- Naboo - Theed - Supermarkt - Mit Al -
Seine Schwester war auf Lianna, hatte Aldridge ihr erzählt. Er musste ein gutes Verhältnis zu ihr haben, trotz der Entfernung, wenn er wusste welche Feuchtigkeitscreme sie verwendete. Riley hielt den Glastiegel in der Hand, den er ihr gegeben hatte. Sie kannte das Produkt nicht. Genau genommen kannte sie keine der Marken, die hier zum Verkauf angeboten wurde. Die Pflegeserie die sie normalerweise benutzte und alle anderen ihrer bevorzugten Hilfsmittel stammten aus einem anderen Markt, aus einem gänzlichen anderen Planetensystem. Sie hatte sie nie selbst gekauft, nie so wie hier, wo man die Ware in Regalen ausgestellt sah und physisch betrachten konnte, das echte Produkt statt nur eine Kopie davon. Es war wie früher, mit vierzehn, und in den Jahren davor. "Wenn du sagst, dass sie gut ist, teste ich sie." Riley legte die von Aldridge empfohlene Creme in seinen Korb, er suchte sich ebenfalls ein paar Dinge aus und sprach von einem Rasierer, den er benötigte. Davon bot der Supermarkt etliche an, sowohl für Männer als auch für Frauen. Riley hatte keine Verwendung dafür, nicht mehr. Sie hatte sich vor Jahren einer dauerhaften Haarentfernung unterzogen, überall dort wo es notwendig gewesen war. Es war Zarins Wunsch gewesen. Er liebte sie glatt und weich. "Ich schaue mich lieber hier noch um." Antwortete sie, als Aldridge wissen wollte ob sie mit zu den Lebensmitteln kommen wollte. Sie wusste, dass sie sich dort nur langweilen würde. "Kauf, was dir sinnvoll erscheint. Proteine für mich, wenig Kohlenhydrate. Ich mag Obst." Zählte sie auf, was sie benötigte und mochte. Das würde Aldridge wohl hinbekommen, dafür wurde er schließlich bezahlt. "Zum Frühstück mag ich Eier, mit Gemüse gebacken oder weich gekocht, alternativ Süßwurzel mit magerem Speck, nicht zu crisp, und einmal in der Woche Mandelriegel oder ofenfrische Croissants. Ich trinke frisch gepressten Saft dazu oder Gemüse-Shakes." Während sie das alles aufzählte, begutachtete Riley verschiedene Paletten mit Lidschatten. Sie hob eine Auswahl an verschiedenen Brauntönen hoch, beurteilte sie aber als zu dunkel für ihren Teint und legte sie wieder weg. "Wir fliegen nach Tatooine." Es war etwas, das sie kurzfristig beschlossen hatte. Naboo war ein hübscher Planet, aber ein schwieriges Pflaster um an die Art von Kontakten zu kommen, die Riley suchte. Das würde auf dem Wüstenplaneten anders sein. Dort würden sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: ein gutes Geschäft machen und mit den richtigen Leuten ins Gespräch kommen. "Ich seh mich noch ein bisschen hier um. Ein paar Dinge brauche ich noch." Dinge, die Aldridge nicht unbedingt sehen musste und die sie ganz gut alleine aussuchen musste. Selbst bei einem guten Verhältnis hatte es sicherlich Grenzen zwischen ihm und seiner Schwester gegeben. Riley ließ ihn stehen. Wenn sie vor ihm fertig würde, würde sie ihn schon finden, oder sie trafen sich an der Kasse. Sie hatte auch einen Bruder, doch sie hatte ihn nicht gesehen seit er ein Kind gewesen war. Es war seltsam, nichts über ihn zu wissen, nicht einmal wie er heute aussah. Sie könnte ihm hier und jetzt begegnen, rein theoretisch, und an ihm vorbei gehen wie an einem Fremden, ohne es zu wissen. Es tröstete sie lediglich, dass dieses Szenario vollkommen unrealistisch war. Riley war weit weg von Mandalore, weit weg von ihrem Zuhause und von allem das sie je gekannt hatte. Hier auf Naboo hatte sie niemanden, niemanden der wusste wer sie war oder woher sie kam oder ihre Sprache sprach. Auf ihren Armen stapelten sich zwei Boxen mit Feuchtigkeitstüchern und eine weitere mit Tüchern für Intimpflege. Sie war eine Fremde in der Fremde, dachte sie pragmatisch und ohne dies zu bedauern - und ließ im nächsten Moment ihre gesammelten Waren zu Boden fallen, als ein bekanntes Gesicht direkt vor ihr erschien und ihr den Weg versperrte. Zum Glück zersplitterte nichts. Die empfindlichen Teile hatte Aldridge bereits mitgenommen. Riley blieb stehen. Mit zusammen gepressten Lippen starrte sie geradewegs in die schmalen, schräg stehenden braunen Augen. Sie sagte kein Wort, obwohl es viel zu sagen gegeben hätte, und Venus schwieg ebenfalls. Sie war eine ätherische Schönheit: schwarze, glänzende Haare, dunkle Augen und mit Lippen, die von Natur aus in einem zarten Rosé schimmerten. Ihre Haut war hell, Sommersprossen tanzten auf ihrer niedlichen Stupsnase und jedes noch so kleine Lächeln von ihr betonte ihre feinen Wangenknochen. Männer liebten sie. Sie erlagen ihrer femininen Art, ihren fließenden Bewegungen und dem koketten Glitzern in ihren Augen. In einer anderen Zeit, in einem Setting von Ritterspielen und großen Liebesbeweisen hätten sie alle um sie gekämpft. Die Romantikerin in ihr ließ sich das gerne gefallen. Venus liebte es, erobert zu werden, aber sie spielte auch gerne mit dem Feuer.
Keine von ihnen wollte die Erste sein die sprach. Riley war der Meinung, dass Venus es ihr schuldete, den Anfang zu machen. Sie hatte sie für Wochen alleine gelassen als sie sie am dringendsten gebraucht hatte! Umgekehrt hätte Venus etliche gute Gründe aufzählen können, warum sie sich von Riley betrogen fühlte. Riley war diejenige gewesen, die verschwunden war, ohne ein Wort zu sagen, ohne es vorher abzusprechen. Wenn sich jemand zu entschuldigen hatte, dann Riley. Sturheit überwog jedoch auf beiden Seiten. Jede blieb stehen wo sie war, die herunter gefallenen Waren noch immer zwischen ihnen auf dem Fußboden verteilt. Schließlich zählte Riley mental bis zehn. "Das ist albern.", schoss es ihr irgendwo durch den Kopf. Sie war frei und sie würde ihre Zeit nicht verschwenden. Tief durchatmend wandte sie sich ab. Venus spiegelte ihre Bewegung. Sie wirkte gleichermaßen genervt, ohne aber aktiv etwas an ihrem Zustand zu ändern. Zusammen standen sie vor einem Regal mit Parfumflakons. Eine bauchige, tief orangefarbene Flasche hatte Rileys Aufmerksamkeit erregt. Der Hals der Flasche war leicht gebogen und zur Seite geneigt, die Form ähnelte einem Schwan. Riley roch zuerst an der Öffnung und sprühte einen Spritzer auf ihr Handgelenk. Das Ergebnis war nicht, was sie erhofft hatte. Unzufrieden verzog sie das Gesicht und stellte die Flasche wieder zurück, nur um zu beobachten wie Venus sie ergriff. Sie handelte schnell. Noch bevor Riley reagieren konnte, hatte ihre Freundin einen weiteren Spritzer auf sie gesprüht, diesmal in die Haare. Empört schrie Riley auf. Was sollte das?! Die Frauen fixierten sich, der tief sitzende Frust deutlich sichtbar auf beiden Seiten. Ohne den Blickkontakt zu brechen griff Riley wahllos nach einer Flasche, betätigte den Zerstäuber - und Venus tat es ihr nach, immer wieder, immer verbissener. Parfum legte sich auf ihre Haare, ihre Haut und ihre Kleidung. Umgeben von einer Duftwolke in der es schwierig wurde normal zu atmen, lieferten sich Riley und Venus einen stummen Kampf um Schuld und Sühne. Es gab kein Ziel in ihrer stillen Kommunikation, keinen rationalen Grund zu tun was sie taten. Sie wussten, dass sie beide zum Himmel stinken würden wenn sie fertig waren und keine von ihnen hatte besseres verdient. Erst als eine weitere Kundin ihren Kleinkrieg störte, Riley ansah als wäre sie eine Twi'lek mit zwei Köpfen und sich schließlich naserümpfend wieder zurück zog, besann sich Riley darauf, was sie eigentlich taten und wie sinnlos es war. Ohne ein Gespräch würden sie nichts lösen, das stand fest, ebenso wie die Tatsache, dass sie nicht den Anfang machen würde. Sie war nicht die Schuldige, sagte sie sich. Sie hatte das nicht geplant, niemand hatte das. Sie sammelte ihre Sachen auf. Venus sah ihr zu, mit vor der Brust verschränkten Armen. Sie sah ihr nach, wie sie davon stapfte in Richtung der Lebensmittelabteilung. Alles an Rileys Flucht war falsch. Sie hatte Zarin verlassen, ihn betrogen und hintergangen. Seit sie weg war, war Zuhause nichts mehr so wie es gewesen war. Venus folgte ihr langsam, ihr und diesem Mann, und Riley drückte ihren Rücken durch, die Augen geradeaus, in einer Wolke aus Blumen und Früchten und mehr Farben als ihre Nase im Stande war aufzunehmen.
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