CK-2587
The Lone Gunman
[Naboo, Theed, Park]- Cris
Cris konnte nicht sagen, wie er schließlich wieder zur Vernunft gekommen war, oder ob es überhaupt Vernunft war, die ihn plötzlich angewidert auf die zu einem Drittel geleerte Flasche in seiner Hand starren ließ. Langsam verschloss er das durchsichtige Gefäß wieder und stellte es in einer zeitlupenhaften Bewegung zu seinen Füßen ab, bevor er blind nach der zweiten Flasche tastete, die unbeachtet davongerollt war. Wasser. Er brauchte Wasser.
Gierig setzte er sie schließlich an, als er sie gefunden hatte, und ließ die zweite Flüssigkeit ähnlich unbeherrscht in seine Kehle rinnen, bevor es dieses Mal der zwangsläufig einsetzende Würgereiz war, der ihn zu einer Pause zwang. Verzweifelt vergrub der ehemalige Sturmtruppler sein Gesicht in seinen Händen. Was tat er hier eigentlich? Es war weder nüchterner Menschenverstand, noch waren es seine Gefühle, denen er in diesem Moment folgte… es geschah alles vollkommen wahllos, selbstzerstörerisch, gefährlich. Wollte er so Noas gedenken? Dadurch, dass er sich selbst auf eine der erbärmlichsten Weisen selbst zugrunde richtete?
Schwer atmend lehnte Cris sich zurück und zwang sich, kurze, kontrollierte Schlucke aus der Wasserflasche zu nehmen. Er musste einen klaren Kopf bewahren – und sich entscheiden, welchem Pfad er zu folgen hatte. Seine Gefühle schieden aus – zu groß war der Schmerz, den Noas Verlust und jede noch so kleine Erinnerung ihm jetzt zufügen würde. Zu leicht konnte er sich in den Bildern verlieren, ihr Lächeln, ihre herausfordernd und ab und an wütend funkelnden Augen, der Geruch ihres Haares in den Momenten, in den sie ihn an sich heran gelassen und gestattet hatte, dass er seine Arme um sie legte, seine Hingabe akzeptierte…
Nein. Verstand. Rationalität. Er wusste, wie die Dinge abzulaufen hatten – auch auf Naboo. Unabhängig davon, was Julian Agathon gesagt hatte – und was Cris niemals an das TPD hatte weiterleiten können, da er unmittelbar nach dem Tod des Serienmörders von der NRSF in Gewahrsam genommen worden war – würde die örtliche Polizei Noas Leichnam identifizieren müssen, bevor sie weitere Schritte einleiten konnte. Wer wusste schon, was Agathon mit ihr angestellt hatte? Es konnte Tage, vielleicht Wochen dauern, bis man im TPD dazu gekommen war, und noch länger, bis man die darauf folgenden Schritte initiierte… Denn irgendjemand musste ihrer Familie berichten, dass Noa Chanelle Cortina auf Naboo einem wahnsinnigen Mörder zum Opfer gefallen war. Mitten in der Republik, deren Werte und Freiheiten sie nicht hatten beschützen können, die sie imperiale Unterdrückung und Terrorherrschaft Jahr um Jahr überstanden hatte.
Von plötzlicher Entschlossenheit erfasst erhob Cris sich von seiner Bank. Er kannte jetzt seine Aufgabe. Er war Noas Verbindung in die Republik gewesen – er konnte nicht abstreiten, dass ihre Anwesenheit auf Naboo über Umwege auch seine Verantwortung gewesen war. Jetzt war er es, der dafür sorgen musste, dass sie rasch identifiziert wurde… er musste ihre Familie benachrichtigen… und er musste sie nach Coruscant bringen, damit sie auf dem Planeten, für dessen Freiheit sie alles gegeben hatte, zur letzten Ruhe gebettet werden konnte. Was danach mit ihm geschah spielte keine Rolle mehr.
Er zwang den lodernden Schmerz in eine dunkle Ecke seines Bewusstseins, in dem all die Dinge lauerten, die ihn jede Nacht aufs Neue quälten, leerte die Wasserflasche und überantwortete sie mit dem Rest des teuflischen Alkohols dem nächsten Müllschlucker, bevor er in den Park und die Schatten der Vergangenheit, die über ihm ruhten, mit zielstrebigen und kräftiger werdenden Schritten hinter sich ließ.
Es half, sich auf ein konkretes Ziel zu fixieren, und ein wenig gelang es ihm sogar, sich selbst vorzugaukeln, dass es irgendeine Leiche war, die er für die Ordnungskräfte identifizieren und in ihre Heimat begleiten musste, nicht der kalte Körper der Frau, die das Feuer und die Leidenschaft in sein Leben zurückgebracht hatte. Natürlich wusste er tief in den Wirrungen seiner Seele, dass die wahre Prüfung noch vor ihm lag – Noas leblose Hülle vor sich liegen zu sehen, die sich zuvor durch Aktivität und Leben ausgezeichnet hatte, aus der Kampf und Widerstand verschwunden waren. Doch waren diese wirklich verloren? Wenn es stimmte, dass Lebewesen mit dem Ende ihres weltlichen Körpers eins mit der Macht wurden, traf dies nicht im Besonderen auf einen so starken Geist wie Noas zu? Cris hatte sich nie mit derlei Gedanken beschäftigt, doch jetzt, als er an einem Fußgängerüberweg eine Straße weiter in Richtung Zentrum überquerte und so einen schnittigen Gleiter zum Abbremsen veranlasste, fand er Trost in der Vorstellung, dass Noa die Qualen ihrer Behandlung durch Agathon endlich gegen die unendliche Freiheit eines nicht mehr an die materielle Welt gebundenen Geistes hatte austauschen können…
[Naboo, Theed, Straße]- Cris
Cris konnte nicht sagen, wie er schließlich wieder zur Vernunft gekommen war, oder ob es überhaupt Vernunft war, die ihn plötzlich angewidert auf die zu einem Drittel geleerte Flasche in seiner Hand starren ließ. Langsam verschloss er das durchsichtige Gefäß wieder und stellte es in einer zeitlupenhaften Bewegung zu seinen Füßen ab, bevor er blind nach der zweiten Flasche tastete, die unbeachtet davongerollt war. Wasser. Er brauchte Wasser.
Gierig setzte er sie schließlich an, als er sie gefunden hatte, und ließ die zweite Flüssigkeit ähnlich unbeherrscht in seine Kehle rinnen, bevor es dieses Mal der zwangsläufig einsetzende Würgereiz war, der ihn zu einer Pause zwang. Verzweifelt vergrub der ehemalige Sturmtruppler sein Gesicht in seinen Händen. Was tat er hier eigentlich? Es war weder nüchterner Menschenverstand, noch waren es seine Gefühle, denen er in diesem Moment folgte… es geschah alles vollkommen wahllos, selbstzerstörerisch, gefährlich. Wollte er so Noas gedenken? Dadurch, dass er sich selbst auf eine der erbärmlichsten Weisen selbst zugrunde richtete?
Schwer atmend lehnte Cris sich zurück und zwang sich, kurze, kontrollierte Schlucke aus der Wasserflasche zu nehmen. Er musste einen klaren Kopf bewahren – und sich entscheiden, welchem Pfad er zu folgen hatte. Seine Gefühle schieden aus – zu groß war der Schmerz, den Noas Verlust und jede noch so kleine Erinnerung ihm jetzt zufügen würde. Zu leicht konnte er sich in den Bildern verlieren, ihr Lächeln, ihre herausfordernd und ab und an wütend funkelnden Augen, der Geruch ihres Haares in den Momenten, in den sie ihn an sich heran gelassen und gestattet hatte, dass er seine Arme um sie legte, seine Hingabe akzeptierte…
Nein. Verstand. Rationalität. Er wusste, wie die Dinge abzulaufen hatten – auch auf Naboo. Unabhängig davon, was Julian Agathon gesagt hatte – und was Cris niemals an das TPD hatte weiterleiten können, da er unmittelbar nach dem Tod des Serienmörders von der NRSF in Gewahrsam genommen worden war – würde die örtliche Polizei Noas Leichnam identifizieren müssen, bevor sie weitere Schritte einleiten konnte. Wer wusste schon, was Agathon mit ihr angestellt hatte? Es konnte Tage, vielleicht Wochen dauern, bis man im TPD dazu gekommen war, und noch länger, bis man die darauf folgenden Schritte initiierte… Denn irgendjemand musste ihrer Familie berichten, dass Noa Chanelle Cortina auf Naboo einem wahnsinnigen Mörder zum Opfer gefallen war. Mitten in der Republik, deren Werte und Freiheiten sie nicht hatten beschützen können, die sie imperiale Unterdrückung und Terrorherrschaft Jahr um Jahr überstanden hatte.
Von plötzlicher Entschlossenheit erfasst erhob Cris sich von seiner Bank. Er kannte jetzt seine Aufgabe. Er war Noas Verbindung in die Republik gewesen – er konnte nicht abstreiten, dass ihre Anwesenheit auf Naboo über Umwege auch seine Verantwortung gewesen war. Jetzt war er es, der dafür sorgen musste, dass sie rasch identifiziert wurde… er musste ihre Familie benachrichtigen… und er musste sie nach Coruscant bringen, damit sie auf dem Planeten, für dessen Freiheit sie alles gegeben hatte, zur letzten Ruhe gebettet werden konnte. Was danach mit ihm geschah spielte keine Rolle mehr.
Er zwang den lodernden Schmerz in eine dunkle Ecke seines Bewusstseins, in dem all die Dinge lauerten, die ihn jede Nacht aufs Neue quälten, leerte die Wasserflasche und überantwortete sie mit dem Rest des teuflischen Alkohols dem nächsten Müllschlucker, bevor er in den Park und die Schatten der Vergangenheit, die über ihm ruhten, mit zielstrebigen und kräftiger werdenden Schritten hinter sich ließ.
Es half, sich auf ein konkretes Ziel zu fixieren, und ein wenig gelang es ihm sogar, sich selbst vorzugaukeln, dass es irgendeine Leiche war, die er für die Ordnungskräfte identifizieren und in ihre Heimat begleiten musste, nicht der kalte Körper der Frau, die das Feuer und die Leidenschaft in sein Leben zurückgebracht hatte. Natürlich wusste er tief in den Wirrungen seiner Seele, dass die wahre Prüfung noch vor ihm lag – Noas leblose Hülle vor sich liegen zu sehen, die sich zuvor durch Aktivität und Leben ausgezeichnet hatte, aus der Kampf und Widerstand verschwunden waren. Doch waren diese wirklich verloren? Wenn es stimmte, dass Lebewesen mit dem Ende ihres weltlichen Körpers eins mit der Macht wurden, traf dies nicht im Besonderen auf einen so starken Geist wie Noas zu? Cris hatte sich nie mit derlei Gedanken beschäftigt, doch jetzt, als er an einem Fußgängerüberweg eine Straße weiter in Richtung Zentrum überquerte und so einen schnittigen Gleiter zum Abbremsen veranlasste, fand er Trost in der Vorstellung, dass Noa die Qualen ihrer Behandlung durch Agathon endlich gegen die unendliche Freiheit eines nicht mehr an die materielle Welt gebundenen Geistes hatte austauschen können…
[Naboo, Theed, Straße]- Cris