Horatio
Gerissenster Strippenzieher der Galaxie
[: Polith-System | Orbit von Thyferra :||: Lambda-Shuttle | Cockpit:||: Horatio Kraym und die beiden Piloten :]
Imposant wirkte die „Helios“, die in Thyferras Orbit seelenruhig wartete, als sich ihr langsam, fast schon zaghaft das klitzekleine Lambda-Shuttle näherte. Vollkommen ungläubig starrte Horatio auf das keilförmigen Kriegsschiff, nachdem er erst beim Betrachten einer holografischen Projektion im Passagierraum irgendeinen technischen Fehler – oder gar einen üblen Scherz – vermutet hatte. 'Ein Sternzerstörer?', fragte sich der Governor in Gedanken und musterte weiterhin das hellgraue Ding durch das Cockpitfenster. Um sicher von Bastion nach Thyferra, seinem jetzigen Wirkungsbereich, zu reisen, hatte man ihm damals nur eine modifizierte Korvette aus den corellianischen Werften, die „Prodromus“, zur Verfügung gestellt – und nun griff man tatsächlich auf einen echten Sternzerstörer der Imperial-II-Klasse zurück? Seinetwegen? Obwohl der imperiale Adlige über ein sehr gefestigtes Selbstbewusstsein verfügte, erlag er in diesem Fall einer Selbsttäuschung nicht. Kurzzeitig hatte der planetare Verwalter sogar das ungute Gefühl, dass er dem übergeordneten Anlass – den kommenden Friedensverhandlungen mit den Rebellen – vielleicht gar nicht gewachsen sei.
Routiniert tauschten sich die Piloten in ihrem kryptischen Fachjargon aus, während sie die Landung allmählich einleiteten. Nach einer sanften Kurve tauchte das schneeweiße Shuttle gekonnt unter den fahlen Schiffsrumpf. Selbst an dieser vermeintlich empfindlichen Stelle wirkte dieser Sternzerstörer massiv, äußerst massiv. Unwillkürlich erinnerte diese Situation den adligen Governor an den Anflug auf das baugleiche Schwesterschiff „Obedience“ als er zusammen mit seinem früheren Vorgesetzten, Moff Veran, nach Anaxes reisen musste. Damals hatte Horatio noch angenommen, dass diese Art zu reisen für einen Mann von seiner hochrangigen Position vollkommen normal sei. Erst Olan Semur, sein derzeitiger Gegenspieler, hatte ihn aus dieser Illusion herausgeholt, die Coruscant anscheinend sukzessiv aufgebaut hatte. Obwohl er selbst bloß durch einige Verfehlung seines Vorgängers an den Posten des Coruscanter Governors gekommen war, hatte er sich zu früh – und zu schnell – von dem Zugewinn an Macht berauschen lassen.
„Wir landen gleich...“, teilte Horatio kurz seinem Mitreisenden, Lieutenant Governor Lopez, mit als er in den Passagierraum zurückkehrte. „Halten Sie sich bereit.“
Unmerklich knarzte der synthetische Lederbezug als sich der Vjuner Verwalter setzte. Grübelnd saß er nun da, ließ seinen Blick für einen Moment auf seinen Stellvertreter verweilen. Für Lopez musste es eine Premiere sein. Gerade im Outer Rim war Luxus eine Rarität, weil die meisten Welten relativ arm und nur spärlich besiedelt sind. Die mannigfaltigen Reichtümer der interstellaren Zivilisation konzentrierten sich mehr auf die inneren Regionen, insbesondere die Core Worlds. Unbewusst kam bei Horatio die Frage auf wie der „Emporkömmling“ diesen Moment wohl erleben musste. Hatte er genauso seine Bedenken? Das Dröhnen der Triebwerke war urplötzlich stärker zu hören, was ohne Zweifel ein Indiz dafür war, dass man das aktive Dämmfeld passiert hatte. Nun befand man sich im Inneren der „Helios“. Just in diesem Moment brach der Projektor auch seine Darstellung ab, indem noch einmal kurz ein höflicher Text aufleuchtete und dann das Gerät schwieg. Ihr Shuttleflug hatte somit ein Ende gefunden. Beide Männer erhoben sich als der richtige Zeitpunkt gekommen war.
Interstellare Reisen waren für den Großteil der galaktischen Bevölkerung seit einigen Jahrtausenden eine Selbstverständlichkeit. Raumschiffe – vor allem Frachter und Shuttles – konnte man fast schon überall und zu jeder Tageszeit sehen. Sie gehörten zum Alltag. Dennoch hatte sich Governor Kraym nie so wirklich an die künstliche Schwerkraft gewöhnen können. Ihm fehlte einfach irgendwie die natürliche Komponente. Somit schätzte er sich unter anderem auch deshalb glücklich, dass er keine Karriere beim Militär oder als Händler begonnen hatte. Für ihn als planetaren Verwalter reduzierte sich das Reisen auf ein Minimum. Nachdem die ersten Schritte etwas unsicher waren, fand Horatio aber schnell seinen üblichen, selbstsicheren Gang. Unterstützt von seinem Gehstock spazierte er im angemessenen Tempo die ausgefahrene Rampe herab. Sprichwörtlich auf den Fuß folgend kam sein Stellvertreter hinterher, während der Co-Pilot – samt Gepäck – die Nachhut bildete. Kaum fünf oder sechs Meter vom Shuttle entfernt wartete derweil Rhenya Aldine auf sie.
Die dünne Tapani, die etwas älter als Horatio sein musste und ihr brünettes Haar zu einem strengen Dutt nach hinten frisiert hatte, musterte die neuen Gäste sichtlich mit kühler Miene. Zur Begrüßung sagte sie im abgeklärten Ton: „Governor Kraym, Lieutenant Governor Lopez; Willkommen auf der 'Helios'. Ihr Gepäck wird man unverzüglich in die vorbereiteten Quartiere bringen.“
Elegant verneigten sich der Adlige und sein Begleiter, dessen Herkunft Nar Shaddaa war, und dann tauschte man kurz ein paar Höflichkeiten mit der Sector Adjutant aus. Etwa zur gleichen Zeit kamen zwei einfache Mannschaftsmitglieder des Sternzerstörers hinzu, übernahmen die Gepäckstücke und gingen anschließend in Richtung der Turbolifts. Horatio sah ihnen flüchtig nach. Obwohl sein Flug mit der „Obedience“ nicht mehr als zwei Standardmonate her war, brauchte der Governor ein paar Minuten um sich an all den Lärm und die scheußlichen Gerüche zu gewöhnen. Nein, Kriegsschiffe zählten beileibe nicht zu seinen Lieblingsorten. Doch in unmittelbarer Gegenwart der ranghöheren Systemverwalterin konnte er diese Abneigung nicht so offen zeigen. Deshalb versteckte er sich ganz geschickt hinter einer einstudierten Maske, derweil Miss Aldine sie über die aktuelle Tagesplanung informierte, die man ohne deren Mitwissen beschlossen hatte. Erneut spürte der planetare Verwalter Zweifel. Ein kleines, klitzekleines Licht war er in dem ganzen Spiel – das wollte man ihm offenbar immer wieder begreiflich machen. Er war kein Spieler, sondern bloß die Spielfigur.
Unter der Führung der tapanischen Verwalterin bewegten sich Horatio und der Lieutenant Governor durch die Korridore der „Helios“. Dabei schien ein Gang dem anderen zu gleichen. Hin und wieder passierten sie außerdem noch massive Schotts oder Turboliftzugänge. Ein bisschen erinnerte ihn das Ganze an den kolossalen Verwaltungs- und Regierungskomplex auf Coruscant. Bei dem Gedanken daran fühlte der Adlige einen geringen Rückfluss an gewohnter Selbstsicherheit. Er durfte sich nicht so leicht von irgendwelchen neuen Rivalen „einschüchtern“ lassen. 'Mehr taktieren', mahnte er sich insgeheim, während man auf einmal in einen gerufenen Turbolift stieg. Begleitet von einem äußerst leisen Surren schnellte die Kabine nach oben. Über eine Informationstafel konnte man sehen welche Stationen und Decks man auf diesem Weg binnen Sekunden passierte. Dabei bemerkte der planetare Verwalter, dass sie offensichtlich zur Brücke wollten. Wollte etwa der Kommandeur der „Helios“ die Bekanntschaft mit Lopez und ihm machen? Wirklich vorstellen konnte sich das Horatio nicht. Aber seit wann agierten Militärs schon rational?
Seine Vorahnung, als das Lambda-Shuttle sich dem fahlen Imperial-II-Sternzerstörer genähert hatte, bewahrheitete sich just in dem Augenblick als er die Brücke betrat. Denn statt irgendeinem Offizier, der vor den großen, dreieckigen Panoramafenstern stand, wartete dort Nicadamus Stadd auf sie. Der greise Grand Moff, der dem zwanzigsten Supersektor vorstand, hatte sie sichtlich erwartet. Horatio brauchte dafür nicht zu raten, da ihm das flüchtige Lächeln zufällig aufgefallen war. Auf Anaxes, als Imperator Allegious höchstpersönlich Jarnik Saul Tarvitz zum fünften Supersektorverwalter ernannt hatte, war der Governor dem Vorsitzenden des „Council of Moffs“ begegnet. Zwar hatte er mit dem Grand Moff kein einziges Wort gewechselt, aber Stadd besaß eine eigentümliche Präsenz. Jegliches Selbstbewusstsein schien in dessen Gegenwart schlagartig mickrig zu sein. Nachdem der Greis mit seiner Begutachtung fertig war, löste er sich auf einmal von den Panoramafenstern und ging in aller Ruhe auf die drei anderen Verwalter zu. Um nicht schwach zu wirken, versuchte der Adlige derweil dessen Blick Stand zu halten. Dabei blitzte erneut das Lächeln des Grand Moff auf.
„Mr Kraym, Sie kommen zum rechten Zeitpunkt“, sagte Stadd zu dem Governor, wobei die Stimme alt, gebrechlich klang. Dennoch verspürte Horatio eine Gänsehaut als der Greis fortfuhr: „Begleiten Sie mich bitte. Wir haben etwas zu bereden...“
Hatte er überhaupt eine Wahl? Nicadamus Stadd herrschte quasi über den zwanzigsten Supersektor – inklusive Thyferra. Zu so einem frühen Zeitpunkt konnte sich der adlige Governor somit dem ranghöchsten Vorgesetzten also nicht verweigern, wollte er seine Pläne nicht gefährden. Deshalb erhob Horatio in diesem Moment keine Einwände, sondern folgte stattdessen humpelnd dem alten Verwalter. Gerade als er erneut eine Turboliftkabine betrat, erbebte das Schiff ganz leicht. Sie hatten das Polith-System allem Anschein nach per Hyperraumsprung verlassen – und sollte die momentane Berichterstattung stimmen, dann waren sie nun auf dem Weg nach Commenor. Zischend schlossen sich die Türen der Kabine. Ein Knopf wurde gedrückt und kaum eine Hundertstel später setzte sich der Turbolift auch schon in Bewegung. Doch in diesem Moment spürte der Vjuner Adlige nur ein flaues Gefühl in der Magengegend. Nein, diesem übergeordneten Anlass war er wohl nicht gewachsen. Das gestand sich der Governor nun zwangsläufig ein.
Imposant wirkte die „Helios“, die in Thyferras Orbit seelenruhig wartete, als sich ihr langsam, fast schon zaghaft das klitzekleine Lambda-Shuttle näherte. Vollkommen ungläubig starrte Horatio auf das keilförmigen Kriegsschiff, nachdem er erst beim Betrachten einer holografischen Projektion im Passagierraum irgendeinen technischen Fehler – oder gar einen üblen Scherz – vermutet hatte. 'Ein Sternzerstörer?', fragte sich der Governor in Gedanken und musterte weiterhin das hellgraue Ding durch das Cockpitfenster. Um sicher von Bastion nach Thyferra, seinem jetzigen Wirkungsbereich, zu reisen, hatte man ihm damals nur eine modifizierte Korvette aus den corellianischen Werften, die „Prodromus“, zur Verfügung gestellt – und nun griff man tatsächlich auf einen echten Sternzerstörer der Imperial-II-Klasse zurück? Seinetwegen? Obwohl der imperiale Adlige über ein sehr gefestigtes Selbstbewusstsein verfügte, erlag er in diesem Fall einer Selbsttäuschung nicht. Kurzzeitig hatte der planetare Verwalter sogar das ungute Gefühl, dass er dem übergeordneten Anlass – den kommenden Friedensverhandlungen mit den Rebellen – vielleicht gar nicht gewachsen sei.
Routiniert tauschten sich die Piloten in ihrem kryptischen Fachjargon aus, während sie die Landung allmählich einleiteten. Nach einer sanften Kurve tauchte das schneeweiße Shuttle gekonnt unter den fahlen Schiffsrumpf. Selbst an dieser vermeintlich empfindlichen Stelle wirkte dieser Sternzerstörer massiv, äußerst massiv. Unwillkürlich erinnerte diese Situation den adligen Governor an den Anflug auf das baugleiche Schwesterschiff „Obedience“ als er zusammen mit seinem früheren Vorgesetzten, Moff Veran, nach Anaxes reisen musste. Damals hatte Horatio noch angenommen, dass diese Art zu reisen für einen Mann von seiner hochrangigen Position vollkommen normal sei. Erst Olan Semur, sein derzeitiger Gegenspieler, hatte ihn aus dieser Illusion herausgeholt, die Coruscant anscheinend sukzessiv aufgebaut hatte. Obwohl er selbst bloß durch einige Verfehlung seines Vorgängers an den Posten des Coruscanter Governors gekommen war, hatte er sich zu früh – und zu schnell – von dem Zugewinn an Macht berauschen lassen.
„Wir landen gleich...“, teilte Horatio kurz seinem Mitreisenden, Lieutenant Governor Lopez, mit als er in den Passagierraum zurückkehrte. „Halten Sie sich bereit.“
Unmerklich knarzte der synthetische Lederbezug als sich der Vjuner Verwalter setzte. Grübelnd saß er nun da, ließ seinen Blick für einen Moment auf seinen Stellvertreter verweilen. Für Lopez musste es eine Premiere sein. Gerade im Outer Rim war Luxus eine Rarität, weil die meisten Welten relativ arm und nur spärlich besiedelt sind. Die mannigfaltigen Reichtümer der interstellaren Zivilisation konzentrierten sich mehr auf die inneren Regionen, insbesondere die Core Worlds. Unbewusst kam bei Horatio die Frage auf wie der „Emporkömmling“ diesen Moment wohl erleben musste. Hatte er genauso seine Bedenken? Das Dröhnen der Triebwerke war urplötzlich stärker zu hören, was ohne Zweifel ein Indiz dafür war, dass man das aktive Dämmfeld passiert hatte. Nun befand man sich im Inneren der „Helios“. Just in diesem Moment brach der Projektor auch seine Darstellung ab, indem noch einmal kurz ein höflicher Text aufleuchtete und dann das Gerät schwieg. Ihr Shuttleflug hatte somit ein Ende gefunden. Beide Männer erhoben sich als der richtige Zeitpunkt gekommen war.
Interstellare Reisen waren für den Großteil der galaktischen Bevölkerung seit einigen Jahrtausenden eine Selbstverständlichkeit. Raumschiffe – vor allem Frachter und Shuttles – konnte man fast schon überall und zu jeder Tageszeit sehen. Sie gehörten zum Alltag. Dennoch hatte sich Governor Kraym nie so wirklich an die künstliche Schwerkraft gewöhnen können. Ihm fehlte einfach irgendwie die natürliche Komponente. Somit schätzte er sich unter anderem auch deshalb glücklich, dass er keine Karriere beim Militär oder als Händler begonnen hatte. Für ihn als planetaren Verwalter reduzierte sich das Reisen auf ein Minimum. Nachdem die ersten Schritte etwas unsicher waren, fand Horatio aber schnell seinen üblichen, selbstsicheren Gang. Unterstützt von seinem Gehstock spazierte er im angemessenen Tempo die ausgefahrene Rampe herab. Sprichwörtlich auf den Fuß folgend kam sein Stellvertreter hinterher, während der Co-Pilot – samt Gepäck – die Nachhut bildete. Kaum fünf oder sechs Meter vom Shuttle entfernt wartete derweil Rhenya Aldine auf sie.
Die dünne Tapani, die etwas älter als Horatio sein musste und ihr brünettes Haar zu einem strengen Dutt nach hinten frisiert hatte, musterte die neuen Gäste sichtlich mit kühler Miene. Zur Begrüßung sagte sie im abgeklärten Ton: „Governor Kraym, Lieutenant Governor Lopez; Willkommen auf der 'Helios'. Ihr Gepäck wird man unverzüglich in die vorbereiteten Quartiere bringen.“
Elegant verneigten sich der Adlige und sein Begleiter, dessen Herkunft Nar Shaddaa war, und dann tauschte man kurz ein paar Höflichkeiten mit der Sector Adjutant aus. Etwa zur gleichen Zeit kamen zwei einfache Mannschaftsmitglieder des Sternzerstörers hinzu, übernahmen die Gepäckstücke und gingen anschließend in Richtung der Turbolifts. Horatio sah ihnen flüchtig nach. Obwohl sein Flug mit der „Obedience“ nicht mehr als zwei Standardmonate her war, brauchte der Governor ein paar Minuten um sich an all den Lärm und die scheußlichen Gerüche zu gewöhnen. Nein, Kriegsschiffe zählten beileibe nicht zu seinen Lieblingsorten. Doch in unmittelbarer Gegenwart der ranghöheren Systemverwalterin konnte er diese Abneigung nicht so offen zeigen. Deshalb versteckte er sich ganz geschickt hinter einer einstudierten Maske, derweil Miss Aldine sie über die aktuelle Tagesplanung informierte, die man ohne deren Mitwissen beschlossen hatte. Erneut spürte der planetare Verwalter Zweifel. Ein kleines, klitzekleines Licht war er in dem ganzen Spiel – das wollte man ihm offenbar immer wieder begreiflich machen. Er war kein Spieler, sondern bloß die Spielfigur.
Unter der Führung der tapanischen Verwalterin bewegten sich Horatio und der Lieutenant Governor durch die Korridore der „Helios“. Dabei schien ein Gang dem anderen zu gleichen. Hin und wieder passierten sie außerdem noch massive Schotts oder Turboliftzugänge. Ein bisschen erinnerte ihn das Ganze an den kolossalen Verwaltungs- und Regierungskomplex auf Coruscant. Bei dem Gedanken daran fühlte der Adlige einen geringen Rückfluss an gewohnter Selbstsicherheit. Er durfte sich nicht so leicht von irgendwelchen neuen Rivalen „einschüchtern“ lassen. 'Mehr taktieren', mahnte er sich insgeheim, während man auf einmal in einen gerufenen Turbolift stieg. Begleitet von einem äußerst leisen Surren schnellte die Kabine nach oben. Über eine Informationstafel konnte man sehen welche Stationen und Decks man auf diesem Weg binnen Sekunden passierte. Dabei bemerkte der planetare Verwalter, dass sie offensichtlich zur Brücke wollten. Wollte etwa der Kommandeur der „Helios“ die Bekanntschaft mit Lopez und ihm machen? Wirklich vorstellen konnte sich das Horatio nicht. Aber seit wann agierten Militärs schon rational?
Seine Vorahnung, als das Lambda-Shuttle sich dem fahlen Imperial-II-Sternzerstörer genähert hatte, bewahrheitete sich just in dem Augenblick als er die Brücke betrat. Denn statt irgendeinem Offizier, der vor den großen, dreieckigen Panoramafenstern stand, wartete dort Nicadamus Stadd auf sie. Der greise Grand Moff, der dem zwanzigsten Supersektor vorstand, hatte sie sichtlich erwartet. Horatio brauchte dafür nicht zu raten, da ihm das flüchtige Lächeln zufällig aufgefallen war. Auf Anaxes, als Imperator Allegious höchstpersönlich Jarnik Saul Tarvitz zum fünften Supersektorverwalter ernannt hatte, war der Governor dem Vorsitzenden des „Council of Moffs“ begegnet. Zwar hatte er mit dem Grand Moff kein einziges Wort gewechselt, aber Stadd besaß eine eigentümliche Präsenz. Jegliches Selbstbewusstsein schien in dessen Gegenwart schlagartig mickrig zu sein. Nachdem der Greis mit seiner Begutachtung fertig war, löste er sich auf einmal von den Panoramafenstern und ging in aller Ruhe auf die drei anderen Verwalter zu. Um nicht schwach zu wirken, versuchte der Adlige derweil dessen Blick Stand zu halten. Dabei blitzte erneut das Lächeln des Grand Moff auf.
„Mr Kraym, Sie kommen zum rechten Zeitpunkt“, sagte Stadd zu dem Governor, wobei die Stimme alt, gebrechlich klang. Dennoch verspürte Horatio eine Gänsehaut als der Greis fortfuhr: „Begleiten Sie mich bitte. Wir haben etwas zu bereden...“
Hatte er überhaupt eine Wahl? Nicadamus Stadd herrschte quasi über den zwanzigsten Supersektor – inklusive Thyferra. Zu so einem frühen Zeitpunkt konnte sich der adlige Governor somit dem ranghöchsten Vorgesetzten also nicht verweigern, wollte er seine Pläne nicht gefährden. Deshalb erhob Horatio in diesem Moment keine Einwände, sondern folgte stattdessen humpelnd dem alten Verwalter. Gerade als er erneut eine Turboliftkabine betrat, erbebte das Schiff ganz leicht. Sie hatten das Polith-System allem Anschein nach per Hyperraumsprung verlassen – und sollte die momentane Berichterstattung stimmen, dann waren sie nun auf dem Weg nach Commenor. Zischend schlossen sich die Türen der Kabine. Ein Knopf wurde gedrückt und kaum eine Hundertstel später setzte sich der Turbolift auch schon in Bewegung. Doch in diesem Moment spürte der Vjuner Adlige nur ein flaues Gefühl in der Magengegend. Nein, diesem übergeordneten Anlass war er wohl nicht gewachsen. Das gestand sich der Governor nun zwangsläufig ein.
[: Hyperraum | nach Commenor :||: Zehnte Gefechtsflotte, Dritte Flottille, Siebte Kampfgruppe | ISD II „Helios“ | Brückenturm | Turbolift :||: Horatio Kraym und Grand Moff Stadd :]