Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Ian
Hoffen, träumen... Hoffen und träumen. Eowyns Hoffnungen waren immer wieder zerstört worden, aber sie begann sich zu fragen, ob es die richtigen Hoffnungen gewesen waren. Und hatte sie überhaupt so etwas wie Träume gehabt? Und wenn ja, welcher Art waren sie gewesen? Sie hätte sich vielleicht auf andere Dinge konzentrieren sollen. Manche Hoffnungen hatte sie zu Recht gehabt, andere vermutlich nicht. Und womöglich hätte sie sich mehr um sich selbst kümmern sollen. Eigene Ziele haben... eigene Träume und Hoffnungen, und nicht die der Jedi. Das war es, erkannte sie jetzt, was Ian auf Nar Shaddaa gemeint hatte. Sie war eine Jedi, ja, aber das sollte sie nicht ausmachen. Man konnte es nicht ablegen, ein Jedi zu sein - entweder man war es, oder man war es nicht. Aber man konnte versuchen, gleichzeitig auch eine Person zu sein. Und das hatte sie vernachlässigt. Wäre sie jemand gewesen, außerhalb der Jedi, dann wäre sie jetzt nicht eine leere Hülle, dann wäre es nie so weit gekommen. Es waren nicht nur die kleinen Dinge - das Zeitnehmen für sich, das Beschäftigen mit Dingen, die sie mochte. Es waren auch nicht nur die großen Dinge wie das Erhalten und Gründen von Freundschaften. Es waren vielleicht vor allem auch die inneren Dinge. Eigene Wünsche. Träume, Hoffnungen. Was hoffte sie, sie selbst, persönlich von ihrem Leben? Nicht die Jedi in ihr, sondern sie selbst? Sie wusste es nicht, und vielleicht war auch das der Grund, weshalb sie außerhalb des Ordens nicht weit gekommen war. Sie hatte nie aufgehört, eine Jedi zu sein und nie begonnen, sie selbst zu sein. Kein Wunder, dass es so nicht funktioniert hatte.
Würde es heute anders aussehen? Würde sie heute wieder zurückgehen?
Ihre Gedanken hatten eine völlig andere Richtung genommen, als Ian vermutlich beabsichtigt hatte, uns ei konzentrierte sich wieder zurück auf das Gespräch. So lange wir hoffen, können wir träumen... wiederholte sie leise. Das ist wahr. Vielleicht ist es egal, was am Ende dabei herauskommt... so lange man nur an sich selbst glaubt. Aber war nicht gerade das das Schwierigste, was es nur gab?
Sie seufzte. Ihr habt ja so Recht, und ich werde versuchen, es... nein, ich werde es mir hinter die Ohren schreiben, dass ich mehr auf die kleinen Dinge achten sollte. Kleine Schritte, nach und nach, keine Großen.
Sie setzte dazu an, Ian zu antworten - es machte letzten Endes keinen Unterschied. Nicht für den Toten, auf lange Sicht auch nicht für die Trauernden. Es machte einzig und alleine einen Unterschied für den Täter, und dieser war nicht die Person, an die sie bei dieser Sache als erstes dachte.
Doch etwas hielt Eowyn zurück. Ian hatte nicht aufgehört zu reden, um ihr Gelegenheit zu antworten zu geben, auch nicht, um über seine Worte weiter nachzudenken. Nein, er redete nicht mehr, weil er nicht mehr konnte, weil es ihn aufwühlte. Er wirkte aufgeregt... nein, das war nicht das richtige Wort. Eher schmerzvoll, bedrückt, qualvoll.
Natürlich.
Sie hatte gerade wieder einmal nicht daran gedacht, mit wem sie hier redete. Ein Bantha in einem Glasgeschäft würde sich vorsichtiger verhalten. Aber es war nun einmal manchmal so leicht, zu vergessen...
Sie selbst redete davon, wo die Grenze zwischen Verteidigung und Mord zu ziehen war, machte sich Gedanken über hypothetische Szenarien und darüber, wie sie damit umgehen würde - er hatte diese Grenze vielleicht schon überschritten. Hatte vielleicht schon Morde begangen. Er war ein Sith gewesen, bei den Planeten noch mal, und das lang genug, dass Allegious ihn auf eine solche Mission geschickt hatte. Sie wusste seinen Rang nicht, aber er konnte nicht allzu niedrig gewesen sein. Man stieg bei den Sith in der Regel nicht auf, ohne Dinge zu tun, die ein Jedi nie tun würde. Und sie wusste das. Hatte es die ganze Zeit gewusst, wusste, dass da Dinge in ihm waren, die sie vielleicht lieber bedeckt ließ. Weshalb redete sie mit ihm dann über solche Dinge? Und das heute, wo schon wirklich genug geschehen war.
Weil er davon angefangen hatte.
Weil er damit begonnen hatte, mit dem Wunsch, dass niemand mehr Waffen würde nutzen müssen. Wenn sie eins und eins zusammenzählte, dann hatte er diese Vergangenheit. Und... was? Bereute er es? Das war es wohl, was zählte.
Es machte einen Unterschied, aber nur für den Täter. Und Ian war ein Täter. Das war es, weshalb er so vehemment darauf bestand, auch jetzt, als er sich langsam wieder fing und weitersprach. Bloß bestand er darauf aus seinem eigenen Gewissen heraus, nicht, um ihrer Diskussion oder ihres Seelenfriedens willen. Sie sah es an dem Blick, den er bei dem Wort "Mord" abwandte, und vor allem konnte sie es spüren. Sein ganzer innerer Aufruhr, das alles war persönlich.
Und ein Punkt, in dem sie ihm nicht würde helfen können.
Sie wusste nicht viel, aber sie wusste nun, dass Ian nicht "dunkel" war. Sie wusste, dass da etwas anderes in ihm war. Aber das war hier und das war jetzt. Seine Vergangenheit lag wo anders, und da lag der Knackpunkt - sie wusste nichts davon, und vielleicht, vermutlich, wahrscheinlich hatte er Recht. Er hatte Dinge vergessen wollen... Eowyn konnte sich nicht vorstellen, dass es dabei nur um den Virus des Imperators gegangen war. Das hätte er verkraftet. Nein, das war vermutlich eher der letzte Tropfen gewesen.
Wie konnte man mit solchen Dingen weiterleben? Sie wusste es nicht, und sie konnte es sich nicht vorstellen. Was konnte einen davon befreien? Reichte es, dass man bereute, dass man irgendwann begann, seine Taten zu akzeptieren? Das setzte die Reue erst einmal natürlich voraus, aber Eowyn wusste schließlich, dass dieses Gespräch Ian nicht kalt ließ. Hieß das nicht, dass es ihn belastete - und hieß belasten nicht, dass man bereute? Belastend konnten nur Dinge sein, bei denen man sich Vorwürfe machte. Schätzungsweise war das ein guter Schritt - aber wie ging es dann weiter? Bereuen und akzeptieren. Das war es wohl. Es klang so einfach und war doch eventuell nicht schaffbar.
Verteidigung, Mord. Unrecht mit Unrecht vergelten. Einsicht, Erkenntnis. Wie war das mit dem Blaster der Erkenntnis vorhin gewesen?
Und was, bei allen Sonnen, sollte sie nun darauf antworten?
Für jeden anderen, für jeden, der trauert, für jeden der zurückbleibt - da spielt es irgendwann keine Rolle mehr, sobald man über den ersten Schmerz hinweg ist, sagte sie leise. Winter war nicht tot, nicht wirklich. Aber sie lebte nicht mehr. Es spielte keine Rolle mehr, dass dieser Angriff damals wohl definitiv eher einem Mord glich als Verteidigung - dass sie nicht lachte. Es war für sie letztendlich nicht mehr wichtig. Es ist relevant für den Täter, vielleicht... Eowyn blickte ihn an und versuchte zu ergründen, wo in seinen Gedanken er festhing. Nicht machbar. Und es spielte auch keine Rolle. Sie war nicht sein Gewissen, und so lange er nicht offen mit ihr sprach konnte sie auch kaum darauf Rücksicht nehmen. Wobei sie wirklich bezweifelte, dass sie das überhaupt wollte. Denn so lange sie nichts wusste, konnte sie noch so tun, als ob... Unsinn. Sie konnte niemals so tun als ob. Sie wusste es. Und auch, wenn sie es hin und wieder vergaß, nicht daran dachte - sie wusste es. Und genau da liegt das Problem. Wo ist die Grenze zwischen Verteidigung und Mord? Ist aktive Verteidigung Mord? Ist es Mord, wenn ich die Sith umbringe, die es auf meine Padawan abgesehen hat? Oder ist es Verteidigung? Ist es Verteidigung, wenn ich die Sturmtruppler angreife, die gleich - vielleicht! - eine Siedlung stürmen werden? Oder ist es nicht viel eher Mord? Ihr sagt, wir haben die Pflicht, Dinge zu verhindern - aber woher weiß ich, dass diese Dinge auch wirklich geschehen werden, wenn sie doch noch nicht geschehen sind? Ich kann es in den meisten Fällen nicht wissen, und dann geschieht es, dass man sich vielleicht falsch entscheidet. Die Sturmtruppler könnten vielleicht niemals diese Absicht gehabt haben, und dann sind sie tot, und die Sith könnte, wenn ich mich gegen diese "Verteidigung" entscheide, meine Padawan tatsächlich umbringen. Nun, fast. Aber das spielte keine Rolle. Für mich gibt es dann zwei Möglichkeiten. Die Entscheidung akzeptieren und weitermachen - oder daran zerbrechen.
Eine andere Möglichkeit oder eine andere Wahl gibt es so oft. Aber diese beinhalten dann wiederum Folgen, die alles noch viel schwerer machen. Oder noch mehr Leben fordern. Fordern könnten. Oder auch nicht. Sie rieb sich mit den Händen über ihre Schläfen. Es gab keine Antwort auf die Fragen, die sie sich dazu stellte. Es gab nur den schmalen Grat, auf dem sie wandelte, und von dem sie hoffte, dass sie nicht schon längst heruntergefallen war.
Außerdem... Verteidigung und Mord liegen so eng beieinander, sie sind vielleicht unterscheidbar durch die Absicht des Täters, können aber durchaus von verschiedenen Personen unterschiedlich aufgefasst werden. Sie lachte bitter auf. Ich bin mir sicher, das Imperium würde mich als Mörderin suchen. Hätten sie damit Recht?
Sie wandte ihren Blick wieder auf das Feuer und redete leise weiter. Ich weiß nicht einmal, wie viele Personen ich auf dem Gewissen habe. Das Chaos alleine damals im Jedi-Tempel war so groß gewesen... so groß. Und sie noch so unerfahren. Und viel zu jung für die Rolle einer Meisterin. Ich bereue aber sicher dennoch jeden einzelnen, den ich aus dem Leben gerissen habe, und ich wünschte, ich hätte es nicht tun müssen. Aber macht es das letztendlich wirklich besser? Macht es das nicht nur für mich ein wenig einfacher, mich zu verstecken hinter den Ausreden, dass ich keine andere Wahl gehabt habe? Vielleicht hätte ich ja eine Wahl gehabt. Wer weiß das schon?
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Ian
Hoffen, träumen... Hoffen und träumen. Eowyns Hoffnungen waren immer wieder zerstört worden, aber sie begann sich zu fragen, ob es die richtigen Hoffnungen gewesen waren. Und hatte sie überhaupt so etwas wie Träume gehabt? Und wenn ja, welcher Art waren sie gewesen? Sie hätte sich vielleicht auf andere Dinge konzentrieren sollen. Manche Hoffnungen hatte sie zu Recht gehabt, andere vermutlich nicht. Und womöglich hätte sie sich mehr um sich selbst kümmern sollen. Eigene Ziele haben... eigene Träume und Hoffnungen, und nicht die der Jedi. Das war es, erkannte sie jetzt, was Ian auf Nar Shaddaa gemeint hatte. Sie war eine Jedi, ja, aber das sollte sie nicht ausmachen. Man konnte es nicht ablegen, ein Jedi zu sein - entweder man war es, oder man war es nicht. Aber man konnte versuchen, gleichzeitig auch eine Person zu sein. Und das hatte sie vernachlässigt. Wäre sie jemand gewesen, außerhalb der Jedi, dann wäre sie jetzt nicht eine leere Hülle, dann wäre es nie so weit gekommen. Es waren nicht nur die kleinen Dinge - das Zeitnehmen für sich, das Beschäftigen mit Dingen, die sie mochte. Es waren auch nicht nur die großen Dinge wie das Erhalten und Gründen von Freundschaften. Es waren vielleicht vor allem auch die inneren Dinge. Eigene Wünsche. Träume, Hoffnungen. Was hoffte sie, sie selbst, persönlich von ihrem Leben? Nicht die Jedi in ihr, sondern sie selbst? Sie wusste es nicht, und vielleicht war auch das der Grund, weshalb sie außerhalb des Ordens nicht weit gekommen war. Sie hatte nie aufgehört, eine Jedi zu sein und nie begonnen, sie selbst zu sein. Kein Wunder, dass es so nicht funktioniert hatte.
Würde es heute anders aussehen? Würde sie heute wieder zurückgehen?
Ihre Gedanken hatten eine völlig andere Richtung genommen, als Ian vermutlich beabsichtigt hatte, uns ei konzentrierte sich wieder zurück auf das Gespräch. So lange wir hoffen, können wir träumen... wiederholte sie leise. Das ist wahr. Vielleicht ist es egal, was am Ende dabei herauskommt... so lange man nur an sich selbst glaubt. Aber war nicht gerade das das Schwierigste, was es nur gab?
Sie seufzte. Ihr habt ja so Recht, und ich werde versuchen, es... nein, ich werde es mir hinter die Ohren schreiben, dass ich mehr auf die kleinen Dinge achten sollte. Kleine Schritte, nach und nach, keine Großen.
Sie setzte dazu an, Ian zu antworten - es machte letzten Endes keinen Unterschied. Nicht für den Toten, auf lange Sicht auch nicht für die Trauernden. Es machte einzig und alleine einen Unterschied für den Täter, und dieser war nicht die Person, an die sie bei dieser Sache als erstes dachte.
Doch etwas hielt Eowyn zurück. Ian hatte nicht aufgehört zu reden, um ihr Gelegenheit zu antworten zu geben, auch nicht, um über seine Worte weiter nachzudenken. Nein, er redete nicht mehr, weil er nicht mehr konnte, weil es ihn aufwühlte. Er wirkte aufgeregt... nein, das war nicht das richtige Wort. Eher schmerzvoll, bedrückt, qualvoll.
Natürlich.
Sie hatte gerade wieder einmal nicht daran gedacht, mit wem sie hier redete. Ein Bantha in einem Glasgeschäft würde sich vorsichtiger verhalten. Aber es war nun einmal manchmal so leicht, zu vergessen...
Sie selbst redete davon, wo die Grenze zwischen Verteidigung und Mord zu ziehen war, machte sich Gedanken über hypothetische Szenarien und darüber, wie sie damit umgehen würde - er hatte diese Grenze vielleicht schon überschritten. Hatte vielleicht schon Morde begangen. Er war ein Sith gewesen, bei den Planeten noch mal, und das lang genug, dass Allegious ihn auf eine solche Mission geschickt hatte. Sie wusste seinen Rang nicht, aber er konnte nicht allzu niedrig gewesen sein. Man stieg bei den Sith in der Regel nicht auf, ohne Dinge zu tun, die ein Jedi nie tun würde. Und sie wusste das. Hatte es die ganze Zeit gewusst, wusste, dass da Dinge in ihm waren, die sie vielleicht lieber bedeckt ließ. Weshalb redete sie mit ihm dann über solche Dinge? Und das heute, wo schon wirklich genug geschehen war.
Weil er davon angefangen hatte.
Weil er damit begonnen hatte, mit dem Wunsch, dass niemand mehr Waffen würde nutzen müssen. Wenn sie eins und eins zusammenzählte, dann hatte er diese Vergangenheit. Und... was? Bereute er es? Das war es wohl, was zählte.
Es machte einen Unterschied, aber nur für den Täter. Und Ian war ein Täter. Das war es, weshalb er so vehemment darauf bestand, auch jetzt, als er sich langsam wieder fing und weitersprach. Bloß bestand er darauf aus seinem eigenen Gewissen heraus, nicht, um ihrer Diskussion oder ihres Seelenfriedens willen. Sie sah es an dem Blick, den er bei dem Wort "Mord" abwandte, und vor allem konnte sie es spüren. Sein ganzer innerer Aufruhr, das alles war persönlich.
Und ein Punkt, in dem sie ihm nicht würde helfen können.
Sie wusste nicht viel, aber sie wusste nun, dass Ian nicht "dunkel" war. Sie wusste, dass da etwas anderes in ihm war. Aber das war hier und das war jetzt. Seine Vergangenheit lag wo anders, und da lag der Knackpunkt - sie wusste nichts davon, und vielleicht, vermutlich, wahrscheinlich hatte er Recht. Er hatte Dinge vergessen wollen... Eowyn konnte sich nicht vorstellen, dass es dabei nur um den Virus des Imperators gegangen war. Das hätte er verkraftet. Nein, das war vermutlich eher der letzte Tropfen gewesen.
Wie konnte man mit solchen Dingen weiterleben? Sie wusste es nicht, und sie konnte es sich nicht vorstellen. Was konnte einen davon befreien? Reichte es, dass man bereute, dass man irgendwann begann, seine Taten zu akzeptieren? Das setzte die Reue erst einmal natürlich voraus, aber Eowyn wusste schließlich, dass dieses Gespräch Ian nicht kalt ließ. Hieß das nicht, dass es ihn belastete - und hieß belasten nicht, dass man bereute? Belastend konnten nur Dinge sein, bei denen man sich Vorwürfe machte. Schätzungsweise war das ein guter Schritt - aber wie ging es dann weiter? Bereuen und akzeptieren. Das war es wohl. Es klang so einfach und war doch eventuell nicht schaffbar.
Verteidigung, Mord. Unrecht mit Unrecht vergelten. Einsicht, Erkenntnis. Wie war das mit dem Blaster der Erkenntnis vorhin gewesen?
Und was, bei allen Sonnen, sollte sie nun darauf antworten?
Für jeden anderen, für jeden, der trauert, für jeden der zurückbleibt - da spielt es irgendwann keine Rolle mehr, sobald man über den ersten Schmerz hinweg ist, sagte sie leise. Winter war nicht tot, nicht wirklich. Aber sie lebte nicht mehr. Es spielte keine Rolle mehr, dass dieser Angriff damals wohl definitiv eher einem Mord glich als Verteidigung - dass sie nicht lachte. Es war für sie letztendlich nicht mehr wichtig. Es ist relevant für den Täter, vielleicht... Eowyn blickte ihn an und versuchte zu ergründen, wo in seinen Gedanken er festhing. Nicht machbar. Und es spielte auch keine Rolle. Sie war nicht sein Gewissen, und so lange er nicht offen mit ihr sprach konnte sie auch kaum darauf Rücksicht nehmen. Wobei sie wirklich bezweifelte, dass sie das überhaupt wollte. Denn so lange sie nichts wusste, konnte sie noch so tun, als ob... Unsinn. Sie konnte niemals so tun als ob. Sie wusste es. Und auch, wenn sie es hin und wieder vergaß, nicht daran dachte - sie wusste es. Und genau da liegt das Problem. Wo ist die Grenze zwischen Verteidigung und Mord? Ist aktive Verteidigung Mord? Ist es Mord, wenn ich die Sith umbringe, die es auf meine Padawan abgesehen hat? Oder ist es Verteidigung? Ist es Verteidigung, wenn ich die Sturmtruppler angreife, die gleich - vielleicht! - eine Siedlung stürmen werden? Oder ist es nicht viel eher Mord? Ihr sagt, wir haben die Pflicht, Dinge zu verhindern - aber woher weiß ich, dass diese Dinge auch wirklich geschehen werden, wenn sie doch noch nicht geschehen sind? Ich kann es in den meisten Fällen nicht wissen, und dann geschieht es, dass man sich vielleicht falsch entscheidet. Die Sturmtruppler könnten vielleicht niemals diese Absicht gehabt haben, und dann sind sie tot, und die Sith könnte, wenn ich mich gegen diese "Verteidigung" entscheide, meine Padawan tatsächlich umbringen. Nun, fast. Aber das spielte keine Rolle. Für mich gibt es dann zwei Möglichkeiten. Die Entscheidung akzeptieren und weitermachen - oder daran zerbrechen.
Eine andere Möglichkeit oder eine andere Wahl gibt es so oft. Aber diese beinhalten dann wiederum Folgen, die alles noch viel schwerer machen. Oder noch mehr Leben fordern. Fordern könnten. Oder auch nicht. Sie rieb sich mit den Händen über ihre Schläfen. Es gab keine Antwort auf die Fragen, die sie sich dazu stellte. Es gab nur den schmalen Grat, auf dem sie wandelte, und von dem sie hoffte, dass sie nicht schon längst heruntergefallen war.
Außerdem... Verteidigung und Mord liegen so eng beieinander, sie sind vielleicht unterscheidbar durch die Absicht des Täters, können aber durchaus von verschiedenen Personen unterschiedlich aufgefasst werden. Sie lachte bitter auf. Ich bin mir sicher, das Imperium würde mich als Mörderin suchen. Hätten sie damit Recht?
Sie wandte ihren Blick wieder auf das Feuer und redete leise weiter. Ich weiß nicht einmal, wie viele Personen ich auf dem Gewissen habe. Das Chaos alleine damals im Jedi-Tempel war so groß gewesen... so groß. Und sie noch so unerfahren. Und viel zu jung für die Rolle einer Meisterin. Ich bereue aber sicher dennoch jeden einzelnen, den ich aus dem Leben gerissen habe, und ich wünschte, ich hätte es nicht tun müssen. Aber macht es das letztendlich wirklich besser? Macht es das nicht nur für mich ein wenig einfacher, mich zu verstecken hinter den Ausreden, dass ich keine andere Wahl gehabt habe? Vielleicht hätte ich ja eine Wahl gehabt. Wer weiß das schon?
Dschungelmond von Va'art, im Dschungel, neuer Lagerplatz, mit Ian