Naboo, unterwegs nach Keren - Im Speeder - Flynn, Kadajj, Brianna
Was bezweckte Flynn eigentlich? Wenn er sich mit ihr unterhielt, wirkte er alles andere als entspannt, keineswegs so, wie man es zwischen zwei Padawanen erwartete, schon gar nicht in Anbetracht dessen, dass sie sich an und für sich übers Weggehen unterhielten. Als Fahrerin sah sie selten nach hinten, schon gar nicht während den immer wieder entstehenden längeren Pausen, aber wenn, dann schien der Kleine stets bemüht, sein Sabaccgesicht zu bewahren und Brianna konnte regelrecht spüren, dass er versuchte, etwas zu verbergen - höchstwahrscheinlich seine Unsicherheit. Im Vergleich dazu war selbst Janus' Verführung unter der Sonne Korribans ein angenehmer Plausch bei Tee und Kuchen gewesen, und es fiele ihr leicht, müsste sie sich zwischen den beiden entscheiden.
Der Coruscanti stellte die Beziehung zu seinem Meister so dar, dass er allen Freiraum hatte den er wollte, solange er sich nicht aus seiner Obhut begab, und als er von seinen Prioritäten sprach, versicherte die Echani sich mit einem Seitenblick, ob Kadajj es auch gehört hatte. Als besonders geduldige Person hätte sie ihn allerdings nicht eingeschätzt, mit der Einschränkung natürlich, dass sie ihn nicht so gut kannte wie zum Beispiel Wes. Dem Vorschlag die Cantinas von Naboo mit einer großen Runde unsicher zu machen gegenüber zeigte er sich aufgeschlossen und Brianna, die sich für gut darin hielt, subtile Botschaften aus Körpersprache und Mimik herauszulesen erkannte, dass er sich wirklich sehr darüber freute.
"Ich würde ihnen sagen wo ich bin, weil es nicht besonders nett ist einfach kommentarlos zu verschwinden. Das gehört sich einfach so - aber um Erlaubnis fragen würde ich keinesfalls. Vielleicht würde ich auch anders darüber denken wenn ich Angst hätte, in irgendwelchen zwielichtigen Schuppen in schlechte Gesellschaft zu geraten...
Geduld ist selbstverständlich eine der wichtigsten Tugenden eines Jedi. Man muss sich ständig fragen, 'bin ich noch auf dem richtigen Weg' und 'will ich zu viel oder zu schnell' oder 'mache ich es richtig', ich kenne das. Du kannst dich glücklich schätzen wenn du dieses Problem nicht hast."
Dozierte die weißhaarige Padawan, und begann, ihn freundlich anzulächeln, als sie vom Weggehen sprach.
"Sicher, wenn dir so viel daran liegt, nehmen wir Rilanja natürlich mit. Ich glaube, sie könnte überhaupt eine für dich sein. Sie ist nett, ausgeglichen, witzig und redet gerne. Ihr würdet euch blendend verstehen."
Sie selbst hatte mit Flynn ja auch wahnsinnig viel gemeinsam und so viel, worüber sie miteinander reden konnten. Es versprach jedenfalls interessant zu werden...
Der Leistungssportlerin schlug dann vor, wie sie seiner Meinung nach das Training angehen sollte, und wollte mit ihr aufstehen und sich dann anscheinend ihr Training abgucken. Sie warf Kadajj einen verwunderten Blick zu und fragte sich, ob sie dasselbe empfand.
"Gestaltet Wes dein Machttraining auch nach deinen Vorstellungen? Ich stehe jedenfalls um fünf Uhr auf und gehe dann sofort schwimmen. Die Übungen, die ich danach mache, sind für dich mit Sicherheit ungeeignet und wenn ich mich zwischendrin damit beschäftige, dir welche beizubringen, fällt mein Frühsport nicht mehr so intensiv aus, wie ich ihn brauche. Wir sollten das lieber komplett getrennt davon tagsüber machen. Dann habe ich auch wirklich Zeit für dich."
Erwiderte sie. Kadajj empfahl ihr, die Hügel in der Gegend komplett zu meiden, was das Klettern anging, und lieber in ein Gebirge weiter nördlich zu fahren, oder gleich nach Rattatak, wo alles voll von Bergen und Schluchten sein musste. Sie schlug vor, einen Ausflug in den Norden zu machen, und nannte sich Brianna in dieser Hinsicht ebenbürtig.
"Sehr gerne."
Freute sich die Silberhaarige, und nahm die Herausforderung bereitwillig und mit einem Augenzwinkern an.
"Ich habe zwar mehr Erfahrung im Fassadenklettern auf Nar Shaddaa als mit natürlichen Bergen, doch trotzdem wirst du mir das erst einmal beweisen müssen."
An ihrem Ziel angekommen fragte Brianna den Status bei ihren Mitstreitern ab. Kadajj klärte sie über die Bewaffnung des Shuttles auf und schlug vor, sich ihm von der Seite über das benachbarte Transportskiff zu nähern. Flynn stellte lapidar fest, dass sie nicht mehr weit weg seien.
"Aha. Gute Idee.
Ich seh's, Flynn. Somit handelt es sich um das Theta-Shuttle, das wir suchen."
Meinte sie, das Raumschiff im Blick. Sie pirschten sich an den Transporter heran, wobei sich Brianna mit der an Paranoia grenzenden Vorsicht bewegt, die unbewaffneten Nahkämpferinnen zu eigen war, die sich über eine weite offene Fläche mit wenig Deckung wagen mussten, trotz des Lichtschwerts in ihrer Tasche. Sie erreichten ihr Etappenziel und fanden einige stinkende Fässer mit flüssigem Torf.
"Erinnert mich an Gamorr."
Meinte die Echani-Padawan und rümpfte die Nase. Sie betrachtete ihr Zielobjekt um zu sehen, ob sich dort irgendetwas rührte oder man indes keine Notiz von ihnen genommen hatte. Plötzlich nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr und als sie erkannte, dass die Person eine gezückte Schusswaffe führte, gab sie den anderen ein Handzeichen und brachte sich einen Moment vor dem Schuss mit einem gewaltigen Sprung aus der Gefahrenzone. Akrobatisch und mühelos zog sie sich hoch und schwang sich auf das Dach des Skiffs, von wo aus sie sich wie ein Raubkuschelnager mit klopfendem Herzen an die Kante heranpirschte und sich bereits auf den Schützen stürzen wollte.
Dazu kam es jedoch nicht mehr. Kadajj hatte irgendwas geschrien, offenbar Flynn gerettet und das Feuer erwidert. Der vermeintliche Angreifer, ein tollpatschiger Gungan, hielt seinen alten Slugwerfer über den Kopf und rief panisch, dass sie ihn nicht erschießen sollte, während die rasende Rattataki den Eindruck machte, sie hätte ihn ohnehin lieber zerfleischt. Glücklicherweise ließ sie ihn jedoch das Weite suchen.
Brianna ließ sich fallen und landete sicher und leise auf dem Durabeton.
"Oh ja, und etwas Fallschule würde dir auch nicht schaden."
Fügte sie mit Blick auf den leicht lädierten Jungen hinzu, obwohl sie sich insgeheim dafür schämte, rein nach Instinkt gehandelt und völlig vergessen zu haben, dass sie dieses Mal nicht alleine kämpfte, und es andere Wesen gab, auf die sie aufpassen musste. Ihrer Freundin warf sie einen erleichterten Blick zu, dankbar, dass diese die Aufgabe für sie übernommen hatte.
"Auf Gamorr habe ich die Sümpfe aber nach Möglichkeit gemieden. Mit eurem Faible für Schlamm hättet ihr beide euch dort dagegen ziemlich wohl gefühlt, scheint mir. Vor der Rückfahrt macht ihr euch aber bitte sauber. Diesen Geruch ertrage ich nicht die ganze Fahrt über."
Feixte die Echani, die schon wieder grinsen konnte.
"Aber wir sollten uns in der Tat nicht lange hier aufhalten. Kommt, wir spurten schnell rüber zum Shuttle - unter dem Schiff sind wir im toten Winkel. Fühlst du irgendwas besonderes, Flynn?"
Dies konnten sie gefahrlos tun, da die Geschütze nicht so aussahen, als ob sie Ziele an seinen Flanken aufs Korn nehmen konnten. Für einen Moment überlegte sie, ob es nicht klüger wäre, sich dem Schiff langsam und betont unauffällig zu nähern, entschied sich jedoch dagegen. Wenn hier jemand etwas zu verbergen hatte oder sie aus anderen Gründen von ihrem Schiff fernhalten wollte, machte es keinen großen Unterschied, ob sie schnell oder langsam kamen, doch wenn sie schnell waren, standen die Chancen besser, dass man sie übersah, bis sie außerhalb ihres Blickfelds waren.
Nachdem der Padawan die Gelegenheit gehabt hatte, sich zu äußern, rief Brianna ein
"Los!"
Und legte die Distanz zwischen den Schiffen so schnell sie konnte zurück. Mit ihren Beinen machte ihr so leicht niemand etwas vor, wenn es ums Sprinten oder Springen ging. Die Transparistahlhalbkugel einer Holokamera mit Rundumsicht auf der Schiffsunterseite erkennend, drückte sie sich gegen eine der beiden Landestreben, um für eventuell feindselig gesinnte Schiffsinsassen unsichtbar zu sein, solange sie keinen gezielten Bioscan durchführten oder etwas vergleichbares.
"Haltet die Augen auf, ich muss mich konzentrieren."
Raunte sie den anderen zu, als diese das Schiff erreichten. Bevor sie irgendetwas versuchten wie die Laderampe herunterzulassen oder höflichst anzuklopfen, wollte sie erst selbst einen Blick von der Lage gewinnen und wenn möglich zu erkennen, in welcher Lage sich die Zielperson befand. Es mochte vielleicht mit dem Zwischenfall von eben zu tun haben, doch ihr ganz mieses Gefühl hatte sich inzwischen noch erheblich verstärkt. Den anderen sagte sie nicht, was sie vorhatte, da sie nicht wollte, dass die anderen demonstrierten, dass sie dasselbe in viel kürzerer Zeit bewerkstelligen konnten und sie so bloßstellten. Sie ging in die Hocke, um ein kleineres Ziel zu sein, senkte den Kopf, schloss die Augen und deckte sie mit der Hand ab, bevor sie sich an der ungeliebten, aber in dieser Situation wahrscheinlich sinnvollen Fertigkeit versuchte.
Es kostete sie geschlagene fast zehn Minuten, wovon sie etwa die Hälfte dafür aufwandte, den Ruf der Macht überhaupt erst einmal wahrzunehmen. Anschließend füllte sich die Dunkelheit vor ihren Augen langsam mit blauem Nebel, und schließlich formte er sich zu Personen. Sie konnte Flynns und Kadajjs Auren spüren. Ihr nächster Schritt war, darum zu kämpfen, ihren Radius der Wahrnehmung zu vergrößern und auf das Theta-Shuttle auszudehnen. Schließlich fand sie eine Präsenz (Aketos) und nur diese eine. Sie spürte genauer. Eine Frau... aber etwas war seltsam, sie fühlte sich ganz anders an als zum Beispiel die ihrer Freundin, aber sie meinte auch, eine vage latente Machtbegabung wahrzunehmen. Da war Ruhe, als ob die Frau schliefe, aber darunter befanden sich Spuren von Angst, Ungewissheit, Ratlosigkeit, als ob sie große Sorgen hätte, was die Zukunft anging. Vermutlich handelte es sich tatsächlich um die gesuchte Person, diejenige, die den Hilfeschrei in der Macht versandt hatte. Wirklich schade, dass sie ihn selbst nicht wahrgenommen hatte, so dass sie keinen Vergleich hatte und ihr somit die letzte Sicherheit fehlte.
Allerdings war es sicher genug. Brianna formte ein Bild von ihnen und ihrer Umgebung in ihrem Geist, und nahm es, ließ es wie auf einer unsichtbaren Strömung treiben, bis es sich mit der fremden Präsenz vereinte. Als das erledigt war, konzentrierte sie sich auf ihre Gefühle. Sie freute sich, ihr Ziel lebendig gefunden zu haben und hoffte, sie retten zu können (aber auch, dass sie überhaupt ihrer Rettung bedurfte und nicht alles nur ein Wasservogel war), aber sie war auch unsicher und fragte sich, was überhaupt los war. War sie eingesperrt oder was? Was hatte den Hilfeschrei ausgelöst? Auch dieses Bündel an Gefühlen schickte sie auf die Reise. Dann bemerkte sie, dass die Fremde sich rührte. Die Nachricht war angekommen und hatte sie offenbar geweckt. Die Ruhe wich zudem einer großen Verwunderung. Brianna hoffte, dass die andere Frau in der Lage wäre, mit ihr in Verbindung zu treten. Wahrscheinlich konnte sie gar nicht willentlich mithilfe der Macht kommunizieren, der Hilferuf war der Ansicht der Jedi nach eine instinktive Reaktion gewesen. Vielleicht gab es einen Kommunikator, oder Außensprechanlage, falls die Luft hier tatsächlich so rein war, wie es ihr nun erschien. Falls das Eingesperrtsein sie nicht daran hinderte, verstand sich...
Naboo, Keren Raumhafen - Unter der "Young Crucible" mit Aketos als Insassen - Flynn, Kadajj, Brianna