Lianna

Lianna - Raumhafen - Hangar 9. - Cockpit der "Tatooine Solaris" - Alina, Raiken

Meister Skywalker erklärte, dass der Mechaniker gute Arbeit geleistet hatte und startete dann das Raumschiff. Danach erzählte er seiner Schülerin, dass er bevor er in den Orden gekommen war, Sklave auf Tatooine gewesen war. Alina tat es leid, obwohl sie über ihre Vergangenheit nichts wusste außer, dass sie nicht im Orden geboren worden war. Weiter erzählte Meister Skywalker, wie sie weiter vorgehen wollten. Er wollte mit Alina nach Illum, damit sie ihren Stein für ihrSchwert finden konnte. Alina hatte als Jüngling viel gelesen, über die Herstellung von Lichtschwertern und wollte es unbedingt ausprobieren, selber eins zu bauen. Allerdings konnte sie ihre Freunde verbergen. Reiken sagte, dass er warme Kleidung besorgt hatte, da Illum ein Eisplanet war. Alina wusste, dass Skor 2, von dem sie wahrscheinlich kam, auch ein Eisplanet war. Zwar war sie nie da gewesen, seit sie sich erinnern konnte aber sie hatte es gelesen. Also dürfte sie keine großen Probleme haben. Plötzlich bemerkte sie, dass sie die ganze Zeit nichts gesagt hatte und meinte:"Verzeiht, Meiste, ich war in Gedanken versunken. Ich habe euch trotzdem zugehört, nicht das ihr glaubt, ich hätte euch ignoriert. Skor 2, meine vermutliche Heimatwelt, ist auch vollständig mit Eis bedeckt, deshalb werde ich, mit warmer Kleidung, keine Probleme haben." Den letzten Satz sagte sie größten teils um zu beweisen, dass sie zugehört hatte. Um nicht nur Meister Skywalker den Dialog anfachen zulassen sagte sie:"Wusstet ihr, dass auch Skor 2 Mineralien haltig ist? Ich überlege ob es einen Zusammenhang zwischen Mineralien und Eisplaneten gibt." Nachdem sie Meister Skywalkers Meinung angehört hatte, nickte sie nur zustimmend und meinte dann:"Ihr sagtet, auf Illum würden wir meinen Stein suchen. Ich habe, während meiner Zeit als Jüngling habe ich auch viel über die Herstellung von Lichtschwertern gelesen. Aber ich weiß nicht, ob ich das auch selber könnte."

Lianna - Orbit - Cockpit der "Tatooine Solaris" - Alina, Raiken
 
[Lianna-System, Lianna, Lianna City, beim Raumhafen, Gleiter]- Noa, Cris

Cris musste schmunzeln, als Noa über zu dem hinter ihnen liegenden Tag Bilanz zog – er hatte seine Hochs und Tiefs gehabt, so wie im Grunde ihre gesamte Beziehung, seit sie auf Coruscant versucht gewesen war, ihn als vermeintlichen Imperialen zu erschießen, doch Momente wie dieser genau jetzt sorgten dafür, dass das Endergebnis niemals negativ sein konnte. Niemals. Noa war all das wert – und viel mehr.

Und sie hatte Recht – auch mit den beiden Kindern war alles hervorragend gelaufen, abgesehen von den kleinen Nörgeleien und Streitigkeiten, die sich bei Menschen – und vermutlich auch anderen intelligenten Spezies in diesem Alter – kaum vermeiden ließen. Ricardo und Lorraine hatten ihren Spaß im Zoo gehabt und damit war der Tag auch aus dieser Warte ein voller Erfolg gewesen, wenngleich Ray noch nicht wissen konnte, dass sich auch die im Restaurant anbahnende Krise mittlerweile wieder aufgelöst hatte. Ein wenig runzelte Cris die Stirn, als Noa ihn nach seiner Tochter fragte – ob er vermisst wurde…?

„Vermisst? Ich glaube, Ray ist ganz froh, dass sie mit R6 bis in die Puppen Dejarik spielen kann, ohne dass ich sie ins Bett schicke…“

Er lachte leise. Es fiel ihm immer noch schwer, ein strenger Vater zu sein – oder zumindest einer, der ein Mindestmaß an Regeln und Ordnung durchsetzen konnte, die ein heranwachsendes Mädchen mit Sicherheit brauchte. Wieder musste er schmunzeln – Noa würde ihm bei dieser Einschätzung vermutlich nicht zustimmen.

Dummerweise schien ihre Frage Noa – die augenscheinlich ein wenig müde war – an die fortgeschrittene Zeit denken zu lassen. Es stimmte, es war bereits relativ spät – aber musste das gleich Aufbruchsgedanken auslösen?

„Hey…“, protestierte er leise.

„Ich dachte, du wolltest noch ein wenig bei mir bleiben, hm?“

Er begann damit, erst sanft und dann mit ein wenig mehr Nachdruck ihren Körper zu streicheln – ihre Arme, ihre Beine, ihre Schultern… er wollte noch nicht, dass sie ging. Er wollte diesen Moment noch nicht enden lassen.

Fast beiläufig spielte er schließlich mit dem Reißverschluss ihres Einteilers und lächelte auf eine Art, mit der er auf offener Straße vermutlich niemanden anlächeln wurde. Mit einem Ruck dieses Reißverschlusses hatte sie sich offenbart, wohl auch, um ihn zu schocken und so auf die Gedankenlosigkeit seiner Worte hinzuweisen. Sie hatte ihn geschockt – die Vorstellung, welche Qualen sie auf Coruscant erlitten haben musste, war furchtbar gewesen – war es immer noch. Doch etwas anderes hatte ihn nicht so geschockt, wie sie es vermutlich erwartet hatte – ihr Körper. Sie war wunderschön. Daran konnten auch die Spuren nichts ändern, die ihr tapferer Kampf gegen das Böse – gegen das Imperium und gegen Jules Agathon – an ihr hinterlassen hatte. Eher im Gegenteil.

Und so loderte sein körperliches Verlangen immer noch so hell wie seine Liebe zu ihr. Langsam zog er den Reißverschluss für ein paar Zentimeter nach unten und beugte sich dann zu ihr, um ihren Hals und ihr nun enthülltes Schlüsselbein mit ein wenig gierigen Küssen zu überdecken.

„Also, kommst du noch mit rein?“, flüsterte er ihr ins Ohr und knabberte mit seinen Lippen an ihrem Oberläppchen, während er ihre rechte Schulter vollends von ihrer stofflichen Last befreite.

„Oder willst du mich hier und jetzt?“

[Lianna-System, Lianna, Lianna City, beim Raumhafen, Gleiter]- Noa, Cris
 
- Lianna - City - Raumhafen - Gleiter - mit Cris -

Es kribbelte überall, auf Noas Haut und darunter. Sie hatte die Augen geschlossen und kleine, angenehme Schauer jagten ihren Rücken hinunter. Sie wusste, dass Cris weiter gehen würde noch bevor er ihren Reißverschluss tatsächlich das erste Mal zwischen die Finger nahm und herunter zog. Er wollte mehr, das war offensichtlich. Er war schließlich kein unerfahrener Schuljunge mehr, der sich mit ein bisschen unschuldiger Fummelei auf der Schultoilette zufrieden gab und sie vor seinen Freunden später als große Nummer präsentierte. Und auch Noa war längst aus dem Alter raus. Sie war kein Mädchen mehr. Ihre Tage in der Kabine der Schultoilette, in der sie sich mit einem Jungen ohne Erfahrung aber dafür mit umso größerer Neugier eingesperrt hatte um zu lernen wie dies und jenes funktionierte, waren ebenfalls längst vorbei. Dabei war Ilya nicht mal sonderlich süß gewesen. Wenn sich Noa richtig erinnerte, hatte er es nicht einmal auf "die Liste" geschafft. Die Liste hatte sie mit Lioba zusammen geführt hinsichtlich Attraktivität und Popularität männlicher Klassen- und Schulkameraden - ein Ranking zur besseren Übersicht darüber mit welchen Jungs eine Beziehung am erstrebenswertesten war. Luke Baily zum Beispiel hatte lange auf Platz eins gethront, bis er Noa für Milly Alessia hatte sitzen lassen und in Ungnade gefallen war. Und das, bevor sie überhaupt zu mehr gekommen waren als sich unschuldige Blicke zuzuwerfen und süß nebeneinander im Café zu sitzen. Penner. Ihn hatte Noa wirklich gemocht und danach hatte sie es nie wieder geschafft das Interesse eines Jungen zu wecken der auf der Liste stand. Also hatte sie sich mit Ilya begnügt. Der war weder süß noch besonders populär, aber immerhin war er kein Streber gewesen. Das wäre dann doch unter ihrer Würde gewesen. Streberhaft war Cris auch nicht. Er hatte jedenfalls keine Scheu, eine Frau auf dem Fahrersitz seines Gleiters zu vernaschen, der vor seinem Schiff geparkt war, in dem sich seine minderjährige Tochter befand. Theoretisch musste Lorraine Sheldon (war das eigentlich bereits ihr offizieller Nachname?) lediglich die Rampe hinunter gehen und durchs Fenster hinein gucken um den Schock ihres Lebens zu erhalten. Davon würde sie sich nie wieder erholen, nicht wenn sie ihren Vater nackt sah. Never ever. Was aber war die bessere Alternative? An Bord des Schiffes gehen und die Tür zu Cris' Kabine hinter ihnen abschließen, die mit sehr viel Pech wahrscheinlich direkt neben Lorraines Zimmer lag? Es war nicht weniger peinlich wenn das Mädchen genau wusste was sie trieben (und wo) und sie vermutlich sogar hören konnte! Cris küsste Noas Schlüsselbein, flüsterte in ihr Ohr und sie wusste, wenn sie die Örtlichkeit wechseln wollten mussten sie es bald tun. Ach, zum Kuckuck! Das würde sowieso nicht lange dauern.

"Halt einfach die Klappe."

Sagte sie, legte einen Arm um ihn und zog ihn noch ein Stück näher zu sich heran. Es tat gut, bei ihm zu sein, ihn zu spüren. Cris liebte sie. Das war mehr als jede Toilettenfummelei ihr hätte geben können.

Sie zog ihren Einteiler wieder an und den Reißverschluss wieder zu als sie fertig waren. Es mal eben schnell und heimlich im Gleiter zu tun war eine Sache, nackt auf dem Fahrersitz herum zu lungern, wo theoretisch jeder (nicht nur Ray!) vorbei kommen und sie erwischen konnte, eine ganz andere. Das musste nicht mal Noa haben. Das Abenteuer war vorbei wenn es vorbei war. Sie sah Cris an während sie ihre Haare zurück strich.


"Das gehörte noch zu diesem Tag dazu, oder? Das wertet ihn definitiv noch mehr auf."

Sie grinste verschmitzt. Noa war sogar geneigt zu behaupten, dass dieses Finale ihren Ausraster vom frühen Abend komplett ausglich. Als hätte es ihn nie gegeben. Perfekt. Unangenehme Themen nicht anzusprechen war genau nach ihrem Geschmack.

"Und jetzt?"

Wollte sie wissen.

"Hast du noch mehr Tricks auf Lager um mich hier zu halten? Oder lässt du mich diesmal gehen? "

Es sei denn er wollte eine zweite Runde... aber dann musste sie den Einteiler schon wieder ausziehen und das war ihr eigentlich zu anstrengend.

"Cris?"

Plötzlich wurde Noa nachdenklich. Es war ernster geworden zwischen ihnen, nicht erst seit diesem Moment, aber heute war es ihr besonders bewusst geworden. Cris tat mehr für sie als irgendein Mann je für sie getan hatte und sie konnte sich vorstellen, sich wirklich an den Gedanken gewöhnen, dass er tatsächlich der Richtige für sie sein könnte. Ihr Mr. Right.

"Wie machen wir weiter, von hier?"

Es war kein unangenehmes Thema, sonst hätte Noa es nicht von sich aus angeschnitten, aber es war wichtig. Wo standen sie jetzt, was war ihr Plan? Und was tat man, fragte sie sich selbst, wenn nan Mr. Right gefunden hatte und ihn halten wollte?

- Lianna - City - Raumhafen - Gleiter - mit Cris -
 
Lianna – Jedi-Basis, Ratssaal – Nen-Axa und Eleonore

Eleonore musste sich nicht gut bei der Sache fühlen, aber sie wusste es besser, als zu versuchen, Nen-Axa die Reise nach Tatooine auszureden. Der Cereanerin wusste und fühlte nur zu gut, wie wichtig es ihrem alten Schüler war, die Sache zu bereinigen. Aber sie wusste auch, wie knapp es beim letzten Mal gewesen war. Das musste man Nen-Axa allerdings lassen: wenn er einen Fehler machte, hatte er auch die Größe, dazu zu stehen und, noch wichtiger, die Einsicht, ihn nicht zu wiederholen. Eleonore wusste daher, dass die Worte des Arcona nicht einfach dahingesagt waren: er würde besser vorbereitet sein, definitiv. Außerdem fiel ihr ein Stein vom Herzen als er versprach, nicht alleine zu reisen.

»Ja, gehe nach Tatooine und finde dein altes Lichtschwert. Ich sehe, das Wissen um diese Scharte wird an dir nagen, solange du nicht zumindest alles versucht hast, sie auszuwetzen. Du hast dich überaus positiv entwickelt während der Zeit als Cethras Meister, was dich ja zu einem Meisterkandidaten gemacht hat und ich vertraue dir, dass du in dieser Angelegenheit das richtige tun wirst. Deshalb setze ich dir als deine letzte Aufgabe vor deiner Beförderung, das Lichtschwert zurückgewinnen, welches du als mein Schüler gebaut hast, es sei denn, es steht fest, dass es nicht zurückerlangt werden kann,«

Verfügte die Rätin schließlich und fühlte sich etwas erleichtert. Nen-Axa war nicht mehr der Mann, den sie einst kennengelernt hatte und sie konnte ihm und seinem Urteil vertrauen. War es nicht wesentlich für einen Jedimeister, dass dafür nur Leute in Frage kamen, denen der Rat vertrauen konnte? Aber ob sie einen Schatten im Sinn hatte? Die Schatten waren eher geheimniskrämerisch veranlagt, so dass Eleonore erst ihre Kollegin Ahna fragen musste, wer da in Frage kam. Auf Anhieb kam ihr die Ritterin Kae in den Sinn, die Frau, die sich selbst und den Rat in eine überaus peinliche Situation gebracht hatte, als sie von sich aus nach einer Beförderung gefragt hatte, obwohl sie noch nicht bereit dafür war. Besonders Eleonore, deren zweites Gehirn dafür geschaffen war, sich in andere hineinzuversetzen, hatte in der Situation reichlich gelitten. Sie war kampfstark und kannte Tatooine, das wusste die Cereanerin aus dem Journal der Echani, aber sie war auch in Machtheilung begabt und die Heiler ließen keinen der ihren von Coruscant, der nicht am Ende seiner Kräfte war. Mya käme auch in Frage, obwohl sie keine Schatten und leider auch nie auf der Wüstenwelt war; die beiden hatten sich immer sehr gut ergänzt. Es war aber müßig, darüber zu spekulieren, solange die Twi'lek nicht von Ossus zurück war. Nach einigem Überlegen musste die Rätin also sich und Nen-Axa eingestehen, dass sie ad hoc keinen Kandidaten parat hatte.

»Leider nein,«


Meinte Eleonore und schüttelte den Kopf.

»Aber ich werde ein paar Fäden ziehen und jemanden finden. Ich kann aber nicht versprechen, dass derjenige mit dir von Lianna aufbrechen kann. Ein Jedi von Coruscant würde trotz Quarantäne in vergleichbarer Zeit vor Ort sein, so dass du deine Begleiter womöglich erst vor Ort triffst. Ich werden den Betreffenden anweisen, dich wegen eines Treffpunkts zu kontaktieren.«

Sie sah ihren ehemaligen Schüler und Freund eine Weile an, ohne etwas zu sagen. Schließlich seufzte sie.


»Das ist es also, nicht wahr? Finde dein Lichtschwert und, noch wichtiger, komme in einem Stück zurück. Alles Gute für deine Mission und möge die Macht mit dir sein!«


Schloss die cereanische Rätin und die beiden verabschiedeten sich voneinander.

Lianna – Jedi-Basis, Ratssaal – Nen-Axa und Eleonore
 
Lianna - Cockpit der "Tatooine Solaris" - Im Orbit -Raiken und Alina

Raiken drückte weitere Knöpfe und fütterte den Computer mit Informationen um den Sprung in den Hyperraum vorzubereiten. Derweil versuchte er die Stimmung seiner Schülerin einzufangen. Diese war sehr ausgeglichen und neugierig zu gleich. Was ihm durchaus sehr zusagte. Sie war eine sehr interessante Person. Daraus konnte sich durchaus eine wirklich gute Freundschaft entwickeln. Schließlich antwortete Alina. Diese Stille war zwar angenehm, aber dennoch wollte er herausfinden, was ihr durch den Kopf ging.

"Freut mich, dass du ehrlich zu mir bist. Das ist sehr wichtig. Keine Sorge. Ich werde dich nicht alleine lassen. Ich habe selbst vor mir einen Kristall zu suchen. Das wird für uns Beide ein einzigartiges Erlebnis werden. Und wegen dem Schwert brauchst du dir keine Sorgen machen. Wenn du möchtest, kann ich dir dabei helfen. Jetzt bitte festhalten. Wir machen jetzt den Sprung zur Lichtgeschwindigkeit "

Dann drückte er einen weiteren Knopf. Der Sprung in den Hyperraum. Die Sterne wurden zu langen Linien und die Solaris raste durch die Galaxis.

Lianna - Cockpit der "Tatooine Solaris" - Im Orbit -Raiken und Alina
 
[Lianna-System, Lianna, Lianna City, beim Raumhafen, Gleiter]- Noa, Cris

Ein wenig atemlos – und nicht ohne ein gewisses Bedauern – beobachtete Cris Noa dabei, wie sie sich wieder in eine unverfängliche Verfassung brachte, während die glühenden Spuren, die sie an ihm hinterlassen hatte, nur langsam verblassten. Jeder dieser Momente mit ihr war atemberaubend – vom ersten Mal, als sie sich in ihrer Wohnung auf Coruscant geliebt hatten, bis hierhin. Er war süchtig nach ihren Berührungen, nach ihrem heißen Atem, dem Klang ihrer Stimme in seinen Ohren, wenn auf der ganzen Welt nur sie beide zu existieren schienen… Er lächelte schwach, als sie ihn angrinste. Dass die letzten Minuten den Tag aufgewertet hatten war, ungeachtet der schönen Zeit, die sie im Zoo verbracht hatten, die Untertreibung schlechthin. Wer dachte da noch an die Szene in jenem Restaurant? Daran war ohnehin er selbst schuld gewesen…

Fast hätte er der Versuchung nachgegeben, auf ihre Frage, was er sich noch würde einfallen lassen, um sie bei sich zu behalten, auf eine ganz bestimmte Weise zu reagieren, doch der ernste Tonfall, den sie plötzlich anschlug, ließ ihn diesen Impuls fallenlassen – zunächst. Stattdessen wurde er selbst nachdenklich, als ihm die ganzen Implikationen der Frage klar wurden, die sie aufgeworfen hatte. Was machten sie nun, jetzt, da die unmittelbaren Krisen, auf deren Bewältigung er sich konzentriert hatte, ausgeräumt schienen?

„Wie wir weiter machen…?“

Er griff nach ihren Händen und zog sie wieder an sich heran, da sie für seinen Geschmack schon wieder zu lange zu weit von ihm entfernt gewesen war.

„Nun, du etablierst dich erst einmal als die geachtetste Journalistin der Republik und sahnst einen Preis nach dem anderen ab…“

Er grinste, wurde dann jedoch ein wenig ernster.

„Und ich versuche, der Vater für Ray zu sein, der ihr die letzten 12 Jahre gefehlt hat… und natürlich ein wenig Geld zu verdienen.“

Etwas schuldbewusst zuckte er leicht mit den Schultern. Dass seine Geheimdienstkarriere vorbei war, war alleine seine eigene Verantwortung – auch wenn man wohl feststellen konnte, dass mit dieser Karriere auch die Gefahr geendet hatte, jeden Tag mit dem Risiko leben zu müssen, seine Arbeit nicht zu überleben.

„Und dazwischen…“

Er sah ihr direkt in die Augen, um einen ernsten Gesichtsausdruck bemüht, um ihr zu signalisieren, dass er jedes Wort meinte, wie er es sagte.

„Dazwischen möchte ich so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen. Ich weiß, dass du deine Familie hast… und deine Arbeit.“

Und er wusste, dass der Journalismus für Noa mehr war als nur eine lästige Art und Weise, ein wenig Geld zu verdienen. Ihren jetzigen Job als Berichterstatterin über den Orden hatte sie nicht angenommen, weil er so wundervoll bezahlt wurde. Es war ihre Berufung – ein Teil ihrer Bemühungen, die Galaxis besser zu machen, Stück für Stück.

„Aber alle Zeit, die du dir dafür vorstellen kannst, möchte ich mit dir teilen. Und wenn uns nach einem Tapetenwechsel ist… dann schnappen wir uns die Empress und fliegen woanders hin.“

Er lächelte sie an, fast ein wenig schüchtern. Hoffentlich war sie nicht noch ungehalten ob seiner Entscheidung, den Großteil seines Ersparten in den Erwerb des Raumschiffes zu stecken, vor dessen Landebucht der Gleiter geparkt war. Ihre erste Reaktion darauf war alles andere als begeistert gewesen.

„Wie klingt das für dich?“, fragte er leise.

[Lianna-System, Lianna, Lianna City, beim Raumhafen, Gleiter]- Noa, Cris
 
Lianna - Orbit - Cockpit der "Tatooine Solaris" - Alina, Raiken

Meister Skywalker drückte weitere Knöpfe. Er sagte, dass er ssich über ihre Offenheit freute und das er sie nicht alleine lassen würde. Allein das gab Alina extreme Sicherheit. Weiter erzählte er, dass er selbst einen Kristall suchen würde und dass er ihr helfen würde ihr Schwert zu bauen. Alina war verwundert. Als sie Meister Skywalkers Anweisungen, sich fest zu halten, ausgeführt hatte und das Raumschiff im Hyperraum war, fragte die Padawan:" Ihr habt doch bereits ein Lichtschwert, wozu braucht ihr noch eins? Seht das bitte nicht als Vorwurf, es interessiert mich einfach."

Hyperraum - Cockpit der "Tatooine Solaris" - Alina, Raiken

TBC: Weltraum (Neue Republik)
 
- Lianna – City – Raumhafen – Landebucht – Gleiter – Mit Cris –

Wie klang das für sie, in ihren Ohren? Noa überlegte. Was Cris gesagt hatte klang gut, einerseits. Aber es war auch sehr… unverbindlich. Nicht, dass das ein Problem war. Noa mochte Unverbindlichkeit. Sie brauchte ihren Freiraum und die Möglichkeit, tun und lassen zu können was sie wollte. Nur so kannte sie es. Natürlich konnten Beziehungen auch anders funktionieren, aber sie war lockere Verhältnisse gewohnt, primär weil sie bisher nur mit Typen zusammen gewesen war die überhaupt nicht fähig gewesen waren weiter in die Zukunft zu denken als bis zum nächsten Bier oder dem nächsten Joint. Aber reichte ihr das noch immer? Musste es so unverbindlich bleiben, nur weil es in der Vergangenheit so gelaufen war? Cris‘ Priorität war ohne Frage Lorraine, er wollte ihr ein guter Vater sein und das war verständlich und verantwortungsvoll. Aber was bedeutete das für Noa? Was machte sie während Cris und Lorraine Happy Family spielten? Wie passte sie dort hinein?

“Das klingt gut.“

Stimmte Noa zu. Es war das einzige das sie sagen konnte.

“Ich bin ja zeitlich flexibel.“

Sie würden also so weiter machen wie bisher, jeder in seiner Welt, und wenn sie sich sehen wollten würden sie sich verabreden und sich treffen. Das war gut. So führte man eine normale, solide Beziehung. Lorraine war noch eine Unbekannte in dieser Rechnung. Sie würde manchmal dabei sein, wenn sie etwas unternahmen und wollten sie sich abends sehen, würde Noa vermutlich zur Empress kommen müssen, weil Cris seine Tochter nicht alleine lassen wollen würde. Mit ein bisschen Glück fand Lorraine in der Schule Freunde, bei denen sie ab und zu übernachten konnte. Nicht, dass Noa sie los werden wollte oder so… aber sie musste ja nicht immer dabei sein.

“Viel zu tun habe ich nicht, abgesehen von der Arbeit. Meine Familie ist auf Coruscant, von daher...“

Sie zuckte mit den Schultern und ein Thema, das sie bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreich verdrängt hatte, fand seinen Weg zurück in ihr Bewusstsein.

“Pablo hat mir vorhin eine Nachricht geschrieben. Mein Vater hat verboten, dass ich komme. Sie wollen es alle nicht.“

Sie klang frustriert und war es auch. Noas Plan war nicht wirklich ausgearbeitet gewesen. Im Grunde hatte sie gar keinen Plan gehabt. Sie hatte nach Coruscant gewollt um ihrer Familie zu helfen, um sie raus zu holen aus der Virus verseuchten Hölle, die einmal ihre Heimat gewesen war. Sie konnte es nur so sagen wie es war. Noa liebte den Planeten, doch nach allem was man hörte glich er einer Todesfalle – und ihre Familie saß mittendrin, abgesehen von Thalia und den Kindern.

“Sie meinen, ich könne sowieso nichts ausrichten und sie müssten einfach abwarten. Ein toller Plan.“

Natürlich gefiel ihr das nicht. Nichts zu tun und das eigene Schicksal in den Händen anderer zu belassen, war niemals eine gute Idee. Außerdem war Noa nicht gut darin zu warten. Geduld war nie ihre Stärke gewesen.

“Ich war fest entschlossen zu gehen. Ohne dich.“

Gestand sie ihr Vorhaben, sich dem nächsten Flug des Jedi-Ordens anzuschließen. Sie hätte es offiziell getan, die Lage von Corusant aus für Lianna und den Rest der Galaxis dokumentiert, aber ihr Vater wollte, dass sie bei Thalia blieb. „Wenn wir es nicht schaffen, hat sie nur noch dich.“ Noa sah Cris an.

“Du hättest Lorraine ja nicht alleine lassen können.“

Doch was sie vor gehabt hatte und was hätte sein können war jetzt nicht mehr relevant, auch wenn es Noa stank, nichts tun zu können. Sie fühlte sich unnütz und hilflos dadurch.

“Aber daraus wird jetzt nichts – was dir vermutlich ganz recht ist.“

Legte sie ihm in den Mund, was er so nie gesagt hatte. Noa seufzte.

“Ich bleibe also hier.“

Und das hieß, dass sie viel Zeit füreinander haben würden, voraus gesetzt sie fanden ihre Routine zwischen Arbeit, Arbeitssuche... und natürlich Lorraine.

- Lianna – City – Raumhafen – Landebucht – Gleiter – Mit Cris –
 
[Lianna-System, Lianna, Lianna City, beim Raumhafen, Gleiter]- Noa, Cris

Schon bevor Noa den Begriff Coruscant in den Mund nahm, hatte Cris das Gefühl beschlichen, dass sie mit seiner Antwort nicht so zufrieden war, wie ihre Worte es möglicherweise suggerieren sollten. Er war bewusst ein wenig vage geblieben – hätte es sie nicht zu sehr auf vor den Kopf gestoßen, wenn er sie sofort mit konkreten Vorstellungen überrollt hätte, mit minutiösen Planungen, die sie in ein eheähnliches Korsett zwängten? Er hatte befürchtet, dass Noa noch nicht bereit war, sich bereits so sehr auf ihn einzulassen. Noch hatte sie auch kein einziges Mal jene Worte an ihn gerichtet, die sie von ihm hatte ein zweites Mal an diesem Abend hören wollen. Bedeutete das mehr, als dass es ihr vielleicht nur schwer fiel, ihre Gefühle derart zu artikulieren, fand sie es womöglich selbstverständlich und zu kitschig, es andauernd zu wiederholen?

Und dann war da noch diese andere Sache, die sein in Bezug auf Coruscant erwähnt hatte. Dieser eine Name. Cris biss sich auf die Lippe und starrte auf das Armaturenbrett des Gleiters vor sich.

Lorraine.

Dass Noa ohne ihn nach Coruscant geflogen wäre traf ihn schwer genug, doch dass ihr Grund dafür war, dass sie anscheinend damit gerechnet hatte, in seiner Abwägung zwischen ihr und seiner Tochter den kürzeren zu ziehen, entzog all seiner Hoffnung, seine Pflichten als Vater – und natürlich auch seine Zuneigung zu seiner Tochter – mit seiner Beziehung zu Noa im Gleichgewicht halten zu können plötzlich sämtlichen Nährboden. Noa glaubte, dass Lorraine immer seine oberste Priorität sein würde – und das war aus Noas Sicht offenbar ein Problem, schließlich hätte es bedeutet, dass sie ohne ihn nach Coruscant hätte aufbrechen müssen.

Es war ihm also Recht, dass daraus nun ohnehin nichts wurde? Dass sie gezwungen war, auf Lianna zu bleiben? Langsam hob Cris seinen Kopf und sah Noa an.

„Ich hätte auch ohne Lorraine versucht, dich davon abzuhalten, nach Coruscant zu fliegen“, sagte er schließlich ruhig.

„Dieser Planet hat dich bereits einmal fast umgebracht – und du hast überlebt, so wie du Agathon überlebt hast“, fügte er schnell hinzu.

„Aber jetzt lauert dort eine Gefahr, auf die man nicht schießen kann. Die man nicht überlisten oder mit schnellen Reflexen überwinden kann. Wenn jemand das Virus besiegen kann, dann sind es Ärzte, Wissenschaftler und die Jedi. Aber nicht wir.“

Langsam schüttelte er mit dem Kopf. Er wusste, wie sehr es ihr wehtun musste, ihren Heimatplaneten und ihre Familie in so einer Lage zu sehen, ohne etwas tun zu können, doch das änderte nichts daran, dass es so war. Er wollte sie nicht verlieren – schon gar nicht an die furchtbare Krankheit, die die Bevölkerung des Stadtplaneten zu Tausenden dahinraffte.

„Alles, was wir auf Coruscant finden, ist die Chance, uns ebenfalls anzustecken. Ich kann verstehen, dass du bei deiner Familie sein willst… aber verstehe bitte auch, dass ich dich nicht verlieren will.“

Er schluckte schwer.

„Und verstehe bitte auch, dass es mir das Herz brechen würde, mich zwischen dir und Lorraine entscheiden zu müssen. Dieses Herz gehört euch beiden – ihr seid die wichtigsten Menschen für mich in dieser Galaxis, die zwei Gründe, aus denen es sich für mich lohnt, zu leben. Nichts würde mich glücklicher machen, als wenn ihr beide füreinander ebenso empfinden würdet und sie und ich zu einem Teil deiner Familie werden könnten... nachdem die Republik Coruscant gerettet hat.“

Es durfte einfach keinen Zweifel daran geben, dass die vereinten Bemühungen des Ordens und der Republik schlussendlich Erfolg hatten. Es durfte nicht.

Doch bis dahin sah er es als seine Pflicht, die beiden ihm liebsten Menschen vor dem Schicksal zu bewahren, dass schon so viele auf Coruscant ereilt hatte.


[Lianna-System, Lianna, Lianna City, beim Raumhafen, Gleiter]- Noa, Cris
 
[Lianna, Lola Curich, Dockbereich des Jedi-Ordens] mit Cethra Jayne


Als die beiden Frauen schweigend den Raumhafen in Richtung der Jedi-Basis verließen, keimten Schuldgefühle in Yuno auf. Cethra hatte ihr nichts getan, nur eine Vermutung geäußert, es gut mit ihr gemeint und Yuno war deshalb aus der Haut gefahren. Es war ihr nicht entgangen, dass sie einen Nerv bei der Miraluka getroffen hatte, doch diese ging nicht weiter darauf ein. Sie schien über etwas nachzudenken und tat es damit Yuno gleich, die sich über ihre Reizbarkeit und Unfreundlichkeit Gedanken machte, die sie seit dem Angriff auf ihren Eltern entwickelt hatte. Charakterzüge, die früher für sie eher untypisch gewesen waren und die ihr, wie ihr eine kleine, aber ehrliche Stimme in ihrem Kopf einflüsterte, definitiv nicht gut zu Gesicht standen.

Als sie die Jedi-Basis erreichten und die Innenbereiche betraten, stutzte Yuno kurz und war erstaunt darüber, wie einfach und effizient, aber nicht ohne Rücksicht auf eine gewisse Ästhetik die Anlage aufgebaut und eingerichtet war. Vom Hauptquartier der Beschützer der Republik hatte Yuno irgendwie mehr Prunk erwartet, auch wenn es ihr so doch besser gefiel.

Cethra führte sie kurz durch die wichtigsten Stationen des Gebäudes und bat sie schließlich durch eine Tür, die in ein offensichtlich als Trainingsraum genutztes Zimmer führte. Sie nahm einen kleinen Handcomputer aus einer Kiste.

„Es ist ziemlich einfach. Versuche deine Gedanken zu beruhigen, konzentrier dich auf mich und versuche heraus zu finden...was ich hier ‚sehe‘“, wies Cethra sie an und trat hinter sie.

Yuno wurde prompt wieder ungeduldig, riss sich diesmal aber zusammen, atmete durch und fragte in sachlichem Tonfall: „Und wie soll ich das wissen? Soll ich etwa raten?“ Die Jedi antwortete nicht. Yuno schüttelte kurz genervt den Kopf, schloss die Augen und tat, was Cethra verlangte. Sie hatte keine Ahnung was sie jetzt sagen sollte, auf dem Display konnte schließlich alles Mögliche angezeigt werden. Dennoch versuchte sie sich weiter zu beruhigen und versuchte, sich den Handcomputer, den die Jedi hielt, vorzustellen.

Gerade als sie wieder aufbrausen wollte, dass das alles doch sinnlos sei, kam ihr für einen kurzen Augenblick das messerscharfe Bild eines Dreiecks in den Sinn. So klar, als ob jemand sie gebeten hätte, es sich vorzustellen.

„Ein… gleichschenkliges Dreieck?“ fragte sie unsicher. Von Cethra kam ein zustimmender Laut. Woher hatte sie das gewusst? Das konnte doch nur ein Zufall gewesen sein. Doch als sie sich erneut konzentrierte, um diese seltsame Empfindung von gerade eben erneut zu spüren, schoss ihr das Bild eines Blumentopfes durch den Kopf, ebenfalls so klar, als ob ihr jemand das Wort ins Ohr geschrien hätte.

„Blumentopf“, sagte Yuno, wieder kam eine Zustimmung. Das konnte doch kein Zufall sein. Und dann erkannte sie es. Es war nicht so, dass sie zwei von zweimal richtig geraten hatte, die Jedi wollte sie nur auf den Arm nehmen. Sie riss ihre Gedanken von der Kugel los, die sie jetzt zu erkennen glaubte, holte Luft und wollte Cethra gerade ihre Erkenntnis mitteilen, als sie ein Kribbeln an ihrem Hinterkopf und erneut das Bild der Kugel spürte. Und es kam näher.

Ohne nachzudenken was sie tat, drehte sich Yuno um die eigene Achse, schneller, als sie selbst es für möglich gehalten hatte, sah die Kugel, die sich als Gummiball herausstellte und die langsam, wie in Zeitlupe, direkt auf ihre Stirn zuflog. Und ohne auch nur einen Gedanken an ihre Reaktion zu verschwenden, streckte sie die Hand aus, fing den Ball auf, drehte den Arm über den Kopf und warf den Ball zurück auf Cethra, die immer noch den Arm, mit dem sie geworfen hatte, von sich weg streckte. Ohne dass sie bewusst darauf gezielt hätte, ließ sie den Ball genau so los, dass er auf Cethras Gesicht zujagte.

[Lianna, Jedibasis, Trainingsraum] mit Cethra Jayne
 
- Lianna - City - Raumhafen - Landebucht - Gleiter - Mit Cris -

"Niemand hat von dir verlangt dich zwischen Lorraine und mir zu entscheiden!"

Schnappte Noa. Sie löste sich aus Cris' Umarmung, wich zurück auf ihren Teil des Sitzes.

"Am allerwenigsten ich."

Noa wusste, in welch schwierige Situation sie Cris gebracht hatte, als sie ihm das erste Mal eröffnet hatte, dass sie nach Coruscant wollte. Er hatte zurückhaltend reagiert und sie verstand, warum, aber schließlich hatte er eingewilligt sie zu begleiten. Ohne dass sie ihn darum gebeten hatte. Sein Plan war gewesen, Lorraine in der Jedi-Basis unterzubringen wo sie nicht nur gut behütet sondern auch beaufsichtigt sein würde. DAS war seine ursprüngliche Entscheidung gewesen, eine zu der Noa ihn nicht gedrängt hatte. Das Gegenteil war der Fall. Sie hatte ihm deutlich gesagt, dass er sie nicht zu begleiten brauchte und ihr Entschluss, dass er es nicht tun würde war in diesem Moment gefallen - und das nicht weil sie ihn nicht um sich haben wollte, oder weil sie glaubte keine Hilfe zu benötigen.

"Ich wollte alleine fliegen weil es falsch gewesen wäre Lorraine alleine hier zu lassen. Ich habe dir sogar gesagt, dass es okay ist wenn du hier bleibst. Tu nicht so als hätte ich dir den Blaster auf die Brust gesetzt."

Jetzt war es an Noa den Kopf zu schütteln.

"Glaubst du, ich wüsste nicht, wie gefährlich Coruscant ist? Aktuell gibt es kein garantiertes Rückflugticket, das wissen wir beide. Aber Lorraine ist zwölf und du bist ihr Vater. Sie hat nur dich."

Sie sah ihn an und ihre Stimme wurde eine Spur sanfter, wenngleich nicht weniger energisch. Vielleicht verstand er es noch nicht, dass Lorraine sich jetzt auf ihn verließ, dass sie darauf vertraute dass er für sie da sein würde.

"Du darfst dein Leben nicht aufs Spiel setzen und riskieren, dass sie wieder alleine ist. Nicht einmal für mich. Du bist zu wichtig."

Sie sah ihn an, fragte sich ob ihre Worte etwas bewirkten und ob er verstand was sie ihm sagen wollte. Noa war selbst Halbwaise. Ihre Mutter war gestorben als sie 14 Jahre gewesen war und Noa war zwar kein kleines Kind mehr gewesen, aber hatte mitten in der Pubertät gesteckt und damit in einer nicht ganz so einfachen Phase des Heranwachsens und Sich-selbst-Entdeckens. Sie war zwei Jahre älter gewesen als Lorraine jetzt und auch wenn ihr früheres, jüngeres Ich und Cris' Tochter sonst nicht viel gemeinsam hatten war da eine Sache, die auch Lorraine bestimmt kannte: die Angst, dass Papa etwas zustieß.

"Lorraine ist Priorität und das hat nichts damit zu tun für wen du dich entscheidest oder wer dir wichtiger ist. Es hat damit zu tun wer sie ist und wer du bist."

Im Grunde war es müßig, darüber zu diskutieren. Sie sprachen über einen Fall der längst erledigt war, über eine Eventualität die nicht mehr eintreffen würde. Noa würde nicht nach Coruscant fliegen, die Mehrheit war gegen sie gewesen. Sie würde eine der Überlebenden sein, wie auch immer es ausging, und wenn der schlimmste Fall eintrat würde sie für Thalia, Ricardo und Camilla das sein, was Cris für Lorraine war.

"Und ich..."

Jetzt kam es drauf an was sie sagte. Noa fasste sich ein Herz.

"Ich würde mir nichts mehr wünschen als dass ihr Teil meiner Familie werdet. Dass wir zusammen gehören. Aber dazu musst du begreifen, dass meine Familie aus mehr als nur drei Personen besteht. Wir sind hier in Sicherheit: Du, Lorraine und ich. Deine Welt ist in Ordnung, weil dir das am wichtigsten ist."

Ein Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet. Für sie war nichts in Ordnung.

"Aber mein Daddy ist auf Coruscant. Verstehst du? Ich weiss, dass ich den Virus nicht besiegen kann. Ich bin nicht dumm. Aber ich hätte versuchen sollen meine Familie in Sicherheit zu bringen, mit Hilfe meiner Kontakte, mit den Jedi. Und deine Aufgabe war nicht, mich davon abzuhalten. Deine Aufgabe wäre es gewesen, mich zu unterstützen."

Noa öffnete die Gleitertür auf ihrer Seite, nahm ihre Tasche.

"Keine Angst, ich hau nicht ab."

Sagte sie knapp.

"Aber ich kann nicht mehr sitzen."

Sie schob sich hoch, wollte stehen, laufen, sich bewegen. Frische Luft atmen. Sie machte sich Sorgen. Alles wäre besser gewesen als zur Untätigkeit verbannt zu sein.

- Lianna - City - Raumhafen - Landebucht - Mit Cris -
 
[Lianna, Jedibasis, Trainingsraum] mit Yuno Odan

Mit einer überraschenden Schnelligkeit drehte sich Yuno, fing den Ball und warf ihn zurück zu Cet. So schnell tatsächlich, dass Cet es gerade noch schaffte den Kopf zur Seite zu neigen und den Ball von der Seite ihrer Stirn abprallen zu lassen.

Für einen Moment war sie wirklich verdutzt. Dann prustete sie los und lachte herzlich und herzhaft. Und lang. Es war ein fröhliches Lachen. Kein Auslachen oder Über-jemand-lachen, sondern einfach ein Lachen aus purer Freude und amüsement heraus.

"Okay, okay. Das war super. Wirklich." Jaoste Cet, als sie sich wieder erholt hatte.
"Entschuldige, dass ich so gelacht habe. Aber ich meine es ernst. Das war genau was ich meinte. Abgesehen davon, dass du erahnen konntest, was auf dem Holoschirm war, du hast gespürt, dass da etwas auf dich zukommt und die Bedrohung, auch wenns nur ein weicher Ball war, instinktiv abwehren können. Und genau das ist die Macht, was du eben in diesem Moment gespürt hast. Deswegen habe ich überhaupt den Ball geworfen, weil ich dir zeigen sollte, dass du die Gabe hast, die Macht zu hören."

Cet sammelte den Ball ein und verstaute ihn zusammen mit dem Handcomputer wieder. Dann ließ sie sich in der Mitte des Raumes auf dem Boden nieder und bedeutete Yuno mit einem einladenden Tätscheln auf die Bodenmatten, ihrem Beispiel zu folgen.

"Was du eben gespürt hast, als du einige der Anzeigen auf dem Testcomputer gesehen hast oder als du wusstest, dass da ein Ball angeflogen kommt, das war die Macht. Die Macht ist etwas allgegenwärtiges. Sie ist wie ein Energiefeld, das zwischen allen Dingen existiert und auch in ihnen. Vor allem in Lebewesen. Das erlaubt mir zum Beispiel zu 'sehen'. Ich habe keine Augen und kann trotzdem alles sehr gut wahrnehmen. Von Farben haben wir Miraluka keine Ahnung, aber sehen die Auren von Lebewesen zum Beispiel. Und dein Abdruck in der Macht ist tiefer und anders als der vieler. Deine Verbindung zu ihr geht über das der meisten Lebewesen hinaus. So wie bei den Jedi zum Beispiel. Deswegen kannst du die Macht hören, deswegen sind deine Reflexe so schnell in kritischen Situationen."

Einen Moment hielt Cet inne und ließ die Worte wirken. Sie merkte ein wenig an Yunos Verhalten, dass sie vielleicht nicht mehr ganz so skeptisch war.

"Wenn du dich dem Jediorden anschliesst und ein Meister für dich gefunden wird, dann wirst du ausgebildet, deine Verbindung zur Macht zu nutzen. Du lernst ihr zu vertrauen und dich teilweise leiten zu lassen, aber auch sie aktiv einzusetzen. Ausserdem ist da noch unglaublich viel Wissen über Geschichte, Politik und vor allem die Philosophie des Ordens. Die Ausbildung ist anstrengend und fordernd und dauert. Du wirst dich vielen Regeln unterwerden müssen, solltest du es tun wollen. Ich für meinen Teil fand jede Sekunde es wert und mehr eine wunderbare Erfahrung denn eine Belastung. Aber das ist eine Entscheidung, die nur du treffen kannst. Und du musst sie auch nicht jetzt treffen. Ich will dass du deine Möglichkeit kennst. Und wenn du es willst rede ich mit dem Orden."

Damit stand Cet wieder auf.

"Und jetzt, um das alles besser zu verarbeiten: Ich hab dir versprochrn die Kantine zu zeigen."

[Lianna, Jedibasis, Trainingsraum] mit Yuno Odan
 
[Lianna, Jedibasis, Trainingsraum] mit Cethra Jayne

Yuno stand unter Schock. Das war definitiv nichts mehr, was sie mit jahrelangem Training oder guten Reflexen klein reden konnte. Sich im richtigen Moment umdrehen und den Ball abwehren? Na gut. Ihn zu fangen und in eine andere Richtung zu werfen? Noch möglich. Aber ihn dann noch so gezielt zu werfen, dass er die Jedi am Kopf traf… Das war jenseits von allem, zu dem ein normaler Zabrak im Stande war.

Zu ihrer Überraschung brach Cethra, von der Yuno gedacht hatte, dass sie sauer sein würde, in schallendes Gelächter aus. Als sie sich beruhigt hatte, hielt sie ihr einen kleinen Vortrag über die Macht, dem Yuno fassungslos zuhörte. Als sie am Ende angelangt war und ihr das Angebot machte, sich dem Jedi-Orden anzuschließen, fühlte sich Yunos Kopf seltsam leer an und der einzige Gedanke, den sie klar fassen konnte, war der, dass sie immer noch nichts gegessen hatte. Wie als hätte Cethra gewusst, was sie dachte, stand diese auf und führte sie in die Kantine.

Während des Essens hatte Yuno kein Wort gesprochen. Auch danach, als Cethra ihr den Rest der Basis zeigte, war sie nicht besonders redselig gewesen, antwortete nur mit Ja oder Nein, und hörte nur mit einem Ohr zu. Ihre Gedanken rasten. Schneller, als dass sie einen davon hätte festhalten können. Die Erkenntnis, dass sie für die Macht sensibel war, verstörte Yuno stärker, als sie zuzugeben bereit war, auch wenn sie wusste, dass man ihr das vermutlich klar ansehen konnte. Es erklärte so vieles: Warum sie im Training mit ihren Geschwistern immer im Vorteil gewesen war, warum sie auf Aufklärungsmissionen, ihrem Spezialgebiet, scheinbar instinktiv zur richtigen Zeit untertauchte oder dem richtigen Weg folgte. Warum sie, obwohl sie eine miserable Kampfpilotin war, immer wieder mit heiler Haut davongekommen war, sobald es ernst wurde. Warum sie Gewehrschüssen ausweichen konnte, die sie unmöglich vorhersehen hätte können. Und genau diese Erkenntnisse lasteten schwer auf ihr, denn es kam ihr plötzlich nicht mehr wie ihre eigene Leistung, ihre eigenen Fähigkeiten vor.

Sie gingen nun durch die Gärten, die im Licht der untergehenden Sonne dalagen, wie aus einem Bilderbuch. Cethra hatte schon seit einiger Zeit nichts mehr gesagt, scheinbar wartete sie darauf, dass Yuno zu einer Entscheidung gelangte, oder zumindest um mehr Bedenkzeit bat.

Sie war nie ein großer Freund von Regeln gewesen, oder von Autoritäten, die diesen Titel nicht verdienten. Sie hatte mehr als ihr halbes Leben einer strengen und harten Ausbildung gewidmet und war froh, dass diese Zeit hinter ihr lag. Andererseits – das war wirklich eine Chance, eine Möglichkeit, etwas komplett neues zu erlernen und die Fähigkeiten, die sie anscheinend von Natur aus besaß, gezielt einzusetzen. Und einmal davon abgesehen: Wo sollte sie sonst hin? Ihre Familie war tot, ihre Existenz lag in Trümmern, die Nightshade defekt im Raumhafen und sie war pleite und obdachlos. Was hatte sie schon zu verlieren, wenn sie nicht annahm? Und wie viel hatte sie zu gewinnen?

Sie atmete tief durch und sah sich in dem Garten um. Atmete den Geruch der Pflanzen ein, beobachtete die Vögel. Sie hatte lange nichts mehr gesehen, das so viel Frieden ausstrahlte, wie dieser Ort. Sie hatte urplötzlich, wie vorhin im Trainingsraum, ein Gefühl, als ob sie hier sein müsste. Als wäre sie einem Ruf gefolgt, der sie an diesen Ort geführt hatte. Und wenn sie dieses Gefühl vorhin schon nicht getäuscht hatte, warum sollte sie ihm dann jetzt nicht auch vertrauen?

Sie drehte sich zu Cethra um, zögerte kurz, und sagte dann, mit einer gewissen Endgültigkeit in der Stimme zu ihr: „Also gut. Wenn der Jedi-Orden bereit ist, mich aufzunehmen, würde ich gerne von euch lernen, was auch immer es zu lernen gibt.“ Yuno grinste schief. „Solange ich dich nicht in irgendeiner Höflichkeitsform ansprechen muss.“

[Lianna, Jedibasis, Gärten] mit Cethra Jayne
 
[Lianna, Jedibasis, Gärten] mit Yuno Odan

Als sie die Worte hörte, mit denen Yuno ihre Absicht erklärte zum Jediorden zu kommen, erwiederte Cethra das Grinsen.

"Och, mich wirst du nicht mit irgendwelchen Formen anreden müssen. Dass heisst, solange ich dich nicht ausbilden soll. Aber das wird sich zeigen. Ich werde dem Rat eine Nachricht senden. Der Jedi Rat ist es, der letzten Endes entscheidet, wer zu einem Jedi wird und wer nicht. Wahrscheinlich wird das heute aber nichts mehr. Hm, du kannst gerne nochmal in der Lucky Charm schlafen, wenn du magst. Wenn du aufgenommen wirst bekommst du dein eigenes Zimmer hier in der Basis. Doppelzimmer, jedenfalls."

Die beiden Frauen beschlossen sich für diesen Tag zu trennen. Es war spät und heute würde nichts mehr geschehen. So konnte Yuno den für sie sicherlich ebenso tiefgehenden Schnitt, wie es für Cet war, verarbeiten. Und Cet würde sich sofort daran machen, den Rat zu brnachrichtigen. Am nächsten Morgen würden sie sich hier wieder treffen.

In ehet schlenderndem Schritt machte sich Cet daran, zu ihrem Zimmer zurück zu kehren. Sie wohnte noch in der selben Padawanbude, die sie zusammen mit Merry bezogen hatte. Tatsächlich wusste sie gar nicht, ob einem Ritter ein eigenes Zimmer zustand. War ihr bisher nicht in den Sinn gekommen und es schien ihr auch ein Punkt sehr weit unten auf der Wichtigkeitsrangliste zu sein.
Im Zimmer angekommen setzte sich Cet sogleich an den kleinen Tisch, der zur Raumausstattung gehörte. Kurz dachte sie darüber nach, wie sie die Nachricht verfassen sollte, ob man irgendwelche Floskeln gebrauchen musste. Aber dann entschied sie, dass das unnötig war. Einige Zeilen brachten die Angelegenheit auf den Punkt. Aufregend, die erste Amtshandlung als vollwertige Jedi...

<Der nächste Morgen>

Sie erwachte früh am nächsten Morgen. Obwohl sie natürlich nicht das Licht sah, spürte sie die Sonnenstrahlen, die durch das kleine Fenster einfielen. Sie setzte sich auf und griff, noch ehe sie sich anzog, zu ihrem Kommunikator. Eine Nachricht. Positiv. Grinsend griff sie nach ihrer Robe. Diese Nachricht verdiente es sofort weitergegeben zu werden. Nun, zumindest sofort nach dem Frühstück, beschloss Cet, als sie nach einem Blick auf die Uhr feststellte, dass es nich zu früh für das Treffen war.
Rasch hatte die Miraluka sich gewaschen und angezogen und war auch schon auf dem Weg zur Kantine.

Sie vertrieb sich die Zeit bei etwas frischem Obst und duftendem Tee. Als es danach jedoch immer noch nicht so weit war, beschloss Cet schon einmal in die Gärten zu gehen und eine leichte Meditation zu beginnen. So war sie nicht zu tief in sich versunken, spürte aber all das Leben um sich herum in seiner erfrischenden und belebenden Vielfalt. So spürte sie auch die Präsenz auf die sie gewartet hatte, sobald sie sich den Gärten näherte.

"Hallo, Yuno." Grüßte sie freundlich und stand von der Bank auf, auf der sie gesessen hatte.
"Ich hoffe du hast gut geschlafen."
Cet hielt einen Moment inne, dann eröffnete sie mit breitem Lächeln: "Ich hab gute Nachrichten. Deiner Aufnahme in den Orden wurde zugestimmt. Und es hat sich auch schon ein Meister gefunden: Ich."

Mit einer einladenden Geste dirigierte Cet ihre nun frisch gebackene Padawan ins innere der Basis und in den Keller an die Materialausgabe. Hier hatte auch Cethras Ausbildung begonnen. Bei einem Droiden, der von ihrem Meister die Anweisung bekam, einer jungen Miraluka passende Jeditracht auszuhändigen. Nun war es diese Miraluka selbst, die eben jenen Droiden bat, einer jungen Zabrak Ordenskleidung zu holen. Stumm betrachtete de Droide Yuno und nahm ihre Maße durch seine ootischen Sensoren, dann verschwand er im Lager. Während er weg war wandte sich Cet wieder an Yuno.

"So, gleich bekommst du einen Satz Kleidung. Vielleicht nicht modisch, aber sehr praktisch. Während wir warten noch eine Sache, eine wichtige: Neben all den Regeln die es sonst noch so gibt ist da noch eine: Wir werden eine ganze Weile jetzt als Team zusammen sein, aber es muss klar sein, dass ich die Meisterin bin und du die Schülerin. Da musst du mir vertrauen. Davon abgesehen ist es mir, wenn wir unter uns sind, relativ egal, ob du mich mit 'Meisterin' oder 'Ihr' anredest, oder ob du mich weiterhin einfach Cet nennst. Die oberflächliche Anrede find ich persönlich unwichtig, allerdings solltest du vielleicht darauf zurückgreifen, wenn wir unter anderen sind. Im Orden wird es als Zeichen des Respekts erwartet."

Cetgra wedelte mit der Hand und lächelte in einer Geste, die zeigte, dass eine Anrede, ein Titel kein Respekt und Loyalität für sie ausmachten. Taten waren wichtiger. Ob das funktionierte würde die Zeit zeigen.

[Lianna, Jedibasis, Gärten] mit Yuno Odan
 
[Lianna | Lola Curich | Jedibasis | Ratssaal] Nen-Axa, Rätin Eleonore Ta'Asul

Rätin Eleonore hatte nicht auf Anhieb einen geeigneten Begleiter für Nen-Axas Reise parat. Das war natürlich nicht verwunderlich, denn heutzutage konnten sich nur wenige Jedi dem Müßiggang hingeben. Diejenigen, die nicht von einer Aufgabe an einen Ort gebunden wurden (wie die Cereanerin durch ihre Pflichten als Hüterin der Lianna-Basis), waren oft auf Reisen. Erst kürzlich hatte der Rat alle entsprechend ausgebildeten Kräfte aufgefordert, auf Coruscant humanitäre Hilfe zu leisten, und viele Ordensgeschwister waren dem Ruf gefolgt. Wer nicht auf einer Mission war, hatte meist einen oder sogar mehrere Padawane zu betreuen. Die Galaxis war groß und es gab viel zu tun, so dass es nicht selbstverständlich war, jemanden zu finden, der gerade Zeit hatte für so ein Unterfangen - im Vergleich mit anderen Ereignissen, welche die Aufmerksamkeit des Ordens erforderten, rangierte ein verlorenes Lichtschwert eher im unteren Bereich. Aber Eleonore zeigte sich zuversichtlich, dass jemand zur Verfügung stehen würde. Nen-Axa hatte ja ohnehin nicht vor, gleich am nächsten Tag aufzubrechen.

Seine alte Meisterin wünschte ihm alles Gute und verabschiedete ihn. Sicherlich hätte sie ebenso wie er Lust, sich länger zu unterhalten, aber sie war eine vielbeschäftigte Person und es war ohnehin nicht selbstverständlich, dass sie dieses Treffen und Cethras Prüfung so überaus kurzfristig in ihren Terminplan hatte schieben können. Der Arcona war ihr dankbar dafür.

»Und auch mit Euch«, sagte er mit einer respektvollen Verneigung. »Wir wissen noch nicht, wann wir zum Aufbruch bereit sein werden - diesmal soll alles gründlich vorbereitet sein. Doch wenn es soweit ist, werden wir Euch Bescheid geben. Ich hoffe aber, dass wir uns auch vorher noch zu Gesicht bekommen werden, denn es war schön, Euch zu treffen. Bis bald, Meisterin! Und grüßt Meister Yeedle, wenn Ihr ihn seht. Es wird ihn freuen zu hören, dass die Sache mit dem Schwert demnächst in Angriff genommen wird.«

Er wandte sich ab und verließ die Ratskammer. Draußen blieb er kurz stehen und atmete tief ein. Die ziemlich unromantischen Gerüche der funktional ausgestatteten Jedibasis mischten sich mit dem Duft von feuchtem Grün, der durch irgendein offenes Fenster aus dem Garten herein wehte. Nen-Axa fühlte sich froh - darüber, dass er sich nun durchgerungen hatte, nach Tatooine zu fliegen, und noch viel mehr über Cethras erfolgreicher Prüfung. Doch zu der Zufriedenheit mischte sich auch ein schwaches Gefühl der Einsamkeit, das mit Sicherheit dem Ende der Ausbildung entsprang. Eine gute Zeit war zu Ende gegangen. Auf etwas, das gestern noch selbstverständlicher Bestandteil des Hier und Jetzt gewesen war, blickte er nun zurück. Doch er würde seine Schülerin bestimmt noch viele Male wiedersehen und war zuversichtlich, dass auch dann, wenn sie räumlich voneinander entfernt waren, ein Band erhalten bleiben würde - so wie zwischen ihm und Eleonore.

Der Arcona würde bestimmt nicht sehr lange ohne Schüler bleiben. Nach seiner Tatooine-Reise wäre es an der Zeit, sich nach einem weiteren Padawan umzuschauen, denn es gab in letzter Zeit immer Anwärter, die Hilfe dabei brauchten, ihr Potential zu entdecken. Doch für den Augenblick war er nur zweien verantwortlich, denen er einen Lebensweg ebnen musste: Seinen Kindern.

»Den Rest des Tages nehme ich mir frei!« sagte er halblaut zu sich selbst, ganz egoistisch in der Ich-Form statt dem Wir.

Er machte auf der Hacke kehrt, so dass die Säume seines grauen Mantels um ihn wehten, und ging beschwingten Schrittes den Gang entlang in Richtung Ausgang. Er wollte nach Hause gehen, Las Eru im Haushalt entlasten, und später die Kleinen von der Schule abholen. Und heute wollte er für die Familie kochen, ob sie wollten oder nicht!

[Lianna | Lola Curich | Jedibasis] Nen-Axa
 
[Lianna-System, Lianna, Lianna City, beim Raumhafen, Gleiter]- Noa, Cris

Noa war aus dem Gleiter gestiegen und Cris hatte für einen Moment die Augen geschlossen, in Versuchung, seinen Kopf aus Frustration – über sich selbst, nicht etwa über Noa – mit Anlauf gegen die Kopfstütze des Gleiterfahrersitzes prallen zu lassen. Natürlich hatte er wieder einmal genau die falschen Dinge gesagt – und, um der Ehrlichkeit Genüge zu tun, wohl auch gedacht – und Noa hatte ihn entsprechend in seine Schranken verwiesen.

Langsam schüttelte Cris mit dem Kopf. War er wirklich so egoistisch? Genügte es ihm, wenn seine eigene kleine Welt – bestehend aus ihm selbst, Noa und Lorraine – in Ordnung war? Und bedeutete das, dass er seine Sorge um Noas Gesundheit nur vorgeschoben hatte? Offenkundig hatte sie etwas anderes von ihm erwartet – eine Unterstützung ihrer Entscheidung, ihrer Familie auf Coruscant zu helfen, nicht eine Intervention zu Gunsten ihres vermeintlichen Leibeswohls. Im Grunde hätte er sich ohne weiteres denken können, dass er mit seinem paternalistischen Ansatz bei Noa nicht weit kommen konnte – und das zu Recht. Noa war eine starke, unabhängige Frau. Sie brauchte Unterstützung, wenn sie sich dazu entschieden hatte – und was sie nicht brauchte, waren Menschen – besonders Männer – die ihr ihre Entscheidungen abnahmen. Cris wusste das. Doch offenbar war er für einen Moment zu selbstsüchtig, zu harmoniebedürftig gewesen, um diese Erkenntnis zuzulassen. Der Schaden war jetzt angerichtet.

Mit einem Stoßseufzer wuchtete Cris sich ebenfalls aus dem Gleiter.

„Noa… warte…“, forderte er sie überflüssigerweise auf, obwohl sie noch keinerlei Anstalten gemacht hatte, zu gehen, sondern im Gegenteil ihm sogar versichert hatte, keine derartige Absicht zu verfolgen.

Schnell schloss er zu ihr auf und zog sie an sich. Die Luft um sie herum war mit dem fortgeschrittenen Abend zunehmend kalt geworden.

„Du hast Recht“, sagte er leise.

„Es wäre meine Aufgabe gewesen, dich bei deiner Entscheidung zu unterstützen. Und ist es immer noch.“

Auch wenn es so schien, als hätte das Machtwort ihres Vaters ihre Entscheidung doch revidieren können – darauf einzugehen hielt Cris indes für keine gute Idee. Jedenfalls nicht sofort.

„Und ich sage nicht, dass du mir den Blaster auf die Pistole gesetzt hast… das hätte ich selbst gemacht. Besonders, weil mir wohl erst so langsam klar wird, welche Verantwortung ich trage… für Lorraine.“

Anders ließen sich seine widersprüchlichen Aussagen in ihre Richtung, was die Option Coruscant betraf, wohl auch nicht erklären.

„Du weißt, dass ich mich an meine Eltern nicht erinnern kann“, fuhr er fort.

„Aber ich muss verstehen, dass du bereit bist, für deine Familie jedes Risiko einzugehen. So wie ich es für dich und Lorraine tun würde. Nur dass ich es auch wieder nicht sollte.“

Er lächelte freudlos. War Noa in Bezug auf ihre Familie nicht in einer ähnlichen Zwickmühle? Sie wollte ihnen helfen, doch was, wenn sie es war, die dadurch am Ende ihr Leben verlor? Und ihre Familie sie vermisste? Vermutlich war es nicht ganz das Gleiche wie seine Verpflichtung Lorraine gegenüber – Noas Vater, ihre Schwester und ihre Brüder konnten auf sich selbst aufpassen. Cris‘ Tochter konnte das noch nicht. Jedenfalls nicht dauerhaft.

„Aber was machen wir jetzt?“, fragte er schließlich.

„Du sagst, dein Vater will nicht, dass du nach Coruscant kommst – und ich merke, wie unglücklich dich das macht.“

Ganz offenbar genügte auch Cris‘ „kleine Welt“, die in Ordnung war, nicht aus, um das zu kompensieren – natürlich nicht.

„Sag mir bitte, was ich tun kann…“


[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht]- Noa, Cris
 
- Lianna - Raumhafen - Landebucht - Vor der Queen - Mit Cris -

Es war alles so schwierig wenn man erwachsen war. Man hatte Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu tragen und mit Konsequenzen zu leben die sich aus dem eigenen Handeln ergaben. Kinder hatten es leichter. Sie sahen die Welt mit unschuldigen Augen und ihre Probleme waren nicht geknüpft an politische Entwicklungen oder wirtschaftliche Interessen. Mama und Papa tragen Entscheidungen für sie. Sie wussten was das Beste für sie war, so wie Noas Vater. Nur war sie längst kein Kind mehr.

"Du kannst nichts tun."

Sie zuckte mit den Schultern.

"Ich bleibe hier, hab ich doch gesagt. Wir können nur warten und hoffen."

Ihre Familie wollte ihre Hilfe nicht. Sie schätzten das Risiko zu groß ein, die Chancen auf Erfolg zu gering. Jeder hatte seine Aufgabe und Noas war zu überleben und für die Kinder ihres Bruders da zu sein, sollten sie sie brauchen. Sie sah Cris an. Er schien verstanden zu haben - endlich - worum es ihr ging. Vielleicht erwartete sie zu viel von ihm auf einmal, zu wissen wie Familie funktionierte wenn er selbst nie eine gehabt hatte. Schon für Ray verantwortlich und für sie da zu sein stellte eine Herausforderung für ihn dar. Benötigte er mehr Unterstützung? Er hatte bisher nichts derartiges gesagt. Irgendwann würde Noa ihm einen Crashkurs zu den Cortinas geben, ihm erklären wie Demokratie innerhalb ihrer Familie funktionierte, wie sich Geschwister gegenseitig zu unterstützen hatten und wessen Rat man in welcher Lebenslage am ehesten einholen sollte.

"Cloé und ich haben uns als Kinder lange ein Zimmer geteilt."

Erinnerte sie sich.

"Ich kann mich daran erinnern, als wir zum ersten Mal getrennt voneinander geschlafen haben. Es war komisch. Mir fehlte etwas."

Noa schüttelte den Kopf. Seltsam, wie längst vergangene Gefühle sich plötzlich wieder so real anfühlen konnten. Sie vermisste ihre Schwester und sie machte sich Sorgen. Sie war eine Beschützerin.

"Es ist spät."

Noa lehnte sich an Cris.

"Ich muss jetzt wirklich gehen. Morgen wartet einiges an Arbeit auf mich."

Da sie sich heute so viel Freizeit gegönnt hatte, hatte sie nicht viel geschafft. Ob die Arbeit sie ablenken würde? Für eine Weile würde es funktionieren. Ein Kaffee mit Britney würde sie aufheitern, sie konnte Noa den neuesten Klatsch aus dem Büro berichten. Cris hatte Recht, es machte sie unglücklich dass sie nichts tun konnte, aber ihr blieb nichts anderes übrig als damit klar zu kommen.

"Ich melde mich, okay?"

Sie verabschiedete ihn mit einem Kuss.

"Gute Nacht."

- Lianna - Raumhafen - Landebucht - Vor der Queen - Mit Cris -
 
[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht]- Noa, Cris

Etwas hilflos sah Cris Noa an. Er konnte förmlich spüren, wie unglücklich sie war – und wie sehr sie ihre Familie vermisste, ihren Vater, ihre Brüder und offenbar ganz besonders ihre Schwester. Noa und Cloé waren Zwillinge und allem Anschein nach sorgte das dafür, dass eine ganz besondere Bande zwischen ihnen bestand. Cris konnte das verstehen – aber würde er es jemals wirklich nachvollziehen können? Er kannte seine Eltern nicht, wusste jedoch zumindest, dass er welche gehabt haben musste – doch hatte er Geschwister gehabt? Vielleicht sogar einen Zwillingsbruder? Höchst unwahrscheinlich, aber vielleicht hätte ihm alleine das Wissen darum geholfen, sich in Noas Lage hineinzuversetzen. So jedoch fielen ihm keine tröstenden Worte für sie ein, die über allgemeingültige – und damit nutzlose – Plattitüden hinausgegangen wären.

Sie küsste ihn zum Abschied und sagte ihm, dass sie sich melden würde. Impulsiv hielt er sanft, doch entschieden ihr Handgelenk fest und hinderte sie so daran, sofort zu verschwinden.

„Du musst heute Nacht nicht alleine sein“, sagte er leise.

Vielleicht wollte sie das. Vielleicht brauchte sie ein wenig Zeit für sich. Doch er wollte sie nicht ziehen lassen, ohne ihr zumindest das Angebot unterbreitet haben, bei ihm zu bleiben. Er wollte für sie da sein – wenn sie ihn brauchte.

„Komm mit rein. Ich mach uns morgen Frühstück und bringe doch dann wohin immer du willst.“

Also in ihr Büro, vermutlich mit Umweg über ihre eigene Wohnung – denn wenn sie auf sein Angebot einging, würde sie frische Klamotten brauchen. Dieses kleine Detail sollte sie aber nicht daran hindern, die Nacht nicht alleine, sondern in seiner Gesellschaft zu verbringen.

„Ich meine… wenn du das möchtest.“

Dabei beschlich ihn eine leise Ungewissheit. War er vielleicht zu aufdringlich? Hatte sie ihm bereits subtil zu verstehen gegeben, dass sie für den Augenblick genug von ihm hatte, und er hatte es schlicht und ergreifend nicht bemerkt? Oder glaubte sie, dass er jetzt besser für Lorraine da sein sollte?

„Ray würde sich bestimmt auch freuen, wenn du morgen mit uns frühstückst.“

Er lächelte vorsichtig. Er konnte nichts tun, um ihr in Bezug auf ihre Familie zu helfen – das hatten sie festgestellt. Was er ihr anbieten konnte, war seine eigene, winzige Familie, von der er so sehr hoffte, dass sie mit ihrer Familie dereinst zu einer großen Familie werden konnte. Oder war es dafür einfach zu früh? Würde sie dadurch, ihn mit seiner Tochter zu sehen, nur daran erinnert werden, was sie auf Coruscant nicht erreichen konnte?

Doch für solche Fragen war es zu spät. Das Angebot war gemacht.

[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht, vor der Empress]- Noa, Cris
 
- Lianna - City - Raumhafen - Landebucht - mit Cris -

Das Angebot war verlockend. Noa wollte bei Cris bleiben. Und auch wieder nicht. Sie hatten fast den ganzen Tag miteinander verbracht, war das nicht genug? Sie konnte sich vorstellen, mit ihm zu gehen, sich von ihm mitziehen zu lassen in sein komfortables Heim, das er ihr gerade versuchte schmackhaft zu machen. Es war nicht schwer, erst recht nicht wenn man die Alternative betrachtete die Noa zur Verfügung stand. Ihr kaltes Zimmer in der Jedi-Basis war kein Vergleich: kalt, eng und lieblos. Das war kein Zuhause, sollte es auch nie sein. Sie hatte vor gehabt sich eine Wohnung zu suchen. Irgendwie war sie noch nicht dazu gekommen. Warum eigentlich nicht? Der Punkt musste zurück auf ihre Prioritätenliste, hätte sie eine solche gehabt. Es musste ja nichts besonderes sein. Noa hatte immer bescheiden gelebt. Sie brauchte nicht viel: Küche, Bad, Wohnraum, ein Schlafzimmer und ein Büro, ein Extrazimmer für...

"Ich kann mir mein eigenes Frühstück machen!"

Noa entzog Cris ihr Handgelenk, sichtlich ungehalten.

"Und halt mich nicht ständig fest."

Hm. Das war ruppiger aus ihr heraus gekommen als sie es gemeint hatte. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. Aber es stimmte ja auch. Cris hielt sie immer auf. Sie wollte nicht bei ihm bleiben, in seinem warmen Schiff sitzen und in seinen Armen einschlafen. Sie wollte nicht morgen früh von ihm verwöhnt werden, mit Kaffee und gebratenem Schinken oder... anderen Gefälligkeiten. Und erst recht brauchte sie morgen keinen Chauffeur, der sie bequem durch die Stadt fuhr, wo sie doch genau so gut zu Fuß durch den Regen laufen konnte, nach einer viel zu kurzen Nacht auf ihrer unbequemen, durchgelegenen Matratze! Verdammt! Wem versuchte sie etwas vorzumachen? Sie wollte es! Sie wollte bei ihm bleiben. Der Kaf in der Basis schmeckte zum Davonlaufen und ihr Zimmer verfügte über keine eigene Nasszelle. Es war furchtbar dort, okay für den Übergang, aber furchtbar für jeden Aufenthalt der länger dauerte als die Zeit, die sie jetzt schon dort wohnte. Noa hatte nicht einmal ihr Gepäck ausgepackt. Ihre Taschen standen mitten im Raum, sie musste darüber steigen um ins Bett zu klettern. Es führte kein Weg daran vorbei, sie brauchte eine richtige Wohnung mit Räumen die groß genug waren um sich darin zu bewegen und einer Kochnische in der man Essen zubereiten konnte und zwei Schlafzimmern, eines für sie und Cris und eines für Ray, wenn sie zu Besuch kam. Inspiriert von Cris' Bild, das er für sie gezeichnet hatte, stellte sich Noa vor wie sie zu dritt um einen Tisch sitzen würden. Sie sähen aus wie eine normale Familie, auch wenn sie weit entfernt davon sein würden eine solche zu sein. Es war viel zu früh und keiner von ihnen hatte Erfahrung damit. Nun, Noa wusste wie eine Familie funktionierte, aber sie war nie Teil der elterlichen Partei gewesen. Sie kannte nur die Perspektive des Kindes und die der extrem lässigen Tante, die kam und ging wie es ihr gefiel. Das war eine tolle Rolle. Man konnte all die coole Dinge mitnehmen und sich verdrücken sobald es ungemütlich wurde. Mit Cris und Ray aber war das anders. Sie war entweder drin oder nicht.

"Das war nicht so gemeint wie es klang."

Sie schlug einen versöhnlicheren Ton an. Verflixt aber auch, warum war das nur so kompliziert?

"Ich würde gerne bleiben."

Direkte Aussagen, kein Um-den-heissen-Brei-Herumgerede.

"Aber ich kann nicht, noch nicht. Nicht, dass es zu früh wäre, aber es ist... noch zu früh. Macht das Sinn?"

Nein, machte es nicht, nicht wenn sie es so sagte. Die Nacht zu bleiben bedeutete, eine unsichtbare Grenze zu überschreiten. Es kam dem Testlauf für ein Zusammenleben erschreckend nahe. Ein bisschen fürchtete sich Noa davor.

"Hast du überhaupt mit Ray darüber gesprochen?"

Wollte sie wissen.

"Ist sie einverstanden damit? Sie scheint nichts gegen mich zu haben, aber das heisst nicht, dass sie mich in eurem Zuhause haben will."

Wenn man denn ein Schiff als Zuhause betrachten konnte, doch das verkniff sie sich zu sagen. Noa wusste nur, wie es ihr gegangen war. Ihr Vater war nach dem Tod ihrer Mutter alleine geblieben. Er hatte nie eine neue Frau in die Familie gebracht, aber Noa hatte sich manchmal gefragt, wie sie wohl reagiert hätte wenn er es getan hätte. Es wäre keine gute Reaktion gewesen.

"Sprich mit ihr."

Sagte Noa.

"Und wenn sie einverstanden ist - speziell nach meinem Auftritt heute Abend - und ich das nächste Mal eine Zahnbürste und frische Socken dabei habe, dann bleibe ich. Aber nicht heute."

Heute würde sie noch einmal in ihr kahles Zimmer gehen und schlecht schlafen. Ein starker Kaf im Büro würde ihr morgen helfen über die Runden zu kommen. Vielleicht war sie danach bereit den nächsten Schritt zu wagen und noch einmal über ihre Prioritätenliste nachzudenken.

- Lianna - City - Raumhafen - Landebucht - mit Cris -
 
[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht, vor der Empress]- Noa, Cris

Cris zuckte leicht zurück, als Noa ihm wüst ihre Hand entzog und ihm mit relativ deutlichen Worten klar machte, dass sie ihn nicht brauchte, um morgens ihr Frühstück zu machen – fast, als hätte er mit seinem Angebot impliziert, dass sie dazu alleine nicht in der Lage und auf ihn angewiesen war. Als sie ihn dann auch noch dafür zurechtwies, sie andauernd zu berühren, musste sein Gesichtsausdruck für einen Augenblick nicht nur von Überraschung, sondern auch von ein wenig Schmerz geprägt sein. Noas emotionale Ausbrüche, ihr temperamentvolles Aufbrausen mochte er mittlerweile gewohnt sein, doch dass sie sich von seiner körperlichen Nähe so beengt, ja fast angewidert zeigte, war ihm dann doch neu.

Um seine Verwirrung perfekt zu machen ruderte Noa nach einer kurzen Pause des unangenehmen Schweigens zurück und gab zu Protokoll, dass sie ihre heftigen Worte nicht so gemeint hatte, wie sie bei ihm angekommen sein mochten – was gut war, denn würde er diese Worte für bare Münze nehmen, hätte er sie als Aufforderung verstehen können, sich zum Imperium oder an den Rand der Galaxis zu scheren. Warum diese heftige Reaktion? Es war zu früh… und dann auch wieder nicht? Cris blinzelte verwirrt.

„Ich… ich weiß nicht…“, räumte er ein, als sie versuchte, auszuloten, ob er ihr weiterhin folgen konnte, doch bevor sich für ihn die Gelegenheit ergab, aus ihrer eigenen Unsicherheit Kapital zu schlagen und einen weiteren Versuch zu starten, um sie zum Bleiben zu bewegen, hatte sie plötzlich – ob aus Zufall oder nicht – ein stichhaltiges Argument bei der Hand. Ray.

„Nein, ich habe noch nicht mit ihr gesprochen“, musste er zähneknirschend zugeben. Tatsächlich hatte er das nicht einmal in Erwägung gezogen – was hatte Lorraine schon beizusteuern, wenn er Noa über Nacht bei sich haben wollte? Er war schon ein famoser Vater.

„Das muss ich wohl noch tun…“

Und damit war er geschlagen – Noa würde von dannen ziehen und er würde die Nacht alleine in seinem Bett verbringen, mit nichts als Was-wäre-wenn-Gedanken, um ihn warmzuhalten. Er schlug die Augen nieder und schüttelte langsam mit dem Kopf. Er hatte von Anfang an nicht den Hauch einer Chance gehabt – wenn Noa sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es auch durch. Und offenbar hatte sie entschlossen, dass es zu früh für sie war, bei ihm und Ray zu bleiben.

„Ich glaube, Ray mag dich“, sagte er trotzdem, mehr aus der Hoffnung, dass Noa sich über diese Feststellung freute, als in der Absicht, sie doch noch davon zu überzeugen, die Nacht mit ihm zu verbringen.

„Auch wenn du ihr vermutlich ein wenig Angst gemacht hast.“

Die langsam verheilende Wunde, die Noa ihm und seiner Tochter in ihrer Empörung über seine Taktlosigkeit präsentiert hatte, hatte durchaus Eindruck auf das junge Mädchen gemacht – wenngleich er vermutete, dass dieser nicht so schlimm gewesen war wie bei anderen Kindern ihres Alters. Auf Coruscant hatte Ray bereits schlimme Dinge mit ansehen müssen – dessen war er sich sicher. Ein Waisenhaus der Unteren Ebenen war kein Ort, an dem ein junges Mädchen behütet aufwachsen konnte.

„Und ich glaube, dass es ihr gut tut, wenn eine andere Frau da ist… mit der sie… über Dinge sprechen kann…“

Die Hitze in seinen Wangen verriet ihm, dass er bei diesen Worten rot anlaufen musste. Es gab viele Dinge, nach denen Ray ihn fragen und zu denen er keine befriedigende Antwort parat haben würde – parat haben konnte. Indes war es natürlich seine Aufgabe, auf diese Fragen irgendwie zu reagieren – das konnte er nicht einfach auf Noa abwälzen, selbst wenn diese dazu bereit sein sollte. Aber zumindest wäre es eine gewisse beruhigende Rückversicherung, wenn er bei ihr eine zweite Meinung würde einholen können.

„Und jetzt…“

Er lächelte vorsichtig.

„Werde ich dich noch einmal festhalten.“

Er machte einen Schritt auf sie zu, legte ihr vorsichtig seine Hände um ihre Taille und beugte sich vor, um sie küssen.

„Gute Nacht.“

Es fiel ihm schwer, seine Lippen von ihren zu lösen. Sie waren so warm, so süß…

„Ich werde jede Sekunde an dich denken.“

Bei diesen Worten musste er selbst schmunzeln.

„Wenn das okay ist.“

[Lianna-System, Lianna, Lianna City, Raumhafen, Landebucht, vor der Empress]- Noa, Cris
 
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