Naboo

- Naboo - Theed - Raumhafen - Landebucht - Blue Orchid - mit Riley BB -X -

Trotzdem die Blue Orchid gerade still am Boden stand, meinte Aldridge das Surren des Antriebs zu hören. Er liebte das Geräusch, nicht weil er unbedingt ein Mensch riesiger Reiselust war. Sein Hirn war einfach noch immer auf die Arbeit in der Werft konditioniert. Ein laufender Antrieb bedeutete in der Regel das man Feierabend hatte. Den Teil seiner Aufgaben, das justieren der Agregate, war sein liebster gewesen. An so etwas filigranem wie dem Antrieb arbeiten zu dürfen hatte ihm mehr bedeutet als an der Aushülle der Versorgungsschiffe zu arbeiten. Dem Naboo wurde bewusst, das die Arbeit in der Werft eigentlich gar nicht so schlimm gewesen war, das einzige Problem war eben gewesen, das es nicht seine eigentliche Leidenschaft gewesen war Schiffe zu bauen.


„Oh Hallo!“

Entwich es ihm einige Oktaven höher als er es beabsichtigt hatte. BB Einheiten konnte man in nur eine Kategorie einordnen – extrem niedlich. Das quietschgelbe Model hier, das so lustig vor ihm hin und her kullerte, erinnerte ihn an eine Frucht. Der Naboo stellte seinen Werkzeugkasten auf den Boden und ging auf ein Knie. Er lächelte als er das leuchtend gelbe Metall betrachtete. Das kreisrunde Objektiv des Astromechs studierte ihn aufmerksam. Aldridge hörte die Hydraulik des magnetisch befestigten Kopfes...eine kleine Nuance zu stark. Er würde den kleinen Droiden demnächst genauer unter die Lupe nehmen.

„Ich bin Aldridge, der Mann der dich ab heute jeden Abend schön polieren wird, sodass du immer schön glänzt!“

Niedliche kleine Zitrone! Aldridge klopfte dem kleinen Kerl auf das Köpfchen, und bekam ein fröhliches Piepsen zur Antwort. Er raffte sich auf und überlegte..ja tatsächlich er hatte spezielle Öl Pflegetücher in seinem Werkzeugkasten, mit denen man Droiden gut pflegen konnte. Wenn die kleine Zitrone, BB-X ihm vertraute, konnte er vielleicht mal den magnetischen Kopf abnehmen und sich die Hydraulik und die Laufwalzen ansehen.

„Alles was ich bisher gesehen habe, sieht ganz ordentlich aus Riley“.

Wand er sich an seine Begleiterin.

„Aber ich finde es hier ein bisschen frostig. Ich schau mir nachher mal die Temperatur Kontrollen an.“

Aldridge musste grinsen als er Riley betrachtete. Sie hatte ihn eben gefragt ob seine Tasche alles sei, was er dabei habe. Er hatte Lust dazu sie zu fragen wieviele Platz des Frachtraums wohl für ihre Kleidung drauf ging. Sie wirkte irgendwie irgendwie fehl am Platze, auf eine anmutige und schöne Weise. Nicht das er ihr nicht zutraute zuzupacken, im Endefekt beweite das Schiff, die Blue Orchid - ein ganz krasser Mädchenname - bewies das sie verdammt viel drauf hatte, aber irgendetwas in ihm wollte nicht das eine zarte schöne Frau wie sie Dinge reparieren oder sich um Schiffsysteme kümmern musste. Und dennoch, er würde ihr einiges beibringen wenn sie es denn wollte.

„Aber zuerst schauen wir uns mal die Kombüse an..“

Zehn Minuten später blickte er Riley fassungslos an. Es gab hier kaum etwas, und er sprach von Lebensmitteln wie Kochutensilien, und was es gab war schlichtweg nicht gut genug. Wie hatte sie so auf Reisen überlebt? Mit Fraß und gefühlt nur einem Kochlöffel.

„Wir müssen egal was du geplant hast, nachher dringend noch einkaufen.“.

Er rieb sich die Finger.

„Aber erst sollte ich mein kleines Täschchen..“

Das „kleine Täschchen“ war ein recht dicker Seesack..

„..in meine Kabine bringen. Du hast die Kapitäns Kabine? Ich weis wie diese Frachter aufgebaut sind. Ich nehme die kleine Kabine direkt hinter deiner. Das ist am klügsten.“

Er wäre in Sekunden bei ihr, wenn Gefahr drohte.

- Naboo - Theed - Raumhafen - Landebucht - Blue Orchid - mt Riley, BB-X -
 
- Naboo - Theed - Raumhafen - Landefeld - vor der "Nightingale" - mit Jibrielle -

„Ich bin jetzt Lehrerin!“


Kam es Miranda schwer aber deutlich über die Lippen. Sie hielt sich an Jibrielle fest, hatte sich an sie gepresst. Das Schiff war gelandet, sie hatten nur noch Minuten...maximal. Und obwohl sie wusste, das Jibrielle und sie sich auf Lianna wiedersehen würden, fühlte es sich wie ein Abschied an, als hätte jemand ihr und ihrer Frau den Stecker gezogen..einfach so.

„Schon bevor das alles passiert ist hatte mich an der Bennington Highschool in Lola Curich beworben. Weist du das mit dem Tingeln durch Clubs...das erfüllt mich nicht mehr. Und nun...lange Rede, kurzer Sinn.. ich bin jetzt Lehrerin, ganz offiziell.“

Miranda ignorierte die Personen, die aus der mittlerweile ausgefahrenen Rampe der Nightingale traten, und blickte ihrer Frau in die Augen. Sie wollte ihr erzählen das sie jetzt demnächst neunmalklugen kleinen Hosenscheissern, sechzehnjährigen Teenagern Musik in jeder Facette beibrachte, und vielleicht sogar noch den Schulchor leiten würde...aber das war nicht wichtig, es blieb keine Zeit mehr für Smalltalk.

„Wann immer du wieder kommst. Heim zu mir, heim in dein Zuhause..dann werde ich da sein.“

Jibrielle war jetzt erst seit wenigen Stunden Ehefrau, und wusste schon wie ein Profi zu beschwichtigen. Jedi holten sie ab, dringlich, sofort.. Die Naboo wusste das ihre Frau nicht zu einem harmlosen Ausflug aufbrach. Jedi wurden wohl kaum gerufen, wenn es irgendwo in der Galaxie gerade friedlich war. Jetzt war es an Miranda, sich ebenfalls wie eine Ehefrau zu verhalten, die nicht minder schlechterer Profi war als ihr Pedant.

„Deine Freunde sehen zuversichtlich aus! Es wird sicher keine Probleme geben.“

Und wenn es Probleme gab? Wenn sie kämpfen musste und verletzt wurde? Was war, wenn sie nicht wieder kam? Was war wenn sie ihr einfach so weg starb, so wie ihre Mom ihrem Dad weg gestorben war? Miranda war sich nicht sicher, ob sie ein Leben ohne sie leben konnte. Das ging nicht mehr.

„Ich bin da, wenn du heim kommst.“

Sprach sie wie ein Mantra, und ignorierte diese kuriose Kamera die sich langsam surrend absenkte und neben den beiden auf dem Landefeld zur Ruhe kam. Sie mussten nur noch die Bilder aus dem kleinen Auffangkörbchen nehmen, das unter dem Gerät befestigt war...am besten gleich.. die Jedi kamen näher. Apropos! Miranda langte an Jibrielles Hosentasche, und griff nach dem wertvollen Inhalt. Fast hatte sie das vergessen!

„Jib. Ich mache keinen Unfug damit, versprochen.“

Appelierte sie an Jibrielles Vertrauen in sie, als sie den kleinen Schrecken in ihren Augen gesehen hatte, der ihr aufs hübsche Gesicht gehuscht war als sie nach ihrem Lichtschwert gegriffen hatte. Selbst wenn das hier nicht Jibrielle gewesen wäre, der sie so zugetan war wie keinem zweiten Menschen, sie hätte die Waffe die jetzt in ihrer Hand ruhte blos mit extrem langen Fingern berührt. Nicht nur weil sie Angst hatte sich oder ihr Gegenüber versehentlich zu ermorden, es war eine Jedi Waffe..etwas das Respekt verdient hatte.

„Ich brauche da nur eine Kleinigkeit von dir. Weist du wenn ich dich schon mit den Hütern des Friedens teilen muss, und das für alle Zeit..“

Oh sie war eine eifersüchtige Geliebte! Miranda wäre am liebsten zu Jibrielles Ordensbrüdern und Schwestern, die mittlerweile einfach nur neben der Rampe standen und auf ihre Frau warteten, gelaufen und hätte sie in die Flucht geschlagen. Was sollte man sonnst mit Menschen machen, die ihr ihre Jibrielle entrissen?

„...Kann ich mir was von den Jedi zurück fordern..“

Die ehemalige Djane hielt das Lichtschwert mit seinen Enden weit von sich weg, während sie in ihre Umhängetasche griff, ein kleines verschließbares Flimsiplast Tütchen und ihre Schatulle mit ihrem Feinwerkzeug hervor holte.

„Weist du...ich könnte das alles hier aufhalten indem ich dein Lichtschwert nehme und einfach weglaufe. Dann musst du mich einfangen und es dir zurück forden. Und weil ich bezaubernd bin und du mich ganz schön süß findest, wirst du es nicht übers Herz bringen..weil ich eben süß bin. Und dann kannst du nicht weg und bleibst für immer mit mir zusammen!“

Erläuterte Miranda ihren kaum ernst gemeinten Scherz und zwang sich zu einem sanften Lächeln, obwohl ihr die Augen feucht wurden. Selbst wenn diese Mission vorüber war...Jib würde zur nächsten aufbrechen müssen. Miranda würde viele Momente ihres Lebens nicht mit ihr teilen können, nicht den Weg mit ihr gemeinsam gehen können.

„Ich brauche nur einen Hauch, quasi nur die Essenz des Ganzen..“

Erklärte die Naboo als sie ganz sachte mit einem Metallschaber über ein winzige Fläche des Lichtschwertes fuhr. Anteile von der Fläche so Groß wie drei Staubkörner vielen von der Waffe ihrer Frau in das Tütchen. Auf dem Lichtschwert zeigte sich nicht einmal eine Spur der von Miranda herbei geführten „Verletzung“. Sie zog ihren braunen Haaring ab, den Jib ihr nach ihrem Antrag gebastelt hatte und steckte ihn ebenfalls in die Tüte.

„Es gibt in der Stadt einen Künstler, der kann nicht nur Ringe schmieden, nein er ist sogar in der Lage oranisches Material, und eben Metall zu herrlichen Steinen zu machen. Ich will was von dir bei mir haben, wenn du nicht da bist. Und naja...das hier...“

Sie reichte Jibrielle ihr Schwert zurück.

„...gehört zu dir...und jetzt eben auch zu mir....Sag mir eines Jibrielle Dari Trineer..“

Es war der Moment gekommen, in dem sie ihr eine gute Reise wünschen musste, in dem sie ihr ein „pass auf dich auf“ oder ein „Aufwiedersehen“ oder irgend eine andere Abschiedsfloskel mitgeben sollte. Miranda konnte es nicht. Denn dann wäre es real...

„...liebst du mich?“

Gute Reise mein Herz.

„Ich liebe dich...so richtig zimtig..“

Sprach sie Jibrielles erste Intention von ihr in der Macht an... Miranda sulte sich für einen Herzschlag in der Erinnerung an die ersten Stunden mit ihr..Sie zog jede Nuance von Jibrielle in sich auf, wollte das sich jedes Detail ihrer Frau sich in ihr Hirn einbrannte, fester als es sowieso schon der Fall war. Grüne Augen, die Zahnlücke, die schönen bruinetten Haare....die Wärme ihrer Haut und die Liebe die sie ihr mit ganzer Seele entgegen schrie.......Gute Reise mein Herz.

- Naboo - Theed - Raumhafen - Landefeld - vor der "Nightingale" - mit Jibrielle -
 
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Innerhalb von nur wenigen Minuten zogen sich Rileys Augenbrauen gleich mehrmals kritisch zusammen. Das erste Mal passierte es, als Aldridge den Kopf des Droiden tätschelte, das zweite Mal als er die Ausstattung der Küche bemängelte und schließlich, als er verkündete, nicht das Schlafzimmer zu beziehen, das sie für ihn ausgedacht hatte. Er wollte die Kabine hinter der ihren, das Quartier des ersten Offiziers, und ihr Gesicht entwickelte ein Eigenleben.

“Aber ich habe schon dieses Zimmer für dich hergerichtet.“

Beeilte sie sich einzuwerfen und deutete auf den Raum neben dem Workshop. Sie hatte alles gut durchdacht. Dieser Raum lag am weitesten von ihrem Schlafzimmer entfernt. Dass sie zusammen ein und dasselbe Schiff bewohnen würden, bedeutete nicht, dass sie direkte Nachbarn sein mussten. Eine gewisse Distanz war nötig, für alles, und außerdem war das Zimmer, auf das Aldridge es abgesehen hatte, bereits anderweitig vergeben.

“Es ist viel näher an der Küche, viel näher am Maschinenraum… das ist dein Bereich, also bist du hier. Das ist am klügsten.“

Argumentierte sie.

“Ich fliege das Schiff, daher bin ich in Cockpitnähe.“

Vollkommen unpassend stieß BB-X neben ihnen so etwas wie einen Protestlaut aus. Ja, sie wusste, dass er einen essentiellen Anteil zur Steuerung des Schiffs leistete. Der Droide berechnete die Hyperraumsprünge, unter anderem. Das war nicht unwichtig. Riley ignorierte ihn trotzdem. Sie hatte gelernt zu fliegen als sie noch nicht ganz dreizehn Jahre alt gewesen war. Ihr Onkel hatte es ihr beigebracht. Sie erinnerte sich an die Flugstunden mit ihm, an seine Geduld und ihre eigene Neugier. Auf Mandalore war es normal, in diesem Alter alles zu lernen, das es für Heranwachsende zu wissen gab. Sie hatte als fast erwachsen gegolten. Dass das alles bereits mehr als fünfzehn Jahre her war, machte keinen Unterschied, dafür sorgte Rileys gutes Gedächtnis, und jedes Mal wenn die „Blue Orchid“ vom Boden abhob, lernte sie wieder dazu.

“Und wenn dir der Raum zu klein ist, kannst du auch noch eines der anderen Zimmer nutzen. Die stehen ohnehin leer.“

Ihre Argumente waren logisch und schlüssig. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, wartete darauf, dass er nachgab und seinen geschulterten Sack in den Raum warf, dessen Tür bereits weit geöffnet war. Besonders standfest konnte Riley May nach außen nicht wirken. Sie war nicht gut darin, ihre Meinung durchzusetzen. Zarin hätte ein solches Verhalten nicht toleriert.

“Was willst du überhaupt einkaufen?“

Fragte sie, um vom eigentlichen Thema abzulenken. Das war etwas, das sie besser beherrschte. Sie gab vor zu überlegen und ließ sich mit ihrer nächsten Frage Zeit, als traute sie sich nicht sie zu stellen. Männer liebten das, wenn sie das Gefühl hatten, das von ihrer Antwort alles abhing.

“Kann ich mitkommen?“

Es wäre besser, als alleine auf dem Schiff zu bleiben. Hier gab es nichts zu tun, keine Bibliothek aus der sie sich Bücher ausleihen konnte, keinen Computer der über einen Zugang zum Holonet verfügte. Nicht einmal der Ausblick nach draußen war schön, sie blickte lediglich gegen eine lieblos betonierte Wand in der Landebucht. Zuhause war das anders. Riley vermisste ihr Fenster. Sie vermisste ihr Fenster und den Garten tief unter ihr. Für lange Zeit war das ihre ganze Welt gewesen. Jetzt wollte sie sehen, wie die Welt aus dem Blickwinkel anderer aussah.

- Naboo – Theed – Raumhafen – Blue Orchid – Mit Al und BB-X –
 
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Aldridge runzelte die Stirn, hatte sie denn vergessen was gewesen war?


"Wir brauchen noch Vorräte und Küchenuntensilien, eventuell noch ein paar Werkzeuge. Und klar kannst du mitkommen."

Wischte er die letzten Themen mit zwei Sätzen beiseite um sich dem Hauptthema zu wittmen.

"Hast du vergessen was dir fast in meinem Speeder passiert ist? Ich konnte die Typen gerade so abwehren. Und da war nur Zentimeter von dir entfernt."

Er sah sich selbst, gefesselt und überdreht. Er stand Jules Agathon gegenüber, der ihm seine Mutter entriss. Angeschrien hatte er ihn, und Jules hatte nur gelacht. Er hatte es nicht verhindert. Bei allem was ihm heilig war, seine Hände waren nicht gefesselt, und er würde nicht zulassen das jemand Riley mitnehmen würde. Auch dieser ominöse Mann nicht..

"Es ist sehr lieb von dir, das du dir Gedanken gemacht hast, auch das du den Raum hier vorbereitet hast..."

Der Naboo befand sich emotional in einer Zwickmühle, denn einerseits wahren seine Intentionen richtig, und sein Wunsch der Sicherheit wegen in ihrer Nähe zu sein war berechtigt, aber ihre Argumente waren auch nicht von der Hand zu weisen..zudem war das ihr Schiff. Aber trotzdem...

"Aber schau.."

Er nahm den Werkzeugkasten vom Boden auf, und stapfte mit langen Schritten in Richtung der Kapitänskabine davon...BB-X rollerte ihm hinterher, pfeiffend. Für den Fall das Riley ihm nicht folgen mochte, zählte er seine Schritte die ihn in einem Kreis durchs Schiff führten lauthals mit. Dieses Frachtermodel war nicht riesig genug, als das man sich nicht mehr hören konnte..

"Zwanzig Schritte. Das können zwanzig Schritte zuviel sein im Notfall. Ich muss in deiner Nähe sein, um auf dich acht zu geben".

Er stapfte entschlossen zu der kleinen Kabine die an die des Captains grenzte, öffnete die Tür und warf seinen Seesack hinein.

"Die kleine Kabine ist gut für mich. Danke."

Sollte sie ihr Schiff doch lenken, er war Techniker, Koch und ihr Aufpasser in einem.

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- Naboo - Theed - Raumhafem - Landebucht - Blue Orchid - Mit Al -

Riley sah ihre Felle davon schwimmen, als Aldridge seinen Sack voller Habseligkeiten in die Kabine des ersten Offiziers warf. Er hatte nichts wie "basta" oder "Ende der Diskussion" gesagt, doch sie sah, dass er seine Meinung nicht ändern würde und fürchtete, dass jedes weitere Wort von ihr ihn nur wütend machen würde. Sie wollte ihn nicht wütend. Schutz brauchte sie, hatte er gesagt, und das stimmte. Seit jenem Tag in Aldridges Speeder hatte sie zwar keinen von Zarins Männern mehr gesehen, doch das bedeutete nichts.

"Ich habe es nicht vergessen."

Beantwortete sie Aldridges eigentlich retorische Frage. Über Rileys Kopf hing ein Damokleschwert. Wie hätte sie das vergessen können. Sie schloss ihren Mund, weil sie für den Moment nichts mehr sagen konnte. Vielleicht würde sie es später noch einmal versuchen, zum Beispiel wenn er zufrieden mit der neuen Kücheneinrichtung war und eher bereit war Kompromisse einzugehen. Jeder Mensch hatte Schwachpunkte, die ihn weich und zugänglicher werden ließen. Zarins hatte Riley gekannt, wenn auch nur selten genutzt, jetzt musste sie Aldridges finden.

"Dann können wir jetzt direkt los?"

Fragte sie.

"Oder hast du vorher noch etwas zu erledigen?"

Wenn es nach ihr ging konnten sie sofort aufbrechen. Aldridge schüttelte den Kopf, schloss die Tür seines vermeintlichen Quartiers und Riley sah Megans Zimmer im wahrsten Sinne des Wortes vor ihren Augen verschwinden. Ihre Freundin würde ihr den Kopf abreissen, das war so klar wie der sichere Treffer eines Mandalorianers.

"Du hast gesagt wir brauchen Vorräte. In was für einen Laden fahren wir?"

Wollte sie wissen als sie nach draussen gingen und das Schiff abriegelten. Sie dachte an ihre leeren Schränke, nicht die in der Küche, sondern die, in denen sich unter normalen Umständen Kleider, Schmuck und Kosmetika hätten stapeln sollen. Diese Schränke musste sie dringend auffüllen. Nie hatte sie in ihrem Leben so wenig besessen wie jetzt.

"Ich brauche nämlich auch noch ein paar Sachen."

Sagte sie. Aldridge mochte mit einer einzigen Tasche Kleidung auskommen, aber sie konnte das auf Dauer nicht. Keine Frau, die über Jahre hinweg einen begehbaren Kleiderschrank besessen hatte, hätte das gekonnt. Rileys Ankleidezimmer war bis zur Decke gefüllt gewesen. Sie hatte Kleider besessen die sie nur ein einziges Mal getragen hatte. Dagegen lief sie heute schon wieder in einem der wenig spektakulären Tageskleider herum von denen sie gerade mal eine Handvoll in einer Boutique hier auf Naboo gekauft hatte. Kleidung von der Stange. Das wäre ihr früher nicht passiert.

"Was war das noch mal für ein Sport, den du professionell gemacht hast?"

Fragte Riley. Sie hatte gerade auf einer Werbetafel ein ein gunganisches Schwimmteam gesehen.

"Und hat es dir Spaß gemacht, oder hast du es nur getan weil du gut darin warst?"

Sie dachte an ihre Anfänge beim Dakam. Freude an den Bewegungen und Figuren hatte sie erst entwickelt, als sie begonnen hatte Erfolge zu erzielen und sie gemerkt hatte wie sich ihr Körper begonnen hatte zu verändern. Ihre Arme waren fester geworden, ihre Oberschenkel stärker und ihr Nacken weniger verspannt. Freude kam durch Erfolg, das war meistens so. Die Frage lautete also, wie erfolgreich war Aldridge gewesen?

- Naboo - Theed - Raumhafem - Landebucht - Blue Orchid - Mit Al -
 
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Da er seinen Speeder ebenfalls Diona überlassen hatte, mussten Riley und er ein paar Meter zusammen gehen. Direkt am Raumhafen gab es eine Hoover Taxi Station. Aldridge lächelte wehmütig als sie ihn auf seine Sport Karriere ansprach.


Einen Vollkontaktsport. Diskus hab ich gespielt.“

Und wie. Er dachte nicht einmal an den Meistertitel, diesen einen glorreichen Höhepunkt seiner Karriere. Er hatte es jede freie Minute gespielt, seit seinem zwölften Lebensjahr, jede Sekunde auf dem Feld genossen. Hätte man Pathos nennen können, war aber keiner.

Ist nicht so berühmt wie Gravball, aber wird immerhin auf diversen Planeten gespielt.“

Er dachte über ihre andere Frage nach, ehrlich, und fand die Antwort sehr schnell. Sport war das einzige in seinem Leben, bei dem er sich wirklich zu hundert Prozent sicher gefühlt hatte.

Ich hab Diskus gespielt weil ich es geliebt habe, und weil ich gut darin war. Ein sehr aufregender Sport, sehr rasant, man braucht Kraft, Schnelligkeit und Reaktion zu gleichen Anteilen. Tja leider...“

Aldridge unterbach als er in kurzer Entfernung ein Taxi dahergleiten sah, und pfiff es heran.

...kann man sich da schon mit mitte Zwanzig quasi als Veteran bezeichnen..“

Er öffnete ihr die Tür zum Taxi, so wie er es schon in dieser verhängisvollen Nacht getan hatte, vor ein paar Wochen. Und als er ihr beim einsteigen zusah, da klopfte diese Stimme wieder in seinem Kopf an, und fragte ihn was er da tat. Sie war eine Fremde, und er ging einfach mit ihr mit.

Bin ab meinem 12 Lebensjahr gefördert worden, hab eine Sportschule besucht und trotzdem gedacht ich werde Polizist. Mit 17 habe ich dann meinen ersten Profi Vertrag unterschrieben..“

Riley hatte ihm Platz gemacht, und Al lies sich neben ihr in die zu weich gepolsterte Rückbank sinken. Wie immer musste er beide Beine stark anziehen, er war einfach zu klobig für alles..er musste unbedingt irgendwann mal Kashyyk besuchen, da wäre er ein Wicht und hätte überall Beinfreiheit.

Eine schöne Zeit war das.. aber sie war sehr schnell vorbei... Heute gehe ich nur noch Boxen und Joggen..und das nur zum Spaß.“

Genug schwandroniert, wies er sich selbst an, und wies den Fahrer, einen älteren Menschen an..

Oontari Market bitte Sir“.

Das Taxi surrte mit seinen ungleichen Pasagieren davon, und liesen die trivialen Gedanken über Bord am Raumhafen stehen. Aldridge erinnerte sich wieder daran, das er ohne Riley längst tot gewesen wäre. Der Naboo legte den Kopf an den Rückenlehne und studierte seine neue Bekannte mit aufmerksamen Blick. Seine Hände ruhten in seinem Schoß.

Der Oontari Market ist so ein „alles in einem“ Ding. Von Werkzeugen bis Klamotten zu Makeup haben die da alles..“

Er hatte ihr viel über sich verraten, aber kaum etwas über sie erfahren. Eigentlich empfand er es als unhöflich jemanden so direkt zu fragen, nein eher auszufragen. Und dennoch, ein bisschen was musste er einfach wissen...ein ganz erhebliches bisschen was.

Was für ein Mensch..oder welche Spezies auch immer...verfolgt jemanden wie dich? Verzeih meine Neugierde..aber...“

Er sah einfach nur dieses sehr feminime Wesen, diese zierliche Frau neben sich...wer wollte jemandem wie ihr was?

- Naboo - Theed - Taxi Gleiter - Straßen - mt Riley -
 
- Naboo - Theed - Taxi - Mit Al -

Viel Sport hatte sie nie geschaut. Zarin war ein Fan von Rennen, davon hatten sie jede Menge gesehen, Swoop, Podracer, alles was es gab. Man konnte gut darauf wetten, ebenso auf Boxen. Zwei Männer die sich gegenseitig das Gesicht einschlugen, Riley hatte nie verstanden was die Leute daran fanden. Sie verstand wohl den sportlichen Effekt, die Körperbeherrschung und die Taktik, doch das war nicht das was die große Mehrheit begeisterte wenn ein Kampf zwischen zwei Schwergewichten zum Großereignis ausgerufen wurde und sich zum schillernden Event der High Society verwandelte. Zarin liebte lediglich den Wettaspekt. Er liebte es zu gewinnen und er liebte es, Riley an seinem Arm vorzuführen, tief dekolletiert, glitzernde Steine um ihren Hals. Für die Sportler selbst hatte er nichts übrig. "Versager." Nannte er sie. Nur wer zu nichts anderem fähig war ließ sich für Geld den Schädel einschlagen und die Gehirnzellen wegblasen. Riley dachte, dass vielleicht nicht jeder von ihnen eine Wahl gehabt hatte. Sie sympathisierte mit Männern, die echte Kämpfer waren, ihr mandalorianisches Herz konnte nicht anders, doch das hätte sie niemals laut sagen dürfen.

"Dann hast du fast dein ganzes Leben beruflich Sport getrieben."

Das Spiel, das Aldridge professionell betrieben hatte nannte sich Diskus. Riley kannte es nicht.

"Bis...Mitte zwanzig, schätze ich?"

Sie hob eine Augenbraue. Das war kein Alter um aussortiert zu werden. Was sollte man mit sich anfangen, mit nicht einmal dreissig, ohne Studium oder Erfahrung in einem praktischen Beruf und ohne dass man sonstige Fähigkeiten oder Kenntnisse vorweisen konnte? Riley fragte sich, wo der Spiegel war in den sie gerade hinein blickte. Ihr Leben war ein völlig anderes gewesen, doch ihr Problem war genau das selbe.

"Mir sagt das nichts, Diskus. Ich kenne nur Gravball."

Gestand Riley.

"Aber du musst einer der Besten gewesen sein, wenn du gefördert worden bist und dann in der Profi-Liga gespielt hast. Das klingt ziemlich beeindruckend."

Vor allem klang es danach, als hätte Aldridge es ziemlich einfach gehabt. Er war unterstützt worden, er hatte tun können was er wollte, seine Leidenschaft war zu seinem Beruf geworden. Das war die Art von glücklichem Leben nach dem er ausgesehen hatte, bevor sie ihn wieder getroffen und bevor er vor einem Scherbenhaufen gestanden hatte. So oder so ähnlich hätte es auch für Riley sein können. Als junges Mädchen hatten ihr noch alle Türen offen gestanden - und sich später an einem einzigen Tag alle geschlossen. Sie führte ihren Blick zuerst aus dem Fenster hinaus, als Aldridge nach ihr fragte und wünschte sich das Taxi würde schneller fahren, endlich ankommen und ihr die Gelegenheit geben auszusteigen und einer Antwort zu entkommen. Er wollte Dinge wissen von denen er nichts verstand und die er nicht verstehen konnte, Dinge die sein Bild von ihr nachhaltig prägen würden und sie war nicht sicher ob sie das wollte. Schon jetzt sah er sie als schutzbedürftig und das stimmte, sie brauchte Schutz, doch sie wollte nicht schwach sein. Sie wollte endlich wieder das sein wozu sie geboren worden war und doch nie hatte sein können: eine Frau Mandalores, eine Kämpferin.

"Was ist das Allerwichtigste, das Wertvollste das du besitzt?"

Wollte Riley wissen, ohne wirklich zu erwarten dass Aldridge ihre Frage beantwortete.

"Vielleicht dein Ehering, ein teures Familienerbstück, eine Erinnerung an deine Eltern? Stell dir vor, etwas das unersetzlich für dich ist, ist verschwunden und du bist der festen Überzeugung, dass es jemand gestohlen hat. Du glaubst sogar zu wissen wer."

Riley schaute ihn an.

"Was würdest du tun? Du würdest alles daran setzen es zurück zu bekommen - und die Person zu finden, die es gestohlen hat."

Ihre eigenen Worte schnürten ihr die Kehle zu, sie waren eine Anklage gegen sie selbst.

"Wenn sie es denn wirklich war."

Konnte man überhaupt stehlen, was in Wahrheit niemandem gehörte? Durfte man als gestohlen melden, was freiwillig verschwunden war? Schuld und Unschuld lagen oft dicht beieinander, zu ähnlich um beides nahtlos zu trennen und manchmal wusste Riley selbst nicht auf welcher Seite sie eigentlich stand.

- Naboo - Theed - Taxi - Mit Al -
 
- Naboo - Theed - Taxi Gleiter - Straßen - mt Riley -

Sie sprach in in Rätzeln und auch nicht. Aldridge konnte ihren rhetorischen Fragen folgen, las daraus aber auch das sie ihm nichts sagen wollte..vielleicht noch nicht. "Ich habe etwas was er will", hatte sie damals gesagt..etwas rein materielles konnte es nicht sein, stellte er für sich fest. Sie hatte nichts bei sich gehabt, gar nichts als er sie damals mit in sein Heim genommen hatte. "Er".. Aldridge wusste nicht wer das genau war, und erinnerte sich an Worte von Jules Agathon..gehört in Zeiten in denen der Mann nicht irre gewesen war. "Meistens ist das einfachste, das naheliegenste die Wahrheit". Worte die durch den späteren Fall Agathons nicht an Wahrheit verloren hatten. "Er" musste ein eifersüchtiger Ex sein, ein egomanischer Mistsack der so wenig Selbstvertrauen hatte das er seiner Ex Schläger hinterher schickte um sie zu ängstigen
.

"Gegenstände sind nicht wichtig. Sie nützen einem auch nichts wenn sonst und nichts und niemanden mehr hat."


Al lächelte bitter. Hätte er nicht fast all alles bis auf ein kleines Sicherheitspolster an Diona gegeben..er wäre rein materiell ein reicher Kerl gewesen. Seine Mutter war sehr gut versichert gewesen, hatte über Jahrzehnte in eine Lebensversicherung eingezahlt und war im Dienst gestorben..für die Versicherung ein Supergau der beiden Geschwistern jeweils 500.000 Credits eingebracht hatte. Er hatte sich lange nicht mehr mit Miranda unterhalten, wusste aber das sie genau wie er alles gern wieder hergegeben hätte um ihre Mutter wieder zu bekommen. Die Zeiten in denen Miranda und er mit billiger Pasta und Ketchup das Essen für den Monat gesichert hatten..pleite ... in ihrer Wohnung auf Lianna...diese Zeiten waren so viel mehr wert gewesen als das hier und jetzt..

"Ich würde mich hinsetzen und für diese arme Person beten. Denn wer Dinge stehlen muss, hat Mitleid verdient."

Ging Aldridge mit seiner Antwort auf ihre Metaphern ein. Sie hatte etwas was "er" haben wollte. Konnte es sein das.. Diona hatte mit Rosie etwas gehabt, das er hatte lieben und beschützen wollen..vielleicht...

"Wie lange bist du schon von deinem Ex weg Riley?
"

Aldridge suchte ihren Blick und fand Ablehnung. Er hakte dennoch nach, aber nicht ohne ihr ein Sicherheitsnetz zu bieten und sich selbt zu offenbaren.

"Du musst mir nicht antworten. Wirklich nicht. Aber weist du da gab es mal einen Typen..der hat ganz kurzer Zeit alles was ihm lieb war verloren. Seine Eltern, seine Frau und..."


Er musste sich sammeln
.

"...als er seine winzige Tochter in den Händen hielt, und ihr dabei zusehen musste wie sie ganz leise starb..da verlor er sich gleich mit."

Aldridge sah sie nicht an während er mit ihr sprach...blickte stattdessen lieber in die Stadt hinaus...seine Heimat. So absolut vertraut und seit neuestem auch fremd...

"Und eines Tages hat dieser Typ beschlossen das er...das er.. er hatte keine Kraft mehr und wollte das er endgültig verloren ging.. dann kam jemand in sein Leben, nahm ihn bei der Hand und meinte..."ich bin eine gute Zuhörerin"...und sie hat zugehört..und ihm ging es sehr viel besser"...

Aldrige wand sich Riley zu und lächelte sie aus vollem Herzen an, dankbar für das was sie getan hatte.

"Darüber reden hilft, und wenn man nur mit dem Klotzkopf redet der mit einem im Taxi sitzt."

Nach dem vermuteten Baby fragte er sie nicht...

- Naboo - Theed - Taxi Gleiter - Straßen - mt Riley -
 
- Naboo - Theed - Norden - Haus der Trineers - mit Lusanda -

Sie saßen sich gegenüber, beide ausser Atem, Waffenstillstand. Graham kannte Lusandra so lange wie er Deanna kannte. SO energisch hatte er sie noch nie erlebt, sie ihn aber ganz sicher auch nicht. Graham war nie ein Freund von Konflikten gewesen, scheute sich aber auch nach wie vor nicht unbedingt für seine Rechte einzustehen.


Wir kümmern uns jetzt um diese Kiste. Danach wittmen wir uns wieder dem anderen Thema.“

Kündigte Lusandra mit gewichtiger Stimme an, ihre bernsteinfarbenen Augen fixierten seine. Währe sie nicht Deannas Schwester gewesen, hätte sie nicht genau wie er gelitten, Graham hätte sie vor die Tür gesetzt. „Das andere Thema“ stellte für ihn nichts weniger als eine bodenlose Gemeinheit und Frechheit dar. Sie war einfach vor seiner Tür aufgekreuzt und hatte beschlossen Deannas Kleidung zu spenden. Graham würde nichts her geben! Nichts was ihr gehört hatte, würde dieses Haus verlassen! Da konnte seine Schwägerin noch so vor sich her wüten.


Das andere Thema ist beendet. Und wenn du..“

Er rang nach Worten..

...noch einmal damit anfangst,...dann..“

Dann was? Graham war ratlos und ärgerlich zu gleich. Und müde war er auch, und kraftlos. Graham wollte einfach das sie ging, er brauchte noch Ruhe bevor er nachher los musste. Die Baufirma war bereit, alles wartete nur noch auf sein OK.

WAS? Willst du mich dann übers Knie legen?“

Ich könnte es versuchen.“

Niemand lachte. Beide starrten sich an. Niemand würde es versuchen den anderen übers Knie zu legen. Der richtige Kampf fand jetzt und hier an diesem Tisch statt, und Graham hasste es, das sie so grausam zu ihm war. Gerade heute.

Mach sie schon auf!“

Mit „sie“ war der Flimsikarton gemeint, der zwischen ihnen beiden auf dem Küchenthresen stand. Die Beweismittel im Fall Agathon waren wieder frei gegeben worden, der Fall geklärt und abgeschlossen. Das Leben ging weiter, und Deanna würde von den Offiziellen beim TPD vergessen werden, trotz dieser heuchlerischen Gedenktafel. Graham überlegte kurz den Karton öffnen, und lies es dann. Er saß nur hier, weil sie es wollte, er hatte sich eben lauthals wegen der Kleidung seiner Frau streiten müssen, weil sie es gewollt hatte. Es hatte in seinem Leben schon einmal Zeiten gegeben in denen er bevormundet worden war, in denen andere über ihn bestimmt hatte. Er erinnerte sich zu gut an den sechzehnjährigen Jungen, der ein dieses hübsche Mädchen geschwängert hatte und sich vor dessen riesigen Vater fast in die Hosen gemacht hatte. Er war kein Junge mehr, und bestraft gehörte er heute wie damals nicht.

Geh nach Hause Lucy!“

Der Satz kam mit einer Bestimmhteit, die keinen Raum für Interpretationen lies. Seine Schwägerin lies das kalt. Die kleine untersetzte Frau ihm gegenüber, verzog keine Miene, verschränkte die Arme und ging nirgendwohin.

Dir kann man nicht mit Vernunft beikommen.“

Kam es ihr nach weiteren Momenten des Schweigens über die Lippen, und Graham wollte schon erleichtert durchatmen als die kurzen Ärmchen Lusandas vorschnellten nach der Kiste langten und sie einfach umdrehte. Eine ganze Kasskade von Gegenständen rasselte heraus, doch Grahams Augen folgten nur dem winzigen Stück Metall, das samt Tütchen einmal auf die Tischplatte aufklackte um dann auf dem polierten Steinboden zu fallen. Sein Barhocker viel um als Graham aufsprang und nach dem Tütchen langte. Es war ihr Ehering..

WARUM TUST DU MIR DAS AN !“

Es war keine Frage, es war nicht weniger als eine Anklage. Der Archtiekt besah sich diesen Schatz in seinen Händen, der Ring war völlig verbogen..er wusste das Jules ihn ihr weggenommen und ihn eingeschlagen hatte..

Wenn DU deine Schwester so einfach vergessen kannst! WENN DU SO EINFACH WEITER LEBEN KANNST! DANN TU DAS!“

Er hatte niemals gern die Stimme erhoben, in seinem ganzen Leben nicht. Er war sogar bei der Erziehung seiner Kinder gänzlich ohne dieses erbärmliche Mittel der Wahl ausgekommen. Wer rumbrüllte bezeugte damit nur seine Unsicherheit. Graham war unsicher, und wollte nur noch in sein Bett... Gute Güte! Der Ring war verbogen.

GEH ENDLICH!“

Kam es laut und grollend aus seiner Kehle, als er hecktisch an ihr vorbei rannte und die Treppen in den Keller so rasant nahm, dass er fast stürzte..

Ich repariere das schon! Ich repariere das!“

Versprach er seiner Frau, und riss die Schublade mit seinem Werkzeug auf, es war ihr Ring, er hatte ihn ihr geschenkt und ihr ein Versprechen gegeben...der Ring gehörte IHR.

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Sie wusste nicht, ob es eine ehrliche Antwort war, die er ihr anbot, oder lediglich eine politisch korrekte. Würde Aldridge wirklich für jemanden beten wollen, der ihn betrog? Konnte er so gutherzig sein? Es fiel Riley schwer, das zu glauben. Viel eher vermutete sie, dass ihm noch nie vergleichbares geschehen war. Da war sie die wieder, die Vermutung über das beispielhafte Leben, das er geführt haben musste, ein Leben wie aus einem Musterkatalog, bis schließlich die Seiten gerissen waren. Nur die Traurigkeit in seinen Augen bescheinigte Riley, dass das, was er ihr erzählte, tatsächlich stimmte. Für nichts gab es Beweise. Vielleicht war er noch immer glücklich verheiratet, vielleicht wartete seine Frau jetzt gerade irgendwo mit ihrem gemeinsamen Kind auf ihn, während er einen teuflischen Plan verfolgte, Rileys Vertrauen zu gewinnen und sie für seine Zwecke zu missbrauchen. Es konnte genau so sein, niemand konnte ihr versichern dass es nicht so war, doch Riley glaubte das nicht. Sein Blick sprach von echtem Verlust, seine belegte Stimme sprach mit dem Schmerz eines gebrochenen Herzens. Aldridge spielte das nicht. So gut konnte er nicht sein. Und doch… es reichte nicht, damit sie ihm vertraute.

“Es gibt nichts, über das ich reden möchte.“

Nach ihrem „Ex“ hatte er gefragt. Ja, das war das typische Muster, nicht wahr? Eine Frau sprach von einem Mann und die nächste Vermutung war, dass sie eine Beziehung gehabt haben mussten. Das war der natürliche Lauf der Dinge, so funktionierte es. „Vertraue niemandem.“, hatte Sybil ihr vor Jahren eingeschärft. Ihre Augen waren weit aufgerissen gewesen, starr ins Nichts hinaus starrend, ihr Mund leicht geöffnet als hätte sie noch etwas sagen wollen. Sie war schön gewesen, müde unter der sorgfältig aufgetragenen Schicht Make-Up, aber von einer zeitlosen Schönheit. Sie hatte nicht verdient zu sterben, nicht auf diese Weise. Riley hatte den Anblick ihrer leblosen Gestalt nie vergessen, und noch weniger ihre Worte.

“Ich habe Freundinnen, mit denen ich spreche.“

Ihr Gesicht hatte sich verschlossen, eine Maske seichter Herablassung. Aldridges Angebot erweckte den Anschein, sie halte sich nicht an das, was sie selbst ihm geraten hatte, doch das stimmte nicht. Aldridge hatte ihr gestanden, dass er niemanden mehr hatte, dass er alleine war mit seinen Problemen. Das war bei Riley anders. Sie wusste, wie es sich anfühlte einsam zu sein, doch sie hatte Megan und Venus, die ihr zuhörten und ihr halfen – und die ganz sicher nicht glücklich darüber sein würden, dass Riley mit Aldridge unterwegs war, einem Mann den keine von ihnen kannte oder einzuschätzen wusste. Sie sah aus dem Fenster, hoch erhobenen Hauptes, primär weil sie sich nicht rechtfertigen wollte, aber auch weil sie wusste, dass dieser potentielle Fehler, Aldridge in ihr Leben zu lassen, ganz alleine auf ihr Konto gehen würde. Sie würde dafür gerade stehen müssen und die Konsequenzen tragen. Es gab niemanden außer ihr, dem sie die Schuld würde zuschieben können. “Wenn sie es denn wirklich war.“, hatte sie zu ihm gesagt. Riley sah ihn wieder an. Wenn es denn ein Fehler war. Sie hatte gestern beschlossen ihm zu glauben und noch bereute sie es nicht. Viel von der Welt und ihren Gefahren verstand sie nicht, doch wie konnte jemand nicht die Wahrheit sagen, der sie so ansah wie er? Vielleicht wollte ein Teil von ihr ihm auch nur deshalb glauben, weil es sich gut anfühlte, ihm geholfen zu haben. Es war möglich, dass ihr Blick verklärt war, dass sie etwas anderes sein wollte als… als das was sie war. Rollentausch. Verkehrte Welt.

“Ich bin froh, dass es dir besser geht.“

Sagte sie und ein bisschen tat ihr Leid, dass sie gesagt hatte, nicht mit ihm reden zu wollen. Das hatte sie so nicht gemeint. Es stimmte eigentlich auch nicht, dass sie mit ihren Freundinnen sprach. Venus hatte sich nicht bei ihr blicken lassen, seit… nun ja, und Megans letzten Versuch, mit ihr über ihre Gefühle zu sprechen, hatte Riley vehement abgewehrt. Normalerweise war das nicht ihre Art. Sie hatten immer über alles reden können, egal über was, kein Thema war je tabu gewesen. Doch mit Zarin war es anders. Riley litt und sie glaubte nicht, dass sie seinen Namen laut würde aussprechen können, ohne in Tränen auszubrechen.

“Weißt du noch der Abend, an dem wir uns getroffen haben?“

Fragte Riley tonlos. Sie vermied es, die Umstände zu erwähnen. Für das, was sie sagen wollte spielte es auch keine Rolle.

“Es war nur ein paar Tage vorher.“

Sie erwiderte Aldridges Blick.

“Dass ich ihn zuletzt gesehen habe.“

Sie unterließ es bewusst, ihn zu korrigieren. Für das, was Zarin war – wer er für Riley war – gab es keine Beschreibung. Das Taxi bog auf einen großen Parkplatz ein. Hunderte Gleiter standen hier geparkt, leere Hüllen die auf die Rückkehr ihrer Besitzer warteten. Eine solche Hülle war Riley auch gewesen. Vielleicht würde sie es immer bleiben. Aldridge bezahlte für die Fahrt und sie stiegen zeitgleich aus, aus dem kühl temperierten Gleiter in die angenehm warme Sonne.

“Es geht nicht um einen Gegenstand."

Sprach sie und ihre Stimme zitterte.

"Er will mich."

Stumme Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Mehr Wahrheit als das konnte er nicht von ihr verlangen. Mehr als das konnte sie nicht geben. Ihr Blick bewegte sich an Aldridge vorbei. Sie holte tief Luft, blinzelte gegen das Licht der Sonne. Auf der anderen Seite des Parkplatzes stand Venus, unbeweglich wie eine Statue zwischen zwei gelb lackierten Gleitern. Eine leichte Brise spielte in ihren schwarzen Haaren obwohl es windstill war, und Riley spürte wie sich ihr Herzschlag verlangsamte, ein Glockenspiel in Zeitlupe, das keine Melodie mehr erkennen ließ.

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Es wird alles gut. Du bist bei mir in Sicherheit. Er wird dich niemals kriegen. Ich passe auf dich auf. Ich beschütze dich. Aldridge wollte all diese Dinge sagen, vermochte es aber nicht weil ihm das Herz so schwer war. Wäre er nicht ein öliger Schatten seiner Selbst gewesen, er hätte vielleicht all diese Dinge sagen können. Sein altes Ich hatte aber keine Ahnung gehabt, es gab im Leben keine Garantien, so konnte er nur mit Gewissheit sagen, das die letzten beiden Sätze stimmten. Er würde auf sie aufpassen, er würde sie beschützen. Riley sah aus als würden ihr die Tränen, die ihr ohne ein Schluchzen über die Wangen geflossen waren körperlich weh tun, als hätte sie sich hinaus gequält, und jetzt brannten sie sich über ihre glatten rosigen Wangen.


Weist du...“

Aldridge blickte über ihre Schulter hinweg in Richtung des Markts, fixierte aber keinen festen Punkt..starrte in die Luft.

...ich kann dir hier und jetzt etwas versprechen.“

Seine Hand fand in die Beintasche seiner pechschwarzen Cargohose und fand ein Päckchen Taschentücher. Mit ruhigen Händen zog er eines aus der Verpackung und reichte es ihr..

Heute kann er dich wollen wie er will, heute kriegt er dich nicht.“

Ihm wurde wieder bewusst, in welch befremdlicher Situation er sich befand, er stand hier mit einer fremden Frau, mit der er mitgehen würde, der er bereits Schutz und Treue geschworen hatte. Er stellte sich nicht mehr die Frage ob das vernünftig war..es stand nur noch das große „Wo führt die Reise hin?“ in der Luft. Angst hatte er zum Glück keine mehr, die hatte er für immer verbaucht, genau wie seine eigenen Tränen. Er würde niemals wieder weinen können. Um Rosie hatte er nicht geweint, wenn man keine Tränen mehr übrig hatte, da zeriss es einen einfach nur noch innerlich.

Ich danke dir für deine Ehrlichkeit.“

Sie hatte sich erst gewehrt, ihn abgelehnt um dann doch noch mit der Wahrheit rauszurücken.

Ich kenne die Hintergründe nicht, und maße mir nicht an dir Ratschläge oder irgendwelche Urteile zu geben..aber ich kann dir eines sagen. Es ist richtig zu gehen, wenn eine Beziehung ungesund wird, besonders wenn jemand so schlimme Besitzansprüche hat.“

Er zuckte die Schultern.

Ich liebe meine Frau. Sehr. Mehr als mich selbst. Aber sie will nicht mehr mit mir zusammen sein. Wer wäre ich denn sie in ihrer Freiheit zu bescheiden?“

Aldridge verstummte, als einige Gungan an ihnen vorbei gingen. Die freundlichen Wesen waren so sehr in ein Gespräch vertieft, gestikulierten..sie bemerkten die beiden einsamen zweisamen Gestalten nicht.

Dieser Mann macht dir das Herz...“

Er unterbach sich in seinem Satz. Es stand ihm nicht zu tiefere Urteile zu fällen, er wusste gar nichts über die Umstande..nur ein Idiot hätte weiter gesprochen und tiefer gegraben.

Lassen wir die schweren Themen für Heute. Weist du was? Wir gehen jetzt einkaufen, kaufen alles was wir brauchen. Und heute Abend wenn alles verladen ist, dann machen wir eine winzig kleine Feier. Ich werde was tolles kochen. Denn das Team Riley und Al wurde heute geboren. Das ist doch was oder?“

Er zudem gestern neu geboren worden. Sein ersten Tag als lebender Mensch, den durfte man feiern. Riley sah immernoch zerstört aus.

Bist du so weit Aureus? Können wir rein gehen?“

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Sie empfand es selbst als kleines Wunder, dass sie noch nicht zusammen gebrochen war. Dass ihre Beine nicht unter ihr nachgegeben hatten und sie noch immer trugen.Aldridges Worte hingen zwischen ihnen und Riley hielt sich an ihnen fest. Sie waren ihre Rettungsleine. Heute würde ihr nichts passieren, hatte er ihr versprochen, heute würden sie alles kaufen was sie benötigten und eine Party feiern, nur sie beide, später am Abend. Er schaffte es, ihr einen Teil ihrer Sorgen zu nehmen und gleichzeitig neue zu schaffen, denn Riley wollte einen Freund und einen Beschützer genau so sehr wie sie fürchtete, dass er ihr zu nahe kommen würde. "Okay." Sie wischte sich die Wangen, trocknete die Feuchtigkeit und bemühte sich um ein Bild der Gelassenheit. Aldridge hatte keinen Versuch unternommen sie zu umarmen oder zu trösten. Er hatte nur gesagt was er dachte, eine sachliche, einfache Art auf ihr Geständnis einzugehen, und sie war froh, dass er ihr genug Raum gegeben hatte sich selbst zu fangen. "Das klingt gut, Essen und Einkaufen. Ich brauche auch noch ein paar Kleinigkeiten. Aber mir ist nicht nach einer Party." Es kostete sie Mut, das zu sagen. Früher wäre eine solche Absage nicht möglich gewesen, nicht akzeptiert worden. "Ich bin nicht in der Stimmung." Sie begegnete seinem Blick. Er konnte daraus lesen was er wollte. Riley wusste nicht, wie die Naboo Partys feierten. Sie wusste, wie Zarin es getan hatte, was er darunter verstanden hatte. Doch sie gehörte Al nicht. "Also, gehen wir." Sie nickte in Richtung des Einkaufszentrums, einem riesigen, halbrunden Gebäude aus hellem Sandstein. Ehrlichkeit war ein dehnbarer Begriff. Es war möglich, Wahrheiten zu verschweigen ohne zu lügen. Riley hatte nie eine Beziehung gehabt, sie war nie verliebt gewesen, hatte nie für einen Jungen geschwärmt und doch glaubte Aldridge, dass genau das der Fall gewesen war. Er glaubte, dass sie sich in etwas hatte hinein reissen lassen, das ihr schlussendlich zu viel geworden war, ohne dass sie etwas dazu beigetragen hätte diese Annahme zu bestätigen. Sie hatte nie gesagt, dass es so gewesen war, aber sie hatte es auch nicht dementiert. Und so hatte er ihre Geschichte heute neu geschrieben, nur für sich, in sein persönliches Notizbuch. "Gescheiterte Beziehung" würde dort stehen unter der Rubrik Gemeinsamkeiten. Näher an der Wahrheit wäre "Gebrochene Herzen" gewesen. Sie hob den Blick zur gegenüber liegenden Seite des Parkplatzes, doch der Fleck an dem Venus gestanden hatte war leer und Riley sah sie auch nicht mehr, als sie das Kaufhaus betraten. Hier eilten und schlenderten Menschen über Menschen durch den Eingangsbereich, vorbei an Podien mit ausgestellten Blumen und Waren zu zeitlich begrenzten Aktionspreisen. Es roch herrlich würzig von einem Stand, der frisch zubereitete Speisen anbot und Riley hoffte, Aldridge würde später ähnlich appetitlich kochen. Sie wollte endlich wieder etwas richtiges essen. Er aktivierte einen der Einkaufskörbe, die mit Hilfe eines Repulsorantriebs (zwei, sobald ihr Inhalt ein entsprechendes Gewicht erreichte) hinter der Person, die den zugehörigen Kontaktchip hielt, her schwebten. Das waren Erfindungen die man nur sah, wenn man in die Welt hinaus ging. "Ich muss in die Drogerieabteilung." Riley reckte den Hals, als würde ihr das helfen hinter die Regale und durch die Gänge hindurch zu sehen. "Und ich brauche eine neue Lampe für mein Zimmer. Das Licht ist zu grell, das bin ich nicht gewohnt." Erklärte sie. Zu ihrer Linken tat sich eine große Verkaufsfläche mit Textilien auf. Unterwäsche. Sie brauchte frische Unterwäsche. Aber die konnte sie nicht kaufen während Aldridge zusah.

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Ein kahlköpfiger Typ, ganz und gar nicht klassisch schön, blickte ihn ausdruckslos an. Das Neonlicht lies keinen Raum für schmeichelnde Schatten, beleuchteten das kantige Kinn des Typen und seine völlig zerstörte Nase ohne Rücksicht auf Eitelkeiten. Aussenstehende hielten ihn für einen krassen Kerl, einen harten Typen... Aldridge kannte als einziger das große Geheimnis....das es ein ängstlicher kleiner Junge war, der in dem Männerkörper saß und ihn fernsteuerte. Fassade, alles nur Fassade.
Die große Hand des Typen fuhr langsam über dessen stoppeliges Kinn...Der Naboo wand sich von seinem Spiegelbild, dass ihn aus einem Kosmetik Spiegel heraus anstarrte ab, und beschloss das dieser kleine Junge hinter der Fassade endlich wachsen und sich dem äußeren Bild anpassen musste. Dann würde Riley nichts passieren. Apropos.. mit dem physischen Vorteil beschenkt, über die Regale hinweg sehen zu können, fand er Riley vor einem Regal mit Pflegeprodukten.


"Die Feuchtigkeitscreme kann ich empfehlen, keine künstlichen Inhaltstoffe."

Aldridge reichte ihr einen kleinen edlen Glas Tiegel.

"Meine Schwester benutzt die gern".

Log er, um nicht zu deutlich zu unterstreichen wie er in Sachen Körperpflege bisher so getickt hatte. Sein liebstes Körperwachs, eine zart rosane Kunstoff Dose die ihm im nächsten Regal ins Auge fiel, erwähnte er nicht. Sie würde einen Mann, der sich den Körper mit einem Artikel der den Namen "Dolphin Smooth" enthaarte, wohl kaum als den Beschützer wahrnehmen der er für sie sein wollte.


"Ich brauche noch einen neuen Rasierapparat und einen Nassrasierer."


Erklärte er und zog mit einem Kopfnicken ein paar Regale weiter. Aldridge hatte das Rasiermesser in der Wohnung gelassen. Absichtlich. Nicht nur die Schnittwunde in seiner Handfläche erinnerte ihn daran, das sein neuer Seelenfrieden so fest und sicher stand, wie ein auf tönernen Füßen aufgebautes Durabeton Denkmal. Es ging ihm jetzt gut, aber der Weltraum war dunkel und die nächste in seiner winzigen Kabine lang. Er hoffte sehr, das er immer genug zu tun haben würde, damit er Abends ins Bett fallen und einfach schlafen konnte. Nicht. Denken. Niemals mehr denken. Er war, nein er musste jetzt ein neuer Mann sein, denn der alte war gestorben.

Während er sich die verschiedenen Modelle ansah, musste er an seine allererste Rasur denken. Er war ein dürrer sechzehnjähriger gewesen, und hatte mit seinem Vater vor dem Spiegel gestanden. "Nichts, rein gar nichts rasiert besser als ein ordentliches geschärftes Rasiermesser", hatte ihm sein alter Herr damals eingeschärft..und recht hatte er.. Aber Aldridge konnte kein Risiko eingehen..mit einem Rasiermesser konnte man sich auch sehr gut aus dem Leben rasieren..

Nur Momente später stand Aldridge wieder bei Riley, die sich weiter in der Drogerie Abteilung umsah...und einen wirklich exquisiten Geschmack hatte..und einen teuren. Ihre großen blauen Augen machten sich nicht einmal die Mühe Produkte zu betrachten, die im Angebot oder gar No Name Marke waren. Wie schön das sie sich das alles jetzt aus eigener Kraft kaufen konnte! Das sie keine Feier wollte, war allerdings schade. Er würde sie nicht überreden. Zweier Partys wurden zum Problem, wenn einer der Gäste nicht in Stimmung war.


"Hör mal, möchtest du in die Nahrungsmittel Abteilung mitkommen? Oder möchtest du noch hier bleiben?"


So gerne er hier herum schlawenzelte, der größte Einkaufsposten waren die Lebensmittel. Er hatte sich keine Einkaufsliste zusammenstellen können, und würde gleich nach Augenmaß einkaufen.

"Dann musst du mir allerdings mit den Lebensmitteln vertrauen. Ich würde einfach Zutaten kaufen, die man gut miteinander kombinieren kann".


Frische Zutaten.

"Wo fliegen wir eigentlich hin?"

Fragte er interessiert. Dauer und Ziel der Reise waren ein wichtiges Faktum für die Kombüse..denn es würde FRISCHE Lebensmittel geben..so lange er zwei Hände hatte. Zudem... je nach Planet brauchte man vielleicht eine Regenjacke oder eben eine Sonnenbrille. Was lieferten sie eigentlich?

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Seine Schwester war auf Lianna, hatte Aldridge ihr erzählt. Er musste ein gutes Verhältnis zu ihr haben, trotz der Entfernung, wenn er wusste welche Feuchtigkeitscreme sie verwendete. Riley hielt den Glastiegel in der Hand, den er ihr gegeben hatte. Sie kannte das Produkt nicht. Genau genommen kannte sie keine der Marken, die hier zum Verkauf angeboten wurde. Die Pflegeserie die sie normalerweise benutzte und alle anderen ihrer bevorzugten Hilfsmittel stammten aus einem anderen Markt, aus einem gänzlichen anderen Planetensystem. Sie hatte sie nie selbst gekauft, nie so wie hier, wo man die Ware in Regalen ausgestellt sah und physisch betrachten konnte, das echte Produkt statt nur eine Kopie davon. Es war wie früher, mit vierzehn, und in den Jahren davor. "Wenn du sagst, dass sie gut ist, teste ich sie." Riley legte die von Aldridge empfohlene Creme in seinen Korb, er suchte sich ebenfalls ein paar Dinge aus und sprach von einem Rasierer, den er benötigte. Davon bot der Supermarkt etliche an, sowohl für Männer als auch für Frauen. Riley hatte keine Verwendung dafür, nicht mehr. Sie hatte sich vor Jahren einer dauerhaften Haarentfernung unterzogen, überall dort wo es notwendig gewesen war. Es war Zarins Wunsch gewesen. Er liebte sie glatt und weich. "Ich schaue mich lieber hier noch um." Antwortete sie, als Aldridge wissen wollte ob sie mit zu den Lebensmitteln kommen wollte. Sie wusste, dass sie sich dort nur langweilen würde. "Kauf, was dir sinnvoll erscheint. Proteine für mich, wenig Kohlenhydrate. Ich mag Obst." Zählte sie auf, was sie benötigte und mochte. Das würde Aldridge wohl hinbekommen, dafür wurde er schließlich bezahlt. "Zum Frühstück mag ich Eier, mit Gemüse gebacken oder weich gekocht, alternativ Süßwurzel mit magerem Speck, nicht zu crisp, und einmal in der Woche Mandelriegel oder ofenfrische Croissants. Ich trinke frisch gepressten Saft dazu oder Gemüse-Shakes." Während sie das alles aufzählte, begutachtete Riley verschiedene Paletten mit Lidschatten. Sie hob eine Auswahl an verschiedenen Brauntönen hoch, beurteilte sie aber als zu dunkel für ihren Teint und legte sie wieder weg. "Wir fliegen nach Tatooine." Es war etwas, das sie kurzfristig beschlossen hatte. Naboo war ein hübscher Planet, aber ein schwieriges Pflaster um an die Art von Kontakten zu kommen, die Riley suchte. Das würde auf dem Wüstenplaneten anders sein. Dort würden sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: ein gutes Geschäft machen und mit den richtigen Leuten ins Gespräch kommen. "Ich seh mich noch ein bisschen hier um. Ein paar Dinge brauche ich noch." Dinge, die Aldridge nicht unbedingt sehen musste und die sie ganz gut alleine aussuchen musste. Selbst bei einem guten Verhältnis hatte es sicherlich Grenzen zwischen ihm und seiner Schwester gegeben. Riley ließ ihn stehen. Wenn sie vor ihm fertig würde, würde sie ihn schon finden, oder sie trafen sich an der Kasse. Sie hatte auch einen Bruder, doch sie hatte ihn nicht gesehen seit er ein Kind gewesen war. Es war seltsam, nichts über ihn zu wissen, nicht einmal wie er heute aussah. Sie könnte ihm hier und jetzt begegnen, rein theoretisch, und an ihm vorbei gehen wie an einem Fremden, ohne es zu wissen. Es tröstete sie lediglich, dass dieses Szenario vollkommen unrealistisch war. Riley war weit weg von Mandalore, weit weg von ihrem Zuhause und von allem das sie je gekannt hatte. Hier auf Naboo hatte sie niemanden, niemanden der wusste wer sie war oder woher sie kam oder ihre Sprache sprach. Auf ihren Armen stapelten sich zwei Boxen mit Feuchtigkeitstüchern und eine weitere mit Tüchern für Intimpflege. Sie war eine Fremde in der Fremde, dachte sie pragmatisch und ohne dies zu bedauern - und ließ im nächsten Moment ihre gesammelten Waren zu Boden fallen, als ein bekanntes Gesicht direkt vor ihr erschien und ihr den Weg versperrte. Zum Glück zersplitterte nichts. Die empfindlichen Teile hatte Aldridge bereits mitgenommen. Riley blieb stehen. Mit zusammen gepressten Lippen starrte sie geradewegs in die schmalen, schräg stehenden braunen Augen. Sie sagte kein Wort, obwohl es viel zu sagen gegeben hätte, und Venus schwieg ebenfalls. Sie war eine ätherische Schönheit: schwarze, glänzende Haare, dunkle Augen und mit Lippen, die von Natur aus in einem zarten Rosé schimmerten. Ihre Haut war hell, Sommersprossen tanzten auf ihrer niedlichen Stupsnase und jedes noch so kleine Lächeln von ihr betonte ihre feinen Wangenknochen. Männer liebten sie. Sie erlagen ihrer femininen Art, ihren fließenden Bewegungen und dem koketten Glitzern in ihren Augen. In einer anderen Zeit, in einem Setting von Ritterspielen und großen Liebesbeweisen hätten sie alle um sie gekämpft. Die Romantikerin in ihr ließ sich das gerne gefallen. Venus liebte es, erobert zu werden, aber sie spielte auch gerne mit dem Feuer.

Keine von ihnen wollte die Erste sein die sprach. Riley war der Meinung, dass Venus es ihr schuldete, den Anfang zu machen. Sie hatte sie für Wochen alleine gelassen als sie sie am dringendsten gebraucht hatte! Umgekehrt hätte Venus etliche gute Gründe aufzählen können, warum sie sich von Riley betrogen fühlte. Riley war diejenige gewesen, die verschwunden war, ohne ein Wort zu sagen, ohne es vorher abzusprechen. Wenn sich jemand zu entschuldigen hatte, dann Riley. Sturheit überwog jedoch auf beiden Seiten. Jede blieb stehen wo sie war, die herunter gefallenen Waren noch immer zwischen ihnen auf dem Fußboden verteilt. Schließlich zählte Riley mental bis zehn. "Das ist albern.", schoss es ihr irgendwo durch den Kopf. Sie war frei und sie würde ihre Zeit nicht verschwenden. Tief durchatmend wandte sie sich ab. Venus spiegelte ihre Bewegung. Sie wirkte gleichermaßen genervt, ohne aber aktiv etwas an ihrem Zustand zu ändern. Zusammen standen sie vor einem Regal mit Parfumflakons. Eine bauchige, tief orangefarbene Flasche hatte Rileys Aufmerksamkeit erregt. Der Hals der Flasche war leicht gebogen und zur Seite geneigt, die Form ähnelte einem Schwan. Riley roch zuerst an der Öffnung und sprühte einen Spritzer auf ihr Handgelenk. Das Ergebnis war nicht, was sie erhofft hatte. Unzufrieden verzog sie das Gesicht und stellte die Flasche wieder zurück, nur um zu beobachten wie Venus sie ergriff. Sie handelte schnell. Noch bevor Riley reagieren konnte, hatte ihre Freundin einen weiteren Spritzer auf sie gesprüht, diesmal in die Haare. Empört schrie Riley auf. Was sollte das?! Die Frauen fixierten sich, der tief sitzende Frust deutlich sichtbar auf beiden Seiten. Ohne den Blickkontakt zu brechen griff Riley wahllos nach einer Flasche, betätigte den Zerstäuber - und Venus tat es ihr nach, immer wieder, immer verbissener. Parfum legte sich auf ihre Haare, ihre Haut und ihre Kleidung. Umgeben von einer Duftwolke in der es schwierig wurde normal zu atmen, lieferten sich Riley und Venus einen stummen Kampf um Schuld und Sühne. Es gab kein Ziel in ihrer stillen Kommunikation, keinen rationalen Grund zu tun was sie taten. Sie wussten, dass sie beide zum Himmel stinken würden wenn sie fertig waren und keine von ihnen hatte besseres verdient. Erst als eine weitere Kundin ihren Kleinkrieg störte, Riley ansah als wäre sie eine Twi'lek mit zwei Köpfen und sich schließlich naserümpfend wieder zurück zog, besann sich Riley darauf, was sie eigentlich taten und wie sinnlos es war. Ohne ein Gespräch würden sie nichts lösen, das stand fest, ebenso wie die Tatsache, dass sie nicht den Anfang machen würde. Sie war nicht die Schuldige, sagte sie sich. Sie hatte das nicht geplant, niemand hatte das. Sie sammelte ihre Sachen auf. Venus sah ihr zu, mit vor der Brust verschränkten Armen. Sie sah ihr nach, wie sie davon stapfte in Richtung der Lebensmittelabteilung. Alles an Rileys Flucht war falsch. Sie hatte Zarin verlassen, ihn betrogen und hintergangen. Seit sie weg war, war Zuhause nichts mehr so wie es gewesen war. Venus folgte ihr langsam, ihr und diesem Mann, und Riley drückte ihren Rücken durch, die Augen geradeaus, in einer Wolke aus Blumen und Früchten und mehr Farben als ihre Nase im Stande war aufzunehmen.


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Sport Profi und Polizist – ikonische Berufe die ihn als junger Bursche als einzige Perspektiven erschienen. Jetzt mit Mitte dreissig wusste er das es da noch etwas anderes gegeben hätte, aber er war wie immer zu begriffstutzig gewesen um es Beizeiten zu erkennen. Er hätte einen guten Koch oder Restaurant Leiter abgegeben. Das wäre es gewesen...ein süßes Restaurant..zusammen mit Diona..Aldridge schüttelte den Gedanken ab.


Okay Sir, ich danke Ihnen für ihre Zeit.“

Er hatte seine eigentliche Idee, nur eine Einkaufswagen Ladung an Lebensmitteln zu kaufen, über Bord geworfen als Riley Tatooine als Reiseziel genannt hatte. Es würde schlichtweg nicht reichen. Die Reise und die Rückkehr würden dauern, falls sie denn nach Naboo zurück reisten. Und dann war da noch Tatooine, Aldridge wusste nicht viel über den Planeten, aber was er wusste verhieß nichts gutes. Es war ein Wüstenplanet, auf dem man einen Stein in die Luft werfen konnte, der wenn er runter viel garantiert einen Verbrecher treffen würde. Gefährliches Pflaster, das er früher niemals betreten hätte.

Das Frachter heisst Blue Orchid und liegt an folgendem Platz am Hangar. Ich hätte gern die Expresslieferung in zwei Stunden.“

Er hatte zusammen mit einem Verkäufer aus der Lebensmittelabteilung eine Liste erstellt, die Riley und ihm gute frische Nahrung für mehr als ein paar Tage garantieren würde. Er hatte nicht lange gebraucht um die Liste zu erstellen, Proteeine, wenig Kohlehydrate, viel frisches Obst und Gemüse...aber auch salziges um der Sonne standzuhalten. Diverse Kisten von Getränken hatte er ebenfalls nach Augenmaß bestellt. Aldridge nahm die Rechnung die er an der Kasse bezahlen würde entgegen, faltete sie ordentlich zusammen und steckte sie in die Beintasche seiner Cargohose..direkt zu den Taschentüchern mit denen er Riley ausgeholfen hatte. Eines stand fest, würde er den Kerl in die Finger kriegen der ihr so zugesetzt hatte, er würde ihn in der Mitte durchbrechen. Als könnte sie seine Gedanken hören, brach er eben diese ab als er Rileys blonden Schopf neben sich erblickte. Ihr Blick war finster, und sie umklammerte die Artikel mit den Armen, als hätte sie darum kämpfen müssen. Armes Ding, sicher hatte sie wieder an ihren Ex gedacht. Er kannte das, wenn man sch**** erlebt hatte, drehten sich die Gedanken darum, ob man wollte oder nicht.

Hey da bist du ja wieder. Gute Nachricht, wir können uns das Geschleppe sparen, ich hab das mit den Lebensmitteln schon erledigt, die werden nachher zum Schiff geliefert.“

Aldridge blieben weitere Worte im Hals stecken, als ihn eine regelrechte Duft Apocalypse zu erschlagen drohte. Wäre seine Schwester bei ihm gewesen, oder Nicky hätte er fragen können ob sie in ein verfluchtes Fass Parfüm gefallen wären. Bei Riley verbat er sich es, obwohl ihm schon der Kopf von dem Gestank weh tat. Er wollte ihre Gefühle nicht zu verletzen. Und so zogen die beiden weiter, schweigend. Vermutlich sahen sie für die fremden Menschen um sie herum wie ein Paar aus, das seinen Einkauf für das Wochenende erledigte. Sie waren davon so weit entfernt, wie Tatooine von Naboo.

Wir haben wegen der Lieferung jetzt richtig Platz im Einkaufswagen.“

Merkte er an um ihre Laune wieder zu heben. Seine war gerade wunderbar..verdrängen klappte sogar ohne Alkohol, man musste sich nur unter möglichst vielen Menschen bewegen und nicht allein sein.

Oh! Das gefällt mir!“

Entwich es ihm erlich erfreut, als er auch schon ein T-Shirt vom Stapel eines Droiden riss, der die Ware vermutlich gerade in irgendwelche Regale einräumen wollte. Der Naboo beachtete den Hilfsdroiden nicht mehr, der protestierend preifend den gang hinab rollte und zerrte sich im gegen sein aktuelles T-Shirt aus, um das neue kurz anzuprobieren. Seine Nase erholte sich für die Nanosekunde, in der sie in dem Stoff des neuen Shirts steckte, von der Parfümwolke die Riley noch immer umgab...die Wolke des Schweigens die über ihr schwebte, stank immerhin icht...war aber unerträglicher.

Hey kann ich irgendetwas für dich tun? Ich möchte das es dir besser geht.“

Er meinte wie er es sagte, als er sich prüfend über seinen in den grauen Stoff des Shirts gehüllten Bauch strich. Ja, das Shirt passte. Nichts spannte, nichts zwickte..ausser sein Gedankenkarussel, das nach einer Lösung suchte.. JA! Frauen liebten es einzukaufen!

Wenn ich du wäre, würde ich den Einkaufswagen mal so richtig vollpacken. Das hebt die Stimmung!“

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Riley marschierte neben Aldridge her, den Blick so stur geradeaus gerichtet als hätte sie Scheuklappen auf. Sie wusste, dass Venus da war, doch sie war nicht gezwungen diesen Fakt anzuerkennen. Sie weigerte sich sie anzusehen. Venus hatte sie über Wochen alleine gelassen und jetzt kein Recht darauf Aufmerksamkeit von ihr zu verlangen. Sollte sie sich doch hinten anstellen. Die Ironie war, dass Riley auch Aldridge nur mit einem müden Ohr zuhörte. Er hatte die Einkäufe erledigt, sagte etwas von einer Lieferung. Okay, gut. Die Details kümmerten sie nicht. Er schaffte es erst wieder, dass sie ihn vollständig wahr nahm, als er plötzlich begann sich auszuziehen. Mit Horror in den Augen verfolgte Riley, wie er sich ohne stehen zu bleiben sein Shirt auszog - lässig, in einer fließenden Bewegung, scheinbar ohne einen Gedanken daran zu verschwenden wo er war und dass ihm jeder (namentlich: Riley) zusehen konnte. Sie war zu geschockt um etwas zu sagen, konnte ihn nur mit halb offenem Mund anstarren - und fühlte Venus' schweren Blick stärker auf sich ruhen als zuvor.

"Äh, was machst du?"

Brachte sie dann schließlich doch heraus. Ihr Blick huschte nach links und rechts, doch niemand sonst schenkte ihnen Beachtung. Das Offensichtliche sah sie auch: Aldridge probierte ein T-Shirt an, das er möglicherweise kaufen wollte. Es passte ihm wie angegossen. Aber war das normal, sich mitten im Laden umzuziehen? Gab es nicht Kabinen für so etwas? Er konnte sich nicht einfach ausziehen, vor ihren Augen, ohne Vorwarnung! Anständig wandte sie den Blick ab, bevor er sich ein zweites Mal umziehen und sie damit überraschen konnte. Vielleicht war das für ihn normal und er dachte sich nichts dabei, doch für Riley war so etwas neu. Sie konnte nicht einfach zusehen. Das gehörte sich nicht. Sie war nicht... es würde Zarin nicht gefallen.

"Es geht mir gut, danke."

Behauptete sie, als Aldridge gestand, etwas für sie tun zu wollen. Abgesehen von dem kalten Krieg zwischen Venus und ihr war das auch richtig. Sie hatte nicht viel Grund Trübsal zu blasen. Sie hatte ein Schiff, sie hatte ihre Freiheit, sie hatte Aldridge. Es ging ihr gut. Es ging ihr gut. Trotzdem bog sich ihr Hals angetan in die Richtung der Textilauslagen, als Al ihr vorschlug, den Einkaufskorb "so richtig vollzupacken". Er hatte es genau so gesagt, eine offene Einladung an Riley und ihre Augen begannen wieder mehr zu glänzen. Es gab so vieles das sie noch brauchte!

"Okay."

Ein bisschen klang sie, als willigte sie nur ein weil er sie überredet hatte, so als täte sie ihm einen Gefallen. Im nächsten Moment aber stand sie schon zwischen Kleiderständern und Hutablagen. Sie sah ein schönes Tuch, einen langen weiten Rock und Sandalen mit schmalen Riemchen für zarte, elfenhafte Füße. Eine kurze Anprobe genügte um zu wissen, dass sie passten.

"Das ist nur Kunstleder."

Äußerte sich Riley kritisch. Etwas besseres führte der Laden nicht. Es war ein Supermarkt, keine Boutique. Auch die Kleider waren nicht von bester Qualität, die Nähte waren unsauber und die Stoffe aus billigem Material.
Die Sandalen wanderten trotzdem in den Korb. Für den Augenblick würden sie genügen. Sie gesellten sich zu den anderen Dingen die Riley auswählte, während sie durch die Abteilung schritt wie eine Königin. Sie hatte eine schöne Garderobe besessen, eine Auswahl von der andere Frauen nur träumen konnten. Natürlich vermisste sie das alles. So bescheiden wie jetzt hatte sie noch nie leben müssen.


"Fertig!"

Triumphierend drehte sie sich zu Aldridge um.

"Vorerst. Und du hattest Recht."

Sie atmete tief durch.

"Das hat wirklich gut getan. Danke! Brauchst du noch was?"

Sie gingen zur Kasse, wo ein Droide ihre Einkäufe scannte. Auf der anderen Seite der Zahlstationen waren mehrere Imbissstände aufgebaut: Backwaren, Deftiges, aber auch ein Stand an dem Süßes angeboten wurde, unter anderem frisch zubereitete Zuckerwatte. In Rileys Kopf formte sich ein finsterer Plan.

"Ich bin schon mal dort drüben."

Sagte sie zu Aldridge und schob sich auch schon vorbei an den Kunden vor ihnen. Megan liebte Zuckerwatte. Sie würde welche für sie kaufen. Für ihre liebe, gute Freundin Megan, die mit ihr durch dick und dünn gegangen war. Sie war froh, dass Blicke nicht töten konnten. Venus wäre innerhalb von Sekunden zur Mörderin geworden.

- Naboo - Theed - Supermarkt - Mit Al -
 
- Naboo - Theed - Supermarkt - Mit Riley –
„Sir? Wie wollen Sie zahlen?“

Die monotone Stimme des Droiden brauchte einen Moment, um Aldridge aus seiner Starre zu holen. Sie war einfach weggelaufen, ohne ihre Waren zu bezahlen. Wieso machte sie dass? Er war schockiert.. Aldridge langte in seine Hosentasche während er Riley hinterher starrte. Der Creditstick wurde dem Droiden gereicht. Sie hatte nicht einmal nervös gewirkt, war mit einem ganz selbstverständlichen Gesichtsausdruck davon geschritten, in aller Ruhe. Sie hatte sich nichts erschlichen, dann wäre sie nervös geworden, oder peinlich berührt....

Er erinnerte sich an die Schlägerei die er sich mit den Männern geliefert hatte, die ihren Gleiter gerammt hatten. Aldridge war kein Typ der Dinge besonders schnell kapierte, nein im Gegenteil, er war sogar recht Begriffstutzig von Zeit zu Zeit...aber wenn es offensichtlich wurde.. Diese Typen waren nicht irgendwelche Kumpel von ihrem Ex gewesen, dafür waren sie zu trainiert gewesen, zu stark, zu..professionell. Und jetzt, da lief sie in Erwartung das er alles bezahlte einfach davon. Der Mann musste Geld haben, und Riley sehr umsorgt haben bis es schief gegangen war. Sie musste mit ihm gut gelebt haben, wieso sonnst hätte sie wohl nicht nur einmal betont, das sie „Erfahrungen nicht gemacht hatte“. Seine Schwester, und seine Mutter und ganz besonders Diona hätten ihn für seine Gedanken ausgelacht oder wahlweise zurecht gewiesen, aber Aldridge gefiel der Gedanke, ganz klassisch für eine Frau zu sorgen. Wenn man seine Frau liebte, dann machte man ihr Geschenke, brachte gutes Geld nach Hause, und verschaffte ihr zumindest ein finanziell sorgenfreies Leben. Für viele Frauen die er kannte, kamen solche Gedanken einer Beleidigung gleich, dabei verstanden sie es einfach nicht... Es ging nicht darum sie durch Führsorge ihrer Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu berauben, nein niemals. Frauen waren so besondere Geschöpfe, so verehrenswert und schön und wertvoll. Was für ein Mann wäre man, wenn man nicht alles dafür tat, das einer Frau die einem die Ehre erwies einen zu lieben, niemals das Lächeln verging? Dem Naboo entglitt das Gesicht, als ihm sein Verstand ungenfragt mit Bildern und Fakten ohrfeigte. Noa wurde ausgepeitscht, und seine Mutter ertrank im Fluss. Er hatte nichts dagegen übernommen. Er war schuldig. Er hatte nicht auf sie aufgepasst. Er hatte nicht für sie gesorgt.

„Lass uns gehen..“

Wies er Riley nur Momente und eine üppige Rechnung später an. Gequält von Erinnerungen achtete er nicht darauf ob sie ihm direkt folgte. Viel zu sehr war er damit beschäftigt nicht in eine Panikattacke zu verfallen, weil ihm die Warheit wieder bewusst geworden war. Zu viele Menschen...viel zu viele Menschen..Schnell weg.Draussen angekommen, atmete er tief ein und riss die Hand hoch, als sich ein Gleiter in Geld näherte.

„Taxi!“

Wow! Seine Stimme war ihm nicht einmal entglitten. Er hatte nur wie jemand geklungen, die genervt war und dem Getümmel entkommen wollte, nicht wie ein Feigling der vor seinen eigenen Erinnerungen weglief. Beskar. Beskar hatte sie gesagt....

„Wir müssen noch eben am Tempel halten. Ich muss noch etwas abholen für unsere Reise.“

Klärte er sie über seine spontane Idee auf. Er würde eine Wanderkerze mitnehmen, eine die im Namen seiner Mutter gesegnet worden war. Ja. Aldridge zwang sich dazu seine Gedanken wieder ins Hier und jetzt zu reissen. Erinnerte sich wieder an den Ausgangspunkt seiner Gedankenreise...

„Dein Ex.. er hat viel Geld oder?“

Oh wenn sie das nächste mal einkaufen gehen würden, würde Aldridge genau das abziehen, was sie gerade getan hatte. Nur so aus Spaß!....nein würde er nicht. Er war ein Idiot und würde wieder brav ihre Rechnungen bezahlen...

- Naboo - Theed - Supermarkt - Mit Riley –
 
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- Naboo - Theed - Gleiter - Mit Al -

Sie freute sich auf ihre neuen Sachen. Wieder täglich ihre Kleidung wechseln zu können war etwas, das Riley vermisste. Sie fühlte sich schmutzig wenn sie zwei Tage lang das gleiche trug. So war sie nicht erzogen worden. Aldridge hatte verdammt Recht gehabt: Einzukaufen half bei schlechter Laune und machte glücklich. Eine neue Erkenntnis war das beileibe nicht. Riley hatte schon vor langer Zeit darüber gelesen. Beim Einkaufen ging es um das Erfüllen von Wünschen und darum, dass man sich selbst belohnte, oft nach einem schlechten Tag, um bestimmte Gefühle und Situationen zu kompensieren. Der Körper schüttete Endorphine aus, so genannte Glückshormone, und versetzte das Gehirn in einen Rausch. Spätestens Zuhause - oder in Rileys Fall, wenn sie zurück auf dem Schiff waren - würde dieser Rausch abklingen. Er war wie ein billig zubereiteter Fast-Food-Snack: er stillte den Hunger für den Augenblick, aber sättigte nicht langfristig.

"Was ist das für ein Tempel?"

Beim Verlassen des Supermarktes hatte Aldridge genervt gewirkt, zu beschäftigt mit seinen Gedanken um ein Gespräch zu führen, und Riley hatte ihn in Ruhe gelassen. Sie schaute aus dem Fenster hinaus. Naboo wurde man wahrscheinlich niemals müde. Sie glaubte nicht, dass sie sich jemals würde satt sehen können und wollte jeden Moment in sich aufsaugen, für ihre Sammlung von Erinnerungen. Auf ihrem Schoß lag die Zuckerwatte, die sie für Megan erstanden hatte, verlockend duftend und noch warm, verpackt in einer bunt bemalten Papiertüte mit roten Herzen. War Aldridge religiös, fragte sie sich. Es klang fast so. Als Mandalorianerin glaubte sie nicht an Götter oder fremde Mächte. Ihr Volk war pragmatisch und Riley kannte zwar die alten Legenden, doch sie wusste auch, dass sie eben nur genau das waren.

"Was musst du dort holen?"

Neugierig sah Riley an dem großen Gemäuer hoch, vor dem sie hielten. Sie fragte sich, was Aldridge in einem göttlichen Tempel würde holen wollen, das für ihre Reise wichtig sein konnte. Geld war wichtig, dachte sie, als er sie plötzlich nach Zarin fragte. Er nannte ihn wieder ihren "Ex" und Riley wünschte, er würde es unterlassen. Aus seinem Mund klang der Ausdruck schäbig und verachtenswert und obwohl sie verstehen konnte warum Aldridge vermutlich so dachte, fand sie trotzdem, dass es eine sehr einseitige Sicht war.

"Er ist sehr wohlhabend."

Sie wählte ihre Worte mit Sorgfalt. Zarin hatte Geld, genug um zehn oder zwanzig sorgenfreie Leben zu führen.

"Warum willst du das wissen?"

Der Gleiter war längst zum Stehen gekommen. Sie wusste nicht, ob sie aussteigen sollte. Wenn Aldridge nur etwas holen wollte konnte sie vermutlich sitzen bleiben, weil er nicht lange brauchen würde. Ein dunkler Gedanke kam ihr.

"Ich habe ihn nicht bestohlen."

Stellte sie einmal mehr ihre Unschuld klar. Sie schüttelte den Kopf.

"Du glaubst mir nicht."

Und auch das konnte sie verstehen, ein bisschen. Für Aldridge musste es einen Grund geben, warum Rileys "Ex" sie suchte. Wer war sie denn schon? Niemand würde sich die Mühe machen sie zu verfolgen nur um ihrer selbst willen. So musste er denken. So dachte er weil er nicht Zarin war, denn der war der einzige der es verstand - er und Riley.

- Naboo - Theed - Gleiter - Mit Al -
 
- Naboo - Theed - Schöpfertempel - Parkplatz - mit Riley -

"Ich habe niemals gesagt, das du gestohlen hast Riley, noch habe ich je so etwas gedacht."


Entgegnete Aldridge ruhig, als er dem Taxifahrer bedeutete zu warten und Riley bat mit ihm zu kommen. Religion war etwas sehr privates, und noch viel privater wenn man vorhatte was er vorhatte. Trotzdem, er wollte es nicht risikieren seine Begleiterin allein zu lassen. Er hatte ihr versprochen das ihr heute nichts passieren würde. Sie allein auf dem Parkplatz zurück zu lassen, der Gefahr wieder von bulligen Kerlen gefunden und attackiert zu werden ausgesetzt, war diesem Versprechen nicht unbedingt förderlich.

"Ich habe über den Reichtum deines Verflosssenen gemutmast, weil gerade reiche Typen nicht selten über sehr große Egos verfügen, und Trennungen nicht wirklich akzeptieren können".

Log er sie an, obwohl in seinen Worten keine Unwahrheit lag. Ego und Vermögen waren zwei untrennbar miteinander verwobene Dinge. Er hatte durch seine Arbeit genug reiche Bonzen kennen gelernt, er wusste wie solche Menschen tickten. Auf Lianna, wo das Arm/Reich Gefälle teils deutlich steiler war als auf Naboo war ihm das besonders aufgefallen. Hier auf Naboo galten Menschen wie seine Eltern eher als durchschnittlich, was ihr Vermögen anging. Zwei Häuser..ihm stellten sich die Nackenhaare auf als er kurz an das Ferienhaus dachte.. und ein Pool... das hatten viele Familien auf vielen Planeten sicher nicht "mal eben so".

"Mach dir bitte in Zukunft keine Gedanken mehr über Dinge, die ich glauben könnte. Ich bin eine ehrliche Haut, und ich sage dir schon was ich denke".

Außer wenn du shoppen gehst, weil ich ein Holzkopf bin. Aber sonnst stimmte es. Aldridge öffnete das große hölzerne Tor des Tempels, bat Riley hinein und schloss es leise wieder. Die Luft in dem riesigen Gebäude, mit seiner hohen Decke und den alten dicken roten Steinen, war angenehm kühl.

"Darf ich vorstellen? Kani und Jekezai, Herr und Herrin der Schöpfung".

Die beiden mehrere Meter hohen steinernen Figuren, die sich am Altar gegenüber standen waren kaum zu übersehen. Aldridge sah sich durchaus als Religiös, aber war noch lange nicht so religiös wie seine Schwester. Ihre gläubige Seite hatte früher fast schon schizophren gewirkt, so sehr hatte sie sich von ihren sonnstigen Eskapaden unterschieden. Aldridge hatte den Glauben an einen Plan der Götter für sich abgelegt. Denn der Plan ihm alles zu nehmen was ihm lieb und heilig war, obwohl er nie jemandem etwas getan hatte, wäre ein sadistischer. Die Schöpfer waren da, aber sie sahen ihren Geschöpfen blos zu, während diese sich durchs Leben schlugen. Das Leben - die Prüfung die man zu schnell vergeigen konnte. Seine Mutter war ganz sicher an den ewigen Flussläufen angekommen, hatte sie ihr Leben doch mit bravour gemeistert, voller Würde und Gutheit.

"Priesterin?"

Eo, die ehrwürdige Tempelmutter hatte ihn schon vom Altar aus gesehen, und war auf die beiden Gäste zugegangen. Sie betrachtete Riley, deren goldenes Haar einen starken Kontrast zu den anderen im Tempel anwesenden Menschen bildete aufmerksam. Aldridge stellte sie als Freundin vor, noch bevor falsche Schlüsse gezogen wurden.

"Ich brauche bitte eine Wanderkerze, eine holographische."

"Für deine Tochter und deine Mutter."

"Genau."

"Du gehst also auf eine Reise?"

"Ja. Priesterin."

"Dann will ich eine Kerze für dich anzünden mein lieber Junge."


Aldridge brach den Augenkontakt ab, weil es ihm war als hätte sie seine Gedanken gelesen. Manch einer glaubte, das die Priester latent machtbegabt waren, oder telepatische Kräfte hatten. Er glaubte das nicht, zumindest bei Eo nicht. Sie kannte ihn einfach seit Kindertagen, und hatte seine Mutter bestattet, und seine Tochter und für ihn gebetet als er damals entführt worden war. Sie kannte ihn blos, das war alles. Das war schlimm genug. Er verneigte sich vor der Priesterin, welche sich auf leisen Sohlen davon machte.

"Ein Reiseglücksbringer."

Erklärte er Riley ohne ihr Details zu nennen, die Priesterin hatte ihn im Akzent angesprochen, und er bezweifelte, das die Mandalorianerin auch nur ein Wort verstanden hatte.

- Naboo - Theed - Schöpfertempel - mit Riley -
 
- Naboo – Theed – Tempel – Mit Aldridge –

Es war kalt und relativ dunkel. Hätte sie nicht kurz nach dem Eintreten die Stimmen anderer Menschen gehört und die weibliche Geistliche gesehen, Riley hätte sich sofort umgedreht und das Gebäude wieder verlassen. Es war sogar ihr erster Impuls gewesen, genau das zu tun. Aldridge hatte Recht, er hatte bisher nichts getan um sie bezweifeln zu lassen, dass er eine „ehrliche Haut“ war, wie er es selbst ausgedrückt hatte, doch Erfahrung und Gewohnheit wogen stärker als alles andere. Ein religiöser Ort wie dieser, mit gedimmten Lichtverhältnissen und nur wenigen Zeugen, wäre die perfekte Gelegenheit, sie zu packen, ihr den Mund zu verschließen und sie zur Seite zu drängen, hinter einen Vorhang oder in die Nische eines Alkoven. Sie machte sich nichts vor, jeder Mann war dazu fähig, auch Aldridge.

Wie zwei mahnende Eltern standen die beiden Statuen im Kopfteil des Tempels, hoch erhoben auf Sockeln, gemeißelt in Stein. Als Fixpunkte des Gotteshauses standen sie in dessen Zentrum, dort von wo aus gepredigt wurde, morgens oder abends. Riley kannte den Glauben der Naboo nicht. Für sie war es das erste Mal überhaupt, dass sie in einem Tempel war, einem Ort des Glaubens. Das hatte es auf Mandalore nicht gegeben, nicht in dieser Form. Sie hatten Statuen, aber keine die so aussahen wie diese hier, wie der Herr Jekezai und die Herrin Kani. So hatte Aldridge die beiden Abbilder genannt. Diese hier waren die Antlitze friedlicher Wesen, zwei Götter die ihre beschützenden Hände über ihr Volk hielten wie Vater und Mutter. Jekezai, der Herrscher, der gütig und gerecht war, und Kani, in deren Rockfalten man geneigt war Trost zu suchen. Die Ahnen der Mandalorianer, Vorfahren die sie verehrten und die innerhalb von Jahrtausenden zu Legenden und Mythen geworden waren, wurden vielerorts mit ähnlichen Statuen und Abbildern verehrt, doch die Darstellung unterschied sich enorm. Mandalorianer schmückten sich mit Waffen und ihren Rüstungen, auch die Frauen. Eine mandalorianische Kriegerin zum Beispiel würde niemals in einem Kleid dargestellt werden. Sanfte Gestalten konnten kein Volk führen, nicht als Menschen und nicht als Götter. Die Mandalorianer aber waren stark. Sie regierten nicht mit Nachsicht, sondern mit Kraft. Riley sah sich um, während Aldridge mit der Geistlichen sprach. Sie redeten in einem merkwürdigen Akzent. Es war Basic, aber in einer anderen Art und Riley hatte Mühe der Aussprache zu folgen. Vielleicht hätte sie es gekonnt, wäre Basic ihre Muttersprache gewesen, dabei fühlte sie sich eigentlich längst in der für sie einst so fremden Sprache zu Hause. Sie hatte sie schnell gelernt, nicht zu Anfang, in den ersten Wochen in denen sie die meiste Zeit über alleine gewesen war, sondern später, als Zarin begonnen hatte sich für sie zu interessieren. Von diesem Zeitpunkt an hatte sie keine andere Wahl gehabt. Schon damals hatte Zarin Mandalore gehasst: den Planeten, das Volk… alles. Und er hatte es gehasst, wenn Riley Mando’a sprach. Also hatte sie damit aufgehört – in seiner Gegenwart – und Basic gelernt. Kurz darauf hatte sie sich mit Ava angefreundet.


“Ein Reiseglücksbringer? Was machst du damit?“

Die Geistliche hatte Aldridge nach einem kurzen Gespräch einen Gegenstand gegeben. Was genau es war, hatte Riley nicht gesehen. Sie hätte nicht vermutet, dass er religiös war, fiel ihr auf. Warum das so war, konnte sie schlecht sagen, vielleicht weil sie es selbst nicht war und von sich auf ihn geschlossen hatte, wie man es oft tat. Es hieß oft, dass Menschen mit einem festen Glauben weniger leicht Depressionen verfielen und dass ihre Götter sie in schweren Zeiten stützten und hielten. Wo war Aldridges Stütze gewesen als seine Tochter gestorben war? Hätte sein Glaube ihm in dieser Situation nicht helfen müssen? Vielleicht war auch das der Grund, dachte Riley, dass sie ihn falsch eingeschätzt hatte. Er war so zerstört gewesen, als sie ihn in seiner Wohnung angetroffen hatte, ganz und gar zerstört.

“Ich habe nicht verstanden, was ihr gesagt habt.“

Sie traten wieder hinaus ins Sonnenlicht, zurück in den sicheren Tag. Nachdenklich sah sie ihn an.

“Wenn du nicht wolltest, dass ich höre was ihr sprecht, warum hast du mich dann mit hinein genommen?“

Ihre Frage entstand aus dem Versuch heraus, ihn zu verstehen. Aldridge besuchte einen Tempel, doch nicht um zu beten. Aldridge liebte seine Frau, aber er lebte nicht mehr mit ihr zusammen. Er konnte ein gutes Leben führen, in der Heimat die er liebte, aber er entschied sich sie zu verlassen. Einiges konnte Riley nachvollziehen. Er hatte seine Tochter verloren, noch bevor er sie hatte kennen lernen dürfen. Man musste schon herzlos sein um nicht begreifen zu können, was das für ihn bedeutet haben musste. Doch sie verstand längst nicht alles. Wo waren seine Freunde, die Männer mit denen er Zeit verbrachte? Warum kam er wirklich mit ihr? Sagte er die Wahrheit, oder machte er ihr etwas vor? Was wollte er von ihr? Riley stieg zuerst in den Gleiter.

“Ich hätte auch hier warten können.“

Sagte sie, als sie sich setzte. Venus saß in der Mitte zwischen ihnen, ihren Blick stur geradeaus gerichtet. Riley tat es ihr gleich.

Alleine. Es hätte mir nichts aus gemacht.“

Sie hörte, wie Venus ein abwertendes Geräusch machte, das ihre Worte ins Lächerliche zog. Fein, sollte sie denken was sie wollte. Niemand hatte sie eingeladen hier zu sein. Riley würde sich einfach nicht mehr um sie kümmern. Sie war es leid als die Schuldige zu gelten. Sie starrte aus dem Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt. So vieles wäre einfacher, dachte sie, wenn sie einen Gott hätte zu dem sie beten könnte. Sie würde sich fallen lassen, auf ihn vertrauen und er würde alle Entscheidungen für sie treffen.

- Naboo – Theed – Gleiter – Mit Aldridge –
 
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