[Rendili-System | Rendili || Rendili City | Kulturpalast | Haupthalle | Lieutenant Celina Kez (eigentlich Celessa Kenzee), Flight Officer Jeremy Mengsk, Sakura andere Gäste
Ein Hauch von Ärger erfasste Celessa, als Jeremy auf ihre Frage mit einem lauten Lachen reagierte und offenbar so amüsiert war, dass er einen Schluck aus seinem Glas brauchte um sich zu beruhigen. Ihre kühlen blauen Augen betrachteten den Piloten wie ein lästiges Insekt unter dem Mikroskop, die Vorstellung den Mann wie eine Fliege zerquetschen zu können war für die junge Agentin sehr verlockend. Leise seufzte sie in sich hinein. Diese gewalttätige Seite an ihr musste sorgfältig verborgen werden. Es war schon seltsam, diese Mischung aus eisiger Kälte und feuriger Wut. Fast als würden zwei Seelen in ihrer Brust wohnen und um die Vorherrschaft kämpfen. Meist siegte die kühl-rationale Seite. Meistens.
Der TIE-Pilot (Jeremy) erklärte noch immer amüsiert, dass Celina ihn wohl verwechselt haben müsse, da er nur auf unwichtigen Schiffen gedient habe und sie als Frau, die noch nie ihre Heimatwelt verlassen hatte wohl kaum etwas von ihm gesehen haben könnte. Celessa reagierte mit einem kühlen Lächeln und schluckte ihren wachsenden Ärger herunter. Sie hatte nicht geplant das dieser Dummkopf antwortete, sondern seine Begleiterin (Sakura), denn diese war viel wichtiger und somit interessanter. Sie würde es schon noch herausfinden. Und als hätte die Exotin ihren Ärger bemerkt antwortete Mitsumo freundlich und lächelnd, dass es möglich sei, aber sie höchstens am Rande aufgetaucht war. Celessas eisige blauen Augen verengten sich etwas und ihr Griff um ihr Sektglas wurde etwas fester. Eine noch ausweichendere Antwort wäre wohl kaum möglich gewesen. Mitsumo setzte dem ganzen noch die Krone auf und meinte großmütig, dass Celessa sich nicht entschuldigen müsse. Oh, wie ungemein freundlich von ihr. Der jungen Frau lag schon eine spitze Erwiderung auf der Zunge als die Pilotin weiter sprach und Zweifel an Celessas vorheriger Aussage bekundete und meinte, dass sie kulturell wohl doch Ahnung hätte.
Nur mit großer Mühe konnte sich die junge Agentin daran hindern ihrer Gesprächspartnerin das Lächeln aus dem Gesicht zu schlagen, atmete ein und versuchte sich zu beruhigen. Wo steckte eigentlich Toji ? Dieses Gespräch wurde mehr und mehr unangenehm, Celessa war die Kontrolle entglitten. Solche Situationen und die Leute die sie darin brachten hasste sie aus tiefstem Herzen. Aber sie würde das durchstehen, sie würde dieser Frau nicht den Sieg gönnen. Niemals. Celessas Stimme war glatt und kühl, einen Hauch tiefer als sonst, ein leicht bedrohlicher Unterton lag darin.
„Wie großzügig von Ihnen, Miss Mitsumo. Ich muss Ihnen zu Ihrer exzellenten Beobachtungsgabe gratulieren. Vielleicht sollten Sie ja die Teilstreitkraft wechseln. Beim Flottengeheimdienst braucht man bestimmt Leute mit Ihrem…Talent.“
Mit funkelnden Augen wartete die junge Agentin auf eine Reaktion, aber erneut funkte ihr dieser elende Pilot (Jeremy) dazwischen und antwortete auf ihren herablassenden Kommentar zu Commander Akaji. Wütend drehte sich die junge Frau zu ihm herum als er seine Tirade begann, er zweifelte ihre Vermutung, dass Mitsumo allein ihre Familie vertrat an und meinte, dass vielleicht sogar ein Commodore Mitsumo hier herumlief. Dann kam er auf Akaji zu sprechen, betonte ihren richtigen Namen und meinte das sie eine sehr pflichtbewusste und vorbildliche Offizierin sei und nur die Beförderung durch eine Berühmtheit wie General Celda verdauen müsse. Wie als wäre sie gegen eine Wand gelaufen stand Celessa stumm da, funkelte den Piloten zornig an und blieb stumm. Was nur mit ihr los ? Sie war doch sonst so beherrscht, hatte das Feuer doch sonst so gut im Griff. Dieser Abend, dieses Gespräch nagte an ihr, brachte sie dazu Fehler zu machen. Warum ? Sicher, sie mochte diese Akaji und ihre Freunde hier nicht und wollte Toji gerne für sich allein haben, aber das eigentliche Problem lag tiefer. Viel tiefer.
Seit ihrer Kindheit im Waisenhaus hatte die begabte junge Frau zwei Dinge verinnerlicht. Erstens, sie war besser als andere. Klüger, anpassungsfähiger, skrupelloser, härter. Immer wieder hatte man ihr Selbstbewusstsein gestärkt, ihre Lehrer, die Professoren, die Ausbilder beim Geheimdienst. Und zweitens, sie konnte mit Niederlagen einfach nicht umgehen, mit allem was ihr Selbstbild ankratzte, diesen Schutzpanzer, den sie errichtet hatte. In Situationen wie diesen war sie wieder ein Kind, allein in einer harten und feindlichen Umgebung und wurde sich schmerzlich ihrer eigenen Fehlbarkeit bewusst. Sie war nicht unbesiegbar. Und das machte ihr Angst. Wenn diese Mitsumo ihren Manipulationsversuchen widerstehen konnte, dann konnten es andere auch. Wer ihr widerstehen konnten, der konnte sie verletzen, konnte durch ihren Eispanzer ihr Herz treffen. Celessa hatte sich geschworen nie wieder schwach und hilflos zu sein, nie wieder anderen ausgeliefert. Sie hatte sich geschworen zu herrschen und nicht beherrscht zu werden. Und all das wurde heute auf die Probe gestellt.
Nur halb und wie durch einen Nebel hörte Celessa wie Mitsumo ihrem Begleiter zustimmte und meinte, dass wohl jeder von einer Beförderung durch Celda überwältigt worden wäre. Überwältigt, ja das war das passende Wort für das was die junge Agentin gerade erlebte. Um sie herum schien sich alles zu drehen und gegen ihren Willen spürte sie wie ihre rechte Hand, die das Sektglas hielt sich verkrampfte und zu zittern begann, ein nervöses Zucken spielte an ihren Mundwinkeln und ihre eisigen blauen Augen huschten nervös hin und her. Sie erinnerte sich, erinnerte sich wie die Kinder im Waisenhaus die schwächeren unter ihnen gequält hatten, wie sie niemanden gehabt hatten, der sie kontrolliert hätte oder an den sie sich hätten wenden können. In dieser Galaxis gab es keinen Schutz für die Schwachen, nur die Starken konnten überleben. Eines nachts hatte Celessa gehört wie einige der besonders brutalen Jugendlichen ein Mädchen im Nebenzimmer verprügelt hatten. Celessa war in ihrem Bett gelegen und hatte sich ein Kissen über die Ohren gehalten, um die Schreie nicht hören zu müssen. Und dann, dann kamen die Schläger und wollten das die jüngeren Kinder ebenfalls mitmachten, drohten jedem der nicht zuschlug das selbe Schicksal an. Im Nachhinein musste Celessa diese Strategie bewundern, denn gemeinsame Schuld verband. Und Celessa war ihr schuldig geworden, wie sie alle. Ihr Wohlergehen oder das einer Fremden, die Wahl war ihr leicht gefallen. Da hatte sie verstanden wie die Galaxis funktionierte. Wie alles funktionierte.
Eine winzige Träne bildete sich in an dem rechten Augen der jungen Agentin und rann ihre Wange hinab. Sie musste hier weg, musste fort. Mühsam formulierte sie eine Entschuldigung, ihre Stimme klang abwesend und so kalt, als hätte man ihr Eis auf die Zunge gelegt. Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein gebrochenes Lächeln, das wirkte als hätte man ihr es mit einem Skalpell auf die Haut geschnitten.
„B-Bitte entschuldigen sie mich. Es war…es war mir ein Vergnügen, aber ich sollte jetzt lieber gehen und Captain Murata suchen. Einen schönen Abend noch.“
Celessas blauen Augen waren kühl und leer und ihr Gesicht noch eine Spur blasser als sonst, als sie auf dem Absatz kehrt machte, die beiden Piloten stehen ließ und in der Menge verschwand. Zitternd bahnte sie sich einen Weg durch die Trauergäste, bevor sie endlich die hohen Flügeltüren erreichte und nachdem die irritierten, aber angesichts der leichenblassen und bebenden Frau, deren Blick noch immer reichte um andere einzuschüchtern, Wachen sie öffneten war die Agentin endlich allein an der frischen Luft. Sie ging einige der Treppenstufen hinab bevor sie tief einatmete. Die kühle Luft tat ihr gut und half ihr das tobende Feuer in ihrem inneren etwas zu beruhigen. Aber noch immer zitterten ihre Hände und voller Wut über ihre Schwäche schleuderte Celessa das Sektglas zu Boden, wo es in tausend Splitter zerschellte. Mit fast schon morbider Faszination betrachtete die Agentin die Splitter auf dem nassen Boden, ihr Glitzern, ihre Form. Zittern verschränkte sie die Arme vor der Brust und atmete erneut tief ein, bevor sie sich eine Träne von der Wange strich. Sie war nicht schwach. Sie hatte heute einfach einen schlechten Tag erwischt und noch dazu die falsche Person. Aber sie würde nicht scheitern. Sie brauchte nur einen Moment um Kraft zu sammeln. Nur einen Moment allein, und alles würde wieder gut werden. Ihr krampfhaftes Lächeln zerbrach endgültig, und für einen Augenblick erhaschte Celessa ihr Spiegelbild in einer großen Scherbe.
Irritiert schüttelte sie den Kopf. War das wirklich sie ? Verflucht, sie musste sich beherrschen. Celessa löste den Blick und sah hinauf zum Himmel, die Sterne funkelten in der Dunkelheit. Langsam beruhigte sich die Agentin etwas. Sie würde schon bald wieder in die Halle gehen und ihre Mission fortsetzen. Aber vorher…Mit einem Seufzen löste die junge Frau ihre Haare aus dem strengen Pferdeschwanz. Ihr langes blondes Haar fiel ihr über die Schultern und Celessa hob den Blick erneut, fixierte einen der funkelnden Sterne. Nur einen Moment der Ruhe. Sanft schloss sie ihre Augen und blendete ihre Umgebung aus, spürte den kühlen Wind auf ihrer Haut, der der die zornige Glut in ihr löschte. Nur einen Moment.
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