In einem stillen Restaurant bei Morgengrauen wurde Felicity Jones für eine geheime Mission angeworben.
Regisseur Gareth Edwards war gerade erst zum
Rogue-One-Team gestoßen, um den ersten
Star-Wars-Standalone-Film umzusetzen, der sich den Rebellensoldaten widmen sollte, die die Pläne des ersten Todessterns stehlen. Sie sollte dies Häuflein Brüder als eine Art große Schwester anführen.
"Wir hatten zu dieser Zeit beide mit anderen Projekten zu tun und mussten uns um vielleicht 5:30 Uhr morgens in einem Hotelrestaurant treffen", erinnert sich Jones. "Der Großteil dieses Gesprächs wurde im Flüsterton geführt, wobei er mir die Geschichte und die Figur vorgestellte. Schon die erste Begegnung verlief also unter dem Deckmantel der Geheimniskrämerei, und wir gaben uns größte Mühe, dass niemand mithörte, was wir sagten."
Nachdem der Film nun auf die Zielgerade einbiegt - ins Kino kommt er am 15. Dezember -, kann sie endlich etwas lauter über das Projekt sprechen. Und über andere Themen, denn die Darstellerin, die für ihre Rolle in
Die Entdeckung der Unendlichkeit für den Oscar nominiert wurde, spielt in diesem Jahr noch in drei weiteren Filmen mit: Im Action-Thriller
Collide, dem bittersüßen übernatürlichen
Sieben Minuten nach Mitternacht und dem
Da-Vinci-Kode-Sequel
Inferno.
Keines dieser Projekte hat sie aber so an ihre Grenzen gebracht wie
Rogue One - A Star Wars Story, in dem sie Jyn Erso spielt, eine Einzelgängerin, deren Vater, ein Wissenschaftler, Informationen besitzt, die sowohl für das Imperium, als auch für die Rebellen von entscheidender Bedeutung sind. Um der Rebellion zu helfen, die Pläne sicherzustellen, die Luke Skywalker später dabei helfen werden, den Todesstern zu vernichten, wird Erso im Weltall, zu Land, im Regen und unter der glühend heißen Wüstensonne als angeworbene Gesetzlose kämpfen.
"Jetzt lache ich darüber, aber beim Dreh brachte es mich körperlich ans Limit", erzählt die 32 Jahre alte Schauspielerin. "Stundenlanges Training war Pflicht. Ich habe mit einem Kung-Fu-Experten zusammengearbeitet, der mir das Kämpfen beibrachte. Ich hätte nie gedacht, dass ich als Schauspielerin einmal Sturmtruppen verprügeln würde. Möglich wurde das dank harter Arbeit, jeder Menge Übung und vielen Proben."
Mit gerade einmal 1,60 m ist Jones alles andere als der typische Kriegsfilm-Actionheld, doch genau das macht Jyn als Außenseiterin so reizvoll.
"Sie ist eine absolut unwahrscheinliche Heldin", findet Jones. "Sie lebt am Rande der Gesellschaft. Körperlich ist sie kleiner als alle anderen, aber wenn jemand etwas hat, an das er glauben kann, gibt einem das Energie, Motivation und eine außergewöhnliche Stärke."
Edwards erzählt, er habe sich für Jones entscheiden, "weil sie nicht so beinhart und verschlossen war, dass das Publikum nicht mehr mit ihr mitfühlen würde".
Edwards erklärt: "Es gab eine Menge Leute, die hätten lernen können, zu kämpfen und Gegner zu verprügeln und die rein körperlichen Aspekte zu übernehmen. Aber für mich ist der interessantere Aspekt, wenn der Panzer einen Riss hat und man dadurch die Verletzlichkeit seines Trägers sehen kann. Man kann die Kamera einfach auf Felicity richten, und sie sagt kein Wort, aber man fühlt, dass ihr eine Million Dinge durch den Kopf gehen. Man fragt sich, was sie denkt und was gerade los ist. In einer Szene ist sie oft der perfekte Beobachter. Sie macht nicht immer direkt selbst etwas, aber durch ihr empfinden wir es. Sie hat diese Gabe, einen als Zuschauer in die Geschichte hineinzuziehen."
Jyn Erso tritt nun an die Seite von Daisy Ridleys Rey aus
Star Wars: Das Erwachen der Macht, indem sie eine weitere Figur ist, die Mädchen inspirieren wird, für die gute Sache einzutreten, doch im Film hat Jyn ihre eigene Heldin: Mon Mothma (gespielt von Genevieve O'Reilly), die ehemalige Galaktische Senatorin, die nun dafür kämpft, die Rebellenallianz zusammenzuhalten. Unter den Kämpfern der Rebellen gibt es zweifellos viele Männer, aber angeführt wird sie - auf dem Schlachtfeld von Jyn Erso, auf dem Feld der Diplomatie von Prinzessin Leia - von Frauen.
"Es gibt viel Respekt für Frauen unter den Rebellen", sagt Jones. "Mon Mothma ist für Jyn jemand, zu dem sie aufblicken kann. Zu Beginn des Films hat sie damit selbst eine starkes weibliches Vorbild vor sich, und sie respektiert Mon Mothma."
Zu einem Zeitpunkt, da in den Vereinigten Staaten erstmals eine Frau als Präsidentschaftskandidat einer der großen Parteien antritt, findet Jones, dass Phantasiegeschichten die Realität verändern können, indem sie noch mehr Actionheldinnen zeigen. "Ich finde das sehr wichtig. Wir sehen auf politischer Ebene, dass Frauen Anführer von Nationen werden können. Filme sollten diese Realität abbilden."
In unserer Welt wird der Slogan "Ich stehe hinter ihr" bereits genutzt, in
Rogue One - A Star Wars Story werden die harten Kerle der Infanterie bald einem ähnlichen Kampfruf folgen: "Ich stehe hinter Erso.""