Toji
versehrter Kommandant der "Abyss"
[ Hyperraum | nach Ord Biniir | VSD II „Pandora“ | Konferenzraum Eins | mit den Brückenoffizieren sowie Sec. Lt. Thrass ]
Für den alten Victory-Sternzerstörer „Pandora“ glich der Flug nach Ord Biniir einem Katzensprung, denn das System befand sich nur unweit von Yaga Minor. In einem endlosen Tunnel aus weißem Licht bewegte sich der imperiale Kreuzer. Man hatte Ord Biniir als nächstes Ziel gewählt, weil man sich in diesem System mit einem zweiten Kriegsschiff, der „Umbra“ treffen wollte. Jedoch war das eigentliche Ziel Despayre, ein unterentwickelter Planet im benachbarten Horuz-System. Man flog zu diesem Planeten, da einige Stunden vorher Serenety Akaji, der erste Offizier der „Pandora“, von fremden Personen entführt worden war. Nun wollten die Kommandanten der beiden Kreuzer diese junge Frau in einer geheimen Mission retten.
Die Navigation hatte kurz nach dem Hyperraumsprung eine Gesamtflugzeit von etwa zwei Stunden errechnet. Toji Murata, der neue Kommandant der „Pandora“, war mit dieser Angabe insgesamt recht zufrieden. Nur ungern wollte er weitere wertvolle Minuten (oder gar Stunden), die Serenetys Rettung dienen sollten, verlieren. Im Moment drehten sich alle seine Gedanken ausschließlich um die junge Frau. Seine heimliche Liebe zu Serenety waren der geheime Ansporn für diese Aktion und seine Rastlosigkeit. Mittlerweile tobte ein ungezähmtes Chaos in seinem Inneren. Trotz der Unruhe in seinem Inneren musste er nach außen Ruhe bewahren. Für seine große Liebe hatte er seine ganze Karriere aufs Spiel gesetzt, denn er hatte seiner Mannschaft nicht die ganze Wahrheit erzählt. Hatte seinen Brückenoffizieren als Begründung für eine Änderung der Befehle bloß eine ausgedachte Verzerrung gegeben.
Nachdenklich stand der exotische Flottenoffizier am Panoramafenster der Brücke. Auch auf diesem Kreuzer war dieser Ort sehr schnell zu seinem Lieblingsplatz avanciert. Gleich einer altertümlichen Statue stand der imperiale Kommandant vor dem dicken Glas. Sein Blick wirkte leer, obwohl er die ganze Zeit nach draußen blickte. Er bemerkte nicht die Lichterscheinungen, die im Bruchteil einer Nanosekunde erschienen und gleich wieder verschwanden. Sein Gehirn arbeitete. Dachte sich neue Pläne zur möglichen Befreiung Serenetys aus und verwarf diese im selben Moment wieder. Ihm war keine einzige Idee recht. Immer sah er Haken, Probleme oder unlösbare Variablen. Dazu lag ihm natürlich ihre Sicherheit und Gesundheit am Herzen – was eine intensive Planung der Leute, welche er mitnehmen musste, einschloss. Grübelnd biss sich Toji auf die Unterlippe.
„Cpt. Murata, wir verlassen den Hyperraum in fünf Minuten“, erklang irgendwann eine Stimme und riss ihn aus den Gedanken.
Toji hatte das Zeitgefühl verloren. Zwei Stunden waren ihm wirklich wie ein flinker Wimpernschlag vorgekommen. Er unterdrückte ein Kopfschütteln, während er sich zu den zwei Gräben wandte, um die anwesenden Offiziere einer Musterung zu unterziehen. Es hatte den Anschein, dass alle Systeme seit ihrem Sprung einwandfrei funktionierten. Nur hier und da sah man manchmal einen Techniker, welcher die letzten Feinabstimmungen vornahm. Langsam wanderte Tojis konzentrierter Blick ohne jegliche Ausnahme von Station zu Station. Alle seine Offiziere gingen ihren Aufgaben nach. Toji hatte das Gefühl, dass sie schon ein eingespieltes Team waren. Trotzdem blieb seine Miene steinern, während er gemächlich über den Mittelsteg ging. Plötzlich kam ihm sein zweiter Offizier, Lt. Cmdr. du Telac entgegen.
„Treffen Sie alle Vorbereitungen, Lt. Cmdr. du Telac“, wies Toji den blonden Hünen an. „Das Schiff wird noch einige Stunden im System bleiben. Wir werden nicht zum Planeten fliegen, sondern am Rand bleiben. Kontaktieren Sie mich unverzüglich, wenn die „Umbra“ ebenfalls angekommen ist.“
„Natürlich, Sir“, entgegnete Mareik du Telac mit seiner tiefen Stimme sowie einem zackigen Salut.
Mit einem Nicken entfernte sich der Kommandant von der großen Brücke. Die „Pandora“ stellte im direkten Vergleich zur „Musashi“ eine echte Umstellung dar. Hier war alles eine Nummer größer als auf seinem ehemaligen imperialen Abfangkreuzer. Trotzdem gewöhnte er sich immer mehr an diese Größe. Nachdenklich ging der Flottenoffizier durch den Korridor zu seinem Quartier. Seufzend ließ er sich auf das Bett fallen. Plötzlich ging ein kräftiger Ruck durch das gesamte Schiff. Endlich hatten sie den Hyperraum verlassen. Erneut seufzte Toji. Wieder kreisten alle seine unzähligen Gedanken um Serenety. Er wollte sie sicher in seinen Armen wissen, doch davon war er meilenweit entfernt. Nun musste er sich in Geduld üben...
[ Ord Biniir | System | VSD II „Pandora“ | Quartier des Kommandanten | allein ]