[System Io-7576 – Anbord der Nebulon Fregatte – Asservatenkammer nahe des Gefangenentraktes] – Veyd'r
Die seltsam verrenkte Leiche des jungen Piraten lag hinter dem Sith Lord und benetzte den vorher schon verdreckten Boden, mit ihrem kostbarsten Gut. Weinrot ergoss sich über spiegelndes grau. Ein Schauspiel das er vor ein, vielleicht auch zwei Jahren noch genossen hätte. Etwas das er zu den Zeiten, da er Janem noch ergeben gewesen war, mit Sicherheit genossen hätte. Janem. Ihm verdankte er gewissermaßen alles und damit hatte auch er Schuld, zumindest war er mitschuldig an seinem Versagen. Es war nicht von der Hand zu weisen, das wenn er selbst weitsichtiger gewesen wäre, den Fängen des Chiss entkommen wäre, aber so hatte er sich einlullen lassen. Mitglied bei den Exklusiven Ash’rak, befördert zum Apprentice, ein neuer Name, ein neues Leben.
All das hatte dazu geführt das er keine Fragen mehr gestellt hatte, deswegen trug der Chiss ebenfalls Schuld an seinem Irren. Janem trug die Schuld selbst ebenfalls verblendet gewesen zu sein und seinen Schüler, seinen besten, denn nichts geringeres war er, nicht den richtigen Weg gewiesen zu haben. So gesehen konnte er also gar nichts dafür, dass er so lange einem Irrglauben gefolgt war. Immerhin war es der gesamte Orden der Sith der verblendet war. Aber sollten sie nur weiter ihren ach so hohen Idealen folgen, er würde dies für sich nutzen und nicht dafür sorgen das ein jeder seiner Einsicht anheim fallen würde. Irgendwann schließlich würde er loyal ergebene Sklaven brauchen. Daher waren solche verzerrten Wertvorstellungen, die zwar nichts weiter als Konstrukte geistig Schwacher waren, damit sie wenigstens etwas in ihrem Leben hatten, doch recht nützlich und vielleicht, nur vielleicht trieb Janem gleiches Spiel wie Allegious?
Unwahrscheinlich, dachte der Sith und griff nach dem Lichtschwert seines Vaters. Das Lichtschwert was er seinem Adepten ausgehändigt hatte. Für eine Sekunde huschten ein paar Erinnerungen und Gedanken durch seinen Kopf. Gedanken an eine Zeit, die weit zurück zu liegen schien. Er unterband sie. Viel zu sehr beschäftigt, als das er sich noch darum kümmern konnte.
Von Janem hatte er sich nunmehr endlich gelöst. Nicht offiziell, dafür war es noch zu früh und selbst wenn er es letzten Endes wirklich tun würde, dann bräuchte er einen besseren Plan, als einfach zu verschwinden. Aber mit einem einfachen lösen von Janem war es nicht getan. Er trug einen Namen den er ihm gegeben hatte! Und dazu einen Titel den jeder schwächliche Sith heutzutage für sich beanspruchte. Ein Titel dem nichts mehr seiner alten Würde inne wohnte. Missbraucht und Vergewaltigt hatten sie den Titel des Darth. Vor Tausend Jahren noch, hätte es derlei Frevel nicht gegeben. Es wurde Zeit den Namen und Titel, den Janem ihm gegeben hatte abzulegen. Veyd’r war ein treuer Schüler des Chiss gewesen, ein mächtiger und fähiger Sith, aber auch gleichzeitig ein schwacher und mit Blindheit geschlagener. Er war nun nicht mehr blind und schwach. Er war erwacht und mit ein wenig Konzentration konnte er das Geräusch seines schlagenden Herzens wahrnehmen, als sei es das apokalyptische Geläut für die Galaxis, das da einer kommen würde, der sie alle in die Finsternis zu stürzen vermochte.
Mit einem belustigten Schnauben packte er noch den Blasterkarabiner und wollte ihn sich gerade umlegen, entschied sich aber doch dagegen. Unpräzise Schusswaffen waren nicht sein Standard, jedenfalls nicht dann wenn er mit einem Vorhaben loszog, das gerade seine Gedanken beherrschte. Das Amüsante daran war, das er auf freiem Feld niemals eine Chance gehabt hätte, aber hier in den engen Korridoren eines Schiffs. Das Grinsen auf seinem Gesicht blieb bestehen, als sich die Tür der Asservatenkammer zischend öffnete. Die Wache vor dem Raum merkte natürlich sofort, dass etwas nicht stimmte. Der Sith entfesselte seine Kräfte und riss ihn von denen Beinen gegen die nächste Wand. Surrend erwachte die rote Kline seines leicht gebogenen Lichtschwertgriffs zum Leben. Ein kurzer Handgriff und sie schrumpfte auf Normallänge zusammen. Dann brannte sie sich durch die Wirbelsäule des Mannes in die Stahlwand dahinter. Sein Schrei verhallte, noch bevor das Metall zu schmelzen begann. Die Sinne des Warriors wurden schärfer, umso tiefer er die Macht in sich zusammenballte. So bemerkte er die drei Piraten, die auf den Gang traten schon zwei Sekunden bevor sich die Türen überhaupt öffneten. Sein zweites Lichtschwert erwachte fauchend zum Leben und ergänzte das rote Glühen mit einem zyanfarbenen Ton. Um seine eigene Achse wirbelnd stach er mit beiden Klingen in der Drehung zu und schlug zwei Furchen in die Wand, mit der er zwei der drei Piraten erwischte. Der dritte war schon vorher an der Schiffsinternen Komanlage gewesen. Wütend brüllte der Sith Lord seinen Zorn dem Mann ins Gesicht, bevor sein mechanischer Arm, dessen Ellenbogen zuvor schon ein Gesicht zertrümmert hatte, nach vorne zuckte und die beinahe bis aufs äußerste gespannte Faust in sein Gesicht rammte, bevor die rote Plasmaklinge sein Leben beendete. Nur eine Sekunde später heulte die Alarmanlage los…
Wenig begeistert darüber das die Alarmanlage noch immer durch die Schiffskorridore heulte, musste er zusätzlich noch ertragen, das immer wieder irgendwelche Verwünschungen über hereinwehten, die sich dann doch als Befehle an die vereinzelten widerständlerischen Piraten richteten. Wie lange er sich schon durch die Gänge des Schiffes schlug und wie viele Leichen diesen Pfad bereits säumten konnte er nicht sagen. Er wusste nicht mit Sicherheit, ob sein Weg mittlerweile der richtige war. Zwar war ihm der genaue Plan einer Nebulon Fregatte nicht bewusst, aber der immer stärker werdende Widerstand bestätigte seine Vermutung, das er auf dem Weg zur Brücke war.
Minuten später an einer Weggabelung wie jeder anderen, spürte er die pulsierenden Präsenzen der mittlerweile sehr, sehr stark verängstigten Piraten so stark, das er seine Zähne hätte in ihre Kehlen schlagen können, wenn ihn nicht noch mehrere Meter und Wände von ihnen getrennt hätten. Er wäre kein Sith, wenn er sich davon würde aufhalten lassen. Unversehens jagten beide Lichtschwerter durch die Schiffswand und er trat das lose Gebilde, sodass es nach hinten kippte. Der Raum dahinter war leer. Wozu er gedient hatte, war auf einen Blick ersichtlich, Versammlungen, vermutlich Kartenspiele nach der Dienstzeit, mit großer Wahrscheinlichkeit die Offiziersmesse. Ironischerweise befand sich die Tür am gegenüberliegenden Ende direkt ihm gegenüber. Für einen Moment wog er ab sie zu benutzten. Durch die Wand hätte einerseits eine gewisse, unausweichliche Dramatik, aber wenn er die Tür nutzen würde, untermalte das mehr die Aspekte die er anschlagen wollte. Ein letztes Mal sammelte sich der Sith Warrior und sandte einen Gedanken in Richtung des Türschalters. Zischend glitt sie auf und der Sith Lord trat hindurch. Angst. Denn ertönten Beleidigungen und schon schwang die Angst um in Panik, aber nur für einen kurzen Moment konnte er jenes überaus köstliche Gefühl kosten. Erste Blasterstrahlen hämmerten durch den Korridor. Beide Lichtschwerter aktiviert ging er in Verteidigungsstellung und verfiel in den Shien Rhythmus. Als er angefangen hatte sich der fünften Form zuzuwenden und deren Shien-Aspekt trainiert hatte, war er überrascht gewesen, mit welcher Genauigkeit man die Schüsse eines Blasters zurückwerfen konnte. Das war mit einer Klinge gewesen, mit zweien – wie er gerade kämpfte – warf er teilweise mehrere Schüsse gleichzeitig zurück. Langsam begann er sich auf die hinter Tischen und Schränken verschanzten Piraten zuzuarbeiten.
Ungestüm wie er im Kampf wurde, schleuderte er die zyanfarbene Klinge wie einen Speer nach einem der Schützen. Sie durchbohrte das kostbarste am Menschen, das was ihn auszeichnete und sackte dann mit seinem schlaffen Körper, noch immer im unkenntlich gemachten Gesicht steckend, zur Seite weg. Der Schock dieser tat schwappte zu ihm hinüber und er griff mit Freude in seinem Geist nach dem Lichtschwert seines Vaters. Ein zweiter Wurf, ein zweiter Toter. Und nun wurde er zum schweigenden Sturm. Keine Regung war ihm anzumerken, er strahlte lediglich pure Entschlossenheit aus. Kein Geräusch kam über seine Lippen, lediglich das Summen seiner Lichtschwertklinge ging von ihm aus. Zwei Schritte dann hatte er die Barrikaden erreicht. Drei entschlossene Schläge im Rhythmus des Djem-So, jeder eine Urgewalt für sich und schon war er inmitten seiner Widersacher. Nicht machtbegabte, waren einfach keine Gegner für ihn und der bereits schwitzende Sith Lord, der nun die letzten Leben auf diesem Schiff zu nehmen begann, frohlockte ob des Gleichgewichts, das er in seinem Inneren erreicht hatte.
Auf der Brücke selbst befanden sich nicht mehr viele Gegner und die wenigstens von ihnen schienen auch bewaffnet. Seine Lichtschwerter, mittlerweile wieder eingesammelt und deaktiviert hingen an seinem Gürtel. Auf seiner Stirn glänzte sanft der Schweiß, doch sein Atem ging noch ruhig. Vielleicht ein klein wenig schnaubender als sonst, was aber mehr damit zu tun hatte, das er die Macht im Zaum hielt. Er schenkte den Todgeweihten ein letztes Lächeln. Dann sprang er vor und beendete ihre Leben, nach und nach mit seinen Händen. Sie mussten die Rädelsführer sein, die seine Gefangennahme eingeleitet hatten. Damit gebührte ihnen der brutalere Tod, als ihren niederträchtigen Untergebenen. Der letzte Pirat jedoch entpuppte sich als eine Frau. Bildhübsch war sie anzusehen und beinahe zu Engelsgleich, als das sie in dieser Branche ernsthaft tätig sein konnte. Er wurde langsamer, zügelte sich und schritt langsam auf sie zu. Ganz offensichtlich musste sie schon etwas abbekommen haben, da sie nicht mehr auf den Beinen stand, eines davon fest drückte und zudem eine Platzwunde am Kopf hatte, die einen unablässigen Blutstrom über ihre Stirn nach unten, die rechte Wange herunter schickte. Schweißnass klebte ihr Haar teilweise an der Haut. Und diese äußeren Umstände, machten sie nur noch anziehender. Langsam ging der Hüne in die Knie und zog die bildhübsche Piratin auf seinen Schoß. Sanft strich er ihr die haare aus dem Gesicht und blickte stumm in ihre hektisch hin und her zuckenden Augen. Angst strömte von ihr, wie Gestank von einem Rontodunghaufen.
„Ssssccchhh.“
Sie reagierte nicht. Wieso auch? Er hatte gerade die gesamte Crew die auf diesem Schiff war – selbstverständlich nur knapp über der Grenze der Minimalbesetzung – ausgelöscht. Und ausgerechnet bei ihr, wurde er zärtlich? Sie vermutete nicht zu Unrecht, dass ‚dieser Mann’ etwas im Schilde führte.
„W-w-wa-was b-bist du?!“
Er hätte laut aufgelacht, wenn ihr Anblick ihn nicht so sehr in Besitz genommen hätte. Stattdessen schmunzelte er nur. Was war er? Ein Sith, ja, aber er war noch mehr als das. In seiner eigenen Wahrnehmung war er kein gewöhnlicher Sith, aber welcher sith dachte auch schon anders von sich. Er war kein gewöhnlicher Sith in der Hinsicht, dass er die Ketten der Knechtschaft abgelegt hatte. Er wusste, dass es nicht galt einem anderen zu dienen, sondern viel mehr nur sich selbst. Er war zu der Seuche geworden, die sie versuchten wegzusperren. Ein uralter Tod, der aus der Unterwelt gekrochen kam und seinen alten Platz wieder einforderte. Ganz oben, auf dem höchsten Thron. Der Thron von dem aus er über die Galaxis herrschen würde. Der Thron des Gottimperators.
„Ich bin die fleischgewordene Wahrheit der Sith.“ flüsterte er ihr entgegen, sodass sie gerade noch verstand. „Ich bin der Niedergang des Irrglaubens und der Fehlgeleiteten. Und ich bringe ihnen allen, die mich hindern, die mich anfeinden und bekämpfen, die mich verachten und die meine Worte anzweifeln… den Tod“
Sie verstand seine Worte nicht, aber es war ihm egal. Wie sollte ihr beschränktes Verständnis der Galaxis auch die Bedeutung der Macht fassen? Er warf diesen Gedanken, was sie verstehen konnte und was nicht, beiseite. Langsam senkte er sein Haupt ihr entgegen und küsste die Unbekannte. Ihre Anspannung fiel von ihr ab, sie entspannte sich, wurde locker und konnte sogar ihren Schmerz ignorieren. Der Krieger der ihren Nacken und ihre Taille hielt, griff in die Macht und zertrümmerte ihr Genick. Beim aufstehen glitt sie achtlos aus seinen Händen.
„Ich bin LORD NERGAL! Ich werde euer Tod sein! Ihr Schwächlinge auf Bastion! Ihr Schwächlinge auf Byss! Unter Janem und Allegious und unter Arica! Fürchtet mich, denn ich bin der siechende Tod der nach euch geifert! Ihr könnt mich nicht bezwingen! Ihr könnt euch nicht verstecken! Ich werde siegen! Ich! Nergal! Der auserwählte Gottimperator der Galaxis! Rennt, flieht, bringt euch um denn ihr KÖNNT nicht gewinnen!“
Aus vollen Lungen schrie er mit allem Hass in seinen Knochen dem Brückenfenster seine Worte entgegen. Jedes Wort seine Wut und Ekstase nur noch mehr steigernd. Bis er schließlich in ein Lachen ausbrach, das ebenso schaurig wie boshaft war. Niemand war mehr da um es anzuhören, doch sein Publikum war groß genug. Er selbst hörte zu, erzeugte es und stachelte sich unterbewusst zu noch mehr an. Ein neues Zeitalter stand an für die Sith. Ein neues Zeitalter, dessen siegreicher Erbe er sein würde. Er, Nergal, würde das goldene Zeitalter der Sith ein weiteres Mal einläuten. Und wenn dieser Tag kam, war er seinem Thron nicht mehr fern…
[System Io-7576 – Anbord der Nebulon Fregatte – Brücke] – Nergal