Miron Lora
● verschollen zwischen den Sternen ●
|| Weltraum ▫ öder Planet ▫ Höhlensystem ▫ Haupthöhle || ▫ Miron & der ganze Shirai - Clan
Hektik erfüllte den Ort. Stimmen waren zu vernehmen, Geräusche, die von Arbeit kündeten, gaben dem Ganzen etwas Chaotisches. Doch es war kein Chaos. Es war die entfesselte Kraft eines Naturvolkes. So genannter Primitiver. Miron hatte bereits gesehen und erkannt dass sie alles andere waren als wilde und rückständige Wesen. Sie hatten vielleicht nicht die hoch entwickelte Technik zur Verfügung, die er seit jeher gewohnt war, doch hatten sie dafür andere Errungenschaften, die sie auszeichneten. Sie konnten abgetrennte Glieder nicht ersetzen oder wieder am Körper befestigen. Sie hatten keine Antibiotika. Und doch waren sie fähig Krankheiten zu heilen und Schmerzen zu lindern.
Doch all dies waren nur kleine Facetten dessen was dieses Volk ausmachte. Sie waren ? rein. Zwar gab es auch hier Missgunst und Antipathie untereinander, doch blieb dies nicht verborgen, sondern wurde direkt innerhalb des Kreises offenbart. Mal kam es zu einem klärenden Gespräch, ein anderes Mal musste ein blutiger Kampf für Klärung sorgen. Miron lernte mit jedem Tag von diesen Wesen und nicht nur deren Sprache. Sie hatten ihre eigene Reife, ihre eigene Kultur. Es gab sicher nicht viele Leute wie ihn. Menschen die offen für Fremdes, Unbekanntes waren. Nun, er hatte keine andere Wahl gehabt, doch andere hätten sicher gar nicht erst versucht mit diesen Wesen in Kontakt zu treten. So war er nun fast schon ein Teil des Clans. Miron war bewusst, niemals vollständig zu ihnen zu gehören, doch dies machte ihm nichts.
Eigentlich wollte er gar nicht mehr weg. Selbst wenn er es schaffen sollte in die Zivilisation zurückzukehren, was würde ihn schon erwarten? Es ging ihm dort auch nicht besser als hier. Vieles was durch Technik alltäglicher Lebensstandart geworden war, wurde hier zu einem beachtenswerten Aufwand. Nur das Interessante war: es fehlte ihm hier an nichts. Essen, warme Kleidung, medizinische Versorgung und Schutz musste er nicht missen. Seine Grundbedürfnisse wurden befriedigt, sowohl geistig als auch körperlich. Langeweile kam kaum oder gar nicht auf, jeder konnte sich hier mit einbringen, sich am Wohle aller beteiligen. Jeder tat es, gerne und von sich aus. Nur so konnte es hier funktionieren. Sie waren aufeinander angewiesen, sonst würde der Clan nicht lange überleben. Die Kinder lernten das Leben so kennen und nahmen es an, wie es wiederum deren Kinder eines Tages tun würden. Der ehemalige Pilot war inzwischen vollkommen genesen und der Frühling stand in voller Blüte. Der heutige Tag bekündete das Ende der Höhlenzeit. Er war darüber aufgeklärt worden, dass der Stamm weiter zog um sich reichhaltige Jagdgründe und frische Wasserquellen zu suchen.
Der Mensch nahm an es mit einer Art von Wandervolk zu tun zu haben. Jedenfalls in der warmen Zeit schien dies so zu sein. War der Begriff ?Nomaden? in so einem Fall angebracht? Möglich war es. Was an dieser Sache jedoch aus seiner Sicht die größte Relevanz hatte, war die Frage ob das Volk ihn nun wie angekündigt ziehen lassen würde oder nicht. Dieses Thema war seit langer Zeit nicht zur Sprache gebracht worden, weder von ihm, noch von den Entscheidungsträgern des Shirai-Stammes. Beklemmung überfiel ihn bei dem Gedanken vollkommen alleine weitermachen zu müssen. Die Wesen, die einzelnen Personen waren ihm irgendwie ans Herz gewachsen. Miron würde sie ganz eindeutig vermissen. Da dieser Punkt noch nicht geklärt worden war, konnte es niemanden überraschen dass er zurzeit ein einziges Nervenbündel war. Karren oder sinn- und formähnliche Gebilde wurden beladen und festgezurrt, wobei der Ex-Pilot half. Nach einigen Stunden waren alle Vorräte, sowie jegliches Hab und Gut in irgendeiner Form verstaut und transportabel gemacht worden.
Und so nahte der Moment des Aufbruchs und der Treck setzte sich in Bewegung. Die Männer bildeten die Spitze, darauf folgten die Alten, auf die wiederum die Frauen und Kinder folgten. Auch hier hatte alles seine Ordnung und Einteilung. Zügig durchquerte man die Höhlen und Höhlengänge und strebte gen Ausgang. Nach nicht einmal einer Stunde erreichte auch der Mensch den Ausgang und wurde von den warmen Strahlen der Frühlingssonne begrüßt. Die Landschaft hatte sich seit der letzten Sichtung merklich verändert. Der Schnee war verschwunden, kahle Bäume die traurige Ansätze von Grün trugen zierten die Landschaft, bzw. die Berghänge. Was man allgemein mit Frühling verband war farbenfrohe, lebendige Natur. Was der ehemalige Hawk sah hatte damit wenig zu tun. Kahles Gestrüpp sowie spärlicher Bewuchs stellten den einzigen Unterschied zu toter Erde dar. Ob es freundlichere Gegenden gab? Davon war wohl auszugehen, wozu sollte der Clan sonst durch die Lande ziehen?
Die Reisegesellschaft hatte keine Zeit auf Einzelne zu nehmen, die sich am Anblick der Umgebung erfreuen wollten, daher war er schon sehr bald am Ende des Zuges angelangt. Die Heilerin holte ihn ein und stand plötzlich neben ihm. Sie sagte nichts und folgte seinem Blick, der an den Hängen auf- und ablief. Was sie wohl von ihm wollte? Doch er hatte bereits gelernt den Mund zu halten. Wenn sie sich zu ihm stellte, würde sie schon sprechen. Ihr das Wort zu entreißen würde als Ungeduld und Unhöflichkeit ausgelegt werden. Und er wurde nicht enttäuscht. Nach zwei Minuten begann sie zu sprechen.
<< Du bist ein besonderer Fremder. Dies haben wir Dir oft genug gesagt. Die Ältesten sind sich nicht sicher, wie mit Dir zu verfahren ist. Ebenso wenig wie ich. Wir bringen Dich zu jemandem der es weiß. Entweder Du stellst Dich dem Urteil welches dort über Dich gefällt wird, oder nimm diesen Beutel und ziehe deines Weges, Kal?nar, Suchender des Himmels. >>
Kal?nar? Hatte sie gerade ihn damit gemeint? Es war sonst niemand hier den sie gemeint haben könnte. Forschend blickte er sie an. Ein sehr passender Name. Die Frage war natürlich warum er diesen Namen bekommen hatte, jetzt da er nach ursprünglicher Angabe den Clan verlassen sollte. Doch sie hatte ihm eine zweite Möglichkeit genannt, dies bedeutete man kalkulierte ein ihn mitzunehmen. Offensichtlich gab es bezüglich seiner Person einige Differenzen oder Unklarheiten bei der Entscheidungsfindung. Und wer war diese Person die über ihn ein Urteil fällen sollte? Und wie konnte solch ein Urteil aussehen? Miron war für einen Moment hin- und her gerissen. Was sollte er tun?
Er konnte Argumente betrachten und hervorbringen, insgeheim war die Entscheidung schon in den ersten Sekunden gefallen. Er wollte nicht freiwillig gehen, daher war die Angelegenheit sowieso klar. Zudem war er zu neugierig sich all die neuen Facetten dieses Volkes entgehen zu lassen. Und doch hatte man ihm die Wahl gelassen. Wieder einmal empfand er Respekt und Achtung vor diesen Halbmenschen. Sie zeigten ihm so vollkommen unentdeckte und fremde Aspekte des Lebens und seiner Vielfalt. Lächelnd lehnte er die dargebotene Reiseverpflegung ab und teilte der E?kraim seine Entscheidung mit:
<< Ich ? Kal?nar ? werde mich diesem Urteil stellen, wie auch immer es ausfallen mag. >> Hatte er die richtige Wahl getroffen? Leben oder Tod würden es zeigen.
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