Jedihammer
Generalfeldmarschall, Aktiver Foren Ältester.
Mehr noch als das unbeschreibliche Gemetzel und der Brutalität, von der Jedihammer hier zurecht spricht, steht für mich der 1. Weltkrieg hauptsächlich für eines - das unbeschreibliche Versagen, die Ignoranz, Gewissenlosigkeit und das völlige Verschließen der Augen vor der Realität und den geänderten militärischen Notwendigkeiten und Möglichkeiten seitens der jeweiligen Führung. Als Beispiel dafür habe ich den Eindruck - und es wäre gut wenn Jedihammer mir aufgrund seines Detailwissens da weiterhelfen könnte - das die Generale dieses Krieges allesamt verknöchtere und unflexible alte Männer waren mit enormen Eitelkeiten (*), die gar nicht mehr in der Lage waren, diese Verändungen zu verarbeiten.
Ich stimme Deiner Auffassung hier zu 100% zu.
Die höhere Führung war im Großteil alt,unfexibel und auch seeehr Eitel.
es kommt nicht von Ungefähr,daß sich die deutschen Offiziere mit dem erreichen des Generals/Admiralsrang mit "Excellence"! anreden liesen.
Diese Männer lebten in einer Zeit,in der der Krieg noch nicht von Milionenheeren und einem dermaßen auf moderen Technik ausgelegeten Material ausgetragen wurde.Viele dieser hohen Offiziere,zumindest auf seiten Frankreichs und Deutschalnds,hatten als ganz junge Männer bereits am Krieg 1870/71 teilgenommen.
Und viele waren nicht nur,wie Du zu Recht erwähnst,in der Lage,die Veränderungen zu verarbeiten,viele wollten es gar nicht.
Sehen wir den Hinweis von Iron Fist,der uns zeigt,daß Haig noch im Jahre 1916 das Bajonett als die Königin der Waffe ansah.
Aber diese Ignoranz,dieses Festhalten auf die alten Ansichten ist kein Phänomen,welches auf den I.Wk alleine anzuwenden ist,auch wenn es hier besonderst stark auftrat und sehr viel Blut gekostet hat.
Bereits im Krimkrieg der Jahre 1853 bis 1956,welcher allgemein als der erste industriel geführte Krieg in der Geschichte gilt,zeigten die alten generäle,daß sie mit den neuen Kampfmitteln und Taktiken nicht umzugehen verstanden,was sehr viele unnötige Tote kostete.
Und selbst bis weit in den II.WK hinein trifft man auf dieses Phänomen.
Nur zwei Beispiele will ich kurz nennen.
Zuerst auf französischer Sicht :
Die französischen Generale,allesamt im I.WK junge Offiziere des Stellungskrieges, hatten zwar ein sehr starkes Heer geschaffen,welches unter Experten als das damals stärkste Heer der Welt angesehen wurde(u.a. auch von vielen deutschen Generalen),aber sie dachten noch in den Verhältnissen des I.WK.
Man wollte Deutschland eher wieder mit einem Stellungskrieg ausbluten lassen,wenn ein schneller Einbruch ins Reich nicht gelingen sollte.
Während man in Deutschland die Panzer massiv in Panzerdivision einsetzte,wurden die französischen Panzer einzel zur Infanterieunterstützung eingesetzt.Junge französische Offiziere sahen das und wollten es ändern,wie z.B. der damalige Colonel Charles de Gaulle.Doch sie fanden kein Gehör.
Die französischen Panzer waren den deutschen Panzern an Bewaffnung und Panzerung überlegen.Ein massierter Einsatz der französischen Panzer vorrazsgesetzt,wer weiß wie der Frankreichfeldzug verlaufen wäre.
Jetzt aus deutscher Sicht :
Auch hier gab es gegen den Einsatz der Panzerwaffe in Großverbänden von der älteren Generalität bereits vor dem Krieg Einwende.Dieses Einwende und die konservativen Strömungen zogen sich bis weit in den Krieg hinein.
Selbst zu Beginn des Krieges gegen die Sowjet-Union,als die Panzerverbände im
Polenfeldzug,im Frankreichfeldzug sowie im Balkanfeldzug zeigten,was sie für die
moderne Kriegsführung bedeuten,wurden bei der Austellung der Verbände für Barbarossa den Panzergruppen 1,2,3,4,obwohl in Gliederung und Stärke sehr wohl Armeen,der Status einer Armee verweigert und den Kommandeuren dieser
Panzergruppen Erich Hoeppner,Heinz Guderian,Hermann Hoth und Ewald von Kleist,allesamt im Range eines Generalobersten stehend,die Dienststellung eines
Oberbefehlshabers verweigert.Alle wurden zunächst nur Befehlshaber.
Schlimmer noch,die Panzergruppe zwei wurde zu beginn des Krieges noch dem AOK unter seinem Oberbefehlshaber Generalfeldmarschall Günther von Kluge unterstellt.Die Panzergruppen erhielten noch im Jahre 1941 ihren Status als Panzerarmeen,und die befehlshaber wurden zu Oberbefehlshabern.
Aber noch 1944 wurden die Panzerverbände des Generals der Panzertruppen Leo Geyr von Schweppenburg als Panzergruppe West bezeichnet.
(*) Eine Sache, die auch bei einigen Ereignissen im US-Bürgerkrieg auftauchte - Schlachten wurde verloren, weil Generale sich aufgrund persönlicher Abneigungen weigerten, Kameraden zu hilfe zu kommen.
Wir brauchen da nicht bis in den US-Bürgerkrieg zurück zu gehen.
Die beiden Oberbefehlshaber der 1914 in Ostpreussen eingefallenen russischen Armeen waren sich spinnefeind.Der Oberbefehlshaber der 2.russichen Armee,General Alexander Wassiljewitsch Samsonov erhielt keine Hilfe vom Oberbefehlshaber der 1.russischen Armee,General Paul von Rennenkampf.
Hinzu kamen noch einige taktische Fehler des Frontoberbefehlshabers,General Schilinksi.
Das Ende vom Lied war die vernichtuing der 2.russischen Armee sowie die Niederlage der 1.russischen Armee bei der Schlacht an den Masurischen Seen.
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