[Weltraum (Neutral) | Im Hyperraum | SCT „Annabell“ | Etara, Spectre, AGI, Crew der Eisenheim und „der Neue“
Es machte eine Menge Spaß, die „Annabell“ zu fliegen, das ehemals imperiale Aufklärungsschiff war nach etwas Eingewöhnung sehr angenehm zu steuern und reagierte sanft und präzise auf Etaras Berührungen der Steuerkonsole und flog mit eleganter Ruhe. Absolut kein Vergleich zu der klapprigen „Eisenheim“, bei der man jede noch so kleine Kursänderung in den Knochen gespürt hatte und es wohl nur Sia´ku zu verdanken gewesen war, dass der Frachter nicht mitten im Flug in tausend Einzelteile zersprungen war, der Verpine hatte ganze Arbeit geleistet und sollte nach Abschluss dieser Mission unbedingt einen saftigen Bonus erhalten, fand die Schmugglerin. Sie hatte immer Wert darauf gelegt, moderne, zuverlässige und gut gewartete Schiffe zu fliegen, und darin hatte sie einen Großteil ihrer Einnahmen verwendet. Man entwickelte als Kapitän einfach eine gewisse Bindung zu seinem Schiff und wollte, dass es gut aussah und ordentlich funktionierte, jedenfalls ging es der Chiss so. Sie erinnerte sich noch gut an ihren ersten kleinen Frachter, den sie damals zusammen mit den anderen Mitgliedern der „Lucky Knives“ gestohlen hatte, ein altes, rostiges und gerade noch für Flüge in der Atmosphäre geeignetes Gefährt, in das sie sich sofort verliebt hatte und es in vielen langen Stunden aufgepäppelt hatte wie ein Adoptivkind. Die hübsche Blauhäutige hatte geschraubt und feinjustiert, Komponenten aus- und eingebaut, auf dem Schwarzmarkt manchen Credit liegen lassen und sogar einem Hutten schöne Augen gemacht, und manches mal war sie von Kopf bis Fuß in Öl und Schmutz getaucht gewesen, aber schlussendlich war aus der Rostmühle ein respektables, funkelndes Prachtstück geworden. Es hatte richtig weh getan, dieses Schiff schlussendlich auf dem Schmugglermond zu lassen, aber die Gang brauchte so einen Frachter und im Gegenzug hatte man ihr die Mittel bereitgestellt, auf die „Wild Hunt“ zu wechseln. Der Gedanke an ihren YT-2400, der noch immer auf The Wheel geparkt war, ließ Etara wehmütig seufzen, sie hoffte nur, dass man sich auch anständig um ihr Schiff kümmerte. Wenn da auch nur ein Kratzer dran war, sobald sie zurückkehrte, würde sie dem Verantwortlichen persönlich die Gurgel umdrehen. Aber bis dahin war es sicher noch eine gute Weile, sie und das Team der Black hatten es gerade erst geschafft, Coruscant hinter sich zu lassen, und nun flog sie ein Aufklärungsschiff des IGD in Richtung eines noch unbekannten Ziels. Die „Annabell“ war wirklich ein schönes Schiff, das man auch wirklich genießen konnte, aber die Gedanken an die Mission beschäftigten Etara trotzdem. Und da war noch ein anderes, nicht weniger dringendes Mission, ihr Verhältnis mit Spectre. Die ehemalige Imperiale hatte sich kurz angebunden gezeigt und nur ein paar knappe Worte zur Steuerung fallen lassen, was ihrer Freundin jetzt nicht wirklich viel geholfen hatte, doch Etara war ruhig geblieben und hatte sich nichts anmerken lassen, denn Mallory war auch im Cockpit gewesen und hatte die beiden Chiss argwöhnisch im Auge behalten. Sie sollten dem älteren Menschen lieber keinen Grund geben, noch griesgrämiger zu werden. Also konzentrierte sich die Schmugglerin voll und ganz darauf, die „Annabell“ ordnungsgemäß in den Hyperraum zu bringen, prüfte gründlich und betont langsam alle Anzeigen und Werte und unterhielt sich kurz mit Sia´ku über die Leistung und den Energieverbrauch des Tarngenerators. Sie würden ihn sehr sparsam einsetzen müssen, er verschlang Energie wie ein Rancor Futter und hatte einige unangenehme Auswirkungen auf die Systeme, aber funktionierte. Etara würde ihn sich gerne später mal in Ruhe genauer ansehen, diese Technologie war hochinteressant, aber jetzt standen erst einmal andere Dinge an. Die junge Blauhäutige programmierte den Kurs ein, den Mallory ihr gegeben hatte, kontrollierte den Autopiloten dann noch einmal und trank einen Schluck Caf, bevor sie aufstand, um sich ein wenig die Beine zu vertreten und nach Spectre zu sehen, das Verhalten der anderen Frau gab Anlass zur Sorge und Etara wollte eine hässliche Szene unbedingt vermeiden. Sie waren wieder in der Arbeit und mussten sich entsprechend zusammenreißen. Und natürlich wollte Etara sicherstellen, dass es ihrer Freundin gut ging. Die Schmugglerin schlenderte demonstrativ ruhig den Korridor entlang, sie wollte nicht, dass jemand ihr die Sorge ansah. Sie musste erst einmal ein wenig suchen, bis sie Spectre endlich fand, die ehemalige Attentäterin saß zusammengekauert im Gang bei der Luftschleuse und starrte Löcher in den Boden. Etara wurde ein wenig langsamer, so hatte sie die andere Chiss schon einmal vorgefunden, etwas bedrückte sie ganz gewaltig und sie war in Gedanken versunken. Aber was belastete sie so? Etwas wegen Etara?
Die Antwort auf diese Frage lieferte die andere Frau selbst, niedergeschlagen erklärte sie, dass dies der Ort war, an dem sie damals auf ihrer Flucht vom IGD ihren Partner erschossen hatte. Alek, der Partner, der ihr etwas bedeutet hatte, jedenfalls soweit das möglich war. Wieder hier an Bord zu sein musste einige Erinnerungen und Gefühle in der jungen Chiss hochgespült haben, kein Wunder, dass sie sich so seltsam verhalten hatte. Spectre murmelte ihre Befürchtung, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie auch Etara erschießen würde, und sie verwies auf Mol, der ihre unangenehme Seite hatte kennenlernen müssen. Bekümmert schwieg die Scharfschützin und sah zu Boden, traurig und niedergeschlagen, dem Schicksal ergeben, fragte sie vorwurfsvoll, warum die anderen sie in solche Situationen brachten, offenbar glaubte sie, dass die Sache mit ihr und Etara nicht funktionieren konnte und stockend, unsicher und sich nervös umsehend meinte sie schlussendlich, dass sie ihr Verhältnis lieber jetzt beenden sollten und wandte sich von ihrer Freundin ab. Etara stand einen langen Moment schweigend und unsicher dar. Verdammt, was machte man in so einer Situation? Etara wollte nicht, dass sie sich trennten, und anders als Spectre glaubte sie auch nicht, dass die Lage so schlimm war, aber sie hatte keine Ahnung, wie sie das mitteilen sollte. Und wollte sie das überhaupt? Sie hatte auf Coruscant ja erlebt, dass die Chiss keine anderen neben sich duldete, und das war bis jetzt für Etara ganz normal gewesen, sich nicht nur an einen Partner zu binden. Und jetzt auf einmal sollte sie alles umstellen? Für eine Beziehung, die vielleicht wirklich nicht funktionieren konnte? Aber es war schön gewesen, immer, mit Spectre zusammen zu sein, und die andere Frau bedeutete ihr schon etwas. Doch wie viel? Etara würde nicht so weit gehen zu sagen, dass sie verliebt war, das klang in ihren Ohren nach Schulmädchen, die schmalzige Briefe an ihren Schwarm schrieben, und so jemand war sie nicht. Sie mochte Spectre, ja. Ohne Zweifel mehr als die vielen vor ihr. Wie sollte sie das nennen? Verflucht, das war wirklich alles so kompliziert geworden. Ein Teil von ihr wollte die andere Chiss an der Schulter packen, sie schütteln und sie anschreien, ihr ins Gesicht brüllen, dass sie mit dieser Jammerei aufhören sollte, ein anderer Teil wollte sie tröstend in den Arm nehmen, ihr übers Gesicht streicheln und ihr zuflüstern, dass alles in Ordnung war, und ein weiterer Teil wollte schreiend davonrennen und sich im nächsten Bordell in die Arme einer Twi´lek-Tänzerin retten. Schlussendlich gewann der Teil die Oberhand, der Spectre trösten und beruhigen wollte, und die Schmugglerin ging in die Hocke und tätschelte sanft den Kopf ihrer Freundin, lächelte ihr beruhigend zu und sprach mit freundlicher, leiser Stimme.
„Hey, sag doch so was nicht. Ich kann mir vorstellen, dass das alles für Dich ziemlich...Heilige Scheiße!“
Erst jetzt bemerkte die Chiss, dass sie nicht allein waren. Das wäre für sich genommen nicht allzu tragisch gewesen, wenn der stille Beobachter, der da im Türrahmen stand und sie aus schwarzen Augen anstarrte, nicht ein grauer, dürrer Zeitgenosse gewesen wäre, etwa 1,80 Meter groß und mit einem unverwechselbaren Kopf. Ein Yevethaner, ein leibhaftiger, verfluchter Yevethaner, hier! Etara hatte so einiges über diese blutrünstigen Mistviecher gehört, die im Koornacht-Sternhaufen lebten und eine Gesellschaft auf Blutopfern begründet hatten. Lange hatte diese Spezies in imperialer Sklaverei verdient, aber sämtliche Sympathie, die man deshalb für sie empfinden könnte, wurde von der Tatsache verdrängt, dass sie andere Spezies hassten wie die Pest und sie gerne massenhaft massakrierten. Etara hatte hauptsächlich Gerüchte gehört und dann vor einiger Zeit aus dem Sternhaufen geschmuggelte Aufnahmen gesehen, die zeigten, wie die Yevethaner vorgingen, wenn sie die Oberhand hatten. Selbst der hartgesottenen Kriminellen war angesichts der Holos übel geworden. Was machte einer von denen hier an Bord? Der erste Reflex der Chiss war es, einen ihrer Blaster zu ziehen und auf den Yevethaner zu richten, ihre roten Augen funkelten kalt und ihre Stimme war eisig.
„Keine verdammte Bewegung.“
Herrschte sie den Fremden an. Vielleicht hatte er sich an Bord geschlichen, um sie alle umzubringen? Ein yevethanischer Spion? Die Chiss wa bereit, abzudrücken, da erklangen Schritte hinter ihr und Mallory räusperte sich, der ältere Mensch klang ein wenig indigniert.
„Nehmen Sie die Waffe runter, Pateessa. Yevi gehört zu uns.“
Etara wollte ihren Ohren nicht glauben und behielt den Fremden im Auge, aber widerwillig senkte sie ihren Blaster, blieb aber angespannt.
„Yevi? Ernsthaft?“
Gab sie ungläubig zurück und funkelten den Fremden misstrauisch an.
„Hätte man uns vielleicht sagen können, dass wir einen von...denen an Bord haben.“
Murmelte sie kalt, was Mallory amüsant zu finden schien.
„Sie wissen, was Sie wissen müssen. Nun, die Gelegenheit ist gut, sich vorzustellen, nicht wahr? Das ist Yevi, er ist bereits seit einer Weile Mitglied der Familie und wird bei unserem Auftrag unter anderem als Übersetzer fungieren.“
Etara wölbte eine Augenbraue und starrte den Yevethaner an, der wie ein Skelett lächelte oder zumindest die Imitation eines Lächelns und dann seine Hände hoch, an denen sich, wie Etara wusste, ausfahrbare Klingen befanden.
„Ich würde Ihnen ja die Hand schütteln, aber...ungesund.“
Der Yevethaner hatte eine harte Stimme, und sein Basic war von einem starken Akzent geprägt. Etara hatte ein gutes Gespür für Stimmungen, konnte aber nicht wirklich einschätzen, ob der Yevethaner die Worte ernst meinte oder scherzte, und das ließ ihr Misstrauen nur noch weiter wachsen. Abweisend verschränkte die Schmugglerin die Arme vor dem Oberkörper.
„Ungesund, ja. Schön, dann...willkommen im Team. Ich bin Etara, das ist Spectre.“
Stellte sie sich und die andere Chiss knapp vor und nickte knapp. Mallory warf ihnen allen mahnende Blicke zu, was Etara mit einem kühlen Lächeln quittierte, ihre Stimme war ein wenig giftig.
„So, und wenn wir uns jetzt schon alle an den Händen halten, könnten wir vielleicht mal besprechen, was eigentlich unsere Mission ist.“
Ihr spitzer Tonfall schien Mallory kalt zu lassen, der ältere Mann nickte bloß.
„In der Tat, Pateessa. Folgen Sie mir in den Konferenzraum.“
Etara wölbte eine Augenbraue und folgte ihm dann, man versammelte sich in dem Konferenzraum um einen großen Holoprojektor. Alle waren anwesend und neugierig, was denn nun ihr Auftrag war. Mallory schwieg einen Moment und räusperte sich, dann aktivierte er den Holoprojektor und das Abbild eines großen Schiffes erschien. Etara beugte sich interessiert nach vorne und stieß einen leisen Pfiff aus. Ein echter Gigant, mit zwei seltsamen ringförmigen Vorrichtungen an den Seiten. Mallory steigerte die Spannung und vergrößerte die Darstellung.
„Das ist unser Ziel. Die „Subjugator“, ein altes, aber sehr leistungsfähiges Kriegsschiff, das der Black Sun in die Hände fiel, vom Imperium erobert wurde und sich nun unter der Kontrolle der Yevethaner befindet. Wie Sie vermutlich aus den HoloNews wissen, tobt im Koornacht-Sternhaufen ein massiver Aufstand, dort herrscht das reinste Chaos. Chaos, das die Black Sun zu nutzen gedenkt. An Bord der „Subjugator“ befindet sich ein Peilsender, der uns ihre Position verrät. Eine Information, die sehr viel wert ist, Imperium und Neue Republik werden dafür eine Menge Credits auf den Tisch legen. Jedoch hält die Batterie dieses Peilsenders nicht ewig. Wir werden in den Koornacht-Sternhaufen fliegen, die „Subjugator“ lokalisieren und die Batterie am Peilsender anbringen, dann verschwinden wir wieder. Jetzt verstehen Sie sicher auch, warum die „Annabell“ dafür notwendig ist. Irgendwelche Fragen?“
Etara legte nachdenklich eine Hand an ihr Kinn und betrachtete das Schiff.
„Wie kommen wir da nah genug ran? Selbst mit der Tarnung ist da die Hölle los.“
Mallory lächelte und deutete auf Yevi.
„Da kommt er ins Spiel. Mit seinen Kenntnissen der yevethanischen Sprache und Kultur werden wir die Schiffe der Aufständischen soweit möglich umgehen und den richtigen Moment abpassen.“
Yevi präsentierte ein weiteres Totenkopf-Grinsen, das Etara schaudern ließ, aber einen von denen an Bord zu haben konnte wirklich nützlich sein. Vorausgesetzt, er fraß sie nicht bei lebendigem Leib.
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