So, ich habe heute den ersten Kurzgeschichten-Band aus dem "The Witcher" - Universum fertig gelesen. Namentlich "Der letzte Wunsch" des polnischen Autors Andrzej Sapkowski. Genauer gesagt ist es der zweite Band, den der Autor verfasst hat, chronologisch spielt er aber offenbar vor dem zuerst geschriebenen Kurzgeschichten-Band "Das Schwert der Vorsehung", so jedenfalls mein Kenntnisstand.
Ich kannte die Witcher - Welt bisher vornehmlich durch das großartige "The Witcher III - Wild Hunt", was sicher nicht nur mir so geht (die Vorgänger habe ich ebenfalls nicht bzw. jeweils nur angespielt). Da mich das Spiel und die darin enthaltene Welt und die Charaktere interessieren und ich darüber, auch im Hinblick auf die kommende Serie, mehr wissen wollte, hab ich mich entschlossen, auch die Bücher zu lesen. Und dieser erste Band, "Der letzte Wunsch", hat mir in der Tat sehr gefallen.
Enthalten sind sechs Kurzgeschichten von jeweils ca. 40 oder 50 Seiten (einige sind etwas länger) und kurze Zwischenkapitel, welche wiederum eine Art Rahmenhandlung bilden. Besonders faszinierend finde ich, wie Sapkowski es geschafft hat, den Leser ohne großartige Exposition verständlich in die fiktive Welt einzuführen. Es gibt jetzt keinen Prolog oder dergleichen wo Charaktere, Orte etc. erstmal ausführlich vorgestellt werden, man wird direkt und ohne große Umschweife in die Abenteuer des Hexers Geralt von Riva hineinkatapultiert und entdeckt alles beim Lesen. Das funktioniert in der Tat gut, es dauert zu Beginn vielleicht ein wenig, doch ich denke, dass man sich auch ohne die Spiele (die auch nach den Büchern angesiedelt sind) recht schnell zurecht finden kann.
Die Geschichten selbst sind flüssig geschrieben und behandeln zunächst keine weltbewegenden Ereignisse - meist geht es um einen bestimmten Auftrag, dem Geralt jeweils nachgeht und der sich meistens, der Profession des Protagonisten entsprechend, um die Jagd nach einem bestimmten Monster dreht. Teilweise ist der Aufbau der Geschichten recht ähnlich ausgefallen (Suche nach Hinweisen etc. bis zum Endkampf), Spaß machen sie dennoch allesamt. Natürlich empfindet man bei größtenteils voneinander unabhängigen Einzel-Episoden manche als interessanter oder gelungener als andere, ich könnte aber von keiner der Geschichten sagen, dass ich sie langweilig oder uninteressant fand. Mir gefällt die Art und Weise, wie Sapkowski die Begebenheiten schildert und ich empfinde sie als sehr greifbar - ob Dialoge, ein ausgiebiges Festmahl oder Kämpfe gegen Monster oder auch menschliche Gegner, man kann sich alles recht bildlich vorstellen (und gerade was letztgenannten Aspekt betrifft, geht es dabei oft auch ziemlich rabiat und brutal zu). Die Erzählungen sind meistens mit witzigen Dialogen gespickt, haben aber sehr oft auch philosophische und moralische Aspekte, wodurch sie nicht nur unterhalten, sondern durchaus auch zum Nachdenken anregen.
Sehr schön ist auch, wie die bereits erwähnten Zwischenkapitel und die Kurzgeschichten an sich immer mehr ineinander greifen und in Bezug zueinander stehen. Ein besonderes Highlight ist hierbei, wie Geralt im vorletzten Zwischenkapitel andeutet, wie er die Zauberin Yennefer von Vengerberg, seine große Liebe, kennengelernt hat und sich die letzte und titelgebende Geschichte dann als eine Art Rückblick, der vor den übrigen Geschichten spielt, genau dieser Begebenheit widmet.
Mir hat es jedenfalls sehr gefallen, sodass ich das Buch denjenigen, die sich mit dem "The Witcher" - Universum befassen und tiefer in die Materie eintauchen wollen, guten Gewissens als Einstieg in die literarische Vorlage empfehlen kann. Ich bin auf meine Kosten gekommen und freue mich schon darauf, im nächsten Band weiterzulesen.