[Coruscant - hoher Orbit – ISD Avenger – Tagesbüro des Admirals] Alynn und Elysa
Die Antwort der Commodore viel wesentlich kürzer aus, als Elysa vermutet hätte und doch konnte sie im Inhalt einige Punkte wieder finden, mit denen sie übereinstimmte.
„Coruscant ist ein Geschwür. Die Praktiken und Vorgehensweise der Administration, der Sith als auch einiger Offiziere auf Coruscant dürfen nicht zum Vorbild für andere Welten werden. Deshalb darf Coruscant kein Erfolg werden.“
Coruscant musste fallen. Ein Entschluss, zu dem sie schon vor einiger Zeit gekommen war, ihr Ziel war nichts als eine Vision, eine Vision, die sie mit Männern wie Needa oder Kratas teilte. Ein ehrenhaftes, erstrebenswertes Imperium. Die Realität war weit davon entfernt, dennoch konnte man solche Veränderungen nur von Innen heraus erwirken.
„Das Dilemma dabei ist, dass es so viele Ressourcen verschwendet, und mit jeder Widerstandsgruppe, mit jedem Zeichen der öffentlichen Auflehnung, werden mehr Truppen zur Unterdrückung der selbstkreierten Probleme eingeschifft. Truppen die wir an anderer Stelle dringender benötigen, doch niemand scheint dazu bereit zu sein Coruscant aufzugeben.“
Die Strategie des Imperiums war schlichtweg, dass man nicht bereit war etwas aufzugeben, dass man eingenommen hatte, da es – in den Augen entsprechender Offiziere - ein offensichtliches Eingeständnis von Schwäche wäre. Somit also konsolidierte man die imperialen Streitkräfte nicht für einen Gegenangriff, sondern klammerte sich weiterhin an die Territorien die man hatte. Selbst die kritische Stimme von Fleet Admiral Fuller und die mitunter düsteren Prognosen des FNDs für die nahe Zukunft konnten keine entscheidenden Verschiebungen von Flottenverbänden an die Front bewirken. Es war zu wenig, zu spät.
„Und alles nur, weil Coruscant ein Symbol für die Republik ist. Es war Jahrtausende lang das Zentrum der Galaxie und der Gedanke, wer Coruscant beherrscht, der beherrscht die gesamte Galaxie, besteht noch immer. Dabei ist es vom militärischen Standpunkt ausgesehen ein Monstrum, sowohl für die Logistik, als auch allen Soldaten die dort unten zum Dienst verpflichtet sind. Es ist eine andere Art eines Aufreibungskrieges, aber genau das passiert hier. Wir ketten uns an Coruscant und verdammen uns zur Inaktivität, weil niemand, der die Entscheidung treffen könnte, dieses Geschwür zu amputieren, bereit ist es zu tun. Stattdessen werfen wir mehr und mehr Ressourcen in den Rachen der Bestie.“
Offiziere einer Nation im Krieg hatten keine Befugnisse die Entscheidungen ihrer Vorgesetzten öffentlich anzugreifen. Elysa hatte ihre Meinung, dass man entschiedener und insbesondere Offensiv vorgehen müsse, mehrfach ins Oberkommando eingebracht und auch wenn sie mit dieser Meinung nicht mehr alleine dastand, bewirkte es nichts.
„Ich stimme dir zu, dass Coruscant einen gewissen Einfluss, insbesondere wirtschaftlicher Natur, auf umliegende Systeme hat, und eine Destabilisierung des Kerns nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich ist. Dies trifft aber auf viele Szenarien bezüglich Coruscants zu. Sollte der Widerstand selbstständig das Imperium vertreiben können, würden sich insbesondere weitere erst kürzlich ins Imperium integrierte Welten, welche mit der planetaren Verwaltung nicht zufrieden sind, dazu ermutigt sehen, dem Beispiel zu folgen. Eine Befreiung durch republikanische Flottenverbände würde implizieren, dass wir nicht die Stärke haben zu halten, was wir haben. Eine Implikation, welche sich seit dem Fall Denons und dem Vormarsch der Republik entlang des Corellian Run immer weiter in den Vordergrund drängt. Wie man es dreht und wendet, kann ich Coruscant für den Moment nichts Positives abgewinnen.“
Dennoch erfüllte sie ihre Pflicht dieses einst so strahlende Juwel zu schützen so gut sie konnte. Elysa musste schlicht das Spiel spielen, bis sie die Veränderungen, die sie für notwendig sah, anstoßen und ermutigen konnte. Und dafür brauchte sie eine hervorragende Reputation. Vielleicht nicht makellos, aber doch als respektable Flottenkommandantin. Bisher sprachen ihre Erfolge bei Bastion für sie, dennoch hatte sie noch keine größere Schlacht gegen die Republik geschlagen. Ein Umstand, der sich zwangsläufig ändern musste, wenn sie das Gehör von Fyrestone und Co. Einfordern wollte.
„Das Imperium wird von zu vielen inneren und äußeren Problemen zerrissen, doch wenn wir uns der Äußeren nicht zuerst entledigen, oder zumindest eine Atempause erwirken, wird jegliches adressieren solcher inneren Probleme wie korrupte oder ineffiziente Verwaltungen vergebens sein. Die Republik ist weiterhin auf dem Vormarsch. Die nächsten, wahrscheinlichsten Ziele wären Kuat, Rendili oder Corellia. Ich persönlich gehe von Corellia aus, da es direkt auf ihrer Marschroute entlang des Corellian Run liegt. Die dritte Flotte unter Admiral Chevron ist mit der Verteidigung vertraut, unsere eigenen Flottenbewegungen Richtung Corellia sind dennoch nur spärlich. Stattdessen hat man Teile der dritten Flotte sogar nach Rendili entsandt, um dort die lokalen Kampfgruppen zu verstärken.“
Rendili war sicherlich nicht unwichtig und auf dem Papier konnte man es sicherlich rechtfertigen. In der Realität entblößte man Corellia damit zu einem denkbar ungüstigen Zeitpunkt.
„Ich halte das für eine fahrlässige Fehleinschätzung und das ist auch der Punkt an dem ich mich gezwungen sehe anzusetzen.“
Elysa atmete einmal nachdenklich ein und wieder aus, bevor sie ihre Gegenüber wieder fixierte.
„Ich erwarte Admiral Sharper bald von Manöver zurück, und gedenke dann mit meinem Geschwader ebenfalls Manöver durchzuführen, um die Kampfkraft meiner Einheiten zu erhalten und zu fördern. Sharper wird das begrüßen und genehmigen. Was er nicht weiß ist, dass ich gedenke mein Geschwader in den Corellia-Sektor zu führen, um dort extensive Übungen, womöglich in Zusammenarbeit mit der dritten Flotte abzuhalten. Ich bezweifle, dass Admiral Sharper mich zurückrufen wird, wenn ich erst dort bin. Er wird wahrscheinlich offiziell protestieren, es aber insgeheim durchaus begrüßen, da er im Gegensatz zu Cornell keinen fünf Lotsen, drei astrographische Fixpunkte und Annäherungssensorik braucht um sein eigenes Hinterteil zu finden.“
Nein, von Sharpers Seite aus erwartete sie nicht wirklich Probleme, nur würde er sich soweit absichern, dass im Falle eines Versagens ihrerseits, keine Schuld auf ihn fiel. Eine Methodik, die sich zahlreiche hochrangige Offiziere angeeignet hatten.
„Ich will mein Geschwader aber noch verstärkt sehen, die Kräfteanalyse des FNDs sieht nicht gut aus, und ich vermute, dass jedes Schiff gebraucht wird. Daher wirst du dich mit der Viper nach Kuat begeben und dort das Kommando über die Accuser oder die Vengeance übernehmen und dich mit der zugeteilten Schlachtgruppe ebenfalls in den corellianischen Sektor begeben. Admiral Kohaku wird die entsprechenden Befehle zur Verfügung stellen. Es ist durchaus möglich, dass du frische und unerfahrene Einheiten zur Seite gestellt bekommst, sollte das der Fall sein erwarte ich von dir, dass die Kampfgruppe innerhalb kurzer Zeit perfekt aufeinander eingespielt ist und als Einheit agiert.“
Damit sollte die Frage, über Alynns Zukunft auch beantwortet sein. Elysa vertraute auf die Fähigkeiten der Rothaarigen, ebenso auf ihre Integrität und die Effizienz ihres Handelns.
„Ich stimme dir zu, dass der innere Verfall des Imperiums gestoppt werden muss, für den Moment brauchen wir aber erst einmal Platz um Atmen zu können. Der republikanische Vormarsch muss gestoppt werden. Danach kann man sich der internen Probleme annehmen.“
Dass die Corellianerin bereits weitere, drastischere Pläne ausgearbeitet hatte, um dies zu bewerkstelligen behielt sie vorerst für sich. Sollte etwas schief gehen, konnte man nur eine Verantwortliche dafür finden. Vice Admiral Elysa Nerethin. Vielleicht würde dann Alynn ihr Werk fortführen, so wie sie dies von Nereus Kratas fortführte, welcher diese Bürde einst von Needa übernommen hatte.
„Bevor die Viper aufbricht, möchte ich aber einen vollständigen, schriftlichen Bericht über deine Aktivitäten auf Coruscant.“
In die Archive würde sie diesen nicht einlisten, dennoch wäre es interessant zu erfahren, was Alynn aufgedeckt hatte, welches Schlangennest Coruscant wirklich war unter der glitzernden Oberfläche.
[Coruscant - hoher Orbit – ISD Avenger – Tagesbüro des Admirals] Alynn und Elysa