Dubrillion - Crystall City - Restaurant - Gouverneur Prada, Mr. Zhystone
Als Kind hatte Agustin nicht viel. Anders als seine damaligen Kollegen in der Schule und später in der Akademie, waren seine Eltern alles andere als wohlhabend und über Jahre hinweg sehr hoch verschuldet. In einer solchen Gesellschaft, wie es das Imperium gewesen ist, bedeutete der Status eine Menge, vor allem auf Agustin's Heimat, der Thronwelt Bastion. Er war seine gesamte Kindheit umgeben von Söhnen und Töchtern von hochrangigen Militärs, Verwaltern, steinreichen Unternehmern und sogar Mitgliedern des Sith-Ordens gewesen. Sie alle mussten sich keine Gedanken darüber machen, was sie Abends essen sollten, wie lange ihre Mütter dem enormen Stress noch standhalten würden und ob die Zukunft für sie überhaupt irgendwelche Aussichten bot. Nur durch seine Leistungen konnte Agustin Prada über all die Jahre hinweg mit diesen Leuten mithalten, es war ein jahrelanger Kampf gegen die Umstände und Probleme, die ihm das Leben von mal zu mal entgegengeworfen hatte. Was also blieb dem jungen Mann also übrig, außer alles ins Rennen zu werfen, was er zu bieten hatte und all die negative Energie in bloßen Ehrgeiz umzuwandeln? Trotz aller Umstände schaffte es Agustin, in der Akademie der Imperialen Verwaltung auf sich aufmerksam zu machen und die Konkurrenz permanent zu überbieten. Er fand seinen Weg in eine Liga, in der die ganz Großen spielten und er stieg in dieser immer weiter auf. Seinen Weg pflasterten Leichen, zwielichtige Geschäfte mit noch weitaus mehr zwielichtigen Partnern. Aus dem armen Jungen aus den Vierteln der Unterklasse von Bastion Center wurde ein einflussreicher Gouverneur, der ab dem Moment, von dem an er das Zepter übernommen hatte, jedes erdenkliche Risiko einging, um Erfolge zu verbuchen. Kriege, krumme Deals und - offenkundig gesagt - schwere Verbrechen waren ihm nur allzu Recht um nicht nur die vorher eher unbedeutende Welt Dubrillion, sondern auch in erster Linie sich selbst voranzubringen und einen Sieg nach dem anderen davonzutragen. Damals, als er zusammen mit Frank Clanton während der Friedensverhandlungen auf Umbara gewesen ist, drohte alles zusammenzubrechen und in sich zu kollabieren. Sonst immer freundliche und zuvorkommende Geschöpfe haben die Chance ergriffen, sich durch seine Taten selbst zu profilieren und ihn unter enormen Druck gebracht. Wo auch immer sie nun verweilten, ob in der Hölle oder im Paradies, haben ihre Bemühungen doch nicht gereicht, um Agustin um all das zu bringen, was er sich seit seiner Kindheit aufgebaut hatte. Er ging besagten Weg unbeschwert weiter und belohnte sich mit einem Erfolg nach dem anderen. Er ist zu einem angesehenen Kriegshelden während der Aufstände im dubrillianischen Süden geworden und hat seiner Welt eine wirtschaftliche Position verschafft, die für sich sprach und von der vorher niemand auch nur zu träumen gewagt hätte. Er hatte mächtige Verbündete in der Unterwelt gewonnen, die wie gefährliche Raubtiere lauerten und jederzeit dazu bereit waren, zu zuschnappen und seine Gegner verschwinden zu lassen.
Unterm Strich hat er mit noch nicht einmal fünfzig Jahren mehr erreicht, als ihm jemals zugetraut worden ist und doch war sein Aufstieg noch lange nicht vorüber. Der Aufstieg hatte gerade erst begonnen.
"Mister Zhystone, wie schön es doch ist, Sie wieder persönlich zu treffen. Ich hoffe, Sie haben sich in ihrem neuen Amt bereits eingefunden, denn es wartet eine Menge Arbeit auf uns Beide."
Matt Zhystone war ein Mann von etwa vierzig Jahren, schlank gebaut und recht gutaussehend. Seit wenigen Wochen oblag ihm die Kontrolle über sämtliche Prozesse des globalen Rohstoffgeschäfts, dementsprechend konnte man durchaus davon sprechen, dass es sich bei ihm um einen der drei mächtigsten Männer des Planeten gehandelt hat. Vor seiner Beförderung hatte er als Organisator und Geschäftsleiter im dubrillianischen Süden auf sich aufmerksam gemacht und war einer der Drahtzieher des Aufstiegs von Dubrillion. Nach der Beseitigung der Oligarchen der Vereinigten Dubrillianischen Konzerne benötigte es Männer wie ihn, um den Kurs nach vorne zu halten, also war Agustin's Wahl für diese hohe Position relativ leicht gefällt. Der nette Nebeneffekt an der gesamten Geschichte war, dass Mister Zhystone dem Gouverneur zu jeder Zeit ergiebig sein würde und alles in seiner Macht stehende tun würde, um ihn zu unterstützen. Er hatte Gouverneur Prada seine gesamte Karriere zu verdanken, was für den Verwalter von großem Nutzen gewesen ist.
Die beiden Männer schüttelten sich kurz die Hände und nahmen zügig Platz. Keiner von beiden hatte wohl noch gestern daran gedacht, sich heute Nachts in diesem Lokal inkognito treffen zu müssen und über solcherlei Angelegenheiten zu sprechen, wie auf die Agustin gleich ohne große Umschweife zu sprechen kommen würde.
"Die Freude ist ganz meinerseits, Euer Exzellenz. Der Uhrzeit, der Lokalität und den Umständen diesem Treffen nach zu urteilen, handelt es sich um wichtige Geschäfte."
Der Gouverneur lachte kurz und blickte lächelnd aus dem verdunkelten Fenster hinaus auf den kuppelartigen Stadtkomplex von Crystall City, mit samt den tropischen Wäldern an dessen Grund.
"Nennen sie es wie sie wohlen, mein werter Freund."
Er lehnte sich leicht zurück und blickte einige Sekunden in das fragende Gesicht seines Gegenüber. Das Lokal war komplett leer und wurde für das Treffen von den Mitarbeitern des Gouverneurs im Geheimen präpariert. Außer einer Leuchte über dem mittigen, runden Springbrunnenbecken mit etwa fünf Meter Durchmesser, war es komplett dunkel. Das Wasser des Beckens reflektierte den Lichteinfall in seinen schäumenden Schwingungen und sorgte für einen extravaganten Anblick.
"Ich nehme an, Sie verwalten sämtliche Zahlen und Bilanzen der dubrillianischen verstaatlichten Rohstoffunternehmen. Außer ihnen weiß über diese niemand Bescheid, richtig?"
"Die Zahlen obliegen der Geheimhaltung und ihm Umgang mit ihnen verfahre ich äußerst diskret, euer Exzellenz. Was auch immer Sie von mir verlangen, ich werde einen Weg finden."
Zufrieden lächelte Agustin erneut. Bedingungslose Loyalität und Ergiebigkeit war ein doch so wertvolles Gut.
"Was ich von Ihnen verlange, ist weniger ein Verlangen von mir und doch von größerer Bedeutung, als es ein jedes Verlangen von meiner Person aus sein könnte. Ich hoffe, Sie können mir hier halbwegs folgen, Mister Zhystone. Ich versuche, es knapp zu formulieren: Ab nächster Woche, in sechs Tagen also, werden dreißig Prozent unserer abgebauten fossilen Rohstoffe und Quadaniumerze über einen geheimen Umschlagplatz über ein streng bewachtes Konvoi von Frachtern an einen uns noch nicht bekannten Ort, fernab von Dubrillion und dem Mytho-Sektor transportiert. Die logistische Organisation obliegt nicht uns, doch werde ich morgen den zentralen Hafen der südlichen Quadranten auf unbestimmte Zeit sperren lassen. Sie werden dafür Sorge tragen, dass nichts von all dem in den Zahlen stehen und der Transport der Güter zum Hafen glatt verlaufen wird. Machen sie ihre engsten Mitarbeiter nur mit den aller nötigsten Details vertraut. Nur so viel kann ich ihnen sagen: Nicht nur ich, sondern Personen an der absoluten Spitze des Imperiums setzen auf Sie. Enttäuschen Sie diese Personen nicht."
Agustin beugte sich leicht vor und spürte förmlich, wie sehr es innerhalb seines Gesprächspartners arbeitete. Was er diesem hier abverlangte, war kolossal, geradezu ungeheuerlich. Schließlich nickte Matt Zhystone.
"Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dem von ihnen Gesagten Folge zu leisten. Ich werde mich noch in dieser Nacht an die Arbeit machen und schon morgen werden die Arbeiten auf Hochtouren laufen."
Zum Abschied schüttelten sich beide Männer erneut die Hände.
"Ich reise nun in die Hauptstadt zurück. Wir werden voneinander hören, Mister Zhystone."
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