[Outer Rim | Braxant-Sektor | Sartinaynian-System | Bastion| Center | Tempel der Sith | Domäne der Wissenden | Trainingsraum ] Janus, Selura, Matthew, Jarael
Im Laufe seines Lebens hatte Janus gelernt, dass alle Lebewesen Hebel hatten, die man betätigen konnte, um sie in die gewünschte Richtung zu lenken. Für manche waren es Credits, das Versprechen von Reichtum oder zumindest der Sicherung des Lebensunterhalts, andere begehrten Macht und hofften auf Hilfe bei dem Versuch, sie zu erlangen, wieder andere suchten nach körperlichen Vergnügen und ließen sich mit Illusionen von Liebe und Zuneigung beeinflussen, und wieder andere hungerten nach Ruhm und Ansehen. Nicht selten vermischten sich diese Motive auch oder existierten parallel zueinander, ein ehrgeiziger imperialer Beamter beispielsweise, der den Posten seines Vorgesetzten einnehmen wollte und zugleich nach Möglichkeiten Ausschau hielt, sein Konto aufzubessern. Wenn man diese Hebel erst einmal identifiziert hatte, war es ein leichtes, sie zu nutzen, und Janus war ein Meister darin, selbst ohne die Macht besaß er eine profunde Menschenkenntnis. Manchmal genügte schon einige wenige Gespräche, um zu erkennen, was ein Lebewesen im innersten antrieb, was sie wollten und was sie bereit waren dafür zu tun. Jeder hatte Ambitionen und Träume und bestimmte Regeln, wie er sie erreichen wollte. Manche waren bereit, für ihre Pläne zu lügen, schreckten aber vor Gewalt zurück, andere hielten sich an feste moralische Grundsätze, die ihnen wichtiger waren. Eine fatale Schwäche, fand der schlanke Aristokrat. Wer wirklich aufsteigen und seine Umwelt nach seinen Vorstellungen formen wollte, der durfte keine Skrupel haben, keine Gewissensbisse und Ängste. Alles, was den eigenen Plänen nutze, war gut, alles, was ihnen im Weg stand, war schlecht, so einfach war das. Janus hatte für sich selbst diese Maxime gewählt und hielt sich daran. Natürlich war der Sith klug genug zu wissen, dass er dennoch nicht einfach tun und lassen konnte, was er wollte. Er konnte nicht einfach seine Jünger versammeln, eine Rebellion anzetteln und mit seinen Getreuen versuchen, den Thronsaal des Imperators zu stürmen, eben so wenig wie er schlicht jeden auf offener Straße töten konnte, der seine Ambitionen störte. Das Imperium, die Sith, ja im Grunde jede Gesellschaft und soziale Gruppe hatten Regeln, deren Verletzung streng sanktioniert wurde, wenn man denn bei ihrer Verletzung ertappt wurde. Also hielt sich der Halb-Echani zurück und arbeitete innerhalb des bestehenden Systems, achtete nach außen hin dessen Regeln und versuchte, keine unnötigen Probleme zu schaffen. Wenn er einen Rivalen liquidieren lassen konnte, ohne dass man ihm das nachweisen konnte, dann tat er es, wenn die Gefahr bestand, dass man ihn erwischen und seine Reputation darunter leiden würde, dann verzichtete er darauf und wartete auf eine bessere Gelegenheit. Pragmatismus war das oberste Gebot, verbunden mit Vorsicht und sorgfältiger Planung und nicht zuletzt. Janem Menari hatte versucht, sich mit offener Gewalt den Thron zu sichern, er hatte zu früh zu viel gewollt und als Resultat war der Chiss spektakulär gescheitert und Darth Allegious herrschte über das Imperium. Ein Versagen, das Janus nicht wiederholen wollte, seine Ideen waren weitaus subtiler und langfristiger angelegt. Tatsächlich kam es für ihn nicht einmal darauf an, am Ende auf dem Thron zu sitzen, sondern in der Position zu sein, um wirkliche Macht auszuüben, diskret und hinter den Kulissen. Ein schmales Lächeln legte sich auf das blasse Gesicht des Grafen und seine grünen Augen glommen in goldenem Glanz, erhellt von den Feuern seines Ehrgeizes und seines Strebens nach Macht. Stück für Stück würde er sich Einfluss sichern, ihm verpflichtete Lebewesen in Schlüsselpositionen platzieren und Allianzen schmieden, geduldig und vorsichtig, bis er die wahre Macht im Orden sein würde. Man musste zugeben, es war ein meisterhafter Plan, würdig eines Herrn der Dunklen Seite. Eine Partie Dejarik, gespielt von einem Meister.
Natürlich konnte kein so langfristig angelegtes Spiel Dejarik ohne Bauern gewonnen werden. Janus benötigte fähige und loyale, aber schlussendlich entbehrliche Diener, die seine Augen und Ohren und wenn nötig seine Faust waren. Zu diesem Zweck hatte er zahlreiche Jünger rekrutiert und an sich gebunden, eine geheime Armee, die einzig und allein ihm zum Gehorsam verpflichtet war und wusste, dass ihr Aufstieg untrennbar mit dem ihres Herrn verknüpft war. Jarael, die ihm hier im Beobachtungsraum Gesellschaft leistete, besaß das Potential, Teil dieser Armee zu werden, vielleicht sogar mehr, und so zeigte sich der Vollstrecker gegenüber der rothaarigen Priesterin großzügig und gewährte ihre Bitte. Ihre Besitztümer waren ihr wichtig und ihre Freude darüber, sie wieder zu erhalten, deutlich in der Macht zu spüren, ja sie lächelte sogar erleichtert und froh, bevor sie sich formell vor Janus verbeugte. Nur kurz waren ihre Gefühle offen zu Tage getreten, als sich die junge Frau wieder erhob, war die Kontrolle wiederhergestellt. Dennoch, der Graf wusste nun, was ihr wichtig war, ihre Besitztümer waren für sie mehr als bloße Gegenstände, sie waren Teil ihrer Identität als geehrte und gefürchtete Geweihte ihrer Göttin. Wer auch immer diese Objekte besaß, hatte auch Macht über die Vahla, eine wertvolle Information. Janus machte sich keine Illusionen, diese Priesterin diente in erster Linie ihrem Volk und dann sich selbst. Solange er für sie nützlich war, würde sie ihm gewiss gehorchen, doch damit war das Maximum ihrer Loyalität erreicht. Aber das war kein Problem für den Vollstrecker, im Gegenteil. Er wusste um die Risiken. Wer jemanden zum Diener auserwählte, der musste damit rechnen, dass sich dieser Diener eines Tages gegen ihn wenden würde, doch solange die Vorteile für den Diener überwogen, hatte dieser keinen Grund zum Verrat und würde folgen. Janus hatte viel zu bieten, Macht, Einfluss, Wissen und Förderung, und Jarael war gewiss klug genug, das zu erkennen. Und so schreckte den schlanken Aristokraten ihr raubtierhaftes Lächeln nicht, als sie seine Frage beantworte und ihre Apotheose als reinigendes Feuer beschrieb, bei dem ihre alte Identität zu Asche geworden war, Asche, aus der sie sich erhoben hatte, neu und rein. Ja, sie diente einzig ihrer Göttin und ihrem Volk, und sie war stolz auf diese Rolle, daran gab es keinen Zweifel. Höflich bedankte sich Jarael für seine Großzügigkeit und mit einem mysteriösen Blick, den selbst Janus nicht mit Sicherheit zu deuten wusste, verkündete sie leise, dass sie dieses Geschenk nicht vergessen würde. Nachdenklich betrachtete der Vollstrecker diese bemerkenswerte junge Frau, ein dünnes, wissendes Lächeln auf den Lippen. Seine Haltung strahlte Ruhe und Autorität aus, als er langsam, geradezu feierlich nickte. Die Stimme des Grafen war nicht laut und dennoch transportierte sie große Macht, lenkte alle Aufmerksamkeit auf ihn, als er sprach und dabei die Augen schloss, versonnen lächelte er.
„Wiedergeboren aus Feuer und Asche...ja, ich kann es sehen. Und was noch wichtiger ist, ich kann es fühlen. Die Dunkle Seite ist stark in Euch, Jarael, sie folgt Euch auf jedem Schritt und bringt Ehrfurcht denen, die Euch und Vahl ehren...und Tod jenen, die es nicht tun. Unter der richtigen Anleitung habt Ihr das Potential, eine mächtige Sith zu werden und Eurer Göttin und Eurem Volk zu dienen, wie es niemand anderem vergönnt ist. Euch wird eine große Ehre zuteil. Seid Euch dessen bewusst.“
Der Vollstrecker öffnete seine Augen und kam näher, langsam und feierlich, und als er vor der Vahla stand, legte er seine Hand auf ihre Schulter und suchte ihren Blick. Eindringlich redete er auf sie ein, geradezu beschwörend, seine grünen Augen wichen nicht eine Sekunde zur Seite.
„Der Tempel der Sith ist ein Ort, an dem Leben enden und beginnen. Als ich zum ersten Mal diese Hallen betrat, empfing mich der Wächter des Ordens. Er sah einen von vielen, einen hoffnungsvollen, ehrgeizigen jungen Mann, der ein Jünger werden wollte wie unzählige andere. Und so prüfte er mich. Unter seinen Machtblitzen, unter der reinen Energie der Dunklen Seite, wurde alles ausgebrannt, was einst meine Existenz gewesen war. Der Schmerz, die Demütigung, sie waren notwendig, denn indem ich sie ertrug und aus ihnen Stärke gewann, bewies ich meinen Wert. Andere wären gestorben oder für unwürdig befunden worden, aber nicht ich. Und in Euch, Jarael...in Euch sehe ich die selbe Stärke wie bei mir an diesem schicksalhaften Tag. Enttäuscht mich nicht. Enttäuscht Euch selbst nicht.“
Damit trat der Sith wieder einen Schritt zurück, drehte sich um und stellte sich ans Sichtfenster, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Jarael folgte ihm und betrachtete neugierig das Geschehen im Trainingsraum unter ihnen und Janus konnte fühlen, wie sie versuchte, die Ereignisse einzuordnen und zu verstehen. Als sie nach kurzem Zögern fragte, wer dort unten geprüft wurde und wie diese Prüfung ablief, gestattete sich der Graf ein mysteriöses Lächeln, er blickte weiterhin hinunter zu seinen Schüler und schwieg eine Weile, bevor er antwortete.
„Ich. Ich werde dort unten geprüft, denn die Lebewesen, die gegen die Droiden und Hindernisse antreten, sind meine Schüler. Sie sind Werkzeuge meines Willens, Erweiterungen meiner selbst. Ich habe sie ausgebildet, trainiert, gelehrt, geformt. Ihr Erfolg ist mein Erfolg, ihr Scheitern mein Scheitern. Seht gut hin, Jarael. Ein Sith zu sein bedeutet, vor keiner Herausforderung zurückzuschrecken. Meine Schüler müssen beweisen, dass sie kämpfen können, aber auch, dass sie weise genug sind, Probleme nicht nur mit dem Lichtschwert zu lösen. Das übrigens nicht mehr funktioniert.“
Gab Janus erst ernst und dann in einem Hauch trockenen Humors zurück. Aufmerksam verfolgt er die Fortschritte seiner Schüler, da trat Marava, seine Assistentin, diskret zu ihnen, räusperte sich und reichte dem Vollstrecker ein Datapad, das dieser dankend entgegennahm und beiläufig betrachtete. Einer seiner nützlichen Diener, ein Beamter in der Einreisebehörde von Bastion, hatte die Aufgabe, ihn zu informieren, falls bestimmte Namen in den Computern auftauchten, und dieser Name stand auf der Liste. Zoey Liviana, die Schüler seines Verbündeten Saphenus. Sie war hier, auf Bastion, mittlerweile in einem Hotel eingecheckt, wie sorgfältig verborgene Nachforschungen ergeben hatten. Prompt konzentrierte sich Janus, schloss die Augen und versenkte sich ganz in der Macht, suchte nach ihrer bekannten Präsenz. Keine leichte Aufgabe, aber sie verbarg ihre Aura nicht und...da! Sanft berührte er den Geist der Archäologin und zog sich dann zurück, tippte den Befehl, sie in den Tempel einzuladen und zum Trainingsraum zu eskortieren, in das Datapad, und reichte es dann wieder seiner Assistentin, die seine Anweisungen sofort in die Tat umsetzte. Das versprach, ein interessantes Wiedersehen zu werden.
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