Frei sein heißt, sich aussuchen zu können, wessen Sklave man sein will.
---[]--- Hyperraum - Richtung Korriban - Beeska - Quartier - Grin alleine ---[]---
Mit offenen Augen und nur selten blinzelnd, starrte Grin an die Decke des vollkommen dunklen Raumes. Der Kampf war nicht einmal im Ansatz so verlaufen wie er es sich vorgestellt hatte. Zuerst hatte der Rodianer, eine erbärmlich schwache Spezies übrigens, und nicht der Zabrak den ersten Schlag abbekommen. Dünne Knochen, dürr und mit nur wenig Muskeln ausgestattet, war der Typ sofort zu Boden begangen und war nicht wieder aufgestanden. Doch schon kurz darauf wurde es echt merkwürdig. Also nicht die Art von Merkwürdigkeit, wenn Gebäudefassaden schmolzen und aus Quarren Tonfiguren wurden, sondern diese andere Merkwürdigkeit. Als wäre ihm ein Speeder in die Seite reingefahren, war er durch die Luft geschleudert und gegen echt harte Kisten geworfen worden. Doch Grin hatte nachgeschaut, da war kein Speeder oder Gleiter gewesen. Und kaum war er dazu übergegangen dieses Etwas erst einmal zu ignorieren, da war der Zabrak auch schon bei ihm gewesen. Dieser hochgewachsene, aber dünne Mann mit seinem fahlen Gesicht, nur einem Auge und einem schlimmen Bein. Seine Kleidung hatte es anfangs verdeckt, doch dieser Iridonianer war gar kein angemessener Gegner gewesen. Grin hatte sich täuschen lassen. Und wie immer wenn er es mit Schwächlingen zu tun hatte, die auf Grund seiner Fehler verletzt wurden, wollte er sich an seine Befehle halten und sich entschuldigen, doch der Zabrak war da anderer Meinung gewesen. Erst hatte er ihm die Luft rauben wollen, was Grin vielleicht noch hätte verhindern können, doch dann der Schlag mit dem Schockstab. Die Elektrizität wurde aber wie immer von Grins Haut abgeleitet, also hatte das gar nichts bewirkt. Dann aber war aus dem verkrüppelten Zabrak, den Grin eigentlich nur bemitleiden konnte, ein wahrer Vertreter seiner Rasse geworden. Plötzlich schien der Hüne doch noch irgendwo Kraft hervorzuholen und hatte auf ihn eingedroschen, hatte immer wieder seine Brust getroffen und dann, kurz vor Ende hatte der junge Mann es gespürt, hatte gemerkt das da etwas kurz nachgegeben hatte. Es führte nicht zu noch größeren Schmerzen, denn seine gesamte Brust war zu diesem Zeitpunkt eh ein einziger großer glühender Ofen voller Pein gewesen. Die anfänglich abgeleitete Elektrizität hatte doch noch einen Weg an der durch Nanotechnologie verstärkten Membran gefunden, nutze jeden noch so kleinen Kratzer – und davon gab es nach über zehn Schlägen mit dem Stab genug – um in den Körper einzudringen. Die Brust hatte sich verkrampft, Grin plötzlich Probleme mit der Atmung gehabt, das Herz geschmerzt als würde es gleich explodieren und dann war es plötzlich vorbei gewesen. Er hatte wie immer gegrinst, hatte seinen schier unerträglichen Schmerzen Ausdruck verliehen. Er hatte auch lachen wollen, doch dafür hatte es nun wirklich nicht mehr gereicht. Als letzte hatte der Zabrak ihm dann den Stab ans Kinn angesetzt, doch da waren keine Wunden gewesen, also war er wieder wirkungslos geblieben. War aber auch nicht notwendig gewesen, denn als man ihn wieder vom Boden aufklaubte, wurde er falsch angefasst, ebenso falsch hochgehoben und da wurde es dann zu viel und die Ohnmacht hatte sein Sichtfeld samt Bewusstsein aufgefressen.
Aber nur kurz, denn nun lag er hier. Der Rücken schmerzte wegen des Aufpralls immer noch und war vermutlich voller blauer Flecken. Die Knöchel seiner rechten Hand brannten ebenfalls wie Feuer, doch bewegen konnte er sie noch, also war nichts gebrochen. Im Gegensatz zu den Rippen in seiner Brust. Er war zwar oft verletzt worden und hatte sich auch einiges zu dem Thema durchgelesen, doch davon behalten hatte er kaum etwas. Er wusste nur das etwas mit seinen Rippen nicht stimmte, wagte aber nicht die Brust abzutasten. Er hatte in der Arena mitbekommen wie mal jemanden eine abgebrochene Rippe in die Lunge gedrückt worden war und allein der Gedanke daran zu ersticken oder am eigenen Blut zu ertrinken, ließ seine Hände ganz weit von seiner Brust entfernt irgendwo ruhig herum liegen. Das er gefesselt war, unterstütze ihn bei dieser Entscheidung. Wenn er ganz ruhig dalag, waren die Schmerzen erträglich, auch wenn er nicht an Schlaf denken konnte. Die einzige wirkliche Sorge die er gerade hatte, war die, dass seine Lunge doch noch aussetzen konnte. Konnte sie das überhaupt? Nachdem die Blitze sie immer wieder getroffen und er gefühlt beinahe erstickt wäre, befürchtete er jetzt immer noch das sie gleich aufgeben und ihn sterben lassen würde. Deshalb machte er nur kurze Atemzüge und versuchte, so sinnlos das auch war, nicht so viel auszuatmen wie er in die Lungen zog. Sollten sie kollabieren, er wollte zu diesem Zeitpunkt noch so viel Luft wie möglich in ihnen haben. Ansonsten „ging es“. Die Dunkelheit kannte er und weil ihm alles wehtat, würde er auch nicht halluzinieren, die Finsternis würde also nicht lebendig werden. Das war gut, das war ein Trost.
Die Geräusche um ihn herum kamen ihm bekannt vor, doch so recht einordnen konnte er sie doch nicht. Da waren Männer mit starker Stimme, Männer mit ruhiger Stimme, Männer mit Angst und dann dieser Zabrak. Grin erkannte seine Stimme, doch die Worte kamen nur gedämpft bei ihm an, also wusste er nicht worüber er sprach. Er schien aber der Meister zu sein, denn er befahl, das konnte man leicht heraus hören. Dieser Mann war wirklich merkwürdig, viel merkwürdiger als alle Gegner denen er zuvor begegnet ist. Natürlich gab es auch hinterhältige Kandidaten, doch die hatte man durchschauen können. Grin war doch nicht dumm. Aber dieser hier? Der war ein Krüppel und alles andere als eine Zierde seiner Rasse. Er war erbärmlich dürr und sah kränklich aus. Woher hatte er nur die Kraft genommen? Er hatte ihn nicht wie einer dieser Grauuniformen verprügelt, jene Männer die seinen Meister oft begleitet haben. Da hatte richtig Kraft hinter den Schlägen gesteckt. Aber wie sollte er das ohne Muskeln schaffen? War er etwa auch kybernetisch verbessert worden? Daran hatte Grin bis eben noch gar nicht gedacht. Das würde einiges erklären, aber nicht die Sache mit dem durch die Luft fliegen. Es gab aber Tarnsysteme, wodurch selbst die größten Schiffe unsichtbar werden konnten. War es das gewesen? Besaß dieser Mann eine solch wertvolle Technologie? Nun war Grin nicht unbedingt ein Technik-Fanatiker, aber ihn faszinierte solch exotische Technologie schon. Und er wusste das sie sehr teuer war. Der Zabrak besaß also Stärke, ganz offenbar Einfluss und Macht und dann noch solch eine Tarnung. Es gab deutlich schlechtere Kandidaten für den Meister-Posten. Doch noch war die Entscheidung nicht gefallen. Mindestens ein weiteres mal würde er ihn angreifen müssen und zu töten versuchen. Er musste sicher sein, dass es kein Zufall gewesen war.
Plötzlich tat sich etwas an der Tür und Grins Blick zuckte in die Richtung aus der das Geräusch kam. Da an Bewegung nicht zu denken war, blieb er ruhig liegen und wartete einfach stumm ab. Kaum öffnete sich die Tür, ging auch wieder das Licht an, blieb aber gedämpft, sodass Grin die Augen nicht verengen musste. Und wer kam rein? Die Frau. Die hübsche Frau mit ihren braunen Haaren. Sie kam langsam auf ihn zu und viele Gefühle, die Grin so gar nicht von einem Menschen kannte, huschten über ihr Gesicht. Es war eigentlich gar nicht möglich, doch es sah so aus als täte er ihr leid. Doch Frauen hatten ihn immer nur abschätzig oder angeekelt angeschaut, nie so. Das war merkwürdig und Grin verstand es nicht. Er verstand auch nicht wieso man sich vor ihm ekeln sollte, doch das war die Norm. Aber sie kam näher und sprach ihn sogar an und dann gab sie ihm etwas zu essen. Und er hätte ihr gerne geantwortet, hätte gerne etwas getan um ihrer sanften Stimme länger lauschen zu dürfen, doch sie hatte ihm das Sprechen nicht erlaubt, also musste er schweigen. Aber Essen durfte er annehmen, was er auch tat und auch wenn seine Mundhöhle brannte und der Keks mehr Schmerzen verursachte als das er seinen Magen füllte, war er froh über ihre Anwesenheit. Nie war eine Frau so an an ihn herangekommen, nie hatte man ihn so sanft behandelt. Er kannte es aus dem Holonet, aber am eigenen Leib erfahren, nein, das hatte er in diesem Leben noch nicht. Deshalb genoss er es auch als sie seinen Kopf anhob und ihm etwas zu trinken gab. Das Wasser war dann wieder erfrischend und er hätte gerne mehr genommen, doch sie schien gehen zu müssen und verschwand, nachdem sie ihren Namen genannt und nach seinem gefragt hatte, wieder. Antworten durfte er ihr ja nicht, selbst wenn sie fragte. Aber jetzt wusste er wie sie hieß. Zoey. Grin verstand von so etwas nichts, konnte also nicht sagen ob er ein schöner Name war, doch ihre Nähe mochte er. Sein Bauch sagte ihm das.
Und dann war er wieder alleine. Das Licht ging nach einer Weile wieder aus, doch in der Zeit hatte er sich bereits umgeschaut gehabt. Es gab in dem Raum nicht viel. Seine Fesseln hätte er sprengen können, doch aus Angst vor seine Rippen würde er es nicht einmal versuchen. Als die Finsternis zurückkehrte, schloss er die Augen und war froh das er nun nicht an seine Vergangenheit, sondern an Zoey denken konnte. Frauen waren wichtig, das hatte ihm das Holonet gezeigt. Ohne sie ging es eigentlich gar nicht und doch schien man sie oft schlechter zu behandeln als Männer. Auch das war Grin nicht entgangen, doch er verstand den Grund nicht. Es gab wohl viele und bei fast jeder Spezies waren es die selben nichtssagenden Gründe. Grin würde eine Frau aber niemals schlecht behandeln. Sie sahen gut aus, rochen, wie auch Zoey, besser als Männer, waren sanft und hatten eine wohlklingende Stimme. Und aus irgend einem Grund wurde Grins Blick von ihrer Brust angezogen. Wieder so etwa das er nicht verstand, denn sie tat ja gar nichts. Aber als er nun an Zoey dachte, dachte er auch daran und fing dann wieder an zu grinsen. Dieses mal aber nicht schmerzverzerrt – obwohl er immer noch diese fiesen Schmerzen ertragen musste -, sondern fröhlich. Hoffentlich würde er sie wieder sehen dürfen. Und hoffentlich erlaubte sie ihm nächstes mal das Sprechen. Er würde sich gerne mir ihr unterhalten.
Als ein Ruck durch das Schiff ging erschrak Grin und glaubte schon, dass das Schiff gleich auseinander fallen und explodieren würde – er hatte Holofilme gesehen, in denen so etwas gezeigt worden war -, da erinnerte er sich dann doch noch an den Hyperraumsprung. Mitgemacht hatte er nie einen, doch natürlich davon gelesen und sie im Film gesehen. Ja, das musste ein Sprung gewesen sein. Schließlich waren sie bis eben noch geflogen, wohin auch immer. So ein Überlichtsprung fühlte sich aber komisch an und war für den verletzten Grin keine allzu angenehme Erfahrung gewesen. Nein, eigentlich überhaupt nicht. Allein schon der Gedanke durch einen Lichttunnel zu fliegen. Das konnte doch gar nicht gesund sein oder? Hoffentlich war auch das bald vorbei...
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