwert, wie auch Kerbal und Angelus es trugen. Aber ein Verwalter mit einem Lichtschwert? Dieser Gedanke erschien Antares eher wie ein Exzess an Kreativität seines Verstandes. Außerdem kam Solaris dann doch auf etwas interessantes zu sprechen. Die nächsten fünf Gozanti-Kreuzer, die für den Abtransport der aquatischen Xenos gedacht waren, würden nicht leer ankommen. Vielmehr enthielten sie insgesamt 375 Tonnen Kolto. Die einzige Bitte war, dass er auch im Namen Truuines ein paar Terroristen vernichten würde. Auf Antares Gesicht formte sich ein durchschauendes Grinsen. Sollte diese „Unterstützung“ bloß eine Frechheit sein, oder wollte Solaris ihn für dumm verkaufen? Dann aber kamen ihm Zweifel auf. Sein eigener Grundsatz war es, dass die Erstarkung des Imperiums auch voraussetzte, dass sich die einzelnen Planeten gegenseitig unterstützten. Vielleicht war es tatsächlich nur eine solche Unterstützung? So etwas wie ein „Gefälligkeitsgefühl“ besaß Antares nicht. War es aber zum Wohle des Imperiums, war er durchaus bereit, späteren Bitten seitens Truuine nachzukommen. Kelada war auch nur ein Mittel zum Zweck, das Imperium zu stärken. Es bestand keinerlei Grund, sich übermäßig dolle für Kelada einzusetzen. Antares Loyalität galt dem Imperium, nicht einem von Xenos durchseuchten Planeten. Immerhin war Anthony nicht naiv, sondern erkannte, dass die Annahme der Hilfe durchaus weitere Folgen mit sich ziehen konnte. Mit dieser zufriedenstellenden Erkenntnis beendete er die Nachricht und widmete sich einigen verwalterischen Angelegenheiten. Es blieb noch etwas Zeit, bis Angelus und Mariam wieder ankamen. Antares hatte bereits angeordnet, eine entsprechende Zelle im Keller des Verwaltungsgebäudes vorzubereiten. Für die Ankunft des Sith war alles bereit.


[Kolonien - Kelada-System - Kelada - Kelada-City – Verwaltungsgebäude – Gouverneursbüro]
Anthony Antares
 
[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Polizeistation / Gemeinschaftszelle ] Kerbal, Faith und Tha'klen

Faith stimmte Kerbals Vorschlag, die Gelegenheit zum Training zu nutzen, zu. Fast hatte sie dabei seinen echten Namen verwendet, konnte sich jedoch grade noch rechtzeitig zur Ordnung rufen. Grade wollte der Sith einen ironischen Kommentar beisteuern, als ihm plötzlich einfiel, dass er gestern Abend den gleichen Fehler begangen hatte – Aber ohne es zu merken. Verdammte Axt, sie waren gestern wirklich fertig gewesen! Hoffentlich wurde die Zelle nicht abgehört. Statt einer Antwort nickte er also nur und ließ Faith mal machen.

Sowohl seinen physischen als auch seinen geistigen Blick richtete Kerbal nun auf die beiden Padawane. Geduldig faltete er die Hände über der Brust und erlaubte seinen Gedanken zu schweifen. Für eine ganze Weile wurde es still in der Zelle, während Tha’klen und Faith versuchten ihre Präsenz zu dämpfen. Meister waren noch keine vom Himmel gefallen und so musste Kerbal sich nicht sonderlich anstrengen ihren Versuch der Verschleierung zu durchdringen. Dennoch wenn er nicht aktiv nach ihnen suchte, hatten ihre Auren damit begonnen mit dem allgemeinen Hintergrundrauschen Keladas zu verschwimmen. Wie Wesen, deren Schuppen das Muster des umliegenden Waldes trugen. Angelus war bei ihrer letzten Begegnung auf Kerbal fokussiert gewesen. Es machte Sinn, dass Faith in Tha’klens unmittelbarer Nähe nicht weiter aufgefallen war.

Während Kerbal so seinen Gedanken nachhing und dabei auch speziell über Faiths Training nachdachte, hörte sein Blick irgendwann auf zu schweifen und blieb an seiner ehemaligen Mitpadawan hängen. Ohne, dass er sich aktiv dazu entschieden hätte, betrachtete er das Gesicht der jungen Frau. Nachdenkich blickte er in die braunen Augen, die im Sonnenlicht wie Bernstein schimmern konnten, im orangenen Licht der Deckenleuchten jedoch in einem warmen Schwarz funkelten. Ihre dunkelblonden Haare hatten sich aus der Chaosfrisur der Nasszelle wieder in bekannte Bahnen gelegt und rahmten das markante Gesicht ein wie ein Porträt. Ihre Nase dann…

Fast wäre Kerbal zusammengezuckt als Faith ihn plötzlich bat etwas weiter wegzugehen, da er sie ablenkte. Augenblicklich fiel ihm auf, dass er zu starren begonnen hatte und eine leichte Röte (mehr als sonst) schlich sich in seine Wangen. Hatte sie etwas gemerkt? Wenn, dann konnte er kein Anzeichen davon erkennen. Etwas verlegen räusperte er sich und nickte. In einer flüssigen Bewegung schwang er sich von seinem Bett und auf die Beine, bevor er die wenigen Schritte ans andere Ende des Raumes machte. Dort lehnte er sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen die nächste Wand und verbrachte bewusst ein bisschen Zeit damit explizit Tha’klen beim Training zuzuschauen. Dien Verpine schlug sich gar nicht mal schlecht.

Schließlich jedoch war es Faith, die die Übung für den Moment beendete. Mit einem Seufzen und einem leicht frustrierten Unterton in der Stimme stellte sie fest, dass sie vermutlich nicht fürs Verstecken gemacht, oder einfach noch zu müde war. Dann fragte sie nach Tipps. Kerbal lächelte schief.


„Ich glaube mein wichtigster Tipp wäre, dich nicht so schnell entmutigen zu lassen, Dagger-3. Nur Mut, eure Fortschritte gehen mit Normalgeschwindigkeit voran, würde ich sagen.“

Kurz überlegte er aber dann doch, ob er nicht doch noch etwas Hilfreicheres zu sagen hatte. Es war schwer, denn der Einsatz von Machttechniken war notorisch kompliziert zu erklären. Jeder hatte ein anderes mentales Bild, um die Macht dazu zu bringen zu tun, was man wollte. Dann hatte er aber doch noch eine Idee:

„Ihr zwei, kommt nochmal her zu mir.“

, sagte er unvermittelt und setzte sich wieder auf sein Bett.

„Legt mir beide eine Hand auf die Schulter und konzentriert euch auf meine Aura. Ich werde mich dann langsam vor euch verbergen. Eventuell könnt ihr an meinem Beispiel etwas erkennen, das euch hilft.“

Grade in Sachen Verschleierung war Lernen durch Zuschauen natürlich etwas unintuitiv, doch hoffte Kerbal, dass wenn er seine Schilde langsam genug hochfuhr, eben doch etwas Nützliches zu sehen war. Also gesagt getan. Als sich beide Padawane wie angewiesen zu ihm gesetzt hatten, konzentrierte er sich auf seine eigene, angeschlagene Aura. Dann holte er tief Luft und drehte seine Präsenz langsam ab, wie die Flamme einer Gaslaterne. Selbst konnte er sich noch wahrnehmen, doch wusste er, dass er nach außen hin nun gänzlich unsichtbar war. Selbst wenn die beiden nach ihm suchten, würden sie ihn nicht finden. Dafür war ihr Machtsinn einfach nicht ausgeprägt genug. Nach einigen Herzschlägen dann drehte er wieder auf, bis er auch für die Sinne der beiden wieder voll da war. Dies wiederholte er ein paar Mal, bis er sich zufriedengab. Dann stand er wieder auf und lehnte sich erneut gegen die Wand, während Faith und Tha’klen einen zweiten Anlauf starteten.

Schließlich jedoch war es genug. Kerbal konnte spüren, wie die intensive Übung die beiden ausgelaugt hatte und zufrieden nickte er. Hätten sie Waffen gehabt wäre nun vermutlich ein guter Zeitpunkt gewesen Lichtschwertformen zu drillen. So jedoch blieb nur eine Pause einzulegen. Enthusiastisch kündigte Faith an, ihm heute Abend dann die Grundlagen der Tiefschlaftrance zeigen zu wollen. Kerbal schenkte ihr ein zähneblitzendes Lächeln.


„Der Meister wird zum Schüler – das halte ich für eine wunderbare Idee!“

Gutmütig zwinkerte er ihr zu. Eine Weile verbrachten sie mit Smalltalk, bis Corporal Kiekebeld schließlich mit ihrem Mittagessen vorbeischaute und ankündigte, dass der Premierminiskus sie im Laufe des Nachmittags zu besuchen gedachte. Amüsiert zog Kerbal bei der erneuten Erwähnung dieser Wortneuschöpfung eine Braue hoch. Zwar war der Begriff gestern bereits gefallen, doch war er zu müde gewesen, um dem viel Aufmerksamkeit zu beizumessen. War das Wort eine gungansche Verballhornung, oder gab es hier tatsächlich ein Amt dieses Namens? Kerbal besaß genug Taktgefühl um nicht direkt danach zu fragen und beschloss sich stattdessen in Geduld zu üben. Das würde ja vermutlich aufgeklärt werden, sobald dieser ‚Meniskus‘ auftauchte.

Dies dauerte dann – zu seiner Überraschung – auch gar nicht mehr so lange. Nach vielleicht einer weiteren Stunde tauchte Kiekebeld wieder auf und verkündete verbos die Ankunft von ‚Premierminiskus‘ Gorah-Un. Dann trat die Gungan zurück und eine weitere Gestalt trat hinter der Energiebarriere in ihr Sichtfeld. Das aquatische Alien – das Kerbal auf den zweiten Blick als
Patrolianer identifizieren konnte – ging ihm etwa bis zur Hüfte und hatte auch durch das orange Energiefeld erkennbar gelbe Haut. Ebenfalls zu erkennen war das fortgeschrittene Alter des männlichen Wesens, das sie aus roten Stielaugen heraus eingehend musterte. Ohne ein weiteres Wort zog Kiekebeld sich zurück und zwei mit Harpunen bewaffnete Herglic bezogen hinter Gorah-Un Stellung. Die riesigen Wesen ließen den Patrolianer noch mickriger wirken und Kerbal fühlte sich unangenehm an den Herglic-Verbrecherboss erinnert, in dessen Vertrauen er sich im Dienste Antares‘ geschlichen und den er schließlich verraten hatte. Mit steinerner Miene stellte er sich dem Patrolianer gegenüber, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und erwiderte dessen Blick.


„Seid gegrüßt, Dagger-1, -2 und -3.“

, sagte der Patrolianer mit einer schnarrenden, etwas gebrechlichen Stimme.

„Ich bin Premierminister Gorah-Un. Gewähltes Staatsoberhaupt von New IndSec, in dem ich euch willkommen heiße. Ich entschuldige mich für die Umstände Eurer Unterbringung, Meisterin Jedi,“

Sein Blick galt nun ausschließlich Faith

„aber Ihr werdet verstehen…Eure Reisebegleitung zwingt uns zur Vorsicht.“

Nun richtete er seinen Blick wieder auf Kerbal und der Sith brauchte gar nicht erst die Macht, um die Feindseligkeit in dem faltigen Gesicht zu erkennen.

„Dagger-1…oder sollte ich sagen Darth Kerbal?“

, fragte Gorah-Un und nun zuckte Kerbal tatsächlich zusammen. Ach verdammt, das Gespräch schickte sich an unangenehmer zu werden, als er gehofft hatte. Unwillkürlich straffte er sich, während er überlegte, was er enthüllen konnte. Sein Machtsinn war natürlich ausgesprochen nützlich, konnte er doch ziemlich genau erkennen, dass die Abneigung nicht gespielt war und der Premierminister auch kein falsches Spiel spielte, um ihm Informationen zu entlocken. Dazu war er einem gewählten Anführer eher gewillt vitale Informationen zu enthüllen als einer Corporal, so lecker ihre Suppe auch schmecken mochte. Für einige unangenehme Sekunden streckte sich die Stille, dann fasste Kerbal einen Entschluss.

„Ich bin der lokalen Verwaltung als Darth Kerbal bekannt, das ist richtig. Mein wahrer Name ist Arlen Merillion. Ich bin Ritter im Orden der Jedi. Ich wurde nach Kelada geschickt, um die imperiale Verwaltung hier von innen heraus zu sabotieren und dem NRGD zuzuarbeiten.“

Die Worte waren selbstbewusst vorgetragen und einige Sekunden lang musterte Gorah-Un Arlen eingehend, ohne etwas zu antworten. Dann sagte er schließlich:


„Ein Sith Reinblut im Jedi-Orden? Ich habe in meinem Leben bereits unwahrscheinlichere Wahrheiten und wahrscheinlichere Lügen gehört. In meiner Erfahrung ist es besser den Handlungen, als den Worten einer Person zu vertrauen.“

Grade wollte Arlen ihm antworten, als der Patrolianer eine Fernbedienung aus seinem Jackett zog und einen Holoprojektor an der Decke der Zelle aktivierte. Arlen trat zur Seite und musterte die Projektion misstrauisch, die sich in der Mitte des Raumes aufbaute:

In kantigen Lettern erscheint der Titel des Propagandawerbespots:

Der lange Arm des Gouverneur Antares.

Die ersten Töne dunkler, dramatischer Streichermusik erklingen.

Eine Weitaufnahme des Planeten Kelada erscheint, daneben materialisiert sich das stoische Gesicht von Anthony Antares. Seine harten Augen sind auf den Planeten gerichtet. Als nächstes erscheint eine Aufnahme des Platzes des Imperialen Friedens in Colina. Die riesige Statue von Nereus Kratas, in seiner Mitte, überragt eine imperiale Militärparade.

Eine tiefe, wohlklingende Erzählerstimme beginnt aus dem Off zu sprechen:


Erzähler: Ob auf Bastion, auf Malastare, oder Kelada. Die Neue Ordnung des Imperiums herrscht überall durch eiserne Entschlossenheit und unbarmherzige Kraft.

Erneut erscheint Gouverneur Antares. Diesmal sitzt er an einem Schreibtisch. Die Hintergrundmusik nimmt an Dramatik zu, während er in ihrem Takt Dokumente stempelt. Jedes Mal, wenn der Stempel auf das Flimsi niederfährt, ertönt ein Trommelschlag.

Erzähler: Nur Kraft seines Willens entsendet Gouverneur Antares den Zorn des Imperiums. Die finstere Macht der Sith.

Ein weiteres Mal ändert sich die Szene. Über die Schulter des Gouverneurs blickt die Kamera auf einen Trainingsraum hinab. Ein Sith mit glühendem Lichtschwert trainiert gegen Trainingsdroiden. Sein Gesicht ist auf die Entfernung nicht zu sehen. Nun eine Nahaufnahme, wie das Rote Lichtschwert einen Droiden der Länge nach zerschneidet. Rauchend kippen beide Hälften zur Seite.

Erzähler: Dunkler Soldat in den Diensten des Gouverneurs. Sein langer Arm. Der Schrecken seiner Feinde!

Erneut, ein Szenenwechsel. Im Hintergrund kauern sich zerlumpte Nichtmenschen zusammen, im Vordergrund steht der Sith mit aktiviertem Lichtschwert. Mit einem offensichtlich in Post hinzugefügtem, unmenschlichen Schrei springt ein massiger Zabrak auf die Kamera zu. In der Hand hält er einen schweren Schraubenschlüssel drohend erhoben. Der Sith schwingt sein Schwert und durchtrennt die Waffe mühelos. Dann streckt er die freie Hand aus und der Xeno bricht ohne sichtbare Verletzungen zusammen. Der Sith trägt eine schlecht sitzende Uniform der planetaren Sicherheitskräfte. Sein Gesicht ist nicht zu sehen und das Rot seiner Haut wurde in Post entfernt.

Erzähler: Sein Schwert ist die Glut eines Sterns, doch bedarf es nur eines Gedankens, um zu töten!

Eine Gestalt in Kapuze erscheint in Nahaufnahme vor der Kamera. Das Gesicht ist nicht zu erkennen. Eine neue Stimme sagt ernst:

Darth Kerbal: Ich bin das Schwert, das den Willen des Gouverneurs vollstreckt. Kein Feind entkommt meinem Zorn.

Nun eine Aufnahme des Sith auf dem Boulevard vor dem Verwaltungsgebäude in Kelada City. Er steht mit dem Rücken zur Kamera, die in einem weiten Bogen um ihn herumfliegt. Er trägt Sith-Roben. Zu seiner Rechten steht ein verängstigt aussehender Baragwin. Unter dem Arm hält der Sith etwas, das bei genauerem Hinsehen als Kühlbox identifiziert werden kann.

Darth Kerbal: Mein Name ist Darth Kerbal.

, ruft der Sith, während die Kamera ihn nun von vorne zeigt. Einem aufmerksamen Betrachter kann auffallen, dass das Gesicht Kerbals einem Sith Reinblut gehört. Die rote Farbe wurde jedoch in Nachbearbeitung entfernt. Der Sith wirft die Kühlbox, die auf dem Boden aufschlägt und aufspringt. Der abgetrennte Kopf eines Houks rollt heraus. Dann eine Nahaufnahme dessen. Erneut ertönt die Stimme Darth Kerbals aus dem Off.

Darth Kerbal: Tod allen Xenos.

Das Bild wird schwarz und nur das Imperiale Wappen erscheint.

Erzähler: Imperiale Stärke. Unerschütterliche Loyalität. Darth Kerbal – der lange Arm von Gouverneur Antares.

Der Clip endet.

Mit zusammengebissenen Zähnen hatte Arlen dem Holospot zugeschaut, der das Bild des Premierministers von ihm offensichtlich präventiv getrübt hatte. Natürlich hatte er für Antares Propagandaabteilung einige Aufnahmen gemacht und ein paar Sätze eingesprochen. Besonders schmerzhaft waren jedoch die realen Aufnahmen seiner Ankunft auf Kelada und dann seiner ersten Mission. Natürlich hatte die Propagandaabteilung einen Weg gefunden alles schlimmer aussehen zu lassen, als es in Wirklichkeit gewesen war. Was nicht bedeutete, dass er auch das real Geschehene nicht bereute. Nervös warf Arlen Faith einen Blick zu.

[ Kolonien / Duluur-Sektor / Kelada-System / Kelada / Nordpolarkreis / Gefluteter See / New IndSec / Polizeistation / Gemeinschaftszelle ] Kerbal, Faith und Tha'klen, sowie (NPCs) Gorah-Un und zwei Leibwächter
 
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