[Hyperraum ~ Unterwegs nach Aria’Prime] – Veyd'r, Jujuka, Ameta
Mittlerweile wieder in ‚normale’ Kleidung gehüllt, hatte er das Cockpit seit Stunden nicht mehr verlassen. Was seine beiden Schüler im hinteren Bereich trieben, war ihm für ein erstes relativ gleich. Zumal er mit der recht nervtötenden Stimme in seinem Kopf, eine hitzige Debatte geführt hatte. Immer aggressiver und anfeindender waren deren Worte geworden, die schlussendlich zur Eskalation geführt hatten. Eine die er schon hatte kommen sehen. Das einzige was ihn daran aufregte, war die Tatsache das der Dämon auf der richtigen Seite stand, mit dem was er behauptet hatte. Im Eifer des Gefechts hatte er es selbstverständlich nicht gemerkt, noch hätte er es zugegeben, wäre er schon da darauf gekommen. Veyd’r war mit der Zeit zwar durchaus stärker und ‚mehr Sith’ geworden, aber seine menschliche Seite, oder das Ehrgefühl, das Streben danach und das halten von Treue gegenüber anderen Sith, die ihn so offensichtlich hintergangen hatten, waren scheinbar ebenfalls angewachsen.
Ein Kopf schütteln war alles was ihm dazu einfiel. Er hatte Recht, gaben seine Gedanken zu, während er knirschend die Zähne aufeinander biss. Wenigstens hatte er herausgefunden, dass er ihn eine Zeit lang aussperren konnte, in dem er schlichtweg nicht seinen Namen dachte. Was er gerade ausnutzte und im Cockpit des Shuttles seine Möglichkeiten durchging. Irgendwie musste er den Nervtöter loswerden. Die Frage war nur, wie? Das ihm das auch ausgerechnet in diesen Zeiten passieren musste. Nicht das er, mit dem Krieg der nun unter den Sith tobte, schon genug zu tun hatte, seinen zweiten Adepten hätte er nicht nehmen müssen. Ameta war nicht zwingend auf ihn angewiesen, aber ihr Potenzial zu verschwenden wäre einfach viel zu töricht gewesen. Allein um das Gesicht seines alten Gefährten zu sehen, war es die Sache wert, dachte er plötzlich mit einem Schmunzeln.
>>Du weißt das du mich nur auf eine Art und Weise loswerden kannst. Und zwar nur…<< „…indem wir uns vereinigen.” >>Genau.<< „Das werde ich nicht zulassen. Du wirst mich zu einem willenlosen Sklaven machen und das darf nicht geschehen, ich werde nicht zusehen, wie du mich in ein dummes Monster verwandelst wie Exilis, Janem oder Ranik.“ >>Oh, du missverstehst wohl. Das würde passieren, wenn ich dich… sagen wir, knechten’ würde.<< Es konnte ein Trick sein, es musste ein Trick sein. Wie das obligatorische Glas Wasser das man noch einer ewigen Zeit ohne Flüssigkeit fand. Es musste einfach vergiftet sein. „Und ich soll dir einfach so glauben?“ >>Habe ich dir einen Grund gegeben, es nicht zu tun? Habe ich dich bis jetzt getäuscht, oder dich eher sagen wir… gefördert? Hm?<< Zähne knirschend stimmte er zu. Er hatte Recht. Aber warum missfiel ihm das alles so sehr? Wenn die Stimme in seinem Kopf recht hatte, dann war es genauso ein Teil von ihm, wie die Gedanken die er jetzt gerade hatte. Aber das was er ihm erzählte, rief nur Argwohn in dem Sith hervor. >>Es sind deine Schwächen. Sie versuchen dich aufzuhalten, dass zu ergreifen was rechtmäßig dein ist. Versuchen dich daran zu hindern, zu einem wahrhaft starken Sith zu werden. Entscheide dich… wenn du weiter machst wie bisher, wirst du nichts bleiben, deine Schwächen werden dich immer mehr und mehr in Besitz nehmen, während du auf dein unweigerliches Ende zuläufst und den Kampf gegen die Dunkelheit in dir verlierst. Oder wähle einen neuen Weg. Den Weg wahrer Stärke, mein und dein Weg, nicht nur deiner oder nur meiner. Unser Pfad zur Macht. Nur zusammen können wir es schaffen.<<
Zusammengekniffene Augen starrten hinaus in den Hyperraum. Schon seit Stunden war es still geworden, nachdem sie ihr Gespäch weiter und weiter geführt hatten. Und er grübelte noch immer. Seine Abneigung gegenüber der mit einem Mal doch so vertrauten Stimme, längst ins Wanken gebracht, fehlte nicht mehr viel, bis er sich dafür entschied. Aber noch war es nicht so weit. Es konnte noch immer irgendein Trick sein. Das es sich jedoch um die Wahrheit handelte, konnte und wollte er nicht sofort glauben. Und doch wusste er irgendwie, dass es stimmte. Veyd’r sah jetzt, mit den plötzlich ziemlich aufgeschlossenen Erklärungen der Stimme in ihm, einiges in einem anderen Licht. Aber genau das war es. Mit einem Mal sollte alles einen Sinn ergeben, der auch noch ihm zu gute kam? Schlagartig fiel dem Sith Exilis ein. Er hatte ihm gesagt, dass es längst zu spät sei, dass er schon vor langer Zeit hätte etwas unternehmen sollen. Eyayah hatte ihm die Niederlage gegen die Dunkle Seite prophezeit wenn er weiter verfahren würde, wie bisher. Also… blieb ihm doch nur eine Wahl? Abwesend fuhr sich seine Hand durch seinen Bart, die Bewegung immer zu wiederholend, arbeiteten die Gedanken des Kriegers immer schneller. Wenn er log, wäre das sein Ende, andererseits schloss er aus den Worten Eyayahs, dass er dann lediglich nicht mehr die Kontrolle haben würde. Und so wie er nun nach oben gedrungen war, konnte er es ebenso tun. Dessen war er sich sicher. Veyd’r müsste sich nur vollauf bewusst sein, dass sein Gegenpart dafür sicherlich eine Tricks kannte, immerhin war er gerade in der Position die ihm blühen konnte und kannte sich wohl schon besser damit aus. Fast eine weitere Stunde verging, bis er einen Entschluss gefasst hatte.
>>Du hast die Wahrheit also erkannt.<< „Wahrheit. Du könntest mich genauso gut mit Lügen verpest, nur um zu bekommen was du willst.“ >>Natürlich, aber das tue ich nicht. Wieso sollte ich dich hintergehen, wo du doch ich und ich doch du bin.<< Für einen kurzen Moment hielt Veyd’r inne. Du doch ich und ich doch du. Ein Mantra, das sich in seinem Kopf zu wiederholen begann und dabei immer schneller wurde. >>Oh. Vielleicht hätte ich erwähnen sollen, dass diese Worte den Vorgang in Gang setzen, wenn wir sie beide aussprechen.<< Wut flammte in seinem Kopf auf, wurde schnell zu Hass und brannte sich gleißend weiss durch seine Gedanken, versuchte nach dem Störenfried in seinem Kopf zu greifen, ihn zu packen und herauszuschmettern. Aber die Worte nahmen nur noch an Geschwindigkeit zu, schmetterten alles andere ab, bis nur Veyd’r und Eyayah übrig waren. Tosend und immerzu widerhallend klangen die Worte in seinen Ohren wieder, bis er vollkommen taub für die Außenwelt war und auch nichts mehr spürte, was außerhalb seines Körpers vorging. Ein letztes Mal flackerte es blendend weiss und dann wurde es Still.
Noch immer umfing ihn unendliches und nicht akzentuiertes weiss. Als seine Gedanken wieder einsetzten, zogen sie ein leises Echo nach sich, ehe sie in der Unendlichkeit verloren gingen. Wie Wellen auf einem Teich, die langsam aber sich in ihren eigenen Tod gingen. Wo war er hier? Nein. Was ist passiert? Nein. Wer bin ich? Ja. Das war die richtige Frage. Aber er konnte sie nicht beantworten. Nicht zufrieden stellend. Einstmals, da war er ein Sith Lord gewesen. Jemand großes, jemand der viel Macht besessen hatte, aber den Zenit noch sich liegen hatte. Und er war jemand gewesen, der ein mächtiger Krieger war, jemand, der für den Kampf gelebt hatte um ihn zur Perfektion zu bringen. ‚Jetzt bist du beides. Ein Teil von diesem und ein Teil von dem anderen. Doch bist du auch zur Gänze der eine und zur Gänze der andere, aber deine – eure – Schwächen sind nicht mehr da.’ Die Stimme kam von außerhalb, irgendwo aus dem weiß, doch vibrierte es in seinem Kopf, als entstünde sie irgendwo zwischen seinen Ohren, tief in seinem Hinterkopf.
Als er wieder sehen konnte, stellte Veyd’r fest, das seine Augen noch immer erblindet waren. Worüber er sich nicht ärgerte. Einzig der Name Veyd’r schien ihm fremd. Einstmals hatte er einen anderen Namen getragen, oder irrte er sich? Doch, das hatte er. Unwirsch verzog er das Gesicht und schüttelte den Kopf. Die Vereinigung war nun also vollzogen und er nicht mehr ganz er selbst. Aber das er sofort begann sich nach anderen Namen umzusehen. Schnaubend blies er Luft aus seiner Nase. Soweit kam es noch, dachte sich der Sith Lord und lehnte sich zurück. Und doch fühlte sich alles so seltsam vertraut und fremd zugleich an. Vermutlich brauchte er nur etwas schlaf um sich zu regenerieren...
[Hyperraum ~ Unterwegs nach Aria’Prime] – Veyd'r, Jujuka, Ameta