Teth

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


Die Anweisung, an die in Gefahr befindlichen Frachter, sich möglichst rasch aus dem Kampfgebiet zu entfernen, war von Bru-Th bereits vor mehreren Minuten gegeben worden, doch irgendwie gewann in ihm das Gefühl die Oberhand, nicht genug für die Männer und Frauen an Bord der bestenfalls zähen Schiffe zutun. Der Blick auf das bläulich schimmernde Holo erhärtete nur seinen Verdacht. Bru-Th runzelte nachdenklich die Stirn. Im Hintergrund hörte der hochgewachsene Mensch, wie Captain Ven seiner neuen Rolle mit dem Eifer eines wütenden Wampas nachkam, doch die Koordinierungsversuche nahm Bru-Th nur peripher wahr. Seine Aufmerksamkeit galt dem Holobild.

Die Traktorstrahlemitter auszuschalten war zwar nicht vollkommen sinnlos gewesen, doch sicherte es kaum mehr als den Status quo. Nur weil es nicht schlimmer wurde, konnte man kaum von einer echten Verbesserung der Lage sprechen, ergab sein Urteil und seine Finger berührten zielsicher das Schiff, welches der Wachtor am nächsten lag. Kurz verschwamm der Umriss des Schiffes auf der Holokarte, um im folgenden Moment wieder scharf zu werden, ergänzt um eine Reihe von Daten, die das Schiff als Klasse-IV Frachter mit dem unpassenden Namen Sunburst identifizierten. Es trieb auf den Sternenzerstörer zu. Bru-Th fluchte in Gedanken. "Die ganze Aktion ist sinnlos, wenn wir es nicht schaffen den Frachtraumern aus ihrer misslichen Lage zu helfen." Ven wollte den Feind behaken, ihn niederringen und vernichten. Darin war er sicherlich gut, vermutete Bru-Th, doch ihm genügte es nicht, die Schiffe sich selbst zu überlassen. Es musste doch etwas geben, was man tun konnte, senierte er. Bru-Th ging zum Com-Offizier.


"Verbinden Sie mich mit dem Klasse-IV Frachtraumer dort vorne", sprach er in gedämpften Tonfall und deutete auf das Holobild. Der Offizier nickte. Er schien begriffen zu haben, dass sein Commander die Angelegenheit nicht an die große Glocke hängen wollte. "Verbindung steht, jedoch nur Audio!"

"Das wird reichen", bestätigte Bru-Th sachlich und griff zu einem der Comlinks, da das Gespräch nicht über die Lautsprecher der Brücke ging. Ven sollte ungestört seine Schlacht schlagen. "Ich bin Commander Agoch, von der Neuen Republik. Meine Sensoren zeigen mir, dass ihr Antrieb ausgefallen ist und", Bru-Th schnaubte leicht amüsiert, um der bittere Situation mit Ironie zu begegnen, "ihr Schiff hat eine prächtige Flugbahn. Sollen wir sie mit einem ATR rausholen? Von Rettungskapseln würde ich nämlich abraten."

Ein Zusammenstoß hätte für beide Schiffe katastrophale Folgen gehabt, insbesondere für die Sunburst. Und noch während er auf die Antwort von Seiten des Captains wartete, überkam ihn wieder ein Gefühl der Vertrautheit und diesmal gelang es ihm sogar den Ursprung dieser Empfindung irgendwie auf dem alten Raumer zu vermuten. Das 'Warum' konnte er nicht beantworten, doch schien es wichtig zu sein, dass die Personen an Bord der Sunburst aus dem Schlamassel heraus gelangten. Wenn er dafür seine Fat Trader hergeben musste, dann war das eben so. Ohnehin - er schmunzelte leicht - gehörte der altersschwache und fluchterprobte ATR im eigentliche Sinne dem Tempel. Einem Jedi war Besitz verboten, ebenso wie eine lange Liste anderer Dinge und Vergnüglichkeiten. Mit Ausnahme dieses Schiffes und einer lang vergangenen Begebenheit, hatte er sich immer an die Regeln des Ordens gehalten, auch an die unbequemen.


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss und Crew; Kruluk und Tiri im Maschinenraum

»Fressen lassen?« wiederholte Mandiny Priss ungläubig die Worte des Quarren. Ihr Blick wanderte zwischen ihm und dem Bugfenster, vor dem der Sternenzerstörer immer größer wurde, hin und her.

Sie war nicht sicher, ob der Quarren in der Lage war, seine Idee klarer zu formulieren. Und sie wagte kaum zu hoffen, dass der Einfall etwas taugte. Selten hatte sie sich einer so ausweglosen Situation gegenüber gesehen. Ohne Waffen und ohne Antrieb blieben eben nur wenige Optionen. So war es eher ein Akt der Verzweiflung, dass sie an die Wand trat, um mit ihrem persönlichen Code einen tief hängenden Waffenschrank zu öffnen und mehrere Blasterpistolen herauszuholen. Jeder Person auf der Brücke reichte sie eine davon. Tiri nahm ihre Waffe entgegen, musterte sie mit Kennerblick und checkte sofort die Ladung der Energiezelle. Der Gotal Glorax hingegen schien durch den Blaster hindurch zu sehen und in seiner Nervosität kaum zu wissen, was man ihm in die Hand gedrückt hatte. Und schließlich gab die Mrlssi nach kurzem Zögern auch Kruluk eine WESTAR-34. Selbst wenn er Verrat im Schilde führte, konnte die Situation kaum noch schlimmer werden.

»Ich verstehe nicht, was Sie mit ›Fressen lassen‹ meinen. Oder vielleicht will ich es auch nicht verstehen, falls Ihr Vorschlag lautet, uns denen zu ergeben. Aber wenn Sie eine Idee haben, die nicht darauf hinausläuft, ›gefressen‹ zu werden, dann nur heraus damit.«

»Mandiny... das Kom!« warf die Shawda Ubb ein und zeigte auf einen leuchtenden Knopf. Sofort sprang die Kapitänin zur Konsole und betätigte den Schalter, um den Ruf entgegenzunehmen.

Der Kommandant des republikanischen Schiffes sprach zu ihr. Über seinen Vorschlag musste sie aber nur kurz nachdenken.


»Mandiny Priss, Kapitän der Sunburst«, stellte auch sie sich vor. »Falls das ATR ein Shuttle ist, vielen Dank schon einmal für das Angebot. Aber...«

Zuerst wollte sie ablehnen. Denn sie konnte sich nicht vorstellen, ihr geliebtes Schiff mitsamt der Fracht, in die sie ihr gesamtes Vermögen investiert hatte, zurückzulassen. Doch dann fiel ihr Blick auf das verzweifelte Gesicht von Glorax. Zugleich fiel ihr ein, was Tiri über den gesundheitlichen Zustand von Chuck gesagt hatte, der vermutlich noch immer bewusstlos im Frachtraum lag. Und ihr kam ein Bild von Rover vor Augen, der mit Blut im grünen Fell in den zerstörten Überresten des Geschützturms hing oder durchs All trieb. Sie hatten schon einen Toten zu beklagen. Es sollten nicht noch mehr werden.

»...aber schicken Sie Sanitäter mit, wir haben einen Schwerverletzten, der dringend in ärztliche Behandlung muss. Ich überlasse den anderen Überlebenden meiner Crew die Entscheidung, ob sie ihn begleiten wollen.«

Sie sprach nicht direkt aus, dass sie selbst nicht daran dachte, die Sunburst zu verlassen. Zumindest noch nicht. Diesen drastischen Schritt wollte sie erst dann gehen, wenn es überhaupt keine Hoffnung mehr gab, mehr als das nackte Leben zu retten. Eine Kollision mit dem Sternenzerstörer, auf den sie noch immer zutrieben, hoffte sie mit den Manövrierdüsen vermeiden zu können, aber was dann? Sie wartete noch immer auf den rettenden Einfall.

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Mandiny Priss und Crew; Kruluk und Tiri im Maschinenraum
 
[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]

Die Dringlichkeit, welche die momentane Situation förmlich erzwang, ließ nur ein kurzes Gespräch mit Major Saviro, dem diensthabenden Offizier der Systemverteidigung, zu. Doch letztendlich hatte Navara tatsächlich die Kontrolle über die veralteten Korvetten – jedenfalls faktisch. Offiziell lief die ganze Sache natürlich über einen vollkommen diplomatischen Rahmen ab, welcher die Souveränität des neutralen Teth im vollen Maße respektierte, indem man mit einer ständigen Funkverbindung die planenden Absprachen vorgaukelte. Auf diese Weise wahrte das betroffene System sein Gesicht auf der großen Bühne der intergalaktischen Politik, während man im Gefecht weder seine Schnelligkeit, noch seine Schlagfertigkeit um ein einziges Jota einbüßte. Der nichtmenschliche Captain konnte mit dem getroffenen Arrangement, das schlussendlich auf einer Lüge basierte, also bestens leben.

Mit eiserner Miene betrachtete der muskulöse Twi'lek das taktische Hologramm. Inzwischen hatten sich nicht nur die achtundvierzig Sternjäger der „Massive“ in die Rettung der Frachter eingemischt, sondern die acht Kanonen (vier Turbolaser, vier Ionenkanonen) am Bug hatten ebenso das Feuer auf den mächtigen Feind eröffnet. Navara schätzte die eigenen Chancen, dass die Bewaffnung des recht klobigen Liberator Transportkreuzers einen überraschenden Schlag gegen das Heck des feindlichen Sternzerstörers der alten Victory-Klasse ausrichten würde – dafür war einfach schon zu viel Zeit seit ihrem Auftauchen verstrichen –, aber symbolisch hatte diese Handlung einen enormen Wert. Denn so konnte der Captain die ihm unterstellten Schiffe der hiesigen Systemverteidigung besser ins Feld führen. Teth sollte schließlich nicht den Eindruck haben, dass die Neue Republik leichtfertig deren schwache Korvetten opfern würde. Sie mussten schon gemeinsam an einem Strang ziehen.


„Major, ich schlage vor, dass sich Ihre Korvetten erst einmal in die etlichen Dogfight der Sternjäger einmischen sollten“, sagte der grünhäutige Uniformierte vorsichtig, da er zu diesem Zeitpunkt nicht einschätzen konnte inwieweit man die Funkverbindung aufzeichnete. „Nehmen wir dem Pirat schon frühzeitig seine kleinen Helferlei, dann verleiten wir ihn wahrscheinlich eher zur Flucht.“ Kurz hielt der Captain in seinem „Vorschlag“ inne. Ein vernichteter Victory-Sternzerstörer wäre ihm eigentlich lieber, aber wäre das realistisch? Er fuhr fort: „Ihre Kommandanten sollen aber aufpassen. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass er, sobald sich die ersten ernsthaften Angriffe Ihrer Schiffe abzeichnen werden, vor allem Ihre Korvetten und Patrouillenboote ins Visier nehmen wird. Für seine schweren Turbolaser sind die nämlich groß genug.“

Selbstverständlich wollte der Captain gegenüber dem Major nicht belehrend klingen. Er betrachtete ihn sogar relativ auf Augenhöhe. Dennoch konnte er all diese Mannschaften nicht blind in ihren Tod rennen lassen. Skrupellos und zu allem bereit waren seiner Meinung nach insbesondere Militärs, die zum Imperium gehörten oder desertierten waren. Bei Ga'lors Getreuen war sich Navara nicht sicher, ob nicht letztendlich beide Punkte sich sogar kumulierten. Es dauerte nicht sehr lang und die ersten tragischen Verlustberichte der Piloten trafen ein. Feindliches Turbolaserfeuer und zum Teil ziemlich geschickte Gegner dezimierten langsam, aber kontinuierlich die Maschinen der „Massive“. Obwohl sie Schilde und größtenteils modernste Technik hatten, konnte sie das nicht immer vor dem Jenseits schützen. Säuerlich verzog der Twi'lek das Gesicht. Er kannte keinen dieser Piloten persönlich, aber trotzdem war es in seinen Augen eine Schande diese Kräfte im Kampf gegen eine Piratenbande fast schon zu verheizen. 'In einer Schlacht gegen Imperiale wären sie besser aufgehoben gewesen', ging es Navara kurzzeitig durch den Kopf.

„Major, meiner bescheidenen Meinung nach wäre es wohl besser, wenn Sie Ihre Sternjäger langsam aus den Dogfights zurückziehen“, richtete er nach einer Weile erneut das Wort an den Offizier, der im ständigen Kontakt mit dem Liberator Transportkreuzer stand. „Vielleicht ist es jetzt besser, wenn man deren Schlagkraft konzentriert auf die Sensorsysteme der 'Wachtor' konzentriert. Zwar schützt ein zusätzlicher Schildgenerator den Brückenturm, aber ein blinder Feind könnte für uns momentan äußerst nützlich sein.“ Aufmerksam musterte er die Projektion. „Ihre Korvetten sollten bald folgen. Der Feind hat sie schon jetzt vereinzelt im Visier.“

Erste Treffer musste auch die „Massive“ inzwischen einstecken. Ziemlich behäbig hatte anfangs der betagte Victory-Sternzerstörer auf den recht vorsichtigen Angriff des republikanischen Kriegsschiff reagiert, indem man ihn mit ein paar Schüssen vor den Bug auf Abstand halten wollte. Jedoch hatte der gegnerische Kommandant anscheinend mittlerweile die Lage auch an dieser Stelle ein bisschen anders eingeschätzt. Die Selbstbeweihräucherung, dass sein Schiff das stärkste im System war, war offensichtlich einer nüchternen Einschätzung gewichen. Hatte das koordinierte Vorgehen der beiden sich unbekannten Parteien, die sich hier gemeinsam auf die Verteidigerseite gestellt hatten, am Ende dazu geführt? Sicher war sich Navara nicht. Doch traute der Captain seinem Gegenüber schon eine gewisse Intelligenz zu. Immerhin konnte man als „herrenloser“ Brigant nur äußerst schwer im Outer Rim überleben, war man in seiner Position inkompetent oder schwach. Also auch weiterhin mussten sie auf der Hut bleiben. Vielleicht besaß der Feind noch irgendein Ass im Ärmel.

[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas, Commander Raal

Arbas' Kiefer mahlten unter den glattrasierten Wangen, während er mit jeder Sekunde die Lage neu bewertete. Es sah im Moment nicht besonders gut aus. Der Angriff der republikanischen Bomber - K-Wings, die neuesten und schlagkräftigsten Modelle - hatte die Schilde seines Sternenzerstörers geschwächt und die Traktorstrahlgeneratoren zerstört. Das war mit Sicherheit kein zufälliges Ergebnis: Auf diese Weise hatten sie die Frachter aus dem unsichtbaren Griff der Wachtor befreit. Dem Piratenkapitän schwammen die Felle weg. Aber noch war er nicht geschlagen. Noch war nicht entschieden, wer letztlich als Sieger dastand und wer mit eingekniffenem Schwanz das Weite suchen musste. Er war nicht wie Raal, der am liebsten schon vor dem ersten Schuss geflohen wäre, um sich eine wehrlosere Beute zu suchen. Arbas schreckte nicht vor einem Kampf zurück.

Er gab einige Befehle, die dazu führten, dass das riesige Schiff sich auf der Stelle drehte. Langsam aber sicher schwenkte es herum, so dass das relativ verwundbare Heck aus dem Feuerbereich des feindlichen Kreuzers geriet. Mit jedem Grad Drehung konnten mehr der Vierlingsturbolaser ihr Ziel erfassen und das Feuer erwidern. Nach und nach steigerte sich der Sturm aus zerstörerischem, gleißendem Licht und es dauerte nicht lange, bis der Massive mehr Geschosse entgegenschlugen, als sie selbst abfeuern konnte. Es war eine einfache Rechnung: Die Wachtor hatte nicht nur die stärkeren Schilde und Panzerung, sondern auch mehr Kanonen. Wäre dies ein reiner Zweikampf, ohne die lästigen und trotz ihrer Winzigkeit enorm gefährlichen Bomber, wäre die Sache klar. Und bisher hatte die Wachtor ihr stärkstes Waffensystem noch gar nicht zum Einsatz gebracht.


»Captain Arbas, die ersten Raketenwerfer erfassen ihr Ziel und erbitten Feuerfreigabe.«

Das war sie, die tödlichste Waffe jedes Victory-I-Sternenzerstörers. Der Schlachtkreuzer verfügte über insgesamt 80 Raketenwerfer. Zwar konnten Warlord Ga'lors Einheiten nicht auf eine ausreichende Versorgung zurückgreifen, um 320 Erschütterungsraketen mit sich herumfliegen zu können, aber jede der Waffen konnte ein- bis zweimal feuern. Das sollte genügen, um einen Sternenkreuzer der Mon Calamari zu pulverisieren - oder von dem aufdringlichen SoroSuub-Kreuzer weniger als Staub übrigzulassen.

»Keine Feuerfreigabe!« befahl der Kommandant. »Wir verschwenden keine Raketen, indem wir sie einzeln abfeuern. Warten Sie, bis alle zwanzig Raketenwerfer an der Backbordseite ihr Ziel erfasst haben, und feuern Sie dann eine Salve ab..«

Er berechnete, dass die Massive maximal sechs der zwanzig Raketen abfangen würde. Acht bis zehn, falls sie noch rechtzeitig eine Staffel Abfangjäger startete - sofern sie diese besaß. Das bedeutete, dass bis zu vierzehn der Flugkörper ihr Ziel erreichen würden. Und das war höchstwahrscheinlich das Aus für den Liberator. Entweder wurde er zerstört oder zumindest so schwer beschädigt, dass er nicht weiterkämpfen konnte. Im besten aller denkbaren Fälle fiel das Schiff sogar in Arbas' Hände, so dass er es Jart Ga'lor zum Geschenk machen konnte. Gespannt beobachtete er vom Laufgang über dem Brückengraben aus die Bildschirme seiner Waffenstation, auf denen ein Raketenwerfer nach dem anderen seine Feuerbereitschaft meldete. Mit dem Versuch, weiterhin im Heck der Wachtor zu bleiben, verschaffte sich der Kreuzer etwas Zeit, doch verhindern konnte er den vernichtenden Raketenschlag damit nicht.

Unterdessen griffen auch die Korvetten und Patrouillenboote der planetaren Regierung - teilweise nicht kampftauglicher als gewöhnliche Transitshuttles - in den Kampf ein. Sie waren kein ernsthafter Gegner für die Wachtor, wohl aber für die letzten paar TIEs, deren Schicksal besiegelt war: Arbas hatte sie innerlich längst als Verluste abgehakt. Der vorletzte und schließlich auch der letzte Jäger verschwanden aus der Holoprojektion, als sie von der erstickenden Übermacht ausradiert wurden. Ihre letzten Sekunden hatten sie sinnvoll genutzt, indem sie viel Aufmerksamkeit der kleineren Feindschiffe auf sich gezogen hatten. Das hatte es den Piraten ermöglicht, ihre sechs H-Wing-Bomber startklar zu machen. Diese hatten mittlerweile den Hangar verlassen. Ihr Ziel war nicht der Liberator: Sie konnten dort nichts leisten, was massiver Raketenbeschuss nicht besser machen konnte. Stattdessen steuerten sie auf den Planeten zu. Da sich vermutlich jedes bewaffnete Raumfahrzeug bereits im Orbit befand, war dieser nun schutzlos. Von einem Angriff auf Teth erhoffte sich Arbas zwei Dinge: Einen psychologischen Vorteil gegenüber den Einheimischen, die sich dadurch sicherlich aus der Ruhe bringen und zu dummen Entscheidungen verleiten ließen, sowie den Abzug eines Teils der Jäger von der Wachtor. Wie erwartet hefteten sich zahlreiche Maschinen ans Heck der Bomber, um sie abzufangen.

Doch ihr größter Teil, darunter die H-Wings der Massive und unter anderem einige Y-Wing-Bomber von Teth, widmeten sich dem Sternenzerstörer. Arbas musste sich sehr beherrschen, um nicht zurückzuweichen und ›schützend‹ die Hände vors Gesicht zu halten (wie viele andere auf der Brücke es taten), als zwei dieser Maschinen direkt auf das Fenster zusteuerten und erst im letzten Moment hochzogen. Er wandte das Gesicht erst ab, als ein blendend weißer Lichtblitz ihn dazu zwang. Die Protonenbomben stellten die Brückenreflektoren vor eine harte Probe.


»Zwanzig Raketenwerfer haben das Ziel erfasst, Sir!« rief der Waffenoffizier, ein ziemlich harmlos aussehender Durschnittsmensch.

»Feuer!«

Eine Reihe von schweren Explosionen erschütterte den gesamten Brückenturm. Viel mehr als ein leichter Ruck und ein anhaltendes Vibrieren war es nicht - niemand wurde theatralisch aus dem Sitz geschleudert - aber auch das bedeutete bei einer Konstruktion dieser Größe eine Menge. Noch bevor die Schadensberichte kamen, ahnte Arbas, dass sein Schiff schwer getroffen worden war. Dass das taktische Holo flackerte und die Hälfte der Markierungen verschwand, zeigte, wie ernst die Lage war.

»Wir haben die Hauptsensorenphalanx verloren, Captain!«

Und das unmittelbar vor dem Raketenstart. Die Geschosse erhielten von der Waffenstation ihre Ziele zugewiesen, die wiederum auf funktionierende Sensoren angewiesen waren. Nun waren die Flugkörper unterwegs. Hatten sie alle nötigen Daten bekommen, bevor die Sensoren zerstört worden waren, oder waren sie nun ebenso halbblind, wie die Wachtor es war? In wenigen Sekunden wussten sie es.

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas, Commander Raal
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


Der Kampf gewann an Durcheinander, nicht nur auf dem Schlachtfeld jenseits der Transparistahlscheibe, sondern auch in Bru-Ths Kopf. Zwar bildete der Kampf zwischen der Massive und dem deutlich schwereren Sternenzerstörer Wachtor den Kern der Schlacht, doch tobte darum herum ein nicht minder heftiger Schlagabtausch zwischen Raumjägern, zivilen Frachtschiffen und den spärlichen Einheiten, die sich 'Verteidigungsstreitkräfte von Teth' nannten. Irgendwie kam dem hochgewachsenen Corellianer der Name lächerlich vor, angesichts der geringen Feuerkraft dieser Schiffe, doch sie leisteten ihren Teil, indem sie nun ebenfalls ihre Turbolaser gegen den Victory richteten.

Deutlich bemerkte Bru-Th, wie er schwitzige Finger bekam, als die Silhouette des keilförmigen Schiffes sich mehr und mehr in eine Position drehte, die sie in eine bessere Feuerposition zur Massive brachte. Der Gedanke daran, dass jeden Moment viele Leute sterben konnten, gab er die falschen Befehle, drohte den standhaften Jedi innerlich zu lähmen, denn noch frisch waren die Gedanken an seine letzte Schlacht. Er benötigte einige Sekunden, um sich aus dem Strudel, der ins Nichts führte zu lösen. Letztlich - Bru-Th schaute auf - gab es eine Reihe Dinge, die sich von Denon unterschieden. Sein Blick fiel auf Captain Ven, der wie ein Fels in der Brandung auf der Brücke stand, unbeirrt die Zügel des Geschehens in der Hand haltend, doch auch die Crew arbeitete effizienter. Bru-Th spürte, dass die Leute um ihn herum mehr taten, als ihre Pflicht, sogar mehr, als nur um ihr Leben zu kämpfen. Sie kämpften für eine Sache, für die Leute auf den Frachtern, was ihn wirklich beeindruckte. Selbst Saris schien die Dringlichkeit der Ereignisse vergessen lassen, dass sie ihn, ihren Commander für einen deplatzierten Möchtegern hielt. Die Stimme des Waffenoffiziers riss ihn dann komplett aus seinen Gedanken, zurück in das Schlachtgeschehen:


"Achtung! Der Feind bereitet den Beschuss mit Raketen vor. Ich seh deutlich, wie sich die Luken der Raketenschächte öffnen. Noch gut vierzig Sekunden, dann werden wir eine volle Breitseite abbekommen!"

Die rauhe, fast fauchende Stimme des Cathar lag Bru-Th noch in den Ohren, als er zu ihm herumfuhr und befahl: "Dann richten Sie die Geschütze so aus, dass sie ein Sperrfeuer aussenden. Sie koordinieren das, Tuun!" Die Geschütze der Massive allein würden nur wenige der anfliegenden Raketen erwischen. Sie waren zu groß und zu schwer, um mehr als Zufallstreffer zu landen, das wusste Bru-Th, doch um jeden Fall musste er die Mannschaft schützen. Erreichten die Raketen in voller Stärke ihren Rumpf, würden sie sein Schiff in Stücke sprengen und damit alle Hoffnung.

"Die Jäger! Sebolto muss uns sofort helfen. Ihre Kanonen sind dafür geeignet, um diesen Reigen abzufangen", erklärte Lt. Cmdr. Saris alarmiert und trat an Bru-Th heran, um in dieser schwierigen Situation sich zu besprechen. Bru-Th nickte zustimmend. "Ich stimme zu, Lt. Commander! Die A-Wings sollen sofort eine defensive Position zwischen den Schiffen einnehmen, auch gegen die Bedenken von Major Sebolto." Saris bestätigte den Befehl und sah Bru-Th einen Moment an, in dem ein Hauch von Verständnis in ihrem Anlitz lag, Verständnis dafür, dass er einen Befehl gegeben hatte, der vermutlich gut die Hälfte der Piloten den Tod bringen würde, denn zwischen zwei kämpfenden Kriegsschiffen mit einem Jäger nach anfliegenden Raketen Ausschau zu halten, war mehr als brandgefährlich. Ob freundlich oder feindlich, die Luft zwischen zwei stählernen Titanen war stets geschwängert von Turbolasern, die einen Jäger bei Kontakt einfach verdampften. Es blieb nichts über, was man begraben konnte.

Nachdem die Befehle erteilt und das bange Warten begann, erinnerte sich Bru-Th, dass er noch immer den Captain der Sunburst in der Leitung hatte, eine Frau namens Priss. Den Vorschlag von ihr fand er irgendwie vermessen, denn auf gar keinen Fall würde er einen seiner medizinischen Offiziere von Bord gehen lassen. Es war mit Verletzten auch auf der Massive zu rechnen, und diese gingen eindeutig vor. Entsprechend abweisend reagierte der Jedi Meister:
"Captain, das kann ich nicht tun. Ich biete Ihnen eine Passage auf mein Schiff, mehr bin ich nicht bereit zu riskieren. Es ist für den Piloten ohnehin ein Himmelsfahrtskommando." Bru-Th überlegte gerade, wie er die Frau davon überzeugen könnte von ihrem Vorhaben abzulassen, als durch die Bugfenster der Massive zu sehen war, wie mehrere grellgelbe Blitze aufloderten, die ganz eindeutig von der Wachtor stammten. Es waren die Explosionen von Protonenbomben, und die Auswirkungen waren veheerend. Unterhalb der Brücke, an eben jener Stelle, auf die seit geraumer Zeit die Geschütze feuerten, klafften tiefe Krater, von denen Personen, Sauerstoff und tausende Trümmerteile in alle Richtungen davonstoben. Der VSD war schwer getroffen.

"Die K-Wings haben ein Loch in die Hülle gerissen", kommentierte Ensign Frey das Panorama und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Meinen Anzeigen zur Folge ist der Brückenschild hin und die Hauptsensorenphalanx stark beschädigt oder zerstört. Auf jeden Fall registriere ich kaum noch feindliche Aktivität, auf keinem Band."

Dann krachte es, doch diesmal auf dem Liberator Transportkreuzer. Ein halbes Dutzend Raketen hatten sich gegenüber allen Abwehrversuchen erhaben erwiesen und krachten mitsamt ihren Sprengköpfen in die Seite der Massive. Das Schiff wurde heftig erschüttert und holte mindestens vier Crewman auf der Brücke von den Beinen. Bru-Th selbst stand noch, seiner Gehhilfe sei Dank. "Schadensbericht", forderte er energisch, Saris mit einem Blickkontakt bedeutend, dass sie dies übernehmen sollte. Rasch betätigte er wieder die 'Sprechen'-Taste an seinem Kommandosessel, um endlich von der Sunburst eine Antwort zu erhalten. "Sunburst, entscheiden Sie sich! Ich fordere sie nochmals auf, ihre Schiff zu verlassen. Was bringt es denn, zu versuchen ein Stück Metal samt Fracht zu bewahren, wenn der Preis dafür vielleicht der Tod ist. Rechnen Sie nach, Priss, Sie sind hier der Händler", versuchte er sie zu überzeugen, während auf seinem eigenen Schiff der Schaden beziffert wurde.

Das Gute war, dachte Bru-Th, während er den Ausführungen der rothaarigen Frau auf dem einen Ohr lauschte, dass die Schilde noch hielten. Die schlechte Nachricht war, dass die kinetische Wucht der Explosionen Sekundärsysteme auf dem ganzen Schiff zerrissen und für etliche Verletzte gesorgt hatte, sogar drei Tote. Fast stoisch stemmte Bru-Th sich gegen die Vibrationen, die immer noch die Massive heimsuchten und sprach in Navaras Richtung.
"Noch so eine Salve verkraften wir nicht. Wenn wir das Feuer aller Kräfte auf die Krater konzentrieren, könnte es uns gelingen, diese bleierne Schlange zu enthaupten." Es war mehr eine Frage, denn eine Aussage in Richtung des grimmig dreinblickenden Twi'leks.


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Das Ding, das sie ihm in die Hand drückte, schien uralt, aber in tadellosem Zustand, wohl nicht oft gebraucht. Die schlanke, edle Form der Blasterpistole gefiel ihm, aber noch viel mehr imponierte, daß die Kapitänin ihm so weit traute. Fast überkam ihn Scham, diesem Wesen mit Misstrauen begegnet zu sein und es hintergangen zu haben, und er senkte den Blick. Hoffentlich konnte sie seine Kopfwülste nicht lesen, dachte er sich im Geheimen.

Seine aberwitzige Idee, einen Enterkampf im Inneren des Schwerthais auszufechten, wollte konkrete Formen annehmen, als eine sehr bekannte Stimme dann die volle Aufmerksamkeit Mandinis und auch seine einforderte... das konnte doch nicht sein! Das war doch... Bru-Th! Unmöglich!!
Verwirrt starrte er auf einen der Lautsprecher, dann auf das Vogelwesen. Abwechselnd schwenkte sein Kopf hin und her, und er versuchte, die Bruchstücke der Unterhaltung zu verstehen. Irgendwie wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte: einem ersten Impuls folgend reichte er ihr die Pistole zurück, und gestikulierte dann wild richtung der Lautsprecher.


„Jedi! Jedi! Alles gut!“

Rief er aus, wollte aber nicht die wichtige Kommunikation stören, und überhaupt, er wusste ja gar nicht, wie Bru-Th überhaupt nach dem Thustra- Fiasko auf ihn reagieren würde.
Aber er musste ihr irgendwie klarmachen, daß sie gerettet werden würden und Hoffnung bestand. Wenn jemand sie dort raushauen würde, war es natürlich Bru-Th Agoch!


„Bru-Th helfen! Jedi! Nehmen Hilfe!“


Ein paar Schlürf- Laute später deutete er hektisch auf den 'massiven' Feuerfisch, nickte mehrmals. Sonnenklar wie das Seichtwasser am Strand, der Jedi kommandierte das riesige Schiff mit den geheimnisvollen Augen, das gekommen war, einen weiteren Konflikt im großen Sternenozean zu lösen, Wesen in Not zu retten und das Licht in die Dunkelheit zu bringen. Im Angesicht des Todes hatte sich ein heller Funken entzündet, ein Gleissen im Nichts. Eine neue Option tat sich auf, die beste, die sie hatten. Die sie kriegen konnten. Das musste dieser schlaue Vogel von einem Captain doch verstehen?

Der Schwerthai gab noch lange nicht auf, jüngst spie er zu dem Feuer auch noch etwas anderes, wie Giftstacheln brachte er neue, heimtückische Dinge auf den Weg, langsam, aber todbringend. Die Zeit drängte, und abermals starrte der Quarren aus dem Fenster, denn der Frachter war mittendrin, und einen von diesen Stacheln wollte er hier nicht abgekommen...
Ein Fehler, hinaus zuschauen, stellte Kruluk schmerzhaft fest, als seine Augen von grellen Lichtblitzen geblendet wurde. Sein Arm ruckte hoch vor die Augen, aber zu spät. Als die Funken langsam ihren Tanz in seinen Augen beendeten, erkannte er Feuer auf dem Schwerthai... keine Augen! Sie hatten ihm die Augen ausgeschossen!
Hurrah, der Sieg war nahe! Der Quarren riss die Arme hoch und jubelte.



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Mandinys Entschluss, auf keinen Fall ihr Schiff aufzugeben, wurde in Anbetracht der Aufmerksamkeit langsam mürbe. Noch einmal betonte der Kommandant des republikanischen Kreuzers, dass er bereitwillig das Leben seiner Piloten gefährden würde, um sie von der Sunburst zu holen - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sie blickte von einem zum anderen. Tiri sagte nichts, ihr Blick war wie üblich schwer zu deuten. Aber die Mrlssi kannte ihre Freundin und Navigatorin gut genug, um zu wissen, dass sie jede Entscheidung mittragen würde - sofern sie nicht völlig selbstzerstörerisch war. Glorax hingegen war mit der Situation sichtlich überfordert; schon seit Beginn des Angriffs war er einem emotionalen Zusammenbruch so nahe, dass es schon erstaunlich war, dass er überhaupt noch durchhielt.

»Mandiny... lass uns gehen!« sagte er eindringlich, fast flehend.

Auch der blinde Passagier hatte seine Meinung zu der Sache. Dass er es vorzog, sich abholen zu lassen, war nicht weiter verwunderlich: Schließlich hatte er keine Bindung zu dem Schiff und der Besatzung, so dass er nichts zurücklassen musste, das ihm teuer war. Er wollte vor allem sein Leben retten, was aus der Sunburst wurde, konnte ihm dabei egal sein. Aber offensichtlich steckte doch mehr dahinter. Seine Worte waren abermals schwer zu verstehen, aber seine Euphorie war beinahe ansteckend. Die Frachterkapitänin reimte sich zusammen, dass er den Kommandanten kannte und ihm vertraute. Und ein Jedi sollte er sein - war das denn möglich? Falls das stimmte, warf es zumindest auch auf den Quarren ein anderes Bild. Wenn er Offiziere des republikanischen Militärs und Jediritter persönlich kannte, gehörte er vielleicht doch nicht zu dem zwielichtigen Abschaum, dem Mandiny Priss alle blinden Passagiere ganz automatisch zuordnete.

Mit einem Seufzen lenkte sie ein.


»Commander, ich nehme Ihr Angebot gerne an und danke Ihnen dafür. Wir geben die Sunburst auf. Ich lenke sie aus dem Kollisionskurs und unter den Sternenzerstörer. Wir müssen uns sehr nah an dem Koloss treffen, weil wir keinen Sublichtantrieb mehr haben.«

Während sie das sagte, saß sie bereits an den Steuerkontrollen, und sofort nahm auch Tiri den Sitz Navigators ein. Nur Glorax zögerte, wieder seine Rolle als Kopilot zu spielen, doch zur Not ging es auch ohne ihn. Mit Hilfe der Steuerdüsen, die rings um den Schiffsrumpf angebracht waren, bremsten sie den Frachter ab und änderten langsam seinen Kurs. Von der Ebene der Schlacht aus gesehen bewegte er sich nach unten. Der halb zerfetzte Brückenturm und auch der Lasersturm zwischen Wachtor und Massive gerieten außer Sicht, stattdessen nahm nun der ›Graben‹ zwischen den glatten Flächen an Ober- und Unterseite des Victory-Sternenzerstörers das Blickfeld ein. Wenn alles gutging, musste der Transporter mit geringer Fahrt dicht unter dem Kiel der Wachtor hinweggleiten.

›Hoffentlich habe ich nicht zu lange gezögert‹, dachte die Mrlssi. ›Hoffentlich habe ich damit nicht unser Leben verspielt.‹

»Stimmt es, was mein... Passagier sagt?« fragte sie. »Sie sind ein Jedi?«

Dieser Gedanke machte ihr tatsächlich etwas mehr Hoffnung.

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[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]

Navara strauchelte kurzzeitig als mehrere Raketen der gegnerischen „Wachtor“ auf einmal nicht nur den aktiven Schild der klobigen „Massive“ durchdrangen, sondern ein paar Hundertstel später sogar in deren schutzlose Hülle einschlugen. Unverzüglich waren die Alarmsirenen noch einen Tick lauter zu hören. Für einen Augenblick ganz orientierungslos, aber immer noch mit einer grimmigen Miene im Gesicht, sah sich der Twi'lek auf der Hauptbrücke um, während sowohl die Offiziere als auch die Mannschaftsmitglieder todesmutig in Rekordzeit zu ihren Stationen zurückkehrten und prompt ihre Tätigkeiten wiederaufnahmen. Befehle, Statusberichte und Rufe nach Sanitäter schwirrten durch die staubtrockene Luft. Das Scharmützel mit dem weitaus mächtigeren Sternzerstörer der alten Victory-Klasse fühlte sich für den nichtmenschlichen Captain tatsächlich wie eine echte Schlacht an.

Derweil Kommandant und Erster Offizier auf der Brücke für das Wiederherstellen der militärischen Ordnung sorgten, kehrte Navaras Aufmerksamkeit langsam zum taktischen Holo zurück. Kurzzeitig flimmerte die Projektion. Einen (fast) blinden Schlag hatte die „Wachtor“ mit ihren Raketenwerfern gelandet als der Druck des gemeinsamen Widerstandes, bestehend aus dem republikanischen Schiff „Massive“ und der Systemverteidigung von Teth, zu groß wurde. 'Was haben diese Hund erwischt?', fragte sich der kampferfahrene Captain, sondierte mit konzentriertem Blick die derzeitige Situation und versuchte währenddessen die restlichen Gedanken, die noch vollkommen ungeordnet in seinem Kopf herumschwirrten, zu sammeln. Der Schlag des Sternzerstörers war allem Anschein nach doch nicht so spurlos an ihm vorbeigegangen wie er anfangs – gewohnt in völliger Selbstüberschätzung – angenommen hatte. Unruhig zuckte sein Lekku.


„Wir müssen wieder angreifen“, murrte der Twi'lek unruhig. „Sie sind blind.“

Kytana Saris, Agochs rechte, trotzige Hand an Bord der „Massive“, ließ sich gerade von sämtlichen Stationen und Decks den neusten Schadensbericht geben als der Jedi intensiveren Kontakt zu einem der beinah aufgebrachten Frachter suchte. Navara konnte nicht verstehen, weshalb der Commander seinen Fokus so sehr auf dieses nebensächliche Geplänkel legte, obwohl der Gegner, die „Wachtor“, noch immer gefährlich war, aber damit konnte er sich – noch nicht! – beschäftigen. Denn weiterhin schwebte vor ihrem Bug ein (vollkommen blindes) Metallmonstrum, das ihnen weiterhin mit seinen mächtigen Raketenwerfern gefährlich werden konnte. Noch war der Feind nicht geschlagen! Navara brummte mürrisch vor sich ihn. Wo sollte er ansetzen, um den Lylek den Kopf abzuschlagen? Sollte er jetzt den nächsten Befehl geben? Sollte er zum Angriff auf die Brücke blasen? Mürrisch sah sich der Twi'lek die Projektion an. Viel Zeit zum Vergeuden hatte er nicht.

„Major, der Pirat feuert nun völlig blind“, benachrichtigte Navara den diensthabenden Offizier der Systemstreitkräfte, Saviro, obwohl dieser höchstwahrscheinlich über ähnliche Berichte verfügte wie er. „Positionieren Sie Ihre kampffähigen Schiffe besser etwas um. Der Feind dürfte wohl erst einmal die Daten nutzen, die man vor dem Verlust der Sensoren noch schnell gesammelt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man irgendwelche Raketen verschwenden wird. Beeilen Sie sich also...“

Mit einem Mal war der Zeitpunkt da. Die „Wachtor“ war blind, aber noch hatte sich das Schiff nicht in den Hyperraum zurückgezogen. Folglich musste der Twi'lek davon ausgehen, dass der feindliche Kommandant längst einige Reparaturteams an die entsprechenden Stellen geschickt hatte, um seine Sensoren wieder betriebsbereit zu bekommen. Rückzug war für den anderen Captain offenbar keine Option. 'Kämpfernatur.' Beinah verspürte Navara Mitleid mit dem Kerl. Würde er sich in derselben Situation auch so verhalten? Vor lauter Grübeln bewegten sich ein weiteres Mal seine tätowierten Gehirnfortsätze. Jedoch war der Anflug an Mitleid bloß von kurzer Zeit. Stattdessen festigte sich bei ihm seine gewohnte Härte. Nein, die interstellare Kriminalität musste – genau wie das Imperium – mit allen Mitteln bekämpft werden. Er hatte keine Wahl. Just in diesem Augenblick wandte sich auch Bru-Th Agoch an ihn. Anscheinend bewegten ihn inzwischen dieselben Gedanken wie den grünhäutigen Nichtmenschen. Seine Worte drängten Navara noch mehr dazu zu handeln.

„Major, ich schlage vor, dass wir zu einem weiteren Streich ausholen“, fuhr der Captain nach einer kurzen Bedenkzeit fort. „Noch scheint der Feind an Rückzug nicht zu denken, aber für heute sollte das unser Ziel sein. Wir müssen diesen Kriminellen einen Denkzettel verpassen! Darum plädiere ich für einen Direktangriff auf deren Brücke. Sind Sie bereit dafür?“

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[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


Die Geschützmannschaften der Massive und auch Seboltos Sternenjäger taten das Ihrige, um die neuen Befehle Realität werden zu lassen. Ein stetiger Strom, bestehend aus hochenergetischen Partikeln und Photonenexplosionen, prasselte auf den angeschlagenen Sternenzerstörer ein, als wären sie ein Keil, den es tiefer in den Rumpf der Bestie zu schlagen galt. Bru-Th beobachtete das Geschehen einige Sekunden durch die massive Scheibe der Brückenfenster. Er verzog säuerlich das Gesicht bei dem Gedanken, wie viele Menschen auf dem gegnerischen Schiff ihr Leben verlieren würden. "Bin ich nicht angetreten, um Leben zu retten?", fragte eine Stimme in seinem Ohr halblaut, doch die Entscheidung war gefallen. Auf den Frachtern mochten es nicht einmal zweihundert Personen geben, wofür sie im Gegenzug jetzt mehrere tausend auslöschten oder zu Krüppeln schossen. War das wirklich Gerechtigkeit? Der großgewachsene Corellianer haderte mit sich selbst, doch war die Entscheidung längst gefallen und genau genommen sogar aus seiner Feder. "Werd mich wohl dran gewöhnen müssen", dachte er resigniert und betrachtete abermals seinen twi'lekischen Vorgesetzen. Ven ging auf der Brücke auf wie eine tödlich giftige Blume, war in seinem Element. Bru-Th selbst fühlte sich immer noch wie ein Fremdkörper.

Die Reaktion der weiblichen Kommandantin des Frachters Sunburst ließ Bru-Th einen Moment zögern. "Woher kennt mich da einer?", fragte er sich unweigerlich, war er bis dato doch nie ein Mitglied des Ordens gewesen, das groß in der Öffentlichkeit aufgetreten war oder von dem es Aktion-Figuren zu kaufen gab. Zumindest glaubte er das.


"Ja, ihre Informationen sind richtig. Doch anstatt sich über mich den Kopf zu zerbrechen, schlage ich vor, dass sie sich alle zur Schleuse bewegen", gab er etwas schroff zurück und verpasste damit vorerst die Chance, in Bezug auf seine Reputation schlauer zu werden. In der Tat hatte er für die Fat Trader bereits den Startbefehl erteilt. Der modifizierte ATR würde nicht nur bei der Sunburst halten, sondern auch noch ein paar anderen Frachtercrews zur Hilfe eilen. Da es ursprünglich ein militärisches Schiff für Kommando-Operationen gewesen war, verfügte es über ordentliche Schilde und eine Panzerung, die ein paar Treffer selbst von Turbolasergeschützen würde wegstecken können. Fünf gute Piloten und eine Einheit Marines würde den Auftrag ausführen. Noch immer wusste Bru-Th nicht ganz sicher, warum Captain Mandinys Schiff für ihn so wichtig war, doch als Jedi Meister hatte er gelernt auf seinen Bauch zu hören. Die Macht lenkte sein Augenmerk auf diesen Klasse-IV-Frachter, doch aus welchem Grund? ... Das Kom knackte.

"Commander", die schnaubende Stimme des Chefingenieurs dröhnte durch die Funkanlage. "Es ist zum Verrecken hier unten. Das Energienetz auf dem ganzen Schiff hat ordentlich was mitbekommen. Die Notfallteams sind auf dem Posten, Sir, aber wir sollten dringend Last vom Netz nehmen, sonst garantiere ich für nichts mehr. Für gar nichts!" Die Erregung des pausbackigen Sullustaners war deutlich zu spüren, insbesondere für Bru-Th. Lieutenant Sovv riss sich ziemlich zusammen, dass wusste ein jeder, denn der rundliche Chefingenieur war nicht dafür bekannt ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

"Schon gut, Sovv, ich habe verstanden. Schalten Sie den Hyperraumantrieb ab, deaktivieren Sie die Ionenkanonen und räumen Sie auch den Steuerbordhangar. Ein Hangar wird reichen müssen. Doch das muss genügen!" Ven hätte einen solchen Tonfall sicher nicht durchgehen lassen, glaubte Bru-Th zu wissen. Er selbst wertete das Betragen des Lieutenants nicht als Insubordination. Es war das Naturell des Chiefs, und solange er gute Arbeit leistete, hatte der Jedi Meister nichts dagegen. "Und Chief, verbringen Sie nicht soviel Zeit mit dem Abschalten. Es wäre wichtig, dass wieder etwas angeschaltet wird. Wie wäre es mit den Schilden?" Sovv murrte und nuschelte schlecht verständlich in das Komlink: "Himmeleins, meine Männer sind schon dran, Commander! Zwei Minuten, dann haben sie 20% auf den Frontalschilden." Bru-Th schmunzelte leicht, er mochte die Art des untersetzten Humanoiden.

Unterdessen ging der Schlagabtausch zwischen beiden kapitalen Schiffen weiter und es erwieß sich als extrem vorteilhaft, dass Sie die Jägerhoheit besaßen. Zwar mochten die Quadlaser der meisten Jäger den mächtigen Schilden eines kapitalen Schiffes nur marginale Schäden zufügen, doch Protonentorpedos waren da schon ein anderes Kaliber. Auch konnte man durch den starken Einsatz von Jagdmaschinen und Bombern den Feind von allen Seiten beharken, wodurch dieser sich zwangsläufig hüten musste, die Schilde - beispielsweise im Heckbereich - zu senken.

Arbas mussten gerade dieselben Gedanken durch den Kopf gehen, vermutete Bru-Th. "Der Mann steht auf der Verliererseite und weiß es", dachte Bru-Th und fragte sich in diesem Moment, wie er wohl reagieren würde. Vermutlich würde er sich ergeben und versuchen wenigstens für seine Crew das Beste herauszuholen. Für eine verlorene Sache in den Tod zu gehen, konnte man von einem Jedi verlangen - und Bru-Th war ohne zu zögern dafür bereit -, doch nicht von seinen Männern und Frauen, die teilweise sogar Familie hatten. Innerlich seufzte der gestandene Jedi Meister. Wenn Arbas jetzt die weiße Fahne schwenkte, konnten noch viele Leben gerettet werden. Da nominell jedoch Ven das Kommando über die Gesamtoperation hatte, würde Bru-Th in der Hinsicht nichts unternehmen, da Ven es ohnehin nicht wirklich als Option sähe. Damit war die Sache durch, versuchte Bru-Th sich zumindest einzureden.



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[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Cockpit] Kruluk, Mandiny Priss, Tirillowichoikolorupp (aka Tiri), Glorax; Bru-Th Agoch über Funk

Commander Agoch bestätigte, dass er ein Jedi war - und mahnte zugleich dazu, sich darüber keine weiteren Gedanken zu machen. Er hatte natürlich recht: es gab jetzt Wichtigeres. Das nackte Überleben zum Beispiel. Mandiny Priss antwortete gar nicht mehr, zu konzentriert war sie auf ihre Bemühung, den schwerfälligen Frachter dicht am Rumpf des Sternenzerstörers vorbeizumanövrieren. Die Sunburst steckte dabei mehrere Treffer von Geschützen vorbei, die sie so dicht passierten, dass sie unmöglich daneben schießen konnten. Irgendwo entwich Atmosphäre, aber nicht so schnell, dass es eine unmittelbare Lebensgefahr bedeutete. Wenn das Leck nicht größer wurde, konnten sie die Evakuierung wie geplant zu Ende bringen. Es bestärkte aber in dem Entschluss, das Schiff zu verlassen. Alternativen gab es bald gar nicht mehr.

Als sie schließlich unter dem Rumpf der Wachtor hingen, ließ Mandiny die Kontrollen los und ließ ihr Schiff steuerlos treiben. Es driftete in gerader Linie mit langsamer Geschwindigkeit, so dass ein Rettungsshuttle (das nun hoffentlich schon unterwegs war) mühelos andocken konnte.


»Also los«, sagte sie mit kummervoller Miene. »Lasst uns Chuck holen und dann verschwinden. Falls es etwas gibt, das jemand unbedingt noch mitnehmen will...«

Tiri und Glorax schüttelten den Kopf. Beide hatten nicht das Bedürfnis, etwas aus ihren Quartieren zu holen und damit die Evakuierung zu verzögern. Gemeinsam mit dem Quarren verließen sie die Brücke und liefen durch Korridore, in denen schwerer Brandgeruch hing und es zugleich durch den Druckverlust immer kälter wurde, zum Frachtraum. Die Shawda Ubb wusste schon, was sie dort erwartete, und versuchte ihre Kameraden vorzubereiten - dennoch fuhr Mandiny der Schreck in die Glieder, als sie sah, in welchem Zustand die Fracht war. Sie hatte alles, was sie besaß, in diese Nahrungs- und Genussmittel und das Saatgut investiert. Nun waren die meisten Behälter aufgeplatzt, der Inhalt hatte sich verteilt, war vermischt, verunreinigt und mit Wasser durchtränkt. Völlig wertlos.

Chuck lag noch immer dort, wo Tiri ihn zurückgelassen hatte. Und glücklicherweise war er noch immer am Leben. Er war mittlerweile sogar aufgewacht, auch wenn er offenbar nicht wusste, wo und in welcher Lage er sich befand, und kaum ansprechbar war. Sie luden ihn auf einen der Repulsorschlitten, die eigentlich zum Transport der Frachtcontainer gedacht waren. Die Bewegung verursachte ihm sichtbare Schmerzen und er hustete rotbraunen Schleim, aber entgegen ihrer Befürchtungen starb er ihnen nicht direkt unter den Händen weg. Mit ein wenig Glück war und blieb Rover der einzige Tote, den sie heute zu beklagen hatten. Als sie schließlich mit dem Verwundeten die Steuerbord-Luftschleuse erreichten, konnten sie draußen die Scheinwerfer eines Schiffes sehen, das sich langsam näherte.


»Der Commander hat Wort gehalten - wir werden abgeholt!«seufzte erleichtert der Gotal, dem offenbar diverse Steine vom Herzen fielen.

Die Rettung kam. Für Mandiny hingegen rückte der Augenblick näher, an dem sie ihr Schiff verlassen musste - wahrscheinlich für immer. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sie bald in Sicherheit sein würde, es fühlte sich eher wie der Gang zur Hinrichtung an. Sie hatte schon beinahe alles verloren. Sobald sich die Luftschleuse hinter ihr schloss, blieb ihr nichts mehr. Eigentlich hatte sie dann auch keinen Grund mehr, weiterzuleben. Was also konnte sie durch die Flucht gewinnen und was verlieren, wenn sie blieb?


»Geht ohne mich, ich bleibe.«

Glorax wollte einen Widerspruch erheben, doch sie schnitt ihm mit einer energischen Geste das Wort ab.

»Ich verlasse die Sunburst nicht! Niemals!« rief sie.

Die Mrlssi wandte sich ab, um zurück in die Korridore ihres Schiffes zu eilen. Doch plötzlich stand Tiri ihr im Weg. Bevor Mandiny reagieren konnte, spuckte ihre Navigatorin ihr eine zähe Masse ins Gesicht. Sie schrie und griff nach ihren Augen, doch waren die Wirkstoffe des Speichels bereits durch ihre Schleimhäute in die Blutbahn eingedrungen. Ihr wurde schwindlig - sie griff nach der Wand, um sich abzustützen, doch war diese zu weit entfernt. Tiri griff ihr unter die Schulter, um zu verhindern, dass sie stürzte. Langsam sank Mandiny zu Boden.

»Helft mir!« sagte die Shawda Ubb. Die anderen griffen mit zu. Die schlanke, kleinwüchsige Mrlssi wog nicht viel, so dass es gar nicht nötig war, sie über den Boden zu schleifen oder auf einen Repulsorschlitten zu verfrachten; ein kräftiger Gotal oder Quarren konnte sie problemlos tragen.

»Es ist richtig so«, sagte Glorax. »Sie wird es irgendwann verstehen.«

»Nein, wird sie nicht«, erwiderte Tiri kummervoll.

Spürbar und hörbar dockte das Shuttle an.


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Luftschleuse] Kruluk, Mandiny Priss, Tirillowichoikolorupp (aka Tiri), Glorax, Chuck


***

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Arbas, Commander Raal

Man hörte häufig davon, dass Blinde ihr Handicap dadurch kompensierten, dass sie ein besonders feines Gehör und einen präziseren Tastsinn entwickelten. Diese Beobachtung konnte man auch an sich selbst machen, wenn man sich eine Weile in absoluter Dunkelheit aufhielt und auf andere Sinne angewiesen war. Und ein ähnlicher Effekt trat ein, als die Wachtor ihre Sensoren verlor. Für einen Moment war sie blind, und Captain Arbas mit ihr, da er sich zuvor stark auf die Holos und Bildschirme konzentriert hatte, die nun keine vernünftigen Daten mehr lieferten. Doch es dauerte nicht lange, bis er sich auf andere Weise orientierte. Ein simpler Blick aus dem Brückenfenster konnte schon viel Aufschluss darüber geben, wie die Dinge standen.

Der Brückenturm überragte den pfeilförmigen Rumpf des Sternenzerstörers, so dass man von hier aus die gesamte obere Hälfte des Schiffes überblicken konnte. Immer wieder blitzten Explosionen auf. Dunkle Spuren im weißen Lack gaben Aufschluss darüber, wo und wie schwer der Schlachtkreuzer getroffen war. Man sah die eigenen Geschütze feuern, sah die Bewegungen von Jägern und Bombern, die dicht über dem Rumpf dahinflogen; ihnen gingen Lasersalven voraus oder Explosionen folgten ihnen nach. So bot sich dem Captain ein ungefährer Überblick darüber, wie es um sein Schiff stand. Mittlerweile hatte es multiple Treffer erlitten, doch bisher waren die Schäden größtenteils oberflächlich. Es dauerte lange, bis man einen Sternenzerstörer der Victory-Klasse auf diese Weise zerstören konnte. Er war zu riesig, zu massiv, zu stark untergliedert, um ihn mit wahllosem Beschuss des Rumpfes ernsthaft beschädigen zu können. Einige der gegnerischen Bomberpiloten und Turbolaserschützen verschwendeten auf diese Weise ihre Munition. Doch bei weitem nicht alle. Die erfahreneren und besonneneren unter ihnen, oder diejenigen, die aus erfahrener und besonnener Quelle ihre Befehle bekamen, konzentrierten ihr Feuer auf die wenigen Schwachstellen, die das schwer gepanzerte Schiff hatte. Unter anderem auf eine der Sektionen, die Arbas nicht überblicken konnte, weil er sich darin befand: Dem Brückenturm selbst.


»Schlechte Nachrichten von den Reparaturmannschaften«, meldete ein Offizier geringeren Ranges mit beschämtem Gesichtsausdruck. »Die Sensorphalanx kann ohne Ersatzteile nicht wiederhergestellt werden.«

»Dann müssen wir ohne sie zurechtkommen«, beschloss der Captain. »Schicken Sie erfahrene Waffenoffiziere auf die Brücke und an alle anderen Stellen, die Aussichtsfenster haben. Sie sollen den Gegner mit Makroferngläsern beobachten und die Schützen über Funk einweisen.«

Die Turbolaser bekam dadurch den Anstrich von altertümlicher Artillerie: Die Schützen feuerten blind auf Ziele, die ihnen von vorgeschobenen Beobachtern zugewiesen wurden. Selbstverständlich würde das ohne entsprechendes Training keine hohe Trefferquote bringen, aber im Moment ging sie vermutlich gegen Null, so dass eine improvisierte Lösung besser war als keine. Obwohl Arbas nicht wusste, in welchem Zustand das gegnerische Schiff war, von dem kaum mehr zu sehen war als ein kleiner, eckiger Lichtfleck in großer Ferne, ging er von einem Sieg aus. Gegen die Jäger und Bomber konnten sie ohne Sensoren nicht viel ausrichten, aber der Kreuzer selbst war ein großes und weniger bewegliches Ziel. Noch immer hatten sie die höhere Feuerkraft und dickere Panzerung auf ihrer Seite. Die Rechnung des Piratenkapitäns war einfach: Zerstörten sie die Massive oder zwangen sie diese zum Rückzug, würden auch die Jäger und Bomber den Angriff abbrechen. Alles hing davon ab, wie schnell es ihnen gelang, den Kreuzer kampfunfähig zu machen. Insofern hatte er ein klares, erreichbares Ziel vor Augen und keinen Grund, den Rückzug anzutreten. Der Verlust der Sensoren war eine Verzögerung, mehr nicht. Jede weitere Beschädigung, die der Gegner anrichten konnte, ebenso.

Doch nicht jeder an Bord teilte seine Einschätzung.


»Captain, ohne Sensoren ist unsere Trefferquote gleich Null - wir verlieren alle Vorteile gegenüber dem Kreuzer!« behauptete Raal. »Während der Feind sich einschießt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns direkt...«

Eine Turbolasersalve blendete sie für einen Sekundenbruchteil und schlug in unmittelbarer Nähe zur Hauptbrücke in die Aufbauten des Sternenzerstörers ein.

»...Sehen Sie, das meine ich! Wir sind hier, um Beute zu machen, nicht um unsere Leben und das Schiff sinnlos aufs Spiel zu setzen! Woanders können wir eine leichtere Prise...«

Wieder wurde er von einem Einschlag unterbrochen. Diesmal stammte er jedoch nicht von einem Laser, einer Rakete oder Bombe, sondern von einem Handrücken. Schneller als der Rodianer reagieren konnte, hatte Captain Arbas sich zu ihm umgedreht und zugeschlagen. Nun hielt der Mensch sich die aufgeschürften Knöchel - da er die Gesichtshälfte getroffen hatte, die von metallischen Implantaten dominiert wurde, hatte er sich selbst mehr weh getan als seinem ersten Offizier. Doch gravierender als der Schmerz war die Demütigung.

»Runter von meiner Brücke!« sagte der Kommandant kalt und wandte sich wieder den Sichtfenstern zu.

Eine Sekunde später schaute er mit brechendem Blick hinunter auf seine geschwärzte Brust, von der stinkender Qualm aufstieg. Er wollte sich umdrehen, doch verließen ihn bereits die Kräfte. Er wusste aber ohnehin, was er dort zu sehen bekommen würde: Raal hielt einen Blaster in der Hand. Noch einmal, ein letztes Mal, hatte Arbas sich gründlich verrechnet.

Der Rodianer stieß den sterbenden Körper seines ehemaligen Vorgesetzten mit dem Fuß beiseite, dann wandte er sich zu den Brückenoffizieren um. In den meisten Gesichtern war vor allem Schreck zu lesen, andere zeigten aber auch Zorn und es gab auch solche, die sein Verhalten offensichtlich guthießen.


»Ich bin jetzt der Captain!« rief der Cyborg im Befehlston. »Und jetzt wird gemacht, was ich sage!«

Hastig widerrief er ein paar Befehle seines unglücklichen Vorgängers, während dieser zu seinen Füßen seinen letzten Atemzug aushauchte.

»Konzentriert das Feuer auf die unmittelbarste Bedrohung: Die Bomber und Jäger. Alle Waffen, auch die Raketenwerfer, feuern nach eigenem Ermessen. Wir ziehen uns geordnet zurück: Beidrehen nach Steuerbord und volle Fahrt, bis wir aus dem Masseschatten heraus sind! Und dann verlassen wir das System!«

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[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Klasse-VI-Frachter Sunburst | Luftschleuse] Mandiny Priss, Tirillowichoikolorupp (aka Tiri), Glorax, Chuck, Kruluk


Es konnte es kaum abwarten. Nervös starrte er immer wieder zu den Brückenfenstern hinaus, selbst aus sie im schweren Schatten des Sternzerstörers, unterhalb, auf Rendezvous- Kurs gingen. Der Kahn war schon ganz schön beschädigt, immer mehr Alarm-Lämpchen gingen an, Signaltöne mischten sich zu einer lauten Kakophonie der Zerstörung. Es herrschte das absolute Chaos, und der Quarren war sich nicht mehr so sicher, daß es zu einem schnellen Transport kam. Als die 'Fat Trader' dann aber in Sichtweite kam, machte sein Herz vor Freude einen Sprung. Eiligst liefen sie zur Schleuse, nahmen unterwegs noch den verletzten Menschen mit, der völlig überrascht und etwas neben sich schien. Gerade als ein schwerer Ruck durch das Schiff ging und das Angriffsshuttle andockte, fiel ihm auf, wie antriebslos und verzweifelt Mandiny war. Sie sperrte sich plötzlich sogar, ihr geliebtes Schiff zu verlassen. Ein Phänomen, das ihm durchaus vertraut war. Für den Captain eines Schiffes, und auch der Crew, die lange Zeit auf dem Schiff gelebt hatte, war es immer schwer, das über die Jahre liebgewonnene Heim verlassen zu müssen. Als Seevolk hatten auch die Quarren über Jahrtausende die Seefahrt gelebt, und sein Mitleid für Mandiny war groß. Es stimmte ihn unendlich traurig, sie so sehen zu müssen, denn das hatte sie wirklich nicht verdient. Auch wenn er nur kurz an Bord dieses Schiffes war, er fühlte sich bereits als Mannschaftsmitglied... Mandinies bunte Mischung, die zusammenhielt wie eine dreifache Schweissnaht, imponierte ihm. Einen solchen Zusammenhalt hatte er lange vermisst, blindes Vertrauen kannte er nur noch zu Zeiten des Widerstands auf seiner Heimatwelt; das letzte Mal, als ihm jemand dieses Vertrauen entgegenbrachte, das war... ja, das war eigentlich der Jedi Bru-Th Agoch. So stand Kruluk dort und beobachtete stillschweigend das Spektakel, das sich ihm bot: Tiri betäubte die Kapitänin mit einem Körpersekret und brachte sie in stillen Schlummer. Er war nicht der einzig, der traurig beobachtete. Alle standen dort, mithängenden Schultern und Köpfen, selbst als die Schleuse geöffnet wurde und republikanische Soldaten hilfestellend die Crew hinüber bugsieren wollte.

»Es ist richtig so«, sagte Glorax. »Sie wird es irgendwann verstehen.«

»Nein, wird sie nicht«, erwiderte Tiri kummervoll.
Kruluk senkte berührt den Blick, raffte sich dann aber auf und bückte sich selbverständlich, um die Mrlssi persönlich zu tragen. Er nahm Mandiny auf die Arme, trug sie vor sich. Sie war leicht, warm, ihr Gefieder kitzelte auf seinen Armen. Sie sah so schwach und gebrochen aus, irgendwie wollte er sie beschützen. Er liess sie auch nicht los, als sie bereits abdockten und sie gebeten wurden, auf den Truppen-Sitzen platz zunehmen und sich anzuschnallen. Die Soldaten machten keine Anstalten, Gewalt anzuwenden, und so redeten sie eilig und laut auf ihn ein, der erste Schub gab einen heftigen Ruck nach vorne ins Blastergewitter hinein. Mühsam hielt er sich auf den Beinen, dann setzte er Mandiny in einen Schalensitz und schnallte sie an. Just in dem Augenblick öffnete sie ihre traurigen Augen und blickte ihn an. Schnell erfasste sie die Situation, doch da war keine Wut... Nur diese unendliche Traurigkeit und Verzweiflung. Er spürte, wie er begann, sie wirklich zu mögen.

„Schiff schlafen. Kommen wieder. Wecken auf.“

War das einzige, was ihm einfiel, und er wollte es so sanft sagen wie er nur konnte. In diesen Dingen war er nie sonderlich gut, und seine Mundtentakel tanzten etwas nervös.
Alles, was ihm blieb, war, einen Arm auf ihre Schulter zu legen. Dann ging ein weiterer Ruck durch das Shuttle, ein anständiger Treffer. Mühsam hievte sich der Quarren neben Mandiny in einen Sitz, schnallte sich an. Dann setzte auch schon Rotlicht ein, und das Shuttle ging in einen Trudelflug über. Kurz wurde ihm schlecht, und sein Magen erinnerte ihn, daß er seit geraumer Zeit nichts mehr zu sich genommen hatte. Er blinzelte, aber sie schafften es wieder in Normalsituation. Das Gerumpel brach irgendwann ab, die Alarme wurden leiser, das Pulsen der Waffen hörte abrupt auf und das Gewusel hinter den Fenster wich tumber Schwärze.
Kruluk sah kurz zu Mandiny, doch sie starrte nur apathisch geradeaus. So lehnte er sich zurück, starrte in die Decke und schluckte. Die Zukunft war, wie immer, ungewiss. Für ihn war das kein Problem, er hatte sich daran gewöhnt. Auf ihn wartete nun ein Wiedersehen mit einem Menschen, den er mochte und dem er vertrauen konnte. Alles in allem eine mehr als zufriedenstellende Vorstellung. Jetzt mussten sie nur noch den Schwerthai vertreiben, die 'Sunburst' bergen, diese repArieren und Mandiny mit der Fracht helfen. Auch das schien machbar. Wieder hatte er da ein paar Ideen, wie und wer ihm dabei helfen würde. Was freute er sich doch in vielerlei Hinsicht auf Jedimeister Bru-Th Agoch!



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Gnadenlos feuerten die Geschütze der neurepublikanischen „Massive“ sowie ihrer kleineren Helfer, die Kriegsschiffe der Raumverteidigung von Teth, auf das gemeinsame Ziel – die „Wachtor“. Salve für Salve droschen in zum Teil ziemlich kurzen Abständen auf den angeschlagenen Schild sowie die lädierte Hülle des ex-imperialen Koloss ein. Durch die gute Koordination und den beherzten Einsatz der vorhandenen Sternjäger hatte man tatsächlich den größten Vorteil des Aggressors, dessen Größe, überwiegend eliminieren können. Ein weiterer Erfolg war das fokussierte Zerstören der feindlichen Sensorphalanx gewesen. Trotz all dieser kleinen Errungenschaften durfte man in diesem Augenblick auf gar keinen Fall den ramponierten Victory-Sternzerstörer unterschätzen. Noch immer konnte das Tier, das man erfolgreich in die Ecke gedrängt und verletzt hatte, beißen.

Für einen Moment bewegten sich die tätowierten Gehirnfortsätze des nichtmenschlichen Captain als sie endlich an diesem Punkt angekommen waren. Unwillkürlich manifestierten sich in seinem Kopf Bilder zur miterlebten Schlacht um Corellia. Seine Einheit hatte – mit der Hilfe der Hapaner – zwei gegnerische Kampfgruppen ebenfalls in die Enge treiben können, doch anstatt sich an dieser Stelle einfach in aller Würde zu ergeben, hatte der eine Kommandant lieber den Freitod seiner Mannschaft gewählt. Mit letzter Kraft hatte der Imperiale sein Kriegsschiff – immerhin einen Sternzerstörer der mächtigen Imperial-Klasse – auf Kollisionskurs mit der „Prometheus“ geschickt. Nur mit Mühe und Not hatte Navara eine schreckliche Katastrophe in letzter Sekunde abwenden können. Der Imperiale hatte trotz angewiesenen Gegenmanöver die komplette Backbordseite des tiefblauen Mon Calamari-Sternkreuzers mitnehmen können.

Konzentriert beobachtete der hochgewachsene Twi'lek die holografische Projektion. Obwohl sie für die „Blindheit“ des Piraten gesorgt hatten, war dessen Kampfgeist anscheinend ungebrochen. Grüne Blitze spuckte der keilförmige Koloss dennoch weiterhin. Zwar konnte man deutlich sehen, dass die Kanoniere der „Wachtor“ nicht mehr so zielgenau wie vor ein paar Minuten waren, aber hier und da konnten sie trotzdem für Schaden sorgen. Glückstreffer konnte man niemals ausschließen. Unruhig zuckten die verzierten Lekku. Irgendwie war seiner Meinung nach die Zahl ihrer Treffer trotz allem noch zu hoch. 'So viel Glück hat niemand...', dachte Navara. Während sein Gesicht allmählich einen säuerlichen Ausdruck annahm, sinnierte derweil darüber auf welche Art und Weise der Feind diese „hohe“ Feuerrate bewerkstelligte. Was war sein Trick? Eine Reparatur in so kurzer Zeit schloss der Uniformierte kategorisch aus. Dafür brauchte man schon eine richtige Werft. Im laufenden Gefecht konnte niemand eine Sensorphalanx wechseln.


„Commander, was denken Sie?“, fragte Navara auf einmal Bru-Th, wobei sich sein Blick vom Holo löste und direkt auf den Corellianer richtete. „Wie macht dieser Kerl das? Wie kann er noch immer auf uns schießen und so viele Treffer für sich verzeichnen?“

Zum Beraten blieb ihnen nicht viel Zeit. Denn mit einem Mal schien die „Wachtor“ ihr Vorgehen zu ändern. Hätte der grünhäutige Nichtmensch irgendwelche Augenbrauen gehabt, so hätte er nun eine im Affekt gehoben. Stattdessen krümmte sich bloß der rechte Gehirnfortsatz, um sein Unverständnis nonverbal auszudrücken. Leider schien auf der Brücke niemand Twi'leki zu verstehen. Was war nun los? Was hatte der Pirat jetzt vor? Sämtliche Anzeichen bei der holografischen Darstellung des recht angegriffenen Sternzerstörers der alten Victory-Klasse deuteten auf „Rückzug“ hin. Langsam, ganz langsam – wie es für Schiffe dieser Größe üblich war – bewegte sich der Koloss zurück. Hatten sie ihn etwa soweit? Röchelte das Tier in seinen tödlichen Qualen schon? Kaltblütig funkelten plötzlich Navaras gelbe Augen. Hatten sie die Chance diesem Kriminellen endgültig das Handwerk zu legen?

„Er ist am Ende“, kommentierte der Twi'lek die Situation trocken. „Mit einem letzten Schlag könnte man diese Piraten langfristig aus diesem System vertreiben.“

Die Gelegenheit war zum Greifen nah. Waren sie erfolgreich, konnten sie diesem ärmlichen System möglicherweise eine längere Verschnaufpause verschaffen. Kurzzeitig spielte Navara sogar mit dem Gedanken, dass man den Victory-Sternzerstörer entern könnte. 'Damit ließe sich die Verteidigung in diesem System ordentlich aufwerten.' So ein mächtiges Kriegsschiff – trotz all der Schäden und der schon etwas veralteten Technik – gönnte er Teth eher als dem selbsternannten „Kriegsherrn“ Jart Ga'lor. Schließlich sah der Twi'lek, der im Dienste der Neuen Republik stand, in jeder Schwächung des Verräters einen gewissen Erfolg. War Blade mochte zwar auch eine gewisse Zeit lang ein Vogelfreier gewesen sein, aber nach diesem Erlebnis schätzte er den Kommandeur der ehemaligen „Forces of Hope“ weitaus höher ein als zuvor. Dieser hatte immerhin nie (fast) wehrlose Systeme überfallen, sondern stets die Bekämpfung der imperialen Tyrannei im Sinn gehabt. Während sich der Captain Gedanken über das weitere Vorgehen machte, gab sein sonst so eiserner Wille doch dem Körper nach und er setzte sich beiläufig hin.

„Major Saviro, da Sie die Befehlsgewalt über die hiesigen Systemstreitkräfte haben, sollten Sie nun bestimmen was wir tun sollen“, entschied der Twi'lek und ließ dabei die Projektion des „Kollegen“ neu ausrichten. „Sie müssen wissen, ob wir bei der 'Wachtor' für ausreichend Abschreckung gesorgt haben oder nicht.“ Kurz pausierte Navara, hadere quasi mit sich selbst. „Ich kann verstehen, sollten Sie Ihre Einheiten nach diesem langwierigen Scharmützel schonen wollen. Jedoch sollten Sie dabei nicht vergessen, dass diese Piraten irgendwo in den Unbekannten Regionen – oder im Outer Rim – noch Kollegen haben. Eine Racheaktion wäre also jederzeit möglich … und das nächste Mal könnte eventuell ein republikanisches Schiff als Unterstützung nicht vor Ort sein.“ Die ganze Zeit blieb die Miene des Nichtmenschen grimmig. „Sie haben die Wahl: Blasen Sie zum letzten Angriff - und vielleicht entern wir sogar das Schiff - oder rufen Sie Ihre Einheiten zurück, um mögliche Betroffene zu retten. Beides ist ehrenhaft, beides formt die Zukunft auf seine eigene Weise...“

[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


Lieutenant Sovv hatte Wort gehalten, wofür Bru-Th dem eigenwilligen Sullustaner innerlich danke und sich bei Gelegenheit mit einem guten Tropfen corellianischen Whiskeys dafür erkenntlich zeigen würde. Zumindest munkelte man, dass der Chief Hochprozentigem sehr zugeneigt war. Das Entscheidende war jedoch, dass die Massive weiter angreifen konnte. Mit jedem weiteren Treffer der schweren Turbolasergeschütze nahmen die Brückenaufbauten des feindlichen Sternenzerstörers weiteren Schaden. Bru-Th starrte weiterhin auf den Holoprojektor, eine Möglichkeit, die sich dem Kommandanten der Wachtor nicht mehr bot. Doch die Daten, welche die Sensoren von dem Victory auffingen, bereiteten dem machtbegabten Commander Bauchschmerzen, denn trotz aller offensiven Bemühungen, das Gefecht schnell zu einem Ende zu führen, verhielt es sich genau gegenläufig. Bru-Th verzog seinen Mund zu einem schmalen Strich. "Wie viel hält dieser Kahn denn noch aus", raunte er gedanklich und entwickelte parallel ein Verständnis dafür, warum die Neue Republik ihrerseits so lange Sternenzerstörer in ihrem Dienst hatte und sogar produzierte. Es waren äußerst widerstandsfähige Schiffe, musst er neidlos anerkennen.

Captain Ven musste zu dem gleichen Schluss gekommen, als dieser Bru-Th auf die Sachlage ansprach und deutlich machte, was er von dem Durchhaltevermögen der Wachtor hielt. Bru-Th schaute auf und drehte sich Navara zu, um den twi'lekischen Captain besser im Auge zu haben.
"Die Wachtor ist ein tapferes Schiff", bemerkte er mit neutralem Tonfall. Fast im selben Moment zündeten die mächtigen Sublichttriebwerke des feindlichen Sternenzerstörers und beschleunigten das Schiff. Dieser Vorgang verlief quälend langsam, vergleichbar nur mit dem Artikulationstempo eines Ithorianers. Bru-Th hatte die Aktivierung der Triebwerke nur aus den Augenwinkeln gesehen, und es braucht einige Sekunden, bis er - da er im Allgemeinen noch immer grün hinter den Ohren war - begriff, was Arbas Aktion im eigentlich Sinne bedeutete:

"Sie fliehen! Sie erkennen ihre Niederlage an!", sprach der hochgewachsene Corellianer fast bedächtig, wobei sein Blick zwischen dem Sternenzerstörer und seinem Gesprächspartner hin und her wanderte. Ungläubig realisierte er, dass es vorbei war. Sie hatten gewonnen. Dass der Gegner noch immer Turbolaser ausspuckte, wie ein trandoshanischer Sumpfigel seine Stacheln, schien dem normalerweise weitsichtigen Jedi Meister in dieser Sekunde gänzlich zu entgehen. "Ich fass es nicht, wir haben den Angriff abgewehrt." Nicht, dass er am Ausgang des Gefechts gezweifelt hätte, doch vor seinem inneren Auge hatte er ein wesentlich schlimmeres Ende erwartet, mit mehr Schäden, mit mehr menschlichen und nichtmenschlichen Verlusten.

Erst die Worte Navaras erdeten Bru-Th wieder, während er sich mit einem verstörten Ausdruck im Gesicht wieder dem Befehlshaber der 'Flotte' zuwandte und kopfschüttelnd meinte:
"Das ist nicht ihr Ernst oder? Ich stimme mit Ihnen überein, der Victory ist taktisch am Ende. Doch unsere Aufgabe ist getan, dieser Arbas zieht sich zurück. Der Angriff gegen Teth und diese Frachter wurde abgewehrt." Bru-Th trat einen Schritt näher und rückte Navara damit gefährlich nahe, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. "Captain, wir haben schwere Schäden erlitten und können froh sein, das Gefecht in einem Stück überstanden zu haben. Das gilt natürlich nur, falls wir der Wachtor nicht weiter nachsetzen. Sie haben sicherlich bemerkt, dass trotz unserer koordinierten Anstrengungen, der Sternenzerstörer noch immer feuert", "wenn auch nur wenig zielgenau", ergänzte er in Gedanken. "Ich habe nicht vor, meine Crew in den Heldentod zu führen, nur um eine Trophäe mit nach Hause zu nehmen. Die Wachtor ist schwer angeschlagen und wird nicht weit kommen. Schicken wir eine Nachricht an das Sektorkommando mit der Bitte, einen starken Mon Cal-Kreuzer oder einen Sternenzerstörer der Republik-Klasse sich um den finalen Schlag kümmern zu lassen. Die werden spielend damit fertig", bekräftigte er hartnäckig, denn er wusste, was dem kampflustigen Twi'lek gerade durch den Schädel ging. Bru-Th konnte es sehen. Er sah, wie die Augen seines Gegenübers funkelten, wie sich die Körpersprache Navaras veränderte, wie die eines Tieres, das darauf aus war Beute zu machen. "Er will diesen Victory um jeden Preis", dachte Bru-Th, während seine rechte Hand instinktiv sich zu der Stelle bewegte, wo normalerweise sein violett schimmerndes Lichtschwert hang. Normalerweise! Denn natürlich befand sich dieses aktuell wohl sortiert in einem Spind in seinem Quartier. Doch wie man es auch drehte, der corellianische Jedi Meister war nicht bereit, seiner Crew ein zweites Denon zu bereiten. Die Eindrücke der Schlacht lasteten noch immer auf ihm. Darüber hinaus rechtfertigte er seine Haltung auch damit, dass die Wachtor im eigentliche Sinne ja kapituliert hatte und er nichts ehrenwertes daran fand, die Menschen an Board grundlos nieder zu metzeln. DAS war ganz sicher nicht die Art der Jedi, der Bru-Th sich noch immer verpflichtet fühlte.

"Commander, ihr ATR ist auf dem Rückflug. Die Mission scheint erfolgreich verlaufen zu sein. Die meisten Besatzungsmitglieder wurden gerettet", verkündete ein Brückenoffizier stimmlich sehr zurückhaltend, denn Bru-Ths mahnende Worte hatten doch den ein oder anderen Offizier aufhorchen lassen, auch wenn die erfahreneren versuchten, sich dieses nicht einmerken zu lassen. Er reagierte jedoch auf die Meldung nicht, sondern blieb bei Navara.


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[OP: Ich mogel mich mal dazwischen ^^]

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Fast hätte Navara hörbar nach Luft geschnappt als sich auf einmal der Kommandant der „Massive“, Commander Bru-Th Agoch, zu Wort meldete und tatsächlich für einen ungehinderten Rückzug der „Wachtor“ plädierte. Bis auf einen sehr giftigen Blick in Richtung des Corellianers sowie geweitete Nasenflügel hielt sich der nichtmenschliche Captain mit seiner Mimik auf diesen – seiner Meinung nach – skandalösen Vorschlag zurück. Hatte er gerade richtig gehört? Glaubte der Jedi allen Ernstes daran, dass sich irgendwer in der republikanischen Flotte mit Teths Problemen befassen würde? Der Twi'lek brauchte einen Moment um Worte zu finden. Bevor er sich wieder aus dem Sessel erhob, in der sich erst kurz zuvor gesetzt hatte, lösten sich erst einmal die zehn Finger, die sich unfreiwillig in dessen kunstledernes Polster gekrallt hatten. In einer Bewegung, welche die Anspannung in seinem Körper deutlich sichtbar machte, stand der Uniformierte schlussendlich auf.


„Sie glauben wirklich daran, dass die Flotte irgendeinen Kreuzer hierher schicken wird?“, fragte der Captain mit grimmiger Stimme den dunkelblonden Menschen, nachdem er vorsorglich die laufende Funkverbindung mit Major Saviro einseitig auf „stumm“ gestellt hatte. „Glauben Sie wirklich, dass im Krieg mit dem Imperium irgendeine neutrale Welt, die irgendwo zwischen den unbekannten Regionen und dem Hutt-Raum liegt und Probleme mit Piraten hat, für uns von Interesse sein wird?“ Es folgte eine kurze Pause. „Sämtliche Anstrengungen des Militärs sind zur Zeit ausschließlich auf die Eroberung des Corellian Run sowie auf die Sicherung unserer eigenen Gebiete konzentriert. In dieser überaus angespannten Situation wird man wohl kaum die äußerst begrenzten Kapazitäten für solche Systeme frei machen. Wir, hingegen, sind jetzt da!“

Obwohl der Zorn in seinem Bauch brodelte, hatte Navara mit gedämpfter Stimme gesprochen. Der Liberator Transportkreuzer war nicht sein Schiff. Bru-Th hatte das Kommando über dieses Schiff – und damit waren seine Entscheidungen für die Besatzung bindend. Des Weiteren ließ die geheiligte Berufsehre selbst im Bezug auf einen „halben“ Militär nicht zu, dass er diesen öffentlich kritisierte und so dessen Führungsanspruch automatisch sabotierte. Aber auf der anderen Seite konnte er nicht so einfach die naive Denkweise des Jedi tolerieren! Nur in diesem einmaligen Augenblick hatten sie die Gelegenheit Jart Ga'lor einen ordentlichen Schlag auszuteilen und gleichzeitig dem Teth-System eine etwas längere Verschnaufpause vor diesen Gesetzlosen zu verschaffen. Sollten sie das wirklich ungenutzt lassen? Sollten sie die „Wachtor“ mit einem blauen Auge davonkommen lassen? Gerade als der Twi'lek noch einmal ansetzen wollte, meldete ein Brückenoffizier die Rückkehr des Shuttles, das der Commander zur Rettung einer Frachtercrew losgeschickt hatte.

„Commander, das ist Ihr Schiff...“, sagte der grünhäutige Captain. „Ich kann Ihnen also nicht reinreden. Genau wie Major Saviro haben Sie die volle Verantwortung für Ihre Mannschaft und müssen deshalb genau abwägen, ob sich der weitere Kampf lohnt. Doch ich beschwöre Sie: Jetzt haben wir die Chance. Vielleicht wird es ein nächstes Mal nicht geben...“

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Es war eine Ungeheuerlichkeit, dachte Bru-Th, dass dieser neurepublikanische Captain ihn, einen Jedi Meister, der Naivität bezichtigte. Ohne, dass der hochgewachsene Corellianer die Gedanken seines Gegenübers gelesen hatte, kam er zu diesem Schluss und konnte nicht umhin, dies als eine Beleidigung gegenüber seiner Person zu verstehen. "Navara scheint wohl vergessen zu haben, wer ich bin", geiferte Bru-Th und spielte mit dem Gedanken, den twi'lekischen Captain vor der versammelten Brückencrew darauf hinzuweisen, dass seine Fähigkeit zukünftige Ereignisse und die Auswirkungen aktueller Ereignisse einzuschätzen lächerlich gering war, im Vergleich zu den Erkenntnissen, welche die Macht einem Jedi bot. Doch je mehr der Jedi Meister darüber nachdachte und auch seine eigenen Gedanken reflektierte, desto stärker nahm er Abstand von solch einem Vorhaben und seinen desaströsen Auswirkungen. Bru-Th sog Luft scharf durch die Nase ein und erlaubte sich, mehrere Sekunden Navara nur anzustarren.

Erst, als seine Fassungslosigkeit langsam abnahm, raffte Bru-Th den Mut zusammen, diesmal in deutlich leiserer Tonlage, etwas auf die Worte seines Vorgesetzten zu antworten. Allzu neugierig dreinschauende Brückenoffiziere, darunter natürlich Lt. Cmdr. Saris, bedeutete er mit einem strengen Blick, ihren aktuellen Verpflichtungen nachzukommen und sich um das Kommandantengespräch nicht zu scheren.
"Captain, ich teile nicht Ihre Auffassung dieses Zwischenfalls hier. Das Schicksal neutraler Welten wie Teth ist Teil des fortwährenden Konflikts mit dem Imperium. Sehen Sie doch die Zusammenhänge", bat Bru-Th fast flehend, doch war er sich nicht sicher, ob der engstirnige Twi'lek dies überhaupt wollte. Immerhin hatte er selbst seine Balance, die vor wenigen Sekunden kurzzeitig drohte zu kippen, wiedergefunden. "Wenn wir solchen Systemen nicht helfen, treiben wir sie auf kurze oder lange Sicht in die Arme des Imperiums, und das darf nicht geschehen."

Bru-Th hielt einen kurzen Moment inne, um Captain Ven Gelegenheit zu geben, über das eben Gesagte nachzudenken. Dann folgerte er, wobei er lehrerhaft mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die bläulich schimmernde Silhouette der Wachtor deutete, und sprach: "Ich bin fest davon überzeugt, dass das Sektorkommando die Dringlichkeit der Lage verstehen wird und bereit ist, ein bis zwei Schiffe zu entsenden. Sie können einen marodierenden Victory nicht einfach ignorieren! Der Punkt, Captain, ist, dass die Aufgabe für ein kapitales Schiff keine Herausforderung darstellt, die Ressourcen der Massive jedoch überstrapaziert." Bru-Th trat einen Schritt weg von Navara und zog seine Uniform, die sich für seinen Geschmack ein Stück zu weit nach oben bewegt hatte, wieder herunter. Er salutierte vor Navara und erklärte knapp: "Mit Verlaub, Sir, ich habe meine Entscheidung in diesem Fall gefällt."

"Lt. Cmdr., bringen Sie uns außerhalb der Schussweite ihrer Waffen, doch folgen Sie der Wachtor mit den Sensoren und den Geschützen, bis das Schiff wirklich gesprungen ist. Befehl an Sebolto: Alle Flugeinheiten sollen sich vom Feind lösen und eine Defensivformation vor uns einnehmen, für den Fall, dass die Truppen des Verräters Ga'lor sich ihre Flucht noch einmal durch den Kopf gehen lassen." Bru-Th fiel freilich kein Grund ein, warum sie dies tun sollten, doch im Zweifelsfall ging er lieber auf Nummer sicher. "Und senden Sie ein Aufklärungsshuttle aus, dass der Wachtor in sicherer Entfernung folgt", befahl er in Richtung der rothaarigen Frau, die keine Zeit damit verlor die Befehle auszuführen.

Was indes sein halsstarriges Verhalten für Auswirkungen haben würde, darüber dachte der erfahrene Jedi Meister nur kurz nach. Als sicher galt jedoch, dass sich das Verhältnis zwischen ihm und Navara abermals abgekühlt hatte. Damit einhergehend, würde wohl auch seine Beurteilung nicht positiv ausfallen, doch verbannte Bru-Th solche Gedanken schließlich aus seinem Hirn, denn die Anspannung nach diesem Disput wollte noch immer nicht abfallen, fast als gäbe es noch einen Nachschlag, ein letztes Zucken der Peitsche, das er übersehen hatte und die Handschrift Navaras trug.



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[Outer Rim | Teth-System | Teth | Peroon | Orbitalüberwachungsstation] Major Saviro

Major Saviro war froh darüber, dass Captain Navara Ven die Kontrolle über den Kampf übernommen hatte. Er selbst hatte seinen Titel auch nicht gekauft, sondern sich mit Schweiß und Blut verdient, aber er hatte einfach keine Erfahrung in der Koordination von Raumgefechten mit so vielen und so unterschiedlichen Teilnehmern. Er hätte sich zugetraut, seine strategischen Kenntnisse auf die ungewohnte Situation zu übertragen und dazu ein wenig zu improvisieren, aber mit der einschlägigen Erfahrung des kampferprobten Captains konnte er natürlich nicht mithalten. Der Erfolg gab den Republikanern recht: Nach und nach gewannen sie die Oberhand. Zuerst, indem sie die Jäger ausschalteten. Dank der zahlenmäßigen Überlegenheit dauerte das nicht lange. Teths Verteidigungsstreitkräfte büßten dabei einen Kopfjäger ein, doch der Pilot konnte sich rechtzeitig mit dem Schleudersitz in Sicherheit bringen, so dass in diesem Teil des Kampfes keine Todesopfer zu verzeichnen waren. Als dann der eigentliche Kampf gegen den Sternenzerstörer begann, änderte diese Statistik sich leider zu Ungunsten der Tether: Zwei Y-Wing-Bomber wurden von der Nahverteidigung des Kriegsschiffes abgeschossen, ein Patrouillenboot mit vier Seelen an Bord wurde zerstört und eine Korvette musste sich angeschlagen und ebenfalls mit Verlusten zurückziehen. Hinzu kamen die zivilen Opfer, die das Bombardement des Planeten gefordert haben musste - hierzu lagen ihm allerdings keine Zahlen vor. Und die Bomber wurden rasch von den verfolgenden Jägern sowie einigen Atmosphärenfliegern und Flugabwehrkanonen zerstört, die der Major rechtzeitig in Bewegung gesetzt hatte, um Schlimmeres zu verhindern. Saviro staunte darüber, wie bereitwillig die Piloten der Halbstaffel H-Wings für ihren Kommandanten in den Tod gingen. Aber vielleicht war ihnen nicht einmal bewusst gewesen, dass sie nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver waren und der Kapitän ihren Tod unter Garantie eingeplant hatte.

Allerdings sah es lange Zeit so aus, als wollte der Pirat sein eigenes Leben weit teurer verkaufen. Die beiden Großkampfschiffe beharkten sich gegenseitig mit allem, was sie hatten, und der Major sorgte sich um den Ausgang des Gefechtes. Sie benötigten die Turbolaser der Massive, um diesen Kampf gewinnen zu können, und natürlich war er in Gedanken auch bei den Hunderten Besatzungsmitgliedern, deren Leben auf dem Spiel stand - für die Verteidigung seiner Heimat. Er glaubte zu begreifen, wie groß das Risiko war, das sie auf sich nahmen, denn ein Sieg war keineswegs garantiert. Der Victory-Sternenzerstörer war ein überaus mächtiger und zäher Gegner. Letztlich schienen vor allem die Jäger und Bomber den Ausschlag zu geben: Sie beschädigten Sensoren und Brücke des Piratenschiffs und zwangen es so zum Rückzug. Saviro fiel ein Stein vom Herzen, als er sah, dass es beidrehte.

Auf der Massive schien Unklarheit darüber zu bestehen, wie nun zu verfahren sei. Sollte man den angeschlagenen Gegner verfolgen, um ihm den Rest zu geben, oder sich damit zufrieden geben, ihn vertrieben und den Kampf überlebt zu haben? Navara Ven ließ dem Major die Wahl, wie er mit den Schiffen von Teth verfahren wollte. Auch er war kurz unentschlossen, doch dann wurde ihm wieder bewusst, wie dankbar er für die geringen Opferzahlen sein musste. Das durfte er nicht aufs Spiel setzen, indem er nun den Gegner in die Enge trieb und ihn zwang, bis zum Letzten zu kämpfen, was zweifellos auch auf ihrer Seite weitere Opfer fordern, den Sieg vielleicht sogar in eine Niederlage verwandeln konnte.


»Captain, ich werde unsere Schiffe zurückrufen«, funkte er auf die Massive. »Diese Schlacht ist gewonnen. Zwar lassen wir dem Gegner so die Möglichkeit, wiederzukommen, aber beim nächsten Mal werden wir besser vorbereitet sein. Ich möchte Ihnen und all Ihren tapferen Männern und Frauen im Namen des ganzen Volkes von Teth danken. Sie können sich darauf verlassen, dass mein Bericht Ihre Leistung für unsere Heimat in den höchsten Tönen loben wird. Mit Sicherheit wird meine Regierung Ihre Vorgesetzten wissen lassen, wie viel Sie für uns getan haben!«

Unterdessen ließen die Charger-Korvetten, die Patrouillenboote und die bunte Jäger-Mischung von der Verfolgung der Wachtor ab. Sie erhielten Befehle, sich in der Nähe der Massive zu gruppieren. Um die Alarmbereitschaft aufzuheben, war es eindeutig noch zu früh. Aber zumindest ein Durchatmen war erlaubt, und auch die Hoffnung, dass an diesem Tag keine weiteren Schrecken bevorstanden.

[Outer Rim | Teth-System | Teth | Peroon | Orbitalüberwachungsstation] Major Saviro


***

[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Raal

Raal, der neue selbsternannte Captain der Wachtor, war zufrieden und erleichtert. Seine Befürchtung, dass die Gegner sein Schiff an einer Flucht hindern würden, hatte sich nicht bewahrheitet. Keine plötzliche Meldung darüber, dass der Hyperantrieb ausgefallen oder sonst eine Katastrophe passiert war. Es schien, als ließe man sie einfach gehen. Der Rodianer war kein Held und wollte auch keiner sein, denn Helden waren für gewöhnlich tot und er mochte sich selbst viel lieber lebendig.

Der Sternenzerstörer schoss aus allen Rohren, während er sich zurückzog, um den Feind auf Distanz zu halten. Dafür war keine besondere Zielgenauigkeit vonnöten: Es genügte, ein Sperrfeuer zu legen. Die Kanoniere zielten dabei nicht nur auf die Jäger und Bomber sowie auf den republikanischen Liberator, sondern auch auf die Frachter - ihm war es egal, ob und wie viele Todesopfer und Zerstörungen es dort noch gab. Er hatte mit diesem Überfall längst abgeschlossen. Die Wachtor zog sich beschädigt, gedemütigt und ohne Beute zurück. Aber immerhin entging sie ihrer Zerstörung. Wenn Raal vor den Kriegsherrn trat, konnte er seine Entscheidung damit rechtfertigen. Er brachte ihm das wichtige Schiff immerhin in reparablem Zustand zurück - Captain Arbas hingegen hätte es auf die totale Vernichtung angelegt, auf Sieg oder Untergang. Der Cyborg war fast sicher, dass Jart Ga'lor seinen Entschluss, das Kommando an sich zu reißen und den Sternenzerstörer zu retten, gutheißen würde.

Das hieß, falls er überhaupt zu Ga'lor zurückkehrte. Raal hatte sich noch nicht enschieden, wie es jetzt weitergehen würde.

Vorerst war ihm aber nur wichtig, aus dem System zu entkommen. Und da die gegnerischen Bomber von der Wachtor abließen, stand dem kaum etwas im Wege. Nur ein einzelnes Shuttle folgte in sicherer Entfernung: Es war keine Gefahr und Raal daher gleichgültig. Mit stetig steigender Geschwindigkeit pflügte das keilförmige Schiff durchs All, eine dünne Spur von Gas, Asche und Trümmern hinter sich her ziehend, und ließ schließlich den Masseschatten von Teth hinter sich. Noch immer beschleunigend, richtete sie sich auf einen Sprungvektor aus, der sie über eine Strecke von mehreren Lichttagen aus dem System bringen sollte. Und dann weiter, in die Tiefen des Outer Rim, des Huttraums oder des Wilden Raumes, ganz wie der neue Captain entschied.


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | hinter einem von Teths Monden | VSD Wachtor | Brücke] Captain Raal
 
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Das Gefecht hatte sein Ende gefunden. Navara musste sich dieser Tatsache bewusst werden als sich auch Major Saviro, der diensthabende Offizier der örtlichen Systemstreitkräfte von Teth, gegen eine Jagd auf die lädierte „Wachtor“ aussprach. Irgendwelchen Ruhm würde der grüne Twi'lek an diesem Tag also nicht mehr einheimsen können. Jedoch konnte er sich mit dem Umstand trösten, dass sie – jedenfalls für den Augenblick – das wichtigste Ziel erreicht hatten: die wiederhergestellte Sicherheit des Systems. Und war nicht genau dieses Ergebnis die Hauptsache? Hatte sich die „Massive“ nicht genau aus diesem Grund dem gegnerischen Victory-Sternzerstörer gestellt? Nein, dieses Mal musste sich Navara einfach eingestehen, dass am Ende höchstwahrscheinlich kein besseres Resultat auf sie gewartet hatte. Er musste sich damit abfinden.


„Major, ich bedanke mich im Namen der Republik für die wirklich ausgezeichnete Zusammenarbeit mit Ihren Untergebenen“, sagte der nichtmenschliche Captain im freundlichen Ton zu der winzigen Projektion, nachdem ein Brückenoffizier endlich die endgültige Flucht der Piraten gemeldet hatte. „Unsere Vorgesetzten werden wir ebenfalls über diesen Vorfall in Kenntnis setzen. Vielleicht ergibt sich daraus sogar eine längerfristige Kooperation zwischen unseren Regierungen.“

Kannte man den Twi'lek etwas besser, konnte man eventuell bei dem Gesagten heraushören, dass er selbst nicht sehr viel Glauben in seine gesprochenen Worte steckte. Der anhaltende Krieg gegen das Galaktische Imperium sowie die Sicherung der eigenen, zum Teil weit verstreuten Territorien hielt, seiner Meinung nach, die Neue Republik momentan genug im Atem. Betrachtete man dann noch die unmittelbare Nähe zum Gebiet der Hutten – und deren denkbare Einflussnahme auf Teths Politik – so schwanden aus Navaras Sicht die Chancen auf Hilfe noch mehr. Jedoch gehörte Saviro nicht zum Bekanntenkreis des Captain. Somit war eher wahrscheinlich, dass der Major das Gesagt einfach als diplomatisches Gerede abtat, anstatt sich ebenfalls so viele Gedanken darüber zu machen. Weiterhin mit ernster Miene betrachtete der Nichtmensch die humanoide Projektion.

„Mein letzter Vorschlag zu dieser Sache ist, dass die 'Massive' noch solange im System verweilt bis im Orbit Ihres Planeten wieder die übliche Ruhe eingekehrt ist und die Reparaturteams hier an Bord die gröbsten Schäden beseitigt haben“, unterbreitete Navara zum Schluss. „Des Weiteren haben wir die geflohene Besatzung eines gekaperten Frachters, der 'Sunbrust', aufgenommen. Deren künftiger Verbleib ist noch nicht ausreichend geklärt, weshalb Sie Commander Agoch höchstwahrscheinlich noch einmal kontaktieren wird, Major...“ Zum Abschied salutierte der Twi'lek. „Leben Sie wohl.“

Die holografische Verbindung wurde beendet. Mit einem Mal spürte der Nichtmensch, dessen junge Jahre längst der Vergangenheit angehörten, die Nachwehen der Schlacht. Sein Körper schmerzte an einzelnen Stellen – vor allem den Beinen. Fast die ganze Zeit hatte der Captain gestanden, war um das taktische Holo herum getigert und hatte sich keinen Augenblick der Ruhe gegönnt. Jetzt konnte er aber eine gewisse Auszeit vertragen. Zumal am Ende eines Gefechts sowieso diverse Berichte an die Vorgesetzten geschrieben werden mussten. Zwangsläufig wandte sich die Aufmerksamkeit des Twi'lek nun dem Corellianer zu. Seine Lekku bewegten sich leicht, während er den Jedi ganz genau betrachtete. Selbstverständlich hielt der dunkelblonde Mensch seinem Blick stand. Hier waren die Fronten noch nicht endgültig geklärt. Jedoch lag Navara zur Zeit nichts an einem weiteren Streit mit Bru-Th. Deshalb entschied er sich für einen anderen Weg.

„Commander, ich ziehe mich nun in mein Quartier zurück“, sagte er im sachlichen Ton zu dem Jedi. „Ich denke, mit Ihren Gästen werden Sie allein fertig und als Kommandant der 'Massive' wissen Sie besser über den richtigen Zeitpunkt für das Fortsetzen unserer Reise Bescheid.“ Erneut salutierte er. „Ich denke, mit dem Abschicken unserer Berichte sollten wir aber nicht allzu viel Zeit verlieren. Es liegt noch ein ganzes Stück bis Ukio, Rishi und zum bothanischen Raum vor uns.“

[Teth-System || nahe Teth || LTK „Massive“ || Brücke || Captain Navara Ven, Commander Bru-Th Agoch und Brückenbesatzung]

[OP @ Bru oder Kruluk: Einer von euch kann uns gerne in den Hyperraum bringen, wenn er es für richtig hält. Danach würde ich auch gerne die restliche Reise bis nach Corellia per Zeitsprung vergehen lassen wollen. ^^]
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Deck 1 | Hauptbrücke] Cmdr. Bru-Th Agoch, Cpt. Ven und weitere Offiziere


Aus. Das taktische Holodisplay surrte noch einmal protestierend auf, dann erlosch es und gab der Brücke durch das Wegfallen des bläulich-kalten Lichts wieder jene unaufgeregte Wärme zurück, die Bru-Th soviel angenehmer fand. Der vagabundierende Sternenzerstörer war inzwischen gesprungen und mit ihm endete auch das erste Gefecht nach Denon. "Nach Denon", wiederholte der hochgewachsene Corellianer gedankenverloren, während er sich die rauen Hände rieb, als wäre der Holotisch ein Lagerfeuer, an dem man sich wärmen konnte. Mit diesem Sieg - und es war ein Sieg, was auch immer der grünhäutige Captain sagen würde - begann für Bru-Th eine neue Zeitrechnung, und zwar die 'nach Denon' eben. Er konnte nicht umhin, eine Augenbraue hoch zu ziehen und ein Grinsen nach bester corellianischer Art aufzusetzen. Aller Anfang war mit Rückschlägen verbunden, bisweilen sogar mit äußerst schmerzlichen, das musste man einem Jedi, der die Padawanzeit hinter sich gelassen hatte, nicht erklären, doch es hatte sich ausgezahlt, wusste Bru-Th und wandte sich langsam vom Projektor ab, um neugierig nach den Reaktionen der Brückencrew Ausschau zu halten.

Zunächst gelangte Navara in sein Blickfeld, welcher eifrig damit beschäftigt war, den diplomatischen Rahmen ihres Einsatzes gebührend zu würdigen. Es war nicht so, dass Bru-Th von sich behaupten konnte, den republikanischen Captain wirklich zu kennen, doch obgleich der Verdacht im Raum schwebte, ging es Ven in dem holoseitig geführten Gespräch nicht um Ruhm oder Anerkennung. Das diplomatische Palaver schien für ihn eher eine lästige Pflicht zu sein, doch entgegen Bru-Ths Erwartungen, schien Ven auch innerlich ausgeglichen. Seine Aura - durch die Macht betrachtet - schimmerte in einem satten Grünton. Navaras Ausgang des Gefechts wäre ein anderer gewesen, doch lehnte dieser die gegenwärtige Situation auch nicht kategorisch ab.

Der erwartete Welle von starken Emotionen traf Bru-Th umso heftiger, da sie nicht von dem häufig schlecht gelaunten Twi'lek ausging, auch nicht von einer Einzelperson per se, sondern von der Brückencrew im Allgemeinen, als Ganzes. Wenn es eine Macht in der bekannten Galaxis gab, die im Stande war wahrlich machtvolles zu vollbringen, dann war es die Kraft positiver Emotionen. Für einen ausgebildeten Jedi, der die Macht seinen Verbündeten nannte, war es mehr als Genugtuung, mehr als ein Lohn, es war wie ein Jungbrunnen, der allzu finstere Gedanken und Zweifel einfach sauber wusch. Dieses Gefühl spürte, nein durchströmte Bru-Th und erfüllte den Raum. Doch als sich der Jedi Meister und Commander der Massive schließlich umdrehte, sah er nur konzentriert dreinschauende Mienen, welche zumeist ihren Monitoren zugewandt waren oder ihrerseits Gespräche mit Crewman in anderen Sektionen des Schiffes führten. Im Hintergrund war noch immer die Stimme des Twi'leks zu vernehmen.

Doch es war nicht das Gespräch mit dem Major von Teth, dass die Aktivitäten der Brückenleute zu einem Ende kommen ließ, sondern Bru-Th und sein Betragen. Er wusste, was zu tun war, zum ersten Mal auf der Brücke der Massive wusste Bru-Th wirklich, was zu tun war. Kurz schielte er fast keck zu Saris herüber, die mit seinem bubenhaften Gegrinse nicht wirklich umzugehen wusste, und es ihm einfach gleich tat, dann ballte der Jedi-Commander seine Hand zu einer Faust und jubelte damit seinen Offizieren zu, das Gesicht jetzt zu einem entschlossenen Siegestaumel verzerrt. Noch während Navara die letzten Worte sprach und salutierte, brachen die sprichwörtlichen Dämme und es wurde laut gejubelt, die Geste Bru-Ths nachahmend. Kharr Tuum schüttelte im Siegestaumel so heftig seine Mähne, das sein Gesicht sekundenlang kaum noch zu sehen war, der junge Hatarron Frey klopfte mit aller Macht auf seine Konsole, als wolle er jedem Schaltkreis einzeln für das Durchhalten gratulieren und selbst Lt. Cmdr. Saris nickte Bru-Th und den Anderen anerkennend zu. "Das ist auch das erste Mal", dachte Bru-Th und stemmte die Hände in die Hüften, um sich die Männer und Frauen, mit denen er zusammen diente, noch einmal genau anzuschauen. Es war ein besonderer Moment, wusste er, denn dieser hatte den Segen der Macht selbst.

Nach einigen Minuten schließlich, nachdem sich alle wieder halbwegs beruhigt hatten und die Anspannung auch wirklich aus den letzten Gliedern gewichen war, bat Bru-Th darum, sich nun schnellstmöglich um die nötigen Reparaturen zu kümmern. Zwar schienen alle irgendwie erschöpft zu sein, doch die Euphorie des gemeinsamen Erlebnisses und die Überwindung der verlorenen Schlacht von Denon sorgten dafür, dass niemand seinen Posten verlassen wollte, obwohl eigentlich der Wachwechsel längst überflüssig gewesen wäre. "Ein gutes Zeichen, ... endlich", dachte Bru-Th bei sich und übergab die Brücke wortlos an seinen XO, um sich gemäßigten Schrittes auf den Weg in den noch funktionstüchtigen Hangar zu machen. Captain Ven war bereits vor Minuten gegangen. Als er in der Tür stand, drehte er sich noch einmal um und murmelte halblaut:
"Der erste Sieg nach Denon." Bru-Th lächelte und betrat den Turbolift.


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Turbolift] Cmdr. Bru-Th Agoch
 
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[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | Fat Trader| Soldatenbänke] Mandiny Priss, Tirillowichoikolorupp (aka Tiri), Glorax, Chuck, Kruluk


Kruluk Chananga stand die letzten Meter des Einflugs der 'Fat Trader' in einen der Hangars der 'Massive' ganz vorne auf der breiten Brücke und starrte aus den Fenstern hinaus in das Innere des Transportkreuzers, und sie waren doch nur eines von vielen kleinen Fischlein, die zurückkehrten in das sichere Heim. Hier herrschte ein riesiges Gewusel, und doch kam es nicht zu einem einzigen Unfall. Die Fat Trader, einstmals ein Angriffsshuttle, zu einem bequemen Liner umgebaut und umfunktioniert, in diesem Augenblick scheinbar wieder ihrem alten Zweck dienend, manovrierte langsam und stetig über einen Leitstrahl, und wurde dann zu einer freien Stelle einfach per Automatik gelandet. Um ihn herum standen ein paar Leute der Sunburst und staunten ebenso, ein paar Soldaten der Neuen Republik bereiteten sich bereits auf den Ausstieg vor. Ein paar persönliche Dinge Bru-Ths waren noch immer an Ort und Stelle, und eine gepflegte, warme Atmosphäre umgab das Shuttle, genau so wie der Quarren es vor Jahren verlassen hatte. Selbst der Geschmack der Luft und die Gerüche waren da...
So holte er tief Luft, und begab sich nach der Landung als Letzter der Crew zur Schleuse, Mandiny wieder auf den Armen. Die Kapitänin schien energielos und lebensunfroh, so hatte er sie kurzerhand einfach wieder aufgenommen.
Draussen ergab sich ein hektisches Bild, das sich auf ihn übertrug und ihn noch nervöser machte. Sie waren kaum ein paar Schritte in das helle, künstliche Licht gegangen, als auf einen Schlag alle Flieger wieder zurück zu kommen schienen. Die Gruppe selbst wurde von Hangarpersonal und Ärzten in Empfang genommen, die sich augenblicklich um sie kümmerten. Mandiny legte er beinahe geistesabwesend auf eine Bahre, irgendjemand legte ihm eine Decke um die Schultern. Er stiess jedoch die Heilerin zur Seite, die Decke gab er Glorax. Er brauchte keine Heilung, er brauchte Informationen, und er brauchte bekannte Gesichter. Nichtsdestotrotz auch von Neugier gepackt bemerkte er die Lautstärke, die auch bei den Leuten anschwoll. Ohrenbetäubend schrien sich Leute an, fielen sich in die Arme und jubelten dann auch. Zurückkehrende Piloten wurden beinahe aus ihren Cockpits gerissen und freudig begrüßt. Kleidungsstücke wurden in die Luft geworfen, ein Staffelführer wurde hochgehoben und von einer Gruppe Personal durch die Gegend getragen.
Sie hatten also tatsächlich einen Sieg davon getragen. Und er lebte noch! Er war in Sicherheit!

Als sich der Turbolift öffnete und den Blick auf einen bekannten Jedi preisgab, musste auch er die Arme hochreissen, ein grollendes, blubberndes Lachen von sich geben und einem Impuls der Freude folgen, der ihn vollständig übermannte...




[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Hangar 4] Crew der Sunburst, Cmdr. Bru-Th Agoch, Kruluk, jede Menge feiernder Soldaten
 
[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Turbolift] Cmdr. Bru-Th Agoch


Das gleichmäßige Surren der Repulsoreinheiten, welches die Turboliftfahrt von Deck 1 nach Deck 3, das zum Großteil von den Jägerbuchten der Massive ausgefüllt war, begleitete, wirkte auf Bru-Th sehr wohltuend. Der hochgewachsene Corellianer lehnte sich an die Wand der Kabine und seufzte laut in sich hinein, während die Kabine sich durch die Eingeweide des Liberator Transportkreuzers zielsicher ihren Weg suchte. Es war diese relative Ruhe, die er genoss und die ihn fast automatisch dazu verleitete, für einen Moment nur die Augen zu schließen. Bru-Th spürte, wie die Anspannung aus seinen Gliedern wich und seine Gedanken zu kreisen begannen. In diesem Augenblick war die Versuchung ungeheuer groß, einfach den Turbolift anzuhalten und ihm per Prioritätsbefehl anzuweisen, ihn direkt in sein Kabine zu bringen, wo ein für militärische Verhältnisse verführerisch weiches Bett wartete. Er schmunzelte. "Das muss noch einen Moment warten", hörte er jene innere Stimme ihn zur Räson rufen, die ihn stets an seine Pflichten und seinen eigenen Anspruch an sich selbst erinnerte. Und dann war da auch noch diese Präsens. Er hatte sie lange nicht mehr wahrgenommen.

Der Turbolift hielt, dann öffnete sich mit einem verräterischen Zischen die Drucktür. Einhergehend damit öffnete Bru-Th auch die Augen und eben diese erblickten den Steuerbord-Hangar in all seiner Pracht. Mit ein wenig Schwung stieß sich der Jedi Meister von der Wandseite ab und durchschritt die Tür. Das Erste, was er wahrnahm war, dass es hier deutlich kühler war, als auf dem Rest des Schiffes. Warum das so war, dazu hatte er die ein oder andere Theorie, doch letztlich war es wohl nichts - so schätzte er salopp - was sein pauswangiger Chefingenieur nicht wieder hinbekommen konnte. Der Hangar selbst wirkte auf ihn chaotisch, was mitunter auch daran lag, dass alle verbliebenen Jäger versuchten darin unterzukommen. Noch immer schwebten vereinzelt A- und K-Wings durch das schimmernde Kraftfeld, wurden von mit Leuchtzeichen bewaffneten Einweisern empfangen und umständlich an frei Stelle dirigiert, die diesen Namen kaum verdienten. Überall lagen Munitionskisten, Treibstoffschläuche und Ersatzteile herum, welche Bru-Th in seinem Leben noch nicht gesehen hatte. Die Luft war geschwängert mit dem Geruch von Schmiermitteln. Während der corellianische Kommandant sich weiter dem Zentrum des Hangars näherte, stellte er zufrieden fest, dass die Stimmung hier unten ähnlich gut war, vielleicht sogar noch besser. Die Kampfpiloten in ihren orangefarbenen Kombinationen wurden aus ihren Maschinen herausgetragen, frenetisch gefeiert und dessen Vorgesetzte umso doller. Selbst die hier eingesetzten Astromech-Droiden schienen die Besonderheit dieses Ereignisses wahrzunehmen und stockten bei ihrer Arbeit, um nach dem Grund für die Unterbrechung der routinierten Arbeitsabläufe zu suchen. Was dessen Fotorezeptoren vorfanden, ließ sich für sie freilich nur zu einem sehr unverständlichen Bild zusammensetzen.

Die feiernde Menge tat Bru-Th den Gefallen und ignorierte ihn, sodass der Commander des Schiffes halbwegs ungesehen - ein Jedi konnte dabei auch nachhelfen - zu jener Person gelangen konnte, die er so lange nicht mehr erblickt hatte, Kruluk. Da stand er, leibhaftig. Die Verabschiedung vor drei Jahren war mehr als kurz ausgefallen, ein Wiedersehen erschien ihm damals in ferner Zukunft, doch als Bru-Th den lachsfarbenen Quarren mit hochgerissenen Armen und vor freudiger Erregung zuckenden Mundtentakeln dort stehen sah, machte sein Herz einfach nur einen Satz und freute sich, den besten Mechaniker der Galaxis wieder auf seinem Schiff und in seiner Nähe zu haben. Der großgeratene Jedi Meister strahlte über beide Augen und pfiff auf die Etiquette und die als adäquat erachteten Verhaltensweisen für eine Person seines Ranges, indem er Kruluk einfach in die Arme schloss, wie es alte Bekannte, die sich eine halbe Ewigkeit nicht gesehen hatten, einfach taten.


["Schön, dich zu sehen, alter Freund"], brüllte Bru-Th über den Lärm hinweg auf Quarrese und schenkte den übrigen Besatzungsmitgliedern der Sunburst nur wenig Aufmerksamkeit. Manch einer mochte es einen äußerst glücklichen Zufall, eine mehr als unwahrscheinliche Begebenheit nennen, doch Bru-Th wusste tief in seinem Inneren, dass diese Begegnung mit Kruluk kein Zufall war, sondern von der allgegenwärtigen Macht arrangiert. Doch warum? Diese Frage hatte er sich im Turbolift bereits gestellt, doch würde er darüber meditieren müssen, da sich die Macht in der Regel nicht sonderlich um freundschaftliche Bande scherte. Sich noch immer nicht einkriegend, rüttelte er den Quarren freudestrahlend an den Schultern und faxte fröhlich: ["Wer hätte das gedacht, Kruluk Chananga, leibhaftig und wohlauf."] Schließlich schaute er dem Quarren tief in die Augen, nach Anzeichen einer Erklärung für das alles suchend, dann klopfte er ihm kräftig auf die Schulter und verkündete in freudiger Erwartung: ["Irgendwo in der alten Lady muss noch eine Flasche guten, corellianischen Brandys sein, die für diesen Moment zurückgelegt wurde. Wir kümmern uns erst um deine Freunde, dann um diese Flasche."] Trotz aller Freude fragte er sich, was Kruluk zu erzählen hatte, insbesondere über Thustra.

Erst jetzt schaute Bru-Th an dem Quarren vorbei und sah die kleine Schar an Leuten, die dort aufgereiht stand. Schmutzig und mit einem stoischen, schweren Blick, wirkten diese Raumfahrer inmitten des ausgelassenen Jubels irgendwie fehl am Platz, wie ein Eiswürfel in den Weiten der Jundland-Wüste auf Tattoine. Der große Corellianer schaute Kruluk nochmals fragend an, wobei in seinen Augen die Bitte stand, etwas Licht in die Situation zu bringen. Über der Crew der Sunburst jedenfalls lag eine tiefe Traurigkeit, doch spürte Bru-Th auch Erleichterung.


[Outer Rim | Teth-System | Weltraum | LTK "Massive" | Hangar] Cmdr. Bru-Th Agoch, Kruluk + Crew der Sunburst, Jägerpiloten, weiteres Deckpersonal
 
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