Die neuesten Entwicklungen in der Arabischen Welt sind in der tat höchst interessant. Ich fühle mich unwillkürlich an die Julirevolution von 1830 in Frankreich erinnert, welche auf die deutschsprachigen Gebiete über schwappte. Es freut mich sehr, wie hier die arabische Welt die Welt erinnert, dass Zivilcourage und Kampf für den politischen Wandel nicht als Erfindung des Westens verstanden werden kann.
Auf ZDF hat sich vorhin ein "Orientexperte" dazu hinreisen lassen zu verkünden, dass wenn Ägypten fällt, dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Jemen und Jordanien ebenfalls zukommen wird. Die Konsequenzen sind natürlich nicht abzusehen und das macht verständlicher Weise denen Angst, die die Arabische Welt für ihre Interessen benötigen. Aber ich finde, sie verdient nicht nur sondern braucht die Chance, aus eigener Kraft sich weiter zu entwickeln. Nur so etwas besitzt die Kraft, neue Identitäten in dieser Region zu stiften. Hoffentlich Identitäten, die Demokratie und die Rechte des einzelnen verinnerlichen.
@Gene
Nun soweit ich Bescheid weiß ist die Muslimbruderschaft im Moment nicht besonders stark und eben auch keine treibende Kraft hinter den Aufständen. Die eher mäßige Bildung innerhalb der ägyptischen Gesellschaft mag deren zukünftiges Erstarken zu einer reellen Gefahr machen, aber nicht zu einer so hohen, dass Mubarak vorzuziehen ist. Das ist zumindest mein Eindruck. Ich glaube viel eher dass der Schrecken für westliche - vor allem US-Amerikanische - außenpolitische Interessen eines Gottesstaat-Szenarios so groß ist, dass die tatsächliche Wahrscheinlichkeit überhöht wird (nun die gepaart mit einer gehörigen Angst vor "dem Islam", die sicher nicht im rationalen Denken ihren Ursprung hat).
Man denke auch daran, dass die Resultate der Iranischen Revolution nicht gerade als ein strahlendes Beispiel für die Attraktivität eines Gottesstaates wahrgenommen werden kann. Ich würde vermuten, dass dies auch einigen Ägyptern bewusst ist.