Mienenspiel. Dazu gibt es doch bestimmt auch Quellen, oder? Wie haben Stummfilme überhaupt funktioniert?
Stummfilme waren stumm! Und wenn etwas fehlt, muss es mit anderen Mitteln in der Regel kompensiert werden. Im Stummfilm hat man sich also der Pantomime bedient: Körper und Mimik sehr expressionistisch! Es ist also ein künstlerischer Stil. Und ob man dem Stil zugetan ist oder nicht, sollte wiederum nicht die Qualität desselben beanstanden, oder?
Und? Schauspieler welche die Fresse nicht umformen ohne was zu denken sieht man bei Man of Steel. Beides eher suboptimal, die Mischung machts. Und wenn Cavill in Men of Steel schon die Miene versaut, dann kann der im Original noch so überzeugend schreien, denn was anderes als schreien macht er ja nicht, überzeugen wird er mich nicht.
Im Film kann man den sogenannten "Denk-Sprech-Vorgang" am besten über die Augen und Stimme erkennen. Eigentlich verhält es sich wie im realen Leben. Einen Menschen auf der Strasse sieht man als erstes an den Augen an, das er betrübt ist. Und ich bezweifle, das dieser Mensch sich die Mühe macht, an seiner Mimik etwas zu tun, um dieses Gefühl zu verstärken. Wenn, dann eher das Gegenteil.
Im Theater ist der psychologische realismus eines von veien Genres, das im Film eher der Regel entspricht. Klar gibt es Ausnahmen, vor allem im Komödiantischen Bereich. Jum Carry oder Will Ferell zum Beispiel bedienen sich extrem der Mimik, aber in der Regel gilt der Satz: Less is more!
Cavill war übrigens nicht gut, das habe ich auch schon geschrieben.
Fragt sich nur warum sie dann Masken auf hatten, die Gefühle transportieren sollen (siehe Persona), wenn die sowieso keiner sieht.
In der Antike ging es vor allem um Projektionsfläche und Archetypen. Das heisst, dem Zuschauer wird mehr Verantwortung bei der Deutung von Inhalt oder Gefühlen gegeben. Je feiner mit der Mimik gearbeitet wird, desto weniger Projektionsfläche ist dem Zuschauer überlassen. Man of Stell hat tatsächlich etwas grobes, antikes an sich. Es ist sehr "archetyplastig", und ich persönlich finde diese Entscheidung ziemlich gelungen. Denn mich berührt es, wenn die Schauspieler nicht alle Emotionen 1:1 ausspielen, sonder Raum lassen. Nach meiner Erefahrung ist es übrigens schwieriger, so spielen. Der heutige Zuschauer erwartet immer, alles vom Schauspieler vorgekaut zu bekommen. Aber eigentlich wirkt es viel intensiver, wenn eine Figur versucht zu "deckeln"...Sehen ist hier also relativ! Man kann viel mehr "sehen", wenn man nicht alles gezeigt bekommt. Ja, Man of Steel hatte tatsächlich mehr von einem klassischen Drama als einem strindbergschen Kammerspiel, aber ich glaube nicht, dass das eine oder andere besser ist, nur anders.
Fragt sich nur warum sie dann Masken auf hatten, die Gefühle transportieren sollen (siehe Persona), wenn die sowieso keiner sieht. Liegt wohl daran, dass keiner eine Rolle abnimmt, die noch so wehleidig oder fröhlich klingt, wenn die Miene dazu nicht passt.
Vielleicht war mein Studium sinnlos und du kannst mir die Dinge nochmal von vorne bebringen. Aber ich glaube eher, das im Amphietheater die Menschen eine Mimik nicht erkennen können. Und das hat nichts mit überzeugendem Spiel zu tun. In einer staatlichen Schauspielschule lernst du eben, das die Mimik "passieren" soll, wenn überhaupt. Aber in der Regel macht man in den ersten beiden Jahren immer viel zu viel. Aber du weisst es vielleicht besser...