Weltraum Imperium, auf der Birthright, vorne im Cockpit: Zoey, ansonsten an Bord: Ari`a, Adria, Kira, Ribanna, Sedros
Kira ließ ihren scharfen Blick zwischen Ribanna und Sedros hin und her gleiten, während sie die dankbaren Gesichter ihrer Schüler betrachtete. Ihre Lippen verzogen sich zu einem kaum merklichen, wohlwollenden Lächeln. Sie nahm es mit einer inneren Zufriedenheit zur Kenntnis, auch wenn ihr eigener Geist noch immer von ihren Schuldgefühlen und der nagenden Unruhe geplagt wurde.
Als beide Schüler sich verbeugten und sich respektvoll entfernten, nickte Kira ihnen abschließend zu. Doch in diesem Moment tauchte Zoey auf, wie ein Wirbelwind aus Energie und Entschlossenheit, die Szene vollständig an sich reißend.
Kira drehte sich langsam zu ihr um, eine Augenbraue leicht angehoben. Ihre Arme verschränkten sich automatisch vor ihrer Brust, eine instinktive Geste, die ihre innere Anspannung verriet. Zoey begann ohne Umschweife zu reden, mit ihrer gewohnt forschen und leicht schelmischen Art. Kira hörte schweigend zu, während Zoey zwei Optionen auf den Tisch legte: der Casino-Planet oder die Raumstation Pegasus.
Kira fühlte, wie sich ihre Stirn leicht in Falten legte. Der Gedanke an einen Casino-Planeten, mit seinem Trubel und Vergnügen, passte nicht zu ihrer momentanen Stimmung. Sie war zu gereizt, zu wütend auf alles – auf Sturn, auf sich selbst, auf die Welt. Doch die Alternative, eine unbedeutende Raumstation, fühlte sich geradezu deprimierend an. Sie wollte weder das eine noch das andere, doch sie wusste, dass Entscheidungen getroffen werden mussten.
“Meinetwegen zuerst die Station und dann der Vergüngungsplanet.”
Kira ließ ihren kalten Blick auf Zoey ruhen, während diese mit ihrer üblichen, unerschütterlichen Energie auf sie einredete. Genervt zog Kira die Augenbrauen zusammen, ihre Arme immer noch vor der Brust verschränkt. Ihr Kopf schwirrte von den Ereignissen, und die Worte von Zoey, die immer so viel Leichtigkeit in alles brachte, prickelten wie Nadeln in ihrem ohnehin schon strapazierten Geist.
Ein Casino-Planet? Eine Feier? Wein? Snacks? Kira spürte, wie ihre Geduld immer dünner wurde. Ihre Finger gruben sich fester in ihre Arme, und sie atmete schwer durch die Nase, um nicht direkt vor allen explodieren zu lassen. Aber als Zoey dann lächelnd und fast spielerisch dem Personal befahl, Sturns Weinvorräte zu holen, um eine Feier zu starten, spürte Kira, wie ihre innere Wut wie Lava an die Oberfläche brodelte. Es war nicht so, dass sie Zoey nicht schätzte – immerhin war sie mehr als einmal eine wertvolle Verbündete gewesen –, doch in diesem Moment, mit all dem Chaos und der Zerstörung, die sie hinter sich gelassen hatten, fühlte sich jede noch so beiläufige Bemerkung wie ein Schlag ins Gesicht.
„Miss Liviana...“
Begann Kira, ihre Stimme tief und schneidend, aber kontrolliert, bevor sie ihre Arme löste und ihre Hände auf die Tischplatte vor sich stützte. Ihre Nägel kratzten leise über die Oberfläche.
Ein Casino-Planet? Eine Feier? Das fühlte sich so fehl am Platz an, so… banal, angesichts dessen, was sie durchlebt hatten. Ihre Schultern spannten sich, und ihre Kiefer mahlten leicht, während sie versuchte, die Welle aus Gereiztheit und Wut zu unterdrücken, die sich in ihr aufstaute. Zoeys Vorschläge prallten gegen ihre Müdigkeit, ihren Frust, ihre nagende Schuld.
Als Zoey schließlich endete, starrte Kira sie für einen langen Moment an, ihre Augen kalt und undurchdringlich. Sie straffte sich, zog scharf die Luft durch die Nase ein und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, ehe sie endlich sprach.
“Du willst feiern? Schön. Aber erwarte nicht, dass ich hier Champagnerkorken knallen lasse, während ich noch den Staub dieses verfluchten Planeten schmecke!“
Sagte Kira spitz und atmete sichtbar ein paar Mal tief durch.
„Du willst das Überleben feiern? Fein. Aber wenn ich noch einmal Sturns Namen höre – sei es im Spaß oder sonst wie – werde ich persönlich dafür sorgen, dass dieser Name für immer vergessen wird. Verstanden?”
Die letzten Worte waren fast ein Zischen, ihre Stimme tief und vibrierend vor unterdrückter Wut. Kira richtete sich wieder auf und fuhr sich mit der Hand durch das Haar, als wolle sie sich ablenken, bevor sie die Kontrolle verlor. Doch ihr Blick blieb eisig auf Zoey gerichtet.
„Ich weiß, du meinst es gut. Du willst uns alle auflockern, willst uns daran erinnern, dass wir leben und nicht nur überleben sollten. Aber glaub mir, ich habe momentan keinen Nerv, mich mit Cocktails und Glücksspielen zu beschäftigen. Wir stoßen an, auf unsere Taten und Stärken und dann möchte ich vorerst meine Ruhe!”
Sie hatte den möglichen Tod von Sturn immernoch nicht verkraftet. Sie hatte mehr für ihn empfunden, als sie sich selbst eingestehen wollte. Sie stießen alle an, doch richtig Stimmung wollte nicht aufkommen. Kira setzte eine Flasche Wein direkt am Mund an, obwohl sie wusste, dass sie so nur umso mehr die Kontrolle verlieren würde, vor der Sturn sie eigentlich immer gewarnt hatte. Nun hatte er sie selbst verloren. Schnell verzog sich die Sith Exekutorin in ihr Quartier und begab sich in eine unruhige Meditation.
Kira saß in der Mitte ihres Quartiers, gekleidet in einfache, dunkle Roben, die perfekt zu der drückenden Stille passten. Die Luft war stickig, obwohl der Raum angenehm temperiert war. Sie hatte für Stunden regungslos verharrt, ihr Atem flach und gleichmäßig, während sie versuchte, in die Tiefe ihres Geistes zu tauchen, um das Chaos zu ordnen, das die letzten Stunden hinterlassen hatten. Doch so sehr sie es auch versuchte, die Ruhe wollte nicht kommen.
Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu Sturn zurück – zu seinem Gesicht, zu seiner Stimme, zu seinem Lachen. Und zu seinem Tod. Seinem möglichen Tod. Korrigierte sie sich, wie sie es in den letzten Stunden unzählige Male getan hatte. Doch je öfter sie sich diese Lüge einredete, desto weniger glaubte sie selbst daran. Sie hasste diese Gefühle, die sie in sich brodeln spürte, dieses leise Ziehen, das wie ein Phantom an ihr zerrte. Es war nicht nur Wut. Es war Bedauern. Es war Schmerz. Sie hasste sich dafür, dass sie das Gefühl nicht einfach abschalten konnte – dass ein Teil von ihr ihn immer noch wollte, trotz allem, was geschehen war.
Ihre Meditation hatte längst ihre Struktur verloren, sie war mehr ein unkontrolliertes Gedankenchaos als ein geregelter Fluss der Einsicht. Sie hasste es, wenn sie die Kontrolle verlor, doch selbst jetzt konnte sie es nicht verhindern. Sturn hatte sie immer gewarnt, dass solche Momente ihre Schwäche waren. Nun war er selbst der Grund für diese Schwäche geworden.
Ein leises Summen riss sie aus ihren Gedanken. Kira öffnete ihre Augen, blinzelte in das trübe Licht ihres Quartiers und kniff verärgert die Lippen zusammen. Wer wagte es, sie jetzt zu stören? Ihre Hand glitt kurz zu ihrem Lichtschwert, bevor sie sich besann. Ein tiefer Atemzug, dann stand sie langsam auf, ihre Roben glättend. Mit einem kurzen Knopfdruck ließ sie die Tür entriegeln.
Vor ihr stand Sedros. Der reinblütige Sith war mit einer Art pompöser Würde gekleidet, die für Kira fast grotesk wirkte. Das Silbertablett in seinen Händen, geschmückt mit Wein und Früchten, sah beinahe wie ein Tribut aus – eine absurde Vorstellung, die ihr zugleich schmeichelte und sie irritierte. Die Ehrfurcht in seiner Verbeugung war unübersehbar, und obwohl sie wusste, dass solche Gesten in der Sith-Hierarchie normal waren, schien sie an diesem Abend nur ihre Gereiztheit zu verstärken.
Kira musterte ihn einen Moment lang, ehe sie wortlos beiseitetrat und ihn mit einer knappen Handbewegung in ihr Quartier bat. Ihre Augen folgten ihm, während er das Tablett vorsichtig auf der kleinen Sitzgelegenheit abstellte. Sie lehnte sich gegen die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, und musterte ihn schweigend.
Die Stille zog sich in die Länge, während sie ihn betrachtete. Sie sah mehr, als er vermutlich glaubte. Seine Bewegungen waren fast perfekt kontrolliert, sein Geist schien ihr offen und loyal – doch Kira wusste, dass nichts bei den Sith so war, wie es schien. Hinter jeder Maske verbarg sich ein Schachzug, hinter jedem Diener eine potenzielle Bedrohung. Und Sedros war keine Ausnahme.
Ihr Blick wanderte über seine Haltung, seine Kleidung, die feine Auswahl an Früchten und Wein. Es war keine echte Hingabe, erkannte sie. Es war Berechnung. Vielleicht war es das, was sie am meisten irritierte – nicht seine Unterwürfigkeit, sondern wie offensichtlich er sie zur Schau stellte, als wolle er sagen: “Sieh mich an. Ich bin ein Werkzeug. Nutze mich.”
Ein Teil von ihr wollte genau das tun. Sie wollte ihn brechen, wollte ihn dazu bringen, ihre Wut und Frustration auf sich zu nehmen. Es wäre so einfach gewesen, ihm die Schuld für ihre Launen zuzuschieben, ihn zu benutzen, ihn zu quälen, bis er keinen anderen Gedanken mehr hatte, als ihr zu gefallen. Aber... etwas hielt sie zurück. Ein innerer Widerstand, der sie überraschte.
Kira ließ sich langsam auf eine Sitzgelegenheit sinken, lehnte sich zurück und starrte Sedros weiterhin schweigend an. Ihre Augen durchbohrten ihn, als wollte sie sein Innerstes offenlegen. Sie dachte an Sturn. An die Zeit, die sie gebraucht hatte, um ihm zu vertrauen – um seine Nähe zuzulassen. Und daran, wie es geendet hatte.
„Weißt du, Sedros..“
Begann sie schließlich, ihre Stimme kühl und emotionslos.
„Es ist amüsant. Ihr Schüler glaubt, dass Hingabe und Unterwürfigkeit der Weg nach oben sind. Dass, wenn ihr euch tief genug verbeugt, eure Meister euch irgendwann als mehr als Werkzeuge sehen. Glaubst du, das funktioniert bei mir?“
Ihre Worte waren ruhig, fast sanft, doch sie trugen die Schärfe einer Klinge. Sie beobachtete seine Reaktion genau, suchte nach dem kleinsten Zeichen von Furcht oder Trotz in seinem Gesicht.
„Setz dich!“
Befahl sie dann knapp und deutete auf eine Stelle gegenüber von ihr. Sie wollte ihn testen, wollte sehen, wie weit er gehen würde – und wie viel sie selbst bereit war, ihn zuzulassen. Vielleicht war er loyal. Vielleicht war er gefährlich. Oder vielleicht war er einfach nur ein weiterer Bauer in ihrem Spiel.
Doch eines wusste Kira sicher: Sie würde ihn nicht nah genug an sich heranlassen, um sich erneut verletzlich zu machen. Nicht nach Wilson, nicht nach Ranik… Nicht nach Sturn. Nicht nach all dem.
Ihre Haltung schien entspannt, doch ihre Gedanken waren alles andere als ruhig. Ihre scharfen, gelben Augen lagen weiterhin auf Sedros, der sich mit einer unterwürfigen Präzision setzte, die sie gleichzeitig reizte und abstieß. Die Stille im Raum war fast greifbar, doch Kira ließ sie bewusst bestehen, während ihre Gedanken in die Tiefe ihres Geistes abdrifteten – in einen Teil, den sie oft verschloss, selbst vor sich selbst.
Sie hatte Angst. Angst, jemanden an sich heranzulassen, wie sie es bei Wilson, Ranik und Sturn getan hatte. Die Narben ihrer Vergangenheit waren zahlreich – nicht alle sichtbar, doch sie spürte jede einzelne davon. Kira war nicht immer so verschlossen gewesen, nicht immer so misstrauisch gegenüber anderen Wesen. Es gab eine Zeit, in der sie naiv genug gewesen war, zu glauben, dass Nähe etwas Wertvolles war. Dass Vertrauen kein Risiko, sondern ein Geschenk war. Diese Zeiten lagen weit hinter ihr. Man hatte sie zu oft enttäuscht, verletzt und benutzt. Diese Zeiten mussten enden!
Alle hatten sie sie irgendwann enttäuscht, betrogen, missbraucht oder zurückgelassen. Ihre Zuneigung wurde stets zu einer Waffe, die gegen sie gerichtet wurde. Und mit jedem Rückschlag wuchs die Mauer um ihr Herz höher. Sie hatte gelernt, dass es einfacher war, niemanden hereinzulassen. Kein Vertrauen bedeutete keine Verletzlichkeit. Keine Nähe bedeutete keine Angst, sie zu verlieren.
Sturn... war eine Ausnahme gewesen. Sie wusste nicht genau, wie oder wann er es geschafft hatte, diese Mauer zu durchbrechen. Vielleicht war es seine Hartnäckigkeit gewesen, vielleicht seine Stärke, vielleicht einfach seine Art, sie herauszufordern. Mit ihm hatte sie sich in einer Weise sicher gefühlt, die sie kaum noch kannte. Und doch hatte selbst er sie enttäuscht. Sein Tod – seine Niederlage– fühlte sich wie ein Schlag ins Gesicht an. Er hatte sie gewarnt, sich nicht zu verlieren, doch letztendlich war er selbst derjenige gewesen, der nicht stark genug war, zu existieren und hatte die Kontrolle über seine Machtkräfte und seine Pläne verloren.
Jetzt war Sedros hier. Ein junger, ehrgeiziger Reinblut-Sith, der mit seiner Unterwürfigkeit und seinem eifrigen Wunsch, ihr zu gefallen, alles verkörperte, was Kira verabscheute – und doch irgendwie faszinierend fand. Sie wusste, was er wollte. Er wollte Macht, Einfluss, vielleicht sogar ihre Gunst. Er würde alles tun, um sie zu bekommen, das war offensichtlich. Aber selbst wenn sie ihn näher an sich ließ, würde es immer ein Risiko geben. Ein Risiko, dass er sie eines Tages verriet. Oder dass sie selbst sich in irgendeiner Weise an ihn band und sich wieder verletzlich machte.
Kira strich eine Haarsträhne zurück und musterte Sedros noch immer und durchbohrte seinen Geist. Seine Haltung war makellos, seine Ergebenheit scheinbar echt. Doch was verbarg sich unter dieser Fassade? War er wirklich bereit, alles für sie zu tun, oder würde er sie am Ende genauso verraten wie all die anderen? Sie wollte ihn testen, ihn brechen, ihn formen – nicht, weil sie ihn brauchte, sondern weil sie ihn kontrollieren wollte. Kontrolle war das Einzige, was sie noch schützen konnte.
Und doch... tief in ihrem Inneren spürte sie die Einsamkeit, die sie seit Sturns Verschwinden begleitete. Es war ein dunkles, kaltes Gefühl, das sie mit aller Kraft verdrängte, doch es ließ sich nicht vollständig ignorieren. Vielleicht war das der wahre Grund, warum sie Sedros nicht sofort weggeschickt hatte. Vielleicht war ein Teil von ihr so verzweifelt nach Nähe, dass sie bereit war, die Risiken einzugehen – wenn auch nur ein kleines Stück.
Sie lehnte sich zurück, ihre Augen weiterhin auf ihn gerichtet, doch ihre Stimme war jetzt leiser, fast nachdenklich, als sie sprach:
„Du bist ehrgeizig, Sedros. Das gefällt mir. Aber Ehrgeiz ohne Bedacht führt zu Fehlern. Und Fehler...“
Sie ließ die Worte in der Luft hängen, ihre Bedeutung unausgesprochen, aber deutlich.
Ihre Gedanken wanderten zurück zu Sturn, zu den wenigen Momenten, in denen sie sich ihm geöffnet hatte. Und zu den vielen Momenten, in denen sie es bereut hatte. Nein, sie würde Sedros nicht zu nah an sich heranlassen. Nicht jetzt, vielleicht niemals. Sie konnte es sich nicht leisten, wieder verletzt zu werden. Nicht nach allem, was sie durchgemacht hatte.
„Ich werde dich beobachten.“
Sagte sie schließlich, ihre Stimme schärfer.
„Du wirst dir deinen Platz verdienen. Aber erwarte nicht, dass ich dir vertraue. Vertrauen ist ein Luxus, den ich mir nicht mehr leisten kann.“
Mahnte sie ihn und und nahm ein Weinglas und leerte es wie Saft.
“Was bietest du mir an?”
Forderte sie ihn heraus.
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