Vincent Valentine
desert(ed) son
.:: Hyperraum nach Troiken.Dark Crusade.Scythe|Tinya::.
Es dauerte seine Zeit, aber schlussendlich fand sie doch noch Worte die sie an ihn richtete. Und Vince war überrascht, dass sie sich bei ihm bedankte. Nicht das er es sonderlich absurd fand, im nachhinein war es nachvollziehbar, aber sie hatte immerhin gefragt und das Verhältnis zwischen ihnen grenzte an eine Ebene, die mehr als nur das einfache miteinander zweier Menschen umriss. Die Hand, die seine ergriff nahm er seinerseits dankend hin. Und bevor er den Blick von Tinya erwiderte, ruhten seine rötlich-orangen Augen eine Zeit auf ihren Fingern. Wie lange schon, hatte er keinen Kontakt mehr dieser Art zu anderen Menschen gehabt? Mit einer gewissen Wehmut blickte er auf die zarten Finger ihrer Hände, die scheinbar fast vollkommen genesen waren und als er dann aufsah, in ihr Gesicht blickte und diese klaren Augen erspähte. Da spürte der Kopfgeldjäger, so abgedroschen es auch klang, er spürte wie sich etwas veränderte. In ihm.
Die Wehmut, die Trauer wurden weg gespült. Ähnlich der Wirkung von gewissen Mengen Alkohol, wurde es warm in ihm. Aber es war mehr eine psychische Wärme, denn wirklich physischer Natur. Es fühlte sich unglaublich gut an. Allein dieser Blick und die sanfte Berührung ihrer Hand. Ihre Gegenwart.
Sekunden verstrichen und streckten sich zu einer Größe, die sie wie Stunden, wie Tage erscheinen ließ, doch gerade im Moment störte es nicht. Beiden ging viel durch den Kopf. Beide hatten sie viele Gedanken die bearbeitet werden mussten.
Und vor allen Dingen Vincent. Denn im Vergleich zu Tinya wusste er noch nicht so recht, was er mit seiner Gefühlswelt anfangen sollte, geschweige denn was die gerade wirklich sagte, oder wollte es sich nicht eingestehen. Die Erinnerungen an damals, hatten nicht gerade gut getan. Aber hier direkt neben ihm saß eine Person, die ihn wieder hatte er selbst werden lassen und ihre Präsenz, sei es nun Schicksal oder Zufall, hatte dafür gesorgt, das er jetzt, endlich nach langer Zeit, damit hatte komplett abschließen können. Denn jetzt wusste er, dass es weiter ging. Das es nicht das Ende war und er nicht nur auf den letzten Schlussstrich wartete. Es war lediglich ein Kapitel in einem Buch zu Ende gegangen und er hatte, zu sehr den vergangenen Zeilen nachgehangen und erst jetzt das neue Kapitel erreicht, erst jetzt entdeckt, dass es noch mehr Zeilen zu erkunden galt. Und in diesem Moment, wo er realisierte, was mit ihm los gewesen war, was geschehen war und nun bevorstand, da erblühte neues Leben in ihm. Vincent hatte nun endgültig sein wahres Ich wieder, sein wahres Ich das die ganze Zeit nur kurz unter der Oberfläche gewartet hatte. So, als wenn es die nächsten Zeilen schon kennen würde, war es ihm nicht böse, kehrte zurück und brachte etwas mit sich, von dem er nicht angenommen hatte, dass es zu ihm zurückkehren würde. Nach all der Zeit. Auf der anderen Seite hatte er auch nicht gedacht, dass er einmal wieder er selbst sein würde.
Und somit hieß er das Ende nun willkommen, wehrte sich nicht mehr und ließ die Erinnerungen los. Denn jetzt öffnete sich etwas neues…
Die Worte die sie sprach gingen trotz den Höchstleistungen die gerade innerhalb seines Schädels vollbracht wurden nicht an ihm vorbei. Genauso wenig die sich langsam entfernende Hand von Tinya. Sanft, aber bestimmt hielt er sie fest und murmelte nur ein leises ‚Nicht.’ Sanft strich er, nachdem Tinya dies verstand, seiner rechten darüber. Aufmerksam ihre Finger betrachtend, stellte er fest das seine Wagen wärmer wurden.
„Du musst nichts sagen… das du mir zugehört hast, bedeutet mir sehr viel.“
Kurz hob sich sein Blick ehe er sich wieder den Fingern ihrer Hand widmete. Er wusste nicht recht wie er beginnen sollte und erst beim zweiten Anlauf fand er die richtigen Worte, mit denen er auch das ausdrücken konnte, was er wirklich meinte. Dabei setzte er sich aufrechter hin. Näher in Richtung Tinya. Wodurch er mit seinen Fingern noch etwas einfacher über die ihrigen streichen konnte. Irgendwie fühlte er sich gerade wie ein kleiner Schuljunge. Doch das schluckte er schnell wieder herunter und widmete sich dem, was er eigentlich wollte.
„Aber… es tat gut. Und endlich, endlich habe ich damit abschließen können. Ich habe gemerkt das es nicht das Ende war, es war eines, ja, aber nicht das Ende. Und das… das habe ich, dank dir begriffen…“
Langsam hob er seinen Blick und begegnete dem von Tinya, während er feststellen musste, das sich die Temperatur seiner Wangen zu verselbständigen schien und immer höher kletterte. Hoffentlich wurde er nicht rot. Das hätte nur zum Anlass, dass ihm das ganz noch näher gehen würde und sich immer weiter steigern würde, bis seine Haut mit seinen Augen, auf farblicher Basis, übereinstimmte.
Es war erstaunlich wie schwer es ihm fiel, über derartiges auch wirklich zu reden. Doch er hatte in den letzten Jahren niemanden gehabt mit dem er irgendetwas hatte teilen können. Mit dem er hatte wirklich ernsthaft reden können, der ihn als Freund bezeichnet hätte oder eben all diese normalen, zu einem sogar durchschnittlichen Leben dazu gehörenden Dinge.
Dinge, die er lange nicht gehabt hatte und die nun umso schwerer fielen. Auch wenn man meinen sollte das man so etwas nicht verlernte, aber sich wirklich und ehrlich zu öffnen, nach so langer Zeit, war nicht einfach. Tief atmete er nochmals durch, ehe er weiter sprach, dieses Mal ihrem Blick standhaltend und ihre Hand, in seinen Fingern umschlungen.
„Du bist für mich da und das schon seit einiger Zeit. Seit ich dich getroffen habe, bin ich immer wieder ein Stück mehr ‚ich’ geworden. Ich habe sogar wieder meinen Namen genannt, nach Jahren. Und jetzt, jetzt endlich ist dieser Prozess an seinem Ende angelangt. Ich bin froh dich kennen gelernt zu haben Tinya und… ich… bin glücklich dich in meiner Nähe zu wissen. Es ist auf eine… bestimmte… eine tiefere Art und Weise ein gutes, ein warmes Gefühl. Und…“
Während er gesprochen hatte, hatte Vincent sich auf eines seiner Beine gesetzt und war Tinya wieder ein Stück näher gekommen. Sanft hatte er noch immer ihre Hand in der seinen und führte sie nun langsam zur Mitte seiner Brust. Wo er sie sanft dagegen presst und seine auf Tinyas ruhen ließ. Ganz leicht vernahm man den Rhythmus seines Herzens. Der Blick, den er Tinya schenkte, sagte nu mehr als die in seinem Leben bis jetzt von ihm gesprochenen Worte. Jetzt war er es, der sie ebenfalls in seine Arme schließen wollte. Der sie festhalten wollte, auf das sie nicht mehr fort ging. Ihr näher sein wollte, als selbst diese geringe Distanz die die beiden gerade trennte. Um ihr Worte ins Ohr zu hauchen, die er neu entdeckt hatte. Neu entdeckt in einer neuen Welt in ihm: „Ich liebe dich, Tinya.“ Während er ihr sanft durch die Haare strich, ihre Wärme spürte und sich der Gewissheit, diesem Moment hinzugeben. Auf das neue Kapitel, stets etwas Gutes mit sich brachten...
„…es beginnt hier…“
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